[119] Auf Jungfraw Elisabeth Mehlmanns vnverhoften/ doch seeligen abscheid:

Wir armen sterblichen/ was haben wir zu hoffen
Für frewd' in dieser welt/ die gäntzlich ist ersoffen
In falschheit vnd betrug? was für ergötzligkeit
Läst vns geschminckte lieb' in dieser bösen zeit?
Die welt/ vnnd was sie thut/ ist eitel/ bös vnd nichtig/
Das leid ist übergross/ die frewde klein' vnd flüchtig
Mit rewe zu gericht: ja jhre konst vnd gonst/
Vnd was sie liebe nennt/ ist nur ein blawer donst.
Sie füsset ohne stab mit finsternis vmbgeben:
Sie tappet ohne liecht: sie lebet ohne leben
Vnd stirbet ohne tod/ (nach dieses todes noth
Den wir Gott schüldig seyn) mehr als einn dupeln tod.
Drümb wohl dem/ der allhier/ weil noch sein leben blühet/
An seinen tod gedenckt/ vnd auf das ende siehet/
Wie diese tugendblum'/ als die wir nu zur ruh'
Aus vielem vngemach' vnd leid begleiten nu.
Wer hätte nicht vermeint/ man würde sie begleiten/
Dahin wo lieb' vnd frewd' in's ehbett' eilend schreiten?
Noch war es weit gefehlt! jhr hochzeitlicher saal
Würd' jhr ein thränen-haus; jhr hochzeit-mal zur qual;
Ihr leiden war jhr lieb; beliebnis/ jhr betrübnis:
Ihr jawort war jhr mord; verlöbnis/ jhr begräbnis:
Ihr zuschlag war der schlag/ den jhr ans hertze gab
Der tod/ jhr aufgeboth; die morgen-gab'/ jhr grab
Ihr hochzeit-kleid/ jhr leid; die brautschaal'/ jhre zehren
Ihr reyen/ rew vnd angst/ samt allerley beschweeren
Ihr säiten-spiel/ jhr ziel; der tod/ jhr ehren-tantz
Doch blieb ein keusches hertz'/ vnd zucht jhr ehrenkrantz.
Das alles macht der tod. Ihr leid ist nu verkehret/
In frewde die kein mensch mit ohren hat erhöret/
Vnd die kein aug' erblickt: das himmelische lamm
Welchs tod war/ vnnd nu lebt/ ist nun jhr bräutigam.
Mit dem sie sich allhier im glauben zuverloben
Nicht vnterlassen hat. Der hat sie nun erhoben:
Nach dem verlangte sie. Ich bin/ sprach sie/ bereitt/
Die glaubens-lampe brennt/ der bräutgam ist nicht weit/
Der mich von hinnen hohlt: er wird mir trewlich halten/
Der mahlschatz treugt mich nicht: es kan auch nicht erkalten
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Die lieb' aus deren kraft er mich geruffen hat
Er ist der trewe Gott: sein Wort ist raht vnd that.
Wol denn/ o edle seel'/ o wol/ jhr lebt in frewden/
Die gross vnd ewig seyn/ nach diesem kürtzen leiden:
Ewr ist nun ewig rath: ewr trawren ist gestillt:
Ewr klagen höret auff: ewr' hoffnung ist erfüllt.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Trauergedichte. Auf Jungfraw Elisabeth Mehlmanns abscheid. Auf Jungfraw Elisabeth Mehlmanns abscheid. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7AD6-9