Johann Nikolaus Pfitzer
Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz-Schwartzkünstlers Johannis Fausti

Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende

deß viel-berüchtigten Ertz-Schwartzkünstlers


Johannis Fausti,

Erstlich, vor vielen Jahren, fleissig beschrieben,

von

Georg Rudolph Widmann;

Ietzo, aufs neue übersehen, und so wol mit neuen Erinnerungen, als nachdencklichen Fragen und Geschichten, der heutigen bösen Welt, zur

Warnung, vermehret,

Durch


Ch. Nicolaum Pfitzerum,

Med. Doct.


Nebst vorangefügtem Bericht,

Conradi Wolff: Platzii,

weiland der heiligen Schrifft Doctorens, von

der greulichen Zauberey-Sünde;

und einem Anhange, von den Lapponischen Wahrsager-Pauken, wie auch sonst etlichen zaubrischen Geschichten.

[3] Vorrede
an den günstigen Leser.

Mir zweiffelt gar nicht, freundlicher lieber Leser, es werden sich deren nicht wenige finden lassen, die dieses Buch, von D. Fausti gottlosen ärgerlichen Leben und Wandel, welches doch mit grossem Fleiß, Mühe und Arbeit, als dem rechten Original gemäß, ist zuwegen gebracht worden, ihrem frühzeitigen judicio und verkehrtem Verstand nach, straffen, und auf andere Meinung ziehen und deuten werden, nach jetzigem Welt-Brauch, indeme sie vielleicht vorgeben und sagen mögen, man hätte solche Histori, von wegen der Jugend, die hieraus etwan Böses ziehen und sich ärgern möchte, wol unterlassen können.

Nun ists nicht ohne, daß man, dem Sprüchwort nach, den Teuffel nicht über die Thüre mahlen, oder ihm sonsten Ursach geben soll; denn er für sich selbst gerne bey und um uns zu wohnen, und uns in alle Sünde, Schand und Laster einzuführen, begehret, also, daß wir vielmehr vor dem Teuffel und allen so ihm anhängig und zu gehörig, fliehen sollen, sonderlich so wir uns, wie es doch stündlich geschehen soll, erinnern wollen, wie wir in der H. Tauffe dem Teuffel, all seinem Anhang und Wercken, durch die Wiedergeburt deß Heiligen Geistes, renunciiret und abgesagt haben: Welches denn D. Faustus gantz und gar in Vergessenheit gestellet, und fahren hat lassen.

Derohalben ich dieser Meinung nicht bin, daß ich hiedurch und hiemit eine Anreitzung zur Schwartzenkunst geben wolle, vielmehr aber das Wiederspiel dar zu legen begehre; damit männiglich möge treulich gewarnet und ermahnet werden, [3] sich für dergleichen Nachstellungen und Stricken deß Teuffels um so viel besser vorzusehen, und zu hüten.

Denn kan er die Gottsfürchtigen, auf Gottes Zulassung, hindergehen und bezaubern, massen die Exempel ins künfftige weisen werden, wie vielmehr wird er sich unterstehen, sich an die Unglaubige und Wankelmütige zu machen, dieselbe zu verführen, weiln er doch Tag und Nacht, deß Apostels Petri Worten nach, seiner 1. Epist. im 5. herum gehet, wie ein brüllender Löw, zu suchen, welchen er möge verschlingen: mit welchen Worten denn eben der Apostel, sonderlich mit seinem beygefügten, Seyd nüchtern und wachet, nicht allein die Unglaubigen, sondern auch andere glaubige Christen-Hertzen treulich will erinnert und vätterlich ermahnet haben, sich ja fleissig und augenblicklich vorzusehen, damit sie der schlaue und zugleich unverdrossene Geist nicht zu Fall bringen, und in seine Stricke, ja in das ewige Verderben führen, und stürtzen möge.

Unter vielen Listen und Tücken aber; mit welchen der verdamte Geist dem Menschen nachstellet, ist die Zauberey, und so genante Hexerey, nicht der geringsten eine. Denn der Teuffel, welcher sich auch in einen Engel deß Liechts gar meisterlich verstellen kan, locket durch solche die Leute zu sich, verspricht ihnen, so sie sich ihme mit Leib und Seele ergeben wollen, Kunst, Geschicklichkeit, Ehre und Ansehen, Reichtum und allerley zeitliche Freude, Wollust und Kurtzweil, zu verschaffen: welches er ihnen auch bisweilen leistet, aber letzlich müssen sie es theuer genug bezahlen, in dem er sie, nach einer offt nicht gar langen Geniessung solcher Wollüsten, in die ewigwährende Höllen-pein versetzet.

Daß aber Zauberey seye, ist nicht nur aus der Heyden, bey welchen sie vorzeiten gar gemeine gewesen, (als, da Protheus, deß Iapeti Sohn, sich durch Zauberey in alle Gestalten verwandeln können: Gyges der Zauberer, hat sich können unsichtbar machen: Cynops ein Zauberer, hat dem Evangelisten Johanni in der Insul Pathmo widerstanden: item Moses Cretensis, die Circe, die Medea, und viel andere) hinterlassenen Schrifften, sondern auch aus der H. Schrift, welche der H. Geist selbst hat aufzeichnen lassen, bekandt und offenbar. [4] Denn es wird daselbst gedacht der Warsager, die Pharao hat lassen beruffen, ihm seine Träume auszudeuten, Genes. 14. v. 8. der Zauberer in Egypten, die dem Mosi seine Wunder durch ihre Beschwerungen haben nachgethan, Exod. 7. 11. 22. Ferner wird gedacht deß Bileams, Numer. 22. v. 5. der Zauberin zu Endor, 1. Sam. 28. v. 7. der König Manasse ist auch ein Hexenmann gewesen, der gezaubert hat, 2. Chron. 33. Es hat ingleichen Zauberer gegeben zu deß Propheten Daniels Zeiten, seines Buchs im 2. v. 2.

Im Neuen Testament wird Actor. 8. 9. gedacht Simons, deß Zauberers zu Samaria, der selbst Zauberey getrieben: wie auch deß Zauberers Barjehu, welcher auch Elimas geheissen wird, Actor. 13. v. 6. einer Magd zu Philippis, die einen Wahrsager-Geist gehabt, Actor. 16. v. 16. der sieben Söhne deß Juden Scevae, deß Hohenpriesters, Actor. 19 v. 14.

Und wäre nochmaln zu wünschen, daß solche vermaledeyte Kunst nur bey den aberglaubigen Unglaubigen verblieben wäre, nimmermehr aber auf die Christen, pfui der Schande! transferiret und gebracht worden: immassen denn solches leider! nicht nur vorige von unsern Vättern hingelegte, sondern auch unsere Zeiten beglaubet, und mit Entsetzen erfahren müssen, viel, ach! sehr viel der verführten verstockten Leute, Zauberer, Hexen und Unholden, welche man ihrem Verdienst nach, meistentheils lebendig, verbrennet.

Auch unter den H. Päpsten haben sich etliche die ser Kunst, wenn es anderst eine mit Recht zu tituliren, angesehen und bekandt gemacht; als Sylvester der ander, Benedictus der IX, Johannes der XIII, der XIX, der XX, der XXI, Gregorius der VII, und XI, Clemens der II, Damasus der II, Leo der IX, Paulus der II, Alexander der VI.

Ingleichen schreibet man von dem Bischoff Heinrich von Basel, Johanno Teutonice, von dem Abbt zu Fulda, Orlolffo, Apollonio Thyanæo, Johanne Trithemio, Cornelio Agrippa, Doct. Johanne Fausto, seinem Famulo, Christoph Wagner, Anton. Moro, Petro Apon. Joh. de Luna, Scoto, und andern; welche allesamt hierinnen excelliret, und den Meister gespielet haben.

Gleichwie nun nicht allein wenn in Heiliger Göttlicher Schrifft, sondern auch anderen Historischen Schrifften, mancher [5] Gottloser, Verruchter, in abscheulichen Sünden und Lastern lebender Leute gedacht, und deren ärgerliches Leben und Wandel beschrieben, und gleichsam mit lebendigen Farben abgemahlet wird, nicht eben zu dem Ende beschehen, oder etwan noch heutiges Tages beschihet, daß wir uns daran ärgern, böse Exempel nehmen, oder viel weniger ihnen nachfolgen sollen, ach nein, nimmermehr; viel lieber daß wir uns daran spiegeln, und dadurch von dergleichen Ubelthaten abgehalten, abgeschrecket werden mögen: als haben auch, und zwar eben zu dem Ende, unsere liebe Vorfahren, unter andern die Histori deß berühmten Schwartzkünstlers, D. Johannis Fausti, beschrieben, der Nachwelt hinterlassen.

Und obwohl besagter D. Fausti abentheuerlicher Lebenswandel, und dessen hernachmals erfolgtes erschreckliches Ende, vor diesem mehr als einmal zum öffentlichen Druck kommen, und gelanget; so ist doch gleichwol auch dieses wahr, daß in denselbigen Exemplarien viel unwahres mit eingemischet, viel auch unterlassen worden seye: in dieser Edition aber, als welche dem rechten Original, so Christoph Wagner, der Famulus D. Fausti guten und special Freunden, namentlich, Thomas Wolhaldt, Thomas Hanner, Christoph Haillinger, Caspar Moir, Friderich Bronauer, Gabriel Renner, Johann Victor, auf D. Fausti Befehl, kurtz nach seinem Tod, zu handen geliefert, und in einer alten Bibliothec nachmals aufbehalten worden, allerdings gemässe ist, deren keines anzutreffen.

Uber das ist auch diese Edition mit vielen Christlichen Erinnerungen, welche obbesagter Author vor Jahren darzu gethan, stattlich, und hoffentlich erbaulich versehen: anjetzo aber fast durch und durchvermehret, verbessert, und mit vielen merckwürdigen Begebenheiten und Exempeln, nachdencklichen Fragen und deren kurtzer Erörterung, aus berühmter Leute, die von dergleichen Materie geschrieben, hinterlassenen Schrifften, ausgezieret: daß also verhoffentlich nichts desideriret werden mag, was so wol zur Gemüts-Ergötzung dem günstigen Leser, bey habender Zeit und Gelegenheit dienen, als solchem zugleich einige Warnung und Unterricht abgeben könne.

Der grundgütige GOtt und Vatter im Himmel, der seinen lieben Sohn JEsum Christum darum in diese Welt gesandt [6] hat, daß Er deß Teuffels Wercke zerstöre, der wolle uns insgesamt, und einen jeden insonderheit, für allen Listen und Tücken deß Teuffels, oder wie der Apostel redet, für den feurigen Pfeilen deß Böswichts, behüten, und seine liebe Frongeisterlein, die Heiligen Engel, uns zu ordnen, die uns bewahren in unserm Thun und Leben, auf daß ja der böse Feind keine Macht an uns finden, und haben möge, um seines hochgepriesenen Namens willen, Amen!

Verzeichniß so wol der Capitel deß ganzen Buchs

[7] Verzeichniß so wol der Capitel deß ganzen Buchs, als aller daselbst befindlichen Anmerkungen.
Erstes Theils, erstes Capitel.

Wie Johannes Faustus, als er zu Ingolstadt gestudiret, durch böser Gesellschaft Verführung, mit aberglaubischen Characteren, und erfolgenden Beschwerungen, umgegangen.


Anmerckung.


  • I. Wenn GOtt gute Ingenia und Verstand verliehen, daß man solchen üben, und zu GOttes Ehren anwenden solle.
  • II. Sonderlich sich für böser Gesellschaft hüten.
  • III. Daß die jenigen, die sich in das Zauberwesen begeben, beydes zeitlich und ewig gestraffet werden.
  • IV. Wie die Schwartzkünstlerey anfangs so gering scheinet, gleich als wenn es keine grosse Sünde wäre.

Das ander Capitel.


Wie D. Faustus, durch Wolleben und Müssiggang, zur Zauberkunst kommen.

Anmerckung.


  • I. Daß manchmal die jungen Leute auf Universitäten ihre Zeit übel anwenden.
  • II. Was der Müssigang sey, und was er zuwegen bringe.
  • III. Daß man das Ruhestündlein zu GOttes Ehren anwenden solle.

Das dritte Capitel.


Wie D. Faustus sich einen Vorrath von allerhand Zauber-Schrifften und Büchern geschaffet, und darinnen mit grossem Ernst und Fleiß gestudiret hat.


[8] Anmerckung.


  • I. Daß zauberische Schrifften und Bücher, sonderlich den einfältigen und jungen Leuten, nicht zu lesen verstattet, viel lieber mit Feuer verbrennet werden sollen.
  • II. Ob der Aberglaub für eine Zauberey-Sünde zu halten?
  • III. Von wem die Zauberey ursprünglich herkomme, und durch was Gelegenheit solche aufkommen?

Das vierdte Capitel.


Wie D. Faustus seine Complexion erforschet, ob sie ihm zu seinem Vorhaben werde förderlich seyn, oder nicht?


Anmerckung.


  • I. Der Jugend Sinn und Natur ist zu erforschen, wozu sie geneiget sey, daß man sie bey Zeiten entweder dazu halten, oder davon abhalten möge.
  • II. Ob auch Gespenster seyen?

Das fünffte Capitel.


Wie D. Faustus von einem beschreyten Cristall-Seher den Geist deß Cristalls überkommen, womit er ihm viel Geld verdienen gemacht, ehe und bevor er noch zur völligen Beschwerung deß Satans getreten.


Anmerckung.


  • I. Was davon zu halten, daß die Hexen und Schwartzkünstler, wenn man etwas verloren, oder sonsten Schaden geschehen, den Thäter im Cristall oder Zauber-Spiegel zeigen?
  • II. D. Faustus hat sich allhie beholffen mit der Käiser, Könige, ja der H. Päpste Exempeln, welche gleicher Gestalt in dieser Kunst excelliret, und sich der Welt bekandt gemacht haben.
  • III. D. Faustus ist auch durch dieses, seiner Bekentniß nach, hierinn gestärcket worden, daß gleichwol die Schwartzkünstler jederzeit hoch gestiegen, und vor der Welt ein grosses Ansehen erlangen.

Das sechste Capitel.


Wie D. Faustus sich unterstehet den Teuffel zu beschweren.

[9] Anmerckung.


  • I. Daß D. Faustus seine Beschwerung eben an dem Creutzweg oder Wegscheide, und nicht anderswo angestellet.
  • II. Nigromantia warum sie die Schwartzekunst genennet werde?
  • III. Ob die heiligen Wort, derer sich D. Faustus allhie bey seiner ersten Beschwerung gebrauchet, einige Krafft an und für sich selbst gehabt; wie man etwan noch heut zu Tage glauben möchte, daß sie dieses und jenes auswürcken und verrichten könnten?

Das siebende Capitel.


Dem D. Fausto erscheinet der Satan in seiner Behausung.

Anmerckung.


  • I. Daß man den Teuffel nicht einladen solle, er kommt wol ungebeten.

Das achte Capitel.


Von dem Gespräche D. Fausti mit dem Teuffel.

Anmerckung.


  • I. Daß sich der Teuffel in eines zottichten Bären-Gestalt dem D. Fausto gezeiget, daß ist ihme leicht zu thun gewesen.
  • II. Daß Teuffel seyn, ist gewiß.
  • III. Was eigentlich die bösen Geister sey.

Das neundte Capitel.


Von etlichen Articuln und Puncten, welche der Satan dem D. Fausto vorgehalten hat.

Anmerckung.


  • I. Von dem Bund D. Fausti mit dem Teuffel.
  • II. Ob dieser Bund D. Fausti mit dem Teuffel, wie auch anderer Zauberer und Hexen, ein wahrhafftiger Bund zu nennen seye?
  • III. Ob solcher Bund mit dem Teuffel wieder könne gebrochen, aufgelöset und umgestossen werden?

Das zehende Capitel.


Von der schröcklichen Obligation und Handschrifft, so [10] D. Faustus dem Satan, in Münchs-Gestalt verkappet, hat übergeben.


Anmerckung.


  • I. Nicht nur allhie D. Fausto, sondern auch andern hat der Teuffel gleichmässige Articul angemutet.
  • II. Daß der Teuffel mit eigenem Blut will unterschrieben haben, ist ihme nichts neues, weiln ihn ohn Unterlaß nach Christen Blut dürstet.

Das eilffte Capitel.


Wie hier auf dem D. Fausto der Geist in voriger Gestalt erschienen, ihme treulich zu dienen verheissen, und wie sein Nam gewesen.


Anmerckung.


  • I. Von den Spiritibus familiaribus oder Gemein-Geistern etwas zu reden gibt Anlaß D. Fausti Geist, der sich allhier einen Spiritum familiarem will genennet wissen.
  • II. Ob einer einem andern könne einen Spiritum familiarem zuweisen und überlassen, verehren, vertauschen, und gar verkauffen?
  • III. Was von dem Alraun zu halten?
  • IV. Daß auch die bösen Geister ihre Namen haben, als Mephostophiles, u.s.f.

Das zwölffte Capitel.


D. Faustus vertrauet nicht allerdings seinem Geist Mephostophili.

Anmerckung.


  • I. Daß dem Geist so bald D. Fausti Gedanken wissend gewesen.
  • II. Daß der Geist eben in eines Münchs-Gestalt erschienen.
  • III. Der Teuffel ist ein hoffärtiger Geist, lässt sich nicht gern verspotten.

Das dreyzehende Capitel.


Wie D. Faustus durch Hülffe seines Geistes, seine Haushaltung angerichtet, auch Speis und Tranck, nur nach Belieben, zuwege gebracht hat.


[11] Anmerckung.


  • I. Wenn manchmal das Gütlein durch Spielen, Fressen, Sauffen, u.s.w. ist durchgebracht worden, kommt man in die Armut, welche denn eine Ursach wird, daß man sich dem Teuffel ergibt.
  • II. Wegen der Wollust deß Fleisches, damit er nur immer gute Tage und alles vollauf haben möge, ergibt sich D. Faustus dem Teuffel.
  • III. Ob Speis und Tranck, so der Geist dem D. Fausto täglich zugebracht, natürlich gewesen?

Das vierzehende Capitel.


Wie D. Faustus fort und fort im Luder gelebet, und sich also gar um nichts bekümmert; auch was für ein Gespräch er mit dem Geist gehalten.


Anmerckung.


  • I. D. Faustus ergibt sich gantz und gar dem Fressen und Sauffen, u.s.f.
  • II. Was von den Haus-Götzen, Erdmännlein, zu halten?
  • III. Von den Spiel-süchtigen.

Das funffzehende Capitel.


Wie der Geist Mephostophiles dem D. Fausto verboten, von Glaubens-Sachen zu disputiren, auch etliche Bücher in der H. Schrifft zu lesen untersaget.


Anmerckung.


  • I. Warum der Geist dem D. Fausto solches verboten?
  • II. D. Faustus will seinen Geist für seinen Prädicanten und Lehrer annehmen, da er doch wissen sollen, daß er ein Lügengeist seye von Anfang.

Das sechszehende Capitel.


D. Fausti erste Frag an seinen Geist: was er anfangs für ein Geist gewesen?

Anmerckung.


  • I. Daß Lueifer sey ein Fürst dieser Welt, und ein mächtiger Geist.
  • [12] II. Daß der Teuffel den Menschen nichts Gutes gönne, wie freundlich er sich stellet.

Das siebenzehende Capitel.


D. Fausti andre Frag an seinen Geist: ob der bösen Geister viel seyn?

Anmerckung.


  • I. Daß zwar der Teuffel eine unzehliche Menge um uns her, jedoch her gegen der Schutz der H. Engel mächtig gnug seye, die Frommen zu beschützen.

Das achtzehende Capitel.


D. Fausti dritte Frag an seinen Geist: aus was Ursach die Teuffel von GOtt aus dem Himmel seyen verstossen worden?


Anmerckung.


  • I. Aus was Ursachen Lucifer gefallen, und aus dem Himmel verstossen worden?
  • II. Daß nicht Lucifer allein gefallen, immassen der Geist allhier vorschwätzet, sondern auch alle böse Geister.

Das neunzehende Capitel.


D. Fausti vierdte Frag an seinen Geist: von dem Himmel, und den Engeln.

Anmerckung.


  • I. Daß die Teuffel zwar eine Erkenntniß Gottes haben, GOtt aber lässt nicht zu, daß sie seine Herrlichkeit offenbaren, allermassen allhier Mephostophiles selbst bekennet.
  • II. Daß die H. Engel ausgetheilete Aemter haben.

Das zwantzigste Capitel.


D. Fausti fünffte Frag an seinen Geist: von dem Paradis.

Anmerckung.


  • I. Was die H. Kirchenlehrer von dem Paradis gehalten.
  • II. Von dem verbotnen Baum im Paradis.

[13] Das ein und zwantzigste Capitel.


D. Fausti sechste Frag an seinen Geist: von der Ordnung der Teuffel.

Anmerckung.


  • I. Daß die Teuffel ihre besondere Ordnung und Regiment haben.
  • II. Neun sonderliche Fürsten werden allhier von dem Geist namhafft gemacht.

Das zwey und zwantzigste Capitel.


D. Fausti siebende Frag an seinen Geist: was er, der Geist, thun wolte, wenn er an seiner, D. Fausti, Stelle gewesen wäre?


Anmerckung.


  • I. Daß wir uns nicht mutwillig in die Sünde einflechten, noch auch in derselben verzagen noch verzweiffeln sollen.

Das drey und zwantzigste Capitel.


D. Fausti achte Frage an seinen Geist: ob er in Hoffnung stünde, daß er und andere Teuffel endlich selig werden.


Anmerckung.


  • I. Was von obiger Frag zu halten, da der Geist in Hoffnung stehet, endlich noch selig zu werden.

Das vier und zwantzigste Capitel.


D. Fausti neundte Frag an seinen Geist: von der Hölle.

Anmerckung.


  • I. Ob eine Hölle sey, oder nicht?

Das fünff und zwantzigste Capitel.


Von D. Fausti Hund, Præstigiar genannt?

Anmerckung.


  • I. Von etlichen Schwartzkünstlern die ebenmässig ihren Geist in Gestalt eines Hunds bey sich gehabt haben.

[14] Das sechs und zwantzigste Capitel.


Von deß D. Fausti lustbarer Behausung.

Anmerckung.


  • I. Daß solche Lustbarkeiten der Behausung D. Fausti, eitel Verblendungen gewesen.

Das sieben und zwantzigste Capitel.


Von D. Fausti gezauberten Lust-Garten.

Anmerckung.


  • I. Von etlichen Schwartzkünstlern, welche auch dergleichen Lust-Gärten durch ihre Kunst zuwegen gebracht haben.

Das acht und zwantzigste Capitel.


D. Faustus ist ein berühmter Astrologus und Mathematicus zur selben Zeit gewesen.

Anmerckung.


  • I. Was von der Astrologia und Sternsehern von der Calender-Schreiberey, und dem Nativität-stellen zu halten seye?

Das neun und zwantzigste Capitel.


Von D. Fausti Wahrsagerey.

Anmerckung.


  • I. Von der Chiromantia oder Wahrsagung aus der Hand.
  • II. Von den Zigeunern.

Das dreissigste Capitel.


D. Faustus fraget seinen Geist, ob ihn der Teuffel, wie andere Gottlose, vorlängst auch geregiret und besessen hätte?


Anmerckung.


  • I. Welcher gestalt der Teuffel der Gottlosen Hertz regiere und besitze, und ihnen allerhand böse Gedanken eingebe, und solcher Gestalt sein Werck in ihnen habe.
  • II. Daß der Teuffel der Gottlosen Sinn und Gedanken deß Hertzens kenne und wisse; aber der frommen Glaubigen mit nichten.
  • [15] III. Was der frommen Glaubigen Gebet vermöge wider den Teuffel.

Das ein und dreissigste Capitel.


Von drey jungen Baronen, welche D. Faustus auf ihr Begehren gen München, das Fürstliche Beylager zu sehen, auf dem Mantel dahin brachte.


Anmerckung.


  • I. Daß manche junge Leute aus lauterm Fürwitz, und begierlicher Lesung Schwartzkünstlerischer Bücher, in grosse Gefährlichkeit, ja gar in das Zauber-Wesen gerathen.
  • II. Was von der Mantelfahrt D. Fausti zu halten; auch obs zu glauben sey, daß noch heutiges Tags die Zauberer, Hexen und Unholden, an ferne abgelegene Oerter leibhafftig fahren, oder gebracht werden?

Das zwey und dreissigste Capitel.


Wie D. Faustus Geld von einem Juden entlehnet, und ihme seinen Fuß zum Unterpfand eingesetzet.

Anmerckung.


  • I. Ob man die Juden, weiln sie ja ebenmässig noch heutiges Tags so wucherisch gegen die Christen gesinnet seynd, wie allhie dieser gegen dem D. Fausto, solle dulten oder nicht?
  • II. D. Fausti abgeschnittener Fuß ist nur eine blosse Verblendung gewesen.

Das drey und dreissigste Capitel.


Wie D. Faustus einen Roßtäuscher betreugt.

Anmerckung.


  • I. Von etlichen gleichmässigen Exempeln.

Das vier und dreissigste Capitel.


D. Faustus verkaufft fünff fette Schweine, eins um 6. Gulden.

Anmerckung.


  • I. Ob nach Anleitung dieser und anderer Verwandlungen D. Fausti, [16] noch heutiges Tags durch deß Teuffels Hülffe die Zauberer, Hexen und Unholden, nicht allein sich selbst, sondern auch andere Men schen, können nach ihrem Gefallen, in einem Augenblick in Katzen, Hunde, Wölffe, und andere unvernünfftige Thiere verwandeln?

Das fünff und dreissigste Capitel.


Wie D. Faustus zu Leipzig mit gar leichter Mühe ein sehr grosses Faß Wein aus dem Keller brachte, und solches durch Wettung gewanne.


Anmerckung.


  • I. Was davon zu halten, wenn einem, wie allhie dieser Gesellschaft bey ihrer Abreise, ohngefehr, ein Haas oder Wolff, u.s.f. über den Weg laufft; oder frühmorgens einem ein altes Weib begegnet?
  • II. Vom Bock-holen.

Das sechs und dreissigste Capitel.


Wie D. Faustus zu Erffurt den Studenten etliche Griechische Helden, samt einem ungeheuren Riesen, vorgestellet hat.


Anmerckung.


  • I. Ob einer sich mit gutem Gewissen möge fest oder Schuß- und Stichfrey machen?
  • II. Von den ungeheuren Riesen, auch ob sie jemaln gewesen?

Das sieben und dreissigste Capitel.


Wie D. Faustus, als man seiner bey einer Gasterey verlanget, er aber von dar weit entfernet gewesen, unversehens sich bey den Gästen eingefunden.


Anmerckung.


  • I. Ob denn der Teuffel alles wisse.
  • II. Von einem dergleichen gezauberten unersättlichen Pferd.

Das acht und dreissigste Capitel.


D. Faustus verschaffet durch seine Kunst, daß die blöckenden Kühe alsobald stille worden.

Anmerckung.


  • I. Daß auch noch heutiges Tags den Dieben und Räubern die Kunst die [17] Hunde zu beschweren, daß sie nicht bellen noch beissen, damit sie also ungehindert einbrechen und stehlen mögen, bekant seye.
  • II. Von dem Schlangen-beschweren oder bannen, daß sie ihren Gifft und Wut fahren lassen.

Das neun und dreissigste Capitel.


D. Faustus ergreifft einen Regenbogen in seiner Hand.

Anmerckung.


  • I. Ob solches Regenbogen-fassen dem Teuffel, als einen Herrn der in Lüfften herrschet, natürlicher weise müglich seye?
  • II. Von dem Regenbogen, und was dieser sey?

Das viertzigste Capitel.


D. Faustus verzaubert einem groben Bauren, der in die Stadt gefahren, und ihn nicht auf den ledigen Wagen sitzen lassen, die Räder von dem Wagen in die Lufft.


Anmerckung.


  • I. Ob dieser Schwindsüchtige in der Histori recht gethan, daß er sich der Magischen Cur D. Fausti untergeben? Oder, ob noch heutiges Tags ein rechtschaffener Christ mit gutem Gewissen der Zauberer und Hexen zauberische Mittel könne gebrauchen?
  • II. Daß die Zauberer und Hexen bey Curir- und Heilung der Kranckheiten einig und allein haben wollen, man soll nur ihnen vertrauen, und daran fest glauben, so werde es gewißlich helffen.
  • III. Die Zauberer und Hexen werden vielmal durch den Teuffel dahin angehalten, daß, wenn sie durch Zauberey jemand wollen gesund machen, sie dieselbe Kranckheit so bald einem andern wieder müssen anzaubern, oder wo sie solches nicht vermögen, so bald selbst darüber umkommen.
  • VI. Was von dem Büssen, oder Segensprechen über die Krancken, zu halten seye?

Das ein und viertzigste Capitel.


Von seiner seltzamen Begebenheit vier verwägener Schwartzkünstler, wie sie einander die Köpffe abhieben, und wieder aufsatzten, deren einem aber D. Faustus die Kunst aufgethan.


Anmerckung.


  • [18] I. Was von dem Kopff abhauen der Schwartzkünstler zu halten?
  • II. Vom Unsichtbar machen.

Das zwey und viertzigste Capitel.


D. Faustus frisst einem Bauren sein Fuder Heu, samt dem Wagen und Pferden.

Anmerckung.


  • I. Was aus der täglichen Füllerey und Trunckenheit zu mancher Zeit für Unglück und Hertzeleid entstehen könne.

Das drey und viertzigste Capitel.


D. Faustus frisst zu andrer Zeit einem Bauren ein halbes Fuder Heu auf.

Anmerckung.


  • I. Von einer gleichmässigen Begebenheit.

Das vier und viertzigste Capitel.


D. Faustus fraß einsten einen Wirthsjungen samt den Kleidern, der ihm alleweg zu voll einschenckte.

Anmerckung.


  • I. Von etlichen dergleichen Exempeln.

Das fünff und viertzigste Capitel.


Von einem Hader etlicher trunkenen Studenten, den D. Faustus durch Verblendung stillete.

Anmerckung.


  • I. In welch Unglück und Schaden zu mancher Zeit die Jugend gerathe, wenn sie sich zu den Huren S. V. gesellet.

Das sechs und viertzigste Capitel.


Wie D. Faustus bey einem Gelache in einem Wirthshaus die vollen schreyenden Baure stillte, daß keiner kein Wort mehr reden kunte.



Anmerckung.
  • I. Daß die Zauberer und Hexen den Menschen auf Gottes Zulassung, Kranckheiten zufügen, Lähme zuschicken, Nadeln, Haar, Lumpen und dergleichen in den Leib hinein zaubern können, ja machen, daß manche von dem bösen Geist gar besessen werden, den sie in sie bannen.

Anderes Theils, Erstes Capitel.

D. Faustus will sich bekehren, wird aber von dem Geist wendig gemacht, daß er sich ihme aufs neue verschrieben.


Anmerckung.


  • I. Ob die Zauberer, Hexen und Unholden, bekehret und seelig werden können?

Das andre Capitel.


Was für einen Danck und belohnung dieser fromme Alte, seiner treuen Warnung halber von dem D. Fausto bekommen.


Anmerckung.


  • I. Daß fromme gottsfürchtige Leute manchmal schlechten Lohn verdienen, wenn sie die gottlosen und in beschreyten Lastern lebende straffen, und von solchen abmahmen.
  • II. Daß einer Christlichen Obrigkeit gebühre und zustehe auf die Zauberer und Hexen gute nachforschung anzustellen, und dazu die ihnen in Rechten geweisete zulässige Mittel ohne Verzug zu gebrauchen.
  • III. Welcher Gestalt und auf was Weise und Art die Zauberer, Hexen und Unholden, den Menschen und dem Viehe Schaden thun.

Das dritte Capitel.


D. Faustus machet aus Rachgierigkeit einem Wirth einen Polter-Geist in seine Behausung.

Anmerckung.


  • I. Daß ohne den Willen Gottes, weder der Teuffel, noch seine Werckzeuge, die Zauberer und Hexen, wie gerne sie es auch thun wolten, den Menschen an seinem Leib und Leben schaden mögen.
  • [20] II. Was denn eigentlich solche Geister und Gespenster seyn?
  • III. Von den Ursachen der Gespenster, woher sie kommen, und woraus sie bestehen.

Das vierdte Capitel.


D. Faustus nimmt einen jungen Schuler zu einem famulo auf, mit namen Christoph Wagner.

Anmerckung.


  • I. Von der verbottenen Priester-Ehe im Papstum, was Unheil zu mancher Zeit daraus erfolge.
  • II. Was von den Bastarden oder Hurenkindern zu halten?

Das fünffte Capitel.


D. Faustus verschencket seinen zottichten schwartzen Hund, Prästigiar genant.

Anmerckung.


  • I. Was bey den Heyden die Oracula gewesen.
  • II. Ob und wie der Teuffel die Wahrheit sagen könne? und ob man ihm glauben solle, wenn er schon die Wahrheit redet?

Das sechste Capitel.


Von zweyen Adelichen Personen, die D. Faustus durch seine Zauberey zusammen gekuppelt hat.

Anmerckung.


  • I. Ob einer, der sich in diese oder jene Weibs Person verliebet, bey solcher aber keine Gegenliebe verspüret oder wol zu hoffen hat, verschaffen kan, daß solche durch einen beygebrachten Liebetranck, oder andere Verzauberung, zur Gegenliebe gebracht, und gleichsam hierzu genötiget werden möge?
  • II. Daß solcher und dergleichen durch Zauberische Zusammenkuppelung zuwege gebrachter Ehestand nimmer gut thue, und gemeiniglich ein böses End neme.

Das siebende Capitel.


Hält in sich eine Copey eines Schreibens eines Edelmans an D. Faustum, von wegen eines Gespenstes in einem Schloß.


[21] Anmerckung.


  • I. Ob man die Gespenster befragen, wer sie seyn, und was sie wollen, oder gar beschwören solle?
  • II. Wie und auf was Weise man der Gespenster, und ihres Polterns in diesem oder jenem Ort, los werden könne?

Das achte Capitel.


Von einem Schatz den D. Faustus gegraben.

Anmerckung.


  • I. Welch eine schwere Sünde es seye, Geld vergraben, damit nur die Freunde und Nachkommen nichts darvon geniessen.
  • II. Daß nicht allein die Erhebung deß Schatzes allhie eine feurige Schlang, und andere Gespenster haben verwehren wollen, sondern auch daß das Silber und Gold zu lauter Kolen worden; dieses ist wol mehr geschehen, wie die Erfahrung lehret.

Das neundte Capitel.


D. Faustus stellet einem Cardinal zu Ehren eine Lufft-Jagt an.

Anmerckung.


  • I. Dieser Jagteuffel D. Fausti gibt Anlaß etwas zu melden von dem täglichen Jagen, wie auch dessen Mißbräuchen.
  • II. Der Teuffel und seine Gespenste lassen sich offt bey Nacht mit Hetzen und Jagen sehen und hören.

Das zehende Capitel.


D. Faustus erwecket dem Käiser Maximiliano I. den Weltbezwinger Alexandrum Magnum, nebenst seiner Gemahlin.


Anmerckung.


  • I. Ob diese Erweckung und Vorstellung Alexandri M. und seiner Gemahlin, wahrhaftig gewesen?

Das eilffte Capitel.


Von einem schönen Saal, den D. Faustus durch Zauberey dem Käiser Maximiliano zugerichtet hat.

[22] Anmerckung.


  • I. Hält in sich eine Warnung, sich für solcher teufflischer Verblendungs-Kunst zu hüten.

Das zwölffte Capitel.


Von einem schönen Gewölcke, und bald darauf erfolgtem schweren Donnerwetter, welches abermal D. Faustus auf dem Käiserl. Saal angerichtet.


Anmerckung.


  • I. Was es für eine Beschaffenheit habe mit dem Wettermachen, so den Zauberern und Hexen zugeschrieben wird; ob sie nemlich nach ihrem Gefallen Donner, Hagel, Wetter machen, die Früchte auf dem Felde und an den Bäumen verderben mögen?

Das dreyzehende Capitel.


Wie D. Faustus einem Ritter ein Hirschgeweih an den Kopff angezaubert hat.

Anmerckung.


  • I. Von etlichen gleichmässigen Exempeln.

Das vierzehende Capitel.


Wie gemeldter Ritter sich an D. Fausto, wegen angethaner Schmach und Beschimpffung, hat wieder rächen wollen.


Anmerckung.


  • I. Von denen die zu mancher Zeit einen Hauffen Reuter ins Feld gezaubert, und also ihrem Feind, wo nicht allzeit obgesieget, jedoch entgangen seynd.

Das funffzehende Capitel.


D. Faustus verschafft durch seine Kunst einem Freyherrn eine schöne Lust von vielerley Vögeln.

Anmerckung.


  • [23] I. Von den Augurationibus, oder Weissagungen und Deutungen die von den Vögeln hergenommen werden.
  • II. Was davon zu halten sey, daß Hund, Katzen, Eulen, heulen, wenn jemand sterben soll?

Das sechszehende Capitel.


Wie D. Faustus der Gräfin von Anhalt zeitige Trauben, Aepffel und Birn zuwegen gebracht.

Anmerckung.


  • I. Daß solches alles dem Teuffel, als einem sehr geschwinden und zugleich mächtigen Geist, wol müglich und thunlich gewesen.

Das siebenzehende Capitel.


Wie D. Faustus bey seinem Abschied vom Hof, ein schönes Castell oder Schloß vor der Stadt heraus, dem Grafen zu Ehren aufgerichtet, und in solchem ein herrliches Frühmahl angestellet hat.


Anmerckung.


  • I. Daß abermal nicht allein dieses herrliche Schloß, sondern auch das in demselben stattlich zubereitete und eingenommene Frühmahl nur eine Verblendung, massen der Ausgang erwiesen.

Das achtzehende Capitel.


D. Faustus führet einen in der Türckey gefangenen Edelmann durch seinen Geist wieder nach Haus, da sich dessen Weib bereits in anderwärtige Ehe begeben hatte.


Anmerckung.


  • I. Was zu halten sey von denen, die ohne Schlüssel und andern Gewalt, Schlösser und verwahrte Gefängnisse eröffnen wollen?
  • II. Ob die ehliche Beywonung, sonderlich bey denen neugetrauten Personen, durch Nestelknüpffen, Schloß-zuschliessen, und andere zauberische Wort und Wercke, könne gehindert und zu nichte gemachet werden?
  • III. Der Gutthat, die uns in Zeit der Noth ist erwiesen worden, sollen wir nimmermehr vergessen.

Das neunzehende Capitel.


[24] Wie D. Faustus auf eine Zeit Faßnacht gehalten, und mit etlichen Studenten in deß Bischoffs zu Saltzburg Keller gefahren.


Anmerckung.


  • I. Daß allhie die Studenten durch die Kunst D. Fausti, nicht verblendeter Weise, sondern leibhafftig in den Keller deß Bischoffs von Saltzburg kommen.
  • II. Wie doch D. Faustus allhie, und noch heutiges Tags an manchen Orten die Zauberer und Hexen in die Wein- und Bierkeller, durch versperrte Thüre, so enge Löcher, u.s.w. fahren und kommen?
  • III. Warum doch GOtt nicht allein hie dem D. Fausto verstattet, daß er den guten Kellermeister mit sich hinweg führen mögen, und in so grosser Lebens-Gefahr sitzen lassen, sondern noch heut zu Tage zu mancher Zeit den Zauberern und Hexen verhänget, daß sie manchem frommen Menschen durch ihr Zauberwerck allerley Schaden thun?

Das zwantzigste Capitel.


Wie D. Faustus mit obgemeldten Studenten die Bacchanalia celebrirt, und Faßnacht gehalten.

Anmerckung.


  • I. Von der Faßnacht, und deren Ursprung.

Das ein und zwantzigste Capitel.


D. Faustus will sich verehlichen.

Anmerckung.


  • I. Vom Epicurischen Leben D. Fausti, und anderer ruchlosen Leute mehr.
  • II. Daß der Teuffel jederzeit ein abgesagter Feind sey deß H. Ehestands.
  • III. Allhie an dem D. Fausto sihet mans, gibts auch die Erfahrung, wenn etwan die Hexen und Zauberer wider ihren Bund und ihr Versprechen in demselben, oder nur im geringsten wider den Willen ihres Meisters, handlen, wie er sie martere und peinige.

Das zwey und zwantzigste Capitel.


Wie sich D. Faustus, weiln er ja sich nicht verheurathn dörffen, die schöne Helenam aus Griechenland, zu einer Beyschläfferin [25] durch Vermittelung seines Geists geschaffet, und mit welcher er einen Sohn erzeuget.



Anmerckung.
  • I. Ob der böse Geist unter der Gestalt eines Succubi, oder Incubi, vermöge auf natürliche Weise sich zu vermischen, und einige Schwängerung hieraus aus zu würcken, oder nicht?

Drittes Theils, Erstes Capitel.

D. Faustus, als er seines Lebens Ende herbey rucken sahe, verfertiget ein Testament, darinn er seinen Famulum, Christ. Wagner, zu einen Erben seiner Verlassenschaft verordnet, ihme auch seine Zauberbücher, ja die Kunst selbsten zum höchsten recommendiret.


Anmerckung.


  • I. Daß Zauberey insgemein keine Kunst zu nennen seye.
  • II. Was für eine erschröckliche, greuliche und abscheuliche Sünde die Zauberey sey.

Das andre Capitel.


D. Faustus verschaffet seinem Famulo einen Geist, der sich Auerhan nennen liesse.

Anmerckung.


  • I. Welcher Gestalt sich vor der Zauberey zu hüten.

Das dritte Capitel.


D. Faustus propheceyet, was künfftig geschehen werde.

Anmerckung.


  • I. Ob dem Teuffel, so wol auch durch dessen Vermittelung den Zauberen und Schwartz-künstlern, die Wissenschafft der zukünfftigen Dinge bekandt, und sie zuvor ehe sie geschehen, davon reden können, daß sie geschehen werden?

Das vierdte Capitel.


Der Teuffel gibt dem D. Fausto seinen Dienst und Bund [26] auf, als er nur noch einen Monat zu seinem elenden Ende hatte.


Anmerckung.


  • I. Dem D. Fausto mutzet allhie der Teuffel seine Sicherheit, und rohes Epicurisches Leben gewaltig auf.
  • II. Der Teuffel citiret allhie den D. Faustum für das allgemeine Gericht, der doch selbst nichts anders zu gewarten hat.
  • III. Was das böse Gewissen vermöge.
  • IV. D. Faustus führet zur Klage ein die Cainische Verzweifflungs-Wort: meine Sünde seynd grösser, denn daß sie mir können vergeben werden.

Das fünffte Capitel.


Ein Theologus kommt zu dem D. Fausto, ihn zu trösten.

Anmerckung.


  • I. Gibt einen herrlichen Trost für die jenigen, die sich gleicher Gestalt an GOtt höchlich versündiget haben, und in deß Teuffels Bund getretten seynd.

Das sechste Capitel.


Der Satan erscheinet dem D. Fausto bey der Nacht, und hält ein Gespräche mit ihm.

Anmerckung.


  • I. Eine Warnung für die Schwartzkünstler und Zauberinnen, daß sie in ihren schweren Sünden nicht beharrlich fortfahren bis in ihr Ende.

Das siebende Capitel.


Von D. Fausti Schwermütigkeit und verzweiffelten Gedancken, seiner Seligkeit halber.

Anmerckung.


  • I. Daß D. Faustus allhie saget, daß sein teufflisch geführtes Leben und Wesen eine solche Sünde sey, die nimmermehr könne vergeben werden; fraget sichs, ob denn die Zauberey sey eine Sünde in den H. Geist?

[27] Das achte Capitel.


D. Faustum fichtet der Teuffel an wegen der Versehung GOttes.

Anmerckung.


  • I. Was man eigentlich halten und glauben soll von der ewigen Versehung?

Das neundte Capitel.


Dem D. Fausto träumet von der Hölle.

Anmerckung.


  • I. Was von den Träumen zu halten, und ob sie alle ohn Unterscheid zu verachten, und aus der Acht zu lassen?

Das zehende Capitel.


Wie D. Faustus sich daheim gantz still und einsam gehalten hat, ja deß vorigen Zusprechens sich gantz und gar entzogen.


Anmerckung.


  • I. Wie sich fromme Christen, wenn sie in Anfechtung und Traurigkeit ihres Hertzens, durch Verhängniß GOttes vom Satan getrieben werden, verhalten sollen.

Das eilffte Capitel.


Ein Gespräch D. Fausti mit seinem Famulo, wegen seines bald folgenden Endes.

Anmerckung.


  • I. Von dem trefflichen Gedächtniß etlicher Leute.
  • II. Wie wir allezeit unser Ende bedencken sollen.

Das zwölffte Capitel.


Eine bittere Klag D. Fausti, von der Ewigen Qual und Verdamniß.

Anmerckung.


  • [28] I. Daß kein Sünder, wie groß der auch sey, an GOttes Gnad und Barmhertzigkeit verzweiffeln solle.

Das dreyzehende Capitel.


D. Faustus als er seiner Seeligkeit halber in Verzweifflung gefallen, unterstehet sich die Hand an sich zu legen, damit er seines bösen Geistes abkommen möchte.


Anmerckung.


  • I. Was und wie mancherley die Verzweifflung seye?
  • II. Ob denn die jenigen, so ihnen selbst den Tod anthun, stracks und allerdings zu verdammen seyn?

Das vierzehende Capitel.


Wie der Teuffel dem D. Fausto seines Lebens Ende hat angekündet.

Anmerckung.


  • I. Was es für eine Beschaffenheit mit den Verdamten in der Hölle haben werde.
  • II. Von dem seligen Stand der Auserwehlten im Himmel.

Das funffzehende Capitel.


D. Faustus erkläret sich vor denen beruffenen Freunden, warum er sie habe zu sich erfordern lassen.

Anmerckung.


  • I. Hält in sich die Antwort offtgedachtes Theologi, unter den beruffenen Freunden oder Gästen, wegen der kläglichen Bekenntniß D. Fausti, wie ihn der Satan diese Nacht holen werde.

Das sechszehende Capitel.


Was deß D. Fausti letzte Bitte gewesen.

Anmerckung.


  • I. Wie jederzeit die zu spate Reue, der begangen Sünden wegen, das Verdamniß nach sich ziehe.

Das siebenzehende Capitel.


[29] Von dem erschrecklichen Ende deß D. Fausti.

Anmerckung.


  • I. Exempel anderer Zauberer und Schwartzkünstler, die gleiche Belohnung mit D. Fausto von dem Teuffel bekommen haben.

Das achtzehende Capitel.


D. Faustus wird begraben.

Anmerckung.


  • I. Ob die Verzweiffler und Selbst-Mörder ehrlich zu begraben?

Das neunzehende Capitel.


D. Fausti Sohn verschwindet zusamt seiner Mutter, nach D. Fausti Tod.


Anmerckung.
  • I. Von etlichen dergleichen Exempeln.

Kurtzer, nothwendiger und wolgegründeter Bericht

[30] [1]


Kurtzer, nothwendiger

und

wolgegründeter Bericht,

von dem

Zauberischen Beschweren und Segensprechen,

Durch den seligen

Herrn Conradum Wolff: Platzium,

weiland der heiligen Schrifft Doctorn und Predigern zu Bibrach,


vor vielen Jahren gantz lehrreich verfasst und zusammen getragen:

Anjetzo allen und jeden Christen, zu einer nützlichen Vermahnung und Warnung, für solchen bösen Sachen, wiederum aufgelegt.

[31][33]

[2] Es ist um den Menschen ein unbeständig wetterwendig[Rand: Unbeständigkeit der Menschen.] Ding, wenn er selber, oder die Seinen, mit langwieriger Leibes-Kranckheit, von Gott dem Allmächtigen heimgesuchet wird, da sich die Sache verlängern oder verziehen thut, und er, von wegen der Verlängerung der gnädigen Hülffe GOttes, weder genesen noch sterben zu können vermeinet. Denn dazumal anfähet er in Vergeß zu stellen, und aus der Acht zu lassen das heilig Göttlich Wort, und alle gehörte Predigten, daß man[Rand: Psal. 49. und 50. Matt. 7. Joh. 14, 16.] GOTT den HErrn allein, in aller Trübseligkeit, Creutz und Leiden in dem Namen seines Sohnes, um Hülff ansuchen und anruffen, getröster Hoffnung, Kindliches Vertrauens und Zuversicht, Er wolle und werde wol, laut seiner gnädigen Verheissung, seine versprochene gnädige Hülff und Errettung, nach seinem wolgefälligen Willen, zu gelegener Zeit, wenns Ihn am[Rand: Psal. 9.] allerbesten gedunckt, erzeigen und beweisen, darzu daß wenn der HErr die Hülff aufziehe und verlängern thue, geschehe es nicht der Meinung, als hätte und wolte GOtt unser Gebet[Rand: Ps. 144. Joh. 16. Psal. 56.] nicht erhören, denn Er ist nahe bey allen die Ihn anruffen, höret ihr Schreyen und hilfft ihnen, ja wie im 56. Psalm stehet: Er fasset unsere Threnen in seinen Sack, und zehlet sie, sondern will also den Glauben, [3] Hoffnung und Gedult deß Menschens probiren, darum ob schon der HErr verzeucht, soll[Rand: Habac 2.] dennoch der glaubige Mensch aus wahrem Glauben, und steiffer Hoffnung gedultiglich auf Ihn harren, denn Er gewißlich mit seiner Hülff kommen wird, und nicht verziehen noch ausbleiben.

Solches alles mit einander sprich ich, vergisset der Mensch,[Rand: Menschen suchen Hülff bey den Zauberern.] als ob ers nie gehört, und wendet sich treuloser und meineidiger Weise, zu den teufelischen zauberischen Beschwerern, und aberglaubischen Segensprechern, thut von ihnen, Hülff, [33] Raht, (unangesehen, daß er in der Heiligen Tauff dem Teufel und allen seinen Wercken abgesagt) wider GOTT und sein Wort suchen, bitten und begehren, und muß auch solches teuffelisch zauberisch Beschweren und Segensprechen bey vielen, die dennoch gute Christen gescholten seyn wollen, nicht Teuffelisch und Unrecht, sondern Göttlich Recht und Gut, vertheidigt und verantwort werden, welches denn erst eine Plag über alle Plagen, und eine rechte Verblendung und Bezauberung deß leidigen Satans ist.

Derwegen will die äusserste und höchste Nohtdurfft erfordern, das alle guthertzige Christen vor solchen zauberischen Beschwerern, Segensprechern, Beschweren und Segensprechen, treulich gewarnet, und durch einen guten Unterricht von solcher teuffelischer Zauberey abgemahnet werden, damit sie sich nicht mit solcher greulichen Sünd verunreinen oder beflecken, in Gottes Straff und Ungnad fallen, und also zeitlich und ewig verdammt werden.

[Rand: Der Handel von Zauberey, beruhet auf 3. Puncten.] Der gantze Handel aber, von der zauberischen [4] Beschweren und Segensprechen, steht meines Erachtens in diesen dreyen Puncten. Erstlich, was Beschweren und Segensprechen sey oder heisse. Zum andern, daß es Zauberey-Sünd sey, und bey Verlust der Seelen Heil und Seligkeit zu vermeiden. Zum[Rand: 1.] dritten, Vermahnt-Werdung und Widerlegung, der Einred und [Rand: 2.] Argumenten, damit solch Segensprechen vertheidigt wird, von[Rand: 3.] diesen dreyen Puncten will ich, vermittelst Göttlicher Gnad, zu der Ehr und Rettung deß Göttlichen Namens, und Erbauung der Christlichen Kirchen, nach meiner geringen Gab, ordentlich und so viel müglich, verständlich handeln.

[Rand: Y. Was Segensprechen sey?] Für das Erste, so muß man wissen, was Beschweren und Segensprechen sey oder heisse. Anfänglich aber, beschicht es nicht ohne sondere bedenckliche, und erhebliche Ursach, daß allhie zusammen gefasset oder gesetzet werden, diese beyde[Rand: Beschweren und Segensprechen nicht ohn ein sonder Bedencken zusammen gesetzt.] Wörter, Beschweren und Segensprechen, und also eins für das ander Erklärungsweis, gebrauchet. Denn Lieber was ist es anderst, gewisse Wort oder etwas sprechen, dergestalt, daß durch solche, oder von wegen solcher gesprochener Wort Krafft, solle diesem oder jenem geholffen, gesteuret oder gewehrt werden, denn eben Beschweren; und hergegen, was ist Beschweren [34] anderst, denn mit gewissen Worten und Ceremonien etwas segnen? So heist nun Segensprechen oder Segnen, gewisse Wort[Rand: Was Segensprechen.] erzehlen oder sprechen, über etwas der Meinung, daß also eine Kranckheit in Menschen und unvernünfftigen Thieren, oder etwas anderstwo, vertreiben und abgestellt werde, wel[5]ches ein Stuck der Zauberey, und Aberglaubens.

Es ist aber zweyerley Segensprechen oder Beschweren,[Rand: Zweyerley Segensprechen.] eins zur Rechten, da man bey dem genandten und vermeinten Christen, Holtz, Palmen, Stein, Wasser und Kertzen, und anderst mehr, beschweret, segnet und weihet, damit die Polter-Geister, den Teuffel, das Wetter, Donner, Hagel, Stralen zu vertreiben: welches, ob es gleich wol von ihnen, unter dem Schein deß höchsten Gottesdienst, für gut und recht vertheidigt und verantwortet wird; jedoch so wird es von dem ewigen GOTT, laut seines Göttlichen Worts, für ein recht zauberisch, aberglaubisch Wesen gehalten, verdammt und verworffen, von welchen wir allhie nicht handeln wollen.

Das ander zur lincken Seiten, da der Beschwerer und Segensprecher,[Rand: 2.] gewisse Wort spricht, Menschen und Vieh von Kranckheit zu helffen und zu erledigen, von diesem, ist unser Fürnehmen etwas zu reden.

Die Wort aber, welcher sich die zauberischen Segensprecher[Rand: Von den Worten.] gebrauchen, seyn dreyerley, etliche gar böse, etliche mittelmässig, etliche gar gut und Göttlich. Gar böse Wort seyn[Rand: 1. Böse Wort.] die abgöttische, teuffelische Anruffung der Teuffel. Item, die Namen der Teuffel oder bösen Geister. Mittelmässige Wort seynd die für sich nicht bös seynd, aber mit angehencktem[Rand: 2. Mittelmässige Wort.] Aberglaub, mißbraucht werden, als da ist Sonn, Mond, Stern, denn zur Sonnen Aufgang oder Niedergang. Item, wenn der Mond im Abnehmen oder Zunehmen ist, so sagen die Segensprecher über ein Ge[6]schwulst, Beulen. Item, über Schweinettick, oder Schweinsucht, O Sonn, wie du jetzund aufgehest, oder nider zur Ruh gehst, also nehme diese Geschwulst oder Beulen, oder dieser Schad ab, oder zu, im Namen deß Vatters, Sohns und Heiligen Geistes, und machen ein Creutz-Segen über den andern. Also auch O Mond, wie du jetzund abnimst, oder zunimst, also nehme dieses oder jenes ab oder zu, und setzen dahinden daran, den Creutz-Segen, das gezeichnet mit dem Creutz.

[35] Hieher gehören auch der alten Weiber aberglaubischen Mährlein,[Rand: Weiber Mährlein.] von der Reise unsers HErr-Gotts und S. Peters, von Brand und anderst mehr, welches sie darnach zum Segen gebrauchen.[Rand: 3. Gute Wort.] Gar gute und Göttliche Wort seynd, welche sie aus der Heil. Schrifft nehmen, und zu ihrem zauberischen Segensprechen mißbrauchen, als die Namen deß allmächtigen Gottes,[Rand: Besih Lutherum in seinem Schenhempheras.] JEHOVA, mit welchem Wort beydes Juden und Unchristen wunderbarliche Zauberey treiben, GOtt, Adonai, der Nam JEsu Christi, die H. Drey-Einigkeit, oder Dreyfaltigkeit, im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und deß H. Geistes, das Wörtlein Amen. Item, die Namen etlicher Engel oder guten Geister, der hochbegnadeten Jungfrauen Maria, der zwölff Aposteln, die Namen der heiligen drey Könige, und anderer Heiligen. Item, das Leiden Christi, die fünff Wunden Christi, die sieben Wort Christi, die Er am Stamm deß heiligen Creutz gesprochen, die Uberschrifft, welche Pontius Pilatus an das Creutz oberhalb Christo gehefft hat. [7] Item, das Evangelium[Rand: Joh. 1. Luc. 1.] Joannis am 1. Cap. und andere Sprüch aus dem Evangelisten. Item, der Englische Gruß, das Ave Maria, das heilige Vatter Unser, und wer kan es alles erzehlen. Diese gute, gottselige, göttliche Wort? Aber lieber Christ, welcher sich die zauberischen Segensprechen gebrauchen, lasse dich nicht dahin bringen; als ob darum solch Beschweren und Segensprechen recht und gut wäre, sondern bedenck wol, je besser heiliger und Göttlicher die Wort seynd, je böser, greulicher, und GOTT mißfälliger ist der zauberische Mißbrauch.

Dieser jetzund erzehlten bösen und guten Worten, gebrauchen sie die zauberischen Segensprecher mündlich mit Reden, und schrifftlich mit Buchstaben und Schreiben, beyds mit Mitteln als Kräutern: daher der Heidnisch Poet sagt: Sie haben Kräuter und schädliche Wort zusammen gemengt, und ohne Mittel allein blosse Wort, von dem viel in heidnischen Poeten, als Ovidio, Horatio, Virgilio, und bey andern auch zu finden.

Wenn sie aber reden, so gebrauchen sie sich gar selten der gemeine Red oder Zeit, sondern jetzt, und müssen vor der Sonnen Aufgang oder Nidergang, oder zu Mitternacht zuvor etwas verrichten, und schreyen entweder sehr laut, oder murmelns [36] heimlich, mit stillen Worten, daher denn auch die Gelehrten schreiben, dass durch das Wort Beschweren, in Hebraischer Sprach, eine leise Red verstanden wird, und von[Rand: Esa. 29.] solcher leisen stillen Art zu reden der Zauberer, die Propheten Gleichniß genommen, anzuzeigen oder zu ver[8]stehen zu geben, ein stilles, kleinen Lauts Reden, deren, die von wegen vielerley Plagen und Widerwertigkeit, kleinlaut und gedemütigt seynd worden. Item, sie müssen gewöhnlich solche Segen, mit seltzamen vorhergehenden Dingen lernen, als ich nun ein Exempel erzehlen will. Es ist ein gar gewisser Segen, für[Rand: Für die Durchfälle der jungen Kinder.] die Durchfälle der jungen Kinder, den hat eine Segensprecherin ihre Tochter gelernet, sie soll anfänglich einem Wolff dreymal nacheinander, in das Maul greiffen, im Namen der Dreyfaltigkeit, wenn sie darnach zu einem jungen Kind, daß die Durchfeyle hat, gefordert werde, soll sie dem Kind auch dreymal in das Mündlein hinein greiffen, und sprechen, im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und deß H. Geistes, Amen, helff dir der Namen Jesu! welches das junge Weib gethan, (hat aber einem jungen Wolff ins Maul griffen, ein alter hätt ihr sonst die Hand herab bissen, und wer der rechte Lohn gewesen) und viel Kinder gesegnet. Item, ein anderer lächerlicher und zauberischer Segen, für die Durchfeyle der jungen Kinder: Man soll nemen ein leines Tüchlein, in ein Wasser tuncken, und dreymal im Mündlein herum fahren, im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und deß H. Geistes, darnach das Tüchlein am Rauch über das Feur auf dem Herd, an die Hölen hencken, oder aber man soll deß Kinds Bruntzwässerlein nehmen, und einen Aschen darein thun, darnach ein leines Tüchlein oder Fetzlein, dardurch dreymal im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und deß H. Geistes, ziehen, und an den Rauch hencken, wel[9]ches die Durchfeyle den Kindern heilen und vertreiben solle. Es ist mir, da ich solche lächerliche, spöttliche Ding erzehle, wie dem heiligen Chrysostomo, weiland Ertz-Bischoff zu Constantinopel, da er auch von solchen und dergleichen aberglaubischen, alten gottlosen Weiber Mährlein gepredigt, darum ich mich auch gern seiner Wort allhie gebrauchen will, ich schäme mich, ja wurd schamrot von solchem Zusagen: aber die grosse Nohtdurfft drängt mich von [37] eures Heils und Seligkeit wegen, solches zu reden oder zu vermelden. Und wiewol, O lieber Christ, beyde hieoben gesetzten Stücklein, von vielen alten Weibern, den jungen Frauen, als gute Künstlein, gerühmt und hoch befohlen werden, jedoch bedencke, wie es so ein grosses Gelächter und Gespöt sey, mit solchen lächerlichen Ceremonien umgehen, auch wie es so ein grosse Schand und Sünd, ja gefährlicher Handel sey, daß du den Namen der hochgelobten H. Dreyfaltigkeit, und deß einigen Gottes, zu diesem brauchest. Wer hat dirs befohlen, wo kanst du einen Buchstaben aus H. Göttlicher Schrifft, mit einigem beständigen Grund anziehen, da dir GOtt solches befohlen habe? Ja GOtt hat ernstlich geboten, thue allein was Ich dir befiele, wie denn hieunten wird angeregt werden. Also ist ein Brand-Segen, ein Schweinnettick Segen, und ander viel.

Welches alles ich aus der Ursache erzehle, das ein Christen-Mensch, bey diesen Umständen, den Ceremonien, Weis und Geberden, als unzählbarlichen Zeichen der Zauberey abnehme, daß es lauter Zauberey und aberglaubisch Ding seye.

[10] Darzu so schreiben sie solche Wort, henckens Vieh und Menschen an die Häls, gebens auch auf pergamentene Zettul geschrieben, mit Schmaltz überstrichen ein den Leuten, von wütenden Hunden beschädigt. Item, nehmen ein Wurtz darzu, und bohren ein Loch über der Thür im Balcken, an Vieh-Ställen, und thuns überzwerch hinein, schlagen ein eichen Nagel darfür, in Meinung, daß dem Vieh, als Kühen, Rossen, Schafen, etc. nichts Schadhaffts zugefügt solle und könne werden, von ihren Mitgesellen, den Hexen und Unholden.

Und auf solche Weis ja beschweren sie Menschen, und unvernünfftige Thier, als Roß, Kühe, Säue, Schafe und andere, die kranck sind, und einen Schaden empfangen haben.

Hieher in das Register gehören auch die Briefflein, mit solchen oberzählten und dergleichen Worten, und Segen überschrieben, bey sich am Hals hangend, oder anderstwo als oben im Knopff der Handheben deß Degens, oder Wehr tragen, für Schiessen, Stechen, Schlagen und Verwunden, dass auch ein sehr gemein Ding ist bey vielen, auch Hohen und verständigen Leuten, ja rühmen sich auch vermessenlich, es könne[38] sie niemand aufhauen, verwunden, oder Blutriß machen. Einen solchen Segen, soll Grav Philipp von Flandern, von einem Ritter, dem er, um seiner Missethat willen, das Haupt hat wollen abschlagen lassen, aber aus Krafft dieses Segens nicht hat können verwundet werden, überkommen, haben er und seine Diener, solchen Segen abschreiben lassen, und bey sich getragen ha[11]ben, welcher Segen in einem Brieff verzeichnet, und bey sich getragen, soll gut seyn für Hauen, Stechen, Schiessen, alle schadhaffte Thier, Wassers-Feuersnoht. Bin lang in der Berahtschlagung gestanden solchen Brieff von Wort zu Wort mit seinem Inhalt hieher zu setzen. Aber aus Fürsorg und Sorgfältigkeit, daß erst solchen etliche Fürwitzige, die ihn vorhin nicht gewisset, möchten abschreiben, und sich deß gottlosen Segens gebrauchen, mein Bedencken geändert, und ihn ausgelassen. Es soll aber jederman vor diesem, und andern Brieffen und Segen, als vor deß Teuffels Nebelkappen sich bey Verlust der Ungnade GOttes verhüten. Aber wie schändlich und schädlich sie offt durch die Teuffels-Kunst der Segen betrogen werden, gibt und bezeuget die Erfahrung, daß manchem der Kopff zerschlagen, auf den Tod verwundet und geschossen seynd worden, da sie GOTT gestrafft, und durch die Straff zu Buß dieser und anderer greulicher Sünde anreitzen und bewegen, und andere die noch an solcher Zauberey hangen, ein Exempel und Beyspiel, wessen sie sich halten, und enthalten sollen, unter die Augen stellen, wie ich der Exempel die zum Theil lautkündig, beydes hoher und nieder Personen, wol hieher erzählen könnte, wo mich nicht sondere bedenckliche Ursach, und daß solche Exempeln odios und verhäßlich, abhielten.

Aber lieber, wer kehret sich daran, es gehet eben hie mit dieser greulichen Zauberey und Segensprechen-Sünd, wie mit andern auch, Jer. 5. HErr du schlägst solche Aberglaubige,[Rand: Jerem. 5.] den zau[12]berischen Segen für Schiessen, Stechen, Verwunden anhangend, aber sie fühlen nicht, du plagest sie, aber sie bessern sich nicht, sie haben ein härter Angesicht denn ein Fels, und wollen sich nicht bekehren, daß sie solche zauberische Wunden-Segen von sich thäten, als Unrecht erkennten, dich um Gnad und Verzeihung anruffeten, und lerneten von[39] [Rand: Matt. 10.] Hertzen glauben, daß alle Härlein auf dem Haupt gezählet,[Rand: Job 14.] eine Zahl ihres menschlichen Lebens gesetzt, darüber sie nicht schreiten können, auch mit keinem Segen hindurch kommen, geben sich also, und setzen sich mit glaubigen Gebet in den Schutz und Schirm, sondern fahren fort, brauchen zauberisch Segen, und muß darnach nicht unrecht seyn, aber sie werden GOtt darum einen harten Stand thun und schwere Rechenschafft[Rand: Röm. 2.] geben müssen, und dem gerechten Urtheil GOttes nicht entrinnen, so viel von dem ersten, folgt nun das ander, daß es greuliche Zauberey Sünd.

[Rand: 2. Segnen und Beschweren ist eine Zauberey-Sünd.] Zum andern, wir haben jetzt und meines Bedenckens, deutlich gnug gehöret, was Segensprechen oder Beschweren heisse, und sey, folget nun das ander, daß ein Zauberey Sünd sey, und bey Verlierung der Gnade GOttes, und der armen Seel Heil und Seligkeit zu vermeiden und zu fliehen.

[Rand: 1. Das erste Argument, dass Segensprechen Sünd sey.] Erstlich ist Segensprechen eine schwere, unleidentliche, greuliche Zauberey-Sünde wider das erste und ander Gebot, der zehen Geboten GOttes, denn solche Leut ihr Vertrauen nicht warhafftig auf den ewigen, allmächtigen treuen GOtt allein setzen und stellen, und von Ihm al[13]lein als dem rechten Helffer, durch die edle von dem HErrn darzu verordnete Artzney, Remedien und Mittel, Hilff und Errettung mit schuldiger kindlicher Gedult, gehorsamlich begehren und warten, welches denn alles der HErr in diesem Gebot ernstlich von uns erfordert und haben will, sondern mit diesen zauberischen Segensprechen, aus Mißvertrauen, Unglauben, und Ungedult, durch Krafft und Würckung dieser gesprochen gewissen und gemessen Wort, glauben, trauen, und hoffen gesund zu werden, oder in was Sachen es seyn mag, Hilff und Glück zu erlangen.[Rand: Gemeine Red.] Daher denn die gemeine Red kommet, du must daran glauben, du muß darauf halten, item der hat kein Glauben daran, oder er hält nichts darauf, es wird ihn nichts helffen. Will allhie alle Christen um ihrer armen Seelen Heil und Seligkeit willen gebetten haben, daß sie doch bedencken wollen, wie ein schwere, und GOtt unleidenliche Sünd alle Segensprecher, und wer mit ihnen zu schicken und zu schaffen hat, wider das erste Gebot[Rand: Unchristliche Reden.] begehen und thun, ja man höret auch etwa öffentlich, solche unchristenliche heidnische Wort, will GOtt nicht helffen: so [40] helff der Teuffel. Item, wenn mir nun geholffen wird, thäts gleich der Teuffel oder sein Mutter, oder wer da wolte. Und ob es schon andere nicht mit Worten so grob und unchristenlich heraus fallen, jedoch so thuns sie mit der That und Werck selber, da sie von Hilff und Raht zu solchen teuffelischen Zauberer und Segensprecher schicken, rennen und lauffen, und ist wie man spricht, Gur als Gaul, das wölle ihm doch ein [14] guthertziger Mensch lassen zu Hertzen gehen. Darnach so[Rand: Die ander Ursach warum Segensprechen Unrecht ist. Segensprechen eine Zauberey-Sünd wider das ander Gebot.] sündigen sie auch wider das ander Gebot GOttes, in welchem GOtt der HErr uns allen gebeut und verbeut, daß wir den Nahmen GOttes, und was zu desselbigen Preis Ehr und Lob gehörig, nicht sollen vergeblich und unnutz führen, oder auf einige Weis und Weg mißbrauchen, solche Leut aber, die mißbrauchen in ihrem zauberischen Beschweren und Segensprechen auf vielerley Weis und Weg den heiligen Namen GOttes, sein heiliges Göttliches Wort, daraus sie denn zu ihren gottlosen Segen und Beschwerungen, viel gute und heilige Wort ziehen: mißbrauchens aber, entunehrens und entheiligens schändlich, lästerlich und verdamlicher Meinung, wider das ander Gebot, und sein heiliges Wort. Darum o Mensch so behertzige doch, wie es so eine grosse greuliche Zauberey Sünd sey, mit Segen und Beschweren umgehen, wider das ander Gebot, und bedenck doch, daß der HErr, laut angehenckter Drohung an diß Gebot (die also lautet: Denn der[Rand: Exod. 20.] HErr wird den nicht ungestrafft lassen, der seinen Namen mißbraucht,) greulich solche Zauberey- sind entweder zeitlich, oder dort ewig an Leib und Seel straffen werde.

Zu dem hat der ewige GOtt, ein sonder Gesetz, Gebot und Verbot, von und wider die Zauberey, und Zauberer geben.[Rand: Das dritte Argument wider das Segensprechen.] Nun ist mit gewissen Worten etwas beschweren und segnen, ein Stuck von der Zauberey, wie hievor, und herunten bald wiederum vermeldet wird. Wir wollen aber hieher setzen und erzählen, die Zeugnissen [15] aus GOttes Wort, im andern Buch Mosis am 22. Cap. Die Zauberinnen solt du nicht leben lassen. Im dritten Buch Mosis 20. Capit.[Rand: Lev. 20. Ex. 22.] Wenn ein Mann oder Weib, ein Wahrsager oder Zeichendeuter seyn wird, die sollen deß Todes sterben, man soll sie steinigen, ihr Blut sey auf ihnen.

[41] [Rand: Lev. 19.] Im dritten Buch am 19. Capit. Ihr sollet euch nicht wenden zu den Wahrsagern, und forschet nicht von den Zeichendeutern, daß ihr nicht an ihnen verunreinet werdet, denn Ich bin der HErr euer GOtt.

[Rand: Deut. 18.] Im fünfften Buch am 18. Capit. Es solle unter dir nicht funden werden, ein Weissager, oder ein Tagwähler, oder der auf Vogelgeschrey achte, oder ein Zauberer, oder Beschwerer, oder Wahrsager, oder ein Zeichendeuter, oder der die Todten frage, denn wer solches thut, ist dem HErrn ein Greuel.

Diese Zeugniß der Schrifft, von der Zauberey hab ich hieher gesetzt, nicht daß ich von allerley Zauberey allhie zu handeln vorhabens sey, sondern allein von dem Beschwören und Segensprechen, welches ein Stuck von der Zauberey ist, auf daß ein Christen-Mensch allhie allerley Zauberey, sie heiß und habe einen Namen wie sie wolle (denn vielerley Stuck der Zauberey, von alten und neuen Lehrern erzählet werden), lerne fliehen, sonderlich aber soll er die Augen aufthun und mercken, daß durch Mosen mit Namen austruckenlich, das Beschweren oder Segensprechen verbotten, und als ein Greuel vor dem HErrn verdammt werde,[Rand: Das Wörtlein Beschwerer, begreifft in sich die Segensprecher.] denn das [16] Wörtlein Beschwerer heisset die Segensprecher und Beschwerer, welche mit gewissen und gemessen Worten etwas zu heilen, vertreiben, oder etwas zuwegen bringen, sich unterstehen.

Zu dem so zählet der heilige Apostel Paulus, zu den Galatern am 5. Capitel, die Zauberey unter die Werck deß[Rand: Galat. 5.] Fleisches, welche den Men schen, der damit behafft und umgangen, von dem Reich GOttes, oder ewigen Leben absondere oder ausschliesse. Nun seynd Zauberer, Hexen, Unholden, Wahrsager, Zeichendeuter, Tagwähler, Teuffels-Beschwerer, Segensprecher, und Beschwerer, und dergleichen, und alle die mit ihnen zu schicken und zu schaffen haben, Hülff und Raht bey ihnen suchen, alle mit einander in einer Zunfft oder Gesellschafft, nemlich in deß Teuffels: darum wer da will der Ungnad und Zorn GOttes, auch zeitlichen und ewigen Plagen und Straffen entrinnen, und also zeitlich und ewig in der Gnad, Huld, Schutz und Schirm deß Allmächtigen GOttes, seyn und bleiben, der fliehe und meide das zauberisch Segensprechen und Beschwören, als den Teuffel selber.

[42] Weiter so ist in heiliger Göttlicher Schrifft von solchen[Rand: Das 4. Argument, wider das Segensprechen.] Segensprechen kein Befehl, Verheissung oder auch Exempel, daß man gewisse Wort nehmen, und ein Schaden oder Kranckheit zu vertreiben, segnen ja beschwören soll; ja man lisst auch von keinem Gottsfürchtigen, der einmal solches zu thun fürgenommen habe. Es soll aber kein Mensch etwas ausserhalb GOttes Wort, und ohn ein austruckenlichen Befehl an[17]fahen oder fürnehmen. Wie denn GOTT der HErr durch[Rand: Deut. 4. und 12.] Moysen spricht, du solt nicht thun was dich gut duncket, sondern alles was ich euch gebiete, das solt ihr halten, ihr sollet nicht dazu thun, noch davon thun. Darum wenn es schon nicht verboten wäre von GOTT, daß man mit zauberischen Segensprechern, oder Teuffels-Beschwerern nicht sollt zu schaffen haben, (wie es aber bey Verlierung der Gnade GOttes ernstlich verbotten ist), so sollte ein frommer Mensch, dennoch in Ansehung dieser wichtigen Ursach, daß er dessen kein Befehl, Verheissung und Exempel hat, der zauberischen Segen sauber und glatt müssig stehen, und gedencken, wäre es recht und GOtt gefällig, so wurde mir der treue Gott wol solches zu thun befohlen haben: aber sihe, ich hab nicht allein kein Befelch solche, es seyn gute oder böse Wort, dahin zu brauchen, sondern eben stracks das Widerspiel, offentliche Verbot Gottes, von der Zauberey, und den Beschwerern mich zu verhüten, ja auch das ander Gebot, du solt den Namen GOttes nicht unnützlich, oder vergeblich führen, darum will ich solcher Zauberey-Sünd müssig stehen.

Und wenn sonst nichts wäre, in diesem zauberischen[Rand: Das 5. Argument, wider das Segensprechen.] Segensprechen und Beschweren, denn eben das, daß man durch solchs Segnen ein Sach erzwingen will, GOtt gebe es sey schier Gott lieb oder leid, so muß es seyn, wenn man nur daran glaube, so sols ein Christen-Mensch verfluchen, ja dargegen ausspeyen, denn es lehret uns die H. Schrifft, daß wir alle leibliche äusserliche Ding, als Gesundheit deß Leibs, sollen begehren und [18] bitten, mit dem Geding und Anhang, ob es Gottes gnädiger, wolgefälliger Will sey, und uns an unser Seelen Heil und Seligkeit nützlich und gut, so soll er uns der Kranckheit, oder anderer Trübseligkeit abhelffen, wie denn[Rand: 2. Reg. 2. Matt. 8.] David gethan, und der Aussetzige, ja Christus selber am Oelberg, [43] etc.[Rand: Matt. 26. Marc. 14. Luc. 22.] Und sihe nur zu, mit den gottlosen Segnen, will man eine Sach erzwingen, man will GOtt müssen, es muß also seyn, glaub nur daran, O wol ein grosser Greuel, O wol grosse Blindheit der armen Leut.[Rand: Der 6. Artickel wider das Segensprechen.] Letztlich so zeiget und erkläret der heilige Apostel Paulus, worzu alle Schrifft und Wort GOttes diene, nützlich und gut seye, 2. Timoth. 3. Cap. da Er sagt[Rand: 2. Tim. 3.]: Alle Schrifft von Gott eingegeben ist nutz zur Lehre, zur Straffe, zur Besserung, zur Züchtigung, in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch GOttes sey vollkommen zu allen guten Wercken geschickt. Hie hörest du Christliches Hertz, daß Paulus nichts sagt von dem zauberischen Segensprechen oder Beschweren, darzu denn sie die zauberische Segensprecher, die heiligen guten Wort, aus der Schrifft geraubt, mißbrauchen.

[Rand: Chrysostomus Tom. 5. Hom. 21. ad populum Antiochenum fol. 195.] Der heilige Chrysostomus in der 21. Predigt zu Antiochia gethan, straffet und verdammt auch die Zauberey-Sünde, deß Beschwerens und Segensprechens, und zeigt, daß man solche Segensprecher soll fliehen, als das fremd und fern, von dem Christlichen Wesen, gar zuwider sey.

[Rand: 3.] Zum dritten, dieweil solche Leut das zauberische Segensprechen, alles für recht, gut und göttlich, mit etlichen Einreden, Argumenten und Ursach, zu vertheidigen und verantworten sich unter[19]stehen; so wollen wir kürtzlich, den Einfältigen und Guthertzigen zu gut, solche Ursach und Einred widerlegen und ableinen, den gesuchten Geschmuck, und angezogene Gestalt eines Engels deß Liechts abziehen, damit man den bösen Engel der Finsterniß mit seinen Teuffels Füssen und Klauen, erkennen und fliehen lerne.

[Rand: 1. Man sagt, es seynd gute Wort.] Die erste Einrede aber ist, es seyn nur lauter gute Wort, man sagt nur von GOtt, wie wolt denn das Unrecht seyn, dessen beredt mich niemands.

[Rand: Antwort.] Antwort: Sihe du lieber Christ, wie der leidige Teuffel, durch seine Zunfftige die zauberischen Segensprecher, solche Zauberey und Teuffels-Segen so meisterlich beschönen, und mit einem gesuchten schönen Färblein verstreichen kan, daß auch ein Einfältiger tausend Eid schwure, es wäre gut und recht, aber merck auf, ich will dich fein berichten: Es ist wol wahr, sie gebrauchen viel guter heiliger Wort, aus Gotttes Wort geraubt, zu ihren Segnen und Beschweren, aber werden [44] darum nimmermehr in Ewigkeit, mit gutem Grund erweisen, daß sie darum recht handeln, und mit einer guten Sach umgehen, denn je heiliger und gottseliger die Wort seynd, je böser und verfluchter ist der Mißbrauch, es kan kein Mensch, der noch bey Vernunfft und Verstand ist, laugnen noch widersprechen, daß je besser und Göttlicher ein Ding ist, desto böser und verdammlicher sey der Mißbrauch desselben. Als zum Exempel: Der Wein ist eine gute edle Creatur, Geschöpff und Gab GOttes, solte denn nun jetzund die Füllerey, das unchristliche Sauffen, [20] darum recht und gut seyn, dieweil es durch das überflüssige zu sich nehmen, und Gebrauch deß Weins beschicht, wolte darum der volle und tolle Mensch sich entschuldigen, er thäte nicht unrecht, das würde kein vernünfftiger Mensch billich und recht heissen: sondern je edler und besser eine Gab GOttes der Wein ist, je böser, grösser und greulicher Sünd ist der Mißbrauch die Füllerey. Also auch je heiliger der Name GOttes, und göttlicher oder heiliger die Wort der Heil. Schrifft seynd, desto schändlicher und abscheulicher, ja greulicher ists, so heilige Wort entheiligen, entunehren, und zu den gottlosen zauberischen Segnen mißbrauchen. Summa, GOttes Wort, und seinen heiligen Namen,[Rand: Nota.] in solcher Gestalt ohn einen Befelch, ja wider das ernstliche Gebot und Verbot GOttes mißbrauchen, ist ein grosser erschrecklicher Greuel und Zauberey-Sünd, wider das ander Gebot GOttes, du solt den Namen deines GOttes nicht unnützlich führen.

Die ander Einred, was in dem Namen deß HErrn, oder im Namen GOttes beschicht, das ist recht, solche Segen[Rand: 2. Gegenwurff.] aber werden in GOttes Namen verricht, darum so seynd sie recht und gut. Diese Einred hat mir gar neulich ein Zauberer und fahrender Schüler, (wie man sie nennet) fürgeworffen. [Rand: Antwort.] Antwort: Da untersteht sich der Teuffel wiederum, seinen zauberischen Segen eine Farb anzustreichen, dieweil es aber nicht wol Leim getränckt, ist sie gar gut und leichtlich abzuwischen und abzuthun. Denn so viel die erste Red belangt, was in dem Namen GOttes beschehe, sey billich gut und recht, muß man mercken, daß [21] es nicht durchaus gilt und wahr ist, denn nichts im Namen GOttes geschehen kan, denn was Gott [45] wolgefällig ist. Derwegen ist es nicht gnug, sprechen das im Namen GOtt etwas thue, sondern man muß besehen und fleissig Achtung geben, ob es auch im Namen GOttes, als GOtt wolgefällig verrichtet werde, denn der Teuffel der da ist ein Engel der Finsterniß,[Rand: 2. Cor. 12. Wie sich der Teuffel in einen Engel deß Liechts verstelle.] pflegt sich also in einen Engel deß Liechts verstellen, wie Paulus lehret, und verändern, denn er kommt nicht in seiner Gestalt, und sagt nicht, das ist der Nam deß Teuffels, der da ewig muß verloren und verdamt seyn, das ist wider die Ehr deß Namen GOttes, das ist unrecht und wider GOtt, das ist die Lügen oder Abgötterey, und wer das thut, muß ewig verdamt werden. Denn wenn er also käme, so wurde ihm niemand folgen noch Glauben geben, sondern er verstellet sich in ein Engel deß Liechts und sagt, gibts auch dem Menschen ein, das ist der Nam GOttes, das dienet zu Ehr und Preis deß Göttlichen Namens, sihe das geschicht im Namen Gottes, wie solt es unrecht seyn, das ist die Warheit und der rechte Gottesdienst, das ist recht und gut. Da folgt ihm alsdenn die unsinnige, tolle und aberglaubige Welt, und lässet ihr also für das reine ausgedruckte lauter Wort GOttes, einen blauen Dunst für die Augen machen, eine Nebel-Kappen, ja rechte Narren-Kappen aufsetzen und anziehen, daß sie GOttes und seines geoffenbarten unwandelbaren Willens fehlet von dem rechten Weg in Abwege, von der Warheit in die Lügen, von dem Leben in Tod, und ewige[Rand: Sprichwort.] Verdammniß kommt, daher denn [22], das alte Sprichwort entstanden, im Namen GOttes, führet der Teuffel die Welt in die Höll. Item, im Namen GOttes schlug jener Baur sein Weib zu tod, etc.

So viel die ander Red betrifft, daß im Namen GOttes die Segen verricht werden, sag ich Nein darzu, der Meinung, die zauberischen Segensprecher die nehmen gleichwol den Namen GOttes, und andere gute Wort darzu, aber sie mißbrauchen und entheiligen ihn, zu dem gottlosen Segen, das vor GOtt ein Greuel, und ein mißfällig und kein Wolgefallen nicht ist, darum ob sie schon sagen, sie thuns im Namen GOttes, so geschicht es doch eigentlich nicht im Namen GOttes, sondern wider die Ehre deß Göttlichen Namens.

Darum so kehre oder wende ich solche gesuchte Einred [46] stracks um und sprich: Wer, wo, und wenn man den Namen GOttes mißbraucht, begeht eine greuliche Sünd, die zauberischen Segensprecher mißbrauchen den Namen GOttes, zu ihren gottlosen Segen, darum so thun und begehen sie eine greuliche und erschreckliche Sünd.

Dieweil aber, lieber Christ, hieran viel gelegen ist, will ich weitläuffiger von dieser Sach etwas hieher setzen.[Rand: Coloss. 3. Wie alle Ding in dem Namen deß HErrn geschehen mögen] Der heilige Apostel Paulus zun Colossern am 3. will haben, daß wir alles, es sey mit Worten und Wercken, in dem Namen JEsu thun sollen, damit aber alles in dem Namen deß HErrn geschehen möcht, gehören darzu, und werden unvermeidentlicher Nohtdurfft erfordert drey Ding. Daß es in Gottes Wort gegründet, und laut seines Inhalts und Befehls [23] fürgenommen und verricht werde. Nun hat man gantz keinen Befehl, mit zauberischen Segensprechen umzugehen, zu schicken oder zu schaffen zu haben, noch auch Gottes Namen und sein Wort zu diesen Segnen zu nehmen, sondern vielmehr ein Gebot, und ernstlich Verbot darwider.

Daß es deines Beruffs sey, nun ist aber das deines Beruffs, daß du GOttes Gebot und Verbot folgest,[Rand: 2.] und aufs fleissigst nachkommest, so hat aber GOtt ernstlich geboten und verboten, daß man der Zauberer, Wahrsager, Teufels-Segensprecher und Beschwerer soll müssig gehen, wie oben gehört, darum bist du das schuldig zu thun, zu dem so hat GOtt die Artzney und den Artzt darzu erschaffen, der Mittel solt du dich gebrauchen.

Daß man GOtt ernstlich um Hülff und Beystand anruffe und bitte,[Rand: 3.] und alles Vertrauen allein auf Ihn stelle, da gebrauchst du dich aber der Zauberey, und schickst entweder am Anfang, oder aber, wenn du meinst, es könne kein gelehrter oder erfahrner Artzt, durch wasserley Mittel mehr helffen, zu dem Teuffel-Beschwerer und Segensprecher, trauest und glaubest, dir durch Krafft der gesprochenen Worte geholffen zu werden, daher man sagt, du must daran glauben, oder etwas darauf halten. Derowegen so kan und soll aus jetzt-gethaner kurtzer Erklärung, ein frommer Christ, wider das teuffelische Segensprechen also schliessen, was in GOttes Namen fürgenommen, und warhafftig verricht soll werden, muß die drey Eigenschafften haben.

[47] Die erste, daß in GOttes Wort gegründet oder demselbigen gemäß sey.

[24] Die ander, daß es seines Beruffs, daß ihm insonderheit auch GOTT befohlen habe. Die dritte, daß man GOtt allein um Gnad anruffe, und beharrlich auch festiglich auf Ihn alles Vertrauen stelle.

Segensprechen aber, und ihm darmit helffen lassen, deren drey Eigenschafft gar keine, wie hieroben gehöret. Derhalben folget schließlich, das Segensprechen nicht im Namen GOttes, sondern im Namen deß leidigen Teufels verrichtet werde, sey auch eine greuliche Zauberey-Sünd, zu welchem der heilige Namen GOttes und andere gute Wort GOttes, lästerlich zu einem Deckel mißbraucht und entheiligt werde.

[Rand: Tom. 5. in 21. Homil. adpopulum Antiochenum.] Dergestalt hat auch der heilige Chrysostomus hefftig wider solch zauberisch Segnen und Beschwören geprediget und geschrieben, in der ein und zwantzigsten Predigt zu Antiochia gethan, da er straffet die Christen daselbst, heidnisch Zauberey, da sie noch mit dem Aposteislerischen aberglaubigen, seltzamen und lächerlichen Zeichen, Glücks oder Unfalls. Item mit dem Zauber-Worten oder Gesäng, Charactern, und anders mehr, item Segensprechen umgangen seynd; und daß sie die alten rasende oder von Alters wegen zitternde Weiber, welche er voll nennet, in ihre Häuser berufft, und gefordert haben, und redet nach langem also.

[Rand: Chrysostomus.] Und du, spricht Chrysostomus, schämest dich nicht, und wirst auch nicht schamrot, ja daß beschwerlicher ist denn der Irrthum selbst, wenn wir euch solches (Segensprechen und Zauberey ermahnen oder erinnern, und widerrahten euch, [25] so vermeinen sie also, entschuldiget seyn oder werden, und sagen,[Rand: Auf gut teutsch; Mansoll die Segensprecher die Stiegen hinab werfen. Luc. 4.] daß diese Segensprecherin oder Beschwererin, sey ein Christlich Weib, und rede nichts anders, denn den Namen GOttes, sie ist ein Christin, und sagt nur von GOTT, ja eben von deßwegen solst du sie als dennoch hassen und sie von dir mit Gewalt hinaus stossen, dieweil sie den Namen GOttes zur Schmach und Gottslästerung braucht, dieweil sie sich für eine Christin ausgibt und rühmet, und thut heidnische Werck. Denn auch die Teuffel den Namen GOttes bekannten, und waren dennoch Teuffel, und sagten also zu CHristo, ich weiß [48] wer du bist, nemlich der heilige GOttes, jedoch hat Er sie bedrohet und ausgetrieben.

Derhalben so bitt ich euch demütiglich,[Rand: Chrysostomus bitt die Christen zu Antiochia treulich, um Gottes Willen, daß sie von dem zauberischen Segensprechen abstehen wollen. Dein ungewindlicher Thurn.] daß ihr rein von diesem Betrug seyet, und haltet euch an GOttes Wort als an einem Stab, und wie unter euch keiner ist, der ohn Schuch und Heß oder Kleider an Marck hinfür gienge. Also solt du auch ohn diß Wort nimmer auf den Marck fürhin gehen, sondern wenn du über deine Thürschwellen schreiten wilt, so rede vorhin dieses Wort: O Teuffel ich widersage dir oder kündige dir ab, und thu mich O CHriste zu dir verfügen. Gehe nimmer aus ohn das Wort, welches dein Stab, dein Waffen, dein Thurn der nicht wird erobert oder eingenommen werden, seyn wird. Bisher die Wort Chrysostomi.

Dieses Ort hab ich der Ursach, aus dem heiligen Chrysostomo hieher schreiben wollen. Erstlich, daß ein Gottseliger sehe, wie ernstlich auch Chrysostomus wider das Segensprechen gepre[26]diget, darnach wie auch dazumal, das zauberische Segensprechen, mit dem fürgewendten Schein, daß es gute Wort, daß es im Namen GOttes beschehe, verthädigt sey worden, und wie solches auch Crysostomus widerlegt, und die Christen zu Antiochia fleissig bittet, von solchem abzulassen, und wie sie sich halten sollen, nemlich dem Teuffel und seinen Wercken absagen, und sich zu CHristo verfügen, von diesem gnug.

Die dritte Einred, lieber soll man sich aber nicht der Mittel gebrauchen?[Rand: 3. Gegenwurff. Matt. 7.] sagt nicht Christus der HErr, was ihr wollet daß euch die Menschen thun sollen, das thut ihr ihnen. Heisset nicht das auch das Gesetz der Natur? Nun wollte ich,[Rand: Ein Teufels Beschwerers-Artzt.] wenn mir, so ich kranck lege oder die Meinen, und mir einer zu helffen trauet, daß ers thät, dieweil denn ich kan mit diesem oder jenem segnen, sollt ich meinem Nächsten nicht helffen.

Antwort: Der Mittel, die von GOtt verordnet und zugelassen, soll man sich gebrauchen.[Rand: Antwort] Aber Segnen und Beschweren ist kein Göttlich, sondern ein Unsegen, unzugelassen verbotten Mittel, ja ein Mittel deß Teuffels. Die köstliche edele Artzney,[Rand: Teuffels-Mittel. Sir. 38.] und der edle, gelehrte und erfahrne Artzt, das seynd zugelassene, und von GOtt dem Allmächtigen, dem Menschen zu Gutem erschaffen, wie am Beschluß vermeldet wird, daß man sie [49] gebrauchen mag und soll, und ob sie schon Kräuter und anders bisweilen auch gebrauchen, so thun sie doch ihre teufflische Segen darzu. Darnach ist es wahr, man soll Vermög Christlicher Lieb, dem Näch[27]sten Guts thun und helffen, aber mit Gott, und nicht wieder GOTT. Mit dem verbottenen[Rand: Augustinus, wenn der Teuffel anfähet einem am Leib behülfflich seyn, so fähet er recht an eines an der Seel Schad zu seyn.] und GOtt mißfälligen Segensprechern, ja da du dem Nächsten also mit diesem Segen, zu helffen unterstehest, und ihn dahin beredest, so hilffst du ihm nicht, sondern enthilffst ihm, daß er in GOttes Ungnad fället, der ein jeglichen, der sich zu den Zauberern und Teuffels-Beschwerern wendet, an Leib und Seel zu straffen drohet.

Die vierdte Einred, lieber bezeuget es nicht die tägliche Erfahrung, daß vielen Leuten Thieren und unvernünfftigen Vieh, ist von grossen Schaden und Kranckheiten geholffen worden, da sonst kein Artzt, Doctor, Scherer hat können wissen zu helffen noch zu rahten, wie kan denn Segensprechen so unrecht seyn.

[Rand: Antwort] Antwort: Fürwar damit, daß man die augenscheinliche Hilff sihet und erfähret, werden viel Menschen betrogen und verführet, ja also bezaubert, daß sie sprechen, GOTT geb es sey recht oder unrecht: Es thue es schier der Teuffel, oder unser HErr GOtt, wenn mir nur geholffen wird, der Krancke sucht den Artzt. Darzu sage ich aber deutlich und verständlich, daß nicht weniger sey, viel Leut und Vieh werden[Rand: Merck.] also gesund oder geheilet, aber sag unverholen, daß ihnen nicht GOtt der HErr, auch nicht solche gesprochene Wort, denn sie haben die Krafft und Würckung nicht, sondern der Teuffel geholffen und geheilet habe. Wie aber? Durch die Verhängniß und Zulassung GOttes, denn der Teuffel kan gleichwol für sich selbst eigens Gewalts,[Rand: Job. 1.] nicht wie die Histori von dem heiligen Job, und viel [28] Exempel der Schrifft anzeigen,[Rand: Matt. 8. Luc. 4.] wenn aber, was und wie ihm GOtt verhängt und zulässet, denn kan ers, und thuts.

So hat nun GOtt der HErr, nach seinem rechten Gericht, zur Straff deines Unglaubens, Mißtrauens und schändlichen Abfalls von Ihm, verhängt und zugelassen dem Teuffel, daß er durch solches Segensprechen, dich selbst, dein Kind, dein Vieh, Roß, Kühe, Ochsen, Schaf gesund gemacht, und geheilet [50] hat, dieweil du der Wahrheit nicht hast wollen Glauben geben, wie denn Paulus der heilige Apostel Paulus in der andern Epistel an die Thessalonichern am andern Capitel,[Rand: 2. Thess. 2.] austruckenlich lehret, daß GOTT der HErr denen, welche die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, kräfftige Irrthum senden werde, daß sie glauben der Lügen, auf daß gerichtet werden alle die, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.

So gerahtet nun den Segensprechern und Teuffels-Beschwörern die Sach, daß sie Menschen und Thieren helffen, aber nicht mit GOtt, sondern mit dem Teuffel, welches der gerechte GOtt verhängt, ihnen und dir, zur Straff deines Unglauben, und gottlosen Wesens daß du also bezaubert von dem leidigen Satan, glaubest der Lügen, und schwerest tausend Eid, es sey recht und gut, und GOtt selber hab dir aus Gnaden geholffen, und auf solche Weis wirst du gerichtet und gestraffet, dieweil du der Wahrheit, daß solche Zauberey Sünd sey, nit glauben hast wollen, sondern mehr Lust an dem ungerechten, greulichen, zauberischen, Teuffels-Segensprechen und [29] und Beschweren, und wirst auch, wo du nicht Buß würckest, und von solcher Sünd abstehest, ewiglich verdammt und verlohren.

Es ist die gründliche eigentliche Wahrheit, daß ein Gottsfürchtiger glaubiger Mensch, solte zu tausendmal lieber mit GOtt kranck, und armselig seyn, denn mit dem Teuffel gesund, frisch, und wol auf, lieber mit GOtt sterben, denn mit dem Teufel leben, lieber mit GOtt krancke Roß, Ochsen, Schaf, oder gar keins haben, denn mit deß Teuffels Hilff, und deß teuffelisch Beschweren, Segensprechen, gesunde, starcke, wolgethane Roß, oder anders Viehe, also von andern Dingen auch zu reden.

Wir lesen doch, daß Christus Matt. 10. spricht,[Rand: Mat. 10] daß alle unsre Härlein auf dem Haupt gezählet seyn, es fall keines ohn den Willen GOttes deß Vatters darab. Wie woltest denn du selber, oder dein Kind, oder unter den Deinigen kranck werden, und in eine beschwerliche Kranckheit fallen, ohn den Willen GOttes deß himmlischen Vatters, also auch von den unvernünfftigen Thieren zu reden, so lehret CHristus am gemeldtem Ort, daß kein Sperling oder Spatz, deren man zween [51] um einen Pfenning kaufft, ohne den Willen GOttes auf die Erden falle, so denn kein solches Vögelein, das doch ein unnutz noch gültiges Vögelein ist, ohn den Willen GOttes auf die Erden fället, wie wolt denn ein anders Thier oder Viehe, als ein Roß oder ein anders Thier, daß viel Gelds werth ist, ohn den Willen GOttes kranck werden, oder einen Schaden empfahen. So es denn also GOttes Will, und gnä[30]dige Verhängniß über dich ist, sihe so ergib dich mit schuldigem, kindlichem Gehorsam gedultiglich darein, sprich von Hertzen die Bitt deß Vatter Unser, dein Will geschehe auf Erden wie im Himmel,[Rand: Job. 1.] sage mit dem heiligen frommen Job, der HErr hats gegeben, der HErr hats wieder genommen, der[Rand: Psal. 50.] Nam deß HErrn sey gebenedeyet, ruffe GOTT an, laut seines Befehls, und gebrauch dich der ordentlichen Mittel der Artzney, und darnach befihls GOtt, und gehe der zauberischen Segensprechern müssig, das ist mein treuer guthertziger Raht, und GOttes ernstlicher Befehl, Will und Meinung.

[Rand: 5. Gegenwurff von den Worten der Sacramenten.] Die fünffte Einred, tauffet man doch im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und H. Geistes die Kinder. Item, in Ausspendung deß Sacraments, der Gemeinschafft deß Leibs und Bluts CHristi, gebraucht man, und spricht die Wort der Einsetzung, wie solt man denn nicht auch diese, und andere gute Wort, über etwas dürffen sprechen.

[Rand: Antwort] Auf diesen Gegenwurff zu antworten, soll und muß man wol bedencken, daß es ein grosse Ungleichheit, und einen weiten Unterscheid habe, denn das man, in der Administration der Heil. Sacramenten, sich der Wort gebraucht, thut man es aus dem ernstlichen Befehl, Gebot, Willen, Meinung, Verordnung deß Stiffters und Einsetzers GOttes Sohns,[Rand: Die Wort der Tauff] unsers HErrn JEsu CHristi, als daß man mit diesen Worten, im Namen deß Vatters, Sohns, und H. Geistes die Kinder tauffet, thut es der Kirchendiener laut deß austrucklichen Befehls CHristi,[Rand: Matt. 28.] tauffet [31] sie im Namen deß Vatters, Sohns und H. Geistes, aber daß die zauberischen Segensprecher, diese oder aber andere Wort zum zauberischen Segnen, über Vieh und Leut, Gewächs und anders gebrauchen sollen, haben sie in der gantzen heiligen Schrifft kein Sylben, ja kein einigen Buchstaben nicht darvon.[Rand: Die Wort der Einsatzung dess HErrn Nachtmahls, aus was Ursach sie gesprochen werden.] So viel aber betrifft die Wort der Einsetzung, [52] deß HErren Abendmahls, werden sie nicht der Ursach gesprochen, daß durch die Krafft der gesprochenen Wort, CHristus mit seinem Leib und Blut, erst vom Himmel herab genohtzwengt und gezogen, und in Brod und Wein verändert, und räumlich eingeschlossen werde, wie denn darvon die vermeinte und genannte Christen, als zauberische Beschwörer und Segensprecher auf der rechten Seiten dafür halten, sondern darum werden und sollen, diese Wort der Einsetzung gesprochen werden.

Dieweil sie alle Christglaubigen erinnern und lehren, ja verkündigen den Tod CHristi, was er uns mit seinem H. Leiden und Sterben, das er für uns, und uns zu gut gethan und gelitten, erlangt und zuwegen bracht habe, welches soll und muß seyn,[Rand: Matth. Marc. Luc. Paul. 1. Cor. 11.] laut der Wort Christi, solches thut zu meinem Gedächtniß, welches Paulus ausleget, den Tod deß HErrn verkündigen, bis daß er kommt.

Darnach dieweil sie lehren, alle Christglaubigen, was ihnen hie in Ausspendung dieses Sacraments, übergeben werde, nemlich mit dem sichtbarlichen Brod und Wein, der warhafftig Leib und Blut Christi, und also den Glaubi[32]gen von der ersten Institution Einsetzung oder Stifftung CHristi deß HErrn selber, erinnern und ermahnen.

Letztlich, damit also ein gewisser Unterschied,[Rand: 3.] unter dem Hochwürdigen Abendmahl CHristi, und ander leiblichen, äusserlichen Mahlzeiten im Werck gehalten werde, etc. Der Ursach halber, mein lieber Christ, spricht man die Wort der Einsetzung, in Ausspendung deß HErren Nachtmahls.

Darum können die Segensprecher, mit diesem Gegenwurff ihre faule Sach nicht schmücken, sondern sollen wissen, daß es heisset. Du solt den Namen deines HErrn GOttes nicht unnützlich führen, dabey wird es bleiben.

Die sechste Einred, die gesprochene Wort in der Predigt auf der Cantzel,[Rand: 6. Einred, oder Gegenwurf.] haben ihre Krafft und Würckung, derowegen seynd sie auch im Segnen kräfftig? Antwort: Ist wiederum ein grosser Unterscheid, und hat weit eine andere Gestalt mit der mündlichen Predigt deß Göttlichen Worts.[Rand: Gegenwurff, von den Worten in der Predigt.]

Denn erstlich hat GOtt der HErr das Predigamt, und die mündliche Predigt, als seiner Majestät wolgefällig Instrument, [53] selber darzu verordnet, daß es sey ein Werckzeug, dadurch GOtt der Vatter samt dem Sohn, durch den H. Geist, in der Menschen Hertzen anzünde ein rechte Erkenntniß GOttes,[Rand: 2. Cor. 3.] rechten Glauben, steiffe Hoffnung und inbrünstige Liebe, etc. Darum auch ein Amt deß Geistes von Paulo genennet wird.

Darnach so thun solches nicht die gesprochene Wort, oder der Prediger für sich selbst aus ih[33]rer eigenen Krafft, sondern es ist nur ein Werckzeug, Instrument, zu welchem der HERR sein Gedeyen gibt, und dadurch als seiner Majestät gefällige auch darzu verordnete Mittel würcket, wie der heilige Apostel[Rand: 2. Cor. 3.] Paulus zum 1 Chorinthern sagt, nichts ist der da pflantzet, noch der da begeusset, sondern GOtt der das Gedeyen gibt, und hat auch die Predigt deß Göttlichen Worts im heiligen[Rand: Esa. 55.] Propheten Esaia, die Verheissung von GOtt selber, daß sie nicht soll leer abgehen, und leer wieder zu Ihm kommen. Aber die Wort zum zauberischen Segensprechen zu brauchen, hat GOtt nicht geordnet noch befohlen, sondern ernstlich verbotten, hat auch keine Verheissung, sondern Drohung und schwere Straff.

[Rand: 7. Gegenwurff von dem Gebet.] Die siebende Einred. Man bittet und ruffet GOtt an, mit Worten, wolt man denn nicht auch dörffen segnen und beschweren mit gewissen Worten?

[Rand: Antwort Psal. 50. Matth. 6. 7. Luc. 11. Joh. 14. und 16.] Antwort: Man hat in heiliger Göttlicher Schrifft altes und neues Testaments, viel Zeugniß, Gebot, Befehl, Verheissung, und Exempel, daß man GOTT um leibliche, zeitliche, und geistliche innerliche Sachen, anruffen bitten und begehren, und Ihn für empfangene Wolthat an Leib und Seel, ernstlich, andächtig, hertzlich und inbrünstig, in dem Namen JEsu Christi, dancksagen soll. Aber wie itzund offt gemeldet, die Wort zum gottlosen Segnen, und verdammten Beschweren gebrauchen, ist nicht allein nit gebotten, sondern auch ernstlich verbotten, zu dem so begehret ein rechtglaubiger Christ nicht, daß ihm GOtt von wegen deß Verdiensts Krafft und Würde der gesprochenen Wort deß [34] Gebots, Hilff beweise, denn das wär gottlos, abergläubig und verdammt, sondern er ruffet GOtt an mit einem glaubigen Hertzen, daß er Ihm aus [54] Gnaden und Barmhertzigkeit von wegen, und im Namen seines Sohns JEsu Christi gnädiglich erhören, und aushelffen wolle.

Darum so mag auch mit dieser Einred, das verdamte Segensprechen, nit vertheidigt werden.

[Rand: 8. Gegenwurff von der Wunderwercken Christi, und der Apostel. Marc. 7. Joh. 5.] Die achte Einred. CHristus der HErr, hat Teuffel ausgetrieben, und Wunderwerck mit gesprochenen Worten gethan. Item auch die Apostel, darum ist zugelassen, ja man kans auch mit Worten Kranckheiten an Vieh und Leuten zu segnen zu heilen, und anders vielmehr damit zuwegen bringen, als da Christus sagt zum Tauben, oder Gehörlossen, Stummen, Hephata. Item zu dem der 38. Jahr lang kranckgewesenen 2, stehe auf, nim dein Bett und gehe hin.

[Rand: Antwort] Antwort: Es fehlet allhie den Teuffelsbeschwerern und Segensprechern aber nicht um ein Baurenschuhe, sondern mehr den hundert teutscher wolgemessener Meil. Denn wer ist Christus? Er ist allein ein Mensch, sondern der wahre, allmächtige, ewige Sohn GOttes, gleicher Majestät und Herrlichkeit, mit dem Vatter und dem H. Geist: du aber bist ein armer, elender sündiger Mensch, ja Teuffelsbeschwerer, und zauberischer Segensprecher. CHristus nun ist kommen in diese Welt, von unser armen Sünder wegen, hat zwar menschliche Natur an sich genommen, als der rechte versprochene Heiland und Seligmacher deß menschlichen Geschlechts, von dem Esaias: und andere Propheten weißgesaget: Es werde viel und grosse Wunderwerck [35] thun, darum so seynd seine Wort Göttliche Wort gewesen, da Er aus Göttlicher Krafft und Macht, auch laut seines sonderlichen Beruffs, die grosse und herrlichen Wunderzeichen gethan hat. Aber deine, als eines Segensprechers Wort, sind menschliche Wort, ohn und wider das Gebot GOttes, als die zu diesem zubrauchen, nit allein mit Gebot, sondern verbotten ist.

Daß aber die heiligen Apostel auch Wunderwerck gethan haben, so soll man wissen, daß sie dieselbigen auch laut ihres sonderlichen personlichen Beruffs, dadurch die Lehr deß heilsamen Evangelii zu bestättigen gethan haben. Zudem so haben auch die lieben Apostel, nicht für sich selbst aus eigener [55] Krafft (gleich wie auch nicht die heiligen Propheten im alten Testament) Macht und Kunst, und ihren eigenen, menschlichen Vermöglichkeit, solche Wunderwerck gethan, sondern sie seynd nur Diener gewesen, Instrument und Werckzeug durch welche Er, der HErr selber, solche grosse Wunderwerck, und Wunzeichen gethan und bewiesen hat: wie denn solches der[Rand: Marc. 16.] Evangelist Marcus am letzten deutlich anzeigt und zu verstehen gibt. Der HErr, spricht er, würcket mit ihnen, und bekräfftiget das Wort durch mitfolgende Zeichen. Von Wunderzeichen aber, beydes Christi unsers HErrn und der lieben Aposteln, ist hie nicht Noht noch Gelegenheit, nach der Läng zuhandeln. Die zauberischen Segensprecher, haben keinen Befehl, nach sonderlichen Beruff, könnens auch nicht aus ihnen selber, und der gesprochenen Worten Krafft thun, sondern der leidige Sa[36]tan, durch die Verhängniß GOttes, hilfft und thut alles, wie hie oben angezeigt.

[Rand: 9. Gegenwurff.] Die neundte Einred. Hat doch GOtt der HErr selber alle Ding in der Erschaffung der Welt, Himmels, Erden, und was darinn, gesegnet, wie Genesis am ersten zu sehen ist.

[Rand: Antwort] Antwort: Wahr ist es, der allmächtige, ewige GOTT, hat alle Ding gesegnet, welche Göttliche Benediction noch heutieges Tags, und bis an das End der Welt kräfftig und würcklich ist, bleibt, und bleiben wird, daß alles und jedes, vom gütigen GOtt dem Menschen zu gut erschaffen, sich mehret, seine Frücht und Nutzen reichlich erzeigt, und bringet wie jährlich an und in allen Thieren, Creaturen der lieben Erden, Bäum, und Gewächs, Laub und Gras, augenscheinlich zu sehen, und bedarff keines andern Weihen, Segnens, weder zur rechten noch zur lincken Hand nicht mehr, sondern es heisset, was der HErr einmal gesegnet hat, wird in Ewigkeit gesegnet bleiben.

Zudem so heisset und ist dein Segnen nit Benedicere, sondern vielmehr Incantare et Impie Consecrare, beschwören, und mit gottlosen Segensprechen bezauberen, darum das der zauberisch Madensack thut, hat gar kein Vergleichung, noch auch Gemeinschaft mit der kräfftigen allmächtigen und noch heut beständigen und währenden Benediction GOttes deß HErrn. Aber von diesem gnug.

[56] [Rand: 10. Gegenwurff von heidnischen Aberglauben.] Die zehende Einred. Es werden auch, lieber Christ, viel heidnische, aberglaubige Ding, von den zauberischen Segensprechern, und denen jenigen, die mit ihnen zu schicken und zu schaffen [37 3] haben, auf die Bahn gebracht, und angezogen, damit sie sich unterstehen zu erhalten oder beyzubringen, daß die gesprochene Wort, ihre Krafft und Würckung haben. Als von Glückwünschung eines guten Jahrs, vom Zusprechen wenn. eins Niessen (Singultare) pflegt. Item, wenn man von einem sage, so klingen ihm die Ohren, etc. und anders mehr, welches Plinius im 28. B. im 2. Cap. nach Läng erzählet. Aber diese miteinander, seynd heidnische Aberglauben, noch von der heidnischen, aberglaubigen Antiquität übergebliebene alten Weiber Mährlein, wie denn Plinius selber ein Heid, auch heidnisch von dieser, und andere Sachen schreibt.[Rand: Vide Plinium lib. 28. cap. 2.] Darum solche heidnische, aberglaubige, lächerliche Argumenta ridenda potius, quam refellenda sunt: Wie jener Kirchenlehrer redet, das ist, sollen vielmehr verlachet, denn widerlegt werden, denn daß soll bey den Christen ein gewisse Regel seyn und gehalten werden, daß die gesprochene Wort solche Krafft und Würckung nicht haben, welche die Teuffelsbeschwörer, und zauberischen Segensprecher darinn suchen, sondern der leidige Satan der braucht sich also Wort, und anderer Mittel auch, damit er sein Zauberey desto besser schmucken, und hübschere Farb anstreichen könne, die Leut zu bezaubern, daß sie tausend Eid verschwüren, es wäre recht Göttlich und gut.


[Rand: 11. Gegenwurff von Un terlassung der Straff.] Zum letzten, wenn es so unrecht und ungöttlich wäre, mit Beschweren und Segensprechen umgehen, so wirds die Obrigkeit auch verbieten und straffen, nun verbeut mans nicht, darum so kan es nicht so eine grosse Sünd seyn.

[Rand: Antwort] Antwort: Daß die Obrigkeit solche Zauberey-Sünd nicht verbeut und straffet, da schlag Bley zu, es ist schwer, wie man spricht, es gehen viel schwer, und grosse greuliche [38] Sünd in der Welt, von den Obrigkeiten hin und wieder, als Hurerey, Ehebruch, Fressen, Sauffen, etc. ungestrafft fürüber, wolten darum solches nicht Sünd seyn, weil die Obrigkeit, die an GOttes Statt sitzet, ihrem tragenden befohlenen Amt, nach Göttlichem Gesetz, Gebot und Verbot, auch den geschriebenen[57] [Rand: Regi.] Käiserlichen Rechten, in guten Policeyschen burgerlicher Ordnung und Erbarkeit, wider GOtt und ihren eigenen Gewissen, nicht gnug thut, nachkommet, noch auswartet, das sey fern.

Damit aber eine gottselige, GOttes und seines heiligen Worts liebhabende Obrigkeit, weß und was sie sich zu halten, wissens haben möge, will ich einen guten kurtzen und gegründten Bericht oder Bescheid geben: Gottes Wort lehret ausdrücklich daß die Obrigkeit die Zauberer straffen solle, und schuldig sey, die Zauberer solt du nicht leben lassen.

Darnach ist zu wissen, das etliche mit der Zauberey-Sünd behafft,[Rand: Zauberer an Leib und Leben zu straffen.] an Leib und Leben gestrafft sollen werden, nemlich alle die, welche sich mit dem Teuffel verbunden, ein Bündniß und Gelübd machen und versprechen, es sey Frauen oder Manns Namen, GOtt gebe wie sie insonderheit genennt werden, Zauberer, Wahrsager, Schwartzkünstler, Teufels-Beschwerer, Hexen, Unholden, daß aber solche an Leib und Leben gestrafft sollen werden, wird bewiesen aus folgenden Ursachen.

[Rand: 1.] Erstlich, von wegen deß Göttlichen Recht-Gesetz, und Befehl GOttes,[Rand: 2.] Exod. 22. und Lev. 20. darnach von wegen der Käiserlichen geschriebenen Rechten, in Codice 1. 9. Tit. 18. L. Imperator ad populum, welches will,[Rand: 3.] daß sie getödtet sollen werden. Letztlich, dieweil sie von GOtt dem Allmächtigen abfallen, meineidiger treuloser Meinung, wider das Gelübd im H. Sacrament der Tauff gethan, da sie dem Teuffel und allen seinen Wercken widersagt, sich mit dem Teuffel in ein Bündniß einlassen, verlaugnen also Gott und ihren Christlichen Glauben, und ergeben sich an den leidigen Satan, und ob gleichwol sie für sich selbst nichts können, etc. (Denn der Teuffel selbst, wenn und Weis, auch wie lang ihms Gott verhengt, thut alles) jedoch so vermeinen sie, aus grossem verbitterten Neid, und Begierd Schaden zuzufügen, sie könnens und vermögens, ist aber nur Dementatio Diabolica, so eine teuflische Verblendung und Bezauberung.[Rand: Etliche nichtam Leben, sondern mit andern Straffen gezüchtiget zu werden.] Et[39]liche aber mit der Zauberey-Sünd behafft, soll man mit ernstlichen Vermahnungen, Gebot und Verbot, Gefängnissen und Geld straffen. Item, wenn sie nicht abstehen und darvon lassen wolten, mit andern harten und herbern Straffen, zum Gehorsam getrieben werden: als da seynd die mit Segen umgehen, und andern aberglaubischen Dingen, sagen sie seyen nicht Zauberer, noch Teuffels-Beschwerer, sondern sie haben die Segen von ehrlichen Leuten, und alle die jenigen die bey den Zauberern, Teuffels-Beschwerern, Segensprechern, Wahrsagern, um Hülff und Raht ansuchen und an begehren thun. Und ob schon sie ungestrafft von der weltlichen Obrigkeiten bleiben, so wird nicht ausbleiben, das der HErr drohet: Er wolle sein Angesicht wider solche setzen, und sie aus ihrem Volck rotten, wenn sie nicht abstehen und darvon lassen, und GOtt um Verzeihung anruffen, so wird Er sie hie zeitlich und dort ewig straffen.

[58] Beschluß.

Also hast du nun frommer Christ, diesen gantzen Handel, von dem zauberischen Beschweren und Segensprechen. Erstlich, was Beschweren und Segensprechen heisse oder sey. Darnach wie es unrecht, ein Greuel vor GOtt, und Zauberey Sünde sey. Letztlich, Verantwortung, Ableinung, und Widerlegung der Argumenten und Gegenwurffen, oder Einreden, damit man solches zauberisch Segensprechen, als für Recht und Göttlich vertheidigen, und zu beschönen sich unterstehe, alles auf das einfältigst und kurtzest, aber verhofflich gründlichst, zusammen beschrieben. Wer ihm nun will helfen und rahten lassen, wird er leichtlich aus diesem gethanen Unterricht, und Christlichen, treuen guthertzigen Vermahnungen, und Warnungen lernen und abnehmen können, was von dieser gemeinen und in aller Welt gebräuchlichen Zauberey-Sünd, nemlich Segensprechen zu halten sey, und daß ein jeglicher Christglaubiger Mensch, bey Verlierung der Gnaden Gottes, deß ewigen Lebens, ja Verlust seiner armen Seelen Heil und Seligkeit, der Zauberey-Sünd, und dieses gottlosen Segensprechen müssig stehen, und sich darfür als vor dem Teuffel selbst verhüten solle. Wenn aber einem entweder an seinem eigenen Leib, oder der Seinigen, als Kinder, oder den unvernünfftigen Thieren, ein Schad [40] oder Kranckheit zustieß oder widerfähret; so solle er zu Gemüt führen, und wol bedencken, das solches durch den Willen GOttes deß Allmächtigen, und seine gnädige Verhängniß geschehe, entweder zur Straff und Erinnerung unsers sündlichen Lebens, oder aber zur Prob und Erfahrung unsers Glaubens, Hoffnung und Gedult, oder aber zu Glori deß Namens Gottes, etc. und andern dergleichen Ursachen wegen, darum er sich alsobald mit einem glaubigen Hertzen, und inbrünstigem Gebet zu Gott im Namen Christi um Hülff, Raht, Trost, und endliche Errettung und Entledigung, oder Abhelffung solcher Beschwerden lauffen, und verfügen solle, daß Er gnädiglich nach seinem Göttlichen Willen, laut seiner Zusagung helffen wolle. Darnach soll man sich der natürlichen, ordentlichen, von GOtt selber darzu verordneten Mittel zur Artzney, und Raht deß Artzes, in allweg gebrauchen, und darnach die Sach im Namen Gottes walten lassen, sie GOtt befehlen, und Ihn bitten, daß Er das Gedeyen darzu geben wölle, so wird Ers, trau ihm nur darum, wie es an Leib und Seel am besten und nutzesten seyn wird, als unser treuer Gott und Vatter, vätterlich und wol schicken.

Der allmächtige, ewige, gütige GOtt und Vatter, unsers HErrn JEsu CHristi, wolle uns allen durch seinen lieben Sohn Christum, samt dem [59] H. Geist, die Gnad und Gab gnädiglich verleihen und geben, damit wir von dieser schweren Zauberey-Sünd, und allen andern Sünden und Laster abstehen und ablassen, und uns beyds in Religions- und Glaubenssachen, und zu äusserlichem Wandel dieses Lebens, als rechte Christen, und gehorsame, gefällige Kinder deß himmlischen Vatters, nach der wahren, reinen, Göttlichen, und einig seligmachenden Lehr, deß heiligen Evangelii, und Wort GOttes, halten, erzeigen und leben, nach diesem arbeitseligen Jammerthal, das ewige Leben ererben und besitzen mögen, und das alles durch und von wegen deß bittern Leidens, Sterbens und Blutvergiessens, unsers liebsten HErrn und einigen Seligmachers JEsu CHristi, welchem mit GOtt dem Vatter, samt dem H. Geist, ewigen, wahren, einigen GOtt, sey Lob, Ehr und Preis in Ewigkeit Amen.

Fußnoten

1 ? zun.

2 ? gewesen.

3 39 statt 37.

Erster Theil

Das 1. Capitel
Erstes Capitel.
Wie Johannes Faustus, als er zu Ingolstadt studiret, durch böser Gesellschafft Verführung, mit aberglaubischen Characteren, und teuffelischen Beschwerungen, umgangen sey.

Johannes Faustus, ist gebürtig gewesen, aus der Grafschafft Anhalt, (nicht zu Roda bey Weinmar gelegen, wie sich der Author hierinn, in der vor diesem gedruckten D. Fausti Historia, verstossen) und haben seine Eltern gewohnet in dem Marckt oder Flecken, Sondwedel: Diese waren nun arme fromme Bauersleute. Er hatte aber einen wolbegüterten Vettern zu Wittenberg, welcher seines Vattern Bruder gewesen, derselbe hatte keine Leibes-Erben, darum er denn diesen seinen jungen Vettern, Johannem Faustum, welchen er von wegen seines fähigen Kopffs, und guten Ingenii zu sich genommen, an Kindes Statt aufer zo[2]gen, und zur Schul fleissig gehalten; da er denn mit zunehmenden Alter so wol zugenommen, daß er von da auf die Hohe Schul zu Ingolstadt verschickt worden. Als er nun daselbst in seinen Studiis solcher Gestalt zuname, daß er endlich tüchtig erfunden wurde, den Titul eines Magistri zu erlangen, erhielte er solchen mit gutem Lobe, nebenst eilff andern. Ob welchem Beginnen und Wolverhalten denn sein Vetter zu Wittenberg nicht geringe Freude empfunden, nicht minder auch, wie leichtlich zu glauben, seine Eltern; welche [61] auch beederseits, sonderlich der Vetter zu Wittenberg, nicht wenige Unkosten darauf gehen liessen, der Hoffnung, daß sie dermaleins an ihm, als einem Geistlichen, (denn auf dieses Studium solte er sich einig und alleine begeben) Ehre und Freud erleben wolten.

Damals aber, als vor Lutheri sel. Reformation, da das alte Päpstliche Wesen annoch überall, im Schwang ware, und man hin und wieder viel Segensprechen, exorciren und Teuffelsbannen, und ander aberglaubisches Thun triebe, beliebte auch solches dem Fausto sehr wol. Weiln er denn zu böser und gleichgesinneter Gesellschafft, ja an solche Bursch geriehte, welche mit dergleichen aberglaubischen Characteren oder Zeichen-Schrifften umgiengen, die Studia aber auf die Seiten setzeten, ware er gar bald zur Folge gebracht, und verführet. Zu diesem kame noch dieses, daß er sich zu denen damaligen umschweiffenden Zigeunern fleissig hielte, und von ihnen die Chiromantiam, wie man nemlich aus den Händen wahrsagen oder weissagen möge, erlernete; ingleichen gebrauchte er auch an hohen Festtägen, wenn die Sonn Morgends [3] frühe aufgienge, daß so genannte crepusculum matutinum, und andere aberglaubische Sachen mehr.

Als er nun in diesen Dingen gantz und gar ersoffen war, und sich also den Teuffel gar liesse verleiten, setzte er sein bisher getriebenes Studium Theologicum beyseits, legte sich mit Fleiß auf die Artzney-Kunst, und unter solchem Vorwand befleissigte er sich zu erforschen den Himmelslauff, lernete Nativität-stellen, und den Leuten, was sie von ihrer Geburts-Zeit an, für Glück und Unglück erleben solten, u.s.f. verkündigen: nach und nach ward er ein guter Prognosticant, und wuste mit Calender oder Almanach schreiben wol umzugehen.

Welches alles denn seinen gewissen Weg gehabt hätte, wenn er nicht dessen vielfältig gemißbrauchet, und darinnen zu fern gegangen wäre. Es ließ es aber darbey nicht verbleiben, sondern kam gar auf die Beschwörungen der Geister, welchen er dergestalt nachgrübelte, und darinnen dermassen zunahme, daß ihme etliche anhiengen und zuschlugen.

Alldieweiln er sich nun bey seinen Eltern und Vettern [62] zu Wittenberg nothwendig entschuldigen, und ihnen anzeigen muste, aus was Ursachen er von dem Studio Theologico abgelassen hätte, wandte er unter andern ein, daß ihm die Medicina und Astronomia viel eher und besser, als zu welchen er gleichsam von Natur geneiget wäre, eingiengen, weder die Theologia, u.s.w. Er brachte auch von der Universität zu Ingolstadt, ein gutes Zeugniß und Testimonium, seines bisherigen Studirens, aus; darum muste es auch sein Vetter ein gutes [4] Werck seyn lassen, war ihm also darzu in allem behülfflich, daß er nach dreyen Jahren den gradum Doct. in Medicina erlangte: (welches aber Herr Freudius, in den Gewissens-Fragen von Zaub. p. 265. nicht glauben noch zugeben will.)

Anmerckung.

I. Aus Bisherigem hat die liebe studirende Jugend erstlich zu lernen, wenn ihnen GOTT der HERR feine Ingenia, und guten Verstand verliehen, daß sie sollen bedencken, solches sey eine grosse Gabe und Gnade GOttes, solche auch nicht liderlich versäumen, verderben lassen, noch mißbrauchen; daß sie nicht gleich werden einem ungebaueten Acker, der keine Früchte bringet, sondern nur Unkraut, Distel und Dornen heget, deß Poeten Worten nach l. 5. de Trist.


Adde quod ingenium longa rubigine laesum

torpet, et est multo, quam fuit ante, minus.

Fertilis assiduo si non renovetur aratro,

Nil nisi cum spinis gramen habebit ager.


Und so denn ferner die Eltern mit ihrem Fleiß, und Aufwendung der Unkosten, damit sie um so viel besser studiren mögen, viel darauf gehen lassen, daß sie auch solches erkennen, das Ihrige thun, und alles zu GOttes Ehren anwenden sollen: sonderlich aber sich für groben wissentlichen Sünden und Lastern hüten, und die Gelegenheit zu sündigen bestes Fleisses vermeiden. Daher Anna Römers in ihren Sinn-Poppen zu mahlen pflegen einen Damm zwischen zweyen Wassern, welcher mit einem Schlagbaum verwahret stunde, mit dieser Uberschrifft: Principiis obsta verhüte den Anfang, oder Eingang: verstehend, daß die Sünde alsdenn vermeidet werde, wenn man derselben Gelegenheit aus dem Wege gehet; und spricht der Poet gar recht:


Du kanst dich der Sünden Leid,

meidend die Gelegenheit,

leicht entziehen.

[63]

Tritst du auf der Laster Bahn,

so gelangst du Höllen an

in dem Fliehen.


[5] II. Vor allen Dingen aber, sich für böser verführischer Gesellschafft hüten, nach dem tausendmal wahrgemachten Wort: Wer sich zu rechten Leuten gesellet, dem gehet es auch recht. Es ist eben wenn sich der Wolff zum Schaf gesellet, als wenn ein Gottloser sich zum Frommen gesellet, sagt der Tugendlehrer Sirach, im 13. Capitel, und der weise Salomon, in seinen Sprüchen im 1. 4. 6. 20. und 29. Cap. redet auch von der bösen verführischen Gesellschafft gar vernünfftig, da er unter andern also Warnungsweise lehret: Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht, komme nicht auf der Gottlosen Pfad, und tritt nicht auf den Weg der Bösen: Lasse ihn fahren, gehe nicht darinnen, weich von ihm, und gehe vorüber, denn sie schlaffen nicht, sie haben denn Schaden gethan, und sie ruhen nicht, sie haben denn Ubels gethan.

Denn es pflegt also zuergehen, daß böse Geschwätze gute Sitten verderben, 1. Cor. 15. v. 34. und böse Exempel verführen und verderben einem das Gute, Sap. 4. v. 12. Ein räudiges Schaf kan andere mehr anstecken; bey den Verkehrten wird man verkehrt; stehet das Schaf neben dem Wolff, so stehets in grosser Gefahr; liegt Stroh und Flachs nahe beym Feuer, so wirds leichtlich angezündet: Sic enim habet rerum natura, ut quoties bonus malo conjungitur, non ex bono malus melioretur, sed ex malo bonus contaminetur, sagt der alte Kirchenlehrer Chrysostomus, in Math. Das ist: In der Welt gehets so zu, daß wenn ein Frommer, mit einem Bösen umgehet, so wird von dem Frommen der Böse nicht gebessert, sondern von dem Bösen wird der Fromme angestecket und verderbet.


III. Zum dritten, drohet GOtt der HErr in seinem Wort und Gesetze, den jenigen, die sich durch böse Gesellschaft, oder anderwärtige Verursachung, zur Zauberey und Segensprechen verführen lassen, beydes den zeitlichen und denn auch dem 1 ewigen Todt.

So viel den zeitlichen Todt betrifft, saget zwar die Heilige Schrifft an vielen Orten, daß man die Zauberer und Zauberinne solle tödten und ausrotten, als Exodi 22. Levitic. 20. und Michæ im 5. zu lesen. Beym Propheten Jesaia drohet GOtt der HErr dem grossen Babylon, und meldet, er wolle sie lassen umkehren, um ihrer Zauberey willen. Und im 47. Cap. erstgedachtes Propheten, erzürnet er über die Israeliten [64] der massen, da sie mit Weissagern und Zauberern umgiengen, daß er befihlet, man solle sie von seinem Angesicht hinweg thun: Massen [6] denn von allen hernach nichts mehr als der einige Stamm Juda überbliebe, 2. Reg. 21.

Plutarchus schreibet von den Persern, daß die Zauberer bey ihnen aufs greulichste seyen hingerichtet worden, als die ihnen die Köpffe zwischen zweien Steinen zerstossen, Carpzov. qu. Crimin.

Die Römer haben die Zauberer, Valerii Maximi Zeugniß nach l. 6. c. 3. theils den Thieren vorgeworffen, theils gecreutziget, theils verbrennet, theils von den Felsen herunter gestürtzet, theils auch und zwar die geringsten enthauptet.

Und bezeugen sowol die Historien, als die Exempel so sich zugetragen, daß wenn gleich zu weilen die Obrigkeit hat verschonen wollen, und also ihr Amt hierinnen nicht gethan und verrichtet, daß der Teuffel selbst zum Hencker an ihnen worden.

In der Peinlichen Hals-Gerichts-Ordnung Käiser Caroli V. im 109. Articul stehen diese Wort: So jemand den Leuten durch Zauberey Schaden oder Nachtheil zugefüget, soll man ihn straffen vom Leben zum Tod, und man soll solche Straff mit dem Feuer thun.

Und obwol gleich darauf diese Wort gesetzet folgen: Wo aber jemand Zauberey gebrauchet, und darmit niemand Schaden gethan hätte, soll sonsten gestrafft werden nach Gelegenheit der Sachen, so ist doch gewißlich solches dahin zuverstehen, wofern die Hexen oder Zauberer keinen ausdrücklichen oder heimlichen Pact mit dem Teuffel gemacht, von GOtt abgefallen, und dem Teuffel sich mit Leib und Seele zu eigen gegeben: Denn wenn dieses geschehen: So, sollen und müssen sie nichts desto weniger, wo sie auch schon sonsten niemand, weder an Menschen noch Viehe, Schaden zugefüget, am Leben gestraffet werden, D. Carpsov. 1. qu. Crim. 49. n. 7.

Es haben sich zwar Leute gefunden, die diese Straffen der Zauberey für unbillich und unrecht gehalten, immassen Bodinus zweyer Geistlichen gedencket, deren der eine Wilhelmus Luranus, Theologiæ Doctor, der andre aber Montanus geheissen, die diese Straffen für unrecht gehalten, und vorgegeben, es sey nur eine Fabel und Gedicht, was man von den Zauberern und Hexen sage, und sey gar zu grausam und blutgierig gehandelt, wenn man sie zum Todt verdamme. Dieses haben sie aber darum gethan, weil sie beyde selbsten Zauberer, Exoristen und Teuffelsbanner gewesen; denn der eine, nemlich [7] Wilhelmus Luranus, ist hernach zu Poictirs in Franckreich, wegen seiner Zauberey, zum Todt verdamt worden, und hat selbsten bekennet, daß er in seinem mit dem Satan aufgerichteten Bund, GOtt abgesaget, [65] und dargegen dem Teuffel versprochen, zu predigen, daß alles was man von Zauberey und Hexen sage, lauter Fabelwerck und Gedicht wäre, und daß es unrecht und blutdürstig gehandelt, wenn die Obrigkeit sie zum Todt verdamme. Wordurch er es auch dahin gebracht, daß die Abstraffung derselben eine Zeitlang unterlassen worden, und das Reich deß Teuffels, indem unterdessen der Hauff dieses seines Geschmeisses sich gemehret, gewaltig zugenommen hatte. Der andre aber, nemlich Montanus, ist ein Zauberer und berühmter Exorcist und Teuffels Austreiber gewesen, von welchem sich der Satan in den Besessenen vernemen lassen, er wolle keinem andern, als diesem Montano zugefallen ausfahren.

Andere, unter denen sonderlich Alciatus Ponzinibus und Wierus seynd, haben nicht nur mit offentlichen Schrifften, die Zauberer und Hexen, daß man sie nicht straffen solle, vertheidiget, sondern auch gar übel und fast lästerlich von der Obrigkeit geredet, und sie Schinder und Hencker genennet, die sie am Leben abgestrafft haben. Es hat aber bey diesen das Ansehen gehabt, daß sie mehr dem Teuffel zugefallen, und daß sein Reich möchte gemehret werden, haben reden, als für GOttes Ehre, der Menschen Wolfahrt, und die Administration der Gerechtigkeit, streiten wollen.

Darnach straffet auch GOtt die Zauberey mit dem ewigen Todt: Denn S. Paulus zählet sie in seiner Epistel an die Galater im 5. unter die Wercke deß Fleisches, und saget, daß die solches thun, dieselben das Reich GOttes nicht ererben werden. Und im 21. Capitel der hohen Offenbarung, schreibet Johannes der Theologus, daß der Zauber und Abgötter Theil seyn werde in dem Pful der mit Feuer und Schwefel brennet, welches ist der andere Todt.


IV. Man sihet letzlich am D. Fausto allhie, wie diese grosse Sünde der Schwartzkünstlerey bey ihm einen so gar geringen und kleinen Anfang gehabt.

Solches ist auch deß Teuffels Weise, die er beständig pfleget zu halten, wenn er die Leute zu verführen und in das Verderben zu stürtzen sich hat unterstanden; denn er giebet den Sachen, so an sich selbst geringe und schlecht zu seyn sich ansehen lassen, einen feinen Schein und Anstrich, als daß er sie [8] erstlich lehret segnen und büssen, und darbey GOttes Namen und Wort gebrauchen: Wenn er nun die verblendeten sichern Leute darmit bethöret und eingenommmen, daß sie vermeinen und auch glauben, solches seye ja keine Sünde, alldieweilen ja GOttes Wort darbey geführet werde, u.s.w. so gehet er denn weiter per gradus und gleichsam staffelweise, machet sie vorwitzig, daß sie zukünfftige Dinge zu wissen begehren: So sie auch hierinnen etwas ergriffen und fundiret seynd, stürtzet er sie gar, ehe sie es vermeinen, in das verdamliche Zauber-Wesen bis über die Ohren hinein.

Fußnoten

1 ? den.

Das 2. Capitel
[67] Das andere Capitel.
Wie D. Faustus durch Wolleben und Müssiggang zur Zauberkunst ist verursacht worden.

WEiln nun D. Faustus solchem teuffelischen Wesen, durch obbemeldte Veranleitung, sich so gar ergeben, hat er diesem je mehr und mehr nachgedacht, hat dabey GOtt und seines Worts vergessen; und weiln er durch den Tod seines Vettern zu Wittenberg, zu einem Erben zimlicher Verlassenschafft eingesetzt und gemacht worden, hat er daselbst bald seines gleichen Gesellschafft gefunden: bey welcher Gelegenheit er sich denn also umgewendet und verkehret, daß er von dieser Zeit an, wie von ihm ein Theologus zeuget, der damals um ihn gewesen, nimmer viel nüchtern gewesen, ja zu allem fast unlustig und verdrüssig worden. Und obwol, weiln die Baarschafft deß Vettern, wegen täglichen Fressens, Sauffens, Spielens, in Abnahme gerahten, er sich in etwas der Gesellschafft entschlagen, und sich innen gehalten hat, so ist er doch darum bey solchem Otio und Müssiggang nicht so viel besser geworden, sondern hat deme stetigs nachgesonnen, und getrachtet, wie er anderer Gesellschafft, [9] nemlich der Teuffel und bösen Geister Kundschafft, und durch solcher Hülffe, zeitliche Freude und tägliches Wolleben, möchte überkommen und erlangen: Welches er denn auch erlanget, und mehr als zu viel überkommen, allermassen aus der Continuation und Fortsetzung der Histori mit Mehrerm zu vernehmen sein wird.

Anmerckung.

I. Es bezeugets leider! die tägliche Erfahrung, wie es öffters so gar übel mit jungen Leuten, so diese auf Universitäten oder an andere fremde Ort, etwas redliches zu lernen und zu erfahren, verschicket werden, gerathe und ausschlage, ob sie schon von ihren lieben Eltern gantz treulich gemeinet, auch mit aller Nothdurfft vätterlich versorget und versehen werden, bevorab wenn sie nunmehr daselbst ihres freyen Willens leben, und keiner Aufsicht unterworffen seynd; da es denn bey ihnen heisset: quod libet, licet: Worzu auch manchmal die Eltern selbst, sonderlich die Mütter, stattlich helffen, und eine Ursach ihres Verderbens seynd, wenn sie den Söhnen einen Wexel über den andern zu [67] machen, sie noch darbey erinnern, sich dem Stande, dem Vermögen nach, zu halten, und vor andern sich hervor zuthun, u.s.f. Da sie denn an Statt der Bücher, die Damen aufgeblättert, weilen genugsame Mittel hierzu verhanden, wie etliche lebendige Exempel könnten beygebracht werden, mit denen es alsdenn schlecht ist abgelauffen, so es vonnöthen wäre, sed Exempla sunt odiosa: Und wer heutiges Tags auf der Paßgeigen die Warheit streichen will, dem schlägt man den Fiedelbogen auf den Kopff.

Auff einer hohen Schul in Flandern hat ein solcher jun ger Student, von Geldern bürtig, die Gesetze studiren, und ein Rechtsgelehrter werden sollen, in dem Alter, welches den Gesetzen nicht will unterworffen seyn, und keinem Recht Statt geben.

Dieser Apion, weilen er nun genugsame Mittel von den Eltern erlangte, verwendete solche mehrentheils auf Amee, seiner Wirthin Tochter, die er an Statt der Bücher sehr liebte; und weil er der Jungfrauen Willen nach und nach gewonnen, sich auch mit einem Eheversprechen mit ihr eingelassen, hat er [10] gegenwärtig erhalten, was beyde lang hernach zu spat bereuet. Es war ihnen leicht ihrer Mutter Augen zu blenden, welche ihrer Tochter getrauet, und ihrem Hauswesen abgewartet. Beyde waren unter einer Bedachung, und machten es wie die Karten, wenn sie bey Tags lang miteinander gestritten, so liegen sie deß Nacht beysammen.

Caride ihre Magd verweist der Amee ihre Ungebühr, mit Bedrohen sie zuverrahten. Was kan aber das Silber nicht? Apion verehret sie so reichlich, daß sie ihnen zu ihren 1 böslichen Leben hülffliche Hand bietet, so starck sie ist.

Dieses Gewerb liesse sich nicht lange ohne Gewinn treiben, und gabe Apion der Amee so viel zu trincken, daß sie die Jungfräuliche Wassersucht bekommet, und schwanger wird. Apion aber, so bald er vermerckt, daß diese Sache einen gefährlichen Ausbruch nemen möchte, ziehet er heimlich darvon, und vergisset alles gethanen Versprechens, welches gleich gewesen einem Steinmetzen-Gerüst, das er wieder abbricht, wenn der Schwibbogen ausgemauret ist. Apion kommt nach Haus, und lässet es mit Amee gehen wie es kan.

Was diese verlassene Ariadne für Klagen geführet, ist leichtlich zu erachten. Sie hätt sich ihren Augen gerne verborgen, Gifft genommen, und sich in einen Brunnen gestürtzet, wenn Caride solches nicht verhütet hätte, welche sie getröstet, daß Apion wieder kommen, und sie nicht in Schanden lassen würde.

[68] Die Mutter konte ihr aus Apions Flucht, und ihrer Tochter Traurigkeit leichtlich die Rechnung machen, wie es unter ihnen zugegangen, und kommet in Erfahrung, daß ihre Beysorge leider wahr, und viel zu spat eingewendet. Caride verspricht sie wolle Apion sein Kind bringen, man soll es nur verschwiegen halten; welches denn wiederum ein kleiner Trost war für Amee.

Sie kommt darnider, bringet eine Tochter zur Welt, und hatte Amee und Caride die Abrede genommen, das Kind zu erstechen und in dem Garten unter einen Baum zu begraben, wie denn auch geschehen. Die Mutter aber wuste nicht anderst, als daß Apion das Kind ziehen liesse und wiederkommen würde, die Geschwächte zu freien. Apion aber war in Teutschland verreiset.

Nach zwey gantzen Jahren, ziehet diese Mutter mit ihrer Tochter aus dem Hause, und ein anderer bestehet es, der den [11] Garten lässet umarbeiten, und wird der Amee Kind gefunden, so frisch und unverwesen, als wenn es vor zweyen und dreyen Tagen begraben worden wäre. Es wird Amee mit ihrer Mutter in das Haus beruffen, und so bald sie deß Kindleins ansichtig wird, fängt sie an zu erblassen, ihr Hertz zu beben, und alle Glieder zu zittern; der kleine Leichnam aber durch die Nase, Augen und den Mund zu bluten 2.

Der Obrigkeit kunte dieses nicht verborgen seyn, und war die gantze Nachbarschafft bey solchen zugegen. Hierüber wird die Mutter und Tochter in Verhafft ge nommen, und nach Entdeckung dieses Meuchel- und Kinder-Mords, die Caride auch eingezogen, und diesen beyden die Häupter für die Füsse gelegt, die Mutter aber, weil sie ihrer Tochter nicht besser gehütet, der Stadt verwiesen. Dn. Harsdörfer im 1. Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerlicher Mordgeschichte, Hist. 24. 3


II. Nicht ohne Ursach aber wird der Müssigang ein Hauptküssen deß Satans genennet, alldieweil aus solchem, als aus einer bösen Wurtzel, viel Sünde, Schand und Laster hervorsprossen mögen: Otia dant vitia, Müssigang bringet Laster mit sich. Item, homines nihil agendo male agere discunt, durch nichts thun, lernet man nur Böses thun.

Es fragte einer einsmals den tapffern Fürsten Cleomenem, warum doch die Spartaner nicht hätten die Argiver, als ihre Todtfeinde, bey jüngster Gelegenheit und gehaltenem Treffen, gäntzlich vertilget und ausgereutet? Hierauf sprach der Fürst: Das solten wir uns nicht wünschen, daß sie gar ausgerottet wären; denn wir müssen jemand haben, daran sich unsere Jugend zu üben und zu gebrauchen habe. Perspexerat [69] scil. Egregius Dux, sagt Erasmus, corrumpi Juventutem Otio et luxu, malorum omnium magistris.

Dannenhero auch der Faustus, weiln er dem Müssiggang ergeben, und täglich in Wollüsten lebte, in deß Teuffels Kundschafft ist gerathen und kommen, da ihme doch als vor diesem einen gewesenen Theologo, bekandt gewesen seyn solte, was der H. Hieronymus spricht; Semper aliquid facito, ut te Diabolus non inveniat otiosum, das ist: Du solst immerdar etwas vorhaben, damit der Teuffel dich nicht müssig finde. Und Augustinus spricht, ad fratres in Eremo: quid Otium est? nisi vivi hominis sepultura; was ist doch der Müssiggang anders, denn eine Vergrabung und Einscharrung eines lebendigen Menschens?

[12] Mancher siehet das tägliche Wolleben, Fressen und Sauffen, Schlemmen und Demmen von Jugend auf in seiner Eltern Haus, gewehnet sich daran, und lernets bey Zeiten, hält sich zu leichtfertiger, liederlicher, versoffener Gesellschafft, stielet ab was er kan und mag, und trägt solches nasser Bursche zu, oder aber, er ist sein selbst nicht mächtig, er versetzet und verpfändet alles, damit er nur zu Sauffen habe, wie es solcher heillosen Leute aller Orten viel giebt: Wenn aber zu letzt nichts mehr vorhanden ist, und man dem Schnabel soll abbrechen, so fällt man alsdenn in Kleinmütigkeit, und will verzagen. Da kommt denn etwa eine alte Hexe und gibt Raht, wie man die Sach soll angreiffen; oder es erscheinet wol der böse Geist selbst, und verheist einem solchen Menschen ein tägliches Wolleben, und das nimmet er denn gerne und willig an, begibt sich gar ins Teuffels Dienst, nur damit er deß verheissenen Wollebens immerdar, darzu ohne seine Mühe, geniessen möge.

Demnach so soll ein jeder Mensch, und sonderlich die Jugend, ihr Leben also anstellen, damit sie die Zeit und ihre junge Jahre, welche denn dahin fahren, wie das fliessende Wasser, und nimmermehr wiederkommen, nicht mit Müssiggehen zubringen.


III. Wenn auch der liebe GOtt, der selbsten am siebenden Tage von aller seiner Arbeit geruhet hat, einem in seinem Beruff und Stand etwas Ruhe gönnet, daß er zu Zeiten müssig seyn kan, denn wie der Poet saget:


Quod caret alterna requie, durabile non est,


Soll er solches Ocium nicht mißbrauchen, und nicht auf unehrliche und teuffelische, sondern nutzliche und erbauliche Sachen wenden; wie denn der weise Plato seine Schüler, wenn er von ihnen gegangen ist, hat pflegen zu ermahnen und zu sagen: Videte Pueri, ut Ocium in re quapiam honesta collocetis, meinete hiermit, sie solten ihre Zeit zu ehrlichen und nutzlichen Dingen gebrauchen und anwenden.

Fußnoten

1 ? ihrem.

2 Bahrrecht.

3 Harsdörfers buch ist Frankfurt 1650 erschienen.

Das 3. Capitel
[71] [13] Das dritte Capitel.
Wie D. Faustus sich einen Vorraht von allerhand Zauber-Schrifften und Büchern geschaffet, und darinnen mit grossem Ernst und Fleisse gestudiret hat.

Es hat sich, wie gemeldet, D. Faustus von der Gesellschafft, damit man es nicht anmercken solte, abgesondert, und einig und allein dahin getrachtet, wie er zu seinem Vorhaben möchte gelangen; weßwegen er hin und wieder bey leichtfertiger und seines gleichen Leuten allerhand teuffelische Bücher, aberglaubische Caracteres, Gottsvergessene Beschwörungen, u.s.f. zusammen geraffet, zum öfftern abgeschrieben, und sich vorsetzlich darinnen geübet: massen denn unter solchen viel Dinges beysammen nach seinem Tod gefunden worden, welches nicht allein Juden und Heiden von Zauberey geschrieben, sondern auch von Segensprechen, die Kranckheiten zu vertreiben, so damals, als noch im Papstthum, nicht ungemein war, wie dieser Tituli und Uberschrifften ausgewiesen: Als, Astrologici, von den Influentien und Einfluß deß Gestirns, und wie man künfftige Dinge, Glück und Unglück, dem Menschen daraus erforschen und verkündigen möge: Welches auch thun sollen die Chiromantici, da man nemlich aus den Linien der Hand dem Menschen künfftiges Glück oder Unglück, Kranckheit und anders mehr, pfleget zu verkündigen: Sortilegi, welche mit seltzamen Figuren und Characteren wunderbarliche und abentheurliche Dinge zuwegen bingen: Incantatorii, da man sich unterstehet den Teuffel zu beschwören, und zu überkommen; in wel[14]chem Stuck sich D. Faustus erstlich am allermeinsten geübet, als hernach folgen wird: Divinatorii, da man aus Göttlichen Wercken künfftige Dinge durch Hülffe deß Teuffels auslegen, und weissagen will: Pythonici und Necromantici oder Nigromantici, darinnen ist nemlich die gantze Kunst anzutreffen gewesen, wornach seinem Hertzen so lange Zeit verlanget hat, als, wie die Todten zu beruffen, wie Essen, Trincken, und anders mehr, leichtlich, obs schon unmüglich, und ausser der Zeit zu seyn scheine, zu überkommen: wie man die Teuffel in die Crystall, Gläser, Spiegel, Steine, Holtz, Wasser, und so [71] fortan, möge beschwören. Und was endlich mehr von dergleichen Büchern und Schrifften anzutreffen gewesen, als, Hydromantici, Geomantici, Pyromantici, Aëromantici, welche alle man, wie oben gemeldet nach seinem erschrecklichen Ende hat gefunden.

Anmerckung.

I. Zu wünschen wäre es, daß dergleichen schwartzkünstlerische, zauberische, Schrifften und Bücher nicht noch heutiges Tages gesehen würden, allein der Teuffel hat es leider dahin gebracht, daß deren viel und mancherley, in Teutscher und Lateinischer Sprach, mit erdichteten Namen heimlich umgetragen, und in hohen grossen Wehrt, gleich als ein Heiligthum, gehalten werden, nicht allein ihres Alters, als sonderlich der theuren Männer wegen, die sie gemachet haben sollen.

Denn sie geben vor (jedoch mit Unwahrheit) Adam, Enoch, Abraham, Salomon und Raziel, den sie Adams Engel nennen; ingleichen der Engel Raphael, der Tobiam die Geister vertreiben lehrte; wie auch der Engel Uriel, der Esram verborgene hohe Geheimniß gelehret, haben sie beschrieben: So unverschämt ist freylich der Teuffel, daß er nicht allein heilige Menschen, sondern auch die Engel im Himmel mit Lügen [15] belegen darff. Doch weil er sich in einen Engel deß Liechts zu mancher Zeit verstellet, und seine Boten, falsche Prediger, sich für Christi Apostel und Lehrer der Gerechtigkeit ausgeben: Ists kein Wunder, daß er seine Lügen mit schönen Namen zieret, und scheinbar machet, damit sie bey den Unglaubigen ein Ansehen erlangen und behalten.

Und diß seynd die Bücher, deren sich die Wahrsager, Beschwörer und Geisterbanner behelffen. Offentlich findet man feyl, in Lateinischer Sprach, drey Wunder-Bücher Hermetis, etliche Bücher Joh. Trithemii, der ein Abbt zu Spanheim, auf dem Hundsrück, weiland gewesen, von subtilen Geheimnissen, Steganographia intituli ret: (davon Carolus Bovillus schreibt, daß er ohngefehr bey einer Stunde darinnen gelesen habe, aber es sey ihm unterdessen ein solch Grauen ankommen, und die Haar zu Berge gestanden, daß ers von Stund an aus den Händen geworffen) item, ein Kunstbuch deß Mönchs Rabani Abbatis Fuldensis. Drey Zauber-Bücher Henrici Cornelii Agrippæ, (von denen Libavius im Bedencken von der Fama und Confession der Fraternität deß Rosen-Creutzes c. 7. also schreibt: Agrippæ Occulta Philosophia ist so angenehm, daß man sie verbotten hat, im Buchladen feyl (zu haben) und noch viel andere mehr.

In Teutscher Sprach seynd ebenmässig bekandt etliche Zauberey-Bücher, welche man fürwitziger Leute Nachfragens halber nicht [72] nennen mag. Zu welchen nicht gar unfüglich gezählet werden können etlicher Sibyllen Bücher, Traum-Bücher, Planeten-Bücher, und andere dergleichen, sonderlich auch diese, in welchen man vermeintlich lernet, wie der Menschen Sinn und Gemut, Glück und Unglück, gegenwärtig und zukunfftig zu erkennen, aus der Haar- und Augen-Farbe, an der Nasen, aus der Stimm und Sprach, bey den Lineamenten der Hände, der Stirn, am Gang, an der Grösse oder Kleine der Leibs-Glieder.

Dieser Schrifften und Bücher etliche lehren gründlich Zaubern; etliche lehrens zwar nicht so vollkommen, geben aber Ursach und Anleitung darzu, daß fürwitzige, müssige Leute, diesen und jenen natürlich unbekandten Dingen immermehr nachforschen: Dardurch denn dem Schwartzenmeister Thür und Thore aufgethan, freyer Zugang bereitet, ja wol er selbst dazu gelocket und beruffen wird. Derhalben nutzlich und rahtsam wäe, daß sie allesamt, es geschehe gleich aus freyem Willen oder [16] aus Zwang ausgeforschet, zusammen gebracht, und nach Inhalt der Käiserlichen Gesetze, mit Feuer öffentlich verbrennet würden, wie jene Zauber-Bücher zu Epheso, als zu lesen in der Apostel Geschichte im 19. v. 18. und diese, welche der Käiser Augustus verbrennen lassen, derer über zwey tausend, in Griechischer und Lateinischer Sprach beschrieben, gewesen, wie bey dem Suetonio davon zu lesen, in Augusto, c. 31.

Hätte dieses Ludwig Goffredus in Acht genommen, wäre er nicht sowol in das zeitliche Verderben (wegen öffentlicher Verbrennung seines Leibs, so geschehen Anno 1611. zu Marsilien in Franckreich) als vielmehr in das Ewige, der Seelen nach, gestürtzet worden, von welchem M. Zeiller, Theatr. Trag. Hist. 3. also schreibet:

In dem Frantzösischen Gebürge, nahend Grace, ist ein Dorff, so man Belvezer nennet, da ein Priester, Namens Peter Goffredy, wegen seines erbarn Lebens, für einen heiligen Mann gehalten worden. Dieser ließ seines Brudern Sohn, Ludwig Goffredus, etwas studiren, damit er ihme mit der Zeit, auf seiner kleinen Pfarr, nachfolgen könte. Und da er dem Todt nahend war, verschaffte er ihme auch seine Sachen und Bücher.

Als aber einstmals Abends dieser Ludwig deß verstorbenen Pfarrers Bücher durchsahe, fande er ein kleines geschriebenes Büchlein, darinn lauter Characteren und teuffelische Beschwörungen waren. Dieses Büchlein nun, wolte er Anfangs in das Feuer werffen: Bald aber reuete es ihm, und brachte ihn der Vorwitz so weit, daß er den Beelzebub beruffte. Dieser erscheint ihm alsobald in menschlicher Gestalt, und fragte ihn, warum er ihn aus seiner finstern Wohnung beruffen hab? Goffredus erschrickt Anfangs einwenig; gleichwol so fragt er den Teuffel, [73] wer er sey? Dieser vermeldet ihm, daß er der Fürst der gantzen Welt wäre, und daß er den Lufft, das Meer, die Erden, und die Hölle nach seinem Gefallen regiere: Wer sein Gebot thue, und sich ihm ergebe, den könne er vortrefflich machen in allem dem, so er von ihm begehre.

Goffredus sagt, dieses wäre wol gut, wenn nicht 1 nur einer nach dem Todt so erbärmlich in der Hölle geplaget würde. Du bist einfältig, antwortet der Teuffel, weil du dieses glaubest. Es seynd lauter Einbildungen und erdichtete Sachen, so man den Leuten, ihnen damit eine Furcht einzujagen, von uns ausgibt. Wer den Teuffel 2 dienet, der wird von ihnen stattlich wieder [17] belohnet. Wenn du denn dich auch mir ganz und gar ergeben willst, so will ich dir auf dieser Welt alles das geben, so du von mir begehren wirst, und nach deinem Tod, solst du der Vornemsten einer unter uns seyn. Goffredus wurd durch solche Zusag verblendet, und nam einen Tag zum Termin, sich darüber zu bedencken: Deß andern Tags aber in der Nacht widerholte er aus dem vorigen Büchlein seine Beschwörung, und erschiene ihm darauf der Teuffel in voriger Gestalt, und fragte ihn, ob er sich bedacht hätte? Ja, sagte Goffredus, ich will dein seyn, so fern du mir folgende drey Stücke versprichst: Als erstlich, daß du mich zu einen 3 der Vornehmsten und Ansehnlichsten unter allen Priestern deß Landes Provence in Franckreich machen. Zum andern, mich ohne Kranckheit und Unglück vier und dreissig Jahr in solcher Ehre leben lassen. Und zum dritten, mir zu wegen bringen wollest, daß ich von den Weibsbildern möge geliebet werden, und die jenige so ich begehre, zu meinen Diensten haben. Hergegen so übergib ich dir meinen Leib, meine Seel, und all mein Thun und Lassen. Der Accord wird getroffen, und schreibet Goffredus seinen Revers mit seinem eigenen Blut: Satan aber den seinigen mit seiner Hand, in welchem er aber an Statt der vier und dreyssig Jahr nur vierzehen setzet, und also dem Goffredus die Augen verblendet, daß er eins für drey lieset.

Ist also dieser Goffredus in die Zahl der Zauberer kommen, und unter denselben einer der Vornehmsten selbiger Zeit worden, einig und allein veranlasset hierzu durch Lesung obgedachtes geschriebenes Zauber-Büchleins, u.s.w.


II. Zum andern, möchte jemand fragen wollen, ob denn der Aberglaub für eine Zauberey-Sünde zu halten: Hierauf antwortet M. B. Waldschmid, Pyth. Endor. p. 149. daß der Aberglaub und Zauberey einander nahe verwandt seyn, und sey darzwischen kein anderer Unterscheid, [74] denn daß sich bey der Zauberey eine Explicata und offentliche, bey dem Aberglauben aber eine Implicata und heimliche Verbündniß mit dem Teuffel befindet: Zum Exempel, eine Art der Zauberey ist es mit, wenn der Mensch ihm gewisse Tage erwählet, und derselben, wie auch anderer Geschöpffe Gottes, anderst brauchet, oder aus Aberglauben ihnen andere Würckung zuschreibet, und darinnen suchet, als worzu sie Gott verordnet hat. Denn was mit der Zauberey nahe verwandt ist, ist auch mit dem Teuffel nahe verwandt; was aber mit ihm nahe verwandt ist, soll sich unter uns nit finden.

Aberglaub ist gleichsam der erste Grad zur Zauberey. Dar[18]um wenn du einen aberglaubischen Menschen sihest, der so leichtsinnig ist, daß er bald diesem bald jenem Narrenwerck Glauben zustellet, so gedencke, daß es bald um ihn geschehen seye, daß er könne ein Zauberer und Schwartzkünstler werden.


III. Woher aber und durch was Gelegenheit die Zauberey aufkommen und fortgepflantzet worden? Berichtet Prætor. im gründlichen Bericht von Zauberern c. 3. Daß es unschwer zu erachten, der leidige Teuffel, der listige alte Drach, der in der Warheit nicht bestanden, sondern ein Lügner und Mörder worden, Joh. 8. v. 44. wie aller anderer Laster, also auch der Zauberer, seye die erste Quelle, Anführer und Vollender: und hat dieselbige erdacht und herfür gebracht, GOtt, der ihn verstossen, zum Verdruß, daß er dadurch seiner Ehre abbreche, und den Menschen zum Nachtheil, sie auf solche Weise von GOTT abzuführen. Es haben ihm aber die Menschen selbst hiezu Anlaß gegeben, nemlich welche seines Theils seynd, die Kinder deß Unglaubens, in welchen er sein Werck und Wohnung hat, und kräfftig ist, Ephes. 2. v. 2.

Was die Menschen erstlich gereitzet, und wie der Satan die Zauberey zu lehren Gelegenheit ersehen und genommen, ist in Heiliger Schrifft nicht ausdrücklich vermeldet. Methodius schreibet in Revelat. quæ ab initio Mundi Contig. F. 2. daß im dreyhundert und viertzigsten Jahr deß Jareds, die Nachkommen deß Cains, Jobeth und Tholuscob, die Söhne Lamechs, gewesen seyn Viri malæartis inventores, solche Männer, die böse Künste, nemlich die Zauberey, haben erfunden, und nachdem Cains Nachkommen alle in der Sündflut umkommen, hab der Teuffel durch den Cham, den Sohn Noæ, dieselbige wieder herfür gebracht; welcher Cham von vielen für den Zoroastrem gehalten wird, wiewol andere vorgeben, es habe Cham die Zauberkunst seinen Sohn Mesraim gelehret, welchen Mesraim sie den Zoroastrem nennen, den Plinius, Berosus, wie auch Augustinus, für den ersten Zauberer halten, der die Zauber- und Hexen-Künste zu erst erfunden habe.

Dem sey nun also oder nicht, so ist doch gewiß, daß böse Lüste [75] deß Fleisches und hoffärtiges Leben dieses verdamliche Laster gezeuget haben. Denn Wollust und Hoffart, der Welt liebe Braut, empfänget leichtlich und bald, und wenn sie empfangen hat, gebieret sie die Sünde, die Sünde aber wenn sie geboren ist, lässet sie nicht ab den Verstand deß Menschen, der sie gezeuget und geboren hat, zu verfinstern, daß er je länger [19] je mehr durch Lüste in Irrthum sich verderbet, Jacob. 1 v. 15. Was hat Evam unsere erste Mutter, zu dem schändlichen Ungehorsam und Abfall anders innerlich gereitzet und getrieben, denn Wollust und Hoffart, daß sie möchte mehr wissen und GOtt gleich werden, wie sie die Schlang überredet hatte? Wie nun Eva zur ersten Sünde, gleicher massen seynd andere Menschen zu andern Sünden, und also auch zur Zauberey kommen, durch unersättliche Begierde hohe Dinge zu wissen, und klüger denn klug zu seyn. Welches denn daraus erscheinet, daß erstlich nur die Gelehrtesten unter den Menschen das Zauberwerck getrieben, wie denn der Prophet Daniel im 2. v. 27. die Zauberer Gelehrte nennet; und Elymas, ein gelehrter Jud und Prophet darmit umgangen, Actor. 13. v. 6.

Es seynd aber nicht zugleich alle Geschlechte der Zauberey aufgestanden, sondern erstlich nur das Weissagen, zu welchem der Ehrgeitz und Ruhmsucht die Gelehrten gelocket hat, damit sie mehr gülten denn andere, und andern vorgezogen würden: Da sie aber aus ordentlichen Mitteln heimliche und künfftige Dinge nicht erkennen kunten, hat der Teuffel ihnen ins Hertz gegeben, oder auch, wie heutiges Tags, in Menschen-Gestalt sich zu ihnen gemacht, und sie gelehret an den Sternen, und der Vögel Geschrey, oder aus ihren und ander Leute Träumen, oder von auferweckten Todten, oder auch andern seltzamen Mitteln, heimliche, verborgene, vergangene und gegenwärtige, ja auch zukünfftige Dinge zuerfahren, und andern zu offenbaren.

Bald hat er sie auch geschwinde Künste und Wunder gelehret, wie die Egyptischen Zauberer hierinn mächtig waren: Bald haben sie sich auch unterfangen zu Segnen und zu Fluchen, Glück und Unglück zu erwecken, darvon sie denn stattlich Schwätzen und Disputiren kunten: Daher sie bey hohen und niedrigen Ständen bey allerley Volck groß und herrlich gehalten worden, als weise Leute, Priester und Propheten, bey denen man Raht und That gesuchet hat in wichtigen Sachen, und fast nichts sonderliches ohn ihr Gutachten angefangen. Sie haben auch solches ihnen selbst zu Nutz gemacht, und Geld und Gut dardurch gesamlet, wie Bileam der Weissager, (den Basilius Magnus für einen Zauberer hält) sich unterstund um Geldes willen Israel zu verfluchen, und ihm der Wahrsager-Lohn gebracht ward, Numer. 22. v. 7. Also verhieß Nebucad Nezar seinen Zaubrern Geschencke und Gaben, [76] Dan. 2. v. 6. [20] und denen zu Philippis dienete der Wahrsager-Geist zu ihrem Genieß, Act. 16. v. 16. 19.

Aus welchem allen erhellen mag, daß die Begierde mehr zu wissen, die Wollust, Hoffart und Geitz, die Menschen erstlich zur Zauberey, den unordentlichen Weg zu lernen, verursachet habe. Hernach seynd andere Ursachen mehr darzu kommen, als Mißtrauen gegen GOTT, Traurigkeit und Ungedult in Unglück und Armut, item Rachgierigkeit, Uppigkeit und Unzucht, u.s.f.

Diese und dergleichen Zauberey ist anfänglich bey denen, die sie konten, heimlich gehalten; mit der Zeit aber durch Gesellschafft und Gespräch geoffenbaret; endlich mit offentlicher Ubung ohne Scheu fortgepflantzet worden, erstlich unter Männern, darnach auch unter Weibern, die alles mit wissen und thun wollen. Und solches zwar ist anfänglich nicht geschehen in aller Welt, sondern allein unter den Heiden: Denn bey Mosis Lebzeiten ist noch kein Zauberer in Jacob, und kein Wahrsager in Israel gewesen, wie etliche den Spruch Bileams verstehen. Und Mose spricht zu seinem Volck, Devter. 18. v. 9. Wenn du in das Land kommest, das dir dein GOTT geben wird, so sollst du nicht lernen thnn die Greuel dieser Völcker, daß nicht unter dir funden werden Weissager und Zauberer. Denn um solcher Greuel willen vertreibt sie der HERR dein GOTT für dir her.

Nachdem aber Israel mit den Heiden in Gemeinschafft sich eingelassen, mit ihnen gebuhlet, und die Götzen verehret, haben sie sich, wie in andern heidnischen Greueln, also auch an der Zauberey verunreiniget, und nicht allein den Heiden gleich, sondern auch viel ärger denn sie, gehandelt: Wie GOTT der HERR hin und wider hefftig darüber klaget. Und ist also folgends die Zauberey in die gantze Welt ausgebreitet, daß nun fast kein Volck, Land, Stadt oder Dorff ist, darinn nicht diese oder jene Zauberey gefunden werde.

Fußnoten

1 ? wenn nur nicht.

2 ? Teufeln.

3 ? einem.

Das 4. Capitel
[78] [21] Das vierdte Capitel.
Wie D. Faustus seine Complexion und Natur erforschet, ob sie ihm zu seinem Vorhaben werde förderlich seyn, oder nicht?

M. Thomas Wolhalt von Torgau, schreibet, daß er damals nach dem Tod Fausti, in einem Memoriali, welches D. Faustus mit seiner Hand geschrieben, gelesen habe, daß, ehe er zu solcher Kunst gelanget und kommen, er, deme nicht unbekandt war, daß ein Mensch immer glückseliger, oder auch unglückseliger wäre, als der andere, ja öffters einer Geister und Gespenster sehe, der andere aber nicht, u.s.f. seye er vorhabens gewesen, seine Complexion und Natur zu erkündigen, und zu vernehmen, ob ihm auch dieselbe in seinem Vorhaben widerig seyn und fehlschlagen, oder aber geneigt und beförderlich seyn würde?

Wie er nun um deß willen sich bester Massen bearbeitet, und emsig in dem Zoroastre, von den ascendenten und descendenten- Geistern, und andern mehr geforschet, und seine Geburt-Stund mit denen damaligen Gestirns-Einflüssen, wol erwogen, hat er befunden, daß er nicht allein mit einem herrlichen Ingenio begabet wäre, sondern auch, daß die Geister eine sonderliche Inclination und Zuneigung zu ihm haben solten. Welches ihn denn noch mehr und mehr in seiner Meinung bekräfftigte und stärckte, da er nemlich etliche mal nach einander in seiner Stuben einen seltzamen Schatten an der Wand vorüber fahren gesehen, auch darauf offtmals, wenn er aus seiner Schlaffkammer bey Nacht gesehen, viel Liechter hin und wieder bis an [22] seine Bettstatt gleichsam fliegen gesehen, und zugleich darbey als ob Menschen miteinander leise redeten, gehöret; dessen er sich denn höchlich erfreuet hat, und diese für Gespenst und Geister gehalten, jedoch noch nicht so viel Muts gehabt, solche anzusprechen.

Anmerckung.

I. Anlangend das jenige, daß D. Faustus seine Complexion und angeborne Zuneigung zu diesem und jenem hat wissen wollen, daran hat er eben an und für sich selbst so gar unrecht nicht gethan. [78] Er hat es aber wissen wollen, und zu dem Ende gethan, damit er hernachmals in seinem unchristlichen Vorhaben desto getroster fortfahren könte, so er seine Natur dazu tüchtig und geschickt zu sein befände; oder widriges Falls, da ja dieselbe nicht allerdings hierzu geneigt, er denselben mit grösserem Ernst zu hülffe kommen möchte; welches aber nicht wol und recht gethan war.

Sonsten mag zwar wol ein jeder auf seine Natur Achtung haben, wozu er geneiget oder nicht geneiget sey, jedoch jederzeit zu diesem Ende, daß er der Zuneigung zum Guten helffe, aber zum Bösen, steure und wehre: Worbey denn sonderlich den Eltern zustehen und gebühren will, damit sie ihrer Kinder Art und Natur wahrnemen, auf daß sie bey Zeiten zu dem Guten angewiesen, von dem Bösen aber, dazu sie vorhin immermehr geneigt seynd, möchten abgewendet und abgehalten werden, sie ja nicht wider ihren Willen zu diesem oder jenem nöthigen und treiben, zum Exempel, zu dem Studiren, da doch das Ingenium nicht da ist, u.s.f.

Daher gar recht jener sinnreiche Poet ein Sinnbild vorgestellet, nemlich einen eisernen Ring, woran und an welchem viel zubereitete Schlüssel anhiengen, mit dieser Uberschrifft:


Ein jeder sperret.


nebenst folgender Erklärung:
Ein jeder Schlüssel sperrt zu dem er ist gemacht:
Nimst du den rechten nicht, wirst du das Schloß verdrehen;
So nimm zu rechter Zeit deß Knabens Sinn in Acht,
Worzu ihn die Natur, nicht deine Kuhr versehen.

[23] Man kan einen Baum in der Jugend wachsend machen, wie man will, und so lang man ihn seiner Zartheit halber, regen kan; so bald er aber starck und hart worden, läßt er sich nirgends zu lencken, man brauche gleich Mittel wie man wolle: Also ist es auch mit der Jugend beschaffen, wird dieselbe nicht bald Anfangs wol erzogen, so wird schwerlich auf die verhärtete und angeborne Laster, nur eine gute Tugend können gepflantzet werden.

Denn einmal gewiß ist, wenn ein und ander Laster bey der Jugend eingewurtzelt, daß daraus, so zu reden, ein Fels werde, darauf die böse Natur ihre Wohnung bauet, die hernach nicht so leichtlich einfällt: Diß alles und jedes, worzu einer geneigt ist, weiß der schlaue Geist gar wol, sihet fleissig zu, und freuet sich, wenn solche Lüste und Begierden bey dem Menschen wachsen und zunemen, bis er mit einem solchen auf den höchsten Grad kommet. Wenn er denn befindet, daß ihm solcher Mensch dienstlich, und ein taugliches Instrument zu aller Bosheit seyn kan, so gibt er ihm nach allerhand Gelegenheit ein, Rachgier, [79] Hoffart, Unzucht, zauberischer Wercke Beliebung, nach Art und Gelegenheit der Personen, und sündlichen Zuneigungen, bis ihm der Streich gelinget, und den Spieß in die Hand erwischet. Ist nun der Mensch neidisch gesinnet, so bewegt er ihn zu Rache; ist er hoffärtig, reitzet er ihn zu weltlicher Ehre Begierde; ist er aberglaubisch, und hat Belieben an dem Zauberwesen, es kan ihm bald Butter zu der Suppen bringen, durch gleichgesinnete Gesellschafft, und dergleichen Bücher-Lesung, wie allhier D. Fausto widerfahren; ist er unkeusch, und heget gleiche Gedancken in seinem Hertzen, verführet er ihn zu unreinen Wercken: Wie er jenen Fürstlichen Bischöfflichen Cantzler zu Bamberg verführet hat, der sich einsten mit solchen geilen Gedancken, nach Erzehlung Rimphof. Drachen-König. p. 118. geschleppet; daß sich der Satan bald sehen lassen vor seinem Logement, in Gestalt einer schönen Jungfrauen, und er der Cantzler gewünschet, daß er diese möchte bey sich haben. Satan ist bald fertig vor seinem Gemache, und gibt sich diese verstellte Jungfrau in menschlicher Gestalt an, und sagt der Herr Cantzler hätte ihrer begehret. Er nimmt die Jungfrau mit Freuden an, buhlet mit ihr und befindet mit Schmertzen, daß es nicht recht ist, will gern vom Satan abseyn; aber der Satan mercket bald seine Ge[24]dancken, und sagt, wofern der Cantzler bey ihm verbleiben wolle, so wolle er alle Tage bey ihm seyn, und sich gantz freundlich bey ihm stellen. Da er nicht so bald will, verstellet er sich in einen grausamen Drachen, drohet ihn alsobald zuverschlingen, und in hundert tausend Stücke zu reissen, wo er nicht bey ihm verbleibe. Der Cantzler entsetzet sich, und machet einen Bund mit dem Satan, wird darüber melancholisch. Der Satan wird als ein Hexenmeister, tröstet ihn, führet ihn ausser dem Thor, und muß sich da ins Teuffels Namen tauffen lassen, wird endlich justificiret.

II. Zum andern, daß allhier gedacht wird, wie daß dem D. Fausto bey nächtlicher Weile zum öfftern Liechter, Schatten-Geister, die leise miteinander geredet, u.s.f. zu Gesichte kommen, gibt Anlaß und Gelegenheit zu fragen: Ob auch Gespenste seyen? Welche Frag billig mit Ja beantwortet: (M. B. Waldschmid, Pyth. Endor. p. 481). Denn daß warhafftig Gespenste seyn, das wird bewiesen und zwar aus den Worten deß 3. Versiculs im 17. Capitel deß Büchlein der Weisheit, daß die Egyptier durch Gespenste seyn erschröcket worden, und seyn ihnen scheußliche Larven erschienen, darvor sie sich entsetzet haben: Vers. 15. aber, und seyn durch grausame Gespenst umgetrieben worden. Ingleichen stehet im Buch Tobiæ im 6. v. 8. daß der Engel zum jungen Tobia gesprochen: Wenn er ein Stücklein [80] von dem Hertzen deß Fisches, den er gefangen, neme und es auf glüende Kolen lege, so vertreib solcher Rauch allerley Gespenst von Mann und Frauen. Wenn nun keine Gespenste wären, so hätte er nicht vonnöthen gehabt dieses zu sagen. Und obwol diese beyde Bücher keine Canonische Bücher der H. Schrifft deß alten Testaments seynd, so finden wir doch auch Beweiß hiervon in den Canonischen Büchern selbsten. Im fünfften Buch Mosis im 18. v. 11. verbeut GOTT der HErr den Israeliten, daß sie keine Todten fragen sollen, und wer es thue, sey für ihm ein Greuel. Durch diese Todte aber werden anders nichts als die Gespenste der Todten verstanden, bey welchen Heiden dazumal in zweiffelhafften Sachen Raht gefragt: Wenn nun keine Gespenste wären, wie hätte man sie fragen können? und was hätte es GOTT verbieten dörffen? Matthæi 14. v. 26. und Marci 6. v. 49. lesen wir, daß, als die Jünger den HErrn Christum bey der Nacht auf dem Was[25]ser gehen gesehen, seyn sie erschrocken, und haben gesprochen, es sey ein Gespenst, und haben für Furcht geschryen. Und da der HErr CHristus bey verschlossener Thür zu ihnen kommen, seynd sie auch sehr erschrocken, und haben gemeinet, sie sehen einen Geist, Lucæ 24. v. 37. Was hätten sie nun aber das dörffen meinen, sie sehen einen Geist oder Gespenst, wenn keine Gespenste wären. Uber das bekräfftigen auch dieses die Exempel heiliger Schrifft, als da ist das Exempel deß Gespensts, welches in der Gestalt deß Propheten Samuels dem König Saul ist erschienen, wie zu lesen im 1. Buch Samuels 28. v. 8. Von guten Gespensten, also zu nennen, oder Gesichten haben wir auch Exempel in heiliger Schrifft, als da im 2. Buch der Könige im 7. v. 6. gelesen wird, daß als die Syrer Samariam belägert, hat der HErr deß Nachts hören lassen ein Geschrey von Wagen, Rossen und grosser Heeres-Krafft, und hab sie damit in die Flucht geschlagen. Als Heliodorus den Tempel zu Jerusalem berauben wollte, erschiene ihm ein wolgeschmücktes Pferd, auf welchem ein erschrecklicher Reuter mit einem gantz güldenen Harnisch saß, der ritte mit aller Macht auf ihn zu, und stieß ihn mit den fördern zweyen Füssen zu boden. Sie sahen auch zween junge Gesellen, die starck, schön und wol bekleidet waren, welche zu beyden Seiten auf Heliodorum zugeschlagen, 2. Maccab. 3. v. 25. 26. In der Schlacht, die Judas Maccabæus mit den Juden gehalten, seynd den Feinden vom Himmel erschienen fünff herrliche Männer auf Pferden, mit güldenen Zäumen, so für den Juden hergezogen, und zween die neben dem Juda gehalten, und ihn mit ihren Wehren geschützet, daß sie niemand überwinden können, 2. Maccab. 10. v. 29. Welches ohne Zweiffel gute Engel und Geister gewesen. [81] 2. Wird auch dieses bewiesen aus vielerley Historien. Die Kirchen Historien betreffend, so schreibet Sozomenus von dem abtrünnigen Käiser Juliano, daß, als er in eine Götzenhöle hineingegangen, und darinnen das Oraculum rahtfragen wollen, seyn ihm unversehens grausame Gespenste erschienen, die ihn zum höchsten erschröcket. Er schreibet auch, daß in der Nacht zuvor, da die Leut zu Antiochia deß Käisers und der Käiserin aufgerichtete Bildniß herunter gestürtzet, sey ein Gespenst in Gestalt eines Weibs, von unsäglicher Grösse [26] und abscheulicher Gestalt, durch die Gassen gefahren, und hab mit einer Geissel ein erschröcklich Geknall gemacht. Er schreibet ebenmässig von Apelle, einem Schmid, daß, als er vor der Aesse gestanden und gearbeitet, sey ihm bey der Nacht ein Gespenst in Gestalt eines schönen Weibs erschienen, und hab ihn zur Unzucht angereitzet, er hab aber das glüend Eisen, das er im Feuer gehabt, heraus genommen, und dasselbe unversehens dem Gespenst in das Gesicht gestossen, und es verbrennet, darüber es mit grossen Geheul und Brummen verschwunden. Die weltlichen Historien belangend, so wird unter andern, nach Anzeigung Suetonii, von Julio Cæsare gelesen, als er mit seinem Kriegsheer aus Gallien an den Fluß Rubiconem gezogen, seye er gewahr worden eines Gespensts in Gestalt eines grossen Manns, so am Wasser gesessen, und auf einer Pfeiffen gepfiffen; welches er für ein gutes Omen und Zeichen gehalten, und daraus abgenommen, an den Ort würde es gut seyn über das Wasser zu setzen, habs auch gewaget und gesagt: Eatur quo Deorum Ostenta, und iniquitas hostium vocat, jacta est alea; last uns gehen, wohin uns der Götter Wunder-Gesicht und der Feinde Unbillichkeit nöthiget, es will gewaget seyn. Da Marcus Brutus sein Heer aus Asia führen wolte, erschien ihm deß Nachts ein erschröcklich Gespenst, das zu ihm in sein Gemach gieng, und stillschweigend sich neben ihm stellete, und da er es fragte: Quisnam Deorum aut Dæmonum es? Wer bist du? bist du einer aus den Göttern oder Geistern und Teuffeln? da antwortete es: Tuus sum Brute malus Genius, in Philippis me videbis, das ist: Brute, ich bin dein Geist, zu Philippis wirst du mich sehen. Hierauf sagte Brutus unerschrocken zu ihm: Sine metu te iterum videbo; Ja ich will dich ohne Furcht und Entsetzen wieder sehen: Welches auch hernach geschehen. Plutarch. in vita Bruti. Der Philosophus Athenodorus kauffte zu Athen ein stattlich Haus, in welchen ein Gespenst umgieng, in Gestalt eines alten Manns, mit einem magern Gesicht, langen Bart, scheußlichen Haaren, mit Fuseisen an den Schenckeln, und einer Ketten an den Händen. Da er nun die erste Nacht im Haus war, ließ er ihm gegen Abend eine Schreibtafel, [82] Griffel und Liecht bringen, saß, und meditirte und schriebe etwas, bald hörte er von weiten eiserne Ketten klingen, name sich aber nichts [27] an, hub seine Augen nicht auf, sondern schrieb immer fort: Bald kam das Gethön ins Gemach hinein, er wendete sich herum, und sahe es da stehen, welches ihm mit einem Finger winckete, er aber winckete ihm wieder mit der Hand, es solte ein wenig warten, und schrieb wieder fort. Das Gespenst kam ihm näher, klingelte ihm mit den Ketten vor dem Kopff, und winckete ihm wie zuvor, da stund er auf und gieng mit ihm; es führete ihn aber unten an ein Ort deß Hauses, und verschwand alda: Er zeichnete den Ort, ließ Morgends nachgraben, und fand man alda etliche Todtengebeine mit Ketten gebunden, die nam man heraus und begrub sie an dem Ort, da man andere hin zu begraben pflegte, darauf erschien das Gespenst nicht mehr. Wir wollen auch auf diesen unsern Schauplatz führen (schreibt Herr G. P. Harsdörf. im 2. Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerl. Mordgeschichte, Hist. ult.) ein Gespenst, welches einem Frantzösischen Edelmann Robert genannt, in Welschland bey Nacht als er irre geritten, erschienen, und ihn in ein Wirtshaus gewiesen, in welchem der Wirt und Gäste Mördern und Strassenräubern gleich gesehen, desswegen sich Robert zum Feuer gesetzet, seinen Degen in Acht genommen, seine Pistol fertig gehalten, und in einem Buch gelesen. Zu Mitternacht kommt das Gespenst wieder, und weiset ihm, er solte folgen, welches er auch gethan, und in einen Garten zu einen Brunnen geführet worden, allda das Gespenst verschwunden; er will nicht wieder zuruck in das Haus kehren, sondern erwartet mit grossen Verlangen deß Tages, mit welches Morgenröte er wiederum verreiset, und der Obrigkeit deß Orts darbey angezeigt was ihm begegnet: Da denn so bald nachgeforschet, und ein Kauffmann, der neulich ermordet, in dem Brunnen gefunden worden: Deßwegen etliche von den Thätern ergriffen, ihre gebührende Straffe ausstehen müssen. Zween Tage hernach erscheinet dieses Gespenst Robert wiederum, und verspricht, ihn drey Tage vor seinem Todt zu warnen, weil er gethan was recht gewesen: verschwindet darauf, und lässet ihn in düstern Gedancken nachsinnen, ob es ein guter oder böser Geist; massen er sich bestürtzt, und ohne Trost, welchen sonsten die guten Geister hinder sich lassen, wie auch ohne Furcht, so die bösen Geister in die Gemüter drucken, befunden. [28] Nachdem er wiederum in Franckreich gekehret, sich verheuratet und in allem Wolergehen lebte, kommet das Gespenst wiederum, und sagt ihm, er solte sein Haus beschicken, und sich zum Todt bereiten, in dreyen Tagen werde er diese Welt verlassen müssen. [83] Robert lässet diese Erinnerung nicht ausser der Acht, und schicket sich zum letzten Abschied, wiewol er nach und nach zweiffelte an der Erfolgung, weilen die drey Tage verflossen, und er sich bey guter Gesundheit und aller Sicherheit befande. Die Nacht zu Ende der drey bestimmten Tage fängt der Hund, welchen Robert in seiner Kammer schlaffen lassen, an zu bellen: er springt aus dem Bette, ergreifft den Degen, eröffnet die Kammer, und will das Gesind aufwecken, indem wird er auf der Stiegen durch und durch gestochen, daß ihm der Degen in dem Leib stecken verbleibt, und der Thäter über seinen halbtodten Leichnam darvon springt. Wer dieser Meuchelmörder gewesen, kunte niemand wissen, allein wurde der Degen erkandt, daß er Sarmont, einem seiner besten Freunde zuständig, der sich damals in Holland aufgehalten. Robert verzeihet seinem Mörder von Hertzen, und befiehlt man soll deßwegen keine Nachfrage halten, verstirbt also folgenden Tages sehr Christlich. Sarmont, deß Verstorbenen Freund, hatte um Nerinam vor Robert gebuhlet, und war in dem Hause vor seinem Verreisen in Niederland wol bekandt gewesen: Daher name Falsia, die Magd im Hause, Ursach auszugeben, Sarmont hätte ihren Herrn, den Robert umgebracht, und hielte sich heimlich in der Gegend auf, wie der Degen beglaubt, oder hätte ihn verrätherischer Weise ermorden lassen durch einen andern, Nerinam die hinterlassene Wittib zu freyen. Diese Verleumbdung wurde hernach offenbar, als Falsia sich auf schweren Fuß befand, und in Kinds- und Todtes-Nöthen bekennete, Morin Sarmonts Diener, welchen er Wehrhafft gemacht, und mit seinen Degen beschencket, wäre Vatter zu ihren Kind, und Roberts Mörder: allermassen auch besagter Morin solche Wahrheit durch seine Flucht bestätiget. Zu Stockholm hat sichs begeben, daß ein Metzger daselbst sich in seine schöne Dienstmagd verliebet, welche aber in seinen sündlichen Willen nicht willigen wollen, es sterbe denn sein Weib, und daß er sie eheliche. Weil nun die Alte nicht [29] fahren wolte, und ihm das Warten zu lang werden, hat er auf Mittel gedacht, ihr der Marter abzuhelffen, und zu dem Ende einen Sarg machen lassen, weil damals die Pest regierte, und hat ihr im Schlaf mit seinem Schlachtbeil das Haupt zerspaltet, und sie in den Sarg geleget, mit Vorgeben, sie wäre an der Pest gestorben. Nach ihrer Begräbniß hat er ihm die Magd trauen lassen, und ist solcher Mord niemand als ihm, dem Thäter bewust gewesen. Darauf hat ein erschröcklich Gespenst ihm im Haus grosse Unruhe gemacht, ihn auch endlich dahin bracht, daß er aus dem Haus wegziehen, [84] dasselbe leer stehen, und sich in ein anders begeben müssen, in welchen er zwar für dem Gespenst, aber nicht in seinen Gewissen Ruhe gehabt. Es hat sich aber begeben, daß als ein Reichstag zu Stockholm ausgeschrieben worden, und eine Adeliche Wittib dahin verreiset, ihrer Rechts-Sache halben, sie aber wegen grosser Menge des Volcks keine Herberg bekommen können, ist sie, ob man ihr schon die Beschaffenheit deß Hauses wegen deß Gespenstes angedeutet, dennoch in demselben eingekehret, mit Vorwenden, daß sie sich nicht scheuete, sondern ihrem GOtt trauete. Zu Mitternacht ist das Gespenst mit grossen Gepolter in die Stuben kommen: Worüber die Wittib zu GOtt gebetet, und ihr Angesicht zur Wand zu gewendet, bis das Gespenst verschwunden, welches sie ein wenig ruckwärts erblicket, und in eines Weibes Gestalt mit zerspaltenem Haupt gesehen. Dieweil ihr nun kein Leid widerfahren, ist sie die folgende Nacht, als das Gespenst wieder erschienen, behertzter gewesen, und hat nach ihrem Gebet es also angeredet: Alle gute Geister loben GOtt den HErrn. Worauf das Gepenst in der vorigen Gestalt ihr geantwortet: Ich bin ein guter Geist, und lobe GOtt den HErrn. Als nun die Wittib hierauf gefragt, warum denn dieser Geist sich in dem wüsten Haus aufhalte? hat nach der Erzehlung der begangenen Mordthat der Geist ihr zuverstehen gegegeben, der Leib könne nicht ruhen, bis ihr Mann von der Obrigkeit zu verdienter Straff gezogen würde. Hierauf soll nun die Wittib ihren Wappenring von dem Finger abgezogen, und denselben zwischen die zwey Theil deß Haupts geworffen, und sie also den zerspaltenen Schädel mit ihrem Haartuch wieder zusammen gebunden haben. Darauf das Gespenst verschwunden. So bald der Tag angebrochen, hat die Wittib der Obrigkeit alles angedeutet: und weil [30] man ihr nicht glauben wollen ist das Grab eröffnet, das Haartuch, in welchem der Name genehet, samt dem Ring wieder gefunden, und der Mörder zur gebürlichen Straff gezogen worden. Idem lib. cit. part. 3. Hist. 75. Dieses alles nun beweiset genugsam, daß wahrhafftig Gespenste seyn: und obwoln nicht ohne ist, daß offtmals Menschen-Betrug mit unterlaufft, da ein und anderer durch ein zugerichtes Gespenst den andern geäffet und geschröcket, massen folgende Exempel, unter vielen, beglauben mögen, jedoch aber so folget nicht, daß darum wahrhafftig keine Gespenste seyn solten, oder daß es nur lauter Betrug damit seye. Balæus schreibt vom Papst Bonifacio dem VIII. er habe durch ein Rohr dem Papst Cœlestino in seine Schlaffkammer schreyen lassen, als wenn es ein Engel thäte: Cœlestine cede, si salvus esse cupis, d.i. Cœlestine[85] weiche vom Päpstlichen Stul, und laß ihn fahren, wenn du selig werden wilt: Durch welches betrügliche Gespenst der einfältige Mann sich dahin hat bewegen las sen, daß er zur Stund resigniret hat. Erasmus Roderodamus in Epist. gedencket eines Meßpfaffen, der lebendige Krebs genommen, ihnen brennende Lichtlein angebunden, sie auf dem Kirchhof herum kriechen lassen, und hab das Volck offentlich beredet, es seyn Seelen der Verstorbenen, so Meß und Allmosen begehrten, damit sie aus dem Fegfeuer möchten erlöset werden; der Betrug sey aber offenbar worden, daß man etliche Krebs mit Licht-Stümpfflein auf dem Kirchhof des Tags gefunden, die er nicht aufgelesen hatte. Lavaterus p. 1. de Spectris, c. 9. gedencket eines Jesuiten zu Augspurg, der eine Evangelische Beckers Magd zum Abfall bewegen wollen, und hab ihr deßwegen als ein Gespenst zugesetzet und sie sehr erschröckt und geplagt, mit Vermelden, wenn sie von der Lutherischen Ketzerey nicht würde ablassen, so würde folgende Nacht der Teuffel selbst kommen, und sie holen; es habs aber die Magd dem Knecht geklagt, und gebeten ihr beyzustehen. Was geschicht? folgende Nacht verstecket sich der Knecht in der Magd Kammer, der Geist aber kommt, fängt ein mächtiges Gepolter an, allein der Knecht wischt mit seinem Gewehr herfür, dieses der Jesuiter ersehende, gehet auf ihn mit aufgereckten Händen, ihm also mit seinem Teuffels-Habit einen Schrecken einzujagen; aber der Knecht nicht faul, stieß ihm das Gewehr in den Leib, daß der Geist niederfiel und [31] starr todt war. Der Knecht wecket behend jederman im Haus auf, mit Vermeldung, wie er den Geist erstochen habe; als man aber recht zusahe, sihe, da war es der Jesuiter gewesen. Fast dergleichen erzehlet Chytræus, 1. de Mort. et vit. æter. p. 2. p. 56 von einem Pfaffen, Herrn Hansen, welcher zu einem reichen Weib, so ihm verwand gewesen, bey der Nacht, in Gestalt eines Gespensts, in ihr Schlaffkammer kommen, und sie übel geängstiget. Sie hat aber einen bekandten Freund zu sich in die Kammer versteckt, welcher einen guten Prügel zu sich genommen, ihm einen guten Rausch getruncken, damit er ein Hertz haben möchte. Da nun das Gespenst herbey kommen, gebrüllet und sich ungebärdig gestellet, sey er mit seinem Prügel herfür gewischt, hab zum Gespenst gesprochen: Bist du der Teuffel, so bin ich seine Mutter, und hab tapffer auf ihn zugeschlagen, hätte ihn auch noch härter getroffen, wenn nicht der Pfaff geruffen hätte: Parce, non sum Anima, sed Dominus Johannes, schone, ich bin keine Seel oder Geist, sondern Herr Hanns. Ein solch Gespenst ist auch gewesen im Closter Salmonsweil, nahe bey Uberlingen, da ein Mönch sich gestellet, als ob er der Teuffel wäre, [86] und die Gäste tribuliret, den aber ein Graf von Montfort, so daselbst eingekeret, mit dem Degen erstochen hat, wie Crusius Part. 2. Annal. Suev. l. 9. c. 19 schreibet: und daselbst ein anders Exempel erzehlet von einem Schreiber der zu Beichlingen sich zum Gespenst gemacht, und zu Nacht seines Herrn, deß von Werther, Mägde Brüste mit seinen kalten Händen angerühret hat; aber endlich von einem Edelmann über die Stiegen hinunter geworffen, und deß andern Tags, wegen seines durch den Fall übel zugerichteten Angesichts und Stirn, jedermans Gespött, und von seinem Herrn abgeschafft worden ist. Die Historien, die sich nur vor etlicher Zeit begeben, mit dem Pfaffen zu Clavenna; mit dem Gespenst zu Orleans; mit den Mönchen zu Bern, die Anno 1509 den 31 May, weil sie durch zauberische Teuffels-Kunst, Gespenste gemachet, offentlich verbrennet worden, stehen am hellen Tag. [87]

Das 5. Capitel
[32] Das fünffte Capitel.
Wie D. Faustus von einem berühmten Crystall-Seher, den Geist deß Crystalls überkommen, wormit er ihm viel Geld verdienen gemacht, ehe und bevor er noch zur endlichen Beschwörung deß Satans getretten.

Im ob angeregten Memoriali D. Fausti ist gleicher Weise befindlich gewesen, daß Faustus von einem, Namens Christoph Hayllinger, einem berühmten Exorcisten, wie auch Crystall-Seher, der aus gerechtem Verhängniß GOttes dazumal in voller Weise auf der Gassen auf einem Abend, von einem Bergknappen ist erstochen worden, nicht lang vorher den Geist im Crystall überkommen, und darinnen wunderbarliche Sachen, welcher ihme sehr nutz und dienstlich zu seinem Vorhaben zu seyn vermeinete, gesehen: durch welches Mittel er auch viel Gelds zuwegen gebracht. Weil ihn aber Tag und Nacht verlangte ein viel Grössers in der Kunst zu erfahren, und nachdeme er nun die bekräfftigsten Beschwörungen deß Satans, seiner Meinung nach, zuwege gebracht, hat er sich endlich vorgenommen solche zu probiren, und in das Werck zu stellen. Und ob er sich zwar Anfangs darüber entsetzen wollen, weiln er besorget, es möchte ihm der Streich nicht gerahten, oder so ihm die Kunst fehl schlüge, würde er vielleicht eines andern erwarten müssen; hat er sich doch bald wieder aufgerichtet, und sonderlich mit diesem getröstet, daß gleichwol die Nigromantia und schwartze Kunst nicht jedermanns Thun seye, auch ein schönes Ansehen vor der Welt [33] habe; wie denn mancher hierdurch sehr berühmt gemacht, hervor gezogen, von jedermann hohes und niedriges Stands groß gehalten worden: Zudeme, so seye ja von Anfang der Welt und zu allen Zeiten besagte Schwartze Kunst im Schwang gangen, und haben sich solcher Käiser, Könige, ja die Heiligen Päpste selbsten, allermassen die Historien bezeugen und ausweisen, bedienet.

Anmerckung.

I. Auch noch heutiges Tags, wenn mancher etwas verlohren hat, [88] so gehet er hin zum Wahrsager, der zeiget ihm in seinem Crystall oder Spiegel eine Gestalt dessen und dessen, der es gestolen soll haben. Nun kan dieses nicht natürlich zugehen, der Spiegel kan solche Gestalt nicht von sich geben, sonst müste es ein jeder Spiegel oder Crystall thun; sondern mit dem Teuffel, der niemal in der Warheit bestanden, Joh. 8, v. 44. Wo will denn jemand gewiß seyn, daß die Gestalt recht sey, daß kein Betrug dahinter sey? Ist derowegen eine aberglaubische Blindheit, solche nichtige aberglaubische Mittel, die doch keiner ohne grausame Sünde gebrauchen kan, gebrauchen; (denn er tritt auch implicitè und heimlicher Weise in den Bund mit dem Teuffel, hat Gefallen an seinen Wercken, die er durch solche Wahrsager treibet, und setzet sein Vertrauen auf den Teuffel, er werde ihm durch sie die Wahrheit eröffnen, und ihm helffen) zumaln die Erfahrung hundert für einmal gewiesen, daß der Teuffel entweder die Leute geäffet, und hintergangen, oder aber unschuldige in dem Crystall gezeiget, und dardurch viel Jammer und Hertzenleid angerichtet hat.

Herr Lutherus gedencket in seinen Tischreden, p. 208. Daß der Teuffel auf eine Zeit einen armen Gesellen in sichtbarer Gestalt erschienen, und hab ihm grossen Reichthum versprochen, wenn er die Tauff, und die Erlösung durch Christum geschehen, verlaugnen, und nimmermehr Buß thun wolte. Als er nun eingewilliget, hab er ihm einen Crystall gegeben, daraus er Wahrsagen können, und dardurch hab er einen grossen Zulauff und Namen bekommen, daß er reich darüber worden. Endlich hab ihn der Teuffel meisterlich betrogen, daß er unschuldige Leute aus dem Chrystall Diebstals halben angegeben, darauf [34] er eingezogen worden, hat seinen Bund, den er mit dem Teuffel gemacht, bekennet, hat ernstlich Buß gethan, und ist mit Feuer verbrennet worden.

Zeillerus erzehlet in Dialog. 99, daß ihrer zween miteinander gereist seyn: der eine hab den andern vexiret, sein junges Weib werde vielleicht unterdessen zu Haus mit einem andern buhlen; dieser aus Fürwitz, zuerfahren was sein Weib zu Haus jetzt mache, gehet zu einer Zauberin, und begehret, sie soll in ihrem Spiegel sehen, was sein Weib der Zeit thue. Die Zauberin läst ihr Kind in denselben sehen, das sagt, sie sehe eine junge Frau, so und so gestaltet und bekleidet, und stehe ein junger Gesell vor ihr, nur in Hosen, und ohne Wammes, der oben sein Hemd entblösse. Der Mann befindet aus der Be schreibung deß Kindes, daß es seine Ehefrau seye: kehret im Zorn wieder nach Haus, darüber seine Frau erschrickt, und fraget, ob er seine Sach so bald verrichtet habe? der Mann aber führet sie beyseits, ziehet den Degen aus und sagt, ob nicht auf die und die Zeit ein junger Gesell oben[89] entblöst vor ihr gestanden sey? die Frau fällt ihm zu Füssen, und bittet, er soll sich nicht an ihr in der Gähe vergreiffen: es sey wahr, daß auf erzehlte Zeit und Weise dergleichen vorgangen, es sey aber ihr Bruder gewesen, welcher zu ihr kommen, und sich beklagt, wie ihm ein Aysse auf der Schulter so wehe thue, und sie gebetten, daß sie darzu sehen wolte; da er denn deßwegen das Wammes abgezogen, und das Hemd ein wenig herab gestreifft habe: dieweil denn die Kleidung und anders, wie es der Zauberin Kind beschrieben, mit seines Schwagern Kleidung und anderm zugetroffen, so hat er seine Frau um Verzeihung gebetten, und ist fro gewesen, daß er seine Hände nicht in unschuldigem Blut gewaschen.

D. Fausti Famulus, Christoff Wagner, war einsmals gen Neapolis kommen, und hatte vernommen, daß ein reicher Kauffmann auf dem Meer wäre beraubt und umgebracht worden, und die Güter ihm genommen, welche um viel tausend Gülden seynd geschätzet worden. Und als seine Erben gern gewissen Grund erfahren hätten, wie es doch darum bewandt, und wer der Thäter gewesen wäre, boten sie groß Geld aus, wenn einer etwas davon entdeckte und offenbarete. Da dachte Wagner, es wolte ein gut Ding für ihn seyn, vermeinte ein stattlich Geld davon zu bekommen, und gab sich an, wie er die Kunst köndte, und offt versucht und probiret hätte.

[35] Nun waren die Leute auch aberglaubisch, wie denn die Welschen viel darauf halten, liessen den Wagner seine Kunst gebrauchen, verhiessen ihm zwey hundert Thaler. Da nam er eine Crystall, beschwur sie, und hielt sie gegen der Sonne; da sahe man eines reichen Kauffmanns zu Neapolis Bildniß darinnen, welche sie wol kannten, der solte die That an dem andern auf dem Meer begangen haben.

Nun war das wahr, daß er mit ihm ausgefahren war, und kamen doch gleichwol nicht miteinander wieder. Er ward verklagt bey der Obrigkeit, und gefragt, ob er nicht wüste, wo der Kauffmann geblieben? dieser gab zur Antwort: er wäre vor ihm hergeschiffet, ob er wäre versuncken, oder verschlagen worden, oder aber irre gefahren, köndte er nicht wissen. Gleicher Gestalt wurden auch seine Diener gefragt, die sagten alle also. Und da man es dabey nicht wolte bleiben lassen, zog man sie alle gefänglich ein, und marterte sie, fiengen an einem Knecht an, der bekandte, als er gepeiniget ward, daß sie ihn ermordet hätten; darauf zogen sie den Herrn auch ein, der bekandte gleichfalls aus Pein, wie der Knecht, er hätte es gethan: worauf das Urtheil gefället wurde, man solte sie als Meerrauber zum Tod bringen.

Unterdessen kommt der Kauffmann, den man vermeinet erschlagen [90] zu seyn, wieder zu Land, frisch und gesund, ohn allen Schaden, und war verschlagen worden, daß er an einem Ort fünff Wochen hatte still ligen müssen. Da sahen die andern, daß sie von dem Wagner waren betrogen worden, namen ihn derwegen für, er solte das Geld wieder heraus geben: er aber wolte nicht, sondern gieng davon. Da liessen sie etliche der Scherganten ihn verfolgen, ihn zu ergreiffen, und erwischte ihn einer beym Arm, und hielte ihn gar vest: aber Wagner fuhr in die Höhe, und nam den Scherganten mit sich hin auf, und als er ihn zimlich weit erhoben hatte, ließ er ihn wieder auf die Erde fallen, daß er ein Bein zerbrach. Als dieses die andern sahen, grauete ihnen für der Speise, und wolte keiner mehr daran, und ihme nacheilen. Also kam Wagner darvon, und hätte der Teuffel bald ein schön Spiel anrichten sollen. Hildebr. in Goet. p. 143.

Eine traurige Begebenheit erzehlet auch hiervon Herr G. P. Harsdörf. in der 151 Hist. deß 7 Theils Jämmerl. Mordt-Geschichte, dieses Lauts: Valdrea, eine Wittib hatte ihre Treue lange Jahr über bey einer Fürstin in Franckreich, mit wolge[36]leisten Diensten, als eine Silberbeschlieserin, beglaubet, und ihr viel schöne Pfennige zusammen gesparet, daß sie also bey Hof in allem Uberfluß gelebt, und ihr nichts ermangelt, als die Kunst gute Tage ohne Laster und Sünde zu ertragen.

Dieses alte und verdorrte Holtz begunte sich mit neuer Liebe anzufeuren, und ob sie wol so schön, als ein krancker Spanier, und so freundlich, als ein gesunder Aff, vermeinte sie doch, daß sie noch wol liebwürdig, und so klug, daß sie fremdes Wasser auf ihre Mühle leiten köndte. In diesem Wahn richtet sie ihre Neigung auf einen jungen Schrifftling, genannt Mastick, welcher ein sehr schöner und wolgeberdiger Jüngling war; dabey aber arm, daß er keine andere Mittel hatte, sich hoch zu schwingen, als die Schreibfeder, so nach und nach stärcker werden solten.

Valdrea gab diesem Mastick viel gute Wort, er aber ihr hergegen wenig Gehör, daß sie ihn auf Begebenheit in ihr Zimmer führet, und ihre Gewapnete (die Ducaten) in der Gefängniß weiset, der Hoffnung, sich durch solcher Glantz zubeschönen, und diesen Jüngling zu verblenden, daß er sie zu ehelichen willigen solte. Die Versucherin aber richtete nichts aus, weil dieser Mastick ein Abscheuen für diesem lebendigen Grab, und alltäglichen Fegfeuer hatte; wol wissend, daß wer sich durch Geld überwinden lasset, von seiner Knechtschafft-Fessel nicht frey werden kan, als durch den Tod, und daß viel darzu gehöret, bis ein alte Frau stirbt.

Als nun dieser Jüngling die alte Megæram, mit hönischen Scheltworten [91] unbescheiden verlacht und verachtet, hat sie die Liebe in Haß, die Freundschafft in Feindschafft, ihre Holdseligkeit in Grimm und Zorn verwendet, daß sie Tag und Nacht gedacht, sich an diesem närrischen und undanckbarn Gesellen zu rächen.

Es fügte sich aber nachgehends, daß etliche Nacht-Diebe mit falschen Schlüsseln, in das Zimmer kamen, in welchem das Silber-Geschirr verwarlich aufbehalten worden, und dasselbe in grosser Anzahl entwendeten. Hierüber wolte Valdrea fast verzweiffeln, wiewol sie ausser allem Verdacht, und nicht daran schuldig war. Man forschet aller Orten nach, die Schergen wenden grossen Fleiß an, können aber nichts erkundtschafften, und diesen Gesellen auf die Spur kommen.

Valdrea hatte eine alte Gevatterin, Namens Ginetta, welche eine berühmte Hexenmeisterin, und das Vergangene [37] und Künftige in ihrem Crystall oder Zauberspiegel sehen liesse. Zu dieser name Valdrea ihre Zuflucht, und nachdeme sie auf eine gewisse Zeit beschieden worden, hat sie ihr vorgewiesen etliche gantz unbekandte Angesichter wie sie das Silbergeschirr entwenden. Hiermit aber war ihr nicht gedienet, weil sie nicht wuste wo sie zu betretten.

Was beginnet aber dieses rachgierige Weib? sie saget, daß ihr dadurch nicht geholffen, und daß dieser Streich nicht geschehen mögen, sonder Hülff und Raht eines von ihren Hausgenossen, welcher sonder allen Zweiffel Mastick sey; solte deßwegen seine Gestalt auch darbey erscheinen machen.

Ginetta hinterbringt solches ihrem Meister, dem Teuffel, und wird deßwegen (ihrem Vorgeben nach) von ihm geschlagen, daß sie die Wahrheit mit der Unwahrheit vernachtheilen wollen.

Also nemlich kan sich der böse Feind bergen, und ihme Glauben und Trauen auswürcken.

Ginetta aber verspricht die Gestalt Masticks, in einem Spiegel darbey, fürzuweisen, darmit Valdrea auch zu frieden, und solches ihrer Fürstin unverzögert angedeutet, daß sie doch eine Dienerin mitschicken, und wolte sehen lassen, wie Mastick um den neulichen Diebstal gute Wissenschaft und Antheil gehabt. Ob nun wol die Fürstin Anfangs darein nicht willigen, und den Satan gleichsam um Raht fragen wollen, hat ihr doch Valdrea die Sache so leicht gemachet, und daß sie auch ihren Spiegel, wegen deß gebräuchlichen Schmucks zu raht ziehe, daran weniger gelegen, u.s.w. geantwortet.

Nachdem nun die Fürstin eine Dinerin, Ramberta genannt, dahin gesendet, und die Sach besagter Massen angehöret, daß nemlich Mastick Wissenschafft und als ein Beystand der Diebe seinen Antheil von dem entwendten Silbergeschirr habe, hat sie den unschuldigen Schrifftling[92] in Verhafft nemen, und an die Folter oder peinliche Frage werffen lassen. Dieser Jüngling war zart, und bekendte aus Schmertzen, was er nie zu Sinne genommen zu thun. Kein Verdacht konte wider ihn (weil man von den Zauberspiegel nichts melden dorffte) gebracht werden, ausser dem, daß er offt zu spielen pflegte, und keine Mittel darzu habe. Ob er wol sich Anfangs entschuldigte, daß er vom gewonnenen Geld spielte, wolte es doch nichts helffen, und wurde ihm auch aufgerucket, daß er aus Gasconien, [38] da die Kinder mit langen und pichichen Fingern geboren werden, und er sonder Zweiffel nicht aus der Art geschlagen wäre.

Kurtz zu sagen, der arme unschuldige Mastick wurde zum drittenmal peinlich gefraget, und als ein Haus-Dieb zu dem Strang verurtheilet. Seinem Beichtvatter bekennte er, daß er solchen Diebstal noch begangen, noch begehen helffen, mit Bitte solches nach seinem Tod anzusagen, und daß er solches aus Marter bekennet, u.s.f. Valdrea sahe ihn hinrichten, und erfreuete sich, daß sie nunmehr ihre Verachtung mit seinem Tod gerächet. Seine Unschuld aber muste bald über ihren Kopff kommen.

Wenig Tage hernach wird ein Mörder eingezogen, welcher bekennt, daß er besagtes Silbergeschirr entwenden helffen, und daß seine Gesellen in Engeland entwichen, ihme aber seinen Antheil zuvor zugestellet. Mastick, sagte er beständig, wäre dieses unwissend gewesen, und auf diese Bekäntniß wolte er sein Leben enden, wie denn auch erfolgt. Uber dieses schwätzete Ramberta von der Ginetta Kunst, oder vielmehr Zauberspiegel, und wurde Valdrea benebens der Hexen und Ramberta in das Gefängniß gesetzet: da denn der gantze Verlauff sich eröffnet, und die zwo Alten gehenckt, und verbrennet, Ramberta aber, weil sie aus Einfalt ihrer Fürstin gehorsamt, der Gefängniß erlassen worden.


Der verfluchte Zauber-Spiegel,

ist der Falschheit wahres Siegel:

wer mit dem zu Rahte geht,

Seel und Leib in Wagniß setzt,

ja die höchste Majestät

hat ein solcher Mensch verletzt;

Darum dort der Höllen-Flammen

schlagen über ihn zusammen.


II. Zum andern, hat D. Faustus sich beholffen, neben andern, mit der Käiser, Könige, ja der Päpste bösen Exempeln, welche in dieser Kunst excelliret, und sich fast berühmt gemacht, als die Historien, und in denselben ihr beschriebener Lebens-Wandel, ausweisen.

[93] Als Sylvester der Andere, oder Hildebrand, gar jung nach Orleans in ein Closter kame, da fande er allda andere fromme Mönche, die mit Teuffels-Beschwörungen umgiengen, von denen er auch die Kunst erlernet.

[39] Von dem Papst Johanne dem XIII. wäre viel zu schreiben, wenn es die beliebte Kürtze zugeben wolte, welcher sich über alle massen in der Magia und Zauber-Künsten vertieffet; derselbe damit er den Teuffel desto eher und mehr an sich bringen möchte, soll er, wenn er geopffert, und anders an der heiligen Stätte verrichtet, diß alles unter dem Schein deß Gottes-Diensts dem Teuffel verrichtet, ihn auch in solchem Namen erfordert, und angeruffen haben.

Deßgleichen Johannes der XIX. von welchem Benno, ein Cardinal, viel schreibet, der soll einen Spanier, einen Crystall-Seher, um sich gehabt haben, und so viel von ihm erlernet, daß er hernach, laut der Verbündnüß mit dem Teuffel, und seines Beystands, zum Päpstlichen Stul gelanget.

Ebenmässiges schreibet ermeldter Benno vom Papst Johanne dem XX. welcher auch ein grosser Schwartz künstler gewesen: wie nicht minder vom Papst Johanne dem XXI. einem Portugiesen, bürtig aus Lisabon, welcher erstmals in einem Closter seine Teuffels-Beschwörungen trefflich triebe, (als ein Sennischer Abt von ihm schreibt) vermittels welcher Ubung ward er bald zum Tosculanischen Bischoff, hernachmals gar zum Papst erwählet.

So ist Gregorius der Siebende, ein Ausbund aller Zauberer gewesen.

Und damit wir nicht allzuweit ausschweiffen, sollen von obgedachten Sylvestro II. an, bis auf diesen Gregorium VII. achtzehen Päpste gewesen seyn, welche die Zauberey und Teuffels-Beschwörung nicht allein geübet, sondern auch sich dem Teuffel gantz und gar ergeben haben.

Hernachmals haben sich ihrer noch mehr hierinnen der Nachwelt bekandt gemacht, als Gregorius der XI. Benedictus der IX. Paulus der II. Alexander der VI. welcher von den Papisten selbsten Pestis maxima genennet worden.

Wohin denn ohne Zweiffel D. Faustus wird gesehen, und vermeint haben: ist das solchen grossen und heiligen Leuten der Christlichen Kirchen Vorstehern, billich und recht gewesen, wie viel mehr wird es mir recht seyn, alldieweil man doch sagt, daß sie nicht irren können? u.s.w.

Galerius Maximus der Käiser, ist ein grosser Tyrann und Schwartzkünstler gewesen, welcher nichts hat angefangen ohne Rahtfragung [94] der Teuffel; hat die Zauberer und Schwartz[40]künstler in grossen Ehren gehalten, und zu grossen Herren gemacht.

Maxentius, der Römische Käiser, ist auch ein grosser Zauberer gewesen, hat bisweilen schwangere Weiber aufgeschnitten, und der neugebornen Kindlein Eingeweide besehen, und Vertrauen auf den Teuffel und die Zauberer gesetzet.

Julianus, der hernach Käiser worden, und vom Glauben abgefallen, hat seinen Præceptorem den Maximum, der ein grosser Zauberer gewesen, für seinen vornemsten Raht gehalten; Er hat gantz Griechenland durchzogen, und die Zauberer und Wahrsager von seinem Reich rahtgefraget.

Der Römische Käiser Valens hat durch Beschwörung den Teuffel gefraget, wer nach ihm würde zur Käiserlichen Würde gelangen? aber der Teuffel hat ihm nicht richtige, sondern dunckele Antwort gegeben, welche denn ein Ursach gewesen, daß viel Leute darüber seynd ertödtet worden.

Zoroastres, der erste König der Bactrianer, wolte deßwegen gar für einen GOtt angesehen und gehalten werden. Denn er kondte die Sternen, gleich als Funcken, zu sich bringen, daß er damit, als durch ein Miracul und Wunderwerck, die Unverständigen desto mehr sich über ihn zu entsetzen und zu verwundern, an sich brächte. Endlich ist er vom Teuffel, dem er zuviel Plage angelegt, mit seiner Zauberey verbrannt worden; welches seine Jünger mit einem herrlichen Scheine also ausgeleget und gedeutet, daß er, als ein sonderlicher Freund der Götter, in einem feurigen Wagen gen Himmel genommen worden: derhalben er den Namen Zoroastres, das ist, vivens Astrum, bekommen. Er hat gelebet zur Zeit deß Königs Nini, mit dem er auch gekrieget.

Daß der König Manasse ein grosser Zauberer gewesen, ist ausser allem Zweiffel; denn von ihm wird ausdrüc klich gelesen im andern Buch der Chronica im 33 Cap. v. 6, daß er habe Tage gewählet, und auf Vogelgeschrey geachtet, und hab gezaubert, und Wahrsager und Zeichendeuter gestifftet.


III. D. Faustus ist letzlich in seinem verdamlichen Vorhaben auch hierdurch gestärcket worden, daß gleichwol die Zauberey ein solches Thun seye, wordurch diejenigen die hierinnen hochgestiegen, vor der Welt ein sehr grosses Ansehen überkommen mögen.

Also ward der Cardinal Brazutus etlichen Päpsten, welcher Præceptor er in der Nigromanti und Schwartzen Kunst [41] gewesen, so angenehm und lieb. daß er von ihnen auch für ihren GOtt ist angeruffen worden.

Simon der Zauberer, mit welchem der Apostel Petrus zu Rom viel [95] zu thun hatte, war bey dem Käiser Nerone in solch hohem Ansehen, daß er gleich einem Gott gehalten wurde; und, da ihm der heilige Petrus seine Zauberey niederlegte, dazumal als er vorgabe, er wolle in das Gestirn zu den Göttern fliegen, und auf das Wort Petri herab fiel, ward der Käiser dermassen darüber entrüstet, daß der liebe Apostel daher das Leben verlieren muste.

Dieser Zauberer Simon, rühmete sich sehr seiner grossen Thaten und Wercke, und sagte: Ich kan mich für denen unsichtbar machen, welche mich greiffen wollen, und wiederum wenn ich will, laß ich mich sehen: wenn ich entrinnen will, kan ich Berge und Steine durchtringen, als weichen Koth: wenn ich mich von einem hohen Berg herabstürtze, komme ich unverletzt auf die Erde, als wenn ich geflogen wäre: bin ich gebunden, so will ich mich selbst ledig machen, und die, welche mich gebunden haben, kan ich binden. Werde ich in einen Kercker geworffen, so sollen die Thüren selbst aufgehen: die Bilder und Götzen will ich lebendig machen, daß man soll vermeinen, sie seyn lebendige Menschen. Ich will machen, daß plötzlich Bäume und Sträuche sollen aufwachsen: wenn ich ins Feuer geworffen werde, werde ich nicht brennen: mein Angesicht verwandele ich, daß man mich nicht kennet; und zeige mich den Leuten, als ob ich zwey Angesichter hätte. Ich kan zu einem Schaf, Geyse, und andern Thier werden: ich fliege in die Lufft, gleich als ein Vogel: ich kan Goldes genug sehen lassen. Und was ists vonnöthen, daß ich viel sage? alles was ich will, das kan ich thun, denn ich habe schon viel Dinge vorhin versuchet und vollbracht.

Einsmals als mich meine Mutter Rachel hieß auf den Acker gehen und schneiden, hab ich allda die Sichel sehen liegen, ihr von Stund an gebotten, daß sie hingienge und schnitte; sie schnitte auch zehenmal mehr weder die andern.

Dieses und noch ein mehrers schreibet von ermeldtem Simone Mago, Clemens, der Jünger deß Apostels Petri, lib. 2. Recog.

Bodinus erzehlet folgende Geschicht, Dæmonom. Teutsch. l. 2. c. 7. p. 133. Zu Cordua in Andalusia, ist eine junge Dirne von sechs Jahren, in ein Nonnen-Closter gestossen worden, [42] welcher der Satan in Gestalt eines Mohren erschienen, und hat mit ihr als einem Kind gespielet und geschertzt, ihr doch allezeit hochverboten, sie solte niemand von seiner gemachten Kundtschafft mit ihr Meldung thun. Diese nun erwiese bald einen trefflichen Verstand in allen Sachen, daß sie deßwegen von den andern hochgehalten worden. Als sie nun zu dem zwölfften Jahr gelanget, hat sie der Teuffel beschwätzt, sie solte sich mit ihm vermählen, er wolte sie für die allerheiligste Nonne in gantz Hispanien, [96] an Statt deß Heirathsguts machen, und zu übergrossen Ehren bringen. Diese unberichte Magdalena (also hiesse sie) willigte in sein Begehren, und indeme ihr der unreine Geist beywohnete, hat ein anderer Teuffel in ihrer Gestalt, in der Kirchen betend sich sehen lassen.

Diese Magdalena sagte, was in der gantzen Welt geschahe, und kame darüber in den Ruff, daß sie eine Prophetin wäre, wurde auch deßwegen zu der Aebtesin deß Closters erwählet, ob sie wol das sonst darzu erforderte Alter noch nicht erlanget. Zu Oesterlicher Zeit verlor der Priester eine Hostie, und selbe hatte die abwesende Abbtesin Magdalena in dem Munde, als ob sie ihr von einem Engel gegeben worden. Die grossen Herren schrieben ihr zu, daß sie bey GOtt für sie bitten möchte, und fragten sie auch in wichtigen Sachen zu Raht. Und dieses triebe sie bey 30 Jahren; weiln sie aber befürchtet, sie möchte endlich von etlichen ihren Schwestern verrathen werden, hat sie sich selbst angeklaget, und von Papst Paulo III. Perdon erlanget.

Gewiß aber ist dieses, daß offtermals weltliche Ehr und Hoheit die Hertzen verblendet, und Ursach und Anlaß zur Zauberey gibt. Mancher ist verachtet für der Welt, lebt in einem geringen Standt, ist aber darmit nicht zu frieden, er will höher hinaus und über andere steigen, und sihet gar nicht auf GOtt und dessen Willen: und dieweil er an seiner Hülffe verzaget, und meinet GOtt werde ihn nicht erhöhen zu seiner Zeit; es wäret auch etwas lang damit, er sihet, wie immer andere höher und grösser werden als er, so nimmt er denn den Teuffel zu hülff, ergibt sich demselben, treibet Zauberey, und wird durch Mittel derselben und deß Teuffels Hülff, der jenige, der er gern längst aus Hochmut gewesen wäre; wie solches die Exempel unterschiedlicher Päpste bezeugen, die durch Zauberey und Hülff deß Teuffels, auf den Päpstlichen Stul erhöhet worden. Hildebrand in Goet. p. 267.

[97]
Das 6. Capitel
[43] Das sechste Capitel.
Wie D. Faustus sich unterstehet den Teuffel zu beschwören.

Als nun D. Faustus in dieser seiner vorhabenden teufflischen Kunst so viel erlernet und gestudiret, so viel ihm nemlich zu seinen Sachen, und das jenige zu überkommen dienstlich seyn würde, was er lang zuvor begehret hatte, sihe, da gehet er einsten an einem heitern Tage aus der Stadt Wittenberg, um zu suchen und zu finden einen bequemen und gelegenen Ort, allwo er füglich seine incantationes und Teuffels-Beschwörungen möchte bewähren, und dermaleinst in das Werck setzen: findet auch endlich ungefehr einer halben Meilen Wegs von der Stadt gelegen, einen Wegscheid, welcher fünf Ausfahrten und Gänge hatte, darbey auch groß und breit, und also ein erwünschter Ort war. Bey diesem Wegscheid verbliebe er den gantzen Nachmittag, und nachdeme der Abend herbey kommen, Faustus aber gesehen, daß keine Fuhr mehr, oder jemand anders, durchgienge, nahme er einen Reif, wie die Küfer, Büttner oder Bänder haben, machte daran viel wunderseltzame Characteres, nebens diesem auch setzte er noch zween andere Circkel oder Ründe.

Und da er solches alles nach Ausweisung der Nigromantia bestermassen angestellet und verrichtet hatte, gieng er in den Wald, der allernechst darbey gelegen war, der Spesser-Wald genannt, und erwartet mit Verlangen der Mitternachts-Zeit, zu welcher Zeit er wol wuste, daß der Mond sein volles Liecht und Schein haben würde: kaum aber ist die [44] Zeit herbey kommen, so hat er sich aus dem Wald in den mittlern Reif oder Circkel gemacht; beschwur also gleich Anfangs mit Mißbrauchung Göttliches Namens und Verlästerung, den Teuffel zum ersten, und andern, und dritten mal.

Kaum waren die Wort recht ausgeredet, da sahe er alsobald, alldieweil der Mond schon helle schiene, eine feuerige Kugel anher kommen, die gieng dem Circkel zu mit solchem Knallen, gleich ob eine Musqueten wäre los gebrannt worden, [98] fuhre aber gleich darauf mit einem feuerigen Strahl in die Lufft; ob welchem allen denn der D. Faustus sehr erschrack, so, daß er auch aus dem Circkel lauften wolte, jedoch gedachte er dieses dabey, gehe er gleich aus dem Circkel, so werde er doch nicht mehr lebendig anheim kommen: fassete derwegen wieder einen Mut, beschwure den Teuffel aufs neue auf obige Weise; aber da wolte sich nichts mehr regen, noch ein Teuffel sehen lassen. Nam derhalben eine härter lautende Beschwörung zur Hand; alsbald entstunde im vorerwehnten Wald ein solcher ungestümmer Wind und Winds-Brausen, daß es das Ansehen hätte, als ob alles zu Grund gehen wolte: und kurtz hierauf rannten aus diesem Wald etliche Wägen mit Rossen bespannet, bey dem Circkel in einer Fury vorbey, welche einen solchen Staub machten, daß Faustus bey dem hellen Mondes-Schein nichts nicht sehen kunnte.

Da nun dieses alles ein Ende hatte, dabey aber D. Faustus, wie leichtlich zu glauben, so erschrocken und verzagt ware, daß er schier auf seinen Füssen nimmer stehen kunnte, und wol mehr als hundert mal wünschte, daß er 100 Meilen Wegs von dar [45] wäre, sahe er wider alles Verhoffen, gleich als unter einem Schatten ein Gespenst oder Geist um den Circkel herum wandern: zur Stund fassete er wiederum einen Mut und beschwur den Geist, er solte sich erklären, ob er ihm dienen wolte oder nicht? Er solte nur frey reden. Der Geist gab bald zur Antwort, er wolle ihm dienen, jedoch mit diesem Bedinge, daß so er anderst etlichen Artickuln und Puncten, welche er ihm vorhalten wolle, werde nachkommen, so wolle er die Zeit seines Lebens nicht von ihm scheiden.

D. Faustus vergaß auf dieses alles seines vorigen Leides, und gehabten Schreckens, und war in seinem Gemüte recht frölich, und zu frieden, daß er dermaleinst, nach so vielen ausgestandenen Sorgen, das jenige erlangen und überkommen solte, wornach seinem Hertzen so lange Zeit verlanget hat, und sagte getrost zum Geist: wolan, dieweil du mir dienen wilt, so beschwöre ich dich nochmals zum ersten, andern und dritten mal, daß du morgen in meiner Behausung erscheinen wollest; allwo wir denn von allem dem daß ich und du haben wollen, zur Genüge reden und handeln wollen.

[99] Dieses saget der Geist dem D. Fausto zu: alsobald zertratt er den Circkel mit Füssen, und gienge mit Freuden herausser, erwartete mit sehnlichem Verlangen deß bald ankommenden Tages, nach deme er in die drey Stunden lang mit solchem Beschwörungs-Werck zugebracht hatte.

Anmerckung.

I. Aus was Ursachen D. Faustus seine Teuffels-Beschwörungen eben an den Wegscheiden und Creutzwegen, und nicht anderswo getrieben, auch solche Weise noch heutiges [46] Tages von den Zauberern in Acht genommen werde, und solte eines wol wissen wollen.

Der Prophet Ezechiel, seiner Weissagung im 21. v. 21. spricht also: Der König zu Babel wird sich an die Wegscheide stellen, fornen an den zweyen Wegen, daß er ihme Wahrsagen lasse, mit den Pfeilen an das Los schiesse, seinen Abgott frage, und schaue die Leber an.

Aus welchen Worten denn abzunemen ist, weiln damaln in Egypten, Chaldæa und Persia die Zauberey sehr im Schwang ging, daß sie ihre Beschwörungen und ande re Zauber-Stücke an den Wegscheiden müssen getrieben haben. Massen denn auch Cardanus saget l. 18. de Subtilit. daß die Zauberer ihre Mittel, mit welchen sie den Leuten Schaden zufügen wollen, zu graben pflegen unter die Thürschwellen, oder an die Wege, welche Creutzweise übereinander gehen, oder in die Regenflüsse: auch treiben solches etliche auf den Todtengräbern, nach den Worten Ovidii:


Per tumulos errat sparsis discincta capillis,

certaque de tepidis colligit ossa rogis.


II. Zum andern, ist bey dem Wörtlein Nigromantiæ allhier zu mercken, daß Nigromantia, Necromantia, die Schwartzekunst zwar insgemein genennet werde, theils weil solche von dem schwartzen Cäsperle, dem Teuffel selbst gelehret und gelernet wird, welcher, weil er ein Fürst der Finsterniß, wie er genennet wird in der Epistel an die Ephesier, im 6. v. 12. gemeiniglich auch in schwartzer scheußlicher Gestalt erscheinet, darneben auch zu den Wercken der Finsterniß Lust hat, und sie treibet, der Schwartze genennet, und gemeiniglich schwartz gemahlet wird: theils weil sie solche Zauberkunst in der Schwärtze oder Finsterniß heimlich und verborgen, durch Hülffe der schwartzen Teuffel, üben und treiben, ita D. Dieterich, Tom. 2. Sap. Conc. 5. p. 1025.

Iedoch schreibet Goldastus, von Confisc. der Hexengüter, p. 77. daß dieses barbarisch geredt sey, und von den Ungelehrten erstlich erdacht worden, die nicht gesehen, daß es kein Lateinisch, sondern ein [100] Griechisches Wort ist, von νεκρὸς, welches einen Todten heisset, und von μαντεία, welches soviel heisset als Divinatio oder Weissa gung. Und kan wol seyn, daß diese Art der Zauberey die älteste sey, denn auch von Alters her die Zauberer Necromantici allein seynd genennet worden: und soll dieser Greuel Anfangs von den Heiden herkommen seyn, von denen gelesen wird, daß sie gewisse Opffer gethan, die Erden [47] und Gräber mit Wein, Wasser und Milch begossen, und ihre zauberische Beschwörung gebraucht, wordurch sie die Todten aus der Erden hervor zu bringen vermeint, von ihnen zukünfftige Ding zu erfahren; welcher Greuel auch bey dem Volck Gottes, den Juden im Alten Testament, eingerissen.


III. Drittens, ist auch in der Histori gedacht und erwehnet worden, daß D. Faustus erstlich den Teuffel mit heiligen Worten und Ruffung GOttes Namens beschworen habe, zu letzt aber, wie auf solche Beschwörung zum andernmal kein Geist mehr erscheinen wollen, (oder vielmehr sich also gestellet) habe er eine hartlautende Beschwörung zur Hand genommen, und gebrauchet.

Solches gehet leider! annoch bey unsern Zeiten im Schwang, und bezeugets die Erfahrung an hohen und niedrigen Stands-Personen, welche ihnen kein Gewissen machen, viel heilige Namen, unter andern den Namen deß Allerhöchsten Tetragrammaton, welcher ist Jehova, (mit welchem die Juden viel Wundereyen getrieben haben) item, Adonai, JEsus CHristus, die Heilige Dreyfaltigkeit, S. Johannis Evangelium abgeschrieben, die Sieben Wort Christi am Creutz gesprochen, und viel anders mehr, auf Papier oder Pergament gezeichnet, bey sich oder am Hals, auch wol auf dem blossen Leib zu tragen, nicht anderst meinende, es könne ihnen alsdenn nicht allein keine Zauberey nichts anhaben, sondern unterstehen sich noch wol unter solchem Schein, es werden ja gute Christliche Wort und heilige Namen darbey gebraucht und ausgesprochen, übernatürliche Sachen zu verrichten; wie denn D. Faustus auch darfür gehalten und gemeinet, daß solche Namen und Wörter so heilig und so kräfftig wären, daß auch die Teuffel und Geister darfür erzittern; und sich fürchten müsten, und gleichsam gezwungen würden, auf derer Meinung, dem Menschen zu erscheinen, u.s.w.

Aber hierauf ist die Antwort, daß sie solche heilige Wort und Namen zu solchem Affenspiel gebrauchen, ist unverantwortlich, ja verdamlich. Denn je heiliger diese Wörter seynd, je grössere Sünde sie begehen, daß sie das Heiligthum so schändlich für die Hunde werffen, und mißbrauchen, ja lästern den heiligen Namen GOttes auf das greulichste, welches doch im andern Gebot mit Ernst und Eifer verboten wird.

[101] Wenn diese und dergleichen Brieflein, darauf gewisse Characteres und Worte, oder wenn gleich solche völlig, ja zum [48] öfftern ausgesprochen werden, solche starcke Würckung haben solten, so würden freilich die jenigen Personen noch mehr für dem Satan, der Zauberey, u.s.f. geschützet seyn, welche täglich mit der H. Schrift umgehen, ja gantz mit sich in Händen und Ermeln herum tragen; da doch dieselbe, wo sie nicht durch wahren Glauben in der Menschen Hertzen eingewurtzelt, und sich durch gute Früchte mercken lässet, nichts denn ein todter Buchstab ist, und bleibet, ob sie gleich tausendmal angehänget, angebunden, umher getragen, oder aufs Papier, Siegel und Ring, gedrücket wird. Wie solches der alte Kirchenlehrer Chrysostomus, Homil. 43. in Matth. bezeuget: Es tragen etliche Priester (sagt er) einen geschrieben Theil deß Evangelii am Hals, aber sage an, du Unver ständiger, wird nicht das Evangelium alle Tage in der Kirchen gelesen, daß es jederman hören kan? so nun einem die Evangelia nicht nutzen, dem sie in die Ohren gelegt seynd, wie sollen sie ihm denn helffen, wenn ers nur um den Hals träget? darnach, Lieber, worinn bestehet die Krafft und Würckung deß Evangelii? ist sie in den äusserlichen Buchstaben, oder in dem innerlichen eigentlichen Verstande? Stehet nun die in dem rechten Verstande, so wäre es viel nützlicher, daß man das Evangelium ins Hertz hinein legete, als daß mans nur ausserlich um den Hals hänget.

Die heiligen Wort betreffendt, die man spricht oder anhänget, sagt unter andern Prætor. im Gründl. Bericht von Zaub. p. m. 65. die haben an ihnen selbst keine Heiligkeit, oder seynd also gebraucht mehr heilig: denn sie werden solcher Gestalt ohne GOttes Befehl, ja wider GOttes Verbot, und wider GOtt geführet. Und der Teuffel weiß und ziehet selbst GOttes Wort an aus dem 91. Psalm vor dem HErrn Christo. Er nennet GOtt, nennet die H. Engel, er bekennet, sie müssen aus GOttes Befehl den HErrn bewahren, beym Evangelisten Matthæo im 4. v. 6. Er nennet auch JEsum den Sohn Gottes, Matth. 8. v. 29. ja er ist in der Predigt zugegen, und nimt das Wort aus vieler Menschen Hertzen hinweg, Lucæ 8. v. 12. darum fürchtet und fliehet er weder GOttes und Christi Namen noch Wort, also, und wie gesagt, gebraucht.

Und wenn er das scheuete, wie solte er denn einigen Christen anlauffen dürffen? denn sie ja alle im Namen GOttes deß Vatters, und deß Sohns und deß H. Geistes getaufft seynd, nach Christi Ordnung und Befehl, Matthæi 29. v. 19. Hilfft derowegen nichts wieder den Teuffel, wenn man auch 10 Bibeln [49] frässe, und zwantzig um sich bündete; will geschweigen, daß ein kleines Zeltlein 1 mit wenig Worten, [102] an den Hals gebunden, helffen sollte. Was hierbey geschihet, ist eitel Spiegelfechten und Betrug deß Teuffels, der sich so scheu stellet gegen den Aberglaubischen und Unverständigen, damit er durch solchen Mißbrauch deß Namens GOttes, diesen in seinem Strick behalten, und jenen auch hinein locken und fangen möge.

Sihe aber in der Apostel Geschichten, wie der Teuffel die bezahlet, die ihn also im Namen JEsu vertreiben wolten, Actor. 19. v. 16.

Fußnoten

1 ? Zettelein.

Das 7. Capitel
[104] Das siebende Capitel.
Dem D. Fausto erscheinet der Geist in seiner Behausung.

D. Faustus hat indessen mit grossem Verlangen die Eröffnung der Stadt-Pforten mit angebrochenem Tage erwartet, und bey sich wol tausenderley verwirrte Gedancken geführet, welche mehrentheils dahin gerichtet gewesen, ob ihn nicht etwan der Teuffel nur äffen möchte, ob der Geist sein Versprechen leisten und halten würde, und ihme in seiner Behausung erscheinen, in welche er ihn doch eingeladen hatte? u.s.w. Mit welchen verbosten Gedancken er sich bis in seine Behausung geschleppet, allwo er sich von Stund an in sein Studir-Stüblein verfüget, deß Geistes mit sehnlichem Verlangen erwartende.

Ein, zwey, und mehr Stunden lauffen vorbey, der Geist will doch nicht erscheinen, hinter, vorsich und neben sich sihet ohn Unterlaß D. Faustus, ob er noch nichts vom Geist erblicken möge; aber alles vergebens, so, daß Faustus sich fast deß Geistes und seiner Erscheinung verzeihen wollte: aber kurtz hierauf, da ersihet er gleich zur Mittags-Zeit einen Anblick nahe bey dem Ofen, gleich als einen Schat[50]ten hergehen, und dünckte ihn doch es wäre ein Mensch; bald aber sihet er solchen auf eine andere Weise; weßwegen er zur Stunde seine Beschwöung aufs neue anfienge, und den Geist beschwure, er solte sich recht sehen lassen. Da ist alsobald der Geist hinter den Ofen gewandert, und hat den Kopff als ein Mensch hervorgestrecket, sich sichtbarlich sehen lassen, und vor dem D. Fausto sich zum öfftesten gebücket, und Reverentz gemachet.

Anmerckung.

I. Bey dieser Einladung deß Teuffels von D. Fausto in seine Behausung, ist dieses Erinnerungs-Weise zu behalten, daß man denselben nicht eben zu Gast laden darff, er kommt sonst wol ungebetten: denn er ist ein schlauer, listiger, zugleich auch mächtiger Feind, sihet und höret alles', was wir thun und vorhaben, und wenns ihme GOtt verhänget [104] und zulässet, so verderbet er alles was gut ist, er wolte auch, daß nicht ein Gräslein oder Läublein wüchse, geschweige denn daß ein Mensch geboren würde, und leben möchte; so er denn seinen Vortheil und Gelegenheit ersiehet, diese nimmt er gar bald in Acht.

D. Luther erzehlte einsten unter andern bey einer Mahlzeit, da auch von dergleichen teuffelischer Einladen, durch grausames Verschwören, oder Fluchen, u.s.f. geredet wurde, daß da etliche von Adel auf eine Zeit von einer Gasterey anheim gekehret, und miteinander in die Wette gerennet, und unter dem Rennen einer dem andern zugeschryen, der letzte deß Teuffels, habe der jenige, so wegen zweyer Pferde, sonderlich deß jenigen so er dazu mal an der Hand führte, nicht sowol fortkommen können, das eine Pferd verlassen und den andern nachgerennet, das ledige Pferd aber seye zuruck geblieben; welchen denn der Teuffel genommen und vor ihren Augen in die Lufft geführet.

Fincelius gedencket l. 2. Mirac. folgender Begebenheit: Dreyzehen Meilen von Görlitz, sagt er, hatte auf eine Zeit ein Edelmann Gäste eingeladen und beruffen, da sie aber aussen blieben, wird er darüber zornig, und spricht: Ey wollen sie nicht kommen, so mögen alle Teuffel kommen. Von Stund an seynd [51] sie zugegen da, die er auch empfangen, weiln er sie für seine Gäste angesehen, doch hat er sie bald an den Klauen erkannt, deßwegen er denn hefftig erschrocken, und mit Weib und Kindern eilends aus dem Schlosse gelauffen. Unterdessen haben die Teuffel im Hause panquetiret, allen Mutwillen getrieben, und mit scheußlichen Rüsseln zu den Fenstern heraus gesehen und gefrolocket.

Ein kleines Kind aber war im Schrecken vergessen worden, welches die Teuffel haben ergriffen, und einer dem andern zugereichet, bis ihnen solches ein behertzter Diener, der es gewaget hat, und in die Stube getretten ist, in GOttes Namen genommen.

Eine Jungfrau hatte einen Junggesellen die Ehe zugesaget, und sich hoch verschworen, wo sie einen andern würde nemen, solle sie der Teuffel auf der Hochzeit wegführen. Was sie nun gewünschet, ist ihr auch begegnet, und da sie mit einem andern Hochzeit gehalten, hat sie der Teuffel in Gegenwart der Hochzeit-Gäste lebendig davon geführet, als Bodinus berichtet, l. 3. Dæmonom. c. 1.

Zu Forst in Nieder Laußnitz wird Anno 1638. von denen daselbst liegenden Reutern ein Fleischer oder Metzger im Holtz beraubet, und ihme hundert Thaler abgenommen.

Als nun der Metzger, welcher den rauberischen Soldaten gekennet, beym Commendanten selbiges Orts die Sache anbringt und klaget, wird der Soldat gefordert, und darüber vorgenommen. Wie er aber [105] nichts gestanden, sondern offt und vielmal bey Teuffel-holen sich vermessen und verschworen, sihe, da kommt der Teuffel endlich, einen Allomodo Rock anhabende, in deß Commendanten Stube hinein getreten; und als er von dem Commendanten gefraget wurde, wer er seye? und warum er also unangemeldet herein kommen wäre? hat er geantwortet, er sey eingeladen und geruffen worden. Darauf seinen Rock auf deß Commendanten Tisch werffende, den Soldaten bey dem Kopff erwischet, und ihn mit sich hinweg geführet: da denn die hundert Thaler vom Soldaten hinweg gefallen seynd, ist er der Soldat deß andern Tags eben an dem Ort im Holtze, da er den Fleischer angegriffen und beraubet hatte, tod gefunden worden.

Johann Georg Gödelmann von Rostock, erzehlet in seinem Buch von den Hexen folgende Geschicht, welche sich in Sachsen-Land soll begeben haben.

[52] Ein Jüngling hatte sich in eine Jungfrau verliebet, und weil er befürchtete, daß sie gegen ihm in gerühmter Gegenliebe nicht beständig verbleiben möchte, hat er solches Mißtrauen ihrem Versprechen entgegen gesetzet, darauf sie betheuerlich sich vernemen lassen: Sie wünsche, daß sie am ersten Tag ihrer Hochzeit der Teuffel holen solte.

Nachgehends vergisset sie ihres Schwurs, und verlobet sich mit einem andern, ungeachtet sie deßwegen von ihrem ersten Buler etlichmals erinnert worden. Als nun der Hochzeit-Tag herbey gekommen, und die Hochzeit-Gäste alle frölich zu Tische sassen, wachet der Braut das Gewissen auf, daß sie sich sehr traurig erwiesen.

Indem kamen zween Fremde in das Hochzeit-Haus geritten, welche man freundlich empfangen, und zu dem Tantz, der damals angefangen, geführet, dem Aeltesten auch die Braut, einen Reyen mit ihr zu thun, nach üblichen Lands-Gebrauch, höflich anbefohlen.

Dieser Gast, oder vielmehr dieser Geist, führte erstlich die Braut in dem Saal auf und nieder, darnach umfast er sie, wischet zur Thür hinaus, und führet sie in den Lüfften hinweg: seine Diener und Pferde verschwanden, daß niemand wissen mögen, wo sie hingekommen. Die Befreundte schickten aus auf alle Strassen, den Leichnam zum wenigsten zu finden und zu begraben; aber vergeblich.

Folgenden Tages kamen zween von den fremden Gästen wieder, und brachten die Hochzeit-Kleider der Braut, sagende, daß GOtt ihnen Macht gegeben über dieser Hochzeiterin Leib und Seele, weil sie sich selbst freywillig ihnen ergeben; aber nicht über ihre Kleider. Nach so gethanen Bericht seynd sie verschwunden, nicht ohne Entsetzen aller, die solches gesehen, und als eine wahre Geschicht haben angehöret.

[106]
Das 8. Capitel
Das achte Capitel.
Von dem Gespräche D. Fausti mit dem Geist.

DA nun D. Faustus den Geist hinter dem Ofen ersehen, begehret er nach wenigem Bedencken, daß er solle hervor gehen, und ihme, seinem Versprechen nach, die jenigen Artickul oder Puncten [53] vorhalten, mit was Condition und Bedinge er ihme dienen wolle.

Der Geist schlug hierauf ihme solches erstlich ab, mit dem Vermelden, er seye so gar weit nicht von ihm, er könne dennoch mit ihme von allerhand nöhtigen Sachen Unterredung pflegen. Da ereifferte sich hierüber Faustus, und wolte aufs neue seine Beschwörung anfangen, und ihn noch härter beschwören; welches aber dem Geist nicht gelegen war, (oder sich also stellte) und gieng hinter dem Ofen hervor.

Allhier aber sahe D. Faustus mehr als ihme wol lieb war, denn die Stube ward in einem Augenblick voller Feuerflammen, die sich hin und wieder ausbreiteten, und der Geist hatte zwar einen natürlichen Menschenkopff, aber sein gantzer Leib war gar zotticht, gleich als ein Bär, und mit feurigen Augen blickte er Faustum an, worüber denn dieser sehr erschrack, und ihme befahl, er solte sich wiederum hinter den Ofen machen, wie er auch thate. Darauf fragte ihn D. Faustus, ob er sich nicht anderst denn in einer so abscheulichen und greulichen Gestalt zeigen könnte? Der Geist antwortete Nein; Denn, sagte er, er wäre kein Diener, sondern ein Fürst unter den Geistern, wenn er ihm das jenige leisten und halten wolle, was er ihme werde vorhalten, so wolle er ihm einen Geist zuschicken, der ihme bis an sein Ende dienen werde, und nicht von ihm weichen, ja in allem und jeden willfahren, was nur seinem Hertzen würde belieben zu wünschen, und zu begehren.

[54] Anmerckung.

I. Erstlich, daß sich der Satan allhier in eines zottichten Bären oder Bocks Gestalt D. Fausto gezeiget, das ist ihme leicht zu thun gewesen; und befinden wir aus GOttes Wort und den Historien, daß [107] der Teuffel mancherley Gestalt, den Menschen zu erscheinen angenommen, in Gestalt der Thiere, wie er Evæ in Schlangen Gestalt erschienen, und sie zu Fall gebracht, Genes. 3. in der Gestalt eines zottichten Bocks, Katzen, Fuchses, Haasen, u.s.f. Luther in den Tischreden, c. 9. härichter Männer, Esa. 13. v. 21. et 34. v. 14. item eines Jägers, einer Weibsperson, eines Botten, wie dem Hiob: (denn etliche alte Kirchenlehrer halten dafür, daß die Botten, die dem Hiob den grossen Schaden, den ihm der Satan zugefüget, so geschwind nach einander verkündiget, nicht Menschen, sondern böse Geister und Teuffel gewesen seyn, den Hiob dadurch zu quälen.)

Bodinus sagt hiervon in diesem Stuck also, Dæmonom. Teutsch. l. 2 c. 6. p. 118. Iedoch muss man diß nun hierbey anregen, daß dennoch ein fremdes Ansehen hat, daß der Satan, so sonst im Brauch hat, allerley Leiber, wie es ihm gefällig, anzuziehen, doch mehrentheils und gemeiniglich, wenn er keine Menschen-Gestalt annimmet, in Bocks-Gestalt sich erzeiget und vorstellet: es geschehe denn vielleicht aus dieser Ursach, weil es stinkend und ein geiles Thier ist. Daher man in der Heiligen Schrifft erfähret, daß die Teuffel Böcke heissen: immassen denn der Chaldæische Ausleger über den Jesaiam dieses Wort Sair, welches einen Bock heisset, verdolmetschet. Denn der Prophet sagt im 13. und 34. Cap. Die Drachen und Böcke werden in dem Babel tantzen, und der Luiton (andere lesen Leviton) oder Satyrus wird seinen Gesellen ruffen: (andere habens gegeben) für Lustwohnung der Drachen, für Höfe der Straussen, Eulen und Weiher: für tantzende Waldmännlein, für Feld-Teuffel und Geißmännlein, die einander begegnen und einander laden. Und der Zihim würde sich da lägern, und ihre Häuser voll Hohim seyn. Allda denn etliche Zihim halten für allerley Ziegen oder Geiß Geschlecht, und Hohim für allerley hoch einfliegende Vögel: gleichwol nichts desto weniger deuten sie alle mit den Geißmännlein die gedachten Böcke an. Bis hieher Bodinus.

[55] Zu Wilster in Holstein, ist einem ehrlichen Burger folgende Geschicht warhafftig widerfahren: Als auf eine Zeit dessen eheliche Hausfrau gesessen und gesponnen, ist ihr der Teuffel in Gestalt einer Maus auf das Spinnrad gelauffen kommen. Der ungewöhnlichen Kühnheit der Maus bey hellem Tage, hat sich die Frau zu erst nicht genug verwundern können, weil sie nicht anderst ge dacht, denn es wäre eine rechte gemeine Maus. Als nun selbige Maus verschwunden, wird sie gewahr, daß ihr Garn auf der Spule klein zerschnitten ist, und von einander fället, als wäre es zerhacket, und mit Messern zerschnitten Darauf denn weiter erfolget, daß den Leuten im Hause ihre Leinwad in ihrem Kasten und draussen, auch ihre Kleider und was sie am Leibe [108] trugen, in kleine Stück zerschnitten wurden, es war alt oder neu, daß es von einander fiel.

Auch wenn sie zu Tische sassen, und gute Leute bey sich hatten, und ein gantz Tischtuch auflegten, ob sie gleich nichts sahen oder höreten, wurd es doch vor ihren Augen in kleine Stücklein zerschnitten. Und diß geschahe nicht allein an deß Wirts und der Wirtin Kleidern und leinen Geräthe, sondern auch an ihres Gesindes, auch an dem, was sie verschlossen hatten, an Kleidern und Leinen: wenn sie vermeinet dasselbige unversehret heraus zu nennen, so hieng es Stückweise wie Wolle zusammen, und fiel von einander. Und das hat eine geraume Zeit gewäret, und ist von vielen Christlichen Predigern daselbst in Holstein GOTT fleissig angeruffen worden, daß er solch Unglück und Straffe von den Leuten gnädiglich abwenden wolle; welches GOtt endlich erhöret, und dem bösen Feind gesteuret, daß solch Creutz zu letzt aufgehöret.

Das dienet uns nun zu unserer Gewissens Information, sagt Herr M. Freudius, in den Gewiss. Fragen von Zaub. p. 51 also, daß wir uns vom Wort nicht lassen abführen: Christus will mit uns handeln durchs Wort und Sacramenta, diß und kein anders: wer sich daran nicht genügen lässet, was ists Wunder, daß sie vom Teuffel verführet und betrogen werden? Item, daß wir uns nicht mit sol chen Gedancken und Einbildungen bethören, der Teuffel erscheine alle wegen in seiner scheußlichen und greulichen Gestalt, wenn er die Menschen versuchen und verführen wolle, nein; der Teuffel, [56] als ein tausendkünstiger Protheus weiß und kan mancherley Form und Manier gebrauchen, gleichwie auch die falschen Propheten und reissende Wölffe unter Schafskleidern sich verbergen, wie der HErr Christus lehret Matthäi 7. Ja wo er nicht von der höhern Gewalt GOttes gehindert wird, so kan er in derjenigen Form und Gestalt erscheinen, in welcher er will; doch erscheinet er gemeiniglich in der jenigen Gestalt, in welcher er seinen Zweck am meisten gedencket zu erreichen, und deß Menschen Eigenschafften, Temperament und Inclinationen oder Neigungen vermeinet am gleichsten zu werden, ihm zu schaden, und ihn je länger je mehr in sein Netz zu ziehen: denn wie der Menschen Hertzen stehen, darnach erscheinen auch die Gesicht und Offenbarung, sagt Herr Lutherus an einem Ort.

Wir haben aber auch hiebey die Providentz und Güte GOttes zu erkennen, in dem gelehrte und wolerfarne Leute observiret haben, daß der Teuffel gemeiniglich in vili et horrenda figura, in verächtlicher und abscheulicher Gestalt dem Weibes-Volck sonderlich erscheine, daß solche Weiber hernacher die Entschuldigung nicht vorwenden können, [109] sie hätten gedacht, es wären Engel, und nicht Teuffel, weil sie in schöner lieblicher Gestalt ihnen vorkommen wären.


II. Zum andern, daß Teuffel seyn, so man Diabolos nennet, ist gewiß. Die Sadduceer zwar glaubten weder Engel noch Teuffel; aber das Buch Mosis weiset ein anders: und im Neuen Testament finden wir, daß der HErr CHristus Teuffel ausgetrieben habe, Matth. 8. 9. 12. 17. Marci 1. 3. 5. 7. 9. 15. Lucæ 4. 8. 9. 11. Ja er selbst der HErr CHristus ist vom Teuffel in der Wüsten versuchet worden, Matth. 4.

Das Wort Diaboli (welches die Teutschen Teuffel genennet, wiewol es etliche vom tieffen Fall herziehen) ist Griechisch, ἀπὸ τοῦ βάλλειν, und heist zu Latein Calumniator, ein Verleumder: denn er uns Menschen immer vor GOTT verleumdet, und machts vor seinem Gericht gleichsam wie die böse Juristen, die mit Lügen und Calumnien ihre Gegenpart suchen schwartz zu machen. So machte er es vor GOtt deß unschuldigen Hiobs halber, den er also verleumdete, als ob ihm seine Gottesfurcht kein Ernst wäre, sondern daß er nur GOTT dienete um seines eigenen Nutzens willen, Job. 1. v. 9. 10.

[57] Dannenher haben ihn die Hebreer Satan, das ist, Feind, Hässer, oder Widersacher genennet; welchen Namen er mit Recht hat ab effectu, von seinem Thun und Vornehmen, da er in allen seinem Wercken GOtt und Menschen zu wider ist. Gleichwie es auch Salomon im Buch der Weisheit am 2. v. 24 andeutet, da er spricht: GOtt hat den Menschen geschaffen nach seinem Bild, daß er unsterblich seyn solte, aber durch deß Satans Neid ist der Tod in die Welt kommen. Dessen denn auch sonst an andern Orten mehr in Heiliger Schrifft gedacht wird.

Ja nicht allein die Heilige Schrifft, sondern auch allerley Geschlechte der Philosophen, die Academici, Peripatetici, Stoici, und Araber stimmen hierinn, daß Geister und Teuffel seyen, überein: Also, daß wer es in Zweiffel ziehen wolte (gleichwie die Epicurische Atheisten thun) der müste gantz ungereimt die Principia Metaphysica verneinen, ja daß ein GOtt sey laugnen: welches doch vom Aristotele ist bewiesen worden, samt der Bewegung der Himmlischen Cörper, die er den Geistern und Intelligentiis, oder verständigen Kräfften, zugibt. Denn diß Wort Geist, verstehet sich beydes von Engeln und von den Dæmonibus oder Teuffeln. Und wiewol Plato, Plutarchus, Porphyrius, Jamblichus, Plotinus, dafür halten, daß es gute und böse Dæmones habe: jedoch verstehen billich die Christen das Wort der Dæmonum stets für unsaubere böse Geister.

Auch die Theologische Facultät in der Sorbon zu Paris, hat in ihrer Determination Anno 1398 den 19 Septembris, nach der Meinung [110] der alten Lehrer, die jenigen für Ketzer erkandt, so da halten, daß auch gute Dæmones seyen. Gleichwie hingegen die Engelischen Geister allezeit für gut werden gehalten. Welches denn ein nothwendiger Unterscheid ist, damit man den jenigen, die unter der Vermäntelung der guten Dæmonum, die Teuffel erfordern und anruffen, ihre gottlose Entschuldigung benemen möge. Bodinus, l. 1. Dæmonum. c. 1.


III. Es seynd aber die Teuffel böse Geister, und von GOTT verstossene Engel, welche freilich von GOTT dem HErrn erstlich reine, verständig und mit einem freyen Willen, gleich andern guten Engeln zur Ehre GOttes geschaffen, und mit grossen Gaben gezieret worden: aber dieweil sie solcher Gnaden-Gaben gemißbrauchet, sich also selbst willig von GOtt abgewendet, und den dem gefallenen menschlichen [58] Geschlechte zu guten versprochenen Erlöser und Heiland trotziglich verachtet haben, seynd sie ihrer vorigen Gerechtigkeit und Frömmigkeit beraubet, unflätige Geister und Feinde GOttes und deß gantzen menschlichen Geschlechtes worden; wider welchen sie auch täglich mit grossem Grimm, Haß und Toben, wüten: darum sie denn auch von GOTT ver stossen, und zur ewigen Verdamniß aufbehalten seynd.

Und zwar ist in diesem Stück die Meinung der Alten der sicherste Weg: denn dieselbigen haben gelehret und darfür gehalten, daß GOtt alle Geister in der Gnaden, und ohne Sünde geschaffen habe, aber als etliche unter ihnen sich wider ihren Schöpffer auflänen wollen, darüber seyen gestürtzet worden. Woher sie auch ziehen deß Drachen Fall, der eine grosse Anzahl Sternen mit ihm herab gezogen: dardurch in der Offenbarung S. Johannis im 12. Cap. der Oeberste oder Fürst aller Dæmonum oder bösen Geister, samt seinen Unterthanen bedeutet wird.

S. Augustinus redet gleichfalls auch also darvon im 22. Capitel deß 8. Buchs von der Stadt GOttes. Derowegen solche Meinung, als die älteste und ansehnlichste auch von den Christen wird für glaubhafft angenommen Bodin. cit. loc.

[111]
Das 9. Capitel
Das achte Capitel.
Von etlichen Articuln und Puncten, welche der Geist dem D. Fausto vorgehalten hat.

AUf sothanen Vorschlag deß Satans antwortete D. Faustus, er solle ihm nur sein Begehren eröffnen und vorhalten; der Teuffel spricht, so schreibe sie denn von Wort zu Worten auf, und gib alsdenn hierauf richtigen Bescheid, es wird dich nicht gereuen. Ich will dir hiermit fünff Articul vorschreiben, nimst du sie an, wol und gut, wo aber nicht, solst du mich hinfüro nicht mehr zwingen zu erscheinen, wenn du auch gleich alle deine Kunst zu raht ziehen, und dich deren gebrauchen würdest.

Also nahm D. Faustus seine Feder zur Hand, und verzeichnete solche, wie folget:

[59] I. Er solle GOTT und allem himmlischen Heer absagen.

II. Er soll aller Menschen Feind sein, und sonderlich derjenigen, so ihn seines bösen Lebens wegen würden straffen wollen.

III. Clericis und Geistlichen Personen solle er nicht gehorchen, sondern sie anfeinden.

IV. Zu keiner Kirche gehen, die Predigten nicht besuchen, auch die Sacramenta nicht gebrauchen.

V. Den Ehestand hassen, sich in denselben nicht einlassen, noch verehlichen.

Und wenn er diese fünff Articul und Puncten wolle annehmen, so solle er sie zur Confirmation mit seinem eigenen Blut bekräfftigen, und ihm eine Obligation, mit seiner eigenen Hand geschrieben, übergeben, alsdenn wolle er ihn zu einem Mann machen, der nicht allein allerhand erdenckliche Lust und Freude haben, und die Zeit seines Lebens über geniessen solle, sondern auch das seines gleichen in der Kunst nicht seyn werde.

D. Faustus sasse hierüber in sehr tieffen Gedancken, und je mehr und öffter er diese greuliche und Gottsvergessene Articul übersahe und überlase, je schwerer sie ihme zu halten [112] fallen wolten: jedoch bedachte er sich endlich, und gedacht bey sich selbst, alldieweiln doch der Teuffel ein Lügner seye, und ihme schwerlich alles das jenige, wornach etwan seinem Hertzen verlangen würde, seiner Zusage nach, schaffen und zu wege bringen solte, so wolle er auch alsdenn noch wol anders Sinnes werden.

Und wenn es ja mit der Zeit dahin käme, daß er ihn, als sein wahres Unterpfand, haben und hin[60]nehmen wolte, so wolte er wol beyzeiten ausreissen, und sich wiederum mit der Christlichen Kirchen versöhnen: Würde ihm denn über alles Verhoffen, die Zeit und Raum zu kurtz, sich zu bekehren, so habe er gleichwohl nach seines Hertzens Lust und Begierde in dieser Welt gelebet: Halte der Geist etwan in einem und andern keinen Glauben, laut seiner Zusagung, so seye er ihm auch hinwiederum nicht Glauben zu halten schuldig. Derohalben er folgender Gestalt geantwortet:

Mit deinen obschon wenigen Articuln und Puncten verursachest du mir, Geist, nicht geringe Bangigkeit; Jedoch alldieweil du von mir derentwegen eine runde Resolution haben willst, so nimm ich den ersten Articul an, dieweil ich doch jederzeit an der Auferstehung der Todten gezweiffelt, noch anjetzo ein Jüngstes Gericht glaube.

Der andere Articul will mir etwas schwerer fallen, daß ich aller Menschen Feind seyn solle; daraus denn folgen müste, daß ich auch die jenigen hassen und anfeinden solte, die mir niemals Leides gethan hätten? So habe ich ja jederzeit die Beywohnung der Leute geliebet, und kan deren nicht wol entberen oder entrahten: mit wem hätte ich sonst meine Freud und Ergötzlichkeit? Dieses aber will ich wol zusagen und versprechen, wer mich wird anfeinden, und mir übel wollen, dessen Feind will ich sein und bleiben. Begehrte derohalben, man solte ihm diesen Articul zu seiner Willkühre und Gefallen anheim stellen, er würde sich schon hierinn vorzusehen wissen.

Was aber den dritten Articul belangte, sagt er, so sey er allezeit vorhin ein Pfaffen-Feind gewesen; zu [61] dem Ende auch und wegen der wenigen Zuneigung darzu, habe er von der Theologia gäntzlich abgelassen.

[113] Den vierdten Articul köndte er auch wol halten; er achte doch ohne das nicht viel auf die Predigten, noch andere Ceremonien und Sacramenta der Kirchen, da wolle er gute Gewerschafft thun, deren müssig zu gehen.

Letzlich, daß er den Ehestand vermeiden solle, dessen trage er ja noch allerley Bedenkens; doch gleichwol wenn er betrachte, daß in dem Ehestand allerhand Creutz, Unruhe, Sorgen, ewige Verbündniß, und offtmals deß Weibes böse Sitten und Untugenden vorfallen, habe er nicht Willens sich zu verehlichen: er könne sich doch wol mit Köchinnen und Concubinen behelffen.

Auf welche deutliche Erklärung, hat der Geist nichts weiter eingewendet, sondern geschwiegen, und diesen Bescheid ertheilet: So komme dem, so viel dir immer müglich ist, nach, aber deine eigene Handschrifft mit deinem Blute bezeichnet, wirst du mir geben; stelle es also an, und lege sie auf den Tisch, so will ich sie holen.

D. Faustus antwortet, wolan es ist gut: aber eines bitte ich dich zur Letze, daß du mir nicht mehr so greulich, und in jetziger Gestalt erscheinen wollest, sondern etwan in eines verkleideten Menschen Gestalt: welches denn der Geist dem Fausto zu sagte, und also verschwande.

[62] Anmerckung.

I. Hilff lieber Gott, welch ein grosser und abscheulicher Greuel ist dieser, daß dieser elende Mensch in solche teuffelische Articul und Puncten einwilliget, und sich also wider GOTT, Engel und Menschen, wie auch wider besseres Wissen und Gewissen, mit seinem und aller Menschen, ja GOttes und der heiligen Engel abgesagtem Feinde verträget, und in eine verdammliche Bündniss einlässet: es muß ja ein Christliches Hertz ob dieser dem Original gemässer Erzehlung erzittern und erstaunen.

Also nemlich und solcher Gestalt gehet es, wenn man GOttes Wort fahren lässet, GOtt aus den Augen setzet, den H. Geist aus dem Hertzen mutwilliglich vertreibet, und seinem eigenen Gehirn, und fleischlichen Begierden und Lüsten immerdar folget, auch sich durch nichts, weder Warnen noch Straffen, nicht will einreden lassen.

Und diß ist eben die rechte und einige Ursach, warum dieser Mensch so tieff gefallen, ja in die ewige Verdammniß gefallen: denn [114] die Schuld ist nicht an GOtt, als wenn er ihn also hätte geschaffen und darzu versehen, darum er auch nicht anderst habe werden können, allermassen D. Faustus selbst hiervon also geredet.

Denn als er auf eine Zeit nebens etlichen Magistris, die ihn nach Gelegenheit wegen seiner beschryenen Zauberey und ärgerlichen Lebens-Wandel mit Guten straffeten, zu Tische sasse, und eben von-dergleichen Materie zu reden vorfiele, sagte er hierauf, daß der Mensch, nachdem als nemlich seine Materie und Wesen wäre, gut oder böse, bekehret oder nicht bekehret werden köndte. Denn so er, zum Exempel, von guter Materie herkommen wäre, so bliebe er auch, oder da er schon verführet worden, köndte er leichtlich wiederum zum Guten gebracht werden; da im Gegentheil, so er aus einer bösen Materie entsprossen, köndte er nimmermehr zum Guten bekehret werden.

Er von sich selbsten müsse ihnen doch bekennen, wäre ja wol einer halb guten Materi, jedoch wäre dagegen die böse Materi bei ihme gantz und voll, und wäre mit ihm gleichwie mit einem guten Gewächse, welches gerne heraus schlagen, und gute Früchte tragen wolte, köndte aber vor dem täglich wachsendem Unkraut nicht wachsen noch zunemen, sondern müste ersticken: also auch hätte es eine Bewandniß mit ihme, [63] denn was anfänglich Gutes an ihme gewesen, das wäre nunmehr bey ihm ersticket, um daß seine böse Materie über Hand genommen hätte, u.s.w.

Diß ist aber eine erdichtete, falsche, böse, ja Gotteslästerliche Meinung; nach welcher auch folgen müste, daß Pharao, Saul, Judas, Ahitophel, und andere, seyen von böser Materie gewesen, darum so habe es also und nicht anderst seyn müssen zu ihrer Verstockung und Verzweifflung: da hergegen David, Petrus, Maria Magdalena, der Schächer am Creutz, und viel tausend andere gefallene und widerum aufgerichtete Sünder, von halb böser Materie müssen gewesen seyn, über welche die gute Materie habe die Oberhand gewonnen, derohalben so seye auch etwas Gutes daraus herkommen, und haben bekehret werden müssen.

Behüte Gott jedermann durch seinen Heiligen Geist für solcher Unsinnigkeit! Faustus solte dem Heiligen Geistes-Trieb, und dem Wort Gottes gefolget, auch wider solch Eingeben deß Satans emsig gebetet, und denn den Heiligen guten Geist nicht also vorsätzlich von sich vertrieben haben, so wäre er ohne Zweiffel durch die Gnade und Barmhertzigkeit GOttes erhalten worden. Aber da da hat es gefehlet. Darum ist er auch also tieff in den Abfall, um GOtt, und alle seiner armen Seelen Wolfart und Seligkeit kommen.


II. Zum andern: Ob zwar etliche seynd, die nicht gestehen wollen, daß Zauberer und Hexen wahrhafftig GOtt absagen, und mit dem Teuffel [115] einen Bund machen, und das, was zwischen dem Satan und den Menschen hierinnen vorgehe, nur eine Conventionem ex dolo factam, eine solche Vereinigung, darzu die Menschen durch Betrug gebracht werden, nennen, und sagen, sie sey ihnen zu verzeihen und zu gut zu halten; denn es könne der Teuffel mit ihnen keinen wahrhafftigen Bund machen, weil er keine Macht und Gewalt über die Menschen hab, habe auch keine Rede und Sprach, damit er was von ihnen begehren und fordern, und hinwieder ihnen verheissen köndte, so seyen auch die Sachen und Stücke, in welchen sie sich miteinander verbinden, so schwer, so gottlos und schändlich, daß kein vernünfftiger Mensch sie begehren oder thun solte: jedoch aber so ist dieses Einwenden von so grosser Wichtigkeit nicht, (schreibt gar recht und wol B. M. Waldschmid, Python. Endor. p. 70.) daß um deß willen kein wahrhafftiger Bund zwischen ihnen solte oder köndte gemacht wer[64]den; denn obwol der Teuffel keine Macht oder Gewalt über die Menschen hat, so nimmt er ihme doch, wenn es ihm GOtt zulässet, grosse Macht und Gewalt über sie, und hat sie an seinen Stricken, daß sie von ihme gefangen sind zu seinem Willen, 2. Timoth. 2. v. 25. Und ob er zwar naturaliter und von Natur keine Sprach und Rede hat, die ihm natürlich wäre gegeben worden, so gebrauchet er sich dennoch derselben, wie aus dem Fall Adams und Evæ, Genes. 3. aus der Histori Hiobs, Cap. 1. und 2. und den Versuchungen, damit er dem HErrn Christo zugesetzet hat, Matth. 4. offenbar ist.

Ferner, so können auch die schwere, gottlose und schändliche Stück und Sachen, darüber der Bund aufgerichtet wird, denselben nicht hindern, denn was den Menschen zu schwer ist, das kan der Teuffel nach seiner grossen Macht ins Werck setzen. Oder wenn es von ihme nicht geschihet, oder er es auch nicht thun kan, so unterlässet er es mit Fleiß, zu dem Ende, daß er der Menschen damit spotte, und mit seinen Lügen äffe. Was gottlos und schändlich ist, hält auch die Menschen so wenig von solchem Bund ab, als wenig die Abscheulichkeit deß Mords, Diebstals, Ehebruchs, Mörder, Diebe und Ehebrecher davon abhält.

Um deß willen kan nun derjenigen Meinung nicht bestehen, die nicht zugeben wollen, daß ein warhafftiger Bund zwischen dem Teuffel und den Zauberern und Hexen aufgerichtet werde.

Die gantze Sach bestehet in Facto, daher ist hierinnen den Zauberern und Hexen billich zu glauben, welche bekennen und gestehen, wenn sie eingezogen werden, daß sie einen Bund mit dem Teuffel gemacht haben. Und seynd auch nicht allein aus den Patribus, Cyprianus und Augustinus dieser Meinung, daß ein solcher Bund zwischen ihnen [116] aufgerichtet werde, sondern es hat auch sol ches Grund und Beweis in heiliger Schrifft selbsten. Denn so lesen wir im 5. Buch Mos. im 18. Cap. v. 11. Es soll unter dir, Israel, nicht gefunden werden maleficus, jungens junctionem, oder percutiens consociationem, der einen Bund machet, oder sich in einen Bund verbindet, mit den unreinen Geistern; wormit denn auf diesen teuffelischen Bund gesehen wird.

Es bestehet aber dieser Bund, nach der Zauberer und Hexen gethanen eigenen Aussage und Bekenntniß darinnen, daß I. ein Mensch, der den Bund mit dem Teuffel aufrichtet, [65] GOtt seinem Schöpffer absagt, den HFrrn CHristum verläugnet, seine Wohlthaten verfluchet, schändet und lästert, auch die wahre Christliche Religion und Glauben verschwöret und dargegen all sein Vertrauen auf den Teuffel setzet, seinen Befehl und Willen stets vollbringet, Gottes Creaturen und Geschöpffe zum Schaden und Verderb der Menschen gebrauchet, auch sich dem Teuffel mit Leib und Seele zu eigen ergibt. II. Muß er dieses, wenn er nicht schreiben kan, mit einem Eidschwur, durch eines andern bekandten Teuffels Namen, oder wenn er schreiben kan, mit eigener Handschrifft, die auch wol mit seinem eigenen Blut von ihm geschrieben werden muß, bekräfftigen, und solches entweder auf gewisse Zeit und Jahre, oder die gantze Zeit seines Lebens, die der Mensch zu leben vor sich hat. III. Wenn etwan der Teuffel besorget, es möchte der Mensch, als sein Bundsgenoß, wieder wendig werden, und von ihm abfallen, so macht er ihm ein Stigma oder Merckmahl an den Leib, ihn damit dieses Bunds und deß versprochenen Dienstes stets zu erinnern, und zur Beständigkeit anzumahnen; und solches Merckmahl pfleget er ihm zu machen entweder an oder hinter den Ohren, oder wo er son sten will, zwischen den Leffzen, oder unter den Augbrauen, oder auf der rechten Achsel, oder unter der Achsel, oder an der Brust, oder auf dem Rucken, oder Hüfften, oder heimlichen Oertern, welches Merckzeichen sich findet, wenn man ihn ausziehet. Und ist der Ort, da dieses Merckzeichen ist, ein wenig erhaben, und wegen der Narben etwas hügelicht, auch gantz ohne Blut und unempfindlich, daß ein solcher Mensch daran nichts fühlet, wenn gleich mit Nadeln darein gestochen wird. Daher auch erfahrne Scharffrichter am ersten nach solchen Merckzeichen fragen, dieselbe suchen, und damit die Tortur gemeiniglich anfangen, wie Bodinus schreibt l. 2. Dæmonom. c. 4. Teutsch. p. 100. meldet aber doch auch dabey, daß der Teuffel dieses Merckzeichen an Zauberern und Hexen bisweilen hinweg und ausgethan habe, damit sie bey und an derselben nicht möchten erkant werden. IV. Geschihet auch dieses, daß zu Bekräfftigung dieses Bunds, Zauberer und Hexen sich im Namen deß Teuffels tauffen lassen, auch andere Namen darbey empfangen[117] daß also ein Zauberer zween Namen hat, nemlich seinen ersten Tauffnamen, darnach seinen Zaubernamen. V. Verspricht dagegen der leidige Teuffel ihnen auf ihr Ansuchen stets Hülffe zu leisten in allen Nöthen, auch [66] Rath und That in allen Sachen zu geben, ihnen allerley Wollust, auch Reichthum, Geld und Gut, ohne ihre Arbeit, zu verschaffen, erbeut sich auch ihr leibeigener Knecht zu seyn, ihren Willen in allem zu thun, und fleissig zu verrichten, was sie ihm werden befehlen. VI. Wenn dieses alles richtig gemacht und verglichen, so lehret er alsdenn einen solchen Menschen selbsten, oder sonsten durch seine Werckzeuge, allerley Mittel zur Zauberey zu gebrauchen, sie zu machen, und auf mancherley Weise damit Schaden zu thun, u. d. g. In diesen Stücken nun bestehet der Bund selbsten.

Damit aber derselbe desto mehr steiff und fest auch unverbrüchlich gehalten werden möge, als pfleget auch der Teuffel seine Zusammenkunfften fleissig mit den Zauberern und Hexen anzustellen, solchen Bund immer mit ihnen zu verneuren und zu bestättigen; zu welchen Zusammenkunfften er sie pflegt abzuholen, und sie durch die Lufft hindurch zu führen.


III. Letzlich, so jemand allhie fragen wolte, ob solcher Bund mit dem Teuffel wiederum könne gebrochen, aufgelöset und umgestossen werden, Deme antwortet Herr Freudius, in seinen Gewissens-Fragen von Zauberey, p. 47. aus Prætorii gründlichem Bericht von Zauberey p. m. 79. et seq. Daß zwar erstlich gesagt wird, die Hexen und Zauberer haben mit dem Teuffel einen Bund gemacht: der Bund mag unter andern darinn bestehen, dass er ihnen rahten und gebieten solle, so wollen sie seinem Raht und Befehl folgen, und den vollbringen mit allem Fleiss.

Es ist aber ein schröcklicher, unbilliger, ehrloser und schändlicher Bund und Vertrag, und kaum deß menschlichen Namens werth, der sich also verbindet. Wenn es nun jemand gereuet, und folget nicht, bleibt denn auch der Bund bestehen? ich achte, er sey gebrochen, und möchte derwegen, der vor im Bund gewesen, sich nun wiederum begeben in einen andern Bund, nemlich in den Bund GOttes. Und daß solche einen Zugang wiederum zu GOtt haben können, ist daraus offenbar, daß der Herr selbst die Spötter, welche in deß Todes Bund und im Verstand mit der Höllen noch sicher blieben, und trotziglich fortfuhren, zur Buß ermahnet, darbey denn Verheissung der Gnaden allezeit verstanden wird, wie zu lesen beym Esaia im 28. v. 14.

Zum andern wird gesagt: Sie haben sich dem Satan ergeben, solches kan ihnen nicht vergeben werden; ich antworte: [67] Niemand kan eines andern Gut vergeben, welches so wahr, und von Natur so [118] bekandt, dass auch alle Verheissung derer Dinge, die nicht in deß Verheissenden Gewalt stehen, in Käiserlichen Rechten unnütz genennet werden, Instit. Justin. lib. 3. tit. 19. Ein Vatter kan seiner Tochter, ein Mann seines Weibes, und ein Hausherr deß Gesinds Gelübd und Verbündniß, das sie GOtt dem HErrn selbst gethan, bekräfftigen oder umstossen, und wills GOtt selbst gut heissen, 4. Buch Mos. 30. v. 4. Nun seynd ja alle und jede, böse und gute Menschen, nicht ihrer selbst sondern GOttes mit Leib und Seelen erblich eigen, und unmittelbar unterworffen: Er hat sie geschaffen, ernähret und erhalten; derowegen hat solches der Hexen ergeben keine Krafft, GOTT übergebe sie denn. Und wenn es schon Krafft hätte, und sie nun deß Teuffels eigen wären, könten sie denn nicht wiederum erlöset werden von der Höllen Gewalt? Wie sind wir denn daraus entgangen, die wir auch Kinder deß Zorns gewesen, und unter der Obrigkeit der Finsterniß, wie Paulus redet, zun Ephes. 2. und warum kan es ihnen nicht vergeben werden? Mangelts an der Allmacht und Güte GOttes? Du wirst das nicht sagen dürffen. Oder mangelts an ihnen, daß sie es nicht begehren? ich glaub es kaum; denn ihrer viel ruffen GOtt an, bitten um Gnad, und glauben Vergebung der Sünden: und die kan ihnen auch, wenn sie sich von Hertzen bekehren, wiederfahren.

Zum dritten wendet man vor: der Hexen Bund mit dem Teuffel sey mit Zeichen und gehabter Gemeinschafft bestättiget, und derentwegen unauflöslich. Ich antworte: Der Bund ist betrüglich, von denen, die ihrer selbst nicht mächtig, unordentlicher Weise, und zu verbottenem Ende aufgericht, und deßwegen an ihm selbst nicht bündig. Es stehet allein bey GOTT dem HERRN, ob Er deß Teuffels und der Menschen Bund will gelten lassen, oder nicht. Ihr Will gilt nichts ohn seinen Willen. Wenn nun GOtt dem Menschen Buß und Besserung, auch Hoffnung zu seiner Gnaden schencket, so hat Er den höllischen Bund umgestossen, daß er so wenig gilt, als wäre er nie gemacht. Der erste Glaub, den wir GOtt und unserm Erlöser JEsu CHristo, in der heiligen Tauffe versprochen, der gilt.

Zu dem hat auch der Teuffel selbst den Beding deß Bundes nicht gehalten, wenn er den Hexen Pferdmist, Scherben, Stein und Bein für Geld bringet, und sie in Noth stecken [68] lässet, wider seine Zusage. (Was für grossen Betrug der Teuffel mit dem Gelde treibe ist weltkündig, indem er seinen Leibeigenen dessen viel gibt, das aber zu Hause, und in dem Kasten zu Scherben, zu Kolen, oder gar zu Pferdmist wieder wird, wie es anfangs gewesen: Immassen D. Reinck. in Respons. de Sagis, bezeuget, wie sonderlich erhellen mag aus dem von ihme angezogenen Protocoll. de 23 und 24 die Jan. zu N: ihr Buhl, der verhaffteten [119] Dirne, bringe ihr Perlen und Gold, wenn sie es weg lege, sey es ein Knoche oder Strohalm.) Wo nun die Vertrags-Puncten nicht erfolgen, so ist der Vertrag selbst zerschnitten. Derowegen die Hexen aller ihrer Pflicht ledig und los seynd, wenn sie ihnen sonst nur wollen helffen lassen.

Die Zeichen, die an ihrem Leibe seyn sollen, bestättigen den Bund nichts. Denn die Bestättigung muß zu bey den Seiten, oder an beyder Partheyen geschehen; sie haben aber dem leiblosen Geist kein Gegenzeichen machen können.

Die Gemeinschafft der Hexen und deß Teuffels kan zweyerley verstanden werden: entweder vom Dienst und Nachfolge; oder vom Zechen, Tantzen und Buhlen. Sie kan aber die Buß nicht unmüglich machen, Jerem. 3. v. 1.

Ist also der Hexen Bund mit dem Satan auflöslich, und kan ihnen, nach deß HErrn gnädigem Willen, Buß und Seligkeit wiederfahren.

Soll derowegen niemand den armen Teuffels- und Menschen-gefangenen Leuten die Seligkeit so liderlich absprechen, und zur Verzweifflung Ursach und Anlaß geben: sondern vielmehr das Gericht dem gerechten Richter heimstellen, die betrübten Hertzen trösten, die Kleinmütigen stärcken, die Zerschlagenen verbinden, den Verzagten GOttes Hülffe verkünden, und dahin brüderlich arbeiten, daß sie ihre Sünde recht erkennen und beweinen, mit hertzlichem Vertrauen auf die Barmhertzigkeit GOttes, in seinem Sohn Christo JESU, u.s.w.

[120]
Das 10. Capitel
[69] Das zehende Capitel.
Von der schrecklichen Obligation und Handschrifft, so D. Faustus dem Teuffel, in eines Münchs habit verkleidet, hat übergeben.

NAchdeme nun der höllische Geist von Fausto abgewichen, vielleicht die Zeit zu gewinnen, um die versprochene Obligation oder Handschrifft zu verfertigen, hätte er wol noch Zeit gehabt seinen Abfall von GOtt mit reuigem bußfertigem Hertzen zu verbessern: allein D. Faustus trachtete nur dahin, wie er seine Wollust und Mütlein in dieser Welt recht abkühlen möchte, und war eben auch dieser Meinung, welcher jener vorneme Herr gewesen, der unter andern auf dem Reichstage zu etlichen gesaget hat: Himmel hin, Himmel her, ich neme hier das Meinige, mit dem ich mich auch erlustige, und lasse Himmel Himmel seyn; wer weiß, ob die Auferstehung der Todten wahr sey?

Name derhalben ein spitziges Schreibmesserlein, und öffnete ihm an der lincken Hand ein Aederlein, das ausfliessende Blut faste er in ein Gläslein, satzte sich nieder, und schrieb mit seinem Blut und eigener Hand, nachfolgende erschreckliche Obligation und Verbündniß: und saget man für warhaftig, daß in solch seiner lincken Hand einige eingegrabene Schrifft von ihme dazumal sey gesehen worden: ô homo fuge, O Mensch fliehe für diesem Greuel und thue recht.

Die Obligation lautet also:

ICh Johannes Faustus, Doctor, bekenne hie öffentlich am Tag, nachdem ich jederzeit zu [70] Gemüt gefasset, wie diese Welt mit allerley Weisheit, Geschicklichkeit, Verstand und Hoheit begabet, und allezeit mit hochverständigen Leuten geblühet hat; dieweil ich denn von Gott dem Schöpffer nicht also erleuchtet, und doch der Magiæ fähig bin, auch darzu meine Natur von himmlischen Influentien geneigt, zu deme auch gewiß und am Tage ist, daß der irrdische GOtt, den die Welt den Teuffel pflegt zu nennen, so erfahren, mächtig, gewaltig und geschickt ist, daß ihme nichts unmüglich, so wende ich mich nun zu dem, und nach seiner Versprechung soll er [121] mir alles leisten und erfüllen, was mein Hertz, Gemüte, Sinn und Verstand begehret und haben will, und soll an nichts Mangel erscheinen, und so denn dem also seyn wird, so verschreibe ich mich hiermit mit meinem eigenen Blut, welches, wie ich gleichwol bekennen muß, daß ichs von dem GOtt deß Himmels empfangen habe, daß ich dasselbe und auch diesen meinen Leib und Gliedmassen, so mir durch meine Eltern gegeben, und alles was an mir ist, sammt meiner Seelen, hiemit diesem irrdischen Gott feil trage, und verspreche mich ihm mit Leib und Seel.

Dargegen sage ich, vermöge der mir vorgehaltenen Articul, ab, allem himmlischen Heer, und was GOttes Freund seyn mag. Zur Bekräfftigung meiner Verheissung, will ich diesem allen treulich nachkommen; und dieweil unser aufgerichte Bündniß vier und zwantzig Jahr währen soll, so soll er denn, wenn diese verschienen und verloffen, dieses sein Unterpfand, Leib und Seele angreiffen, und darüber zu schalten und zu walten Macht haben: soll auch kein Wort Gottes, auch nicht die solches [71] predigen und vortragen, hierinnen einige Verhinderung thun, ob sie mich schon bekehren wolten.

Zu Urkund dieser Handtschrifft, habe ich solche mit meinem eigenen Blut bekräfftiget, und eigenhändig geschrieben.

Als er nun solche greuliche, erschreckliche, Gottes-und Ehr- und Seligkeit- vergessene Verschreibung verfertiget hatte, ist bald darauf der Teuffel in eines grauen Münchs Gestalt erschienen, und zu ihm getretten; da denn D. Faustus ihm seine Obligation und Verschreibung eingehändiget, darauf er gesaget: Fauste, dieweil du denn mir dich also verschrieben hast, so sollst du wissen, daß dir auch soll treulich gedienet werden; sollst aber benebens wissen, daß ich als der Fürst dieser Welt, keinem Menschen diene, und alles was unter dem Himmel ist, das ist mein, darum diene ich niemand: aber Morgenden Tags will ich dir einen gelehrten und erfahrenen Geist senden, der soll dir die Zeit deines Lebens dienen und gehorsam seyn; sollst dich auch für ihme nicht fürchten, noch entsetzen, er soll dir in Gestalt eines grauen Münchs, wie ich anjetzo, erscheinen und dienen.

[122] Hiermit neme ich diese deine Handtschrifft, und gehabe dich wol. Also ist er verschwunden.

Anmerckung.

I. Nicht nur D. Fausto allhie, sondern auch andern vor und nach ihm hat der leidige Teuffel gleichförmige Articul und Puncten, welche meistentheils zur Schändung deß Göttlichen Namens, Verachtung dessen geoffenbarten Worts und aller Göttlichen Wolthaten, ingleichen zum Verderb und Schaden deß Nebenmenschens gerichtet gewesen, sei[72]nen Bund-Genossen angemutet, allermassen die Historien uns berichten.

Unter vielen nur eines oder deß andern zu gedencken: so hat Papst Johannes der XIII. sich mit unterschiedlichen Articuln dem Teuffel verlobet, damit er zur Päpstlichen Hoheit gelangen möchte, welches auch erfolget.

Johannes der XIX. verschriebe sich dem Teuffel, unter andern, daß er an keinem Freytag, da man billich das schmertzliche Leiden und Sterben JEsu Christi hätte betrachten sollen, zu keiner Kirchen gehen, noch einiges Gebet verrichten solte.

Von Gregorio VII. melden die Historici, daß er in dieser Kunst die Egyptischen Zauberer, Jamnem und Jam brem weit übertroffen habe: denn dieser Gregorius wagte es frisch, er hatte bey sich einen Ertzpriester, Namens Laurentium, der ein grosser Schwartzkünstler war, und als den der Teuffel auch abgefertiget, fande er einen andern, den Theophylactum: die Bündniß aber, die er mit dem Teuffel gemacht, war diese, daß er allen denen zu wider seyn wolte, die ihn wegen seines bösen Lebens strafften, und sie mit Brand, Gifft und Mord verfolgen und angreiffen, sich auch nimmer verehlichen. Es trug ihm dannenher sein Spiritus familiaris, den er täglich bey sich hatte, stetigs zu Ohren, wer die jenigen waren, die sich ihme widersetzen wolten: welches er denn so fleissig in Acht name, daß er mit Beyhülffe seines getreuen Lehrmeisters Gerhardi Brazuti, etlichen Päpsten die Hälse abbisse, als Clementi II. Damaso II. Leoni IX. Victori II. Stephano IX. Nicolao II. unangesehen daß sie doch alle von der Kunst waren, und ein Teuffel den andern austriebe.

So ist am Tage vom Papst Alexander dem Sechsten, einem Hispanier, aus Valentia bürtig, dessen Nam zuvor war Rodericus Borgia; dieser hatte sich bey ihm, als er zu Bononia anfänglich auf der hohen Schul studiret, zween Vettern, so heimliche Crystall-Seher und Teuffels-Beschwörer waren, von welchen er soviel erlernet, daß er vermittels eines Spiritus familiaris, zu grosser Geschicklichkeit, nachmals gar zu dem Cardinalat kame: da er denn Tag und Nacht dahin trachtete, [123] wie er möchte höher steigen. Derohalben er einsten aus seiner Nigromantia in seinem Pallast auf dem Saal einen Circkel angestellet, und den Teuffel beschworen: (wie Modena sein geheimster Raht von ihm meldtet) da denn der Teuffel erschienen, und Bündniß mit ihm gemacht, daß er sich mit Leib und [73] Seele verschreiben solle, dagegen wolle er ihm die Zeit seines Lebens dienen, und zu der dreyfachen Cron verhelffen, welches auch geschehen.

Von einem Masconischen Graven schreibt einer, mit Namen Peter Abt zu Cluniax, daß in der Stadt Mascon, in der Lyonischen Provinz an dem Fluß Araris gelegen, ein Grav gewohnet, der ein grosser Schwartzkünstler war, der hielte seine Kunst sehr heimlich; aber nach seinem Tod befand man, wie und welcher Gestalt er sich mit dem Teuffel verbunden hatte, nemlich ein Durchächter der Geistlichen zu seyn: daher er auch in eine solche Wüterey gerahten, daß er, so viel er vermocht, ihnen mit Gewalt, oder durch gesuchte Ursach, all ihr Haab und Güter genommen, verjagte und verstiesse dieselben ohne alle Barmhertzigkeit aus den Kirchen, gab für, was ihr Schreyen und Geplerr nutz wäre, dieweil doch nach diesem Leben kein anders folgen würde.

Deßgleichen schreibt auch Petr. Mamorius in seinem Flagello Malefic. von Wilhelmo Lurano, welcher der H. Schrifft Doctor, und berühmter Prediger in Franckreich, darnebens auch ein grosser Zauberer und Schwartzkünstler gewesen, daß, als er wegen seines Zauberwesens Anno 1453 den 12. Decemb. zu Poictirs verdamt, er mit seinem eigenen Mund bekandt, daß er nicht allein alle Religion müssen verschweren, sondern auch ein besonders Instrument einer schrifftlichen Obligation oder Verbündniß von sich geben, darinnen er sich mit dem Teuffel, und der Teuffel wieder mit ihm, auf gewisse Puncten verglichen, unter andern, daß er GOtt verlaugnen, und dem Teuffel opffern wolle: Er hat ihm auch gelobet und verheissen zu predigen und zu lehren (wie er denn auch gethan) es sey alles diß was man von Zauberey und He xerey sage, eitel Fabelwerck, und man verübe eine grausame Tyranney, wenn man jemands darum am Leben straffe; und durch dieses Mittel, sagt der Author, sey die Straff der Zauberer und Hexen aufgehoben, und deß Satans Reich vermehret worden, sintemal hierauf die Zauberer mit Macht ohne Zahl zugenommen. Er habe auch offt den Teuffel angebetet, der sich zu Zeiten in Gestalt eines Menschen, zu Zeiten eines Bocks, sehen lassen: welche seine Bekändtniß noch zu Poictirs unter den Gerichts-Actis zu finden, wie Bodinus erwehnet, in Præfat. Dæmonom. p. 10. 11.


II. Zum andern aber, daß der Teuffel gleichwol von D. [74] Fausto eine Obligation und Handtschrifft mit seinem eigenen Blut bezeichnet, [124] begehret, ist dem Teuffel nichts neues; weiln ihn ohne das allezeit nach Christen-Blut dürstet.

Also schreibet man vom Papst Paulo II, der sich gleicher Weise dem Teuffel mit Leib und Seele, und zwar mit seinem eigenen Blut soll verschrieben, und als das Blut aus der eröffneten Ader heraus gesprungen, gesagt haben: So wahr dieses mein Blut ist,- so wahr ist der Teuffel mein, und ich bin sein; darauf alsobald der Satan nach dem gesprützten Blut gegriffen, und geantwortet, so wahr will ich dir auch Glauben halten.

Solche und dergleichen Verschreibung mit eigenem Blut, hat auch gethan Gerhardus Brazutus, ein Cardinal, item Henricus Cornelius, Hettes Hennensis, der Wildtfeuer zu Nordhausen, Johannes Teutonicus, und Laurentius ein Ertzpriester zu Rom: ingleichen D. Fausti Famulus, Joh. Wagner, und andere mehr.

So hat Anno 1571 ein Advocat zu Paris bekandt, er habe nicht allein mit einer ordentlichen Handschrifft sich dem Teuffel zu eigen ergeben, und GOtt verläugnet, sondern dieselbe noch darzu mit seinem eigenen Blut signiret und bezeichnet, Bodin. l. 2. Dæmon. c. 4.

Anno 1587 ist eine Hex zu Dillingen gefänglich eingezogen worden, die soll 31 Jahr in ihrem Wittibstand gelebet haben als eine Hebamme, dieser hat der Teuffel versprochen, sie in keiner Armut stecken zu lassen. Nun ist der Teuffel zum andern mal zu ihr kommen, und begehret, sie soll sich ihme ergeben, und mit ihrem Blut unterschreiben: da sie aber sagte, wie sie nicht schreiben köndte, da hat er ihr einen Ritz oder Riß an dem lincken Arm gemachet, ihr eine Feder in die rechte Hand gegeben, und mit dem aufgefangenen Blut die Feder gefüllt, welche er ihr geführet, und damit über das Papier gefahren; jedoch sey nichts darauf geschrieben zu sehen gewesen, (wie sie hernach in der Tortur bekandt und ausgesagt) welche Schrifft denn der böse Geist zu sich genommen habe; und wenn sie hernachmals etwan zur Kirchen gehen, oder ein Gebet verrichten wollen, zur Stunde sey der Teuffel zu ihr kommen, und hab ihr solch ihre vermeinte Verschreibung vorgehalten.

[75] Was darff es aber viel Wunderns, daß der leidige Teuffel der Menschen, und sonderlich der Christen-Blut, dessen er jeder Zeit ein abgesagter Feind ist, darzu begehret, weil er doch ihnen immerdar als ein scharffsehender Lux und tückischer Bär nachschleichet? Denn ein wilder Bär, wenn er einen Menschen in der Einöde antrifft, wirfft er ihn zu Boden, und sauget das Blut von ihm, und läst ihn liegen; welches auch der Lux dem Hirschen und Hasen thun soll; also will auch der Teuffel hiermit anzeigen, wie hefftig sehr er das Blut deß Menschlichen [125] Ge schlechts, an CHristo und seinen Gliedmassen, anfeinde, ja zu seinem Eigenthum suche.

Dieses sihet man auch an den verstockten Juden, als deß Teuffels heimlichen Instrumenten und Werkzeugen, welche der Teuffel dahin beredet, daß sie, damit er seinen Haß gegen CHristum genugsam erweisen möchte, deß CHristen-Bluts begierig seynd, ja dasselbe haben wollen und müssen: und gebrauchen es vornemlich darzu, (wie ein bekehrter Jud davon geschrieben) wenn ein Jude nunmehr, in den letzten Zügen läge und sterben wolle, so pflege man sie an etlichen Orten deß Leibes mit Christen-Blut zu schmiren, mit diesen oder dergleichen angefügten Worten: So der, der im Gesetz und in den Propheten verheissen, kommen und vorüber ist, und er der Messias gewesen ist, so seye dir deß Unschuldigen Blut, der in seinem Glauben gestorben ist, hülfflich und förderlich zum ewigen Leben.

Anno 1573 ward ein Jud den 28. Januari zu Berlin hingerichtet, Jud Leupold genannt, der war ein grosser Teuffels-Beschwörer und Zauberer, und ergabe sich auch dem Teuffel mit Leib und Seel. Denn der Teuffel hatte ihm verheissen grossen Reichthum, Ehre und Ansehen. Dieser hatte nun von einem Gottes vergessenen Bettler ein Kind erkaufft, welches er denn zur Stunde den andern Juden ansagte; derhalben sie das Kind creutzigten, und thäten ihme allerdings wie ihre Vorvätter dem HErrn Christo, sie geisseltens, sie verspottetens, und nagelten es an ein Creutz, und namen das Blut darvon.

Anno 1475 am heiligen Charfreytag, ward ein Kind von dem Juden Simon gemartert zu Trient. Denn als die Juden in derselbigen Stadt ihr Ostern, ihren Ceremonien nach, begehen wolten, und doch zur Zeit kein Christen- Blut [76] zum Gebrauch ihres ungeseuerten Brods hatten, da brachten sie ein Kind drey Jahr alt verstolens in Samuels, eines Juden Behausung, folgender Gestalt.

An dem Charfreytag um Vesperzeit, sasse dieses Kind vor seines Vattern Thüre, in Abwesenheit der Eltern; da nahete sich Tobias, ein jüdischer Verrähter, zu ihm, gab ihm gute Wort, daß es zu ihm lieffe, da trug ers, als er niemand warname, der es sehen kundte, in deß Rabbi Samuels Haus. Als nun die Nacht heran nahete, da freueten sich der Rabbi und sämtliche Juden über dieses unschuldige Christen-Blut, und legeten ihm ein Faciletlein um sein Hälslein, auf daß man es nicht schreyen möchte hören; spanneten ihm bald seine Aermlein aus, und schnitten ihm erstlich aus, was ihn solte einsten zu einem Mann machen, darnach stachen sie es allenthalben mit spitzigen Pfriemen, einer die Hände, der ander die Füsse haltende. Als sie nun sehr viel Bluts gesamlet hatten, da huben sie an einen Lobgesang zu singen, [126] und zu dem Kind mit hönischen Drohworten zu sprechen: Nimm hin du gehangter Christe, also haben etwan dir unsere Voreltern gethan, also sollen alle Christen, im Himmel und auf Erden, noch mehr geschändet werden.

Indessen verschiede das unschuldige Märterlein, und eileten die Juden mit dem aufgefangenen Blut zu ihrem Nachtmahl, allwo sie in solches ihr ungeseuertes Brod eintauchten und assen: Zur Nachts-Zeit aber wurffen sie den todten Leichnam in ein fliessendes Wasser, nahe bey ihrem Haus, und hielten also die Ostern mit Freuden.

Endlich wurden sie doch, aus gerechtem Gerichte GOttes, ausgekundtschaffet, gefangen der Obrigkeit überantwortet, und bekamen ihren verdienten Lohn.

Dergleichen Ubelthat haben auch die Juden etwan fünff Jahre hernach in dem Städtlein Mota in Friaul gelegen, mit gleichmässiger Hinrichtung und Ertödtung eines andern Kinds, begangen; darum wurden auch der Thäter drey gefangen, gen Venedig geführt, daselbst nach anderer angethanen Marter, auf den Scheiterhauffen geleget, und lebendig verbrennet.

Anno 1529. ist zu Bosing in der Marck, welche in Ungarn gelegen, und den Wolgebornen Herren, Herren Frantzen und Wolffgang Gebrüdern Grafen zu S. Georgen und Bosing, zugehöret, ein Knäblein, mit Namen Hänsel im neundten Jahr seines Alters, verloren worden, welches Gregorii [77] Meiligers, Wagners und Bürgers daselbst Kind gewesen. Und wiewol durch fleissiges Suchen der Eltern und Anverwandten, das Knäblein unter den Juden, so allda wohnhafft gewesen, gesucht, auch sonst an viel und andern Oertern seinetwegen Nachfrage gehalten worden, ist doch solches etliche Tage lang verloren blieben, bis es durch Göttliche Schickung wiederum am Mitwochen nach Christi Himmelfahrts-Tag, zwischen 7. und 8. Uhr Vormittag, ausserhalb Bosing, in einer dicken Dornenhecken, mit gebundenen Händen, in einem Hemdlein, auf seinem Angesicht liegend, gefunden worden, mit vielen Wunden und Stichen übel zugerichtet, und darauf in seiner Eltern Haus getragen worden. Als hat die Obrigkeit dieses Orts solche That bald ihrem Gnädigen Herrn angezeiget, und auch dessen die benachbarte Ort wissend gemacht; welche denn nach Besichtigung dieser freveln That so bald geurtheilet, daß solche eine Jüdische Arbeit wäre. Derentwegen man alle befindliche Juden daselbst eingezogen, ja ernstlich angezogen, welche aber doch nichts haben bekennen wollen. Nachdeme man sie aber nach den Pfingsttägen mit ernstlicher Frage angesprochen, haben sie an der Marter, wie auch hernach, bekandt, daß sie den Knaben in einem Keller gemartert haben, ihm alle Aederlein geöffnet, [127] das Blut mit Federkielen ausgesogen, und mit Frolocken erstlich in ihre Synagog getragen, nachmals gen Marcheck geführet, und einem Rabbi überantwortet.

Nach beschehener dieser Beicht und Bekändtniß der Juden, seynd sie sämtlich auf einen Freytag vor Gericht geführet, und allda noch einmal befraget worden, ob sie dessen, was sie deß ermordten Knabens wegen vorher bekandt hätten, nun auch geständig wären? und als sie mit ja geantwortet, ist das Urtheil mit Recht über sie gefället worden, daß alle Juden zu Bosing, jung und alt vertilget, und mit Feuer solten verbrennet werden. Doch haben gedachte Herren Graven den Jüdischen Kindern, so unter acht und zehen Jahren gewesen, Gnade widerfahren lassen, ihnen das Leben gefristet, und zur heiligen Tauff kurtz hernach befördert: Aber die alten Juden, Mann und Weib, Ledige, auch Knecht und Mägde, in die dreyssig Personen, seynd hinaus ausser Bosing, auf eine Wiesen geführet, woselbst ein grosser angezündeter Scheiterhauffe gewesen, auf welchen sie gesetzet, und sämtlich zu Aschen verbrennet worden.

[128]
Das 11. Capitel
[78] Das eilffte Capitel.
Wie dem D. Fausto hierauf der Geist in voriger Gestalt erschienen, ihme treulich zu dienen verheissen; auch wie er geheissen hat.

GLeich Abends, als D. Faustus nun zu Nacht gessen hatte, und kaum in seine Studir-Stuben kommen ware, sihe, da klopffet jemand sittiglich an der Stuben-Thüre, dessen Faustus sonsten nicht gewohnet, zumaln die Haus-Thüren allbereit verschlossen waren: Er merckte es aber bald, was es bedeuten würde, und eröffnete die Thüre; da stunde nun zugegen eine lange in grauen Münchs-Habit verkleidete Person, dem Ansehen nach eines zimlichen Alters, und eines gantz grauen Bärtleins, den hiesse er so bald in die Stuben gehen, und sich zu ihme auf die Banck niedersitzen, welches der Geist auch gethan.

D. Faustus fragte ihn gleich anfangs, mit was er sonsten umgehe? Dem antwortete der Geist: O Fauste, wie hast du mir meine Herrlichkeit genommen, daß ich nun eines Menschen Diener seyn muß; dieweil ich aber von unserm Obersten darzu gezwungen worden, muss ich es auch lassen geschehen. Wenn aber das Ziel und Termin seine Endschafft wird erreichet haben, so wird es mir eine kurtze Zeit gewesen seyn, dir aber wird es ein Anfang seyn einer unseligen unendlichen Zeit.

So will ich mich nun von jetzo dir gantz unterwürffig machen, sollst auch keinen Mangel an mir haben, ich will dir treulich dienen; so solst du dich auch vor mir nicht entsetzen, denn ich bin kein scheuß[79]licher Teuffel, sondern ein Spiritus familiaris, der gerne bey den Menschen wohnet.

Wolan denn, sagte hierauf D. Faustus, so gelobe mir im Namen deines Herrn Lucifer, daß du allem fleissig nachkommen wollest, was ich dir werde zu muten, und von dir begehren. Der Geist beantwortete solches mit Ja; und solst zugleich wissen, sagte er, daß ich werde Mephostophiles genennet: und bey diesem Namen solst du mich hinfort jederzeit [129] erfordern, wenn du etwas von mir begehrest und haben willst, denn also heisse ich.

D. Faustus erfreuete sich hierüber in seinem Gemüte, daß nun seine Sach und lang verlangtes Begehren einmal zu einem erwünschten Ende kommen seye, und sprach: Nun Mephostophiles, mein getreuer Diener, wie ich verhoffe, so wirst du dich allezeit gehorsamlich finden lassen, und in dieser Gestalt, wie du jetzund erschienen bist, erscheinen. Ziehe nun vor diesesmal wiederum hin, bis auf mein ferneres Erfordern und Beruffen.

Auf diesen Bescheid bückte sich der Geist, und verschwande.

Anmerckung.

I. Von den Spiritibus familiaribus, oder Gemeinschafft-Geistern etwas zu reden, gibt Anlaß D. Fausti Geist, der sich allhier einen Spiritum familiarem will genennet wissen.

Spiritus familiares aber seynd solche Geister, (immassen M. B. Waldschm. Python. End. p. 453. weitläufftig erkläret,) mit denen manche Menschen in sonderbarer Gemeinschafft und Verbündniß stehen, die sie mit ihnen auf gewisse Zeit und Jahre aufrichten, mit dem Beding unter dessen ihnen zu dienen, und ihnen zu diesem oder jenem behülfflich zu seyn, wornach ihr Sinn und Gedancken stehen.

[80] Daß es nun dergleichen Geister gebe, wollen wir nicht in Abrede seyn, und in keinen Zweifel ziehen. Denn es auch dahin kommen ist daß dieselbe wol öffentlich an manchem Ort in Gläsern, Püchsen, Federkielen, und dergleichen verkaufft und andern hingegeben werden; Massen auch mancher Mensch, den der Fürwitz, Hochmut, Ehrgeitz und dergleichen antreibt, darnach trachtet, einen solchen Dienst-Geist zu erlangen, entweder um der Gemüts-Gabe willen, daß er durch seine Hülff Weis, Klug, Gelehrt, Beredsam, vieler Sprachen kundig, im Disputiren spitzfindig, und qualificirt und geschickt werden möge, daß er in omni scibili und in allen Wissenschafften wol erfahren werden, und es andern weit bevor thun möge, auch hohen Ruhm vor andern erlangen: Massen Surius 6. Jun. c. 27, eines Idioten gedencket, der auf diese Weise geschwind und ohn einiges Studiren in der H. Schrifft also gelehrt worden, ob hätte er dieselbe von Jugend auf studiret, und wäre der vornemste Doctor derselben. Solchen Spiritum hat Socrates gehabt, von welchem Plutarchus de Genio Socratis T. 2. p. 589. schreibt, er seye vortrefflicher und gelehrter gewesen als sechshundert andere hochgelehrte Philosophi. Dem Cornelio Agrippæ hat der böse Geist in Gestalt [130] eines Hunds aufgewartet, und ist in Erfahrung heimlicher Dinge Sprachen und Künsten ihm bedienet gewesen: ingleichen deß Cardani Vattern, Bodin. 1. 2. c. 5. Dæmonom.

Oder mancher Mensch trachtet nach einem solchen Spiritu, um deß Leibes-Lust willen, Unzucht und allerley Mutwillen vermittels dessen zu treiben, wie die Zauberer und Hexen zu thun pflegen; oder durch seine Hülffe allen Uberfluß an gut Essen und Trincken zu haben; oder durch ihn starck zu werden, und andern damit überlegen zu seyn, sich vest und unsichtbar zu machen, damit man allerley Diebs- Mord- und Huren-Stücke treiben, und von den Menschen nicht gesehen werden möge.

Oder es trachtet auch mancher darnach, um der Güter deß äusserlichen Glücks willen, durch seine Hülffe grosse Ehre, Geld und Gut, Glück und Handlung, und dergleichen zu erlangen. Massen denn unterschiedliche Päpste durch Hülffe solcher Geister die Päpstliche Hoheit erlanget haben.

Theophrastus Paracelsus soll seiner Meinung nach einen Spiritum familiarem in seinem Degenknopff stets bey sich ge[81]führet haben, durch dessen Hülffe er die Tinctur und das Goldmachen soll ergründet haben.

Ob nun wol diese Spiritus familiares und Dienst-Geister in andern Landen, Italien, Franckreich und anderstwo gemein, jedoch so ist die Gemeinschafft mit denselben auch in Teutschland eingerissen, so gar, daß auch etliche in die Meinung gerahten, sie köndten sich derselben fünff, zehen, auch mehrere Jahre gar wol gebrauchen, und alsdenn derselben ohne Schaden und Gefahr der Seelen, auch ohne Verletzung deß Gewissens, wol wieder los werden, und ihnen also mit guter Manier wieder abdancken, und einem andern überlassen.

Aber sie betriegen sich selbsten, und seynd unrecht daran. Denn daß solche Spiritus familiares und Dienst-Geister nicht gute Geister und Engel, sondern böse Geister und Teuffel seyen, ist daraus offenbar, dieweil diese Geister nicht von GOtt gesendet werden, heimlich die Menschen zu lehren und zu unterrichten, und vor andern gelehrt, geschickt, reich und dergleichen zu machen; denn davon finden wir in der gantzen heiligen Schrifft nichts; es heisset aber, wie ein vornemer Theologus an einem Ort saget: quae Scriptura tacet, tacendo negat: worvon die heilige Schrifft still schweiget, das verneinet und verwirfft sie mit solchem Stillschweigen.

Es ist zwar nicht ohn, daß GOtt im Alten und Neuen Testament durch die gute Engel den Menschen viel hat verkündigen lassen: aber diese hat GOtt extraordinariè und absonderlich gesendet, auch ist ihr [131] Verkündigen nicht heimlich, verborgen und innerlich, sondern äusserlich und offentlich, nicht zu deß Menschen Verderben, sondern zu seinem Heil und Besten geschehen: aber mit diesen Dienst-Geistern, davon wir reden, hats eine andere Beschaffenheit, die werden nicht von GOtt gesendet, auch geschihet ihr Verkündigen, Lehren, Unterrichten, und dergleichen nicht äusserlich und offentlich, sondern heimlich, auch wol innerlich, und daß andere davon nichts wissen und hören.

Zu maln ist diß kein ordentlich Mittel, durch Hülff solcher Dienst-Geister gelehrt zu werden, und dieses oder jenes zu erlangen; denn GOtt hat uns andere Mittel darzu verordnet, Er weiset uns zur heiligen Schrifft, darinnen sollen wir forschen, Joh. 5 v. 39 nicht aber zu den Spiritibus familiaribus und solchen Dienst-Geistern, Gemeinschafft mit ihnen zu haben. Der Apostel Paulus sagt nicht 1. Timoth. 4 v. 16. [82] attende occultæ inspirationi, habe Acht auf die innerliche Eingebung deß Geistes, sondern attende lectioni et doctrinæ, habe Acht auf diese Lehr, halte an mit Lesen.

So hat auch GOtt die Arbeit, den Fleiß, und den sauren Schweis darzu geordnet, daß wir dieselbe zur Hand nemen und anwenden sollen, wenn wir das wollen erlangen, was wir begehren: wenns aber von einem solchen Dienst-Geist erlanget würde, so geschehe es nicht durch das ordentliche Mittel, nemlich den Fleiß und Arbeit, und ist derwegen diese Weise der Ordnung Gottes zu wider, und kan daher ein solcher Geist freilich kein guter Geist seyn.

Zu dem, so bekennen auch solche Dienst-Geister nicht, daß sie von GOtt gesendet werden, welches ein gewisses Kennzeichen, daß sie keine gute Geister und Engel seyn, denn diese, wie aus allen Historien offenbar ist, haben, wenn sie jemand erschienen seynd, bald im Anfang ihres HErrn und GOttes gedacht, von dem sie gesendet worden, aber das sagt kein solcher Geist nicht: solte er es gleich bey einem und dem andern vorwenden, so ist es doch eitel Betrug und List, welches aus seinen Wercken leichtlich kan gemercket werden, wenn man darauf fleissig Achtung gibt.

Uber das, der gute Geist und Engel kommt zu den Menschen auf vorhergehendes glaubiges und andächtiges Gebet zu GOtt; aber der familiaris und Dienst-Geist wird durch abgöttische und zauberische Wort und Beschwörung herbey gelocket und gebracht.

Die guten Geister und heilige Engel dienen den Menschen ihre Seligkeit zu befördern, denn sie werden ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Seligkeit ererben sollen, Hebr. 1. v. 14. Aber ein solcher Dienst-Geist suchet nichts wenigers als dieses, all sein Thun und Dienen gehet dahin, nicht deß Menschen Seligkeit zu befördern, [132] sondern ihn vielmehr daran zu hindern und ihn darum zubringen, und endlich mit sich in die ewige Verdamniß zu führen.

Die gute Geister, die von GOtt gesendet werden, scheuen das Liecht nicht, sie erscheinen auch den Menschen in einer solchen Gestalt, daraus ihre Englische Majestät hervor leuchtet: aber solche Dienst-Geister scheuen das Liecht, und lieben die Finsterniß, lassen sich auch nicht leichtlich sehen; oder wanns geschihet, so geschihets in einer solchen Gestalt, die den Teuffel, der darunter stecket, bald verräht und zu erkennen gibt.

[83] Die gute Geister leiden nicht gerne einen Zwang von den Menschen, lassen sich auch nicht ins Dunckele einsperren, und an gewisse Ort verarrestiren: der familiaris und Dienst-Geist aber, lässet sich nach dem mit dem Menschen aufgerichteten Bund zwingen, daß er dieses oder jenes thun muß, läst sich an solche Oerter weisen, an welche niemand kommt, als der dem er dienet, auch wol in Crystallen einsperren, in Gläsern und Federkielen verwahren, in Schnuptüchlein einbinden, auch in lange Haar und Zöpffe einflechten, und dergleichen, damit er seinem Herrn stets zu Dienst seyn möge. Massen auch zu Lutheri Zeiten ein Edelmann in dem Saum seines Kleids einen solchen Geist gehabt, der ihm bedient gewesen, daß er in allen Rennen und Ritterspielen das beste Kleinod, und die höchste Ehre davon gebracht.

Und obwol nicht ohn, daß ein solcher Geist seinem geistlichen Wesen nach sich nicht also einsperren lassen kan, daß er seyn solte in ubi circumscriptivè, und mit einem umschribenen Ort umgeben, wie die leibliche Creaturen: jedoch so ist er in ubi definitivè also da, daß wo er ist, da ist er gantz, und in allen Theilen desselben Orts, nicht daß er daselbst seyn müste, sondern daß er freiwillig an einem solchen Ort zu seyn ihm läst gefallen und doch in einem Augenblick auch da seyn kan, wo er will. Daher wie er ein Tausendschalck und Künstler ist, also kan er wol die Gestalt einer Spinnen oder Fliegen, und dergleichen an sich nemen, und sich in ein Glas oder Büchse einsperren lassen, und auf diese Weise dem Menschen immer zugegen seyn.

Ich habe gesehen, schreibt Philander von Sittewald, in Expert. Rupert. p. 642. Als ich aus Paris nach Venedig mit zweyen Edelleuten reisete, daß dem einen wurde ein Dutzet Cronen von seinem Freund gegeben, ihm einen solchen Geist aus Welschland mitzubringen, weil er vernommen, daß sie deren Enden zu erkauffen. Wir verrichteten unsere Reise, und verzehreten die Cronen: musten gleichwol einen Spiritum mitbringen, oder mit Unhöflichkeit das Geld wieder geben. Was Rahts? Ohnfern von Paris, auf der Wiederkehre, nam mein Edolmann eine kleine schwartze Ameiß, thät sie neben etlichen Körnlein in [133] eine Schachtel, und übergab sie, als den begehrten Spiritum, mit dem Unterricht der Sachen einen Schein zu machen, der Spiritus müste reinlich unterhalten werden, jede Freytag auf Gold und Silber spatziren, etc. [84] Dem andern war es ein grosser Danck, und weil wir wusten, daß es lauter Betrug, fragten wir hernach mehr denn einmal, ob der Spiritus auch das Seinige thäte? und vernamen mit Verwunderung, daß es wahr war: gedachten aber auch bey uns selbst, daß man dem bösen Geist nicht viel darff ruffen, sondern daß er selbst suchet sich zu insinuiren.

Das thun aber die guten Geister gar nicht, von denen man dergleichen in Gottes Wort weder höret noch lieset. Ist derwegen aus diesem allen offenbar, daß solche Spiritus familiares und Dienst-Geister keine gute, sondern böse Geister, und mit einem Wort zu sagen, nichts anders als Teuffel selbsten seyn.


II. Es fraget sich aber, fürs ander, ob einer einem andern könne einen Spiritum familiarem zuweisen und überlassen, verehren, vertauschen, und gar verkauffen?

Diese Frag beantwortet Herr Freudius in Gewiss. Frag. von Zaub. p. 98 mit ja, und zwar könne dieses geschehen: erstlich ex Dei permissione, aus GOttes Zulassung. Denn ob es wol nicht in der Zauberer und Hexen, noch auch in deß Teuffels Willkühr stehet, daß er entweder selber, oder auf der Zauberer und Hexen Anweisung, von ihnen aus- und bey einem andern möge einziehen, sondern solches stehet allein in GOttes Gewalt und Zulassung, Psalm 78. v. 49. Darum thut GOtt solche Gewalt den Zauberern und Schwartzkünstlern blos und schlecht nicht einräumen, daß sie über die bösen Geister nach ihrer Beliebung solten zu gebieten haben, von ihnen aus und zu andern einzuziehen, und denselben zu dienen. Je dennoch so verhänget GOtt und lässet solches offtmals zu, wie die Exempel bezeugen.

Zum andern, ex Diaboli pactione, aus deß Teuffels Verbündniß. Denn ob es wol heisset:


– – – facilis descensus Averni,

sed revocare gradum, superasque evadere ad Auras,

Hoc Opus, hic labor est.


Leichtlich kan sich einer mit dem Teuffel einlassen, aber schwerlich kan er desselben wieder los werden; jedennoch so thut er bisweilen den mit ihm getroffenen Pact auf fünff und mehrere Jahre dem Menschen halten, auf daß er dadurch ihrer desto mehr, und den Losgelassenen auch wieder zu seinem Dienst bringen möge.

[85] Drittens, suscipientis consensione, mit der Annemer Bewilligung. Denn es heisset: Willkühr bricht Landrecht, und der Satan [134] erfordert gern vollkommene Bewilligung, und einen ungezwungenen freyen Willen deß Menschen. So nun ein Mensch zu wider GOttes Willen, dem Teuffel gut- und mutwillig sich ergeben will, so lässet GOtt denselben nicht allein in seines Hertzens Dünckel; daß er wandele nach seinem Raht, Psalm 81, v. 13, sondern auch gar dem Teuffel zur Straff wegen vorbegangener Sünden überantworten.


III. Hieher gehöret nun auch fürs dritte, was von dem Alraun zu halten, daß nemlich wer solchen habe, an Geld keinen Mangel haben solle u.s.f.

Herr G. P. Harsdörf. im 2. Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerl. Mordgeschichte, Hist. 45 giebt hiervon diesen merckwürdigen Bericht. Unter den Erdgewäch sen, sagt er, ist keines das einen gantzen Menschen bildet, ausser der Wurtzel, welche man Mandragel, Mandragora oder Alraun nennet. Von dieser Wurtzel sollen deß Labans Haus-Götzen gemacht gewesen seyn, wie die Rabbinen wollen.

B. Porta schreibt, daß ein Italiänischer Zahnbrecher solche Wurtzel als einen Menschen geschnitten, und in die Scham ein Hanffkörnlein gestecket, selbe darmit eingegraben, und dardurch zu wegen gebracht, daß der Allraun mit dem Haupt auf alle Fragen geantwortet. Dergleichen soll die Jungfrau zu Orleans gehabt haben, welche die Frantzosen wider die Engelländer vertheidiget.

Josephus, l. 7. de bell. Jud. c. 25 nennet diese Wurtzel Baaras, von dem Thal wo sie häuffig wächset, und saget, daß sie zu Nachts leuchte wie eine Glut, und soll durch ein hungerigen Hund heraus gerissen werden, darvon zu lesen beym Plinio im 25. Buch am 12. Cap.

Etliche wollen daß diese Wurtzel unter den Hochgerichten gefunden werde, weil der Same von den erhenckten Dieben herunter trieffe, und solche Mandragoram wachsen mache; welches Wort auch teutsch, und von Mann tragen der Wurtzel den Namen gegeben. Allraun aber werde sie genennet von dem Wort All und raun, raunen, weil es allen heimlich in die Ohren raune, was sie thun sollen, um reich zu werden.

Ob nun wol diese Wurtzel ohne Sünde seinen natürlichen Gebrauch haben mag, so hat doch der böse Feind sein Spiel hierbey., und machet, daß derselben übernatürliche [86] Tugend wird zugeschrieben. Daher gebrauchen manche Allraun, ehren und beten die an, waschen und schmücken die, kleiden die in Sammet und Seyden. Was ist aber schröcklicher und abscheulicher, als den Teuffel in Gestalt eines Allrauns kämmen, bürsten und täglich putzen?

In einer vornemen Handelstadt in Franckenland, hat sich eine merckwürdige Geschicht von einem Allraun begeben, daraus zu ersehen [135] seyn wird, wie der böse Feind die Einfältigen so meisterlich zu betriegen weiß, und ihnen hernach mit ewiger Verdamniß zu lohnen pflegt. Wir wollen den gantzen Verlauff kürtzlich erzehlen, jedoch unter verblümten Namen, damit niemand erkandt werden möge, denn theils deroselben Befreunden noch im Leben.

Magdalon ein Handwercks-Weib, hinterläst unter andern einen Allraun, oder eine solche Wurtzel, wie wir vor beschrieben haben. Als sie sterben will, befiehlet sie der ältesten Tochter, sie solte dieses schwartze Männlein in ein fliessendes Wasser werffen, welches sie auch nach der Mutter Tod gethan, und nicht gewust was es gewesen; aber doch gesehen, daß ihr Vatter einsten dieses Kästlein hinder die Thür geworffen, und deßwegen, wie die Leute aberglaubisch, verdorben seyn solle.

Die jüngere Tochter hatte vielmals hören sagen, daß wer einen Allraun hätte, bey jederman angenem und niemals Mangel litte, fragte deßwegen darnach, weil sie wuste, daß einer unter der Mütterlichen Verlassenschafft verhanden gewesen. Maria die älteste Tochter will nicht sagen, daß sie solchen in das Wasser geworffen, Uneinigkeit und Zwiest zu vermeiden. Man suchet alle Winckel aus, die Wurtzel aber ist nicht zu finden.

Nachdem die Abtheilung geendet, und Hedwig die jüngere Schwester beharrlich nach dieser Wurtzel Verlangen träget, findet sie unter ihrem Geräthlein in einer Truhen den Allraun verborgen, und erfreuet sich darüber nicht wenig. Ob nun der böse Geist dardurch mit ihr geredet, und ihr Raht und That gegeben, kan man nicht wissen. So viel aber hat man ersehen, daß es ihr dem äusserlichen Ansehen nach, wol ergangen. Sie hat einen Beckenknecht geheuratet, ihn zu Burger und Meister gemachet, ja das erste Jahr ein schönes Haus gekaufft, und Gelds genug gehabt, da ihre Schwester hergegen verdorben, und in die äusserste Armut gerahten.

[87] Hieher gehören die Wort deß Predigers am 8. Cap. v. 14. Es seynd Gerechte denen gehet es, als hätten sie Wercke der Gottlosen; und seynd Gottlose, denen gehet es, als hätten sie Wercke der Gerechten.

Nach wenig Jahren fället diese Hedwig in eine tödliche Kranckheit, und schreyet, man solte ihren Mann eiligst holen, denn sie wol spürete, daß sie nun plötzlich sterben müste. Man spricht ihr zu, sie solte sich zu einem Christlichen Abschied gefast machen, ihre Sünde erkennen, und auf GOttes Barmhertzigkeit ihr Vertrauen setzen: aber sie will von diesem nichts hören, sondern schreyet nur nach ihrem Mann.

[136] Endlich als der Mann zu der Thür hinein tritt, will sie anfangen von dem Allraun zu reden, er aber schlägt sie auf das Maul, daß sie alsobald in die Züge fällt, und stirbt dahin. Wie wol sie gefahren, wird ihre Seele erfahren haben. Nachdem man sie zur Erden bestattet, ist sie mit vielem Heulen und Schreyen in dem Haus wiederum erschienen, daß ihr hinterlassener Wittwer ausziehen, und in einer andern Behausung wohnen, nachgehends aber die Seine anderst bauen müssen.

Hieraus erhellet, was Salomon sagt Proverb. 16. v. 8. Es ist besser wenig mit Gerechtigkeit, denn viel Einkommens mit Unrecht. Und an einem andern Ort sagt er: Es ist besser arm, und niedriges Gemüt seyn mit den Elenden, denn Raub austheilen mit den Hoffärtigen, und kargen mit den Geitzigen. Und was CHristus der HErr spricht, Matt. 16. v. 26. Ach was hilfft es dem Menschen, wenn er auch die gantze Welt gewinnet, und leidet Schaden an seiner Seele?


IV. Letzlich wird auch allhier in dieser Erzehlung angezeiget, dass sich D. Fausti Geist Mephostophiles nennen lasse, welches sonsten ein Persianischer Name seyn soll.

Daß aber auch die Geister ihre Namen haben, erhellet zugleich hieraus: denn haben die gute und heilige Geister, die Engel, ihre Namen, allermassen sich dorten bey der Verkündigung deß HErr Messiæ vor der Jungfrauen und GOttes-Gebärerin Maria der Engel, Gabriel, das ist: GOttes Mann, oder GOtt ist meine Krafft, genennet, Luc. 1. v. 26. und der Engel Michael, zu teutsch, wer ist wie GOtt? der in Persien wider den Teuffel stritte, Dan. 10. v. 13. Deßgleichen in dem Büchlein Tobiæ nennet sich der Engel Raphael, das ist, GOttes Artzt, Tob. 3. v. 25.

[88] Warum solten denn die bösen Geister nicht auch ihre Namen haben? GOTT der HERR spricht ja klärlich in dem Buch Hiobs im 1. vers. 7. zu dem Teuffel, der zugleich damals unter den Kindern GOttes vor den HERRN tratt, Satan, wo kommst du her? Auch sagten dorten die verbosten Juden zu dem HERRN CHristo, Er treibe die Teuffel aus durch Beelzebub, den Obersten der Teuffel, Lucæ im 11.

Also nennete sich deß Christoff Wagners Geist, Aurhan. Deß Papsts Pauli deß II. nennete sich Lammaleche. Papsts Alexandri deß VI. Geist läst sich nennen Loyaute. In dem Böhmischen Gebürge, und denn fürter auf Schlesien zu, halt sich ein abentheurlicher Geist auf, der sich Rubezal nennet, welcher sich offtmals in eines Münchs Gestalt zu den Wandersleuten, denen der Weg durch das Gebürge oder Gehöltz nicht bekandt ist, gesellet, mit Vertröstung, sie sollen unbekümmert seyn, er wolle sie wol auf den rechten Weg führen: wenn er sie [137] nun in das Holtz verführet, daß sie nicht wissen wo aus oder ein, so soll sich der Schadenfroh auf einen Baum schwingen, und überlaut lachen, daß es im Wald erschallet.

Es soll ebenmässig eine jede Bulschafft seinen Namen haben, wie aus den Bekandtnissen der Hexen wissend ist; als Aurhan, Hennengetter, Hemmerlein, Wolffel, Mücker, Phasan, Blaß, Capaun, Juncker Haan, und viel andere. Also thut D. Fausti Geist auch, und nennet sich Mephostophile: denn kein Herr nimmt einen Diener oder Knecht an, er wisse denn, wie sein Nam heisse und genennet werde.

[138]
Das 12. Capitel
Das zwölffte Capitel.
D. Faustus vertrauet nicht allerdings seinem Geist Mephostophili.

D. Faustus hatte eben zu der Zeit ausser der Stadt etwas zu verrichten, daß er also ein paar Tage mit seinem Geist nicht kunte umgehen: so bald er aber wieder nach Haus kommen, da gedachte er, sihe, ich hab gleichwol diese Tage über, als ich ausser der Stadt gewesen, offt an meinen [89] Geist gedacht, und ist mir doch auf dem Wege niemals erschienen, da er mir doch zugesaget, nimmer von mir entfernet zu seyn, vielleicht wird er mir nicht Glauben halten.

D. Faustus aber stunde zur Zeit eben noch in solchen Gedancken, als der Geist Mephostophiles zu ihm eintratte, ob welches veränderter Kleidung er gleichwol einen Argwohn schöpffte, denn er vermeinte (war aber nicht) der Geist hätte erstesmals einen andern Münchs-Habit angehabt, weder jetz- und, das ihme denn sein gefastes Mißtrauen zu dem Geist vermehren wolte, schwiege aber doch: dieses vermerckte der Geist und sprach zu ihm: mein Herr Fauste, warum gedenckest du so Arges in deinem Hertzen, und vertrauest mir so wenig? Habe ich dir nicht zuvor gesaget, du solst mich bey meinem Namen nennen, wenn du etwas von mir verlangest und haben wilst. Setze lieber Fauste so gar kein Mißtrauen zu mir, hast du doch noch nichts von mir begehret: zu deme, so bin ich dir ja zuvor in der Kleidung eines grauen Münchs wie jetzund auch erschienen, thue die Augen recht auf.

D. Faustus lächelt darob, und sagte zu Mephostophili: es mag seyn, daß zwar eben diese Kleidung anjetzo sey, welche du erstesmal angezogen hast, du soltest aber der heiligen Münche nicht also spotten; denn solche Kleidung und Habit, dergleichen du anhast, und sonderlich deß H. Francisci Ordens, haben auch wol Käiser- Königliche- und Fürstliche Personen angetragen, ja sich darein als sie sterben wollen, verhüllet, und mit zur Erden bestatten lassen. Hättest du dich wol können bekleiden wie die erbarn Landsknechte, Türcken oder [90] Juden, die ohne das dir etwas näher angehören, als diese.

[139] Der Geist antwortete und sprach, ey warum vexirest du mich, beliebt es dir, so kan ich diese Kleidung bald ausziehen, und eine andere anthun, mir gilt es eben gleich, es ist mir ein Münch wie ein Landsknecht oder Jud, einer wie der andere.

D. Faustus sagte hierauf, mein Mephostophiles, halte mir solches zu guten, du solst bey dieser Kleidung verbleiben, führe deinen Orden nur strenge; ich will dir aber hinfüro, damit du mich nicht so geschwind erschleichest, ein klein Glöcklein anhängen, auf daß ich dich an dem Klang und Geläute vernemen möge.

Der Geist ereifferte sich ob solchem Beginnen und Zumuten D. Fausti sehr hefftig, sagende, er wäre ihm Geistes genug; so er einen Narren haben wolte, warum er ihn nicht einen bestellet hätte, ihn aber fahren lassen? was er deß Gespöttes bedörffe? er wäre ein hocherfahrner, gelehrter und subtiler Geist, deme alle die Gelehrtesten auf der Welt nicht vermögen in einiger Kunst obzuliegen; derowegen so solle er hinfüro nur sein Gespött lassen, denn er es nicht leiden könne, wolle ihn also hiermit gewarnet haben, wo er anderst nicht haben wolle, etwas zu erfahren, das ihme nicht gut seyn möchte.

Daß auf Anhörung solcher deß Geistes Drohworte dem D. Fausto wol zu Mut müsse gewesen seyn, ist nicht wol zu glauben, zu maln wenn er betrachtet und gesehen, wie aus deß Geistes Augen gleich als Feuer-Stralen vor Eifer geschossen, derowegen er ihn fleissig um Verzeihung bate, mit [91] dem Versprechen, es solte hinfüro nicht mehr geschehen: er wisse selbst wol, daß ein Mensch, der vor einem andern etwas wisse und könne, sich nicht verachten lasse; wie viel weniger er als ein hocherfahrner Geist? Sprach also ferner: Mein Mephostophiles, ziehe vor dieses mal wiederum hin, und gib mich nicht auf; wenn ich dir aber werde mit Namen ruffen, so erscheine und sey mir in allem willfährig. Also ist der Geist in einem Augenblick verschwunden.

Anmerckung.

I. Daß allhier dem Geist Mephostophili deß D. Fausti Gedancken [140] so bald seyndt bekandt gewesen, solte einem wol Gedancken machen, ob es seyn könne. Es ist aber solches bey so gestalten Sachen dem Teuffel gar wol müglich gewesen, als der aller Gottlosen Gedancken ein Erkenner ist; denn er gibet sie ihnen ein: Er sihet und regiret aller Menschen Hertzen, die nicht mit GOttes Wort verwahret seynd, ja er hält sie in seinen Stricken gefangen, daß sie gedencken, reden und thun müssen nach seinem Willen, 2. Timoth. 2. v. 26. Und der Apostel spricht in der 2. an die Corinthier im 4. vers. 4. Der Gott dieser Welt verblendet der Unglaubigen Sinne. Wie solte denn dem Geist unbewust gewesen seyn, daß D. Faustus gleichsam ein Mißtrauen zu ihm setzen wolte, weilen er ihm ohne Zweiffel diesen Gedancken selbst eingegeben hatte, wie auch von Juda geschrieben stehet, daß ihme der Teuffel ins Hertz gegeben, daß er Christum verrahten solte: und dem Cain gabe er nicht allein ein, daß er böses von seinem Bruder Abel gedachte, und ihme feind ward, sondern er triebe ihn auch an, daß er ihn ermordet.

Dargegen der Frommen Glaubigen Gedancken weiß er nicht, bis sie darmit heraus fahren; denn Christus ist ihme zu klug. Wie er nun nicht hat wissen können, was Christus in seinem Hertzen gedachte, also kan er auch nicht wissen der Gottseligen Frommen Gedancken, als in wel cher Hertzen Christus wohnet.

Jedoch können die Teuffel offt, ihrer Subtil- und Ge[92]schwindigkeit nach, aus vielen Anzeigungen schliessen, erfahren und wissen, was die Menschen im Sinne haben; wie aber dieses zugehe, gibt der heilige Augustinus zu erkennen, wenn er spricht: Cum noster animus movetur, propter eam conjunctionem quam habet cum corpore, in eo aliqua imprimit sui motus vestigia et qualitates, quæ tamen à nobis, cum sensus hebetes habeamus, non videntur; nisi cum illi motus et vehementes et fortiores fuerint. Et in iracundia usu venit: Nam si aliquis excandescat, rubor in facie, et flamma in oculis, statim ardet. Idem accidit, cum et fusiùs exhilaramur. At cum animi motus leniores fuerint, non est dubium, quin ettiam aliquid corpori inuratur, quod licet ipsi non sentiamus, tamen à Dæmonibus cognosci potest.


II. Daß aber fürs ander der Geist eben in eines Münchs Gestalt und Habit dem D. Fausto erschienen, und also solchem heiligen Orden, in den sich wol eher Königliche und Fürstliche Personen begeben, gleichsam einen Affront angethan, ist dem Ansehen nach nicht recht, wie Faustus selbst gestehet; es möchte denn etwan ein anderst-Gesinneter hievon sagen, was man Sprichwortsweise saget:


Non audet Stygius Pluto tentare, quod audet

effrænis Monachus, plenaque fraudis anus.


[141] Eine Fabel wird erzählet von dem Ursprung und Herkommen deß heiligen Münch-Ordens, folgender Gestalt: Der Teuffel hat einsten einen faulen losen Bruder in einer Wüsten angetroffen, und ihn gefragt, wer bist du, und was thust du hie? Da hat der Bruder geantwortet, er sey ein Christ, und sey darum in diese Wüsten kommen, daß er der Christlichen Lehre desto besser abwarten, und ein einsameres Leben führen möge. Da hat der Teuffel weiter gesagt, wolan, weil du von den Leuten gewichen bist, und dich freywillig abgesondert hast, so wird folgen wollen, daß du heiliger und frömmer seyest denn andere Leute, darum will dir und deines gleichen zustehen, daß ihr andere Kleidung traget, dardurch ihr von andern gemeinen Leuten für heilig und fromm möget gehalten und erkannt werden. Der Bruder sihet seine Kleider an, die nun fast zerrissen waren, und sprach, er wolte gern ein ander Kleid tragen wenn ers hätte; der Teuffel sagte, ich will dir eines bringen. Auf den andern Morgen brachte er dem Bruder etliche Ellen graues Tuchs, schneidet in der Mitte ein Loch hindurch, und hieng es ihm also gantz an den Hals: Der Bruder gehet also fort, und trägt [93] vornen das Tuch unter den Armen, hinten aber blieb es ihme an den Büschen und Dörnern behangen, und machte ihm also viel zu schaffen, daß er der Arbeit gar entwohnete, zu welcher er ohne das nicht grosse Lust truge. Uber etliche Tage kommet der Teuffel wieder, und da ihm der Bruder klagte, wie ihm das Tuch so viel Mühe mache, nimt er so bald eine Weide von dem Baum, und schürtzet ihn darein, wie mit einer Gürtel, und machte grosse Schösse und weite Ermeln; daher es auch noch kommet, daß sie Gürtel mit Knoten tragen, und die Kappe samt den Ermeln so weit worden, daß sie noch heutiges Tages niemand erfüllen kan: Darnach machte er ihm auch einen Krantz, denn, sagte er, es ziemet einem so heiligen Mann kein Haar zu tragen, wie die Layen und Unheiligen thun: Endlich, da sich der Bruder beklagte, es sey ihm nicht müglich, daß er sich nun hinfüro mit Arbeiten solte ernähren, denn das Kleid sey zu weit und ungeschickt darzu. Gibt ihm der Teuffel den Raht, er soll gehen in den nächsten Flecken, und bitten um GOttes willen, und schreyen: Panem propter Deum, gebt mir Brod um GOttes willen; und damit es ihm auch da nicht mangeln solte an dem, darein er das Brod samlen möchte, so nimt der Teuffel deß Bruders sein Hemd, nähet es oben und unten zu, und schneidet mitten ein Loch darein, und machet ein Gardian daraus. Der Bruder gehet hin, und will Brod betteln, und da er in das nächste Dorff kam, und den Leuten damals ein solch wunderliches Thier noch neu und unbekandt war, lieffen die Kinder, so der Pferde und Gänse hüteten, von dem Feld heim, und schreyen und wusten[142] nicht, was das für ein Thier wäre. Es war aber eben um die Zeit, daß der Hirt das Viehe um den Mittag eintriebe, da schrie im Eintreiben der Dorff-Ochs, seiner Gewonheit nach, Mo, Mo, Mo, Monch, heben die Kinder an, sihe, sihe, unser Dorff-Ochs kennet ihn. Also hat der Teuffel den ersten Mönch gemacht, der Dorff-Ochs aber hat ihn getaufft.

III. Zum Dritten, wird zugleich hieraus fürstellig gemacht, die Hoffart und Stoltz deß Geistes, der sich vom Fausto nicht will vexiren lassen, und kan durchaus nicht verdulten, daß man das Gespötte mit ihm treibe. Welches denn frommen Christen zu einem Trost dienen soll, als welche seiner nicht eher los werden können, nebenst dem Gebet, denn mit dessen Verachtung; wie solches unter andern Herr D. Luther bemercket, und folgende Begebenheit [94] erzählet Colloq. Mens. p. 206, da er spricht: Im Anfang meiner Lehr, da das heilige seligmachende Evangelium den gepresten Gewissen gepre diget zu werden begunte, legte sich der Teuffel sehr darwider, und liesse unter andern nicht ab vom Poltern zur Nachtszeit, an unterschiedlichen Orten: Denn er hätte gern zu Magdeburg das Purgatorium oder Fegfeuer, und den Discursum Animarum in seinem Esse erhalten. Nun war allda ein reicher und begüterter Burger, dem starb ein Kind, welchem er aber keine Seelmesse hielte; das thäte denn den Pfaffen trefflich wehe, giengen demnach zu Raht, und brachten im End zu wegen, daß der Teuffel alle Nacht um acht Uhr in die Kammer deß Burgers kame, und winselte und ächzete gleich einem jungen Kind. Dem guten Mann ward hierüber angst und bang, wuste nicht wie er ihm thun solte, befragte sich derwegen mit den frommen Leuten, den Pfaffen, welche denn noch ihr Gespötte mit ihm hatten, und ihme hoch verwiesen, daß er seinem verstorbenen Kind keine Vigilien gehalten, das nun nicht ruhen könte, u.s.w. Es war aber allbereit zur selbigen Zeit meine Sermon über den Spruch: Sie haben Mosen und die Propheten, ausgangen, in welcher der gute Mann fleissig gelesen, und soviel befunden, daß nichts auf die Seelmessen zu halten seye; weßwegen er mir zu geschrieben, und um einen getreuen Raht gebetten. Ich schriebe ihm wiederum, er solte weder Vigilien halten lassen, noch sich fürchten, sondern gewiß glauben, daß es der Teuffel wäre, der solches alles anrichtete, er solte nur fleissig beten und den Teuffel verachten; welches denn so bald alle in dem Hause thaten, und verachteten den Teuffel, und sprachen: Teuffel was machst du, hast du sonsten nichts mehr zu thun? hebe dich du verdamter Geist in den Abgrund der Hölle, dahin du gehörest, u.s.f. [143] Wie nun solches der Geist vername, da war er kein winslendes Kind mehr, sondern ein Polterer; stürmte, warff und schluge allenthalben, thäte sehr scheußlich, und liesse sich offt sehen wie ein Wolff der heulet. Aber die Leute im Haus, so gar auch die Kinder, verachteten ihn nur desto mehr, und waren ohne Furcht für ihm, daß wenn etwan jemand unter ihnen die Treppen oder Stiegen hinauf gieng, so trappte er denn mit den Händen hernach, alsdenn sprachen sie unverzagt, huy Teuffel bist du toll? Einmals kommt Herr Jacob, der Probst zu Bremen, [95] nach Magdeburg, und kehrete mit Fleiß bey diesem Burger ein, um zu hören und zu vernemen, ob wahr sey, was man von dem Poltergeist in seinem Haus ausgesprenget? Als es kaum acht Uhr zu Nacht geschlagen hatte, da liesse sich der Geist zur Genüge vernemen, so, daß der gute Probst nach Bette eilte: es waren aber zwey Kammern neben einander, in der einen schlieff die Frau deß Hauses, samt ihren Kindern, und einer Magd, in der andern lag der Probst und der Hauswirt; da es denn nicht lang anstunde, daß der Geist kam und machte ein Gepolter in der Kammer, name dem Probst das Deckbett, daß dem guten Herrn recht bang ward, und hefftig zu beten anfienge. Letzlich kommt er auch in die andere Kammer zu der Frauen, derer er überm Bette herlieffe, gleich als wären lauter Ratten zu gegen: da es nun gar zu lang wären wolte, kehrete sich die Frau herum, reckte den Hindern zum Bett heraus, und liesse einen streichen S. V. sprechende, sihe da Teuffel, da hast du einen Stab, den nimm in deine Hand, gehe damit Walfarten nach Rom, und hole von dar Ablaß. Also bliebe der Teuffel, auf sothane Verachtung und Verspottung hinfüro gar aus, und hatte das Poltern ein Ende. Aus den Vitis Patrum wird diese Geschicht erzählet: Daß einsmals ein Altvatter hab gesessen und gebetet, und da sey der Teuffel bald hinter ihm her gewesen und hab ein Gerumpel gemacht, daß den guten Altvatter gedaucht, er höre einen gantzen Hauffen Säu kerren und gruntzen, womit ihn der Teuffel schrecken, und am Gebet hindern wollen; der Altvatter aber hab gesprochen: Ei Teuffel wie ist dir so recht geschehen, du soltest seyn ein schöner Engel, so bist du zu einer Sau worden: darauf habe das Gethön und Kirren so bald aufgehöret; denn es habe der Teuffel diese Verachtung nicht leiden können. Contemptus frangit Diabolum, observatio inflat, ait Lutherus. [144]

Das 13. Capitel
[96] Das dreyzehende Capitel.
Wie D. Faustus, durch Hülffe seines Geistes, seine Haushaltung angerichtet, und Speis und Tranck zu wegen gebracht hat.

Obwoln nun D. Faustus vermeinet, es könne ihm hinfüro nichts mehr mangeln, alldieweiln er einen so getreuen Diener an dem Geist habe, hat es doch gleichwol nach und nach an einem und dem andern ermangeln wollen. Denn die baren Mittel von der Verlassenschafft, seines vor etlichen Jahren verstorbenen Vettern, hatten nunmehro ein Ende, und war von disem allen, ausser der Behausung, in welcher er wohnete, und etlichen Wiesen und Feldern, weniges mehr überig, wegen vielen Spielens und Panquetirens, darzu er sehr geneigt war.

Weßwegen er mit seinem Mephostophile Raht hielte, wie er doch andere Mittel an Statt der verlornen, haben und erlangen möchte, damit er eine bessere Haushaltung anstellen und führen köndte; denn eben um der Ursach willen, sagt er, daß er in diesem Leben ein gutes Leben haben, und ihme nirgends etwas abgehen möchte, habe er sich dem Teuffel ergeben, u.s.f.

Der Geist sagte hierauf: Mein Herr Fauste, gib dich zu frieden und beschwere dein Gemüt nicht mit der gleichen kummerhafften Gedancken, sorge doch hinfüro für nichts mehr, ich bin ja dein Diener, dein getreuer Diener, und so lang du mich haben wirst, solst du keinen Mangel an irgend etwas haben: darum solst du nicht sorgen noch trachten, [97] wie deine Haushaltung möge fortgeführet werden, weiln du weniges Einkommen hast, und das andere fast aufgezehret ist; denn wenn du nur Schüssel, Teller, Kannen und Krüge hast, so hast du schon übrig genug; für Essen und Trinken aber darffst du nicht sorgen, ich will dein Koch und Keller seyn: dinge nur keine Magd, die es vielleicht verrahten möchte, aber einen Famulum und Jungen magst du wol haben: ingleichen Gäste und gute Freunde, die dir Gutes gönnen, und deß Deinigen bishero zimlich genossen, die magst du wol einladen und beruffen, [145] und mit ihnen frölich und gutes Mutes seyn.

Daß nun dieses Anerbieten deß Geists dem D. Fausto erfreulich müsse zu hören gewesen seyn, ist wol zu glauben: allein er wolte fast darob zweiflen, weßwegen er auch zum Geist sprach: Mein lieber Mephostophiles, ich muß doch gleichwol fragen, wie und woher willst du solches alles überkommen?

Der Geist lächelt hierüber, und sagt, darfür sorge du nur nicht, aus aller Könige, Fürsten und grosser Herren Höfen kan ich dich sattsamlich versehen; an Kleidern, Schuhen und anderm Gewand, solst du auch keinen Mangel leiden: darum was du Abends und Morgens verlangest und haben wilst, das verzeichne und lege die Verzeichniß auf den Tisch, daß ich sie hole, und dieses zu rechter Zeit verschaffe.

Dessen erfreuete sich D. Faustus gar sehr, und thäte dem also, verzeichnete zur Stunde die Kost nebens einem guten Trunck zweier oder dreyerley Wein-Gewächse, um zu sehen was er für einen Artus-Hof haben würde.

[98] Abends um sieben Uhr wurde ihm hierauf zum erstenmal der Tisch gedecket, auf welchen denn der Geist ein zierlich-verguldtes Trinck-Geschirr setzte; welches D. Faustum veranlaste seinen Mephostophilem zu fragen, woher doch diß schöne Trinck-Geschirr komme? Deme er bald antwortete, er solte davon nicht fragen, er habe ihm dieses in das Haus verehret, dessen solte er sich ins Künfftige bedienen. Worauf Faustus schwiege, sahe auch zugleich, daß Semmeln und anders mehr auf dem Tisch lage, ja nicht lang hernach sechs oder acht Gerichten, welche alle warm und auf das Beste zu bereitet gewesen, wie ingleichen die Weine, auf dem Tisch gestellet wurden.

Anmerckung.

I. Wenn bey manchem das Gütlein durch Spielen, Fressen und Sauffen, und tägliches Wolleben ist durchgebracht worden, gleichwie allhie bey D. Fausto, kommt man alsdenn in die Armut, und weiß weder hinter sich noch vor sich, darinn steckt mancher und manche sehr tieff, und ist mit Schulden hart beladen, wird daher betrübt, melancholisch und traurig, und weiß sich doch weder zu helffen noch zu rahten. Bey solchem Zustand pflegt ihnen der Teuffel nachzustellen, verheisset ihnen[146] grossen Reichthum, wenn sie sich ihme ergeben wollen, hat auch manche dahin gebracht, daß sie sich ihme ergeben, und in seinen Bund getretten seynd, und diß aus Antrieb der Armut.

August. Lerchheimer im Bedenken von Zauberey c. 19. schreibet von einer armen Wittib, daß sie hab bekennet, sie sey also darzu kommen, daß sie in einem Wald gegangen, Holtz zu holen, und da sey der böse Geist in Gestalt eines Försters zu ihr kommen, und hab sie gefragt, warum sie so traurig sey, ob ihr der Mann gestorben? Darauf sie ihm mit Ja geantwortet. Er hab aber weiter gefragt: Ob sie ihn nemen, und ihm gehorsam seyn wolle, so wolle er ihr Gelds genug geben, und hab sie mit vielen Worten überredet, daß sie darein gewil[99]liget, und Gott ab und dem Teuffel zugesagt, darauf hab er sie gebuhlet. Er sey aber nach vier Wochen wieder zu ihr kommen, und hab ihr einen Besen dargereicht, darauf sey sie mit ihm geritten auf eine in der Nähe gelegene Hayden zum Tantz, darbey noch 10. andere Weiber gewesen, unter denen sie mehr nicht als zwo gekennet. Weiter er zehlet er von einem Weib, das sehr traurig, auch zornig über ihren Mann gewesen, der Ursach wegen, weil er ihr das Geld verspielt gehabt; sie sey aber in Unmut hinaus in den Weingarten gangen, da ihr Unterwegs ein schwartzer Mann begegnet, der sie getröstet und ihr verheissen, er wolle ihr Gelds genug geben, wenn sie seinen Willen thun wolte. Sie hab sich überreden lassen, hab GOtt ab und ihm zugesagt, hab mit ihm Unzucht getrieben, und von ihm einen Schos voll Geld bekommen, welches aber bald zu Hafen-Scherben worden.

In unserer Nachbarschafft, spricht M. B. Waldschmid, Pyth. Endor. p. 37. soll sich begeben haben, wie es erzehlet worden, daß ein armes Weib aus ihrem Ort und Haus betrübt und traurig sey hinaus gangen aufs Feld, und hab sich sehr bekümmert, wo sie ihr Friedens Geld, welches ihr mit ehestem zu bringen auferleget worden, hernehmen solte, weil sie keine Mittel gewust. Es sey ihr aber ein Mann begegnet, der hab sie gefragt, warum sie so traurig sey? Dem hab sie ihr Anligen, wegen Mangel deß Frieden-Gelds, geklagt, darauf er gesprochen: wenn sie ihm folgen und seines Willens leben würde, so wolte er ihr so viel Geld geben. Als sie sich nun lang gewehret, habe er sie doch endlich dazu beredet, daß sie es gethan, sich ihm in seinen Willen ergeben, und hierdurch sey sie Anfangs, wie sie bekennet hab, zur Zauberey kommen.


II. Zum andern, wegen der Wollust deß Fleisches, daß er nur in dieser Welt gute Tage und alles vollauf haben möge, ergibt sich mancher dem bösen Geist, wie D. Faustus auch gethan welches er allhier selbsten bekennet, zu dem Ende gethan zu haben.

[147] Mancher ist dem Fressen und Sauffen, Schlemmen und Demmen so ergeben, daß er nicht nachlassen kan, so lang ein Kreutzer übrig bleibet, es haben gleich Weib und Kinder zu brocken oder zu beissen, ja wenn kein Geld mehr vorhanden ist, kommt man an die Kleider und Hausrath, versetzet und verpfändet, so lang etwas da ist; wenn aber zu letzt nichts mehr vorhanden ist, und man dem Schnabel soll abbrechen, so fällt man in Kleinmütigkeit, und will vergehen. Da kommt denn etwan [100] ein alte Hexe, und gibt Raht, wie man die Sach soll angreiffen, oder es erscheinet wol der böse Geist selbst und verheist einem solchen Menschen ein tägliches Wolleben, und das nimmt er denn willig und gern an, begibt sich gar ins Teuffels Dienst, nur damit er deß verheissenen Wollebens immerdar geniessen möge. Zu welchem Wolleben denn auch sonderlich gehöret die Unzucht und Geilheit, als wordurch ihrer sehr viel in diese schwere Sünde gerathen seynd.

Man sagt sonst Sprichworts-Weise: junge Huren, alte Hexen; denn die Hurerey stürtzet viel in die Hexerey, und wo der Teuffel Unzucht, Geilheit, und ungebürende Liebe gegen andere Leute mercket, da freuet er sich, gesellet sich zu einem solchen Menschen, und hat Gewalt über ihn, Tob. 6, v. 17. und ist wol eher geschehen, daß, wo er gemercket, daß eine Mannsperson, ihm ein Weib oder Jungfrau so tieff ins Hertz gebildet hat, Unzucht mit derselben zutreiben, oder im Gegentheil ein Weib mit einer Mannsperson, da ist er wol solchen in Gestalt derselben Mann- oder Weibsperson erschinen, und hat ihn oder sie durch verdamliche Unzucht in seine Stricke gebracht.

Jenes junge Weib warff ihren Sinn und Hertz auf eine schöne Mannsperson, mit derselben ungebürlicher Liebe zu pflegen; darauf erschiene ihr der Teuffel auf dem Feld in Gestalt derselben Mannsperson, und verrichtet das jenige mit ihr, worzu sie ihre böse Lust getrieben hatte, und machte sie hernach vollends zu einer Hexen. Ein fast dergleichen klägliches Exempel erzehlet M. Zeiller, Hist. 1. Theatr. Tragic. folgendes Innhalts. Es lebte vor Jahren zu Lyon in Franckreich ein Leutenant über die Schaarwacht der Stadt Namens La Jacquiere, der wegen seines unzüchtigen Lebens sehr beschryen war. Einsmals begab es sich, daß er bei der Nacht auf der Gassen, zwischen eilff und zwölff Uhren, zu andern fünff seiner Gesellen, so mit ihm herum giengen, sagte: er wisse nicht, was er geessen habe, so erhitzt sey er, also, daß, wenn ihm auch der Teuffel begegnete, er ihme doch nicht entrinnen solte, er hätte denn seinen Willen mit ihm vollbracht.

So bald er diß geredt hatte, wird er gleich in einer Gassen, nahend der Saone oder Araris-Brucken, eines adelichen Weibsbilds gewar, welche wolbekleidet, mit einem Laggeyen, so eine Laterne truge, schnell fortgieng, [148] und sich stellte, als ob sie sich nicht lang auf der Gassen aufzuhalten hätte. Der Leu[101]tenant verwunderte sich, daß er so spat eine Dame, so wol gebutzt, auf der Gassen alleine mit einem Laggeyen antreffen solte, eilet ihr derwegen nach, grüste und befragte sie, wo sie so spat hinaus wolle? Die Dame machte eine tieffe Reverentz, thut ihr Visier hinweg, grüst den Leutenant auch, und zeigt ihm an, daß sie bey einer ihrer Befreundin zu Nacht gessen, und sich so lang verweilet habe, der Leutenant wurde wegen ihrer schönen Gestalt, und daß sie ihn so freundlich ansahe, gleich in Liebe entzündet, und erbot sich deßwegen, sie nach Haus zubegleiten, sonderlich dieweil er von ihr verstehet, daß ihr Mann nicht zu Haus sey. Die Dame bedanckt sich dieser Courtoisie und Höflichkeit halber, und gehen also diese beyde einen zimlichen weiten Weg miteinander, und werden von den obgesagten fünff Wächtern begleitet, von welchen der Leutenant drey hinweg schicket, und allein zween, als seine Vertrauteste, bey sich behalten thut.

Da sie nun zu der Dame Haus, so nahend dem Castell Pierre Cise, am Ende der Stadt Lyon, gegen Paris zu, gelegen, kamen, zoge der Laggey einen Schlüssel aus dem Sack, mit welchem er aufsperrte. Dieses abgelegen einschichtige Haus hatte zwo Gaden Höhe, die obern zwey Zimmer waren allein zum Holtz und andern dergleichen Sachen gebaut: unten aber war ein Saal, und eine daran stossende Kammer. Im Saal stunden zwey Bette, deren Decken von gelben Taffet, die Tappezereyen und Vorhänge aber von gelben Sarge accomodiret und zugerichtet waren. Und ob es wol im Julio; gleichwol weiln sich ein kalter Wind erhebt hatte, befahle die Dame dem Laggeyen ein Fagot oder Wellen anzuzünden. Unterdessen setzten sich diese Leut, ein jedes in einen Sessel, und fähet den Leutenant an, der Dame seine Lieb und grosse Passion zu verstehen zu geben, mit inständiger Bitt, Mitleiden mit ihm zu haben, und solchen geneigten Willen ihme nicht zu versagen.

Die Dame entschuldigt sich Anfangs mit ihrer Ehre, vermeldet auch, daß die Männer heutigs Tags sehr untreu seyn, und wo sie etwas von den Weibern zu wegen bringen, sie solchen Favor alsobald allenthalben publiciren und ausruffen, deßwegen so könne sie ihm nicht willfahren. Der Leutenant verheist ihr mit einem Schwur, daß er solchen Favor keinem Menschen entdecken wolle, und daß er bereit sey, sich ihrentwegen in die äusserste Gefahr zu begeben. Die Dame bewilligt [102] endlich in sein Begehren, und führet ihn in die nächste Kammer, in welcher ein Bett von gleichen Zeug, wie im Saal, zu gerichtet war.

Nach vollbrachter That, bate der Leutenant auch vor seine beyde Gesellen, welche er seine beste Freunde nennet: dessen die Dame übel [149] zu frieden war, und sagte, ob er meine, daß sie eine Wölffin seye, welche sich einem jeden frey geben solte; sie hätte es ihme nicht zugetraut, daß er vor die Gnade, die kein Mensch auf Erden, ausgenommen ihr Mann, von ihr habe zu wegen bringen können, also solte undanckbar seyn, und indeme sie das sagte, stellete sie sich, als wolte sie hinweg gehen, er aber hielte sie mit grosser Bitt, hertzete und umfieng sie: und nachdem er abermals seinen verfluchten Willen mit ihr vollbracht hatte, fieng er wieder an, vor seine beyde Gesellen zu bitten, und unter andern auch dieses zu vermeldten, daß zu befürchten sey, wenn sie ihnen diese Gnad abschlagen werde, daß sie die Sach allenthalben offenbaren und ausschreyen möchten. Die Dame gibt endlich, wiewol dem Ansehen nach, sehr ungern ihren Willen darein, und werden die zween dessen vom Leutenant verständigt, welche sich auch nicht lang bitten lassen, weiln sie ein solches vermeintes Glück nicht um ein Königreich gegeben hätten.

Nachdeme sie nun also alle drey ihre vermaledeyte Begierden ersättiget hatten, und wieder im Saal beysammen waren, fiengen sie an, sich über der Dame Schönheit zu verwundern. Einer lobte die Stirn, der Ander die Augen, der Dritte ihre schöne gelbe Haar und so fortan; die Dame aber stunde vom Sessel auf, und sagte zu ihnen: ihr vermeint wol etwas gewaltiges erjagt zu haben, aber der Gewinn wird so groß nicht seyn, als ihr gedenckt. Mit weme vermeint ihr wol, daß ihr zu thun gehabt? Die drey erbare Gesellen erschracken alsobald ob solcher Rede, und wusten nicht was sie antworten solten: doch sagt der Leutenant endlich: mein Frau, ich glaube, daß wir mit der adelichsten und schönsten Dame, die da leben mag, zuthun gehabt haben: und wer diß laugnen wolte, der müste seiner Augen und seines Verstandes beraubt seyn.

Ihr seyd betrogen, antwortet sie, und so ihr wüstet wer ich wäre, so würdet ihr anderst reden. Ich will mich euch entdecken, und sehen lassen, wer ich bin. Und indem sie das sagte, hub sie ihr Gewand auf, und ließ diese drey das allerab[103]scheulichste heßlichste Aas sehen; und verschwand darauf mit samt dem Haus wie ein Blitz, und bliebe nichts übrig, als eine verfallene Mauer von einem alten Gebäu, dahin man den Mist und allerley Unflat zu tragen pflegte.

Der Leutenant und seine beyde Gesellen seynd darüber vor Schrecken zu Boden gefallen, und mehr als zwo Stunden also, wie die Schweine im Koth ausgestreckt verblieben. Endlich finge einer unter ihnen an zu respiriren, und seine Augen aufzuthun, und da er den Mond am Himmel sihet, sich zu becreutzigen, und GOtt um Gnade zu bitten. Und indeme er also sich beklaget, schickt es sich, daß einer mit einer Latern [150] dahin kommet, seine Nothdurfft zu verrichten: welcher, da er jenen klagen höret, vor Schrecken davon laufft, und es in den nächsten Häusern anzeiget. Die Nachbauren lieffen zu, und dieweil gleich der Tag anbrach; erkanten sie den Leutenant, welcher auch anfing zu athemen, und Göttliche Hülff anzuruffen, unter deß der dritte, sonder Zweiffel vor Furcht, allbereit gestorben war. Man truge sie alle drey, wie sie waren, voller Gestancks und Unflats, ein jeden in sein Logement, und wurde der Verstorbene begraben, den beyden aber gab man einen Beichtvatter zu, davon der Leutenant deß andern Tages starb: der dritte aber lebte bis auf den vierdten Tag, welcher deß gantzen Handels Verlauff hernach offenbarte.


III. Zum Dritten, möchte jemand allhier nicht unbillich anstehen, und gedencken, es könne ja nicht seyn, daß Mephostophiles dem D. Fausto also gedienet, und ihm Speis und Tranck nach seinem Verlangen und Begehren zugetragen habe; und so dieses schon geschehen wäre, so wäre doch solches alles nicht natürlich gewesen, u.s.f.

Welches aber gar wol seyn kan und mag; denn der Teuffel ist ein hurtiger und sehr geschwinder Geist, schwinget sich in einem Nu und Augenblick, von einem Ort zu dem andern, ja gleichwie der Plitz vom Anfang zu dem Niedergang fähret, also geschwind ist er an Stätten und Orten. Wie wir dessen ein Exempel beym Propheten Daniel haben, da der gute Geist den Habacuc bey den Haaren erwischet, und ihn zu dem Propheten Daniel geführet, damit er gespeiset und geträncket würde.

Darum es den öffters geschehen, daß die Zauberer durch ihren Geist, auf Zulassung und Verhängniß GOttes, diesem oder jenem Herrn dieses oder jenes aus der Kuchen und Keller [104] genommen, und einem andern, der es verlanget, zugeführet haben. Zu dem, so hat ja D. Faustus nicht vom Lufft leben können, es muß alles natürlich hergangen seyn.

Es meldet Philippus Melanchthon, massen es Manlius in seinen Collectaneis erwehnet, wie daß einsmals der Abbt von Spanheim, Johannes Trithemius, welcher ein berühmter und erfahrner Schwartzkünstler gewesen, mit andern gereiset, nach Anzeigung Wilibaldi Pirckameri, und in eine Herberg gekommen, allwo weder zu beissen noch zu brechen ware, und verlangte doch etlichen unter der Gesellschafft nach einem guten Gericht Hechte, sprachen schertzweise zu dem Abbt: Ehrwürdiger Herr, verschaffet, allhier etwas, und lasset die gantze Gesellschafft eurer Kunst geniessen. Der Abbt klopffte hierauf mit dem Finger an das Fenster, und befahl, mit allerehesten eine gute grosse Schüssel voll gesottener Hechte zu bringen, welches auch bald hernach geschehen, [151] dessen sie alle miteinander erfreuet worden, und wol gesehen, daß es kein Blendwerck gewesen.

Diese Kunst konte auch ein Abbt zu Fulda, Erlolffus genannt, der verreiste einsten durch Bretten, nicht weit von Heydelberg gelegen. Als er nun auch mit etlichen von Adel in einer Herberg eingekehret, da wolte ihnen daselbst der Wein nicht schmecken, und als sie von dem Wirth einen bessern begehret, kein besserer aber vorhanden war, befahl der fromme Abbt seinem Geist eine Flaschen guten Weins bringen, welches auch bald geschahe, doch daß es der Wirth, der gleichwol in der Stuben zugegen ware, nicht vermerckete.

Der Abbt brachte von solchem Wein dem Wirth ein Glas zu, und sprach zu ihm: Ey wie möget ihr sagen, daß ihr keinen bessern Wein habet, versuchet hier euren Wein. Da diesen der Wirth kostete, und doch nicht sahe, daß ein anderer als der seinige wäre geholet worden, verwunderte sich höchlich darob, kunte nicht ersinnen wie solches zugegangen: aber die Diener und andere die mit am Tische gegessen, wusten wol was der Abbt durch seine Kunst zu wege zu bringen vermochte.

Pasetes ist ein solcher Schwartzkünstler gewesen, wie von ihm die Griechischen Scribenten bezeugen, daß er einsmals auf einem Nachtmahl die allerköstlichen Gerichte zu wegen gebracht: eben dieses meldet man von einem Domherrn, Johannes Teutonicus genannt. Imgleichen von dem Famulo deß [105] D. Fausti, Christoph Wagner, Antonio Moro zu Halberstadt, und andern mehr.

Woher aber nimt der Teuffel, Wein, gesottene Hechte, und dergleichen? Erschaffen kan er sie nicht, so muß er sie gewiß anders woher nemen: etwan aus einer herrlichen reichen Kuchen und Keller. Da etwan der Koch den Fisch hat angerichtet, daß man ihn auftrüge, ist er ihm plötzlich entzucket worden, daß er nicht gewust wo er hingekommen ist; also auch der Wein. Dessen zu einem Beweis schreibet unter andern Lerchheimer im Bedencken von Zauberey c. 8. f. 19. also:

Zu O. am Rhein haben etliche Edelleute ihre sonderliche Höfe, allwo sie einziehen, wenn sie in die Stadt kommen. In deren einem, genannt der Fr. Hof, hielte ein Burger Hochzeit. Da die Gäste nun zum Abendmahl kommen waren, und zu Tische sassen, und man die Fisch kochete, die nun solten vom Feuer genommen und angerichtet werden, sihe da fällt ein hefftiger Wind zum Schlot oder Schornstein, ingleichen zu den Fenstern und zu der Thür hinein, wehet alle Liechter aus, stürtzet den Kessel über dem Feuer um, daß es erleschet: dessen sie denn alle, die in der Kuchen zugegen waren, erschracken, wie leicht zu erachten. Als sie nun wiederum zu sich selbst kommen, die Liechter [152] aufs neue angezündet und gesuchet, wo die Fische wären; ist nicht ein Grädlein Fisch gefunden worden. Wohin werden denn diese Fische anderst kommen seyn, als zu einem Zauberer, der etwan Gäste geladen, und nichts auf sie zugerichtet hat?

Wie man denn auch in oberwehntes Wagners Historia lieset, daß er bey angestellter Gasterey, zu einem Fenster immer eine Schüssel nach der andern herein genommen und aufgesetzet, daß sich seine Gäste verwundern müssen, wo das herrliche Essen herkommen möchte; wie er auch an die Wand mit einem Stabe geschlagen, ist ein Jüngling heraus kommen, der zween guldene Becher in seiner Hand getragen, darauf deß Türckischen Käisers Namen und Wapen gestanden; aus der andern Wand war eine Jungfrau kommen, mit einem gantzen Korb voll schöner, kunstreicher, güldener und silberner Trinckgeschirr, darunter vieler Fürsten und Herren Namen und Wappen, sonderlich deß Königs in Hispanien und Franckreich waren, (vide Hildebrand. in Goet. p. 73.).

Das alles denn sein Meister Auerhan, der leidige Teuffel, mit schneller Herzubringung der Tractementen aus Päpst[106]lichen und Königlichen Küchen, der Trinckgeschirr aus Käiserl. und Königl. Silber und Schatzkammern, durch GOttes Zulassung, zu Werck richten und præstiren können.

[153]
Das 14. Capitel
Das vierzehende Capitel.
Wie D. Faustus, fort und fort im Luder gelebet, und sich also gar um nichts bekümmert: auch was für ein Gespräch er mit dem Geist gehalten.

DA nun D. Faustus für nichts mehr zu sorgen hatte, woher er Essen, Trincken, Geld und anders, überkäme, lag er Tag und Nacht im Luder, spielte, fraß und soffe mit seinen Zech-Brüdern, Alchymisten, Goldgründern und etlichen Studiosis, so, daß, nach Verfliessung etlicher Zeit, fast jederman in der Stadt, sonderlich die Nachbarschafft, weiln sich D. Faustus sich nichts mehr, wie vorhin, weder um die Praxin der Artzney-Kunst, noch weniger um die annoch habende Aecker und Wiesen, die er von seinem Vettern ererbet hatte, bekümmerte, zu zweiffeln anfinge, ob dieses recht zugehe, wol wissende, daß D. Faustus nicht vom Lufft leben könnte, darzu er ohne das schon wegen der Zauberey, in zimlichen Verdacht, bey männiglichen stunde.

Diesen Argwohn und Verdacht nun zu benemen, liesse ihm der Geist Mephostophiles angelegen seyn, den D. Faustum, als seinem Herrn, zum Theil dessen zu erinnern und zu ermahnen, sich besser vorzusehen, und eine bessere Haushaltung zu führen, zum Theil selbsten die Aecker zu besämen, das Heu und Grommet von seinen Wiesen abzumähen und einzubringen, die Frucht zu schneiden und einzuernden: welches denn etliche Zeit her, allermas[107]sen M. Casp. Moir, der mit D. Fausto zur selbigen Zeit in Kundschafft gelebet, deßwegen gläublichen Bericht gethan, dieser Diener und Geist Mephostophiles, mit allem Fleisse gethan und verrichtet, und also seines Herrn Glauben noch in etwas erhalten hat.

Allein dem D. Fausto wollte in die Länge diß eingezogene erbare Leben nicht gefallen, sprach demnach einsmals mit allem Ernst zu seinem Geist: Schaffe mir, O Mephostophiles, Geld, woher du es gleich nemen soltest, denn ich bin gar geneigt zum Spielen, welches ich auch für mein liebstes exercitium halte; hierinnen will ich nicht allein meine Zeit vertreiben [154] und zubringen, sondern auch ausserhalb dieses meines Hauses, meine Lust mit guten Gesellschafften recht büssen: Meinest du Mephostophiles, ich habe mich deinem Fürsten, dem Lucifer, so hoch verobligiret, daß ich ein Mönchisches eingezogenes Leben führen wolle? O nein, es ist viel anderst gemeinet. Schaffe du mir, deines Herrn Versprechen nach, ein gutes Leben auf dieser Welt, und laß das übrige an mich; verrichte aber doch darneben das Meinige, wie bisher, nur den Leuten den Argwohn zu benemen.

Mephostophiles kunte nicht vorbey, sondern antwortete hierauf, mein Herr Fauste, was habe ich dir jemals versaget? habe ich nicht durch Wartung der Felder und Wiesen, durch Einsamlung der Früchte so viel zu wegen gebracht, daß du deine Haushaltung hast führen mögen, sondern auch dadurch den Leuten zimlich aus den Mäulern bist kommen? D. Faustus bejahete solches, und sprach zu Mephostophili: Es ist nicht ohne, und ich dancke [108] dir wegen deines angewandten Fleisses und gehabter Vorsorge; allein, mein Diener, es wird mir solches zu halten in die Länge beschwerlich fallen, darum will ich nun hiermit mein gantzes Hertz vor dir ausschütten; nemlich, wilst du nicht alles dasjenige thun und verrichten, was ich haben will, und mir, meine übrige Lebenszeit, alle gehörige Nothdurfft und ersinnliche Ergötzlichkeit verschaffen, so sage ja, oder nein.

Mephostophiles sahe wol, daß sich D. Faustus zimlich hierüber ereiffert hatte, antwortete demnach: Wolan, mein Herr Fauste, ich bekenne es daß ich dein Diener, und also schuldig bin, dir allen gebührlichen Gehorsam zu leisten. Damit du mich nun nicht für einen Lügengeist halten mögest, so solst du sehen und in der That erfahren, daß keine Unwahrheit an mir seyn soll; ich will dir Geld und alles was du vonnöthen hast, zur Genüge verschaffen: aber eines bitte ich dich, dieweil etliche dich eben darum werden anfeinden, daß es dir so wol ergehet, so halte auch deine mit deinem Blut geschriebene Zusagung, daß du alle diejenigen wollest verfolgen, die dich etwan deines Lebens wegen straffen werden, dessen erinnere ich dich nochmals.

D. Faustus gabe dem Geist wiederum gute Wort, und [155] sagte, ich habe doch niemaln einen Zweiffel oder Mißtrauen in dich gesetzet; daß du aber haben woltest, ich solte ein stilleres und eingezogeneres Leben, damit die Leut nicht mercken solten, was ich im Schild führe, führen, das kan ich nicht, ist mir auch nicht gelegen.

Nach diesem Gespräche hat ihn der Geist hinfürter nicht mehr gestraffet, sondern in allem und [109] jeden seinen Willen erfüllet, Geld zugetragen, mit Kleidung, Schuhen, Bettgewand, versehen: an allerhand Speisen und Geträncken hat es nicht gemangelt; kein Holtz hat er nie gekaufft, und hat einen Weg als den andern dessen einen grossen Vorrath gehabt. Hernach aber wolte es der Geist auch nicht mehr thun, sondern D. Faustus muste das Seinige auch darbey thun, und mit seiner Kunst etwas schaffen, wie wir bald hören werden.

Anmerckung.

I. D. Faustus setzet allhier sein Datum so gar auf das Fressen und Sauffen, und tägliches Wolleben, daß er sich auch der Haushaltung nichts annimt, noch sorgen will, darum spricht er zu dem Geist, ich will kurtzum, daß du mir gut Leben verschaffest: und diß ist eben, warum er sich dem Teuffel ergeben hat, wider die klaren deutlichen Wort deß Propheten Esaiæ im 5. Cap. Wehe denen die deß Morgens früe aufstehen, deß Sauffens sich zu befleissigen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitze, und haben Harpffen, Paucken, Pfeiffen und Wein, in ihrem Wolleben.


Von Trunckenheit nichts Guts entsteht,

Vernunfft und gute Sitten tödt,

Darzu ein schnelles Sterben bringt,

Und ewig in die Höll verschlingt.


Von Claus, deß löblichen Churfürsten Johann Friedrichs zu Sachsen, Narren, wird gesagt, daß einsten S. Churfürstl. Durchl. auf einen Abend hätten zu viel gezechet, und am Morgen geklaget, wie das Haupt so wehe thue; da sprach Claus, wieder an, Herr Friederich, wieder an. Der Churfürst sprach, ja wol Claus, was würde denn endlich daraus werden? Claus antwortet, ein Narr würde daraus, wie ich lang gewesen bin.

Und ist wahr, ein Sauffer hat die Nacht über wenig Ruhe, er ligt und schläfft nicht ruhig, ihm ist nicht wol, so hat er auch mancherley wunderliche Träume: Deß Morgens wenn er aufstehet, so er anderst kan, befindet er sich auch beschweret, der Kopff thut ihm wehe, der gantze Leib ist matt, als wenn [110] er fast zerschlagen wäre. Er hat [156] zu keinem Ding keine Lust, weder zur Arbeit, weder zum Essen oder Trincken: Da folget alsdenn der Schwindel deß Haupts, rote Augen, böse bleiche Farb, Flüsse, Schnuppen, Fäulung des Geblüts, böser Magen, schwache Gedächtniß, Lähme der Glieder, Zipperlein, Zittern der Hände, Schlag, Wassersucht, Krätze, u.s.f. Endlich aber folget Verkürtzung deß Lebens, daß er noch vor der Zeit sterben muß, wie allen bekandt ist.

Diß aber trifft doch nur den Leib an, wie will man aber sich bey GOtt dem HErrn dermaleins verantworten?

Der heilige Chrysostomus sagt Serm. 1. de Lazaro et Epul. quisquis in Temulentia totos dies agit, quisquis in deliciis et ingurgitatione suas cogitationes defigit, sub Diaboli Tyrannidem redactus est.


Wer täglich fressen und sauffen thut,

den hat gewis der Teuffel in Hut.


II. Fürs ander, bey dem Dienst, den der Geist dem D. Fausto gethan, und ihm seine Feld-Arbeit verrichtet, ist kürtzlich deß Dienstes zu gedencken, welchen die Teuffel heutiges Tags den Leuten in ihren Häusern leisten sollen; wie man denn sagt, daß in Island dienstbare Geister seynd, welche der Leute Knechte sind in ihren Häusern, tragen Holtz und Wasser in die Kuchen, und wenn in einem andern Land was Grosses geschihet, es stirbt etwan ein grosser Herr, es wird eine Schlacht gethan, u. d. g. so wissen es diese Geister, und verkündigen den Leuten: Man nennet sie sonsten Erdmännlein, Gütchen und gute Hulden oder Haus-Geister, und man hat sie gefunden, daß sie die Schüsseln in der Kuchen gewaschen haben, sie haben der Pferde gewartet; und ist ein Wahn bey den Leuten gewesen, daß wo sie seynd, da seye eitel Glück und Gedeyen, erzürnen sie wol nimmermehr.

Was aber hievon deß Herrn Lutheri Meinung seye, ist aus folgendem Exempel, so in seinen Tischreden beschrieben wird, zu vernemen.

Ein Gardian gieng mit einem andern Bruder über Feld, und da sie in die Herberg kamen, sagte der Wirth, sie solten ihm liebe Gäste seyn, er würde ohne Zweiffel nunmehr ein Glück haben, denn er hätte in einer Kammer einen Poltergeist, daß niemand darinnen schlaffen köndte, doch würden die Gäste, so darein geleget wären, nicht geschlagen, sondern nur vexiret, und sprach zu den Mönchen, er wolte ihnen daselbst ein gutes [111] Bett zurichten, der Geist würde ihnen, als heiligen Leuten nichts anhaben können.

Deß Nachts nun, nachdeme sie sich geleget hatten, und schlaffen wolten, rauffte der Geist immerdar einen nach dem andern bey dem Kräntzlein an der Platten, da fiengen die Mönche an miteinander zu zancken, und sprach je einer zum andern: Lieber laß das Rauffen bleiben, [157] last uns jetzt schlaffen: da kam der Geist bald wiederum, und rupffte den Gardian bey dem Kräntzlein, daß ers wol empfand, bey diesem merckte der Gardian, daß es der Geist thäte, und sprach zur Stund: Fahr hin im Namen deß Vatters, und deß Sohns, und deß Heiligen Geistes, und komme zu uns ins Kloster. Auf dieses liesse sie der Geist mit frieden, und hatten Ruhe.

Da sie nun bey ihrer Wiederkunfft ins Kloster kamen, saß der Geist auf der Schwelle der Pforten, und schrye, bene veneritis Herr Gardian. Der Gardian gedachte, halt nun hab ich dich in meiner Gewalt, und fragte ihn was er wolle? er gab zur Antwort, er wolle ihm im Kloster dienen, und bate, man wolte ihn irgend an einen Ort ordnen, da er, wenn er seines Diensts bedürffte, ihn finden köndte.

Auf dieses wiese er ihn in einen Winckel in der Kuchen; damit man ihn aber kennen möchte, zogen sie ihm ein Mönchskappen an, und bunden eine Schelle daran: darnach rieffen sie ihm, daß er Bier holen solte, welches er thate und sagte, gebt gut Geld, so wil ich euch gut Bier bringen. Ist also bekandt worden in der gantzen Stadt. Wenn er für einen Keller kam, da man ihm nicht wol gemessen hatte, sprach er, gebt volle Mas und gut Bier, ich hab euch gut Geld gegeben.

Und weiln dieser Haus-Geist in einem Winckel in der Kuchen wohnete, war der Kuchenbub ein Schalck, gosse heimlich das Gespülig und andern Unflat, heisse Brühe, u. d. g. in den Winckel, und ob ihn schon das Teuffelein bate, und warnete, er wolte aufhören, und ihme nicht mehr Verdriese thun, wolte er doch nicht nachlassen, noch aufhören. Da ward der Geist zornig, und hienge einsten den Kuchenbuben über einen Balcken in der Kuchen, doch daß es ihm am Leben nicht schadete.

Der Herr von Rechenberg, in Schlesien, liesse sich bedienen durch einen Reuter, der fast alle Handwercker gekonnt und verstanden, was man zu den Pferden, zum Geschirr, Sattel und Zeug, ja was man sonsten in der Haushaltung nur be[112]dörffen mögen. Wenn sein Herr reisete, und etwan Nachts in der Herberg nach Haus oder an seine Gemahlin gedachte, auch deroselben seine Ankunfft oder etwas anders verständiget hätte, nam der Reuter den Brief, und überliefert ihn in einer halben viertel Stund, verzoge auch nicht länger, als bis die Antwort verfertiget, und stunde alsdenn bald mit derselben vor seinem Herrn.

Einsmals kamen viel vorneme Herren zusammen auf ein Hochzeitliches Freuden-Fest, und war dieser Herr von Rechenberg der allerletzte, daß man auch vermeinet, er würde gar aussen bleiben. Auf dem Abend aber kam er, und wurde in ein Zimmer gewiesen: sein Reuter aber fragte nach dem Hausknecht, wo er denn seine zwey Pferd solte hinstellen, weiln er ja die Stände bereits eingenommen sehe; welcher ihm [158] in Unwillen antwortete, fände er keinen Raum in dem Haus, so möchte er die Pferd auf das Dach stellen.

Der Reuter verstunde es also, und haspelte seine Pferd hinauf, und stellte sie recht auf den Canal. Da lieffe an dem Morgen jederman zu, mit grossem Verwundern: dessen wurde sein Herr verständiget, fuhre ihm deßwegen hart über das Maul, was er da gemacht? Ey, sprach er, der Hausknecht gab mir dieses Quartir, und kein anders. Darauf wiese man ihn an einen andern Ort, weil man sich deß Dachs besorgte; und war lustig anzusehen, wie er die Pferde wiederum herunter gehaspelt.

Als ihme nun dieser Reuter etliche Jahr gedienet, begehrte er seinen schrifftlichen Abschied, und wolte nicht länger verbleiben, weiln seine Zeit aus wäre.

Als auf eine Zeit, wie Wierus in 1. de Præstig. Dæm. berichtet, ein Burger der zwar ein schönes jedoch darbey sehr geiles Weib hatte, eine ferne Reise angetretten, sagte er gleichsam Schertzweise bey seinem Abzug, zu dem Haus-Geist Hütgen: Mein Gesell, ich will dir mein Weib, bis ich werde wiederkommen, anbefohlen haben, daß du ihrer hütest.

Da nun das Weib in Abwesenheit deß Manns unterschiedliche Buler zu Gast lude, und in ihr Bett einliesse, war er alle wegen dafür, und legte sich darzwischen, doch daß ihn niemand sahe, und warffe die Buler über das Bett herab auf die Erden, daß sie keiner anrühren kunte, will geschweigen, daß einer von ihnen seines Willens mit ihr solte gepflogen haben.

[113] Als nun der Mann nach verrichten seinen Sachen wiederum anheim kam, und noch zimlich weit vom Hause war, kame ihme der Haus-Geist mit Freuden entgegen gelauffen, und sprach: ach wiegerne sehe ichs, daß du einmal wieder anheim kommest, damit ich deß beschwerlichen Aufsehens abkomme, das du mir auferleget hast. Der Hausherr fragte ihn, wer er wäre? er wüste sich dessen nicht zu entsinnen. Da antwortete er, ich bin Hütgen, deme du dein Weib anbefohlen hast, als du von hinnen verreisen woltest; und nun sihe, ich habe sie dir bewahret, wiewol mit grosser Mühe: aber das will ich dich hiemit gebeten haben, du wollest sie mir hinfüro nicht mehr solcher Gestalt befehlen; denn ich viel lieber aller Schweine in gantz Sachsen hüten will, als deines eintzigen Weibs, so offt hat sie mir die Augen wollen verkleiben, und mit Gewalt zur Huren werden.

Es ist aber ausser allem Zweiffel, daß der böse Feind ein Ursacher und Stiffter seye solcher und dergleichen Abentheuer, ja daß solche Hütgen, Haus-Geister, oder wie sie heissen mögen, nichts anders als der Teuffel[159] selbst seyen: und ob sich gleich solche Geister fromm stellen, und es den dienstbaren Geistern deß Allmächtigen, die doch von ihm nicht verordnet: daß sie die Haus-Arbeit verrichten sollen, die uns Menschen zu thun anbe fohlen ist, sondern daß sie uns sollen behüten in allem dem, das wir aus GOttes Befehl zu thun schuldig seynd, wie geschrieben stehet Psalm 91. nachthun wollen, so ist es doch nur falscher Schein, und erweiset der Ausgang, daß sie der Menschen Verderben suchen.


III. Hat aber D. Faustus zu seiner Zeit viel Sauffbrüder gehabt, solte er wol heutiges Tages viel Spielbrüder finden, und aller Orten antreffen, welche eben sowol als er zu dem Spielen geneigt, ja darauf also verpicht seynd, daß sie fast darfür nicht schlaffen mögen, kein Geld ist ihnen zu lieb, u.s.w. Und wenn schon bey ehrlichen Zusammenkunfften allerhand kurtzweilige Reden und Gespräche vorgehen, jedoch so bald ein solcher Spielsüchtiger etwan einer Karten, zum Exempel, gewar wird, zerstöret er so bald das gute Gespräch, und lachet ihm das Hertz, weiln er zu Spielen überkommet: gehet denn das Spiel an, kan er kaum erwarten, bis man auswirfft oder den Anfang macht; ist denn etwan dazumal kein Stern oder Glück beym Spiel, wird man nicht allein auf den Mitspieler ergrimmet, sondern wirfft nicht selten die aller[114]gottslästerlichsten Flüche herauser, daß kein Wunder wäre, GOtt liesse zur Stund seine gerechte Rache sehen, und über einen solchen ergehen.

Die verständigen Heiden haben vom Spielen nichts gehalten, sondern dasselbe zu vermeiden vermahnet, wie Cato saget: Aleam fuge.

Käiser Augustus aber ist ein Spielsüchtiger Herr gewesen, daß man auch einsten dessentwegen eine Schmäh-Schrifft gemacht, also lautend:


Zweymal Augustus unterlag

Zu Wasser mit seiner Schiff-Macht,

Darum im Bretspiel er übte sich,

Ob er einmal gewinnen mög.


Also ist auch Käyser C. Caligula ein grosser Spieler gewesen.

Was aber solche und dergleichen spielsüchtige Flucher und Gottslästerer zu mancher Zeit für ein Ende genommen, weisen die Historien.

Zu Ofen in Ungarn hat der Spielteuffel einen gottslästerlichen Spieler in die Lufft hinweg geführt. Gleichmässiges hat sich auch mit einem spielsüchtigen fluchenden Landsknecht begeben.

Zu Eßlingen ward jährlich am Tag S. Catharinæ ein Marckt gehalten, auf welchen als einsten ein Edelmann verreiset, geriethe er zur Spielgesellschafft: Es kam aber dazu, daß der Edelmann all sein Geld verspielet, und da es nun dunckel worden, befahle er dem Knecht die [160] Pferd zu bringen, und ritte auch noch selbiges Abends darvon: unterwegens aber gedachte er fort für 1 fort an sein verspieltes Geld, dessen denn vermutlich nicht wenig gewesen, daß er also ergrimmet, einen Fluch und Gottslästerung über die andere heraus warff, daß auch der Knecht darwider zu reden begunte, mit Vermelden, daß sie nun im Wald wären, auch GOtt leichtlich verhängen köndte, und so fortan, der Edelmann aber nur noch greulicher gefluchet.

Indessen stossen ihm etliche Reuter auf, (welche freilich lauter Gespenste gewesen) mit grossem Geräusche und Getümmel, diese salbeten den Edelmann mit Stössen dergestalt, daß er halb todt vom Pferd fiele; welchen doch sein bescheidener Knecht nach weniger Zeit wieder zu Pferd brachte, ritten aber doch die gantze Nacht irr, bis sie Morgens Früh in das Closter [115] Bebenhausen kamen, gantz matt und krafftlos, und was den Edelmannn betrifft, so kranck und schwach, daß er auch allda nach dreyen Tagen seinen Geist aufgegeben, wie Manlins berichtet in Collectan.

Fußnoten

1 Ausgabe von 1695: fort und fort.

Das 15. Capitel
[162] Das funffzehende Capitel.
Wie der Geist Mephostophiles dem D. Fausto verbotten, von Glaubens-Sachen zu disputiren, ihme auch ein und andere Bücher in der H. Bibel zu lesen gänzlich untersaget.

D. Faustus hatte gleichwol immer hin gute Tage, und tägliches Wolleben, weiln ihm an nichts ermangelt, wornach seinem Hertzen gelustete; jedoch hat es in und unter solcher Zeit nicht wol fehlen können, daß etwan nicht ein einiger guter Gedancke in seinem Hertzen hätte sollen aufstehen, der ihm von GOttes Allmacht, Güte und Treue, den er ja so schändlich, wider besser Wissen und Gewissen, verlaugnet, hätte sollen heimlich predigen, und sein Gewissen rühren; zumaln ihme solches sonsten, wegen Anfangs verbottener Besuchung deß Gottesdiensts und Niessung deß H. Sacaments, nicht gerühret werden möchte.

Weßwegen er einsten bey sich selber sprach: ich hab gleichwol bey mir die H. Bibel, und noch andere Christliche Bücher mehr, ich kan in diesen wol lesen, ob mir gleich die Kirch und der Gottesdienst verbotten ist, mit diesen will ich zu Hause meine Kirch anstellen; es muß mein böses Gewissen dem Teuffel nicht allezeit offen stehen; es ist dennoch bey mir ein kleines Fünklein einiger Zuversicht nnd Andenckens an GOtt, wer weis, GOtt möchte sich meiner dermaleins erbarmen, u.s.w.

[116] Bald aber hierauf ist der Geist Mephostophiles zu ihm getretten, und hat ihm diese seine Gedancken vorgehalten sprechende: Mein Herr Fauste, ich will dir deines jetzigen Vorhabens halber gantz und gar nicht zu wider, oder daran hinderlich seyn: allein eines bitte ich dich, betrachte wol was du in dem vierdten Artickul deiner Verschreibung zugesaget und versprochen, das halte, wilt du nicht in Unglück gerathen.

Das Bibelbuch belangend, (denn die andern achte ich nicht,) soll dir wol darinnen zu lesen vergünstiget seyn, jedoch nicht mehr als das erste, andere und fünffte Buch Mosis; [162] der andern Bücher aller, ohne den Job, solst du müssig gehen. Den Psalter Davids lasse ich nicht zu; deßgleichen im Neuen Testament, magst du drey Jünger, so von Thaten Christi geschrieben haben, als den Zöllner, Mahler und Artzt, lesen, (meinet Matthæum, Marcum und Lucam) den Johannem meide: den Schwätzer Paulum, und andere so Epistel geschrieben haben, lasse ich auch nicht zu, darnach wisse dich zurichten.

Darum wäre mein Raht, gleichwie du anfänglich in der Theologia gestudiret, nemlich in den Patribus, daß du darinnen fortfahren möchtest, diese will ich dir nicht verwehren: so hast du dich auch verlobet, du wollest der Dreyfaltigkeit absagen, wollest auch darvon nichts reden oder viel disputiren, wie ingleichen von den Sacramenten und andern Glaubens-Punckten: so du aber je mit disputiren dich wilst belustigen, so nimm dazu Anlaß von den Concilien, Ceremonien, Messe, Fegfeuer, und andern dergleichen Glaubens-Sachen mehr, zureden.

[117] D. Faustus ereifferte sich gleichsam hierüber und sagte, ja lieber Gesell, du wirst mir nicht allzeit Mas und Ordnung vorschreiben, was ich hierinn thun und lassen soll.

Mephostophiles gantz erzürnet gab ihm diese Antwort: so sage und schwehre ich bey meinem höchsten Herrn, der unter dem Himmel ein Fürst, ja ein mächtiger und gewaltiger Fürst regiret, du must dieses meiden, und diese angezeigte Bücher, so ich dir verbotten habe, verfolgen, und darinnen nicht lesen, oder dir soll eines begegnen, das dir nicht lieb seyn wird, u.s.f.

D. Faustus antwortete, nun leider sehe ich, wie hoch ich mich an GOtt vergriffen hab, und wie vermessentlich ich mich, laut der Articul, verobligiret habe, daß ich nicht mehr lesen und reden darff, was doch andere frey und ungehindert thun dörffen, ach was hab ich gethan!

Wolan, sagte er weiter, besagte Bücher der heiligen Schrifft mus ich nicht lesen, darzu von Glaubens-Sa chen nicht disputiren: so will ich gleichwol dieses von dir haben, du thust es gleich gern oder nicht, daß du mir nemlich verheissest, mein Prædicant und Lehrer zu seyn, und mir alles das jenige, worvon ich gerne einen Unterricht und Wissenschaft haben [163] möchte, kurtz und deutlich berichten, und als ein hocherfahrner Geist lehren: Welches ihm denn der Geist treulich zu thun zugesaget hat.

Anmerckung.

I. Was allhier die Bücher Mosis, wie auch andere, anlanget, die der Geist Mephostophiles dem D. Fausto zum Theil verbotten, zum Theil zugelassen, so ists an deme, [118] daß zu allen Zeiten durch Eingeben deß Teuffels etliche seynd gefunden worden, die daran zu tadeln gehabt haben: wie denn Hieronymus meldet, daß die Rabbinen den Juden sollen verbotten haben das erste Buch Mosis zu lesen, auch darinnen nicht viel zu grüblen, es wäre denn einer über dreissig Jahr alt, denn es wird in solchem nichts anders tractiret und gehandelt, als von den Altvättern, wie sie Kinder gezeuget, Heurat gemachet, u.s.f.

Daß ihme aber dennoch etliche Bücher Mosis, als das erste, andere und fünffte zugelassen worden, solte einer gedencken, daß etwan der Teuffel vermeinet, dieweil er darinnen nicht viel gewonnen, D. Faustus werde auch daraus nicht viel fassen, und sich zu nutze machen. Also da der Teuffel den HErrn CHristum in der Wüsten versuchte, hat er mit ihme aus dem fünfften Buch Mosis dis putiret; aber muste darüber zu schanden werden.

Ingleichen hat der Geist den Job zugelassen, deme er doch nicht viel abgewonnen hat, unangesehen, daß er ihm Kinder, Haus und Hof beschädiget, ja gar vernichtiget hat.

Den Psalter deß Königes Davids betreffend, so ist dieser voll Trostes und Lehren in allerley Creutz und Anfechtung, dannenher hat der Geist solchen dem Fausto verbotten, damit ihm der Vorrath Göttliches Trostes möchte entzogen werden: da auch gleich Faustus nichts mehrers noch weiters durch den guten Geist hätte lesen, hören, beten und ergreiffen können, denn allein diese Psalmen Davids, so solte es schon bey ihm etwas Seelen-fruchtbarliches gewürcket haben.

So mag auch wol billich der Teuffel S. Johannem den Evangelisten, den heiligen Paulum, und andere anfeinden, die ihm nemlich in seinem Reich grossen Abbruch gethan: und ist in S. Paulo und Johanne eine vortreffliche Weisheit und Grosmütigkeit gewesen, denn sie reden von Menschen-Satzungen und andern irrigen Lehren, ingleichen vom Antichrist, als wäre er vor Augen.

Welches auch vor vieler Zeit allbereit schon wargenommen hat Churf. Albrecht zu Mayntz, von dem geschrieben wird, als dieser kurtz vor seinem Tod zu Augsburg Anno 1530. die heilige Bibel, sonderlich aber in solcher die Episteln Pauli gelesen, und zwar mit Verwunderung gelesen [164] hatte, kommt einer seiner Rähte von ungefähr darzu, und nachdem er dieses wargenommen, spricht zu ihm: Gnädiger Churfürst und [119] Herr, was machen E. Churf. Gn. mit diesem Buch? da habe er geantwortet, ich weiß es selber nicht was es für ein Buch ist, denn alles, was nur darinnen ist, das ist wider uns.

Dargegen so will der Geist D. Fausto Ordnung machen, was er lesen und von was er disputiren soll. Denn zur selbigen Zeit regirte annoch das Papstum, und allerley menschliche Traditiones, welches doch den Faustum mächtig für den Kopff stösset, weiln solche Menschen-Satzungen und Lehren mit der heiligen Schrifft nicht wolten übereinstimmen; ja S. Paulus 1. Timoth. 4. solche Satzungen rechte Teuffels Lehre nennet, wenn man sie nemlich dafür rühmet, daß sie sollen dienen, die Vergebung der Sünden damit zu verdienen: alsdenn seynd sie stracks wider Christum, wie Feuer und Wasser widereinander seynd.


II. Daß fürs ander allhier D. Faustus den Geist zu seinen Prædicanten und Lehrer angenommen haben will, der ihm von heiligen und guten Sachen gewissen, und wie ers begehret, getreuen Unterricht geben solle, massen auch der Geist ein solches versprochen und zugesaget, hätte freilich D. Faustus aufs wenigste dieses wissen sollen, daß Christus beym Evangelisten Johanni am 8. v. 44. von dem Teuffel gesprochen: er sey in der Warheit nicht bestanden, und die Wahrheit sey nicht in ihm, wenn er die Lügen rede, so rede er von seinem eigenen, denn er sey ein Lügner, und ein Vatter derselben: und ihm also nimmermehr vertrauen sollen.

Denn ob er wol auch die Warheit gar wol weiß und erkennet, erkennet er sie doch nicht in Salutari, sondern simplici et generali cognitione, nicht mit heilsamer, sondern mit blosser und allgemeiner Erkäntniß. Wenn er sie auch redet, wie er bisweilen gethan hat, so thut ers doch auch nicht aus Liebe zur Wahrheit, sondern aus Liebe zu seinem Vortheil und Nutzen, die Leut dadurch zu betriegen, zu verführen, und sie desto eher in seine Macht und Gewalt zu bringen; daher weil es ihm an der Lieb zur Wahrheit mangelt, ist und bleibet er dennoch, wenn er gleich etwas war redet, wie er denn dem D. Fausto in vielen Stücken war geredet, ein Lügner.

Er hat es bey unsern ersten Eltern im Paradeyß genugsam bewiesen, da er zu ihnen gesprochen: ihr werdet mit nichten deß Todes sterben, sondern GOtt weis, welches Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgethan, und werdet seyn wie GOtt, und wissen was gut und böse ist, Genes. 3. v. 4. 5. [120] In diesen Worten hat der vermaledeyte Geist nicht allein Gott ins Angesicht wiedersprochen, und Ihn ausdrücklich Lügen gestrafft: denn GOtt hatte ja zuvor klärlich ein anders gesaget: [165] welches Tages du davon essen wirst, wirst du deß Todes sterben, Genes. 2. v. 17. allhier aber sagt der Teuffel nein darzu, das sey nicht war, und spricht: ihr werdet mit nichten des Todes sterben, und will damit soviel sagen: entweder hast du Eva nicht recht gehöret, was GOtt gesagt hat, oder hast du es gehöret, so hast du es anderst verstanden, als es GOtt gemeinet, daß ihr werdet deß Todes sterben, so ist es nicht wahr. Das heist ja GOtt ins Angesicht Lügen straffen.

Das thäte er aber nicht allein, sondern er sagte der Eva auch eine zweyfache Lügen: die eine war eine Trost-Lügen, da er sagte; ihr werdet mit nichten deß Todes sterben. Als wolt er sagen: ey erschrecket nicht für GOttes Worten, es wird kein Gefahr deß Todes mit euch haben, denn der ist in keinen Apffel eingebacken, ihr werdet daran nicht fluchs ersticken und dahin fahren. Die andere war eine Verheissungs-Lügen, da er sagte: welches Tages ihr davon essen werdet, so werden eure Augen aufgethan, und werdet seyn wie GOtt, und wissen was gut und bös ist. Mit welcher Lügen er ihnen dreyerley verheissen wolte, nemlich ein helleres Gesicht, da sie so gar nicht würden sterben, daß sie vielmehr an ihren Leibskräfften und Sinnen viel herrlicher werden würden. Darnach die Göttliche Gleichheit, da sie GOtt nicht mehr würden unterworffen seyn, sondern ihre eigene Herren werden. Drittens die Wissenschafft aller Dinge, da sie durch das Essen von dem Baum deß Erkäntniß Gutes und Böses würden in aller Weisheit und Erkantniß vollkommen werden.

Und diese seine Lügen spickte der verschalckte Geist mit dem, GOtt weis, damit er ja denselben ein Ansehen und Glauben machte, oder GOtt als einen neidischen und mißgünstigen GOtt ihnen vormahlete, der nicht gern sehe, daß sie zu hoch kommen möchten, sich aber dargegen bey ihnen desto angenemer machte, als ob er ihnen von Hertzen alles Gutes gönnete, und zu ihrem Besten treulich riethe, damit sie noch mehr und höher in ihrer Herrlichkeit steigen möchten.

O möchte einer aber wol darzu sagen: Leug Teuffel, leug! denn alles war erstuncken und erlogen. Im Apffel stack zwar der Tod an sich selbsten nicht, aber doch assen sie daran den Tod, weil sie GOtt und seinen Wort ungehorsam waren, [121] und haben sie es auch hernach viel anderst befunden, da sie haben sterben müssen. Die Augen wurden ihnen wol aufgethan, aber dazu, daß sie ihre Schand und Blösse gesehen und erkandt haben: und seynd sie GOtt so gar nicht gleich worden, daß sie vielmehr dargegen das Ebenbild Gottes verloren, und ihme, dem Teuffel, ähnlich und gleich worden seynd. M. B. Waldschmid. Pyth. Endor. p. 663.

So gar wahr waren nun diese Wort deß Teuffels nicht, wie ers [166] gleichwol vorgegeben: was solte denn allhier der Geist Mephostophiles dem D. Fausto anders geprediget haben, als Lügen; bevorab in himmlischen, göttlichen Sachen, und die seine Seligkeit hätten betreffen mögen?

[167]
Das 16. Capitel
Das sechszehende Capitel.
D. Fausti erste Frag an seinen Geist: was er anfangs für ein Geist gewesen.

D. Faustus lage die Nacht über zur selbigen Zeit in tieffen Gedancken, und war mit seinem Geist nicht zu frieden, daß er ihm hatte verbotten von Glaubens-Sachen weder zu lesen noch viel zu disputiren; doch tröstete er sich dabey, daß er ihme zugesaget und versprochen, was er hierinnen verlange zu wissen, dessen allen einen getreuen und warhafften Unterricht zu ertheilen.

Weßwegen er bald hernach seinen Mephostophilem zu sich erfordert, und zu ihm sagte: Mein angehender, und wie ich hoffe, getreuer Lehrmeister, ich hab jederzeit gehöret, daß kein Herr einen Diener anneme, er wisse denn woher er seye, wer zuvor seyn Herr gewesen, und bey wem er gedienet habe; so weiß ich dieses von dir, daß du ein Geist, und mir zu dienen von deinem Herrn dem Lucifer gesandt bist, aber das weiß ich noch nicht was du für ein Geist seyest, Lieber sage mir die Warheit, und verhele mir nichts.

[122] Mephostophiles antwortet, mein Herr Fauste, ich bin in der Warheit ein fliegender Geist, wohne mit andern unter dem Himmel, muß dem Fürsten Lucifer unterworffen seyn; und wenn das schädliche Gifft Lucifers erstesmals nicht in uns gewürcket und durchgetrungen hätte nach seinem Fall, so wolten wir Geister keinen Menschen beschädigen, sondern uns freundlich zu ihnen halten.

Nun aber kan es nimmer seyn, sondern alldieweil ich in und unter der Lufft wohne, was ich kan und vermag, das muß ich beschädigen, ja alle Elementen und Menschen, so mir nicht Einhalt gethan wird, beleidigen: welches ich doch nicht allzeit gern thue.

Auf solche kurtze Anzeigung wolte damals D. Faustus nicht weiter disputiren, und liesse den Geist von sich.

Anmerckung.

I. Es ist bemeldtes Geistes Anziehung, daß Lucifer sey ein Fürst [168] dieser Welt, und daß er regire und wohne unter dem Himmel in den Lüfften, mehren theils der heiligen Schrifft gemässe, aus der andern Epistel S. Pauli an die Ephes. im 6. Er sagt auch allhier selbst, er sey ein sehr geschwinder fliegender Geist.

Solches kan man abnemen aus dem Kampff Christi mit dem Satan beym Evangelisten Matthæo im vierdten Capitel. Da der Versucher den HErrn Christum in der Wüsten, auf GOttes Indult und Verhängniß, in einem Huy und Augenblick, leibhafftig auf die Zinnen deß Tempels zu Jerusalem gestellet, und von dannen hinwiederum auf einen sehr hohen Berg geführet hat.

Dieser Berg aber wird selbiger Orten Quaratana genennet, von welchen Grav Albrecht von Löwenstein, wie auch andere, so im heiligen Lande gewesen, meldet absonderlich, daß er im Jahr 1562. allda zur Besichtigung dieses Bergs auch kommen seye, und daß er sehr gefährlich seye zu steigen; [123] denn es gehe eine Spitze von Felsen heraus, über welche man steigen müsse, und wären ihrer viel mit ihm gewesen, die nicht hinauf, Schwindels halben, hätten steigen können: wenn einer von dar in den Grund herab und zum Exempel ein Cameel sehe, scheinet es nicht anderst, als wäre es ein kleines Hündlein gewesen.

Ist dieses nun nicht eine grosse Geschwindigkeit deß Teuffels, daß er also von Jordan erstlich auf die Zinnen deß Tempels, und von dannen sich auf diesen hohen Berg mit Christo begeben? er mag wol heissen ein Fürst der in den Lüfften regiret, und ein fliegender Geist.

Verwundern müssen wir uns zwar, Chrysostomi judicio nach, dieses Handels halben, über der hohen Gedult und tiefen Demut deß leutseligen Herrn, so wol auch über der grossen Macht und Kühnheit deß leidigen Versuchers. Aber der Text ist klärlich vor Augen, die Möglichkeit ist aus andern Exempeln bekandt, daß wir nicht Ursach haben daran zu zweiffeln.

Den daß etliche vorgeben, es sey solches nur im Traum, oder in einer tieffen Einbildung geschehen, ist dem Context zu wider: der Teuffel begehret ja von Christo, er soll sich herunter lassen von der Zinnen deß Tempels, und einen Sprung in die Lufft thun, darauf Christus geantwortet: er wolle GOtt seinen HErrn nicht versuchen. Dieses kan ja im Traum und Einbildung nicht geschehen seyn; denn wo einem träumet, als springe oder fliehe er, so ist das keine Versuchung GOttes.

Und noch ferner meldet obangeregter Evangelist Mathæus, daß er ihn von dannen auf einen sehr hohen Berg geführet habe, da er ihm alle Reiche der Welt, und deroselben Herrlichkeit gezeiget, und also seine Glieder, Locomotiv und Füsse gezwungen und genöthiget.

Denn ja nimmermehr glaublich, daß der HErr Christus freywillig [169] ihme gefolget, und also zur Sünde cooperiret und mitgewürcket, sondern wie ihn der Satan auf die Zinne deß Tempels gestellet, und er sich nicht selbst dahin verwegener Weise erhoben, also auch hat ihn der Satan mit sich genommen, und in der Lufft darvon getragen.


II. Daß ferner der Geist sich beschönen will, wie freundlich er gegen den Menschen seyn wolte, wenn er nicht mit deß Lucifers Gifft wäre angestecket worden, das ist durchaus nicht wahr. Denn sie seynd allzumal um der Hoffart und Trotz, daß sie sich auch GOtt dem HErrn widersetzet, [124] von Ihm in den Abgrund der Höllen gestürtzet worden; und kan sich dieser Geist darmit nicht behelffen, daß er dem Lucifer unterworffen seyn müsse.

Wie freundlich aber sie gegen die Menschen gesinnet seyn, kan man aus allen Elementen, sonderlich aber aus dem heutigen Zustande der Welt sehen und warnemen.

Zu deme was der Geist noch weiter darzu setzet, daß sie freundliche Beywohnung den Menschen thun wolten, wenn es bey ihnen stünde, deß dancke ihnen weiß nicht wer. Von solcher Beywohnung deß bösen Geistes, die er ohne das ohn Unterlaß suchet, saget S. Paulus, Ephes. 2. daß er die meinste Beywohnung habe bey den Kindern deß Unglaubens, sichern, rohen, unbußfertigen Hertzen, sonderlich den Zauberern, Hexen und Unholden, als welche vor andern rechte Kinder deß Unglaubens seynd, dieweil sie wissentlich und vorsätzlich Glauben und Religion, ja GOtt und seinen Sohn JEsum Christum verläugnen, sein Wort, durch welches der Glaub in den Hertzen erwecket wird, lästern und lügenstraffen, den Bund, den GOtt in der heiligen Tauff mit ihnen aufgerichtet, ihme aufsagen, und dargegen einen verfluchten Bund mit dem Teuffel machen, und sich ihm mit Leib und Seel ergeben, wie D. Faustus gethan; welcher Teuffels-Bund ein σύνϑεσμος und eine solche Verknüpffung und Verbindung mit ihm ist, daß sie nicht ohn ihn, und er wiederum nicht ohne sie ist.

Wenn aber der heilige Petrus spricht, der Teuffel gehe herum wie ein brüllender Löw, uns zu verschlingen, so lasse mir einer solches ein freundliche Beywohnung seyn. Es gehe ein Mensch, wie keck er auch ist, einem hungerigen Löwen, Bären, Wolff, unter Augen, sie stellen sich gleich wie freundlich sie wollen, was Gefahr er ausstehen werde, gibt die Vernunfft.

[170]
Das 17. Capitel
Das siebenzehende Capitel.
D. Fausti andere Frag an seinen Geist: Ob der bösen Geister viel seyen.

D. Faustus machte sich deß folgenden Tags wiederum fertig zu einem Gespräche, und [125] fragte seinen Mephostophilem: Ey Lieber sage an, es werden gewiß euer Geister fast viel seyn? wenn denn deme also, wie kan doch ein Mensch für euch bleiben und sicher seyn, ist deme also? ja Herr Fauste, sagte hierauf alsobald der Geist, unser ist sehr viel, und gewißlich, so viel als der grossen Hürneissen und Hummeln seyn mögen, und wohnen um und um bey den Leuten, und geben Achtung auf ihr Thun, und seynd unverdrossen, Menschen und Viehe zu beschädigen.

Anmerckung.

I. Aus diesem mag man lernen, wie der Teuffel so gar viel über um und neben uns seyn, welche nimmer schlummern, noch ruhen, sondern jederzeit dahin trachten, wie sie schaden mögen. Wie viel aber eigentlich derer seyn, solches kan aus der heiligen Schrifft nicht dargethan werden.

Als dorten der Teuffel, Marci 5. und Lucæ 8. von Christo gefraget ward, was sein Name wäre? gab er zur Antwort, und sprach: Legion heisse ich, denn unser ist viel. Und Lucæ 3. wird gesagt: es waren viel Teuffel in ihn (den Besessenen) gefahren. Item, der HErr Christus spricht beym Evangelisten Matthæo im 12. Cap. Der Teuffel komme mit andern sieben Geistern, die ärger seynd denn er selbst: da denn die Zahl sieben für viel mag genommen werden. Und Marci im 16. Cap. stehet geschrieben, daß Christus habe sieben Teuffel von Maria Magdalena ausgetrieben.

Aus welchem denn leicht abzunemen ist, daß der Teuffel eine unzehliche Menge seye: aber, ob schon solches nicht verneinet mag werden, und ob die Welt gleich voller Teuffel wäre, soll doch dieses wahren Christen zu einem beständigen Trost dienen, daß der Schutz der heiligen Frongeisterlein, der lieben Engel, mächtig genug seye allen Teuffeln zu widerstehen: dessen denn Geist- und Weltliche Historien voll seynd.

Nur dieses einigen, vom Schutz der H. Engel, zu gedencken, was [171] Herr P. Melanchth. über die Auslegung deß 10. Capitel Danielis erwehnet, er saget aber also:

[126] Anno 1529. als zu Speyer auf dem Reichstage, der Wienerische Bischoff, Faber genannt, etliche Irthume von dem Abendmahl, Päpstischen Gebrauche nach, in seiner Predigt vertheidigte, hat solches Simon Grynæus, welcher von Heydelberg aus, zum Herrn Phil. Melanchth. und andern, dahin gespatziret, mit angehöret.

Und weiln er ein trefflicher gelehrter Mann, auch ein gottsfürchtiger Liebhaber der Göttlichen Warheit ware, hat ihm besagte Predigt sehr mißfallen, gienge also nach der Predigt zu ermeldtem Fabro, grüssete ihn freundlich und sagte, er hätte ihme, aus Christlichem Eifer beweget, etwas anzuzeigen.

Als ihn nun der Faber gerne vernemen wolte, fieng Grynæus an und sagt: es thäte ihm hertzlich wehe, daß ein solcher gelehrter, ansehnlicher Mann, wie er, solche grosse Irthume vertheidigen wolte, u.s.w.

Welche Wort denn dem Bischoff nicht sonders, wie zu glauben, gefielen, und fragte ihn wie er hiesse? Grynæus sagte ihm seinen Namen. Als nun der Faber sich gleich in etwas hierüber entsetzte, in Betrachtung, wie er mit einem sehr gelehrten Mann, deme er nicht viel dörffte angewinnen, zu thun hätte, stellte sich als hätte er nothwendige Geschäffte bey der Königl. Maj. zu verrichten; bate aber darneben den Grynæum, daß er ihn deß andern Tages wiederum besuchen wolte, sagte ihm zugleich sein Logement, gabe ihm die freundlichsten Wort, sagende er wäre begierig mit ihme gute Kundschafft zu pflegen, und dieser Sache wegen ein mehrers mit ihme zu reden.

Grynæus vermeinte nicht anderst, als wäre dieses deß Fabri purlauterer Ernst, und versprach zu kommen; gieng also von ihm hin zum Herrn Philippo in seine Herberge, deme er denn alles das jenige anzeigte, was er mit Fabro geredet, u.s.w.

Als man sich nun daselbst noch nicht recht zu Tische gesetzet, ward der Herr Philippus alsbald aus der Stuben gefordert, und wie der Diener sagt, zu einem alten jedoch unbekandten Mann, der eine sonderliche Gravitet sowol im Angesicht als in der Kleidung vernemen liesse, dieser nun zeigete dem Herrn Philippo an, daß gar bald etliche Schergen der Stadt, aus Befehl ihrer Königl. Maj. in die Herberge einfallen würden, und Grynæum gefänglich annemen; denn ihm solch Unglück der Faber angestifftet hätte, darum solte er ver[127]schaffen, daß so bald Grynæus sich davon machte, sein Leben zu retten: gesegnete hiemit den Herrn Philippum.

Philippus zeigete solches eilends dem Herrn Grynæo an, wie auch [172] andern anwesenden Herren; derwegen sie zur Stund aufstunden, und begleiteten den Grynæum über die Gassen der Stadt, bis an den Rhein, blieben auch am Gestad so lang stehen, bis sie Grynæum, der in einem Schifflein fortgebracht worden, nimmer sehen kunten.

Die gesamte Gesellschafft war kaum wieder in ihre Herberge angelanget, da wurde derselben angedeutet, wie daß vor einer kleinen Weile die Schärgen wären allda gewesen, und nach dem Herrn Grynæo gefragt, sie würden ohne Zweiffel bald wiederkommen. Ward also hiemit der blutdürstige Anschlag von Gott gnädiglich verhindert. Und weil man nach vielen Nachforschen und Nachfragen keine dergleichen Person in der Stadt finden noch ersinnen mögen, wer diesen gefährlichen Anschlag entdecket, hat man billich schliessen müssen, daß diese ein Engel müsse gewesen seyn.

[173]
Das 18. Capitel
Das achtzehende Capitel.
D. Fausti dritte Frag an seinen Geist: aus was Ursache die Teuffel von GOtt aus dem Himmel wären verstossen worden.

AN einem Sonntag zur Zeit da man eben Predigt hielte, ward auch D. Faustus einmal beweget, etwas Gutes vorzunehmen, und gute Gedancken zu führen, sprache demnach zu seinem Geist, den er deßwegen zu sich erfordert hatte, mein Mephostophiles, sage mir, Lieber, warum und aus was Ursachen seyd ihr denn alle von GOtt aus dem Himmel verstossen worden? das muß traun ein grosser Fall gewesen seyn, und um welches willen ihr noch anjetzo, weil ihr euch an Gott nit anderst rächen kuntet, euch unterstehet euer Mütlein zu kühlen an seinen Geschöpffen, sonderlich an den Menschen.

Mephostophiles antwortet, er wisse selbst nicht, warum der Lucifer, der damals der oberste [128] Engel gewesen, und höher denn sonsten einer für GOtt gestanden ist, mit GOtt sich entzweyet, und den Höchsten erzürnet habe: das wissen wir aber wol, fuhre er fort, daß alle wir Geister, so ihme seynd anhängig gewesen, haben sein entgelten müssen, und seynd mit ihm zu gleicher Verdamniß hinab in den äussersten Abgrund deß Erdreichs verstossen worden; doch hoffenlich nicht länger als bis an den Jüngsten Tag, da wir wiederum wie zuvor gleich seyn werden, und den seligen Stand erreichen, aber Lucifer, und seine Mithelffer, die neben ihm gewesen, werden ihren vorigen Stand und Würde in alle Ewigkeit nimmer erlangen: dieses aber weiß er gar wol, darum tobet und wütet er auch wider GOtt und alle Menschen.

D. Faustus antwortet hierauf und sprach: ey Lieber, fahre besser herausser, dieweil du sagest, daß Lucifer mit seinem Anhang nimmermehr werde zu GOttes Huld und Gnaden kommen, so ist leicht zu erachten, daß er sich all zu hoch und viel an dem Allmächtigen werde versündiget haben.

Mephostophiles versetzte, ja freylich hat er sich hoch vergriffen, und diß ist alles seiner Hoffart bey zu messen; [174] denn GOtt setzte ihn höher weder die andern Engel, jedoch nicht höher der Seligkeit wegen, er name aber war, daß GOtt darauf bedacht war, wie er die Menschen zu gleicher Würde, Freyheit und Seligkeit bringen, und neben die Engel setzen wolte: dieses war nun dem Lucifer gantz zu wider, war überdas so hoch vermessen und hoffärtig, daß er auch GOtt den Trutz bote, und sich gleiches Göttlichen Wesens wolte theilhafftig machen.

[129] Da nun GOtt seinen grossen Hochmut also sahe, und darob ereiferte, auch die andern Engel, die in der Unschuld verblieben, und sich wider GOtt nicht setzen wolten, beobachtete, sihe, da brandte deß Allmächtigen Zorn an, und ward Lucifer samt allen die ihme anhiengen, nach seinem gerechten Eifer, aus dem Himmel verstossen.

Anmerckung.

I. Daß die bösen Engel gefallen und zu Teuffeln worden seynd, muß solche Schuld dem gerechten GOtt nicht beygemessen oder zugerechnet werden, weiln er sie im Anfang ihrer Schöpffung zu guten und reinen Creaturen erschaffen hat, sondern sie haben sich selbst durch ihren eigenen Mutwillen von dem höchsten Gut abgewendet, und seynd also durch ihre selbst eigene Sünde dahin kommen, daß sie aus guten Geistern böse, aus Engeln Teuffel worden seynd. Denn Christus, der Grund und Mund der Warheit, der auch den bösen Feind am besten kennet, sagt selbst Joh. 8. v. 44. der Teuffel sey von Anfang ein Mörder gewest, und sey in der Warheit nicht bestanden: denn die Warheit, spricht er, ist nicht in ihm; wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem eigenen, denn er ist ein Lügner, und ein Vatter derselbigen. Solche Wort nun zeigen an, daß ob gleich die Teuffel im Anfang als gute Creaturen geschaffen worden, so seyn sie doch durch ihren eigenen Mutwillen von GOtt und der ewigen Warheit, welche Christus ist, abgefallen, und also aus sich selbst zu ewigen Lügnern und Mördern wider GOtt und seine Glaubigen worden.

Was es aber eigentlich für eine Sünde gewesen, durch welche die Teuffel in solchen verdamten Standt seynd gesetzet worden, ist zwar nirgends in der H. Schrifft ausdrücklich angezeiget und vermeldet; wiewol solchem die H. Vätter fleissig nachgedacht, jedoch es nicht alle gleich getroffen haben.

Mephostophiles zeiget gleichwol allhier an, daß der Lucifer sich mit GOtt hab entzweyet, und das mehren theils darum, daß sich GOtt, [175] das ist Christus, die andere Person der Gottheit, deß menschlichen Geschlechtes angenommen, und [130] geliebet hat. Dannenher auch Cyprianus in Serm. de Zelo et bono patient. saget, Lucifer seye aus Eifer und Mißgunst gefallen, daß er dem Menschen nicht gegönnet, daß er nach GOttes Ebenbild geschaffen seyn solte.

Deßgleichen schreibt Tertullianus 1. de patient. es seye aus lauterer Ungedult geschehen, da er gesehen, daß GOtt dem Menschen alle Creaturen unterworffen hatte.

Bernhardus gibt vor, er sey aus Neid und Haß gefallen, da er nemlich gesehen, daß die menschliche Natur weit über die Engel solte erhaben werden, indeme daß der einige GOttes Sohn Menschliche, und nicht Englische Natur an sich nemen wollen.

Etliche sagen, es sey ein Streit unter den Engeln entstanden, worüber seyn die Bösen, die sich ihrer hohen Gaben üherhoben haben, aus dem Himmel gestürtzet worden.

Andere halten auch dafür, daß der Satanas und sein Anhang, aus grosser Lieb zu den Weibern gefallen seye, und zihen dahin die Wort Genes. 6. da sahen die Kinder GOttes nach den Töchtern der Menschen: ist aber eine Fabel, denn der Teuffel ist gefallen, ehe Adam ist geschaffen.

In einer Summa aber schliessen die meinsten Kirchen-Vätter, daß dieses schrecklichen Falls der bösen Engel, oder Teuffel, keine andere Ursach seye, als das schändliche Laster, die Hoffart. Denn dieweil die Engel, so hernach seynd Teuffel worden, herrliche schöne Gaben gehabt, und sich viel zu gut, zu hoch und zu edel darzu gedeucht, daß sie dem Allmächtigen solten unterworffen seyn, seynd derohalben dem Schöpffer ungehorsam worden, und haben sich durch solche leidige Hoffart zugleich in zeitliches und ewiges Verderben gebracht.

Nicht minder Gelehrte deuten diese Hoffart dahin, daß der Teuffel den Sohn GOttes, Christum JEsum, seiner grossen Demut halben, welche er gegen seinem himmlischen Vatter allezeit bewiesen, trotziglich verachtet und sich deßwegen über denselbigen herfür gethan habe; ziehen zu dem Ende dahin die Wort deß Propheten Jesaiæ am 14. v. 12. wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! wie bist du zur Erden gefallen, der du die Heiden schwächtest! gedachtest du doch in deinem Hertzen, ich will in den Himmel steigen, und meinen Stul über die Sterne GOttes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg deß Stiffts, an der Seiten gegen Mitter[131]nacht, ich will über die hohen Wolcken fahren, und gleich seyn dem Allerhöchsten.

Ob nun wol diese Meinung an ihr selbst nicht gar verwerfflich ist; denn gleichwie die Menschen nichts anders verdammet, als der Unglaube, [176] daß sie den Sohn GOttes entweder boshafftiglich verachten, oder sich seiner nicht getrösten, also ist auch der Engel Fall darum so erschrecklich, daß sie den Sohn GOttes trotziglich verachtet haben, u.s.w. So ist doch dieser Spruch Jesaiæ eigentlich von dem König zu Babel, und dessen Untergang zu ver stehen.

Also saget dorten auch der HErr Christus Lucæ 10. Ich sahe wol den Satanas vom Himmel fallen als einen Blitz: da denn der HErr Christus nicht von einem äusserlichen, sondern von einem geistlichen Fall, und zwar von seiner Hoffart redet.

Herr Lutherus saget unter andern hiervon in seiner Postill im Sommertheil, von der Zerstörung der Stadt Jerusalem, Lucæ 19. Was geschahe im Paradeyß? Lucifer war der schönste Engel, GOTT hatte ihn geschmücket, daß er der Schönste war unter allen Engeln GOttes, und sein Heer war das schönste Heer, unter allen Creaturen GOttes: da er aber sahe, daß er so geschmückt und geputzt war vor allen andern, so vernünfftig und weis, daß er hätte fünff Welt mögen regieren, da ward er stoltz, und wolte GOtt verachten, da sprach GOtt zu ihm: höre Lucifer, darum habe ich dich nicht also geschmücket und mit Gaben ausgezieret, daß du stoltz seyn und mich verachten soltest; und stürtzte ihn also in den Abgrund der Höllen. Wahr ists, Lucifer war begabter, grösser und so zu reden besser, denn die andern alle; weil er aber hoffärtig seyn wolte, und GOtt verachtete, ist er so gefallen. Bis hieher Lutherus.


II. Daß ferner allhier D. Fausti Geist sich vernemen läst, als ob er unschuldig dieses Falls halben wäre, und es doch mit andern habe entgelten müssen, es stehe ihn aber einmal gleichwol die Seligkeit bevor, u.s.f. darauf ist zu antworten, daß sie durchaus alle miteinander GOtt ihren Schöpffer verlassen haben, und aus gerechtem Zorn und Urtheil GOttes in den Abgrund der Höllen verstossen worden.

Denn S. Judas saget in seiner Epistel gar klärlich, daß GOtt die Engel, die ihre Behausung verlassen hätten, zum Gericht deß grossen Tages mit ewigen Banden im Finsternüß verwahret habe.

[132] Was ist das aber anders, als daß die Engel, welche GOtt erstlich rein erschaffen hat, in ihrem seligen Ursprung und Wesen nicht geblieben seynd, sondern aus freyen Willen abgefallen, und also böse und verdamte Geister worden?

Und in der andern Petri im andern stehet geschrieben: hat GOtt der Engel die gesündiget haben, nicht verschonet, sondern sie mit Ketten der Finsterniß zur Hölle verstossen, und übergeben, daß sie zum Gerichte behalten werden, etc.

Welche Sprüche denn genugsam anzeigen, daß die Teuffel, einer [177] wie der ander, aus ihrem vorigen Wesen und Wolstandt abgewichen, und GOttes, wie auch aller Christglaubigen Feinde worden seynd, daß nemlich dasselbige durch ihre eigene Sünde beschehen, und derhalben sie alleine ihres Verderben und Verdamniß Ursacher seynd.

[178]
Das 19. Capitel
Das neunzehende Capitel.
D. Fausti vierdte Frag an seinen Geist: von dem Himmel, und den Engeln.

D. Faustus fuhre in seinem Gespräche fort, und sprach zu dem Geist: Lieber Mephostophiles, ob ich mir zwar leichtlich einbilden kan, daß ich nimmer in den Himmel komme, so möchte ich doch gleichwol von dir wissen, wie innwendig der Himmel mag geschaffen seyn, und was es für eine Beschaffenheit habe um die ewige Gottheit?

Mephostophiles antwortete alsbald: ach! mein Herr, dieses kan ich nicht erzehlen, denn wir seynd in den unauslöschlichen Zorn GOttes also tieff gefallen, daß, was wir zuvor gesehen haben, wir dessen, wie auch alles himmlischen Wesens und Freude gäntzlich beraubet seynd, und ist nunmehro uns nicht anderst, als einem Menschen der etwas in einem Traum hat gesehen, wenn er erwachet, so ist dasselbe nicht mehr zugegen; also auch können wir nichts darvon sagen: und GOtt will auch [133] nicht von uns Geistern haben, daß wir seine Herrlichkeit verkündigen und offenbaren sollen, welche er dermaleins am Jüngsten Tag wird offenbar machen.

D. Faustus vermerckte bald hieraus, daß dem Geist mißfiele in dieser Materie weiter fortzufahren, weßwegen er auf eine andere und zwar diese Frag geriethe, wie es doch mit den Engeln, welche jetzund in grossen Freuden bey GOTT seynd und wohnen, eine Bewandtniß und Beschaffenheit habe.

Mephostophiles antwortet, und sprach: so viel ich gesehen habe, und mir noch wissend ist, so seynd die Engel in drey Hierachias abgetheilet, als in die Seraphin, Cherubin, und Thron-Engel; und ist einer wie der andere im vollkommenen Stande.

Die ersten, als die Seraphin, betrachten GOttes Güte, wie er doch alles sowol erschaffen hat, und wo sie auch hinsehen, da kommen sie nimmermehr zum Ende, daß sie beschliessen köndten alle Majestätische Herrlichkeit GOttes.

Die Cherubin betrachten die Krafft GOttes, ja die gewaltige Hand GOttes, die er in Erhaltung Himmel, Erden, ja deß gantzen Firmaments gesetzet.

[179] Die dritten, als die Thron-Engel, können nicht genugsam begreiffen noch ansehen die ewige GOttheit; an deren sie denn all ihr Freude, Wollust und Ergötzlichkeit haben.

Die ersten vertreten das Amt der Engel: die andern begeben sich zu den Menschen, beschützen und bewahren sie: die dritten regiren Könige und Für[134]sten; und ist kein Engel unter diesen allen, der nicht solte zehen Welt regieren können, so veste nemlich, starck und mächtig hat GOtt seine Würckung in sie gegossen.

Anmerckung.

I. Zu mercken ist allhier, daß gleichwol die Teuffel etwas von der Erkäntniß Gottes wissen, GOtt aber lasse es ihnen nicht zu, daß sie seine. Herrlichkeit solten offenbaren, allermassen der Geist selbsten gestehet.

Denn Matthæi im 4. Cap. v. 3. versuchet der Teuffel Christum und spricht, bist da GOttes Sohn? In welchen Worten denn der Teuffel bekennet, daß er etlicher massen wisse, daß Christus eine Göttliche Krafft an sich habe; daher ihm der HErr Christus wiederum antwortet, sagende, du solst GOtt deinen Herrn nicht versuchen.

Deßgleichen Matthæi im 8. Cap. v. 28. 29. Als der HErr Christus in die Gegend der Gergesener kame, und ihm zween Besessene aus den Gräbern entgegen lieffen, da triebe er die Teuffel aus; diese wolten nun auch Christum bekennen, da sie sagten: Ach JEsu du Sohn GOttes, was haben wir mit dir zu thun, bist du herkommen uns zu quälen ehe denn es Zeit ist? dieses aber wolte der HErr nicht zu lassen, und triebe sie aus.

Der Evangelist Marcus im 1. Cap. v. 23. meldet, daß der HErr Christus zu Capernaum an einen Sabbattag in die Schul gieng, darein sie einen besessenen Menschen brachten, welchen ein unsauberer Geist triebe, der schry und sprach: was haben wir mit dir zu schaffen, JEsu von Nazaret? bist du kommen uns zu verderben? ich weiß wer du bist, nemlich der heilige GOttes: und berichtet Marcus zugleich kurtz darauf vers. 25. und JEsus be schalte ihm und sprache, verstumme und fahre aus von ihme.

Weiter sagt jetzt ermeldter Evangelist eben in diesem Cap. daß der HErr Christus an einem Abend, da bereits die Sonne untergangen war, von den Besessenen viel Teuffel ausgetrieben habe, und meldet dieses darbey vers. 34. Er liesse die Teuffel nicht reden, denn sie kandten ihn.

[180] Und im dritten Cap. v. 11. 12. spricht er: wenn ihn (JEsum) die unsaubern Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder und [135] schryen laut, du bist der Sohn GOttes: Er schalte sie aber hart, daß sie ihn nicht offenbar machten.

Also stehet auch in den Geschichten der Apostel geschrieben im 16. Cap. v. 17. Da lieff S. Paulo und seinen Gesellen eine Magd nach, die hatte einen Warsager-Geist, die schrye und sagte durch ihren Geist: Diese Menschen seynd Knechte GOttes deß Allerhöchsten, die euch den Weg der Seligkeit verkündigen.

Item im 19. Cap. dieses Buchs, v. 13. 15. meldet S. Lucas, daß Sceva ein Hoherpriester sieben Söhne gehabt habe, die Teuffelsbeschwerer gewesen; und wenn sie die Teuffel von den Besessenen wolten austreiben, da gebrauchten sie darzu den Namen deß HErrn Jesu, und sprachen zu den Teuffeln: Wir beschwören euch durch Jesum, welchen Paulus prediget. Die Geister aber antworteten und sprachen: JEsum kennen wir wol, und Paulum wissen wir auch wol, wer seyd ihr aber?


II. Daß fürs ander die heiligen Engel ausgetheilete Aemter haben sollen, dieses bezeuget auch die heilige Schrifft. Denn der Engel Gabriel bringet der Gottes Gebä rerin Mariæ die Botschafft von der Empfängniß und Menschwerdung deß Sohns GOttes, Lucæ 1. v. 26. Die Engel verkündigen den Hirten grosse Freude, daß der Sohn GOttes zu Betlehem geboren seye, Lucæ 2. v. 10. Die liebe Engel begleiten das JEsulein in und aus Egypten, Matth. 2. v. 13. 19. dienen ihm in der Wüsten da nemlich Christus vom Geist daselbst hart angefochten ward, Matth. 4, v. 11. Trösten ihn am Oelberg, da er mit dem Tod range, Lucæ 22. v. 43. bewachen sein Grab, und bezeugen seine fröliche sieghaffte Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkunfft zum Gerichte der Lebendigen und der Todten, Joh. 20. v. 12.

Aus dem Alten Testament ist bekandt, daß der Engel mit einem feurigen Schwerdt das Paradeyß verwahret, 1. Buch Mos. 3. v. 24. Ismael, deß Ertzvatter Abrahams Magd Hagar Sohn, als er in der Wüsten grossen Durst litte, da wiese ein Engel der trostlosen Mutter am Wege zu Sur einen Wasserbrunnen, 1. Buch Mos. 16. v. 7. Drey Engel erschienen dem Abraham im Hayn Mamræ, da sie Sodoma und Gomorra wolten vertilgen, und der eine der 90. jährigen Saræ verkündigte, daß sie schwanger, und einen Sohn gebären werde, 1. Buch Mos. 18. v. 2. 10.

[136] Also erschienen die Engel dem Loth unter dem Thor zu Sodoma, nnd in der Stadt Sodoma, da die Burger der Stadt gantz ungestümmiglich deß Loths Haus umgaben, und begehrten die fremden Gäste; da schlugen die Engel sie mit Blindheit, führten darnach den Loth, seyn Weib samt zweyen Töchtern, von dem Verderben und Untergang der [181] Stadt, in ein Städtlein Zoar genannt, 1. Buch Mos. 19. v. 1. et seq.

Der Altvatter Jacob als er wiederum in sein Vatterland ziehen wolte, und sich für seinem Bruder dem Esau sehr fürchtete, da sahe er sichtbarlich die Mahanaim, und Herrscharen der heiligen Engel, 1. Buch Mos. 32. v. 2.

Da GOtt der HErr durch Mosen das Volck Israel aus Egypten in die Wüsten an das rothe Meer geführet hatte, und ihnen der König Pharao hinten nacheilete, da zoge auch am Himmel vor dem Volck her der Engel deß HErrn in einer Wolcken-Seule, und war mit Blitzen aus der Wolcken als ein Zeichen von GOtt, daß er dem Israelitischen Volck wolte vätterlichen Beystand leisten, 2. Buch Mos. 16. v. 19.

Der Engel deß HErrn stunde auch dorten am Wege, und verhinderte den Warsager Bileam daß er nicht solte in der Moabiter Land ziehen, das Volck GOttes zu verfluchen, 4. Buch Mos. 22. v. 22.

Als Josua der streitbare Kriegsfürst bei Jericho war, und seine Augen gegen dem Himmel aufhube, da name er gewar daß ein Mann gegen ihm stunde, der hatte in seiner Hand ein blosses Schwerd, und Josua gieng zu ihm und sprach, gehörest du uns an, oder den Feinden? Er sprach nein, sondern ich bin ein Fürst über das Heer deß HErrn, und bin jetzt kommen, im Buch Josuæ am 5. v. 13.

Als das Assyrische Heer zu Zeiten deß Königs Hiskiæ in Israel die Stadt Jerusalem belägerte, und der fromme König zu GOtt mit dem Gebet ernstlich rieffe, da fuhr aus der Engel deß HErrn in der Nacht, und schluge in dem Assyrischen Läger hundert und fünff und achtzig tausend Mann, wie zu lesen beym Propheten Jesaia im 37. Cap. v. 36.

Als Sadrach, Mesach, und Abednego, in den feurigen Ofen, auf ergangenen Befehl deß Königs Nebucadnezar, geworffen wurden, da gesellete sich der Engel zu ihnen, und thate ihnen eine sonderbare Hülffe, daß solche unmässige Hülffe ihnen gleich als ein kühler Thau wurde, Danielis im 3. Cap. v. 24.

[137] So ward auch Daniel der Prophet von dem Engel gespeiset in der Löwengruben, seiner Weissagung im 6. Cap. v. 22. Eben diesem Propheten erschien einsten der Engel deß HErrn am Wasser Ulai, in Persien, und verkündigte ihm von der letzten Monarchy, der Endschafft deß Käiserthums, von der Zukunfft Christi, und von der Auferstehung der Todten, im 8. Cap. vers. 16.

Item, als am Abendopffer der Prophet betete, ist der Engel Gabriel zu ihn kommen, ihn angerühret, und diese Bottschafft gebracht, daß er ihm alle zukünfftige Dinge berichten wolle, darum seye er auch von GOtt ausgegangen, denn GOtt habe sein Gebet erhöret, er sey vor GOtt lieb und angenehm, Dan. im 9. Cap. v. 21.

[182] Deß frommen alten Tobiæ Sohns Geferte in das Land Medien, war der Engel Raphael; und als dieser bey Raguel, die Saram zu einer Heurat ihme zu wegen gebracht, die doch zuvor sieben Männer gehabt, da vertriebe der Engel den Asmodæum, so die vorigen umgebracht hatte; ja er geleitete ihn sicher wiederum in sein Vatterland, ja er lehrete ihn auch, wie und auf was Weise er seinem alten verblendeten Vatter zu Wiederbringung deß Gesichtes verhelffen möchte, allermassen aus der Histori Tobiæ erhellet.

Aus welchen jetzt erwehnten Historien heiliger göttlicher Schrifft, kan der Christliche Leser lernen, und ihme selbsten zu guter Hoffnung tröstlich seyn, was die liebe heilige Engel, ihrer Natur, Amt, Beystand, Hülffe und Wesen nach, für treue dienstbare Geister seynd: wie man denn solches noch klärlicher etwan mit neueren Begebenheiten darthun köndte, welcher Gestalt jederzeit die liebe heilige Engel die Frommen und Glaubigen erhalten und geschützet haben; worvon aber oben bereits etwas in der Anmerckung über das 17. Capitel, dieses Theils, ist gedacht worden, und noch ein mehrers köndte beygesetzet werden, wenn es die Gelegenheit, wegen beliebter Kürtze, wolte zugeben.

Es mag aber ein jeder frommer Christ, wenn er zu Bette gehet, oder Morgens wiederum aufstehet, bey sich selbst ermessen, woher es doch komme, daß er mit den Seinigen frisch und gesund, und gutem Wolstandt seye, ja das Seinige noch also verwarlich stehe? warlich dieses thut GOtt durch den Schutz der lieben Engel.

[138] Denn in der Epistel an die Hebreer im ersten stehet ausdrücklich: die Engel seynd allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um deren willen, die ererben sollen die Seligkeit. Und David spricht in seinem 34. Psalm: der Engel deß HErrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilfft ihnen aus.

Wie auch im 91. Psalm stehet: Er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen, und du deinen Fuß nicht an einen Stein stossest.

[183]
Das 20. Capitel
Das zwantzigste Capitel.
D. Fausti fünffte Frag an seinen Geist: von dem Paradeyß.

WIe gerne D. Faustus etwas mehr von den Engeln von seinem Geist erlernet hätte, muste er doch solches vor diesesmal lassen anstehen, weiln er gesehen, daß dieses dem Geist nicht gar angenehm ware, weßwegen er von solchen auf die Gedancken von dem Paradeyß geriethe, und fragte kurtz hierauf den Geist um die Umstände deß Paradeysses.

Mephostophiles aber antwortet und sprach, du kanst mein Herr Fauste selbst leichtlich abnemen und gedencken, daß das Paradeyß nicht in dieser Welt stehe, sondern etwan gegen Osten, gar nahe bey dem Himmel liege, also, daß jetzund die Sonn vom Mittag bis gegen Abend sich darein verbirget, und alsdenn nimmt der Mond die Wohnung zur Nachts-Zeit darinnen.

D. Faustus versetzte alsobald, wie soll ich dieses von der Sonnen und dem Mond verstehen? Solcher Gestalt, sagte der Geist: das Paradeyß ligt gegen der mitternächtlichen Linie, und gegen Aufgang der Sonnen, da etwan anjetzo keine lebendige [139] Seele wohnet, hat also allein Sonn, Mond und Sterne, ihre Ergötzlichkeit darinnen.

Die Sonn hat ihren herrlichen Schein so lauter und so klar, daß man an ihr alle Form und ihre gantze Substantz darinnen sehen kan; so hat sie auch daselbst keine hitzige Natur, sondern ist so lieblich und scheinbarlich, daß auch ihre befindliche Hitze lieblicher ist als die Lufft; und wenn Adam erstesmals darinnen seine Wollust haben wollen, so hat er sich an die Sonne geleget, in welche er gantz vollkommlich mit unverruckten Augen sehen mögen; dannenher er vielleicht der Sonnen Würckung seinen Nachkommen geoffenbaret hat.

Die Sonn aber ist hernachmals nach dem menschlichen Fall gleichwol der Hitze halben gegen der mitternächtlichen Linie herabgestiegen, und hat die sündliche Welt entzündet, wie es annoch ist, also, daß von nun an kein Mensch in die [184] Länge der Sonnen Hitze kan erdulten und vertragen: welches denn ingleichen von dem Mond zu verstehen ist.

Auch seynd die Sterne so klar und helle, daß sie von dar das Erdreich erleuchten können, gleich einem Carfunckel. So toben die Planeten am Himmel so ungestümmiglich, daß es im Paradeyß nicht anderst erschallet, als wie in dieser Welt das Donnern; sie seynd aber gantz anmutig und lieblich.

In diesem herrlichen Wohnhaus, in dieser angenemen Wollust hat Adam alles mit sonderbarer Geschwindigkeit, und der Vollkommenheit nach, in die er versetzet gewesen, betrachtet, mit Augen gesehen, und solches, nachdeme er aus dem Paradeyß vertrieben worden, als ein erfahrner Astrono[140]mus, seinen Nachkommen hinterbracht: denn er war von GOtt also erleuchtet, daß sich alle Geschöpffe GOttes zu ihm neigeten.

Mein Mephostophiles, fragte D. Faustus, wie ist doch dieser Garten, der in der Schrifft Eden genennet wird, beschaffen gewesen? seynd auch darinnen Bäume, Gras, und anders gewesen?

Der Geist sagte ja, und zwar nicht viel anderst, als wie auf dem Erdreich die Gärten und lustbare Wälder anzusehen, jedoch in etwas unterschieden: das Gras, wie es GOtt erstlich erschaffen hat, also stehet es annoch da, und hat Adam und Eva sich niemaln genug über die schöne helle, anmutige und bunde Farben, mit welchen es vermenget ist, verwundern können.

Was die Bäume belanget, die seynd so hoch, daß das Gewülcke deß Himmels dardurch streichet, und breiten sich die Aeste so weit, daß man sie nicht übersehen kan: die Blätter daran seynd zum Theil breit, zum Theil spitzig, und so groß als ein Reisspies: das Obst daran fället nimmer ab, sondern bleibt also stehen bis an den Jüngsten Tag: in der Mitten aber deß Paradeysses, da Adam geschaffet und gepflantzet hat, seynd Feigenbäume und allerley Obst; und die Blümlein darinnen seynd so lieblich am Geruch und auch am Geschmack, daß solches alles niemand recht beschreiben mag.

So hat es auch im Paradeyß gehabt allerley vierfüssige, geflügelte und kriechende Thiere, die alle gantz zahm waren, [185] und sich gar heimlich zu dem Menschen Adam thäten, denen gab er nun aus erleuchtetem Verstande, einem jeden seinen Namen: war auch zu der Zeit an ihnen kein Grimm, [141] Zorn, Wütigkeit noch Gifft, sondern waren dem Menschen, wie gesagt, gantz unterthänig und gehorsam, ja gar zahm und fast furchtsam.

Alsbald aber Adam und Eva die Schantz aus Hoffart wider GOtt, ebenermassen wie wir Teuffel übersahen, und GOtt ihren Schöpffer mit Ungehorsam erzürneten, und von dem Engel Cherubin aus dem Paradeyß vertrieben wurden, da giengen alle Thiere in das sündliche Land, veränderten ihre vorige Natur, Freundlichkeit und Zuneigung zu dem Menschen, ja ein jedwederes Thier-Geschlechte war in Wüte und Bitterkeit gleichsam verwandelt, und wurden hernachmals deß Menschen Feinde, also daß nunmehr kein Thier in dem Paradeyß ist, sondern liget dieser halben fast öde.

D. Faustus verwunderte sich und sagte: Lieber Mephostophiles, wo stehet aber der Baum deß Erkäntniß Gutes und Böses, daran sich Adam und Eva vergriffen haben? der Geist antwortete, dieser Baum deß Guten und Bösen stehet mitten im Paradeyß, ein gantz einfältiger schlechter Baum, welches denn auch Adam und Eva am meinsten eingenommen und betrogen hat, weiln sie nicht vermeinet, daß GOtt eben so viel an diesem Baum gelegen wäre, oder daß so eine grosse fast Göttliche Würckung darinn stecken solte: die Aepffel daran seynd nicht so gar groß, aber aussen an der Schelffen seynd sie an der Farb wie ein Regenbogen gesprengt, der Apffel aber inwendig ist gesprengweise formiret, mit leibfarben Creutzlein; und stehet dieser Baum bis an den Jüngsten Tag, alsdenn er mitten voneinander fallen und spalten soll.

Lieber Mephostophiles, versetzte hierauf [142] D. Faustus, kan aber niemand mehr zum Paradeyß gelangen oder kommen? nein, antwortet er, kein lebendiges wird mehr dahin kommen können. Denn um diesen verbottenen Baum ist ein Wall, mit feurigen Ketten umringet, und hütet deß Gartens der Engel Cherubin mit einem feurigen Schwerdt; aber aller und jeder selig abgeleibter Seelen sehen einen Blick und Freude dieses Paradeysses, und lassen sich dessen begnügen, bis zur [186] vollkommenen Freude deß ewigen Lebens.

Wo aber und an welchem Ende ist der Ort, da der fliessende Brunn innen stehet, fragte D. Faustus? der Geist antwortet, dieser Brunn oder Teich ligt mitten im Paradeyß, und befeuchtet den gantzen Garten; theilet sich aber hernach in vier sonderbare Hauptflüsse, unter welchen der erste genennet wird Ganges oder Pischon, der andere Gihon, der dritte Tigris, der vierdte Euphrates.

Der erste Fluß Ganges ist ein gar grosses und namhafftes Wasser in dem Indier Land, so dasselbige Land alles umgehet: wird gegen dem Aufgang in 19. grosse schiffreiche Flüsse ausgetheilet, und kommt zuletzt an vielen Orten in das grosse Meer; und wiewol er hefftig in das Meer sincket, so ist er dennoch so groß, daß er am schmälesten 800. Schritt weit, am breitesten aber 1000. Schritt, und mehr denn 20. Schritt tieff ist.

Der andere Fluß Gihon oder Nilus, sonsten auch Melo genannt, welcher für den grösten in der Welt geachtet wird, kommt aus einem schwartzen Fluß mit schnellem Lauff, und scheidet Africam und Mohrenland in einer Gegend, so von den Einwohnern Catadupa benamset wird: Er befeuch[143]tet in einer Schnelle gantz Egyptenland, und alsdenn laufft er wiederum zuruck; er bringet mit sich viel Erden oder Letten, erziehet und unterhält auch viel grosse Wasserthiere, als Crocodil, Lindwürmer, Wasserpferde und dergleichen. Wächst mit dem Zunemen, wenn die Sonn im Löwen ist, bis zu dem Mittel der Jungfrauen, darnach nimmt er ab.

Der dritte Fluß Tygris ist der allerschnelleste Fluß deß grossen Armenier Landes, und fast in der gantzen Welt bekandt: dieser findet bald einen See, Aritissa genannt, durch den laufft er gewaltiglich mit vielerley Farben aus, und fället darnach gegen dem Berg Tauro in ein ungeheures holes Loch deß Berges, kommt alsdenn durch eine verborgene Stadt aus, und bringet bey dem See Zoranda allerhand versenckte Dinge herfür, und wird wiederum ein Fluß. Abermals versencket er sich in verborgene Gänge, und nachdeme er 25000. Schritt also verborgen gelauffen ist, kommt er wiederum zu Lande, in der Gegend Sophen, nahend bey Arsenia dem Fluß: dieser [187] Fluß richtet sich nachmals in zween Theile bey den Coridrianischen Bergen, und begeusset die erste Seleuciam und Messenem, der andere befeuchtet die Oerter gegen Mitternacht, gegen den Feldern deß Bergs Caucasi, und so sie wiederum zusammen rinnen, heiset er abermals Tygris, und fleusset letzlich in das Persier-Meer.

Euphrates der vierdte Fluß, so auch aus dem Paradeyß gehet, ziehet sich in groß Armenien, in den Berg Paracoatra genannt, und so er etliche Zuflüsse in sich empfähet, und darmit verstärcket wird, kehret er seine Krafft gegen dem Berg Tauro, und so ihm der nicht widerstehet, so rinnet er fürhin gewalt[144]sam und läst Comagenam auf der rechten Seiten, Arabiam aber auf der lincken Hand; und wie schiffreich er auch ist, so wird er doch darnach in weite Pfützen getrennet, und giesst sich nicht offentlich aus.

So viel hab ich nun dir, mein Herr Fauste, von den Umständen deß Paradeysses Meldung thun wollen.

Anmerckung.

I. Was allhier der Geist von Erschaffung deß Paradeyses D. Fausto erzehlet, lassen wir wohlbedächtlich in seinem Wehrt beruhen, Mephostophiles sage darzu was er wolle: wollen aber aus den alten Kirchenlehrern einige anziehen, und besehen, was diese von dem Paradeyß halten.

Damascenus spricht: Die Stette ist annoch, denn sie ist eine Kammer aller Frolockung, diese ist höher denn die Erde, mit mässigem und zwar mit dem allerclarsten Lufft erfüllet, und allewegen mit blühenden Pflantzen gezieret, voll gutes Geruchs, und wohnet nichts Unvernünfftiges darinnen.

Isidorus meldtet, das Paradeyß seye mit allem Geschlechte deß Holtzes, und Aepffelbäumen gezieret und besetzet; allda seye keine Hitze, sondern ein ewiger temperirter und gesunder Lufft, in der Mitte lauffe ein Brunn, der den gantzen Ort befeuchtet.

Beda erwehnet, das Paradeyß stehe gegen Aufgang der Sonnen, und so hoch daß die Wasser der Sündflut nicht dahin gereichet haben: und weiter sagt er, das Paradeyß reiche bis an deß Mondes Kreiß, und hätte der Mensch Adam nicht gesündiget, so hätte ohne Zweiffel GOtt auch das Paradeyß also geweitert, daß es alle Menschen beschlossen hätte.

[188] Ferner zeiget Beda an, daß von wegen seiner über gro ssen Höhe niemand dahin kommen könne, und daß die Wasser, so von dem Paradeyß heraus lauffen, wenn sie herab fallen, einen so grossen Hall und Thon von sich geben, daß der nicht zu beschreiben wäre.

Mit welchem auch Ambrosius und Basilius übereinstimmen, und zeigen überdas an, daß diese Wasser fliessen aus einem [145] Brunnen deß Paradeysses, und gebären vier Flüsse. Dieser Ort wäre auch unter dem himmlischen Zeichen der Waag und deß Widers gelegen, gegen dem Aufgang; darum durchgehet die Sonn jährlich zweymal das Mittel deß Paradeysses, und ist ein Garten voller Wollust: denn allda ist stetige Grünung. Lustbarkeit der Blumen, Uberflüssigkeit der Frucht, wolschmäckende Kräuter, Beschattung der Bäume, angeneme Befeuchtung, und anmutiger Vögelgesang.

Da auf eine Zeit in Gegenwart Herrn D. Lutheri von dem Paradeyß die Frag vorlieffe, was doch das Paradeyß für ein Ort, wie und wo es gewesen wäre? antwortete er und sprach: ich halte darfür, daß die gantze Welt das Paradeyß seye genennet worden: aber Moyses beschreibet es nach dem Gesichte Adams, so ferne, nemlich er es hat sehen können, an den vier Wassern.

Adam war und wohnete gegen Morgen, in Syrien und Arabien, als er geschaffen ward, nachdem er aber gesündiget hatte, da ist es nicht mehr so lieblich gewesen wie vormals; es war ihm kein Paradeyß noch Lustgarte.

Also heisset Moyses die Gegend zu Sodoma und Gomorra ein Paradeyß; wie denn auch Samaria und Judæa ein sehr fruchtbares Land gewesen ist: nun aber saget man, es seye gar sandig, wie mich Graf Otto zu Stollberg berichtet, der im Heiligen Lande gewesen ist, etc.

Phil. Melanchthon spricht in seiner Chronic: das Wort Paradeyß bedeutet den besten und herrlichsten Ort auf Erden, und einen solchen Standt der Menschen, da sie in Unschuld ohne Sünd und Tod ewiglich gelebet hätten: und dieweil der Text ausdrücklich vier herrliche Quellen nennet, daraus grosse schiffreiche Wasserströme in die vier Orte der Erden fliessen, ist darmit angezeiget, daß die Menschen diesen besten und herrlichsten Ort der Erden hätten bewohnen sollen, welchen diese vier grosse Hauptwasser Euphrates, Tygris, Ganges und Nilus wässern solten: unter diesen vier Hauptwassern ist fast der dritte Theil deß gantzen Erdbodens gefasset und begriffen.

Also auch, aus diesem Paradeyß verstossen seyn, heisset, aus diesem seligen Standt, da keine Sünd noch Tod war, verstossen seyn, und aller Elementen und Creaturen, mit kleinern Segen, Glück und Gedeyen entrahten.

[189] Es ist aber kein Zweiffel, daß die ersten Menschen in der Gegend der Erden gesessen und gewohnet haben, da hernach, [146] und etwan jetzt annoch Damascus gelegen: ist derohalben auch glaublich, daß sie an dem Ort erstlich erschaffen seyen, und gewohnet haben.

Der Jüdische Geschichtschreiber Josephus beschreibet in seinem ersten Buch das Paradeyß, und spricht: GOtt hat einen schönen Garten gegen Aufgang der Sonnen mit allerley grünen Gewächsen gepflantzet, in welchem ein Baum deß Lebens, und ein anderer deß Verstandes, zu unterscheiden Gutes und Böses, gestanden ist: in diesen Garten hat GOtt Adam samt seinem Weib geführet, und ihnen befohlen, diesen Baum fleissig zu vermeiden.

Es wird auch dieser Garte gewässert und befeuchtet von einem Wasser, welches geringsweise um die Erden lauffet, und sich daselbst in vier Flüsse austheilet, na mentlich in Euphratem, Tygrim, Gangem und Nilum.

Merckwürdig seynd derhalben die Worte deß Herrn Lutheri, in seiner Auslegung über das erste Buch Mosis, daß nemlich das Paradeyß in der Welt und auf Erden seye; denn es stehe im Text, GOtt hat gepflantzet einen Garten in Eden, gegen dem Morgen oder Aufgang.

So müssen ja auch natürliche Bäume seyn, wie die unserige; darum es nichts mit ist, daß unsere Sophisten gesagt haben, wie es hoch droben über der Erden lige, hart unter dem Mond: es muß hier auf Erden seyn, und müssen auch die Bäume seyn, die GOtt im ersten Capitel geschaffen hat.

Zum andern, ist ja Adam aus Erden geschaffen, und darzu verordnet, daß er darauf seyn solte, und ward darum ins Paradeyß versetzet, daß ers bauen und verwahren solte.

Zum dritten werden vier Wasser genennet, welche man noch weiß, die aus dem Garten fliessen: diß alles beweiset genugsam, daß es muß auf der Erden seyn.

Origenes und mehr andere, haben sich hin und her darmit geworffen: aber Augustinus hat etwas klüglicher gehandelt, und gesaget; wer dieses und anderes nicht begreiffen kan, der soll GOtt die Ehre geben, und ihm die Sach befehlen.

Dieses aber ist der Behelff auf einer Seiten, daß Moyses nicht saget, daß die vier Wasser im Garten gewesen seyn, sondern nur ein Wasserstrom, darvon die vier Wasser herstammen; was wollen wir nun daraus machen?

Also habe ich mehrmal gesagt, und sage es noch, müglich ists, daß es zur selbigen Zeit also gewesen seye, daß GOtt einen [147] Garten oder ein lustiges Land dergestalt umschrencket habe, aber nach meinem [190] Beduncken mag es also verstanden werden, daß es der gantze Erdboden wäre; mir ligt nur dieses im Wege, da der Text also lautet, daß es etwas anders, nemlich ein sonderbarer Ort oder Raum seye, wie sonsten auch lustige Gärten nicht ein gantzes Land begreiffen: darum weiß ichs nicht zu erörtern, wie es gewesen seye, ich muß mich gefangen geben.

Jedoch, dieweil man die vier Wasser, wie gesagt, noch wol weiß, die daraus kommen, wolte ich gerne also sagen, daß der Lustgarte irgend ein Ort seye gegen dem Morgen, der nunmehr verborgen oder vielleicht zerrissen ist, welches GOtt am besten bekandt ist: es muß aber ein fast weiter Raum gewesen seyn, denn die Wasser ligen sehr weit von einander, ja schier gegen einander; darum will ich meine Vernunfft gefangen nemen, und darbey bleiben, daß ein rechter natürlicher Garte gewesen seye, wie sonsten ein Lustgarte seyn möchte.

Etliche disputiren, und wollen also schliessen: Enoch und Elias, inmassen der Heilige Geist saget, seynd in den Himmel lebendig verzucket und aufgenommen worden; nun spricht dorten der HErr zu Moyse, da dieser begehrte GOttes Angesicht zuschauen, im 2. Buch Mos. im 33. Cap. v. 20. daß kein lebendiger Mensch köndte die Herrlichkeit GOttes sehen, und doch gleichwol Enoch und Elias, wie gesagt, lebendig in den Himmel wären verzuckt worden, daß nemlich solches zuverstehen müsse seyn von dem irdischen Paradeyß, darinnen keine Tödtlichkeit seye, sondern lauter Freude, Wollust und Ergötzlichkeit.

Item, daß GOtt der HErr dem Moysi befohlen, er solle auf den Berg Nebo steigen, von dar in das gelobte Land sehen, er aber daselbst, vom HErrn selbst, begraben, auch seine Begräbniß hernach nicht gefunden worden, aus solchem müsse folgen, daß er in das Paradeyß seye verzuckt worden: item andere halten darfür der Berg Thabor, allda Moyses und Elias dem HErrn Christo bey seiner Verklärung erschienen, Lucæ 9. v. 30. allwo auch Petrus und Johannes einen Blick der Herrlichkeit GOttes wargenommen haben, soll gegen Morgen ligen, allwohin diese Propheten aus dem Paradeyß herab gestiegen seyn, und mit Christo von dem Ausgang, welchen er solte erfüllen zu Jerusalem, geredet, das ist, was er für ein Ende nemen würde.

[148] Ingleichen, da der HERR Christus zu dem reuigen Schächer am Creutz sagte, und ihme versprache, Heut wirst du mit mir im Paradeyß seyn, Lucæ 23, v. 43. da seynd bald hierauf Christus und der Schächer, beede verstorben, und Christus begraben worden, ehe er gen Himmel gefahren; daß also der Schächer in das Paradeyß soll verzuckt worden seyn, darinnen bis zur allgemeinen Auferstehung der Todten zu verbleiben.

[191] Welches alles aber denen Gelehrten mag anheim gestellet seyn.


II. Ferner ist sowol im obgedachten Gespräche, als sonderlich im 1. Buch Mosis im 3. v. 3. Meldung gethan worden deß verbottenen Baums, da GOtt der HErr sprach: ihr solt von allen Früchten der Bäume im Garten essen, allein von dem Baum deß Erkäntniß Gutes und Böses sollet ihr nicht essen.

Was nun dieser für ein Baum gewesen seye, ist nicht eigentlich bemeldet, allein Isidorus und Augustinus seynd der Meinung daß in diesem Baum dreyerley Holtz gestecket; eines zu Aufenthaltung des Lebens, oder zur Nah rung; das andere, zu Bewahrung deß Gehorsams, als das Holtz deß Wissens oder der Erkäntniß Gutes und Böses; denn da sie darvon assen, wurden zur Stunde ihre Augen aufgethan, daß sie wusten, was sie zuvor nicht wusten; die Neigung und Begierde deß Fleisches wurde in ihnen angereitzet, und dieses nicht allein, sondern sie erkandten auch die Schwachheit und Widerstrebung deß Fleisches; so erfuhren sie auch, was die Gesundheit und Stärcke wäre.

Das dritte und edelste Holtz war das Holtz deß Lebens, auch auf dreyerley Weise zu verstehen, erstlich wegen seiner Krafft: denn es gab dem der es asse die Krafft der Untödtlichkeit, und verhütete die Kranckheiten und Schwachheiten. Zum andern, wegen der Gelegenheiten: denn dieses Holtz stunde mitten in dem Paradeyß, als das köstlichste und würdigste, gleichwie das Hertz deß Menschen in der Mitte deß Leibes, als das alleredelste Glied desselben, liget. Zum dritten, wegen der Bedeutung: indeme Augustini Meinung nach, bey dem Holtz deß Wissens oder der Erkäntniß Gutes und Böses der freye Will oder die freye Willkühre, bey dem Holtz deß Lebens aber, Christus der HErr bedeutet wird.

[192]
Das 21. Capitel
[149] Das einundzwantzigste Capitel.
D. Fausti sechste Frag an seinen Geist: von der Ordnung der Teuffel.

D. Faustus hatte auch genug wegen obiger Frag vom Paradeyß, und gedachte bey sich wol, er würde es doch nicht erlangen, oder darein kommen, darum er auf eine andere Materi seine Gedancken richtete, und fragte seinen Mephostophilem: Lieber sage mir, habt ihr Teuffel oder Geister auch einige Ordnung oder Regiment unter euch, gleichwie in dieser Welt, in einem Land, in einer Herrschafft, u.s.f. ein jeglicher Herr alleine regiret, oder seyd ihr nur solcher Gestalt untereinander vermenget?

Der Geist antwortete und sagte hierauf: Nein Herr Fauste, ich habe dich unlängsten berichtet, welcher Gestalt wir durch den Zorn GOttes aus dem Himmel seynd verstossen worden; darbey waren nun vielerley Gesellschafften, und war ein Engel höher denn der andere im Stand gewesen: also bleibet es auch noch heutiges Tages, daß Lucifer und mit ihm andere zuvor grosse heilige Engel-Fürsten waren, dergestalt seynd sie jetzund Fürsten der Welt, und haben ihr Regiment in neun absonderliche Fürstenthümer getheilet, die sich an die vier Oerter der Welt, Aufgang, Mittag, Niedergang und Mitternacht, erstrecken; allwo einer immer stärcker und mächtiger regiret als der andere.

D. Faustus bate um einen bessern Bericht hiervon; der Geist willfahrte, wiewol ungerne, und sprach: das erste Regiment der Geister wird ge[150]nannt Pseudothei; diese seynd nun gifftige und greuliche Geister, die ohne Unterlaß sich unterstehen, wie sie GOttes Ehre und Namen verlästern mögen: dannenher sie die Menschen in allerhand Abgötterey führen und leiten, ja sie thun und begeben sich bisweilen in die abgöttischen Bilder, daraus sie sich Göttliches Namens und Würde anmassen, und wollen auch wie GOtt selbst angebetet werden.

Die andere Ordnung der Geister werden Spiritus Mendaciorum genennet; diese seynd Warsager-Geister, und ob sie [193] schon mit ihrem Warsagen nicht bald fehl schlagen, wie die jenigen selbst gestehen müssen, welch mit ihnen umgehen, so seynd sie doch sehr falsch, wenn man sie fraget von der heiligen Schrifft; geben nicht leichtlich einen rechten Bericht. Ihr Oberster wird Python genennet.

Das dritte Regiment ist deß Belials, die man insgemein heisset Vasa iniquitatis. Diese richten alles Unglück an, geben dem Menschen ein, wie man allerley Instrument und Gefässe, wormit man GOtt erzürnen, den Nächsten aber an seinem Leibe und seiner Gesundheit gefähren mag, zu wege bringen kan; führen über das die Menschen in alle Sünde, Schand und Laster.

Das vierdte Regiment gehöret dem Obersten Asmodæo zu. Diese seynd ebenmässig gantz rachgierige Geister, vornemlich aber dem Ehestand gantz aufsätzig, gehässig und feinde, nemen der Menschen Hertzen ein, daß auch ihr Neid und Rachgierigkeit, so sie gegen ihren Nächsten gesetzet, nicht bald mag gelöschet und gedämpffet werden: sie seynds auch, welche die versündigte Menschen am [151] meinsten bey Gott verklagen, und um Straffung anhalten, werden derhalben Ultores Scelerum genennet.

Die fünffte Ordnung, deren Obrist und Vornemster der Satan heist, seynd die jenigen, die man Præstigiatores nennet, als die Zauber-Geister. Diese lehren die Menschen übernatürliche Sachen und Wunder thun, und das oberste oder erste Regiment, so oben erwehnet, ist mit diesem einig, wie sie mögen die Menschen mit falschen Wunderzeichen, auch Versprechung zeitlicher Ehre und Wollebens, von dem wahren GOtt und rechtem Gottesdienst abkehren, abwendig machen, und verführen.

Das sechste Reich oder Fürstenthum, darinnen der Principal Meririm ist, nennet man sonsten Aëreas Potestates. Wohnen gemeiniglich unter dem schwartzen Gewülcke, und düsterer Lufft, vermengen sich nicht selten unter die Donner, Blitz und Ungewitter, und er warten wenn es ihnen Gott verhenget, damit sie solches Geschoß, zu einem und andern Verderben abgehen lassen; richten gifftige Nebel, Reiffen und anders an, daß Seuchen und Kranckheiten entstehen.

[194] Deß siebenden Regiments Obrister ist Abaddon benamset, unter welchem seynd die Furiæ; seynd gar gifftige greuliche Geister, erwecken nur Krieg, Empörung, Zweytracht und alle Uneinigkeit, erhitzen grosser Potentaten Gemüter so brünstig, daß dardurch Land und Leute in höchstes Verderben und Jammer gerahten.

Das achte Regiment und Ordnung ist deß Astaroths, und diese nennet man Criminatores: die decken nemlich auf, und bringen an den Tag der [152] Menschen Schand und Laster; sie würcken auch in den Menschen das sündliche Gifft, wie nemlich GOttes Name möge gelästert und geunehret werden, reitzen die Menschen zu falschen Argwohn an gegen dem Nächsten, geben ein allerley falsche betrügliche Gedancken.

Der neundte Fürst in seinem Reiche ist der Mammon. Diese darinnen heisset man Tentatores et Insidiatores, welche die Menschen auf allen Betrug, Wucher, falsche Practicken und Finantz verleyten, damit sie zu grossen Ehren und Reichthum kommen, dargegen nemen sie solcher Menschen Hertzen ein, und besitzen sie, daß sie weder Gott fürchten, noch sich vor dem Nebenmenschen scheuen; bringen sie aber zuletzt in Verzweifflung, daß sie zu mancher Zeit an ihrem eigenen Leben zum Mörder werden. Also Herr Fauste, habe ich kürtzlich von den Regimentern der Geister, und was ihr Wesen und Regierung ist, dich berichtet, verhoffe du werdest darmit zu frieden seyn.

Anmerckung.

I. Bey dieser Frag, ob ein Unterscheid der Teuffel oder Geister seye, und daß sie ihre besondere Ordnung und Regiment haben, ist zu wissen, daß darum kein Zweiffel seye, gleichwie ebenmassig unter den guten Engeln: denn eben darum sagt dorten der HERR Christus, haben sie ein Reich, Lucæ 11. v. 18.

Gleichwie nun zu einem Reich viel Personen und ungleiche Aemter gehören, also seynd auch ungleiche Aemter unter den Teuffeln. Denn etliche seynd geringere Teuffel, die mit Hurerey, Ehrgeitz, und dergleichen Sünden anfechten, andere aber seynd höherer Würde, die da anfechten mit Unglauben, Verführung, Ketzerey, mit Verzweifelung, u.s.f.

Daher gibt es unter ihnen Abgötterey-Teuffel, Sauff-Teuffel, Geitz- und Wucher-Teuffel, Tyranney-Teuffel, [153] Zauber-Teuffel, Fluch-Teuffel, [195] Huren-Teuffel, Ehe-Teuffel, Hoffarts-Teuffel, Sorg-Teuffel, Rach-Teuffel, und dergleichen mehr, die die Menschen zu solchen Sünden reitzen und locken; und hat ein jedwedere Sünde seinen Præfectum oder, so zu reden, ihren Hauptmann, mit seiner Rott, der seine Sünde, darzu er verordnet ist, redlich treibet und darzu hilfft, in allen Landen und Pro vinzien.

So ist auch dieses gewiß, daß, wie es in den weltlichen Regimenten hergehet, daß die obersten Herrschaffen unter ihnen haben andere Glieder und Stände, und diese hinwiederum unter ihnen andere, über welche sie zu gebieten haben: (denn wo ein solche Policey und Ordnung nicht ist, da ist kein Reich noch Regiment, sondern ein wüstes, wildes und vermengtes Wesen, da alles untereinander gehet, wie das Viehe auf der Weide, oder das Wild im Wald) also hat auch der Teuffel, als ein gewaltiger Herr und mächtiger Fürst, andere unter ihm auch Gewaltige, und deren jeder hat wiederum unter sich ein Menge böser Geister unter dem Himmel, wie der Apostel anzeiget in seiner Epistel an die Ephes. Cap. 6. v. 12.

Nicht nur aber stehen diesem Fürsten der Welt zu Gebot, und verrichten seinen Befehl, die bösen Geister und Teuffel, da immer einer, wie gesagt, dem andern an Stärcke und Gewalt überlegen ist, sondern es seynds auch unter den Menschen die Kinder deß Unglaubens, in denen der Teuffel sein Werck hat, Ephes. 2, v. 3.

Cyrillus sagt in Johann: Es sey fern, daß wir gedencken wolten, es werde darum der Teuffel ein Fürst der Welt genennet, daß wir glauben wolten, er könne über Himmel und Erden herrschen und regiren, denn er ist nicht der Schöpfer und Regirer der Welt, wie etliche fälschlich darfür halten, sondern durch die Welt werden allhier verstanden die böse gottlose Menschen, welche den weltlichen Wollüsten nachhengen, und ihren bösen Begierden folgen, solcher Leute Gott und Fürst ist der Satan.

Gleichwie der HErr Christus, als der Fürst deß Lebens, sein Reich auf Erden hat und in den frommen und glaubigen Kindern GOttes durch sein Wort und Geist lebet und würcket, daß sie an ihn glauben, gerecht und selig werden, auch GOtt dienen, loben und preisen: also richtet der Teufel auch neben ihm sein Reich auf, darinnen die Gottlosen und Unglaubigen seine Diener seynd, die ihme dienen, und gern und [154] willig thun was er haben will, als Gott verlaugnen und absagen, Christum schänden, sein Wort lästern, u.s.w.

Hieher gehöret auch was Herr Lutherus unter andern setzet in seiner Postilla: Wir sollen wissen, spricht er, daß die Engel unterschiedlich seynd: denn gleichwie unter den Menschen einer gross der [196] ander klein, einer schwach der andere starck ist; also ist auch ein Engel grösser, stärcker und weiser als der andere: dieses muß man auch von den Teuffeln und bösen Geistern verstehen.

Eben wegen dieser Gewalt und grosser Macht deß Satans, berühmte sich einsten D. Faustus bey einer Gesellschafft, daß er sagte, er dörffte sich wol höher achten und schätzen, weder der Römische Käiser, der nur über ein Käiserthum zu gebieten hätte, ihm aber wäre der Großfürst dieser Welt unterthan, und thue was er wolle oder begehre.


II. Es geschihet auch fürs ander zugleich allhier Meldung, welcher Gestalt die Teuffel ein von einander unterschiedenes Regiment haben, und deren werden von dem Geist neune an der Zahl gezählet: als, der erste Fürst der Teuffel, Pseudotheus; dieser wird mutmaßlich ein solcher Teuffel gewesen sein, der den HErrn Christum, Matthæi im 4. Cap. in der Wüsten versuchet hat, und hernach an ihme begehret, er wolle ihm alle Reiche dieser Welt geben, so er niederfiele und ihn anbetete: will also Christum zur Abgötterey verführen.

Der andere Fürst Python, welchen D. Fausti Geist einen Warsager-Geist nennet, mag wohl ein Lügen-Geist heissen; dieser wird etwan deren einer gewesen seyn, wie im ersten Buch von den Königen im 22. Cap. v. 22. stehet: Da gieng ein falscher Geist aus der Propheten Munde, der überredete Ahab, den König in Israel, daß er hinauf zöge in den Streit wider die Syrier, gen Ramoth in Gilead, allwo er gefallen und umkommen, immassen der Prophet zuvor gesaget hat.

Und Christus der Mund und Grund der Warheit, spricht Johannis im 8. Cap. v. 44. der Teuffel sey ein Lügner, und sey nicht bestanden in der Warheit, wenn er die Lügen rede, so rede er von seinem eigenen, denn er sey ein Lügner, und ein Vatter derselbigen. Aus welchem denn zu ersehen ist, was diese für Geister seynd, die man Warsager-Geister nennet, nemlich Lügen-Geister, ob man schon vermeinet, sie schlagen zu Zeiten zu; aber Christus spricht deutlich, sie bestehen nicht in der Warheit.

[155] Der dritte Fürst Belial, der soll dem Menschen eingeben, wie man allerhand böse Instrument und schädliche Werckzeuge erfinden und machen solle, wormit man dem Nächsten entweder aus verteuffelter Bosheit, oder aus Rachgierigkeit, nach Leib und Leben trachtet. Dergleichen eines sonderlich das Püchsenpulver ist, so 1356. erfunden worden; ingleichen das Geschütz. Item von Lucio Tarquinio Superbo, dem siebenden und letzten König der Römer lieset man, daß er Geissel von Ochsenhäuten, eiserne Fußbande, Ketten und Schlösser, für die Gefangene erfunden habe. Fast dergleichen wird von Perillo, und andern [197] mehr erzehlet.

Der vierdte Fürst Asmodæus, ist gewesen derjenige, so der Sara Raguels Tochter ihre sieben Männer ertödet hatte, alsbald wenn sie beyligen solten, Tobiæ im 3. v. 8. Und noch heutiges Tages deß heiligen Ehestands abgesagter Feind ist, auch Tag und Nacht dahin trachtet, wie er zwischen Eheleuten Uneinigkeit und Widerwillen pflantzen, ja gar Mord und Todschlag erwecken möge.

D. Hier. Weller erzehlet in der Haustafel folgende Begebenheit. Es haben in der Stadt Basel zwey Eheleute in friedlicher Ehe gelebet: dieses verdrosse nun den Ehe-Teuffel, und versuchte solche Ehe zu trennen, der denn dem Kauffmann einen Argwohn eingabe, als wäre sein Eheweib eine Bulerin, und hielte mit dem Diener heimlich zu, welches er daher möchte abnemen, dieweil die Frau dem Diener ein paar Hosenbänder, die ehedessen ihres Herrn, deß Kaufmanns gewesen, verehret hatte. Und als der Herr diese Hosenbänder an dem Diener ersehen, ist er in solchem Argwohn gestärcket worden, und daher bey sich entschlossen, das Weib zu ermorden.

Derhalben er an einem Sonntag die Kinder und das Gesinde heissen in die Kirchen gehen, er aber bliebe mit dem Weib allein zu Hause: und alsobald zuckte er den Dolchen, und sagte zu dem Weib gantz ergrimmet, wie daß sie eine Ehebrecherin wäre, und mit dem Diener zu hielte, deme sie auch seine Hosenbänder verehret, u.s.f. Und ob ihm wol diese Unschuldige zu Füssen gefallen, und mit Thränen ihre Unschuld bezeugen wollen, ist er doch durch Antreiben deß Teuffels dahin gebracht worden, daß er den Dolchen in deß Weibs Brust verborgen, daß sie todt nieder zur Erden gefallen. Bald aber nach solcher unmenschlichen That hat es ihn gereuet, hat sich an den Tisch gesetzet, und einen Brief geschrieben, wie er nemlich durch [156] teufflischen Eifer und Argwohn zu solcher That seye verleitet worden, und hat solchen Brief an den Arm gebunden, ist zu öberst auf das Haus gestiegen, von dar herabgesprungen, und sich also freywillig zu tod gefallen, in Ansehen vieler Menschen.

Der fünfte Fürst ist der Satan, welcher durch die Menschen Zauberei treibet; dieser wird vielleicht die Zauberer deß Königs Pharaonis, und Simonem Magum (mit welchem der Apostel viel zu thun haben müssen) und viel tausend andere, sonderlich den D. Faustum, und hernachmals seinen Famulum, gelehret, und in dieser Kunst unterwiesen haben.

Der sechste Fürst Meririm, ist gewesen, den der heilige Geist in dem Buch Hiob im ersten Capitel, den Satan nennet; der den frommen Mann, auf Verhängniß Gottes, mit bösen Geschwären geschlagen, sein [198] Haus und Kinder mit dem Strahl und Donner verdorben hat.

Der siebende Fürst Abaddon wird etwan gewesen sein, der in deß grossen Königs Cores oder Cyri Hof in Persien, sich enthalten hat, der dem Propheten Daniel ein und zwantzig Tage widerstanden, wider welchen aber der grosse Engel Michael gestritten und obgesieget hat, Daniel im 10. v. 13. der ohne Zweifel Mord, Krieg und Aufruhr würde angerichtet haben: davon auch zu lesen in der Offenbarung S. Johannis, im 9. Cap. v. 11.

Der achte Fürst ist der Astaroth; dieser wird mächtiglich geregiret haben zur Zeit deß unschuldigen Leidens und Sterbens unsers HErrn JEsu Christi, und hernachmals zur Zeit seiner Apostel und Jünger; denn er hat regiret in den Hertzen der Hohenpriester und Schrifftgelehrten, Pilati und Herodis, welche sämtlich des HErrn Predigt und Lehre nicht allein verlästert und verfolget haben, sondern haben auch durch falsche Practicken und Gezeugniss den unschuldigen HErrn zum Tod gebracht. Er hat auch geregiret in den Kriegsknechten, die ihn gelästert, verhönet, verspottet, verspeyet; ja in den Juden selbst, welche geschryen, creutzige creutzige ihn, er ist nicht wehrt, daß er leben soll, und wo Pilatus solches nicht thue, seye er deß Kaisers Freund nicht.

Also hat dieser Teuffel den Aposteln und Jüngern deß HErrn Christi hernach, da das Wort deß heiligen Evangelii begunte ausgebreitet zu werden, grimmiglich mit allerhand Verfolgungen zugesetzet, wie auch vielen tausend Märtern und Märterinnen; worvon nicht allein die zehen schwehre Christen-[157]Verfolgungen unter etlichen Römischen Käisern erlitten, zeugen und ausweisen, sondern es hat es der HErr Christus schon allbereit zuvor verkündiget Joh. 16. v. 2. daß es also ergehen werde.

Der Neundte Fürst ist der Mammon; den weiß männiglich wie er bey den Finantzern, Wucherern und Geitzhälsen regiret, derowegen auch unvonnöthen zu seyn erachtet wird, fernere Meldung hiervon zu thun: dieser hat ohn allen Zweiffel besessen Judam Ischarioth, Matth. 26. v. 15. Marc. 14. v. 10. den Ananiam, samt seinem Weibe Saphira, in den Aposteln Geschichten im 5. Cap. v. 3. 8.

[199]
Das 22. Capitel
Das zweyundzwantzigste Capitel.
D. Fausti siebende Frag an seinen Geist: was er, der Geist thun wolte, wenn er an seiner Stelle gewesen wäre.

NAch etlichen Tagen kame dem D. Fausto ein reuiger Gedancke zu Sinne, und gedachte einmal an seine Seligkeit, welche er so mutwillig verschertzet hätte, sagte demnach zu seinem Geist: Lieber Mephostophiles ich bitte dich, verhele mir nichts von deme ich dich will fragen. Der Geist sprach, so sage an: Faustus fuhr fort und sagte, alldieweil Christus der Sohn GOttes nicht mit Englischer Gestalt hat wollen bekleidet seyn, sondern hat angenommen die Natur deß Menschen, auf daß er den Menschen wiederum in diese Freyheit und seligen Stand möchte bringen, wie er anfänglich von GOtt rein und ohne Mackel erschaffen worden, und daß der Mensch nach der Auferstehung eingehen möchte in das ewige Leben, da GOtt selbst ist, welches Christus allen Glaubigen erworben hat, ich aber gantz mutwillig und böslich von Christo abgefallen bin, und leichtlich erachten kan, [158] daß ich mit euch Teuffeln in gleicher Verdamniß seyn werde: wie, wenn du wärest zu einem Menschen geboren worden, und also an meiner Stelle gewesen wärest, wie woltest du dich verhalten haben?

Hierauf antwortete ich, sagte der Geist, wiewol wir nicht allerdings verzweiffeln, sondern annoch hoffen selig zu werden, seynd wir doch nimmermehr in einem solchen seligen Stand, wie du und andere Menschen: wenn ich aber ein Mensch geboren worden wäre, so wolte ich Tag und Nacht meine Hände mit Dancksagung gegen GOtt im Himmel aufheben, daß er seinen Sohn mit dem menschlichen Fleisch und Blut bekleidet hat, nimt sich deß menschlichen Geschlechtes an, auf daß er es von deß Teuffels Gewalt erlösete, wird der Teuffel ärgster Feind, und gibt dem Menschen das ewige Leben; dargegen muß der Teuffel in der Hölle wiederum büssen, was er verderbet hat: solcher Erlösung, mein Herr Fauste, bist du auch theilhafftig gewesen, aber nun, wegen deines zeitlichen [200] Prachts, Ehrgeitz und Hoffart, hast du solche verschertzet, und must ohn allen Zweiffel gleicher Verdamniß mit dem Teuffel, den du hierzu gleichwol erfordert hast, in der Höllen gewärtig seyn.

Auf diese deß Geistes ungescheuete Aussage hat D. Faustus geschwiegen, und bald hierauf den Geist von sich gelassen; wie solches einsten D. Faustus selbst seinem vertrauten Famulo, dem Wagner erzehlet hat.

Als er aber deß Nachts zu Bette gegangen, seynd ihme die Reden deß Geistes stetigs in den Ohren gelegen, worüber er geseufftzet, und also mit sich [159] selbst gesprochen hat: ach du elender und verfluchter Mensch, dir hat GOtt Leib und Seele gegeben, diese soltest du besser verwahret haben, zu deme wie hätte doch GOtt der HErr seine Güte, Gnade und Barmhertzigkeit grösser gegen dir ausschütten, oder dir zueignen können, denn daß er seinen einigen Sohn in diese Welt gesendet, auf daß er das verderbte menschliche Geschlechte wiederum zu recht brächt, die Menschen das ewige Leben hierdurch im Glauben erlangen möchten?

Darfür solte ich ja billich, wie mein Geist recht gesaget, mein lebenlang danckbar gewesen seyn! Ach! daß ich um eines so kurtzen und zeitlichen wollüstigen Lebens willen mich mit dem Teuffel also böslich verbunden habe!

Nunmehr aber ist es mit meiner Bus und Reue ohn allen Zweiffel zu spat. Ach! daß ich nur noch ein kleines Füncklein eines rechten Glaubens hätte zu Christo: oder daß ich Macht und Verlaubniß hätte mich mit einem Geistlichen zu unterreden, auf daß ich von ihm einigen Trost, oder wol gar die Vergebung meiner schweren Sünde empfienge! Aber von nun an wird es leider viel zu spat seyn.

Jedoch gleichwol, dieweil mein Geist Mephostophiles gedencket, daß er und seine Consorten je vermeinen etwan noch selig zu werden, unangesehen, daß sie sich wider GOtt gesetzet, und deßwegen von ihm aus dem Himmel verstossen worden; so wird es mir ja auch nicht fehlen, daß mir also wiederum geholffen werde.

[160] Anmerckung.

[201] I. Was allhier der Geist dem D. Fausto zum Bösen und zu seiner Verdamniß geprediget, das haben wir zu unserm Trost, und zwar viel besser, in dem Wort GOttes, der heiligen und Göttlichen Schrifft. Darum sollen wir es zu Hertzen nemen, und jederzeit unsern Bund wol bedencken, den wir in der heiligen Tauff eingegangen haben, daß wir wollen dem Teuffel, und allem seinen Anhang und Wercken widerstreben; hergegen stetigs in der Furcht GOttes leben und wandeln, fleissig das liebe Wort hören: denn es ist, wie S. Paulus saget, in der Epistel an die Römer im ersten v. 16. eine Krafft GOttes, die da selig machet alle die daran glauben.

Wo nun lauter Unwissenheit und Verachtung GOttes und seines Worts ist, da hat der Teuffel gut machen, denn wo man das Schwerd deß Geistes, welches ist das Wort GOttes, nicht hat, da kan man ihm nicht Widerstand thun, Ephes. 6. vers. 17.

Das können wir aber desto hertzhaffter thun, wenn wir uns, wie gesagt, der heiligen Tauff erinnern und trösten, darinnen wir Christo JEsu einverleibet worden, und ihn angezogen haben, Galat. 3. v. 27. seynd auch durch Krafft der heiligen Tauff vom Teuffel und seinem Reich erlöset worden, und hat uns GOtt in seinen Gnaden-Bund auf- und angenommen, den wird er ihm durch den Teuffel ja nicht brechen lassen, oder zunichte machen. Dem Teuffel ist fast nichts so sehr zu wieder als die heilige Tauff, als die da ist der geistliche Absagbrief, darinnen wir ihm einen geistlichen Kampff unter deß HErrn Christi Creutzfahnen anbieten, und uns aller seiner Gemeinschafft unser Lebtage gäntzlich verzeihen. Was aber ihm am meinsten zu wider ist, das sollen wir uns desto mehr theuer und werth seyn lassen, und uns daran desto vester wider ihn halten. Dieses, dieses hätte D. Faustus besser behertzigen sollen.

Und ob wir uns schon, als arme, gebrechliche sündliche Menschen, an GOtt und seinen Gebotten gröblich versündiget hätten, so sollen wir uns doch bald widerum zur Reue und Buse schicken, keinen Gefallen an der vollbrachten Sünde tragen, damit uns nicht geschehe wie hier D. Fausto, und andern verzweiflenden Menschen, welcher Sünde mit Cain grösser seynd, als daß sie können vergeben werden, und die den angebot[161]tenen Reichthum und Güte GOttes, oder dessen Gnade, anzunemen zu lange verzogen haben: denn hernach das Pœnitere will viel zu spat werden.

[202]
Das 23. Capitel
Das dreyundzwantzigste Capitel.
D. Fausti achte Frag an seinen Geist: ob er in Hoffnung stünde, daß er und andere Teuffel dermaleins auch selig werden.

DAß auch die Teuffel annoch in Hoffnung stünden selig zu werden, allermassen oben der Geist erwehnet, dieses wolte dem D. Fausto nicht eingehen, sprach demnach abermal zu seinem Mephostophile: ihr Geister, wie könnet ihr euch getrösten, oder in Hoffnung stehen künfftiger Seligkeit?

Nachdem ihr nemlich von dem Angesicht GOttes seyd verstossen worden, da habt ihr euch nicht können besser rächen, denn daß ihr euch unterstanden GOttes und deß Schöpffers liebstes Kleinod zu maculiren, da habt ihr den Menschen Adam und seine Evam, ja durch sie das gantze menschliche Geschlecht in grosses Hertzeleid und ewigen Jammer gebracht; dieweil ihr nun dieses gethan, was soltet ihr euch wol Gutes zu Gott zu versehen haben?

Der Geist antwortet hierauf: das haben wir Geister nicht gethan, sondern unser Fürst Lucifer, der hat darnach getrachtet, wie er GOtt, wegen deß Falls, wiederum eines möchte versetzen: aber wir Geister thun nicht bald dem Menschen Leides, ja die Menschen selbst thun manchmal einander mehr Leides an, als wir nimmermehr.

D. Faustus spricht: Mein Mephostophiles, diese Antwort aber will den Stich nicht halten. Als [162] der Mensch Adam durch Verführung deß Teuffels in den Fall, und durch denselben in den Zorn GOttes gerahten, was hat GOtt alsdenn für einen Sententz ausgesprochen? nemlich diesen, ich will Feindschafft setzen zwischen dir, Teuffel, und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen, derselbe soll dir den Kopff zertretten, und du wirst ihn in die Fersen stechen.

Dieser Text nun saget lauter und klar, daß GOTT zwischen euch Teuffeln und dem Sohn GOttes eine ewige Feindschafft gesetzet habe: wo aber eine ewige Feindschafft ist, da hat man sich ja nichts Gutes zu getrösten, noch kan man die Hoffnung haben, daß es dermaleins werde wiederum gut werden, [203] und das Urtheil aufgehoben seyn?

Weil denn dieses eine unaufhörliche Feindschafft seyn wird, so werdet ihr Teuffel das Feld nicht behalten, sondern unterliegen, also daß Christus wird obsiegen, und dem Teuffel und seinem Samen den Kopff zertretten; dargegen werdet ihr ihn und seine Glaubigen, wie ein Floh, in die Fersen stechen; daher könnet ihr euch ja abermals keiner Seligkeit getrösten.

Der Geist antwortet: du verstehest diese Wörter nicht; bist du darbey gewesen, da es ist ausgesprochen worden? diese Feindschafft ist auf den Menschen zu verstehen, und nicht auf Christum: der Same ist die Schlang, und nicht wir, denn wir seynd erschaffene Creaturen, und bleiben ohne Samen, derohalben wir nicht gebären, und keines Samens theilhafftig seynd: und hierauf schwiege der Geist still.

D. Faustus merckete das, und gedachte bey sich selbst, harr, kanst du mir sagen was du thun [163] woltest, wenn du an meiner Stelle wärest, so must du weiter fort, und sprach, lieber Mephostophiles sage an, wie getröstet ihr euch denn eurer vermeinten Seligkeit? er antwortet: Christus hat nicht allein für die Menschen gelitten, sondern für alle Creaturen, die mit einer vernünfftigen Seele und Verstand begabet seynd, oder wissen das Gute von dem Bösen zu unterscheiden; dieses nun wissen wir auch: so werden in dem Wort Mensch, alle vernünfftige Creaturen begriffen und genennet, die seynd wir auch.

Faustus spricht hierauf, wie glaubet ihr aber selig zu werden? er antwortet, durch die Hoffnung; denn Paulus spricht, die Hoffnung läst nicht zu schanden werden. Faustus versetzet, seyd ihr aber auch gewiß darinn in solchem Glauben? er antwortet, ja so gewiß als du Herr Fauste: denn dir mag nicht unbewust seyn, wie sehr du dich an GOtt versündiget hast, und hoffest du mögest von GOtt Barmhertzigkeit erlangen, also stehen wir zwar auch in Sorgen, wir haben GOtt gros erzürnet, jedoch möchte noch die Erbarmung GOttes über uns leuchten, und sich ausbreiten wie die Morgenröthe; auf die Weise nun stehen wir in der Hoffnung: denn wir glauben alles, was man von dem Leiden, Sterben und Auferstehen Christi geschrieben hat.

[204] D. Faustus antwortet bald, der Glaube aber an Christum muß dieses alles befestigen, wo ist euer Glaube? er spricht, in der Hoffnung und gewisser Zuversicht, er werde sich etwan unser auch erbarmen: denn seynd alle Menschen in Sünden, und ausser Christo ewig verloren, so seynd wir auch aus [164] dem Himmel in die Sünden verstossen worden; kan der Mensch nichts den sündigen, so können wir auch nichts anders; kan der Mensch etwas Gutes thun, so wollen wir auch (ists müglich) etwas Gutes thun: darum sagt abermal Paulus, Er hat es alles beschlossen unter die Sünde, auf daß Er sich aller erbarme; da, da schliesset Paulus niemand aus. Zudeme so spricht auch Christus zum Versucher dorten in der Wüsten: du solst GOtt deinen HErrn nicht versuchen, darum ist auch Christus unser HErr.

Hierauf sprach Faustus, wolan du hast eine gute Hoffnung, verharre und verbleibe nur dabey, ich zweiffle fast; allein so gewiß du nun selig wirst, so gewiß werde ich vielleicht auch selig werden. Und weiln D. Fausti guter Freunde einer eben damals an der Thüre anklopffte, musten sie von fernerer Unterredung abbrechen, welches auch dem Mephostophili nicht unangenem ware, und längst gerne von solcher Materie still geschwiegen hätte.

Anmerckung.

I. In diesem und im vorhergehendem Capitel werffen die Teuffel oder Geister ihre Unschuld auf den verstossenen Engel, als ob sie annoch wegen der Seligkeit in Hoffnung stünden; weßwegen denn schon vor vielem Alter in der Kirche die Frag entstanden, ob die bösen Geister auch etwan möchten selig werden?

Der heilige Augustinus in seinem Buch von der Ketzerey im 43. Capitel, meldet von einem gar alten Lehrer, namens Origenes, welcher um das Jahr Christi 230. zu Alexandria gelebet, der habe gelehret und darfür gehalten, daß auch der Teuffel mit allen seinen Engeln endlich solle und möge selig werden, von wegen der unendlichen Barmhertzigkeit GOttes: daher denn diese die hernachmals deß Origenis Meinung zugethan gewesen, hiervon viel Disputirens, in der Kirchen [165] gemachet, und nach diesen von den Libertinern gehöret worden, (vielleicht anheute noch von den Atheisten.)

[205] Aber der Sache ist leicht zu helffen, sonderlich bey den jenigen. welche GOttes Wort etwas bey ihnen gelten lassen.

Denn in heiliger göttlicher Schrifft stehet mehr als an einem Ort klärlich und deutlich, daß die Teuffel, wie auch alle halsstarrige, sichere und unbusfertige Sünder, ohne einige Hoffnung der Barmhertzigkeit GOttes, ewig sollen verloren und verdamt seyn und bleiben, nach dem einmal gesprochenen Urtheil Christi, beim Evangelisten Matth. am 25. Cap. v. 41. und 46. welches er am jüngsten Tag über sie werde ergehen lassen, nemlich: gehet von mir ihr Verfluchten in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teuffel, und seinen Engeln. Und bald hierauf setzet der Evangelist das Wort darzu: und sie, verstehe die Teuffel und Verdamten, werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.

Was kan doch eigentlicher geredet werden von der Verdamniß der Teuffel, als dieses, weiln ja Christus so klärlich spricht, und auf die ewige Pein deutet? item das Wörtlein gehen, welches Matthæus erkläret und nennet es ewige Pein, da warlich kein Aufhören zu erwarten wird seyn, weiln es ewig ist, soll auch ewig wären, und nimmer kein Ende überkommen. Daher auch unsere liebe Alten offtmals in diese wehemütige Worte ausgebrochen: ach ewig wie ist das so lange! oder O Ewigkeit! O Ewigkeit! wie lang bist du O Ewigkeit!

So spricht auch der HErr Christus Marci am neundten, v. 46. ihr Wurm wird in der Hölle nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen. Noch deutlicher aber Johannis 5. v. 29. die da Gutes gethan haben, spricht er, werden herfür gehen zur Auferstehung deß Lebens, die aber Ubels gethan haben, zur Auferstehung der Verdamniß. Saget also nicht schlechter Dinge, sie werden ins Leben oder in die Verdamniß gehen, sondern zur Auferstehung deß Lebens und Gerichts, das ist, zu einem solchen Leben und Gericht, das ewig währen wird; denn der HErr Christus selbst nimt solche Wort aus dem Propheten Daniel am 12. Cap. v. 47. sprechende: und viel so unter der Erden schlaffen ligen, werden aufwachen, etliche zum ewigen Leben, etliche aber zur Schmach und Schande.

Wohin auch gehöret das jenige, das in der hohen Offenbarung gelesen wird Cap. 20. v. 10. und der Teuffel der sie [166] verführet, ward geworffen in den feurigen Pful und Schwefel, da das Thier und der falsche Prophet ware, und werden gequälet werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Dieses ist ja verhoffentlich deutlich genug geredet von der ewigen Verdamniß der Teuffel; daß wir derenthalben die Gedancken nicht machen dörffen, als wenn der Teuffel samt seinen Engeln, oder die [206] Geister, was sie auch zu ihrem Behuf vorwenden, und die Menschen desto sicherer zu machen, vorgeben mögen, wie ingleichen alle unbusfertige sichere Sünder noch solten dermaleins, wegen der unbegreifflichen Barmhertzigkeit GOttes selig werden.

Und köndte diese Lehre noch weitläufftiger sowol aus der alten Vätter, Augustini, Ambrosii, Tertulliani, als auch heutiger reinen Lehrer, Schrifften ausgeführet werden, wo es die beliebte Kürtze zugeben oder leiden wolte: bleiben indessen bey dem unfehlbaren Wort Christi, der an dem Jüngsten Tag obbemeldtes Urtheil selbst aussprechen wird; wie denn S. Johannes in seiner 1. Epistel im 3. v. 8 gleichfalls saget, Christus seye darum in diese Welt kommen, daß er wolle deß Teuffels Wercke zerstören, daraus ja folgen muß, daß nichts Gutes an dem Teuffel und seinen Wercken seye. Und wenn von Christo gesaget wird, Er seye in diese Welt kommen zu suchen das verloren war, wiederum den Schaden zu ergäntzen, welcher durch den Fall unserer ersten Eltern dem menschlichen Geschlechte durch die Verführung deß Teuffels ist zugefüget worden. Wo nun eine ewige Feindschafft ist, mag man sich ja nichts Gutes darbey zu einem oder dem andern Theil versehen, und so weiter.

[207]
Das 24. Capitel
Das vierundzwantzigste Capitel.
D. Fausti neundte Frag an seinen Geist:
von der Hölle.

OBwoln D. Faustus immerhin gute Tage hatte, kame ihme doch einsten, aus Regemachung seines Gewissens, zum öfftern dieser Gedanck zu Sinne, wie es mit ihm dermaleins in der Hölle hergehen werde. Fragte demnach seinen Mephostophilem, ob solches alles war wäre, was man [167] von der Hölle predigte und sagte, ob nemlich eine Hölle wäre oder nicht?

Der Geist antwortete hierauf; so bald mein Herr zu Fall kommen, da ware die Hölle schon geschaffen: daß aber die Teuffel und Verdamte schon darinnen seyen, dieses ist nicht; aber wol die verstossene Engel die empfinden schon Qual und Angst von der Marter und Pein, so zu seiner Zeit folgen wird. Daher Lucifer und sein Anhang mit Ketten der Finsterniß gebunden seynd, das ist, sie haben ihr Urtheil, als wenn die Hölle bereit schon wäre.

D. Faustus sprach, ey Freund, die Hölle ist aber schon lang bereitet, und es wird doch eine andere Bewandtniß mit derselbigen haben? er antwortet, wiewol voller Ungedult, ja es möchte wol seyn; denn sie liget zu äusserst unter der Erden, aber der Nebel und Finsterniß verdecken sie, ist zugleich umgeben mit Feuer, Schwefel und Pech, auch anderm Gestanck: darum wissen wir noch nicht, welcher Gestalt und Weise die Hölle geschaffen seye, noch auch wie sie von GOttes Zorn erbauet und angebrandt seye, sie hat aber weder Ende noch Grund.

D. Faustus sahe wol daß seinem Geist das fernere Forschen von der Beschaffenheit der Höllen mißfiele, liesse derhalben von solchem ab, und begab sich zu Bette, gedachte darbey, es ist doch noch lang dahin.

Anmerckung.

I. Auf diese Frage, ob eine Hölle seyn möge oder nicht, ist zu wissen, daß viel Ketzer entstanden seynd, so keine Auferstehung am [208] Jüngsten Tag geglaubet haben. So aber dem also seyn solte, müste folgen, daß auch keine Hölle noch [168] ewige Verdamniß wäre. Wie denn zur Zeit deß HErrn Christi die Sadduceer waren, die kein ewiges Leben glaubten, noch ein Hölle, noch Engel.

Almaricus der Ketzer gabe vor, es wäre keine Auferstehung, kein ewiges Leben, noch ein Paradeyß, viel weniger eine Hölle. Dieses Schlags war auch Carpocrates und andere.

Ebenmässig haben etliche gemeinet, daß als Lucifer aus dem Himmel verstossen worden, solches inner einer halben Stunde beschehen seye, zu der Zeit aber habe GOtt auch die Hölle geschaffen.

Daß aber eine Hölle seye, ist erstlich aus den Articuln unsers Christlichen Glaubens zu schliessen, da wir be kennen, Er ist niedergefahren zur Höllen: welches denn in Warheit nicht figürlich noch bedeutlich, sondern klar, sine Tropo, und nach dem Buchstaben verstanden werden muß.

Wohin auch gehöret der Spruch S. Pauli, in der Epistel an die Ephes. im 4. v. 8. Er ist aufgefahren in die Höhe, und hat das Gefängniß gefangen geführet, und hat den Menschen Gaben gegeben; daß er aber aufgefahren ist, was ists, denn daß er hinunter gefahren ist in die untersten Oerter der Erden?

So bringet auch dieses klärlich mit sich die Historia vom reichen Mann und armen Lazaro, Lucæ im 16. nemlich daß der Reiche in die Hölle begraben worden. Und wird die Distantz der Höllen weit weit vom Schos Abrahæ abgesondert: als, da der Reiche bittet, es möchte doch Lazarus zu seinen fünff Brüdern abgefertiget werden, damit sie nicht auch möchten kommen an diesen Ort der Qual. Item, Chore, Dathan und Abyran, samt ihrer Rotte, als die Erde unter ihnen zerrisse, und thäte ihren Mund auf, und verschlange sie mit ihren Häusern, da fuhren sie lebendig hinunter in die Hölle. In diesen Worten nun wird zwischen der irdischen Klufft und der Höllen ein grosser Unterscheid gemachet.

Herr Lutherus, in dem Sommer-Theil seiner Postill, da er von der Auferstehung Christi am heiligen Ostertag handelt, und den Christlichen Glauben vor sich nimt, da wir sprechen, Er ist niedergefahren zur Höllen, etc. Lehret hiervon also: viel seynd gewesen, es seynd auch ihrer noch viel, die diesen Articul mit der Vernunfft, und mit den fünff Sinnen haben begreiffen wollen, sonderlich dieses, wie es doch zugangen seye, [169] daß Christus ehe er aufgestanden und gen Himmel gefahren, und annoch im Grabe gelegen, hinunter gefahren seye zur Höllen?

Uberdas beschreibet fein den Ort die heilige Schrifft hin und wieder; [209] als einen finstern tieffen Kercker, Luc. 12. v. 58. als eine Grube darinnen kein Wasser ist, Zach. 9. v. 11. als eine tieffe Höle und Klufft, welche gros und weit ist, und ihren Rachen weit aufsperret, Esaj. 30. v. 33. als einen feurigen Pful der mit Schwefel brennet, Apocal. 20. v. 10. als einen brennenden Ofen, da alle Verächter und Gottlose Stroh seyn sollen, Malach. 4. v. 1. als eine Wohnung der Ottern, Schlangen, Scorpionen und anderer gifftigen Thiere, Hiob. 20. v. 16.

Der heilige Chrysostomus saget hievon unter andern also: wenn einer fraget, wo woltest du sagen, wo und an welchen Ort die Hölle wäre? was gehet dich das an? weil man nur fraget: ob eine Hölle seye, so soll man wo sie seye nicht erforschen wollen: und obwol etliche es darfür gewiß achten, daß sie im Thal Josaphat sey, welches man saget, daß vor Zeiten bey den Alten ein Krieg im Feuer deß Thals Josaphat sey geführet worden, welches doch in der heiligen Schrifft nicht gefunden wird. Wenn du aber vom ort fragest, will ich dir antworten und sagen, daß sie ausser dem gantzen Erdboden etwan an einen Ort gesetzet sey. Nun ist nicht viel daran gelegen, daß man eben wisse, wo sie sey, man soll vielmehr darauf dencken und dahin trachten, wie sich ein jeder darfür hüten, und ihr entfliehen möge.

Wormit wir es auch kürtzlich beschliessen wollen, daß nemlich eine Hölle sey, nach dem Zeugniß der heiligen Schrifft; wer es nicht glauben will, der wird es zu seiner Zeit schon erfahren, wie es etwan nebens andern wird erfahren haben Thomas de Balvere, gewesener Königlicher Schottischer Raht, welcher seinen König einig und allein dahin verleitet und gebracht hat, die Evangelischen Prediger daselbst aus dem Königreich zu vertreiben und aufs äusserste zu verfolgen, lebete darneben auch in allen Sünden und Lastern, dieser als er sterben wollen, hat er von nichts anders geredet, denn er seye verloren und verdamt. Und da die Mönche vor sein Bett kommen, und ihme Trost zu sprechen wollen, hat er geantwortet: schweiget nur stille, ich habe deß Narrenwercks wol mehr gehöret, habe aber nimmermehr geglaubet, daß eine Hölle, ein Teuffel oder Himmel seye, ihr könnet mir doch nimmer helf[170]fen, denn ich bin verdamt, und fühle wol daß mich der Teuffel schon allbereit angefasset, daß er mich in den Abgrund der Höllen mit sich führe: ist auch also ohne Reu dahin gefahren.

Als nach seines Herrn, deß D. Fausti Tod, sein gewesener Famulus, Christoff Wagner, seinen Geist Aurhan einsten kurtz nach seiner Verschreibung erfordert, daß er Bericht thun solte von den Teuffeln und der Hölle, wie viel ihrer darinnen, und wo die Hölle wäre, auch wie gros, und was Gelegenheit es darinnen hätte? wegerte sich dessen der Geist, und sagte, er solte erstlich nicht von so hohen Dingen anheben, [210] sondern von etwas geringers fragen. Diß dürffte er eben hie nicht wissen, wäre doch so lange Zeit nicht dahin, so würde er selber hinein kommen, und es erfahren.

Nota:

Ob zwar wol mehrere dergleichen Fragen D. Fausti an seinen Geist in dem Originali obhanden, als vom Lauff, Zierde und Ursprung deß Himmels, item vom Winter und Sommer, u.s.w. So ist doch nimmermehr zu glauben, daß der Geist so ungereimt von der Sachen solte geredet haben, allermassen gleichwol alldorten zu ersehen, zumaln er ja der beste Astrologus und Physicus ist, unter dem Himmel seine Wohnung hat, wie bekandt ist, u.s.f. Ubergehen demnach wolbedächtlich solche, und gelangen anjetzo zu der Fortsetzung der Histori, welche wir mit folgendem Capitel anheben wollen.

[211]
Das 25. Capitel
Das funffundzwantzigste Capitel.
Von D. Fausti Hund Præstigiar genannt.

ES meldet der wolgeborne Grav Heinrich, Grav und Herr zu Isenburg, daß er gar gute Kundtschafft mit D. Fausto gepflogen habe, wegen viel und mancherley Kurtzweiligkeiten, die zu der Zeit, als er zu Wittenberg Studirens wegen sich aufgehalten, von ihm gesehen.

Unter andern hat er dieses, immassen das Original anzeiget, berichtet; als er der Grav einsten mit andern guten Freunden zu obbemeldem D. Fausto [171] in seine Behausung kommen, habe er die gantze Gesellschafft gantz freundlich empfangen, ihnen allen guten Willen erzeiget, stattlich bewürtet, und an Speisen und Getranck keinen Mangel spüren lassen, er aber habe nicht sehen noch warnemen können, wo doch dieses alles herkäme, zumaln er darauf sonderliche Achtung gegeben: zugleich sahe er daselbst an der Seiten D. Fausti ligen einen grossen zotteten Hund, zu welchem denn D. Faustus nur ein Wort redete, das aber der Grav nicht verstunde, alsobald gienge der Hund hinaus vor die Stubenthür, thät ihm alsdenn die Thür selbst auf, und wartete daselbst, bis man ihm ruffte.

D. Faustus lächelte hierüber und fragte den Graven, wie ihme der Hund gefiele, darauf er geantwortet, er möchte ihn wol noch einmal sehen; zur Stund rufft Faustus dem Hund, der kame bald, und sprang auf die Banck; seine Augen aber waren gantz feuerrot und fast greulich anzusehen, und ob er wol schwartz zotticht war, jedoch wenn er ihm mit seiner Hand über dem Rucken herfuhre, so veränderte sich gleichsam selbige Farb, worüber er der Grav sich in etwas entsetzte, und bey sich bedachte, es gienge darmit nicht natürlich her; schwiege doch stille: sahe auch zugleich hernach von selbigem Hund mancherley possierliche Sprünge und andere Gauckeley, allermassen auch ebenmässiges D. Faustus mehrmals hernacher und in Gegenwart anderer, mit dem Hund getrieben.

Anmerckung.

[212] I. Bey diesem Hund deß D. Fausti (darvon auch Manlius in Collect. berichtet) erinnern wir uns zugleich dessen, was D. Casp. Hedion, Chron. part. 2. gedencket von einem Ita[172]liäner, Namens Andreas, der lieffe hin und wieder durch die Gräber, hatte bey sich einen roten und doch blinden Hund, derselbige von ihm angesprochen, verrichtete grosse Wunder. Denn so er auf dem Marckt stunde, und viel Volcks um ihn her ware, wurden guldene, silberne und eiserne Ringe hinderwarts dem Hunde herzu getragen, und auf die Erden niedergeleget, welche bemeldter Andreas verdeckte, und aus seinem Geheisse nam der Hund einen Ring nach dem andern, und gabe einem jeden den Seinigen. Dergleichen handelte er auch mit mancherley Müntzen und groben Geld-Sorten, die er durcheinander gemischet, und mit Namen nachmals absonderte: auch so das Volck um ihn herstunde, und er gefraget wurde, zeigte er an, welche Huren, Ehebrecher, Geitzige, u.s.f. wären; ingleichen was er von jedem insonderheit gefraget wurde, darauf deutete er mit Warheit, derohalben denn etliche nicht unbillig sagten, daß solches alles nicht richtig, sondern durch Hülff deß bösen Geistes zugienge.

Von Henr. Cornelio Agrippa, dem beruffenen Schwartzkünstler, melden die Historien, daß er auch einen Geist in Gestalt eines Hundes, den er Monsieur genennet, mit sich geführet habe mit einem Halsband, auf welchem wunderseltzame Characteres und Buchstaben geschrieben gewesen, von welchem er alles hat erfahren können, was er begehret zu wissen. Als nun dieser Agrippa zu Lyon in Frankreich in einer geringen Herberge sehr kranck darnieder lage und dem Tod gar nahe ware, hat er den Hund mit solchen Worten los gemachet und fahren lassen: fahre hin du verfluchtes Thier, der du mich gar verdamlich und ewig verloren gemacht hast. Alsobald hat sich solcher Hund (oder Geist) in den nächsten Fluß Ararim gestürtzet, und ist nicht wiederum gesehen worden: bald hernach ist auch Agrippa halbverzweifflend verstorben.

Von dem Freyherrn Johann von Bar, dem Frantzosen, thut man ebenmässige Meldung, daß er auch einen grossen Hund oder Rüden bey ihme gehabt, und wenn er zum Jagen oder Hetzen ausgeritten, habe er gedachten Hund an einen Baum gebunden, mit einem fast langen Haarstrick; und ob er wol nicht zugegen gewesen, sondern immer fortgeritten mit den andern Hunden, ist er doch versichert gewesen, daß alles sowol grosses als kleines Wildpret, das dem Hund zu Gesichte kommen, allda hab still stehen müssen, bis es der Hund erleget und gefellet. Als einsten dieser Bar dem Hund sehr gedräuet, [173] und darbey hoch betheuret, ist er in die Lufft gefahren und verschwunden.

[213] Deßgleichen soll ein Ertzzäuberer, ein zwar frommer Priester Namens Laurentius, so zu Rom sich aufgehalten, einen solchen Hund gehabt haben, der ihme überal nachgefolget ist, vor seinem Tisch aufgewartet, und welches das meinste ist, mit ihme geredet hat.

[214]
Das 26. Capitel
Das sechsundzwantzigste Capitel.
Von D. Fausti lustbarer Behausung.

VOn der sonderbaren Zierlichkeit, auch wegen allerhand daselbst befindliche Ergötzlichkeit der Behausung D. Fausti, schriebe einsten zur selben Zeit M. Calp. Moir an zween seiner guten Freunde in Erffurt, (das Original weiset, daß es zween Kauffleute daselbst gewesen) mit kurtzen und zwar solchen Worten: Liebe Herren und gute Freunde, ihr habt in euren neulichsten Schreiben an mich erwehnet, wie daß ihr viel, wiewol in Geheime, von D. Fausto gehöret, und möchtet gerne in Kundtschafft mit ihm gerahten; will euch hierauf nicht verhalten, und berichten, daß er gar ein guthertziger Mann ist: und wenn es eure Gelegenheit wäre, daß ihr euch bey dieser Winter-Zeit, alldieweil der Schnee noch wäret, aufmachtet, und zu mir verfügtet, köndtet ihr es werckstellig machen, da ich denn euch gute Anleitung und Anführung zu ihme würde geben können; allwo ihr denn in seiner Behausung, obschon diese nicht allerdings groß, wie auch der Garte daran deßgleichen, je dennoch gewißlich einen sonderlichen Lust und seltene Ergötzlichkeit darinn haben und geniessen würdet, wie nebens mir etliche andere vertraute Freunde und Studiosi bekennen werden, als nemlich: in seinen [174] zweyen Stuben werdet ihr vernemen eine Zusammenstimmung eines lieblichen Vogelgesangs, allerhand lieblich singender Vögel; die Wachtel, die Amsel höret man frölich schlagen, die Nachtigall unvergleichlich singen, den Papagey, an einem andern Ort hangend, zierlich reden, ja auf alle Fragen Antwort ertheilen: die Zimmer seynd mit allerhand schönen Tappeten behänget, mit schönen Gemählden bezieret, und gehet gleichfalls an aller Lustbarkeit dem Garten nichts ab; da daselbst siehet man mit Lust in dem Vorhof gehen Cappaunen, Enten, Indianische Hanen und Hennen, Rephüner und Haselhüner, (wider die Gewonheit) Kränche, Raiger, Schwanen, Störche, u.s.f. ohne Scheue. Oben am Hause hat er ein Taubenhaus, darinnen fliegen ein und aus Tauben von vielerley raren Farben, auch welches zu verwundern, wilde, und Holtztauben.

[215] Diese und noch mehr andere Lustbarkeiten mag man allda sehen: jedoch lässet er nicht einen jeden hinein in solch seine Behausung, sondern nur die ihme angenem, auch alles was sie sehen, warnemen und hören, bey sich und in der Stille behalten, damit man keinen Verdacht der Zauberey und Schwartzkünstlerey, in welchem er gleichwol bey etlichen der Stadt stecket, von ihme schöpffen möchte, denen vergönnet ers mit Lustbarkeit zu sehen: die andern aber die ihme hierinn suspect und argwöhnisch fallen, ob sie schon gleich andern gedachtes beschauen wollen, mögen sie doch solches keines wegs warnemen.

[175] Anmerckung.

I. Hieraus nun erhellet klärlich die mächtige Verblendung deß Tausendkünstlers, deß leidigen Teuffels, der die Leute also zu verblenden und zu verzaubern weiß an den Augen und Sinnen, daß sie entweder das was etwas ist, nicht sehen, oder das was nichts ist, für etwas ansehen, oder ein Ding in einer andern Gestalt sehen, als es in Warheit damit beschaffen ist, gleichwie allhier mit den Vögeln, Papageyen und andern vermeinten Lustbarkeiten beschehen.

Solche leibliche Verblendung und Verzauberung aber betrifft entweder die äusserlichen Sinne, als die Ohren, Augen und Hände, da der Mensch also bezaubert wird, daß er meinet, er sehe dieses oder jenes, da er doch nichts siehet, und ihme wol etwas anders für seinen Augen stehet. Er vermeinet etwan er höre oder greiffe dieses oder jenes, da er doch nichts höret oder greiffet, auch wol ein anders, als er ihme einbildet; wie man von den Gespensten und Poltergeistern weiss, daß sie bisweilen bey der Nacht die äusserlichen Sinnen also bezaubern, daß sie ein Getümmel machen, als wenn sie allen Hausrath, Schüssel, Teller und Häfen untereinander würffen und zerbrächeten, da doch deß Morgens alles in seiner Ordnung unzerbrochen erfunden wird. Oder sie betrifft die innerliche Sinne des Menschen; da der böse Geist durch die Phantasie den Verstand und Vernunfft also betrieget, daß er ihme daher allerley seltzame und unglaubliche Dinge so stark und tieff imprimiret und einbildet, daß er gäntzlich darfür hält es seye warhafftig also, u.s.w.

Daß er nun solcher Gestalt die äusserliche und innerliche Sinne also verblendet, dieses kan er leichtlich auf folgende Weise thun, nemlich: Erstlich durch Veränderung der Lufft, durch deren Behülffe die Augen ein Ding seiner Gestalt nach sehen und begreiffen, ihnen benebens[216] allerhand Bilder und Bildungen darinnen machen, die ihnen der Satan in der Lufft vorstellet, welches etwan auch sonsten pfleget zugeschehen bey Nachtszeit in dicker Finstere und bey neblichter Luft, wenn die Augen ohne das etwas trübe, blöd und dunckel seynd: und dieweil der Teuffel dieses weiß, daß es auch natürlicher Weise geschehen kan, als gebrauchet er sich auch der Lufft darzu, die Augen der Menschen zu verblenden und zu bezaubern.

[176] Fürs ander thut ers, daß er die natürliche Werckzeuge der leiblichen Sinne, wordurch sie ordentlich ihre Würckung haben, hindert und gleichsam zuruck ziehet, auch auf Zulassung GOttes wol gar verderbet. Die Augen seynd nun die Werckzeuge, dardurch das Gesicht seine Würckung hat und zwar, wie die Gelehrten wollen, nicht emittendo, oder also, daß sie ihre Strahlen solten von sich heraus schiessen lassen, sondern recipiendo, und also, daß sie die Gestalt der äusserlichen Dinge die vor ihnen seynd, zu sich nemen, massen denn wenn ein Mensch für dem andern stehet, und einer den andern ansihet, deß einen Bildniß in deß andern Augen stehet.

Nun kan es aber leicht geschehen, daß die Augen durch überflüssige Feuchtigkeit mögen verderbet und dunckel werden, welches auch der böse Geist gar wol weiß, und auch wol durch äusserliche Mittel zuwegen bringen kan, daß dannenher die Augen also verblendet meinen, sie sehen dieses oder jenes schwebe vor ihnen herum, u.s.f.

Zum dritten thut ers durch Schwächung und Hinderung der natürlichen Kräfften und Würckungen der vernünfftigen Seelen, deß Verstands, der Gedächtniß, u.s.f. Leiden denn solche Geschäffte der Seelen Noth, und werden mangelhafft, so urtheilet der Mensch übel und unrecht von einem Ding, und gehet eben zu wie bey den Melancholicis, die ihnen wundersame Sachen einbilden, ja zugegen seyn vermeinen, da sie doch wol nimmermehr, oder doch weit darvon entfernet seynd.

Vierdtens thut ers durch Veränderung der Dinge, welche er dem Menschen vorstellet. Wie er nun selbsten die Menschen zu verführen allerley Gestalten kan an sich nemen; also kan er auch anderer Dinge Gestalt dem äusserlichen Ansehen nach ändern, und dem Menschen also vorstellen, daß er sie mit seinen Augen weit anderst ansihet, mit den Ohren anderst höret, und mit den Händen anderst fühlet, als sie sonsten ihrer eigentlichen unverruckten Natur und Gestalt nach beschaffen seynd.

Ja letzlich thut ers auch, daß er einem etwas aus den Augen rucket, und an Statt dessen etwas anderst hinein schaffet, und vorstellet, welches er nach seiner natürlichen Behendigkeit, als ein Tausendkünstler, leicht und behende thun kan, das wir aber wegen der Langsamkeit[217] unserer Sinnen nicht mercken und so bald in Acht nemen, dahero vermeinen, es seye eines war[177]hafftig in das andere verwandelt worden; immassen er solches gethan bey den Egyptischen Zauberern, von welchen gelesen wird Exod. 7. v. 12. daß, als sie dem Moysi und Aaron die Schlangen nachmachen wollen, und ihre Stäbe auch auf die Erden geworffen, daß Schlangen daraus worden, da seye es darmit also zugangen, daß der Satanas ihre Stäbe schnell hinweg geruckt, und warhaffte Schlangen an derselben Statt hingeleget.

Von solchen und dergleichen Verblendungen lesen wir auch im ersten Buch Samuelis im acht und zwantzigsten Capitel von der Zauberin zu Endor. Diese brachte dem König Saul eine Person herfür, die die Gestalt deß Propheten Samuelis hatte, aber es war nicht der warhafftige Samuel, sondern ein Teuffels-Gespenst, welcher dardurch dem Saul die Augen also verblendete, daß er meinete, er wäre der rechte Samuel, und die Ohren also betäubete, daß er darfür hielte, er hörete den rechten Samuel; daher er sich auch für ihme mit seinem Antlitz zur Erden neigete, und anbetete.

Da Anno 1260. Käiser Wilhelmus von seiner Crönung von Aach nach Cölln kame, und daselbst vielen Fürsten und anwesenden Herren ein stattliches Panquet zurichtete; ließ Albertus Magnus auch darbey ein Stuck seiner Zauberkunst sehen, denn er machte und verschaffete, daß der Saal, darinnen das Panquet gehalten wurde, mitten im Winter, und also um die Weihenachten, mit Blumen, annemlichen Kräutern, Laub und Gras grünete: der Guckguck, die Lerch und Nachtigall darunter sich hören liessen, nicht anderst als wenn es im Frühling gewesen wäre. Welches denn dem Käiser so wol gefallen, daß er ihn und seinen Closterbrüdern ein stattliches Landgut verehrete.

Bey dem H. Augustino wird von deß Diomedis Gesellen gelesen, welche denn nicht warhafftig in Vögel verwandelt worden, sondern der Teuffel hat sie in einem Nu und Augenblick hinweg genommen, und die Vögel anders woher an ihre Statt gebracht: also und dergestalt mag man auch sagen von D. Fausto, daß, wenn er aus angeborner Hoffart seinen vermeinten Pracht hat wollen sehen lassen, daß es ihme wol müglich gewesen seye, allerley dergleichen Vögel und Thiere beyzubringen; oder es seynd eitel Teuffel gewesen.

[218]
Das 27. Capitel
[178] Das siebenundzwantzigste Capitel.
Von D. Fausti gezauberten Lustgarten.

ES fähret aber obbesagter M. Moir im gedachten seinem Schreiben an seine gute Freunde in Erffurt also fort: ohn angesehen, daß bey uns jetzund ein zimlicher grosser Schnee gelegen ist, so ists doch beweislich, daß deß D. Fausti Garte nichts darum weiß; ja das noch mehr zu verwundern ist, immassen ich selbst bin darbey gewesen, so seynd neulich um die Christfeyertäge etliches Frauenzimmer, ihre Brüder und Befreunde, die allhier zu Wittenberg Studirens halben sich annoch aufhalten, zu besuchen kommen: diese Studenten haben nun eine geraume Zeit mit D. Fausto gute Kundtschafft gehabt, nicht allein daß sie ihn gerne um und neben sich leiden mochten, sondern und zwar vornemlich daß sie jederzeit etwas neues und verwunderliches bey ihme sahen, und vernamen; diese Edelleute nun, sage ich, berieffen auch damals D. Faustum zu sich zu Gast, tractirten ihn wol, hatten allerhand Kurtzweil, und wärete solches Wolleben bis in die spate Nacht hinein.

Bey genommenen Abschied bedanckte sich D. Faustus wegen erwiesener Ehre zum höchsten gegen die Junckern, und lude sie, wie auch das Frauenzimmer, folgendes Tages in seine Behausung auf einen sauren Trunck Weins: welches sie ihme denn auf der Hand zusageten, und froh waren, daß sie also eine Gelegenheit haben würden, ihren Schwestern und Baasen mit einer Kurtzweil aufzuwarten; jedoch wolten sie noch nichts davon sagen, was hinter dem D. Fausto steckte, und weßwegen er in der Stadt zimlich beschreyet wäre.

[179] Als sie nun sämtlich deß andern Tages nach eingenommenen Mittagmal zu D. Fausti Behausung kamen, kehreten sie allda ein, und wurden von ihm mit aller Höfflichkeit empfangen; da sahen sie denn mit Verwunderung oben in den Zimmern an die jenige Lust und Ergötzlichkeit, deren ich bevorher gedacht habe, welches alles doch ja nichts ist zu vergleichen gewesen mit seinem ausbündigen herrlichen obschon nicht sonders grossen Lustgarten: denn allda, wiewol zur Zeit [219] sonst alles in der Stadt mit Schnee bedecket ware, sahe man doch keinen, sondern einen lustbaren frölichen Sommer, mit Gewächsen, Laub und Gras, ja allerley vermengten Blümlein. Uber das waren auch allda zu sehen schöne Weinstöcke mit mancherley Arten Trauben behänget, welche bereits reiff waren: über die bunten Tulpen, gefüllte Josephstäbe und Narcissen, ingleichen über die vielfärbigen Blumen und mancherley Rosen ist sich nicht genugsam zu verwundern gewesen, bevorab über die an der Mauer deß Gartens zierlich aufgeführte Granaten, Pomerantzen, Limonien Citronen-Bäume; denn von andern gemeinen, als Kirschen, Aepffel und Birnbäumen, will ich anjetzo nichts melden, ausser diesem, daß D. Faustus, als er gesehen und wargenommen, daß sich seine Gäste, sonderlich das Frauenzimmer, über solchem allen vergaffeten, und gleichsam für Verwunderung nur eines das andern ansahe, solche Verwunderung zu vermehren und zu vergrössern, durch seine Kunst verschaffete, daß zur Stund die Bäume andere, als ihre Natur mit sich brachte, Früchte herfür gaben, nemlich, etliche Birnbäume trugen Datteln, junge Kirschenbäume hatten Feigen an andern [180] hiengen zeitige Castanien; und wer wolte die Stauden-Gewächse und andere alle erzehlen? daß freylich, wie gesagt, sonderlich das Frauenzimmer, deme von diesem allen vorhero nichts ist wissend gewesen, darüber erstaunet, und nicht ergründen können, wie und woher doch dieses alles kommen möge; jedoch auf Zusprechen D. Fausti haben sie sich endlich erkühnet, und etliche der schönsten Blümlein abgebrochen, welche sie auch ihren Eltern und andern, bey ihrer Anheimkunfft mitgebracht.

Letzlich schliesset M. Moir dieses sein Schreiben mit diesen Worten: lasset euch, ihr meine gute Freunde, die Mühe der Reisse nicht thauren, denn ich versichere euch, und will gut darfür seyn, daß ihr an ihm einen guthertzigen und frölichen Mann, ja bey ihm alle Ergötzlichkeit finden und haben werdet; jedoch mit diesem ausdrücklichem Vorbehalt, daß es nicht offenbar, sondern in höchster Geheime und Stille gehalten werde: denn er ist ohne das wegen der Schwartzkünstlerey in der Stadt beschreyet: hat derohalben solche Personen, die ihm suspect und argwöhnisch fallen, nicht gern um sich: [220] um meinet willen wird er euch gewißlich nichts abschlagen. Datum etc.

Anmerckung.

I. Allhier sihet man fast augenscheinlich, was den D. Faustum darzu beweget und gebracht hat, daß er sich dem Teuffel ergeben; nemlich, seine vermessene Hoffart, und wie er von männiglich nur für hoch angesehen und gehalten werden möchte, wie denn der Teuffel ihme zugefallen glaublich alle seine Ceremonien wird angewendet und gebrauchet haben, vielleicht auch andere hiemit zu hintergehen, und sich hierein verliebet zu machen; oder aufs wenigste zu äffen.

[181] Sonsten aber weissen die Historien, daß auch andere Schwartzkünstler dergleichen Lustgärten gehabt haben: immassen man lieset von dem Assyrier Zarmocenide, welcher mit seiner Nigromantia, so er zu Athen von deß Zoroastris Discipeln erlernet, zu Königlicher Würde war kommen, daß er nemlich mit seiner Kunst ein solch-schönen Garten zugerichtet, daß derselbige für ein Wunder der Welt hätte gehalten sollen werden, und seye auch dieser Lustgarte beständig geblieben, so lang er gelebet.

Dieser Lustgarte, schreibet man, habe ob der Stadt Zarmo, darinn Zarmocenides stetigs gewohnet, gleichsam in den Lüfften geschwebet; von der Stadtmauer über ist in der Höhe, in Gestalt eines Regenbogens, eine höltzerne Brücke gangen zu dem Garten, darinnen von allerley Bäumen, Blumen und Gewächsen, eine Lustbarkeit zu sehen gewesen: und weiln ihme solche Kunst wol zugeschlagen und gedeyen, hat er allenthalben Schulen mit grossen Unkosten aufrichten lassen, worinnen man mit Fleisse die Nigromantiam hat lesen und profitiren müssen, welche er auch mit stattlichen Einkommen versehen.

Deßgleichen schreibet man auch von dem Virgilio Marone, daß er auch in der Magia so hoch erfahren gewesen, daß er mit einem unbeweglichen Lufft einen Zaun um seinen Garten gemachet hat wie einen Nebel, und eine lüfftene Brücke; über diese seye er allenthalben frey nach seinem Gefallen gangen: er machte und verschaffte auch, daß es in den Garten nicht regnet, denn nur wenn er wolte.

Ebenmässig wird auch diß von ihm gesaget, daß er auf eine Zeit von seiner Bulschafft seye geäffet worden, indeme sie ihm befohlen, daß er sich in einen Korb setzen solle, alsdenn wolle sie ihn zu ihr hinauf ziehen: als sie ihn aber etliche Gaden hoch hinauf gezogen, hat sie ihn allda männiglich zu spott in dem Korb hangen lassen; da habe er durch seine Kunst zu wegen gebracht, nachdeme er wiederum herab kommen, daß als die Dame deß folgenden Tags auf den Marckt zu der [221] Zeit da am allermeinsten das Volck zugegen gewesen, gehen wollen, ihr nicht anderst vorgekommen, und sie beduncket, als hätte sich die Tyber ergossen, und müste sie also durch das herzu gelauffene Gewässer waten, hebete und schürtzte sich auf für allem Volck bis fast an den Nabel: worüber denn ein sehr grosses Gelächter unter dem Volck entstanden, bis ihr endlich die Augen geöffnet worden, und erkante, woher dieses alles gerühret.

[182] Von dem löblichen Papst und Schwartzkünstler Benedicto (welcher zuvor Theophylactus, hernachmals aber von wegen seiner bösen Thaten und beruffener Zauberey Maledictus genennet worden) schreiben Platina und Johannes Balæus, daß er habe gleicher Gestalt einen solch schönen Lustgarten gehabt, und mit seiner Kunst zu wegen gebracht, der eben so wenig im Winter als im Sommer verwelcket seye; item im Winter seye eben dieses zu sehen gewesen, das in dem Sommer ware: so seyen auch allerley Vögel dahin kommen, die man nur erwünschen und erdencken mögen, u.s.f.

[222]
Das 28. Capitel
Das achtundzwantzigste Capitel.
D. Faustus ist ein berühmter Astrologus und Mathematicus zur selben Zeit gewesen.

Oben ist gedacht worden, daß D. Faustus, ehe er sich gar dem bösen Geist ergeben, von dem Studio Theologico gäntzlich abgelassen, hergegen sich auf die Astrologiam, und zum Vorwandt auf die Medicinam mit gantzen Fleiß geleget: als er aber hernachmals den verdamlichen Bund mit dem Teuffel gemachet, ist er durch Beyhülff seines Geistes in der Astrologia dermassen erfahren gewesen, daß auch andere Astrologi zur selbigen Zeit vermeinet, und ihme zugeschrieben, daß er mit Fug der andere Zoroaster köndte genenet werden: denn seine Prognostica oder grosse Practica, welche er denn unterschiedlichen grossen Herren dedicirte, stimmeten alle überein, alldieweil er sich in solchen nach seines Geistes Weissagungen und Vorankündigungen zukünfftiger Dinge und begebender Fälle, welche sich auch also erzeigeten, richtete.

Seine Allmanach und Calender richtet er dahin, daß er alle Jahr ein anderes Werck für sich name, und durffte sich einer kecklich darauf verlassen, sonderlich was die Witterung belangte.

[183] Er verzeichnete benebens auch in solchen so gar Zeit und Stund, wenn dieses oder jenes künfftiges geschehen solte; warnet eine jede Herrschafft besonders, als so etwan eine Theurung, Krieg, Aufruhr, oder Seuche und Kranckheiten kommen solten, u.s.f. (wie denn der Teuffel aus langer Erfahrung der Natur, und aus dem sündlichen Leben der Menschen, viel zukünfftige Zorn-Straffen GOttes zuvor sehen kan:) dannenher er in der Stadt und in den umliegenden Orten in einem grossen Ansehen dieser seiner Calender wegen ware, so, daß er noch hin und wider gute Gönner fande, die ihme von wegen deß manchmaligen Crystallsehens, öfftern Warsagen, und anderer Gauckeley und heimlicher Zauberey, das Wort redeten.

Wie denn unter vielen nach seinem Tod gefundenen Briefen, einer ist gelesen worden, da ihme ein vornemer Prælat in [223] Italien, Azzolini vom Geschlecht, wohnende zur selben Zeit zu Pavia, zu geschrieben, darinnen er D. Faustum ersuchet, ihm seine wahre Nativität zu stellen. Deme denn D. Faustus gewillfahret, und in versichert, daß er bald werde in einen höhern Stand kommen: welches auch kurtz hierauf erfolget, denn er zum Cardinalat kommen, zu S. Maria in Porticu; daher er sich gegen dem D. Fausto gantz danckbarlich erzeiget, wie denn das andere Schreiben mit sich bringet, mit welchen er ihm zugleich zwey hundert Cronen überschicket.

Deßgleichen ward noch ein Schreiben gefunden von einer Fürstin, die sich hat in anderwertige Eheverlöbtniß einlassen wollen. Und deren noch mehr.

[184] Anmerckung.

I. Hiebey wird nun Anlaß und Gelegenheit genommen, etwas zu melden, was von der Astrologia judic. und Sternguckerey, ingleichen von der Calender-Schreiberey, und dem Nativitätstellen zu halten seye.

Die Astrologiam zwar betreffend, so wird dieselbe für eine solche Kunst ausgegeben, nach welcher man aus dem Gestirn deß Himmels und dessen Positu und Zusammenfügung künfftige Dinge erlernen kan. Darauf denn halten ihrer gar viel, sonderlich die Calender-Schreiber, welche diß und jenes in ihren Practicis prognosticiren, und das Thema erigiren (wie sie reden) darinnen sie geboren worden.

Nun können und wollen wir zwar (sagt Herr Freudius, in Gewiss. Frag. von Zaub. p. 207.) nicht in Abrede seyn, daß der allein weise GOtt den lieben Sternen am Firmament, unter denen der allerkleineste grösser sein soll als die Erdkugel, in der ersten Erschaffung kräfftige Würckungen, die sie unter den sublunarischen Creaturen verrichten solten, eingepflantzet habe; denn er befahle ihnen, Genes. 1. v. 14. sie solten scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, Tag und Jahr, Lentz, Sommer, Herbst und Winter machen, und der Welt mit ihrem Liecht und Glanz bedienet seyn.

Ingleichen ist auch dieses nicht zu verneinen, daß vermittelst ihrer Würckung das Gewitter geändert, und das Temperament der Menschen ungleich affectioniret und regiret werde: denn die Sonne verursachet mit ihrer frölichen Ankunfft Hitze und Wärme; der Mond befeuchtet den Erdboden und was darauf lebet und schwebet: wenn der Hundsstern mitten im Sommer aufgehet, so muß es heiß werden, u.s.f.

Unsere Leiber und Naturen empfinden es alsbald, wenn etwan eine Finsterniß geschihet, oder ein neuer oder voller Mond eintritt, [224] das Geblüte und alle Humores ändern sich, wie Hippocrates in seinen Aphorismis bezeuget, bevorab wenn die Solstitia und Äquinoctia einfallen; und was dergleichen Experimenten und Würckungen mehr seynd, die wir fast täglich in unserm gemeinen Leben, Theils im Ackerbau, im Säen und Pflantzen, theils in der Medicina empfinden und vermercken. Ja da kann ein Astronomus lange Zeit zuvorausrechnen und verkündigen, zu welcher Zeit, Tag und Stund, die Sonn [185] und Mondfinsternüssen sich begeben werden, welches auch so gewiß geschihet, daß es nicht fehlet.

Demnach wenn ein Astrologus in diesen Terminis verbleibet, und in seinem Prognosticiren und Nativitätstellen darauf Achtung gibt, so kan er gar wol und ohne Verletzung seines Gewissens zukünfftige Witterung mutmaßlich aus den Zeichen deß Himmels verkündigen, auch dem Menschen aus Betrachtung seines Horoscopi, und deß Standes der Sternen, wenn er ihn richtig ergründet, wegen seiner Leibs-Constitution etlicher massen Nachricht geben; derowegen auch diese die solches thun, hier nicht verstanden werden.

Aber diese Temerität und Vermessenheit will sich nicht mit beständigen Grund verantworten lassen, daß man sich unterstehet nicht allein in die Calender ein besonderes Lügen-Feld zu setzen, und darinnen einem jeden Tag durchs gantze Jahr hindurch seine gewisses Wetter beyzumessen, das doch so unzehlich offt betrieget, und zu verwundern ist, daß man nicht klüger werden will: sondern auch, welches weit ärger ist, daß man sich unmüglicher Sachen unterwindet, und aus der vermeinten Nativität-Stellung von solchen zufälligen Dingen, die geschehen und nicht geschehen können, etwas gewisses vorher sagen will, wie es dem Menschen in seinem Leben, Stand und Beruff ergehen werde, was er werde für ein Weib bekommen, was heut oder morgen aus ihm werden solle, ob er fromm oder gottlos, reich oder arm, gesund oder kranck, vornem oder schlecht sein, was er für Glück und Unglück haben werde? welches Todes er sterben werde? und was der Fälle mehr seyn mögen, u.s.f.

Welches alles aber mehr erdichtet ist, als einen gewissen Grund hat, einmal daher, weiln die heilige Schrifft die Wissenschafft aller zukünfftigen Dinge GOtt dem HErrn einig und allein zueignet, und dieselbe allen Menschen rund abschläget. Denn eben mit dieser Proprietät und Eigenschafft hat sich der grosse GOtt selber von allen Menschen gezogen, und von den Götzen der Heiden abgesondert, und beim Propheten Esaia Cap. 41. v. 22. 23. gesprochen: lasset sie herzu tretten und uns verkündigen, was künfftig ist. Verkündiget uns und weissaget etwas zuvor, lasset uns mit unsern Hertzen darauf achten [225] und mercken, wie es hernach gehen soll: oder, last uns doch hören was zukünfftig ist. Verkündiget uns was hernach kommen wird, so wollen wir mercken, daß ihr Götter seyd.

[186] Und im folgenden sieben-und-viertzigsten Capitel v. 12. 13. redet er die stoltze Babel an, die in Wollust lebte, und spricht: So tritt nun auf mit deinen Beschwörern, und mit der Menge deiner Zauberer, unter welchen du dich von deiner Jugend auf bemühet hast, ob du dir möchtest rathen. Laß hertretten und dir helffen die Meister deß Himmelslauff, und die Sterngucker, die nach den Monden rechnen was über dich kommen werde.

Darum gebot er seinem Volck, den Kindern Israel, beim Propheten Jeremia im 10. v. 2. ihr solt nicht der Heiden Weise lernen, und solt euch nicht fürchten für den Zeichen deß Himmels, wie die Heiden sich fürchten.

Und ob man schon herwider excipiren und einwenden möchte, daß hierinnen nur verbotten werde, man soll auf heidnische Weise sich für den Zeichen deß Himmels nicht entsetzen, und daraus weissagen, so wird doch nicht der Mißbrauch allein, sondern das Factum und die That der Heiden an sich selbst gestraffet, daß sie vermeineten, die Sterne inclinirten und regirten das Thun und Lassen der Menschen; worinnen heutiges Tages ihrer viel mit ihnen übereinstimmen.

Darnach streitet auch wider solche sehr gerühmte Wissenschafft (Ph. Melanchth. heissets pulchram phantasiam) die Libertät und Freyheit deß menschlichen Willens. und alle Tugend oder Laster, die daraus entspringen und herquellen; hängen die nun an den Astris, und werden wir darzu geneiget und gebeuget von dem Gestirn, so stehen sie mit nichten in unserer Macht und Willkühr, sondern durch die Kräffte deß Himmels werden wir darzu gezwungen und angetrieben: köndte man also keinen Dieb verdencken, daß er stielet, noch einen Mörder mit Rechte straffen, daß er gemördet und den Nächsten umgebracht hat; sondern es würde unvermeidlich folgen, sie wären allerseits durch den Einfluß deß himmlischen Ge stirns darzu gezwungen worden. (Woher nicht unfüglich gehöret jenes Richters Antwort, die er einem bösen Buben gab, welcher sich darmit entschuldigen wollen, sein Planet brächte es mit sich, daß er hätte stelen müssen, und sprach: mein Planet erforderts auch, daß ich die Diebe muß hencken lassen. Und jener Dieb zu Marpurg, der sich beklaget, daß ihme Unrecht geschehe, so man ihn hencken würde, zumaln er doch zum Stelen geboren seye, und anderst nicht thun können: deme aber D. Nicolaus Rhodiginus, welcher diesen Gesellen trösten sollen, [187] recht geantantwortet: mein Kerl gedencke, bist du zum Stelen geboren, daß du [226] auch zum Hangen geboren seyest.)

Derohalben hat der weltberühmte Claudius Ptolemæus, ob er gleich ein Heide gewesen, jedoch gar nachdencklich gesaget: Astrorum Decreta non esse Prætoria, das ist, deß Gestirns Zuneigung seye kein strenges Herrn-Gebot; oder, Gott regire das Gestirn also, damit es den Menschen nicht zwinge, daß er stracks also, wie ihn sein Temperament neiget, leben, handeln und wandeln müsse; denn der Mensch hat und behält doch seinen freyen Willen, seinem Temperament nach zu leben, oder sich demselbigen zu widersetzen.

So bezeuget auch die H. Schrifft, daß des Menschen Glück und Unglück nicht von den Sternen, sondern von GOtt komme, Syrach im 11. v. 14. Was er an den Gütern deß Leibes, deß Gemütes und deß Glücks hat, hat er nicht von den Sternen, sondern von GOtt, der giebet Weisheit und Verstand, wie dem Salomon, im ersten Buch der Könige im 3. Cap. v. 12. Er giebet ihme Gesundheit, nach dem Zeugniß Syrach, seines Buchs im 34. v. 20. Er stärcket ihn, Esai. 41. v. 10. Er machet ihn schön, nach dem Wort Ezechiæ, am 31. Cap. v. 9. Sein Segen machet ihn reich ohne Mühe, in den Sprichwört. am 10. v. 22. der setzet ihn in sein Amt, und machet ihn zum König und Regenten, wie den David: zum Lehrer und Prediger, wie Jeremiam: zum Hausvatter, wie den Abraham. Er hilfft ihme zum Ehegatten; denn ein vernünfftiges Weib (und also auch ein vernünfftiger Mann) kommet vom HErrn, Salomons Worten nach, seiner Sprüche im 19. v. 14. sein Leben und Sterben stehet endlich in seiner Hand: darum spricht David, meine Zeit, HErr, stehet in deinen Händen, Psalm 31. v. 16. nicht aber in der Gewalt deß Gestirns.

Wenn etwan jähe traurige Todesfälle beschehen, so pfleget solches von etlichen der Sternen-Lauff und Einfluß zugemessen werden, immassen die Exempel beglauben mögen.

Daß der Fürst der Redner M. T. Cicero, so jämmerlich seye um seinen Kopff kommen, vermeinet Cardanus, de Genitur. Gen. X. seye hergekommen von seiner unglückhafften Nativität oder Geburtstund: darinnen er den feurigen Blutstern Martis, in dem aufsteigenden Himmels-Haus, und einen feindseligen Gegenschein mit dem tückischen Stern Saturni, und mit dem Jove gehabt habe.

[188] Daß Käiser Nero sich selbsten so schändlich ermordet, seye daher gerühret, weiln in seiner Geburt-Stund deß blutdürstigen Martis Stern in dem siebenden Himmels-Haus, unglückselig in den Krebs, in einem gesechsten Schein deß heimtückischen Saturni gestanden; obgedachtes Cardani Zeugniß nach, Genit. XL.

Daß der Hertzog zu Mayland, Galeacius Sfortia, von dreyen zusammen [227] geschwornen Buben mit dreyzehen Wunden umgebracht worden, seye geschehen, dieweil er in seiner Geburt-Stund die Sonn in dem Wassermann, einem gewaltsamen Zeichen, und den Blutstern Martis gleich gegenüber stehend gehabt, schreibet abermals Cardanus Genit. XLIV.

Daß der tapffere Kriegsheld, Carolus Borbonius, sein Leben vor der Stadt Rom durch einen feindlichen Schuß habe einbüssen müssen, schreibet man ebenmässig der bösen Constellation zu, in welchen er das Liecht dieser Welt erstesmals gesehen: denn er den obersten bösen Planeten, den tückischen Saturnum, im ersten Hause, mit dem Drachenschwantz, und den gewaltsamen Stern Herculis, gehabt habe. Virgan. in Isagog. fol. 722.

Daß Henricus der andere dieses Namens, König in Franckreich, im Jahr Christi 1559. den 28. Junii, auf dem Beylager der Princessin seiner Tochter Elisabeth, im Turnier verwundet worden, darüber er sein Leben einbüssen müssen, als er kaum das viertzigste Jahr erreichet hatte, wurde seiner unglückseligen Geburt-Stund zugeschrieben.

Daß der hochlöbliche Churfürst Johann Friederich, vor Mülhausen gefangen, und in das Angesicht verwundet worden, seye von dem unglückseligen Zustand deß Mondes in seiner Churf. Durchl. Geburt-Stund verursachet worden; welcher in dem Gevierdschein deß verderblichen und damals auch übelstehenden Stern deß Saturni seinen Lauff gehabt.

Daß der theure Held, Churfürst Moritz, von einem treulosen Buben verrätherisch und zwar hinderwarts erschossen worden, seye durch die böse Geburt-Stund verursachet worden: da doch andere, und unter solchen der Jesuit Alexander de Angelis, vermelden, daß die Sternseher in Churfürst Moritzens Geburts-Linien und Sternen nichts finden können, welches auf einen plötzlichen und gewaltsamen Tod gezielet habe.

Ja ganz vermessentlich ist dieses von etlichen vornemen [189] Mathematicis gehandelt gewesen, unter welchen Cardanus einer mit ist, welche dem HErrn Christo seine Nativität aus den Sternen, als Zeichen deß Himmels, gestellet; wie denn gedachter Cardanus ihme dem HErrn Christo, auch sein Leiden und Tod aus dem Steinbock, aus dem Marte in domo Martis, u. d. g. prognosticiret. Gleich als wenn das Werck menschlicher Erlösung, welches der HErr Christus durch sein Leiden und Sterben vollbracht hat, auch seine Anzeigungen und Weissagungen in den Sternen deß Himmels gehabt, und sich in den Causis secundis oder Neigungen der Sternen hätte spühren lassen, da uns doch GOtt in Ihm geliebet hat, ehe der Welt Grund geleget worden, aus der Epistel an die Ephes. im 1. v. 5. Ehe denn die Sterne, und derselben Namen gewesen. Daher das Werck unserer Erlösung genennet wird [228] ein Geheimniß, das von der Welt her verschwiegen ist, wie Paulus redet in der Epistel an die Römer im 16. v. 25. Ephes. 3. vers. 6.

Uber das alles kan keine vernünfftige rechtmässige Ursach angezeiget werden, warum so eben die Impression und Eindruckung der himmlischen Influenz in dem Moment und Augenblick der Geburt eines Menschen so kräfftig seye, und stärcker als andere Einflüsse, die sonsten die Zeit seines Lebens über ergehen, daß ihrentwegen alles geschehen, und sich alles Thun und Lassen nach ihr gleichsam reguliren und richten müste.

Die Vernunfft rahtet ja schnurstracks das Widerspiel, als welche der gegenwärtigen Constitution und Beschaffenheit deß Himmels sowol ihre Krafft und Würckung zuschreibet, als die, die schon vergangen ist. Wenn man derowegen einer jeden Stund, Tag, Monat und Jahr seine gewisse und unzehlbare Impressiones zueignet, so schliesset sichs nicht unbillich, daß durch solche die erste und alte so in der Geburt soll eingedruckt worden sein, geschwächet und verdunckelt werde. Und bezeugets die Erfahrung, daß mancher Mensch durch fleissiges Auferziehen, durch eine gute Diæt und Mässigkeit in Essen und Trincken, durch gute und erbauliche Conversationen mit andern, item durch grosse Krankheiten und andere Zufälle sich selbsten ändere und im Alter anderst werde, weder er in der Jugend gewesen ist; was hilfft nun diesem seine Impression und der Einfluß, den er aus den Sternen in seiner Geburt empfangen haben soll? wird nicht dessen Nichtigkeit hieraus gewaltiglich erhalten und erzwungen, daß seinethalben [190] nichts gewisses vom Leben und Wandel eines Menschen zuvor gesaget werden kan?

Weiter so ist es ja unmüglich, daß man præcisè und eigentlich die Stund und vor allen Dingen den Augenblick der Geburt eines Menschen, will geschweigen der Empfängniß, unfehlbarlich wissen kan; denn darmit gehet es nicht selten lange und sorglich zu, und geben die Nativitätisten selber nach, daß der Himmel so geschwind herum lauffe, daß dessen Sterne, ehe man sich umsihet, sich verändern und zu etwas anders disponiren. Wer will nun unter ihnen treffen die Zeit und den Punct der Zeit, darinnen ein Kind zur Welt geboren wird? ist dieses aber unmüglich zu treffen, wie es in Wahrheit ist, so ists auch vergebens und umsonst, ex certo Astrorum positu das geringste vorher zu verkündigen.

Darzu wenn man betrachtet, daß bisweilen Zwillinge von einer Mutter geboren werden, kurtz aufeinander, und eine geringe Zeit dazwischen verlauffet, die doch der Natur und Inclination nacheinander gantz zuwider seynd in ihrem Leben, in ihrem Fürnemen, Handlungen, [229] Glück, Künsten, Ehren, und andern zum menschlichen Leben behörigen Dingen, auch im Tod nicht gleich seynd. Wie kommet es, daß Jacob und Esau, die so nahe einander in der Geburt gefolget, daß einer deß andern Fersen gehalter, Genes. 25. v. 35. und also unter einem Gestirn auf die Welt kommen, gleichwol gantz contrare und widrige Naturen und Zustände gehabt?

Und welches fast höher dringet, so werden auf der weiten breiten Welt gleich zu einer Zeit viel tausend Menschen wol alle Tage geboren, und seynd gleichwol nicht einer Natur, sie lernen und treiben nicht einerley, es begegnet ihnen nicht ebenmässiges Glück oder Unglück, welches sonst geschehen müste, wo die Sterne etwas imprimireten.

Zu deme was solche Astrologi dem Menschen als gewiß zuvor verkündigen wollen, daß ihme dieses oder jenes begegnen werde, daß müssen sie herwissen entweder von GOtt, oder dem Himmel, oder deß Menschen Willen selbsten, aus Ursach, weiln GOtt, der Himmel und deß Menschen Wille, Ursachen seynd der zukünfftigen Dinge.

Von GOtt aber haben sie diese Wissenschafft nicht her: denn es heisset hier, wie es in der Epistel an die Römer im 11. v. 34. stehet, wer hat deß HErrn Sinn erkannt? oder wie es heisset in der ersten an die Corinth. im 12. v. 11. Niemand [191] weiß was in GOtt ist, ohne der Geist GOttes; der will ihnen auch solche Wissenschafft nicht mittheilen, als denen es nicht gebühret zu wissen Zeit und Stund, welche der Vater seiner Macht vorbehal ten hat, Actor. 1. v. 7.

Vom Himmel haben sie sie auch nicht: denn die zukünfftige Dinge die in deß Menschen freyen Willen stehen, können aus deß Himmels Stande nicht erkandt werden; alldieweiln der Himmel ist causa universalis, eine allgemeine Ursach, die zukünfftige Dinge aber seynd particulares effectus, sonderbare Wercke und Dinge: und kan auch die Seele und der Wille deß Menschen, als ein geistliches Ding, dem Himmel, als einem materialischen und leiblichen, nicht unterworffen seyn.

Von deß Menschen freyen Willen haben sie sie auch nicht, denn sie wissen nicht was in dem Menschen ist, sondern GOtt weiß es, Joh. 2. v. 25. Es verhält sich auch der Mensch in denen Dingen die zukünfftig seynd, indifferent und also, daß sie von ihme geschehen oder auch nicht geschehen können: daher auch ein Astrologus darvon nichts gewisses sagen kan. Ja es kan der Mensch der Inclination und Neigung der Sterne widerstehen, und derselben zu wider thun, und sie hierdurch gar verhindern. Denn wie er das Gute, so ihm etwan sein Horoscopus und Geburts-Stund andeutet, mit dem Gebet und andern gottseligen Ubungen im Leben kan befördern helffen, daß es durch GOttes Gnade desto eher erfüllet wird: also kan er auch im Gegentheil [230] das Böse so ihm darinnen wird angedeutet, mit dem Gebet und Christlichem Leben und Wandel hindern und ihm zuvorkommen, daß es GOtt aus Gnaden abwendet.

Ein hochberühmter Theologus und Chronologus weisete einsten dem Herrn Phil. Melanchthoni seine Nativität: als er sie nun besehen, lächelte er, gibt sie ihm wider und spricht: Non plus Fata tamen quam pia vota valent; gebt euch zu frieden, ein starckes Vatter unser kan alle böse Aspecten aufhalten, ita refert Dn. Herbergerus, et addit; ich Valerius, habe mich mein Lebenlang für solchen Fürwitz gefürchtet, ich habe niemals meine Nativität zu stellen gestatten wollen, ich will lieber meinem HErrn JEsu und seinem Pater noster, das er mir zu beten befohlen hat, trauen, Part. 10. Magnal. Medit. 25.

Also sagte vor vielen Zeiten auch der hochverständige Aristoteles, 1. 6 Metaph. c. 3. daß zwar das Gestirn eine Würckung in die irdische und viehische Seelen habe, welches aber [192] die vernünfftige Seele eines gerechten Menschens alles abwenden könne. Und der weise König Alphonsus, der sonst die Gelehrten sehr hoch hielte, antwortete, als er gefraget wurde, warum er doch den Nativitätstellern keine besondere Ehre erzeigete? Astra regunt fatuos, Sapiens dominabitur Astris; Stulti ergo Principes Astrologos honorant: Das Gestirn, sagt er, regiret die Thoren, aber ein weisser Mann weiß, daß ihm das Gestirn nichts zu gebieten habe. Æneas Sylvius 1. 4. Comm. de reb. gest. Alph. n. 3.

Darum eifert der H. Augustinus so sehr über die jenige, welche ihre Sünde mit dem Gestirn entschuldigen wollen, und sagt: es sprechen die Menschen, die Natur und das unvermeidliche Geschicke und Antrieb der Sternen hat mich darzu gebracht. Höre Mensch, was ist das für eine Natur, und unvermeidliches Geschicke und Antrieb der Sternen? wo seynd dieselbige Sterne? gewißlich seyd es diese so an dem Himmel stehen. Wer hat dieselbige erschaffen? GOtt, wer hat ihren Lauff also geordnet? GOtt. Sihest du nun, wo es hinaus lauffe? denn du wilst soviel sagen: GOTT ist schuld daran, daß ich gesündiget habe, darum muß GOTT ungerecht seyn; du aber bist gerecht in deinem Thun, Denn wenn er die Sterne nicht also er schaffen hätte, so hättest du nicht gesündiget, super. Psalm. 31.

So mag nun solche lästerliche Einbildung hinfahren, und soll ein rechtschaffener Christ glauben, daß seine Zeit nicht an das Geschöpff gebunden seye, und in Gottes Händen stehe, wie gar recht erinnert der selige Herr Dilherr, im Zeit- und Welt-Lauff, Part. 1. Medit. 4.

Daran aber hindert mit nichten, daß unterweilen die Prædictiones eintreffen; denn das geschihet entweder ohngefehr, oder aus andern Ursachen, und nicht aus den Sternen: und wo auch zu Zeiten etwas [231] gemercket wird, das mit dem Ausgang, der zuvor verkündiget worden, bestättiget wird, so finden sich doch unzehliche andere Thaten, die nicht gemercket noch erfüllet werden. Oder wie Herr D. Danhauer Part. 1. Lact. Catech. p. 227. hiervon schreibet: hat schon bisweilen etwan einer aus den Sternguckern mit seinem Prognostico eingetroffen, so ists doch keine Ursach, daß man darum solchen Phantaseyen Glauben zustellen solle. Es findet bisweilen auch der Blinde ein Hufeisen, und eine blinde Henne ein Körnlein, (fehlet aber meinstentheils) und was ists Wunder, wenn [193] einer offtmals würffelt, so er auch einmal eilff oder zwölff Augen wirfft, es muß ja nicht immerdar fehlen. Triffts einer aber allezeit, und sagt gerade zu, so gehets gewiß nicht recht her, es laufft die Schwartzekunst mit unter, der Satan liget mit unter der Decke.

Spurinna hatte dem C. Jul. Cæsari zuvor gesaget, er solte sich am funffzehenden Tag Martii wol hüten und vorsehen, denn da würde sein Unglück nicht aussen bleiben. Cæsar hat zwar dessen gelachet, und da der funffzehende Tag Martii gekommen, deß Spurinnæ gespottet, als ob er hätte falsch geredet, sintemal der benandte Tag da, und er doch ausser der Gefahr wäre. Spurinna hat darauf geantwortet, der Tag wäre zwar gekommen, aber noch nicht aus, und vorbey gangen. Und hat sichs auch im Werck also gefunden: denn da Cæsar bald darauf in das Rahthaus eingegangen, ist er am selbigen Tag erstochen worden, Sueton. in J. Cæs. c. 81.

Da König Henricus der IV. dieses Namens, am vierzehenden Tag Martii, Anno 1610. zu Paris in seiner Kutschen erstochen worden, hat ihme auch solches ein Astrologus zuvor verkündet.

Hiervon schreibet nun Emanuel von Meteren, im zwey-und-dreyssigsten Buch der Niederländischen Historien: Man sagt, daß dem König der Hertzog von Vendome, sein Barstart-Sohn, desselbigen Tages gewarnet habe, weiln der Medicus la Brosse, ein alter Astrologus gesagt hätte, er solte sich diesen Tag wol vorsehen, denn es würde ihm nach dem Leben gestellet werden.

Der König soll geantwortet haben: la Brosse wäre ein alter Narr, und Vendome ein junger, weiln er dem alten Glauben gebe. Aber die Wahrheit hat sich nichts desto weniger gefunden: denn um vier Uhr Nachmittag ließ der König seine Kutsche anspannen, und wolte mit dem Duc de Suily, seinem Thresorier, ins Arsenal oder Zeughaus fahren, Ordnung zu den künfftigen Triumph, so bey dem Einzug der Königin und deß jungen Dauphins solte gehalten werden, anzustellen. Zu ihm sassen in die Kutsche die Hertzogen von Espernon und Mombasson, benebens zween andern Herren. Der König wolte nicht, daß ihme die [232] Leibguardie dißmal folgen solte.

Als er nun kame in die Gassen la feronerie genandt, bey den unschuldigen Kindlein, war ihm ein Mörder nachgefolget, der lang auf ihn gepasset hatt, ein grosser starcker Mann. Da [194] nun dem König ein Karren in den Weg fuhre, dadurch der Kutscher etwas still halten muste, drange dieser Mörder unter dem Volck hervor, und gabe ihm mit einem an beyden Seiten schneidenden Messer eines Schuhs lang, zween Stiche zum Rücken hinein nach dem Hertzen, dadurch die grosse Hertz-Ader entzwey geschnitten worden, daß der König so bald die Sprach verlor, und vorwarts tod niederfiele.

Ob nun gleich in diesen, und etwan mehr andern Exempeln die Nativitätstellung eingetroffen, so ist doch daraus erstlich keine gewisse allgemeine Folge zu erzwingen, dieweil es lauter rara und contingentia seynd, und dargegen wol viel hundert mal hierinnen gefehlet worden.

Zum andern so ist die Frag: Ob eben allein aus dem positu deß Himmels und Würckung der Sternen, oder aber aus sonderlicher Erleuchtung des H. Geistes, der Prognosticant geweissaget habe? oder aber, (wie denn wol solcher Prognosticanten gewesen) aus Eingeben deß bösen Geistes, und wie sie genennet werden, der familiarischen Geister, geweissaget, welches hernach der Teuffel an den Gottlosen, bey welchen er mächtig ist, oder auch wol bey den Frommen, wenn man zur Zeit nicht betet, oder GOtt sonsten ein solches, jedoch nicht zum Seelen-Schaden, verhenget, effectuiren, und eine tödliche Kranckheit oder anderes Unheil an den Hals bringen können, damit es das Ansehen habe, als seye es nach Inhalt der Nativität durch deß Himmels Lauff geschehen.

Denn obgleich der Teuffel ohne GOttes Willen uns kein Haar krümmen kan, und eigentlich die futura von deß Menschen Lebens-Ziel nicht weiß, so kan er doch dieses und jenes, was er in Willens ist, oder bey GOtt zu erlangen getrauet, gleich als zukünfftige Dinge durch Menschen weissagen, und hernach obgedachter Massen zu Werck richten: fehlets ihm aber, so schämet er sich der Lügen nicht groß, weiln man wol weiß, daß er ein Vatter der Lügen ist.

Drittens, so ist hierinn auch zu bedencken, ob nicht ihrer viel, wenn sie der Nativität, so sie ihnen haben stellen lassen, so hart und vest getrauet zu der ihnen bedeuteten Zeit, durch stetige und scharffe Einbildung ihnen allererst die prognosticirte tödtliche Kranckheit an den Hals gebracht; immassen den Medicis nicht unbewust ist, daß ihme ein Mensch ja sobald durch sich selbst bey sothaner Einbildung, als von einem andern durch Inficirung, eine tödtliche Kranckheit zuziehen. und durch [195] Verhengniß GOttes zum Tod bereiten kan: worvon [233] Herr D. Schmid folgendes Exempel erzehlet, Conc. 7. im Psalm. 90.

Ein gelehrter und nicht unbekandter Mann, dem solches begegnet, schreibet an einem andern auch gelehrten Mann, wie ich die Copias solches Schreibens annoch bey meinen Händen habe, also: Es erzeiget sich bey mir, bey gegenwärtigen geschwinden Zuständen etwas Furcht und Grauen, welchen ich mehrentheils die Schuld giebe der grossen Thorheit so ich begangen, indeme ich mir meine Nativität habe stellen und aufrichten lassen, darinn mein Terminus vitæ (Lebens-Ende) auf dieses Jahr gesetzt ist, darüber ängstiget sich die Natur, ob ich schon weiß, was von solchem allen zu halten, und daß mein Ziel in GOttes Händen stehet.

Schliesset zuletzt also: Meine Tag deß Lebens wolte ich keinem rahten, daß er ihm die Nativität stellen lasse.

Diß seynd die Formalia deß sonst gelehrten und wolbe kandten Manns, der auch wol im selbigen Monat sein Leben geendet, welcher, als ich nicht zweiffele, länger gelebet hätte, wenn er solche Thorheit, wie er sie selbst nennet, nicht begangen, sondern seinen Eingang und Ausgang GOtt in kindlicher Einfalt befohlen hätte.

Vierdtens, so kans auch GOtt einem nach dem gestellten Prognostico ergehen lassen, nicht wegen der Sternen, sondern zur Rache und Straffe, darnach er gerungen, und darmit er sich versündiget hat, daß er seine Hoffnung nicht zu GOtt allein, sondern auch zum Gestirn und Astrologo gesetzet, und dergestalt den geheimen Raht GOttes erfahren wollen. Da uns doch Christus gebeut, daß wir auch nicht auf den morgenden Tag für unser Leben (heidnischer Weise) sorgen, sondern alles GOtt anheim stellen, und uns ihme befehlen sollen.

Welches denn in Acht hätte nemen sollen Cariton, ein Edelmann zu Urbino, dessen der E. Herr G. P. Harsdörffer gedencket in der 37. Erzehlung im andern Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerl. Mordgeschichte, folgendes Inhalts:

Cariton ein Edelmann zu Urbino, hatte sich von Jugend auf mit zulässigen Wissenschafften nicht vergnügen lassen, und allezeit gelehrter als gottsfürchtiger seyn wollen. Sonderlich aber liesse sich dieser Edelmann gelüsten, das Zukünfftige zu wissen, und hatte ihm der Satan durch die Sterne-Kunst mit einer ungefehr eingetroffener Warheit viel Lügen verkaufft.

Er hatte den Planeten Lauff in seiner Geburts-Stunde [196] zu Papier gebracht, und auch andere Erfahrne dieser Kunst darvon urtheilen lassen, welche alle einmütig geschlossen, er werde keines natürlichen Todes sterben, sondern durch seinen Tochtermann ermordet werden. Dieses schwebte ihm unablässig in den Gedancken, und wie die bösen [234] Zeitungen mehr eintreffen als die guten, ist ihm diese Furcht gleichsam zum Hencker worden, und wie ein Schwerdt Damocles über dem Haupt geschwebet.

Er hatte drey Töchter, die nöthigte er alle drey in das Closter, damit er ja keinen Tochtermann für seinen Augen sehen solte. Die zwo ältesten willigen gerne in solch einsames Leben; die jüngste und frischte aber, Eugesta genannt, name ihr eine Bedenckzeit, welche sie nach und nach verlängerte, und endlich ungescheuet sagte, sie hätte kein Nonnenfleisch, und fühlte, daß ihr diese Art zu leben unerträglich, und ihr Gemüte von GOtt nicht darzu gewidmet.

Nachdem nun mit Drohen und Straffen nichts auszurichten, sperret sie ihr Vatter in eine Gefängniß auf seinem Landgut, da sie noch Sonne noch Mond bescheinen kundte, der Hoffnung sie solte noch froh seyn, von dar aus in das Closter zu gehen. Der Verwalter solches Landguts hatte nicht wenig Mitleiden mit dieser unschuldig-Gefangenen, und erzehlete Marso einem Edelmann, der in der Stadt Urbino sich wegen begangener Ableibung nicht dörffen sehen lassen, und auf dieses Schloß in Bauren-Kleidern geflohen ware, daß sie, die Jungfrau, wegen ihres Vatters Aberglauben allda gefangen läge.

Dieser Marso verliebte sich von hören sagen, und begibt sich also unbekandter Weise in deß Verwalters Dienst, daß er in wenig Tagen Gelegenheit bekommt diese Eugestam zu sehen, zu lieben und von ihr geliebet zu werden. Daß der alte Cariton in ihre Verlöbniß nicht willigen würde, aus vorbesagten Ursachen, wusten die beeden Verliebten gar wol, und entschlossen sich deßwegen die Flucht zu nemen, und nach Livorno zu entwei chen, welches auch mit Gelegenheit geschehen.

Cariton wurde alsobald innen, daß seine Tochter entkommen, und mit einem Baurenknecht Sylvio genannt (diesen Namen hatte Marso angenommen) nach Livorno gereiset: hierüber betrübte sich Cariton Tag und Nacht, weiln er kennete den, so sein Tochtermann allbereits ohne Zweiffel worden; und so viel er Unbekandte ansahe, vermeinte er bey jedem, dieser oder jener werde ihn umbringen.

[197] Es fügte sich aber daß Cariton den Hertzog von Urbino mit einer bösen Rede beleidigte, und deßwegen nach Livorno fliehen muste, weiln etliche hundert Cronen auf seinen Kopff gebotten worden. Also kame Cariton auch nach Livorno, Willens in Spanien abzusegeln. Marso erkennet ihn alsobald, weil er ihn zuvor bey Hofe gesehen; Cariton aber kennete Marso nicht, und will ihm Eugesta mit einem Fußfall, benebens ihrem Mann ihr Verbrechen ab, und um Gnade bitten.

Als deßwegen eines Tags Marso mit zweyen von seinen Freunden sich bey Cariton um Verhör anmelden lässet, bildet er ihm ein, es [235] wären Leute die ihn greiffen und zu Verhafft bringen wolten, nimt derohalben sein Pistol und seinen Degen, tritt für die Thür, und indem sich Marso neiget, schiesset er ob seinem Haupt hinweg: deßwegen denn Marso vermeinet, sein Schwervatter wolle ihn ermorden, entblösset den Degen, sich zu vertheidigen, und durchrennt sich Cariton selbsten, daß er tödtlich verwundet zu Boden sancke, Marso auch Anfangs in den Arm verletzet worden.

Cariton lebte noch bis auf den Abend, und erzehlete den Mißverstand, welcher unter beeden vorgegangen, und hatte noch Zeit seinen Aberglauben zu bereuen, und sowol schrifftlich seinen Fürsten, als mündlich seinen Tochtermann um Verzeihung zu bitten: massen auch selbiger (Marso) vor Gericht frey gesprochen, und nachmals bey dem Hertzog gnädige Lands-Huldigung erhalten hat.

Schließlich ist auch wol mancher Astrologus und Nativitätsteller ihme selbst mit solch-seinen Prædictionibus uud Weissagungen gantz schädlich gewesen.

Zu Johanni Galeacio, Hertzogen su Meyland, immassen Nicet. Chron. 1. 5. c. 7. berichtet, sagte einsmals ein Astrologus, er sehe soviel aus dem Gestirn, daß er, der Hertzog, kein hohes Alter würde erreichen, sondern jung sterben. Der Hertzog fragte ihn hierauf, ob er denn auch wüste, wie lang er selbst leben würde? Als er nun geantwortet, er hätte noch lang zu leben; da liesse ihn Galeacius ohne Verzug hencken, ihme darmit zu erweisen, daß seine Kunst weit fehlete.

Papst Johannes der XXII. dieses Namens, den etliche den XX. etliche den XXI. nennen (vorhin Petrus Hispanus genannt) war deß Himmelslauffs wol erfahren, stellete ihm selbst seine Nativität, und beredete sich selbst, er würde gar alt werden, und lang den Päpstlichen Stul besitzen; liesse sich [198] auch dessen offentlich bey den Seinigen vernemen: aber im vierdten Monat hernach, welcher war der achte seiner Regierung, ward er durch Einfallen eines Gewölbes oder Cammer, so er allererst im Pallast zu Viterbo neu erbauen lassen, erschlagen: bliebe zwar nicht alsobald tod, sondern er ward unter dem Gehöltz und Steinen hervor gearbeitet, und starb am siebenden Tag hernach, im Jahr Christi 1277. Videatur Nigrinus in der Päpstischen inquisition pag. 488.

Es hatte ein Astrologus in seinem Prognostico ungescheuet gesetzet, Henricus VII. König in Engelland würde selbiges Jahr mit Tod abgehen. Der König liesse den Astrologum mit freundlichem Schreiben gantz ehrerbietig abholen, und in seiner Gegenwart fragen, ob er seiner Kunst gewiß wäre, und ob einer aus dem Gestirn etwas Gewisses schliessen und anzeigen könne?

[236] Da nun solches der Astrologus bejahet, und vermeinet, er werde seiner Kunst halben hochgeehret und gerühmet werden, hat der König ihn gefraget, ob er ihme denn auch selbsten eine Nativität gestellet, und wüste, was ihm begegnen würde? und weiln die Weihnacht-Feyertäge vor der Thür, ob ihme wissend, wo er seine Feyertäge halten würde?

Als er aber geantwortet, nein, das wisse er nicht; hat der König gesaget: Wolan, so bin ich gelehrter als du, denn ich weiß es, und befihlet alsobald ihn in den Thurn zu werffen, und nicht eher heraus zulassen, bis das Jahr vorüber, in welchem gleichwol der König am Leben geblieben. Illic ubi fatis refrixerat divinandi calor, cum risu dimissus est, saget Erasmus, de Lingua.

[237]
Das 29. Capitel
Das neun-und-zwantzigste Capitel.
Von D. Fausti Warsagerey.

D. Faustus hatte sonsten sowol von den Studenten, als den nah-gelegenen Edelleuten, einen zimlichen Zugang, von wegen seiner perfecten Warsagerey, bevorab der Chiromantia, da er einem die Hände besahe, und deren Lineamenten betrachtete, so urtheilte und verkündigte er bald, was ihme die Zeit seines Lebens begegnen würde, [199] ob er Glück oder Unglück haben, ob er lang leben, ob er erschossen, erstochen, oder eines natürlichen Todes sterben werde, ob er seine Eltern und Geschwistrigte überleben, was für ein Weib er überkommen, wie viel Weiber er haben, ob sie reich und vermöglich oder aber arm seyn werden, wieviel und was für Kranckheiten er auszustehen hätte, was er für Glück und Unglück auf seinen Reisen haben, und ihme wiederfahren würde, für wem er sich sonderlich vorsehen und hüten solle; ob er geistlich oder weltlich dermaleins seyn werde, ob er sich zu einer Witfrauen oder zur Ledigen verheuraten werde; zu welcher Zeit er auf dem Land und zu Wasser seinen Handel oder Reise vornemen, und glücklich zu Ende bringen solle, und was dergleichen mehr gewesen.

Die ihn nun also und solcher Gestalt dessentwegen Rahts gefraget, denen gabe er weitläufftigen und sattsamen Bescheid, nemlich, daß dieser oder jener Planet, darinnen er geboren, ihm dieses zu thun oder zu lassen warnete und anzeigete, und also werde er von dieser oder jener Kranckheit auf kommen, oder dieses und jenes werde ihn hart anstechen und zu wider seyn, so werde er auch endlich sein Leben also und solcher Gestalt enden; deßgleichen seye dieses seine Complexion, die habe solche Würckung, allermassen dieses klar und augenscheinlich an den Lineamenten der Hände, wie auch der Stirne, zu finden wäre, u.s.f.

Anmerckung.

I. Die Physiognomici, Chiromantici, deren einer sonderlich D. Faustus gewesen seyn soll, schauen die Linien und Zeichen an, die sich an [238] deß Menschen Leibe und dessen Gliedmassen, [200] Stirn, Augen, sonderlich an den Händen befinden, als da ist unter andern Linea Martis, Cingulum Veneris, u.s.w. und wollen daraus gewiß weissagen, wie lang einer leben, was er für Glück oder Unglück haben, auch wie viel er Heurat und Kinder bekommen werde, u.s.f.

Nun lassen wir wolbedächtlich diese Zeichendeuterey und Weissagungen an seinen Ort hingestellt seyn, verneinen auch nicht, daß sie nicht bisweilen solten zutreffen: allein müssen sie in den Schrancken der Natur verbleiben, darinnen solche Linien und Zeichen ihre Ursachen haben, daraus auch von der Natur deß Menschen etlicher massen kan geurtheilet werden. Denn was einer im Sinne hat, das sihet man ihm an den Augen an, es sey Gutes oder Böses, saget der weise Syrach im 13. Cap. v. 3. Aber doch gleichwol müssen keine gewisse und unfehlbare Weissagungen und Deutungen daraus genommen werden, deren Erfüllung also nothwendig folgen werde und müsse.

Denn solche Zeichen und Linien in den Händen und anderstwo haben keinen Zwang über den Menschen, und handeln mit ihm und seiner Natur nicht daß sie ihn zu diesem oder jenem unvermeidlich solten ziehen und zwingen, sondern nur also, daß sie dieses oder jenes conjecturaliter oder mutmaßlich anzeigen: ists etwas Böses, so kan ein frommer Mensch mit dem Gebet, Frömmigkeit und Gottesfurcht demselbigen begegnen, und seine Natur durch GOttes Hülffe ändern und bessern.

Sonsten wenn man daraus von deß Menschen Lebens-Zeit und Länge unfehlbar weissagen will, so ists vermessentlich genug gehandelt, denn das heisset GOtt dem HErrn in seine geheime Rahtstuben steigen, und Ihm so zureden in sein Buch gucken, darinn Er eines jeglichen Menschens Tage geschrieben hat, ehe denn sie noch da waren, Psalm 139. v. 16. und kan das von keinem Menschen gesaget werden, daß seine Zeit in seinen Händen stehe, sondern es bleibet wahr, was David zu Gott saget, in seinem ein und dreyssigsten Psalm, v. 16. Meine Zeit stehet in deinen Händen.

Wenn wir unsere eigene Hände anschauen und besichtigen, dörffen wir nicht die Zigeuner und Planetenleser oder Handschauer fragen, was wir thun oder vornemen sollen, daß wir uns ernähren, sondern sollen uns allezeit erinnern, daß wir sie in Unschuld waschen, aus dem 73. Psalm v. 13. nicht [201] mit bösen Griffen verunreinigen, wie der Apostel rahtet, in der ersten Epistel an die Thessalonicher im 4. v. 6. ohne Unterlaß heilige Hände zu GOtt im Himmel aufheben, 1. Timoth. 2. v. 8. Ihn um Glück und Wolfahrt hertzlich bitten und anruffen, daß Er uns für allem Ubel beydes am Leib und an der Seele, ingleichen [239] für Schanden und Lastern gnädiglich behüten wolle, und denn dieselbigen nicht feyren lassen, oder in die Schos legen, sondern mit solchen etwas Gutes schaffen, auf daß wir uns und die unserigen mit unserer Hände Arbeit ernähren, und auch den Armen und Dürfftigen etwas mitzutheilen haben können, nach deß Apostels Pauli Erinnerung, in der Epistel an die Ephes. im 4. Cap. v. 28. Denn eine lässige Hand machet arm, aber der Fleissigen Hand machet reich, stehet in den Sprichwörtern Salomons im 10. v. 4.

M. Joh. Holstein, D. Lutheri Tischgänger, sagte einsten zu Herrn D. Luther (wie aus dessen Tischreden cap. 37. fol. 383. zu ersehen) man sehe es einem an den Händen an, wenn einer milde, kostfrey und gutthätig wäre, und vermeinte, daß mans aus der Chiromantia urtheilen köndte. Darauf antwortete D. Lutherus, und sprach: das ist freylich wahr, an der Hand kan mans sehen, wenn einer milde ist, denn man muß mit der Hand ausgeben, mit den Füssen gibt man nicht.


II. Hieher gehören nun auch mit allem Rechte die so genannte Zigeuner; welche sich ebenmässig auf dergleichen Zeichendeuterey und Handwarsagung schon lange Zeit her geleget haben, und annoch legen; von welchen was zu halten stehe, und ob man sie solle passiren lassen, wollen wir den berühmten Zeillerum vernemen, der unter andern also von ihnen an einen vornemen Mann schrei bet, Centur. 1. Epist. 71. Was der Herr von den Zigeunern oder Ziehe einher schreibet, die sich neulich bey ihnen herum wieder haben sehen lassen, so saget Aventinus in seiner Bayrischen Chronica lib. 8. fol. 418. von ihnen also: dieser Zeit, also Anno 1439. seynd am ersten die Zigeuner in diß Lande (Bayern) kommen; hatten einen König der hieß Zundl.

Seynd die gantze Christenheit ausgezogen, haben ausgeben, sie seyn aus Egypten, müssen ausziehen alle sieben Jahr eine Rott, darum, daß sie etwan unsere L. Frau nicht beherbergen wollen.

Haben sie mit Stelen, Zauberey und Warsagen ernähret; seynd lauter Buben, eine zusammen geklaubte Rott aus [202] den Gräntzen Ungarn und der Türkey. Wissend ist es, daß es Verräther deß Türcken seynd, und der Christen Land dem Türcken und andern der Christenheit Feinden verkundtschafften etc.

In der Gülchischen Chronic stehet am 263 Blat, daß sie Anno 1418. erstlich in Teutschland kommen seyn. Andere sagen, daß man sie Anfangs Anno 1417. bey dem Teutschen Meer, und in den Seestädten gesehen habe.

Sie selbst aber geben beym Stephano Pasquiero, in seinen Recherses de la France, 1. 4. c. 19. für, daß aus Egypten ihr Ursprung seye, und daß ihnen von dem Papst sey auferleget worden, weiln sie den [240] Christlichen Glauben verläugnet, daß sie zur Bus alle sieben Jahr durch die Länder herum ziehen, und alsdenn wider nach Haus kommen müssen.

Anno 1427. sagt erstgedachter Author, seyen sie erstlich nach Paris kommen, und ist den 3. September Anno 1561. auf dem Reichstag zu Orleans geordnet und versehen worden, daß man sie forthin nicht mehr in Franck reich dulden solle.

Fabricius Campanus führet den italiänischen Namen Singani her vom Cinolo, einem kleinen Vogel, zu Latein Motacilla, zu teutsch Bachsteltze genannt, welcher so elend daß er keinen beständigen Ort hat, und so krafftlos seyn soll, daß er sein eigen Nest nicht machen kan, sondern seine Eyer in eines andern Vogels Nest legen muß.

Marquardus Freherus vermeinet, daß sie von den Landfahrern, so die Griechen Ahinganos genennet, ihren Ursprung haben, wie sie sich denn noch heutiges Tages Arabischen Herkommens zu seyn rühmen.

Kürtzlich: die jenigen sündigen aus einem gottlosen Fürwitz schwerlich, sagt D. L. Osiander, welche die Landfahrer, die man Zigeuner nennet, rahtfragen; so um Geldes willen mit grosser Verwegenheit und groben greifflichen Lügen von vergangenen, gegenwärtigen und zukünfftigen Sachen weissagen, und unterdessen stelen, was sie heimlicher und diebischer Weise ertappen können: und erzeigen sich fürwitzige Leute gegen solchem losen Gesindlein gar freygebig, da sie sonsten gegen den Armen filtzig und genau genug seynd.

Ob nun wol dieses Lumpen-Gesinde, welches unter dem Namen der Zigeuner die Welt durchwandern, solche Leute seynd, daß man leichter einen weissen Raben, oder einen schwartzen Schwanen finden solte, als unter ihnen einen Frommen; [203] so ist doch gleichwol dieses wunderns und deß lesens würdig, was sich warhafftig mit einer solchen Person unter ihnen begeben und zugetragen, und deßwegen auch als eine seltene Begebenheit von Herrn Harsdörffer seinem ersten Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerlicher Mordgeschichte mit Fleiß einverleibet worden, folgendes Lauts:

In Champagne ist eine Gesellschafft besagter Egypter oder Zigeuner in einem Marcktflecken angelanget, und allda Herberge gesuchet, unter welchen eine Schwangere so kurtz zuvor ihren Mann verloren hatte, darnider kommen, und von andern wegen ihrer Schwachheit zuruck gelassen worden.

Die Edelfrau, welcher der Marckflecken eigenthumlich zustunde, erbarmete sich über die Verlassene, und leistete ihr allen Beystand; als sie aber vermerckte, daß es der Kindbetterin das Leben kosten möchte, in dem die Schwachheit von Tag zu Tage überhand name, liesse sie selbige durch den Geistlichen deß Orts besuchen, und zu Rettung [241] ihrer Seelen beweglichst vermahnen; massen sie auch die noch übrige kurtze Zeit ihres Lebens zu einem seligen Tod wol angewendet.

Bevor nun die letzte Stunde herbey nahete, bedancket sich die Zigeunerin gegen ihre Wolthäterin, und gab ihr zuvernemen, wie sie in der Jugend ihren Eltern entführet, sich mit einem flüchtigen Edelmann, der einen ermordet, und wegen Sicherheit sich unter die Zigeuner begeben hatte, verelichet, auch mit ihme diese zugegen stehende Tochter Oliviam vor etlichen Jahren erzeuget, welche sie ihr denn anbefehlen, und zugleich einen Beutel mit hundert Cronen, zu ihrer getreuen Hand anvertrauen wolte, mit Bitt ihr solches Geld so lange aufzuheben, bis sie erwachsen, und solches zu einer Aussteuer vonnöthen haben möchte.

Avoye, also nennete sich diese Edle, hörete mitleidig zu, und verspricht ihr auch alle möglichste Willfahrung, dieses Mägdlein von so böser Gesellschafft ab, und zu allem Guten in ihren Diensten aufzuziehen, verhoffend ein Werck der Christlichen Liebe darinnen zu erweisen; empfängt also den Beutel mit dem Geld, und nimt Oliviam auf unter ihre andere Dienerinnen, nach bald darauf erfolgten Tod Tamaris, der Zigeunerin.

Olivia erzeiget sich nach der Zeit wol, ist fleissig und getreu, daß ihre Frau keine Klage über sie haben können, sondern vielmehr wegen ihrer Bescheidenheit und guten Sitten [204] ihr mehr, als andern ihren Bedienten mit Gunsten gewogen worden.

Hieraus entstunde nun Haß und Neid, so die andern Mägde wider diese junge Zigeunerin, wie sie sie nennten, führten, und wurde ihr zum öfftern alles Unheil, so sich in dem gantzen Dorff begabe, beygemessen, und zu Beglaubung solcher Verleumdung, mischten sie vielerley Wurtzel, Kräuter, pergamentene Zettel mit unbekandten Buchstaben unter ihr Geräthlein, auch was verloren wurde, muste alles die junge Zigeunerin entzucket haben.

Die Edelfrau will diesem Verdacht keinen Glauben geben, und entschuldigte ihre Unschuld mit der Ankläger Verweiß, worüber sich denn die Feindschafft je mehr und mehr vermehrete.

Allein was geschihet? Leon, der Sohn in dem Haus, verliebet sich in Oliviam, und ob er wol vermeinet, es wäre dieses Schloß leichtlich zu erobern, hat er doch mehr Widerstand gefunden, als er ihme eingebildet; indem er nicht nur mehrmals abschlägige Antwort erlanget, sondern es ist auch sein unziemliches Beginnen seiner Frau Mutter angesaget worden, welche ihm das Haupt mit einer scharffen Laugen gezwagen.

Nach diesem verwandelt Leon seine Liebe in Haß und Feindschafft, und weiln ihm nacher Paris zu reisen anbefohlen worden, allda einige [242] Zeit Geschäffte wegen zu verharren, will er nicht ohne zuvor verübte Rache ab scheiden: massen er die Gelegenheit erkundtschafftet, unvermerckter Weise aus seiner Frau Mutter Schatzkasten, der Olivia hundert Cronen zu entwenden, und dargegen hundert Blätlein Eichen-Laub an die Stelle einzulegen.

Und darmit scheidet er, und verzehret das Geldlein zu Paris in vollen Freuden. Avoye gibet bald hernach der Olivia Urlaub, vermutlich aus der Ursach, ihrem Sohn hiermit alle Veranlassung zum Bösen aus dem Wege zu räumen, weiln er bald wieder nach Hause kommen und etliche Strittigkeiten in der Nachbarschafft vertragen solte. Indem sie nun ihr das anvertraute Geld einhändigen will, findet sie den mit Blättern angefüllten Beutel viel zu leicht, und schliesset aus diesem Betrug, daß die Olivia von ihrer Mutter die Zauberkunst ererbet, und die vorgemelde Auflagen und Beschuldigungen ausser allen Zweiffel wahr seyn müsten.

[205] Hierüber wird ein Geschrey in dem Schloß, Olivia hinaus gestossen, und von den rasenden Bedienten und Bauren mit Steinen verfolget, daß sie in ihrer Unschuld von der Steine einem unglücklich getroffen, zu Boden geworffen, und also jämmerlich um ihr junges Leben kommen müssen.

Leon kehret nach kleinem wiederum nach Hause und fällt in ein hitziges Fieber, daß die Aertzte ihn fast verlassen wollen, und der Beichtvatter seine Seele zu versorgen beschicket wird. Es kundte ihm demnach nicht unwissend seyn der Oliviæ jämmerlicher Tod, und daß er desselben Ursacher wäre, sagte ihm sein Gewissen: dieses nun zu entladen, eröffnet er dem Beichtvatter und seiner Frau Mutter den hinterlistigen Diebstal, durch welchen er Oliviæ verächtliches, und wie ers nennte, verrätherliches Verfahren gegen ihn zu rächen vermeinet; nicht wäh nend, daß es zu einem solchen Ende ausschlagen solte, und daß diese Unschuldige darüber um das Leben kommen.

Hierüber betrübte sich die alte Mutter, daß sie ihr den blutigen Leichnam der Oliviæ nicht aus dem Sinne schlagen kunte, und bedunckte sie stetigs, daß solche That um Rache gen Himmel schreye, wie das Blut deß gerechten Abels. Weil sie nun dieses Verfahren nicht sattsam bereuen kundte, verschaffte sie die hundert Cronen benebenst noch andern gewissen Einkunfften, für Tamaris und die Olivia jährliche Seelmessen zu lesen; und gehet auch kurtz hernach den Weg aller Welt.

Leon stehet indessen von seiner gefährlicher Kranckheit wider männigliches Verhoffen auf, richtet aber seiner Mutter letzten Willen keines Weges aus, und verlachet die Wiedererstattung deß entwendeten [243] Gelds.

Es ruhete aber die Straffe schon vor der Thür; denn er von einem andern von Adel, der ihn wegen Ehebruchs in Verdacht hatte, unversehen in allen seinen Sünden ermordet worden.

[244]
Das 30. Capitel
[206] Das dreyssigste Capitel.
D. Faustus fraget seinen Geist, ob ihn der Teuffel, wie andere Sichere und Gottlose, vorlängst auch geregiret und gleichsam besessen hätte.

AUf eine Zeit sasse D. Faustus, den Kopff in der Hand haltend, daheim in grossen Unmut, und gedachte seinem künfftigen bösen Zustand nach, wie er sich so leichtfertig dem Teuffel ergeben hätte, der regire und führe ihn nun nach seinem Gefallen: derowegen er seinen Geist ob der Mittag-Mahlzeit, da er niemands um sich gehabt, fragte, ob ihn der Teuffel, wie andere sichere und gottlose Menschen, schon vorlängst auch geregiret, und besessen hätte?

Dem gabe sein Mephostophiles zur Antwort, ja, dein Hertz und vielmehr dein gantzes Leben war von Jugend auf nicht rechtschaffen, noch richtig nach GOttes Wort; daher wir dein Hertz haben bald eingenommen, denn wir sahen deine Gedancken, wormit du umgiengest, und wie du niemands sonsten zu solch deinem Vorhaben möchtest haben und gebrauchen, denn den Teuffel, sihe, so machten wir deine Gedancken wormit du umgiengest noch frecher und kecker, auch so begierlich, daß du Tag und Nacht nicht Ruhe hattest, sondern daß all dein Dichten und Trachten nur dahin stunde, wie du Zauberey zu wegen bringen möchtest; auch da du hernach uns beschwurest, machten wir dich erst so freche und verwegen, daß du dich eher den Teuffel hättest hinführen lassen, ehe du von solchen Zauberwerck wärest abgestanden: hernach verhärteten wir dein Hertz noch mehr, bis wir es so weit gebracht, daß du nunmehr von deinem Vornemen nimmer wür- [207] dest abstehen, allezeit dahin trachtende, wie du einen Geist möchtest zu wegen bringen; bis wir es letzlich dahin gebracht, daß du dich mit Leib und Seel unserm Fürsten Lucifer ergeben, das alles und jedes dir denn mein Herr Fauste, nicht unwissend seyn mag.

Es ist wahr, sagte hierauf D. Faustus, nun kan ich ihm aber nimmer anderst thun; auch habe ich mich selbst gefangen, hätte ich gottseligere Gedancken geführet, und mich mit dem [245] Gebet zu GOtt gehalten, auch den Teuffel nicht so sehr bey mir einwurtzeln lassen, so wäre mir solches alles nicht begegnet. Ey was hab ich gethan? da antwortete der Geist, da sihe du zu.

Also stunde D. Faustus zur Stund vom Tisch auf, und gienge traurig aus dem Haus, hin zu guter Gesellschafft, damit er daselbst seine Schwermut und Melancholey besser vertriebe, und die Zeit anderst zubrächte.

Anmerckung.

I. Hie soll man Erstlich mercken, wie der Teuffel die Gottlosen regire und führe; einmal ists gewiß, daß der Teuffel ihnen ihre Hertzen verhärtet, und alle gute Gedancken daraus hinweg nimt, daß sie nicht anderst wähnen, das jenige das sie vornemen und thun, seye noch darzu wol gethan, fahren also in solcher Sicherheit fort, bis sie darinn umkommen, wie zu sehen ist an Cain, Saul, Juda dem Verräther, und andern, wie auch allhier an D. Fausto, an welchem man klärlich sihet, wie ihn der Teuffel von Jugend auf bis an sein Ende geregiret, verführet, geleitet, und ihme zu leibeigen gemachet hat: daß der Apostel dannenher wol recht gesaget, der Teuffel habe sein Werck (nach allen innerlichen Kräfften und Vermögen) in den Kindern deß Unglaubens, aus der Epistel an die Ephes. im 2. v. 3. Unter welchen, den Kindern deß Unglaubens, insonderheit mit begriffen seynd die Zauberer, Hexen und Unholden, als welche vor andern rechte Kinder deß Unglaubens seynd, dieweil sie wissentlich und vorsätzlich [208] Glauben und Religion, ja GOtt und seinen Sohn JEsum Christum verläugnen, sein Wort, durch welches der Glaub in den Hertzen erwecket wird, lästern und lügen straffen, den Bund, den GOtt in der heiligen Tauff mit ihnen aufgerichtet, ihme aufsagen, und dargegen einen verfluchten Bund mit dem Teuffel machen, und sich ihme mit Leib und Seel ergeben; welcher Teuffelsbund eine solche Verknüpffung und Verbindung mit ihm ist, daß sie nicht ohn ihn, und er wiederum nicht ohne sie ist, und sie ohne ihn und sein Wissen und Willen nichts thun.

Dieses thut aber der leidige Teuffel, theils, daß er allerley böse Gedancken dem Menschen eingibet, welches er nicht allein bey den Bösen und Gottlosen thut, wie allhier bey Fausto, nach deß Geistes eigener Bekändtniß; wie bey dem Verräther Juda, dem er ins Hertz gegeben, daß er Christum verriethe, Johan. 13. v. 2. und bey dem Anania, dem der Satan sein Hertz hat erfüllet, dem Heiligen Geist zu lügen, Actor. 15. v. 2. sondern auch bey den Frommen, wie bey David, welchem er [246] hat eingegeben, daß er Israel hat zählen lassen, aus dem ersten Buch der Chronic. im 22. v. 1.

Theils, daß er allerley liebliche und anmutige Dinge dem Menschen zeiget, und für die Augen bringet, welche hernach einen Lust und stetige Begierde darnach in ihm erwecken, und ihn von einer Sünde in die andere stürtzen. Dem D. Fausto mahlte er für das grosse Ansehen, welches er bey Hohen und Niederen haben würde, item den Reichthum und allerley zeitliche Wollüste, die er die Zeit seines Lebens geniessen solte. Adam und Evæ zeigete er den verbottenen Baum, erweckte in ihnen ein Gelusten, darvon zu essen, und brachte sie dardurch zu Fall, Genes. 3. Dem König David zeigete er die schöne Batsebam, als sie sich im Wasser badete, und erweckte in ihm eine Begierde nach ihr, darauf er auch den Ehebruch mit ihr begienge, wie wir lesen im 2. Buch Samuels im 11. Cap.

Theils auch, daß er die verderbte böse Natur und Affecten deß Menschen neiget; denn wenn er an den äusserlichen Geberden und Zeichen, als ein schlauer Geist, mercket, wohin deß Menschen Natur am meinsten incliniret, und zu welcher Sünde er vor andern geneiget ist, darmit pfleget er ihm auch am meinsten zuzusetzen, und ferner je mehr und mehr darzu zu neigen, bis er ihn endlich gar hinein stürtzet. D. Faustus truge immerdar grosses Belieben an Lesung zauberischer Schrifften [209] und Bücher, und verlangte einen geheimen Geist zu überkommen; hierzu ware denn der Teuffel bereit und willig. Judas ware zum Geitz geneiget, den brachte er dardurch dahin, daß er Christum um dreyssig Silberling verkauffte, nach dem Zeugniß Matth. im 26. v. 16.

Theils, daß er sich der guten Gelegenheit, die ihm an die Hand gegeben wird, gebrauchet, in Wol- und Ubelstand, in Glück und Unglück. Deß glückseligen König Salomonis Zustands gebrauchte er sich also, daß er ihn darbey in Abgötterey stürtzte, wie zu sehen aus dem ersten Buch der Könige im 11. v. 4. Deß Unglücks Hiobs hergegen also, daß er ihn darbey auf mancherley Weise versuchte, auch auf GOttes Zulassung ihn so angriffe, daß er ihn in Ungedult brachte, und er den Tag seiner Geburt darüber verfluchte, seines Buchs im 3. Cap. vers. 1. 2. 3.


II. Darnach und fürs ander entspringet aus obiger Histori die Frag, ob dem Teuffel deß D. Fausti, und folgends aller Gottlosen Gedancken bewust seyen. Worauf denn mit ja zu antworten stehet, denn der Teuffel, seiner geistlichen Geschwindigkeit nach, aus vielen Anzeigungen leichtlich schliessen und erfahren mag, was die jenigen, derer Hertzen nicht mit GOttes Wort verwahret seynd, im Sinne haben, eher solche Gedancken gar ins Werck gebracht werden, massen wir bereits [247] oben auch erwehnet haben. Und der heilige Augustinus saget an einem Ort hiervon also: Novit ipse Malignus naturas hominum, et cui adhibeat cupiditatis calorem, gulæ voracitatem, Luxuriæ fœditatem, invidiæ calamitatem, optimè novit quem mœrore conturbet, quem fallat gaudio, quem metu opprimat, quem admiratione seducat, Cunctorum discutit naturas, ventilare et perscrutari cunctorum affectus in nullo desistit: et ubi cognoverit, quod detectet, ibi suum exercitium ponit.

Ob aber dargegen dem Teuffel der Frommen und Glaubigen Gedancken offenbar und bewust seyen, hierauf ertheilet Herr Lutherus diese Antwort: Der Glaubigen Gottseligen Gedancken weiß er nicht, bis sie darmit heraus fahren, denn Christus ist ihme zu klug: wie er nun nicht hat wissen können, was Christus in seinem Hertzen gedacht hat hier und dar, sonderlich bey seiner Versuchung; also kan er auch nicht wissen der Gottseligen Gedancken, als in welcher Hertzen Christus wohnet.

[210] III. Letzlich sihet man auch hieraus, was das eiferige liebe Gebet vermöge, welches, weil es Faustus unterlassen, der Teuffel Herr und Meister in seinem Hertzen worden.

Denn gleich wie eine Stadt, die nicht mit Mauren umgeben ist, gar leichtlich in der Feinde Gewalt gebracht wird: also kan der leidige Teuffel gar leichtlich eine Seele, die mit dem Gebet nicht verwahret ist, in seine Gewalt bringen.

Dieses muß aber nach deß Apostels Jacobi Raht, Epist. 5. v. 16. ernstlich seyn, nemlich mit einem vesten und glaubigen Vertrauen auf GOtt. Ist dieses nicht bey dem Gebet, so taugt es nicht, denn der Mensch muß beten im Glauben, Jac. 1. v. 6. und heilige Hände aufheben ohne Zweiffel, 1. Timoth. 2. v. 8. weiln ohne den Glauben unmüglich ist GOtt gefallen, zun Hebreern 11. v. 6. Denn der Glaub ist der rechte Schild, mit welchem wir auslöschen können alle feurige Pfeile deß Böswichts, aus der Epistel an die Ephes. im 6. v. 16. und obschon der Satanas herumgehet wie ein brüllender Löw, uns zu verschlingen, so können wir ihm doch widerstehen im Glauben, aus der 1. Petri im 5. v. 8.

Von dem heiligen Evangelisten Johanne lieset man, daß Cynops, ein Ertzzauberer, in die Insul Pathmos drey Teuffel nacheinander habe abgefertiget, ihme den Hals zu brechen; aber sie haben nichts können ausrichten, weiln er fleissig gebetet, auf GOttes Wegen gegangen, und den Schutz der heiligen Engel um sich gehabt hat.

Herr David Meder, Pfarrherr zu Nebra, erzehlet, daß ein ehrlicher Mann, denn er wol gekennet, zu Pferde gereiset, sich verspätet habe, daß er in einem Dorff in einer Scheuren habe bleiben müssen. Um [248] Mitternacht aber seynd etliche Hexen hinein kommen, und als sie seiner oben auf dem Stroh, zugleich auch deß Pferds unten gewar worden, habe eine zu ihrem Teuffel gesagt: Lieber brich ihm den Hals entzwey und verderbe ihm das Pferd. Darauf ihr der Teuffel geantwortet, er köndte es nicht thun, denn da er das Pferd angebunden, habe er drey Namen genennet, die ihme zu starck wären; welches er auch habe gethan, als er sich niedergeleget: Er hatte aber das Pferd angebunden, und sich bald darauf niedergeleget und gesprochen: Das walte GOtt der Vatter, GOtt der Sohn, und GOtt der Heilige Geist, Amen! hat auch sonsten sein Gebet zu GOtt verrichtet, und sonderlich da er das [211] zimlich laute Gespräch der Hexen, und deß Teuffels mit ihnen, gehöret, ernstlich gebetet, und sich GOtt treulich anbefohlen. Es sagt aber obbemelder Pfarrherr, es habe diß teuffelische Wesen in der Scheuren, hierauf nicht lange gewäret, sondern sie seyen miteinander gleich in einem Sturmwind darvon gefahren.

Ich hab von einer glaubwürdigen Person vernommen, schreibt D. Röberus in der Hauptschale deß guldenen Leuchters, p. 870. daß die Zauberer in Dennemarck, vor vielen Jahren, eine schröckliche Hexerey angerichtet, damit zu verhindern, daß selbiges Königs Tochter, die Princessin, dem König in Schotten auf dem Meer nicht zugeführet wurde, welchem sie zur Braut versprochen ware, also daß die Flotta, die sie begleitete, vielmal in Gefahr deß Schiffbruchs gewesen, und von ihrem Strich abgetrieben worden, auch darauf andere Gelegenheit zur Fortschiffung erwarten müssen.

Aber da zu letzt diese Zusammenschwehrung der Zauberer ist offenbar worden, hat man Gerechtigkeit über sie ergehen lassen, unter welcher sie ausgesagt, daß die bösen Geister ihnen selbst bekennet, daß die Gottesfurcht der Princessin, und der andern die sie begleitet, vermittelst Anruffung Göttliches Namens, all ihren Gewalt zu nichte gemachet hätt.

Es ist auch mit Stillschweigen nicht zu übergehen, was der alte Kirchenlehrer Athanasius von etlichen glaubwürdig erzehlet, welche vom bösen Geist besessen gewesen, und wiederum von ihme befreyet worden, daß sie ausgesaget, es stehe in der gantzen heiligen Schrifft, weder im Alten noch Neuen Testament kein schröcklicheres Wort, das der Teuffel mehr fürchte, und der Höllen Gewalt mehr zerstören könne, als der Anfang und Eingang deß acht und sechtzigsten Psalms: Es stehe GOtt auf, daß seine Feinde zerstreuet werden, etc.

In solcher glaubiger Zuversicht nun können fromme Hertzen dem Teuffel Trotz bieten, und sagen: Ist GOtt für uns, wer mag wider uns seyn? Römer. 8. v. 31. Der HErr ist mir zur Rechten, darum werde ich wol bleiben, Psalm 16. v. 8.

[249]
Das 31. Capitel
[212] Das ein-und-dreyssigste Capitel.
Von dreyen jungen Freyherren, welche D. Faustus auf ihr Begehren gen München, das Fürstliche Beylager zu sehen, auf dem Mantel dahin führete.

ES studireten zu der Zeit, als Anno 1525, drey junge Freyherren zu Wittenberg, samt ihrem Hofmeister; diese, als sie erfahren, (massen denn ein solches nicht mochte in Geheim gehalten werden) daß das C. Fürstliche Bayrische Beylager mit nächsten solte zu München vollzogen werden, allermassen denn bereits darzu allerhand erdenckliche kostbarliche Zubereitung mit Pomp und Pracht wären gemachet worden, gienge ihnen dieses alles mächtig zu Hertzen, und waren sehr begierig etwas von solchem zu sehen, weiln allda auf einmal viel zu sehen wäre. Redeten demnach deßwegen miteinander, und wusten doch nicht wie sie die Sache solten angreiffen: der eine wolte, sie solten mit ihm ziehen, in Ansehung weiln Ubermorgen der Hofmeister auf eines seiner Befreundten Hochzeit, wiewol nicht weit von der Stadt, würde verreisen, er wolte schon zu reiten überkommen, bey dem Hofmeister wolten sie sich schon entschuldigen, u.s.f. Der andere war mit diesem wol zu frieden, und verlangte nur die Zeit deß Abreisens, wiewol ihm nur deß Hofmeisters Abwesenheit im Wege stunde: Der dritte aber fienge an und sprach: Ihr meine liebe Herren Vettern, wenn ihr mir folgen woltet, wüste ich wol zu diesem Handel einen guten Raht, da wir weder Sattel noch Pferde darzu bedörffen, köndten nichts destoweniger bald, eher [213] man es auch allhier unter andern warnemete, wiederum in unserm Logement seyn.

Dieses Vorschlages erfreueten sich nun die andern sehr, begehrten inständig, er solte den Raht eröffnen, und dessen, so nicht wol zu glauben wäre, eine Erläuterung thun; worauf er denn geantwortet, und gesagt: Euch ist allensamt wol bewust, wie D. Faustus allhier, als ein sonderer Freund und guter Gönner der Studenten, uns, die wir viel Kurtzweil und Ergötzlichkeit zu unterschiedlichen malen in seiner Behausung genossen haben, affectioniret und gewogen seye, auch was er [250] zu wegen bringen und vermittelst seiner, wiewol in stiller Geheime gehaltener Magia, verrichten möge; dieses nun unser Verlangen, das Fürstliche Beylager zu sehen, wollen wir ihme vortragen, ihn deßwegen beschicken, und freundlich darum ansprechen, mit Versprechung einer stattlichen Verehrung, so er uns in diesem Stücke zu willen seyn würde.

Dieser Raht mißfiele den zweyen andern nicht, beschlossen demnach solchen, und vereinigten sich miteinander, richteten auch eine stattliche Collation zu, und berufften den D. Faustum darzu, worbey sie ihm nach einem kleinen Umtrunck ihr Verlangen, und die Ursach seines Beschickens zuverstehen gaben; darein er denn alsobald consentiret und einwilliget, und ihnen aufs müglichste zu dienen zugesaget, nur daß sie solches in der Stille halten möchten.

Den Abend nun zuvor, als morgenden Tags darauf das Fürstliche Beylager seinen Anfang nemen solte, beruffte D. Faustus diese drey Freyherren in seine Behausung, befahl ihnen sie solten sich aufs [214] schöneste ankleiden, das denn zur Stund geschahe! bedeutete ihnen dieses zugleich, und sprach: Er wolle wol ihres Willens seyn, und sie in gar kurtzer Zeit nach München bringen, aber sie solten ihm treulich verheissen und zusagen, daß keiner unter ihnen Zeit dieser Fahrt einiges Wort reden, auch ob sie schon in den Fürstlichen Pallast kommen, und man mit ihnen reden würde, daß sie ja keine Antwort geben solten: und so sie denn solches thun und leisten würden, so wolle er sie sicher und ohne alle Gefahr dahin führen, und sie von dar wiederum in ihr Logement anhero bringen; wo sie aber deme nicht würden nachkommen, sondern wärender Zeit etwas reden, und sich versehen, so wolte er hiemit aufs Beste protestiret haben, und solle alle Gefahr alsdenn auf ihrem Hals ligen. Darauf sie denn solches ihme zu thun zusagten, und ohne Mangel zu verrichten versprachen.

Vor Tages nun richtete D. Faustus seine Fahrt zu, und legte seinen Nachtmantel auf ein Bett im Garten seines Hauses ausgebreitet, setzte diese drey junge Baronen darauf, sprach noch einmal ihnen tröstlich zu, sie solten unerschrocken seyn, und sich nicht fürchten, sie solten nur ihres Versprechens eingedenck seyn, und nicht reden, sie würden bald an dem [251] verlangten Ort seyn. Und sihe, da erhebete sich bald ein Wind, der schluge den Mantel zu, daß sie gleichsam zusamt dem Fausto darinnen verborgen lagen, hube also der Wind den Mantel empor, und fuhren also miteinander in N. N. Namen, immassen D. Faustus solchen beschworen, fort, erschienen auch nach Verfliessung etlicher Stunden, bey schon hellem Tage, in dem [215] Vorhof deß Fürstlichen Pallasts, daß auch ihrer niemands gewar worden, wie und welcher Gestalt sie dahin gekommen: nachdeme sie sich aber dem Pallast genähert, und der Hof-Marrschall ihrer wahrgenommen, hat er sie höflich empfangen, und sie als Fremde, nach ein und anderer erzeigter Reverenz, auf den obern Saal durch andere, weiln er sehr beschäfftiget war, begleiten lassen. Da denn dieses erstlich dem Hof-Marschall, nachmals dem Hof-Junckern der sie begleitet, wunderseltzam fürgekommen, daß sie so gar auf keine Frage, woher und von wannen sie her wären, von wannen sie kämen, u.s.w. nichts nicht antworteten, sondern gleich ob sie stumm wären, mit tieffester Reverenz ihre gegen-Ehrerbietung zuverstehen gaben; und weiln allda mehr zu thun, und nicht Zeit ware der Sachen etwan ferner nachzudencken, wurden sie, die Freyherren, allda gelassen, bis die Trauung geschehen, und es nun an deme war, daß man bey Herbeynahung deß Abends zur Tafel sitzen wolte.

Nota: Es melden etliche Editiones, sie haben sämtlich solcher Trauung und andern Solennitäten den gantzen Tag über unsichtbar zugesehen: dieses ist aber nicht, denn D. Fausti eigene Hand, als der jederzeit hat seiner Kunst halben wollen sonderlich berühmt gehalten seyn, vermeldet, wie es allhier erzehlet wird.

Nachdeme nun die Fürstlichen Personen haben ihre Stelle an der Tafel genommen, und man auch mit dem Handwasser auf Befehl deß Churfürsten, deme indessen der Hof-Marschall von diesen dreyen [216] stummen Herren einige Meldung gethan, und daß sie sich nicht zu erkennen geben wolten, an diese gelanget und kommen, spricht der eine von diesen Freyherren, vergessend seines Versprechens, er bedancke sich wegen solcher hohen Ehre zum allerhöchsten. Nun ist zu wissen, daß D. Faustus, wie oben gedacht, ihnen expressè befohlen, sie [252] solten nicht ein Wort reden, und wenn er würde zweymal sprechen: wolauf, wolauf, so solten sie alsobald nach seinem Mantel greiffen, alsdenn würden sie so bald wiederum den Weg unsichtbar fahren, wo sie herkommen seynd; und diesem nach haben bald die beede, auf das ergangene Wort Fausti, den Mantel ergriffen, und seynd miteinander unsichtbar dahin gefahren, der dritte aber, der sich wegen der angethanen Ehre, wegen deß gereichten Handwassers, und Beruffung zu der Tafel, bedancket, ist gantz erschrocken dahinden gelassen worden.

Es ist leicht zu ermessen, wie diesem Hinterlassenen müsse zu Mut gewesen seyn, zumaln es ja nicht hat lang verschwiegen bleiben mögen, und je einer dem andern von dem Handel etwas in die Ohren gelispelt, bis es endlich für die Ohren deß Churfürstens selbst gelanget, der denn bald Nachfrage halten lassen, wie es mit solchem allen eigentlich beschaffen wäre.

Was solte aber dieser Halbgefangene auf ein und anders Ausfragen anderst antworten als mit der Verschwiegenheit, weiln er leichtlich erachten kundte, wenn er seine Herren Vettern verrathen, und den gantzen Verlauff entdecken würde, daß dieses gar bald ihren Eltern, und ihnen selbst zu grosser Beschimpffung kundt gethan werden [217] dörffte; getröstete sich darbey, als er gleich auf Befehl deß Churfürstens an ein verwahret Ort, gleich einer Gefangenschafft, geführet wurde, daß seine Vettern ihn nicht lassen würden, sondern den D. Faustum dahin bringen und vermögen, daß er seiner Gefangenschafft wieder befreyet werden möchte: welches denn auch nicht lang hernach beschehen: denn ehe gar der folgende Tag recht angebrochen, machte sich D. Faustus auf, kame an das Ort, wo der junge Freyherr verarrestiret lage, und als er sahe, daß das Gemach mit etlichen von der Leibwacht deß Fürsten verwahret und verwachet ware, bezaubert es sie, gleich als mit einem süssen Schlaff, eröffnete mit seiner Kunst Schloß und Thüre, schluge seinen Mantel um den Freyherrn, der noch gar sanfft schlieffe, und brachte ihn also unvermerckt zu seinen beeden Vettern nacher Wittenberg: dessen sie denn sehr erfreuet worden, haben sich höchlich bedancket und in mit einer ansehnlichen Verehrung beschencket.

[253] Anmerckung.

I. Bey diesen dreyen jungen fürwitzigen Freyherren ist zu behalten, in welcher Seelen-Gefahr zu mancher Zeit die studirende Jugend stecke, wenn sie Belieben träget, entweder auf dem Mantel lernen zu fahren, oder dieses und jenes sonst nicht so gar mügliches zu wegen zubringen, oder welches etwan am gemeinlichsten geschihet, aus lauterm Fürwitz zauberische und schwartzkünstlerische Bücher zu lesen. Worzu denn manchmal die Jugend mehr Lust und Belieben träget, als nach der H. Bibel und andern guten nützlichen Büchern; kommen aber auch bisweilen darüber zu kurtz, lauffen übel an, und gerahten in sehr grosse Gefahr, wie die Exempel und Erfahrung bezeugen.

M. Joh. Rüdinger erzehlet in seiner vierdten Predigt de Magia illicita, daß er selbsten von zweyen vornemen Männern [218] diese warhafftige Geschicht habe hören erzehlen, die sich mit ihnen zugetragen, als sie zu Leipzig studiret: nemlich, es habe einer den andern erinnert der actuum juvenilium, derer Händel, die sich mit ihnen in der Jugend begeben, insonderheit dessen, daß sie nemlich einsmals ihrem Famulo sein Schwartzkünstler-Buch genommen, und haben im Spatziren-gehen darinnen gefunden eine mit Worten, Characteren und sonderbaren Verrichtungen beschriebene Kunst, Wetter und Donner zu machen: sie haben aber zur Zeit auf dem ebenen Felde gesehen, daß kein einiges Wölcklein am Himmel gewesen, nun habe einer unter der Gesellschafft angefangen, ob sie nicht wolten ein Kunststück aus ihres Famuli Buch versuchen? worzu etliche gute, etliche aber gar keine Beliebung getragen; doch haben endlich die meinsten Stimmen golten, und haben diese Kunst zu probiren ein jeder etwas darbey thun müssen, der eine habe müssen den Kreiß machen, der andere ein Grüblein graben, der dritte Wasser darein holen, der vierdte die darinn vermengte Materie umrühren, der fünffte die Characteres mahlen, der letzte aber die im Buch vorgeschriebene Wort im Kreiß verlesen.

Darauf sey es geschehen, daß so hell der Himmel zuvor gewesen, so dunckel sey er worden, und je mehr sie fortgefahren, je schwerer habe sich das Gewitter erzeiget, worüber sie denn auf ihre Knie gefallen, mit aufgehabenen Händen GOtt gebeten, daß er ihnen solches was sie aus Unverstand und Fürwitz gethan, deß Teuffels Macht zu probieren, und hätten ihn darmit versuchet, wolle um Christi willen gnädiglich verzeihen und vergeben, sie wolten sich auch dißmal verpflichten und zusagen, daß sie es die Zeit ihres Lebens nimmermehr zu thun sich wolten unterstehen, sondern von Hertzen-Grund feind seyn [254] und alle darvon abnehmen: darauf seye allgemach das Gewitter wieder vergangen, und seye der Himmel wieder hell und schön worden, haben auch dieses Buch in das nächst fliessende Wasser, der Pleissa, geworffen, solcher Gestalt daß sie es aufgeblättert, einen Stein daran gebunden, daß es desto eher in dem Wasser verderbet würde.

Mancher hat zwar sonsten schöne Gaben von Gott, am Verstand, Kunst und Scharffsinnigkeit, aber er ist darmit nicht zu frieden, er will mehr wissen, und vor andern den Vorzug haben; dichtet und trachtet wie er etwan einen Spiritum familiarem möge überkommen, der ihm denn zu solcher Kunst und [219] Wissenschafft bringet, daß sich andere, welche solche Personen vorher gesehen und gekennet, sich nicht genugsam darüber verwundern können, immassen die Exempel mit Cornel. Agrippa, Apollonio Thyanæo, Johanne Trithemio, und andern mehr bezeugen.

Wie denn deß Menschen Natur immerdar begierig ist was neues zu erforschen und zu sehen, ob es schon böse ist; und hat solcher Fürwitz schon manchen und manche in das Verderben gestürtzet; als man unter andern von einer von Adel lieset, daß, wenn sie zum Hexentantz und Wolleben hat kommen sollen, hab ihr der Teuffel allezeit ein schönes Pferd mit einem aufgelegten Weiber-Sattel gebracht, und sie darauf hin geführet: dieses hätte nun gern die Magd gewust, wo sie doch immer hinritte, und fragte sie deßhalben einsten? darauf die Frau sie hinwie derum gefragt, ob sie mit ihr wolte? so solte sie eine solche Freude sehen, dergleichen sie in dieser Welt nicht gesehen hätte. Worauf alsobald die Magd aus Fürwitz eingewilliget, und etlichemal auf einem Bock der Frauen nachgefahren, hat auch wol gemercket, daß es das Hexenwerck wäre, ist endlich auch dahin beredet worden, daß sie sich darein begeben, worzu sie ihr verdamlicher Fürwitz gebracht, wie sie selbsten nachgehends, als sie ist eingezogen worden, gütlich bekandt hat: hätte sie ihr fürwitziges Fragen unterwegen gelassen, und ihre Frau immer hin lassen reiten, so wäre sie nicht darein gerathen.

Ein Spanier, ein gelehrter Mann argwohnete, daß seiner Nachbarn einer ein Zauberer wäre. Aus grossem Verlangen, die Warheit hiervon recht zuwissen, gesellet er sich zu ihm, und gienge mit ihm also um, daß er zuletzt die Heimlichkeit erfuhre. Der Zauberer hielte von dieser Zeit bey ihm an, sich um die Sache auch anzunemen, welchem der andere aus Fürwitz Gehör gabe, und bestimmeten einen Tag, sich in der Versammlung einzufinden.

Als die Nacht dieses Tages kame, führete der Zauberer seinen Gesellen durch etliche Berge und Thäler, die er gewiß sein Lebtage nie gesehen, und dünckte ihn, daß sie in weniger Zeit einen weiten Weg [255] gereiset wären. Nachmaln, als sie in ein Feld kommen, gantz mit Bergen umgeben, sahe er eine grosse Anzahl Männer und Weiber, die sich da versamleten, und kamen alle zu ihm, waren sehr frölich, und danckten ihm, daß er sich auch zu ihrer Gesellschafft thun wollen, ihm darne[220]ben zuverstehen gebende, daß er der Glückseligste in der Welt seyn, und sich über die Massen wol darbey befinden werde.

Es war aber mitten in dem Feld ein fast hoher und köstlicher Thron, und in der Mitten desselben ein heßlicher und abscheulicher Bock. Dasselbigmal nun stiegen alle die bey der Versamlung zugegen waren, um eine gewisse Stund der Nacht über etliche Staffel hinauf zu dem Thron, und küsseten diesen Bock im Hindern. Als der fürwitzige Spanier diesen so schrecklichen Greuel sahe und hörte, ob er wol von dem Zauberer erinnert war, was er thun solte, kundte er doch länger nicht Gedult haben, sondern fieng an zuschreyen, und mit heller Stimme GOtt um Hülffe anzuruffen. Alsobald erhube sich ein Getümmel und so erschröcklicher Donner, als wenn Himmel und Erden in den Abgrund versincken wolten, also, daß der Fürwitzige gantz verdüstert und gleichsam unempfindlich dabliebe, und so lang er in dem Wesen war, vername er nichts von dem, was vorlieffe.

Da er nun wieder zu sich selbst kommen, ward es Tag, und befande sich in fast rauhen Bergen, so zerschlagen und abgemattet, daß ihm däuchte, er hätte nicht ein Bein an sich, das gesund und gantz wäre. Und da er wissen wolte, an welchem Ort er wäre, gienge er hinab aufs ebene Land, allda er Leute gefunden, so unterschieden von denen in Spanien, daß er ihre Sprache nicht verstunde, und wuste sonst nichts auszurichten, denn ihnen durch Zeichen und Deuten zuverstehen zu geben, daß sie ihme zu Hülffe kämen.

Da er nun gar allein reisete, zog er gegen Niedergang, und schweifete drey Jahr herum, ehe er wiederum in Spanien kommen kundte, mit unzehlicher Mühe und Gefahr.

Nach seiner Anheimkunfft entdeckte er alles das, was sein Fürwitz, ihme zusehen und zu erkennen gegeben; auf welches der Zauberer und andere von der Gesellschafft, von der Obrigkeit deß Orts gerechtfertiget wor den, A. de Torquemad 1. 3, Hexaemer.


II. Darnach und überdas gibt obgedachte Mantelfahrt D. Fausti, samt seinen mitgenommenen dreyen jungen Freyherren Anlaß zufragen, ob diß leiblich seye zugangen, oder, obs zu glauben, daß noch heutiges Tags die Zauberer und Hexen an ferne abgelegene Orte leibhafftig fahren, oder gebracht werden.

[221] Hierinnen seynd nun der Gelehrten Meinung nicht gleich. Etliche wollen, daß der Teuffel den Zauberern nur die Augen verblende [256] und als ein Tausendkünstler ihnen im Schlaff allerley seltzame Sachen einbilde, also daß sie vermeinen, sie seyn anderswo, und lebeten wol, pflegeten und genössen allerley Freude und Wollust, da sie doch sich daheime auf der Banck, in ihrem Zimmer, oder im Bette befinden.

Nun kan mans zwar nicht in Abrede seyn, daß der Teuffel aus GOttes Verhängniß sie durch Verrückung ihrer Sinne in einen tieffen Schlaff könne bringen, und sie also verblenden und bethören, daß sie im Traumen meinen, sie fahren in der Lufft, kommen da und da hin, thun dieses oder jenes, u.s.f. auf welcher Meinung sie auch bleiben, wenn sie wieder erwachen.

Dergleichen auch öffters ist erfahren worden, da manches Hexenweib die Nacht über in der Kammer und Bette dem Mann an der Seiten gelegen, und doch am Morgen wunderbare Dinge von ihrer Reise und Fahrt erzehlet hat. Ja man hat bisweilen, die Sache besser zu erkundigen, die Nacht über fleissige Achtung auf solche schlaffende Weiber gegeben, und gesehen, daß sie sich unter wärendem Schlaff hefftig bemühet, und endlich nicht anderst als wenn sie einen fernen Weg gezogen, matt und müde da gelegen.

D. M. Luther setzet Tom. 1. Jenens. f. 126. aus D. Joh. Geiler Keysersberg, weiland Thumpredigers zu Straßburg, folgendes Exempel; daß nemlich an einem Ort ein Prediger das Hexenwerck öffentlich gestraffet, und angezeiget habe, daß sie nur vom Teuffel verblendet würden, und wenn sie vermeineten, sie führen von einem Ort zum andern, so wären es nur Träume und Gesichte, die ihnen der böse Geist im Schlaff vorbrächte. Darauf eine alte Vettel den Prediger auf dem Abend zu sich beruffen, und gesagt habe: was er nicht glauben wolte, das solte er jetzt sehen und erfahren, denn sie wolte sich salben und hinweg fahren: hat sich darauf in einen Backtrog gesetzet, und mit der Salben zum Besten geschmieret, ist aber alsobald in einen tieffen Schlaff gesuncken, und hat in demselben seltzame Geberden und Bewegungen an sich sehen lassen, bis sie auch endlich mit dem Backtrog von der Banck herab, und ein Loch in den Kopff gefallen hat.

Wie sie nun erwachet, und zu sich selbst kommen, hat sie wunderliche Sachen, die sie mitler Zeit gesehen und gehandelt hätte, angezeiget. Sie ist aber durch die Wunden, die sie aus [222] dem Fall bekommen, überzeuget worden, daß sie nicht ferne, sondern gegenwärtig verblieben seye.

Joh. Baptista Porta schreibet 1. 2. Magiæ Natur. c. 26. daß die Imagination und Einbildung eines Dings bey den Menschen, und sonderlich bey den Weibspersonen, so mit Hexenwerck und Zauberey umgehen, gar viel thue, daß wenn sie sich mit ihren Salben, so sie aus etlichen[257] Stucken zugerichtet haben, geschmieret, und darvon entschlaffen seynd sie nicht anderst vermeinen, als fahren sie stracks dahin zu einer herrlichen Mahlzeit, Saitenspiel, Täntzen und schönen Jungengesellen, da es doch nur eine lautere Imagination ist.

Da ich nun (sagt ermeldter Author) solchen Dingen zum fleissigsten nachforschte, und hin und her gedachte, weiln ich selbst daran zweiffelte, ist mir eine alte Vettel vorkommen, welche mir freywillig versprochen und zugesagt, sie wolte mir in Eil und in kurtzer Zeit hierauf antworten und Bericht thun, hieß also mich und die andern, so als Zeugen bey mir waren, abtretten und herausgehen: nachdeme sie sich nun ausgezogen, und mit einer Salben, wie wir solches durch eine Klumse oder Spalte der Thür gesehen, überal geschmieret, ist sie durch Krafft derselben schlaffmachenden Salben niedergefallen, und in einen harten tieffen Schlaff gesuncken.

Als wir nun zugefahren, und die Thür eröffnet, ihr auch die Haut recht wol gepläuet, hat sie doch so hart und vest geschlaffen, daß sie keine Schläge gefühlet noch empfunden: derowegen seynd wir wieder hinaus gangen, der Sache weiter auszuwarten. Indessen ist die Krafft deß Schmierens zimlicher Massen verloschen, daß also ihre Würckung aufgehöret, und das Weib vom Schlaff erwachet; da hat sie viel Narrenwerck zu erzehlen angefangen, als wie sie über Berg und Thal, und alle Wasser gefahren seye.

Wir sagten beständig nein darzu, und ob wir ihr wol die Schläge an ihrer Haut vorweiseten, die sie von uns in solchem Schlaff bekommen hätte, so bliebe sie doch auf ihrer Meinung, und wolte recht haben, und war all unser Vorwenden umsonst und vergebens.

Ob nun zwar wol dieses bey vielen geschihet, denen der Teuffel die Sinne also verblendet, jedoch so kan daraus nicht geschlossen werden, daß es darum bey allen und jeden geschehe, und gar keine warhafftig und leiblich durch die Lufft fahren

Andere seynd der Meinung, daß der Teuffel der Zauberer [223] und Hexen Seel und Geist allein an den Ort pflege zu führen, da sie zusammen kommen, da unterdessen der Leib zu Haus ohn seine Vernunfft und Bewegung liege, bis die Seele und der Geist wieder heim komme: daß aber bey solchem Fahren die Seele und der Geist aus dem Leib allein wegfahre, und derselbe als tod daheim liegen bleibe, so kan solches unter andern um deßwillen nicht seyn, weil die Seel, so lang der Mensch allhier auf Erden lebet, ihre Substantz nicht ausser sondern in dem Leibe hat, und machen diese beyde, Seel und Leib, miteinander einen Menschen.

Wenn nun der Teuffel, dieser Meinung nach, die Seel aus dem [258] Leibe wegnimmet, so muß der Leib entweder lebendig oder tod seyn. Lebendig kan er nicht seyn, weil die Seele nicht darinnen ist, welche dem Leib das Leben mittheilet, und ohne welche der Leib nicht lebet; tod kan er aber unterdessen auch nicht seyn, denn sonst würde folgen, daß die todten Leiber durch deß Teuffels Gewalt, und wenn er die Seel wiederbringet, köndten von den Todten auferwecket, und wieder lebendig gemachet werden; welches doch GOtt einig und allein thun kan, es ist sein Werck, die Todten lebendig machen und auferwecken, welches dem Teuffel unmüglich ist: darum kan diese Meinung auch nicht stehen.

Daß aber viel warhafftig mit den Leibern durch die Lufft hindurch fahren, und solche Fahrt mit ihnen anzustellen dem bösen Geist nicht unmüglich seye, das wird bewiesen aus den Exempeln der heiligen Engel, von denen man weiß, daß sie fromme und gottselige Leute von einem Ort zu dem andern durch die Lufft leibhafftig geführet haben, als den Propheten Eliam, wie zu sehen im andern Buch der Könige im 2. v. 11. Den Habacuc hat der Engel oben bey dem Schopff gefasset, und wie ein starcker Wind über zweyhundert Meil Weges zum Propheten Daniel geführet, daß er ihm Speisse zugetragen, die er doch für seine Schnitter bereitet hatte; und ihn auch wiederum von dannen an seinen Ort zu Hause gebracht, wie in den Stücken Danielis unter dem Titul vom Drachen zu Babel v. 32. et seq. zu lesen ist.

Philippum, nachdem er den Kämmerer getaufft hatte, hat der Geist deß Herrn, oder der Engel deß HErrn, hinweg gerücket, daß ihn der Kämerer nicht mehr gesehen, und ist hernach zu Asdod gefunden worden, wie die Geschichte der Apostel bezeugen, im achten Capitel v. 39.

[224] Was nun in solchem Fall (sagt Herr M. Waldschmid. und Freudius) einem guten Engel zu thun müglich ist, das ist dem bösen Geist nicht unmüglich: was jener kan auf GOttes Befel, das kan dieser auf GOttes Erlaubniß; denn sie haben beederseits einerley natürliche Stärcke, deren die Teuffel durch ihren Fall nicht seynd beraubet worden: dannenher sagt an einem Ort der H. Augustinus: Angelicæ naturæ et Spiritibus non esse contrarium, ut corpora quo DEUS permittit, deferant, das ist: Es ist der Engel Natur und den Geistern nicht zu wider und unmüglich, daß sie die Leiber dahin tragen können, wohin GOtt zulässet.

Und daß es der böse Geist auch offt, sehr offt gethan, und solcherley Verruckung und Abführung an abgelegene Orte in der Warheit ergehen und geschehen können, gibt uns zu glauben das Exempel Christi, der von dem Teuffel leibhafftig (nicht einbilderischer und spiegelfech terischer Weise, wie Oecolampadius, Bucerus und andere vorgeben) auf [259] die Zinnen deß Tempels, und auf den hohen Berg geführet worden, Matth. 4. vers. 5. 8.

Was nun aber der böse Geist aus GOttes Zulassung, und deß HErrn Christi gedultiger Leidung, mit seinem deß HErrn Christi Leib hat thun können, wie solte es ihm an andern Menschen, sonderlich an deß Teuffels Bundgenossen nicht müglich und practicirlich seyn, wo es ihme GOtt verhänget?

In den weltlichen Historien lieset man, daß der Teuffel Johannem Teutonicum, der ein Priester zu Halberstadt, aber doch darneben ein grosser Zauberer gewesen, im Jahr Christi 1271. also habe geführet, daß er zu Mitternacht hat können in den dreyen Städten, zu Halberstadt, Mayntz und Cölln, die Christmesse halten. Nun seynd diese drey Städte zimlich weit voneinander gelegen.

Den Zauberer Apollonium Thyanæum, der vor dem Käiser Severo der Zauberey überzeuget worden, deßwegen er auch in das Gefängniß solte geworffen werden, hat der Teuffel in Gegenwart deß Käisers und anderer, aus Rom gen Puteolis geführet, und ist er desselbigen Tages, nemlich seiner geschehenen Hinfahrt, allda gesehen worden.

P. Grillandus qu. 7 de Sortileg. erzehlet von einem Weibe aus S. Sabinen Pfarr, nahe bey Rom, die war nun eine Meisterin in der Teuffelskunst, und kame deßwegen bey ihrem Mann in Verdacht, der sie auch zu Rede setzte, kondte aber doch [225] nichts erfahren. Gleichwol dachte er die Sach noch endlich mit List zu erforschen, und sahe einsmals sein Weib sich Nachts mit einer Salb schmieren, mehr geschwinder als ein Vogel entweichen, und aus der obern Kammer in das untere Haus fahren. Er gienge ihr nach, fand sie aber nicht, sahe nach der Hausthür, die war wol verschlossen, darüber er sich höchlich verwunderte. Den folgenden Tag fraget er sie abermal mit Ernst, jedoch gantz vergeblich: darum hielte er ihr vor alles was er die vorige Nacht von ihr gesehen; er ergreifft einen Stab, und prügelte sie wol, drohete ihr auch noch ein Ärgers: doch solte es ihr geschencket seyn, da sie die Warheit würde gestehen.

Weil sie nun sahe, daß alles Laugnen umsonst und vergebens, erzehlet sie alles, und bat ihn um Verzeihung: dazu der Mann sich dergestalt verstunde, wenn sie ihn zur Versamlung wolte mitnemen; welches sie gerne zusagte, und vom Teuffel erlangt. Wie er nun an den Ort hinkame, sahe er das Spiel, den Tantz, und alles übrige: man setzte ihn auch an die Tafel, und weil er die Speisen sehr ungeschmack sahe, begehret er ein wenig Saltz, konte aber sobald keines haben, bis nach vielen und offtmaligen Fordern man eines brachte, da sagte er: Hor laudato sia Dio, pour venne questo Sale, nun GOtt sey gelobet, [260] das Saltz kommt. Auf welches Wort die Teuffel alle verschwunden, samt allen den Gästen, also daß er bey ausgelöschten Liechtern nackend und blos allein da bliebe, bis er Morgens Frühe etliche Hirten ersehen, die ihn berichteten, das Land gehöre nach Benevent, im Königreich Neapolis, hundert welsche Meilen von seiner Heimat: darum er auch, wie reich er sonsten war, sich nacher Haus durchbetteln müssen, und so bald er heimkommen, hat er sein Weib als eine Zauberin bey der Obrigkeit angeklagt, und alles erzehlet; darauf ist sie gerichtet und verbrandt worden.

Ebenmässig berichtet Simon Majolus in Dieb. Canicul. f. 630 von einer Wittib, daß deren Knecht habe gesehen, wie die Frau im Stall, wenn andere Leute geschlaffen, mit ausgestreckten Händen habe das Heu angegriffen, und darmit viel Phantasey getrieben, auch darauf weg gekommen. Er, aus Fürwitz und Vermessenheit, salbet sich auch also, kommet also fort in einen weit abgelegenen Ort, bey einem Flecken Weych genannt, da eine grosse Menge Hexen in grossen Freuden versamlet waren. Das Weib verwundert sich zum höchsten, wo [226] der Knecht hergekommen? und fraget ihn deßwegen, darauf er den Handel erzehlet.

Die Frau wird sehr zornig und berathschlagen sämtlich, was man mit ihm machen solle? da wird pro und contrà disputiret, endlich dahin geschlossen, daß man ihn tödten wolle. Weiln aber der Satan zur Zeit die Macht nicht hatte, so erbeut sich die alte Vettel, den Knecht auf dem Rucken nach Hause zu führen; aber da sie auf einen grossen Morast kommt, wirfft sie ihn darein, in Hoffnung, er solle darinn umkommen: allein aus Beschützung GOttes, und sein vielfältiges lautes Schreyen, wird er durch einen damals unweit vorüber fahrenden Edelmann, Johann Culenburg genannt, nach Utrecht zu Hause gebracht, und wird die Hexe würcklich bestraffet.

Ich selbst, schreibet Augustinus Lercheimer, habs von einem Zauberer gehöret, daß er samt andern von N. aus Sachsen gen Paris in Franckreich, mehr als hundert Meilen zur Hochzeit ungeladen gefahren seye auf dem Mantel: haben sich aber bald wieder darvon gemachet, da sie gemercket, daß man im Saal mummelte, was diese für Gäste wäre, wo sie herkämen, u.s.w. und sie vielleicht mit Knütteln und Pistolen beneventiren und willkommen heissen wollen. Es hatte auch derselbige Zauberer rote Augen, die er vielleicht von solchem Nachtfahren über kommen: im Bedencken von Zauberey c. 13.

[261]
Das 32. Capitel
Das zweyunddreissigste Capitel.
Wie D. Faustus Geld von einem Juden entlehnet, und ihme seinen Fuß zum Unterpfand eingesetzet.

WAhr ist es, daß der Geist Mephostophiles eben genug zu thun hatte, Geld und Mittel zu verschaffen, daß sein wollüstiger und verschwenderischer Herr, der D. Faustus, genug zu panquetiren und zu verschlemmen hatte, wolte demnach dieses so sehr nicht mehr thun, sondern warffe ihm einsten mit allem Ernst für, er wäre nun schon eine lange Zeit her mit aller Kunst und Geschicklichkeit versehen und begabet worden, daß er sich deren wol [227] gebrauchen, und sich wol selbsten ernähren köndte, ohne daß er hinfüro etwas mehr darbey thäte, und was dergleichen der Geist mehr ihme vorgehalten; darwider denn D. Faustus sich nicht wol setzen durffte, weil er bey sich bedachte, und sagte: es ist gleichwol nicht ohne, was soll mir nutzen meine Kunst und Geschicklichkeit, wenn ich deren nicht gebrauchen solle? wie will denn mein Nam ausgebreitet werden? Liesse es demnach also darbey beruhen.

Damit er nun bey Zeiten Geld überkommen möchte, auch Geld mit guten Gesellen zu verspielen hätte, wolte er ein Stücklein seiner Kunst seinen guten Freunden sehen lassen, und verfügte sich mit solchen zu einem fast reichen Juden, allda Geld aufzubringen oder zu entlehnen, da er doch nicht im Sinn hatte, solches wieder zugeben: begehret deßwegen von dem Juden sechtzig Thaler auf ein Monat lang, die wolle er ihm alsdenn mit Danck wiederum bezahlen, oder er solte ihm ein Bein an Statt deß Unterpfands abnemen (welches er aber nur Schertzweise geredet, der Jud aber für Ernst aufgenommen hat) und leihet ihm der Jud, nach dem er die andern Anwesenden zu Zeugen hierzu angeruffen, das Geld.

Als aber die Zeit bereits verloffen, und der Jud, den nichts Gutes geahnet, sich in D. Fausti Behausung verfüget, allda sein Geld nebens dem Interesse zu holen, empfinge D. Faustus den Juden aufs freundlichste, und sprach zu ihm: lieber Jud, [262] ich weiß mich gar wol zu entsinnen, daß ich dir nach Verfliessung dieser Zeit dein Geld nebens dem Interesse wieder zu geben versprochen, allein wer kan ihm thun, daß ich anjetzo nicht bey Geld bin? Wilst [228] du nicht länger borgen, magst du hinlauffen; ich wolte dir nicht eher eine Bratwurst wünschen.

Leicht ist zu erachten, daß dieses dem Juden müsse mächtig in die Nasen geschnupffet haben, und weiln er nebens noch zweyen andern Juden mit erschienen, als hat er, gantz entrüstet, sich dieser Drohwort gegen D. Fausto gebrauchet: er soll einmal für allemal anderes Sinnes werden, oder er wolte sich mit Gewalt an sein versprochenes Unterpfand halten, welches da seye einer von seinen Füssen.

D. Faustus stellte sich als wüste er nichts hiervon, und begehrte von ihm ein solches aus seiner Obligation zu lesen, weil ers nicht glauben köndte; welches als ers gelesen sagte er: mein Mosche, es ist wahr, ich hab verlohren, weiß dich auch so bald nicht zu bezahlen, derowegen magst du dich an dein Unterpfand halten, und hiermit hast du deinen Bescheid.

Der Jud gantz rasend, gedachte, ich habe wol ein mehrers als sechtzig Thaler auf einmal verloren, und wolte sich auch kurtzum an sein Unterpfand halten, und den Fuß haben, welches er vielleicht derentwegen gethan, dem D. Fausto einen nicht geringen Schrecken einzujagen.

Aber was geschihet? D. Faustus stellet sich als seye ihm bey der Sach nicht wol, nimt eine Seegen, legt sich auf das Faulbette, gab solche dem Juden und sprach, er solte nun in aller Hencker Namen sein Unterpfand hinnemen, jedoch mit dieser ausdrücklicher Bedingung, daß ihme der Fuß innerhalb solcher Zeit und so bald er die gantze Summa würde entrichten wollen, wiederum alsobald zuhanden möchte gestellet werden: welches nicht allein [229] der Jud dem D. Fausto zu sagte, sondern stracks darauf, als ein rechter Christenfeind, über den Schenckel herwischte, den Fuß darvon unverzüglich ablösete, das Blut mit einer aufgelegten Salben stopffte, den guten Faustum aber halb tod, seiner Meinung nach, hinter sich verliesse.

Der Jud zoge nebens seinen Mitgesellen mit dem Fuß [263] fort, dachte doch unter wegens, und sagte zu den andern, was ihm anjetzo dieser frommen oder nutzen möchte, er dörffte ihm etwan noch theuer genug ankommen, so D. Faustus deßwegen sterben solte: warffe demnach solchen, weil die andern gleiches sagten, als er über eine Brucken anheim nach Hause gieng, in ein fliessendes Wasser, und gienge seinen Weg, nicht anderst denckend, daß er nunmehr bezahlet wäre.

Allein mitler Zeit, da es den D. Faustum Zeit seyn bedauchte, sein Unterpfand zu lösen, citiret er obgedachten seinen Creditorem den Juden durch etliche Studenten, seine gute vertraute Freunde, wie auch zween Gerichts-Bediente in seine Behausung auf einen bestimten Tag, auf welchen Tag er nemlich nebenst Darlegung von dem Juden und Wiedereinantwortung seines Unterpfands, seine Schuld-Summa abstatten wolte. Wer erschracke aber mehr und höher, als der Jud diese unverhoffte Post überkame, als eben er? und noch viel mehr, da er gleichsam mit Gewalt mit zu gehen gezwungen ward?

Immassen denn D. Faustus auf deß Juden Ankunfft sich sehr schmertzhafft und darbey recht ungedultig erwiesen, daß der Jud mit dem Fuß so lange ausgeblieben wäre, da er doch schon vor [230] etlichen Tagen das Geld beysammen gehabt, und nun nichts anders zu haben verlangete, als seyn Unterpfand. Welches, weiln es der Jud nimmer bey handen hatte, auch nicht gewähren kundte (das nun dem D. Fausto nicht unwissend war) stunde er nicht in geringen Sorgen, und erbote sich, er wolte die bey sich habende Obligation und Schuld-Verschreibung wieder einhändigen, und hinfüro von einiger Schuld-Anforderung nichts mehr gedencken, welche er auch also und dergestalt unterschreiben wolte; allein solten sie ihn wegen deß verlornen Unterpfands quittiren, und deßhalben schadlos halten: welches denn dem D. Fausto eine angeneme Zeitung zu hören gewesen; der Jud aber hat sich hierauf bald zur Thüre gemacht, und froh gewesen, daß er also gütlich noch darvon kommen: da indessen D. Faustus vom Bett aufgestanden, mit den Studenten, seiner Weise nach, sich mit deß Juden Geld recht lustig erzeiget, alle deß Bossens, den D. Faustus dem Juden bewiesen, genug gelachet haben.

[264]
Anmerckung.

I. Dieser Jud nun, der wegen etwan zweyer Monat lang, von D. Fausto, wie eine andere Edition hat, über acht Gulden Zins oder Interesse wegen der sechtzig Thaler angefordert hat, gibt allhier gute Anlaß zu fragen, ob man die Juden, weiln sie ja ebenmässig noch heutiges Tages so gesinnet seynd, und man doch nie nichts Gutes sich zu ihnen zu versehen hat, sie stellen sich gleich so gut an als sie immer wollen, dulten und aufnemen solle, oder nicht.

Für das Ja streiten folgende Ursachen: weil sie GOttes Volck, das auch die heilige Schrifft bis auf unsere Zeit verwahret, die sich bekehren können, und wie Paulus zum Römern im 11, v. 25. schreibt, bekehret werden, nachdeme die Fülle [231] der Heiden wieder eingegangen seyn. Stossen wir sie nun von uns, so haben sie keine Gelegenheit das Evangelium anzuhören.

Hierwider wird eingewendet, daß sie ein faules, unsauberes, betrügliches und schändliches Volck, das Christo und allen Christen feina, wider sie täglich bete, von der Armen Schweiß und Blut lebe, sich mit Wucher nähre und nicht arbeite, den Diebstal fordere und alle Nahrung der Christen hindere und hemme.

Etliche gehen nun hierinnen den Mittelweg und sagen, daß man die aufgenommenen Juden ohne erhebliche Ursachen nicht könne aus der Stadt schaffen: wenn aber die Frage, ob man solche Gesellen soll aufnemen, da antwortet man mit nein; weil allezeit in einer Stadt besser ist eine, als zwo widerige Religionen haben.

Im Jahr 1642, den 12. Augusti, hat man in Wien drey der vornemsten Juden, wegen verübten Diebstals in Verhafft genommen: unter diesen war einer ein Rabbi gewesen, hat sich aber in Polen tauffen, und Ferdinand Frantz Engelberger nennen lassen, auch die Zeit seines währenden falschen Christenthums, wider die Juden geschrieben, und etliche Bücher, darinnen er die Juden verdammet, in offentlichen Druck gegeben.

Dieser nun hat den andern zweyen Gelegenheit gemachet, daß sie in ihre Hochfürstliche Durchleuchtigkeit Ertzhertzogen zu Österreich Schatzkammer, dahin er einen Zutritt, vermittelst gebrauchter Diebsschlüssel gebrochen, und viel tausend Thaler daraus entwendet, deßwegen sie alle drey zum Strang verurtheilet worden.

Weiln aber GOtt der Allmächtige nicht zulassen und verhängen wollen, daß ein solcher Ertzböswicht unter dem Namen eines Christen sein Leben enden solte, hat sich zugetragen, daß indem diese drey für [265] das Hals-Gericht gestellet worden, er sich sehr andächtig gestellet und geberdet, verhoffende, weil er ein Christ, sein Leben zu retten; als er aber aus abgelesenem Urtheil verstanden, daß er gleich den andern solte gehencket werden, hat er das Crucifix, welches er in den Händen tragen sollen, auf die Erden geworffen, dasselbe ausgespeyet, mit Füssen getretten, und darauf gesprungen; mit vielen Lästerungen wider die Christen sich erkläret, als ein Jud zu sterben, und solte er gleich in den Abgrund der Höllen fahren, wie Chore, Datan und Abiran, etc.

[232] Als man ihm nun zugesprochen, er solte sich besinnen was er thäte, und daß er das heilige Abendmahl den Tag zuvor empfangen, hat er darauf trotziglich geantwortet, daß er solches nicht genossen, sondern in einem Fatzolet, mit Ehren zu melden, in das heimliche Gemach geworffen, wie es denn auch darinnen besagter Massen in dem Amthaus, da er gefangen gesessen, gefunden worden.

Hier aber hat einer von den H. Jesuiten aus Eifer gesaget, daß es kein Wunder, wenn man alle die Juden zu Boden schlüge und mit Füssen trette, wie dieser das Bildniß unsers Erlösers. Worüber sich denn ein Tumult erhoben, daß etliche Juden erschlagen, und ihre Häuser geplündert worden.

Als nun solches für Käiserliche Majestät gebracht worden, haben sie sich darüber sehr entsetzet, und allergnädigst befohlen, man soll die zween Juden hencken, diesen dritten aber, als den Samaritischen Rabbi, wiederum in Verhafft führen, welches auch, wiewol wegen deß ergrimmten Volcks nach herbey gekommenen Abend geschehen.

Folgenden Tags als der Jud wieder fürgeführet und befragt wurde, warum er gestern so lästerlich mit dem Crucifix verfahren und so viel gottsvergessene Reden ausgestossen, hat er geantwortet, daß er solches den Juden zu Ehren, und den Christen zur Schande gethan, und was er zuvor als ein Christ gethan, sey ihm niemal vom Hertzen gangen, er hätte das Abendmahl nie genossen, sondern allezeit aus dem Mund genommen, und an unsaubere Ort geworffen: ja einen mehrern Abscheu darvor gehabt, als für Schweinen-Fleisch. Kurtz zu sagen, er hat solche Gotteslästerungen hören lassen; daß viel gefürchtet, die Erd thue sich auf, und verschlinge ihn.

Deßwegen wurde diesem Juden eben an dem Sabbat, zu der Zeit, da die andern ihre Abgötterey verrichteten, ein anders Urtheil vorgelesen, welches auch alsobald an ihm vollzogen worden.

Erstlich ist er auf die vier Hauptplätze der Stadt, auf einem hohen Wagen geführet worden, mit einer glüenden Zangen hat man ihm die rechte Brust gezwicket, ferners hat man einen Riemen vom Hals an über den Rücken, aus dem Leibe geschnitten und gerissen, auf der [266] lincken Brust wiederum gezwicket und denn wie zuvor, aus ihm geschnitten.

Bey diesem ist es nicht verblieben, sondern man hat ihn von dem Wagen genommen, auf eine Schleiffe gebunden, da er [233] grausamlich geschryen und geruffen, GOtt, der niemals geboren worden, solte sich seiner erbarmen, u.s.w. An der Richtstatt wurde ihm die Zung heraus geschnitten, die rechte Hand, als einem Bundbrüchigen in der heiligen Tauffe, abgehauen, hernach sein halb todter Leichnam bey den Füssen mit einer Ketten aufgehenckt, und also lebendig gebraten, und samt dem Galgen verbrennet: daß er also wider alle Vermahnung verstockt bis an das Ende verblieben.

Dergleichen erzehlet auch der Trauergeschicht-Schreiber von S. Lazaro, daß zu Bayana Catharina Fernandes, eine Portugesin, die H. Hostien aus dem Munde genommen, und in ihrem Fatzolet verborgen. Ob sie sich nun wol entschuldiget, daß sie gehustet, und die Hostien wieder nemen wollen, hat man ihr doch zu andrer Zeit, als einer Jüdin, keinen Glauben wollen zustellen, sondern es ist solche in dem Sacramenthäuslein mit grosser Ehrerbietung wieder verwahret worden.

Weil aber ein falsches Geschrey auskommen, daß die Ober-Richter deß Orts sich von den andern Juden bestechen lassen, hat der gemeine Pöfel die Jüdin aus der Gefängniß mit Macht genommen, in ein Faß gestecket und lebendig verbrennet; ja ihr nicht die Zeit gelassen, daß sie ihre kostbare Ringe von den Fingern gezogen, welche hernacher unter der Aschen verschmoltzen gefunden worden.

Hierüber haben alle eingeflohene Juden, so aus Hispanien vertrieben worden, inner vier und zwantzig Stunden weichen und die Stadt raumen müssen. Herr Harsdörffer in Schauplatz Jämmerlicher Mordgeschicht, Hist. 135.


II. Anlangend fürs andere die Verblendung D. Fausti, durch welche der Jud allhier vermeinet, er habe Fausti natürlichen Fuß mitgenommen u.s.f. So meldet Augustinus 1. 4. c. de Trinit. daß solches den bösen Geistern leicht seye, den Menschen Gespenst und Geplerr für die Augen zu machen, darüber sich die Leute zu verwundern haben: denn so diese irdische Leiber auf den Schaubünen und Schauspielen mit etlichen Ubungen und Künsten solche Wunder für den Leuten thun, daß die, welche es nicht gesehen haben, kaum glauben, wenn man es ihnen saget und erzehlet: wie groß und wie müglich denn ist es dem Teuffel und seinen Engeln, aus den leiblichen Elementen allerley Gestalten vorstellig zu machen, darüber sich fleischliche Menschen billich verwundern? Oder auch, daß er mit heimlichen Eingeben die äusserlichen Sinne ver[234]blendet, und mahlet ihnen etliche Bilder [267] für in dem Dunckel und Wahn ihres Gemüts, damit er sie wachend und schlaffend betriege, oder machet sie wol gar tobend oder unrichtig.

Aus welchen Worten Augustini wir lernen, daß der Teuffel die Sinne der Menschen könne betriegen, daß sie offt einen Eyd darüber schwüren, sie hätten dieses oder jenes vollbracht, da es doch nicht ist; wie allhie der Jud, der nicht anderst gemeinet, er habe dem Fausto seinen natürlichen Fuß abgeschnitten, item er trage den Fus mit sich, da es doch nicht war.

Glaubwürdig ist von etlichen berichtet worden, wie daß vor etlicher Zeit in dem Würtenberger Land ein grosser Mörder umgegangen sey, der darbey ein überaus grosser Schwartzkünstler gewesen, und kundte sich unsichtbar machen, wenn er wolte, mit Namen Nusch, für welchem sich jederman entsetzte, wenn man nur seinen Namen nennen hörte. Dieser zauberte sich auf eine Zeit bey Schorndorff zu einem alten verdürten abgehauenen Stock oder Trumm von einem Baum; als nun eine gute arme Frau hinaus in den Wald, Holtz aufzulesen gangen war, fande sie ungefehr diesen Block am Wege liegen, dachte bald ich will ihn nemen, und zu Hause schon zerhauen, name ihn auch, lude ihn auf und truge ihn mit sich: als sie aber nahe an das Thor kam, finge der Nusch an zu reden, und sprach, alte Hur stehe still, laß mich gehen, du hast mich lang genug getragen. Die arme Frau erschrack hefftig, und liesse den Stock, unangesehen daß sie so hart und schwer getragen hatte, daß ihr der Schweiß darob ausgegangen, fallen, lieffe darvon; Nusch aber verschwand.

Also kan der Teuffel die Sinne der Menschen sonderlich deren Hertzen nicht mit GOttes Wort verwahret seynd, in mancherley Wahn einführen, wie an den Hexen und blutarmen Unholden zu sehen, daß was sie vornemen und begehen, sie nicht anderst meinen, es geschehe alles natürlich, da es doch nur ein Geplerr und Phantasey ist, und gehet ihnen wie den jenigen, so den Schwindel deß Haupts haben, die vermeinen, es gehe alles um und um, da doch nichts dergleichen geschihet.

Alle der Zauberer Kunst und Macht, sagt Lactantius, 1. 2. c. 15. bestehet in dem Eingeben deß Teuffels, welcher, so er deßwegen angeruffen wird, den Leuten das Gesicht betrieget mit Verblendungen, daß sie nicht sehen was da und zugegen ist, und meinen sie sehen, was doch nicht ist.

[268]
Das 33. Capitel
[235] Das dreyunddreyssigste Capitel.
Wie D. Faustus einen Roßtäuscher betrieget.

Gleicher Weise thäte er auch einem Roßtäuscher bald hernach auf einem Jahrmarckt, der zu Pfeiffering gehalten wurde. Denn D. Faustus richtete ihm durch seine Kunst ein schönes liechtbraunes Pferd zu, mit welchem er auf den Marckt geritten kame, eben zu der Zeit da er am meinsten Kauffer zu haben verhoffte, wie denn auch geschahe; denn er bekame ihrer viel, die das Pferd feyl machten, und weiln es von schöner Höhe, darzu hüpsch proportioniret aussahe, trieben die Käuffer einander, bis letzlich D. Faustus mit einem übereinkame, der ihm viertzig Gulden paar bezahlete, darzu sich nicht anderst einbildete, er hätte einen sehr guten Kauff gethan. Ehe nun D. Faustus das Geld zu sich zoge, bittet er den Roßtäuscher, er solte das Pferd unter zweyen Tagen nicht in die Schwemme reiten, welches ihm der Roßtäuscher versprache, und eben so gros nicht darauf achtete. Ritte also darvon, und war voller Hoffnung, ein Ansehnliches darbey zu gewinnen.

Dem Roßtäuscher fället unterwegens, da er an ein fliessendes Wasser kommen, ein, was doch sein Verkauffer mit diesem möchte gemeinet haben, daß er nemlich das Pferd unter zweyen Tagen nicht solle in die Schwemme reiten, wolte es demnach versuchen, und also den nächsten Weg durchs Wasser fortreiten; als er nun fast in die Mitte deß Wassers kame, sihe, da verschwand das Pferd, der Roßtäuscher aber saß auf einem Büschel-Stroh, und hätte leicht geschehen können, er wäre in Gefahr gerahten.

[236] Der Roßtäuscher, der für Erstaunen und Schrecken nicht gewust was er thäte, nachdeme er aus dem Wasser gewadelt, laufft sporenstreichs zu ruck in den Flecken, da der Marckt gewesen, gleich dem Wirtshaus zu, da vorhero D. Faustus, als sein Verkauffer, innen gewesen, zur Zeit aber eben auf der Banck lage, und thäte als ob er fast schlieffe. Der Roßtäuscher fast rasend und ergrimmet auf ihn, da er Faustum also ligen und schlaffen gesehen, erwischet ihn beym [269] Fuß, und wolte ihn von der Banck herab ziehen, damit er ihm sein Geld wieder gebe; aber da gieng ihm der Schenckel gar aus und fiele der Roßtäuscher mit dem Schenckel rücklings in die Stuben, darauf denn D. Faustus zetter Mordio zu schreyen anhube, daß die Leute zulieffen; welches den Roßtäuscher verursachte, daß er über Hals und über Kopff davon zu lauffen begunte und den Reißaus spielte, nicht anderst meinende, er hätte dem Fausto allerdings den Fuß ausgerissen.

Anmerckung.

I. Von einem gleichen Fall, wie es allhie mit D. Fausti Roßtäuscher hergangen, meldet Herr Horndorff, Pfarrherr zu Droissig, daß zu Naumburg ein Schwartzkünstler gefänglich eingezogen worden sey, der habe bekandt, wie er zuvor her zu zweyen unterschiedlichen malen wäre gehenckt worden, wäre aber jederzeit davon kommen, indeme man an seiner Stadt jedesmal einen Strohwisch an den Galgen gehencket, der auch daran hangen geblieben. Unter andern mehr bekandte er zugleich, daß er einsten hätte einen schönen Hengst sehr theuer verkaufft, dem Kauffer aber eingebunden und verboten, daß man ihn ja nicht bald in die Träncke solle reiten, es habe aber der Kauffer gern die Ursach dessen erfahren wollen, und das Pferd bald hierauf in das Wasser geritten, zur Stund seye das Pferd zu einem Strohwisch worden; derentwegen er gantz zornig und ergrimmet wiederum zur Herberge geeilet, da er innen gewesen.

[237] Als er nun seinen Roßtäuscher oder Kauffer von fernen ersehen und ihme leicht einbilden können, was die Ursach wäre, legte er sich bald auf die Banck nieder, thäte als schlieffe er gar sehr; der Roßtäuscher, als er ihn ersehen, ergreifft ihn beym Fuß, ziehet ihn hart, in Meinung ihn desto eher aufzuwecken: allein der Fuß bleibet dem guten Roßtäuscher in Händen, erschrickt höchlich darüber, läst den Fuß fallen, und laufft aus allen Kräfften zum Thor hinaus, und dachte nicht anderst, man würde ihm deßwegen bald nacheilen, und zum Verhafft bringen.

Fast dergleichen soll auch Zyto, König Wenceslai Künstler, zu Prag gethan haben. Denn da man ihme vorhielte, er wäre arm und hätte kein Geld, ja nichts als nur seine Verblendung, gab er zur Antwort, an gutem groben Geld mangele ihm nichts: bande derowegen dreyssig Büschelein Hen zusammen, machet fette Mastschweine daraus, liesse sie neben eines reichen Beckers, genannt Michael, Behausung feil treiben, und gabe sie ihm um einen billichen Preiß; erinnerte nur dieses, [270] er solte gemach thun, und die Säu so bald nicht ins Wasser zur Schwemme treiben, dessen der ander aber entweder gar nicht geachtet, oder etwan vergessen; allein er muste sehen, daß seine Säu im Wasser ersoffen, und daß an deren Statt eitel Strohwische herum schwummen.

Der gute Mann suchet seinen Verkauffer, den Säuhändler in der gantzen Stadt, fande ihn auch endlich in einem Weinhaus den langen Weg auf einer Banck gestreckt ligen; diesen ergreifft er alsobald im Zorn beym Fuß, Willens ihn aufzuwecken, ziehet ihm aber den Schenkel aus dem Leib, gleich als eine Hand voll Stroh aus der Garbe. Zyto fängt an zu schreyen und zu klagen, läst den Becker halten, will ihn mit Gewalt zu den Richter führen lassen: und was solte der bestürtzte Becker thun? Das Beste ware, daß er dem Buben das Geld vor die Säu liesse, und noch darzu die Zech bezahlte.

Als Christoff Wagner, der gewesene Famulus D. Fausti, einsten nach Florenz kommen, und gern zween Maulesel ohne Geld gekauffet hätte, fähet ers auf diese Weise an; er gehet hin zum Mann, und fraget, ob er seine Esel verkauffen wolte? der Mann sagt ja, da sprach der Wagner, wie theuer? er bote sie ihm für funffzig Cronen. Wagner lachet, und sprach, er wolte ihm für einen fünff Cronen geben. Der Mann antwortet, und sprach, er wolte lieber daß sie der Hencker hätte, ehe er sie [238] wolte um solches Geld geben. Wagner hält immer an, und wolte nicht nachlassen, sondern gieng wieder zu ihm, und bietet ihm für einen nur vier Cronen, da er zuvor fünff geboten. Der Verkauffer wird sehr zornig, und verstehet, daß er seiner spottet, nimt einen Fuß, stösset ihn von sich, und trifft damit Wagnern an das Schienbein, welches denn also entzwey gieng. Wagner fällt darnieder und schreyet hefftig. Die Leute lauffen zu, sehen Wagnern ligen und sehr weheklagen: der Verkauffer wird gefangen, und für Obrigkeit gebracht, allda er zwar bekennet und gesagt, daß er ihn gestossen, aber nicht sehr, und schwur hoch dazu. Da liesse die Obrigkeit den Patienten besehen; es fand sich aber also, daß der Beinbruch gantz frisch war, und ward dem Thäter auferlegt, daß er sich mit dem Beschädigten solte vergleichen: da wurde es dahin gehandelt, daß er ihm die zween Maulesel gab, denn der arme Mann sonst kein Geld hatte.

Als nun Wagner die Maulesel bekommen, gab er einen dem Wundartzt, der ihn heilete, welche Cur doch nicht länger denn etwa drey Tage gewäret; den andern verwandelte er in ein schönes Pferd, bote es feil, und ließ es dem Hertzog also antragen. Als der Hertzog dieses gesehen, ließ er es ihm sonderlich wol wegen der Proportion, Farb und schönen Gang, gefallen, bezahlete ihm darfür dreyhundert Cronen: und als der Wagner das Geld weg hatte, auf den andern Tag ward [271] es wieder zum Maulesel, als er zuvor gewesen. Solcher Gestalt bekam Wagner wieder Geld, machte sich mit aus dem Staub und kundte desto besser schlemmen.

Wierus 1. 2. de præstig. Dæmon. c. 7. erzehlet von einem Gauckler und Schwartzkünstler, der als er zu Mag deburg von seinem Gauckeln nicht genug Geld gelöset, seye er unwillig worden, und habe gesaget, er wolte nicht länger auf Erden bey den undanckbaren Leuten bleiben, sondern gen Himmel fahren, und hab darauf den Zügel seines Pferdes in die Höhe geworffen, daran sey das Pferd hinauf gefahren, er aber hab sich an dessen Schwantz oder Schweiff gehalten, das Weib an seinen Mantel, die Magd an deß Weibs Rock, und seyn also gleich an einer Koppel hinauf in die Lufft gefahren.

Als nun jederman nachgesehen, und ein grosses Geschrey gemachet, seye eben ein frommer Burger darzu kommen, der hab gefraget, was das sey, was das Geschrey bedeute? und da man ihm gesagt, der Gauckler wäre mit Roß, Weib und Magd gen [239] Himmel gefahren, habe er darauf geantwortet, er hätte ihn dorten in der Gassen gesehen, da wäre er ihm begegnet, und ins Wirtshaus gegangen.

Dieser Burger sahe ihn nicht in die Lufft fahren, sondern er sahe ihn, wie es die Warheit auch war, auf der Erden gehen. Daraus man denn abnemen und verstehen mag, daß der Satan nicht einem jeglichen das Gesichte in diesem bethören und betriegen kan, daß ihnen ein Ding anderst scheine, denn es ist: denn wie einer gegen diese Dinge gesinnet ist, und Anmutung darzu hat, also geschihet ihm.

D. Salmuth gedencket, daß einsmals ein Gauckler und Schwartzkünstler zu Erffurt gewesen, welcher, damit er desto mehr Zuseher bekommen möchte, habe er einem Haushaanen einen Strohhalmen an seine Schwantz-Federn gebunden, und ihn durch alle Gassen herum geführet, und habe das Volck also verblendet und bezaubert, daß jederman gemeinet, es wäre ein grosser starcker Baum. Da nun das Geläuff sehr groß worden, und eine Magd mit einer Bürde Gras vom Felde darzu kommen, habe sie sich verwundert, was doch die Leute an dem Strohhalm sehen? und als sie deßwegen verlachet worden, hat sie es doch betheuret, es seye nichts anders als ein Strohhalm; Massen es auch in Warheit also gewesen. Durch welche Rede, dieses Zauberers und Schwartzkünstlers Verblendung und Betrug offenbar, und sein gantzer Marckt zu Boden geleget worden.

Apuleius erwehnet auch, er habe zu Athen einen Gauckler gesehen, welcher nicht allein eine Spathe oder Grabscheid, daran ein grosses spitziges Eisen gewesen, sondern auch einen Jägerspieß um ein geringes Geld habe pflegen zu verschlingen.

[272] Dannenher sagt Bodinus von solchen Gesellen insgesamt gar recht 1. 3 Dæmonom. Teutsch, p. 169: Und was haben sie (solche Gauckler und Schwartzkünstler) mehr, wenn sie schon die Leute zum Lachen bewegen, wiewol sie es auch nicht bey allen vermögen, und daß sie die Zuseher also zur Verwunderung bringen, daß sie die Mäuler darob vergessen? wie auf eine Zeit der offtbemelde und wolbekandte Zauberer Trois Eschelles, that, da er in Beyseyn einer gantzen Kirchen-Gemeinde von selbigem Pfarrherrn offentlich sagte: seht mir da den Gleißner, der sich stellet, als trüge er ein Betbuch bey sich, und trägt doch nur ein Kartenspiel. Der Pfarrherr solche Beschuldigung [240] abzuweisen oder abzulehnen, indem er will das Betbuch zeigen, sihet er daß es ein Kartenspiel ist, immassen es ihn und alle so damals gegenwärtig waren, bedauchte; wirfft derohalhen solches gantz erstaunet und zugleich beschamet zu Boden, und gehet nach Haus.

Bald darauf kommen andere hinzu, welche das Bet buch aufheben, das doch in ihren Augen nimmermehr weder Form oder Gestalt einer Karten hatte.

[273]
Das 34. Capitel
Das vier-und-dreyssigste Capitel.
D. Faustus verkaufft fünff fette Schweine, eine um sechs Gulden.

DAs Geld vom Roßtäuscher wärete nicht lang, muste demnach D. Faustus auf ein neues zu überkommen bedacht seyn, wie er auch thäte. Denn er ward einsten ein Säutreiber, rüstete ihm fünff starcke gemeste Schweine zu, die triebe er auf einen Marckt, in einem nahgelegenen Städtlein:

Nota: D. Fausti Famulus, Christoff Wagner, meldet in seinem Schreiben an einen seiner guten Freunde, wie er der Säutreiber gewesen, sein Herr aber sey hernacher kommen, und der Kauffman oder Verkauffer gewesen.

Es stunde nicht lang an, da erschienen zween Müller und ein Wirth, diese handelten nun um die Schweine, und wurden endlich miteinander eins, daß sie die Schweine kauffen und unter sich theilen wolten, weiln dergleichen sonst nicht auf dem Marckt gewesen; wurden also mit D. Fausto, dem Verkauffer eins, die fünff Schweine für dreyssig Gulden zu bezahlen. Faustus, der wol wuste, was es für Schweine wären, bate die Käuffer, sie solten [241] die Säu nur auf dem Land hintreiben und nicht sobald in die Schwemme führen.

Da begabe sichs aber, daß sich die Säu unterwegens in dem Koth wältzeten und besudelten, daß der Treiber gezwungen wurde, sie in die Schwemme zu treiben: aber alsobald verschwanden sie darinnen, und schwummen in dem Wasser fünff Strohwisch empor, welches denn sobald den Kauffern ward angesaget, die nun nicht wusten wie sie ihrem Leide thun solten, zumaln sie nicht ersinnen kundten, wie solches zugegangen wäre, noch auch rathen, wie sie sich ihres Schadens an dem Verkauffer erholen solten, denn sie wusten nicht wo dieser anzutreffen wäre.

Anmerckung.

I. Diß ist die dritte Verwandlung, oder vielmehr Verblendung, zu welcher der Teuffel dem D. Fausto willfährig gewesen. Nun ist [274] hierbey die Frag, ob noch heutiges Tages durch deß Teuffels Hülffe die Zauberer, Hexen und Unholden, nicht allein sich selbst, sondern auch andere Menschen, können nach ihrem Gefallen in einem Augenblick in Katzen, Hunde, Wölffe, und andere unvernünfftige Thiere verwandeln.

In den mitternächtigen Ländern, schreibt Olaus M. daß sich die Leute in der Christnacht in Wölffe verwandeln, und grossen Schaden thun, andere anfallen, zerreissen, und so gar der jungen Kinder nicht verschonen. In Teutschland hat man auch unterschiedliche Exempel, daß Hexen und Zauberer sich in Wölffe verwandelt haben, und wenn sie verwundet, oder daß ihnen eine Patten ab gehauen worden, hat sich befunden daß es Menschen Hände oder Füsse gewesen.

Also haben sich auch zwo Hexen, welche gesehen, daß ein armer Weinführer sein Geld in seinen Schubkarren verkeulet, sich in Schweine verstellet, ihme nächst der Stadt Würtzburg fürgewartet, verjagt und mit ihren Waffen den Schubkarren zerbrechen wollen: ungefehr aber hat sie ein Wildschütz begegnet, und die eine darvon geschossen; welche alsobald wieder zu [242] ihrer ersten Gestalt kommen, und erwiesen, daß sie ein altes Weib gewesen.

Hiervon fragt sich nun, ob solches mit natürlichen Ursachen geschehen könne, wie etliche wollen, oder ob solches eine Verblendung?

Denn daß solche Verwandlung warhafftig und dem Wesen nach geschehen soll, davon finden wir nicht allein in heiliger Schrifft nichts, und kan auch mit dem Exempel Nebucadnezars nicht bewiesen werden.

Denn wenn wir die Geschicht von ihm, Danielis im vierdten, recht betrachten, so findet sichs, daß seine Verwandelung nicht geschehen sey seinem Leibe nach, und warhafftig und wesentlich, sondern allein nach seiner Vernunfft, da er gleich worden ist den Thieren auf dem Feld, die unvernünfftig auf demselben herum lauffen: denn wir lesen allda nichts, daß er zu einem Ochsen oder anderm Thier sey worden, sondern daß er von den Menschen seye abgesondert worden, und daß er wie die Ochsen das Gras geessen. Von den Menschen aber ist er abgesondert worden um seiner Unsinnigkeit und Wütens willen: daher er selbsten hernach gesagt: Nach dieser Zeit hub ich Nebucadnezar meine Augen auf gen Himmel, und mein Verstand ward mir wieder gegeben. Darvon Hieronymus also sagt: quando dicit, sensum sibi redditum, ostendit non formam se amisisse, sed mentem, das ist, indem er sagt, daß er seinen Verstand habe wieder bekommen, zeiget er an, daß er sein Wesen nicht hab verloren, sondern nur seine Vernunfft.

Sondern es ist auch diese wesentliche Verwandlung wider die heilige Schrifft, als welche solche wesentliche Verwandlung der Creaturen [275] nicht dem Teuffel, deme sie unmüglich ist, sondern GOtt zuschreibet.

Daß deß Loths Weib um ihres Unglaubens und Ungehorsams willen in eine Saltzseule verwandelt worden, das hat GOtt gethan, wie zu lesen im ersten Buch Mosis im 19, v. 26. (D. Walther in seiner Propheten Postill, p. 892. sagt hiervon also: durch solche Verwandlung ist sie augenblicklich gestorben, lebendig und tod gewesen: und solches ist geschehen aus Göttlicher Allmacht, zur Straff der unglaubigen Seelen, Sap. 10. 7. und nicht vom Teuffel.)

Daß Aarons Stab in Egypten in eine Schlang, und das Wasser in Blut ist verwandelt worden, das hat der Finger [243] GOttes gethan, aus dem andern Buch Mosis im 10. vers. 20.

Daß das Wasser zu Cana in Galilæa in guten Wein verwandelt worden, das hat der ewige Sohn GOttes, der HERR Christus gethan, beym Evangelisten Johanne im andern, v. 9.

Derowegen so ist solche Verwandlung der Menschen in Wölffe, Katzen, Hunde, u.s.f. keine warhafftige und wesentliche Verwandlung, sondern eine Verblendung deß Teuffels, der seiner Werckzeuge, der Zauberer und Hexen Sinn und Vernunfft also verwirret, daß sie meinen, sie seyn Wölffe, Katzen, und dergleichen, auch also von andern darfür angesehen werden.

Augustinus gibt hierauf einen feinen Bericht, wenn er unter andern also spricht 1. 18. de C. D. c. 18. Hæc aut falsò narrantur, aut ludificationibus Diaboli fiunt; solche Dinge seynd entweder erdichtet und falsch, oder es ist deß Teuffels Gespenst und Betrug gewesen.

Wenn man aber gleichwol einwendet, es seyn nicht alles Poetische Fabeln und Gedichte, dass bisweilen die Menschen in Wölffe und andere Thiere verwandelt worden, wie von der Medea, von der Circe bekandt ist, sondern etliche der Dinge verhalten sich in der wahrheit auch also. Denn man habe es aus der Erfahrung, dass Menschen zu Wölffen, und zu andern dergleichen unvernünfftigen Thieren seynd worden: darauf ist mit oberwehntem Kirchenlehrer zu antworten, daß solche Dinge im Grund nichts anders seyn, denn nur allein ludificationes Dæmonum, deß Teuffels Gespenst und Betrug, und seine Blendung, darmit er die Menschen bethöret, daß sie das für gewiß und wahr halten, was an ihm selbst und im Grund nichts ist.

Und dieses ist dem Satan leichtlich zu thun; denn er kan aus GOttes Verhängniß die Menschen bezaubern und bethören, daß sie etwan ein Gespenst in dieses oder jenes Thiers Gestalt für ein warhafftiges Thier ansehen, und meinen es sey ein Thier, da es doch keines ist: ja sich selbst wol für ein solch Thier ansehen, und ihnen dergleichen [276] einbilden.

Also schreibet abermals Augustinus unter andern, daß zu seiner Zeit in Italia Weiber gewesen, welche den vorüber Reisenden einen beschwornen oder bezauberten Käs dargegeben, von welchem, wo sie geessen und seiner zur Speise genossen, [244] seyn sie von Stund an in Pferde und andere grosse Lastthiere verwandelt worden, die etwas auf sich nemen und tragen müssen, bis daß sie solches verrichtet; alsdenn haben sie ihren Verstand und Gestalt wiederum bekommen.

Ingleichen lieset man von einem paar Ehevolck, die hatten eine schöne Tochter, welche dergestalt bezaubert wurde, daß sie gäntzlich meineten, ihre Tochter wäre zu einer Kuh worden, denn sie kondten keine andere, als eine natürliche Kühe-Gestalt an ihr sehen, und nichts anders fühlen, denn natürliche Hörner, Hals, Beine und Haut einer Kuh, führeten sie derohalben zu einem heiligen Mann selbiger Zeit, Namens Macarius, der ein Einsiedler war, und klagten ihme mit Thränen, daß ihre einige Tochter, die sie mitführeten, wäre zur Kuh worden, und baten ihn, er wolte doch für sie zu GOtt bitten, daß sie wiederum ihre vorige menschliche Gestalt bekommen möchte. Da nun der gute Altvatter sie also reden höret, sprach er, ihr möget gleich sagen was ihr wollet, ich sehe eine Jungfrau und keine Kuh: also bate er GOtt, daß er den Eltern ihre Augen wieder eröffnen wolte.

Hierüber sagt D. Luther in seiner Postilla: ist das nicht ein grosser Gewalt deß Teuffels, der die Leute also bezaubern kan, daß sie nicht anderst sehen und greiffen können denn eine Kuh, und ist doch nicht eine Kuh, sondern ihre Tochter?

Eine Histori von einem vermeinten Beerwolff oder Weerwolff erzehlet Georgius Sabinus: Man hält es, spricht er, allhier in Preussen darfür, daß etliche Menschen zu Wölffen sollen werden, und ist nicht gar lang ein solcher allhie gefangen worden, und zu dem Hertzogen in Preussen von den Bauren gebracht, die darüber geklagt, daß er ihrem Vieh grossen Schaden mit Würgen und Reissen gethan; und beschreibet denselben Sabinus folgend, erzehlet auch wie es mit ihme hergangen. Es war, spricht er, ein heßlicher greulicher Mensch, wie ein wild ungeheuer Thier, und hatte viel heßliche Wunden und Narben unter dem Angesicht, und sagt man, daß ihn die Hunde also zugerichtet und gebissen hätten, wenn er zu einem Wolff worden wäre.

Da er nun von etlichen aus Befehl deß Hertzogen gefragt worden, was und wie es eine Gelegenheit oder Beschaffenheit mit ihm hätte? darauf er geantwortet, daß er deß Jahrs zweymal zu einem Wolff würde; einmal um Weihnachten, das anderemal um Johannis, nach Pfingsten: um dieselbige Zeit [245] aber würde er gar verwandelt, und [277] müsse alsdenn als ein anderer Wolff in der Wildniß und Gehöltz, unter und mit andern Wölffen lauffen, reissen, wüten und toben. Ehe ihm aber die Wolff-Haare wüchsen, und er rauh und gar verwandelt würde, so komme ihn vorher ein grosses Schrecken und Traurigkeit an, die er am gantzen Leib fühlete.

Dieses hat man dazumal, allermassen es von ihm erzehlet, dafür gehalten, daß deme auch also seye; man hat aber der Sachen gewissen Grund wollen erfahren, ob nicht etwan ein Betrug möchte darunter seyn. Hierauf hat man ihn eine gute Zeit gefangen gehalten, und den Hütern oder denen so ihn im Gefängniß bewacheten und bewahreten, ernstlich auferleget, daß sie ja eben und fleissige Achtung auf ihn geben und halten solten, ob er seinem Berichten nach auf ernannte Zeit zu einem Wolff würde. Aber da ward kein Wolff aus ihm, sondern ist und bleibet eben der heßliche und ungeheure Bauer, wie er in das Loch gestecket worden.

Und schliesset Sabinus darauf und spricht: daraus ist nun kundt und offenbar, daß es ein lauter gedichtet Ding und Phantasey seye, was man von den Bär- oder Wärwölffen vorgiebet und sagt; und daß es deß Teuffels Gespenst sey, dadurch sie bethöret und betrogen, also dencken und meinen, daß sie zu Wölffen werden, da es doch eitel Betrug und Teuffelsgespenst ist, die Leute also zu äffen und umzuführen.

Ist also die Verblendung nicht eines wesentlichen Wolffs, sondern eines falschen Scheinbild, und weiß man wol, daß sonsten melancholische Leute ihnen dergleichen abentheurliche Sachen einbilden, sich in Wäldern und Einöden aufhalten, zu Nachts aber wie die Wölffe hervor lauffen und den Menschen und Viehe schaden wollen, ob sie gleich keine Wolffs-Gestalt an sich haben.

Daher auch dieses entstehen mag, wenn einen ein rasender oder wütender Wolff gebissen hat, daß solcher Biß ihn der Wolffs-Art theilhafftig machet; wenn er ihm nemlich solches hart und vest einbildet. Also hat ihr eine Dirne zu Preßlau in Schlesien eingebildet, sie sey eine Katz worden, weil sie von einem Katzenhirn geessen. Ein anderer so viel Geißmilch getruncken, hat ihm eingebildet, er müsse Gras und Kraut essen, wie eine Geisse.

Dass aber solche Verwandlung wesentlich beschehe, sagt Herr Harsdörffer im Schauplatz Jämmerlicher Mordgeschicht [246] Hist. 126. ist der Göttlichen Ordnung unter den Geschöpffen zu entgegen, und kan der böse Geist nicht eines in das andere verkehren; welche Kranckheit sonsten Lycanthropia oder Lupina Insania genennet wird, darvon aber bey den Medicis.

Diesem nach seynd solche Wolff-Menschen krancke und melancholische [278] Leute, welche ihnen einbilden, daß sie solche Thiere seyn und alles zerreissen und auffressen müssen: Massen zu Würtzburg ein solcher in das Gefängniß kommen, der ausgesaget, es sey kein besseres Fleisch als Menschen-Fleisch, und wer solches einmal gekostet, nicht mehr darvon ablassen könne.

A. Lercheimer im Bedencken von Zaub. c. 12. schreibt, er sey einsmals nebenst einem guten Freund in eines Landvogts Haus kommen, der einen Bärwolff (wie man solche Leut auf teutsch pflegt zu nennen) gefangen hielte. Den habe er nun lassen für sich kommen, daß sie Gespräche mit ihm hielten und sich erkundigten, was es doch für ein Handel mit solchen Leuten wäre.

Der Mensch geberdete sich wie ein Unsinniger, lachete, hupffete, als wenn er nicht aus dem Thurn, sondern von einem Wolleben herkäme; bekandte nebens vielen andern teuffelischen Betrug und Gespenst, daß er am Ostertag Nachts daheim bey seinem Gesinde wäre gewesen in Wolffs-Gestalt, welches Ort mehr denn zwantzig Meilen von dannen war, und ein Fluß dazwischen zweymal so breit als der Rhein bey Cölln. Sie fragten, wie kamest du aber übers Wasser? er antwortet: ich floge darüber. Wie kamest du aus dem Gefängniß? ich zog die Füsse aus dem Stock, und flohe zum Fenster hinaus. Was thätest du bey den Deinen? ich gieng umher, besahe wie sie lagen und schlieffen. Warum kehrest du denn wieder ins Gefängniß? ich muste wol, mein Meister wolte es so haben. Rühmete seinen Meister sehr. Da sie ihm sagten, das wäre ein böser Meister, sprach er: könnet ihr mir einen bessern geben, den will ich annemen. Er wuste von GOtt so viel als ein Wolff. Es war ein erbärmliches Ding den Menschen anzusehen und zu hören.

Eben dieser Author schreibet am gedachten Ort: kurtz zuvor war es geschehen selbiges Orts, daß ein Bauer in deß Vogts Haus kam, und asse da zu Nacht. Nachdem er wol geessen und getruncken, fällt er plötzlich von der Banck hinter sich, als wenn ihn der Tropff schlüge. Der Vogt der das Ding, [247] wie er meinet, verstund, ließ ihn also liegen unangerühret, hiesse das Gesind schlaffen gehen. Deß Morgens fand man vor der Stadt, auf der Weyde, ein tod Pferd, war mit einer Sensen mitten von einander gehauen, und die Sense lag dabey.

Der Vogt liesse den Baurn, seinen Gast, einziehen; der bekennet, er habs gethan, es sey eine Hexe da umher geflogen, wie eine Liechtflamme, welchen die Wärwölffe feind seyn, und müssen sie verfolgen, nach dieser hab er gehauen mit der Sense: da sie sich aber unters Pferd verborgen, das eben da gegangen und gegraset, seye der Hieb durchs Pferd gangen. Also hat der Mensch bekandt, das er nicht gethan, [279] sondern das ihm getraumet hatte, wie auch der vorige. Jener lag mit Leib und Seel eingeschlossen im Thurn, darum kundte er nicht über zwantzig Meilen daheim seyn; dieser lag mit Leib und Seel die gantze Nacht über in der Stuben, darum kundt er nicht draussen auf dem Feld seyn, daß er die That begienge. Der Teuffel hats gethan, und es ihm im tieffen Schlaff und Traum so starck eingebildet, daß er gemeinet und bekandt, es sey sein Werck. Ist doch drauf verbrennet worden.

Weßwegen der vorneme Theologus. D. Danhauer, im Evangelischen Denkmal p. 599. hiervon nachdencklich schreibet: ob nun dergleichen Metamorphoses und Verwandlungen der Menschen in Wölffe durch die Natur müglich, das übergeben wir den Philosophis auszufechten: gleichwol hat die Experienz dergleichen Exempla für die Augen gebracht, sonderlich an Hexen und Unholden, die sich in allerhand zahme und wilde Thier und nament lich auch in Wölffe metamorphosiret und verkehret, Viehe angefallen, und grossen Schaden gethan. Das mag aber durch die Schwartzekunst und Zauberey, und Verblendung also geschehen seyn.

Peter Burgott und Michel Verdung gestunden vor Gericht, sie hätten GOtt verlaugnet, und sich dem Teuffel ergeben: sie wären miteinander in den Flecken Charlon gangen, hätten mit Liechtern aus grünem Wax, von dunckler Flamm und blaulecht, getantzt, und dem Teuffel geopffert, sich darauf gesalbet, und wären also zu Wölffen worden, über alle massen schnell gelauffen; bald wieder Menschen und wieder Wölffe geworden, auch dergestalt mit den Wölffinnen zu thun gehabt, und solche Lust empfunden, als wie von Weibern Burgott bekandte auch, er hätte einen Knaben von sieben Jahren mit [248] seinen Wolffszähnen und Klauen umgebracht, wolte ihn auch gefressen haben, wenn ihn die Bauren nicht verjaget hätten. Verdung bekandt, er hätte ein Mägdlein, das im Garten Erbsenschotten gebrochen, erwürgt, davon ihn der Herr von Cuvee abgetrieben: sie beyde hätten sonsten vier Mägdlein gefressen, und sonderlich darbey deß Orts, der Zeit, und deß Alters der Kinder gedacht. Bodinus in Dæmonom. Teutsch. p. 120.

Zu Lüttich seynd Anno 1610. zween Zauberer gerichtet worden, die sich zu Bärwölffen machten, und sonderlich viel Kinder tödeten, hatten einen Knaben bey sich von 12. Jahren, welchen der Satan zum Raben machte, wenn sie den Raub zerrissen und gefressen.

D. Schultheiß erzehlet in seiner Instruction, f. 86. daß zu Gesicke ein solcher Wärwolff mit seiner Frauen ausgegangen, Holtz zu suchen; da habe der Mann sich absentiret, und hab darauf in Gestalt eines [280] Wärwolffs seine Frau selbst angefallen, welcher er zwar nichts thun können, sondern nur blos ihren roten Rock zerrissen, und darnach sich bald in menschlicher Gestalt wieder sehen lassen, und habe der Mann die Fäslein ihres roten Rocks noch in seinem Bart befunden, sey endlich justificirt und alles in Warheit befunden worden.

Daß aber die Verwundung sich an deß Zauberers oder der Hexen Gestalt befindet, beschiehet würcklich auch durch den bösen Feind an deß Zauberers Leibe, sagt oben gedachter Herr Harsdörffer. d. l.

Philipp ein Schuhflicker zu Ferrar, betheuerte mit einem Eid vor Gericht, es hätte ihn eine Unholdin vor etlichen Monaten also betrogen, daß sie ihm befohlen, er solte die Katz nicht beschädigen, noch ihr wehren, die etwan liebkosend und spielend zu dem krancken Knaben, dem sie helffen wolte, und den sie auch vielleicht zuvor verhext, würde kommen. Da sie nun ihres Weges gangen, sahe er und sein Weib eine grosse Katz, die sie zuvor nie gesehen, zu dem Knaben eilen: und weil sie sich fürchteten, trieben sie diesselbe zum öfftern ab, wurden doch letzlich ungehalten, daß sie so offt wieder kommen. Drum schloß der Mann die Thür zu, triebe die Katz mit einem Knebelspieß von einem Ort zum andern, und gab ihr gute Stöß, bis er sie durch das Fenster hinaus sprengt, daß sie auf den Boden fiele und für tod da lage. Es befand sich aber, daß dieselbige alte Vettel kranck, zerschlagen, und am gantzen Leib zerpleuet zu Bette lag.

[249] Im Berner Gebiet war ein vornemer Schwartzkünstler, Schaf genannt, der sich offentlich rühmete, wie er nach Belieben seinen Feinden unter den Händen entgieng, und sich in eine Maus verstellte: man sagt auch, er wäre seinen Todfeinden mehr denn einmal also entwi schet.

Da aber die Gerechtigkeit GOttes an seiner Bosheit ein Ende machen wolte, wird er endlich von seinen Feinden in einer Stuben bey dem Fenster, als er sich nichts Böses traumen ließ, mit Spies und Degen erstochen, und starb elendiglich wegen seiner Unthaten.

Nicol. Remigius Garzonus, und andere schreiben von dem Großhertzogen in Reussen, daß er einen solchen Bärwolff gefangen, und von ihm begehret habe, er soll sich seinem Gebrauch nach in ein solch Thier verwandeln. Es geschihet: da er nur eine kleine Zeit in einem andern Gemach allein ist, und seine Kunst probiret, stehet er da in Gestalt eines grossen Wolffs, mit feurigen Augen und bleckenden Zähnen, mit Aufsperrung deß Rachens und Schlundes, daß der Großhertzog samt allen den Seinigen ihn mit Verwunderung angesehen: aber ermeldter Großhertzog lässet zwey starcke und grosse Docken oder Hunde herkommen, die zerreissen ihn, ehe er die Macht hat sich wieder in einen Menschen zu verändern, in etliche hundert Stücke.

[281] Da ich in meiner Jugend, Anno 1547, zu Franckfurt an der Oder studirte, schreibet vorgedachter Lercheimer, c. 12. f. 27. truge sichs zu im August-Monat, daß im Lande zu Meckelburg, bey den Edlen von Moltzanen, aus ihrer Nachbarschafft von ihren Unterthanen ein grosser Rüde mit einem weissen Halsband in ihren Hof kam gelauffen: den fallen nun bald die Jaghunde an, und beissen auf ihn zu. Da sie ihm aber nichts abgewinnen kundten, kommen die Stallbuben auch mit Gabeln und Spiesen gelauffen, schlagen und stechen auf ihn zu. Da wird er alsobald ein Mensch, ein alt Weib, die bittet um Gnade, man wolle ihrer verschonen, ward darauf angegriffen, und gefäng lich eingezogen.

Diß war eine Verblendung der Augen, welche in dieser Geschicht nicht allein den Menschen, sondern auch den Hunden wiederfuhre: und hat der Teuffel zu diesem Hunds-Gespenst dem Weib gerahten und geholffen, bis sie dardurch ins Gefängniß kommen; da hat ers weit genug mit ihr gebracht, und sie verlassen.

[250] So zeigen nun diese Exempel klärlich an, wenn der Zauberer und Hexen Leib eine andere denn Menschliche Gestalt haben, daß es denn ein Gespenst seye: und wo solch gespenstig Thier an einem Fuß oder an einem Glied verletzet wird, so werde der menschliche Leib verletzet.

Dessen zu mehrerer Bestättigung, schreibt Bodinus abermal Dæmonom. Teutsch. p. 121. die Unholden zu Vernon pflegten offt in Gestalt der Katzen in einem gar alten Schloß ihre Kurtzweil zu treiben: und als ein Mann oder fünffe sich unterfiengen daselbst über Nacht zu bleiben, musten sie einen scharffen Katzen-Krieg ausstehen, darüber ihrer einer Tod geblieben, die andere alle viel Wunden empfangen: aber sie verwundeten auch viel Katzen, und befand sich, daß viel Weiber verwundet wären.

In dem Maleficarum wird gelesen, daß nicht weit von Straßburg in einem Städtlein, einer habe Holtz auf der Gassen gehauen oder gespaltet; auf diesen seynd drey Katzen feindlich zugesprungen, er aber habe sich gewehret, und alle drey verletzet und verwundet, und seyn dieselbe Stund drey vorneme Weiber daselbst in ihren Häusern verwundet worden. Als er nun der That halben angeklagt worden, hab er sich entschuldiget, er sey in ihre Häuser gar nicht kommen, und zur selben Stund nicht Menschen, sondern Katzen auf der Gassen verletzet.

Darvon urtheilet nun der Author desselben Buchs nicht unrecht, daß der Teuffel selbst in Gestalt deß Holtzhauers diese Weiber verwundet habe: die drey Katzen aber, die sich an ihn gemacht, seyn [282] deß Teuffels Verblendung gewesen.

In Flandern ward ein solcher Wolff mit einem Pfeil in die Hüffte geschossen; und fand sich ein Bauer mit dem Pfeil noch in der Hüffte kranck zu Bette liegen: auch erkandte der Schütz den Pfeil, daß er ihn nach dem Wolff geschossen.

Job. Fincelius l. 11. de Mirabil. schreibet, man habe zu Padua einen solchen Bärwolff gefangen, und als man ihm Händ und Füsse abgehauen, wäre er zu einem Mann ohne Händ und Füsse worden.

[283]
Das 35. Capitel
[251] Das fünff-und-dreyssigste Capitel.
Wie D. Faustus zu Leipzig mit gar leichter Mühe ein grosses Faß mit Wein aus den Keller brachte und solches durch eine Wettung gewane.

ES studirten damals zu Wittenberg etliche vorneme Polnische von Adel, welche mit D. Fausto viel umgiengen, und seiner gute Kundtschafft hatten; Nun war eben zu der Zeit die Leipziger Messe, verlangten demnach sehr, theils dieselbe einmal zu besuchen, von welcher sie oft viel gehöret, zum Theil, weilen etliche gedachten allda von ihren Landsleuten Geld zu erheben, oder doch eine Weile aufzunemen, dorthin zu kommen: Gelangten derohalben bittlich an D. Faustum, er wolte doch, wie sie wol wüsten daß ers köndte, mit seiner Kunst so viel zu wegen bringen, und verschaffen, daß sie dahin kommen und gelangen möchten.

D. Faustus wolte sie keine Fehlbitte thun lassen, und verwilligte solches, verschaffte durch seine Kunst, daß deß andern Tags vor der Stadt heraus ein mit vier Pferden bespannter Land-Wagen stunde, auf welchen sie getrost aufsassen, und in schnellem Lauff fortfuhren: Kaum aber waren sie etwan bey einer Viertelstund fortgerucket, da sahen sie sämtlich über zwerch Feldes einen Hasen lauffen, welcher denn gleich Anlaß gabe hieraus furchtsame Gedancken zu schöpffen, und daß dieses ein böses Zeichen bey ihrer Reise seyn würde, wie sie denn mit diesen [252] und andern Discursen etliche Stunde zu brachten, daß sie also noch vor Abends mit ihrer grossen Verwunderung in Leipzig ankamen.

Folgendes Tages besahen sie die Stadt, verwunderten sich über die Kostbarkeiten der Kauffmannschafft, verrichteten theils ihre Geschäffte, und als sie nahe zu ihrem Wirtshaus wieder kamen, namen sie war, daß gegen über in einem Weinkeller die so genannten Wein- oder Bier-Schröter allda ein Faß Wein, sieben in acht Aimer haltend, aus dem Keller schroten oder bringen wolten, vermochten aber doch solches nicht, wie sehr sie sich auch deßwegen bemüheten, bis etwan ihrer noch mehr darzu kämen.

[284] D. Faustus und seine Gesellen stunden da still und sahen zu; da sprach D. Faustus (der auch dieses Orts wolte seiner Kunst wegen bekandt seyn) fast hönisch zu den Schrötern: wie stellet ihr euch doch so läppisch darzu, seynd euer so viel, und könnet ein solches Faß nicht zwingen? solte es doch einer wol allein verrichten können, wenn er sich recht darzu schicken wolte!

Die Schröter (wie es denn ein unnützes Gesindlein um sie ist) waren über solcher Rede Fausti recht un willig, wurffen, dieweil sie ihn nicht kandten, mit herben Worten um sich, unter andern: wenn er es denn besser, weder sie, wüste solch Faß zu heben, und aus dem Keller zu bringen, so solte ers in aller Teuffel Namen thun, was er sie viel zu vexiren hätte? unter wärendem diesen Handel kommt der Herr deß Weinkellers darzu, und vernimt bald die Ursach, und sonderlich daß der eine (Faustus) gesaget, es köndte das Faß einer wol [253] allein aus dem Keller bringen, spricht derohalben halb zornig zu ihm, wolan, weil ihr denn so starcke Riesen seyd, welcher unter euch das Faß alleine wird herauf und aus dem Keller bringen, dessen soll es seyn.

D. Faustus war nicht faul, und weiln eben etliche Studenten darzu gekommen, ruffet er diese an zu Zeugen dessen das vom Weinherrn ist versprochen worden, gienge also hinab in den Keller, und satzte sich recht auf das Faß, gleich als auf einen Bock, und ritte, so zu reden, das Faß nicht ohne männigliches Verwundern herauf: darüber denn der Weinherr sehr erschrocken; und ob er wol fürgewendet, daß dieses nicht natürlich zu gienge, muste er doch sein Wort und Versprechen halten, wolte er anderst nicht den Schimpff zusamt dem Schaden haben. Liesse also das Faß mit Wein dem D. Fausto folgen, der es denn seinen Gesellen, zugleich auch denen Zeugen, den Studenten zum Besten gegeben, welche bald Anstalt ge macht, daß das Faß in das Wirtshaus geliefert worden, wohin sie noch mehr andere gute Freunde erbetten, und sich etliche Tage davon lustig gemachet, so lang ein Tropffen Weins im Faß gewesen.

Anmerckung.

[285] I. Diese abermalige Verblendung, die der Teuffel dem D. Fausto zugefallen gethan, bedarff allhier nicht ferners Erinnerns, zumaln bereits an andern Orten darvon ist Meldung gethan worden: gleichwol wollen wir auch aus dieser Histori besehen, was darvon zu halten, daß der Gesellschafft bey ihrer Abreise ein Has über den Weg gelauffen, und sie derwegen dieses für kein gutes Omen oder Zeichen bey ihrer vorhabenden Reise gehalten.

Mit einem Wort zu sagen, wenn etwan einem Früh Morgens zum ersten Schritt und Tritt aus dem Haus, [254] ein alt Weib begegnet, oder bey einer Reise einem ein Has, oder Wolff, über den Weg laufft, und man will dieses für ein böses Omen oder Zeichen halten, so ist das eine zauberische Phantasey, welche von GOtt mit Ernst verboten, und in GOttes Wort unter die Zauberey mitgesetzet wird.

Denn so spricht der HErr im dritten Buch Mosi im 19. v. 31. Ihr solt euch nicht wenden zu den Warsagern, und forschet nicht von den Zeichendeutern. Wenn ein Mann oder Weib ein Zeichendeuter seyn wird, die sollen deß Todes sterben, man soll sie steinigen, ihr Blut sey auf ihnen, Cap. 20. v. 27. und im fünfften Buch Mosi im 18, v. 10. 11. 12. stehet: es soll unter dir (Israel) nicht gefunden werden ein Zeichendeuter, denn wer solches thut, der ist dem HErrn ein Greuel.

Und das auch um deß Aberglaubens willen, der sich darbey befindet; welcher Aberglaub eine gar nahe Verwandschafft hat mit der Zauberey. Darum wenn du einen aberglaubischen Menschen sihest, der so leichtsinnig ist, daß er bald diesem bald jenem Narrenwerck Glauben zustellet, so gedencke, daß es bald um ihn geschehen sey, daß er könne ein Zauberer und Schwartzkünstler werden, sagt der geistreiche Herr Arnd, de Superstit. c. 1.

Und warum solte eben allein deß Hasen, Wolffs, Begegnen etwas Böses bedeuten, und andere Thiere oder Menschen nicht, da sie doch eben vielleicht auf diese Weise begegnen wie diese? Zudem, ists eine grosse Sünde, aus dem Begegnen eines alten Weibs, oder sonst eines Menschen der gebrechlich, einäugig, oder gar blind und lahm ist, etwas Böses bedeuten; weil es ja Christen seynd, und eben sowol nach GOttes Ebenbild erschaffen, und in desselben Namen getaufft. Solte man nun aus deren Begegnen etwas Böses ohne Ursach deuten, würde man sich nicht solcher Gestalt an GOtt dem HErrn, als ihrem Schöpffer, und an Christo, dessen Glieder und Gliedmassen sie seynd, vergreiffen?

Der Mensch, u.s.f. der dir begegnet, machet dir keinen bösen Tag, sondern wenn du in Sünden lebest. Darum wenn du ausgehest, so hab da allein Acht auf, daß dir keine Sünde begegne, denn die ists [286] allein, die dich untertritt; ohne die kan uns der Teuffel selber kein Leid thun, spricht Chrysostomus: zu dessen Zeiten der Teuffel die Menschen auch schon mit diesen aberglaubischen Wahn bethöret hat, Homil. 21. ad Popul. Antioch. T. 5.

[255] Darum lasse man solche teuffelische Deutungen fahren, und traue GOtt dem HErrn und seinem wahren Wort mehr, als dem Teuffel. Der HErr hat seinen Engeln befohlen über uns, daß sie uns behüten sollen auf allen unsern Wegen, daß sie uns auf den Händen tragen, und wir unsern Fuß nicht an einen Stein stossen. Psalm 91. v. 11.

Wenn wir uns darauf verlassen, so dürffen wir uns für keinem Unglück fürchten, sondern können getrost seyn, und diese sichere Deutung machen: Es soll mir ohne GOttes Willen kein Haar von meinem Haupt fallen, Matth. 10. v. 30. darum kan mir auch ohne seinen Willen kein Unglück begegnen. Es begegne mir wer da will, so kan er mir ohne GOttes Willen kein Unglück zufügen. Der Teuffel mag mit seinen aberglaubigen Zeichen und Deutungen schrecken wen er will, mich soll er damit nicht betrüben; denn GOtt der HERR ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht, denn GOTT der HERR ist meine Stärcke, und mein Psalm, und ist mein Heil, Esaiæ am zwölfften, vers 2.

Hieher und unter diese Frag gehören auch noch andere aberglaubische Zeichen, auf welche ihrer viel Acht haben, und daraus Böses oder Gutes weissagen wollen, das ihnen begegnen werde: als wenn etwan das Saltzfaß auf dem Tisch umfällt, und das Saltz, oder auch sonsten der Wein verschüttet wird, bedeute es dem Verschütter ein Unglück, oder einen Zanck und Streit. Wenn manchem ein Bissen aus dem Mund fällt, sagen sie, dies ist mir entweder nicht gesund, oder nicht gegönnet. Also wenn einer nüchtern und Frühe Morgens, indem er zum Haus ausgehet, nieset, soll es etwas sonderliches bedeuten: item wenn einer sitzet, und ein Bein über das ander schlägt: wenn einer bey seinem ersten Austritt anstösset: wenn Käiser Augustus die Schuhe verwechselte, besorge te er sich eines Unglücks: wenn die Hunde heulen: wenn einem der Ring entfallt, den er der Braut an den Finger stecken wollen; und was deß Dinges mehr seyn mag, daraus manche aberglaubische Leute ihnen nichts Gutes weissagen und propheceyen wollen, u.s.f.

Und gemeiniglich, wie Bodinus sagt, widerfähret aus gerechter Straff GOttes einem das Unglück, welches er ängstiglich sorgend glaubet, der es aber nicht achtet, was nicht zu achten ist, nimmermehr.

[256] Daher lieset man von Julio Cæsare, daß er solcher Zeichendeuterey nie nichts geachtet, ihme auch derentwegen, wie doch seine [287] Deuter vorsageten, nie nichts Ubels begegnet. Denn da er bey seiner ersten Anlendung in Africam, als er aus dem Schiff ans Land springen wollen, aufs Maul gefallen, und dieses von etlichen Warsagern für ein böses Omen gehalten wurde, hat ers ihme zu einer tröstlichen Bedeutung gezogen, denn er in das Gras gebissen und gesagt: En teneo te Africa, nun Africa, habe ich dich, halte ich dich mit meinen Zähnen: seinem Kriegsvolck anzudeuten, daß er das Land ohnzweiffentlich gewinnen wolle, in welches er so leichtlich auf die Nase gefallen wäre; immassen auch erfolget.


II. Zum andern, daß D. Faustus auf dem Weinfaß also herauf gefahren, gleich als sässe er auf einem Bock, (wie eine uralte Edition berichtet) gibt Gelegenheit der Wort Änlichkeit nach, etwas von dem Bock-holen zu gedencken.

Solches Bock-holen nun betreffend, ist es unglaubar, daß der Teuffel auch darmit sein Spiel unter den Kindern deß Unglaubens zu haben pflege; und das geschihet vornemlich in Bulschafften, wenn sich ihrer zwey miteinan der verkoppelt, oder in eine Eheversprechung eingelassen, die Galanen aber hernach davon gezogen, oder ihre Damen gäntzlich verlassen wollen, so lassen alsdenn die erbarn Jungfrauen sie auf dem Bock wieder holen: Immassen dergleichen eine ihren Freyer oder Bulen an einem Ort auf dem Bock hat holen lassen, und als er mit ihm ankommen, hat er mit ihm auf dem Knopff deß Kirchenthurms geruhet, und gefraget: wo er ihn solte hinbringen? Als der Vogel geantwortet, wo seine Liebste wäre, und sie eben im Keller gewesen, und Wein holen wollen, hat er ihn zum Keller-Loch hinein gezwenget und geführet, daß Haut und Haar zum Theil abgangen, und hangen geblieben.

An einem andern Ort ists warhafftig geschehen, daß einer eine Jungfrau mit Versprechung der Ehe, geschwängert, und davon gezogen, den sie hernach, wie sie darnider kommen sollen, auch also gebannet und wieder eingeholet.

Ein Saltzknecht in Pommern hatte eine Zauberin zur Ehe, darum wolte er die verlassen, und sich wieder in Hessen, in sein Vatterland, begeben. Als er nun etliche Tage weg gewesen, kommt auf dem Wege von hinten zu ein Schwartzer Bock, schlupffet ihm zwischen die Beine, und führet ihn durchs Feld und Wald, Morast und Wasser in wenig Stunden an [257] seinen Ort, und setzet in vor dem Thor nieder in grosser Angst, Zittern, Zagen, Schweiß und Ohnmacht. Das Weib hieß ihn mit hönischen Worten willkommen, und saget, bist du wieder da? so muß man dich lernen zu Hause bleiben.

D. Mengering. in informat. Consc. p. 292 gedencket einer Histori, so ihme zu Bitterfeld ist erzehlet worden, daß auf eines E. Raths daselbst [288] Vorberge auf den nahge legenen Dorff ein Schiermeister und Encke zusammen gedienet, und weil sich der Encke fast alle Nacht aus dem Bette verloren, setzet ihn der Schiermeister zu rede, der spricht aber, er sey an einem guten Ort, was es ihn angehe, er finde sich ja zu rechter Zeit wieder ein, und thue das Seine.

Den Schiermeister sticht der Fürwitz, und begehret, er soll ihn doch einmal mitnemen. Ja, spricht der ander, und darauf præsentiren sich folgende Nacht zween Böcke, auf den einen setzet sich der Encke, auf den andern der Schiermeister, doch verwarnet jener diesen, er soll unterwegens kein Wort reden.

Sie kommen mit einander an die See bey Seeburg in der Gravschafft Mannsfeld, und da springt der erste Bock und Vorreuter mit dem Encken in einem Huy über die See, der Schiermeister denckt was will das werden? sein Bock der etwas kleiner als jener gewesen, stellet sich, als ob er sich nicht getrauete hinüber zukommen, mercket und gehet zurücke; endlich holet er aus, und setzet in einem Sprung auch hinüber. Da hebt der Schiermeister an und spricht: je nun war das nicht ein Sprung? Angesichts und alsobald wirfft ihn der Bock in eine Hecke, darinn er sich zimlich zersticht, und mit Mühe und Arbeit sich los wircket, und deß Tags erwartet: da raffet er sich auf, und wandert drauf wieder gen Bitterfeld, berichtet und zeigets an, wie es ihme ergangen, der Encke aber saget sich aus.

Also gedencket Herr Scherertz 1. de Spectr. c. 4. einer Histori, daß ein Handwercksgesell sich mit einem alten Weibe heimlich verlobet, hernach aber anderswo eine Jungfrau gefreyet. Den ersten Hochzeittag Abends spricht er etliche eingeladene Gäste um GOttes Barmhert zigkeit willen an, sie wolten ihm doch die Nacht über Beystand leisten, er befahrete sich einer Angst und Gefahr von dem Teuffel, denn er ward eingedenck seines dem alten Weib gethanen Versprechens. Was geschihet? um Mitternacht kommt ein solcher Bock auf [258] den Bräutigam zugelauffen, und will, er soll aufsitzen, ist aber durch starckes Gebet der Anwesenden dazumal erhalten worden. Die ander Nacht verlieret sich der Bräutigam aus dem Bette, und wird deß Morgens Früh auf dem Dache bey dem Schornstein gefunden, und musten ihn die Seinigen mit Leitern und Ausschlagen der Schindeln vom Dache halb tod herunter nemen, der lieget etliche Monat tödlich kranck, und lebete mit seiner Hausfrauen, nachdem er wieder gesund, in stetem Zanck und Zwietracht, bis er endlich gar von ihr in den Krieg gezogen, und in Ungern blieben.

Dieß alles nun bringet die Leichtfertigkeit und das schändliche Vermessen der unbesonnenen jungen Leute bey Teuffelholen zu wegen, [289] sie vermessen sich nemlich gegen die Mägdigen und Bräute, dieser und der soll sie holen, wenn sie eine andere nemen, u.s.f. Darnach kommt denn Juncker Beltze-Bock, und holet sie, wie sie es gelobet, jedoch vielleicht nicht so gemeinet haben; da ist denn solch Bock-holen nichts anders als ein gerechtes Verhängniß und Gericht GOttes.

[290]
Das 36. Capitel
Das sechs-und-dreyssigste Capitel.
Wie D. Faustus zu Erffurt den Studenten etliche Griechische Helden und einen ungeheuren Riesen vorgestellet hat.

ES hatte zur Zeit D. Faustus mit M. C. Moir ein sonderliche Verträulichkeit; und als dieser anheim nach Erffurt beruffen wurde, begleitete ihn D. Faustus, bliebe auch eine Zeitlang daselbst, allwo er denn bald in neue Kundschafft geriethe mit den Studenten: diese nemlich waren in Erfahrung kommen, daß D. Faustus in der Magia (die selbiger Zeit gros geachtet wurde) trefflich erfahren wäre, auch was er verlangte, vermittels solcher, erlangen könte.

Nun wurde einsten von einem unter den Studenten, bey einer angenemen Versamlung, deß vor[259]trefflichen Poeten Homeri Meldung gethan, der eben selbiger Zeit gelesen und profitiret wurde, (eine andere Edition will, es habe solchen D. Faustus selbst gelesen, ist aber nicht) welcher nemlich von vielen berühmten Griechischen Helden handelt, und deren rühmliche Thaten erzehlet, namentlich von dem Menelao, Achille, Hectore, Priamo, Alexandro, Ulysse, Agamemnone, Ajace; und lobete einer deß Poeten zierliche Redens-Art, der ander, daß er darinn solche Personen so schön vorgemahlet, als wenn sie zugegen wären, u.s.w.

Alsbald erbote sich D. Faustus obbesagte Helden morgendes Tags in ihrem Lectorio in eigener Person vorstellig zu machen: welches denn mit höchster Dancksagung von ihnen allen ist angenommen worden. Und da sie deßwegen D. Faustum deß andern Tags mit sich in das Lectorium führten, fieng dieser sie also an zu reden: Ihr lieben Herren, und gute Freunde, weiln ihr begierlich seyd und ein grosses Verlangen traget, die Trojanischen Kriegshelden, und etwan noch andere, deren der Poet Homerus sonderlich gedencket, in der Person, wie sie damals gelebet, und herein gegangen seynd, anzuschauen, so soll euch solches anjetzo gewähret werden; nur daß keiner ein Wort rede, oder jemand zu fragen begehre; welches sie ihme zusagten.

[291] Nach vollendeter solcher Rede klopffte D. Faustus mit dem Finger an die Wand, bald seynd obbemeldte Griechische Helden in ihrer damals üblichgewesener Rüstung, einer nach dem andern in das Lectorium hinein getretten, sich zur Rechten und Lincken mit halbzornigen und strahlenden Augen [260] umgesehen, die Köpffe geschüttelt, und wiederum wie zuvor nach einander zur Thür hinaus gegangen.

D. Faustus wolte es darbey nicht bewenden lassen, sondern noch einen kleinen Schrecken verursachen, klopffte derhalben noch einmal; bald thate sich die Thür auf, zu welcher halbgebucket der ungeheure greuliche Rieß Polyphemus eintratte, der an der Stirne am Kopff nur ein Aug hatte, benebens einen langen zottichten feuerrothen Bart, hatte ein klein Kind das er gefressen, noch mit dem Schenckel am Maul hangen, welchen er noch nicht gar verzehret, und war so grausam und schrecklich anzusehen, daß ihnen allen miteinander die Haare gen Berge gestanden: dessen denn D. Faustus genug zu lachen hatte, darum er denn seine Zuschauer noch mehr ängstigen wolte, und verschaffte, daß als der Polyphemus wiederum wolte zur Thür hinaus gehen, er sich zuvor noch einmal umgesehen mit seinem erschrecklichen Gesichte, und thate nicht anderst, als wolte er nach etlichen greiffen; stiesse zugleich mit seinem grossen ungeheuern Spieß wider den Erdboden, daß sich daß gantze Gemach bewegte und erschütterte.

D. Faustus aber wincket ihm mit dem Finger, da tratte er aus, und erfüllete hiermit D. Faustus seine Zusagung: dessen denn die Studenten alle wol zu frieden gewesen, hattens aber genug und begehrten hinfüro keine solche Vorstellung mehr von ihm.

Anmerckung.

I. Von Erweckung und Vorstellung dieser tapffern Griechischen Helden wäre allhier Gelegenheit etwas zu gedencken, ob diese warhafftig beschehen mögen, und müglich gewesen? Weiln aber besser unten im andern Theil eine gleich[261]mässige Histori erzehlet wird, allwo dem Käiser Maximiliano I D. Faustus den Weltbezwinger Alexandrum Magnum vorstellig gemacht hat; als wollen wir solches bis dahin versparet [292] haben: indessen und zwar nach Anleitung obiger Helden Tapferkeit, Stärck und Grosmütigkeit, weiln auch noch heutiges Tags die jenige für tapffer, grosmütig und unerschrocken wollen gehalten seyn, welche, damit sie desto tollkühner an ihren Feinden angehen mögen, Mittel und Wege durch Eingeben deß Satans ausgesonnen, sich schußfrey oder, wie man zu reden pfleget, veste zu machen, und also ihren Leib von allerhand Verwundungen zu befreyen, soll diese Frag erörtert, und gleichsam aus unserm vernünfftigen Wunden-Urtheil l. 1. c. 9. widerholet werden: Ob ein Christ mit gutem Gewissen sich möge schußfrey oder vest machen.

Wiewoln nun allhier nicht gefraget wird, ob solches könne geschehen; sintemal die Erfahrung mehr als zuviel bezeuget, daß nicht allein die Menschen, sondern auch Pferde, Hunde, u.s.f. denen dergleichen Kunst (wenn anderst solches eine Kunst zu nennen) beygebracht und angehängt worden, nicht können verletzet oder verwundet werden; wie solches unter andern Herr D. Mengering bezeuget, wenn er in seinem Scrut. Consc. c. 9. schreibet, daß diese gottlosen Leute auch pflegen einen Hering so vest zu machen, daß man denselbigen weder schneiden oder geniessen könne, immassen er selber zu Jena ein dergleichen Exempel gesehen und mit Erstaunen wargenommen: sondern obs recht, und einem Christen nicht vorwerfflich seye, besagter Kunst sich zu bedienen? welchem aber mit Recht widersprochen wird.

Denn diß ist gewiß, daß weder in Metallen, noch im Papier, an und für sich selbst, einige dergleichen Krafft anzutreffen, sondern solches allein denen Characteren und Figuren zu zuschreiben seyn müsse, welche in solchen Sigillen und Zauberzettuln eingegraben und geschrieben worden: weßwegen dieses alles von einer höhern Macht und Krafft muß hergenommen werden.

Und obwoln etliche, unten welchen Cornel. Agrippa l. 1. de Occult. Philos. c. 33. nicht der geringste, den Sternen und sonderlichem Einfluß derselben, grossen Gewalt und Macht über unsere Leiber zugeschrieben; hat doch solches viel eine andere Meinung, und kan auf solche vestmachende Kunst nicht gezogen werden.

Vielmehr aber ist solche einer übernatürlichen Macht zu zuschreiben, welche vom Satan einig und allein, weiln GOtt [262] ohne Wunderwercke den Lauff der Natur nicht ändert, herrühret, der die Menschen durch kräfftige Irrthume zu verführen weiß, daß sie ihr Vertrauen von GOtt ab, und auf eine solche Kunst und Zauberzettul setzen, da es doch heisset: du solt keine andere Götter neben mir haben; wie aus nachfolgendem erhellen mag.

Zu Venedig war in dem Wirtshaus ein Italiäner, welcher sich vernemen [293] liesse, er möchte gerne einen Spiritum familiarem haben. Ein Marckschreyer oder Zahnbrecher sitzet mit zu Tische, gehet nach der Mahlzeit auf den Heuboden, und fängt eine grosse Spinne in ein Gläslein, verkaufft solche dem Italiäner für ein grosses Geld. Was geschihet? der böse Feind kommet in die Spinne, und thut diesem gottsvergessenem Menschen seinen Willen. Also gehet es auch mit dem vest-machen. Solche Künstler seynd in deß Satans Händen, und kan er die Kugel, als ein Fürst der Lufft, wol auffangen, die Stiche verhindern; wie etwan jenem General, nach Lercheimeri Anzeigung, der, als er aus der Schlacht in die Stadt B. geflohen kame, die Büchsen-Kugeln häuffig aus den Ermeln schüttete, wie die Erbsen, und hatte ihn keine können verwunden: aber doch die Augen, den Mund, und etliche Glieder, nicht versichern, wie auch wegen der grossen Stücke keine Gewärschafft leisten; daraus denn der Betrug leichtlich abzunemen

Herr Lutherus erzehlet folgendes in seinem 8. Jenischen Theil, p. 121 als auf eine Zeit ein Jud kame zu Hertzog Albrecht zu Sachsen, und ihm einen Knopff gabe, mit seltzamen Characteren und Zeichen, der solte nun dienlich seyn für kalt Eisen, Stechen und Schiessen; da sagte der löbliche Hertzog: so will ichs mit dir Juden am ersten probiren; führte hierauf den Juden vor das Thor ins Feld hinaus, hienge ihm den Knopff an den Hals, zoge sein Schwerd aus, und durchstache ihn. Da hat ihn nichts geholffen sein Schemhamphoras, Tetragrammaton, und andere Gauckeley. Und ob sie wol einwenden und sagen, daß keine Beschwörung oder Bündniß mit dem Satan vorlauffe, ja daß natürliche, den meinsten aber verborgene Ursachen seyen, durch welcher Wissenschafft und Erkäntniß man schußfrey möge werden: als wenn von dem Gemsen-Kraut gesaget wird, daß solches die Thiere, von welchen es den Namen, so erharte, daß ihnen der Jäger nicht beykommen möge.

Ob deme also, stehet zu beweisen. Wäre es aber, so kan gleich sowol deß Teuffels Verblendung mit unterlauffen, durch [263] welche er seine Künstler in Verderben, sich aber in Vertrauen zu setzen pfleget, und mit einer Warheit zehen Lügen verkaufft. Man sehe aber ihr Ende an, man wird gewißlich hundert für einmal erfahren haben, daß sie mit Schrecken hinunter gefahren, und elendes Todes sterben müssen.

Der tapffere Hertzog Bernhard zu Sachsen Weinmar, hatte einen Stallmeister, der zwar seine Reitkunst meisterlich verstanden, sonst aber in allen Sünden, Schanden und Lastern ersoffen, und unter andern auch vest an seinem Leibe war, daß er nichts weniger als den Tod gefürchtet.

Nachdem aber besagter Stallmeister von den Croaten gefangen worden, und weder mit Säbeln, noch mit Schiessen, nieder gemachet [294] werden können, haben sie ihn bis an den Hals eingegraben, und mit Kugeln von grossen Stücken so lang nach seinem Haupt geworffen, bis er endlich elendiglich seinen Geist aufgegeben, und gestorben, wie er gelebet. Dn. Harsdörffer, im Schaupl. Jämmerl. Mordgesch. Part. 3. p. 116.

Ein Corporal zu Fellenstein ist von dem Feind gefangen, und mit Äxten und Rädern zu tod gemartert worden. Nach seinem Tod ist er lange Zeit als ein abscheuliches Gespenst gesehen worden. Id. ibid.

Ein anderer hat mit seiner Hand über hundert Soldaten von seinem Feind niedergeschossen und gestochen, allezeit aber unverletzt darvon kommen. Als ihn aber einsten jemand beredet, er solte doch diese teuffelische Kunst von sich legen, ist er in der nächst begebenen Gefahr jämmerlich umkommen, und hat sich darbey getrö stet, als er sterben wollen, daß man ihn gleichwol mit der Haut begrabe, welches keinem Esel widerfahre.

Zu geschweigen, daß man mit gleichmässigen leichten Künsten solche vestmachende Kunst leicht aufthun möge, wie bekandt; worvon aber unnötig ist etwas mehrers zu gedencken, u.s.w.

Denn man hatte aus der Erfahrung, schreibt M. Eckhardus, citante Dn. Freudio, daß dergleichen Eisenbeiser durch geringe und liederliche Mittel, (denn es ist vielleicht ein Teuffel, der zugefröret und wieder aufgefröret) geschwächet und aufgethan worden, daß die Waffen und Kugeln durch ihre Haut und Fleisch nicht anderst, als durch ein Papier, durchgedrungen. Und wenn sie schon eine lange [264] Zeit dieses Handwerck getrieben, so weiß man doch, daß es ihnen endlich, da sie am allersichersten, und an GOtt nicht gedacht, sehr grob gefehlet, und sie vom bösen Geist im Stich gelassen worden.


II. Dieweil aber auch in dieser Histori eines ungeheuren Riesen, deß Polyphemi gedacht wird, so meldten zwar davon Homerus, Ovidius und Virgilius, in ihren Gedichten; daß diese Cyclopes, grosse Riesen und Menschenfresser gewesen seyn, haben nur ein Aug, so groß als wol ein Schild, an der Stirn gehabt, und wie Strabo und Plinius anzeigen, sollen sie gewohnet haben in Sicilien, in den grossen Hölen und Speluncken der Berge: sie gebraucheten sich keines Gerichts und Rechts, was einem jeden gefiele, das war ihm recht; die Weiber entlehneten sie einer von dem andern, und die Kinder so sie zeugeten, nährten sie insgemein; ihre Insul darinnen sie wohneten, war so fruchtbar und fett, daß sie ohn alles Tüngen, ohn alle Mühe, Kosten und Arbeit, die Fülle hat ten; ihren Weinwachs hatten sie Sommer und Winter, ihre Insul war auch voller Geissen und Gemsen.

Insonderheit beschreibet Ovidius obgedachten ungeheuern Polyphemum [295] also, daß er war an der Grösse und Länge wie ein hoher Fels oder Berg; wenn er in das Gehöltz gienge und Holtz heim trug, lude er so schwer auf, daß, wenn er es von sich warff, es in seiner Hölen einen solchen grossen Laut gabe, daß der gantze Berg darvon erschütterte. Zu Nachts, wenn er wolte schlaffen gehen, so brachte er zur Stätte einen übergrossen Stein gleich einem Felsen, den 80. Rosse nicht vermochten wegzuführen, denselben lehnet er an das Thor an Statt eines Riegels.

Als auch der streitbare Ulysses mit seinen Schiffen an diese Insul anfuhre, und die Wohnung deß Polyphemi sehen wolte, ergriffe Polyphemus deß Ulyssis Gefehrten zween, einen jeden bey einem Fuß, und zerschmettert sie an dem Felsen, wie zwey junge Böcklein, darnach brach er ihnen ein Glied nach dem andern ab, bereitete es ihm zu, so gut ers kunte, und fraß sie zuletzt als ein hungeriger Löw, mit Haut und Haar, daß weder Eingeweide noch Beine überblieben, und also machte er es auch den folgenden Tag mit ihrer einem, der sich etwas in der Insul verweilet hatte. Als aber, solches mit List zu rächen, Ulysses ihn mit Darsetzung eines starcken Maronischen Weins, der in Thracia wuchse, truncken gemachet, daß er [265] darob entschlaffen und ausgestreckt auf dem Boden lage, da stiesse Ulysses ihm sein einzelicht Aug aus, daß er nichts mehr sehen kunte; darüber er sobald erwachet und thate einen solchen schröcklichen Schrey, daß er in der gantzen Insul erschallte, und die einwohnenden Cyclopen von allen Orten zulieffen, daß Ulysses und seine Gefehrten genötiget wurden, sich zu verbergen, und flohen zu ihren Schiffen: Als nun Ulysses gedachte, er wäre bereits dem Unglück entgangen, und wäre in Sicherheit auf seinem Schiff, schrye er von dar dem Polyphemo fast spöttlich zu; darüber ergrimmte der Ries daß er gantz ungestümmiglich mit beeden Händen einen ungeheuren Felsen-Stein ergriffe, und warffe den so nahe in das Meer an das Schiff Ulyssis, daß er bey nahe das Schiff getroffen hätte.

Sonsten nennet der Mann GOttes Moyses, Genes. 6. die Riesen Tyrannen, da der vierdte Versicul spricht: es waren zu den Zeiten Tyrannen auf Erden; welches die lateinischen Ausleger Gigantes gegeben, vielleicht darum daß sie so groß gewesen, daß die andern gegen ihnen zu rechnen kleine Knaben geschienen, oder aber, daß sie die Leute überfallen und gezwungen haben. Solche Riesen waren gar mächtig vor der Sündflut, und tyrannisirten fast über die gantze Welt, denn sie verliessen sich auf ihre grosse Stärcke; massen auch Ovidius zeuget, wie die Riesen oder Tyrannen sich auf ihre grosse Stärcke und Gewalt verlassen haben, und sich gegen andern Menschen erzeiget wie ein Löw gegen einem Hündlein, mit Rauben und Morden, mit Treibung Schand [296] und Laster.

Berosus ein alter heidnischer Geschichtschreiber meldet hievon also: sie erfunden neue Waffen, unterdrucketen jederman, frassen die Leute, verderbten die empfangenen Kinder, trieben Unzucht mit ihren eigenen Müttern, Töchtern, Schwestern, Knaben und Thieren, und in Summa, es war kein Laster das sie nicht begiengen; derowegen GOtt höchlich über sie erzürnet ward, daß er auch das gantze Erdreich durch die Sündflut vertilget.

Wo aber solche Riesen ihre Wohnung, Ort und Stette gehabt haben, wird ebenmässig von Beroso angezeiget, daß sie nemlich um den Berg Libanum gewohnet haben, in welches Gegend grosse Wälder seynd gestanden, da man das köstliche Cedernholtz gehauen.

In dem ersten Buch Mosis im 14. Cap. lieset man, daß die Riesen zu Astaroth, Karnaim, Susim und Hamim ge[266]wohnet haben: im vierdten Buch Moysis aber stehet, sie wohneten gegen Mittag zu Hebron; und, wie es daselbsten noch ferner lautet, wohneten sie in einem solchen guten Lande, darinnen gleichsam Milch und Hönig innen flosse: und als Moyses die Kundtschaffter, so das Land solten ausspähen, ausgeschicket, und sie wieder kamen, zeigten sie dem Volck an, wie sie haben eine gewaltige Landschafft gefunden, darinn gebauet wären grosse und veste Städte, und sie sahen auch Enacks-Kinder, das waren die Riesen.

Also waren auch Riesen zu Debir, Anab, und von allem Gebirge Juda, item zu Gasa, Asdod, Josuae im 11. v. 21. und im folgenden 12. Capitel stehet: Sie herrschten über den Berg Hermon, über Salcha, und über gantz Basan, bis an die Gräntze Gesuri urd Maachati. Und im 1. Buch Samuelis im 17. heisset es: Goliath und sein Geschlecht wohnet zu Gath. In Summa sie hatten die schönsten Wohnungen und beste fruchtbarste Länder innen.

Ferner und überdas zeiget die heilige Schrifft etliche Geschlechte und Nachkommen der Riesen an, als das erste und älteste Geschlecht die Enackims, derer die Schrifft fast oft gedencket: Sie wohneten gegen Mittag zu Hebron, Numer. 13. Devteron. 1. Josu. 11. und zu Josuae Zeiten wohneten die Kinder Enacks, als Ahima, Sesai und Thalamai, annoch zu Kiriatharba, das ist Hebron, welche Caleb vertriebe. Dieses Riesen-Geschlechte kam von Cain her, der bauete eine Stadt, die nennet er Enos, welche war eine Raubstadt; und von dieser Stadt Enos entsprungen ihre Namen.

Noch war ein Geschlecht der Riesen, welche die Moabiter nennten Emim, Genes. 14. Devter. 2. die hatten ihre Wohnung zu Ar, und Moysis Zeugniß nach, war es ein grosses und starckes Volck, wie die Enakim: von dem Geschlechte Esau her.

[297] Item das Geschlecht Sammesusnim, welche auch die Moabiter also nenneten: diese kamen gleiches Falls von den Nachkommen Esau her, Devteron. 2.

Ingleichen Rapha, 2. Samuel. 21. Dieses Geschlecht hatte ihren Sitz zu Gath; da war ein starcker Ries, mit Namen Saph, der war in dem Philister Krieg zu Nob, von dem Sibechai dem Husathiter erschlagen, geboren von Rapha.

Noch einer von Rapha, Jesbi zu Nob, den hat Abisai, der Sohn Zeruia, tod geschlagen. Item Orgim; dieser Ries ward zu Gob vom Elhana erschlagen.

[267] Ebenmässig war von Rapha das Geschlecht und Herkommen deß Riesen Goliath: Goliath hatte auch einen Bruder Lahemi, den erschluge Elhanan, 1. Chron. 21.

Die alte Frantzösische Chronica berichtet, daß zu den Zeiten Caroli deß Ersten dieses Namens, Königs in Franckreich, ein Ries von jetzterwehntem Geschlechte Goliath ankommen seye, mit Namen Ferragut, aus der Stadt Nadres, in den Syrischen Gräntzen herrschende: item Sibai, eben dieses Riesen Geschlechts. Und soviel saget auch die H. Schrifft von den Riesen, eosque vere fuisse praeter Sacrae Scripturae testimonia testatur D. Au gustinus, l. 15. de C. D. c. 9. et post alios vetustiores, Pererius in Genes. l. 8. c. 6.

Zu den Zeiten Käiser Heinrichs deß Dritten, ward zu Rom eines Riesen Cörper gefunden, länger denn eines kleinen Thurns hoch, sein Angesicht war fünffthalb Schuh breit; hatte eine Wunden über seiner Brust, grösser, daß man sagen darff, ein brennend Liecht stund zu dessen Haupt, auf seinem Grab aber stunde geschrieben:


Filius Evandri Pallas, quem lancea Turni

Militis occidit, Mole suâ jacet hîc.


Sonsten schreibt man von dem Hildebrandt, von dem starcken Dieterich von Bern, vom starcken Eck, dem Hürnen Seyfried, (welches Rüstung man zu Worms in dem Thum zeiget) und andern grossen ungeheuren Riesen mehr, viel Wunder-Dings; welches alles aber mag in seinem Wehrt beruhen.

Anno 1585. den 24. August, am Tag S. Bartholomaei, ist in einem Flecken, Hartmansweiller genannt, bey Winnetten in dem Würtenberger Land gelegen, eine grosse Gruben, wegen vermutlich vieles und grosses Regenwetters, eingefallen oder gesuncken, zwar ausserhalb deß Fleckens, in welcher einer, der sichs am wenigsten versehen hätte, erstlich gefunden hat einen Knochen oder Bein, vier Spannen lang: als man aber weiter nachgegraben, da hat man ferner gefunden etwas grössere Beine, bey fünff Spannen lang, und einer Spannen dick; der Cörper aber war [298] in der Breite wol sechs Schuh, der Kinnback hielte 16. Pfund weniger einen Vierding 1; der Kopff war so groß als ein Simmer-Mas, und ein Zahn hielte etwan 12 oder 13 Loth schwehr. Man hätte gern dengan tzen Cörper zusammen gebracht, aber es ist viel darvon von denen von Adel, die deß Wunders halben dahin gekommen, genommen und weggeführet worden.

[268] Natalis Comes, ein Ausleger der poetischen Gedichte, schreibet, daß in Thessalia gefunden, und aus der Erden ausgegraben worden, ein Knoche von eines Menschen Schenckel, so groß und schwehr, daß wie man ihn hat wegführen wollen, solchen kaum dreyssig paar starcker Ochsen wegbringen können.

Ein anderer gelehrter Mann, Baptista Pius, welcher über den Lucretium geschrieben, bezeuget, daß er mit seinen Augen habe liegen sehen am Gestade deß Meeres zu Utica, einen Menschen-Zahn, so groß, daß ihm unserer gemeinen Zähne hundert kaum gleich.

Heut zu Tage ist ein grosses Land, auf etliche hundert Meilen sich erstreckend, in der neuen Welt, genannt Chili und Chica, dessen Einwohner alle schröckliche Riesen seynd, gegen welche die Holländer, so dahin gekommen, als Krähen oder kleine Hündlein geschienen. Diese, auf daß sie ihre Mannheit und Stärcke den Holländern erzeigeten, haben ihre lange Spiese, mit eisernen scharffen spitzigen Widerhacken oben versehen, und beschlagen, durch den Mund und den Hals, bis unten auf den Grund des Magens hinab gestossen, und bald hernach wieder ohne Schaden heraus gezogen. Da denn zu verwundern, daß die scharffe eiserne Spitzen nicht seyn im Halse stecken blieben.

Wiewol im End ein und andere fast zweiffeln wollen, ob dergleichen Riesen sich jemaln gefunden haben? das Gegentheil aber behaupten unter andern Del-Rio, in Senec. Troad. Comm. part. 2. num. 91. Majolus, Dier. Canicul. Coll. 2. part. 1. Kormann. de mirac. vivor. Bau hinus, lib. 1. de Hermaphrod. c. 8.

Fußnoten

1 Eine andere ausgabe, deren titelblatt in dem mir vorliegenden exemplar der Straßburger universität-und landesbibliothek fehlt, liest Vierring. Die ausgabe von 1695 hat Vierding.

Das 37. Capitel
[300] Das sieben-und-dreyssigste Capitel.
Wie D. Faustus, als man seiner bey einer Gasterey verlanget, er aber von dar weit entfernet gewesen, unversehens sich bey den Gästen eingefunden.

IN der Schlosser-Gassen zu Erffurt stunde ein Haus, zum Encker genannt, darinnen hat damals ein Stadtjuncker gewohnet, bey welchem, als einem Liebhaber der Magiae, sich D. Faustus oft[269]mals aufgehalten, welchen auch dieser Juncker in grossen Wehrt gehalten.

Es begab sich aber auf einen Tag, daß D. Faustus einem andern zu gefallen war nacher Prag verreiset, dieser Juncker aber begieng seinen Namens-Tag, worzu er denn etliche gute Freunde, allesamt gute Gönner deß D. Fausti, beruffen; diese nun waren bis in die späte Nacht recht lustig und frölich, und wünscheten sämtlich nicht mehr, als daß nur ihr guter Freund Faustus darbey und gegenwärtig wäre, sie wolten noch frölicher seyn, u.s.w.

Einer aber unter ihnen, so bereits einen guten Rausch hatte, nam ein Glas mit Wein, streckte das mit der Hand in die Höhe, und sprach: O guter Gesell Fauste, wo steckest du jetzund, daß wir deiner also müssen entberen, wärest du allhier, wir wolten ohne Zweiffel etwas von dir sehen, das unsere Frölichkeit vermehren würde; weiln es aber für diesesmal nicht anderst seyn kan, so will ich dir dieses in Gesundheit der Compagnie gebracht haben: kan es aber seyn, so komme zu uns, und saume dich nicht: darauf er einen Jauchzer gethan, und das Glas ausgetruncken.

Nach etwan einer Viertelstund pochet jemand an die Hausthür gar starck: ein Diener laufft an das Fenster zu schauen wer da wäre, da stiege eben D. Faustus von seinem Pferd ab, führte solches bey dem Zügel, und gabe sich dem Diener, der die Thür eröffnen wolte, zu erkennen, mit Bitte, dem Junckern und gesamten Gästen zu sagen, wie nun dieser zur Stelle und gegenwärtig wäre, den sie allesamt so sehr verlanget hätten.

Der Diener voll Erstaunen laufft eilends, und [270] zeiget [300] solches dem Junckern und gesamter Compagnie an, diese lachen und sagen ob er thöricht oder voll Weins wäre? er sehe vielleicht durch die Brillen, und habe das Plerr? D. Faustus seye ja verreiset, und könne nicht über die Mauren herfliegen, er werde es nicht, sondern ein anderer seyn.

Indessen klopffet Faustus noch einmal starck an, daß also der Juncker genöthiget ward von der Tafel aufzustehen; er sahe aber kaum recht zum Fenster hinaus, da name er deß D. Fausti bey dem Mondenschein gewar, und gabe also deß Dieners Anbringen Glauben: alsbald war die Thür eröffnet, D. Faustus aber von allen freundlich empfangen; dessen Pferd durch den Knecht in den Stall geführet und gefüttert wurde.

Die erste Frag war, daß die gesamten Gäste zu wissen verlangten, wie er doch so bald, und eher sie sich dessen versehen hätten, von Prag wieder käme? er antwortet kurtz hierauf, da ist mein Pferd gut darzu. Weilen mich die sämtlichen Herren so sehr da zu seyn gewünschet, mir auch zum öfftern mit Namen geruffen, hab ich ihnen willfahren, und bey ihnen allhier erscheinen wollen, wiewol ich nicht lang zu verbleiben habe, sondern bey anbrechendem Tag, der angefangenen Geschäffte wegen, wiederum zu Prag seyn muß; worüber sie sich denn insgesamt nicht genug verwundern kunten: fingen in zwischen das Spiel wieder an, wo sie es gelassen, waren frölich, gutes Mutes, darbey nun auch D. Faustus das Seinige thun wolte, spricht derowegen zu den Gästen: ob sie nicht auch einmal von fremden und ausländischen Weinen einen Trunck versuchen möchten, es wäre gleich ein Reinfall, Malvasier, Spanisch- [271] oder Frantzen-Wein? worauf sie bald mit lachendem Munde sprachen: Ja ja, sie seynd alle gut.

Zur Stund heischet oder fordert D. Faustus von dem Diener einen Borer, fähet an auf die Seiten der Tafel oder Tischblats vier Löcher nach einander zu boren, verstopfft solche mit vier Zäpfflein, und heist ihm alsdenn ein paar schöner Gläser schwäncken und herbringen, da diese zugegen, ziehet er ein Zäpfflein nach dem andern aus; da sprangen obbemeldte Weine heraus in die Gläser, dessen sich die Gäste höchlich verwunderten, lachten und waren recht guter Dinge, versuchten auch die Weine, und genossen derer auf Zusprechen und Versichern [301] Fausti, daß es natürliche Weine wären, mit grosser Begierde.

In währender solcher Kurtzweil, nach Verfliessung dreyer Stunden, kommt deß Junckern Sohn, der spricht zum D. Fausto: Herr Doctor, wie muß man das verstehen, euer Pferd frist so unersättlich, daß der Stallknecht betheuret, er wolte wol zwantzig Pferd mit dem, das es bereits gefressen hat, füttern, noch gleichwol will dieses alles nicht glecken, oder helffen; ich glaube der Teuffel fresse aus ihm, es stehet noch immer und sihet sich um, wo mehr sey.

Dieser recht ernstlichen Wort, wie sie der Mensch vorbrachte, lachten sie alle, aber Faustus noch mehr, der darauf antwortete, und sprach zu ihm, er solte es nun dabey verbleiben lassen, das Pferd hätte diese Art, hätte vor dieses mal genug gefressen; denn sonsten würde er wol allen Habern auf dem Boden hinweg fressen, wenn man seinen unersättlichen Magen füllen wolte. Es war aber [272] dieses unersättliche Pferd sein Geist Mephostophiles.

Mit solchen und dergleichen andern Kurtzweilen brachten sie gar die Nacht hin, daß der frühe Morgen bald begunte anzubrechen, da thäte D. Fausti Pferd einen hellen lauten Schrey, daß man es in dem gantzen Haus hören mochte. Nun, sagt alsbald D. Faustus, bin ich citiret, ich muß fort, und wolte also Abschied nemen, aber die Gäste hielten ihn auf, da machte er an seinen Gürtel einen Knoten, zu einem Andencken, und sagte ihnen noch ein Stündlein zu, nach verflossenem diesen aber, fieng das Pferd abermal an zu wiehern, da wolte er kurtzum fort, liesse sich doch erbitten, weiln er von einigem magischen Stuck zu erzehlen angefangen, noch ein halbes Stündlein zu verbleiben; nach dieses Verstreichung, thäte das Pferd den dritten Schrey, da wolte sich Faustus nicht länger aufhalten lassen, name seinen Abschied von ihnen allen, die sich denn gegen ihm, deß so unverhofften Zusprechens wegen, bedanckten, und ihm das Geleite bis zur Hausthüre gaben, da er denn auf sein Pferd saß, und immer die Schlossergassen hinauf ritte, bis zum Stadtthor, das noch nicht geöffnet ware, dessen aber ungeachtet, schwang sich sein Pferd mit ihm übersich in die Lufft, daß, die ihm nachsahen, ihn [302] bald aus dem Gesicht verloren. D. Faustus aber kam noch bey frühem Tage in sein voriges Logement, in der Stadt Prag.

Anmerckung.

I. In dieser angezeigten Histori fällt erstlich zu bedencken, daß man deß D. Fausti bey der Gasterey gedacht hat, und ihn gegenwärtig zu seyn gewünschet, unangesehen daß er zu Prag, [273] und also einen fernen Weg von ihnen gewesen, auch nicht müglich, daß er allda in so kurtzer Zeit hätte zugegen seyn mögen; gleichwol kommet er aus Geschwindigkeit seines Geistes dahin: aus welchem denn zu schliessen, daß weiln der Teuffel alles leichtfertige Geschwätz, Begehren und Wünschen der Compagnie gesehen und gehöret, er solches ihr Begehren seinem Bundsgenossen, dem D. Fausto, leichtlich und sobald werde hinterbracht haben: wie man ebenmässiges von Simone Mago schreibet, daß wenn der Käiser Nero gern hätte wissen wollen, was seine Hauptleute von ihm sagten, habe er solches von dem Zauberer Simone zu wissen begehret, welches er auch dem Käiser alsobald angezeiget. Dannenher nicht unbillich jemand fragen solte, ob denn der Teuffel alles wisse.

Ob nun wol deme also ist, daß der Teuffel bisweilen weiß, was zukünfftig ist, auch solches entweder selbsten, oder auch durch seine Werckzeuge, die Zauberer, wissen lässet; jedoch aber so weiß er nicht alles, und was er weiß, das darff er nicht sagen, wenns GOtt nicht haben will.

Der Teuffel und seine Werckzeuge, die Zauberer, wusten Pharaonis Traum nicht, wie zu sehen im 1. Buch Mosis im 41. v. 8. auch deß Königs Nebucadnezar nicht, Daniel. 2. v. 4. Bey der Verfolgung deß abtrünnigen zauberischen Käisers Juliani, haben sich die Christen in die Wälder verkrochen, welchen Ort der Käiser gern gewust hätte, sie alle zu fahen und umzubringen, hat auch zu dem Ende einen Geist ausgesendet. Als nun derselbe zu einem grossen Wald kommen, kehret er wieder um, und sagt daheim keine Antwort. Der Käiser aber will wissen wo die Christen wären? Der Geist spricht: ich hab nicht können fortkommen; denn die Leute thun so ein starckes Gebet, das hat mich verhindert, daß ich nicht hab weiter kommen können, Euseb. l. 5. de praepar.

Als Herr D. Luther im Jahr Christi 1521. von dem Reichstag von Worms kam, und in dem Heimziehen in dem Wald bey Eysenach aufgefangen, und auf das Schloß Wartburg auf Befehl Hertzog Friederichs von Sachsen geführet ward, daß er vor deß Käisers Acht und Verfolgung [303] sicher wäre, hat kein Warsager in Teutsch-oder Welschland, ob gleich viel darum ersuchet worden, durch seine Teuffels-Kunst wissen oder anmelden können, an welchem Ort Lutherus stecken möchte oder verborgen läge, bis Lutherus zu seiner Zeit selbst wieder hervor kommen. Diß machet, der Teuffel hat es nicht [274] gekonnt, und GOtt hat es nicht gewolt. Luth. Tisch-Reden, c. 9. f. 84.

In Westphalen war ein feiner ehrlicher Bauersmann mit seinem Weibe seßhafft, und lebte im friedlichen Ehstand. Dieser hatte auf eine Zeit sein Geldlein an kleiner Müntze in einer Schweinsblasen auf der Banck liegen, und war niemand in der Stuben als sein Weib, das Geld aber kommt hinweg; er fragt und suchet es, kan aber nicht wissen, wo es hingekommen. Daß ihm sein Weib solches nicht entwendet, war er versichert, daß es aber verschwunden, konnte er ihme nicht einbilden. In dieser Bestürtzung verlanget ihn zu wissen, wie es zugegangen, und wo das Geld hingekommen?

Solches zu erkundigen fragt er eine Zauberin, welche in dem nächsten Dorff mit ihrem Lügen-Kram viel Geldes verdiente. Diese sagt, daß er verziehen solte, sie wolte solches von ihrem Geist erkundigen: gehet darauf in den nächsten Stadel, und befragt sich mit dem Satan, der ihr antwortet: sie solte sagen, sein Weib hätte das Geld entwendet, und verzehre es mit ihrem Anhang, dem Pfaffen in dem Dorff; es wäre aber nicht also, sondern das Schwein hätte es samt der Schweinsblasen gefressen. (Daß dieses leichtlich seyn können, wird der glauben, welcher in Westphalen gewesen, und gesehen, daß Stuben und Stall der Orten nicht sonders unterschieden seynd.)

Dieses verhielte die Vettel dem Bauersmann, und sagte ihm, wie seine Ehebrecherin auch eine Diebin wäre, u.s.w. Es hatte sich aber (sonder Zweiffel aus GOttes Schickung) zu-getragen, daß ein armer Taglöhner in besagtem Stadel geschlaffen, und als die Hexe mit ihrem Poltergeist geredet, erwacht, und den Betrug verstanden. Dieser kame zu den betrübten und auf Rache bedachten Bauren, und erzehlte ihm, was er ungefehr vernommen; mit Beyrathen, der Bauer solte das Schwein schlachten, weil es vielleicht sonsten sterben würde, und dadurch erfahren, ob die Zauberin oder er die Warheit sagte.

Der Bauersmann erfreuet sich über solcher Zeitung, weil er sein Weib lieb, und nit Ursach hatte, sie in so bösen Verdacht zu halten: schlachtet alsobald das Schwein, und findet sein Geld in der Schweinsblasen, wie er solches verloren. Hierauf ergrimmet er über die alte Hexe, welche ihn leichtlich einen Todschlag hätte sollen begehen machen, und meldet der Obrigkeit dieser Zauberin trügliches Gewerb an, welche sie in Verhafft nemen, und nach Beglaubung der Anklage, lebendig [304] verbrennen lassen.

[275] Daß nun dieser Lügengeist nicht gewust, daß der Taglöhner in dem Stadel geschlaffen, welches er doch wissen können, ist gar vermutlich; denn er sonsten wol gedencken sollen, wie dieser seine Unglücks-Stifftung, indem er das ehrliche Weib und den Geistlichen im Dorff, um Ehr, Leib und Leben, ja den Mann in deß Henckers Hände bringen wollen, u.s.f. würde ruckgängig machen. Dn. Harsdörf. part. 6. Theatr. Tragic. Hist. 46.


II. Darnach und überdas wird auch in der Histori deß D. Fausti unersattlichen Pferdes gedacht, welches ebenmässig von andern Schwartzkünstlern erzehlet wird.

Von dem Thumpfaffen Antonio Moro schreibet man, daß als ein vornemer Abt nacher Halberstadt kommen, und in dem Closter seine Einkehr genommen, habe deß Abts Hofmeister im Stall ein schönes Neapolitanisches Pferd ersehen, welches er bey sich mehr als für 100. Cronen geaestimiret. Nach diesem nun, als solches der Hofmeister dem Abt hinterbracht, hatte er ein sonderliches Verlangen, welchem es auch Morus bey der Abreise verehret, der es denn mit grossen Freuden angenommen: aber es fraß sowol unterweges, als daheim und zu Hause, soviel, daß es nicht zu glauben war; wie denn deßwegen dem Moro dieses durch Schreiben zu erkennen gegeben, und hierauf seine Antwort und guten Raht zu wissen verlanget; deme aber der Schwartzkünstler Morus wieder zugeschrieben: es wäre gar kein Wunder, daß das Pferd viel frässe, weiln es ohne Zweiffel wisse, daß es einen reichen Herrn habe; so er aber je vermeinte, es frässe ihm zu viel Habern, so solte ers auf die Weyde schlagen.

Da nun dieses auch geschahe, hatte das Pferd inner wenigen Stunden bey die zwey Tagwerck Wiesen abgefressen, darob denn der Abt noch hefftiger erschrocken, und vermeinet, wenn er ein solch Pferd nur ein Jahr lang solte haben, es zehrete das gantze Clostereinkommen auf; schickte es derhalben dem Moro wiederum zu. Da aber dieser, deme es ist anbefohlen worden, auf das Pferd gesessen, und etwan auf den halben Weg kommen, ist das Pferd unter ihm verschwunden, und in die Lufft gefahren, mit höchstem Erstaunen dessen der es geritten. Und bey seiner Heimkunfft fande man alles, so man die gantze Zeit über an dem Pferd verfüttert, wiederum da und zugegen. Aus welchem denn der Abt leichtllich schiessen und ermessen kundte, was für eine Schalckheit ihme Morus mit dem Pferd bewiesen hätte.

[305]
Das 38. Capitel
[276] Das acht-und-dreissigste Capitel.
D. Faustus verschafft durch seine Kunst, daß die blöckenden Kühe stille werden und verstummen.

ES kame auf eine Zeit D. Faustus auch in die Stadt Hailbrunn, allwo er etliche Wochen lang gedachte zu verbleiben, und hatte seine Wohnung bey einem Burger, der Breunle genannt, der denn die kurtzweilige Possen und Abentheuer D. Fausti wol leiden mochte: zu diesem kamen auch andere gute Freunde und Bekandten, welche fast täglich mit einander zecheten und spieleten.

Auf einen Tag aber, nachdem D. Faustus einen guten Rausch getruncken hatte, und die gute Gesellschafft noch beyeinander war, triebe um die Abends-Zeit der Hirt die Kühe eben bey D. Fausti Wohnung vorbey, die hatten nun ihrer Gewohnheit nach ein grosses Geplerr und Blöcken, welches ihnen allen, sonderlich dem D. Fausto verdrießlich zu hören gewesen, der denn, als er zum Fenster hinaus gesehen, und wargenommen, daß deß Blöckens noch lang kein Aufhören seyn würde, zu der Compagnie gesagt, ich kan und mag diesem Blöcken der Kühe nicht länger zu-hören, sie machen mich vorhin ungedultig, was gilts, ich will ihnen solches vertreiben, daß ihr alle mit ein ander daran zu lachen haben werdet.

Alsobald verschaffet er durch Sprechung etlicher Worte, daß die blöckenden Kühe mit einander verstumten und stille wurden, ja allesamt die Mäuler aufgesperret hatten, und also nach ihren Ställen zu giengen; dessen denn die Compagnie sehr lachen [277] muste, die Viehmägde aber erschracken sehr darüber, und sprache je eine zur andern: Elß, Annel, hat deine Kuh auch ein aufgespertes Maul? auweh, was ist ihnen geschehen?

Anmerckung.

I. Zu wünschen wäre es freylich, daß er nur allein diese Kunst [306] gekönnt hätte und mit ihme also gestorben wäre; allein es bezeuget die Erfahrung, daß noch heutiges Tages solche böse Leute sonderbare Wörter und Segen erdacht, dardurch den Hunden, wie auch andern Thieren, die Mäuler zu stopffen, daß sie weder Bellen noch Beissen können, damit sie also ungehindert ihre Diebstücke ins Werck setzen mögen, welche Kunst den Räubern und Dieben sonderlich bekandt ist.

Jener vorneme Mann hatte einen Hund, welchen er darum, daß er bös, und mit Bellen und Anfallen der Leute gar ungestümm war, an die Ketten legen lassen. Zu diesem kommt ein bekandter, und der Zauberey halber sehr verdächtiger Mann, rühmet sich, der Hund könne ihn weder anbellen noch beissen, wenn er ihm gleich die Hände in den Rachen stosse, und spricht darauf einen fast lächerlichen Spruch, den der Herr leicht hören und verstehen können, mit halbleisen Worten murmelend, und hält drüber die Hand dem Hund hin in seinen Schlund, ist aber von demselben weder angebollen noch verletzet worden.

Als der Herr das gehört und gesehen, ist er drüber ergrimmet, und hat im Zorn zum Hund gesprochen: Hund, verrichte dein Amt Welches der Hund auch gethan, und diesen Hexenmeister also gebissen, daß er lange Zeit am Schaden zu artzneyen gehabt. Gvverb. vom Leut und Vieh besegnen p. 90.

Denn wenn man solch Gesind ängstiget, thun sie die Kunst wieder auf, und daran hat der Teuffel seine Kurtzweil.

Also kame auf eine Zeit eine Schäfer in eines Edelmanns Haus, einige Botschafft von seinem Junckern auszurichten. Es mag aber wol seyn daß der Schäfer Ursache zu Unwillen bekommen, jedoch aber sich dessen nicht dörffen mercken lassen, sondern saß in der Kuchen und frühstückte, seinen Weg wieder nach Hause zu nehmen; warffe indessen den Jagdhunden, so [278] eben dazumal in der Kuchen umlieffen, etliche Bissen Brod dar, und sprach darzu: nun fangt mir Hasen.

Der Edelmann ritte aus auf das Jagen, wie es denn seine fast tägliche Gewonheit war; aber er muste sehen, daß das Windspiel die Hasen mit dem Maul überwarffe, jedoch keinen fassen kundte. Er klagt solches zu Hause, da erinnerte sich die Köchin der Wort deß Schäfers. Der Edelmann reitet ihm zugefallen, findet ihn auf dem Feld, zucket sein Pistol, der Diener ingleichen, der Schäfer solte sterben: da thäte er die Kunst auf; und hätte der Edelmann nicht alsobald auf demselbigen Feld einen Hasen gefangen, solte der Diener, der annoch bey dem Schäfer hielte, ihm den Buckel lausen so lang, bis dem Windspiel geholffen würde.

Ich weiß mich zu erinnern, schreibt erstgedachter Gvverb, daß Anno 1619 ein reicher und geachteter Mann, in Beyseyn vieler ehrlicher [307] Leute sich nicht gescheuet zu rühmen, er wolle einem Ochsen nur ein oder zwey Wort in ein Ohr sagen, so müsse er von dannen in eine nächst dabey gelegene Stadt (war ungefehr fünff Stund Weges) oder an das Ort wohin man wolle, ohne einigen Treiber, seine Straß für sich gehen, für das Haus das man ihm nennen oder bestimmen werde, und sagte darbey, man solte dem Ochsen ein Kind zugeben, das den Weg nicht wüste, und auch nie gegangen seye, so werde dasselbig Kind mit dem Ochsen dahin kommen und denn der Sach Zeugniß geben können, daß es also ergangen sey.

Daß aber solches gebürlich und natürlich zugehe, wird niemand mich bereden können, aber wol, daß eines wie das ander, durch Hülff und Mitwürckung des Teuffels verhandelt werde, u.s.w.

Grillandus meldtet qu. de Sortileg. n. 3. daß zu Papst Hadriani deß Sechsten Zeiten ein Beschwörer, so ein Griech, zu Rom einen wilden Ochsen beschworen, daß er sich an einen kleinen gedreheten Faden gedultig führen lassen, in die vier oder fünff Meil wegs.

Silius Italicus schreibet von einem solchen Beschwörer, Namens Harcalo, welcher die grimmigen Löwen beschwören können, daß sie nicht schaden, sondern er sie unverletzt angreiffen mögen.


II. Darnach und fürs andere, gehöret hieher auch das Schlangenbeschwören und bannen, daß sie ihren Gift und Wut fahren lassen, von einem Ort zum andern weichen, oder zusammen kommen müssen Dieses Beschwören aber ist ein recht [279] Hexen-, Zauber- und Teuffelswerck, es geschehe gleich welcher Gestalt es wolle. Massen denn unter die neun unterschiedene Species und Arten der Zauberey, von Gott dem HErrn die Beschwörer mit Namen gesetzet worden, wie zu sehen im 5. B. M. 18. v. 10. 11. Ingleichen da der König und Prophet David im 58. Ps. v. 6. der Schlangenbeschwörer gedencket, da nennet er sie Zauberer. Uber welche Wort deß Psalms also Herr Joh. Henr. Ursinus glossiret: die alte Zauberer, spricht er, haben ihre Segen gehabt, damit sie den Schlangen das Maul gehemmet, oder gar zerreissen können, daß sie nicht haben stehen mögen.

In ihrem Hebammen-Buch erzehlet die Fr. Louyse Bourgeois, p. 179. eine denckwürdige Geschicht, die sie von einem glaubwürdigen Mann gehöret, welcher betheuret, daß solches die Warheit, und ers mit seinen Augen gesehen hätte, nemlich, als er zu Straßburg gewesen, wäre er verständigt worden, wie zwey Meil weges von dannen auf einem Dorff ein Weib wäre, deren Mann als er im Weingarten gehackt, hätte sie das Gras oder Unkraut vor ihm heraus rauffen müssen. Damit sie nun dieser Arbeit desto besser abwarten möchte, hat sie ihr Kind mit ihr hinaus genommen, und als sie dieses gesäuget, hätte sie [308] solches auf ein Küssen geleget, und schlaffen lassen, sie aber wäre indessen mit ihrer Arbeit fortgefahren.

Eines Tags begab sichs, daß ihr Kind aus dem Schlaff erwachte; damit sie nun solches stillen und wieder einschläffen möchte, gabe sie ihm zu trincken, und in dem Säugen entschlieff sie zugleich. Und als in dem Schlaff die Brustwartzen dem Kind aus dem Mund kam, und ihr solcher Gestalt der Busen eröffnet und die Brüste entblösset blieben, ist ihr dieses nicht geringe Unheil begegnet: denn eine Schlang schliche sittiglich herbey, ergriffe solche Brustwartzen der Frauen, und fieng an zu saugen, und weiln sie vielleicht niemaln so lieblich Ding geschmecket hatte, name sie ihr vor, solche nicht sobald zu verlassen.

Als aber das arme Weib erwachte, und diese Bestien an der Brust hangen sahe, ist sie dermassen erstaunet, daß sie für Schrecken möchte gestorben seyn. Sie schrye zwar ihrem Mann zu, aber als der herbey kame, und diß Spectacul ersahe, ist er darüber nicht weniger erschrocken als das Weib. Doch name er das Kind, und führte die arme erschrockene Frau mit sich heim nach Haus, und dorffte ihrer keines das lose Thier anrühren.

Er ließ einen Medicum holen, einen feinen gelehrten Mann, der wandte allen müglichen Fleiß an, und gebraucht [280] viel Mittel, diesen ungebettenen Gast abzutreiben; letzlich auch, da er sahe, daß die äusserliche Mittel nichts verfangen wolten, ist er zu Raht worden, dem Weib solche Sachen einzugeben, die die Milch ändern, und den süssen Geschmack in bitter verwandeln solten: allein man thate was man wolte, ists doch unmüglich gewesen, dieses böse Thier dahin zu bringen, daß es die Wartzen fahren liesse.

Man hatte sich zu befahren, solte man solchem etwas Leides thun, daß es die Frau beissen, und das Gifft ihr in die Brust schiessen möchte, zu ihrem ungezweiffelten Verderben. Also hat diß arme Weib diese Bestien, gleichsam angehefftet, wol in die zehen Monat herum tragen müssen; welche Zeit über die Schlang so lang und dick worden, und dermassen zugenommen, daß sie solche in einer Handzwehlen am Hals tragen müssen. Die Milch, welche sonsten den beyden Brüsten zugelauffen, hat sich allein zu dieser gewandt, daran die Schlang erstmals zu saugen angefangen.

Wie nun gantz und gar das arme Weib der Schlangen nicht los kommen können, ist sie endlich beredet worden, zu einem Schlangen-Beschwörer zu gehen, mit Namen Barillet, welcher ihr verheissen, er wolte ihr dieses unangenemen Gastes eher denn inner einer Viertelstund abhelffen, ohne einigen ihren Widerwillen und Schaden: hierauf hieß er sie einen Trunck Wein thun, und ein wenig ruhen. Unterdessen [309] macht er einen Creiß, fieng darnach an etliche gewisse Wort zu sprechen; alsobald kamen drey oder vier andere Schlangen, welche er unter seinem Tisch zu ernähren pflegte, hervor, und giengen in den Creiß: der Beschwörer fuhr fort, und sagte wiederum etwas, darauf die, so der Frauen so lang an der Brust gehangen, dieselbe verlassen, und mit den andern zugleich herum gesprungen.

Der Mann so sie beschworen, ergriffe sie, steckte ihr ein Stücklein Scharlach in den Rachen, brache ihr darnach die Zähne aus: die gute Frau, nachdem sie sich dieses schnöden Gasts entlediget befunde, und dieses alles sahe, machet eilends ihren Busen zu, und wolte darvon lauffen. Aber der Beschwörer hielte sie auf, und versicherte sie, daß die Schlang ihrer nicht mehr begehren würde, sondern sie müsse sich mit den andern an ihren geweisten Ort hin begeben.

Gleichwol ist auch dieses darbey zu mercken, daß solche Schlangen-Beschwörer und Zauberer zu weilen durch eben [281] die gebannten Schlangen und Nattern, Schaden nemen oder wol gar umgebracht werden, wie unter andern Bodinus, Daemonom. Teutsch, p. 87. eines solchen gedencket, der sich zu Saltzburg aufgehalten, und sich offtmals erboten hat, er könte und wolte alle Schlangen in der Nähe auf eine Meilweges in eine Gruben zusammen bringen, und tödten.

Wie er sich nun solches eines Tags unterstehet und eine unzählige Menge der Schlangen zusammen kommen waren, da findet sich zu letzt eine alte und grosse Schlange: wie er diese nun auch in die Grube zaubern will, widersetzet sie sich, fähret auf, umringet und umfängt den Beschwörer, wie ein Gürtel, ziehet und schleppet ihn mit in die Grube, und tödtete ihn.

Aus welchem erscheinet, spricht ermeldter Bodinus, daß diß nicht durch Krafft der Wort, immassen von dem Wort Hypokindox Theophrastus Paracelsus ungescheuet geschrieben; noch auch der Wort aus dem ein-und-neuntzigsten Psalm, und anderer gebrauchter Characteren, verrichtet worden. Denn wie hätten die Schlangen eines Menschen Stimm auf eine Meile herum hören können? sonderlich weil sie tieff in der Erden versteckt liegen? derowegen so ist es nur deß Teuffels Werck, und die Schlange der Teuffel selbst gewesen, der auf solche Weise seinen Dienern pflegt zu lohnen.

Besser ist es mit seinem Beschwören ergangen jenem Legaten von Cypern, dessen Plinius gedencket, so Exagon geheissen. Dieser hat dem Raht zu Rom zu gefallen sich nackend ausgezogen, und in ein Faß lebendiger Schlangen werffen lassen, welche er alsobald beschworen hatte, daß sie ihn nicht können beschädigen, sondern haben ihn mit ihren Zungen gelecket, und also geschmeichelt.

[310]
Das 39. Capitel
Das neun-und-dreyssigste Capitel.
D. Faustus ergreifft einen Regenbogen mit der Hand.

ES verreisten etliche Kauffleute mit D. Fausto hinab gen Franckfurt auf die Messe, und kamen bey dem Ottenwald Abends in ein Städtlein, Boxberg, an; nun lage auf einen Berg daselbst ein Schloß, auf welchem ein Vogt war, der ein Ver[282]wandter eines Kauffmanns mit unter der Compagnie war, dieser als er gerne seinem Vettern eine Ehre erweisen wolte, beruffte er die gantze Gesellschafft folgenden Tags zu sich auf das Schloß, so zimlich hoch lage, und tractirte sie nach bestem Vermögen.

Da sie nun einander mit dem Trunck zimlich zugesetzet hatten, und allbereit Abschied nemen wolten, weiln es aussahe, als ob auf den Regen ein ander Wetter kommen wolte, spricht einer unter der Gesellschafft, der indessen zum Fenster hinaus gesehen: nein nein, es hat kein Noth deß Regenwetters halber, es stehet ein schöner Regenbogen am Himmel.

Da D. Faustus das vername, stund er vom Tisch auf, gieng zum Fenster, sahe hinaus, und sagte: was soll es gelten, ich will mit meiner Hand diesen Regenbogen ergreiffen? die andern, denen die Kunst D. Fausti nicht so gar bekandt war, da sie solches hörten, lieffen sämtlich vom Tisch, diesem unmüglichen Ding zuzusehen: denn der Regenbogen stunde noch weit von dar, um die Gegend Boxberg herum. Bald aber strecket D. Faustus seine Hand aus, und sihe, da gienge der Regenboge über dem Städtlein her, gegen dem Schloß zu, bis an das Fenster; daß also D. Faustus den Regenbogen mit der Hand augenscheinlich fassete und gleichsam hielte. Sagte auch darauf, so die Herren wolten zusehen, so wolte er auf diesen Regenbogen sitzen, und darvon fahren: aber sie wolten nicht, und baten darfür. Zur Stund zog Faustus die Hand ab, da schnellte der Regenbogen hinweg, und stunde wiederum wie zuvor, an seinem Ort.

[283] Anmerckung.

[311] I. Nachdem Zoroastres, der erste Schwartzkünstler nach vieler Gelehrten Meinung, einen Bund mit dem Teuffel aufgerichtet hatte, verhiesse ihm der Teuffel unmügliche Dinge zu verbringen, die er ausrichten werde, unter welchen auch dieses mit ware, daß er sagte, wenn er ihm würde folgen, so wolle er ihn die Kunst lehren, daß die Creaturen ihm gehorsamen und ausrichten solten, was er ihnen nur würde gebieten und befehlen, ob schon solches in ihrer natürlichen Krafft nicht seye: wie der Mond solte verfinstert, die fliessende Wasser stehend werden, er solte die Sternen und anders mehr zu sich ziehen können, u.s.f.

So nun dieses dem Zoroastri durch die Hülff deß Teuf fels müglich gewesen, wie er denn dieses und anders vollbracht hat; warum solte denn ein solches dem D. Fausto unmüglich gewesen seyn? Allein daß solches natürlicher Weise nicht zugangen seye, kan ein jeder Verständiger selbst ermessen.

Denn den Regenbogen ergreiffen, deß Himmels Lauff aufhalten, oder wie der Jesuit Serarius an einem Ort geschrieben: der Teuffel kan durch natürliche Ursachen machen, daß der Himmel und die Sternen still stehen, dieses alles seynd Göttliche Wunderwercke, welche der Teuffel und seine Werckzeuge, die Zauberer, nicht thun und zu Werck richten können, ob sie sichs schon rühmen.

Wiewoln gleichfalls nicht zu verneinen ist, daß der Satan gleichwol durch Gottes Verhängniß und Zulassung viel wunderliches und seltzames verbringen und practiciren mag, dessen Ursach, Art und Weise auch die scharffsinnigsten Menschen nicht ergründen und aussinnen mögen; entweder daß er durch Behendigkeit etwas darstellet, daß es das Ansehen hat, als wenn ers selbsten gemacht und erschaffen hätte, wie er durch die Zauberer in Egypten gethan, da deren Stäbe zu Schlangen worden, da sie Frösche gemacht, wie Moyses, Exodi 7. v. 12.

Oder aber es seynd nur Verblendungen gewesen, daß der Teuffel frommer und böser Leute Gesicht verblendet, daß sie meinen, sie sehen diß und das, und ist doch nichts daran: seynd derowegen deß Teuffels und der Zauberer Wunder meinstentheils lauter Gauckelpossen und Verblendungen.


II. Den Regenbogen betreffend, haben die heidnische Philosophi kaum aussinnen können, was der sey, und wie es zugehe, daß er allemal gegen der Sonnen, und gemeiniglich gegen dem [284] Morgen, wenn die Sonn gegen dem Abend ist, stehe; item, daß er nur halb rund seye? etliche nun haben gesaget, es komme darvon, daß die holen Wolcken den Strahl von der Sonnen zuruck stossen gegen die Sonne, so breche sich alsdenn derselbe, und mache einen solchen Bogen von mancherley [312] Farben. Andere geben vor, so der Hitzthau vor der Sonnen gehet, und sich in den Lüfften weilet, bis er zu einem Gewülck wird, so geschihets, daß die Sonn zwerchs scheinet, als verwandelt sich das Gewülck nach den vier Elementen. Die Grüne hat er von dem Wasser, das Blau nach der Lufft, die Röthe nach dem Feuer, die Braun nach der Erden.

Etliche sagen, der Regenbogen habe sechserley Farben, als die grüne, rothe, blaue, leibfarb, geel und braun. Johannes der Theologus in seiner Offenbarung im vierdten Capitel spricht: wenn der Regenbogen am Himmel stehet, und regnet drauf, so seye es herum feurig.

Andere sagen, und zwar etwas besser, wenn die Sonn ihre Radios, ihre Strahlen, Schein und Glantz herab lässet, und sich setzet gegen den wässerichten Wolcken, so entspringe ein Regenbogen mit seinen unterschiedenen Farben.

Es sey aber mit ihm wie es wolle, so bezeuget doch die heilige Schrifft, daß er sey ein Bund-Zeichen, welches GOtt in die Wolcken gesetzt, zum Zeugniß, daß hinfüro nicht mehr eine solche Sündfluth kommen solle, wie zu Nohae Zeiten geschehen ist, die alles Fleisch verderbete: und zeiget dennoch bey diesem Bund-Zeichen an, daß endlich die Welt in der letzten Straff durch das Feuer soll verbrennen und zerschmeltzen, wie hievon S. Petrus spricht in der andern Epistel am dritten Capitel: die Himmel aber, die jetzt seynd, und die Erd, seynd durch sein Wort erhalten, daß sie zum Feuer behalten werden am Tage deß Gerichts und Verdamniß der gottlosen Menschen, und Er wolle alsdenn Himmel und Erden wiederum verneuen und herrlicher machen.

Was denn belanget die Farben deß Regenbogen, davon spricht Sirach, im drey-und-viertzigsten Capitel, v. 50. also: Sihe den Regenbogen an, und lobe den, der ihn gemacht hat, denn er hat sehr schöne Farben. Diese Farben aber deuten etliche also aus: die blaue Farb, als die Lufft, zeiget die Zierde deß Himmels an, wie herrlich GOTT seinen Stul gesetzet und gezieret hat, gleich als mit einem schönen blauen Umhang; und so offt wir das Blau am Regenbogen sehen, sollen [285] wir uns deß Ewigen erinnern. Die rothe Farb bedeutet den Zorn GOttes, den er vor der Sündflut, auch zu Sodoma und Gomorra, über die Halsstarrige und Unbusfertige hat er-gehen lassen, und mit einem Feuerregen solche Gegend gar ausgetilget; diese Farb wird sich auch am Jüngsten Tag äussern, wenn der HERR kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten. Die grüne Farb bedeutet den Untergang der andern Welt mit der Sündflut: denn wie mans sihet, so ist das gantze Meer grünlicht anzuschauen. Die braune Farb bedeutet [313] das Erdreich, oder den Menschen, der aus der Erden erschaffen ist.

Letzlich ist auch dieses nicht in Vergessenheit zu stellen, daß hierüber etliche unter den Gelehrten nicht einig seynd, sondern behaupten wollen, der Regenbogen seye vor der Sündflut schon gewesen: denn habe GOTT Sonn, Mond und die Sternen erschaffen, so seye ohne Zweiffel der Regenbogen auch darunter gewesen: zu welchem Ende sie die Gloß im Propheten Joel am andern und Matthaei am vier-und-zwantzigsten anziehen, daß alle Elementen deß Himmels vergehen werden, so GOTT geschaffen habe, worunter denn auch der Regenbogen seye. Andere nicht minder Gelehrte sagen hergegen nein darzu, und bleiben schnurstracks bey dem klaren Text Genes. 9. daß GOTT der HERR damals allererst nach der Sündflut den Regenbogen an dem Himmel zu einen Bund und Gnaden-Zeichen gestellet habe.

[314]
Das 40. Capitel
Das viertzigste Capitel.
D. Faustus verzaubert einem groben Bauern, der in die Stadt gefahren, und Faustum nicht auf den ledigen Wagen sitzen lassen wollen, die Räder von dem Wagen in die Lufft.

IN der Stadt Braunschweig wohnete ein vornemer von Adel, der an der Schwindsucht kranck lange Zeit darnider gelegen, und ob er wol alle in und ausser der Stadt befindliche Ärtzte zu sich erfordert, wolte doch nichts nicht, [286] wie zwar insgemein zu geschehen pflegt, verhelffen; weiln denn alle natürliche Mittel vergebens und umsonst, wolte er sich endlich auch der Magischen Cur deß damals in der Nähe auf einem Schloß sich aufhaltenden D. Fausti, auf Beyrathen eines guten Freundes, untergeben: beruffte ihn demnach schrifftlich, und mit Versprechung einer reichlichen Belohnung, wo er ihm helffen werde, zu sich.

D. Faustus sande den Boten gleich wiederum zuruck, und versichert diesen Beamten, daß er bald kommen, und sich nicht säumen wolte: und ob er wol gute Gelegenheit von dem Herrn deß Schlosses so zu reiten als zu fahren hatte, wolte er doch lieber, massen auch sonsten seine Gewohnheit war, zu Fuß gehen. Als er nun von ferne der Stadt ansichtig ward, ward er gleich hinter ihm nahe eines Bauren gewar, der einen leeren Wagen, mit vier Rossen bespannet, hatte, und ebenermassen der Stadt zufahren wolte, diesen Bauren nun sprache D. Faustus mit guten Worten an, er solt ihn auf den leren Wagen sitzen lassen, und ihn, weil er fast müde wäre, führen bis an das Stadtthor; welches ihm aber der Bauer abschluge, sagend, er würde ohne das genug aus der Stadt zu führen haben, wolte nicht erst sich mit ihm verweilen, und ihn aufsetzen: wiewol es dem D. Fausto nicht Ernst ware, sondern thäte nur einen Versuch, ob der Bauer so diensthafft seyn würde. Dem D. Faustus aber thäte diese grobe Weise, und unbillige Antwort deß Bauren sehr wehe, gedachte bey sich selbst: harr du grober Esel, du must mir herhalten, ich will [315] dich mit gleicher Müntz bezahlen, thust du solches einem Fremden, was wirst du sonsten thun? alsobald spricht er etliche Wort, da springen die vier Räder zugleich vom Wagen, und fuhren zusehend in die Lufft hin[287]weg, gleichermassen fielen auch die Pferde nieder, als wären sie vom Hagel getroffen worden, und regten sich nicht mehr. Dieses nun der Bauer sehende, erschrack er, wie leicht zu glauben, von Hertzen, weinete, und bate mit aufgehabenen Händen den D. Faustum, er solte ihm Gnade erweisen, er wüste wol, daß er sich grob an ihm, als einem Fremden, erzeiget hätte, allein er wolte es nicht mehr thun, u.s.w.

Was solte nun D. Faustus thun? Er sagte, ja du grober Gesell, thue es hinfüro keinem mehr, was du mir gethan hast, ich will dißmal deiner verschonen: damit du aber nicht gar leer ausgehest, und zugleich ein Andencken haben mögest, andere Fremde nicht solcher Gestalt zu tractiren, so nimm das Erdreich unter deinen Rossen, werffe es alsobald auf sie; der Bauer gehorchet dem Fausto, und wirfft die Erden auf sie, alsobald richteten sie sich wieder auf: aber, also fuhr D. Faustus fort, deine Räder wiederum zu überkommen, so gehe gleich der Stadt zu, und bey den vier Thoren wirst du ein jegliches Rad finden und antreffen. Brachte also der Bauer den halben Tag zu bis er seine Räder bekam.

Anmerckung.

I. Es fraget sich aber allhier gleich Anfangs, ob dieser schwindsüchtige Edelman recht gethan habe, daß er sich, da keine natürliche Cur verfangen wollen, der ohne Zweiffel beschreyeten zauberischen, oder wie mans sonst lieber aussprechen will, der Magischen Cur D. Fausti untergeben? oder, ob noch heutiges Tags ein rechtschaffener Christ mit gutem Gewissen, der Zauberer und Hexen zauberische und aberglaubige Mittel, auf den Nothfall könne gebrauchen.

Bodin. Daemon. Teutsch, p. 157. M. B. Waldschmid. Pyth. End. p. 315. und sonderlich M. Freudius im Gewiss. Fr. von Zaub. p. 427. beantworten solche Frage mit nein. Denn daß kein rechtschaffener Christ mit gutem Gewissen solche zauberische aberglaubische Artzneyen und Mittel gebrauchen könne und solle, ist daher offenbar, weiln 1. dieses wider Gottes ausdrücklichen [288] Befehl ist: denn wie GOtt alle Weissager, [316] Zeichendeuter, Zauberer, Beschwörer, als einen Greuel für Ihm, verbotten, also hat Er auch dieselbige um Raht zu fragen, und deren Mittel zu gebrauchen, ebenmässig ausdrücklich verbotten im dritten Buch Mos. im 19. v. 31. hat ingleichen die jenigen, so solche Zauberrähte und Mittel gebrauchen, aus seinem Volck auszurotten gedrohet, im zwantzigsten Capitel gedachtes Orts, vers. 6. Eben dieses bestättiget auch der Apostel Paulus, da er in der Epistel an die Römer im ersten Cap. v. 32 insgemein sagt, daß nicht allein deß Todes würdig seyn die, so schändliche Sünden-Greuel thun, sondern auch die, so Gefallen haben an denen, die es thun. Nun aber ist Zauberey ein Werck deß Todes je würdig und schuldig; die denn darein verwilligen oder Gefallen daran haben, und dadurch sich wollen geholffen haben, müssen ja nach den klaren Worten deß Apostels auch deß Todes würdig seyn. Denn wie kan einer bey seiner oder der seinigen Kranckheit und Leibs-Gebrechen, die Hexen und Zauberer consuliren und Rahtfragen, ohne ihre Einwilligung?

Zum andern, so versündigen sich alle die, so zu den Zauberern und Hexen lauffen, am allerschändlichsten 1. an GOtt und seinem Wort insgemein: denn sie lieben, fürchten und ehren GOtt und sein Wort nicht, weil sie seine Gebot nicht halten, Johan. 14. v. 21 in der Noth Ihn nicht anruffen, Psalm 50. v. 15. Sie versündigen sich insonderheit 2. an GOTT dem Vatter: denn sie erkennen, ehren und halten Ihn nicht für ihren Vatter. Wer aus GOtt geboren ist, der thut nicht Sünde. Daran wirds offenbar, welche die Kinder GOttes, und Kinder deß Teuffels seynd, 1. Johan. 3. v. 9. 10. Wenn du Zaubermittel brauchest, so thust du Sünde, thust unrecht; darum so bist du nicht GOttes Kind. Bist du nicht GOttes Kind, so bist du gewiß deß Teuffels Kind. Sie versündigen sich 3. an ihrem Erlöser JEsu Christo: denn dieser ist kommen, daß er die Werck deß Teuffels zerstöre, 1. Joh. 3. v. 8. durch die Zaubermittel aber wird deß Teuffels Reich aufgerichtet, geheget und gepflantzet. Sie versündigen sich 4. an dem Heiligen Geist; denn sie weichen von ihm zum bösen Geist, indem sie den Zauberern nachhuren, Levit. 20. v. 6. Sie versündigen sich 5. an den heiligen Sacramenten, sonderlich der heiligen Tauff, darinn sie GOtt mit Leib und Seel sich ergeben, und einen Bund deß guten Gewissens mit GOtt [289] aufgerichtet, dargegen dem Teuffel, und allen seinen Wercken und Wesen abgesagt. Solchen Bund brechen sie, wenn sie die Zauberer und Warsager rahtfragen, sich zum Teuffel wenden, seiner Wercke und Wesens gebrauchen. Sie sündigen auch 6. wider ihren Christlichen Glauben. Denn der wahre Christliche Glaube ist eine hertzliche Zuversicht an den einigen wesentlichen GOtt, Vatter Sohn und H. Geist, sich [317] auf denselbigen verlassend, daß er allein in allen Nöthen helffen könne, weil er allein allweiß, allein allwissend, allein allmächtig. Wo solche Zuversicht ist, da ist ein rechter Glaub, wo solche nicht ist, da ist kein rechter Glaub nicht. Solche Zuversicht haben sie nicht, wenn sie dem Teuffel und seinen Werckzeugen nachlauffen. Denn wenn sie recht glaubeten, daß ein GOtt in der Christenheit wäre, was dörffen sie zu denen lauffen, die all ihr Kunst und Hülff vom Teuffel haben? Sie sündigen 7. wider die göttliche Mittel, so GOtt verordnet. GOtt der HErr hat uns diese Ordnung in seinem Wort vorgeschrieben, daß, wenn wir in Nöthen Leibes und der Seelen gerathen, wir erstlich erkennen sollen, woher solche Noth komme? nemlich von wegen der Sünde: darnach wahre Reu und Leid über unsere Sünden haben, GOtt um Vergebung derselben anruffen. Denn auch ordentliche Artzney-Mittel gebrauchen, nach der Anweisung Syrachs im 38. Capitel letzlich Gedult tragen, wenn rechtmässige Artzney nicht will helffen, und gedencken, es sey eine vätterliche Züchtigung GOttes, mit welcher Er uns am Leib straffe, auf daß der Seelen wol seye. Diese Ordnung aber kehret dieser stracks um, welcher deß Teuffels und der Zauberer Raht begehret.

Zum Dritten begehen sie mit ihren Zauber-Räthen und Hülffmitteln schröckliche Abgötterey, greuliche Thorheit, grausame Vermessenheit, und aberglaubige Blindheit. Abgötterey in dem, daß sie sich von GOtt zum Teuffel wenden, machen aus dem, der ein Beelzebub oder Fliegen-König, einen Menschen-GOtt: aus dem der ein Lügner von Anfang ist, einen Warsager: aus dem der ein Mörder ist, einen Lebendigmacher: aus dem der ein abgesagter Menschenfeind ist, einen Freund, Helffer und Erretter der Menschen. Diß ist ja eine schwere Sünde, wenn ein Mensch andere Götter neben GOtt haben will, oder GOtt gar fahren lassen, und Hülffe mit Saul bey den Zauberer und Warsagern suchen will, da es doch heisset: [290] Ich bin der Herr dein GOtt, du solt keine andere Götter neben mir haben.

Thorheit in dem, daß solche Leute fliehen von GOtt zum Teuffel, von der Wahrheit zu der Lügen; von dem der der gute Vatter ist über alles das Vatter heist im Himmel und auf Erden, zu dem Ertzfeind und Bösewicht, wie ihn Paulus nennet, Ephes. 6. v. 16. von dem getreuen guten Hirten, zu dem brüllenden Löwen, Petri Aussage nach, seiner ersten Epistel im 5. v. 8. welcher sich etwan freundlich stellet und erzeiget, daß er seine Feindschafft desto besser an dir vollbringe, von diesem wilt du, daß dir geholffen werde. Welcher etwa den Leib heilet, daß er entweder denselbigen mehr und gefährlicher verwunde, oder je zum wenigsten die Seel verletze, von diesem wilt du gesund werden. Welcher ein Lügner ist, und etwa einmal zwey wahr gesaget, [318] damit er dich desto mehr betrüge, von diesem wilt du die Warheit erforschen. Ist das nicht greuliche Thorheit?

Grausame Vermessenheit aber, indeme der Zauberer mehrmal solche Mittel zu gebrauchen befiehlet, die keiner nicht ohne grosse Sünde gebrauchen kan; ja wie die Erfahrung lehret, da unter dem Schein der Cur, mancher Zauberer seinen geilen unkeuschen Willen zu verüben gesuchet hat.

Aberglaubige Blindheit ist es auch: denn gemeiniglich diese Mittel nichtig, zum theil lächerlich und aberglaubig seynd.

Endlich ist dieses hochschädlich. Denn GOtt der HErr drohet im dritten Buch Moysis im 20. v. 6. Er wolle sein Antlitz wider sie setzen, und sie aus ihrem Volck rotten. Wenn sich aber der HErr wider einen setzet, wehe einem solchen! was will da für Glück und Segen seyn? und was GOTT dißfalls gedrohet, das hat Er mit denckwürdigen Exempeln bewähret.

Die Cananiter hat Er um solcher Greuel willen vertrieben, und sie aus dem Land vertilget, wie zu sehen im fünfften Buch Moysis im 18. v. 12. 14. Saul, der König in Israel, hat um dessentwillen müssen umkommen, und zum Teuffel fahren, 1. Samuel. 28. Ahasia ingleichen, der König in Israel, im andern Buch der Könige im 1. v. 16.

Dergleichen Exempel noch heutiges Tags viel gefunden werden da ihrer viel, wenn sie schon lang dem Baalsebub, dem Teuffel zu Eckron, den Zauberern, Hexen, Warsagern, Segensprechern, nachgelauffen, alles was sie haben, an sie [291] gewendet, dennoch nicht genesen, sondern endlich der Kranckheit eingehen und sterben müssen.

Wie nun ein Christ der Hexen und Zauberer zauberische aberglaubige Mittel zu Vertreibung ein und anderer Kranckheit, mit gutem Gewissen nicht gebrauchen kan, also soll viel weniger Zauberey mit Gegenzauberey oder Hexerey-Mittel geheilet und vertrieben werden; denn das hiesse, einen Teuffel mit dem andern vertreiben. Und ist hierbey die Regul S. Pauli wol in Acht zu nemen, Römer. 3. v. 8. Man soll nichts Ubels thun, daß Gutes daraus komme.

Sprengerus in seinem Malleo Maleficarum gedencket eines Exempels, daß ein Bischoff in Teutschland gewesen, welcher in eine beschwerliche Leibesschwachheit gefallen war. Als er nun von einer alten Vettel berichtet worden, seine Kranckheit sey ihm durch Zauberey beygebracht, könte ihm auch auf keine andere Weise benommen werden, als wenn solche angezauberte Kranckheit wiederum auf die Zauberin selbst geza ubert würde; ist ihm dem Bischoff solcher Handel gantz wunderlich vorkommen, daß er sich auch darüber hefftig entsetzet hat. Er wird aber Rahts, und schicket eine eigene Post nach Rom zu dem damaligen [319] Papst Nicolao V, bittet um Dispensation hierinn, solche Mittel vor die Hand zu nemen, und zu gebrauchen: welches denn der Papst, der den Bischoff sehr liebete, gerne geschehen liesse und erlaubete. Doch stunde in dieser Dispensation ausdrücklich: ut ex duobus malis fugiatur majus, damit aus zweyen Ubeln das Böste verhütet werde.

Da nun das verlangte Erlauben des Papsts ankommen, und der Zauberin vorgelesen worden, hat die Zauberin, so sich dazu erbotten, darauf gesagt: dieweil es dem H. Vatter, dem Papst, sowol auch dem Ehrwürdigen Bischoff also gefällig, so wolle sie die Sache angreiffen, und das Ihrige darbey thun. Was sie nun gemacht habe, ist niemand wissend, aber daß sie Zauberey gebraucht, daran ist kein Zweiffel. Denn der Bischoff ist alsbald damals in der Mitternacht restituiret worden, und zu seiner Gesundheit kommen; die Hexe aber ist eben um dieselbige Stunde in eine hefftige Kranckheit gefallen, daran sie auch endlich gestorben.

Ein Christliches Hertz hergegen wird gewißlich lieber wollen sieben Jahr lang mit dem gedultigen Hiob aushalten: oder achtzehen Jahr mit dem verlahmten Weiblein: ja 38 Jahr mit jenem Krancken bey dem Teich Bethesda; als auf solche Art und Weise sich von der Kranckheit befreyen wollen.

[292] Es möchte aber jemand einwenden und sagen: ja lieber GOtt, wer hangt der verlangt, einer der von bösen Leuten an seiner Gesundheit gefähret und beschädiget worden, der hätte ja freylich solche gerne wieder: wenn nun aber kein Medicus und Artzt helffen kan, so kans ja so unrecht nicht seyn, wenn man ihm durch Zauberer und Hexen wieder helffen lässet, die zur Zeit helffen können.

Darauf ist zu wissen, daß solche Leute, die dieses sagen oder dencken, gleichen Sinn haben mit dem Theophrasto Paracelso, l. de Morb. Caduc. der einsten ungescheuet gesagt: es sey nichts daran gelegen, ob GOtt oder der Teuffel, Engel oder böse Geister, dem Krancken helffen, wenn nur der Kranckheit abgeholffen werde. Welchen lästerlichen Worten aber entgegen zu setzen seynd die Wort Chrysostomi, Homil. 8. in Epist. ad Coloss. Es ist besser, sagt er, tausendmal sterben, denn sich einer verfluchten zauberischen Artzney gebrauchen, die den Leib zwar erhält, die Seele aber tödtet.

Dieses hat in Acht genommen König Philippus in Franckreich: denn als ihme in seiner Kranckheit gerahten wurde, er solte Magische Hülffe gebrauchen, weiln die natürlichen Mittel nicht helffen wolten, da wolte er nicht, sondern sagte: er wolte lieber gedultig sterben, denn unrechtmässige und unchristliche Mittel brauchen, er müsse doch einmal sterben.

[320] Darum soll ein jeder lieber in GOttes Namen kranck seyn, denn ins Teuffels Namen begehren gesund zu werden; lieber mit GOtt nach seinem Willen sterben, denn sich einer verfluchten zauberischen Artzney bedienen und also mit dem Teuffel leben wollen; lieber mit GOtt ein kranckes Vieh, als mit dem Teuffel ein gesundes und starckes haben.

Zu dem, wenn Zauberer und Hexen bey ihrer Hülffe, wie sie vorgeben, natürliche Mittel gebrauchen, so können ja erfahrne und gelehrte Medici dieselbe auch brauchen; und ist daher nicht Noth, daß man sie fahren lasse, und sich zu diesem Zaubergesinde wende. Denn obwol der Teuffel eine weit längere Erfahrung hat in der Natur, als der Mensch, und mit der Heilung geschwinder fertig wird, als sonst ein Medicus: jedoch weil der Teuffel mit seinem Heilen die Menschen nur zu sich locket, und was er an einem Ort gut machet, das verderbet er dargegen an zweyen, nutzet er dem Leib, so schadet er der Seelen und dem Gewissen, welches durch den Gebrauch seiner Mittel gefährlich verwundet wird, und wie [293] sonsten auch all sein Thun auf Betrug gerichtet ist: also soll sich billich ein jeder für ihm und seinen Werckzeugen hüten.


II. Zumaln und fürs ander, wenn man bedencket und zu reifferer Erwegung ziehet das jenige, daß die Erfahrung von dergleichen Personen vielfältig bestättiget hat, nemlich, daß jeder Zauberer, der Kranckheiten und das Bezauberte zu curiren sich ausgibt, nichts anders sonderlich von ihm begehret, nur daß der Krancke festiglich glaube, und ihm gäntzlich vertraue, er werde ihm gewißlich helffen.

Was ist aber dieses anders, denn eine schändliche begehrte Abgötterey? sintemal ja hiemit das Vertrauen, welches allein auf den Schöpffer zu setzen, dem Geschöpff zugeeignet wird: auch wendet der Satan alsdenn alle seine Kunst und Macht dahin an, damit er nur diese, die auf ihn, oder die Creaturen trauen, heile und helffe.

Herr G. P. Harsdörffer im siebenden Theil deß grossen Schauplatz Jämmerlicher Mordgeschicht, Hist. 169. erzehlet folgende Geschicht:

Zu Brüg in Flandern hielte sich eine alte, und dem Ansehen nach erbare Matron auf, sie heilete viel unheilsame Kranckheiten, richtete die Krummrückige gerad, und hatte niemand über ihren Wandel zu klagen; ja das gemeine Volck hielte sie fast für eine Heilige, bey welcher man in allen Fällen sich Rahts erholte. Gegen solcher Heilung legte sie Wallfarten an die umliegenden Örter auf, und befahle man solte so und so viel Messen lesen lassen, Allmoß geben, und was dergleichen gute Werck mehr waren.

Die Obrigkeit hatte hierinnen ein wachendes Aug, und fragte diese, [321] aus was Macht sie solches thäte? Sie antwortet, daß solches alles zu gutem End, und mit guten Ursachen beschehen: die Mittel wären auch heilig und unsträfflich, daß man nicht Ursach sie zu schelten, viel weniger in einer so schmählichen Gefängniß (wie geschehen war) länger anzuhalten. Weil man aber diese für keine Heilige ansahe, wie sie wolte gehalten seyn, wurde von dem Raht zu Brüg geschlossen, man solte sie auf der Marterbanck ferners fragen. Welches auch geschehen.

Bey angestellter Frage war der Burgermeister deß Orts, welcher mit dem Zipperlein schmertzlichst geplaget war; diesem versprach sie, daß sie ihn alsobald heilen, und seiner Plage erledigen wolle. Der Burgermeister hörte solche fröliche Post, [294] und versprache ihr, wenn sie ihn der Schmertzen beständig erledigen würde, zwey hundert Cronen zu geben. Die andern Schöpffen aber liessen sie abtretten, und führten dem Herrn Burgermeister zu Gemüte, daß solche Heilung mit teufflischen Mitteln, nicht zu wünschen, als durch welche der Leib geheilet, sein Gewissen aber und Seele vielmehr verletzet würde.

Solches nun zu beglauben, liessen sie die Hexe wieder aufführen, und fragten: was sie für Artzneyen zu dem Zipperlein gebrauchen wolte? Sie antwortet, keine andere, als daß der Herr Burgermeister glaube, ich könne und werde ihm helffen. Hierdurch wurde sie noch mehr verdächtiger, der Burgermeister aber wendig gemachet, und sie an die Folter geworffen; weil die Apostel und heiligen Männer GOttes in dem Namen Christi, und nicht solcher Gestalt Wunder gethan, und niemals begehret, daß man auf ihre Person einig Vertrauen setzen solte.

An der Folter bekennet sie etliche schlechte und unsträffliche Sachen, für die Zauberey aber laugnet sie beständig. Nach etlichen Tagen wird sie wiederum angespannet, da sie angefangen zu schreyen, man solte sie von dannen lassen, oder man würde ein übles Rauchwerck von ihr pressen. Man liesse sie nach ihrer Nothdurfft gehen, und nachdem sie eine halbe Stund verzogen, ist sie härter als zuvor angestrenget worden: da sie denn angefangen zu lachen, mit den Händen zu klopffen, und zu sagen, daß noch die Schöpffen, noch der Hencker wider sie nichts werden ausrichten, fienge auch endlich an zu schlaffen.

Nach etlichen Tagen ist sie zum dritten mal angezogen und peinlich verhöret worden: bevor aber hat man ihr die Haar von dem Haupt abgeschoren, da sie denn wie zuvor nichts bekennen wollen: deßwegen deß Henckers und Henckersknechten Weibern Befehl ertheilet worden, ihr alle Haar am gantzen Leib abzuschneiden, in denen sie viel Brieflein, mit deß Teuffels Namen, gefunden, und ihr weggenommen.

So bald dieses geschehen, hat sie alle ihre Missethaten bekennet, [322] und gesagt, daß man ihr gewiß nicht würde haben beykommen mögen, wenn man ihr nur die Zettelein gelassen hätte; nun aber müste sie gestehen, daß sie mit dem bösen Geist sich verbunden, und bisher alles durch ihn gewürcket, u.s.w. Deßwegen wurde sie deß Lands verwiesen, bey Straffe deß Feuers, wenn sie würde wiederkommen.

Also wanderte sie aus Flandern in Seeland nach Mittelburg, da sie anfienge das alte Handwerck zu treiben. Flo rent [295] Dam, Bannrichter deß Orts, hatte vernommen. was mit dieser Hexen zu Brüg vorgelauffen, und als er wahre Kundtschafft eingezogen, daß sie ihre Hexerey und Teuffelskunst fortsetzte, auch ihre Aussage so sie in der Gefängniß zu Brüg gethan, schrifftlich erlanget, hat er sie lebendig verbrennen lassen.

Es hat auf eine Zeit eine Adeliche Person, einer auch Edlen Tochter das Zahnweh durch einen zauberischen Segen gestillet. Als sie aber folgends von wegen deß abgöttischen Mittels, so sie gebraucht, gescholten ward, hat es sie von Hertzen übel gereuet: darauf denn der vorige Schmertz wieder angangen, hat aber nachgehender Tagen selbst nachgelassen.

Es schreibet Rudolph Gvverb, p. 174. ein gut arm Gesell kam zu mir, klagt mit weinenden Augen den überaus grossen Schmertzen, den er auf der einen Seiten deß Haupts schon eine geraume Zeit erlitten hatte. Und weil es ihm auf dem Wasser zu Nachts widerfahren, haben es die Leute einen Nachtschaden genennet, und ihn deßwegen zu einen Segensprecher gewiesen, sich von ihm segnen zu lassen. Er habe gefolget, demselben Segner einen Batzen gebracht und gebetten, daß er ihn versegnen wolle, welches er gethan habe: weil er aber ihm hin und zuruck gehen gezweiffelt, ob es auch müglich sey, daß ein solcher Segen ihm so einen unerträglichen Schmertzen benemen könne, sey ihm nicht allein nicht geholffen, sondern der Schmertz um ein Gutes vermehret worden.


III. Uber das und zum Dritten, erscheinet auch hieraus der Betrug deß leidigen Satans, und seine Begierde Schaden zu thun, in dem, daß er gemeiniglich die Zauberer und Hexen dahin anhält, daß, wie sie freywillig bekannt haben, wenn sie durch ihre Zauberey jemand wollen gesund machen, sie dieselbige Kranckheit, die einem abgenommen wird, sobald einem andern müssen anzaubern; oder wo sie solches nicht vermögen, sobald selbst darüber umkommen. Denn der Teuffel will Unglück haben, solte es gleich seine eigene Diener treffen, wie Bodinus redet, und es mit Exempeln bestättiget, Dæmonom. Teutsch, p. 159.

Hulin Petit, ein Holtzhändler zu Orleans, war von bösen Leuten verzaubert, daß er fast tödliche Schmerzen empfande: dieser beschickte [323] einen alten Schwartzkünstler und begehrete seiner Hülffe. Der Zauberer sagte, daß er nicht beym Leben könne erhalten werden, wenn er nicht geschehen lasse, daß seinem Söhnlein, welches noch an der Mutter Brüsten lag, solche Kranckheit [296] angethan würde. Der verfluchte Vatter verwilligte in seines unschuldigen Kindes Tod.

Die Kindsmagd, welche dieses unvermerckt anhörte, träget das Kindlein, welches sie sehr liebte, sobald hinweg, daß es dieser treffliche Artzt nicht beobachtet. Als nun dieser Zauberer den Vatter angerühret, wurde er augenblicklich gesund, und als er das Kind nicht mehr sahe, selbiges auch anzurühren, hat er angefangen zu schreyen: Ach! ich bin deß Todes! wo ist das Kind? wo ist das Kind? Er hatte auch den Fuß nicht für die Thürschwelle gesetzet, da ist er starr tod zur Erden gefallen, und gantz erschwartzet, wie ein Mohr, daß er sehr abscheulich ausgesehen, und ohne Zweiffel von dem höllischen Mohren also zugerichtet worden.

Von einem Edelmann zu Paris schreibt gemeldter Bodinus, l. c. als ihm eines seiner Pferde kranck worden, hab er einen Zauberer aus dem Land Auvergne, um Hülff und Raht ersuchet; derselbige hab zwar dem Pferd geholffen, doch also, daß er den Schaden oder die Kranckheit dem Diener deß Edelmanns aufgelegt: und da man bey ihm angehalten, er möchte nun auch dem Diener helffen, hat er den Edelmann fragen lassen, ob er lieber das Pferd oder den Diener verlieren wolte? ehe aber die Antwort kommen, sey der Diener tod gewesen; darüber dieser Beschwörer gefänglich eingezogen und hingerichtet worden, Anno 1579.

Zu Thoulouse hatte ein Student das viertägige Fieber, das wolte ihm ein Zauberer abhelffen, und sagte er solte diese Kranckheit seinem Feinde schencken. Der Student sagte, daß er keinen Feind hätte: wol sagte der ander, so schencket es dem Diener: das wolte er auch nicht thun, weil er ihm treulich gedienet. So schenckt mir das Fieber, sagte der Zauberer. Darein willigte der Student, das Fieber verliesse den Studenten, und der Zauberer bekam es alsobald, ist auch daran gestorben.

Zu Nantes hatte eine Hexe ihre Nachbarin bezaubert; als sie nun von der Obrigkeit, wegen starcken Verdachts, gezwungen worden, daß sie die Krancke anrühren müssen, ist sie alsobald genesen: die Zauberin aber tod darnieder gefallen.

Hie fragt sichs aber, ob ein Richter einen Zauberer nöthen soll, daß er den Bezauberten anrühre? Herr Harsdörffer part. 2. deß Schaupl. J. M. Hist. 174 ertheilet diese Antwort: für das Ja-Wort, spricht er, streitet erstlich, daß der [297] Richter schuldig ist dem Ubel zu steuren, und den unrechter Weise Geplagten zu helffen. Zum andern, daß solche [324] angezauberte Kranckheiten durch natürliche Mittel nicht mögen geheilet werden. Drittens, daß der Zauberer dardurch geoffenbaret, und sich selbsten straffet, wie aus vorhergehendem zu ersehen.

Die Ursachen aber für das Nein-Wort scheinen viel stärcker: Erstlich, kommet von GOtt Kranckheit und Gesundheit, und nicht von dem Satan und seinen Werckzeugen: Zum Andern, soll man nicht Böses thun, daß Gutes daraus erfolge: Drittens, raumet man den bösen Leuten zu viel ein, indem man ihnen Glauben zustellet; und ist besser in dergleichen Zustand ein brünstiges und allgemeines Gebet, durch welches man Gott in die Ruthe fället, und dieser seiner Nachrichter Schwerd gleichsam zuruck halten kan.


IV. Letzlich gehöret auch hieher, was von dem Büssen oder Segensprechen über die Kranckheiten zu halten seye.

Oberwehnter Herr Freudius, wie ebenmässig M. B. Waldschmid, loc. cit. p. 645. saget unter andern hiervon also: von den jüdischen Cabalisten ist solcher Greuel geheget; im Papstthum ist er beliebet und so zu reden flück worden, in die Kirche GOttes aufgeflogen, und leider auch unter uns, als ein schnöder Sauerteig, der längst mit aller Macht hätte sollen ausgefeget worden seyn, verblieben.

Solch Segensprechen aber der alten Weiber, und heimlichen Zauberer ist anders nichts, als ein unchristlicher Mißbrauch deß Worts GOttes, deß Namens der heiligen Dreyfaltigkeit, u.s.f. Darauf GOttes ernstliche und unausbleibliche Straff folget, als welcher den nicht will ungestraffet lassen, der seinen Namen mißbraucht. Daß es über das ein grosser Aberglaub sey, wenn man den Worten solche Krafft und Würckung zuschreibet, die sie doch selbsten an sich und in ihrer Natur nicht haben, und um deß willen auch das Vertrauen setzet auf etwas, das doch nichts ist: ja daß es im Ende eine Gemeinschafft sey, die man hierinnen mit den Zauberern, Hexen, Segensprechern, Beschwörern hat. Und können daher solche Leute die es thun, hieraus erkennen, wie schwerlich sie sich damit versündigen, und sich deß Zorns und der gerechten Straffen GOttes theilhafftig machen: denn sie setzen ihr Vertrauen nicht auf GOTT und seine Hülffe, sondern auf die [298] gesprochene oder geschriebene Wort, welche, ob sie wol gut seynd, werden sie doch nicht in ihrem rechten Gebrauch gelassen, darzu sie GOtt gegeben hat.

Wenn nun aber solche Leute die es thun, daran gleichwol nicht unrecht wollen gethan haben, sondern Erstlich einwenden und sagen, es seyn gleichwol gute Kräuter und Mittel, die der Meister oder das Weib brauchet, item, es seynd lauter gute Wort, die man darzu brauchet, was solte es unrecht seyn, daß man dieses oder jenes thut und braucht, [325] im Namen GOttes deß Vatters, deß Sohns, und deß H. Geistes? daß man Vatter unser, Glauben, Ave Maria, das Wort Adonai, den Namen Jehovah, die Namen etlicher Engel, den Namen JEsus, Maria, der Apostel, der vier Evangelisten, der fünff Wunden Christi, die sieben Wort am Creutz, die Wort JESUS Nazarenus Rex Judæorum, S. Johannis Evangelium, Agnus DEI, etc. darzu spricht: daß man selbige zum dritten, siebenden und neundten mal, mehr oder weniger spricht? das seynd ja gute heilige Wort? Wisse aber, daß die Wort zwar gut seyn, allein der Mißbrauch und die Entheiligung derselben sey gar zu bös, oder wie Herr Lutherus redet an einem Ort: sie seynd nicht darzu verordnet, daß du ihrer mißbrauchen solt, sondern daß du daran glaubest, und in und durch den Glauben erlangest, was du wilt und begeh rest. Daß du aber deß Glaubens nicht achtest, und treibest Zauberei, und dein Affenspiel darmit, das heist schändlich der Wort mißbrauchet, und darmit gezaubert. Und ist gewißlich der Teuffel so grob und plump nicht, er weiß seinem Betrug einen Schein zu geben: er wills GOtt nach thun, und ist auch hierinnen GOttes Aff. Wie GOtt sein Reich und alles mit seinem ewigen Wort erhält, also will der Teuffel auch mit seinem Wort sein Reich erhalten, und demselbigen mit dem Mißbrauch deß Worts GOttes ein herrlich Ansehen machen. Es heisset aber: die Gottlosigkeit je mehr sie mit feinerm Schein der Gottesfurcht und Religion bemäntelt und bedecket wird, je grösser ist sie.

Zum Andern wenden sie ein, S. Paulus befehle ja 1. Corinth. 10. v. 31. Coloss. 3. v. 17. man soll alles thun, was wir thun, in dem Namen deß HErrn JEsu; darum so könne es nicht unrecht seyn, dergleichen auch thun, eben so wenig könne es auch unrecht seyn, daß man einen Segen über Kräuter oder andere Mittel spreche, weil wir ja auch das Brod und Essen über Tisch mit unserm Gebet segnen?

[299] Hierauf ist die Antwort, daß wir im Namen JEsu alles thun sollen, ist recht; daß wir aber den Namen JEsu zu Segen brauchen, durch denselben besondere Krafft den Kräutern, Steinen, Wurtzeln, Salben, Creutzen, Ceremonien, zu wegen bringen, das ist uns nirgend befohlen. Der Nam JEsu hat seine besondere Krafft, wenn er im Glauben gesprochen und gebrauchet wird, nach GOttes Wort. Der blosse ausgesprochene und zu solchem Abentheuer mißbrauchte Nam JESU thut nichts. JEsum kenne ich wol, wer seyd aber ihr? sagte dorten der Teuffel zu den Jüdischen Beschwörern, wie zu lesen in der Apostel Geschicht im 19. v. 15. Was die Einrede anlanget, was im Namen GOttes geschihet, das ist nicht unrecht: muß man mercken, daß es nicht durchaus gelte und wahr seye; denn nichts in GOttes Namen [326] geschehen kan, denn was GOTT wolgefällig ist. Derowegen ist es nicht genug, sprechen, daß man im Namen GOttes etwas thue, sondern man muß besehen und fleissige Achtung geben, ob es auch im Namen GOttes, als GOtt wolgefällig verrichtet werde. Denn der Teuffel, der da ist ein Engel der Finsterniß, pflegt sich also in einen Engel deß Liechts zu verstellen.

Zum Dritten kommen sie aufgezogen mit dem Exempel Christi und seiner Apostel, die mit Worten Kranckheiten geheilet; als Paulus den Lahmen vor dem Tempel, aus der Apostel Geschicht 3. v. 6. deßgleichen Æneam den Gichtbrüchtigen, Actor. 9. v. 34. wie nicht weniger die Söhne deß Hohenpriesters Scevæ Actor. 19. v. 13, ja Christus selbst habe mit dem Wort Hephata den Tauben und Stummen hörend und redend, deßgleichen jenen Blindgebornen mit Koth sehend gemacht, u.s.w.

Allein wisse, daß gar ein grosser Unterscheid zwischen dem Exempel Christi und seiner Apostel, und dem Exempel solcher Segensprecher seye. Denn die Krafft deß Namen JEsus, dardurch die Teuffel ausgetrieben, und die Krancken geheilet worden, bestehet nicht auf den blossen Syllaben und Buchstaben, die gelesen, gesprochen, oder gehöret werden, sondern auf der Macht JEsu Christi, der in die Welt kommen ist, daß Er deß Teuffels Werck zerstöre, 1. Joh. 3. 8. Darnach kan zwar GOtt durch sein Wort alles thun, denn so Er spricht, so geschichts, so Er gebeut, stehets da, spricht David im 33. Psalm, v. 9. Aber der Mensch kan mit Worten, wenn es auch gleich GOttes Wort seynd, nicht das geringste Ding hervor bringen.

[300] Vierdtens, sagen sie, gleichwol so helffen solche Leute, da sonst kein Artzt oder Mensch helffen kan, sonderlich wenns Nachtschäden seynd wie mans nennet, so von Zauberey herkommen, und anderswo durch nichts, als durch dergleichen Zauberey, Segensprechen, vertrieben werden können.

Es mag zwar wol zu einem und andern mal seyn, daß sie helffen können, allein es folget darum nicht, daß es recht sey. Der Teuffel hat durch der Heiden Götzen Oracula viel Ding, so wahr gewesen verkündet: solts darum recht seyn? Der Warsagerin zu Endor Geist sagte dem Saul, was ihm begegnen würde: solts darum recht seyn? der Teuffel hilfft durch Zauberey der Zauberey: solts darum recht seyn? Ein Teuffel vertreibt den andern, solts darum recht seyn?

Endlich seynd ihrer viel die gedencken: helffe was helffen mag, sie wollen diß und jenes brauchen, helffe es, so wollen sie GOtt dancken, und darnach wenn sie gesund, GOtt durch Bekehrung und Allmosen solche Sünde wieder abbitten.

[327] Dieses ist aber erstlich ein thörichtes Vorhaben: denn sie wollen dem Leibe helffen durch Segensprechen und Zauberey und verletzen dardurch ihre Seel und Gewissen. Darnach so setzen sie für gewiß, und ihre Hand und Willen hinein, das doch zumal ungewiß ist: denn wer weiß, ob sie so lang leben, und die Gnade erlangen, daß sie sich zu dem HErrn bekehren können? Zum andern ists ein gottloses Vorhaben. Sie versuchen GOtt, eben als wenn Er sie so lang in ihren Sünden müste dulten. Er wolle oder wolle nicht, und wieder zu Gnaden annemen müste, wenn sie nicht mehr sündigen wollen.

In Summa es ist alles, was von den aberglaubischen Segnern eingewendet wird, lauter Lappenwerck, nicht wehrt, daß rechtschaffene Christen sich darmit schleppen, und so fern bethören lassen, daß sie dem heidnischen, zauberischen Unwesen Beyfall geben, und dardurch verständigen Christen ihr Christenthum zu Spott und Schanden machen, sagt gar nachdencklich D. D. Dieterich. T. 2. Conc. super Sap. p. 376.

[328]
Das 41. Capitel
[301] Das ein-und-viertzigste Capitel.
Von einer seltzamen Begebenheit vier verwägener Zauberer, wie sie einander die Köpffe abhieben, und wieder aufsatzten; deren einem aber D. Faustus übel gelohnet.

D. Faustus, als er mit obgedachten Kauffleuten gen Franckfurt kommen und, wie bey solcher Meßzeit allerhand Gauckler und Abentheurer gemeiniglich erscheinen und zusammen kommen, von seinem Geist Mephostophile berichtet worden, wie in einem Wirtshaus bey der Judengassen vier verwägene Gauckler und Schwartzkünstler wären, darunter der eine der Meister, die andere seine Knechte waren. Diese hieben einander die Köpffe ab, liessen den abgeschlagenen Kopff durch einen darzu bestellten Barbierer waschen und säubern, und satzten den dem Leibe wieder auf, mit männigliches Verwundern; welches denn auch diesen Schwartzkünstlern ein grosses Geld verdienen machte, weiln viel Herren und reiche Kauffleute der Stadt sich dahin verfügten, und zuschaueten.

Solches nun verdrosse den D. Faustum nicht wenig, vermeinende, er wäre allein deß Teuffels Hahn im Korb, name desswegen ihm gleich für, seine Kunst auch allda sehen zu lassen, und gieng dahin, nebens andern dem Handel zuzuschauen. Er sahe aber daselbst bald eine rote Decke auf der Erden ausgebreitet liegen, auf der Seiten des Zimmers stunde auch ein Tisch, und auf dem Tisch stund ein verglaster Hafen, darinnen, wie sie vorgaben, ein distillirtes Wasser ware, in welchem Wasser vier [302] grüne Lilien-Stengel stunden, die sie nenneten die Wurtzeln des Lebens.

Nur war es mit dem Handel also beschaffen, dass wenn einer von diesen Gaucklern niederkniete auf die rothe Decke, gienge bald der ander herbey und hube mit einem breiten Schwerd diesem den Kopff ab, und gabe ihn dem Barbierer, der ihn zwagen und so gar barbieren muste, wenn dieses auch verrichtet, gab alsdenn der Barbirer dem Meister den Kopff, der solchen den Anwesenden zu beschauen darreichte; inzwischen setzte man den Cörper auf einen Stul, und wenn es Zeit [329] ware, so satzte ie einer nach dem andern den Kopff, mit vielen seltzamen Worten und Ceremonien, wieder auf: sobald aber dieses geschehen, sprang eine Lilie, aus den vieren in dem Hafen auf dem Tisch, in die Höhe, und wurde sobald auch der Leib wiederum gantz; und dieses trieben sie immer so fort, bis es auch an den Meister kam.

Diesem nun, ob ihn schon vorhero D. Faustus sein Leben lang nicht gesehen hatte, wolte er eines versetzen, und solchem Gauckelwerk ein Ende machen; name demnach war, als sie zum andern mal das Kopff-abhauen anhebeten, und der Reyen nun an dem Meister ware, welcher Lilien-Stengel in dem Hafen dem Meister zugehörte; und dieser eben niederknien wolte, gehet D. Faustus unsichtbar hin zu dem Tisch, auf welchem der Hafen mit den Lilien-Stengel stunde, und schlitzet mit einem Messer deß Meisters Lilien-Stengel von einander, machte sich hierauf wiederum unsichtbar von dannen, ja gar zur Thür hinaus, welches auch die Anwesenden nicht gewar wurden. Der Knecht schlägt indessen dem [303] Meister, wie vorhin mehr geschehen, das Haupt ab, läst es waschen und barbieren, und will es nun wieder auf den Cörper setzen; aber sihe da fiel es wieder herab: leicht ist zu glauben, daß dieses nicht allein alle Anwesende, vielmehr aber die Knechte und Schwartzkünstler befremdet habe, worüber sie denn noch mehr erschrocken seynd, als sie gesehen, daß deß Meisters Lilie oder Wurtzel deß Lebens, in dem Hafen von einander geschlitzet war, und der Meister tod auf der Erden lage.

Anmerckung.

I. D. Faustus als er an den Ort hingekommen, wo solches Kopffabhauen vorgegangen, hat bald gesehen, daß diese Gauckler nicht seynd solche Leute gewesen, die die Zuschauer mit ihrer Geschwindigkeit allein geäffet, als wie man etwan einem ein Schloß unversehens an das Maul leget, oder allerley anders durch Geschwindigkeit in den Mund bringet, u.s.f. sondern sie waren Fausti rechte Mitbrüder und Schwartzkünstler, denen er aber, als ein von Natur mißgünstiger Mensch, ihre Kunst nicht gönnete. Weiln er denn zugleich gesehen, daß sie sehr vermessen waren, oder vielmehr, daß sie ihre Sache nicht recht in Acht namen, thate er, was sein Geist Mephostophiles, gerne sahe und [330] haben wolte. Ihnen geschahe auch recht, weil sie nicht sorgfältiger waren, wie sie doch solten gewust haben, daß ihr Meister der Teuffel ernstliche Disciplin zu halten pflege: wenn ein Schwartzkünstler den Teuffel im Circkel beschwöret, muß er zu-sehen, daß er nicht einen Fehltritt aus dem Circkel thue, sonst ist er seines Lebens nicht sicher.

Diß alles aber, was von dem Kopff-Abhauen der Schwartzkünstler kan und mag gedacht werden, ist mehrentheils betrügliche Blendung der Augen, wie aus folgendem zu ersehen.

Anno 876. hatte Käiser Ludovicus einen Artzt bey Hofe, der hieß Sedechias, war ein Jud und grosser Schwartzkünstler, der öffentlich vor Fürsten und Herren seine Kunst triebe. Unter andern fraß er einen geharnischten Mann mit Pferd und Waffen: er hieb den Leuten die Köpff, Hände und Füsse ab, und legte sie also blutig in ein Becken, und machte sie denn wieder gantz zusammen.

[304] Anno 1271. war zu Halberstadt ein Thumpfaff gewesen, ein Ausbund aller Schwartzkünstler, Johannes Teutonicus genannt; mit diesem hatten auf eine Zeit etliche gute Zechbrüder, Ordensleute, gezechet, darunter einer so truncken worden, daß man ihn zu Bette führen müssen: als sich nun die Zeit ein wenig verzoge, sagte Teutonicus zu den Gästen, ich muß hinauf und sehen, was unser Campan im Bette macht, erwischet ein breites Beil, und name von der Gesellschafft zween zu sich, die ihm leuchteten.

Als nun Teutonicus den vollen Bruder rüttelte und schüttelte, da wolt er kein Anzeichen geben, noch aufwachen, darauf sagte der Schwartzkünstler, halt! ich will dir den ewigen Schlaff geben, zog den Bruder bey dem Arm heraus über die Bettstelle, daß ihm der Kopff herab hieng, zoge bald das Beil herfür, und hiebe ihm mit einem starcken Streich den Kopff ab, name den Kopff, legte den in eine Schüssel, truge solchen den andern Gästen auf, und sagte: ihr Herren, hie versuchet diesen Kalbskopff. Die Pfaffen sahen bald, wessen der Kopff war, erschracken hefftig darob, giengen sämtlich hinauf den Mord zu sehen, und funden auch also, dass dem Bruder der Kopff recht abgehauen war, und stunde die Kammer voll vom abgeflossenen Blut. Teutonicus schrye von unten auf ihnen zu, sie solten herabgehen, und den Todten liegen lassen, er werde vielleicht dennoch mehr Wein austrincken als sie: sie thäten das und kamen herab, da sass der Pfaff und Teutonicus am Tisch, und brachten einander eines zu; darob sich denn die andern zum höchsten verwunderten, aufs neue wiederum zusammen sas sen, und die gantze Nacht durch bis an den Morgen zecheten.

Anno 1272. ist auch ein Schwartzkünstler und wunderbarlicher Gauckler aus dem Niederland gen Creutzenach kommen, welcher in gedachter [331] Stadt öffentlich vor allen Volck auf dem Markt seinem Knecht den Kopff abgeschlagen und über eine halbe Stund dem auf der Erden liegenden Leibe wiederum aufgesetzet: und was dieser mehr getrieben, nemlich in den Lüfften gejaget, ja gantze Fuder Heu und Holtzwägen gefressen, hievon mag man besehen die Chronic. Doct. Hedion. part. 2.

Eine schröckliche Geschicht erzehlet A. Lerchheimer, im Bedencken von Zaub. f. 14. von einem Edelmann in Hessen, A. V. D. der auch Köpff abhauen und wieder aufsetzen können; der hatte ihm gäntzlich vorgenommen, hinfüro deß teufflischen [305] Dings müssig zu gehen, ehe er dardurch in Unglück käme. Einsmals aber ließ er sich bey einer Gasterey von guten Gesellen überreden, daß er seine Kunst noch ein mal sehen ließ: als aber niemand seinen Kopff gern darzu herleihen wolte, ließ sich der Hauskneckt darzu gebrauchen, mit Bit und Beding, er wolte seinen Kopff wieder aufsetzen: hierauf hiebe er ihm solchen ab, aber er konte ihm nicht wieder aufsetzen.

Er redete den Gästen zu, daß so einer unter ihnen wäre, der ihn etwan daran hindern wolte, den bäte er, er wolte es nicht thun; versuchte es darauf abermal, aber es wolte mit dem Kopffaufsetzen nicht fort. Darauf bate, und drohete er zugleich zum andern mal, man solte ihn nicht ferner hindern. Als es aber nichts halff, und er mit dem Kopffaufsetzen nicht fortkommen kunte, ließ er auf dem Tisch eine Lilie wachsen, daran hieb er das Haupt oder die Blume oben ab. Alsbald fiele einer von den Gä sten hinter sich von der Banck, dem war der Kopff rein ab: dieser war aber der Zauberer, der jenen verhindert hatte. Hierauf setzte er dem Knecht den Kopff wieder auf. Und das war es eben, daß der mörderische Geist mit im Spiel suchte. Und ist hie zu sehen, wie die Teuffel untereinander schertzen, den Menschen zu schaden. Der eine Zauberer, der den geringern Geist hatte, muste dem grössern und stärckern weichen; oder hat es wol gerne gethan, damit ein Mensch umkäme. Der Künstler oder vielmehr Todschläger aber flohe, und machte sich eine Weile aus dem Land, damit man ihm nicht etwan auch nach dem Hals grasen möchte, bis die Sach vertragen ward, und er Verzeihung erlangte.

Eine fast gleichmässige Geschicht wird von dem Christoff Wagner, deß D. Fausti Famulo, gelesen. Dieser kam einsten mit seinem Gesellen, Johanne de Luna, nach Toleto in Hispanien in ein Wirtshaus, da etliche Schwartzkünstler innen waren, und vermeineten, es könte keiner in der Welt die Kunst besser als sie; und da der Vornehmste unter ihnen gesehen, daß Wagner seiner Kunst und Gauckelpossen spottete, gedachte er sich an dem Wagner zu rächen, und ihm eines zu versetzen: nimt demnach ein wächsernes Männlein, welches er im Vorrath bey [332] sich hatte, und sticht es mit einer Nadel in ein Aug, daß es alle so bey Tische sassen, sahen; sobald verdirbt dem Wagner ein Aug im Kopff, daß das Wasser daraus auf dem Tisch tropffet. Darüber denn Wagner sehr ergrimmet, und läst ihm ein starckes Messer langen, mit diesem macht er in den [306] Tisch ein Loch, und fraget darauf den Schwartzkünstler, ob er ihm wolte sein Aug wieder geben. Derselbe sprach nein, er könte es nicht thun, wenn er schon gerne wolte, es war gar heraus: da ließ Wagner ein Höltzlein bringen, und steckt es in den Tisch, da wuchs eine schöne Rose darauf, die war gantz blutrot.

Da fragte Wagner noch einmal, ob er denn auch wolte sein Aug wieder gut machen, wenn er könte? der Schwartzkünstler sagt nein. Hierauf zuckt Wagner das Messer, und hieb die Rose vom Stengel: bald fiele demselben Künstler der Kopff auf den Tisch, und sprützte das Blut bis auf die Decke. Die so darbey sassen, meineten erstlich es wäre nur Schimpff, und baten den Wagner, er wolle ihm den Kopff wieder aufsetzen, ehe er erkalte und verblute; aber Wagner sagte: Es ist geschehen, um mein Aug und um seinen Kopff.

Also muste dieser Schwartzkünstler in seinen greulichen Sünden sterben und zum Teuffel fahren, Wagner aber zog aus der Herberg, und ließ den Kerl liegen. Seine Gesellen und Mitkünstler bemüheten sich zwar, ob sie ihn könten wieder lebendig machen, aber es war umsonst und vergebens.


II. Darnach und zum Andern, mag man bey dem Unsichtbar-machen D. Fausti dieses behalten, daß sich manche gottlose Unmenschen von dem Teuffel also bethören und bereden lassen, daß sie meinen sie können sich unsichtbar machen, und die sichtbare Gegenwart ihrer Gestalt verbergen, und darauf dieses oder jenes thun, was ihnen ihr eigener Mutwill eingibt, und suchen also unter solchem vermeinten Unsichtbar-machen, einen blinden Deckel, unter welchem sie ihre Sünde, Diebs- und Bubenstücke verbergen, und für der Straff sicher bleiben und derselben entgehen mögen, ohnerachtet sie für GOttes Augen nicht unsichtbar seynd, als die alles sehen, und schauen auch in das Heimliche und verborgene Winckel, nach dem Zeugniß Syrach, im 23. v. 28.

Und ist solch Unsichtbar-machen eine eingebildete Kunst und purlauteres Affenspiel deß leidigen Teuffels, der auf viel und mancherley Weise andern Leuten ein Geplerr und blauen Dunst für die Augen machen kan, daß sie den und den entweder gar nicht sehen, oder aber ihn in einer andern und fremden Gestalt sehen: und ist derentwegen solches alles deß Teuffels Verblendung zuzuschreiben; denn der Teuffel kan den Menschen, oder den Leib der da unsichtbar ist, wider seine natürliche Eigenschaft nicht ändern, aber das kan er thun, dass er anderer[333] Leute [307] Augen durch sein äusserlich Spiegelfechten, als durch Trübmachung der Lufft oder Vorstellung anderer Gestalt und dergleichen, kan hindern, daß sie einen andern nicht sehen können. Wie denn Gyges, der Lydier König, einen solchen Geist in einem Finger-Ring getragen, der ihn zur Verrichtung solcher Thaten unsichtbar gemacht. Wier. de Præstig. Dæmon. l. 2. c. 4.

Zu Magdala in Thüringen hat ein Burger hausgehalten, Namens Hanns Michael, ein Zauberer, und wieder die Wolgebornen Graven zu Gleichen und Blanckenheim sich erhoben, und ihre Unterthanen, wie ein Landsfeind, beschädiget. Man hat auf diesen Abentheurer gehalten, und ihn auffahen wollen, aber er ward im Dornbusch zum Hasen, und konte sich, worein er wolte verändern.

Einstmals begab es sich, daß er in ein Bräuhaus gejagt, und also den Häschern nicht mehr entrinnen konte; da fuhr er in die Feuerglut, und kam darvon. Wie aber sein Spiel aus, und auf das letzte Blat gekartet, ward er betretten, eingefangen, und zu Weymar gerechtfertiget. Nach seinem Tod hat in etlichen Jahren nacheinander kein Scharfrichter auf demselbigen Platz einen armen Sünder recht richten, noch ihm mit dem Schwerd den Kopff abhauen können, also daß mancher Hencker darüber gesteiniget und beschädiget worden. Darum muste dieser Gerichtsplatz abgethan, und an einen andern Ort verleget werden.

[334]
Das 42. Capitel
Das zwey-und-viertzigste Capitel.
D. Faustus frisst einem Bauren sein Fuder Heu samt dem Wagen und Pferden.

D. Faustus kam auf eine Zeit etlicher Geschäffte wegen, die er wegen anderer allda zu verrichten hatte, in ein Städtlein Gotha, etwan um die Zeit deß Brachmonats, da man zur Zeit allenthalben mit dem Heumachen und Einführen beschäfftiget war. Eines Tags nun war D. Faustus, seiner Gewohnheit nach, zimlich bezecht, gienge Abends mit etlichen seiner Zechgesellen spatzieren vor das Thor hinaus, indem begegnet ihm ein Wagen wol beladen mit Heu; D. Faustus aber gieng mitten im Fuhrwege, daß ihn also der Bauer, der das Heu einführte, [308] Noth halben ansprechen muste, er solte ihm aus dem Weg weichen, und seinen Weg neben hin nemen. Bald war D. Faustus da und antwortet ihm: Nun will ich sehen, ob ich dir oder du mir weichen müssest; höre Bruder, hast du niemal gehört, daß einem vollen Mann ein geladener Wagen ausweichen solle? der Bauer war über die Verzögerung recht unwillig, gab dem Fausto viel unnützer Wort, und wenn er nicht gehen wolle, wolle er ihm den Weg weisen: deme aber D. Faustus bald wieder antwortete, wie Bauer, woltest du mich erst darzu pochen, und viel schnarchen, mache mir nicht viel Umstände, oder ich fresse dir bey dem Element deinen Wagen zusamt dem Heu und den Pferden. Der Bauer sagt darauf: ey so friß meinen Dreck auch darzu.

D. Faustus nicht unbehende, wischt mit seiner Kunst herfür, verblendet den Bauren dergestalt, daß er nicht anderst meinte, er habe ein Maul wie ein grosser Zuber, und daß er bereits seine Pferd, zusamt dem Wagen und Heu verschlungen und gefressen hätte. Der Bauer erschracke hefftig hierüber, entlieffe eilends, vermeinende, wenn er lang allda verharren würde, dörffte es letzlich auch an ihn kommen; eilet derowegen der Stadt und dem Burgermeister zu, klagt ihm seine Noth, wie ihm ein ungeheurer und doch dem Ansehen nach nicht grosser Mann, begegnet seye, der hab ihm nicht aus dem Fuhrwege wollen weichen, da er ihn doch darum gütlich [335] angesprochen; item er habe ihm bald gedrohet, er wolle ihm den Wagen mit samt den Pferden fressen, wenn er ihm als einem Trunckenen, nicht ausweichen wolte, wie denn auch [309] geschehen, er bitte um Rath und um Hülffe.

Der Burgermeister, als er das vernam, lachet und spottet noch deß Bauern darzu, sagende, es wäre ja nicht müglich, was er gleichwol wahr zu seyn gesaget hätte? er seye etwan selbst truncken, oder sey nicht bey sich selbst? der Bauer betheuret es hoch, daß deme also seye, wie er erzehlet, beruffte sich auch auf seine Nachbarn, und andere, die hinter ihm hergefahren hätten.

Wolte anderst der Burgermeister Ruhe haben, muste er sich mit dem Bauren dahin verfügen, und dieses Wunder anschauen: als sie beede aber etwan einen Bogenschuß fern von dar ankommen, sihe da stunden wie zuvor, Rosse, Heu und Wagen, unverletzt und unverruckt allda; D. Faustus aber hatte in-dessen einen andern Weg genommen.

Anmerckung.

I. Alldieweil diese Geschicht D. Fausti mit folgender gar sehr überein kommet, als soll die erste Anmerckung bey dieser dorthin verschoben seyn; die ander aber allhier deß fast täglich besoffenen Fausti wegen angeführet werden, was nemlich aus der täglichen Füllerey und Trunckenheit zu mancher Zeit für Unglück und Hertzeleid entstehen könne.

Herr Harsdörffer im achten Theil deß grossen Schaupl. Jämmerl. Mordgesch. Hist. 195. ertheilet deßwegen diese Lehr-Gedicht. Er drohete einer seinem Freunde, der dem Trunck sehr liebte, er wolle ihn machen von Sinnen kommen: darüber lachte der andere und sagte, daß er den Verstand von GOtt und von keinem Menschen empfangen, stünde also nicht in seinen Mächten: zu dem wolte er sich solches zu ihm als seinem Freunde nicht versehen, Massen ihme sein ärgster Feind nichts Bösers thun könte, weil der Verstand allein die Menschen von dem Viehe unterscheiden machte. Wol versetzte der erste, thu ich es nicht, so wird es doch einer thun, den du sehr liebest.

[310] Dieses wolte der Weinschlauch nicht glauben, bis er sich bezechet, und sich als ein unsinniger Mensch gestellet; da ihm denn sein Freund die Räthsel aufgelöset, daß es nemlich der Wein wäre, den er sehr liebet, welcher ihn seines Verstands beraubete, dessen er [336] doch, als eines Erbfeindes der Tugend, müssig gehen solte. Er aber antwortete, daß man auch die Feinde lieben solte, und hat solche Thorheit erst in seinem krancken Alter erkannt, als er das Sprichwort im Werck erfahren: Ein wollüstige Jugend bringt ein unlüstiges Alter. Viel mehr ersauffen in dem Weinfaß, als in dem Meer: viel mehr erleget Bacchus, als Mars: viel mehr tödten sich selbsten, als von ihren Feinden getödtet werden; und scheinet das Laster der Trunckenheit nicht so abscheulich und nachtheilig, als es ist.

Der Wein, sagt Syrach, gläntzet schön in dem Glas, er vergifftet dich aber wie eine Schlange, wenn man nemlich nach dem Becher der Frölichkeit den Trunck der Unsinnigkeit auszechet, daß der Wein ein, die Vernunfft ausgehet, und dardurch sich und andere in Leibs und der Seelen Gefahr setzet; wie hiervon etliche Erzehlungen zeigen werden.

Im Jahr Christi 1517 an einem Sonnabend, hat sich ein Knecht zu Großglogau in Schlesien vollgetruncken, und aus Unachtsamkeit das Haus, darinnen er gewesen, angezündet, welches alsobald durch den Wind die schönsten Häuser in Brandt gebracht, und bey achtzig Personen verbrennet und mit Rauch erstecket. In der ganzen Stadt bliebe nichts stehen, als die Hauptkirchen, das Jacobiner-Closter, das Collegium, und etliche wenig Häuser, wel che nächst denselben gebauet waren. Dieses geschahe die Nacht vor dem Fest deß H. Stanislai, welcher deß Königreichs Polen, und sonderlich der Stadt Glogau Schutzher seyn soll. Joach. Curæus in Annalibus. Ganz Liffland ist wegen der Trunckenheit und Füllerey dem Moscowiter unterthänig worden, welche Anfangs darinnen sehr tyrannisiret. Die Ritter von dem Teutschen Orden, so seinen Anfang mit den Rittern von Malta genommen, solten dieses Land vertheidigen: sie aber waren allen Lastern, und sonderlich dem Fressen und Sauffen ergeben, daß sie auch die Dolchen neben die grossen Gläser auf den Tisch gestossen, und wol den, der nicht Bescheid thun wollen, darmit nieder gemachet. Als nun der Feind, die Moscowiter im Anzug gewesen und bis an Riga gestreifft, haben diese reine Lust [311] zu Fechten gehabt, und gezittert wie das Laub an den Bäumen, bevor sie deß Feindes ansichtig worden. Bald hernach seynd sie niedergehauet worden, und jämmerlich um deß Landes Herrschafft, und auch um das Leben kommen.

Ein Niederländer zu Arnheim hat sich täglich bezechet, und Zanck gesuchet. Dieser war auf eine Zeit so voll als ein Ey, und fienge mit seiner Weinbrüder einem unnöthige Händel an. Von den Worten kame es zu dem Schlägen, darüber wird er mit einem Messer in das Aug gestossen, daß viel Blut daraus ran. Ob man nun vermeinte der Stoß wäre nicht gefährlich, hat er doch bald die Rede verloren, und ist die [337] drey-und-zwantzigste Stunde darnach verschieden. Unter den Wundärtzten war ein Streit, ob er von der Verwundung, oder von einem andern Zufall gestorben; die Obrigkeit aber hat den Thäter enthaupten lassen. B. Ronssæus in Epist. 12. Med.

Zu Lyon war einer Namens N. Chanourrus, ein grosser Trunckenbold, welchem der Tag zu kurtz war sich mit Wein anzufüllen, und die Nacht nicht lang genug, wieder aus-zunüchtern. Wenn er nun gantz bezecht nach Hause kame, zanckte und haderte er mit seinem Weibe, legte ihr auch, wenn sie das Meisterlied singen wolte, die Faust auf die Wangen; deßwegen sie sich zu rächen entschlossen, und als er auf eine Zeit im Trunck entschlaffen, hat sie ihren Mann die Gurgel abgeschnitten, ein Becken genommen, und das Blut darein gesamlet, ihn auch, solchen Mord zu bergen, in Stücke zerhauen, und in das Wasser geworffen, welches sie alles so klüglich zu Wercke gerichtet, daß man auch nicht einen Tropffen Blut in dem gantzen Hause sehen können. In die unterschiedene Säcke, welche sie darzu machen und pichen lassen, hat sie benebens dem Leichnam auch Steine hinein gethan, damit sie bald zu Grund sincketen: doch hat sie diese That nicht bergen können, sondern ist allezeit erschrocken, wenn jemand nach ihrem Mann gefragt hat. Darüber ist sie in Verhafft kommen, und als eine Mörderin abgestrafft worden.

Ein Edelmann bey Brisach angesessen hatte mehr Wein zu sich genommen, als er tragen kunte, und wolte sein Pferd herum tummeln; wird aber von demselben abgeworffen, geschleifft, mit Füssen getretten, und so jämmerlich zugerichtet, daß er sein Leben selbige Stund elendiglich aufgeben müssen. J. Gast in seinen Tischgesprächen.

[312] Im Jahr 1551. lagen vier hundert Gülchische Reuter zu Reutlingen, darunter zween mit einander um zehen Gulden eine Wette getruncken: da der eine sieben und zwantzig, der andere drey und zwantzig Mase gesoffen, haben aber beede ein elendes Ende genommen.

Zu Utrecht in Niederland hat sich einer also betruncken, daß er in seiner Kammer neben dem Camin, das er mit Feuer angeschüret, entschlaffen, und in die Flamme gefallen: weil er nun nicht so viel Stärcke gehabt, daß er sich heraus wältzen, oder aufstehen können, hat er sich erbärmlich verbrennet, und weil die Kammer versperret, keine Hülffe und Rettung haben können, bis man den andern Tag diesen Halbgebratenen rüllen und brüllen hören, wie einen Ochsen, deßwegen die Kammer aufbrechen müssen: da man diesen elenden Menschen gefunden. Ob man nun allerhand Brandlöschungen gebrauchet, hat ihme doch nicht mögen geholffen werden: sondern er ist mit grossen Schmertzen, ohn allen Verstand, den dritten Tag verschieden.

[338] Die Soldaten verübten in einem Dörfflein in Schwaben grossen Ubermut, und hielten die Bauren sehr übel; nachdeme sie sich aber bezecht und als die Toden geschlaffen, haben sich die Bauren erkühnet und sie in dem Wirtshaus tod geschlagen: solches hat ein Soldaten-Weib den andern Fahnen verkundtschafft, die Morgens mit hellem Hauffen gegen das Dorff angezogen, selbiges geplündert, und in Brand gestecket.

Zu Wien haben vor etlichen Jahren vier Musicanten zwey und vierzig Mas Wein auf einen Abend ausgetruncken, und seynd folgendes Tags alle eines schmertzlichen Todes gestorben.

Derohalben warnet die heilige Schrifft allenthalben mit solchem Eifer und Sorgfalt vor der Trunckenheit, und verbietet dieselbe allen und jeden, als woraus nichts anders denn ein unordentliches wüstes Leben erfolgen möge.

[339]
Das 43. Capitel
[313] Das drey-und-viertzigste Capitel.
D. Faustus frisst einem Bauren ein halbes Fuder Heu auf.

KUrtz hernach kam auch D. Faustus in die Stadt Zwickau, in welcher Stadt er zween seiner guten Freunde und Bekandten, mit denen er vor drey oder vier Jahren in Wittenberg gute Kundschafft gepflogen, antraffe, die ihm bald gute Gesellschafft leisteten. Auf einen Abend nach dem Nachtessen, in den langen Sommertagen, giengen diese drey mit einander ausser dem Stadtthor spatzieren, bald begegnet ihnen ein Bauer, der ein grosses Fuder Heu führete, diesen sprach D. Faustus gütlich an: höre mein Freund, was wilst du nemen, und mich genug Heu für einen Salat essen lassen, denn mich gelustet darnach? der Bauer hielte es, wie billich, für ein Gespötte, zumaln da er sahe, daß jener bezecht war, und antwortet ihm: Herr wenns euch ein Ernst ist, so wollen wir uns bald mit einander vereinigen, was ich nemen wolte. Faustus versetzet alsobald, wie viel? der Bauer sagt, ich neme einen Löwenpfennig, und lasse euch essen, so viel ihr immer wollet. Wolan spricht D. Faustus, es sey also, und gab ihm den Löwenpfennig.

Da hub D. Faustus an so geitzig zu essen, daß die andern seiner lachen musten, verblendet also den Bauren, daß ihm daher das Gespötte allgemach wolte vergehen, und ihm recht angst und bang wurde, denn er sahe daß allbereit das halbe Fuder aufgefressen ware. Wolte der Bauer das Ubrige noch erhalten, muste er den Faustum bitten, daß er doch aufhören, und ihm das Ubrige lassen wolte, er [314] komme vorhin in grossen Schaden; dieser Bitte wurde er auch gewehret.

Als nun der Bauer in die Stadt fuhre, und zu deß Burgers Haus kam, welchem er das Heu um die Belohnung einführen solte, und er allweil in Sorgen stunde, er müste den Schaden gut machen, und wie es darmit hergangen, erzehlen, sihe, da hatte er sein gantzes und völliges Fuder Heu, wie zuvor, [340] für voll: dessen denn der Bauer von Hertzen froh ward, und nicht ersinnen kunte, wie dieses müste zugangen seyn.

Anmerckung.

I. Zu Northausen ist einer gewesen mit dem Zunamen Wildfeuer; der fraß einen Bauren mit Roß und Wagen, welcher Bauer nach etlichen Stunden über etliche Feldwege mit Pferden und Wagen in einer Pfützen lag.

So meldet man auch von einem Münch (ex Colloq. D. M. Lutheri) der machte ein Bedinge mit einem Bauren, was er nemen, ihm Heu genug zu fressen geben wolte, als viel er möchte? der Bauer sagt, für einen Creutzer. Der Münch aber fraß ihm das Fuder Heu fast über die Helffte auf, und ward vom Bauren mit Gewalt darvon abgehalten.

In einem Büchlein, so ein Beichtvatter und Münch nach dem Tod deß Abts von Fulda Erlolffi, gefunden, wird unter andern auch dieses gemeldet, daß, als dieser Schwartzkünstler Erlolffus auf eine Zeit in ein Wirtshaus zu Rastat kommen, auch bereits der Wirt eine stattliche Mahlzeit zugerichtet, habe der Abt von Fulda sich alleine zu Tisch gesetzet, und den Edelleuten so bey ihm waren, wie auch den Dienern befohlen, daß keiner zu ihm an die Tafel solte sitzen, er wolle dem Wirt ein Abentheuer zurichten. Die Diener aber und andere wusten wol, was er mit seiner Kunst zu wegen bringen konte und vermochte, unter welchen einer, deß Abts nächster Verwandter, von ihm abgerichtet worden, was er indessen ausrichten solte.

Die Zeit deß Essens kommt indessen herbey, und trug der Wirt die Speisen auf, der bate die Edelleute, sie sollten dem [315] Herrn Abt aufwarten, und ihme Gesellschafft leisten an der Tafel: es verantwortete sich aber ein jeder aufs Beste, wie sie nur den Herrn Abt begleiteten, und ein jeder auf seinen Kosten reisete, darzu wüsten sie wol, daß der Herr Abt gern allein speisete: er der Wirt solte sich dahin setzen, sie wolten noch zeitlich genug dahin kommen, wenn sie vorher das Ihrige versehen haben würden, er solte sichs nicht hindern lassen, und getrost hin sitzen, es müsse doch alles bezahlet werden; welches denn dem Wirt fast annemlich zu hören gewesen, liesse sich desto eher überreden, und satzte sich hin an die Tafel.

Der Abt fragte ihn bald, ob er sonst keine andere Stuben hätte als diese? Er antwortet, ja Gnädiger Herr, drey für eine. Der Abt sprache zu ihm, so gehet alsobald hin, und bereitet mir daselbst einen Tisch, und wenn ihr den gedecket, so gebt hernach meinem Diener, hier zugegen, den Schlüssel zu der Stuben; welches alles denn auf das Fleissigste [341] und Geschwindeste von dem Wirt ausgerichtet worden. Nach solchem fängt der Wirt an und sagte, Gnädiger Herr, ich bitte Euer Gnaden, sie wollen doch anheben zu essen, denn die Speisen werden sonst kalt werden. Der Abt spricht, seynd das die Gerichten alle, ich werde mich mit solchen nicht können begnügen; der Wirt antwortet, Gnädiger Herr, ich verhoffe Euer Gnaden werden genug daran haben, zumalen sie alleine speissen wollen, es wäre noch wol ein Mehrers vorhanden, wenn mehrere Personen speiseten. Ey, sagt der Abt hierauf, last euch das nicht irren, daß meine Leute itzt nicht speisen, traget ihr nur immer auf, und bleibet bey mir sitzen, und leistet mir Gesellschafft.

Aber was geschihet? der Abt liesse sich die Speisen nach einander wol schmecken, und dem Ansehen nach vermeinte der Wirt nicht anderst, als hätte der Abt die Gerichten zusamt den Schüsseln verschlucket und gefressen, allein er schwiege und sagte nichts darzu, und da er sahe daß immer ein Gerichte Essen nach dem andern hingienge, und er doch nichts zu essen bekame, wolte der Wirt anders Sinnes werden, und sahe sauer darein; der Abt kunte sich kaum deß Lachens enthalten, und fragte abermal den Wirt, ob nichts ferner da wäre aufzutragen? der Wirt wolte aus der Haut fahren, muste doch schweigen, und antwortete, er wolle hingehen und besehen, was noch in der [316] Kuchen vorhanden, gieng auch alsobald dahin, klaget solches, was er bisher von dem Abt gesehen, seiner Frauen, zu dem, sagt er weiter, hab ich von dem allen keinen Bissen bekommen. Das Weib sprach, du Narr, sey damit zu frieden, der Abt muß es schon theuer genug bezahlen; und als der Wirt wiederum in die Stuben gehen wolte, wird er gewar, daß bereits der Abt von der Tafel aufgestanden, und mit den Edelleuten Sprach hielte; er erschracke aber noch mehr, da er den leeren und ledigen Tisch sahe, darvon die Kannen, Becher, Gläser, Brod, ja alles Zugehörige weg ware, und ja nicht ersinnen kunte, wo sie hingekommen wären.

Der Abt, der der Schalckheit selber lachen muste, in dem er sahe, wie der Wirt voller Unmuts hin und her in der Stuben sich nach dem Verlornen umgesehen, ergreifft er ihn bey der Hand, sprach ihm zu, er solte nur gutes Muts seyn, und mit ihm in die obere Stuben gehen, er wolte den Tisch aufs neue decken lassen, welches auch die Edelleute und Diener thaten. Als nun der Abt samt dem Wirt, und andern die hernach folgeten, in die Stuben eintraten, sihe, da ward allda der vorige Tisch gedecket zu sehen, auf welchem alle vorige Gerichten und Speisen, welche der Wirt in der untern Stuben dem Abt aufgetragen, und auch nicht anderst vermeinet, daß sie der Abt alle [342] verzehret hätte, stunden, auch noch waren; sassen demnach zusammen, und waren recht frölich: und als sie den Wein in den Kopff bekommen, wolte und befahl der Abt, der Wirt solte ihm seine Hausfrau sehen lassen; der Wirt laufft eilends, und brachte sie in die Stuben.

Da sie nun vor dem Abt stunde, und er ihr gantz freundlich die die Hand bote, vermeinte der Wirt abermal nicht anderst, als frässe der Abt sein Weib, hub an und schwure bey Box Sack vellend, ich glaube, Herr Abt, ihr habt einen Wolfsmagen. Es ist nicht allein genug, daß ihr mir vorher alles verzehret habt; fresset aniezo mein Weib auch. Ich glaube, der Teuffel stecke in euch. Und da er sahe, daß er nun gantz und gar das Weib gefressen hatte, laufft der Wirt eilends zur Stuben hinaus, will Lermen machen, und Mordio schreyen. Da er aber bey der Kuchen vorbey lieffe, stunde sein Weib da, und steckte eben Hüner an den Spieß, die sie abbraten wolte. Wer war nun froher als der Wirt, der alsobald hinauf lieffe, und solches mit Freuden ansagte; dessen denn die gantze Gesellschafft genug lachen muste.

[343]
Das 44. Capitel
[317] Das vier-und-viertzigste Capitel.
D. Faustus frisst einsten einen Wirtsjungen, der ihm allewegen zu voll einschenckte.

ALs D. Faustus einsten wiederum auf Wittenberg zu reiste, kame er auf dem Abend unterweges in ein Wirtshaus, darinnen traffe er Kauffleute und andere Reisende an, da sie nun zu Nacht mit einander gespeiset hatten, und mit dem Trunck einer dem andern zimlich zugesprochen, da stunde der Wirtsjung jederzeit hinter D. Fausto, und weil er ihn für einen Abentheurer (als er auch ware) ansahe, schenckte der Jung ihm allemal das Glas gantz voll ein, dessen denn D. Faustus nicht zu frieden war, drohete ihm deßwegen, wenn ers noch einmal thun würde, so wolte er ihn mit Haut und Haar fressen.

Da nun der Jung seiner spottete, und sagte: ja wol fressen! und ihme darauf abermal zu voll einschenckte, sperrte D. Faustus sein Maul auf, und fraß ihn, mit Erstaunen aller die an dem Tisch waren, erwischte darauf den Schwanckkessel mit dem Kühlwasser, und sagte: auf einen guten Bissen gehöret ein guter Trunck, und soff den rein aus.

Da aber der Wirt, der in-dessen abwesend gewesen, und nicht von allem was geschehen war, wuste, aber mit Schrecken solches vername, deßwegen D. Faustus ernstlich zu-redete, er solte ihm seinen Jungen wieder schaffen, oder er wolte anders mit ihm anfangen, u.s.w. da sagte Faustus: Herr Wirt, gebt euch zu frieden, und sehet hinter dem Ofen! da fande er daselbst den Jungen tropffnaß, voller Schrecken und Zittern, dessen denn die gantze Gesellschafft recht lachen muste.

[318] Anmerckung.

I. Nicht zu zweiffeln ist, daß daselbst hin den Jungen, auf GOttes Zulassung, der Teuffel gestossen, das Wasser auf ihn gestürtzet, den Zusehern die Augen bezaubert, daß sie gemeinet, er wäre gefressen worden, und Faustus habe das Wasser aus dem Schwanckkessel gesoffen.

Manlius meldtet, daß zu Wien in Österreich einsten zween Schwartzkünstler in einem Wirtshaus gelegen, deren einer dem andern, (immassen die Zuseher gäntzlich glaubten) gefressen hat. Denn der Teuffel [344] hat denselben gefressenen in eine Höle oder Loch geführet, der allererst nach dreyen Tagen wieder hervor gekommen.

Als König Wenceslaus sich zu Prag, in seinem Königreich Böheim aufhielte, solte er sich mit Fräulein Sophia aus Bayern vermählen, und Beylager halten. Weil nun Hertzog Hanns, der Braut Vatter, wol wuste, daß sein künfftiger Aydam und Tochtermann mit lustigen Aufzügen, und künstlicher Gauckeley gerne umgienge, brachte er einen gantzen Hauffen solches Gesindleins zu wegen. Als nun der Meister solcher Künstler und Gauckler ein sten seinen Kram auslegte, und den zuschauenden Herren und Frauenspersonen grosse Kurtzweil machte, liesse sich auch Zyto, Königs Wenceslai Künstler, unter dem Hauffen ungefehr sehen, der sperrte sein Maul auf bis an die Ohren, wischt über den Bayrischen Künstler her, fraß ihn und all seinen Werckzeug, bis auf die Schuhe, die er ausspeyete, wie eine Sau die Nußschalen, weil dieselben etwas grob, mit eisern Nägeln beschlagen, und darzu noch kothigt waren.

Hierauf fügt er sich in ein anders Gemach, ließ ihm einen Kessel mit Wasser untersetzen, zog die Hosen ab, und entledigte seinen Bauch von so grober unverdäulicher Speis: brachte die Purgation (den nassen Bayern) hinein in den Saal, und lies jedermann genug darüber lachen; also daß weder selbiger Bayer und Schwartzkünstler, noch andere sein Gesellen ihre Kunst, weil sie damit zu Spott und Schanden gemacht, mehr probieren wollen. Augustinus gedencket zweyer heidnischen Nonnen, deren die eine Namens Claudia, ein Schiff, so weder Menschen noch Thiere fortbringen können, einig und allein mit ihrem Gürtel fortgegezogen. Die andere, Tucia, habe zu Bezeugung ihrer Keuschheit, ein Sieb voll Wasser aus der Tyber bis für das Capitolium getragen, welches nicht durchgeflossen.

[319] Ist aber auch lauter Blendwerck gewesen; denn der Teuffel das Schiff fortgezogen, und das Sieb unten zugehalten, daß das Wasser nicht herauslauffen können.

[345]
Das 45. Capitel
Das funff-und-viertzigste Capitel.
Von einem Hader etlicher trunckener Studenten, den D. Faustus durch Verblendung gestillet.

ZU Wittenberg erhube sich auf einen Abend, vor der Behausung D. Fausti ein Hader fünff Studenten gegen andere drey; dieses dauchte nun D. Fausto eine ungleiche Parthey zu seyn, verblendete derowegen zur Stund sie alle mit einander, daß ihrer keiner den andern sehen kunte: schlugen also im Zorn einer dem andern nach dem Kopff, etliche lieffen an die Häuser, mit Fluchen und Drohen, hieben in die Steine, daß ihnen die Degen entfielen, und sie solche nicht mehr finden kunten; etliche stolperten und fielen über die Steine, daß männiglich so zu sahe, ihrer lachen muste; ja sie kunten nicht von dannen kommen, sondern man muste sie anheim in ihre Wohnungen führen. Als sie dahin gelanget, wurden sie sämtlich wieder sehend.

Anmerckung.

I. Ob man wol nicht soll Böses thun, damit etwas Gutes daraus erfolgen möge, so ist dennoch dieses allhier an dem D. Fausto nicht zu tadeln, daß er diesen Hader durch seine Verblendung also hat stillen wollen, welcher, wie Christoff Wagner, sein damaliger Famulus, anzeiget, aus einem blossen Eifer war entsprungen, und zweyer Jungfern, oder vielmehr Huren halben, angangen, in dem die drey Studenten bey solchen, weil sie ohne Zweiffel, mehr bezahlet, mehr gegolten als die andere; da sie denn auf dem Heimwege den gefasten Grollen ausstissen.

[320] Aus welchem kürtzlich erhellen mag, in was Gefahr, Schaden und Unglück zu mancher Zeit die tolle unverständige Jugend gerathe, wenn sie sich zu den Huren S. V. hält; die doch nicht die Person, sondern fast jederzeit nur das Geld in Acht nemen: wie denn das Wort Hur von dem Heuren oder Hüren will hergenommen werden, weil die Huren lose Vetteln für Geld geheuret und gedinget werden.

Wenn aber schon Hurerey und Unzucht in GOttes Wort nicht verboten wäre, und uns die Erbarkeit solche zu vermeiden Ursach gebe, so solte doch ein jeglicher, der sein eigenes Fleisch, welches niemand hasset, und sein Leib und Leben liebet, solch viehisches Beginnen unterlassen; [346] als dieweil die Kräfften dardurch geschwächet, die natürliche Wärme ausgeleschet, der Lebens-Safft vertrucknet, der Verstand gemindert, ja alle zeitliche Wolfart dardurch vernachtheiliget wird.

Es ist unlaugbar, daß Gelegenheit Diebe mache, und die ohne das heutiges Tags wollüstige Jugend sich leicht verführen und verleiten lasse, absonderlich an solchen Orten, da man dergleichen Laster ungestrafft hingehen lässet, oder auch wol die Huren dultet und leidet: und seynd es im Ende solche Sachen, deßwegen GOtt der HErr gantze Länder und Städte verderbet und verzehret: und die sich solcher Leichtfertigkeit ergeben, wie nicht weniger die, so ihrem Verbrechen wissentlich zusehen, und ihrer, wegen schändlichen Gewinns, schonen, seynd beyde in Banden deß Teuffels, so lang sie sich nicht bekehren; sowol auch die Kupler und Huren-Wirt, so die arme unschuldige Jugend offtermals zu solchen unverantwortlichen leichtfertigen Dingen, etwas damit zu verdienen, anführen. Denn über dieses, daß sie in weltlichen Rechten unehrlich gehalten, so werden sie auch, so lang sie in dieser Gottlosigkeit verharren, von der Gemeinschafft der Kinder GOttes ausgeschlossen.

Schamrot solten uns dessentwegen machen die vernünfftigen Heiden, die an ein solch dergleichen unzüchtiges Beginnen zu gedencken ihnen ein Bedencken gemacht; da wir hergegen aus GOttes heiligen Wort und Willen unterwiesen seynd, und klärlich wissen mögen, daß kein Hurer oder unreiner das Reich GOttes ererben werde.

Alexander der Grosse war in seiner Jugend so keusch und züchtig, daß ers ihm auch für eine Schande hielte wenn er eine schöne Jungfrau ansehen solte. Denn da er deß Königs Darii [321] Gemahl und Töchter bey sich zwar hatte, von denen man ihm viel vorsagte, wie schön dieselben wären, hat er sie doch nicht wollen für sich kommen lassen, sondern an den Parmenionem geschrieben: ich leide nicht, daß man deß Darii Gemahlin vor mich bringe, damit mich ihre Schönheit nicht betrüge, und verführe. Denn so ich dieselbe einmal liesse vor mich bringen, und in ihre Schönheit mich verliebte, würde ich nicht allein anjetzo mich ihrer Liebe ergeben, sondern auch auf eine andere Zeit, und hierdurch andere wichtigere Regiments-Händel verabsäumen.

So lieset man auch gleicher Keuschheit und Erbarkeit Exempel an Cyro, dem Persischen Monarchen; an dem edlen Römer Scipione; und vielen andern mehr. Der Engelländische Poet Owenus hat feine Mittel vorgeschrieben, die Keuschheit zu erhalten, die zu Teutsch also lauten:


Dem Feuer gib nicht Holtz, kasteye deinen Leib,

als wie man fleucht die Glut, so fleuch du auch das Weib:

Wo keines nicht hiervon dir stillet deine Pein,

so fange Heurat an, die wird das Wasser seyn.


[347] Wie aber die Keuschheit eine herrliche Tugend, also ist hingegen die Unkeuschheit, immassen oben gedacht, ein heßliches Laster, welches zum äussersten Verderben stürtzet, und zwar ein solches, welches, im Fall es einen Menschen erst einmal eingenommen, gleich einem Unkraut sich nicht bald wiederum ausreuten lässet, wie davon leider die Exempel der verbulten Welt genugsame Zeugniß geben mögen.

[348]
Das 46. Capitel
Das sechs-und-viertzigste Capitel.
Wie D. Faustus bey einem Gelache in einem Wirtshaus die vollen schreyenden Bauren still machte, daß keiner kein Wort mehr reden kunte, so lang er in der Stuben war.

D. Faustus zechte einsten auf einer Kirchweih in einem Dorff, nahe der Stadt Wittenberg [322] gelegen, in einem Wirtshaus mit etlichen Studenten, seinen Gefehrten, und Zechbrüdern: in der Stuben aber waren noch drey Tisch, alle mit Bauren besetzet, die sich bey ihrer Kirchweih. nach Gewohnheit lustig erzeigten. Es hatten aber diese Bauren, nachdeme sie waidlich herum gezechet, ein solches Schreyen, Jauchtzen und Singen, daß D. Faustus und seine Gesellen ein recht Mißfallen darüber hatten, und es doch nicht ändern kunten, weiln die Bauren immer ihrer Weise nachlebeten: weßwegen D. Faustus den Wirt fragte, ob er nicht noch eine Stuben hätte, sie wolten sich dorthin verfügen, sie könten diesem Geschrey der vollen Bauren nicht länger zu-hören: als nun der Wirt mit nein antwortete, versprache er ihnen zu verschaffen, daß die Bauren mit dem Geschrey nachlassen möchten, welches er auch gethan.

Kaum aber war eine Viertelstund vorbey gewichen, da vergassen die Bauren der Erinnerung deß Wirts, so, daß, da sie vorher starck geschryen und gesungen, sie solches anjetzo noch stärcker getrieben, daß daher D. Faustus und die Gesellschafft recht zu Unwillen gebracht wurde; derohalben er aufstunde, und sagte, ihr Herren, seyd frölich und guter Dinge, sehet zu, ich will diesen Bauren ein Silentium und Stillschweigen auflegen, daß ihr alle darüber werdet lachen müssen, last nur mich machen, und gieng darmit zur Stuben hinaus.

So bald nun D. Faustus wieder in die Stuben eingetretten, und zu Tische gesessen, wurden die Bauren allesamt mäusstill, und hatten zum Theil die Mäuler aufgesperrt, als wolten sie Schreyen und Jauchtzen, ja, so gar wer unter ihnen die Hand aus[323]gerecket, und darmit die Kanne ergriffen, oder ein ander [349] etwan das Glas in Händen hatte, musten in solcher Postur bleiben, daß sich billich jederman, auch sie die Bauren selbst, über solche jählinge und geschwinde Verkehrung verwundern musten, und nicht ersinnen kunten, wie das möchte zugangen seyn. Wischten dahero vom Tisch auf, und lieff einer nach dem andern zur Stuben hinaus; da kam ihnen ihre Sprache wieder.

Sie erzürneten sich aber hierüber, und möchten gern wissen, wer doch der Schelm seyn müsse, der ihnen diesen Possen zugerichtet hätte; nnd weiln sie vermeinten, der Wirt müste ohne Zweiffel etwas dar von Wissenschafft haben, weil er ihnen vorher wegen deß lauten Schreyens zugeredet hätte, als wurden sie auf ihn unwillig, und sagten unter einander: Last uns davon gehen, andere sagten: Last uns vorher bezahlen: Alsbald sie aber in die Stuben kamen, konten sie nicht ein Wort reden, viel weniger den Wirt die Zech machen lassen; da sie aber wieder zur Thür hinaus kommen, kunten sie auch reden.

Anmerckung.

I. Bey dieser Abentheuer und Possen D. Fausti ist unnöthig weitläufftigere Erinnerung zu thun. Denn was von solchem Gauckelwerk und Augen-Verblendungen kan und mag gesaget werden, solches ist zum Theil vorhin vermeldet und angezeiget, soll auch zum Theil ins Künfftige gesagt werden, als daß der höllische Geist nicht allein bös, und dem Menschen sonderlich Schaden zu thun bereit und willfährig ist, sondern auch dasselbe zu verrichten, behend und geschwinde, da es nemlich GOtt verhängt und zulässet; wie denn GOtt dem Teuffel und seinen Werckzeugen manchmal etwas über die Menschen, wegen ihrer Sünde, verhängt und zulässet.

[324] Denn obwol nicht ohne ist, daß es etliche allerdings verneinen, daß die Zauberer und Hexen einigen Menschen mit ihrer Zauberey solten beschädigen können; so bezeuget jedoch das Wort GOttes, und die leidige Erfahrung ein anders.

GOttes Wort weiset uns sonderlich das Exempel Hiobs, dem der Teuffel an seinem Leib und an seinem Viehe hat Schaden gethan. Was nun aber der Teuffel selbsten durch GOttes Zulassung hat thun können, warum solte er es nicht auch durch seine Werckzeuge thun können? Wir finden zwar davon in heiliger Schrifft kein Exempel, daß es die Zauberer gethan hätten. Es mag auch wol seyn, daß die ersten Zauberer [350] damit nicht seyn umgangen, Menschen und Viehe zu beschädigen, sondern sich nur deß Warsagens und Zeichendeutens beflissen; aber doch ist aus dem Exempel, daß sich mit dem Bileam, der ein Zauberer gewesen, begeben hat, zu schliessen, daß sich die Beschwörer haben unterstanden, Unglück und Schaden über die Menschen zu bringen, und ihr Glück und Wolfahrt zu hindern: denn zu dem Ende ward Bileam von dem König Balack gedinget, daß er ihm das Israelitische Volck verfluchen solte, wie zu lesen im 4. Buch Mosis im 22. v. 6.

Was die Erfahrung anlanget, so bezeugets dieselbe leider mehr als zu viel, daß sie die Menschen beschädigen können, Theils, daß sie gemacht, daß manche Menschen vom Teuffel besessen worden, den sie in sie gebannet haben.

Massen Bodinus erzehlet, daß Anno 1554. zu Rom zwey und achtzig besessene Weibspersonen gewesen, eitel getauffte Judinnen, in welche der böse Geist gebannet worden.

Im Closter Kendorff seynd alle geistliche Personen auf eine Zeit besessen gewesen, welches die Köchin deß Klosters zu wegen gebracht, die hernach ihrer Zauberey halben ist verbrennet worden.

Was eine Hexe Namens Maria Sprawelin, für einen erbärmlichen Jammer mit einem adelichen Jungfräulein Anno 1650. den 11. Septemb. im Dorff Plobsheim, nahe bey Straßburg, angerichtet, ist aus einem sonderbaren Tractat, den Herr D. Dannhauer davon geschrieben, und in Truck ausgehen lassen, zu vernemen; da denn diese Hexe dem Jungfräulein eine von ihrem verfluchten Bulen vergifftete Nuß beygebracht, und da sie über der blauen und grünen scheußlichen Gestalt deß Kerns erschrocken, hat sie ihr zugesprochen, sie solte sich nicht entsetzen, die Nuß seye besser als andere gemeine Nüsse: worauf sie den [325] halben Kern geessen, und weil ihr alsbald davon wehe worden, hat sie den andern halben Theil weggeworffen, und ist ihr der Schmertz zum Hertzen in die lincke Seiten, und in den Kopff gelauffen. Endlich ist sie in grosse Traurigkeit gerathen, und in welchen Winckel sie gesehen, hab sie gemeinet, es seyen Teuffel daselbst, auch die Menschen für Teuffel angesehen, hat auch offtmals, wenn sie der Paroxysmus ankommen, in der Stuben herum getantzet, auf die Bäncke, Tresuren und Bettladen gestiegen, alles was sie erwischet, zerrissen, alles auf den Boden geschmissen, die Fenster eingeschlagen, wen sie in der Stuben angetroffen, starck geschlagen, in Meinung als schlüge sie den Satan; auf den Ofen gestiegen, oben darauf gelegen, hernach wieder in der Stuben herum gelauffen, bis sie sich wieder auf das Bett begeben, da sie entweder zu ihrem Verstand kommen, oder alles dieses wieder zu verüben auf die vorige Weise angefangen.

[351] Die Bettlade darinnen sie gelegen, hat etliche mal anfangen zu krachen, oben auf der Bettlade hat es geraspelt, daß es auch die jenige Personen, so zu Nacht bey ihr gewesen, gehöret; etliche mal hat sie gesagt, sie sehe den Teuffel bey ihr stehen in Gestalt eines Hunds, Bocks, bald in Gestalt eines schwartzen Manns, auch eines weis sen, von welchem sie, ihrer Aussage nach, einen Schlag ins Angesicht bekommen.

Hernach ist sie auf die Füsse gestanden, etliche mal in die Höhe gesprungen und wiederum einsmals niedergefallen, sich um den Bettstollen herum gewendet, und mit dem Küssen, nach ihrer Einbildung, den Satan zu werffen sich unterstanden, u.s.w.

Nach ausgestandenem Paroxysmo hat sie müssen auf die Arme genommen werden, da man sie mit Händen und Füssen verzappeln lassen, und hernach wieder aufs Bett legen müssen, wo sie denn strack als ein Scheit Holtz, ja als ein toder Mensch eine Weil gelegen.

Nicht zu über-gehen ist auch dieses, als sie einmal in ihrem Paroxysmo gelegen, und die adeliche Betrübniß-volle Mutter in diese Wort heraus gebrochen: Du Teuffel, was plagest du das liebe Kind also? Es ist ja ein frommes Kind, mit CHristi JESU theurem Blut erkaufft? da ist diese Stimm und Antwort gehöret worden aus deß Kindes [326] Mund, welcher als ein Saurüssel angespannet gewesen: ich weiß wol daß es ein frommes Kind ist, ich weiß auch wol daß es fromme Eltern hat, ich wolt es aber wol mehr plagen, wenn das nicht wäre, und man nicht betete, etc. Es ist aber die Hexe, welche dieses, daß sie es gethan, beständig bis ins Feuer bekennet, verbrennet, doch endlich dieses Jungfräulein durch Anhaltung mit dem andächtigen Gebet in den Kirchen und daheim, vermittelst Göttlicher Gnad, von ihrer Plag wieder erlöset worden.

Was der Teuffel für grossen Jammer im Stifft Paderborn vor weniger Zeit angerichtet, da die, so etwas auf dem Weg und den Gassen gefunden und aufgehohen, alsobald mit dem bösen Geist besessen worden, das ist be kandt, und seynd zu Paderborn bey 50. Menschen vom Teuffel leibhafftig besessen, und ist deren Anzahl fast täglich grösser worden. Unter andern hat sichs begeben, daß im Paderbornischen ein Handwercksmann, so unter andern zu der Zeit ergriffen und verbrannt worden, bekannt, daß er auf einer Hochzeit 18. Menschen in einer Morgensuppen den bösen Geist beygebracht, welches auch sich also befunden, indem sie noch alle besessen gewesen, davon aber etliche nach dieses Manns Tod vom bösen Geist wieder verlassen worden.

Ja Theils, daß sie den Menschen gar zu tödten trachten; worzu sie denn ihre Mittel haben, als Salben, Gifft, Pulver, u. d. g. die ihnen der Teuffel gibet, oder zeiget, lehret und weiset, darmit sie die Leiber [352] bestreichen, oder sie auf den Weg streuen, oder unter eine Thürschwelle graben, u.s.f. dardurch denn bey den Menschen allerley gefährliche Kranckheiten verursacht werden, daß sie nach und nach abnemen, und endlich gar dahin sterben. Das Exempel jenes Todengräbers, immassen der Teutsche Florus berichtet, p. 88. ist bekannt; der vor etlicher Zeit in Nieder-Schlesien viel hundert Menschen ums Leben gebracht, indem er nicht allein die Brunnen vergifftet, sondern auch die meinste und vornemste Gassen der Stadt Gurau mit einem vergiffteten Pulver bestreuet, daß wer deß Wassers getruncken, oder zum Kochen gebrauchet, den Tod davon eingenommen, und wer über die Gassen gangen, sonderlich das Weibesvolck, so mit ihren langen Kleidern den ausgestreueten Gifft-Staub am meinsten aufgefangen, der hat wie das unvernünfftige Viehe, unwissend woher und warum, gleichsam verrecken müssen. Und hat dieser Mörder bekennet, daß ihm der Teuffel solches eingegeben, wie er das Pulver ma chen und streuen solte.

Sonderlich aber, daß sie sonsten den Leibern man[327]cherley Schaden zu fügen, indem sie bald dieses bald jenes Glied verlähmen, um die Augen und das Gesichte bringen, oder wol Nadeln, Haar, Bürsten, Nägel, Lumpen und dergleichen, einzaubern, wie man Exempel darvon erfahren.

In der Gravschafft Hohenlohe hat sichs begeben, daß ein Kind in der Wiegen gelegen und geschlaffen, da hat man unversehens bey der Wiegen einen großen Knall gehöret, als ob man eine Schlüsselbüchs abschösse, darauf das Kind alsobald erwacht, und zu weinen angefangen, und ist ihm Anfangs Blut aus den Augen geflossen, darnach seynd allerley Fäden und leinene Lümplein heraus gangen, deren ein gantzes Schächtelein voll aufgehoben worden.

Im Land zu Braunschweig liegt ein Dorff, heist Löverstett; in demselben wohnt ein Bauer, genannt Henning Achel, der hatte eine Tochter von 20 Jahren, Margareth. Als diese einsmals An. 1562. den 2. Julii, die Schuhe wollen säubern, setzte sie sich nieder und legte das Messer in den Schoß. Inzwischen tritt wider ihr Vermuten ein alt Weib zu ihr ein, und fraget sie, ob sie das Fieber noch hätte, und wie es sonsten um sie stünde? darauf sie ihr bescheidentlich geantwortet, und gieng die Alte ohn ferneres Sprechen zur Thür hinaus.

Die Tochter will mit dem Schuhsäubern fortfahren, und zu dem Ende das Messer wieder nemen, aber das Messer kunte sie nicht wieder finden, wie fleissig sie es auch suchte; erblickt aber unter dem Suchen einen schröcklichen schwartzen Hund unter dem Tisch auf dem Bauch liegen, der die Zähne scheußlich bleckte, und auch hinaus gieng. Da fühlte die Tochter, als fliesse ihr etwas Kaltes den gantzen Rücken [353] hinunter, vom Haupt an; fiel darauf in Ohnmacht, blieb also bis in den dritten Tag darinnen liegen, als wäre sie tod, und ohne Empfindlichkeit, bis sie wieder anfieng ein wenig zu athemen, und sprach, sie wüste nur allzugewiß, daß ihrer Schwester Messer, so sie derselben aus der Scheide gezogen, ihr auf der lincken Seiten im Leib steckte, weil sie an demselben Ort unerträgliche Schmertzen empfande, daß sie auch gebuckt an einen Stecken müssen gehen.

Nach dreyen Monaten erzeigte sich an der lincken Seiten über dem Miltz, innerhalb der untersten beyden Rippen ein Beule, schier in der Grösse eines Hüner-Eys, gebogen wie der Mond, name auch zu und ab, nach desselben Lauff. Den 30 Junii brach aus gedachtem Geschwär ein so grosse Menge Eyter, daß die Geschwulst um etwas nachliesse, und sich eine Spitz, wie eines [328] Messers, sehen ließ. Hertzog Heinrichs von Wolffenbüttel Wundartzt ward hierzu erfordert, der zog mit seinen Instrumenten das Messer mit der Spitz durch die Rippen heraus, und heilete den Schaden zu. Wierus l. 4. de præstig. Dæmon. c. 13.

Eine Jungfrau von 16 Jahren fuhr gehlingen auf, gab ein jämmerlich Geschrey, und war ihr Leib anzusehen, als wäre sie schon bey die 8. Monat schwanger; vom Krampff so zusammen gezogen, daß die Füsse hinter sich ruckwarts gebogen waren: endlich hat sie sich erbrochen, und krumme Nägel, Holtz, Nadeln, und viel zusamm gewickelte, und mit Wachs vermischte Haare von sich gegeben. Zuletzt ist auch so ein grosses Stück Fleisch hervor kommen, als kaum eines Riesen Schlund hätte hinab bringen können. Benivenius l. de abd. Morb. caus. c. 8.

Jul. Cæs. Baricellus erzehlet in seinem Hortulo Geniali, ingleichen Joh. Langius l. 1 Epist. Medic. 28. von einem Bauern, Ulrich Neusisser, im Dorff Fugenstall, in dem Eychstätter Bistum, daß er Anno 1539. grosse Bauchschmertzen hab gelitten, und zwar allerley Artzneyen gebraucht, sie zu vertreiben, aber sie haben ihn nichts geholffen, die Schmertzen seyn täglich wieder kommen, darüber hab er ihm endlich aus Ungedult mit einem Messer die Gurgel abgeschnitten; als er nun am dritten Tag hinaus zum Grab solte getragen werden, haben ihm Eucharius Rosenbader von Weisenburg, und der Bader Johann von Ettenstett, in Beyseyn einer grossen Menge Volcks, seinen Bauch aufgeschnitten, in welchem ein länglicht rundes Holtz, vier Messer von Stahl, theils scharff und spitzig, theils mit Zähnen wie eine Sege, auch zwey rauhe eiserne Feilen, gefunden worden, wie auch ein runder Büschel Haar.

Eine vorneme Matron aus Riga in Liffland hat erzehlt, daß ihrer Verwandten eine solche Schmertzen in dem Magen befunden, daß sie auch endlich das Leben drüber einbüssen, und ihren Geist aufgeben [354] müssen: da man denn nach ihrem Tod einen grünen Zweig von einem Tannenbaum, bey der Eröffnung darinn gefunden, welcher ein warhafftiges Ding gewesen und in den Leib gezaubert worden.

Wer wolte aber wol sagen oder gedencken, daß diß alles aus natürlichen Ursachen herrühre? daher vermeinen etliche, es sey nur ein blauer Dunst und Spiegelfechten deß höllischen Tausendkünstlers, der es also machen kan, als wenn sie aus dem Leib heraus kämen, oder als wenn es recht natürliche Sachen wären, da es doch nur so scheinet zu seyn; oder auch mit ge[329]schwinder Kunst hervor gebracht werden mögen: denn, sagen sie, es ist kein Ort, dardurch solche Sachen können in den Leib gebracht werden; darzu seynd die Sachen, so durchs Erbrechen heraus kommen, grösser als der Schlund selbsten an seiner Weite: ja es würde auch der Magen-Schlund dadurch verletzet werden; endlich fühlet man auch nicht, da man den Magen drucket, daß solche Sachen solten darinnen seyn.

Etliche aber sagen, daß diese Ding vom Teuffel selbsten hinein gethan werden mit grosser Geschwindigkeit, wenn der Schad, der durch Anrührung oder Vergifftung der Hexen verursachet wird, schwäret und aufbricht.

Andere vermeinen, der böse Feind öffne den Leib bey Nachtzeiten, bringe hinein was er wolle, und heile die Wunden alsobald wieder zu. Oder aber, er bringe alles durch weit geöffnete Schweißlöcher hinein.

Es seynd auch, die da meinen, es könne der Tausendkünstler alle Sachen, auch zu Pulver machen, und es dem Menschen also beybringen, in dem Leib aber wiederum zusammen fügen.

Etliche aber sagen, daß es der Teuffel nicht Noth habe, daß ihm die Haut müsse offen seyn, wenn er diese Ding in den Leib bringen wolle; denn er als ein Geist, könne alle Leiber penetriren, und ohne Öffnung durchkommen. Es gehe aber damit also zu, daß der Leib deß Menschen sich gegen ihm verhalte und beschaffen sey, wie das Wasser; wenn jemand einen Stein in seine Hand nimt, greifft darmit ins Wasser, läst den Stein darinnen, und thut die Hand wieder heraus, so gehet das Wasser wieder zusammen, und wird kein Loch daran gespüret, wodurch der Stein hinein kommen: also mache es der Teuffel auch, wenn es ihm GOtt verhängt, daß er dem Menschen in seinen Leib, wie in ein Wasser greifft, und solche Materien und Dinge hinein stecket, daß mans nicht sihet, wo sie hinein gekommen; die hernach natürlicher Weise wieder mit Schmertzen heraus schwären müssen.

Dem sey nun wie ihm wolle, die Kunst und List deß Satans bleibt uns wol verborgen, und kan er viel Sachen, nach GOttes Verhängniß, [355] verrichten und zu wegen bringen, die keine menschliche Vernunfft begreifft, schreibt M. B. Waldschmid, Python. End. p. 250.


Ende deß Ersten Theils.

[356]

Anderer Theil

Das 1. Capitel
Erstes Capitel.
D. Faustus will sich bekehren, wird aber von dem Geist abwendig gemacht, und dahin gebracht, daß er sich ihme aufs neue verschrieben.

DOct. Faustus war nicht allein in der Stadt Wittenberg, sondern auch auf dem Land, wegen der schwartzen Kunst und Zauberey beschreyt, weßwegen auch etliche gottsfürchtige und gelehrte Leute durch andere, ihn zu unterschiedenen malen haben erinnern und ermanen lassen, von solchem teufflischen Leben und Wandel abzustehen: unter andern hat eines Tags einer D. Fausti Nachbarn, ein frommer, alter und gottsfürchtiger Mann, sich die Mühe nicht dauren lassen, sein Heil zu versuchen, ob er diesen elenden Menschen bekehren möchte, zumaln er fast täglich sehen und warnemen müssen, wie die junge Bursch und fürwitzige Studenten in seiner Behausung aus und ein giengen, da sie ja ausser allem Zweiffel nichts Gutes sehen und lernen [331] würden; fügte sich derowegen an einem Nachmittag zu D. Fausto, und als er ihme mit freundlichen Worten die Ursach seines Einkehrens zu vernemen gegeben, wurde er auch von Fausto freundlich empfangen.

Leicht ist zu glauben, daß jener diesem allerhand Lehre und Vermahnungen aus GOttes Wort werde haben vorgebracht, und recht unter die Augen gestellet, welche zur Abmahnung deß bisher ärgerlich geführten Lebens, und denn zur Bekehrung [357] und Anweisung eines bessern Wandels, wurden gerichtet gewesen seyn; wie denn dieser fromme Alte, dem Ansehen nach, bey ihm ausgerichtet und zu wege gebracht, daß ihme bey seinem Abschied D. Faustus gelobet und zugesaget, er wolle seiner heilsamen Lehre und Ermahnung nachkommen. Massen es ihm denn, da er jetzund alleine war, solcher Gestalt zu Hertzen gangen, daß, indem er bey sich selbst erwogen, was er sich doch geziehen, daß er also freventlich seines Leibs und der Seelen Wolstand in die Schantz geschlagen, und sich um nichtiger Wollust willen dem leidigen Teuffel ergeben habe, er sich geresolviret, Busse zu thun weiln noch Zeit vorhanden, und wolle allerdings sein Versprechen dem Teuffel wieder aufsagen.

In solchem Vorhaben erscheinet ihm der Teuffel, tappet nach ihm, stellet sich nicht anderst, als ob er ihm den Kopff herum drehen wolte, warff ihm bald für, was ihn erstlich dazu beweget hätte, daß er sich dem Teuffel ergeben, nemlich sein frecher, stoltzer und sicherer Mutwill; er seye ihm nachgegangen, und er ihm nicht; er habe ihn zu vielen und unterschiedlichen malen mit Characte[332]ren, Beschwörungen und andern Sachen angeschrien, seiner eifrigst begehrt. Zudem so hab er ja ungezwungen und freywillig die fünff Articul angenommen, sich auch hernach mit seinem eigenen Blut verschrieben und verobligiret, daß er Gott und Menschen feind seyn wolte, u.s.w. Diesem Versprechen nun komme er nicht nach, wolle dem alten Lauern folgen, da es doch schon allzuspat, und er nunmehr deß Teuffels eigen sey, der ihn zu holen und anzugreiffen gute Macht habe; darum er denn anjetzo die Hand an ihn anlegen wolle, oder aber er soll sich wiederum von neuem verschreiben, und solches mit seinem Blut bekräfftigen, daß er sich hinfüro von keinem Menschen mehr wolle abmanen und verführen lassen: und dessen solle er sich bald erklären, ob er nemlich solches thun wolle oder nicht, wo nicht, so wolle er ihn zu Stücken zerreissen.

D. Faustus gantz voller Erstaunens ob Anhörung dieser schröcklichen Drohworte, bewilligte dieses alles mit zitterendem Munde von neuem, setzet sich nieder, und schreibet mit seinem Blut die andere teufflische Verschreibung, welche ebenermassen [358] nach seinem Tod in seiner Behausung ist gefunden, jedoch aus beweglichen Ursachen hieher nicht gesetzt worden.

Anmerckung.

I. Allhier sihet man klärlich an D. Fausto, wie schwer es hergehe, daß ein Zauberer, Hexe und Unhold, so sich dem Teuffel einmal ergeben und in deß Teuffels Bund getretten, denselben auch mit seinem eigenen Blut, dafür doch der HERR CHristus sein eigenes Blut vergossen, und es theuer erworben, unterzeichnet, und sich ihm zu dienen verbunden, wieder solte frey und los, und also bekehret, werden können: dannenher auch dieses, wie M. B. Waldschmid anzeiget, Pyth. Endor. p. 360. etlichen nicht Ungelehrten fast für gantz unmüglich vorkommen wollen, und dessen sehr wichtige [333] Ursachen beybringen, die sich finden Erstlich auf Seiten deß Menschen, und deß schweren Lasters der verdamlichen Zauberey. Denn einmal ists gewis, daß der Mensch, er sey gleich Mann oder Weib, der der Zauberey und Hexerey ergeben ist, in einer schröcklichen greulichen und abscheulichen Sünde steckt, nicht allein was den teufflischen Bund anlanget, da er seinem Gott absagt, die heilige Tauff und den wahren Glauben verlaugnet, und dargegen dem Teuffel mit Leib und Seel sich zu eigen ergibt, und ihm zu dienen angelobt, sondern auch, was das teufflische Werck selbst betrifft; welches denn da hinaus gehet, zu thun was Gott und den Menschen zuwider ist.

Woraus nicht unfüglich also kan geschlossen werden: wer GOtt absagt, die heilige Tauff und den wahren Glauben verlaugnet, und sich dargegen dem leidigen Teuffel mit Leib und Seel zu eigen ergibt, und also hiemit nichts anders thut, als daß er mutwillig keinen Antheil an dem Reich GOttes und der Seligkeit haben will, der kan nicht selig werden. Es thuns aber die Zauberer, Hexen und Unholden, massen erst gedacht worden; darum können sie nicht selig werden. Denn weil sie einmal den Sohn GOttes mit Füssen getretten und das Blut Christi unrein geachtet, durch welches sie geheiliget sind, und den Geist der Gnaden geschmähet haben, haben sie fürter kein Opffer mehr für die Sünde, sondern ein schröcklich Warten deß Gerichts, und deß Feuers-Eifers, der die Wiederwärtigen verzehren wird, wie in der Epistel an die Hebreer im 10. v. 27. 29 stehet. Und weil sie seynd voll bitterer Gall, verknüpfft mit Ungerechtigkeit, wie S. Petrus vom Zauberer Simon sagt, Actor. 8. v. 23. darneben mit deß Teuffels Stricken gefangen geführet werden zu seinem Willen, 2. Tim. 2. v. 25. so scheinets fast unmüglich zu seyn, daß sie solten wieder erneuret werden [359] zur Buß, und sich warhafftig zu GOtt bekehren, und selig werden, Hebr. 6. v. 6.

Weiter, wer sich dem Teuffel ergibt und ihm zu dienen angelobet, auch nichts anders suchet zu thun, als was GOtt und dem Menschen zu wider ist, und hier mit wider die Liebe GOttes und deß Nächsten handelt, als dem man nach Leib und Leben, Gut und Blut, stehet, ihm daran Schaden zu thun, der kan nicht selig werden. Es thuns aber die Zauberer, Hexen und Unholden; darum können sie nicht selig werden. Dieses bekennet auch Cyprianus, welcher ein frommer Bischoff zu Carthago gewesen, und hernach ein Märtyrer worden, von welchem [334] Na zianzenus schreibet, daß er Anfangs ein Teuffelsknecht und Diener gewesen, der sich in seiner Jugend zur Zauberey habe begeben, wenn er von sich gesagt: ich habe es für überaus schwer und hart gehalten, daß ein Mensch gleichsam zum andern mal solte neugeboren werden; und sagt ferner: es ist eine solche Veränderung und Bekehrung unmüglich, daß einem plötzlich und schnell das jenige, so in ihm wegen der natürlichen Materien gleichsam verhärtet, oder von langwirigem Gebrauch an ihm veraltet, solte können benommen, und also aus einem Kind deß Teuffels ein Kind GOttes werden.

Zum Andern finden sich auch Ursachen ihrer fast unmüglichen Bekehrung und Seligkeit, auf Seiten deß Teuffels. Denn der hat sie so starck und vest mit seinen Stricken und Banden angefässelt, daß er sie nicht leichtlich daraus los lässet; er knüpffet ihnen auch immer einen starcken Knoden nach dem andern, daß, wenn sie sich gleich selbsten gern wollen ledig machen, können sie doch nicht; wollen sie sichs unterstehen, so lässet er ihnen nimmer keine Ruhe, peiniget und martert, ja drohet ihnen den Hals um zu drehen, und das Leben zu nemen, wenn sie es thun würden, oder die Mittel ergreiffen, sich von ihm los zu machen, wie er allhier dem D. Fausto gethan.

Daher sie aus Furcht und Angst, darein er sie bringet, nicht thun können was sie gern wollen; und so lang es keine Gefahr der zeitlichen Straff halben mit ihnen hat, so lang gehen sie auch sicher dahin: hören sie etwan in der Kirchen, wie schröcklich dieses Laster der Zauberey seye, und daß die ewige Straffen im höllischen Feuer darauf folgen werden, so hilfft es doch nichts, denn der Teuffel beredet sie, es sey alles erlogen, was die Pfaffen von der Hölle sagen: es sey auch nach diesem Leben kein anderes zu gewarten, darum sollen sie hier in diesem Leben thun, was ihnen wolgefalle. Und gesetzet, wenn schon ein ander Leben nach diesem wäre, so solten sie es doch bey ihm weit besser haben, denn hier.

Kommen sie denn in die Gefahr der zeitlichen Straff, und gerathen [360] der weltlichen Obrigkeit in die Hand, werden gefänglich eingezogen, und sehen auch endlich den Scheiterhaufen und das Feuer vor sich, so sitzet ihnen doch der Teuffel immer in den Ohren, und verspricht ihnen, er wolle sie nicht verlassen. Kan er sie aus der gefänglichen Hafft, und der Obrigkeit Hand und Gewalt nicht los machen, so weichet er doch nicht [335] von ihnen, sitzet ihnen in der Tortur und Marter entweder in den Haaren, oder in den Ohren, wie ein Floh, oder ist auf eine andere Weise bey ihnen, ihnen Beystand zu leisten, und verspricht ihnen sie zu erhalten, wenn sie gleich ins Feuer müsten, und dasselbe entweder zu löschen, oder zu kühlen, oder sie daraus gar weg zu führen, oder ihnen sonsten bald darvon zu helffen.

Und solch Bereden deß Teuffels macht, daß auch manche, wie es die Erfahrung hat gewiesen, sich vernemen haben lassen, wenn sie es nicht könten, so wolten sie es noch lernen. Ja wenn es müglich wäre, daß sie gleich nach erlittener Straff, und Verlust ihres Lebens, wieder solten lebendig werden, so wolten sie es wieder auf ein Neues treiben. Und wenn sich auch manche bey dem Hinführen, etwan in Geberden und Worten so stellet, daß man meinet, sie thue wahre Bus, sie bete hertzlich, und sterbe selig dahin, so gehets doch schwerlich von Hertzen. Was der Prediger aus GOttes Wort sagt, das hören sie zwar äusserlich an, aber der Teuffel widerspricht ihnen im Hertzen, und kan derowegen von ihrer Busse wol heissen, wie Augustinus sagt: Pœnitentia sera raro est vera, späte Busse ist selten ware Busse.

Als vor diesem der Herr Grav von Witgenstein ließ etliche Hexen einziehen, darunter funff zehen unerzogene Kinder waren von sechs, sieben, acht, neun, zehen Jahren so hat der Herr Grav fast nicht gewust, wie ers doch mit dem kleinen Hauffen machen solte. Unterdessen ist ein frommer alter Pfarrherr da, der bittet, ihre Hochgrävliche Gnaden wollen ihm und seiner Frauen von den Mägdlein eines schencken, er wolte es also auferziehen und zur Gottesfurcht halten, daß er verhoffte, Satanas solte mit Schimpff abziehen. Der Herr Grav willfähret dem Pastorn; der Pfarrherr erziehet auch das Mägdlein in aller Gottesfurcht, sobald es erwachsen, steuret er es aus an einen ehrlichen frommen Mann, mit dem lebet sie etliche Jahr friedsam.

Wie sie zum dritten mal von ihm schwanger, und einsten ein Feldweges weit über Feld, ihrer Geschäffte halber verreiset, erscheint ihr der Satan in einem kleinen Busch Holtzes, redet sie an, sie wisse sich zu entsinnen, was sie ihm dem Satan, im fünfften Jahr ihres Alters hätte zugesaget, dass sie nemlich wolte sein eigen seyn und bleiben; nun solte sie sich gütlich erklären, ob sie das wolte halten, so wolte er ihr alle Freundschafft [336] beweisen und in solcher Gestalt allezeit [361] bey ihr verbleiben. Sie aber wegert sich dessen.

Darauf verwandelt sich der Satan in einem Augenblick in einen grausamen Drachen und saget, wo sie nicht wolte darein consentiren und die alte Zusage halten, so wolte er sie in hundert tausend Stücke zerreissen. Das Weib erschrickt über die Massen, weiß für Angst nirgend hin, läst sich überreden, und ergibt sich also dem Satan. Nach solchem renovirtem Pacto, muß sie ihm steiff und vest verheissen, erstlich daß sie das Kind, das sie unter ihrem Hertzen trage, wolte ihm, dem Satan, aufopffern, und in deß Teuffels Namen tauffen. Zum andern daß sie wolte den andern Tag ihrem frommen Mann mit Gifft vergeben. Drittens, daß sie wolte ihren beyden Kindern das Hexen lehren. Diß hat sie nun alles verrichten müssen, und ist ihr Mann stündlich kranck worden; aber endlich ist diß böse Werck an den Tag kommen.

So bald sie für die Obrigkeit geführet wird, bekennet sie alles freywillig, sagt, sie begehre nicht länger zu leben, nun sie so bey ihrem frommen Ehemann und unmündigen Kindern gehandelt: und gibt zugleich dem frommen alten in GOTT ruhenden Pfarrherr ein schlechtes Trinckgeld, sagende: verflucht sey der Pfaff mit seinem Weibe, der mich damals hat los gebeten: wäre mir damals mein Recht gethan worden, hätte ich nimmermehr solche grosse und abscheuliche Sünde begangen.

Zum Dritten finden sich auch Ursachen ihrer fast unmüglichen Bekehrung, auf Seiten GOttes selbsten, da also geschlossen wird: welchen GOtt in seinem heiligen Wort die Seligkeit abspricht, die können nicht selig werden. GOtt spricht aber in seinem heiligen Wort den Zauberern, Hexen und Unholden, die mit der Zauberey umgehen, die Seligkeit ab; darum so können sie nicht selig werden. Daher setzet S. Paulus die Zauberey klärlich unter die Wercke deß Fleisches, und sagt, daß die so solches thun, sollen das Reich GOttes nicht ererben, Galat. 5. v. 20. Gleicher massen sagt die himmlische Stimm in der hohen Offenbarung im 21. v. 8. Der Zauberer Theil werde seyn in dem Pful, der mit Feuer und Schwefel brennet, welches sey der andere Tod. Also, dass, wenn sie gleich dem Leib nach ein mal gestorben, und den ersten Tod erlitten, nichts desto weniger auch der Seelen Tod, welches ist der [337] andere und ewige Tod, in dem höllischen Feuer darauf folgen soll.

Um dieser Ursachen willen halten nun, wie gesagt, etliche die Bekehrung und Seligkeit der Zauberer und Hexen fast für unmüglich. Aber es sey ferne, daß wir ihre Bekehrung und Seligkeit allerdings für unmüglich halten, und ihnen alle Hoffnung darzu abschneiden [362] solten! denn ob sie wol sehr schwer ist, so ist sie jedoch nicht blos dahin unmüglich, und dieses daher:

Erstlich auf Seiten GOttes. Denn daß auf seiner Seiten solche Bekehrung und Seligkeit der Zauberer und Hexen nicht unmüglich sey, bezeuget erstlich die allgemeine Gnad und der allgemeine Will GOttes, der sich über alle Menschen und Sünder (Zauberer und Hexen) erstrecket, davon er selbsten sagt bey dem Propheten, Ezech. im 33, v. 11. So wahr als Ich lebe, Ich hab kein Gefallen am Tod deß Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. Und Petrus sagt in seiner andern Epistel im 3. v. 9. Der HErr will nicht daß jemand verloren werde, sondern daß sich jederman zur Buß bekehre; davon gewißlich Zauberer, Hexen und Unholden nicht ausgeschlossen seynd, wenn gleich ihre Sünde noch so gros ist, denn GOtt erkläret sich auch dahin, daß wenn die Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch (auf wahre Bus) schneeweis werden, und wenn sie gleich ist wie rosinfarb, soll sie doch wie Wolle werden, Esai. 1. v. 18. Und wo die Sünde mächtig worden ist, da ist doch GOttes Gnad noch viel mächtiger, zun Römern im 5. v. 21. Denn seine Barmhertzigkeit erstrecket sich über die gant ze Welt, (und also auch über die Hexen und Zauberer) Syrach. 17. v. 28. Zum andern bezeugets das kostbare Verdienst deß HErrn Christi, welches genug ist für der gantzen Welt Sünde, Joh. 1. v. 29. 1. Joh. 2. v. 2. Er ist für alle gestorben, 2. Corinth. 5. v. 15. (und derwegen auch für die Zauberer und Hexen) denn das ist je gewißlich war, und ein theuer wehrtes Wort, daß Christus JEsus kommen ist in die Welt, auch die grösten Sünder selig zu machen 1. Timoth 1. v. 15. Ja wie Petrus redet 2. Petr. 2. v. 1. Er hat auch die erkaufft, die den HErrn verlägnet. (welches sonderlich die Zauberer, Hexen und Unholden thun). Zum dritten bezeugets die allgemeine Beruffung aller Menschen, wie GOtt sagt bey dem Propheten Esaia im 45. v. 22. Wendet euch zu mir, so werdet ihr selig werden aller Welt Ende, [338] und Matth. 11. v. 28. sagt der HErr Christus: Kommt her zu mir alle die ihr mühselig und beladen seyd, Ich will euch erquicken; dieses gehet nun auch die Zauberer an: denn, wie Theodoretus saget, wo alle beruffen werden, da wird niemand ausgeschlossen. Uberdas so seynd auch die Heiligen Sacramenta so kräfftig, daß der Bund der heiligen Tauff vest bleibet; denn der Menschen Unglaub hebt GOttes Glauben nicht auf, stehet in der Epistel an die Römer im 3. v. 3. und wenn der Sünder Buß thut, und durch dieselbe seinen Zuruckgang wieder zu diesen Bund nimmet, wird er auch stets mit ihm wieder erneuret, als der Bund eines guten Gewissens mit GOtt, 1. Petri 3. v. 21.

[363] Darnach und fürs ander, finden sich Ursachen ihrer Bekehrung wegen, auf Seiten deß Menschen und der Zauberey-Sünde selbsten. Gewiß ist es, so lang der Mensch noch in dieser Gnaden-Zeit lebet, da die Gnaden-Thür GOttes auch den grössesten Sündern noch allezeit offen stehet, so lang kan er noch bekehret und selig werden, wie hiervon gar tröstlich Cyprianus Serm. de Cœn. Domini spricht: Nicht die Grösse der Sünden, nicht die Kürtze der übrigen Zeit, noch die letzte Stunde, noch die greuliche Bosheit deß Lebens, schleust von der Gnade GOttes aus, wenn deine Buß nur rechtschaffen ist, und eine reine Änderung der Wollüsten und Sünden erfolget.

Es ist zwar die Zauberey-Sünde eine überaus grosse greuliche und abscheuliche Sünde, aber doch ist sie so groß nicht, daß um ihrentwegen die Buß solte unmüglich seyn und ihrentwegen keine Gnade bey GOtt solte können erlanget werden; denn diese Gnade ist ja weit grösser, als aller Welt Sünde, wie Paulus bezeuget Römer. 5. v. 21. Wo die Sünde mächtig worden ist, da ist GOttes Gnade viel mächtiger worden. Denn obwol die Zauberey-Sünde sehr nahe verwandt ist mit der Sünde in den H. Geist, so ist sie doch nicht eine solche Sünde, die nicht solte können vergeben werden, wie jene, aus dem Matth. im 12. v. 31. Immassen das Gegentheil die öfftere Erfahrung durch die Exempel erwiesen, daß GOtt dergleichen Zauberer wieder zu Gnaden an und aufgenommen.

Man neme zu Hertzen das Exempel deß Königs Manasse. Daß er ein Zauberer gewesen, ist ausser allem Zweiffel, denn von ihm wird ausdrücklich gelesen im 2. Buch der Chronica im 33. v. 6. daß er habe Tage gewählet, und auf Vogelgeschrey geachtet, und habe gezaubert, und Warsager und Zeichendeuter [339] gestifftet. Er ist aber dennoch bekehret worden, und hat Buß gethan: denn es wird auch daselbst in den folgenden Worten gelesen, daß als ihn der König zu Babel gefangen genommen mit Fesseln, und ihn gebunden mit Ketten, und gen Babel gebracht, sey ihm angst worden, und hab geflehet für dem HErrn seinen GOtt, und sich gedemütiget für dem GOtt seiner Vätter, und hab gebetet und geflehet. Daß ihm aber solches Gebet sey von Hertzen gangen, und seine Buß und Bekehrung rechtschaffen gewesen, ist daraus zu schliessen das darbey stehet: der HErr hab sein Flehen erhöret, und hab ihn wieder gebracht gen Jerusalem zu seinem Königreich, und er hab erkennet, daß der HErr GOtt sey.

Es wird auch hieher gezogen das Exempel der Zauberer und Schwartzkünstler zu Epheso, welche, wie in den Apostolischen Geschichten im 19. Cap. v. 19. stehet, fürwitzige Künste (aberglaubische und zauberische Gauckeley) getrieben, ihre Bücher zusammen gebracht, und sie[364] offentlich verbrennet haben.

Einer mit Namen Phanias hatte sich mit seiner eigenen Hand dem Teuffel verschrieben, sein eigen zu seyn; der H. Basilius aber vermahnte ihn zum Gebet und führte ihn in die Kirchen; unter dem Gebet kam die Handschrifft aus der Lufft geflogen, und fiel Basilio in die Hand, der sie denn in kleine Stücke vor seinem Gesicht zerrissen.

Fast gleichformiges Exempel haben wir an Valerio, einem Studenten zu Wittenberg, dessen Herr Lutherus erwehnet in seinen Tischreden c. 9. Dieser, weil er sehr arm war, wartete einem namhafften Professori und Doctori daselbst, Georgio Majori, an Stadt eines Famuli auf, hielt sich auch eine Zeit lang still und eingezogen, kommt aber endlich in sehr grosse Ungedult wegen seiner Armut, da er sahe, wie andere Studenten allezeit lustig waren, u.s.w. Als er sich nun mit solchen Gedancken plagte, und einsten A. 1534. den 13. Februarii, um den Abend spat an der Elbe spatzirete, kommt ein alter Mann zu ihm, grüsset ihn freundlich, und fraget nach der Ur sach seiner Traurigkeit, und ob ihm nicht zu rathen und zu helffen sey? Worauf der Student geantwortet: es sey genug daß er seine Noth allein wisse, weil ihm doch von seinem Anliegen schwerlich möge geholffen werden. Jedoch auf deß alten Manns Anhalten entdecket er seine Noth. Darauf der Alte angefangen: wilt du dich mit Leib und Seel verschreiben, mein eigen zu seyn, und dasselbe mit deinem eigenen Blut, so soll dir geholffen werden, daß du nie Mangel an Geld habest.

[340] Der arme Gesell, dem dieser Vorschlag und verheissene Reichthum beliebet, nimt das Erbieten an, übergibt dem Teuffel, ihrem gemachten Vertrag nach, die Handschrifft mit eigenem Blut geschrieben. Wie nun dieser Student sich nicht konte innen halten, begunte er sein voriges eingezogenes Leben zu verändern, gienge zur Gesellschafft, hielt sich zur Bursch, sein Pfennig war so bald der erste als der letzte, thate sich hervor mit Kleidern, und dergleichen mehr.

Der Herr Professor vermerckt, daß er Geld hat, verwundert sich wo es herkomme, weil er wol wuste, daß ihm die Eltern nichts zu schicken hatten; nimt ihn deßwegen vor, erforschet, wo ers bekommen habe? Er bekennet, wie es sey zugangen. Dessen erschrickt der Doctor, gehet mit betrübten Gemüte zum Herrn Luthero, berichtet ihn von seines Famuli Zustand, und erholet sich bey ihm Raths, wie den Dingen zu helffen wäre. Worauf der Herr Lutherus die Pastores und seine Collegen, samt dem Studenten vor sich beschieden, und in ihrer Gegenwart ihn gefraget, ob ihm auch seine Sünde hertzlich leid seyen? ob er seine Handschrifft gerne wieder hätte? und der Bestrickung deß Teuffels begehrte hertzlich gern los zu werden, und da solches möchte [365] geschehen, ernstliche Besserung seines Lebens angeloben wolte? darauf der Student mit einem kräfftigen Ja geantwortet. Indem fängt der Herr Lutherus mit seinen Collegen ernstlich an zu beten, und hält darmit so lang an, bis der Teuffel die Handschrifft mit Ungestümme vor Lutheri Füssen nieder geworffen, und folgends mit einem heßlichen Gestanck davon geschieden.

Also ward der Jüngling dem Teuffel aus dem Rachen gerissen, und erhalten, und wieder zu GOtt gebracht. Der öffentliche Wiederruff aber deß Studenten ist auf folgende Weiß geschehen: Ich Valerius bekenne für Gott und allen seinen heiligen Engeln, und vor der Versamlung dieser Kirchen, daß ich GOtt meinen Glauben habe aufgesagt, und mich dem Teuffel ergeben, das ist mir von Hertzen leid, will nun hinfort des Teuffels abgesagter Feind seyn, und GOtt meinem HErrn willig folgen, und mich bessern, Amen.

Zu Göppingen hat sich vor Jahren ein Jüngling bey 15. Jahren alt, mit dem Teuffel, der ihm Nachts auf der Gassen, in Gestalt einer fremden Weibsperson erschienen, vermischet, sich drauf auf sieben Jahr, sein eigen zu seyn, mit seinem Blut verschrieben; ist aber doch endlich auf inständiges Gebet, im [341] Jahr 1614. um den Monat Augusti, von ihm durch GOttes Gnad entlediget, und unangefochten gelassen worden, und ohn allem Zweiffel wieder zu Gnaden kommen, immassen hiervon ein mehrers aus Herrn M. Paul. Schickhardi zweyen Predigten, zu Stutgart gedruckt Anno 1615. zu vernemen.

Einen jungen Mann zu Eßlingen, von etwan 25. Jahren, übernimt die Sorg der Nahrung, die schwere Zeiten, wegen der Fehljahre und mancherley Contributionen, fechten ihn an, daß er Anno 1642. Abends um die Dem merung aus dem Weinberg heimgehet, und auf dem Weg in so gar verzweiffelte Gedancken geräth, auch mit Worten bey sich selbst ausbricht: wenn ihm doch nur jemand Geld brächte, es wäre gleich der Teuffel oder seine Mutter. Worauf denn bald der Teuffel, in Gestalt eines schwartzbekleideten Manns, sich auf dem Weg præsentiret, gleichwol mit einem Geißfuß, sonst aber im Angesicht anzusehen wie ein anderer Mann; der hat ihn wegen seiner Traurigkeit angeredet, ihm zugesprochen, er soll ihm trauen, er, der Teuffel, wolle ihm helffen: es sey nichts mit GOtt, er soll GOtt verschwehren, sich ihm ergeben, sey besser; sonderlich ihn gefraget, ob er in vier Jahren wolle sein seyn?

Als nun dieser angefochtene, und von dem Seelen-Mörder hinterschlichene Mann, auf solche vorgelegte Frag geantwortet Ja; da hab ihm der Teuffel zugemutet, mit seinem Blut sich zu verschreiben, welches folgender massen ist geschehen, daß er sich an der Hand mit einem Dorn, so am Wege gelegen, geritzet, bis das Blut heraus gangen: [366] worauf der Teuffel da gewesen mit Feder und Papier, und weil er nicht schreiben noch lesen kunte, habe ihm der Teuffel die Hand geführet: was er aber geschrieben, das könne er nicht wissen, auch darauf ihm etwas auf die Hand gegeben, so einen Ducaten gleich gesehen. Worbey es noch nicht verblieben, angesehen ihn der Teuffel bis in sein Haus, so nicht weit ausser der Stadt in einem Filial stehet, begleitet, und mit ihm in die Stube gangen, davon seine Hausfrau nichts gespüret, nichts gesehen, noch an den Worten oder Geberden ihres Manns gemercket.

Aber sihe, was geschihet? sie kommt kaum zur Stuben hinaus, stellt inzwischen der Kuh im Stall das Trincken für, gehet auf der Stette wieder der Stuben zu, da findet sie diesen ihren Mann neben dem Tisch, allda er Brod geessen, auf der Banck beym Fenster sitzend, vermeinte er wär entschlaffen, verwunderte sich wie so bald: aber da wird sie gewahr, daß er [342] mit seiner Gürtel um den Hals, hinten bey dem Fenster, an ein schlecht Nägelein war angemacht und angeknüpfft; da sie denn die Gürtel alsobald mit einem Messer aufgeschnitten. Da war er für menschlichen Augen tod: die Zung hieng ihm zum Mund heraus, und er lag etliche Stund mit blos aus- und eingehendem Athem, bis er endlich mit grosser Mühe wieder zu sich selbst kommen, wie dessen die Nachbarn Zeugen seynd, welchen dieses geängstigte Weib in so grosser Angst und Noth geruffen; von welchem schröcklichen Beginnen an, er der Angefochtene, den Nachbarn und Freunden, die ihn billich wegen der Ursachen zu rede gesetzt haben, ausgesagt und bekant, der Teuffel habe ihm zugemutet, er soll alles verderben, oder ihm selbsten etwas thun, und ob er wol geantwortet, er wisse es nicht, so habe doch der Teuffel zu ihm gesagt, er wolle es ihm wol lehren. Worauf er in Lebens Verdrus gerathen, und gedacht, er möge nicht mehr leben. Hab also selbst die Gürtel um seinen Hals gethan, sich hinten angeknüpfft, halte dafür, der Teuffel hab ihm den Kopff für sich gedruckt; es habe ihm aber nicht wehe gethan, er habe keine Schmertzen empfunden.

Der Teuffel hat sich zwar weiter mit Gewaltthätigkeit nicht mehr præsentiret, dieweil die Freunde, und jemand wegen deß Ministerii, die nothwendige Rettung mit Beten und Anruffen zu GOtt in der Stille gethan, ausgenommen, daß die dritte Nacht hernach vor dem Kammerladen, um Mitternacht ein ungewöhnlich furchtsames Zi schen und Pfeiffen ist gemercket worden, worüber nicht allein die Anwesende so in der Stuben gewacht, sondern auch das Weib in der Kammer, hart erschrocken: er aber der Mann, nichts gehöret, ausgenommen daß er sagte, es wäre ihm gar bang, und däuchte ihn, daß sein Rucken voller Flöh lieffe: [367] wie denn gleichsam eine verstockte Schwermut bey ihm continuirt, und das Beten, laut eigener Bekäntniß mit ihme nicht von statten gehen wollen. Es hat sich auch der vermeintlich empfangene Ducat nicht mehr bey ihm gefunden.

Nachdem nun solcher Fall laut, und also Stadt- und Kirchenkündig worden, als ist diese angefochtene Person auch von der Obrigkeit daselbst deßwegen zu Rede gestellet, examinirt, pünctlich befragt, und auf die gethane Bekäntniß in Verwahrung zu dem Ende genommen worden, damit nicht allein fernerer Desperation, Zeit währender Anfechtung, möchte vorgekommen, [343] sondern auch die Seelen-Cur auf Seiten der Herren Geistlichen gegen ihm desto füglicher fortgesetzet und gepflogen werden. Welches denn in gedachter Verwahrung in die vier Wochen lang von den Ministris daselbst durch das Wort Gottes und tägliche Gebet, ist continuiret, und vermittelst verliehener Gnade GOttes mit ihm so weit gebracht worden, daß aus allen Worten, Geberden, Seufftzen, vergossenen Thränen, und allerdemütigster Bitte um Gnad vor GOtt und der Welt, anders nicht, als ein reuiges busfertiges Hertz, und eine dem Teuffel aus dem Rachen gerissene Seel, kan und soll aus Christlicher Liebe geschlossen werden. Wer demnach GOttes Mittel zur Bekehrung annimmet, den kan der Teuffel nicht halten, er muß ihn GOtt wieder folgen lassen, ohngeachtet die Obligation, Verschreibung und Ergebung noch so starck wäre. Denn es heisset: in omni voto excipitur jus superioris, in aller Verlöbniß wird das Recht deß Obern excipirt, und als kräfftig vorbehalten. Der höchste GOtt aber hat hie solches Recht, durch die Erschaffung, Erlösung, gnadenreiche Beruffung, und empfangene heilige Tauf, das unwidersprechlich ist, welchem auch solche Ergebung, die dem Teuffel geschihet, nichts præjudiciren und benemen kan. Können also dergleichen Zauberer und Hexen, wenn sie sich anderst von gantzen Hertzen zu GOTT bekehren, gerecht und selig werden.

[368]
Das 2. Capitel
Das andere Capitel.
Was für einen Dauck und Belohnung dieser fromme Nachbar, seiner treuen Warnung halber, von d. Fausto bekommen.

NAchdem sich also D. Faustus dem Teuffel aufs Neue mit seinem Blut verschrieben, hat er alle treue wolgemeinte, und seiner armen Seelen ersprießliche Warnung dieses frommen gottsfürchtigen Nachbarn verachtet, und in den Wind geschlagen, sich wiederum von neuem mit dem Teuffel eingelassen, ihm in allen zu gehorsamen, welches Leibeigener er doch einmal seyn müste. Damit er nun seinem Herrn, dem leidigen Teuffel liebkosen, [344] und in allem sich willfährig erzeigen möchte, geriethe er, auf Anstifften deß verbosten Geistes, gegen diesen alten, ehrlichen und frommen Nachbarn, in einen solchen Haß und Feindtschafft, daß er auch nicht ruhen oder rasten wolte, bis er sein Mütlein an ihm gekühlet, und ihn wo müglich an Leib und Leben gefähret hätte.

Wie aber, dem Sprichwort nach, ehrlicher Leute wolgemeinte Straff und Vermahnung gemeiniglich schlechten Lohn erwirbt, also ergieng es auch dem ehrlichen Nachbarn: denn etwan nach zweyen Tagen, als er nach dem Nachtessen zu Bette gangen, und sich allbereit nach abgelegtem Gebet schlaffen geleget, sihe, da rüstet ihm D. Faustus ein solch Poltern und Rumpeln vor der Kammer an, als ob alles über einen Hauffen fallen wolte, welches doch der gute Mann niemaln gehöret; jedoch ermuntert er sich bald, gedachte bey sich, diß würde gewiß eine Versuchung des Teuffels seyn; dieweil er vielleicht den Nachbar Faustum guthertziger Meinung von seinem beschreyten Zauberwesen abzustehen, und seiner Seelen Wolfart zu bedencken, erinnert und ermanet habe, so müsse er nun dieses Poltern an Statt einer Belohnung haben und annemen. In diesen Gedancken nun kommt das Teuffelsgespenst gar zu ihm in die Kammer hinein, kürret wie eine Sau, und treibet es so lang, daß dem guten Mann angst und bang darüber wird; allein er erholet sich, gedencket bey sich [369] selbst, ich werde doch solch Gespenst nicht leichtlicher und eher von mir treiben, als mit Verspotten und Verachten, fängt derwegen an und sagt hertzhafft: Ey eine solche schöne Music ist mir mein Lebtage nicht [345] vorkommen, die lieblicher zu hören gewesen denn diese; ich glaube: du hast sie in einem Wirtshaus bey den vollen Bauren und Zechbrüdern, oder welches glaublicher, bey dem Säuhirten gelernet; wie ist sie doch so trefflich angestellt, ist vielleicht eine Concert? Nun wolan, sing du die Noten! so will ich den Text darein singen; fienge darauf an das bekante geistliche Lied mit heller Stimme zu singen: Durch Adams Fall ist gantz verderbt, etc.

Nach geendigtem Lied (da das Teuffelsgespenst indessen sich nicht einmal vernemen lassen) sagt der fromme Mann: Meister Satan wie gefällt dir dieses Lied? ich hätte vermeint, du soltest dich mit deiner lieblichen Music etwan an einen Fürstlichen Hof begeben haben, da man vielleicht mehr darauf würde geachtet haben, als bey mir, es solte billicher ein Englisches Gesang heissen, weil es von einem Engel herkommt, der nicht zween Tag im Paradeyß hat bleiben können, ja hat die herrliche Wohnung verlassen müssen, vexiret nun erst andere Leut in ihren Häusern: du Schandfleck, und grobe rultzete Sau, packe und trolle dich von hier, und spare solch dein Gesang bis zur Auferstehung der Toden und Erscheinung deß allgemeinen Richters; wenn du alsdenn ohne Zweiffel in den Himmel kommen wirst, da die Flammen zum Loch ausschlagen. Mit solchem Gespötte und Verachtung hat er das Gespenst vertrieben, und ist hinfort nicht mehr gehört worden.

Deß andern Morgens fragt D. Faustus seinen Geist, was er bey dem Alten habe ausgerichtet, wie er mit ihm seye umgangen, u.s.w. Da gabe ihm der Geist diese Antwort: er hätte ihm nicht [346] beykommen können, denn er wäre geharnischt gewesen, (meinende das Gebet) so hätte er überdas noch seiner darzu gespottet.

D. Faustus geberdete sich ob Anhörung dieses nicht anderst, als wenn er aus der Haut fahren wolte, schwure hoch, er wolte solches gewißlich rächen; massen denn auch dieser fromme ehrliche Mann kurtz hierauf deß Teuffels Mordstichen nicht hat entgehen, sondern solche erfahren müssen: denn er [370] wurde gehling gelähmet an Händen und Füssen, starb hernach inner einer Jahrsfrist wie er solches selbst oft geklagt, und gesagt, es sey diese seine Lähmung ein Griff deß leidigen Teuffels.

Anmerckung.

I. Erstlich, was für Danck und Lohn manchmal ehrliche gottsfürchtige Leute zu gewarten haben, wenn sie die Gottlosen und in beschreyten Lastern Lebende, treulich und ernstlich warnen, solches sihet man aus dieser Histori, weisets auch die tägliche Erfahrung.

Fridericus von Dön, ein ehrlicher Alter von Adel, sagte einsmals zum Cantzler D. Pontano, als er gesehen, wie er so gar fleissig in seinem Amt gewesen, und doch darbey schlechten Danck verdienet: idem pretium datur maculanti hypocaustum et purganti, man lasse Stube ungekehret, oder kehre sie fleissig, so verdiene man doch gleichen Lohn: wenn man meinet, man habe es aufs Beste ausgerichtet, und am fleissigsten gedienet, zuletzt erlanget man doch eitel Undanck.

Ein schröckliches Exempel der Undanckbarkeit, hat sich Anno 1565. zu Basel in der Stadt zu getragen den 5. Februar. Da hat einer, Paul Schumacher, von Breßweil, nicht weit von Basel gelegen, allda er Weib und Kind gehabt, einen gar ehrlichen frommen Mann, bey siebentzig Jahren alt, samt einer frommen Jungfrauen, seiner Gefreundin, die deß Alten gewartet, jämmerlich und verrätherisch erwürget; welcher Paul Schumacher doch von diesem alten Mann, Andreas Hager, ein Buchbinder, von Jugend auf, weil er ihn auch aus der H. Tauff erhoben, zur Schul und zu allem Guten gehalten, ja zum Handwerck gebracht worden.

[347] Dieser Bub kommt einsten zu diesem seinen Vatter und Paten, als wolte er ihm in seiner Schwachheit besuchen, und wolte aufs neue angeloben, daß er seiner gegebenen Vermahnung hinfüro Christlicher nachleben wolte, er solte es verzeihen, was bishero geschehen, u.s.w. gedencket aber der Böswicht bey sich, wie er deß alten Silbergeschirr und Geld habhafft werden möchte, läst sich durch den Teuffel und die Undanckbarkeit verleiten, daß er nur nach Gelegenheit trachtet, seinen verdamlichen Vorsatz werckstellig zu machen.

Die Jungfrau kehret indessen ihre Kleider, die sie voriges Tags, als an einem Sonntag, angetragen hatte, aus, und will sie oben in die Kammer tragen, und aufheben; dieses nun ersehende, erwischet der Mörder an der Wand einen Scherhammer, darmit schlägt er dem alten Mann drey Löcher in den Kopff, nimmt ein Messer und ersticht ihn: [371] und wie die Jungfrau wiederkommt, fällt er diese auch gantz grimmig an, und will ihr gleichmässigen Lohn für ihr offtmaliges treuhertziges Abmahnen, von gottloser Gesellschaft abzustehen, mit dem Hammer geben, allein die Jungfrau erwischt ihm den Stiel; der Mörder greifft nicht unbehende nach dem Messer, und ersticht sie, nim met ihr die Schlüssel ab, sperret Kisten und Kasten auf, findet aber in der Eil nur acht Becher, die hat er endlich einem Pfaffen zu S. Blasius für etlich Geld versetzt; der aber, weil er den Vogel kante, solches in der Stad angezeiget. Nachdem nun die zwey Mordthaten ruchbar worden, ist auf ihn gegriffen worden, und ist der Mörder im Dorff Hagenstal gefangen, gen Basel gebracht, und allda durch den Hencker geradbrecht, der Cörper auf das Rad geleget worden.


II. Darnach und zum andern, ist bey der Person dieses frommen Alten, deme nemlich das beschreyte Zauberwesen D. Fausti nunmehr etlicher massen bekannt war, und der deßwegen zu ihm kommen, ihn davon abzumahnen, damit er nicht in der Obrigkeit Hände gerathe, die es gewislich straffen würde, zu lernen, daß es in allwege einer Christlichen Obrigkeit gebühre und zustehe, wenn sie vermercket, daß in ihren Gerichten und Gebiete sich solche verdächtige Personen aufhalten, nach dieser Verhalten eigentliche Nachforschung anzustellen, und darzu die ihnen in den Rechten geweisete zulässige Mittel ohne Verzug zu gebrauchen.

[348] Es soll aber die Obrigkeit, wie Prætorius meldet im Gründlichen Bericht von Zaub. c. 11. p. 88. in Zaubereysachen wider keinen Menschen etwas anfahen, es gehe denn Klag über und wider ihn: die Klag aber kan geschehen auf dreyerley Weise.

Erstlich da jemand wider jemand auftritt, ihn mündlich oder schrifftlich bey dem Richter anbringt, und beschuldiget.

Zum Andern, da jemand öffentlich beschreyet oder berüchtiget ist.

Zum Dritten, da ein Ubelthäter auf andere bekennet.

Die erste persönliche Anklage gilt am meinsten, da einer anzeigt, er habe diesen oder jenen in zauberischer Handlung betretten, oder sey von ihm so und so verletzet. Jedoch soll ein Richter nicht zu bald glauben einem jeglichen Kläger, sondern sowol deß Klägers Gelegenheit und Affection gegen den Beklagten, als auch deß Beklagten Gelegenheit, und der Sachen Umstände fleissig erwägen. Ist der Kläger ehrlos, kindisch, närrisch, oder feind, so ist die Klage an ihr selbst nichtig: ist er aber erbar, vernünfftig und nicht feind; die beklagte Person aber auch erbar, eines redlichen Wandels, und ohn allen vorgehenden Verdacht: oder aber die Person leichtfertig und verdächtig, der Sachen Umstände auch nicht klar und wichtig genug, so ist alles [372] noch zweiffelhafftig, und bedarff gutes Nachforschens, ehe der Beklagte darum vorgenommen werde. Denn du solt falscher Anklage nicht glauben, spricht GOtt der HErr zu allen Richtern und Obrigkeiten. Nun ist aber dunckele Anklage für falsch zu halten, und derentwegen nicht zu glauben, bis daß das Werck etlicher massen kan bewiesen werden.

Was das gemeine Geschrey oder gemeine Gerüchte anlangt, muß darbey erkundiget werden, woher es seinen Ursprung und Anfang habe, denn nicht ein jegliches Geschrey oder Gerücht einer Anklage Statt erfüllet. Auf Warsager Anzeigung, auf Narren und Kinder Rede, auf zorniger Leute Schelten und Fürwerffen, obs gleich durch Stadt und Land erschallet, ist allerdings nichts wider jemand anzufangen; denn man leuget gerne auf die Leute, darum glaube nicht alles was du hörest, spricht Syrach im 19. Cap. v. 15. Ist aber das Geschrey durch ehrliche Leute aufkommen, daß sie jemand, oder bey jemand so und so gefunden, und selbst nicht antragen oder klagen wollen, und ist nun durch gemeinen Leumut auch der Obrigkeit zu Ohren kommen, ist sie schuldig Amts wegen [349] sich der Sachen so viel anzunemen, daß sie Kundschafft darauf anleget, und gründlich nachforschet, auf daß sie sich ferners darnach zu richten wisse. Dessen hat GOtt selbst ein herrliches Exempel gegeben, und diesem nachzukommen, beschreiben lassen, an denen von Sodom und Gomorrha, die Wort lauten bey Moyse, seines ersten Buchs im 18. Cap. v. 20. 21. also: Der HErr sprach, (zu Abraham) es ist ein Geschrey zu Sodom und Gomorrha, das ist gros, und ihre Sünde seynd fast schwer, darum will Ich hinab fahren, und sehen, ob sie alles gethan haben nach dem Geschrey, das für mich kommen ist, oder obs nicht also sey, daß Ichs wisse.

Wie ist nun dieses zu verstehen? ist GOtt nicht ein Hertzenkündiger, der Hertzen und Nieren prüfet, Jerem. 11. v. 20. und der auch der Menschen Gedancken von ferne, ehe sie aufsteigen, sihet und höret, weiß und verstehet? warum will Er sich erst erkundigen? Er sihet, höret, weiß und verstehet freylich alles, und bedarff nicht daß ihm jemand anzeige: diß ist aber eine Rede durch Gleichheit von Menschen genommen; und soll die Richter auf Erden lehren, daß sie, als die nicht alles wissen und verstehen, irren und betrogen werden können, nicht nach dem Geschrey zu geschwinde zuplatzen, sondern fleissig forschen, nachfragen, und die Warheit erfahren, ehe sie jemand in Verhafft nemen, für Gericht fordern, und zu straffen sich besinnen, immassen GOtt der HErr ein solches selber befiehlet, da er ausdrücklich spricht im fünfften Buch Mosis im 17. v. 4. Wenn unter dir funden wird ein Mann oder Weib, das Ubels thut, etc. und wird dir angesagt, [373] und hörest es, so solt du wol darnach fragen.

Die Bekäntniß eines Ubelthäters auf andere in gleichem Laster, ob sie wol eigentlich eine Verrätherey zu nennen, wird sie doch auch für eine Anklage gehalten; ist aber nicht viel darauf zu bauen: hat viel Nachdenckens an beederseits Personen. Denn auch in handthätigen Sachen, als Dieberey, Mörderey, Anzündung, u. d. g. bekennen offt die rechten Missethäter auf andere unschuldige Leute, verhoffende durch Angebung solcher Mitgesellen los zu werden; oder haben sonst Haß und Unwillen wider sie, darum sie Marter und Pein ihnen zufügen wollen. Derowegen auf sothane Bekantniß nichts zu gründen ist, es seyen denn grosse Vermutungen vorhanden, und selbstredende Umstände, es sey welcherley Sünde es wolle, die man thun kan, stehet in der Peinlichen Halsgericht-Ordnung Caroli V. c. 63. 66. 67.

[350] Wie viel weniger soll den gelten die Bekantniß eines offentlichen Ubelthäters, der noch für keinen Zeugen zuzulassen ist? was aber von einem gesaget wird, ist auch von vielen zu verstehen: denn zehen Ehrlose und Lügner seynd nicht eines redlichen warhafftigen wehrt.

Ferners, da sich ja in der Nachforschung etwas gefunden, das müglich, der Warheit gemäß und glaubwürdig ist, soll der Gerichtliche Process angefangen werden mit Beschickung der verdachten, beschreyten oder beklagten Person, daß sie selbst zu ordentlicher Verhör und Antwort komme. Diesen Weg hat GOtt, der gerechte Richter aller Welt selbst getretten, und allen Obrigkeiten, sonderlich in Criminal oder Halssachen, nachzufolgen eröffnet und gezeiget.

Denn ob er wol weit besser, als Adam und Eva erzeh len möchten, zuvor wuste, alles was geschehen war, hat er sich doch selbst für sich beruffen, sie gefraget, und ihre vermeinte Entschuldigung gedultig angehöret, ehe er sie nemlich ihrer herrlichen Freyheit deß Paradeyses beraubet, und mit der Straff beleget.

Ebenmässigen Proceß hielte der HErr auch mit Cain, da er wider seinen Bruder Abel erstlich ergrimmet, und hernach ihn erschlug. Diß lehret auch die Natur selbst billich zu seyn; und Käiser Justinianus will, setzet und ordnet 1. 4. Instit. Tit. 16. § omnium, daß alle Gerichte von der Citation, oder Beschickung der Personen, ihren Anfang nemen und haben sollen.

Nachdem nun der Beschickung Ursach ist, soll die beschickte Person mit freundlichen Worten in glimpfflichem Ernst befragt werden. Ist sie verklagt, soll der Kläger mit zu-gegen seyn, damit aus beyder Mund die Sach desto eher und besser zu erkennen. Also befiehlt der HErr im Gesetz, Devteron. 19. v. 17. dass Kläger und Beklagter zusammen [374] vor Gerichte erscheinen sollen: und ist auch bey den Heiden solche Ordnung gehalten worden, wie zu sehen an dem Landpfleger, Actor. 23. v. 35. Der Paulum nicht verhören wollen, bis seine Kläger auch gegenwärtig stunden. Und Paulus klagt hernach darüber, daß seine erste Verkläger nicht zugegen und neben ihn gestellet worden' Actor. 24. v. 19. 20.

Erfindet sich denn keine Mißhandlung, oder auch Anzeige in Verhör der beklagten Person, wird sie billich frey und ledig heim gelassen. Ist aber aus ihrer Antwort der Verdacht oder Anklage gestärckt oder wahr befunden, mag sie nach Gelegenheit der Sachen und Gutachten deß verständigen Richters, [351] entweder mit Bürgschafft sich einzustellen, heimgeschickt, oder in Verwahrung ge nommen werden.

Und sollen hierinn die Oberherren und Richter wol zusehen, daß sie mit Angreiffen und Gefangenlegen nicht zu geschwind, und ohn vorhergehend böses Gerücht, und andere genugsame Anzeigung, zufahren, und auch unschuldige Leute in Gefängniß, Traurigkeit und Kranckheit, oder aufs wenigste zur Vernachtheilung ihrer Ehren und Würde, bringen. Denn unschuldige Leute gefangen legen, ist eben sowol unrecht, als sie peinigen. Da Festus, der Landpfleger, in die Regierung eintratte, fande er Paulum unter den Kriegsknechten gefangen, und solte ihn weiter gen Rom zum Käiser schicken; hatte aber nicht recht wichtige und klare Anzeigung wider ihn, daß er etwas misshandelt hätte: da sprach er, es dünckt mich ein ungeschickt Ding seyn, einen Gefangenen zu schicken, und keine Ursach wider ihn anzeigen, wie zu lesen in der Apostel Geschicht im 25. v. 27. Nun ist ohn genugsame Ursache Gefangen nemen, eben so ein ungeschicktes Ding; darum hiermit weißlich, sorgfältig und gemach zu verfahren, und das bey Christen um so viel mehr, als besser sie von wahrer Gerechtigkeit berichtet seynd, weder die Heiden.

Die Indicia aber oder Anzeigungen, welche das Käiserliche Recht zur Peinlichen Frag erfordert, (Caroli V Const. Crimin. c. 6. 20 und 44.) seynd diese: als 1. daß jemand mit offentlichen Zauberern sonderliche Gemeinschafft habe. 2. Mit zauberischen Dingen umgehe. 3. Jemand zu bezaubern drohe, und es geschehe auch also. 4. Sich auch erbiete andere Menschen Zauberey zu lehren. 5. Und solcher Dinge auch umher berüchtiget sey. Eben diese Stücke werden auch billich vor dem Angreiffen und Fangen, vornemlich in dieser Sache, angesehen.


III. Drittens, ist auch in der Histori Meldung geschehen, was der alte fromme Nachbar endlich mit seinem so wolgemeinten Abmahnen und Warnen bey D. Fausto fruchtbarliches ausgerichtet habe, als daß er nur darüber eingebüst, und an seinem Leib und Gliedern gelähmet[375] worden. Alldieweiln aber bereits oben Anregung gethan worden, daß die Zauberer und Hexen den Menschen, auch vielmals den Frommen, auf GOttes Zulassung, Kranckheiten zufügen, Lähme zuschicken können, als lassen wirs darbey bewendet bleiben, und wollen anjetzo besehen die Art und Weise, wie und welcher Gestalt Zauberer, Hexen und Unholden, den Menschen und dem Viehe zu mancher Zeit Schaden zufügen.

[352] Kurtz darvon zu reden, so geschihet solches, wie mehr erwehnter M. B. Waldschmid, Concion. 11. von Zaub. spricht, nicht nur allein Tactu, mit dem leiblichen Angreiffen und Berühren, welches denn unterschiedlich ist: denn bisweilen pflegen sie mit den Händen Menschen und Viehe also anzugreiffen, das die Zeichen davon an dem Leib stehen bleiben; immassen Reinhardus Luz einer Hexen gedencket, Namens Anna Straubin, die zu Schlettstatt hernach ist verbrandt worden, welche einem ihrer Nachbarn einen Schaden an seinem Arm zugefüget, und ihm ferner an seinem heimlichen Ort in deß Teuffels Namen einen Griff gethan, daran er bald hernach verfaulet und gestorben ist.

Cardanus meldet, er habe zu Pavia eine Zauberin gesehen, die einem jungen Kind mit einer Ruthen schlecht oder gelinde über den Rucken gefahren, darvon es stracks Todes gestorben.

Sprengerus gedencket folgender Geschicht. Im Straß burger Bistum, im Städtlein Zabern, ist eine Amme oder Wehemutter, die zugleich eine Hexe, zu einer ehrlichen schwangern Frauen kommen, und sich derselbigen in Kindesnöthen auf-zuwarten, selbst erboten. Welche sie aber, weil sie der Zauberey halben berüchtiget war, in Kindesnöthen ungern bey sich haben wolte; hat sie derowegen, da sie sich bey ihr angeben, mit freundlichen Worten abgewiesen, und gesagt, wenn sie ihrer bedürffte, wolte sie es ihr zeitig genug wissen lassen.

Wie nun die Zeit der Geburt kam, brauchte die Frau eine andere. Worüber die Bestie dermassen ergrimmet, daß sie mit anderen Zauberinnen bey nächtlicher Zeit zu ihr kommt, und fragt, warum sie eine andere Wehemutter gebraucht, und sie verschmähet habe? und spricht weiter: über ein halb Jahr solt ihr gewar werden, daß mir die Verachtung wehe gethan, und streicht in dem mit der Hand der Kindbetterin über den Leib; da bey ihr nicht anderst gedaucht, als folgete all ihr Eingeweyde hernach: wolte derowegen den Mann um Hülff ruffen, der doch nicht weit davon gewesen, kunte oder vermochte es aber nicht, so lang die Hexe bey ihr gewesen.

Endlich hat sie ihm geruffen, und ihm den gantzen Verlauff erzehlet, welcher ihr denn solches hat wollen aus dem Sinn reden, es [376] wäre ihr nur im Traum vorkommen, oder werde sonsten nur ein Gesicht gewesen seyn. Worauf sie geantwortet nein, sie hat mir ein halb Jahr Frist gegeben, ehe [353] mir das Böse widerfahren solte. Folget nun solches nicht, und geschihet mir kein Leid, so will ich eurer Meinung seyn.

Nach sechs Monaten kommen der Frauen solche innerliche Schmertzen im Leibe an, daß sie nirgends zu bleiben gewust, ist aber durch ihr und anderer Christen fleissiges Gebet zu GOtt endlich erhöret worden; da durch den Stulgang Dornen, Knochen, Holtz, Eisen, von ihr gangen.

Bisweilen auch Gifft in Speis und Tranck zu mischen. Anton. Sabellicus und Wierus gedencken einer grausamen That, die sich zu Rom zugetragen, daß etliche feine junge Männer plötzlich gestorben, denen von ihren eigenen Weibern mit Gifft vergeben ward, und ist der Handel durch eine Magd entdeckt und offenbar worden: worauf der Rath zu Rom in die hundert und siebentzig ansehnliche Weiber, die ihren Männern also mitgefahren, tödten lassen.

Bisweilen die Thüren, Falleisen und Handhaben an denselben, zu salben, die Bäncke, Stühle und andere Sachen zu bestreichen; immassen Beyerlinck in Theatro Magno p. 206. T. 2. folgendes erzehlet von mehr als viertzig Personen, darunter der Scharffrichter fast die vornemste Person agirte, welche sämtlich, etwan um das Jahr 1536. in einem Städtlein Italiæ, sich verbunden, und zusamm verschworen, dahin zu trachten, wie sie alle Bürger, die noch von der vorhergegangenen Seuche überblieben, möchten verderben und umbringen, damit sie also ungehindert ihrer Haab und Güter könten theilhafftig werden. Haben demnach, aus Anstifftung deß Teuffels, eine Salb zusamm gemacht, mit welcher sie zur Nachtszeit die Klöpffer und Handheben der Thüren bestrichen, so, daß wer deß Morgens solche betastet, bald hernach hat sterben müssen; wie denn durch dieses verteuffelte Mittel viel seynd ums Leben gebracht worden. Es ist aber dieses vermaledeyte Verbringen nach etlicher Zeit auskommen; da man denn nach solchen Vergiffterern gegriffen, die es endlich ausgesagt und bekant, daß noch in die zwantzig Häfen voll dieser vergifften Salben in Bereitschafft zu finden wären.

Bisweilen auch gifftige Sachen und Materien in die Creutz- und Scheidwege, in die Häuser, Ställe, und unter die Thürschwellen zu vergraben, dardurch Menschen und Viehe allerley Kranckheiten, oder gar der Tod verursachet wird. Jene uns allhie wolbekante Schwester, sagt M. Rüdinger, Decad. 1. Conc. de Mag. p. 337. wurde einsten gantz blind [354] gemacht: die Ursach der gemachten Blindheit wurde ihrem Bruder zugemessen, welcher sich auch bey gebrauchter List endlich [377] darzu bekante, und sagte: hätte meine Schwester sich gegen mir in der Erbtheilung besser bezeuget, so wäre ihr dieses nicht widerfahren; doch weil sie ist bishero satt geplaget worden, so will ich ihre Wolfahrt gern gönnen, und spricht darauf zu derselben Söhnen: Ihr Vettern, in eurem Haus ist ein Töpfflein eingegraben mit etlichen Sachen, schaffet dasselbe wieder weg, so wird eure Mutter wol wieder sehen. Solches nemen nun die Vettern zu Ohren, gehen hin, finden das eingegrabene Töpfflein an benantem Ort, und schaffens weg. Sie kommen darauf wieder zusammen, und auf inständiges Bitten und Fragen bekommen sie diese Antwort: es dörffte sonst nichts mehr, als daß das Töpfflein weggeschaffet werde. Nach solchem eingenommenen Bericht, schlagen die Vettern den Thäter, daß er an Armen und Beinen fast gantz lahm wird: ihre Mutter aber hat durch fleissiges zu GOtt verrichtetes Gebet, ihr Gesicht wieder bekommen, und bis ans Ende ihres Lebens, ungeachtet vielen Drohens richtig sehen können.

Caspar von Colligni, weiland Admiral von Franckreich, hat erzehlet, schreibt unter andern Bodinus, Dæmon. Teutsch. p. 185. daß man im Land Poictu einen jungen Knaben hab gefangen, der angeklagt worden, als hätte er zween von Adel getödet. Derselbe war geständig, er sey der beyden Junckern Jung gewesen, und als er einsmals heimlich gesehen, daß sie ein Gifftpulver ins Haus, und auf die Frucht gestreuet und geworffen, mit diesen Worten: Fleuch über diese Frucht, über dieses Haus, über dieses Land; hab er desselben Pulvers gefunden, es genommen, und heimlich auf das Bett, da die beyde Junckern inne lagen, geworffen: worauf man sie hernach folgends aufgelauffen, geschwollen, pechschwartz und tod im Bette gefunden. Der Jung ist deßwegen von den Richtern absolviret und losgesprochen worden.

Also hat C. B. in scharffer Frage, auch hernachmals in Guten bekant, daß sie von der Wurtzel, so ihr der Teuffel, ihr Bule, gegeben, mit Wasser vermischet, einem, Hermann Baurmeister genannt, aus Haß, vor seinem Hof, in den Fahrweg in aller, etc. Namen gegossen, daß seine Pferde kranck worden, auch eines gestorben. D. Carpzov. Pr. Crim. p. 334.

Sondern es geschihet auch Halitu, durch gifftiges Anhauchen und Athem, welcher aus solcher verfluchter Leute Mund gehet. [355] Wie denn vor Jahren, nach obgedachtes Sprengeri Anzeigung eine Zauberin im Bistum Costnitz gewesen, die den Scharffrichter, als er sie von der Erden auf den Scheiterhauffen gesetzet, angehauchet, und gesagt: Für solche deine Arbeit solt du von mir diß zu Lohn haben: der denn alsobald darauf ist aussätzig worden, und nicht lang hernach [378] gestorben.

Deßgleichen haben auch drey Scharffrichter mit plötzlichem Verlust ihres Lebens erfahren, indem sie einer Hexen, die auf dem Scheiterhauffen gesessen, gar zu nahe kommen, und von ihr angehauchet worden, wie Casp. Goldwurm gedencket de Mirab. Diab. p. ult. auch ist es dem Pfarrherrn begegnet, dessen besser unten gedacht wird, welchen die vom Hauptmann bestelte Hexe unterweges angehauchet, darvon ihm plötzlich die Füsse aufgeschwollen.

Zwischen Breysach und Fridburg hat sich auf eine Zeit ein Weib mit ihrer Nachbarin gezancket, bald darauf, wie sie gegen die Nacht vor ihrem Haus etwas zu thun hatte, ist ein warmer Wind aus der Nachbarin Hause, als die gerade gegen ihr über gewohnet, ihr unter Augen gestossen, hat sie angeblasen, worauf die Frau alsbald mit dem Aussatz ist behafftet, und vergifftet worden. Jedoch geschihet solches nicht durch Gifft, welche sie in den Mäulern tragen solten, wie Danæus darfür hält; denn so würde es ihnen ja selbst am ersten Schaden, und ihnen den Tod verursachen, sondern aus gerechter Göttlicher Zulassung durch den Teuffel, der dieses Mittel vor andern auch gut und dienstlich befindet, die Menschen dardurch zu beschädigen, oder auch gar zu tödten. Allermassen gar schön Bodinus hiervon schreibet, Dæmonom. Teutsch. p. 142. Und solches noch besser darzuthun, habe ich die Acta, die mir der HErr von Pipemont zugeschickt, und wider eine Hexe, Barbara Dorea genant, lauten; welche den 11. Jan. 1577. vom Parlament zu Paris, zum Feuer ist verurtheilet worden, als ein Confirmativ deß Sententzes deß Bailly Sainct Christoffels in Senlis: nach dem sie bekant gehabt, daß sie fünff Menschen habe umgebracht einig und allein durch Einwerffung eines Pülverleins in einem Papier, an diß Ort, da sie vorüber gehen musten, und darzu gesagt gehabt, in GOttes und aller Teuffel Namen, etc. Das übrige lasse ich ungemeldet. Nun aber weiß jeder zuvor wol, daß kein Gifft, wie es auch Namen haben möge, solche Würckung haben könne, viel weniger ein truckenes Pülverlein. Darum lautet auch das Urtheil nicht hievon, sondern sie ward von wegen ihrer vielfältig verübten Zauberey dahin verdammet.

[356] Etliche halten letzlich auch darfür, daß dieses ingleichen geschehe Aspectu, mit dem Ansehen, und geben vor, der Zauberinnen und Hexen Augen seyen voll teuffelisches Giffts, die mit ihrem greulichen Anblick die jungen Kinder sonderlich, derer Leiblein zart und fähig seynd, beleidigen können, da (wie M. Rüdinger an einem Ort sagt) ihre Augen durchs Gesicht den Gifft am allerersten an sich nemen, und in den Leib hinein bringen, da man hernach nicht wisse, [379] wie den Kindern geschehen, und gemeiniglich dafür halte, sie seyen sonsten bezaubert, von bösen Leuten angegriffen, oder, wie mans ausredet, sie seyen beschreyet worden, u.s.w. Welches wir aber an seinen Ort hingestellet seyn lassen: wiewol sonsten, wenns anderst zu glauben ist, bey Plinio, A. Gellio, Solino und andern zu lesen, daß in Africa sonderbare Geschlechte unter den Leuten gewesen, die andere Leute, Thiere, Bäume, Saat und dergleichen haben beschädigen und töten können, wenn sie nur dieselbe angesehen, oder sehr gelobet haben. Sed solius Visus, Vocis, aut laudis id esse non potest, inquit Henricus Nicolai, cum nihil ex Oculo ad rem visam egrediatur, sed species visa Oculi pupillam ingrediatur, ut in Physicis et Opticis docetur.

[380]
Das 3. Capitel
Das dritte Capitel.
D. Faustus machet und verschaffet aus Rachgierigkeit einem Wirt einen Poltergeist, in seine Behausung.

ES kam D. Faustus auf eine Zeit gen Gotha in die Stadt zu einem Wirt, einem ehrlichen und frommen Mann, bey diesem blieb er über die vierzehen Tage, inner welcher Zeit er nichts anders thate als Fressen und Sauffen mit andern, und täglich wol leben; man hielte ihn auch ehrlich und stattlich, weil man sahe, das Geld vollauf da ware: man bestellte ihm täglich die Spielleute, worzu denn auch Frauenspersonen kamen, mit welchen er und die andern Zechgesellen tantzten, und guter Dinge waren.

[357] Nun kam einsten D. Faustus der Wirthin zu nahe, machten auch bereits gute Kundschafft miteinander, welches aber der Hausknecht zeitlich warname, liesse sich doch zur Zeit nichts mercken, allein folgenden Tags, als der Wirth vom Marckt wieder nach Hause kommen, zeiget er solches seinem Herrn an. Wie aber diese Zeitung dem guten Mann müsse empfindlich zu vernemen gewesen seyn, daß er also unverdienter Weise mit Hörnern gekrönet worden, ist daher abzunemen, daß er sobald samt dem Hausknecht in das Zimmer D. Fausti gantz ergrimmet eingetretten, ihme dieses unerbare Stück vorgehalten, und weiln er so bald nichts darauf antworten kunte, fehlete es nicht viel, er hätte ihm die blosse Wehr in den Leib gestossen, allein er besanne sich, und gedachte, wie er doch nur den Schimpff mit dem Schaden haben würde; gebote ihm derentwegen mit allem Ernst, daß er sich unverzüglich aus seinem Wirthshaus machen, und solches räumen solte, oder er wolte ihm etwas weisen das ihm nicht gefallen dörffte.

D. Faustus nicht weniger erschrochen, als hernach, da er sich etwas erholet, auf den Wirth gleichfalls ergrimmet, wegen der unversehenen Uberfallung und Verbietung deß Hauses, gedachte bald, wie er dem Wirth mit seiner Zauberkunst [381] eines wolte versetzen, daß er eine Weil daran zu gedencken hätte; aber GOtt wolte es damals nicht zu lassen: und da D. Faustus sahe, daß er mit aller seiner Kunst nichts schaffen kunte, gieng er zur Stund aus dem Wirtshaus in ein anderes, auf dem Marckt, und im Herausgehen verschwure er sich bey allen Teuffeln, er wolte solche Schmach [358] und Schimpff rächen, und es solte nicht lang anstehen: wie er denn auch dieses nach etlichen Tagen meisterlich zu Werck gerichtet hat, indem er durch seine Kunst verschaffet ein Gespenst oder Poltergeist in den Keller, der nicht allein die Liechter, wenn man Wein holen wollen, ausbliese, sondern auch, und welches das Vornemste war, die gantze Nacht über ein solches Poltern und Rumoren daselbst hatte, daß weder die in dem Hause, noch auch die Nachbarn darfür ruhen kunten. Und da es hernach eine Zeit lang gewäret hatte, und doch kein Mittel darwider helffen wollen, beklagten sich deßwegen die Nachbarn insgesamt, es wolte auch überdas kein Gesinde mehr im Hause bleiben, noch jemand mehr daselbst einkehren; daß also der gute Mann gezwungen worden die Wirchschafft aufzugeben: und wie die Sage ist, soll noch auf den heutigen Tag daselbst niemand wohnen, oder die Wirtschafft treiben können.

Nota: M. Moir meldet unter andern von dieser Histori, daß solche D. Faustus selber habe aufgezeichnet, folgender Gestalt: Anno fünff und dreyssig kam ich in Gotha zu einem Wirth, Valentin Hohenweyer; der hat mich eine Zeit lang also tractiret, daß ichs nicht besser gewünscht hätte; aber er ist mir um Ursach willen gram worden; doch hat er dessen wol entgelten und büssen müssen. Ich hoff mit meiner Kunst soll weder er, noch jemand anders im Haus wohnen können, noch Glück und Stern haben, wie mir denn mein Geist zugesagt hat.

[359] Anmerckung.

I. Bey diesem, daß D. Faustus allhier mit aller seiner Zauber-Kunst, wie gern ers auch gethan hätte, dem Wirth weder an seinem Leib noch Leben schaden können, weiln ihn GOtt bewahren wollen, [382] ist dieses erstlich zu einem beständigen Trost zu behalten: daß, obwol deß Teuffels Sinnen und Beginnen, Dichten und Trachten Tag und Nacht dahin gerichtet ist, wie er uns möge beykommen, uns Schaden thun, und in seine Gewalt bringen, so kan er doch mit aller seiner Gewalt nichts thun, noch etwas ins Werck setzen, wenn GOtt nicht will. Er kann auch nicht mehr thun als GOtt will, welches nicht nur aus deß frommen Hiobs Histori erhellen mag, dem der Teuffel nicht konte beykommen, er muste zuvor dessen Erlaubniß von GOtt haben, Job. 1. v. 12. u. 2. v. 56. sondern auch aus der Histori, die sich mit der Heerd Säu der unverständigen Gergesener zugetragen; in welche eine gantze Legion Teuffel nicht konte von sich selbsten fahren, sondern, immassen der Evangelist Lucas zeuget, Cap. 8. v. 31. Sie baten zuvor den HErrn Christum, daß Er es ihnen erlaubete: und da Er es ihnen erlaubet hatte, da fuhren die Teuffel aus von dem Menschen, und fuhren in die Säu. Hat nun der Teuffel nicht Macht über die unvernünfftigen Thier, mit ihnen von sich selbsten zu thun, was er will, so hat er es viel weniger Macht mit den vernünfftigen, sonderlich mit Christi hochschätzbarn Blut erlöseten Menschen.

O wenn er mit uns verfahren dürffte und könte wie er wolte, wir würden gewißlich keinen Augenblick sicher seyn; denn an dem Willen mangelts ihm niemals, aber am Vollbringen mangelts ihm, denn das stehet in GOttes Willen, sagt gar recht Gregorius.

Dieses wuste Antonius der Einsiedler wol: dannenher als ihm einsten die bösen Geister hart zusetzten, sagte er zu ihnen: Si quid valetis, si vobis in me potestatem Dominus dedit, ecce præstò sum, devorate concessum, si verò non potestis, cur frustrà nitimini? das ist: Wenn ihr etwas vermöget, und euch GOtt über mich Macht gegeben hat, sihe hie bin ich, fresset mich gar, wenns euch erlaubet ist, wenn ihrs aber nicht könnet, ey was unterstehet ihr euch denn vergeblich?

Er ist zwar gleich einem Hund, der an der Ketten ligt, und weiter nicht kan, als ihm die Ketten zulässet; aber wer ihm gleichwol zu nahe gehet, den beisset er: also ligt [360] der Höllenhund gleichsam an der Ketten der Erlaubniß GOttes, daß er weiter nicht kan, als Er es ihme zulässet, aber wer ihm durch Sicherheit zu nahe kommt, den beisset er.


II. Darnach und zum andern, ist bey dem Poltergeist allhie, den D. Faustus in die Behausung deß Wirths eingezaubert hat, dieses zu erwägen, was denn eigentlich solche Geister und Gespenster seyn.

Nemlich nichts anders als böse Geister, welche entweder in mancherley Form und Gestalt erscheinen und sich sehen lassen, oder aber sichtbarlich nicht erscheinen, doch aber warhafftig gegenwärtig, und [383] bisweilen die Menschen allein erschrecken, bisweilen an einem und dem andern Ort allein ihr Rumpeln und Poltern hören lassen, bisweilen auch Menschen und Ort zugleich angreiffen, und mit ihnen verfahren und umgehen, so weit und viel es ihnen von GOtt verhängt, und zugelassen wird. D. D. König. Hept. Consc. Miscell. p. 10.

Bey welcher Beschreibung kürtzlich zu mercken stehet, daß erstlich die Gespenste, weder der Abgestorbenen Seelen, noch auch ihre Leiber seyn können, denn die Toden kommen nicht wieder zu uns, wir aber zu ihnen, 2. Sam. 12. v. 23. Sie kommen nicht mehr in ihr Haus, ihr Ort kennet sie nicht mehr, Job. 7. v. 10. Sondern es seyn eigentlich böse Geister, zum Unterscheid von den heiligen Engeln, als deren Erscheinungen viel und weit besser Visiones oder Gesichter genennet werden; und welcher Gespenster Beginnen und Vornemen, Thun und Handel gemeiniglich dem, was die gute Geister und heilige Engel thun, gantz zuwider laufft.

Zum andern daß die Gespenste und böse Geister in mancherley Form und Gestalt erscheinen; denn das ist dem Teuffel nicht unmüglich, daß er allerley Gestalten kan an sich nemen, und zwar nicht nur allein lebloser Creaturen, und der unvernünfftigen Thier, sondern auch der Menschen, ja auch heiliger Leute und GOttes Diener, immassen er, wie aus dem 1. Buch Samuel. im 28. v. 8. bekant ist, die Gestalt deß heiligen Propheten Samuels an sich hat genommen, und ist in derselben dem Saul erschienen; ja er kan sich gar verstellen in einen Engel deß Liechts, wie Paulus saget, 2. Corinth. 11. vers. 14.

In vitis Patrum gedencket D. Georg. Maior; es habe einer in der Wüsten gewohnet, dem der Teuffel vielfältig ein Geplerr vor die Augen gemacht, er aber vermeinet, es wären die heili[361]gen Engel, die ihm also erschienen. Nun pflegte sein Vatter offt zu ihm in die Wüsten zu kommen, ihn zu besuchen. Eines Tages nam sein Vatter eine Holzaxt auf seine Achsel, auf daß er, wenn er wiederum heimgienge, ihm ein Holtz oder zwey abhiebe, und mit anheim neme. Da kam der Teuffel in eines Engels Gestalt zum Sohn im Wald, ehe denn der Vatter zu ihm kam, und sagte zu ihm: sihe der Teuffel kommt zu dir, in Gestalt deines Vatters, und hat eine Axt, darmit gedencket er dich zu erschlagen, darum komm du ihm zuvor, nimm die Axt, und schlage ihn zu tod. Als nun der Vatter kam, ergreifft sein Sohn die Axt, und erschlug ihn, kam also in Teuffels Gewalt mit seiner erwählten Heiligkeit.

Also gedencket auch Lutherus an einem Ort, daß eine Jungfrau zu Wittenberg kranck gewesen wäre, deß alten Œconomi Freundin, der auch ein Gesicht vorkommen, als sehe sie Christum in einer herrlichen [384] Gestalt: nun hätte sie solches Bild schier angebetet, denn sie nicht anderst gemeinet, als wäre es der HErr Christus. Als man nun eilend einen Boten aus dem Collegio ins Closter geschicket, und D. Lutherum holen lassen, er auch zu der krancken Jungfrauen kommen, und das Bild, so deß Teuffels Affenspiel gewesen, angesehen, da hat er sie vermahnet, daß sie sich den Teuffel nicht solte äffen lassen. Darauf fähet sie an, und speyet dem Bild ins Angesicht, sihe, da verschwindet der Teuffel alsbald, und wird das Bild verwandelt in eine grosse Schlange, die laufft zur Jungfrauen aufs Bett, und beisset sie in ein Ohr, daß ihr die Blutstropffen auf dem Ohr stunden, und verschwande darauf die Schlange.

Ja, wo er nicht von der höhern Gewalt GOttes gehindert wird, so kan er in der jenigen Form und Gestalt erscheinen, in welcher er will; doch erscheinet er gemeiniglich in der jenigen Gestalt, in welcher er seinen Zweck am meinsten gedencket zu erreichen, und deß Menschen Temperament, Eigenschafften und Inclinationen oder Neigungen vermeinet am gleichesten zu werden, ihm zu schaden, und ihn je länger je mehr in sein Netz zu ziehen.

Drittens ist zu mercken bey dem was gesagt worden, daß sie entweder erscheinen und sich sehen lassen, oder aber auch sichtbarlich nicht erscheinen, und doch warhafftig gegenwärtig seynd; denn die Gespenste seynd entweder eigentlich in ihrer blossen Form und Gestalt gegenwärtig, und können also von menschlichen Augen nicht gesehen [362] werden, wegen ihrer Natur, nach welcher sie Geister seynd, und keine Leiber haben, allermassen dorten Christus selber spricht Lucæ 24. v. 39. ein Geist hat nicht Fleisch und Bein: was aber keinen Leib hat, kan von dem, das einen hat, mit seinen leiblichen Augen und natürlich nicht gesehen werden: Oder aber sie seynd gegenwärtig in angenommener leiblicher Gestalt, um welcher leiblichen Gestalt willen sie gesehen werden können, wenn sie sich wollen sehen lassen, auch nicht können gesehen werden, wenn sie es nicht wollen, wegen der Verblendung, durch welche sie das Gesicht hindern; können aber doch, ob sie wol unsichtbar seynd, das thun und vollbringen, was ihnen von GOtt zugelassen wird.

Vierdtens ist auch in der Beschreibung gemeldet worden, daß die Gespenste bisweilen die Menschen allein erschrecken, bisweilen an einem und dem andern Ort allein ihr Rumpeln und Poltern hören lassen, bisweilen aber auch Menschen und Ort zugleich angreiffen, und Schaden zu fügen.

Denn die Erfahrung und Exempel, deren anderswo gedacht worden, bezeugens, daß die Gespenste bisweilen in den Häusern ihr Unwesen [385] treiben mit ihrem Poltern, und thun als ob sie das Oberst zu unterst kehren wollen, jedoch aber die Menschen und Einwohner mit frieden las sen, und ihnen keinen Schaden thun; bisweilen es aber bey solchem Unwesen nicht bleiben lassen, sondern auch den Menschen zusetzen, sie schlagen, mit Steinen werffen, verwunden, aus den Betten ziehen, aus dem Haus jagen, sie nöthigen dasselbe zu verlassen, und anderswohin zu ziehen, wenn sie anderst für ihnen sicher seyn und bleiben wollen.

Sigebertus schreibet in Chronic. Anni 856, daß zu Mayntz ein Gespenst herum gangen, so mit Steinen um sich geworffen, an den Hausthüren angeklopfft, geredet, Diebstal geoffenbaret, viel Gezäncke erweckt, auch einem, dem es sonderlich aufsätzig gewesen, sein Haus angezündet, daß alles darinnen verbronnen: hat auch gemacht, wo der Mann in ein Haus gangen, daß es alsobald ist angezündet worden, daß der Mann nirgend als auf dem Feld unter dem freyen Himmel bleiben können.

Jedoch ist aber dieses fünfftens sonderlich zu mercken, wenn ferner gesagt worden, daß sie nicht weiter thun können, als ihnen von Gott verhängt und zugelassen wird. Denn obwol der Teuffel ein mächtiger und gewaltiger Feind [363] und Geist ist, so kan er doch nichts thun, wenn es ihm GOTT nicht erlaubet und zulässet. Er kan mit allem seinen Anhang nichts anfangen, noch sich unterstehen, noch auch durch Gespenste die Leut erschrecken, noch sie plagen und ihnen schaden, wenn es GOtt nicht haben will.


III. Letzlich ist auch hierbey etwas zu gedencken von den Ursachen der Gespenste, woher sie kommen, und woraus sie bestehen.

Hiervon saget M. B. Waldschmid, in der sechsten Predigt von den Gespensten also: Wir wollen allhier von guten Geistern, also zu nennen, nicht reden, sondern allein von den bösen. Bey denen haben wir zu mercken, erstlich die vornemste hauptwürckende Ursach derselben; die ist nun keine andere als der böse Geist und der leidige Teuffel, von diesem kommen sie her, denn der ist es der auf GOttes Zulassung den Menschen auf mancherley Weise erscheinet, sein Spiel durch seine Gespenste unter den Menschen treibet, oder durch seine Werckzeuge, die Zauberer und Hexen treiben lässet.

Zum andern, die Materi der Gespenste, woraus dieselbe bestehen: da ist nun zu wissen, daß obwol die bösen Geister oftermals die Augen der Menschen also blenden, daß sie dieses oder jenes scheinen zu seyn, welches sie doch warhafftig nicht seynd, jedoch aber so ist dieses gewiß, daß die Geister mit den Menschen nichts Leibliches, Sichtbarliches und Empfindliches handeln können, sie nemen denn auch einen [386] Leib an sich, als ein Instrument und Werckzeug, dardurch sie sich greifflich, sichtbar und empfindlich machen, reden, stehen, gehen und andere ihre Wercke verrichten.

Daß aber die Geister, sie seyen gleich gut oder bös, aus GOttes Zulassung, Leiber an sich nemen, sich darinnen verkleiden, dardurch reden, und ein und anders thun können, bezeuget GOttes Wort und die Exempel.

Dem Jacob erschien der Sohn GOttes in Gestalt eines Manns, der rang mit ihm, Genes. 32. v. 24. Diß mus in einem angenommenen Leib geschehen seyn, denn bey diesem Ringen hat der Mann das Gelenck seiner Hüffte angerühret, durch welches Anrühren die Hüffte Jacobs verrencket worden, und hat ihn auch Jacob so gehalten, daß er ihn nicht lassen wollen, er segne ihn denn, vers. 25. 26. 27.

Der Engel Raphael ist mit dem jungen Tobia gereiset, als ein junger Gesell, Tob. 5 v. 5 hat auch gemeinet er sey ein Mensch, Tob. 9. v. 1. Also hat die Zauberin zu Endor [364] gesehen, daß ein alter Mann herauf kommen, der bekleidet gewesen mit einem Seiden Rock, welcher auch mit dem Saul geredet hat; welches denn durch ein leibliches Wesen muß geschehen seyn, aus dem 1. Buch der Könige, im 28. v. 28.

Etliche alte Kirchenlehrer halten dafür, daß die Boten, die dem frommen Hiob den grossen Schaden, den ihm der Satan zugefüget, so geschwind nacheinander verkündiget, nicht Menschen, sondern böse Geister und Teuffel gewesen seyn, den Hiob dardurch zu quälen, und in höchstes Hertzenleid und Lästerung GOttes zu stürtzen.

In der Kirchen Histori wird gelesen von Mose Cretensi, einem betrügerischen Juden, daß er die Juden in der Insul Creta habe beredet, er sey Moyses, und vom Himmel gesendet, daß er sie aus derselben Insul über Meer ins gelobte Land führen solte; als sie nun ihm geglaubt, und es mit ihm gewaget, seynd ihrer vil ersoffen und umkommen: und da die andern ihn greiffen und tödten wollen, haben sie nicht gekonnt, denn er verschwunden, wie bey dem Socrate zu lesen, lib. 7. H. E. c. 38.

Daß der Pfeiffer, der in menschlicher Gestalt durch die Gassen der Stadt Hammeln im Jahr Christi 1084. den 26. Junii gegangen, und die Kinder aus der Stadt mit sich hinweg geführet hat, daß man noch nicht weiß, wo sie hinkommen, der Teuffel gewesen sey, wird niemand läugnen.

Eben dieses daß die bösen Geister ein leibliches Wesen an sich nemen können, bezeuget auch dieses, daß sie offtermals stinckende und abscheuliche Leiber hinter sich haben gelassen, auch wol noch lassen, [387] welches bisweilen Cadavera und stinckende Todten-Aas seynd, welches jenem begegnet, der mit dem Teuffel in Gestalt einer schönen Weibsperson Unzucht getrieben, der aber nach vollbrachter That ein Todten-Aas vor sich gesehen, davon beym Zeillero, Theatr. Trag. Hist. 1.

Bey Rotenburg an der Tauber hat sichs begeben, daß bey einem frommen Mann ein stattlicher Gesell mit zween andern, herrlich gekleidet, mit einer köstlichen Music eingekehret, Mahlzeit gehalten, und nach der Mahlzeit einen Tantz angestellet, und sich vernemen lassen, er begehrte deß Wirths Tochter zu heuraten, machte dabey viel Rühmens von seinem adelichen Geschlecht und grossen Reichthum, und daß ihm nichts mangelte als ein schönes Weib; es wolte aber dieser Gast dem frommen Wirth nicht gefallen, berieffe derentwegen auch seinem Prediger zur Mahlzeit, und nam Ursach in Gegenwart [365] seiner Gäste ein gottseliges Gespräch mit ihm aus GOttes Wort zu halten. Die Gäste aber, denen es nicht gefiele, wurden unwillig und sprachen: ob man denn jetzt mit solchen Pfaffen-Händeln müste zu schaffen haben, die man wol in die Kirch versparen, und dargegen von lustigen Sachen discurriren könte.

Da nun der Wirth dieses hörete, und die Vögel an ihrem Gesang kennen lernete, trieb er die Gäst zum Haus hinaus, und sagte: hebt euch von dannen, ihr habt nichts mit mir und den Meinigen zu thun, wir sind getauffte Christen, der HErr JEsus hat uns mit seinem Blut erkaufft. Worauf die Gäste mit einem grossen Sturm verschwunden, haben einen übeln Geruch, und drey dürre erhenckte todten-Cörper in der Stuben hinter sich gelassen.

Herr G. P. Harsdörf. im 5. Theil deß grossen Schaupl. Jämmerl. Mordgesch. Hist. 115. erzehlet folgende Begebenheit. Bey einem Graven von Roggendorff hat sich ein unbekanter Mann vor etlichen Jahren für einen Bereiter ausgeben, und nach gethaner Prob in Dienst angenommen worden. Es hat sich aber begeben, daß einer von Adel bey Hof ankommen, der mit diesem Bereiter an die Tafel gesetzt worden, den er auch mit Erstaunen angesehen, auch traurig worden, und keine Speiß zu sich nemen wollen, ob ihm wol vom Graven deßwegen freundlichst zugesprochen worden. Als nun nach gehaltener Tafel der Grav den vom Adel um die Ursach seines Trauerns gefragt, hat er ihm erzehlet, daß dieser Bereiter keine natürliche Person, sondern sey vor Ostende ihm an der Seiten erschossen worden, und hab er ihn selbst zum Grab begleitet; auch alle Umstände erzehlet, als sein Vatterland, seinen Namen, sein Alter, welches alles auch mit dem, was der Bereiter von sich selbst gesagt, eingetroffen. Darauf, als der Grav hieran nicht zweifflen können, hat er diesem Gespenst Urlaub gegeben.

[388] Da der Bereiter gemercket, daß ihn zwar der Gast verschwätzet, aber doch er, der Grav, nicht Ursach hätte ihn abzuschaffen, er ihm auch treue Dienste geleistet, und noch leisten wolle, und gebeten ihn länger am Hof zu dulten, der Grav aber auf beym einmal gegebenen Urlaub beharret, hat der Bereiter kein Geld, sondern ein Pferd und ein Narrenkleid mit silbernen Schellen begehrt, welches ihm gegeben worden.

Als aber der Grav nachgehends in Ungarn verreiset, hat [366] er bey Raab diesen Bereiter mit vielen Kuppelpferden in dem Narrenkleid angetroffen, welcher seinen alten Herrn mit Freuden begrüsset, und ihm ein Pferd zu verehren angebotten, welches aber der Grav nicht angenommen, hat aber einem Diener deß Graven den er zuvor an seinem Hof wol gekennet, dasselbe verehret, welcher, als er sich dessen erfreuet, und es kaum beschritten, ist es mit ihm in die Höhe gesprungen, und hat ihn halb tod auf die Erden fallen lassen, und ist Pferd und Bereiter mit seinem gantzen Kuppel verschwunden.

Noch eines: in Franckreich eiferte ein Edelmann mit seinem Weibe und hatte desselben genugsame Ursachen, suchte deßwegen Mittel sich ihrer zu erledigen. Nach langen Bedacht und vielem Versuch, welchen allen sie listig vorgebogen, hat er sie einsten bey Nacht erdrosselt. Dieses fürchtete er, möchte ihm das Leben kosten, und begab sich zu einem Zauberer, welcher ihm ehedessen etwas wider Hauen und Stechen angehängt, und fragte ihn um Rath. Der Zauberer verspricht ihm, er wolle etliche Tage seiner Frauen Gestalt hin und wider gehen machen, und er solte inzwischen verreisen, daß kein Argwohn auf ihn kommen könnte, wenn sie in seinem Abwesen tod gefunden würde. Dieses richten sie abgeredter Massen zu Wercke, und fande man den Leichnam so stinckend und erfault in deß Edelmanns Haus, daß viel meineten, es müsse nicht recht mit hergehen, wuste aber niemand, warum dieser tode Leib den ersten Tag also gar verfaulet und gleichsam verwesen schiene.

Man wuste daß der Edelmann eine böse Ehe hatte, und vermeinten ihre Befreunde, er hätte ihr so starcken Gifft beygebracht. Zudeme war vielen seine Gemeinschafft mit dem Zauberer verdächtig, und wird der Edelmann deßwegen zu Rede gesetzt, und in Verhafft, von seinem Gewissen überzeuget, und als ein Mörder lebendig gerädert, der Zauberer aber hat die Flucht genommen, und ist her nach an einem andern Ort lebendig verbrennet worden.

Demnach so nemen die bösen Geister in solchen Gespensten entweder Leiber an von solchen toden Aasen, oder auch wol aus den Elementen, Lufft, Wasser, Feuer und Erden; welche sie also wissen zu mischen, und Gliedsweise zusammen zu fügen, daß ein wahres leibliches [389] Wesen daraus wird.

Drittens hat man zu betrachten die Form und Gestalt solcher Gespenst. Die äusserliche Form und Gestalt ist viel und mancherley; denn da können die bösen Geister, wenns ihnen [367] GOtt zuläst, die jenige Gestalt an sich nemen, welche sie wollen, wie aus bisher erzehltem erhellet: das Regen und Bewegen aber der toden Cörper, die sie an sich nemen, bestehet nicht etwan darinnen, daß sie ihnen das Leben sollen geben, denn dieses kan GOtt allein thun, und nicht der Teuffel, sondern daß sie dieselbe localiter, von einem Ort zum andern, bewegen, und durch ihre Assistenz und Gegenwart in ihnen und durch sie das jenige thun, was sonsten die lebendige Creaturen thun durch die Seele, die in ihren Leibern wohnet.

Vierdtens ist auch noch zu mercken die Endursach der Gespenste, warum sie den Menschen erscheinen, sie erschröcken, und ihnen molest seynd? solche Menschen nun, denen sie erscheinen, seynd entweder fromme, gottsfürchtige und glaubige Menschen, an welche, sie zu versuchen, sich der Teuffel auch machet, wie dieses nicht allein die Exempel Hiobs, und deß HErrn Christi selbst, sondern auch vieler anderer frommen Leute, deß frommen Bischoffs Martini, wie auch Hilarionis, Lutheri, u. d. g. beweisen mögen.

Die Ursach aber warum GOtt dem Teuffel verhängt und zulässet, die Frommen zu versuchen, und ihnen durch seine teuffelische Gespenste zu erscheinen, ist auf Seiten GOttes diese, daß ihr Glaub und unerschrockener Mut, wormit sie dem Teuffel Widerstand thun, andern desto mehr bekant und offenbar, und sie desto mehr veranlasset werden, desto vester und beständiger ihrem GOtt anzuhangen, wiewol der Teuffel auf seiner Seiten eine andere Ursach hat, und das Gegentheil suchet: denn seine Intention und Meinung gehet da hinaus, sie durch solchen Schrecken zum Abfall von GOtt zu bringen, und sie von ihm abzukehren, ihn zu lästern, und ihm zu fluchen, wie er es bey dem frommen Hiob gesuchet, Job. 1. v. 11. und Cap. 2. v. 5.

Oder aber die Menschen seynd böse, gottlose und unglaubige Menschen, über welche miteinander der Teuffel zwar Macht und Gewalt hat, aber doch setzet er etlichen unter ihnen sonderlich vor andern zu, durch die Gespenste, welches ihme GOtt zulässet, theils, daß sie in diesem Leben ihrer Sünden halben durch sie gestraffet werden; theils damit andere durch solche Straffen von Sünden abstehen, und sich bessern mögen; theils damit die Gottlosen selbsten dardurch der Buß mögen erinnert werden: wiewol diesen Zweck der Teuffel auf seiner Seiten niemals hat, als der nichts anders, als den Menschen zu verderben suchet und begehret.

[390]
Das 4. Capitel
[368] Das vierdte Capitel.
D. Faustus nimt einen jungen Schuler zu einem Famulo auf, mit Namen Christoff Wagner.

ES kam zur rauhen Winterszeit eines Tags ein junger Schuler vor D. Fausti Behausung, der sang, selbiger Zeit Gebrauch nach, das Responsorium; diesem hörete eine Weile D. Faustus zu, und weil er sahe, daß der arme Kerl übel bekleidet und hart erfroren war, erbarmet er sich seiner, fordert ihn hinauf in seine Stuben, sich zu wärmen, besprach sich mit ihm, und fragte woher er wäre, wer seine Eltern seyen? deme der Jung bald antwortete, er wäre eines Priesters Sohn zu Wasserburg, hätte seines Vatters tägliche Ungestümmigkeit nicht länger vertragen können, u.s.w.

Als nun D. Faustus dieses Schulers Complexion betrachtete, aus seinen Reden und allen Anzeichen abname, daß er eines gelernigen und zugleich verschmitzten Kopffs wäre, wiewol er ein Bastart, und also von einer Concubin erzeugter Sohn gewesen, nam ihn D. Faustus zu einen Famulum an, und hatte ihn hernach sehr lieb: bevorab da er nach und nach an ihm wargenommen, wie er gantz verschwiegen war, und im wenigsten keine Schalckheit seines Herrn offenbarte, ja selbst voll böser Lüsten stacke, darum er öffnete er ihm einsten alle seine Heimlichkeit, und liesse ihm überdas eines Tags seinen Geist, in der gewöhnliehen Münchs-Gestalt sehen, dessen er nicht allein nicht erschrocken, sondern auch bald gewohnet; ja er verrichtete hernach alle Sachen, wie ihm der Geist befahle, so wol, und [369] mit solchem Fleiß, daß ihn sein Herr, D. Faustus, so lieb gewonnen, daß er ihm vor seinem Tod in seinem hinterlassenen Testament alle seine Verlassenschafft legiret und vermacht hat.

Anmerckung.

I. Von der verbottenen Priester-Ehe im Papstum, aus welcher dergleichen Früchtlein, wie hie der junge Schuler, welcher eines Priesters zu Wasserburg, und von einer Beyschläfferin erzeugter Sohn gewesen, [391] hervor kommen, wird Anlaß zu reden genommen. Weiln aber hiervon ein gründlicher und mehrerer Bericht mag eingeholet werden aus der sogenanten Apologia der unveränderten Augspurgischen Confession, als soll nur etwas weniges von solcher allhier mit beygefüget werden.

Es ist zu beklagen, daß der Teuffel, als ein Feind GOttes, und aller Christlichen Ordnung, es dahin bey hohen Potentaten und Herren im Papstum gebracht hat, daß die Ehe den Priestern allerdings verbotten, hergegen, wo nicht öffentlich, jedoch gewißlich heimlich zugelassen worden, daß die Ehelosen Pfaffen und Mönche, Concubinen und Beyschläfferinnen halten, ja in Unzucht oder wol Blutschanden fast ungescheuet mit ihnen leben mögen: und solches gefällt diesem Ehestands Verfolger sowol, daß er nur dahin trachtet, solcher Gestalt sein Sünden-Reich zu vermehren, und die Menschen gar von GOtt abzureissen, und um ihre Seligkeit zu bringen; wie denn der Teuffel erstlich durch die Ketzer Manichæum, Marcionem, Carpocratem und Tatianum, solch heilsame Ordnung GOttes sehr grob angegriffen und verlästert, letzlich aber durch die heiligsten Päpste gar verstöret hat, unter dem Schein einer erdichteten Keuschheit.

Und obwol anfänglich die Päpste den beweibeten Priestern nicht die Ehe gantz und gar zerrissen, hat doch Papst Siricius, Anno Christi 390. ihnen die Ehliche Beywohnung verboten, und es dahin gebracht, daß man forthin keinen Ehemann zum Priester-Amt solle zu lassen.

Endlich haben die Päpste gar allen Ordensleuten die Ehe verboten, welche wolten ein vollkommen Leben führen; dadurch auch etliche gemeine Eheleute eingenommen, daß sie sich von einander gescheidet haben, und Gelübde gethan, [370] Münche und Nonnen worden seynd, daher es kommen, daß man gesagt hat: Votum solvit matrimonium, das Gelübde scheidet den Ehestand.

Lampertus Hirsfeldensis schreibet, daß Gregorius VII. der zuvor Hildebrandus genant habe dem Bischoff Otto zu Costnitz geschrieben, und geboten, daß er den Priestern, die noch keine Eheweiber hätten genommen, solte gebieten, daß sie keine Eheweiber nemen, welche aber schon Eheweiber hätten, die solte er wiederum von einander jagen. Als ihm aber der Bischoff solches abgeschlagen, habe ihn der Papst gen Rom auf einen Synodum citiret, in welchem er das Verbot der Ehe den Priestern noch härter beschlossen, daß hinfort auch keiner zum Priester solte geweihet werden, er thäte denn zuvor einen Eyd, daß er sein Lebtage kein Eheweib nemen wolte.

Papst Julius hatte einen Cardinal von wegen seiner hohen Gaben und Geschicklichkeit sehr lieb; derselbe hielt mit einer schönen Nonnen zu, doch fragte der Papst nichts darnach, liesse es ihm hingehen, und [392] möchte ihn wol um sich leiden, ob er schon wuste, was zwischen beeden täglich vorgienge: da aber der Cardinal sie, wegen ein und anderer Ursachen, zur Ehe nam, da wolte diß der Papst nicht zugeben, nam den Segen von ihm, und sagte, die Ehe wäre ein unreines und unflätiges Ding.

Wie greulich hat der Teuffel und der Papst gewütet, da D. Martin Luther ist aufgestanden, und hat den Ehestand gebilliget, den Cœlibat aber (denen darzu nicht tauglichen) als unchristlich verdammet? da er auch eine Nonne, eine von Adel, Catharina von Born, aus dem Closter genommen, und ihme verehlichen lassen, was ware zur Zeit für ein Toben und Lästern wider ihn?

Da doch unlaugbar, und gewiß ist, daß die Priester deß Alten und Neuen Testaments Eheweiber gehabt heben, als Aaron, Zacharias und wie sie nacheinander heissen, beydes Propheten und Apostel.

S. Petrus der Apostel hat ein Weib gehabt, welche er auch getröstet hat, als sie zur Marter geführet worden: O Conjux mea, memento Domini DEI tui. in Histor. Ecclesiast.

Philippus der Apostel hat vier Töchter gehabt, die seynd Jungfrauen gewesen, und haben geweissaget, wie davon zu lesen in den Geschichten der Apostel im 21.

Der Apostel Petrus gedencket seines Weibs, zun Philip[371]pern im 4. da er saget: Ich bitte dich du getreuer Gesell, stehe ihnen bey, die samt mir über dem Evangelio kämpffen; und scheinet aus der ersten Corinthier im siebenden, daß Pauli Weib gestorben sey, als er diese Epistel geschrieben, denn allda spricht er: Ich sage zwar den Ledigen und Witwen, es ist ihnen gut, wenn sie auch bleiben wie ich.

S. Lucas der Evangelist hat ein Weib gehabt in Bithynia, zur Zeit Cleti, deß Römischen Bischoffs, und ist gestorben seines Alters im 83. Jahre.

Spiridion, ein Bischoff in Cypro, hat Weib und Kinder gehabt. Hist. Tripart. l. 1. c. 10.

Gregorius Nazianzenus ist eines Bischoffs Sohn gewesen, und hat im Bischoffsamt seinem Vatter succediret. Dieser Gregorius hat einen Sohn gehabt, Polycrates genant, welcher Bischoff zu Epheso gewesen ist.

Basilius Cæsariensis Bischoff hat drey Söhne gehabt, Basilium, Petrum und Gregorium, seynd alle drey Bischöffe worden.

Epiphanius Bischoff zu Salamin, wird gerühmet vom Imperat. Justiniano, daß er aus Bischofflichen Stamm geboren.

Es werden gezählet zwölff Römische Päpste, derer Vätter theils Priester und Diaconi gewesen.

Bonifacius I ist eines Priesters Sohn, Jocundus genant, gewesen; [393] deßgleichen Papst Theodorus, ist deß Bischoffs zu Jerusalem Theodori Sohn gewesen.


II. Was kan aber, fürs ander, aus solcher verbottenen Priester-Ehe (bey manchem, nicht allen) anders erfolgen, als allerhand greuliche Sünden, Hurerey und Ehebruch, ja Mord und Todschlag, so wol an den unschuldigen Leibesfrüchten, derer sie wegen befürchtender Abschaffung vom Dienst, u.s.w. mit der Ermördung abzukommen trachten, als auch wol zu mancher Zeit an den Concubinen und Beyschläfferinnen selbst begangen, derer sie vielleicht müde worden, und nach einer andern verlangen, wie die Exempel bezeugen? Massen denn gelesen wird, daß S. Ulrich, Bischoff zu Augsburg, in einem Sendschreiben hierüber folgender Gestalt geklaget: als der Papst Gregorius hatte den Cœlibatum recht aufrichten und bestettigen wollen, nicht lang hernach aber einen tieffen Teich zu Rom, so hart bey einem Nonnencloster gelegen war, fischen, und zuvor das Wasser abgelassen, habe [372] man im selbigem Teiche bey die 600. Kinderköpffe gefunden, die in den Teich geworffen, und also elendiglich ersäuffet worden; daß auch der Papst Gregorius, nachdeme man ihms hinterbracht, so sehr darüber erschrocken sey, daß er bey sich beschlossen, sein Decretum von Bestättigung deß Cœlibats wieder aufzuheben. Aber die andern Päpste, so dem Gregorio auf dem Päpstlichen Stul succediret, die haben den Cœlibatum wiederum aufgerichtet, wie er noch auf den heutigen Tag ist.

Anno 1557. in einem Dorff Abentheuer genant, nicht weit von Gent liegend, wie Fincelius berichtet lib. 2. hat ein solcher Eheloser Pfaff eines Bauermanns Tochter, die sehr schön ware, immer nachgetrachtet, sie mit alten Weibern heimlich beschickt, mit vielen Verheissungen, daß sie seine Köchin werden solte, hat endlich soviel zu wegen gebracht, daß er selber mit ihr zu reden kommen, und solches an ihr begehret; da die Jungfrau angezeiget, wie ihr hierüber sehr bange, so würdens auch ihre Eltern nicht gestatten, so fürchte sie GOtt, wo sie solches thäte, so würde sie in die ewige Verdamniß kommen. Der Pfaff antwortet ihr, sie dörffte sich an die arme Ehe nicht kehren, darinnnn nichts denn Armut, Elend und Unglück, Jammer und Noth wäre; bey ihm aber hätte sie gute Tage, das Beste zu essen und zu trincken, so wolte er sie herrlich kleiden, auch solte sie nichts thun, denn daß sie den Gästen zurichtete, und mit ihnen guter Dinge wäre: So dörffte sie sich auf für der ewigen Verdamniß nicht befahren, denn er hätte vom Papst zu Rom den Gewalt über den Teuffel, Menschen und Seelen, er wolte ihr wol für allem Schaden gut seyn, u.s.w.

Von solchen Worten lässet sie sich überreden, und gehet zu ihm [394] ohn allen Scheu, wider der Eltern Willen. Da sie nun eine Zeitlang bey ihm in aller Wollust deß Fleisches gelebt und einsmals Gäste eingeladen, vorher aber beede in der Stuben alleine beyeinander gewesen, sihe da kommt der Teuffel leibhafftig, stösset die Thür auf, ergreifft die Pfaffenköchin, und spricht: du bist mein, komme mit mir! führet sie, da sie kläglich genug geschryen, und den Pfaffen um Hülff angeruffen, zum Hause in einem Nu und Augenblick hinaus. Der Pfaff wolte wol den Teuffel beschwören, war aber vergeblich, und sagte der Teuffel zum Pfaffen: du bist auch mein, ich will dich bald auch holen, da wisse dich darnach zu richten. Fuhre also mit der Huren darvon.

[373] Und gesetzt, daß solche Ehelose Priester die mit ihren Concubinen heimlich erzeugte Kinder nicht ermorden, sondern, wie es viel hundertmal die Erfahrung beglaubet, solche etwan in der Nähe auf einem Dorff, oder Ort, erziehen oder auferziehen lassen, seynd und bleiben sie doch ein und für allemal Bastart und Hurenkinder, die gemeiniglich auch ihrer gottlosen Eltern entgelten, und deß zeitlichen Segens mangeln müssen; oder wie Salomon im Buch der Weisheit im 3. v. 16. saget: Die Kinder der Ehebrecher gedeyen nicht, und der Same aus unrech tem Bette wird vertilget werden, wie allhier deß Priesters Sohn, D. Fausti angenommener Famulus auch erfahren: bleibet auch darbey, was die Rechtsgelehrten von solchen Bastarten halten; daß sie nemlich zu keinen Ehrenämtern können oder mögen befördert werden, und denn auch von der ordentlichen Succession in einem Amt oder Regiment billich ausgeschlossen, Hart. Pistorius 1. quæst. 30. Rœner. Animadv. Pract. c. 17.

Wiewol auch einige andere eine andere Meinung hievon haben, Martini Cent. 9. Disp. 2. Thes. ult.

Laugnen kan man zwar auch nicht, daß nicht einige solten unter solchen Bastarten gefunden worden seyn, die sich den Geist GOttes treiben und regiren lassen, daß sie Gutes gewürcket, und endlich zu Ehren gekommen: allein wie von einem, und zweyen, und dreyen Exempeln keine genugsame Folge anzustellen ist, als ist auch dieses, der Erfahrung nach, fast ein seltenes, daß ein Bastart oder Hurensohn Gutes thue: dannenher die Frantzosen bewogen worden zu sagen:


Don Bastarde c'est d'aventure,

mais mechant c'est de Nature;


Welches vielleicht mag herrühren von dem bekanten Sprichwort, daß der Apffel nicht weit von Stamm falle.

Es möchte aber jemand einwenden und fragen, können denn solche unehlich Erzeugte nicht durch ein sonderbares Privilegium ehrlich gemachet werden?

[395] Ist die Antwort: Durch Käiserliche Gnade kan es wol geschehen, also, daß hinfüro niemand ihre Schande ihnen öffentlich vorrücken oder fürwerffen darff; wiewol etwan doch gleichwol die Bosheit ihrer eigenen Natur sie darum nicht verläst, Molinæus de Just. et Jure, Tr. 2. Disp. 169.

[396]
Das 5. Capitel
[374] Das fünffte Capitel.
D. Faustus verschencket seinen zottichten schwartzen Hund, Præstigiar genant.

ES ist oben im Ersten Theil dieser Historien angezeiget worden, wie D. Faustus einen schwartzen zotteten Hund bey ihm gehabt, der ein Geist gewesen, und mit ihm hin und wider gelauffen, welchen er Præstigiar geheissen. Nun gieng zur selben Zeit, sonderlich in den Clöstern, die Schwartzekunst sehr im Schwang, und wer etwas rechts darinn konte, der war in grossem Ansehen.

Dazumal wohnte um Halberstadt in einem Closter ein Abt, der war ein Crystallseher und hatte in einem Crystall einen Geist, der sagte ihm nur von künfftigen Dingen, wie es diesem oder jenem ergehen werde, item was für Wetter ein jedes Monat haben würde, und dergleichen. Dieser Abt nun höret immerhin viel von D. Fausto, der der vornemsten Schwartzkünstler einer selbiger Zeit seyn solte, und verlangte deßwegen offtmal seiner gute Kundschafft zu haben, damit er aufs Wenigste etwas weiters von ihm erlernen möchte: beruffte ihn derhalben auf einem Tag durch einen eigenen Botten zu sich, und da der erschiene, tractirte er ihn aufs Freundlichste; Summa, si kamen so nahe zusammen, daß sie Brüderschafft miteinander machten, und unter solchem Vorwand wolte der Abt immer viel von ihm forschen und wissen, aber D. Faustus gab ihm allezeit eine dunckele Antwort, wormit sich denn der Abt muste vergnügen lassen.

Nun war aber der Abt gantz unwillig in seinem Sinn, daß er von dem D. Fausto nichts sehen kunte, [375] welches dem gemeinen Ruff gemäß wäre, zumaln er bereits von dem Abt Abschied zunemen begehrte; gieng derentwegen einsten nach dem Essen in sein Zimmer, name seinen Crystall zur Hand, beschwur den Geist darinnen, daß er ihm sagen solte, ob es D. Faustus gut oder nicht mit ihm meinete? Das Oraculum antwortet: ja er meinets gut, das solt du mir vertrauen, aber er hält noch an sich, denn er weiß gar wol, daß du ebenmässig mit der Kunst umgehest: wenn du mich aber [397] wieder von dem Bannen wirst ledig sprechen, so will ich dir etwas rathen, daß dir weit besser bekommen wird, als daß du mich so lang in dem Crystall aufhältest. Der Abt ward ob dieser Antwort sehr froh, und versprache solches förderlichst zuthun; deme antwortet das Oraculum, so ist dieses mein Rath, dieweil du mit D. Fausto genaue Freund-und Brüderschafft gemacht, so bitte ihn und liege ihm an, daß er dir seinen Hund Præstigiar schencke, denn dieser ist nicht ein natürlicher Hund, sondern einer unter den vornemsten Geistern, von diesem wirst du alles, was du zu wissen verlangest und begehrest, haben und erhalten.

Der Abt freuete sich über solchem sehr, lage dem D. Fausto mit Bitten und Flehen, ja mit Darreichung einer Summa Gelds, so lang und viel an, daß D. Faustus gleichsam genöthiget worden, den Hund dem Abt zu überlassen, jedoch länger nicht als auf drey Jahr, worüber er ihm eine Verschreibung geben solte, daß er ihn nach solchen verflossenen dreyen Jahren wiederum ihm wolte zustellen: welches da es also ist bekräfftiget und versprochen worden, kündet D. Faustus seinem Præstigiar [376] den Dienst bis auf die benannte Zeit auf, und beschwur ihn, daß er dem Abt die Zeit über in allem solte gehorsamen. Also nam der Abt den Hund Præstigiar mit Freuden zu sich, und ließ hergegen seinen Geist, den er bisher in dem Crystall gehabt, ledig, welcher so bald in einem gemachten dicken Nebel verschwunden.

Dieser Hund Præstigiar war nun in allem dem Abt gehorsam, deßwegen er ihn auch sehr lieb hatte; nach Verfliessung eines Jahrs hatte der Hund einsten ein grosses Winseln und Seufftzen, wolte sich nicht bald sehen lassen, und verschloffe sich wo er nur konte, derhalben ihn der Abt gefraget, wie es doch käme, wie ers meinte? deme gab er zur Antwort: Ach lieber Abt, ich habe vermeinet, ich wolte sehr lang in deinem Dienst verharren, aber ich sihe es leider, und weiß es, daß es nicht seyn kan, und also vor der bestimten Zeit von dir scheiden werde, das wirst du bald und im kurtzem erfahren, die Ursach aber dessen unterlasse ich vor dieses mal. Wie dem allen aber, eher acht Tage vorbey giengen, fiele der Abt in eine hitzige Kranckheit, und starb in der Aberwitz.

[398] Anmerckung.

I. Allhier wird erstlich Meldung gethan, wie der Abt in dem Crystall ein Oraculum gehabt. Es seynd aber die Oracula solche, welche den Fragenden Antwort geben; entweder geschihet solches durch den Teuffel selbst mit einer Stimme, Braussen, oder dergleichen Geberden, oder er verrichtet es durch die Bilder und Götzen, mit irgend einer seltzamen Bewegung, oder auch durch vernünfftige Thier, gleichwie man lieset, daß der Teuffel in Egypten durch eine lebendige Kuh hat Bescheid gegeben, wie hie D. Fausti Hund Præstigiar, auch einer gewesen, der da redete so man ihn fragte.

Die Heiden hielten gäntzlich dafür, daß solche Stimm [377] oder Antwort von den Göttern herkäme, derohalben man grosse und herrliche Tempel an selbige Örter gebauet worden, als zu Delphis und Thebis, die hatten ihre eigene Priester und grosse Stifftungen, als für Wohnungen der Götter.

Hiervon schreibet unter andern Gyraldus, Syntagm. 7. de Diis Gentium, daß unter allen das vornemste und berühmteste seye das Oraculum Delphicum gewesen, oder zu Delphis, so nahe an dem Parnasso gelegen, da dem Apollini zu Ehren eine Capell erbauet gewesen, der Grö sse nach zwar klein, aber überaus prächtig und kostbar, als deren Seulen von gediegenem Gold und Silber gewesen, auch das Bild Apollinis vom lauteren Gold darinnen gestanden. Mitten in dieser Capellen war ein geringer Platz, darvon gieng eine grosse Grufft oder Höle, aus welcher der Teuffel sich hören ließ, und auf gewisse bestimte Zeit Rede und Antwort gab; und wenn es geschehen solte, so muste ein sonderbares Warsager-Weib, welche Pythia genant, und eine Hex und Zauberin war, auf einem messingen Tripode oder dreyfüssigen Stul unverschämt und schändlich sitzen, und denn kam der böse Geist aus der Hölen als ein Wind oder Dampff mit einem erschröcklichen Getöse, fuhr in die Warsagerin an einem schändlichen Ort hinein, trieb und drehete sie umher, und machte sie furios und tobsüchtig, und redete hernach aus ihr besondere Wort, gemeiniglich in Griechischer Sprach, und Grichischen Versen; und wenn dieses geschehen, fuhr der Geist wieder in seine Höle, und die Warsagerin kam wieder zu ihr selbsten.


II. Es wird fürs ander auch in der Histori gedacht, wie der Geist sowol aus dem Hund, als aus dem Crystall habe dem Abt wargesagt, und von zukünfftigen Dingen verkündiget; worbey denn die Frag zu erörtern, ob und wie der Teuffel die Warheit sagen könne: und ob man ihm glanben solle, wenn er gleich die Warheit saget.

[399] Diß aber ist gewiß und wahr, daß er ein Lügengeist ist, und seine Art und Eigenschafft ist Lügen; und wenn er nach solcher seiner Art thun will, so kan er nichts denn Lügen. Er ist ein Lügner und ein Vatter derselbigen: wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem eigenen, spricht Christus beym Johanne im 8. v. 44. Dieweil er aber diese seine Art und Eigenschafft verbergen, und sich in einen Engel deß Liechts verstellen kan, 2. Corinth. 11. v. 14. so kan er auch bisweilen die Warheit reden, und das sagen was war ist, immassen wir auch an unter[378]schiedenen Orten der heiligen Schrifft finden, daß er die Warheit geredet.

Zum König Saul hat er die Warheit geredet, und ihm die zeitliche und ewige Straff, in Ansehung seines üblen Verhaltens und Ungehorsams verkündiget; wie es auch der Ausgang wahr gemachet und bezeuget hat, als zu lesen im ersten Buch Samuelis im 28. v. 17. et seq.

Also hat er auch die Warheit für dem HErrn geredet, da er gesprochen: Ich will Achab überreden, ich will ausgehen, und will ein falscher Geist seyn in aller seiner Propheten Mund, aus dem 1. Buch der Könige im 22. v. 21. 22.

Die Warheit hat er von Hiob geredet, da er zu GOtt gesprochen Er hätte ihn und sein Haus, und alles was er hätte, rings umher verwahret, Er hätte das Werck seiner Hände gesegnet, und sein Gut hätte sich ausgebreitet im Lande, Job. 1. v. 10.

Wahr hat er geredet, als er zu Christo gesaget: Ich weiß wer du bist, nemlich der Heilige Gottes: nachgehends sagten auch die Teuffel zu ihm: Du bist Christus der Sohn GOttes, Lucæ im 4. v. 34. v. 41.

Wahr war es, da sie Paulo und Silæ nachschryen: diese Menschen seynd Knechte GOttes deß Allerhöchsten, die euch den Weg zur Seligkeit verkündigen, Actor. 16. v. 17.

Ob nun wol der Teuffel auch wahr reden kan, auch je zuweilen war redet, thut er es doch gar nicht aus Liebe zur Warheit, denn solche Liebe ist nicht in ihm, sondern er thut es auf seinen Vortheil, und um der Lügen willen, damit er dieselbe unter der Warheit desto besser mit verkauffen könne. Er machts wie mancher, der bisweilen mit Fleiß einen andern ein Spiel oder zwey gewinnen läst, auf daß, wenn er ihm damit aufgeholffen hat, desto eiferiger daran setze, jener ihm aber hernacher alles abgewinne. Er machts wie einer der im Sinn hat Panquerott zu machen, und einen andern um das Seine zu bringen, der nimt nach und nach bey ihm auf, immer mehr und mehr, hält ihm aber mit der Zahlung richtig Zeit und Ziel, damit er in desto grössern Credit bey ihm komme, und der ander kein Mißtrauen mehr in ihn setze, nachgehends aber nimmt er eine grössere Summ bey ihm [400] auf, und gehet darmit davon. Also machts der Teuffel auch, der sagt auch oft die Warheit, damit er Credit bekomme, und die Leute ihm auch hernach glauben mögen, wenn er Lügen redet, sie dardurch [379] zu betrügen und zu verführen. Ist also sein Warsagen auf nichts anders angesehen, als die Menschen damit zu fangen, und sie in die höchste Gefahr hie zeitlich und dort ewig zu stürtzen.

Daher hat er oftermals, aber doch seine Wort gantz zweiffelhafftig und also gestellet, daß auch das Gegentheil hat geschehen und wahr werden können, und also auch anderst ergehen, als die Leute seine Rede verstanden.

Also schreibt Platina in Sylvestr. 11. vom Papst Sylvester dem andern, daß er durch Hülffe deß Satans auf den Päpstlichen Stul seye erhöhet worden, und habe sich ihm ergeben, jedoch mit dem Beding, daß er ihn wolte so lang leben lassen, bis er zu Jerusalem würde Meß lesen; dieses versprach er ihm. Da nun der Papst meinete, er hätte es gar wol getroffen, und sich einbildete, er wolte sich gar wol darfür hüten, daß er nicht nach Jerusalem käme, er aber etliche Jahr hernach in einer Capell zu Rom Meß hielte, die zu Jerusalem (sonst zum heiligen Creutz) mit Namens hiesse, fande er sich betrogen, der Teuffel kam und holete ihn, der doch die Warheit geredet hatte, er wolte ihn nicht eher holen, bis er zu Jerusalem würde Meß lesen.

Suidas schreibet vom Käiser Zenone, in Dict. Zen. daß die Warsager zu ihm gesprochen: Er würde auf den Monat Julium zu Constantinopel einziehen. Er glaubte ihnen, und machte ihm die Gedancken, er würde daselbsten als ein Siegsfürst einziehen: aber er fand sich betrogen, denn sein Volck ward geschlagen, und er flohe in einen Flecken, welcher von den Einwohnern daselbst Constantinopel genennet ward, und hatte also der Teuffel wahr gesaget.

Eben dergleichen hat auch vor Zeiten der Teuffel durch die Oracula gethan. Dem Crœso gab er diese Antwort:


Crœsus Halyn penetrans magnam pervertet opum vim:


Das ist: Wenn der König Crœsus über den Fluß Halyn wird setzen, wird er ein mächtiges grosses Gut verderben. Dieses verstunde Crœsus also, daß er in seiner Feinde Land, wenn er würde hineinkommen, würde Meister werden, und würde darinnen ein grosses Gut an Land und Leuten verderben; aber er fande sich hernach betrogen, denn er verderbte sein eigen Land und Leut dardurch, er ward geschlagen, und ihm ein grosses Gut verderbet; und hatte doch der Teuffel wahr geredet, denn so hatte er seine Rede verstanden.

[380] Da Pyrrhus das Oraculum fragen ließ, ob er den Sieg wider die Römer würde erhalten? gab es ihm diese Antwort:


[401] Ajo te Æacidam Romanos vincere posse;


Dieses kunte nun auf zweyerley Weise verstanden werden, nemlich, daß die Römer von Pyrrho könten geschlagen werden, und auch Phyrrhus von den Römern.

Neronem hatte der Teuffel gewarnet, er solte sich für dem drey und siebentzigsten Jahr hüten. Nun war er noch jung, bey die dreyssig Jahr alt, ward derhalhen froh, daß er noch so viel Jahr zu leben hätte. Aber er verstunds nicht, wie es der Teuffel meinete. Denn bald hernach kam ein alter Kriegsherr und Obrister, von drey und siebentzig Jahren, Galba genant, der beraubte ihn deß Käiserthums, machte ihm so bang, daß er sich selbst erstach, und ward Galba Käiser. Das waren aber die drey und siebentzig Jahre, für welchen er sich hüten solte, Massen Fr. Petrarcha. 1. 4. memorab. berichtet.

Bodinus, Dæmonom. Teutsch. p. 167 gedencket etlicher Alchymisten, daß sie über den Kolen gesessen, und Gold machen wollen, und es ihnen dabei recht sauer haben lassen werden, als sie aber hierinn schlechten Succeß gesehen, und ihre Arbeit vergeblich geschienen, darüber sie denn sehr kleinmütig worden, haben sie einsten eine Stimme gehöret, (woher sie kommen sey, ist leichtlich zu erachten) welche ihnen verständiglich zu geruffen: Laborate, arbeitet. Dieses ist nun auf zweyerley Weise zu verstehen gewesen, nemlich daß sie entweder in ihrem Vorhaben solten fortfahren, und nicht ablassen, oder daß sie etwas redliches solten arbeiten, so würden sie schon Gold machen. Sie habens aber auf die erste Weise verstanden, und von neuem zu laboriren angefangen, und tapffer zu gebIasen; aber je mehr sie sich bemühet, je mehr die Materie zerstoben, und zu nichts worden.

Also sehen wir, daß, wenn gleich der Teuffel die Warheit redet, geschehe es doch zu keinem andern Ende, als zu betrügen, zu verführen, und in Schaden und Unglück zu stürtzen. M. B. Waldschmid. Python. End. p. 680.

[402]
Das 6. Capitel
[381] Das sechste Capitel.
Von zweyen adelichen Personen, die D. Faustus zusammen verkuppelt.

ZU Wittenberg studirte damals ein vornemer von Adel, der hatte sein Hertz und Augen gewendet zu einer, die auch eines guten adelichen Geschlechts, darzu ein überaus schönes Weibsbild war, welche vorher unterschiedliche Freyer und unter diesen einen jungen Freyherrn gehabt, die sie um die Ehe haben ansprechen lassen, denen allen sie es aber glimpfflich abgeschlagen sonderlich aber oben gedachtem Edelmann, der hattte fast den wenigsten Platz bey ihr.

Diesen fochte nun die übermässige Liebe, die er zu dieser schönen Dame trug, so sehr an, daß er sich fast grämete, am Leibe abname, also gar, daß er drüber in eine gefährliche Kranckheit geriethe; solche Zeitung wurde auch dem D. Fausto, als der mit dem Edelmann zum öfftern in seinem Zimmer geessen und getruncken, ja alle Freundschafft von ihm genossen hatte, hinterbracht, jedoch die Ursach der Kranckheit nicht vermeldet: fragte derentwegen seinen Geist Mephostophilem, was doch dem Edelmann mangele? dieser sagte ihm nun alle Gelegenheit. Darauf denn D. Faustus den Edelmann in seiner Kranckheit auf einem Nachmittag allein heimsuchte, und nach einem kleinen Verzug selbst alle Ursachen, und wie es mit der Kranckheit beschaffen wäre, eröffnete, da sich denn der Patient sehr darüber verwunderte, woher er es doch wüste, zumaln er sonst niemand die Ursach seines Leidens entdecket hätte.

[382] D. Faustus aber tröstet ihn, er solte sein Hertz zu frieden geben, und die Traurigkeit darinnen nicht überhand nemen lassen, er wolle ihm mit seiner Kunst behülfflich seyn, daß diese Dame keinem andern als ihme zu theil werden müste, wie denn auch erfolget: denn D. Fanstus suchte Gelegenheit in der Jungfrauen Haus zu kommen, allwo er denn mit seiner Zauberkunst soviel bey der Jungfrauen zu wegen gebracht, daß sie, wie sehr sie vorher den Edelmann gehasset, so sehr nach ihm ein Verlangen begunte zu tragen, u.s.w.

[403] Weiln nun dem D. Fausto der Streich gelungen, gehet er wieder zum Edelmann und befiehlet ihm, er solle sich aufs Schönste ankleiden, und mit ihm gehen, denn es habe die Jungfrau folgenden Tags etliche ihrer Befreundinen in ihren Garten bescheiden, allwo sie ihnen eine Collation halten, und die Gesellschafft mit einem Tantz verehren wird, er solte sich alsdenn mit ihm daselbst hin verfügen, und etwan eine Entschuldigung vorbringen, so gut er könne, daß er so unverhofft zur Gesellschafft kommen, mit Bitte, ihme solches nicht in Argen zu vermercken, u.s.f. Wenn er nun auch mit der Jungfrauen, die ohne das ein starckes Verlangen nach ihm trage, zu tantzen kommen würde, so solte er ihr diesen Ring, den er ihm anjetzo geben wolte, es geschehe gleich vermerckt oder unvermerckt, an den Finger stecken, sobald würde sie eine vollkommene Liebe zu ihm tragen, und sonst zu keinem mehr.

Folgenden Tags erscheinet der Edelmann bey der Gesellim Garten, und ist nicht auszusagen die brünstige Begierde der Jungfrauen, die sie [383] allbereit truge nach dem Edelmann, den sie doch Ehren halben nicht so bald ansprechen, noch ihm ihr Anligen entdecken kunte, bis so lang der Tantz angefangen worden, und der Reyen auch an den Edelmann kommen, da er sich denn, nach der Unterweisung Fausti, nicht gesäumet, den Ring der Jungfrauen, mit Vorwenden, wie der Ring eine sonderbare Krafft hätte wider den Gifft, an den Finger zu stecken. Kaum war dieser bey der Jungfrauen erwarmet, da seufftzete sie je mehr und mehr nach dem Edelmann, hätte ihn auch gern dessen so bald, wo es nur die Gelegenheit hätte leiden wollen, verständiget; allein deß andern Tags, weiln sie doch vor der Liebe weder Rast noch Ruhe haben mochte, liesse sie den Edelmann durch eine vertraute Dienerin in den Garten alleine beruffen, allda sie ihm denn ihre brünstige Liebe, nicht ohne Erröthung ihres schamhafften Angesichts, entdeckte, und nach kurtzem willig zuliesse, was sie vielleicht hernach tausend für einmal möchte bereuet haben.

Der Edelmann konte sich für glücksellig schätzen, daß er einer so schönen Damen Liebe und Gunst, die ihn doch [404] kurtz vorher so sehr gehasset, ja das jenige allbereit von ihr erlanget hatte, welches das Pfand der ehelichen Liebe genennet wird, wiewol beederseits Eltern, ja beederseits Freundschafft mit dieser so geschwinden Verehlichung nicht zu frieden waren wegen etlicher Rechtfertigung, die unter beeden noch obhanden.

Anmerckung.

I. Bey den Gelehrten findet man die Frag, ob einer der sich in diese oder jene Weibsperson verliebet hat, [384] sie seiner aber keine Gunst haben will, noch wol, ein und anderer Ursach wegen, ihn nicht lieben kan, wie allhier die Dame vorher den Edelmann, verschaffen kan, daß eine solche durch einen beygebrachten Lieb-Tranck (Philtrum) zur Gegenliebe gebracht, und gleichsam genöthiget werden möge.

Die meinsten verneinen dieses, (was auch andere, welche de transplantatione morborum, von Verpflantzung der Kranckheiten geschrieben, herwider sagen und diese Erfahrung für einen ungezweiffelten Grund halten wollen, wenn sie nemlich oft unheilbare Kranckheiten der Menschen, den Menschen, den Thieren, oder den Bäumen anhängen, u.s.f.) indem, obschon dergleichen Lieb- Träncke in den Leib dieser oder jener Person, derer Gunst und Liebe zu wegen gebracht werden will, kommen und eingenommen werden, daselbsten zwar allerhand Liebesreitzungen anrichten mögen, jedoch die Seele und den Willen nicht zwingen können, daß sie dieses thun und lieben, welches sie doch beständig hassen, ja vielmehr an Statt der Liebe und Affection, Tollheit und Unsinnigkeit zum öfftern zu wegen bringen; da wird denn wol ohn ihren Willen aus dem Gang mir nach, ein leg ins Grab, wie die vielfältigen Exempel beweisen, und deß Poeten Worten nach:


Philtra nocent Animis, vimque furoris habent.


Herr G. P. Harsdörffer erzehlet hiervon eine Histori, im andern Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerlicher Mordgeschichten. Hist. 36. folgendes Inhalts:

Cardenio ein Edelmann von Valenz liebte verzweiffelter Weise die schöne Hyoldam, die ihn doch beharrlich gehasset; weil sie sich, mit Einwilligung ihrer Eltern, Lucian, einem andern Edelmann ergeben. Cardenio unterliesse nicht dieser Jungfer mit Music bringen, mit Lobgedichten, mit Gesprächen und andern Höflichkeiten zu dienen, fande aber keinen Mangel an dieser Schönen, als die Danckbarkeit, der Platz ihres Hertzen war so wol besetzt, daß er jedesmal mit Schanden abziehen muste.

[405] Febronia eine andere Jungfer in besagter Stadt, darvon solches Königreich den Namen hat, war Anfangs von Cardenio geliebet, aber nachmals, als sie vermeint sich durch ehliche Trauung mit ihme zu verbinden, verlassen worden. Diese Febronia libte Cardenio so sehr, als er die Hyoldam, und konte ihr seinen Namen nicht aus dem Ge dächtniß entfallen [385] lassen. Sie flehete, schriebe, klagte, ruffte und wolte Cardenio wieder zu ihr ziehen, er war aber auf der andern Seiten gar zu tieff eingesessen. Die Schamhafftigkeit, welche bey dem weiblichen Geschlecht das stärckste Tugendband ist, oder doch seyn soll, war durch solche Brunst entzweyet, daß sie Cardenio nachlaufft, und nachschicket, wie die verlassene Dido ihrem Ænea.

Nachdem nun Febronia alles was sie gewust, vergeblich versuchet, fragte sie zu Rath ein alte Hex Afra genant; welche sich rühmte, daß sie alle Liebeskranckheiten, durch gantz geheime Mittel heilen könte. Diese Afra versprache nun, sie wolte ihr einen Trunck der Vergessenheit beybringen, daß sie an den unbeständigen Cardenio nicht mehr solte gedencken, oder ihre Liebe in gleich eiferigen Haß verwandeln. Ach nein, nein antwortete Febronia, ich liebe ihn auch in seiner Unbeständigkeit, und wenn ihr mich bey Leben erhalten wolt, so macht daß er mir zu theil werde.

Die Zauberin bekante, daß ihre Kunst den Willen nicht zu zwingen vermöchte, noch weniger aber zu dem Ehestand (welcher von ihrem Meister gehasset und gehindert wird) einige Beförderung thun könte; das wolte sie aber wol zu wegen bringen, daß Cardenio sie solte für die Hyoldam halten, gegen welche er mit, so starcken Liebsflammen entzündet. Febronia wolte dieses Mittel, aus Eifer, nicht gerne zu lassen, doch endlich hat sie darein gewilliget, und die alte Hex gebeten, solches in das Werck zurichten.

In dem nun Afra hierunter bemühet ist, hat Cardenio bey Capor, einem Zauberer, und dieser Afra Sabbatsgenossen, gleichfalls Rath gesuchet, die Hyoldam zu sei nem Willen zu bewegen. Capor hat ihm wollen ein altes Aas in der Hyolda Gestalt untergeben, damit er um sein Geld verblendet, und seinen Lust büssen möchte: als er aber von Afra der Febronia Ansinnen erfahren, haben sie beederseits wol dienen, und Cardenio seine Verlassene unter der Hyolda Gestalt leichtlich zu kuppeln können.

Dieser verfluchte Handel machte die Hexenleute viel Ducaten verdienen, weil sie der arme Teuffel sonst nicht bereichern kunte, und das Gold, welches aus der untersten Erden gegraben wird, bey diesem Höllenleuten auch seine Würckung nicht verleurt. Es war aber die Zeit vorhanden, daß solcher Betrug solte offenbaret, und die Verbrecher [406] zu gebührlicher Straffe [386] gezogen werden; Massen aller Handel und Wandel der Finsterniß zu rechter Zeit an deß Tages Liecht gebracht wird, ob gleich das Sünden-Maß groß und so bald nicht zugefüllet.

Cardenio fande die falsche Hyoldam bey Nacht sehr erhitzet, bey Tage aber eißkalt und voller Verachtung, und wenn er ihr von der Ehe und ausgehändigter Verlöbniß vorgeschwätzet, daß solche allein ihre Ehre wieder erstatten könne, u.s.f. will sie darvon noch hören, noch von dem, was vorgegangen seyn soll, wissen. Hierüber beklagt Cardenio bey Capor, welcher antwortet, daß seine Kunst die äusserlichen, aber nicht die innerlichen Sinne bewegen könne, darunter auch das Gedächtniß gezehlet wird; er solte nur stillschweigen, und fernern Erfolg der Zeit anbefehlen.

Inzwischen nun wird Hyolda Lucian versprochen, und der Hochzeittag bestimmt. Hier kunte Cardenio nicht länger schweigen, sondern weiset eine Heurats-Abrede, welche unter Hyolda und ihme schrifftlich aufgerichtet worden, der Hoffnung sie solcher Gestalt darvon zu bringen. Als nun Hyolda hiervon nichts wissen wollen, sondern diesem Versprechen mit grossen Zorn widersprochen, hat er ungescheut sich gerühmet, daß er sie auch zum öfftern beschlaffen, und das Verlöbniß durch das ehliche Werck vollzogen, u.s.w. und sagte auch unbedachtsam, daß er solches durch Capor, den Zauberer, zu wege gebracht.

Lucian wolte ferners nicht verfahren, und gaben die Befreunden alle den Rath, man solte dem Cardenio die Hyoldam trauen lassen, die Zauberey seiner grossen Liebe zuschreiben, und die gantze Freundschafft fernerer Schande entnemen. Hyolda aber hatte ein gutes Gewissen, und wolte darein nicht willigen, weil sie uuschuldig, und mit Cardenio, der sie mit solcher falschen Verleumdung beleidiget, in mehren nicht zu schaffen gehabt, wolte sich auch von Matronen besichtigen lassen, und beglauben, daß sie noch eine reine Jungfrau, etc. Lucian aber will auch solchen Beweiß, der in Weiber-Worten bestehet, nicht für genugsam halten.

Indem nun Cardenio vermeint Hyoldam darvon zu bringen, kommt Febronia in das Mittel, und widersetzt sich solcher Verlöbniß, weil sie sich von ihme schwanger befunden, und wird die Zauberey dieser beeden eröffnet, darüber Afra und Capor flüchtig werden, Cardenio aber und Febronia in das Gefängniß kommen. Hyolda wird unschuldig befunden, [387] Febronia von jederman verlacht, und als eine geschändete Dirne verachtet, Cardenio von dem falschen und Febronia nicht vermeinten Eheverlöbniß frey gesprochen, der sich denn in Welschland begeben, daß er Hyoldam mit Lucian nicht Hochzeit machen sehen dörffen. [407] Nach Verlauf etlicher Jahre ist sowol er als Febronia in ein Closter gangen, Capor und Afra aber seynd lebendig verbrennet worden.

Noch eines. Ein Teutscher von Adel hat sich lange Zeit in der schönen Stadt Neapoli aufgehalten, und mit einer Hofdirne, derer Thür allen offen gestanden, brünstiger Liebe gepflogen, so gar, daß sie geraume Zeit über sich aller anderer Gesellschafft enthalten, und allein dieses Teutschen abgewartet. Wer Welschland durchreiset, weiß wie diese Sirenen beschaffen seynd, und daß der ihrem Gesang zuhört, kein Geld im Beutel behält und mehrmals kein gesundes Glied an seinem Leib darvon bringt.

Dieser Teutscher muste Doriclea (also wollen wir diese Hofdocke nennen) Arbeit theuer genug bezahlen, und erfahren, daß er einer unersättlichen Menschenfresserin zu theil worden; wiewol ihn die Lieb also verblendet, daß er sich willig zu aller Müglichkeit verstanden, und an Statt der Ritter-Ubung, so er erlernen sollen, hat er alle seine Gelder bey der Doriclea verfochten.

Nach geraumer Zeit, wird er nach Hause entboten, und von diesem goldziehenden Demant lang über bestimte Zeit aufgehalten. Endlich als es muste geschieden seyn, bittet Doriclea diesen Fremden zur Mahlzeit, und setzet ihm zur Collation allerhand Zuckerwerck und Schleckerbißlein auf, unter welchen eine Zelten, die sie ihm mit auf den Wege giebet, weil er aus Traurigkeit, oder sonsten gefasten Unlust nicht essen wollen. Damit nimmet er seinen Abschied, nicht sonder vielfältige Thränen, weil sie sich (wie er geglaubt) seiner als ein Eheweib gehalten.

Als er nun auf halben Weg nach Capua gekommen, fällt das Pferd unter ihm zu Boden, und will nicht wiederum aufstehen. Er steigt ab, gürtet den Sattel auf, und zaumet den Gaul ab, er bleibt aber als halb tod liegen. In Ermanglung aber aller Labung gibt er dem Pferd die Liebs-Zelten, welche er von Doriclea auf die Reise empfangen, zu essen. Sobald das Pferd solche in dem Leib, steht es [388] wiederum auf und laufft wieder nach zurucke nach Neapoli für der Doriclea Thür, und zwar so schnell, daß es unterwegs niemand aufhalten können.

Der Teutsche gehet hernach so geschwind er konte, fraget wo das ledige Pferd hingelauffen, und wird dahin gewiesen, wo er sein Pferd gantz rasend an die Thür schlagend gefunden, und als Doriclea herunter kommen, auf sie springen wollen; dardurch sie denn eröffnet das ihm vermeint gewesen, was dem Pferd beygebracht worden.

Als der Edelmann solches gesehen, hat er ein ander Pferd gemiedet, und GOtt gedanckt, daß er ihn vor solchem Spülfleck behütet, weil er nicht allein seine Reisse unterlassen, und Doriclea nachlauffen, sondern [408] auch gewißlich rasend worden und von Sinnen kommen wäre; allermassen dergleichen Liebsgeträncke und Bulerspeisen solche Würckung zu haben pflegen.


II. Uberdas und fürs ander, dieweil bey obigen jungen Eheleuten D. Faustus der Kuppler gewesen, und mit seiner Zauberkunst die Jungfran dahin gebracht hat, daß sie gegen dem Edelmann, den sie doch vorher gehast, in hefftiger Liebe entzündet worden, ist leichtlich zu erachten, was diese Ehe, welche nicht mit GOtt, sondern durch zauberische Verkuppelung ist angefangen worden, für einen Ausgang und Ende hernach werde genommen haben.

Denn der Teuffel ist dem Ehestand mächtig aufsätzig und gehässig, säet allerley Unkraut deß Eifers, deß Zorns und Widerwillens, deß Mißtrauens, u.s.w. mit ein, trachtet immer die Hertzen, wie er sie unordentlich zusammen getrieben hat, wieder von einander zu trennen, stifftet und richtet allerley Unordnung an; da es denn recht heisset: die Liebe solcher zwey jungen Eheleute fähet sich wol mit aller Lust und Freundlichkeit an, aber das Jubeljahr laufft gar bald und kurtz um, ja sie werden vielmals einander so feind, daß eines das andere kaum ansehen mag, und tretten endlich solche Eheleute in sechserley Münche Orden, (ob sie schon niemals in das Closter verlangt haben) da immer einer härter und strenger ist als der andere.

Denn sie verharren eine kurtze und kleine Zeit in der Benedictiner Orden, in welchem nemlich alles recht und wol zugehet, eines mit dem andern vorliebe hat, alles zu gut hält, u.s.f. Tretten aber bald in der Prediger Orden, da eines dem andern saget, das ihme nicht gefällt, und lieset ihm die [389] Epistel länger als ihm lieb ist. Von diesem wenden sie sich alsdenn zu den Barfüsser Orden, in welchem Trauren und Weheklagen die beste Freude ist, zumaln wenn die Nahrungs-Mittel ermangeln wollen, u. d. g. Aus diesem begeben sie sich zu den Flagellanten und Peitschbrüdern, da man die Prügel-Suppen kostet, und das fünff Finger-Kraut waidlich auf den Rucken geleget wird. Alsdenn wandern sie von diesem hin in das Carthäuser Closter, da man maulet, und sich still schweigend von Tisch und Bette absondern thut: daß demnach letzlich solch übelangefangener Ehestand lauter Märterer macht, die freilich ein härter Leben führen und haben bis in die Gruben, als alle Orden der Münche.

[409]
Das 7. Capitel
Das siebende Capitel.
Hält in sich eine Copey eines Schreibens an D. Faustum, von wegen eines Gespenstes in einem Schloß.

ES ist nach D. Fausti Tod in seinem Cabinet ein Schreiben gefunden worden von einem vornemen von Adel, um Zwickau herum wohnend. Dieser hatte von seinem Herrn Vattern zwar ein uraltes, jedoch wol erbautes und auf einer zimlichen Höhe gelegenes Schloß ererbet, aber doch solches von wegen eines Gespenstes von der Zeit an nicht bewohnen können, sondern muste sich in einem darbey gelegenen grossen Haus behelffen. Dieses Ungemachs, obwol das Gespenst niemand beleidigte, wolte der Edelmann gerne los seyn, und weil er D. Faustum vor diesem mehr als einmal gesehen und gekennet, begehrte er in solchem Schreiben seinen getreuen Rath hierinnen zu ertheilen, was mit dem Geist anzufangen, und ob er könte vertrieben werden?

Diesem Edelmann nun schriebe D. Faustus wiederum dieses Lauts: Ehrnhaffter, Vester [390] Juncker, euer Schreiben an mich, hab ich empfangen, darinn euer Begehren verstanden, nemlich daß in eurem Schloß ein Gespenst gehen solle, und erscheine denen im Schloß manchesmal in Bauren, Reuter und Landsknecht Gestalt, jedoch ohn einigen Schaden: ist derwegen euer Begehren, eine kleine Reise zu euch zu thun, um zu erfahren, wie der Sache Rath zu schaffen, und solcher Geist vertrieben werden möchte.

Hierauf soll der Juncker inzwischen, weil ich diesesmal anderer Geschäffte halber nicht abkommen kan, zum Voraus berichtet seyn, daß auch die Geister und Gespenster zu mancher Zeit Corpora und Leiber an sich nemen, und bald in dieser bald in einer andern Gestalt den Leuten erscheinen: ich rathe aber, alldieweiln ich die Art dieses Geistes schon kenne, verschaffet, daß man ihn nicht beleidige, sondern ihr und euer Gesind gewohne ihn, sintemal er doch weder groß poltert, noch Untreue spielt; so es aber solte geschehen, daß [410] man ihn etwan beleidigte, würdet ihr endlich einen bösen Ausgang sehen: und daß deme also seye, so wohnen diese Geister gern in alten Häusern, in finstern Oertern, und dicken Pfühlen, item in tieffen Wassern, düstern Hölen und finstern Wäldern.

Ich bitte aber schließlich den Junckern, ihr wollet, wie gesagt, den Geist also gehen und walten lassen, bis ich werde zu euch kommen, alsdenn will ich dahin trachten, wie der Geist gar aus dem Schloß möge vertrieben werden.

Datum etc.

[391] Anmerckung.

I. Bey diesem, daß allhier D. Faustus den Geist oder das Gespenst aus dem Schloß vertreiben und beschwören will, fällt die nothwendige Frag für, ob man die Gespenste befragen, wer sie seyn, was sie wollen; oder solche gar beschwören möge.

Es ist aber dieses sowol als jenes unrecht und wider Gottes Willen, indeme, daß wir wissen, daß er ein Lügner ist, Joh. 3. v. 44. Darnach weil davon in GOttes Wort kein Befehl zu finden, daß man es thun soll, auch keine Verheissung, daß es GOtt wolle schaffen und machen, daß uns die Gespenste erscheinen, und unsern Willen thun sollen: zumaln es überdas auch gefährlich ist; denn wer den Teuffel und seine Gespenst unruhig machet, oder ihr begehret, sie fürfordert, sie beschwöret das zu sagen, was man sie fragt, der begibt sich gewißlich in die gröste Gefahr, und kan leichtlich darinnen umkommen, und ihme ergehen wie Syrach sagt Cap. 3. v. 27. Wer sich gerne in Gefahr gibt, der verdirbt darinnen.

Denn wenn gleich der Teuffel in der heiligsten Gestalt erscheinet, und sich stellet, als ob er von uns sey unruhig gemacht, oder von uns genöthiget worden zu erscheinen, und er sich unserm Gebot und Willen unterwirfft, thut er es doch zu seinem Vortheil, uns aber zum Schaden und Verderben. Denn es ist und bleibt in diesem Stück wahr, was ein alter Scribent geschrieben: Der Teuffel stellet sich unterweilen, als wenn er gefangen wäre, auf daß er dich fange, als wenn er gebunden wäre, auf daß er dich binde, als wenn er deiner Gewalt unterworffen wäre, auf daß er dich ihm unterwerffe, als wenn er von dir einge schlossen wäre, auf daß er dich ewig einschliesse.

Wie giengs jenen sieben Söhnen Scevæ deß Hohenpriesters? diese waren Beschwörer, und beschwöreten die bösen Geister in den Besessenen, aber es bekam ihnen übel, denn der Mensch, in dem der böse Geist [411] war, sprang auf sie und ward ihrer mächtig, und warff sie unter sich, also daß sie nacket und verwundet aus demselbigen Haus flohen, wie zu lesen in der Apostel Geschicht im 19. v. 13. So kans auch andern ergehen, die den Teuffel und seine Gespenste in ihrem Nest verunruhigen und beschwören wollen auf unerlaubte und aberglaubische Weise: und obschon der Geist und das Gespenst manchmal ihnen gehorsamet, suchet doch der Teuffel ein anderes dardurch, oder wol dieser Beschwörer zeitliches und ewiges Verderben.

[392] Also erzehlet oftgedachter Herr Harsdörffer im fünfften Theil deß grossen Schauplatzes Jämmerlicher Mordgeschicht Hist. 122. daß einer, der das Zauberwesen sonderlich liebte, mit etlichen Studenten von Basel, Anno 1625. auf Straßburg gefahren, und indem er gehöret, daß man von Gespensten geredet, und wie man selbe besprechen und beschwören solle, hat er dieses fleissig in Obacht genommen, die Wort deß Segens auswendig gelernet, und als er kurtz hierauf vernommen, daß sich auf einem Dorff ein solcher Geist sehen liesse, erkühnte er sich, solchen mit den erlerneten Worten zu besprechen.

Das Gespenst sagte, daß eine Bauren-Magd ihr unehlich Kind der Orten vergraben, welches Geist nicht ruhen könte, bis die Dirn bestrafft, etc. Dergleichen Besprechungen mit den Gespensten hat ihn viel Geld verdienen machen, und ist er deßwegen in der Stadt Straßburg, und in dem gantzen Elsaß bekant gewesen.

Nach geraumer Zeit kommet der Ursacher solcher Gespenste zu ihm, und begehret, weil er ihn viel Geld verdienen machen, so soll er ihm sein Kind, welches er erzeugen würde, ungetaufft geben. Dieses willigte der Bößwicht, zeugte aber kein Kind mit seinem Weibe, welcher seine Händel unwissend waren; deßwegen verfügte sich der Teuffel wieder zu ihm, und beredet ihn, daß er ihm mit seinem Blut Leib und Seel verschriebe. Inzwischen und nach solcher abscheulichen Unthat hat er sehr viel Gespenster den Reichen in die Häuser erbannet, selbe besprochen, und gegen Almos geben an gewissen Tagen, oder Stifftung in arme Häuser, u.s.f. wieder vertrieben. Sonderlich aber hat er die Sontag beobachtet, und vorgeben, kein Gespenst antworte ihm an solchem Tag. Durch dergleichen Sachen hat er der Orten das Papstum etlicher massen wieder einführen wollen, und auch zu Zeiten deß Fegfeuers gedacht, wie er selbsten bekennet.

Die Herren Geistlichen zu Straßburg haben diesen Beschwörer in das Gefängniß werffen machen, und weil er sich auf die Schrifft bezogen, daß kein Reich, das mit ihm selbst uneinig wird, bestehen könne, und daß er nicht durch den Beelzebub, sondern durch GOttes Wort die Gespenster austreibe; hat ihnen auch den Trutz geboten, daß sie deßgleichen [412] thun solten, oder darbey seyn, wenn er mit den Geistern rede, dazu sie aber keinen Lust gehabt. Kurtz zu sagen, er hat sich heraus ge[393]wunden, daß er wieder los kommen und den Gespenst-Handel ärger als zuvor getrieben.

Es fügte sich aber, daß er in einem reichen Haus ein Gespenst vertrieben, mit dem Vorgeben, daß man in das Waisenhaus zwantzig Gulden zahlen solte, so würde der Geist ausbleiben. Dieses Geld wird ihm zugestellet, sol ches dahin zu tragen, welches er auch angenommen, aber etliche Gulden davon behalten; deßwegen er denn, auf der Herren Geistlichen inständiges Anhalten, wiederum in Verhafft gebracht worden. In seinem Haus fanden sich Brieffe, Salben, Wurtzel und dergleichen, welche ihn nach allen Umständen der Zauberey verdächtig machten, daß man ihn auch an die Peinliche Frag wirfft, und doch nicht zu bekennen zwingen kunte.

Einer unter den Herren Schöpffen sagte, er solte den Speichel aus dem Mund speyen, weil er sahe, daß er die Lippen gleichsam verschlossen hatte: so bald er solches gethan, hat er alles bekennet, und was er mit dem Satan gehandelt, heraus gesagt. Als er einsten in die Verhör gehen sollen, und einen Abtritt zu nemen begehrt, hat ihn ein kolschwartzer zottiger Hund an ein Fenster aufgehoben, und als vermeint, der Geist solte ihn davon führen, hat er ihn aber herab in den Stadtgraben fallen machen, von dar er wieder herauf geholet werden müssen.

Nachdeme sich nun befunden, daß dieser Beschwörer viel verhext, gelähmet, bezaubert, und um das Geld, mit seiner Beschwörung betrogen, ist er zum Tod verurtheilt worden, daß er erstlich enthauptet, hernach aber verbrennet werden solte, mit allem seinen zauberischen Geräthe, wie erfolget. Als er nun ausgeführet worden, hat er wenig gebetet, und ohne Andacht, sondern vielmehr geschertzet, und deß Henckers gespottet, vielleicht verhoffend, der Satan, dem er gedienet, werde ihn in solcher Noth erretten. Auf dem Richtplatz aber ist ihm alles Hertz entfallen, hat zu Zagen und zu Zittern angefangen, und ist mit Judas-Reue dahin gestorben.

Jedoch, was gedachtes Beschwören der Gespenster betrifft, ist solches gantz und gar nicht zu verwerffen, wenn nemlich dardurch eine deß Christlichen Glaubens und Vertrauens auf Gott volle Zurede verstanden wird, da man dem bösen Geist, aus solchem Glauben und Vertrauen auf GOtt befiehlet zu weichen, und von seinem Molestiren, Poltern und Schrecken ablassen, und niemand damit nicht weiter zuzusetzen, als die [394] wir mit dem Blut deß Sohns GOttes erlöset seyn. Doch aber soll man sich hierbey in den Willen GOttes ergeben, daß wenn es ja [413] ihm also gefällig, dem Teuffel solches über uns die Zeit unsers Lebens zu verhängen, man alsdenn seinen Willen richte und ihm das gefallen lasse, was GOtt haben will.


II. Wenn man aber fürs ander fragen solte, wie man denn dieser Gespenster, und ihres Polterns, in diesem und jenem Ort, los werden könne; ist zu wissen, wie M. B. Waldschm. Concion. 9. de Spectr. schreibt, daß die erlaubte und dem Wort GOttes gemässe Art und Weise den Geistern zu begegnen, bestehe im rechten Gebrauch der jenigen Mittel, welche wir darwider in GOttes Wort vest gegründet finden, und die wir auch zur Hand nemen sollen: denn das ist 1. Das andächtige Gebet; mit welchem man sich dem lieben GOtt, dem himmlischen und allmächtigen Schutzherrn, dem treuen Hüter Israelis, der nicht schläfft noch schlummert, in seinen vätterlichen und gnädigen Schutz befehlen, auch Ihn um seine liebe heilige Engel anruffen solle, daß sie uns GOtt zu senden, und ihnen über uns Befehl thun wolle, uns wider den Teuffel und seine Gespenste zu behüten. Wie wir nun insgemein in aller Noth bitten sollen: also sollen wirs in dieser Noth auch insonderheit thun, wenn wir von den Gespenstern erschreckt, angefochten und geplaget werden: nicht gedencken, wie ihrer viel thun, daß solche Gespenste mit grossem Fluchen, daß sich darüber der Him mel entfärben möchte, vertrieben werden, denn dieses ist kein dienliches Mittel darzu. Er der Teuffel weichet wol willig und gerne, wenn man greulich fluchet, denn er hat solcher Gestalt schon halb gewonnen. Gleichwie man den Soldaten gemeiniglich mit frieden läst, und ihm nicht weiter zusetzet, der sein Gewehr gegen den Feind fallen läst, und um Quartier rufft: also wer dem Teuffel tapffer sacramentiret und fluchet, den läst er gern unangefochten, und weichet von ihm, er gibt ihm gern, so zu reden Quartier, und läst in gehen; denn er läst die rechte Waffen wieder ihn fallen, und ergibt sich. 2. Soll aber das Gebet GOtt angenem seyn, und von ihm erhöret werden, so muß auch das ander Mittel sich dabey finden, nemlich das veste und glaubige Vertrauen auf GOtt. Ist das nicht bey dem Gebet, so taugts nicht, denn der Mensch muß beten im Glauben, Jacobi im 1. v. 6. Ohne den Glauben ists unmüglich GOtt gefallen, zum Hebreer. im 11. v. 6. Der hat auch grosse [395] Stärcke und Krafft wider den Teuffel und seine Anläuffe. Denn der Glaub ist der rechte Schild, mit welchen wir auslöschen können alle feurige Pfeile deß Bößwichts, wie Pauli Wort lauten zum Ephesern im 6. v. 16. Und ob er schon herum gehet wie ein brüllender Löw, uns zu verschlingen, so können wir ihm doch, widerstehen im Glauben, 1. Petri 5. v. 8. In solcher glaubiger Zuversicht können sie dem Teuffel und allen Teuffelsgespensten trutz bieten [414] und sagen: Ist GOtt für uns, wer mag wider uns seyn? Römer. 8. v. 31. Der HErr ist mir zur Rechten, darum werde ich wol bleiben, Psalm 16. v. 8. Das 3. Mittel ist, der rechte Gebrauch deß Worts GOttes, welches uns der heilige Paulus wider die böse Geister zu gebrauchen an die Hand gibt, wenn er Ephes. 6. v. 17. sagt: Nemet das Schwerd deß Geistes, welches ist das Wort GOttes.

Wir müssen aber aus GOttes Wort kräfftige Trost und Kernsprüche sonderlich heraus nemen, und sie dem Teuffel entgegen halten, nemlich aus dem ersten Buch Mosis im 3. v. 15. daß deß Weibes Samen der höllischen Schlangen hab den Kopff zertretten; mit welchem Spruch jener fromme Bergmannn zu Freyburg in Meissen den Teuffel vertrieben hat. Item daß der Sohn GOTTES in die Welt kommen, daß er deß Teuffels Werck zerstöre, 1. Johan. 3. v. 5. und hab dem Teuffel seine Macht genommen, 1. Hebreer. 2. v. 14. und hab die verdamte Geister mit Ketten der Finsterniß zur Höllen verstossen, daß sie zum Gericht behalten werden, 2. Petr. 2 v. 4.

Herr Lutherus sagt hievon in seiner Kirchen-Postill also: solch Schreckniß der Geister solst du frey und frölich in den Wind schlagen, und dich für ihnen nicht fürchten, so werden sie dich auch wol mit frieden lassen. Und ists, daß du etwan in einem Haus einen Polter- und Rumpel-Geist hast, so mache nicht viel Disputirens, und wisse, daß da kein guter Geist ist und er nicht von GOtt komme, mache das Creutz für dich, und fasse nur den Glauben zu Hertzen; hat ihm GOtt verhängt dich zu straffen, wie den frommen Hiob, so sey bereit und leide es willig, ists aber sein eigen Spiel, so verachte ihn mit starckem Glauben, und erwege dich nur frisch auf GOttes Wort, denn er wird dir GOttes Wort nicht abbeissen, da hab keinen Zweiffel.

Das vierdte Mittel ist der Trost der heiligen Tauff, daran wir uns vest halten sollen. In der heiligen Tauff haben wir dem Teuffel und allen seinen Wercken und Wesen abgesagt, [396] haben uns aber auch zugleich in Kampff und Streit mit ihm eingelassen, ritterlich wider ihn und sein gantzes Reich zu streiten. Daher sagt Orige nes zu einem getaufften Christen: Bist du zum Taufstein kommen, so hat da dein Streit und Kampff seinen Anfang genommen.

Wie wir nun diesen Feind die Zeit unsere Lebens für uns haben mit ihm zu kämpffen, also müssen wir auch in diesem Fall, wenn er uns durch seine Gespenste viel krumme Sprünge macht, uns nicht weich finden lassen, sondern mit einem hertzhafften geistlichen Mut uns gefast machen, und es getrost auf GOttes verheissenen Beystand wagen, und ihm Widerstand thun, daß wir das Feld behalten, und er weichen müsse. Dieses können wir aber desto hertzhaffter thun, wenn wir uns der [415] heiligen Tauff erinnern und trösten, darinnen wir Christo JEsu einverleibet worden, und ihn angezogen haben, zum Galatern im 3. v. 27. seynd auch durch Krafft und Würckung der heiligen Tauff vom Teuffel und seinem Reich erlöset worden, und hat uns GOtt in seinem Gnaden-Bund auf- und angenommen, den wird Er ihm durch den Teuffel nicht brechen lassen, oder zu nichte machen.

Herr Lutherus erzehlet hiervon ein schönes Exempel, daß ein Doctor der Artzney gewesen sey, der hab in der Kirchen zu gesehen, wie man ein Kindlein getaufft hat, und hat die Wort deß Sacraments mit Fleiß hören sprechen, und daraus einen starcken Glauben geschöpfft, daß er mit grosser Freudigkeit gesagt: wenn ich wüste, daß ich mit diesen Worten, gleich als diß Kindlein, getaufft wäre, so wolte ich den Teuffel nicht mehr fürchten. Als nun deß Kinds Gevattern und die andern, so sonst um den Tauffstein gestanden, zu ihm gesagt, daß er eben also getaufft wäre, und man hätte diese Wort bey seiner Tauff auch gesprochen, da hat er, der Doctor, noch einen grössern Mut und Geist genommen, daß er weder den Teuf fel, noch kein Unglück fürchten wolte.

Darauf sichs zugetragen, daß der Teuffel diesem Doctor erschienen, in Gestalt eines zottigen Bocks, mit langen Hörnern, und hat sich an der Wand sehen lassen, welches der Doctor, daß es der Teuffel wäre, hat gemerckt, deßwegen ein Hertz gefast, den Bock bey den Hörnern erwischt, ihn von der Wand gerissen auf den Tisch geschlagen, daß ihm die Hörner in der Hand geblieben, und der Leib verschwunden. Dieses hat ein anderer gesehen, und gedacht, ey hat diß der Doctor [397] gethan, ich wills auch thun, bin ich doch sowol getaufft als er: und da ihm auch der Teuffel in eines Bocks Gestalt begegnet, ist er ihm aus Vermessenheit an die Hörner gefahren, aber der Teuffel hat ihm den Hals umgedrehet, und ihn erwürget.

Das fünffte Mittel ist, die Bewahrung eines guten Gewissens. Ein gutes Gewissen ist ein herrlicher Schatz, ein tägliches Wolleben, Prov. 15. v. 17. darbey ein Mensch freudig zu GOtt seyn, und den Teuffel und seine Anfechtungen desto weniger achten kan. Denn wenn ihn sein Hertz nicht verdamt, so hat er eine Freudigkeit zu GOtt, 1. Joh. 3. v. 21. Und wenn ihn sein Gewissen seiner Sünden, und seines gantzen Lebens halben nicht beisset, wie Hiob im 27. v. 6. redet, so kan er gutes Mutes seyn; und wie er in aller Trübsal und Anfechtung nicht Ursach hat sich zu fürchten, also hat er auch bey seinem guten Gewissen insonderheit nicht Ursach sich für dem Teuffel und seinen Gespensten zu fürchten, sondern er kan ihm seine Anläuffe und Stürme, wie hefftig er auch ansetzet, mannlich abschlagen: darum sollen wir [416] uns befleissigen, daß wir Glauben und gutes Gewissen bewahren, und also eine gute Ritterschafft üben, nach Anmahnung Pauli, 1 Timoth. 1. v. 18.

Das sechste Mittel ist, die fleissige Abwartung seines Amts und Beruffs, darein GOtt einen jeden gesetzt hat, dessen wir treulich abwarten, und ein jeder also wandeln soll, wie ihn der HErr beruffen hat, 1. Corinth. 7. v. 17. und was ihm GOtt befohlen hat, deß neme er sich stets an, Syrach 3. v. 22. unterlasse aber allen Fürwitz in ein fremdes Amt zu greiffen; denn bey seinem Beruff, Amt und Arbeit kan er sich desto mehr deß Göttlichen Beystands und Hülffe trösten, und werden die Teuffels-Gespenste desto weniger bey ihm ausrichten.

Diesen Raht gab einsten Herr Lutherus einem Pfarrer, der ihm klagte, wie der Teuffel deß Nachts ein Stürmen, Poltern, Schlagen und Werffen in seinem Haus hätte, daß er ihm auch seine Töpffe und höltzerne Gefässe zerbrechete, und er keinen Fried für ihm hätte, denn er werffe ihm die Töpffe und Schüsseln an Kopff hin, daß sie in Stücken springen, und lache seiner noch darzu, daß er ihn offtmal lachen hörete, er sehe aber nichts. Darauf sprach Herr Lutherus also zu ihm: Lieber Bruder sey starck in dem HErrn, und sey deines Glaubens an Christum gewiß, weiche diesem Mörder dem Teuffel nicht, leide und dulte sein äusserlich Spiel und Lermen, auch den [398] geringen zeitlichen Schaden, daß er die Töpffe und höltzerne Schüsseln zerbricht, denn er kan dir doch an der Seelen und am Leib nichts thun, das hast du bishero in der That also erfahren, denn der Engel deß HErrn hat sich um dich her gelagert, der schützet und behütet dich, darum laß den Teuffel immer hin mit den Töpffen spielen, du aber bete zu GOtt mit deinem Weib und Kinderlein, und sprich getrost: Trolle dich Satan, ich bin Herr im Haus, und nicht du. Also soll man zum Teuffel sagen, wenn er von sich selbst kommt, und man ihn mit den Sünden nicht hat zu gast geladen, oder gleichsam einen Boten geschickt, denn spreche man: Ego authoritete divina hîc sum paterfamilias, et vocatione cœlesti Pastor Ecclesiæ, das ist: durch Göttliche Macht und Befehl bin ich in diesem Haus Herr, und hab einen himmlischen Beruff, daß ich Pfarrer in dieser Kirchen bin, deß hab ich Zeugniß im Himmel und auf Erden, darauf poche ich; aber du Teuffel schleichest in diß Haus als ein Dieb und Mörder, warum bliebest du nicht im Himmel? wer hat dich herein in diß Haus geladen?

Also sollen auch wir auf unsern Beruf trotzen, denselben dem Teuffel vorhalten, so wird er desto eher weichen, und uns mit frieden lassen.

Das 7. Mittel ist, das geistliche Singen und Musiciren. Die liebe [417] Music ist eine sonderbare Gabe GOttes, und um deßwillen dem Teuffel desto verhaster, nicht zwar eben um deß Wollautens willen, sondern um der gottseligen und tröstlichen Wort willen, die darunter gesetzt, und in wahrer Gottesfurcht aus glaubigem Hertzen gesungen werden, und man also dem HErrn singet und spielet im Hertzen, Ephes. 9, v. 19.

Herr Lutherus sagt: der Teuffel ist ein trauriger Geist, und macht traurige Leute, darum kan er Frölichkeit nicht leiden, daher kommts, daß er von der Music aufs weitest fleucht, bleibet nicht, wenn man singet, sonderlich geistliche Lieder.

Also ist anderswo in dieser D. Fausti Histori Anregung gethan worden, welcher Gestalt ein Teuffelsgespenst und Poltergeist einen frommen gottesfürchtigen Alten hefftig vexiret und verunruhiget hat, der aber sich bald, nachdem der fromme Mann das Lied, durch Adams Fall ist gantz verderbt, etc. angefangen zu singen, davon gemachet, und hinfort nicht mehr hören lassen.

Das 8. Mittel ist die Verachtung deß Teuffels; die kan er als ein stoltzer und hochmütiger Geist nicht leiden, [399] bevorab wenn bey solcher Verachtung keine Sicherheit sich befindet, sondern sie aus wahrem Glauben und vestem Vertrauen auf GOtt herrühret. Da läst er denn mit seinem Poltern, Rumpeln und Schröcken nach. Wenn ein Hund einen anbellet, man aber dessen nicht achtet, sondern fort und fürüber gehet, so beisset er nicht allein nicht, sondern er höret auch auf zu bellen, wenn man ihn aber mit Schlägen oder Werffen reitzet, so fället er desto eher an und beisset: also höret der Teuffel mit seinen Anfechtungen nimmer auf, wenn er sihet, daß man sich für ihm fürchtet, und ihn nicht verachtet, sondern man fördert und hilfft ihm je mehr und mehr, darvon erzehlet Lutherus aus den vitis Patrum diese Geschicht:

Daß einsmals ein Altvatter hab gesessen und gebetet, und da sey der Teuffel bald hinder ihm her gewesen, und hab ein Gerümpel gemacht, daß den Altvatter gedaucht, er höre einen gantzen Hauffen Säu kirren und gruntzen, wormit ihn der Teuffel schröcken, und am Gebet hindern wollen; der Altvatter aber hab gesprochen: Ey Teuffel wie ist dir so recht geschehen, du soltest seyn ein schöner Engel, so bist du nun zu einer Sau worden. Darauf hab alsobald das Kirren und Gethön aufgehöret, denn es hab der Teuffel diese Verachtung nicht leiden können.

Auf solche Verachtung sahe Lutherus, da er einsten einem Mann von Magdeburg diesen Raht gab, er solte ihn verachten, davon er selbst also sagt, Colloq. Mens. p. 206. Da das Evangelium angieng, legte sich der Teuffel drein, und liesse nicht gern ab von dem Poltern, denn er hätte zu Magdeburg gern das Fegfeuer erhalten. Nun war aber da ein Burger, dem starb ein Kind, dem ließ er nicht Vigilien [418] und Seelmeß singen, denn es kostete trefflich viel. Da fieng der Teuffel ein Spiel an, und kam alle Nacht um acht Uhr in die Kammer, und winselte wie ein jung Kind, dem guten Mann ward darüber bang, wuste nicht wie er ihm thun solte. Da schreyen die Pfaffen, ey da sehet ihr wie es gehet, wenn man nicht Vigilien hält, wie thut das arme Seelichen? darum schickte der Mann, auf Beyrathen anderer, an D. Lutherum, und ließ ihn um Rath fragen, der ihme denn wieder zugeschrieben, er solte keine Seelmeß halten lassen; denn er und sein gantzes Haus solten gewiß dafür halten, daß es der Teuffel wäre, der solches alles anrichtete. Das thäten nun die Kinder und das Gesinde, verachteten nemlich den Teuffel, und sprachen: Teuffel was machst du hier? hast du sonst nichts zu schaffen, hebe dich du verfluchter Geist dahin du gehörest, in den Abgrund der Höllen.

[400] Wie nun der Teuffel das merckte, da war er kein Kind mehr, sondern er polterte, stürmete, warff und schlug, und that scheußlich, ließ sich oft sehen wie ein Wolff, der da heulte, aber die Kinder und jedermann im Haus verachteten ihn. Wenn irgend eine Magd mit dem Kind die Treppen oder Stiegen hinauf gieng, so trappete er mit den Händen hernach, so sagte denn das Gesind, huy bist du toll, u.s.f. Demnach sie nun diß und anderes Spottwerck mit ihm genug getrieben, ist der Teuffel mit seinem Poltern aussen blieben, quia superbus est Spiritus, et non potest ferre contemptum, weiln er ein stoltzer Geist, und nichts üblers vertragen kan, als wenn man ihn verachtet.

Und das seynd also die vornemsten Mittel, mit denen man dem Teuffel und seinen Gespensten begegnen kan und soll.

[419]
Das 8. Capitel
Das achte Capitel.
Von einem Schatz, den D. Faustus gegraben.

DAs tägliche Wolleben D. Fausti erforderte täglich viel Geld, welches zu überkommen, er seinem Geist Mephostophili fast ohn Unterlaß anlage, nachdem es nemlich auf die Letze mit den andern Mitteln gekommen. Damit nun D. Faustus in seiner Sicherheit gestärcket, und ja an keine Lebens-Besserung gedencken möchte, worzu er etwan noch in Ermangelung der Geldmittel kommen und gelangen dörffte, zeigete ihm der Geist bey einer alten verfallenen Capellen, nicht gar weit von der Stadt Wittenberg gelegen, einen Schatz, welcher nach deß Geistes Anzeigung, vor vielen Jahren von einem alten geitzigen Mann daselbst hin vergraben worden: diesem gienge nun D. Faustus einsten bey Nachtzeit nach, und grube und erhebt einen Hafen, welcher aber bey der Erhebung nicht anderst anzusehen gewesen, als ob viel ange[401]zündete Liechter darinn brenneten, darzu gleich darbey eine sehr grosse feurige Schlange gelegen, den Schatz zu verwahren.

D. Faustus beschwur bald die Schlange, die denn zur Stund verschwand, und da er den Hafen eröffnet, sihe da lag nichts anders darinnen als lauter Kolen, grosse und kleine. Er name aber auf Befehl deß Geistes, und brachte diese Kolen alle zu Hause, welche denn daselbst sobald wiederum in ihren vorigen Stand gekommen, nemlich in eitel silberne und guldene Müntze; daran die gantze Summa, immassen sein Famulus, Christoff Wagner bezeuget, sich über tausend Gulden Wehrt erstrecket hat. Wormit er sich denn aufs neue gute Tage geschaffet.

Anmerckung.

I. Es ist zu erbarmen, ist auch schröcklich anzuhören, daß manche Leute von dem Teuffel verblendet, und vom Geitz also besessen seyn, wenn sie gros Geld und Gut haben, daß sie es ihnen selbst nicht zu guten kommen lassen, viel weniger es ihren Freunden und Nachkommen vergönnen wollen, sondern vergraben und verstecken das in ungelegene unfreundliche Örter, da denn der böse Geist ihr Custos und Verwalter [420] darüber ist. Und dieses, wie gesagt, geschihet aus einem teufflischen Haß und Mißgunst, denn sie gönnens niemand anders, sondern sie wollen lieber, daß es die Motten und Würmer verzehren, und nimmer an das Tagesliecht kommen, darmit nur kein Mensch davon etwas geniesse: und ob sie schon anderer Gestalt mit solchem Geld viel erobern könten, wollen sie doch eher ihres eigenen Nutzens entbeeren, denn daß ein anderer auch Nutz darvon bekomme; zuwider der Vermahnung deß weisen Syrachs, im 29. v. 13. Verleur gern dein Geld um deines Bruders und Nechsten willen, und vergrabe es nicht unter einen Stein, da es doch umkommt. Und Horatius sagt:


Quid juvat immensum te argenti pondus et auri

furtim defossa timidum deponere terra?


[402] Zudem seynd diese geitzige mißgünstige Hertzen diebischer Neigung. Denn das Geld, welches sie ihren oft armen Befreunden und Nachkommen solten lassen von Rechtswegen zukommen, dasselbige vergraben sie, und entwendens denen, so es sonsten gebühret.

Die alten Hebreer, wie Bodinus erwehnet, Dæmonom. Teutsch, p. 166. waren der Meinung, daß die jenigen, welche ihre Schätze in die Erden vergraben, und sonderlich die, so sie mit ungerechten Händeln zu wegen gebracht haben, um solcher ihrer Gottlosigkeit willen, bey ihren Schätzen die Verdamniß und grosse Plagen ausstehen, und deß Angesichts oder Anschauen GOttes beraubet seyn müssen.

II. Znm andern vernimt man aus der Histori, daß bey Erhebung deß Schatzes nit allein eine feurige Schlange gelegen, und andere Gespenster mehr gleichsam solches haben verwehren wollen, sondern es seye auch das Gold und Silber zu lauter Kolen worden; welches ob es, wie vermutlich, durch den Teuffel, und ob es bey allen Schätzen pflege zu geschehen, wollen wir diß Orts nicht ausführen; mehrmaln aber ist beedes geschehen.

Als Christoff Wagner einsten in einem alten Schloß bey Saltzburg einem vergrabenen Schatz nachgrube, da sprang gegen ihm ein schwartzer ungeheurer Hund, der es wolte verwehren.

Und Ovidius zeiget an, daß Medea die Zauberin, dem Jasoni verheissen, wenn er sie zum Weib nemen wolte, daß sie ihm den gulden Fluß oder Schatz deß Königs in Colcho weisen wolte, den er auch ohn alle Gefahr würde überkommen; es bewache aber solchen Schatz oder gulden Fluß in bemeldtes Königs Garten ein Drach: Medea aber gab dem Jasoni einige Zaubermittel, wormit er den Drachen schlaffend gemacht, und den Schatz erhoben, allermassen hievon der Poet geschrieben:


Æsonides herbis sopit cantuque Draconem,

Arboris auricomæ qui vigil acer erat:

[421]

post modo felici securus obambulat horto,

aurea cumque suo vellere mala rapit.


Um das Jahr Christi 1520 (wie Stumpffius in Chron. Helvet. berichtet) war zu Basel ein einfältiger stammlender Schneider, der geriethe ohngefehr in die Höle bey Ruffach, gieng immer tieffer hinein, als vor ihm von niemand geschehen, und sahe allerhand wunderliche Sachen. Als er sich in die Höle begab, nam er ein geweihetes Wachsliecht in die [403] Hand, und kam erstlich an eine eiserne Thür, da er durchgangen, und ferner aus einem Gewölb in das ander, bis er endlich einen schönen grünen Garten funden, in dessen Mitten ein wolgezierter Pallast gestanden: allda zeiget sich ihm ein Bild, das vom Nabel an aufwerts gesehen als eine überaus schöne Jungfrau, unten aus aber einer abscheulichen Schlangen gleich gewesen, mit einer Cron auf dem Haupt. Die hat ihn bey der Hand ergriffen, wie er erzehlet, und zu einer eisernen Kisten geführet, auf welcher zween englische, schwartze Docken gelegen, die ihn mit schröcklichen Bellen abhielten; doch hätte die Jungfrau sie gleichsam mit Drohen gestillt. Darauf hätte sie einen Büschel Schlüssel vom Hals genommen, und den Kasten geöff net, allerhand guldene, silberne und kupfferne Römische heydnische Müntzen daraus ergriffen, und ihm gegeben, deren er denn nicht wenig mit sich heraus gebracht.

Er sagt auch, die Jungfrau hätte ihm erzehlt, sie wäre von königlichen Stamm geboren, und zu solchem Stand vorlängst verfluchet worden; könte auch nicht anderst erlöset werden, als wenn ein unbefleckter Jüngling sie dreymal küssete, denn würde sie zu ihrer vorigen Gestalt wieder gelangen, und ihrem Erretter all den grossen Schatz zu bringen. Er betheurte auch, er hätte die Jungfrau zweymal geküsst, und jedesmal so ungeheure Geberden an ihr vor Freud und Hoffnung der Erlösung gespürt, daß er sich gefürchtet, sie möchte ihn lebendig zerreissen.

Nach etlichen Jahren gieng ein Burger von Basel auch hinein in die Höle, aus Armut zu solcher Vermessenheit getrieben, fand aber nichts als Todtencörper ohne Fleisch. Und weil ihn ein jehlinger Schauder überlieff, eilet er geschwind wieder heraus, verlor seinen Verstand, und starb elendiglich nach dem dritten Tag. Diß war lauter Gespenst, und hatte der erste groß Glück, daß er nicht zum dritten Kuß kommen, nach welchem ihn der Teuffel ohne Zweiffel verschlungen und erwürget hätte.

Anno 1535 hat sichs zugetragen, daß zu Amberg am Abend Petri und Pauli etliche Bürger und Bürgerssöhne sich zusammen verbunden, und in einen hohen und ungeheuren Berg, 3. Meilwegs von Amberg, in [422] einem Gebürge, bey einem Dorff Predenwind gelegen, daselbst einen Schatz zu suchen, neun hundert Klaffter tieff hinein nach einer Schnur (damit [404] sie unverhindert den Weg wieder heraus treffen könten) mit Leitern, Liechtern, Picken, Hauen, Schauffeln, auch Proviant, Essen und Trincken, (so sie auf etliche Tag mit ihnen genom men, und jeder etwas getragen) gegangen seyn, und viel seltzame Abentheuer, Pallast, Bildwerck, Plätze, rauschende und fliessende Wasser, quellende Brunnen, doch alles finster und liechtlos gefunden haben. Item, sehr ungeheurer grossen Riesen Gebeine, viel todte verwesene Cörper unsäglicher Grösse, deren zum Warzeichen sie etliche mit sich heraus gebracht, viel Irrgänge und Schlupfflöcher, da sie etwan alle fünff und zwantzig nacheinander, wie die Schlangen durch die Löcher haben kriechen müssen. Haben zween Hauptmänner unter ihnen aufgeworffen, derselbigen Befehl zu folgen, und bey ihnen ihr Leben zu lassen, einen Eyd geschworen. Der eine Hauptmann ist vorn gegangen und gekrochen, der andere hinden an, damit keiner zuruck abwiche.

Einer aber unter den fünff und zwantzigen der heraussen der Freudigste, ist von ihnen flüchtig halb tod nach der Schnur wieder aus dem Berg kommen. Noch einer hatte viel geweihete Kräuter, Liechter, u. d. g. bey ihm getragen, ist im Berge mit einem Stein geworffen worden, sich hart verblutet, und bey nahe durch den Wurff um ein Aug kommen. Sie haben niemand gesehen, denn eine Gestalt eines Weibes, so solchen Wurff gethan, haben es für ein Gespenst geachtet. Letzlich als sie nicht weiter haben kommen können, seynd sie wieder umgekehret, und greulich gelb und halb todt aus dem Berge kommen, als sie ungefehr bey acht Stunden in demselbigen gewesen waren.

Solches hat Berthold Buchner, der mit im Berge gewesen, selbst also beschrieben. Prompt. Exempl. auf Sebast. Francken Chronic.

Auf eine Zeit haben etliche Gesellen zu Lyon in Franckreich, einen Schatz gesucht, und da sie zu graben angefangen, eine Stimme gehöret, als eines Menschen, der nahe dabey auf dem Rad lage, die sehr schrecklich gelautet und geruffen: fahet die Diebe, fahet die Diebe. Darüber seynd sie dermassen erschrocken, daß sie die Flucht genommen; aber die bösen Geister jagten ihnen nach, und schlugen tapffer auf sie zu, bis zum Haus hinein. Den folgenden Tag handelts so schrecklich im Hause, daß man gemeinet, es donnere. Von dem an haben sie sämtlich gelobet, hinfüro die Zeit ihres Lebens keine verbor[405]gene Schätze mehr zu suchen. Bodinus, Dæmonom. Teutsch, p. 167.

Nicht selten aber höret man, daß die Schätze, wenn man sie gräbet und suchet, auch allbereit darbey ist, etwan verrücket, oder in Kolen verwandelt werden; immassen erstgedachter Parlements-Herr l. c. gedencket, [423] er habe von einem Lyoner vernommen, daß er und seine Gesellen durch Zauberey einen Schatz zu Arenveil bey Paris haben ausgespähet: auch so weit darmit kommen, daß sie ihn nun ergraben gehabt. Indem aber der Meßpfaff das Kästlein, darinnen der Schatz verschlossen lag, zu erheben vorname, ward es ihm gleichsam unter den Händen durch einen ungestümmen Wind hinweg gerückt, und fiele ein gutes Stuck von einer Mauren auf ihn, darvon er sein leben lang hat hincken müssen. Darum am besten, mit solchen Schätzen unverworren seyn.

Es ist auf eine Zeit ein Pfarrherr zu Dontzdorff, oberhalb Gemünd gesessen, und in seinem Garten einen Baum gefället, darunter er Kolen gefunden, die glitzerten etlicher Massen, darob er sich verwundert, und darvon etliche in seinen Sack eingestecket: als er nun nacher Haus kommen, und die Kolen wollen heraus thun, sihe, da waren es so viel Goldgulden, so viel nemlich er Kolen hinein geleget, und mit sich heimgetragen hatte. Er lieff bald wieder dem Garten zu, in Willens derer mehr zu holen, aber da war nichts mehr anzutreffen.

[424]
Das 9. Capitel
Das neundte Capitel.
D. Faustus stellet einem Cardinal zu ehren eine Lufftjagt an.

D. Faustus würde auf eine Zeit etlichen Studenten, als vertrauten guten Freunden zu willen, die Leipziger Ostermesse zu besehen; machten sich demnach mit einander reisefertig, und kamen allda an zu rechter Zeit. Es kam aber eben damals auch daselbst an ein vornemer Cardinal, Namens Campegius, dem thäte der Magistrat der Stadt alle Ehre an: dieser fuhre deß andern Tags aus der Stadt mit seinen Leuten an einen nahgele[406]genen lustigen Ort, frische Lufft zu schöpffen; solches, weil es D. Faustus erfuhre, und weil er ihn auch gern sehen wolte, gieng er mit seiner Gesellschafft zu Fuß hin an selbigen Ort.

D. Faustus gedachte bald bey sich, wie er auch dieses Orts sich mit seiner Kunst hervor thun, und diesem Herrn etwas zu gefallen thun möchte, damit er von ihm bey seiner Anheimkunfft zu Rom etwas zu sagen hätte; darauf sagte er zu seinen Gesellen: Lieben Herren und Freunde, in Ermanglung anderer Kurtzweil, will ich diesem Fürsten zu Ehren eine sonderbare Jagt anstellen, die doch dem Landsfürsten in seinem Territorio und daran hafftenden Rechten nicht præjudicirlich seyn soll; ihr aber bleibet allhier stehen, und sehet zu.

Alsbald darauf zog daher sein Mephostophiles, mit vielen Hunden begleitet, und er gieng auch daher wie ein Jäger; D. Faustus setzte sein Hörnlein an, und bliesse; zur Stund sahe man in der Lufft daher fahren bald einen Fuchsen, bald einen furchtsamen Hasen, denen denn Mephostophiles mit den Hunden, D. Faustus aber mit seinem Hörnlein immer nachfolgten. Die Hunde ängstigten und trieben die Füchse und Hasen so weit in die Höhe, daß man sie kaum mehr sehen kunte, bald kamen sie wider herab, und hatte der Cardinal darob eine sonderliche Freude, als der ohne das dem Jagen sehr ergeben war, und diß währete fast bey einer Stunden, alsdenn verschwanden die Jäger, die Hunde, Füchse und Hasen, [425] und D. Faustus fuhre gleichsam aus der Lufft herab an den Ort, wo seine Gesellen stunden und zuschaueten. Dieß sahe auch der Cardinal, ließ dero[407]halben bald seiner Diener einen dahin lauffen, um zu sehen, wer doch diese Person wäre.

Da nun dem Cardinal hinterbracht wurde, daß es der D. Faustus wäre, von welchem er bereits viel wunderliche Abentheuer erzehlen hören, erfreuet er sich, ließ ihn durch einen Edelmann bitten, daß er auf dem Abend sein Gast seyn, und mit seiner Tafel und Tractamenten vorlieb und willen nemen solte.

Als D. Faustus erschienen, erzeigte ihm der Cardinal allen geneigten Willen, versprache ihm, wenn er mit ihm nach Rom kommen wolte, daß er ihm allda zu einer grossen Würde befördern wolte, alldieweil ihm nicht unbewust war, wie er mit seinen Prognosticis zum öfftern auf das genaueste zugetroffen, u.s.w. Dieses geneigten Willens aber, und sothaner Verheissung wegen, bedanckte sich D. Faustus zum höchsten, antwortete ihm, er habe Guts genug, wie auch Hoheit genug, denn ihm der höchste Potentat der Welt unterthänig; name also von dem Cardinal unterthänigen Abschied.

Anmerckung.

I. Bey diesem Jagteuffel D. Fausti wollen wir etwas melden von dem täglichen Jagen, wormit grosse Herren, u.s.f. sich üben und belustigen.

Daß nun das Jagen an sich selbst nicht bös, sondern ein feines Exercitium und Lustwerck seye, denen erlaubt und vergönnet, qui sine injuria et pernicie subditorum, die es ohne gewaltsame und unrechte Vergreiffung an ihren Unterthanen, und auch ohne Schaden und Verderbung gebrauchen; jedoch jederzeit daß solches verrichtet werde (wie Herr Lutherus erinnert) ohne Gottslästerung und Entheiligung seines Göttlichen Namens, ohne Verabsäumung und Hinderung deß Gottesdiensts, ohne Nachtheil deß Ackerbaues, und Getreides, ohne [408] Schaden und Beleidigung der Unterthanen; ist zu schliessen aus den Worten deß Schöpffers aller Creaturen, da er ausdrüc klich zum Menschen gesprochen: herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel, und über alles Thier, das auf Erden kreucht. Solch Jagen kan GOtt wol dulten, ist auch von der Natur und allen Rechten zugelassen. Es wird aber zur Sünde, wenn mans mißbrauchet, entweder [426] wenn man die Regierung und andere Amts-Verrichtungen beyseits setzet, einig und allein aber dem Jagen abwartet und obliget.

Actæon verließ seine Haushaltung, und legte sich gantz und gar auf das Jagen, ward auch darüber zum armen Mann; darum tichteten die Poeten von ihm, daß ihn seine Hunde aufgefressen hätten.

Als der löbliche Käiser Otto, dieses Namens der Dritte, geregiret, verwaltete selbiger Zeit Marggrav Hugo zu Brandenburg die Landschafft Toscanien. Dieser Marggrav beflisse sich mehrentheils nur deß Jagens, und überliesse fast die gantze Regierung den Räthen, mit grossen Mißfallen deß bedrängten Volcks. Er jagte aber einsten gar lang in den Abend hinein, und verlore sich von seinen Leuten, wuste in dem Wald weder aus noch ein, er ersahe aber in der Nähe eine Höle, darein stiege er, und befahle sich GOtt in Erwartung deß Tags.

Nun plagten die Nacht über diesen sonst frommen Herrn die Gespenster sehr, welche meinstentheils in Jäger-Habit in und vor der Hölen erschienen, also, daß er sich fast zu tod gefürchtet, und mit Schmertzen deß Tags erwartet, nach welches Anbrechung er sich wieder aufgemachet, und nacher Haus gantz betrübt gezogen, hat daselbst alles was sich mit ihme in der Hölen zugetragen, dem damaligen Bischoff erzehlet, der ihm denn bald vor Augen gestellet seine nachlässige Regierung, und übermachtes Jagen, daß auch die Teuffel und Gespenster ihn müsten von dem unmässigen Jagen abmahnen und warnen. Welches denn den Marggraven der Gestalt bewogen, daß er von solchem hernachmals gar abgelassen, hingegen der Regierung besser als zuvor sich angenommen hat.

Oder wenn man darbey schrecklich fluchet und gottlästert; als da zu sehen, wenn ihnen das Wild entgehet, die Garn nicht recht gestellet seynd, die Bauren nicht recht stehen, die Pferde strauchlen, die Hünde sich nicht ihres Gefallens verhalten, das Abschiessen mißräth, oder anders der[409]gleichen sich zuträgt. Darüber obgedachter Herr Lutherus sagt im 25. Cap. über das erste Buch Mosis: wenn sich ein Jäger gleich von allen andern Sünden und Lastern enthält, so sündiget er doch oft mit Ungedult, und greulichem Fluchen und Schwören, wenn es ihm auf der Jagt nicht allerdings nach seinem Sinn ergehet. Darum es wol noth ist bey dem Jagen, den Namen GOttes nicht mißbrauchen, noch lästern, dieweil man seine Creaturen, nach seiner gnädigen Verlaubniß zur Nothdurfft und Nahrung, jagen und fahen will: denn es ist je unbillig, daß man den lieben Vatter im Himmel lästern, und bey seinem Namen so greulich fluchen soll, der uns zum Besten allerley Thier erschaffen hat, und sie geniessen läst.

Oder wenn man deßwegen den Gottesdienst mutwillig verabsäumet; [427] welches leider jetziger Zeit fast will gemeine werden; was aber für Glück dabey ist, das weiset die Erfahrung.

Man weiß ein Exempel von einem Edelmann, der gemeiniglich an einem Sontag sein Jagen angestellt, den aber GOtt also gestrafft, daß sein Weib eines Kindes genesen, welches einen Hundskopff gehabt.

An einem bekanten Ort hat ein Grav ein Jagen am heiligen Pfingsttage lassen anstellen; es begegnete ihm aber der Teuffel unter solchem in Gestalt seines Jägermeisters, stiesse auf ihn mit dem Pferd, daß er in wenig Tagen hernach hat sterben müssen.

Oder wenn man den Ackerbau hindert, und dem Getreide Schaden thut; sonderlich aber, wenn man die arme, blosse, schlecht bekleidete Unterthanen nöthiget, daß sie im harten kalten Winter mit hinaus auf die Jagt müssen, und draussen bey den Garnen so erfriren, daß man ihnen hernach die Schenckel ablösen muß, oder daß man sie tod oder erfroren hinter den Bäumen findet.

So hat es aber nicht gemacht Hertzog Friederich von Sachsen; denn dieser jagte also, massen von ihm Lutherus rühmet, daß er niemand Schaden zugefüget, sondern vielmehr den Leuten gefrommet habe. Denn wenn er vermercket, daß jemanden der allergeringste Schade von seinem Jagen geschehen, so hat ers ihme doppelt bezahlt: so habe er auch offtmals den Bauren etliche Scheffel Getreides austheilen lassen, daß das Wild auch etwas zu fressen hätte.


[410] II. Zum andern ist hierbey auch zu erinnern, wie der Teuffel auch ein Jägermeister sey, wie denn Herr Lutherus an einem Ort spricht, daß er auch bey Nacht sein Jagen habe. Denn man siehet und höret oft, wie etwan zu mancher Nachtzeit ein Jägergeschrey angehet und erschallet, mit Hetzen und Jagen, auch in mancherley Gestalt und Arten läst sich der Teuffel sehen und hören, und übet darinnen solche Kurtzweil.

Cyr. Spang. im Jagteuffel sagt unter andern: Hieher gehören auch die Teuffelsjagten, da der Teuffel in Gestalt und Person deren, die etwa grausame unbarmhertzige Jäger gewesen, zu Nacht, und auch wol bey hellem Tage sich sehen lässet, hetzet und jaget, wie man darvon saget, daß etliche Fürsten und grosse Herren noch heutiges Tags sollen gesehen werden, daß sie jagen an Orten, da sie etwa bey ihrem Leben, mit grosser Beschwerung armer Leute, ihre beste Lust mit Jagen und Wildbabnen gehabt. Also findet man auch in den grossen Wälden mancherley Gespenst deß Teuffels, daß er sich jetzt in Gestalt eines verstorbenen Jägers, denn in eines Holtzförsters, bald in eines andern Baurn-Schinders, sehen lässet, jaget, hetzet; darvon ohne Noth viel zu schreiben, sintemal es ruchbar, und aller Welt im Munde ist.

[428] In den Trapezologiis oder Tischreden Lutheri stehet eine Histori, wie Herr Lutherus einsmals nebens andern Gelehrten zu Wittenberg, von einem Edelmann aufs Land, in sein Schloß seye geholet worden, und da habe der Edelmann eine Hasen-Jagt angestellet, da ward von allen so darbey waren, ein grosser schöner Has gesehen, der kam gelauffen. Als ihm aber der Edelmann auf einem starcken gesunden Klepper mit Geschrey nachgeeilet, fiel das Pferd plötzlich unter ihm darnider und starb, und der Has fuhre in die Lufft und verschwand; denn es war ein teuffelisch Gespenst.

Anno 1546. ward erstbesagtem D. Luthero zu Eißleben über Tische gesagt, daß Edelleute im Türinger-Grund auf eine Zeit deß Nachts Hasen geschrecket, und ihrer bey acht gefangen hätten. Wie sie nun heimgekommen, und die Hasen aufgehencket, da warens deß Morgens eitel Pferdköpffe gewesen, welche sonst auf dem Schindanger gelegen.

Thracesius schreibet, wie einsten Isaac Comnenus, weiland Käiser zu Constantinopel, gejagt habe, da sey ihm ein überaus grosses Wildschwein aufgestossen: als er nun solchem mit seinem Pferd nachgeeilet. hab sich das Schwein in das [411] nächste Meer gestürtzet, und sey also verschwunden. Und meldet der Historicus dieses dabey, daß der Käiser mit einem hellen Glantz, gleich als mit einem Blitz, erschreckt und geschlagen sey worden, daß er auch für Schrecken unter das Pferd gefallen.

So gedachte auch einsten ein fürstlicher Secretarius gegen mir, schreibt Herr D. Mengering, Informat. Consc. p. 289. Da wir in anbefohlenen Geschäfften miteinander auf der Reise waren, daß ihm ein solches bey der Naumburg am Holtze, so nicht weit von Priesitz lieget, begegnet sey, daß er sich in einer vorgenommenen Reise einsmals verspätet, und als er an genantes Ort kommen, habe sich hinter ihm von fernen ein Geräusche erhoben, als wenn ein gewaltiger Hauff Reissiger in vollem Trabe hinter ihm drein wären, so geschryen und geblasen mit Hörnern wie Jäger, und die Hunde dabey gebellet, als wenn eine grosse Jagt wäre: da er sich denn alsbald besonnen, es müste das sogenante wütende Heer seyn, darum er sich dem lieben GOtt befohlen, sich flugs an dem Ort, da er gangen und gestanden, im Namen deß HErrn niedergeleget, und sich gantz still gehalten, da wäre es ihm an beyden Seiten vorüber gerennet und gelauffen, und hätte er, indem er vor sich hingesehen, allerhand scheußliche Monstra gesehen, Pferde von dreyen Beinen, Reuter ohne Köpffe, u. d. g. wäre auch so lang liegen geblieben, bis sie ein eben Ecke für ihm hingewesen, da wäre er wieder aufgestanden, hätte das Geschrey und Geheule noch immer von fernen gehöret, er aber wäre durch GOttes Hülff endlich in [429] seine sichere Gewahrsam kommen.

Diß alles ist nun deß Teuffels Werck, der in der Finsterniß dieser Welt herrschet, und also auch gern im Finstern grauset und hauset; welches gemeiniglich an den Orten geschihet, da vor diesem grosse Schlachten und Niederlage geschehen, oder sonsten verstörte Plätze und Rudera gefunden werden, item in Gehöltze und Einöden, gleichwie denn der Prophet Esaias im 13. und 34. Cap. der Feldteuffel, oder Feldgeister gedencket, die also herum terminiren.

[430]
Das 10. Capitel
[412] Das zehende Capitel.
D. Faustus erwecket dem Käiser Maximiliano den Weltbezwinger Alexandrum Magnum.

Nota: Der Author, der den D. Faustum hat erstlich in den Druck gegeben, hat sich deß Namens verstossen, dass er gesetzt, es sey Käiser Carolus V gewesen; aber im rechten Original ist es Käiser Maximilianus I.

DEr löbliche Käiser Maximilianus kam auf eine Zeit mit seiner gantzen Hofhaltung nach Inspruck, in Willens eine Zeit lang allda zu verharren, und frische Lufft zu schöpffen. Weiln nun D. Faustus auch dazumal seiner Kunst wegen bey Hof sich aufhielte, und ein und anderer Prob halben bey ihrer Käiserlichen Majestät in sondern Gnaden war, geschahe es einsten im Sommer nach Jacobi Tag, da gleich der Käiser Abends das Nachtmal eingenommen hatte, und in seinem Zimmer auf-und-abspatzirte, daß er den D. Faustum alleine zu ihm kommen ließ, hielte ihm vor, wie er aus etlichen Proben erfahren hätte, daß er ein erfahrner Schwartzkünstler wäre, wäre derhalben vor dieses mal sein Begehren, er soll ihm vermittels solcher seiner Kunst etwas zu gefallen verrichten, es soll ihm bey seinem Käiserlichen Wort nichts arges deßwegen widerfahren, sondern er wolle es noch mit allen Gnaden erkennen.

D. Faustus kunte und wolte ein solches ihrer Käiserlichen Majestät nicht abschlagen, und sagte alles das jenige zu verrichten, und durch seine Kunst zu wegen zu bringen, was sie verlangten. Der Käi[413]ser fieng an und sprach: Ich sasse neulicher Zeit in meinen Gedancken, und betrachtete in meinem Gemüte, wie meine Vorfahren an dem Römischen Käiserthum in solch einen hohen Grad der Käiserlichen Dignität und Hoheit gestiegen, und zu einer solchen Authorität bey der Nachwelt kommen und gelanget, daß ich billich Sorg trage, ob die nachfolgenden Käiser gleicher Ehre und Nachruhms möchten theilhafftig werden; aber was ist dieses alles gewesen gegen der Hoheit und dem Glück Alexandri Magni, der fast die gantze [431] Welt in so kurtzer Zeit unter sich gebracht hat? Nun möchte ich hertzlich gern den Geist dieses unüberwindlichen Heldens, wie auch seiner schönen Gemahlin, wie sie in dem Leben gewesen, sehen und kennen.

D. Faustus antwortet nach einem kleinem Bedacht, er wolle dieses alles werckstellig machen, sonder einigen Betrug, nur dieses wolte er ihre Käiserliche Majestät gebeten haben, daß sie ja Zeit währender dieser Vorstellung nichts reden solten, welches auch der Käiser versprochen. D. Faustus gehet indessen vor das Gemach hinaus, ertheilet seinem Mephostophili Befehl, diese Personen vorstellig zu machen, und gehet wiederum hinein.

Bald klopffet er an die Thüre, da thäte sich diese von sich selbsten auf, und gieng hinein der grosse Alexander, wiewol er keine grosse Person war, jedoch eines strengen Ansehens, darzu hatte er einen falben Bart; er trate hinein in einem gantz vollkommenen köstlichen Harnisch, und machte dem Käiser Reverenz, deme denn der Käiser sobald die Hand bieten wolte, und deßwegen von seinem Stul aufstunde, D. Faustus aber solches nicht zuliesse.

[414] Als nun Alexanders Geist wieder von dannen gangen, alsobald gieng herein der Geist der Königin, seiner Gemahlin. Diese machte ebenmässig vor dem Käiser eine tieffe Reverenz, war angethan mit himmelblauen Sammet, über und über mit Orientischen Perlen besetzet, præsentirte benebens eine über alle massen schöne Person, lustiges Ansehens, und holdseliger Geberden, daß sich der Käiser recht über solcher Schönheit verwunderte: deme zugleich einfiele, wie er öffters von dieser schönen Königin gelesen, daß sie hinden an dem Nacken eine Wartzen solle gehabt haben, stunde demnach, die Wahrheit dessen zu erfahren, auf, und gieng hin zu ihr, und als er die Wartzen gefunden, ist so bald auch der Geist hinaus gangen: ist also dem Käiser hierinn in allem ein völliges Genügen geschehen.

Anmerckung.

I. Billich solte allhier jemand anstehen und fragen wollen: Ob [432] diese Erweckung und Vorstellung Alexandri Magni und seiner Gemahlin (wie etwan noch heutiges Tags anderer Längstverstorbener) warhafftig gewesen.

Warhafftig aber können solche nicht seyn, weiln es sonsten entweder deß abgestorbenen Menschen Seel oder sein Leib sein müste. Nun kans die Seele nicht seyn, denn dieselbe kan nicht also erscheinen, daß sie mit den leiblichen Augen solte gesehen werden, sie ist ein Geist und unsichtbar; darzu, ist die Seele etwan eines Frommen, so ist sie im Himmel, oder der Hand GOttes, und begehret nicht wieder heraus; ist die Seele eines Bösen und Gottlosen, so bleibet sie in der Hölle Psalm 49. v. 15. und kan nicht wiederkommen, wegen der grossen Klufft, die darzwischen befestiget ist, Luc. 16. v. 26. so kans der Leib auch nicht seyn, denn derselbe kan für sich selbsten nichts ausrichten, wenn die Seele daraus gescheiden ist, er bleibt tod; sondern es seynd nur deß leidigen Teuffels Verwandlungen und Verstellungen in mancherley Gestalten: welcher daher mit Fuge verglichen wird einem Comœdianten, der unterschiedliche Personen repræsentiret. Denn gleichwie derselbe bald einen König, bald einen Bauern, bald einen [415] Narren agiren und vertretten kan, je nachdem er sich verkleidet, und die Actiones und Ämter solcher Personen verwaltet, und ist doch nach dem Ausgang der Comœdi kein anderer, sondern eben der, der er Anfangs und vor derselben gewesen: also kan auch der höllische Vertumnus sich in allerley Gestalten verwandeln, und bald diese bald jene Larv anziehen, da er son derlich der abgestorbenen Personen Gestalt, Reden und Geberden so eigentlich kan repræsentiren und sehen lassen, daß die Lebendige die ihn sehen und hören nicht anderst vermeinen, es seye diese oder jene verstorbene Person selbsten; wie an dem verstorbenen und erweckten Propheten Samuel zu ersehen, den die Zauberin zu Endor dem König Saul aus dem Grab herfür gebracht hat, welches der Teuffel in Gestalt deß Samuels gewesen, in welcher er ihm so eigentlich erschienen, daß er nicht anderst gemeinet, es wäre der Prophet Samuel selbst; wird aber darum kein anderer, sondern er ist und bleibet immer der alte Teuffel, der er zuvor gewesen, er verstelle sich gleich wie er wolle.

Eine gleichmässige Geschicht melden andere Scribenten von Joh. Trithemio, daß er dem Käiser Maximiliano (ob es nun eben diese D. Fausti Geschicht ist, nur daß die Namen verändert worden, oder aber solche sich nach Fausti Tod bey dem Käiser zu getragen, stehet dahin) seine verstorbene Gemahlin Mariam, Hertzogin von Burgund die eine schöne Person, und dem Käiser hertzlich lieb gewesen, in einem absonderlichen Gemach, darinn er mit dem Käiser und noch einer seiner [433] vertrauten Person alleine war, durch seine Zauberey und Schwartzekunst habe sichtbarlich præsentiret, und gezeiget, da sie denn fein sittsamlich bey ihm fürüber gangen, sich gegen ihm geneiget, geliebelt und ihn angelacht, mit allen Geberden, Form und Gestalt seiner rechten Gemahlin so gleich daß der Käiser auch ein schwartzes Flecklein, so sie hinden am Hals gehabt, an ihr gemercket mit grosser Verwunderung. Indem aber gemeldter Trithemius dem Käiser seine Gemahlin durch seine Kunst also vorgezeiget, hat er ihm verboten, daß er kein Wort reden solte. Als nun das Ge sicht oder der Geist vor ihm fürüber gehet, kommt ihm ein solch Grausen an, daß er dem Abt wincket, er solte das Gespenst abschaffen, und als es weg, hat er mit Zorn und Zittern gesprochen: Münch, mache mir der Possen nicht mehr. Denn er bekennet, wie schwerlich er sich deß Redens enthalten können, wäre es aber geschehen, so wäre der fromme Herr von dem Gespenst erwürget worden, denn darauf wars gespielet: aber GOtt hat den frommen Herrn gnädiglich behütet, daß er hinfort solcher Schauspiele müssig gienge.

[416] Eben dieser Trithemius hat vorher zu anderer Zeit höchstermeldtem Käiser alle verstorbene Käiser und andere grosse Heiden, in seinem Gemach nacheinander gehend vorgestellet, einen jeden in seiner Gestalt und gebräuchlicher Kleidung; unter welchen auch gewesen Alexander Magnus, Julius Cæsar, wie auch seine andere Braut und Hochzeiterin, Fräulein Anna aus Britannien, welche der König in Franckreich, Carolus Gibbosus, ihm genommen und aufgefangen hatte.

Da einsten der grosse Schwartzkünstler Christoff Wagner, in Beyseyn deß Johannis de Luna, von seinem Geist Auerhan vernommen, daß, als Apollon deß Achillis Geist aus der Höllen gefordert, auf daß er seine Person sehe, er der Geist gewesen seye, verlangte den Wagner solchen vortrefflichen Griechischen Helden auch zu sehen, bate demnach seinen Geist Auerhan darum. Der Geist veränderet sich geschwind in deß Achillis Gestalt, und gieng in der Stuben auf und ab, war einer zimlichen grossen Länge, etwan ungefehr eilff oder zwölff Schuch hoch, schön von Angesicht, aber sehr sauer sahe er aus, als wenn er zornig wäre: Er hatte einen hübschen rothen Bart, und zimlich lange Haar, hatte einen starcken Brust- Harnisch, und in der einen Hand einen schönen grossen Schild, in der andern Hand führte er ein hübsches Jungfräulein, gar schön auf Königliche Art gekleidet, und diese hatte einen blossen gläntzenden Säbel in der Hand; darüber sich Wagner nicht wenig verwundert, hätte gern gefraget, aber er dorffte nicht, denn der Geist hatte es ihm zuvor verboten.

Als er nun genug gesehen hatte, verschwand der Achilles, und [434] kam der Geist Auerhan wieder, zu dem sprach Wagner. Was bedeutet denn die Jungfrau mit dem Säbel, die er bey sich führet? der Geist antwortet: als Achilles umkommen war, ist er zu Troja begraben worden, und sein Geist (welches die Griechen also dafür gehalten) ist offtmals erschienen, und hat gebeten, man solle ihm die Polyxenam, deß Königs Priami Tochter, welche zuvor der Herr Vatter ihme vermählet und zugesaget hatte, zum ewigen Gedächtniß opffern und schlachten, so werde seine Seele wiederum versöhnet werden. Und als die Griechen dem Geist willfahren wollen, haben sie ihm die Jungfrau geopffert und geschlachet, und ihr den Kopff abgehauen mit diesem Säbel: welches sie auch gar gerne und mit freudigem Mut gelitten hat.

[417] Belus der König in Assyrien, der Ninive hat erbauet, der hat einen Sohn nach ihm verlassen im Regiment, Ninus genant; zu diesem hat sich Zoroastres, der erste Zauberer nach vieler Gelehrten Meinung, an den Hof begeben, und da dieser gesehen, daß die Königin Semiramis, Nini Mutter, die ein unzüchtiges geiles Weib gewesen, gegen ihren eigenen Sohn in unkeuscher Lieb entbrant, auch bereits solchen um fleischlische Vermischung angesprochen, ihr aber der Sohn aus rechtmässiger Schamhafftigkeit solches abgeschlagen, worüber sich denn die Königin betrübet und erkrancket, hat besagter Zoroaster sich in die Gestalt ihres Sohns verwandelt und verstellt, und also der Königin Willen erfüllt.

Also meldet eine alte Frantzösische Chronica, daß zu den Zeiten deß Frantzosischen Königs Lotharii, deß Ersten dieses Namens, im Jahr 964. ein regierender Fürst in Bulgaria gewesen, Bajan genant; dieser Bajan war ein grosser Schwarzkünstler, er verwandelte sich vermittels seiner teuffelischen Kunst in allerley Gestalten, wie er nur wolte, und sonderlich, wenn etwan einer zuvor den Römischen Käiser, oder Papst, oder einen König in Franckreich gesehen, und zu diesem Fürsten Bajan kam, meinet er nicht anderst, dieselben wären bey ihm zu Hof eingeritten.

Der Römische Käiser Heliogabalus, war ein solcher Schwartzkünstler, daß er mit seiner Zauberkunst so viel zuwege gebracht, daß ihm viel treffliche Leute von den Verstorbenen vorgekommen, unter andern sein Vatter Severus, ingleichen der Commodus, die ihm haben zukünfftige Dinge verkündigen müssen.

Deßgleichen meldet Matthesius, in seiner Vorrede über das de Profundis, daß ein Chorherr zu Halberstadt gewesen, den er wol gekennet hab, der ein Nigromanticus war, Johannes Teutonicus genant; der habe durch seine Gespenste, seinen Mit-Chorherren ihre Vätter und Freunde in einem Gemach deß Closters zu Halberstadt vorgestellet, in ihrer [435] Gestalt, ja so gar in den Geberden.

Von dem Schwartzkünstler Scoto erzehlet man eine Histori, daß einsten der König in Hispanien den Fürsten Terra Nova aus Sicilien als einen Legatum und Abgesandten, nach Prag zu dem Römischen Käiser Rudolpho abgefertiget habe; zu diesem sey auch Scotus in sein Zim mer kommen, und ihn gefraget, ob er nicht wisse, was anjetzo ihre Königliche Majestät in Hispanien thue? der Fürst antwortet, wer es ihm denn sagen wolte? zumaln er ja von derselben so weit entfernet [418] seye. Hat Scotus gesagt, er wolle ihn, so es ihm gefällig wäre, seinen Herrn, den König sehen lassen. Der Fürst war damit zufrieden und liesse es geschehen. Scotus reichte ihm bald einen Spiegel dar, darein solte er sehen: und alsbald sahe der Fürst seinen König in seinem Gemach sitzen, der hatte eine Feder in der Hand, und wolte diese schärffen oder spitzen, denn er hatte damals etwas geschrieben.

Scotus sagte ferner, so ihre Fürstliche Gnaden auch verlangten gar zu sehen, was der König geschrieben hätte, möchte er solches auch wol sehen: aber der Fürst wolte nicht, sondern sagte, es stehe ihm nicht zu, seines allergnädigsten Königs und Herrns Heimlichkeit zu wissen.

[436]
Das 11. Capitel
Das eilffte Capitel.
Von einem schönen Saal, den D. Faustus durch Zauberey dem Käiser Maximiliano zubereitet hat.

ALs ihm der Käiser Maximilianus obbemeldte Vorstellung Alex. M. und seiner Gemahlin sehr wolgefallen lassen, hat er solches mit Käiserlicher Gnade erkenmen wollen, und verehrte D. Fausto eine ansehnliche Verehrung. Dieses nun wolte D. Faustus mit Danckbarkeit erwiedern, und ihrer Majestät noch eine sonderbare Ergötzlichkeit und Lust verschaffen; denn also schreibt hiervon Christoff Wagner: Nachdem kurtz hierauf auf einen Abend der Käiser Maximilianus zur Ruhe gangen, und sich in sein gewöhnliches Schlaffgemach verfüget, kunte er sich Früh Morgens, da er erwachet, nicht besinnen, wo er doch wäre: denn das Schlaffzimmer war durch D. Fausti Kunst zugerichtet als ein schöner Saal, allda viel schöne lustige Bäume von grünen Mayen zu beeden Seiten stunden, nebens andern, die behänget waren mit zeitigen Kirschen, und anderm Obst; der Boden deß Saals [419] war anzusehen als eine grüne Wiesen, von allerley bunten Blümlein; um deß Käisers Bettstatt aber stunden noch edlere Bäume, als Pomerantzen, Granaten, Feigen und Limonien, mit ihren Früchten: auf dem Gesims waren zu sehen die allerwolriechenste Blumen und an den Wänden hiengen bereits zeitige reiffe Trauben.

Leicht ist zu glauben, daß solche unverhoffte unversehene Veränderung seines Schlaffzimmers, und sonderlich die Zierde und Lustbarkeit deß zugerichteten Saals, den löblichen Käiser werde haben recht verwundern gemacht, welches denn auch verursachet, daß er etwas länger als sonsten allda in dem Bette verharret. Er stunde aber hernach auf, thäte seinen Nachtbeltz um sich, und satzte sich nahe bey dem Bett auf einen Sessel: indem höret er das lieblichste Gesang der Nachtigall, die herrliche anmutige Zusammenstimmung anderer singenden Vögelein, die denn immer von einem Baum auf den andern hupfften; auch sahe er von fernen zu Ende deß Saals lauffen schneeweise Künchlein, und junge Hasen; und [437] bald darauf überzoge das obere Tafelwerck ein Gewülck. Als nun der Käiser diesem allen begierlich zusahe und solcher Gestalt im Saal sich verweilete, gedachten die Kämmerling, wie es doch kommen müste, daß ihr allergnädigster Herr und Käiser vom Bett nicht aufstünde, es müste ihm etwan eine Unpäßlichkeit zu handen gestossen seyn; erkühneten sich derwegen, und eröffneten sittiglich die Thür deß Schlaffgemachs, allwo sie denn nicht allein ihren Herrn den Käiser bey guter Gesundheit antraffen, sondern aus der herrlichen Lust allda abnemen musten, was die Ursach deß Verweilens gewesen: der Käiser aber ließ sobald die Vornemsten am Hof zu [420] sich beruffen, die sich denn ebenmässig ob der Zierlichkeit und Lustbarkeit deß Saals nicht genugsam verwundern können. Allein nach etwan einer Stund, und eher sie sich dessen versehen, fiengen an die Blätter an den Bäumen welck zu werden und zu verdorren, wie auch die Früchte und Blumen; bald aber kam ein Wind zum Gemach hinein, der wehete alles ab, so gar, daß alles, gleich in einen Augenblick vor ihren Augen verschwunden, und ihnen nicht anderst ware, als hätte es ihnen getraumet.

Dem Käiser hatte die Lustbarkeit dieses zugerichteten Saals so wol gefallen, daß er eine gute Weile in Gedancken gesessen, und nachgedacht, wer doch solche zugerichtet haben müste, und als er den D. Faustum billich in Verdacht hatte, ließ er ihn zu sich beruffen, und fragte ihn, ob er der Meister dieses Wercks gewesen? D. Faustus demütigte sich, und sprach: ja allergnädigster Herr, Euer Käis. Majestät hat mich kürtzlich wegen eines erwiesenen Kunststück, mit einer ansehnlichen Verehrung begnadiget, dargegen ich mich denn auch, wiewol schlecht genug, habe müssen danckbar erweisen. Darob der Käiser ein gnädiges Wolgefallen hat getragen.

Anmerckung.

I. Es pflegen die Zauberer und Schwartzkünstler mit Hülff und Mitwürckung deß Tausendkünstlers, deß leidigen Teuffels, die Leute also zu verblenden und zu verzaubern an den Augen und Sinnen, daß sie entweder das was etwas ist, nicht sehen, oder das was nichts ist, [438] für etwas ansehen, oder ein Ding in einer andern Gestalt sehen, als es in Warheit darmit beschaffen ist. Daher werden sie genennet Præstigiatores, Verblender, die durch ihre Verblendung das zu wegen bringen, daß die Zuschauer meinen, es sey oder geschehe dieses oder jenes also, da es doch weder ist, noch geschihet.

[421] Hievon ist bereits oben genugsam gedacht, und auch solches mit Exempeln bekräfftiget worden; sonderlich da von eben diesem D. Fausto (oder ob es ein anderer gewesen) etliche Scribenten melden, daß, als einsmals seine bekandte gute Freunde ein Stücklein von ihm sehen wollen, und mitten im Winter begehrten, er wolte einen Weinstock voll zeitiger Trauben machen, er solches zur Stund ins Werck zu stellen ihnen zugesaget habe; jedoch mit diesem Beding, sie solten still sitzen, und keiner unter ihnen einen Trauben abschneiden, bis er sie es würde heissen.

Da er nun einen herrlichen Weinstock voll Trauben durch seine Zauberkunst vorgestellet, und ein jeder begierig nach den Trauben griffen, das Messer angesetzet und nur erwartet, bis er sie abschneiden hieß: Sihe da verschwand der Stock zu samt den Trauben, und hielt ein jeder seine eigene Nasen mit der Hand, und sein Messer daran; und wenn er sie hätte heissen schneiden, so hätte ihm ein jeder selbst die Nasen abgeschnitten.

Hieraus wird verstanden, daß der Satan nicht allein die Augen kan verhindern und verstricken, sondern auch das Fühlen und Tasten kan irre und krafftlos machen. Denn diese Gäste weder gesehen noch gefühlet haben, daß sie sich bey der Nasen hielten, meineten, sie hielten die Trauben.

Da Anno 1260 Käiser Wilhelmus von seiner Crönung von Aach nach Cölln kam, und daselbst vielen Fürsten und Herren ein stattliches Panquet zurichtete, ließ Albertus von Laugingen, der berühmte Prediger-Münch, der von wegen seines Verstands und Geschicklichkeit Magnus, der Grosse, genennet worden, auch ein Stuck seiner zauberischen Schwartzkunst sehen: denn er machte, daß der Saal, darinnen das Panquet gehalten ward, mitten im Winter um Weihnachten, mit Bäumen, Kräutern, Laub und Gras grünete; der Guckguck schrye, die Lerche und Nachtigall darunter sungen, nicht anderst als wenn es zur Frühlings-Zeit gewesen wäre. Welches denn dem Käiser so wol gefallen, daß er ihm und seinen Closterbrüdern ein stattliches Land verehrete.

Wie es aber denen und vielen andern, welche mit dergleichen teufflischer Verblendungs-Kunst umgangen, endlich ergangen, weiset ihr allerseits erbärmliches Ende, also mag und kan es auch den jenigen [439] nicht anderst ergehen, die noch heut zu Tage ein Belieben daran tragen, mit solcher Kunst umzugehen, andere Leute [422] mit allerley Gauckel-Zauberey zu verblenden und zu bezaubern. Man findet bisweilen manchen rohen, gottlosen und leichtfertigen Menschen, der nach GOtt, nach seinem Wort und nach seiner Seelen Seligkeit nicht viel fraget, sondern nur auf das Zeitliche sihet, und darnach trachtet, wie er vor andern auf dieser Welt etwas sonderbares seyn, und mehr wissen, mehr vollbringen und thun möge als andere, vor ihnen einen grossen Namen und Ruhm, auch Geld und Gut zu erlangen. Darum damit er dazu kommen und gelangen möge, lernet er das Teuffels Blend-Werck; begibt sich auf die schwartze Kunst, und will durch dieselbe aufkommen, und ist hierinnen gleich Simoni dem Zauberer, von welchem in der Apostel Geschichte im 8. v. 10. gesagt wird, er hab Zauberey getrieben, und das Samaritische Volck bezaubert, und vorgeben, er sey etwas Grosses, und haben alle auf ihn gesehen beyde Klein und Grosse, und gesprochen, der ist die Krafft GOttes, die da groß ist. Sie haben aber darum auf ihn gesehen, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberey geäffet hat.

Für solcher Leichtfertigkeit hüte sich nun ein jeder; denn diese schwartzkünstlerische Verblendungs-Kunst hat dieses hinter sich, daß wenn sich einer einmal darauf begibt, so kann er nicht nachlassen, der Teuffel lässet ihm keine Ruhe, führet ihn immer weiter hinein, bis er sich gar darinn vertieffet, und sich, und sich ihm gar ergibt: da fasset er ihn denn, daß er ihm nicht entgehet, und wenn er seine teuffelische Lust, Freud und Kurtzweil mit zauberischer Verblendung anderer Leute, und allerley Gauckelspiel getrieben, gibt er ihnen endlich eitel Unlust, Leiden und Trübsal zum Lohn darfür; und findet man gar wenig Exempel derer die sich bekehret haben.

A. Lercheimer meldet von einem Schwartzkünstler, welcher, als die Stund seines Untergangs, darinnen er sich mit dem Teuffel verglichen, herbey kommen, hab er seine Sünde erkennet, und etlichen Geistlichen gebeichtet, und sich zu GOtt bekehret: er sey aber doch gleichwol in der bestimmten Nacht von dem Teuffel und seinem Geist erwürget worden, daß er deß andern Morgens vor seinem Bett gelegen auf dem Rücken, und ihm der Hals abwerts auf dem Boden gestanden.

O es ist schwer, wenn einer diese Kunst einmal gelernet, daß er deß Teuffels wieder solte los werden können; und wie die Kunst ist, so ist auch der Lohn, der Meister ist schwartz, der Schuler ist schwartz, die Kunst ist schwartz; darum ist auch des Lohn [423] schwartz; und wer mit solcher zauberischer Verblendung allhier umgegangen, der wird [440] dorten ewiglich also verblendet werden, daß er das Liecht nimmermehr sehen wird, Besage deß 49 Psalms v. 20. sondern die ewige Nacht und Finsterniß wird für seinen Augen schweben, er wird fallen in die Finsterniß, da Heulen und Zänklappern ist, Matth. 8. v. 12.

[441]
Das 12. Capitel
Das zwölffte Capitel.
Von einem schönen Gewülck und bald darauf erfolgtem Donnerwetter, welches abermal D. Faustus auf einem Saal angerichtet.

AUf kurtz vorhergangenes Wolgefallen deß Käisers fähret D. Faustus weiter zu, und nimt eines Tags wahr, daß ihre Käis. Maj. etlichen fremden Abgesandten, und andern Herren zu Ehren ein kostbares Panquet auf den Abend zugerichtet hatte, worbey auch das Frauenzimmer zugegen seyn muste. Nun wolte auch bey solcher Frölichkeit D. Faustus seine Kurtzweil mit einmengen, wol wissende, daß es der Orten nicht unliebig fallen würde; verschaffet demnach durch seine Kunst, daß in dem grossen Saal, allwo nemlich das Panquet gehalten wurde, dem Ansehen nach, ein Gewülck hinein rauschete, etwas trüb, gleich als wenn es bald regnen wolte, bald darauf zertrennte sich dieses Gewülcke, mit Vermischung weiß und blau, also daß solches herrlich anzusehen war; der Himmel stunde da gantz blau, und liessen sich die Sternen daran in voller Clarheit sehen, daß man auch den Mond im vollem Schein wahrname: etwan über eine Viertelstund hernach überlieffe sich das Gewülck wieder, und thate die Sonn einen starcken Blitz, daß sich alle versamlete Gäste creutzigten, sahen aber bald einen [424] schönfärbigen Regenbogen der Käiserlichen Tafel zugehen, der doch bald wieder vergieng. Und als D. Faustus vermercket und gesehen, daß bereits der Käiser und die vornemsten Herren mit ihm von der Tafel aufgestanden, die Dames aber und die sie bedienet, und ihnen aufgewartet, sich noch allda etwas aufhielten, sihe da überlieffe sich das Gewülck durch einen starcken Wind abermal, und erschiene fast trübe, da es denn bald anfienge zu blitzen und zu donnern, ja es fieng an zu kiesseln, und starck zu regnen, so, daß alle, so in dem Saal zugegen waren, darvon lauffen musten; welches denn dem Käiser alsobald ist angedeutet worden, der ob diesem zwar erstlich erschrack, weil er aber bald darauf vername, daß das Wetter ohne Schaden abgangen, [442] darzu nur ein durch Kunst deß D. Fausti zugerichtes Gewitter gewesen, hat er ein sonderbares Wolgefallen ob dieser Kurtzweil getragen. Diese Geschicht hat Christoff Wagner, sein Famulus, nebens obigen andern, fleissig aufgezeichnet.

Anmerckung.

I. Obwoln allhier D. Fausti gemachtes Wetter, Donnern und Blitzen, unschädlich gewesen, und nur zur Kurtzweil durch seine Zauberkunst angestellet worden, so ist doch gleichwol dieses gewiß, daß zu mancher Zeit Zauberer, Hexen und Unholden, wenn sie peinlich gefraget werden, bekennen und aussagen, daß sie durch gewisse Mittel, die sie kochen, machen und zubereiten, auch dieselbe über sich werffen, oder ausstreuen oder ausschütten, deßgleichen durch ihre Incantationes und Beschwörungen, Wettermachen, Regen, Reiff, Hagel Schlossen und dergleichen erwecken können; seynd auch deren viel, welche wenn etwan ein Ungewitter entstehet, so den Gewächsen deß Feldes, Korn, Früchten, und Weinstöcken Schaden thut, so sagen sie alsobald, daß deß Teuffels Geschmeiß, Hexen und Unholden solches mit ihrem zauberischen Wettermachen gethan.

[425] Nun finden sich zwar etliche unter den Gelehrten, welche dieses allerdings und blos dahin verneinen, daß sie es solten thun und Wetter machen können; wie solches zu verneinen sich Wierus weitläufftig unterstehet 1. 3. de Præstig. Dæmon. c. 16. Allein es verhält sich anderst, allermassen unter andern berichten und klärlich darweisen M. B. Waldschmid, Python. Endor. p. 218. und M. Freudius in Gewissens-Fragen von Zauberern p. 350. und ist zu wissen, daß solche Leute aus ihrer eigenen Gewalt und von sich selbsten kein Wetter machen können, welches auch der Teuffel aus seiner selbst eigenen Macht nicht thun kan, massen das Concilium Bracarense I, so in Portugall im Jahr Christi 620. gehalten, davon recht also gesprochen: Si quis credit, quod tonitrua et fulgura, et tempestates, et siccitates ipse Diabolus sua authoritate faciat, sicut Priscillianus dixit, Anathema sit. Das ist: So jemand glaubet, daß der Teuffel Donner, Blitz, Ungewitter, Dürre aus seiner eigenen Gewalt, und von sich selbsten machen könne, wie Priscillianus darfür gehalten, der sey verflucht.

Denn daß weder der Teuffel, noch seine Werckzeuge, die Zauberer, Hexen und Unholden dieses thun und zu Werck richten können, verstehe aus eigener Macht und Gewalt, das ist daraus offenbar, dieweil die H. Schrifft solches GOtt und seiner Allmacht allein zuschreibet.

[443] GOTT machet dem Wind sein Gewicht, und setzet dem Wasser seine gewisse Maß, er machet dem Regen ein Ziel, und dem Blitzen und Donner den Weg, sagt Hiob im 28 Cap. v. 25. 26. David schreibet auch das Donnern und Wettermachen, als ein sonderbares göttliches Majestät-Werck, GOtt dem HErrn allein zu, wenn er in seinem 18. Psalm, v. 8. sagt: Die Erde bebete und ward beweget, und die Grundveste der Berge regeten sich und bebeten, da er zornig war. Dampff gieng auf von seiner Nasen und verzehrend Feuer von seinem Mund, daß es darvon blitzet. Er neigete den Himmel, und fuhr herab, und dunckel war unter seinen Füssen, und Er fuhr auf dem Cherub, und flohe daher, Er schwebet auf den Fittichen deß Windes. Sein Gezelt um ihn her war finster, und schwartze dicke Wolcken, darinnen Er verborgen war. Vom Glantz für Ihm trenneten sich die Wolcken mit Hagel und Blitzen, und der HErr donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seinen Donner aus mit Hagel und Blitzen.

[426] Und abermal, im 29. Psalm, v. 3. 4. sagt er: Die Stimme deß HErrn gehet auf den Wassern, der GOtt der Ehren donnert, der HErr auf grossen Wassern. Und Psalm 135. v. 7. Er, der HErr, lässet die Wolcken aufgehen vom Ende der Erden, Er macht die Blitzen samt den Regen, und lässet den Wind kommen aus heimlichen Örtern. Und wiederum Psalm 148. v. 8. Feuer, Hagel, Schnee, Dampff und Sturmwind richten sein Wort aus.

Also da GOtt die Egyptier mit harter Straff heimsuchen wolte, und seine Macht augenscheinlich an ihnen beweisen, da haben die Zauberer in Egypten den Hagel nicht gesotten, sondern der HErr hat Hagel regnen lassen über das gantze Land, daß Hagel und Feuer untereinander gefahren, und der Hagel auf dem Feld alles geschlagen, was darauf gewesen, beyde Menschen und Viehe, auch geschlagen alles Kraut auf dem Feld, und zerbrochen alle Bäume auf dem Feld. Dieses hat auch Pharao selbst erkennet, darum er zu Moyse und zu Aaron gesprochen: Bittet den HErrn, daß aufhöre solch Donnern und Hageln GOttes, wie zu lesen im 2. B. M. im 9. Cap. v. 9. et seq.

Also thut es nun GOtt, der solch Wetter macht, und durch seine Krafft Donner, Hagel und Ungewitter kommen läst, und regirets auch nach seinem Willen, und lässets auf einen Ort, auf ein Land oder Stadt, auf einen Acker oder Weinberg schlagen, und auf den andern nicht; der macht ihm seine Streich, der theilet dem Platzregen seinen Lauff aus, und dem Blitz und Donner den Weg, Job. 38. v. 25. wie solches nicht allein das Exempel deß Egyptischen Hagel und Donnerschlags bestättiget, sondern auch das Exempel der Städte Sodom und Gomorrha; da haben die Zauberer, Hexen und Unholden den feurigen Schwefelregen [444] nicht gemacht, sondern der HErr ließ Feuer und Schwefel regnen von dem HErrn von Himmel herab, und kehrete die Städte um mit der gantzen Gegend, als zu ersehen aus der erbärmlichen Histori, Genes. 19. v. 14. 25.

Da GOtt der HErr sein Gesetz auf dem Berg Sinai geben wolte, ist ein solch Donnern, Blitzen, Dampff, Rauch, Posaunen, Getümmel und Erdbeben gewesen, daß alles Volck gemeinet, sie müsten allda sterben, Exodi im 19. v. 18. und 20. v. 18. 19. Da Josua vor der Stadt Gibeon mit den fünff Königen streiten solte, da ließ Gott einen Hagel auf die Feinde fallen, und wurden derer mehr davon erschlagen, als die Kinder Israel mit dem Schwerd erwürgeten, im Buch Josuæ im 10. v. 11.

[427] Und ist es demnach nicht der erdichtete Gott der Heiden Jupiter, der Donner und Wetter machet, nicht der Vulcanus, welcher bey ihnen der Gott deß Feuers gewesen, der seine Diener und Knechte gehabt, deren der eine mit Namen Brontes oder Donner, der ander Steropes oder Blitz, der dritte Pyracmon, oder viel und dicke Klumpen Feuer, geheissen; derer Hülffe sich Vulcanus gebraucht hab, wenn er hab wollen donnern; sondern der wahre lebendige und allmächtige GOtt ist, der aus eigener Macht und Gewalt, Donner, Hagel und Ungewitter macht, durch dessen Gewalt und Krafft alles entstehet und sich erhebet, was in den Creaturen und durch dieselbe entstehet, und daher auch Hagel, Donner und Ungewitter.

Bey diesem allen aber muß man gestehen, daß GOtt dem Teuffel kan zulassen und verhängen, daß er bisweilen sein Spiel in der Lufft habe, daß er etwan an einem Ort einen schädlichen Wind, Donner, Hagel, Erdbeben, u.s.f. erwecket; wie solches daraus abzunemen ist, wenn im Büchlein Hiobs im 1. v. 19. gelesen wird, es hab der Satan, aus GOttes Verhängniß, einen starcken Sturm wind von der Wüsten her erreget, auch zuvor Feuer vom Himmel fallen lassen, v. 16. und dadurch dem frommen Hiob grossen Schaden an seinen Kindern und Gütern gethan.

So sagt auch David im 78. Psalm v. 49. daß der HErr habe böse Engel unter die Egyptier gesandt in seinem grimmigen Zorn, und habe sie lassen toben, wüten, und ihnen Leid thun; durch welche böse Engel der Teuffel verstanden wird mit seinen bösen Engeln, wie es Augustinus erkläret T. 8. super 78. Ps.

Also hat auch Johannes, seiner hohen Offenbarung im 6. v. 6. gesehen, daß da das dritte Sigel aufgethan worden, da sey ein schwartz Pferd heraus kommen, und der drauf gesessen hab eine Wag in seiner Hand gehabt, und hab eine Stimm unter den vier Thieren gesprochen: [445] ein Mas Waitzen um einen Groschen und drey Mas Gersten um einen Groschen, und dem Öl und Wein thue kein Leid. Womit diesem Reuter angedeutet worden, daß er zwar die Früchte, Weitzen und Gersten verderben, und eine Theurung darinnen verursachen soll, aber Öl und Wein soll er verschonen. Woraus erhellet, daß wenns GOtt verhängt und zulässet, so sey es dem Teuffel wol müglich, das Gras, Getreide, den Wein, die Früchte auf dem Felde und an den Bäumen zu verderben.

[428] Uberdas, so ist auch der Teuffel ein Fürst, der in der Lufft herrschet, Ephes. 2. v. 2. und unter dem Himmel, Ephes. 6. v. 12. Herrschen aber heist soviel, als Macht und Gewalt über etwas haben. Woraus denn folget, daß er auch Macht habe, wenn es ihm GOtt verhängt, Blitz, Donner, Regen, Schlossen und dergleichen zu erwecken.

Er ist auch der erfahrnste Physicus und Meister der Natur, der in der Welt ist, der wol weiß was die Natur vermag und zu wege bringen kan, darum er auch mit dem Wetter grossen Schaden und Wunder treiben mag.

Es vermeinen auch etlich, alleg. Dn. D. König, in Heptad. Cas. Consc. Misc. p. 49. weil der Teuffel Wissenschafft habe, daß, wenn es allhier bey uns Sommer, an einem andern Ort der Welt dargegen Winter seye, und wenn denn seine Hexen durch Hagel, Frost, Schnee, u.s.f. wollen jemanden Schaden thun, so könne er in gar kurtzer Zeit, als ein mächtiger geschwinder Geist, aus dem Winter-Land, durch die Wolken und Lufft, solche Ungewitter ins Sommer-Land führen, und an dem Ort mit grossem Ungestümm ausschütten, dahin der Hexen Neid und Haß seinen Radium gestrecket hat. Daher es ihm wol müglich, daß er in einer Stuben, oder sonst an einem engen Begriff zugleich Sommer und Winter, Schnee und Hitz machen kan. Denn so weit sich die Natur erstrecket, so weit kan er dieselbige aus GOttes Verhängniß, mißbrauchen.

So auch GOtt dem Teuffel zuläst, daß er die Menschen entweder um ihrer Sünden willen, oder andern zum Exempel leiblich besitzet, oder sie am Leib beschädiget, und an ihrer Gesundheit verderbet, wie wir davon die Exempel in GOttes Wort haben, warum solte er es ihm nicht auch zulassen und verhängen, den Menschen zur Straff um ihrer Sünden willen Wetter zu machen, und die Früchte zu verderben?

Wie nun aber der Teuffel selbsten dieses thun kan, jedoch aus GOttes Verhängniß, und aus der Macht und Gewalt, die er aus Gottes Zulassung hat: also können auch seine Liebe; Getreue, die Zauberer, Hexen und Unholden thun, jedoch abermal nicht von sich selbsten, sondern mit Hülff deß Teuffels, mit dem sie im Bund stehen, und können dadurch mancherley Schaden verursachen, aber anderst nicht, wie gesagt, [446] als durch GOttes Verhängniß.

Jedoch ist nimmermehr zu glauben, daß solche Wetter entstehen durch der Hexen Zauberwort, oder andere Mittel, die sie [429] kochen und machen, und daß sie die Krafft haben solten ein Wetter zu machen. Denn welcher vernünfftiger Mensch wolte dieses glauben, daß ihre Zauberwort, Characteres und Zeichen, oder ihre Zauberkocherey solche Krafft haben solten, Donner, Hagel, Schlossen, Regen und dergleichen zu machen? wiewol sie der Teuffel dessen, doch fälschlich, beredet, daß sie solche Krafft sollen haben, daß, wenn sie ihre Wort sprechen, und einen Stein hinderrucks gegen Untergang der Sonnen werffen, oder Sand aus einem Bach nemen, und denselben über sich in die Lufft werffen, oder Bürsten von Schweinen in einem Hafen kochen, oder Holtz über zwerch über einen Fluß legen; wie diese vermeinte Künste Wetter zu machen, im Buch, Malleus Maleficarum genant, erzehlet werden, alsdenn dadurch ein Wetter soll gemacht werden.

Ja der Teuffel beredet und blendet viel Hexen und Unholden, als ob sie dieses oder jenes Wetter durch ihre Mittel gemacht hätten, welches doch vielmehr er selbsten gethan, aus GOttes Zulassung, und wol zu glauben ist, daß er nach vieler Theologen Meinung, diesen Proceß halte, wenn er, als ein erfahrner Naturkündiger, aus den natürlichen Zeichen und Ursachen mercket, daß ein gefährliches und schädliches Ungewitter von Hagel und Schlossen kommen werde, so berede und treibe er die Hexen und Unholden dahin, daß sie dieses oder jenes thun und gebrauchen sollen, so werden sie unfehlbar darmit ein Wetter machen: Wenn denn nun das Wetter darauf erfolgt, so berede und belüge er sie fälschlich, ihre Mittel seyen so stark und mächtig gewesen, daß sie gemacht, daß ein Nebel aufgestiegen, die Wolcken in der Lufft zusammen getrieben, und Sturm und Wind, Hagel und Schlossen herbey geführet; wordurch sie auch in ihrer Zauberey und Gehorsam gegen dem Teuffel gestärcket, und je länger je mehr erhitzet werden, ihren Mutwillen zu treiben, und sich an ihren Feinden zu rächen. Wenn aber das Wetter nicht folget, und GOtt ihm den Compaß verrucket, so schilt der Unflat die Hexen, misset die Schuld entweder ihnen bey, sie seyn mit ihren Mitteln entweder zu frühe oder zu spat kommen, schlägt sie auch wol, mit Vorwenden, daß sie darmit unfleissig seyn umgangen; oder weiß sonsten seine Ausflüchte zu suchen, und vorzuwenden, daß das Glockenleuten (wie an etlichen Orten bräuchlich) das Wettersegnen, und dergleichen, das Ungewitter abgewendet haben.

[430] Ob nun wol dieses nicht zu verneinen, so ist doch gleichwol dieses gewiß, daß, weil der Teuffel von Gott oft Erlaubniß hat, den Menschen Schaden zu thun, so gebrauche er auch, seine Mithelffer und Werckzeuge,[447] Zauberer, Hexen und Unholden dazu, auch im Wetter-machen; nicht zwar daß er ihrer Hülff bedürffe, oder daß sie von sich selbsten aus ihrer Macht und Gewalt etwas thun könten, sondern daß er sie in seiner Devotion und Dienst desto treulicher erhalte, und daher will er auch von ihnen, daß sie ihr Zauberwerck selbsten mit angreiffen sollen, und haben sie nicht allein von ihm diesen Befehl, ulciscimini aut moriemini, rächet euch, oder ihr müsset deß Todes seyn, Del Rio 1. 2. qu. 16. p. 206. sondern sie werden auch von ihm angemahnet und getrie ben, ihre Materien zu kochen, zu sieden und auszuschütten, und darmit Schaden zu thun.

Der H. Augustinus hat auch dafür gehalten, Elementa permissu DEI à Magis concuti posse, daß auch die Element von den Zauberern können bewegt werden, durch GOttes Verhängniß. Denn was sie allein und von sich selbsten nicht thun können, das können sie durch Hülff deß Teuffels und GOttes Zulassung thun.

Lutherus ist auch dieser Meinung gewesen, massen denn seine Wort hiervon also lauten, T. I. Jen. Lat. p. 219. possunt Sagæ tempestates, tonitrua concitare, perdere fruges, occidere pecora, das ist: Es können die Hexen Wetter und Donner erwecken, die Früchte verderben, das Viehe tödten, u. d. g.

Die Exempel habens ebenmässig bezeuget und beglaubet. Zu Berlin verlor ein Weib Anno 1553. ihr Kind, das fand sie in ihres Nachbarn Haus, aber es war bereits in Stücken zertheilet, und stunde bey dem Feuer in einem Hafen, und kochete. Als nun dieses der Obrigkeit alsobald angezeiget worden, ließ sie die Thäterin, derer zwo waren, die es ermordet hatten, einziehen, dieselbe bekenneten, wenn ihr Kochen vollbracht worden wäre, so solten solche Wetter kommen seyn, daß alle Früchte auf dem Felde hätten müssen verderben. Manlius in Collectan.

Im Bistum Basel und Straßburg seynd zwo Hebammen verbrennet worden, deren die eine viertzig, die ander unzehlig viel, junge Kindlein getödet, denen sie grosse Nadeln in ihre Häuptlein gedruckt: dergleichen an andern Orten mehr geschehen.

[431] Solcher Mord, der an unschuldigen ungetaufften Kindlein vollbracht wird, ist nicht allein der schröcklich ste, sondern auch dem Teuffel am aller angenemsten, denn er beredet sein Hexen-Gesind, daß etwas sonderbares an einem ungetaufften Kindlein sey, damit sie Wetter machen, und grosse Wunder verrichten können.

Andr. Cæsalpinus, de Dæmon. invest. c. 11 schreibet, es seyn Männer gefunden worden, die nicht allein Hagel, sondern auch Donner machen können: doch haben sie dabey ausdrücklich bekennet, se non [448] posse lædere, quoscunque vellent, sed eos tantum, quos Deus dereliquisset, das ist: sie könten nicht alle und jede verletzen oder beschädigen, welche sie wolten, sondern allein die, welche GOtt verlassen hätte.

Manlius erzehlet von einem Cardinal, daß er seinen geladenen Gästen ein Stücklein hab gemacht und sie sehen lassen, indem er etliche zauberische Weiber hab herfür gebracht, die ein Wetter gemacht, und als das Wetter vergangen, seyn sie auch wieder verschwunden.

Im Malleo Maleficarum wird gedacht, daß im Jahr 1488 im Costnitzer Bistum dermassen ein überaus grausames Wetter von Donner, Hagel und Blitzen sey angangen, daß auf eine Meile herum alle Früchte deß Lands seyn beschädiget und verderbet worden. Alles Landvolck verklagte deßhalben die Zauberer: man fienge zwey beschuldigte Weiber, eine Anna von Mindelheim genant, die ander Agnes. Als es nun mit ihnen an die Peinliche Frag kommen, haben sie es zwar erstlich gelaugnet, aber zuletzt, als jede besonders gefragt worden, hat jede bekandt, daß sie beyde auf einen Tag mit ein wenig Wassers in Felde gewesen, und als eine von der andern nichts gewust, habe jede eine Grube gemacht, und das Wasser darinnen gerühret, und betrübet bis auf den Mittag, und etliche Wort darzu gemurmelt, und den Teuffel angeruffen: darauf so bald sie zu Hause kommen, sey das gedachte Wetter eingefallen, und diesen Schaden gethan. Diese zwo Wettermacherinnen seynd auch darum lebendig verbrennet worden. Bodinus, Dæmonom. Teutsch. p. 137.

Herr Lutherus erzehlet in den Tischreden f. 86. folgende Histori; daß zwo Zauberinnen in eine Herberg gekommen seyn, und zwey Krüge mit Wasser gefüllt mit sich gebracht, und bey sich niedergesetzet; und als sie gemeinet, sie wären [432] alleine, habe die eine zu der andern angefangen: Ob es dem Korn oder dem Wein gelten solte? Welches der Wirth aber ohngefehr gehöret. Da nun die Zauberinnen zu Bette und Schlaffen gegangen, hab der Wirth die Krüge genommen, und über die beyden Bestien gegossen, wovon, dieweil das Wasser stracks in Eys verwandelt worden, beyde Hexen von Stund an todt blieben.

Also bekante eine Hexe zu Waldshut, im Costnitzer Gebiet, daß, als sie wargenommen, wie alles Burgervolck bey einer Hochzeit war, und sich mit Tantzen erlustigte, sie aber allein ungeladen gewesen, sich aus Neid und Zorn bey hellem Tage, daß es die Hirten gesehen, vom Teuffel auf ein kleines Berglein, nahe bey dem Städtlein, habe vertragen lassen, und als es ihr an Wasser gemangelt, welches sie in eine Grube, die sie, wie sie bekante, nach gewöhnlichem Gebrauch zu Erregung eines Ungewitters gegraben gehabt, eingiessen wollen, habe sie S. V. ihr eigen Wasser darein gelassen, selbiges umgerührt, und [449] etliche Wort darzu gesprochen; bald hernach sey der Himmel, so sonst hell und klar gewesen, trüb und dunckel worden, und ein ungestüm Hagelwetter darauf erfolget, und allein das Städtlein samt allen denen, so bey dem Tantze waren, getroffen. Die Zauberin sey wiederum in die Stadt gekehret, welche, als sie die Leute ersehen, haben sie alle dafür gehalten, es müste die alte Wettermacherin solchen ungestümmen Hagel erreget haben. Als sie nun gefänglich eingezogen worden, haben die Hirten bekant, wie sie die Vettel damals in der Lufft gesehen hätten: welches sie alles bekant, und ist darauf lebendig verbrennet worden. Bodinus Dæmon. Teutsch p. 138.

Im Land zu Trier war ein Bauer, der setzte einsmals mit seinem achtjährigen Söhnlein Kraut im Garten, und weil er es nicht allerdings recht machte, lobet er das Töchterlein, als mehr verständiger zu solchem Handel; der gefiele es wol, daß man sie lobte, und sagt, sie könte noch wol anders, und etwas wunderlichers thun. Der Vatter war begierig zu wissen, was denn dasselbe wäre? das Töchterlein sagte, er solte nur ein wenig beyseit tretten, so wolte sie hier oder da im Garten, wohin er wolte, regnen lassen. Er gieng auf einen Ort; da macht das Mägdlein ein Grüblein, und thät ihr Wasser darein, rührets mit einem kleinen Stecken, und murmelt gewisse Wort darüber: darauf fiel alsobald der Regen [433] auf den gezeigten Platz. Ei, sprach der Vatter, wer hat dich so weise gemacht? Sie antwortet, die Mutter, die dieses, und noch viel andere Sachen mehr kan. Der Bauer war eiferig auf das Werck, nahm sich nach etlichen Tagen an, er müste über Feld auf eine Hochzeit, lässt Mutter und Tochter sich recht schmücken, setzt sie auf einen Wagen, führet sie in die nechste Stadt, und überliefert sie dem Richter zur Straff. Del-Rio, 1. 2. Disquis. Mag. qu. 11.

Als jener Vatter in Schwaben sich höchlich beklagte, daß sein Korn wegen grosser Dürre wolte gar ersticken, und sprach: ach wenn wills einmal regnen? antwortet seine Tochter, ein Mägdlein von acht Jahren, so er bey sich hatte: wollt ihr, Vatter, einen Regen haben, den solt ihr bald bekommen. Der Vatter fragt, wo sie den herbekommen wolte? Sie antwortet: nicht allein einen grossen Regen, sondern auch Hagel, Donner und Ungewitter. Der Vatter fragt weiter, woher weist du das? Sie antwortet, meine Mutter hat mich das gelehret, aber ich must es niemand sagen. Der Vatter fragt, wie und auf was Weise hat sie es dich gelehret? Ei, sprach das Mägdlein, da ist ein Meister, wenn ich dem alle Stund ruffe, so kommt er, und thut was ich begehre. Als nun der Vatter weiter fragte, wer der Meister wäre, und ob sie ihn auch kennete? spricht sie, ich hab etliche Männer in der Mutter Haus gesehen, wenn ihr nicht daheim waret, die kamen offt zur Mutter, [450] denselben hat sie befohlen mich zu lehren.

Uber dieser Rede erschrack der Vatter und sprach zum Mägdlein: kanst du, so mache uns einen Regen. Das Mägdlein antwortete, wenn sie Wasser hätte, wolte sie das bald zuwegen bringen. Der Vatter führet sie an einen Bach, da hebet sie an ihres Meisters Namen, und durch sein Werck, spricht gewisse Wort, und braucht die gezeigte Ceremonien; da kommt ein solcher Regen über seinen Acker allein, daß es zu verwundern gewesen. Der Vatter begehret auch einen Hagel über seinen Acker allein, der kommt auch. Die Mutter, sein Ehweib, verklagt er, die wird gefangen und verbrannt.

Die teufflische Bestia hat sich befürchtet, ihr Kind möchte zu spat kommen, derwegen hat sie ihr das böse Gifft so zeitlich eingeflösset, weil sie dasselbe gern mit sich ins Feuer gebracht hätte. Aber der barmhertzige GOtt hat solches gnädiglich verhütet, und Gnade gegeben, daß sie durch Christliche Unterweisung dem Teuffel aus dem Rachen gerissen worden.

[434] In Dennemarck hat sichs begeben, daß man an einem Ort etliche Zauberinnen ausgeführet, dieselbige zu verbrennen, darunter auch eine kleine Dirne samt ihrer Mutter, die sie gar zeitlich hatte das Zaubern gelehret, solte verbrannt werden. Indem kommt eine Frau von Adel gefahren, erbarmet sich über die junge Dirne, bittet den Richter um ihr Leben, und erhält es auch. Nimmt sie auf den Wagen, fähret ihre Strasse, und spricht zu der Dirnen: was hat dich deine Mutter gelehret? Sie antwortet: Buttern ohne Rahm, Wind und Wetter machen, so ihr wollet, will ichs euch auch wol lehren. Wie sie es nun der Frauen gezeiget hatte, und die Frau vermerckte, daß sie wol zugenommen hatte in der Bosheit nach ihrem Alter, spricht sie zum Kutscher: kehre wieder um, und fahre den Weg, den ich kommen bin, ich habe in der Herberg etwas vergessen, eile und säume dich nicht.

Wie sie nun an den Gerichtplatz kommt, und das Volck noch beysammen findet, übergibt sie die Dirne wiederum dem Richter, mit Vermeldung, sie begehre ihrer nicht, sie habe so viel Böses in der kurzen Zeit von ihr gesehen, daß nichts besser sey, man werffe sie zur Mutter ins Feuer; welches auch geschehen. M. Meiger. 1. 2. Panurg. Lam. c. 4.

Im Lande zu Holstein hatte einer von Adel bey seinem Hause einen stattlichen Lustgarten zurichten lassen, mit sonderlichen grossen Unkosten, und weil er sonderliche Lust und Liebe trug den Garten zu erhalten, wandte er viel darauf. Es geschah aber jährlich, daß wenn dieser Garte in seiner schönsten Gestalt, lustig und grün daher prangte, auch sonsten kein unfreundliches Wetter, brennende Hitze, scharffer Ost [451] oder Nordwind vorhanden war, er dennoch im Sommer, in einer Nacht, so ungestalt ward, als wäre er von grosser Hitze verwelcket, oder sonst ein Feuer drüber gangen.

Welches freylich (schreibt erstgedachter M. Meiger.) nicht natürlich kan geschehen, sondern Zweiffels ohne muß es vom Teuffel durch Hexen und Zauberwerck zuwegen gebracht werden; weil es allein diesem Garten begegnet, und sonst keinem andern, auch die andern Früchte auf dem Feld umher unbeschädigt befunden worden.

Ein überaus schröcklich Wetter ist ohngefehr vor hundert und etlichen Jahren in Dennemarck im Oresundt von einer Edelfrauen angerichtet worden, welche einen Kübel mit Wasser in ihrem Keller hat füllen, und viel Becher drauf setzen [435] lassen, und angefangen in ihrem Kunstbuch zu lesen, ihre Magd offt in den Keller gesendet, zuzusehen, ob sich das Wasser im Kübel nicht beginne zu regen, und ihr Beschwören und Lesen so lang continuiret, bis die Magd gekommen, und angezeiget, die Becher wären gegen einander fast gestossen, und voneinander gefallen.

Eben zur selbigen Zeit hat eine Anzahl schöner Schiffe im Oresundt gelegen, wie das schädliche Wetter ist angegangen, welche sämtlich zu trümmern und untergangen sind, mit mercklichem Schaden kostbarer Güter, darmit sie beladen gewesen. Man hat auch sagen wollen, indem das schröckliche Wetter gegen die Nacht war angegangen, daß ein kleiner Bot durch die Schiffflott geschwind durchgelauffen, darinn man allein ein Feuer hätte gesehen, darauf stracks der Sturm wäre angangen. Idem l. 1. c. 12.

In Schonen hat ein namhaffter vornehmer und wolvermögender Mann gewohnet, auf denselben ist eine lose Vettel, eine Bettlerin, welcher er und seine Hausfrau viel Wolthat hatten erwiesen, geringer Schertzwort halber also erbittert worden, daß sie ihm mit ihrer Zauberey hefftig zugesetzet, also daß seine Wolfahrt, wie ers auch angefangen, den Krebsgang gewonnen, und sonderlich die See all sein Vermögen verschlungen hat; welche Hexe mit ihrer Gesellschafft endlich den verdienten Lohn bekommen, und verbrandt worden.

Vincentius Bellvacens. schreibet, daß die zu Constantinopel auf Rath eines Zauberers, ein Marienbild ins Meer geworffen, und sey darauf ein solch Ungewitter entstanden, daß dadurch der Sarracener Schiff-Armee zerstreuet worden.

Anno 1462 belägerte Ferdinandus, König zu Neapolis, die Stadt Marcos Marci vicus sonsten genant, so unten an einem Schloß am Drachenberg gelegen, und es mit denen von Anjou hielte; hielt auch mit der Belägerung so ernstlich an, daß sie aus Mangel Wassers den Ort [452] übergeben wolten, wenn nicht etliche gottlose Priester daselbst Regen verschafft hätten.

Denn es funden sich unter den Belägerten und Bürgern etliche, die bey finsterer Nacht durch deß Feindes Wachten, über die rauhe Felsen sich heimlich bis an das Gestadt gewaget, ein Crucifix mit sich schleiffend, daß sie zuvor mit gottslästerlichen Worten, Fluchen und höllischen Beschwörungen übel tractirt, ehe sie es in das Meer geworffen, und gewünscht, daß Himmel, Meer und Erd ein groß Ungewitter ankäme. [436] Und eben zu derselben Stund unterfiengen sich etliche gottlose Priester einer ungebürlichen Ubelthat, nur den gottlosen Künsten ihrer Soldaten zu willfahren, und führten einen Esel, den Regen zu erlangen, vor die Kirch, dem sie das Todenlied sangen, als läge er in den letzten Zügen: darauf stiessen sie ihm das H. Sacrament in den Rachen, sagten, er wäre dahin, und begruben ihn lebendig vor die Kirch.

Ein solch heiliges Werck war noch nicht gar vollendet, da fieng der Himmel an sich mit Wolcken zu überziehen, und das Meer von vielen Wellen und Winden zu braussen, also, daß es um den Mittag fast finster ward, ohne daß es sehr blitzete, und Himmel und Erde vom Donnern erbebeten: der Wind führte die ausgerissene Bäume hin und her, die Felsen zersprungen vom Hagel mit grossem Krachen, und fiel ein so grosser Regen, daß man nicht nur keine ledige Cisternen mehr fand, sondern daß auch die zusammenfliessende Regenbächlein Stein und anders herunter flössten. Also verlohr der König all seine Hoffnung die Stadt zu erobern, die er sonsten einig auf den Durst gesetzet hatte, hub die Belägerung auf, und zog davon. Die Buben wären wehrt gewesen, daß sie Gott mit Donner und Blitz zerschmettert hätte, ex Joh. Joviano Pontano T. 2. Oper. 1. 5. Belli Neapol.

[453]
Das 13. Capitel
Das dreyzehende Capitel.
Wie D. Faustus einem Ritter ein Hirschengeweih an den Kopff angezaubert hat.

AN deß Käisers Maximiliani Hof war damals ein Ritter, (L. Baro ab Hard.) derselbe legte sich an das Fenster, und sahe von dar, wer in dem Vorhof aus und ein gienge. Es war aber ein heisser Tag, und weiln zur Zeit dem Ritter ein Nachmittag-Schläfflein zugienge, entschlieff er an dem Fenster. Dieses wurde nun von etlichen, die dem Ritter nicht wol wolten, dem D. Fausto kunt gethan, gaben unter andern für, daß der Ritter nicht viel von seiner Kunst halte, u.s.w. solte ihm derhalben eine Schalckheit anthun. D. Faustus [437] ließ sich nicht lang erbitten, und verzaubert dem schlaffenden Ritter ein Hirschengeweih an seinen Kopff. Und als Käiserl. Maj. auf eine Stund lang wolten ausfahren, beruffte man deßwegen die Edelen am Hof durch einen Trompeten-Schall mit zur Folge, welches als der gehörnete Ritter vernommen, wolte er eilends sich auch aufmachen, und dabey finden lassen, allein er vermochte solches nicht, wie sehr er sich bemühete: dessen musten nun alle andere, auch so gar das zulauffende Frauenzimmer genugsam lachen; bis ihm letztlich auf Zusprechen, D. Faustus die Hörner wiederum abgethan. Da ihm denn wegen sothaner offentlicher Beschimpffung der Ritter den Tod geschworen.

Anmerckung.

I. Es ist diesem Ritter fast ebenmässig geschehen wie dem Actæoni, von welchem Ovidius meldet, das ihn die Wald-Göttin in einen Hirschen verwandelt hat. Und Orpheus machet dem Midæ Eselsohren darum, daß er die Harpffe verachtet hatte. S. Augustinus zeiget an, daß Apulejus also einen verzauberten Trunck habe gethan, davon er Eselohren überkommen, und auch von andern für einen Esel gehalten worden.

Wie einsten Christ. Wagner, deß D. Fausti gewesener Famulus, zu Padua mit andern guten Freunden eine gute Weile frölich gewesen war, fähet einer unter ihnen an, und bittet Wagnern, er wolle ihnen [454] doch einmal einen kurtzweiligen Possen sehen lassen. Wagner antwortet und sprach, es wäre genug für dieses mal, er hätte nebens andern genug von ihm gesehen. Als er aber weiter anhielte, und nicht nachlassen wolte, spricht Wagner, wolan denn, es soll geschehen.

Bald darauf bekommt dieser Neubegierige einen Ochsenkopff mit grossen Hörnern, recht wie ein Ochs. Die Umstehenden fangen an seiner zu lachen und zu spotten: diß verdreust ihn nun, und will sich verantworten mit Schelten, fänget an zu brüllen und brummen wie ein Ochs. Und als er wolte einen Becher an das Maul setzen und trincken, vermöchte er solches nicht, denn die Lappen am Maul waren ihm zu groß. [438] Also hatten die andern ihre Phantasey, und gönneten ihm diesen Schalcks-Possen gar wol. Unterdessen kommt das Geschrey zu den Ohren seiner Madonna, die erfähret, daß ihr Mann ein Ochsenhaupt habe überkommen: sie gehet geschwind dahin, und befindet es also, machet sich derhalben mit losen Worten an Wagnern, und fluchet ihm sehr, warum er ihren Mann also verschimpffet hätte? Wagner gab der Frauen gute Wort, hieß sich zu frieden geben, es solte nicht lang wären; also thäten auch die andern, sagende, das er einen Possen begehret hätte, und so weiter; aber umsonst und vergebens. Dannenher wurd Wagner zornig, und zauberte der Frauen einen Kühkopff auf mit seinen Hörnern, darüber denn das Gelächter noch grösser ward, sonderlich da sich die Frau wolte unnütz machen, und hub an zu plerren.

Und als sie sahen, daß es mit dieser Verwandlung nicht anderst werden wolte, bat die gantze Gesellschafft den Wagner, daß er sie beyde von solchem Hörner-tragen wiederum erledigen wolte, welches er auch gethan. Hildebr. in Goet. p. 75.

Deß Böhmischen Königs Wenceslai Schwartzkünstler Zyto, ließ manchmal auf Zulassung des Königs, bey den Panqueten der Gäste ihre Hände zu Ochsenklauen, oder zu Pferdhufen werden, daß sie dieselbe nicht in die Schüssel bringen kundten, und also die Speisen musten unberührt lassen; bald setzte er ihnen, auf Erlaubniß deß Königs, Hirschengeweihe mit vielen Enden auf, wenn sie entweder den Kopff durchs Fenster gestecket, und ließ sie eine Weile in solchen Stand, daß sie auch den Kopff nicht wieder konten zuruck ziehen: darüber denn jedermann genug zu lachen begunte. Philand. in Expert. p. 508.

In Burgund hatte ein solcher Schwartzkünstler eine sehr schöne Jungfrau entführet, die er auf ein höltzern Pferd gesetzet, und durch die Lufft liesse fortreiten. Nun geschahe es, daß einer seines Gleichen in einem Schloß einer Gasterey beywohnete, da eben der Rauber vorbey zoge: dieser zwange den Jungfrau-Rauber mit seinem Beschwören, daß er den Raub in dem Schloß Hof müssen nieder setzen, der Schwartzkünstler [455] aber stunde da gantz erstummet und voller Scham vor jedermann.

Aber dieser vergasse seiner Kunst auch nicht, und setzte dem jenigen, der ihm diese Schalckheit gethan, grosse Hörner auf, daß er also den Kopff nicht eher können zurück bringen, bis er ihn mit seinem Raub frey passiren lassen. Idem p. 515.

[456]
Das 14. Capitel
[439] Das vierzehende Capitel.
Wie gemeldter Ritter sich an D. Fausto, wegen angethaner Beschimpffung, hat wieder rächen wollen.

ALs umlängst darnach D. Faustus von dem Käiserl. Hof abgereiset, und seinen Abschied genommen, gedachte der Ritter, den D. Faustus nicht lang vorher mit Hörnern bekrönet, bey solcher Gelegenheit sich wegen angethaner Beschimpffung zu rächen, nahm derhalben etliche wolmondirte Reuter zu sich, in Willens diesem Schwartzkünstler vorzubiegen, und den Weg zu verlegen.

Als D. Faustus kaum halben Weg gereiset, da ersihet er ohngefehr sieben Pferd daher stossen; den Herrn, der voran ritte, kennet er alsobald, daß es nemlich der Ritter, sein Feind wäre, und kunte sich leichtlich einbilden, daß es ihme anjetzo gelten würde, begabe sich deßwegen beyseits auf eine Höhe: der Ritter aber ließ auf ihn zurennen, mit ausdrücklichem Befehl auf ihn zu schiessen; derhalben denn die Knechte samt dem Ritter auf D. Faustum zueileten, welcher sich aber, als er nun die unvermeidliche Lebens-Gefahr vermercket, bald aus dem Gesicht verloren, und sich unsichtbar gemacht hat.

Der Ritter ließ auf der Höhe still halten, ob er ihn etwa bald wiederum zu Gesicht bringen möchte; da hörten sie aber gantz unvermutet unten am Wald ein grosses Blasen der Trompeten, und gleich darauf sahe der Ritter über die hundert Pferd auf ihm streiffen, daß er gezwungen worden, mit den Seinen das Fersengeld zu geben: als er nun neben den Berg hin wolte, sihe da stunde daselbst ein grosser [440] Hauff geharnischter Reuter, die gleich auf ihn zu wolten, daß er daher abermal sich in Eil auf einen andern Weg gewendet, und welchen Weg er endlich genommen, hat er doch allezeit Reuter angetroffen, daß er aus Noth verursachet worden, was Gefahr er auch ausstehen müste, weiln er ja nicht anderst gekonnt, in den nechsten Hauffen hinein zu rennen, und zu fragen, was die Ursach wäre, daß man ihn allenthalben verfolgete? aber niemand antwortete ihm, bis D. Faustus sich [457] hervor gethan, und von ihm trotziglich begehret, er solte sich gefangen geben; wo nicht, würde er bald was anders vernemen müssen. Der Ritter aber meinete abermals nicht anderst, es wäre eitel wolgerüste Mannschafft, die D. Faustus aufgebracht hätte, da es doch nur eine Verzauberung und Verblendung Fausti gewesen.

Darauf fordert D. Faustus die Gewehre von dem Ritter und seinen Knechten, nahm ihnen auch die Pferde, führet ihnen aber andere gezauberte Pferde dar, versahe sie mit anderm Gewehre, und liesse sie mit Frieden von sich; dessen denn der Ritter und seine Reissigen recht froh worden, und GOtt gedancket haben, daß sie aus so grosser Noth entkommen, wünschten benebenst dem Schwartzkünstler alles Unglück an den Hals.

Sie kamen also nach etlichen Stunden in einen Flecken, und zogen in der Herberge ein; da aber die Knechte die Pferde in das Wasser geritten, da verschwanden sie alle, und wären die Knechte schier ertruncken, musten also wieder zu heim reiten. Der Ritter stunde eben vor dem Wirthshaus, und sahe seine Leute also daher gehen ohne die Pferde, dazu [441] gantz naß und begossen: aus welchem er denn bald kunte judiciren und abnemen, daß dieses gantzen Wercks Urheber D. Faustus gewesen. Was solte er aber anfangen? Hätte ers am Hof lautbar gemachet, er hätte nur noch grössern Schimpff davon getragen, und ändern kunte ers vor dißmal nicht, muste also von dar aus etliche Knechte abfertigen, um Anstalt zu machen, wie er aufs förderlichste wieder nach Hof kommen möchte.

Anmerckung.

I. Nicht nur zur Zeit deß verwichenen Teutschen Kriegs seynd Exempel bemercket worden der jenigen, die die Kunst gekönnt, einen Hauffen wol mondirter Reuter ins Feld zu zaubern, und also darmit ihren offtmals weit stärckern Feind zur Flucht gebracht haben, sondern es haben auch solche Kunst schon vor vielen Alter andere gekönnt, und haben sich deren bedienet, wenn sie ihren Feinden haben entgehen wollen, die sie verfolget.

Zoroastres ist durch solche Kunst (wenn's anderst eine zu nennen [458] stehet) zu einem König der Bactrianer worden. Denn da diesen sein Feind, der König Ninus in Assyrien, mit Heeres-Krafft überzoge und es nun zum Treffen kommen solte, machte nicht allein Zoroastres ein grosses Kriegs-Heer noch zu dem Seinigen, das sich Ninus nicht recht getrauete anzugreiffen, sondern er machte auch darauf ein solches Donnern und Hageln, daß das Assyrische Volck mit Schanden fliehen muste. Und als der König Ninus diesen Zoroastrem mit einer grossen Schiff-Armada ängstigen wolte, verschaffte er abermal, daß das Meer so hefftig brandte und Feuer-Flammen von sich sprützte, daß die Assyrier nochmal fliehen musten, und giengen viel Schiffe durch den Brand zu grund. Als zum drittenmal die Assyrier mit grosser Kriegsmacht eingefallen, und der König Ninus in Person zugegen gewesen, auch bereits der erste Angriff geschehen war, da verschaffte Zoroastres abermals, weiln er sich zu schwach gegen jene befunden, so bald zwischen beyde Kriegs-Heere eine solche dicke Finsterniß bey hellem Tage, daß keiner den andern sehen künte, und musten also von einander schei den.

[442] König Nectanebus in Ägypten, welcher aller Zauberlist und Schwartzerkunst ein Meister war, da er vernahme, wie ihn ein grosses Heer überziehen wolte, da bereitet er sich nit einmal zu wehren oder zu streiten, sondern er gieng alleine in seinen Pallast, und nahm ein ehrenes Becken, darein goß er Regen-Wasser, und mit seinem Stab beruffte er die Geister, die zeigeten ihm im Becken die Schiffe und das Heer: Inzwischen ward dem König durch einen eilenden Botten angesagt, wie die Feind schon sehr nahe wären, mit Bitte solchen zu begegnen. Da sahe er wieder in sein Becken hinein, und nahm wahr, daß die Ägyptischen Götter (oder vielmehr Teuffel) deß Feindes Schiffe verwehreten anzulenden.

Eine alte Frantzösische Chronica zeiget an, daß ein Fürst in Bulgarien gewesen sey, mit Namen Bajan, dieser war auch ein grosser Schwartzkünstler; und als sein Bruder Peter mit ihme zugleich regieren solte, er sich aber mit ihm nicht wol vertragen kunte, geriethen sie in grosse Feindschafft gegen einander, also daß Peter seinen Bruder Bajan einsmals mit einigem Kriegsvolck überfiele, dessen er sich zur Zeit nicht versehen: Er aber erwecket so bald mit Zauberey noch einen stärckern Hauffen geharnischter Reuter, daß der Bruder abziehen müssen, und sich mit ihm vertragen lassen.

Robertus Carlomans Sohn, ein Hertzog in der Normandey, als ihm seine Vatter nachstellet zu tödten, oder gefangen zu bringen, darum, daß er dem Land so viel Leides zufügte mit seiner Zauberey, entgieng er allezeit; denn er stetigs viel Reuter um sich her machte, daß ihn niemand angreiffen kunte.

[459] Also wird von Clogio, deß Fränckischen Königs Sohn (19 Jahr vor Christi Geburt) gemeldet, daß er ein grosser Schwartzkünstler gewesen, und den Feinden grossen Schrecken mit seiner Zauberey eingejaget habe; denn er ließ, wenn er im Anzug war, gegen seine Feinde ungestümmiglich regnen, ließ Blitzen und Donner kommen. Er hat auch dadurch Tyberium, den damals Römischen Hauptmann, der hernach ist Käiser worden, in die Flucht geschlagen.

Job. Fincelius schreibt, daß Anno 1555. ein wunderbares Gesicht im Braunschweiger-Land sey gesehen worden, in einem Flecken deß Abends, zwo Meilen von Blomenau, zum Gehern genannt, da ist ein Bauer ins Holtz gangen, etwas allda mitzunemen, und als er hinaus kommt an einen Berg vorm [443] Wald, wird er etlicher Schwader Reuter gewahr, in voller schwartzer Rüstung, darvor erschrickt er, laufft zurück, und sagts im Dorff an, wie sehr viel Reuter vorhanden wären. Weil man aber von Reutern sonst nirgends dazumal gehört, habens die Leute dafür gehalten, daß es Gespenste seyn müsten: seynd deßwegen die Behertzesten zusamt ihrem Pfarrer hinausgangen, haben die Reuter gesehen, und ihrer in die 14. Schwader gezehlet, welche sich alsbald in zween Hauffen getheilet, und gegen einander in Schlachtordnung gehalten, da letztlich aus einen jeden Hauffen ein langer schwartzer Mann vorm Hauffen abgestiegen, welche lange weisse Hanenfedern aufgehabt auf den Hüten, die haben die Schwader hin und wieder durchgangen, und wol besichtiget, seynd endlich wieder aufgesessen, und also beyde Hauffen in der Schlachtordnung gegen einander hergezogen, das gantze Feld erfüllet, und haben sich nach Pattensen zugewendet: indem man ihnen zugesehen hat, bis es dunckel und Nacht worden.

Solche Kunst Reuter in das Feld zu machen, hat auch gar meisterlich gekönnt Christ. Wagner, D. Fausti gewesener Famulus, wie aus seiner Histori bekandt ist. Item ein Abbt von Spanheim, Antonius Morus zu Halberstadt, Johannes Teutonicus, ingleichen der Wildfeuer zu Northausen, und andere; welche offtmals gantz allein, vermittelst ihrer durch Zauberey zuwegen gebrachten Reuter, so sie um und neben sich in Menge gestellet haben, ihren Feinden einen Schrecken eingejaget haben.

Aber solche Heers-Krafft hilfft Land und Leuten wenig, sondern verleurt sich wieder, wie die Irrwische; und die jenigen so sich solcher Hülffe gebrauchen wollen, werden verlassen. Wenn man durch Zauberey den Feind schlagen, und Land und Leute retten könnte, so geschehe solches beym Uberwinder ohne Mühe, und gleichsam als in einem Spiel.

[460]
Das 15. Capitel
Das funffzehende Capitel.
D. Faustus verschafft durch seine Kunst einem Freyherrn eine schöne Lust von vielerley Vögeln.

D. Faustus war seiner Kunst wegen bey einem Freyherrn in grossem Ansehen, der seinen [444] Sitz hatte zu Helpede, bey Eisleben gelegen; und als auf einen Tag D. Faustus bey diesem Herrn auf dem Schloß Helpede alleine war, und bey sich betrachtete, was für Gutthat ihm dieser Freyherr jederzeit erwiesen und erzeigt hätte, darneben aber zugleich an sein Ende gedachte, wie er noch gar eine kurtze Zeit zu leben hätte, sprach er den Freyherrn mit diesen Worten an: Gnädiger Herr, ich besorge, daß wir bald werden von einander scheiden müssen, denn ich habe in meiner Astrologia und hohen Wissenschafften so viel ergründet, daß ich bald werde sterben; Nun ich aber betrachte und zu Gemüte ziehe die offtmalige Gutthat, die Eurer Gnad mir überflüssig erzeiget hat, solte und wolte ich nicht gerne gegen dieselbe undanckbar seyn, wenn ich nur wüste in welchem Stück ich zu willen seyn könnte: Gold und Silber zwar hab ich nicht, kan ich aber sonsten mit meiner Kunst etwas Beliebiges verschaffen und zuwege bringen, will ich gantz willfährig darzu seyn.

Dieser Anerbietung halber bedanckte sich der Baron. D. Faustus fuhr fort und sagte: Gnädiger Herr, E. G. hat allda in diesem Schloß einen schönen Prospect und lustiges Aussehen, sonderlich weil der Wald auf dieser Seiten nahe darbey ist, aber daß weiß ich, daß sich die singenden Vögelein, von wegen der rauhen Lufft, scheuen: darum will ich bey den nechsten Bäumen gegen dem Schloß her etwas eingraben, und versichern, daß alsdenn kein Vogel von der Ferne wird herfliegen, er wird in diesem Wald einkehren, und dieses Orts seine Stimme erschallen lassen. Solche Erbietung D. Fausti hat sich der Freyherr sehr wol gefallen lassen.

[445] Als nun der Frühling herbey kommen, da kam auch die lieblich singende Nachtigall, die doch zuvor nie allda gehöret worden; nach und nach liessen sich auch andere singende Vögel vernemen, Distelfincken, Zeißlein: ingleichen sahe man [461] auch mit der Zeit die Trosseln, Krammeter, ja so gar Haselhüner, Auerhanen und Fasanen; die allda nesteten und sich vermehreten, daß freylich der Freyherr für solchen Lust nicht ein grosses genommen hätte. Weßwegen er sich auch gegen dem D. Fausto nachgehends mit einer stattlichen Verehrung danckbar erwiesen, ihn noch einmal zu sich auf sein Schloß Helpede geladen, etliche Tage herrlich tractiret, und denn, wie gemeldt, ansehnlich beschencket.

Ehe aber gar D. Faustus von dar abgereiset, hat er den Freyherrn, und zwey seiner Vogelsteller gelehret und unterrichtet, wie sie Acht haben solten auf diesen und jenen Vogel, was er nemlich Zukünfftiges verkündige mit dem Schreyen, Fliegen, Schnattern, Pfeiffen, oder mit dem Stillsitzen; ja was es für ein Jahr, für einen Sommer oder Winter abgeben werde, wie es werde wittern, item was sie für Glück oder Unglück würden anzeigen, u.s.w. Und sonderlich solten sie auf der Eulen, die anjetzo in der Nähe genestet hätten, Heulen und Schreyen, wie etwan noch anderer Vögel und Thiere, gute Achtung geben; denn dieses gewiß einen Todesfall bedeuten würde.

Welches alles denn der Freyherr fleissig aufgemercket, und sich dieses gegebenen Unterrichts wegen bedancket. Man schreibt aber, als D. Faustus sein erbärmliches Lebens-Ende nicht über zwey Jahr hernach erreichet, sollen diese Vögel alle nach und nach verflogen seyn.

[446] Anmerckung.

I. Hierbey wollen wir erstlich etwas melden von den Augurationibus, oder Weissagungen und Deutungen, die von Vögeln her genommen werden, davon D. Faustus allhier Unterricht ertheilet: welche Zauberey und Phantasey vorzeiten die Heyden sehr getrieben, auch ihr Leben, Glück und Wolfart darnach gerichtet, und wie sie geglaubt haben, also ist es ihnen auch widerfahren.

Tarquinius Priscus ist wunderbarlich durch ein böses Augurium erschrecket worden. Denn ein gewaltig grosser Adler ist in einem starcken Fluge zu ihm geflogen, und hat ihm den Hut vom Haupt genommen, und in die Höhe geführt, und wieder nieder fallen lassen: wordurch ihme der Verlust seines Reichs ist angezeiget worden.

[462] Also widerfuhre auch dem Tarquinio Superbo, daß die Geyer den Adlern haben ihr Nest genommen und zerstöret; aus welchem ebenmässig ihm die Verlierung seines Reichs ist gedeutet worden.

Ein Adler hat deß Syracusani Knechten mit seinem Schnabel die Spieß aus ihren Händen gerissen, und auf die Erden geworffen; dadurch ist ihm alles Unglück, auch der mächtige Widerstand seiner Feinde angezeiget worden.

Als Marcus Brutus wider den Cæsarem Augustum und Antonium kriegete, seynd zween Adler von beederseits Heeren geflogen kommen, die haben mit einander gestritten, der Adler aber, der von deß Bruti Heer gekommen, ward überwunden und gab die Flucht: dieses bedeutete dem Bruto die erfolgte Niederlag und Untergang.

Tyberius Gracchus als er vor seine Thür hat wollen heraus gehen, seynd ihm drey Raben entgegen gestanden, die haben wider ihn geschrien nach ihrer Art, und ein Stück von einem Ziegeldach für ihm hinunter geworffen; welches ihm unglücklich ist gedeutet worden, denn er ward von Scipione Nasica erschlagen und umgebracht.

Es waren aber solche Auguria vornehmlich zweyerley, etliche waren oblativa und solche Weissagungen, die von sich selbsten ungefordert kamen; als wenn die Heyden etwas vorhatten, und es kam ein Vogel unversehens und unverhofft daher geflogen, oder ward sonsten eines Vogelsstimm gehöret, oder trug sich sonsten etwas Ungewöhnliches damit zu, so [447] gaben sie darauf fleissige Achtung, und musten alsdenn die Augures und solche Wahrsager anzeigen, was es bedeutete. Etliche aber waren imperativa und solche Weissagungen, die von ihnen gefordert wurden, da die Augures und Wahrsager bey vorhabenden Geschäfften mit gewissen Beschwörungen und Worten etliche Vögel herbey brachten, aus derer Flug. Gesang oder Zahl sie forschten, was zu thun wäre.

Dergleichen zwischen den beeden Brüdern Remo und Romulo, nach Anzeigung T. Livii, vorgangen, die kunten sich wegen der Regierung nicht vergleichen, ein jeder wäre gern König gewesen, sie wurden aber eins, daß das Augurium, der Vogel-Flug und Weissagung die Sach solte entscheiden. Romulus stieg auf der Palatiner, und Remus auf der Aventiner Berg, und da kamen dem Remo zum ersten sechs Geyer, darauf aber dem Romulo zwölff, und also noch so viel zugeflogen. Ein jeder aber hatte seinen Anhang, und meineten die auf Remi Seiten, ihm gebührete die Regirung deßwegen, dieweil ihm die Vögel zu erst der Zeit nach zu geflogen wären: die aber auf Romuli Seite meineten, sie gebührete ihm, deßwegen, weil ihm noch so viel als dem Remo zugeflogen wären, darüber kamen sie zum Streit, und ward Remus erschlagen,[463] Romulus aber blieb König; und hat also die Berherrschung der Stadt Rom durch einen blutigen Brudermord ihren Anfang genommen.

Bey solchen Weissagungen hatten die Augures und solche Wahrsager ihre erwehlete Vögel, entweder die Oscines, die Sing-Vögel, oder die Alites, die fliegende Vögel, und unter diesen die Præpetes, die schnellfliegende Vögel, auch die Supervaganeas, die hoch im Flug schreyende Vögel, und dergleichen. Sie hatten auch die Pullos tripudiantes, die junge hüpffende Vögel, die sie in besondern Käfigen aufzogen, und wenn sie in wichtichen Sachen wolten wahrsagen, thater sie sie auf, und gaben Achtung darauf, ob sie drinnen blieben, oder heraus kämen: kamen sie heraus, so sahen sie, ob sie heraus giengen oder flogen; giengen sie, so merckten sie, ob sie sehr oder langsam giengen, flogen sie, so hatten sie Acht auf den Flug, wie und wohin sie flogen, ob sie wieder kämen oder nicht: thäten sie es freudig, so bedeutete es etwas Guts und Glückliches, wo nicht, so bedeutete es das Widerspiel.

Es haben aber diese Wahrsager nicht an allen, sondern an gewissen Orten, die sie darzu bestimmt und abgemessen, solch [448] ihre Weissagungen geholet, welchen Ort sie in drey Theil abgetheilet, der erste hieß Antica oder der Vorhof, der hinderste Postica, der Hinderhof, der mittelste Templum, die Kirch und der heilige Ort. Auch war ein besonderer Ort, der hieß Effatus der Beschließ-Ort, an welchem die Weissagung gründlich betrachtet, und der Schluß gemacht, was zukünfftig war. Auch hatten sie darbey ihre sonderbare Gebärden, zu stehen, zu sitzen, und dergleichen, wie solches Peucerus weitläufftig in seinem Buch de præcipuis divinationum generibus beschreibet.

Und haben sonderlich die Griechen und Römer solche Kunst in grossem Wehrt gehalten, so gar, daß auch zu Rom ein Publicum Augurum Collegium, eine sonderbare Zunfft solcher Wahrsager und Propheten, die damit umgegangen, ist angeordnet worden, in welchem Romulus selbsten ein vornemer Augur und Wahrsager mit gewesen, und welche sich darauf gelegt, die seynd mit grosser Solennität und Herrlichkeit zu Priestern geweihet worden, gleichwie man heutiges Tags Doctores macht.

Also ist der edle Römer Marcellus zu einem solchen Augure und Priester offentlich von andern geweihet worden, wie Plutarchus berichtet, welcher auch solche Wahrsagerey ein genus Sacerdotii, ein Geschlecht der Priesterschafft nennet. Da Plinius der Jünger begehrte ein Augur zu werden, schrieb er erstlich dem Käiser Trajano darum zu, und erlangte es mit Bitt von ihm; und da er die Einweihung bekommen, [464] erfreuete er sich hoch darüber, daß er in einen so alten heiligen und herrlichen Orden der Priesterschafft kommen. Und sollen auch die alte Teutschen, nach Cornel. Taciti Bericht, damit umgangen seyn.

Wir Christen aber gehen billich dieses Wahrsagens müssig, also lehret gar recht und wol M. B. Waldschm. Pyth. End. p. 126. und zwar 1. wegen deß außdrücklichen Verbots, da GOtt sagt Deuteron. 18. v. 10. Es soll unter dir (Israel) nicht funden werden, der auf Vogelgeschrey achte. Dieses Verbot gehet die Kinder Israel allein nicht an, sondern auch uns, denn GOtt sagt auch dabey, er hab einen Greuel an dem, der es thue. Und wiederum. daß er um solcher Greuel willen die heidnische Völcker aus dem Lande Canaan vertreibe.

Woran nun Gott dazumal einen Greuel gehabt, und solches verbotten hat, daß kan ihm jetzund nicht wolgefallen, [449] und kan er das, was er an den Heiden gestrafft hat, auch an uns nicht gut heissen; denn er ist noch eben derselbige Gott heut zu Tag, der es dazumal gewesen, und der hierinnen sich und seinen Willen nicht geändert. Und ist auch dieses der Sünden und Greuel einer mit gewesen, um deß Willen Gott den König Manasse also gestrafft, daß er um Land und Leut kommen, und gen Babel geführt worden, dieweil er nemlich auf Vogelgeschrey geachtet, Wahrsager und Zeichendeuter gehalten, und damit Gott zum höchsten erzürnet hat, wie zu lesen im 2. Buch der Könige im 21. v. 6. 2. Wegen deß Aberglaubens, der sich darbey befindet. Denn dieses ist ein Aberglaub, wenn man glaubet, es werde durch die Vögel und deren Flug, Gang und Gesang, Glück und Unglück, Leben und Tod verkündiget, und wenn man solcher Gestalt sie für Ursachen und Zeichen deß Göttlichen Willens gegen die Menschen hierinnen allerdings halten will, so doch sie als Gottes Geschöpffe hiezu von Gott ihrem Schöpffer nicht geordnet worden.

3. Wegen deß Betrugs deß leidigen Teuffels. Es haben zwar die Heyden die Vögel pro internunciis Deorum, für der Götter Botten gehalten, die ihnen Glück oder Unglück verkündigen könnten, aber sie seynd unrecht daran gewesen, denn der Teuffel hat vielmehr seine Hand mit im Spiel, um deß Aberglaubens willen, in welchem er die Menschen suchet zu stärcken, und je mehr und mehr in seine Gewalt zu bringen. Es ist aber der Teuffel ein Lügner und Betrüger, der sich immer unterstehet die Menschen mit Lügen zu hintergehen, und kan wol geschehen, daß er selbsten die Gestalt eines Vogels an sich nemen, oder in einen Vogel fahren, und die Menschen betriegen kan, das ist ihm nicht unmüglich zu thun: hat er Adam und Evam durch die Schlang betrogen, wie solte er es auch nicht noch bey andern Menschen, auf [465] Gottes Zulassung, durch die Gestalt eines Vogels und dessen Stimm und Geschrey thun können?

4. Wegen der Erkenntniß der grossen Thorheit, die hiebey mit unterlaufft. Denn ists nicht grosse Thorheit, aus der Vögel Gesang, Gang und Flug, Weissagungen machen und nemen, so ihnen doch natürlich ist? ist daß nicht grosse Thorheit von den Vögeln also weis und klug werden wollen, daß man nach eingebildeter Weissagung ihres Fliegens, Singens und Schreyens. sein Thun und Vornehmen anstellen, und sich in Glück und Unglück schicken will, da es ihnen [450] doch selbsten an Weisheit mangelt; denn woher kommt Weisheit, und wo ist die Stätte deß Verstands? Sie ist verborgen den Vögeln unter dem Himmel, sagt Hiob im 28. Cap. v. 20. Ist das nicht grosse Thorheit, wenn man will glauben, daß die Vögel dieses oder jenes sollen verkündigen, ob es dem Menschen werde wol oder übel gehen, da sie doch selbsten nicht wissen, wie es ihnen ergehen werde, welches ihnen selbsten verborgen ist; es ist ihnen unbewust, wenn sie mit dem Strick sollen gefangen werden, Eccles. 9. v. 12. oder auch sonsten umkommen.

Welches denn Mosollamus, ein erfahrner Kriegsmann und trefflicher Schütz, wol gewust, von welchem der Jüdische Geschichtschreiber Josephus 1. I. contr. Appion. meldet, daß als ein Augur und Vogel-Wahrsager einsmals dem Kriegsvolck aus eines Vogels Flug viel weissagen und verkündigen wollen, und befohlen, man solte auf den Vogel Achtung haben: würde er still sitzen, so solte das gantze Heer still stehen, würde er sich aber aufschwingen, und weiter fliegen, so solten sie fort ziehen, würde er aber hinter sich und zuruck fliegen, so solten sie alle wieder umkehren. Da hab dieser Mosollamus stillschweigend seinen Bogen gespannet, und den Vogel mit dem Pfeil gefället, vor aller Augen. Und da der Wahrsager und andere über ihn deßwegen zornig worden, und ihme gefluchet, hab er also zu ihnen gesprochen: Seyd ihr nicht Thoren, daß ihr den Vogel zu einen Propheten eures Glücks oder Unglücks aufgeworffen, der doch von seinem eigenem Fato nichts gewust, wo sein Glück oder Unglück seyn würde, er wäre mir sonst in den Schuß nicht geflogen.

Es möchte aber jemand einwenden und sagen, hat doch der HErr Christus Matth. 6. v. 26. klärlich gesagt: Sehet die Vögel deß Himmels an, also ist ja das Acht haben auf die Vögel nicht verbotten? Ist wahr, nicht aber absolute und allerdings, sondern nur das aberglaubische, heydnische, und der Zauberey nahe verwandte Acht haben ist verboten.

Denn die Vögel deß Himmels zeugen theils von der Allmacht Gottes, welche zu erkennen ist aus ihrer Schöpffung, da sie Gott aus purlautern [466] nichts erschaffen hat, Genes. 1. v. 20. Theils zeugen sie von der Güte deß Höchsten Gottes, die er in ihrer Versorgung und Speisung gegen sie beweiset, uns dadurch gleicher massen seine Güte in unserer Versorgung und Speisung zu erkennen zu geben. Da[451]her der HErr Christus Math. 6. v. 26. also davon sagt: Sehet die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie erndten nicht, und samlen nicht in die Scheunen, und euer Himmlischer Vatter nehret sie doch: und darauf sagt Christus alsbald: Seyd ihr denn nicht viel mehr denn sie? anzudeuten, daß so Gott so gütig gegen die Vögel sey, daß Er sie speise und versorge, da sie doch nicht säen noch erndten, und weit geringere Creaturen als die vernünfftige Menschen seynd, ey so werde er nicht weniger, sondern viel mehr gütig seyn gegen die Menschen, und sie speisen und versorgen, die doch säen und erndten und weit edlere Creaturen seynd als die Vögel; oder wie beym Chrysostomo gesagt wird: alle Thier hat Gott um deß Menschen willen erschaffen, den Menschen aber um sein selbst willen. Dienet er nun den Thieren um deß Menschen willen, daß er nemlich dieselbe versorget, ey warum solte Er denn nicht den Menschen dienen und sie versorgen um seinet willen?

Theils zeugen auch die Vögel deß Himmels von Gottes Willen, nach welchem er geneigt ist, die Seinige ohn seinen Schutz in Noth und Gefahr nicht zu lassen. Das gibt uns nun der HErr Christus mit dem Exempel der gemeinesten Vögel, der Sperlinge, zu erkennen, wenn er Math. 10. v. 29. sagt: kaufft man nicht zween Sperling um einen Pfennig, noch fällt derselben keiner auf die Erde ohn euren Vatter. Nun aber seynd auch eure Haar auf dem Haupt alle gezehlet, darum fürchtet euch nicht, ihr seyd besser denn viel Sperlinge. Wormit Christus so viel sagen will: so den geringsten Vögeln, den Sperlingen, ohn den Willen Gottes nichts widerfahren kan, Er nimmt sich ihrer an, nun so wird viel weniger seinen lieben und frommen Kindern ohn seinen Willen etwas Böses widerfahren, Er wird sie beschützen und erhalten.

Theils zeugen sie auch von der wunderbaren Weisheit Gottes, nach welcher Er auch den Vögeln in ihre Natur eingepflantzt hat, daß etliche derselben die künfftige Änderung deß Wetters und dergleichen prognosticiren, und man sie vernünfftig an ihnen mercken kan. Wenn die See-Vögel häuffig ans Land fliegen, die Hahnen zur Unzeit kräen, die Enten viel schreyen, die Schwalben sich tieff herunter auf die Erden lassen, und dergleichen, so propheceyen sie gleichsam darmit nasses Wetter.

Und seynd daher auch die Vögel unterweilen Propheten, aus derer Thun man bisweilen eins und das ander mercken [452] kan, je nachdem [467] es ihnen der allweise Gott in die Natur gepflantzet hat. Es muß aber doch von solcher Merckung allezeit fern seyn der Aberglaub. Denn wenn dieser darzu kommt, und wir auf die Vögel deß Himmels der Gestalt mercken wollen, daß wir auf dieses oder jenes gantz aberglaubisch wollen Acht haben, auch nachgehends davon reden, und das, was sie etwan Zukünfftiges unserer aberglaubischen Meinung nach verkündigen, zuvor propheceyen und daraus weissagen wollen, so ist es eine art der Zauberey-Sünde mit, die Gott in seinem Wort verbotten hat, Levit. 19. v. 26. Devter. 18. v. 10.


II. Darnach und zum andern wird in der Histori gedacht der Eulen und anderer Thiere Geheul, daß wenn nemlich solches zu mancher Zeit gehört, und öffters vernommen werde, solches einen bevorstehenden Todsfall bedeuten werde; weßwegen allhier Anlaß genommen wird, was davon zu halten sey, daß Hunde, Katzen, Eulen, u. d. g. heulen oder schreyen, wenn jemand sterben soll?

Es ist aber ausser allem Zweiffel, schreibt Herr Freudius, in Gewiss. Frag. von Zaub. p. 187. daß offt und vielmals um das Haus oder Zimmer, darinn ein sterbender Mensch liget, bei Nacht-Zeit, oder auch wol bey Tage, entweder die Hunde ein greulich Geheul treiben, oder die Katzen verdrüsslich heulen und maunen, sich untereinander grimmig herum beissen und jagen, und sonderlich auch die Eulen sich zur Zeit vor dessen und dessen unglückseligen Todsfall haben sehen lassen. Von Eulen schreibt M. Joh. Rüdinger, Dec. 2. Conc. de Mag. illic also: Auf der Eulen stetiges Geschrey ist an manchem Ort einer und der andern Person Absterben bald erfolget. Denn ehe die Römer vor Numantia überfallen und geschlagen worden, hat sich zu Rom ein jämmerlich Eulen-Geschrey hören lassen.

Ehe Käiser Commodus Antoninus umkommen, soll sich ein solcher Vogel eine geraume Zeit zuvor über seinem Zimmer haben hören lassen, Æl. Lamprid. in Commod. Marcell. 1. 30.

Vor Valentiniani deß Käisers Ende hat sich eine solche Eule über der Käiserlichen Badstuben sehen und hören lassen, und gantz kläglich geschrien, ob man auch gleich mit Pfeilen nach ihr geschossen, und mit Steinen geworffen, hat sie doch nicht können getroffen, und von dem Ort weg gebracht werden. Bey dem jüdischen Geschichtschreiber Josepho wird vom König Herode Agrippa gelesen, dessen Actor. 12. gedacht wird, daß [453] als er von seinen Schmeichleren und Fuchsschwäntzern ein Gott genennet worden, als er in seinem Pracht aufs Theatrum kommen, und er solches geschehen lassen, und ihnen nicht widersprochen, da hab er, als er sich etwas umgekehret, über seinem Haupt, auf einer Seule eine Eule sehen sitzen, woraus er selbst [468] seinen bevorstehenden Tod geschlossen, welcher auch darauf erfolget, l. 19. Antiq. c. 8.

Ehe die Fränckischen Kriege um Würtzburg, und in derselben Gegend angegangen, hat ein solcher Vogel um den Stifft und Stadt Würtzburg sich grausam und kläglich hören lassen, darauf eine grosse Pestilentz, und die Marggräfische Kriege erfolget.

Ehe der Hertzog zu Gülich und Cleve in Rom kranck worden und gestorben, hat sich eine Eule auf seinem Schloß sehen und hören lassen viel Tage, nicht nur in der Nacht, sondern auch bey Tage, hat weder mit Schiessen noch Werffen oder Schreyen von dannen können gebracht werden.

Ich muß allhier erzehlen, was neben andern ich im 1606. Jahr hab zu Havelberg in der Marck gesehen. Es flog bald nach angefangener früher Sonntags-Predigt eine Eule, und satzte sich auf das Gegitter, hinter welchem zween junge und gereiste Kauffmanns Söhne ihren Stand hatten, diese beyde begaben sich nach Mittage mit zweyen Pörsbüchsen auf einen Kahn, und schiessen zugleich aus demselben nach einer auf der Havel schwimmenden Enten, darüber der Kahn sich umgekehrt, beyde ertruncken, und durch der Fischer Fleiß und dero Geräthe folgendes Tages wieder heraus gezogen worden.

[Anno 1553. den 9. Januar. ist zu Berlin ein grosser Wind gewesen, der hat dem steinernen Bild Mauritii, so neben anderer Herren Bildern gestanden, den Kopff abgerissen, da die andern Bilder alle gantz geblieben. Den Tag aber vor der Schlacht, darinnen er erschossen worden, kam ein Wind, und risse zwey Gezelt Churfürst Mauritii um, eines darinnen er Mahlzeit gehalten, das ander darinnen seine Kuchen gewesen, welches ein Zeichen war, daß man ihm nichts mehr zu essen bereiten würde, und vortragen. Man hat auch an dem Ort da die Schlacht geschehen sollen (wie Camerarius in Oratione funebri Ducis Mauritii schreibet) etliche Nächte zuvor ein groß Getümmel, Geschrey von Pferden und Jammerlechzen der Menschen gehöret, ja man hat gehöret eine Stimme, die gar laut geruffen: O wehe, wehe!]

[454] Wie offt erfähret mans, daß die Pferde, wenn sie am Wagen gespannet, und der aufgesessen ist, nicht fort wollen, denn sie mercken etwas, daß es dem Herrn auf der Reise nicht möchte wolgehen, wenn man es nur allzeit verstehen könnte, und sich darnach richten. Ich habe einen vornemen Hauptmann gekandt, schreibet M. Strigenitius an einem Ort, der wolte mit seinem Weib ins Carls-Bad fahren, wie er aufsitzt, wolten die Pferd zum Schloß nicht hinaus, er muste absteigen, und sie mit Gewalt lassen forttreiben, saß darnach auf, und fuhr also darvon, kam aber im warmen Bad schändlich um sein Leben, und [469] wurde von einem Meuchelmörder in der Schlafkammer erstochen. Daher das gemeine Sprüchwort: Et equi et canes funera intelligunt.

Aber von solchen Ominibus wird eigentlich hie nicht geredet, sondern wenn es nunmehr mit einem Menschen so weit kommen, daß er bald sterben, und fast nun in Agone liget, bisweilen ein so ungeheures und ungewöhnliches Geschrey und Geheul von Hunden, Katzen, u. d. g. sich hören lässt.

Pferde und Hunde sollen gewahr werden, wenn eines im Hause stirbt, spricht Herr Matthesius in der 13. Predigt von der Sündflut p. 109. und Leid tragen nach ihrer Art; wie man von Alexandri M. Pferd Bucephalo, und von deß Pyrrhi Hund liset etc.

Ich weiß mich deß zu erinnern, schreibt D. Mengering, in Informat. p. 550. da in meiner Kindheit Jacob Spor, der Jubilirer von Franckfurt, in meinem Vatterland zu Hall in Sachsen, ermordet ward, sein Pferd (denn er bey meinem Vatter sel. zur Herberg lag) die Nacht durch, als der Mord geschehen war, den Kopff heraus stackte und schaumete, und immer herfür nach der Hausthür sahe, als wenn es hinaus wolte, welches denn denen im Haus ein groß Schrecken und Nachdencken machte, und hat man hernach, wie der Mord offenbar worden, dafür gehalten, wenn dem Pferd die Thür und Thor geöffnet worden wäre, es hätte wol gar für deß Mörders Thür lauffen dörffen; also hat das arme Thier nach seinem Herrn gewittert oder gewihret, so zu reden.

Von Hunden erzehlet Lipsius viel merckliche Historien, Cent. 1. ad Belg. Epist. 41. Compertum est, schreibt Hildebr. l. 2. Mag. Natur. p. 14. ex Cornemann. et Canes nocturno latratu mortem præsagire. Exempla videre est apud Fincelium.

Es ist auch aus andern Historien bekandt, daß sonderlich [455] vornemer Leute Tod, oder instehendes Ende, durch ein und das ander Zeichen angesagt und gleichsam verkündiget oder bedeutet worden; worvon beym Camerario in Hor. Succisiv. Cent. 1. c. 73. et Cent. 3. c. 15.

In Böhmen hat man mich für gewiß berichtet, schreibt M. Zeiller, Theatr. Trag. Hist. 1. p. 25. daß, so offt jemand aus dem vornemen Geschlecht der Herren von Rosenberg (so nunmehr abgestorben) hat sterben sollen, man allezeit eine Weibsperson mit einem grossen Böhmischen Schleyer im Schloß zu Crumau in Böhmen gesehen habe.

Ein fast gleichförmiges Exempel hat auch Crusius in Annalib. Sueviæ part. 3. l. 12. c. 37. von dem Schloß hohen-Rechberg. Allermassen auch ein solches gemeldet wird von der so genannten weissen Frauen, welche sich, wenn jemand aus der Churfürstl. Brandenburgischen Familie sterben soll, sich sehen lässet, u.s.w.

Nun ist bey solchem allen leichtlich Antwort zu finden, was verruchte, [470] glottlose offenbare Sünder anlanget, die mehrmals ein Ende nemen mit Schrecken, darum der Teuffel mit solchem Geheul und Geplöcke seinen lieben Getreuen zu Grabe, und Seelmeeß zu läuten pflegt; wie zum Exempel, bey dem Ende deß Bischoffen zu Bremen, Alberti, der ein grosser Zauberer und Schwartzkünstler gewesen, die Säu und Hunde in die Kirch gelauffen, um den Altar gegruntzet und geheulet haben, daß man sie kaum hat können abtreiben und hinweg jagen, als Cranzius gedenckt l. 5. c. 10. Metropolit. Dergleichen in den Historien hin und wieder mehr vorläufft.

Aber es wird auch dergleichen bey frommer und redlicher Biederleute, Christlicher und tugendreicher Matronen Ende und Abschied ehe gespüret und erfahren, an deren Christlichem Abschied, geführten unsträfflichen Leben und Seligkeit je nicht zu zweiffeln ist. Wie nun das zugehe, und warum es geschehe, stehet zu bedencken.

Unvorgreifflich wird dafür gehalten, daß solche unvernünfftige Thier die Gegenwart der unreinen bösen Geister vermercken, und hindurch in Furcht und Schrecken gebracht werden, und würde also die nechste Antwort seyn, daß Hunde, Katzen und solche Thier mit ihrem Heulen und Geschrey die Præsentz der höllischen unreinen Geister ankündigen und zu verstehen geben, die nicht allein bey gottloser ruchloser Leute letzten Zügen sehr mühsam und geschäfftig seynd, in alle wege zu ver[456]hindern, daß ja der Sterbende zu keinen bußfertigen Gedancken und Glauben an Christum kommen und gelangen möchte, damit ihnen etwan die Seele, durch Treue und Fleiß der Prediger und anderer gottseliger Beyständer nicht entrückt, und dem HErrn Christo durch Bekehrung, genommen werde, darum denn solche böse Geister mit Händen und Füssen, also zu reden, wehren; sondern es müssen auch die Frommen und Glaubigen solche Anläuffe, Arglist und Versuchung deß Teuffels erleiden und ausstehen, wie in der Histori von S. Martino stehet, daß da er sterben sollen, der Teuffel zum Füssen bey seinem Bette gestanden, den er aber keck also angeredet: Quid tu hie stas, horrenda Bestia, nihil habes in me.

Und wenn die unreinen Geister an der wolverwahrten Seele eines Glaubigen nichts schaffen noch gewinnen können, schröcken und nöthigen sie zum wenigsten das unvernünfftige Viehe zum Geschrey und Geheul, entweder einen solchen sterbenden Christen in seinen letzten Zügen zu verunruhigen, wiewol vergebens und ohne Frucht, wie andere Anfechtungen, oder die Umstehenden in ihren guten Gedancken und Vorbeten oder Zusprechen, bey ihrem Mitbruder oder Mitschwester irre zu machen, ja in den Argwohn zu verleiten, daß sie an dessen oder deren Seligkeit zweiffeln sollen, u.s.f. wie dergleichen Meisterstück der leidige [471] Satan an dem frommen Hiob erwiesen.

Etliche wollen dessen auch eine Ursach aus der Natur geben, die Katzen sollen am Geruch wittern und abnemen, occultâ quadam sagacitate vel judicio, den Sterbenden, gleich als die Adler und Raben das Aas auf dem Feld auswittern, und also darnach stehen und schreyen; wel ches man aber dahin gestellet seyn lässt.

Hier aber ist zu mercken, daß man sich über deß Sterbenden Christenthum und Seligkeit durch solch ungewöhnlich Geschrey und Geheul der Hunde und Katzen, u.s.f. nicht in Zweiffel ziehen, noch zu andern bösen Gedancken bewegen lassen soll. His ipsis insultibus et sarcasmis diaboli rectius non occurritur, non resistitur, quàm contemptu, precibus et eo majori in Deum recumbente fiducia. D. Menger. d. l. p. 549.

[472]
Das 16. Capitel
[457] Das sechszehende Capitel.
Wie D. Faustus der Gräfin von Anhalt zeitige Trauben, Äpffel und Birn zuwegen gebracht.

D. Faustus kam auf eine Zeit zu dem Grafen von Anhalt, so jetziger Zeit Fürsten seynd, zur rauhen Winterszeit, zu Anfang deß Januarii, allwo er am Hof Bekandten hatte, die er im Durchreisen besuchen wolte. Der Graf, als er dieses erfahren, ließ ihn zu der Tafel beruffen, weiln er verlangte von seiner Kunst ein Stücklein zu sehen. Und als D. Faustus über der Tafel wahrgenommen, daß die Gräfin schwanger war, sprach er unter andern zu ihr: Gnädigste Frau, es melden die Medici, gibts auch die Erfahrung, daß wenn die Weibspersonen sich schwanger befinden, sonderlich zur ersten Zeit, sie nicht selten ein Gelusten haben, dieses oder jenes zu essen, ob sie es schon zur Zeit, und der Zeit nach, nicht habhafft werden mögen; daher sie denn auch manchmal wegen Versagung und Entbehrung dessen, betrübt werden, auch wol der Leibesfrucht ein Mahl anhängen: also wird es bey ihr, allergnädigste Frau, auch nicht wol fehlen, sie wird eben so wol etwan nach diesem oder jenem ein Verlangen tragen, darum bitte ich, sie wolle frey etwas fordern und begehren, ich will es durch meine Kunst verschaffen.

Die Gräfin antwortet alsobald hierauf, Herr Doctor, ich wills euch fürwahr nicht verhalten, was ich jetzund an Statt gegenwärtig aufgetragenen Confects wünschen wolte, nemlich frische Trauben, wolgeschmackte zeitige Äpffel und Birn, darinn [458] wolte ich meine Lust büssen, und mich ergötzen.

D. Faustus versetzte, es ist nicht ohn, Gnädigste Frau, daß der Herbst viel frisch und zeitiges Gewächse von Früchten mit sich bringet, deren wir bey jetziger rauhen Winterszeit entbehren und ermangeln müssen; aber wenn euer Gräfl. Gn. mir Glauben geben wolte, und meiner Kunst etwas zutrauen, so wolte ich inner einer halben Stund zeitige Trauben, Äpffel und Birn verschaffen. Die Gräfin lächelte darob, und sagte, daß solches zu solcher Zeit gantz unmüglich wäre; Sie wolle es aber gerne sehen, und denn glauben.

[473] Hierauf nahm D. Faustus drey silberne Schüsseln, die setzte er fürs Fenster hinaus, mit Murmelung etlicher Wort. Als ihm nun gedauchte die Zeit vorhanden zu seyn, stunde er von der Tafel auf, gieng hin zum Fenster, und brachte von dar in der ersten Schüssel weisse und rote Trauben, und in den zweyen andern lagen schöne zeitige Äpffel und Birn, die stellete er auf die Tafel, und sprach zu der Gräfin: Allergnädigste Frau, allhier ist die Kunst, Euer Gräfl. Gn. wollen sich darob nicht entsetzen, noch Bedencken tragen, davon zu essen und zu geniessen, denn sie kommen gar weit aus fremden Landen her, da sich der Sommer bald enden will. Also aß die Gräfin von diesem Obst und Trauben mit Lust, und bester Vergnügung.

Anmerckung.

I. Es ist bisher mehr als einmal von der mächtig geschwinden Behendigkeit deß Teufels erinnert und gedacht worden. Denn daß er alhier und in so kurtzer Zeit natürliche Früchte und zeitige Trauben aus fern entlegenen Orten hergebracht, ist ihm wol müglich gewesen, in deme S. Paulus, Ephes. 2. den Teuffel nennet einen Regenten der Lufft, und [459] Fürsten unter dem Himmel; so muß er warlich kein ohnmächtiger und schlechter; sondern ein sehr geschwinder und zugleich mächtiger Regent seyn, also, daß er wol Äpffel, Birn, zeitige Trauben, und so ferner seiner Behendigkeit und grosser Geschwindigkeit nach aus Asia, Africa, etc. kan herbringen: denn in diesen Landen der Sommer und Winter mit unsern Landen nicht übereintrifft, weiln wenns bey uns Winter seyn soll; und wenn wir der Zeit nach keine der gleichen Früchte haben, seynd solche der Orten genugsam zu finden. Wenn nun der Teuffel, und durch ihn die Zauberer und Schwartzkünstler, ein solches thun, so ist es den Unwissenden recht seltsam, und verursachet ein grosses Wundern, aber es ist ihm wol müglich, und wol zu thun.

Es meldet unter andern von solcher und dergleichen Dieberey, Herr Jacob, Freyherr von Liechtenberg, in sei nem Hexen-Büchlein, daß solches offtmal geschehen sey, daß der Teuffel einem König, Fürsten oder Herrn aus Orient, sein Essen aus der Kuchen, den Wein aus dem Keller, genommen habe, und einem andern in Occident, der es etwan verlanget, zugeführt: Warum wolte denn dieses mit dem Obst und Trauben nicht auch müglich gewesen seyn?

Wie man auch in deß Schwartzkünstlers Christof Wagners Histori [474] liset, daß er bey angestellter Gasterey zu einem Fenster immer eine Schüssel nach der andern herein genommen, und aufgesetzet, daß sich seine Gäste verwundern müssen. wo doch das herrliche Essen herkommen möchte; wie er auch an die Wand mit einem Stab geschlagen, ist ein Jüngling heraus kommen der zween guldene Becher in seiner Hand getragen, darauf deß Türkischen Käisers Name und Wappen gestanden; aus der andern Wand war eine Jungfrau kommen, mit einem gantzen Korb voll schöner kunstreicher guldener und silberner Trinckgeschirr, darunter vieler Fürsten und Herren Namen und Wappen, sonderlich deß Königs in Spanien und Franckreich waren. Hildebr. in Göt. p. 73. das alles denn sein Meister Auerhan, der leidige Teuffel, mit schneller Herzubringung der Tractamenten, aus Päpstlichen und Königlichen Küchen, der Trinckgeschirr, aus Käiserlichen und Königlichen Silber- und Schatzkammern, durch Gottes Zulassung, zu Werck richten und prästiren können.

Man sehe an das Exempel an den Stäben der Egyptischen Zauberer erwiesen, Exodi 7. v. 12. wie der Teuffel, als [460] ein sehr geschwinder Geist, und der sich in einem Nu und Augenblick von einem Ort zu dem andern schwingen kan, der Zauberer, immassen viel gelehrte Theologi dafür halten, eilends hat hinweg gerucket, und an derselben Statt Schlangen hingelegt, welche er etwa draussen am Fluß Nilo, aus einem Gepüsche oder Schlangen-Höle heraus geholet. D. Forster. Conc. 25. in Exod. p. 147.

Mehrmals aber ist es nur lauter Augen-Verblendung und Betrug mit solchen Speisen, immassen aus folgendem Capitel erhellen wird.

[475]
Das 17. Capitel
Das siebenzehende Capitel.
Wie D. Faustus bey seinem Abschied ein schönes Castell oder Schloß vor der Residentz deß Grafen aufgerichtet, und in solchem der Hofstatt ein herrliches Frühmahl zubereitet hat.

EHe D. Faustus seinen Abschied von diesem Hof nahme, bate er den Grafen und seine Gemahlin, sie wolten mit ihm einen kleinen Spatzierweg hinaus nemen, denn er wäre bedacht und gesonnen, Ihrer Hoch-Gräfl. Gn. Gn. ein schönes Schloß oder neuerbautes Castell sehen zu lassen, auf dero Grund und Boden. Als die Bewilligung hierauf erfolget, und beede Hoch-Gräfl. Gn. Gn. samt den meinsten am Hof, und etlichen Frauenzimmer, vor das Thor hinaus kommen, da sahen sie vor ihnen mit grosser Verwunderung auf einer Höhe, sonst Rombühel genandt, ein schön neuerbautes Schloß stehen; Sie kamen zu solchem je länger je näher, und wurden erstlich gewahr eines tieffen geringsherum gesetzten Wasser-Grabens, darinnen schwummen mit grosser Lustbarkeit zu sehen, mancherley Wasser-Vögel, als Schwanen, Reiher, [461] Enten, und dergleichen. Das Schloß hatte zwey Thor, und fünff aufgerichtete schöne runde Thürne: in dem Hof deß Schlosses giengen Affen, Meerkatzen, ja so gar zahme Bären, Gemsen, Straussen, und andere Thiere mehr, mit männigliches Verwunderung.

D. Faustus führte sie weiter hinein in einen schönen Saal, unten am Hof stehende, und richtete allda diesen vornemen Gästen ein herrliches Frühmahl an, von allerhand delicaten Speisen, und guten Geträncken: Er stellete zugleich eine überaus liebliche Music an, von allerhand angenemen musicalischen Instrumenten, und liesse die Gräfliche Personen bedienen, der Famulus aber, Christoph Wagner, wartete den andern auf, daß also kein Mangel an irgend etwas erschiene, und sie inner einer Stund dem Ansehen nach, auf das beste gesättiget wurden.

Der Graf und seine Gemahlin bedanckten sich gegen dem [476] D. Fausto, wegen solch herrlicher Bewirthung, und kehreten also, samt den andern, wieder dem Hof zu. Als sie aber etwas ferner und der Residentz näher kamen, sihe, da gieng in jetzt besagtem Schloß ein grosses Feuer auf, geschahen zugleich auch daraus grosse Büchsenschüsse, und verbrandte das Schloß in kurtzen, ja verschwand vielmehr.

Diß alles sahe der Graf, und alle die mit ihm waren, und zusahen: es war ihnen aber zur Stund nicht anderst, als wenn sie nicht einmal gefrühstücket, vielweniger ein solch herrliches Frühmahl eingenommen hätten; ja es kam ihnen allen der Hunger in den Bauch, daß sie allesamt aufs neue zu frühstücken verlangten.

[462] Anmerckung.

I. Aus diesem mag man lernen, wie der Teuffel die Sinne der Menschen manchmal verblende, daß man alles greifflich sehen kan, betasten, ja gar geniessen kan, und ist doch mehrmals nichts, sondern nur eine Phantasey, Gauckelwerck und Verblendung, wie allhier an D. Fausti gezauberten Schloß und dem daselbst eingenommen Frühmal zu sehen.

Ein Graf von Aspermont hat pflegen allerley Gesellschafft, so in sein Haus kommen, dermassen herrlich und stattlich zu empfangen und zu tractiren, daß sie an den köstlichen Trachten, Speisen und Getränken, ingleichen an der guten Aufwartung und allerhand Uberfluß, ein gutes Genügen getragen. Allein das End und der Abzug ist nicht so annehmlich gewesen: sintemal wenn die Leute und Pferde aus seinem Haus gewesen, seynd sie fast Hungers und Durst gestorben, wie Bodinus bezeuget, Dæmonom. Teutsch. p. 107.

Pasetes, einer der Vornehmsten Zauberer selbiger Zeit, hat durch Krafft seiner Zauberey, in einem Huy seinen Gästen eine herrliche Gasterey (wie es sich denn ansehen liesse) zugerüstet: aber nach dem sie die Hände gewaschen, und angefangen sich zu Tische zu setzen, ist weder zu beissen noch zu brocken mehr vorhanden gewesen, also daß ihnen vor Hunger und Durst der Bauch, wie man spricht, am Rücken geklebet ist. Hildebr. in Göt. p. 236.

Eine solche herrliche Gasterey hat auch D. Fausti gewesener Famulus, Christoph Wagner, einsten zu Wien etlichen guten Gesellen angerichtet, die gerne eine gute Kurtzweil von ihm sehen wolten, und ihm deßwegen auf einen Tag zu sprachen, er aber gedachte, er wolte [477] ihnen eins machen, und sagte zu ihnen, so sie Lust hätten ihn in seinem Logement zu besuchen, so wolle er sie freundlich gebeten haben, daß sie deß Abends zu ihm kämen, er hätte ein Haus vor der Stadt draussen, er wolte sie wol bewirthen, nur allein mangelte es ihme an Trinckgeschirren, die sie solten mitbringen, weiln er eine Zeit lang verreiset gewesen, und nicht draussen gewohnet hätte; darzu so dörfften sie wegen der Nacht nicht herein eilen, denn er könnte sie allesamt über Nacht beherbergen.

Sie waren deß zu frieden, und gieng ein jeder hin, und brachte mit sich etwan ein schön geschnitten Glas, oder einen [463] silbernen Becher, und kamen an dem bestimmten Ort zusammen. Und als sie miteinander auf dem Abend zur Stadt hinaus giengen, zeiget der Wagner ihnen ein hübsches Haus, welches dem Ansehen nach sehr wol gebauet, darzu künstlich gemahlet war, und auf einem Berglein stunde; da sie doch vor diesem an diesem Ort dergleichen Haus nie gesehen hätten. Sie folgeten aber allesamt dem Wagner, und wie sie hinein kamen, da wurden sie von etlichen Dienern, wie auch dreyen oder vier Jungfrauen aufs beste bewillkommet; auch war das Zimmer stattlich zugerichtet, der Saal hübsch ausgezieret, und da es nun Zeit ware, daß man zu Tische sitzen sollen, wurde ihnen sämtlich aufs beste aufgewartet, die Tafel aber mit den herrlichsten Speisen und Geträncken besetzet und versehen.

Zeit währender Mahlzeit aber hörete man die angen emste und lieblichste Music von allerhand Saitenspielen, daß sie sich alle nicht genugsam drüber verwundern kunten: noch mehr, als sie hierauf zwölff Affen hinein kommen sahen, welche auf das zierlichste getantzet, einer halben Stund lang, und als diese hinweg, kamen drey Bären aufgezogen, die hielten ebenmässig einen Tantz, bald aber bissen sie einander darüber so hefftig, daß auch das Blut hernach folgte: Darauf kamen hinein kleine Männlein und Fräulein, etwan einer Spannen hoch, die tantzeten auch allerley seltzame, mehrentheils unzüchtige Täntze, und vertrieben ihnen also die Zeit sehr wol.

Nach dem Essen giengen sie auf einen grünen Platz, allwo die obigen vier Jungfrauen zugegen waren, da fingen sie an zu tantzen, in dessen sich wol sechserley Violen hören liessen, und währete dieses lang in die Nacht hinein: und weil der Mond zur Zeit noch hell schiene, auch meisten theil vom Tantzen ermüdet waren, giengen sie an das Wasser, welches um daß Haus herflosse, stiegen in den kleinen Kahn oder Nachen, und fischeten, fingen auch wider Verhoffen etliche seltzame Fische, dergleichen sie ihres damaligen Bedunckens nach, nie gesehen hatten; aber sie kunten sie nicht fortbringen, darzu hatte es ihnen [478] der Wagner ausdrücklich verbotten, es solte niemand einigen von den Fischen mit sich heim nehmen: welches Verbott aber einer unter den Gesellen nicht groß geachtet, sondern einen Fisch in seinem Sack verborgen, mit sich nach hause getragen.

Wie es nun sehr spat in die Nacht hinein, namen die Jungfrauen ihren Abschied, mit dem Vermelden, daß sie nun auch Zeit hätten, damit sie etwan auf Morgen, oder ein an[464]dermal wieder kommen dörfften, die Gesellen aber blieben länger im Grünen, zecheten allda so lang und waren lustig und guter Dinge, bis sie alle auch dessen müde waren. Da kommet sie alle, ausser dem Wagner, ein gehlinger Schlaff an, daß sich dessen keiner enthalten kunte, huben derwegen an, und schnarcheten gleichsam mit einander in die Wette. Als dieses der Wagner sahe, machte er sich mit seinem Clausen, seinem Famulo auf, und gieng davon, vergasse aber nicht die silbernen Becher und 2. schöne Gläser mit zu nehmen, und ließ die guten Gesellen schlaffen bis an den hellen Morgen; da sie denn erwachten, und mit Erstaunen wahrnamen, daß sie unter dem Galgen oder Hoh-Gericht lagen, auch zum Wahrzeichen dessen noch zwey gehenckte ob sich hangen, ja um und neben sich abgefallene Diebs-Knochen und Gebeine liegen sahen.

Wer war nun furchtsamer, ja wer war auf diesen Schelmen-Wirth, den Wagner, entrüsteter, als die Gäste? Allein was wolten sie machen? Es halff inzwischen einer dem andern auf das Förderlichste aus dem Galgen, giengen nach Hause, und sagten niemand viel davon, damit sie ungevexiret bleiben möchten: Welches jedoch kurtz hernach unter die Leute kommen.

Als auch dieser, so den Fisch heimlich eingestecket, heim kommen, und daran gedacht, will er ihn heraus nemen; aber er bekommt eine scheußliche Kröte in die Hand, welche ihm recht entsetzlich ist vorkommen: er aber hat sie aus Zorn zum Fenster hinaus auf die Gassen geworffen, da ist sie alsobald wieder ins Haus kommen. Zum andernmal gräbet er sie gar ein, sie hat sich aber gleich selbst wieder heraus gescharret: Er lässt sie gar in die Donau werffen, sie kommet auch wieder. Endlich schickt er sie hin zu dem Galgen, wo sie zuvor gegewesen, allda verbliebe sie und kam nicht wieder.

Ein vornemer Spanischer Herr, deß Namen hier nicht soll genennet werden, war ein sehr karger Filtzhut, und gab seinem Gesinde nicht gern viel zu essen; der reitet nun einsmals mit vier seiner Diener nach Toleto, und hatte von dem Schwartzkünstler Wagner gehöret, daß er sich daselbst aufhielte, gedachte derwegen, er wolte ihn besuchen; und als er nun seine Sachen bald ausgerichtet hatte, wolte er aus Kargheit nicht im Wirthshaus einkehren, denn er besorgete, es [479] möchte ihm Geld kosten, zumaln es wegen des Mißwachses gar theuer zu zehren war, gienge derhalben hin zu den Wagner, begehret seiner [465] Kundschafft; welcher alsbald zu ihm hinab kam, ihn freundlich empfienge, und mit sich hinauf in sein Zimmer name.

Da hub der Spanier erstlich an zu sagen, wie er von seiner Kunst so viel Ruhm und Lob vernommen, und wie er sonderlich gehöret hätte, daß er könnte vermittelst solcher Speise und Getranck aus fern entlegenen Orten umsonst zuwegen bringen; welches Kunststück er denn vor allen andern sonderlich gern sehen möchte, wo es anderst dißmal seine Gelegenheit zugeben, und ihm beliebig sein möchte. Hierauf antwortete der Wagner mit ja, er solte sich nur an den Tisch setzen, er solte nach Verlangen gesättiget werden, in Hoffnung einer guten Recompens, die erfolgen solte.

Wagner ließ also kurtz hierauf den Tisch decken, und der Geist Auerhan brachte bald Speiß und Getranck von mancherley Arten. Der karge Spanier satzte sich mit seinen Dienern, und ließ ihm die Tractamenten sehr wol schmecken, rühmete auch den Wagner, und sprach benebenst, wie er ihm solches in kurtzem wolte reichlich vergelten.

Als nun die Mahlzeit gehalten, stunden sie auf, rüsteten sich, und beschickten ihre Pferde, die auch gleicher Gestalt ein solch geborgtes Rauchfutter empfangen hatten. Sie gesegneten also den Wagner, namen ihren Abschied, zogen davon, und bezahleten nicht das Geringste. Wie sie aber etwan eine halbe Stund geritten waren, kommt sie alle ein grosser Hunger an, daß je einer zu dem andern gesagt, ihm hätte in langer Zeit der Hunger nicht so wehe gethan, der Herr sprach auch deßgleichen. Je weiter sie fortzogen, je grösser der Hunger ihnen zusetzte, daß sie meineten, wenns noch lang wären solte, sie müsten verschmachten; die Pferde wurden auch so müde und hinfällig, daß sie kaum die Knochen heben kunten. Der Spanier aber triebe die Pferde über Macht, kam also hungerig heim, und verstunde aus diesem, wie es Wagner gemeinet, und daß er von ihm also verblendet und betrogen worden.

D. Conr. Dietericus erzehlet, daß in Hessen von Pfeiffern und Spielleuten ausgegeben worden, daß sie ungefehr zu einem Hexentantz kommen, und allda aufgemacht haben, da seyn sie wol tractiret worden, haben ihnen einen guten Rausch angesoffen, seyn endlich in eine Kammer geführt, und in ein stattlich Bett geleget worden: Morgens frühe aber, als sie erwacht, seyn sie unter dem Galgen gelegen, an Statt, daß sie vermeinet, daß sie in einem weichen Bett geschlaffen hätten.

[480]
Das 18. Capitel
[466] Das achtzehende Capitel.
D. Faustus führet einen in der Türckey gefangenen Edelmann wieder nach Haus, da eben sein Weib sich bereits in anderwertige Ehe begeben hatte.

ES kam einer von Adel gen Leipzig, und als ihm in dem Wirthshaus über der Tafel von andern wurde angezeigt, wie D. Faustus, der berühmte Schwartzkünstler, verstorben, und zwar ein erbärmliches Ende genommen hätte, da erschrack hierüber dieser Edelmann von Hertzen, und sprach: ach das ist mir sehr leid, er war dennoch ein guter diensthaffter Mann, und mir hat er eine Gutthat bewiesen und erzeiget, deren ich die Zeit meines Lebens nimmermehr vergessen soll, noch kan. Denn es war dazumal mit mir also beschaffen; als ich vor sieben Jahren noch lediges Stands und unverheurathet war, zur selben Zeit zu Wittenberg Studirens wegen mich aufhielte, bekam ich nebenst andern guten Bekandten auch gute Kundschafft zu D. Fausto, daß er mich, ohne Ruhm zu reden, vor andern recht liebte, und mir wol wolte.

Nicht lang hernach wurde ich auf meiner Befreunden einen in Dresden gehaltenen Hochzeitlichen Ehren-Tag beruffen und eingeladen, auf welchem ich auch erschienen, aber ich weiß nicht zu meinem Glück oder Unglück; denn ich kam in Kundschafft mit einer adelichen, schönen, und die Warheit zu sagen tugendbegabten Jungfer, die auch in Züchten ihre Gegenliebe gegen mir sattsam spüren liesse, so, daß nach allerseits Freundschafft Einwilligung in kurtzem daraus eine Ehe ward. Als ich [467] nun etwan ein Jahr in aller Vergnüglichkeit, darzu in einer friedsamen Ehe lebte, da ward ich einsten von zweyen meinen Vettern verführet, die Lust hatten das heilige Land zu besehen, daß ich trunckener Weise, jedoch bey adelichen Glauben und Trauen verheissen und zugesaget, daß ich mit ihnen dahin reisen, und einen Gefehrten abgeben wolte; hielte auch diß mein Versprechen unverbrüchlich, wie sehr sich meine Liebste darwider setzte, doch solches endlich geschehen lassen muste.

[481] Es sturben nach kaum halb vollbrachter Reise etliche von uns, und kamen kurtz zu sagen mit Mühe und Arbeit unser drey an den verlangten Ort; deßwegen, noch etwas mehr zu erfahren, wurden wir zu Rath, daß wir wolten gen Bizanz in Græcia unsern Weg richten, deß Türcken Wesen desto besser zu erkundigen; allein wir wurden für Kundschaffter an einem Paß, da wir durch musten, angesehen, darüber gefangen, und mit einem Wort, wir musten unser hartseliges Leben in schwerer Dienstbarkeit fünff gantze Jahr zubringen.

Der eine mein Vetter starb hierüber und kam über Venedig die Sage in das Teutschland zu den Ohren meiner Freunde, wie auch meiner Eheliebsten, daß ich gewiß gestorben wäre. Nun fanden sich, wie leicht zu glauben, bald Freyer, die sich um meine Liebste beworben, und liesse sich auch diese nach halb geendigter Trauer von einem wackern Edelmann, aus der Nachbarschafft, bereden, daß sie das Wort von sich gabe, und also zur andern Ehe schreiten wolte, wie denn bereits zur hochzeitlichen Freude Anstellung gemacht worden. Allein was geschihet?

[468] Diesem meinem alten guten Freund und Bekandten, dem D. Fausto, kommt beedes zu Ohren, daß ich nemlich wäre in der Türckey verstorben, und daß daher meine Eheliebste wiederum in andere Eheverlöbniß sich mit einem von Adel eingelassen hätte, der hat nun meines vermeinten Todes wegen ein grosses Mitleiden, zumaln daß ich in so schwerer Dienstbarkeit soll verstorben seyn, fordert deßwegen seinen Geist zu sich, fraget ihn, ob ihm also wäre, wie die Sage von mir gienge? Ob ich tod, oder noch im Leben wäre? Und als er von dem Geist verstanden, daß ich nicht todt, jedoch annoch in harter Dienstbarkeit lebte daraus ich ohne Zweiffel so bald nicht würde kommen können, legte er von Stund an diesem seinem Geist auf, daß er auf wäre, und mich von dar erlösen, und wieder in mein Vatterland bringen solte: welches alsobald der Geist zu leisten zugesaget hat, und auch redlich gehalten.

Denn er kam eben um die Mitternachtstund, da ich wachend auf der Erden (denn dieses war mein Bett) lage, und mein Elend betrachtete, zu mir hinein, und es war um ihn [482] gar helle; ich erschrack gar sehr, und furchte mich den Mann recht anzusehen, erkühnete mich doch einmal, und bedauchte mich, ich solte diesen Mann zuvor mehr gesehen haben. Er fieng aber mit mir an zu reden, darüber ich mich erfreuete, weil ich ihn für ein Gespenst hielte, der sprach: kennest du deinen alten Freund, den D. Faustum nicht mehr? Wol auf, du must mit mir, und dich deines ausgestandenen Leides wiederum ergötzen. Kame also von dar schlaffend getragen in deß D. Fausti Behausung, nach Wittenberg, der empfieng mich mit Freuden, zeigete mir bene[469]benst an, wie sich meine Eheliebste bereits vor einem halben Jahr mit einem andern Edelmann verlobet, auch Hochzeit gemachet, aber diese Zeit über nicht ehlich beywohnen können, weiln er ihm mit seiner Kunst einige heimliche Hinderung darein gemacht habe, indeme er ihm die männliche Krafft auf Jahr und Tag genommen; wäre demnach grosse Zeit mich eilfertig bey derselben einzustellen, wie ich denn auch folgenden Tags gethan, und solches werckstellig gemacht, da sie denn bey meiner Ankunfft gleichsam erschrocken, und nicht gewust, ob ich ihr natürlicher Mann, oder aber sein Geist wäre, weiln jedermann geglaubet, daß ich vorlängst schon den Würmern zu einer Speise worden.

Weiln ich aber meiner gewesenen Eheliebsten genugsame Anzeichen sehen lassen, ob schon die Menge der Trübsalen um ein Merkliches meine Gestalt verändert, auch den gantzen Verlauff meiner fünff-jährigen Gefangenschafft, wie auch die erfreuliche Erlösung aus solcher, durch die Vermittelung D. Fausti, erzehlet, ist sie mir zu Fusse gefallen, hat demütig um Verzeihung gebeten, und hat so bald beederseits Freundschafft beruffen lassen, und ihnen meine Wiederankunfft entdecket, auch darauf selbst die letztere Ehe für nichtig und ungültig erkennet, weiln doch ohne daß der Edelmann zum Ehestand untüchtig wäre, wie er selbsten gestehen müste, u.s.w. Welchem Ausspruch auch die gantze Freundschafft beygefallen ist, auch solchen, weiln der Edelmann an das Gericht appelliret, der Richter approbiret.

Eine solche Gutthat nun, ihr Herren, hat mir der gute D. Faustus erzeiget, welche ich ihm die Zeit [470] meines Lebens nicht werde genugsam verdancken noch rühmen können.

[483]
Anmerckung.

I. Die Erfahrung hats gelehret, das es Leute gegeben, welche ohne Schlüssel und andere ordentliche oder gewaltsame Mittel, auch die festesten Schlösser aufmachen, und also in die verwahrteste Gefängnisse, oder andere Örter, kommen können; dergleichen sonderlich gewesen seyn soll, wie A. Lercheimer schreibt im Bedencken von Zaub. p. 49. Johann St. ein Pfaff, und berühmter Astronomus. Denn dieser hat ein gesegnetes Kraut, seinem Vorgeben nach, gehabt, wenn er das an ein Schloß gehalten, so ist es alsobald aufgegangen: darzu es doch Gott nicht hatte wachsen lassen, hat auch solche Krafft vom Segen nicht gehabt. Der Teuffel ist dabey gewesen, der hat die Schlösser aufgezogen.

Darum halte man von solchen Gesellen nicht anderst, denn das sie in die Zunfft der Schwartzkünstler mit gehören, von Gott abgescheiden und fremde, dem Teuffel aber zugethan, geheim und einverleibet seynd. Hildebr. in Goët. p. 204.

Fast eine gleichförmige Histori obgedachter D. Fausti Geschicht, erzehlet D. Casp. Hedion. Chron. l. 4. dieses Inhalts. Anno 1223. hat Fridericus, Hertzog in Österreich, wider König Ludwig, den Bayern, einen harten Krieg geführet, und als sie mit einander eine Schlacht gehalten, da ist Ludovicus obgelegen, und ist Hertzog Friderich gefangen worden. Diesen hat der König Ludwig in ein Schloß, nicht weit von Napurg, hart gefangen geleget.

Ein Zauberer aber kam zu Hertzog Leipolden, deß Friderici Brudern, und versprach, er wolte Fridericum ledig machen mit seiner Kunst, und inner einer Stund ihn in Östereich bringen. Der Hertzog Leipold glaubte seinen Worten, und verhieß ihm zu geben, was er begehrte, so fern ers zu wegen brächte. Da seynd sie beide in einen Cirkel oder Creyß gangen. In der bestimmten Nacht hat der Meister den Geist, der sich beschwören ließ, beruffen, der ist nun in Gestalt eines fremden Menschen erschienen, er empfähet seinen Befehl, daß er den Hertzog aus der Gefängniß erlösen solle, und in Österreich bringen. Antwortet der Geist: lieber Meister, ich will deinen Befehl gerne ausrichten, und will den gefangenen Her[471]tzog ledig machen, so fern er sich dessen nicht weigert. Also kommt eilends der Geist zu dem gefangenen Hertzog bey Nacht, und saget: dein Bruder Leipold hat mich hieher gesandt, daß ich dich aus der Gefängniß erlösen soll, darum wol auf bald, und sitze auf diß Roß, so will ich dich zu deinen Bruder führen. Dem antwortet der Hertzog, wer bist du? der Geist aber, frage nicht [484] wer ich bin, sondern sitze fluchs auf diß Roß, wilst du anderst dieser Gefangenschafft ledig seyn. Zu der Stund kam Friderico, und allen die zu gegen waren, eine grosse Furcht an, und als sie das Zeichen deß Heiligen Creutzes für sich machten, ist der Geist verschwunden, und leer zu seinem Meister kommen.

Demnach hat Hertzog Leipold mit Feuer und Schwerd den König Ludwig so lange verfolget, bis er zu letzt, auch durch Unterhandlung der Fürsten, den gefangenen Friedericum loß gelassen.


II. Darnach und zum andern fraget sichs bey dem, daß D. Faustus dem Edelmann in der Histori die Männliche Krafft durch Zauberey genommen, das er nicht Ehlich beywohnen können, ob nemlich die Ehliche Beywoh nung, sonderlich bey denen neugetrauten Personen, durch Nestel-Knüpffen, Schloß zu schliessen, und andere Zauberische Wort und Wercke, welche sie auf gewisse Jahr und Zeiten, oder wol auf die gantze Zeit ihres Lebens thun, könne verhindert, und zu nichte gemachet werden. Welcher Frag künstliche Erörterung wir aus unsern ersten Buch von der Weiber Natur, aus dem Dreyzehenden Capitel p. 152. et seq. anhero setzen wollen.

Zwar es scheinet, als ob Virgilius schon zu seiner Zeit hievon Wissenschafft getragen, denn also schreibet er Eclog. 8.


Necte tribus nodis trinos Amarylli colores,

Necte Amarylli modo: et Veneris dic, vincula necto.


Petrus Borellus aber will solches nicht gestehen Cent. 4. Obs. 65. und hält es für gantz unmüglich; auch so ja etwas dergleichen geschehen solte, müste solches natürlichen Ursachen, entweder vor sich selbst, oder auch zufälliger Weise, beygemessen werden: vornemlich der starcken Einbildung, welche hierbey viel vermöge; gleicher Massen hievon zwey artige Exempel aufgezeichnet zu finden, beym Phil. Salmuth. Cent. 2. Obs. 78. auf welchen Schlag auch gehet Joh. Wierus, de Præstig. Dæmon. l. 3. c. 15. 16.

[472] Del-Rio hergegen, Arnisæus et Hier. Jordanus, und mit diesen die offtmalige Erfahrung weiset leider öffters ein anders, daß nemlich gedachte so genante Verknüpffung und Verhinderung deß Ehlichen Wercks, durch Zulassung Gottes, von dem leidigen Satan, dem abgesagten Menschen-feind, und Hasser deß heiligen Ehestands, vermittels seiner Instrumenten und Werckzeuge, der Hexen und Zauberer, herrühre und herkomme, und zwar beschehe solches auf unterschiedliche Weise, wie zu ersehen ist aus den Medicis, Codronchio, de morb. venef. l. 3. c. 5. und aus den Herren Canonisten, bey Torreblanca, in Epitom. Delict. l. 2. c. 42. et l. 22. dæmonolog. c. 42. welche alle aber hieher zu setzen, die Gelegenheit und beliebte Kürtze nicht zugeben will.

[485] Es stehen zwar etliche an, unter welchen Rod. à Castro ist, cap. 6. lib. 3. de Nat. Mul. daß solches alles könne oder vermöge entweder durch Geträncke, vergrabene Wurtzeln und Kräuter, in die Kleider und Bettstatten verborgene Sachen, U. s. f. geschehen: Nec enim vel sola visione, nec solo tactu, nec sola verborum prolatione possunt ulli effectus ad extrà physicè produci, cum illæ actiones sint immanentes; sed siquidem effectus aliquando actiones sind secuti, ei vel ope diabolica interjecto corpore quodam phantastico evenère, vel ab hominibus divinitus concessum scribit, Thom. Fienus, de virib. Imagin. qu. 24.

Ist aber offenbar und am Tage, daß solches beschehen sey, ja vielfältig beschehen sey, welcher Gestalt es auch zugehen möge, wie die Exempel bezeugen. Nur eines unter vielen zu erzehlen, welches Prierius bemercket.

In dem Straßburgischen, saget er, lebete einsten eine Gräfliche Person, welche in die drey Jahr lang, wegen gestolener Mannschafft, seiner Gemahlin die Ehliche Pflicht nicht leisten kunte. Als aber gedachter Graf etlicher Angelegenheiten wegen über Land verreiset, und zu seinem Glücke, seine ehedessen gewesene Liebste auf einem Schloß, bey einer Einkehre und Visite angetroffen, habe solche ihn auf daß freundlichste empfangen, um seinen und der Seinigen Wolstand befraget, dieses aber von ihme zur Antwort erhalten, das sie Gottlob allesamt annoch wol auf wären; worüber sie sich denn im Angesicht etwas entfärbet, jedoch solches bester massen verhelend, ihn wiederum gefraget, ob er einige Kinder in währendem seinen Ehestand mit seiner Gemahlin erzeuget hätte? worauf [473] weiln der Graf mit ja (wiewol nur aus Schertze) solches verantwortet, hat sie sich noch mehr entfärbet, daß er dannen her Ursach genommen, sie, wegen solcher öfftern Errötung und Entfärbung, hierüber zu fragen; ob sie ihm vielleicht solch sein glück, und erlangten Ehesegen nicht gönne?

Mit nichten, und das sey ferne, antwortet sie: sondern über die Hexe, und deren gethanes Versprechen, ereiffere ich mich; weiln sie mir gelobet, und mit einem Eide zugesaget, zu verschaffen, vermittels ihrer Kunst, das ihr Zeit währender eurer Ehe, weiln ihr mich verschmähet und eine andere mir vorgezogen, sollet unvermögend bey eurer Gemahlin verbleiben; auch zu dem Ende etliche gewisse Sachen und Kräuter in einem irdenen Hafen gethan, und solchen in den Schöpffbrunnen eures Schlosses gelassen.

Welches nachdem der Graf mit Erstaunen und Entsetzen vernommen, hat er mit allem Ernst seine Reise beschleuniget, und bey seiner Anheimkunfft solchen Brunnen reinigen, und rein ausschöpffen lassen; auch gedachten Hafen, mit erwehnten Kräutern und andern Zauberischen [486] Sachen angefüllet, angetroffen, alsobald aber diesen in das Feuer zu werffen befohlen: auf welches Verfahren denn von Stund an das Ubel aufgehöret, so daß er hernach mal etliche und schöne Leibes-Erben erlanget. Fast ebenmässiges erzehlet auch Grillandus, de Sortileg. c. 96. n. 15.

Zwischen zweyen Brüdern hat sich dieses Exempel zugetragen; daß der älteste, der dazumal Hochzeiter ware, und etwan den jüngern Bruder nicht manierlich genug gekleidet, oder etwan in anderm ihme verdrißlich gewesen, hat dieser auf dem Hochzeit-Tag, unter währender Trauung, ein Mahlschloß genommen, solches zugeschlossen, und in den Brunnen deß Hauses geworffen; ist darauf verreiset, und nach verfliessung vier Jahre allererst wiederum nach Hause kommen.

Da er nun keine leibes-Erben und Kinder in seines Brudern Hause gesehen, den Bruder aber sehr mager und fast kräncklicht angetroffen, deßwegen ihn auch befraget, woher doch solches komme? hat er von ihme die Antwort erhalten, das ihme ein böser Mensch ohne Zweiffel dieses böse Stuck angethan hätte: wenn er wüste, wer er wäre, so wolte er ihm ein Messer ins Hertz stossen, u.s.f. darauf sich alsobald der jüngere Bruder deß Schlosses erinnert, und freywillig bekennet, [474] daß das Schloß im Brunnen würde zu finden seyn: er hätte es aus Fürwitz gethan, und es so böse nicht gemeinet.

Worauf denn so bald der beleidigte Bruder im Zorn ergrimmet, diesem seinen jüngern das zu allem Unglück in Handen habende Messer in die Brust gestosssn, daß er alsobald todt hinter den Tisch gesuncken. Nach welchem also der Brunn ausgeschöpffet, das vermaledeyte Schloß gefunden und aufgethan, ist ihme zwar von Stund an hierdurch wiederum geholffen, er aber darüber zum Bruder-Mörder worden.


III. Letzlich, obschon diese Gutthat D. Fausti nicht ist zu loben, solcher Gestalt, weil ers alles nicht mit Gottes Hülff, sondern durch Zauberey und Vermittelung deß lei digen Teuffels vollbracht hat; so ist dennoch an dem Edelmann dieses nicht zu straffen, sondern hoch zu rühmen, daß er dieser erwiesenen Wohlthat nicht vergisset, ja die Zeit seines Lebens nicht vergessen will.

Darum sollen wir lernen, daß wirs ja in keinen Vergeß stellen sollen, wenn uns von einem guten Freund eine Gutthat, sonderlich in der Zeit der Noth, ist widerfahren. Dessen haben wir fast viel Exempel in heiliger Schrifft, nicht nöthig alle zu erzehlen, können aber aufgeschlagen werden, Genes. 14. 24. 41. Exodi. 1. Josu. 6. 1 Sam. 22. 2 Sam. 9. 1 Reg. 17. 2 Reg. 4. und wie der Apostel Paulus den seinen, so ihn geliebt und viel Wolthat erwiesen, so treulig gedancket, und ihre Wolthat rühmet, lese man Galat. 4. Philipp. 4. 2 Timoth. 1.

[487] Es haben sich auch grosse Potentaten beflissen, so man ihnen nur die geringste Gutthat erwiesen, solche nicht unvergolten zu lassen.

Als der Perser König Artaxerxes durch sein Königreich zoge, haben ihm die Leute nach Lands-Gebrauch Geschencke gebracht. Da war nun auch ein Bäuerlein, dem der König ohngefehr aufstiesse, er aber hatte damals nichts dem König zu schencken, laufft derhalben fluchs zu dem nechsten fliessenden Wässerlein, und schöpfft die beyden Hände voll Wasser, und brachts dem König zu einer Verehrung. Solches hat dem König so wol gefallen, daß er ihm dagegen mille Daricos, tausend seiner geschlagenen Müntze hat geschencket.

Solche Danckbarkeit hat er auch gegen einem Armen Landsknecht erzeigt, den er reich gemachet, von wegen, daß er ihm aus einem Weinschlauch Wasser zu trincken gebracht [475] hatte, an dem Tage, da er mit seinem Bruder eine Schlacht gehalten, sehr müde worden, und für grosser Hitze und Durst fast verschmachtet wäre. B. Campof. l. 2. c. 2.

Da der König Agrippa um falschen Argwohns willen, aus deß Käisers Tyberii Befehl, an einem Baum, vor dem Pallast, mit Ketten gebunden wurde, daß man ihn nachmals ins Gefägnuß legen solte, da hat er am selben Ort einen unsäglichen Durst erlitten, grosser Hitze halben. Als er nun deß Käisers Knechte einen, Thaumastem vorüber gehen sahe, der kühles Wasser getragen, hat er ihn gebetten, daß er ihm zu Trincken gebe, welches er auch gerne gethan: Darum sagte Agrippa, er wolte ihm solches zu seiner Zeit vergelten. Als nun dieser König Agrippa wieder in sein Königreich Judæam eingesetzt wurde, hat er von dem Käiser Tiberio mit Bitte erlanget, daß der Thaumastes frey gegeben wurde, den hat er zu einen Vorsteher in seinem Königreich gemachet und geordnet, daß nach seinem Tod, auch sein Weib und Kinder solten erhalten werden. B. Campof. l. 5. c. 2.

Als auf eine Zeit Käiser Friderich der Dritte, bey Schwäbischen Hall durchgereiset, da ist zu Hag, in einem Dörfflein, ein armes Pfarrerlein dem Käiser begegnet, und hat ihm verehret ein Körblein mit schönen roten Äpffeln; welches denn dem Käiser so wol gefallen hat, daß er ihm hinwiederum, so viel der Äpffel gewesen, so viel Goldgülden hat verehren lassen.

Fabricius, Römischer Burgermeister, als er wider der Epirotarum König Pyrrhum einen Krieg führete, hat deß Königs Pyrrhi Leib-Medicus dem Fabricio zugeschrieben, daß er ihm zu Gefallen den König Pyrrhum mit Gifft tödten wolte. Diese Verrätherey nun mißfiele dem Fabricio sehr, deßwegen er dem Pyrrho geschrieben, wie daß er sich für solchem verrätherischen Artzt hüten solte; wel ches gewißlich auch erfolget [488] wäre.

Damit nun der König nicht als ein Undanckbarer gegen solcher treuen Warnung geachtet würde, hat er alle Gefangene, die er Zeit währendes Kriegs aus deß Fabricii Heer bekommen, losgelassen, und sie dem Fabricio ohne Entgelt zugeschicket. Solche wolte der Fabricius auch nicht als ein Undanckbarer umsonst annemen, sondern hat hinwieder so viel Gefangene, so er dem König abgefangen hatte, auch wieder losgegeben. Plut. in Rom. Apoph.

Auch die unvernünfftigen Thiere haben zu mancher Zeit [476] mit ihrem Exempel die Danckbarkeit anzeigen und lehren wollen; immassen Appion Polyhistor in seinem 5. Buch, einer wundersamen Begebenheit gedencket, welche er auch zu Rom mit seinen Augen gesehen und wahrgenommen. Denn da man zu Rom ein Schauspiel gehalten, in welchem man allerley wilde Thier gehabt, gegen welche man arme Leute, die den Tod verwircket, geführet, daß sie mit solchen streiten musten.

Unter solchen war auch einer, Dacus genannt, (Alii Androdus) eines Rathsherrn gewesener Knecht, der zugleich den Tod verwircket: nachdem aber unter andem wilden und grimmigen Thieren ein grosser Löw zugegen war, und solcher Löw den Dacum ersehen, ist er gleich mit aller Verwunderung, an Statt daß er grimmig angefallen wäre, still gestanden, und allmählig zu dem Daco mit Bewegung deß Schwantzes gangen, und sich gar freundlich gegen ihm gestellet, da doch der arme Mensch für Furcht schier gestorben wäre, aber nun weil er den Löwen erkandt, wieder ein Hertz gefasset.

Wie solches der Käiser mit Verwunderung angesehen, läst er den Knecht fürfordern, und fraget ihn, warum die ses mit dem Löwen geschehe? da erzehlet der Knecht: als einsmals sein Herr in Africa Proconsul gewesen, hätte er ihn hart geschlagen, darum er von seinem Herrn weggelauffen, und weiln er sich sehr wegen deß Nacheilens und Einfangens besorget, wäre er in einen dicken Wald gangen, da habe er ungefehr eine Höle angetroffen, darein er sich verkrochen, bald aber sey zu dieser Höle kommen dieser grosse Löw, mit einer verwundeten blutigen Pfoten, und mit grossem Brüllen, worüber er hefftig erschrocken. Da ihn aber der Löw ersehen, sey er sänfftiglich zu ihm gangen, hab die Pfoten aufgehoben, ihm diese gezeiget, gleichsam bäte er ihn um Hülffe; da hab ich, fuhr er fort, einen grossen Dorn heraus gezogen, und ihm den Wust und Eyter nachmals sänfftiglich heraus gedruckt. Als der Löw Linderung empfunden, hat er angefangen mich zu schmeicheln, daß ich seiner ungescheut gewohnet, ja bis in das dritte Jahr mit dem Löwen in der Hölen gewohnet, auch seines Raubes und seiner Speise genossen. Denn wenn er vom Wild etwas mitgebracht, hab [489] ich solches aus Mangel deß Feuers an der Sonnen gedörret, und geessen.

Da ich nun auch dieses wilden Lebens müde und überdrüssig worden, hab ich mich einsten, da der Löw auf der Jagt ausgewesen, davon genacht. Endlich bin ich gefangen, und [477] weiln ich sagen müssen, wem ich ehedessen gedienet, nach Rom zu meinen Herrn wieder gebracht worden, der mich denn wegen einiger vor diesem verübter Ubelthat, zum Tod verurtheilen lassen. Nun aber verstehe ich, daß auch dieser Löw in meiner Abwesenheit sey gefangen worden, der vergilt mir aber anietzo meine Wolthat und Hülff, die ich ihm mit meiner Heilung erwiesen habe.

Also hat der Käiser den verurtheilten Knecht los gelassen, und ihm zugleich diesen Löwen geschencket; der hat ihn nachmals mit einem kleinen Riemen gebunden in der Stadt allenthalben herum geführt, und ist ihm Geld von den Leuten und Bürgern verehret worden und wenn ihn die Leute gesehen, haben sie gesagt: Hic est Leo hospes hominis, hic est homo Medicus Leonis; Dieser Löw ist der Wirth deß Menschen, und dieser Mensch ist ein Artzt deß Löwen. Aul. Gellius l. 5. c. 14.

Zu Oberwesel am Rhein, hat ein Storch viel Jahr auf eines Bürgers Hause genistet, daß ihm derselbige Bürger sehr günstig war, und keinem unter seinem Gesinde gestattet ihn zu beleidigen: Er hatte auch den Brauch, daß wenn er kam oder weg ziehen wolte, so begab er sich vor die Thür deß Hauses, und erzeigte sich vor dem Wirth mit Schnattern gleichsam danckbarlich. Auf eine Zeit aber, wie er gegen den Frühling wieder kam, und sich seiner Gewonheit nach vor der Thür seines Wirths gegenwärtig erzeiget, kam der Wirth zu ihm heraus, dem warff er eine frische und grüne Ingwerwurtzel aus seinem Kragen vor die Füsse. Dabey man denn neben andern leichtlich abnehmen könnte, daß, ob wol Plinius schreibet, man könne nicht eigentlich wissen, wohin oder von wannen die Störche kommen, daß die Lande warm, und jenseit dem Meer gelegen seyn, (da denn der Ingwer wachsen soll) in welche sie von uns kommen, und hin fliegen.

Zu Tarent, wie Ælianus berichtet, war eine Wittib, Namens Heracleis, auf welcher Haus zween Störche ihr Nest hatten; da aber der Jungen einer im Versuchen deß Fliegens zur Erden gefallen, und ein Bein gebrochen, nahm ihn die Wittfrau zu sich, heilet ihm das Bein, und liesse ihn darnach wieder hinfliegen. Dieser kam gegen dem Frühling wieder, und da er sie vor der Thür sitzen sahe, ließ er sich zu ihr auf die Erden nieder, brachte ihr da eine köstliche und grosse Perlen aus seinem langen Kragen in ihren Schoß: und als er sie nach dem Wundmal oder Bruch seines Schenckels, [478] daran sie ihn geheilet, [490] greiffen lassen, darbey sie ihn kennen möchte, flog er wieder von ihr aufs Nest, und ließ die arme Frau in höchsten Freuden, wegen der köstlichen Perlen.

Hergegen welch einen schändlichen Namen und bösen Nachklang der Undanck habe, weiset so wol die H. Schrifft, daß auch das Unglück von dem Haus deß Undanckbaren nicht weichen solle; als die Historien, aus welchen viel Exempel könnten beygefüget werden, wenn es die beliebte Kürtze leiden wolte. Nur dieses einigen zu gedencken.

Philippus, König in Macedonien, deß Grossen Alexanders Vatter, hat auf eine Zeit einer seiner Hofdiener über Meer abgefertiget etlicher Geschäffte wegen. Wie nun dieser Höfling nach verichteter seinen Sachen sich wiederum zu Schiff begeben, und nach Haus kehren wollen, ist durch Ungestümmigkeit der Meers-Wogen das Schiff auf eine Klippe getrieben worden, und gescheitert, der Höfling aber ins Wasser gestürzet, da er denn mit äusserster Lebensgefahr von den Wellen hin und her getrieben worden.

Zu seinem grossen Glück sahe dieses ein Bauersmann, (andere nennen ihn einen Fischer) der am Gestade deß Meers seine Wohnung hatte, welcher bald mit seinem Schifflein diesem schiffbrüchigen Höfling zu Hülffe kommen, und diesen halb todten Menschen zu sich genommen, an das Land und in sein Haus geführet, ihn beym Feuer gewärmet und getrucknet, mit Essen und Trincken erquicket, so daß er in kurtzem wieder seine Reise antretten und fortsetzen mögen. Welches er denn auch wol verrichtet, und nach weniger Zeit zu seinen König kommen, deme er seine ausgestandene Noth und Gefahr, in welcher er wegen deß erlittenen Schiffbruch gerathen, erzehlet, und zu solchem Mitleiden bewogen, daß ihn Philippus zu einer Verehrung bitten heissen eine Gabe, die er verlangte, derer solte er gewiß gewähret werden.

Da begehrte dieser undanckbare Mensch, der König möchte ihm deß Baue smann oder Fischers am Gestade deß Meers liegende lustbare Wohnung, samt aller Zugehör verehren.

Der König, der nicht wuste, wer dieser Bauersmann oder Fischer war, gibt dieser Bitte Statt, und wird so bald diesem gutthätigen Mann der Königliche Befehl angedeutet, daß er gegen einem andern diesem Höfling das Gütlein raumen und überlassen solte. Dieser aber säumete sich nicht, sondern verfügte sich zur Stund zu dem König Philippo, thate dem [479] einen demütigen Fußfall, um anzuhören, was er wolte; erzehlte auch den gantzen verlauffenen Handel mit diesem undanckbarn Schiffbrüchigen Höfling.

Philippus die Sache recht behertzigend lässt den Höfling zu sich fordern, verweiset ihm nicht allein den verteuffelten Undanck aufs [491] höchste, sondern läst ihm auch, andern zu einem Exempel, mit einem glüenden Eisen vornen auf die Stirn brennen diese Wort: Ingratus Hospes: den Bauren aber setzet er wieder in seine Güter.

So solte man billig allen Undanckbarn noch heut zu Tage thun, die offtmals die erwiesene Gutthat mit bösem vergelten. O es würde mancher und manche mit gebrann ter Stirn einher gehen!

Und ist die Undanckbarkeit ein solches Laster, daß auch keine gewisse Straff auf dieselbe gesetzt, sondern allein Gottes Gerechtigkeit zu straffen ist übergeben worden. Dahero S. Bernhardus Serm. 2. de Evang. 7. pan. spricht: daß Gott nichts so sehr mißfalle, als die Undanckbarkeit. Omnia vitia dixeris, si ingratum dixeris.

[492]
Das 19. Capitel
Das neunzehende Capitel.
Wie D. Faustus auf eine Zeit Faßnacht halten wollen, und mit etlichen guten Freunden in deß Bischoffs von Saltzburg Keller gefahren.

ALs einsten die erfreuliche Faßnacht-Zeit herbey kommen, beruffte D. Faustus etliche Studenten, seine vertraute Brüder und Freunde, tractirte sie aufs beste, und währete dieses bis in die Nacht hinein.

Obwoln nun für dieses mal kein Mangel an irgend einem Getranck allda erschiene, gelüstete doch den D. Faustum eine kurtzweilige Fahrt anzustellen, und weiln ihme nicht unbewust war, daß zur Zeit der Keller deß Bischoffs zu Saltzburg mit den besten und delicatesten Weinen vor andern versehen [480] wäre, hat er seine Gedancken gleich dahin gerichtet; eröffnet derowegen solch sein Vorhaben denen andern, mit Bitte, sie solten mit ihme in solchen Keller fahren, und allda nur die besten Weine, zu einer Ablöschung und Abkühlung, versuchen, er wolte ihnen für aller Gefahr gut und sicher seyn.

Den Herren Studenten gienge dieses, weiln sie D. Faustum schon lang kenneten, daß ers nicht bös mit ihnen meinete, desto eher ein, liessen sich leichtlich bereden, und waren damit zu frieden. Alsobald führet sie D. Faustus hinab in seinen Garten am Hause, nahm eine Leiter, satzt einen jeglichen auf einen Sprossen, und fuhr also mit ihnen darvon, und kamen gleich nach Mitternacht im gedachten Bischofflichen Keller zu Saltzburg an; da sie denn bald ein Liecht schlugen und anzündeten, und also ungehindert die besten und herrlichsten Weine auszapffeten und versuchten.

Als sie nun sämtlich fast bey einer Stund gutes Mutes waren, lustig einer dem andern in Gesundheit deß Bischoffs ein Glas nach dem andern zubrachte, sihe da kommt der Oberkeller oder Kellermeister, und eröffnet ohn alles Gefehr die Thür deß Kellers, und will, weil ihn und seine Gesellen der Durst nicht schlaffen liesse, noch einen Schlafftrunck holen, findet also diese nasse Pursch allda zechen, die an nichts [493] weniger gedachten, als wie sie nur einen guten Rausch so wolfeiles Kauffs möchten trincken, und mit sich nehmen.

Es war nun beederseits Entsetzen und Furcht; der Kellermeister erkühnte sich doch letztlich, und schalte sie vor Diebe, denen ihr Lohn bald werden solte: und wolte gleich zuruck lauffen, und ein Ge[481]schrey machen, daß Diebe vorhanden wären. Dieses verdroß nun den D. Faustum gar sehr, und noch mehr, da er sahe, daß seine Mitgesellen gar kleinmütig zu werden begunten, wegen der befürchtenden Straffe; vermahnete sie demnach zum eiligen Aufbruch, und befahle, es solte ein jeder seine Flasche, die er vorher schon mit gutem Wein gefüllet und versehen hatte, mit sich nehmen, und die Leiter ergreiffen, er aber ergrieffe den Kellermeister bey dem Haar, und fuhre mit ihnen zugleich darvon.

Sie fuhren aber (massen nachmals der Kellermeister ausgesagt) aus dem Keller in die Höhe, und da sie kurtz hierauf über einen Wald hinfuhren, ersahe D. Faustus einen hohen Tannenbaum, auf diesen nun wurde der für Furcht und Schrecken halbtodte Kellermeister gesetzet; Faustus aber kame mit seiner Pursch und dem Wein, wieder nach Haus; da sie denn erst recht herum zecheten, bis der Tag anbrache.

Wie dem guten Kellermeister indessen bis der Tag angebrochen, auf seinem Baum müsse zu Mut gewesen seyn, ist leichtlich zu erachten, zumaln er nicht gewust, wo und in welcher Gegend er wäre, dazu schier erfroren wäre: als aber der lang-verlangte Morgen angebrochen, und er nun augenscheinlich sahe, daß er ohne Lebens-Gefahr nicht von dem hohen Baum kommen würde, ruffte er ohn unterlaß mit heller Stimme so lang und viel, bis zween vorübergehende Bauren, welche in die Stadt gehen, und etwas von Schmaltz und Käsen verkauffen wolten, solches höreten und vernahmen, und also mit höchster Verwunderung alles dessen, was sich bis dato mit ihme zugetragen hätte, verständiget wurden.

[482] Die Bauren, weiln der Kellermeister ihnen eine gute Verehrung zu geben versprochen, eileten desto mehr der Stadt zu, allwo sie solches verkündigten und ansagten, bis sie letztlich gar nach Hofe kommen, allda sie denn zuerst keinen Glauben finden wolten, bis man ihnen wegen der Abwesenheit [494] deß Kellermeisters, auch der annoch halb geschlossenen Thür im Keller, Glauben geben muste; weßwegen eine grosse Menge Volcks sich aus der Stadt mit den Bauren dorthin verfügte, wo der Kellermeister aufsasse, welcher denn mit grosser Mühe und Arbeit herab gebracht werden muste: und konnte gleichwol auf Befragen, der Kellermeister nicht wissen, wer diese gewesen, so er im Keller angetroffen, noch der jenige, der ihn auf den Baum geführet, und in solcher Gefahr allda gelassen hatte.

Anmerckung.

1. Daß allhier die Studenten durch Zauberey deß D. Fausti nicht verblendeter Weise, sondern leibhafftig in den Keller deß Bischoffs zu Saltzburg kommen, und den Wein daselbst ausgezapffet, wird nicht allein durch das Verfahren mit dem guten Kellermeister bestättiget, sondern es beweisen auch ein solches der Hexen und Zauberer selbst eigene Aussage und Bekenntniß, welches sie so wol an der Tortur, als hernachmals freywillig und ungezwungen gethan, und ausgesaget, daß sie öffters hier und da, in Wein- und Bierkellern, das was zum besten gewesen, zusammen kommen, wenns GOtt zulässet.

Antoni Leon, ein Kohlenbrenner, wohnhafft zu Ferrar, sonsten aus dem Veltlin bürtig, erzehlet mir, schreibt Fr. Barthol. de Spina, daß er folgende Geschicht von dem Mann selbst, dem es nachgehends widerfahren, vernommen. Er hatte verstanden, sein Weib gienge Nachts, wenn er schlieffe, zur Gesellschafft: darum stellet er sich einsmals, als schlieffe er sehr hart; da stunde das Weib auf, und schmierte sich mit einer Salbe aus einen Büchslein, das sie heimlich verborgen hatte, und war gleich darauf nicht mehr zu sehen.

[483] Der Mann verwundert sich zum höchsten, stunde auch auf, schmieret sich ebener massen, und fuhre, wie er meinte, zum Schornstein hinaus seinem Weib nach, bis er in eines bekanten Grafen Weinkeller kame, in welchem er sein Weib nebens vielen andern gefunden und angetroffen. Diese nun, als sie ihn sahen und kanten wer er wäre, machten ein gewisses Zeichen, fuhren davon, und liessen den Mann alleine da stehen; der muste, wie nicht unbillig, morgends frühe ein Dieb und Einbrecher von den Dienern gescholten werden, was er auch zu seiner Entschuldigung vorgebracht, bis er vor den Grafen gestellet, ihme den Handel nach allen Umständen nicht ohne Scham erzehlete. Doch ward das Weib hernach verbrandt.

Doct. Schultheiß Instruct. Sag. fol. 57. erzehlet, daß in der Stadt [495] Geschicke in Westphalen, ein Karner bey Abends Zeit in ein Wirtshaus kommen, und gern darinn verbleiben wollen, die Wirthin aber vorgewandt, sie könne, ihn nicht beherbergen, weil viel vornehme Leute im Anzug wären und wolten über Nacht da verbleiben. Der Karner replicirt, er könne nicht weiter kommen, wolle sich leichtlich aufm Viehestall behelffen, wie er sich denn auch also fort nider geleget; kan aber nicht einschlaffen.

Darauf kommen bald die Teuffels-Gäste an, mit alamodischen Kleidern angethan, denen werden stattliche tractamenten vorgesetzet, Essen und Trincken, und seynd lustig. Bald fliegen sie zum Fenster hinaus, nachdeme sie sich geschmiert mit einer Salbe, so aufm Tisch gestanden.

Der Karner, als sie weg seynd, geniesset der Speise, schmieret sich ebenmässig, und kommet also fort in einer vornehmen Stadt Weinkeller, wird erkant von der Wirthin Tochter, die ihm eine rothe Mütze gibt, die er soll aufsetzen: Er säufft sich aber daselbst voll, vergisset seiner Mützen, und bleibt im Weinkeller liegen.

Den Morgen wird er ertappet, vor Gericht geführt, allwo er den gantzen Handel erzehlet, und ziehet hervor seine rothe Mützen, die sie ihm gegeben haben, setzet diese auf, beweiset gleichsam seine Unschuld, flieget davon, und kommt an seinen Ort: die Hexen werden drüber verbrandt.

Es hat sich folgende Geschicht warhafftig in Teutschland zugetragen, schreibt M. Meigerius, und könte ich den Ort und die Personen wol namhafftig machen, wenn ich derselben nicht verschonete. Daselbst ist im Städtlein N. ein Thurn[484]bläser gewesen, zu dem kommen auf eine Zeit etliche Personen, so er nicht kannte, sprechen ihn an, ob er nicht wolte einen Abend mit seinem Spiel ihnen aufwarten, sie wolten ihm so viel Geld geben, als sie miteinander eins würden, und ihn unversehret wieder heimbringen.

Er williget darein, kommt weg, und weiß nicht wie? Wie er nun aufspielet, wird die Burgermeisterin dessen gewahr, deß sie zu erst erschrickt, bedenckt sich aber nicht lang, spricht denselben freundlich an, und bittet, er wolle ihrer verschonen, und nicht anzeigen, daß er sie der Orten gesehen habe: welches er auch angelobet, darauf sie ihm ein Goldstück, welches ihr Traupfennig war gewesen, geschencket hat.

Diese seine Zusage hält der Thurnbläser treulich, will weder sie oder jemand berüchtigen; jedoch damit doch solche Bosheit möchte einmal an den Tag kommen, trägt sich folgendes zu, daß nemlich eine Theurung einfällt, und dieser Thurnbläser um Korn zu kauffen eben zu dieser Frauen ihrem Mann dem Burgermeister gehet, bey deme er das Goldstück wolte verwechseln: welches der Burgermeister stracks [496] gekennet, und von ihm gefraget, welcher Gestalt er darzu gekommen? dardurch er denn bewogen worden, zu Rettung seiner Unschuld, und die bevorstehende Gefahr abzuwenden, den gantzen Handel zu erzehlen.

Weiln aber die Frau um Gnade gebeten, und Besserung angelobet, hat der Burgermeister ihrer um ihrer Freunde willen verschonet, und sie zu Gnaden angenommen.

Welche Geschicht gleichfalls klar genug beweiset, daß solch Hexenfahren keine Träume allezeit seynd; denn im Traum wäre dem Thurnbläser das Goldstück sonst nicht worden.

Darzu bekräfftigen solches zugleich auch die Urgichten und Aussagungen der gefangenen Hexen und Unholden: zum Exempel

Die gefangene D. M. hat in scharffer Frag Anno 1613. Mens. Januar. zu kalten Sontheim bekant und gestanden, das ihr Bule, der Teuffel, zehen Wochen nach ihrer Verlöbniß mit ihm, sie auf einer kurtzen Gabel, so in ihrem Haus hinter dem Backofen gestanden, zum Tantz geführet, welches nochmals deß Jahrs dreymal geschehen, an Walburgis, Johannis und Jacobi Tag. Zween Pfeiffer, so ihr unbekant, hätten mit Schalmeyen aufgespielet, und sie vor dem Tantz Mahlzeit gehalten: Kraut, Fleisch, Braten, Brod und Wecke [485] gessen, so sie aus dem Wirtshaus zu Rotenhausen geholet.

Einsmals seye sie selbsten mit dem bösen Feind in den Keller gefahren, und Bier geholet: ihr Bule sey allezeit nach solchen gehaltenen Conventen mit ihr heim zu Hause gefahren, D. D. Carpzov. part. 1. Prax. crim. qu. 50. sent. 22.

Item, die gefangene M. H. hat zu Ostrau, Anno 1613. Mens. Jul. in gutem bekant und gestanden, sie wäre nur zweymal auf dem Blocksberge mit gewesen, und auf einer Ofengabel zur Feuermauer Oben aus und nirgend an, ins Teuffels Namen hinaus gefahren.

Ihre Nachbarin die Bötticherin zu Lösen, hätte sich mit einer Salbe geschmieret, darauf sie beyde in einem Augenblick auf dem Blocksberg gewesen; daselbsten hätten sie Kuchen gebacken und Bier getruncken, aber keinen Wein, auch getantzet, und wären die Spielleute Sackpfeiffer und Trummelschläger. Wenn sie dahin kämen, verblieben sie ohngefehr ein paar Stunden beysammen, und hätte allezeit ein junge Braut den Vorreyen, darzu sich ihrer so viel und von hundert Meilwegs her, aufm Blocksberge finden thäten, so man nicht alle zehlen könte, Idem. Sentent. 23.


II. Zum andern, solte einer allhie wol fragen wollen, wie und auf was Weise D. Faustus obbemeldte Studenten samt sich in den Weinkeller deß Bischoffs gebracht, sondern auch noch heutiges Tags die Hexen und Unholden durch so enge Löcher und Fenster oder Gitter, [497] in die Keller und andere Gemache fahren und kommen.

So wenig aber ein Camel durch ein kleines Nadelöhr gehet, wie dorten Christus saget Matth. im 19. v. 24. noch viel weniger können oder vermögen die Zauberer und Hexen durch ein engeres Loch oder Ort, weder ihre natürliche Leibs-Proportion zulässet, fahren oder kommen, ob sie sichs schon allerseits rühmen.

Und stimmet hiemit überein D. Jacobus Heerbrand, in seiner Disputation de Magia, wenn er th. 68. gesaget: Es kan weder Satan, noch die Zauberer verschaffen, daß ein Leib durch einen solchen Raum, der ihm gantz ungleich, als durch Löcher und Gitter in den Kellern, und andere enge Fensterlein, hindurch gehen solle; es sey denn, wo solches in Warheit geschihet, daß der Teuffel die Steine aus dem Weg raume, und geschwind wieder zuschliesse, oder sonst subtile Weise brauche, wie er denn ist ein Tausendkünstler und mächtiger Geist.

[486] Diese geschwinde Eröffnung aber und Wiederzuschliessung der versperrten Thüren, Fenster, Mauren, kan der Teuffel so subtil thun und verrichten, daß auch die jenigen die etwan in dem Gemache wachen, ein solches nicht vermercken, saget Del-Rio l. 2. Disquis. Mag. qu. 17.


III. Letztlich solte sich nicht unbillich jemand hierüber verwundern, daß GOtt dem D. Fausto zugelassen, daß er den guten Kellermeister, der gleichwol in seinem ordentlichen Beruff, dazu, wie man weiß, eines frommen Le bens und Wandels gewesen, mit sich zum Keller hinaus geführet, und auf dem hohen Baum in grosser Lebens-Gefahr sitzen lassen? Welches denn etwan auch noch heutiges Tags zu mancher Zeit manchem frommen Menschen begegnet, daß GOtt dem Teuffel und seinen Werckzeugen, den Zauberern, Hexen und Unholden, verhänget und zulässet, daß sie ihm durch ihr Zauberwerck allerley Schaden thun: Daher mancher meinet und gemeinet hat, GOtt solte dem Teuffel und seinem Anhang dergleichen zu thun über uns nicht zulassen, sondern durch seinen allmächtigen Schutz uns für ihm behüten, und ihn durch seine Göttliche Krafft in seinen Wercken verhindern, und sie zu nichte machen: wolle er uns ja züchtigen und straffen, so habe er seine Engel und andere Creaturen, die er darzu gebrauchen könne, als die ihme zu Gebot stehen, und seinen Befehl ausrichten müssen.

Hierauf ist nun zu wissen, sagt offtgedachter M. B. Waldschm. Pyth. End. p. 275. daß obwol dem allen also ist, so hat doch GOtt solcher seiner permission und Zulassung halben seine gerechte und weise Ursachen, um welcher Willen es ferne von uns seyn soll zu gedencken, daß er nicht recht daran thue, oder daß er es dem Teuffel nicht zulassen solte; denn er ist und bleibet dennoch gerecht, wenn er [498] gleich von uns gerichtet wird, nach Aussage deß 51. Ps. Daher der H. Augustinus recht gesaget l. 7. de C. D. c. 35. die bösen Geister können nichts thun und verrichten, es werde ihnen denn zugelassen: solches Zulassen aber geschihet durch deß Höchsten GOttes gerechtes Gericht, nach dem Verdienst derer, die entweder von ihnen allein angefochten, oder auch ihnen unterworffen, oder betrogen zu werden recht ist. Darum es freylich abermal allhier heisset: HErr du bist gerecht, und alle deine Gerichte seynd gerecht, Psalm 119. v. 137.

Ehe wir nun aber die Ursach dessen anzeigen, warum es [487] GOtt zulasse, müssen wir zuvor mercken den Unterscheid unter den Menschen, über welche es GOtt dem Teuffel und seinen Werckzeugen zuläst, ihnen Schaden zu thun; und diese seynd zweyerley, entweder Fromme und Gottsfürchtige, oder aber Böse und Gottlose.

Was anlangt die Frommen und Gottsfürchtigen, so übergibt sie GOtt nimmermehr dem Satan gantz und gar in seine Gewalt und Hände, sondern er hält sie in seiner allmächtigen Hand und Gewalt, wie seinen Augapffel, aus dem 5. Buch Mos. im 32. v. 10. daß ihnen ohne seinen Willen nicht ein Haar auf ihrem Haupt kan gekrümmet werden, Matth. 10. v. 30. Er befiehlet auch seinen Engeln, daß sie sie auf ihren Händen tragen, Psalm 91. v. 11. 12. und sich um sie her lagern, Psalm. 34. v. 8. Auch sie mit allem was sie haben, wider den Teuffel und seinen Anhang beschützen: wie ein solches sehr tröstlich aus der Histori Hiobs zu vernemen, auf welchen Gott der HErr selbsten ein gnädiges Aufsehen gehabt, auch ihn und sein Haus, und alles das Seinige rings umher verwahret, immassen der Teuffel vor Gott selbst darüber geklagt, Job. 1. v. 10.

Wenn aber GOtt je etwas über die Frommen verhänget, so mässiget er doch alles also, daß Er sie nicht läst über ihr Vermögen versuchet werden, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß sie es ertragen mögen, wie der Apostel redet 1. Corinth. 10. v. 13. Er ist und bleibet dennoch ihr gnädiger Gott und Vatter; und wenn er auch schon dem Teuffel verhängt sie anzugreiffen, setzet er ihme doch Ziel und Maß, darüber er nicht schreiten darff: lässet er ihms schon zu, sie an ihrem Vieh und Gütern zu beschädigen, so giebt er ihm doch keine Gewalt über ihre Seelen, die erhält und behält er in seiner Hand, alda sie keine Qual rühren wird, wie im Buch der Weisheit stehet im 3. v. 1.

Was hergegen anlangt die Bösen und Gottlosen, so seynd dieselbe zwar in deß Teuffels Gewalt und Stricken, aber sihet GOtt nach seiner Allwissenheit, daß die und die mit der Zeit werden wiederum Buß thun: über diese lässets nun GOtt dem Teuffel nicht zu, allen seinen Mutwillen [499] an ihnen zu üben, ob er ihnen wol hart zusetzet.

Also obwol David schwere Sünden durch Meuchelmord und Ehebruch begangen, und sich dadurch der Macht und Gewalt deß Teuffels unterworffen, hat doch der Teuffel nicht mit ihm umgehen dörffen wie er gewolt hat; denn Gott hat auch [488] gesehen, daß er wieder würde hertzliche Buß thun, und hat zwar dem Teuffel verhängt, die Verfolgung seines Sohns Absolons wider ihn zu erwecken, aber doch hat Er ihm nicht erlaubet ihn gar ums Leben zu bringen: oder aber es siehet auch Gott zuvor, daß die und die Gottlose nicht werden Busse thun, diese übergibt Gott mit Leib und Seel in deß Teuffels Gewalt, der denn mit ihnen nach seinem Willen umgehet, ihnen Schaden an Leib und Leben thut, ja wol gar auf Gottes Zulassung mit Leib und Seel davon führet, wie die Exempel bezeugen.

Betreffend nun die Ursachen solcher Zulassung Gottes, so seynd dieselben vornehmlich diese: 1. die Offenbarung der Ehre Gottes, daß dieselbe desto mehr hieraus erkennet werde, denn es wird hieraus offenbar und erkant seine Providenz und Vorsorge, die er für seine liebe und glaubige Kinder Gottes trägt und hat, nach welcher er sie also beschützet, daß er sie nicht dem Teuffel und seinen Werckzeugen hingibt, sie zu beschädigen, wenn, wo und wie sie wollen, sondern wenn wo und wie Er will. Wenn es ohne solche providenz, Vorsorge und Schutz wäre, so würde sie der Teuffel in einem Augenblick verderben, und es bey dem äusserlichen Schaden nicht bleiben lassen, sondern sie gar um Leib und Seel bringen.

Ferner wird hieraus erkennet Gottes Gnade und Barmhertzigkeit nach welcher Er dem Teuffel über die Frommen nicht mehr verhängt und zulässet, als sie es ertragen können: ingleichen Gottes Allmacht, die erscheinet daraus, daß, wenn er dem Teuffel und seinem Anhang, den Zauberer und Hexen, etwan Grosses zu thun, als die Stäbe in Schlangen zu verwandeln, Frösche herfür zu bringen, wie in Egypten, zulässet, Er doch offtermal ihm das Kleine und Geringe zu thun nicht erlaubet, als eine Laus zu machen, und daß darum, daß daraus erkannt werde, daß seine Gewalt grösser seye als deß Teuffels Gewalt, und deß Teuffels Gewalt seye unter GOttes Gewalt. Uber das auch Gottes Gedult und Langmut, gegen die grösseste Sünder, da er zwar den Zauberern Hexen und Unholden zulässet dieses oder jenes zu thun, aber doch ihnen aus Langmut zu siehet, und sie nicht alsobald über der That in seinem Zorn vertilget, sondern auf ihre Buß und Bekehrung wartet. Ja auch Gottes Gerechtigkeit, nach welcher er durch die Zulassung der Zauberey und Hexerey die Sünde und Laster der Menschen in diesem Leben abstraffet.

[500] Die 2. Ursach ist die Prüfung und Probierung der [489] Frommen, wenn Gott über sie verhängt, daß ihnen der Teuffel und seine Werckzeuge Schaden thun durch Zauberey, so ist es nicht nur eine Züchtigung ihrer Sünden, da GOtt wahr machet, was er saget beym Propheten Jeremia im 30. v. 11. züchtigen will ich dich, doch mit Massen, daß du dich nicht für unschuldig haltest. Denn da seynd auch die Heiligen für ihm nicht ohne Tadel, Job. 15. v. 15.

Auch nicht nur allein eine Antreibung zum fleissigen Gebet, wie es denn insgemein so gehet, wie dorten beym Esaia im 26. v. 16. stehet: HErr wenn Trübsal da ist, so suchet man dich, wenn du sie züchtigest, so ruffen sie ängstiglich. Auch ist es nicht nur eine Aufmunterung, daß die Frommen dem Teuffel desto besser auf seine Schantz Achtung geben, ihm recht Widerstand zu thun, und sich mit allem dem Ihrigen täglich dem lieben GOtt in seinen Schutz und Schirm anbefehlen, sondern es ist auch sonderlich eine Prüfung ihrer Gedult und Beständigkeit in der Liebe, im Glauben, in der Furcht gegen GOtt. Denn hieraus wird auch erkandt, wie sie gegen GOtt gesinnet seyn.

Die an GOtt glauben und ihn beständig lieben, die leiden solchen Schaden mit Gedult, und halten dem lieben Gott still, und warten seiner Hülffe: die aber an GOtt nicht beständig glauben, noch ihn lieben, die werden darbey ungedultig, und erwarten nicht seiner Hülffe, sondern brauchen wol verbotene Hülffe, die sie etwan bey deß Teuffels Werckzeugen suchen. Also probirt hiedurch GOtt eines jeden Sinn, wie er gegen ihn stehe, wie hiervon Clemens und Theodoretus also schreiben: Damit die Glaubige von den Unglaubigen, die Frommen von den Bösen unterschieden werden, ist es dem bösen Feind zugelassen, sich dieser Künste zu gebrauchen, damit eines jeden Hertz und Sinn geprüfet werde, wie es gegen GOtt dem wahrhafften Vatter stehe.

Die 3. Ursach ist die Abstraffung der Bösen und Gott losen, da lässet es GOtt dem Teuffel und seinen Werckzeugen zu, sie zu beschädigen zur Straff um ihrer Sünden und Gottlosigkeit willen. Da sündiget mancher ohne Reu und Scheu dahin, sein Gottloses ist ohne Ende, er rühmet sich noch seiner Sünden, wie Esaias klaget im 3. v. 9. Es ist ihm leid, daß ers nicht ärger machen kan, Jerem. 9. v. 5. hält alles was er thut für recht, welches macht, daß seine Sünde viel zu groß seynd, denn daß sie durch schlechte und geringe Mittel solten abgestrafft werden, darum verhängts GOtt dem Teuffel, Hexen und Un[490]holden, als den ärgsten Feinden der Menschen, daß sie sie an ihrem Leib und Leben, an Viehe und Früchten deß Feldes beschädigen und verderben, sie hiedurch zu straffen: sonderlich strafft er damit ab unter andern Sünden das Vertrauen auf die Creaturen, und das aberglaubische [501] und zauberische Segensprechen, damit man allerley Kranckheiten und anders vertreiben will: die nun zu solchen Dingen Lust haben, und die ordentliche Mittel fahren lassen, die strafft Gott offtermal also, daß Zauberer und Hexen auf seine Zulassung mit Hülff deß Teuffels sie an ihrem Leib und Viehe also beschädigen, daß ihnen nicht mehr kan geholffen werden.

Er strafft auch damit ab das Fluchen und Ubelwünschen, da man einem andern offt fluchet und wünschet, daß er verkrummen und verlahmen müsse; da kommt offt GOtt und wendets um, und verhängts Zauberern und Hexen, daß sie mit Hülff deß Teuffels solche Flucher krumm und lahm machen.

Deßgleichen die Verachtung deß Worts GOttes, und der H. Sacramenten, durch welche, als Mittel, wir aus deß Teuffels Macht und Gewalt errettet werden; welche Verächter GOtt um dieser ihrer Sünden willen hernach desto eher in solche Macht und Gewalt deß Teuffels gerathen lässet, daß er sie durch seine Werckzeuge an ihnen nach seinem Wunsch und Willen vollbringet.

Ingleichen die Fahrlässigkeit im Abstraffen der Laster bey denen, die sie Amts halben straffen solten, welches, wenn sie es unterlassen, so kommt denn GOtt, und strafft sie selbsten durch den Teuffel und seine Helffershelffer, denen er es verhängt sie zu beschädigen.

Ferner auch den sündlichen Mißbrauch seiner Gaben, deß Weins, Brods, und der Erdengewächse, wenn man die zum Fressen und Sauffen, Schlemmen und Demmen, auch wol bey Unzucht und Hurerey mißbrauchet, sie nur aus Geitz auf künfftige Theurung aufhält, und dergleichen, so kommt denn Gott und lässts dem Teuffel und seinen Werkzeugen zu, durch Zauberey und Wettermachen, Wein, Früchte und Erdengewächse den Sündern zur Straff zu verderben: und was solcher Sünden mehr seynd.

Die 4. Ursuch ist, der Zauberer und Hexen Bekehrung, oder bey Ausbleibung derselben, ihre ernstere Straff und Verdammung. Wenn GOtt ihnen zwar etwas, aber doch nicht alles was sie wollen, zulässet, oder auch [491] das, was sie fürnehmen und thun, hindert, daß es seine Krafft und Würckung nicht hat, so thut er es darum, daß sie in sich gehen und bedencken sollen, daß GOtt viel mächtiger als der Teuffel sey, daher sie auch nicht ihme, dem Teuffel, beständig anhangen, sondern sich wiederum zu GOtt bekehren und wenden sollen: wenn sie aber dieses nicht thun, so werde eine desto schrecklichere Straff über sie kommen.

Und diese möchten wol die vornehmsten Ursachen seyn, um welcher Willen GOtt zu mancher Zeit dem Teuffel und seinen Werckzeugen [502] verhänget und zu-lässet mit ihrem Zauberwesen den Menschen zu beschädigen.

D. Paulus Reber, in der Hauptschale deß guldenen Leuchters, p. 868. erzehlet, daß ein Fürstlichen Médicus (D. H. Etteub) einen eiferigen Prediger gekennet, dessen Pfarrkinder fast alle Zauberer und Hexen gewesen, welcher, als er sie mit gebührendem Ernst und Eifer zur Buß vermahnet, und ihnen deß Satans Trügerey zu Gemüte geführet, sonderlich aber offtermals gesagt: sie könten nicht eine Laus machen, so wenig als die Zauberer in Egypten, Exodi. 8. viel weniger aber das Gewitter, Lufft und andere Creaturen Gottes ändern, da haben sie durch Gottes Verhängniß ihn also bezaubert, daß er S. V. voller Läuß worden, die ihn eine lange Zeit geplaget haben, daß er mit keinem Waschen und Reinigen, noch mit Anziehung anderer Kleider sich hat retten können: endlich hab ihn dieser Medicus in seine Cur genommen.

Herr Valer. Herberger, T. 8. Magnal. erzehlet ein Exempel, welches er von einem Alten weit berühmten Theologo gehöret, daß nemlich ein Pfarrherr und ein Hauptmann in einer Stadt dieser Frag halben seyn streitig worden, ob der Teuffel durch die böse Leute etwas könne schaden oder nicht? welches der Pfarrherr hab verneinet, und es für lauter Aberglaub und Betrügerey gehalten, da hergegen der Hauptmann es bejahet. Und weil er den Pfarrherr dessen nicht bereden können, hab er heimlich eine Zauberin ausgeforschet, welche er, doch mit grossem Versprechen, daß ihr deßwegen kein Leid begegnen solte, gebetten, ihre Kunst an dem Pfarrherr zu versuchen; dessen sie sich zwar unterstanden, habe aber nichts ausrichten können: Derowegen sie zum Hauptmann gesprochen, wenn sie ihn einmal frühe haben könnte, ehe er gebetet hätte, so wolte sie ihm wol beykommen.

Darauf hab sich der Hauptmann bey der Nacht kranck ge[492]stellet, und einen Diener nach den andern lauffen lassen, den Pfarrherr eilends zu holen, wenn er ihn noch lebendig sehen wolte: der Pfarrherr aber sey in höchster Eil aufgestanden, seinen Schlaffpeltz über sich geworffen, und hin zum Schloß gelauffen, da er den Hauptmann gefunden, daß er sich sehr, wiewol es nicht also war, geklaget. Zu welchen er nun neben dem Bette hingesessen, ihm zu gesprochen; bald aber seynd ihm seine Füsse also geschwollen, daß man ihn heimtragen müssen.

Da es Tag worden, hab der Hauptmann den Pfarrherr besuchet, und ihn gefraget, ob er nun glaube, daß der Teuffel ein Tausendkünstler sey? Er aber hab seine vorige Meinung mit Ach, Wehe und grosser Klage über seine Schmertzen wiederholet: als aber der Hauptmann ihn weiter gefragt, ob er auch frühmorgens, ehe er zu ihm kommen, habe gebetet, und ob ihm niemand begegnet sey? hab er ihm geantwortet: [503] er wüste nicht, wie er im Schrecken, wegen deß Herrn Hauptmanns jählinger Kranckheit, zum Schloß gekommen; daß aber wüste er sich zu entsinnen, daß unter wegs im Finstern jemand an ihn gestossen, und ihn angehauchet hab; daß ihm aber sein Schmertz von bösen Leuten komme, daß glaube er nimmermehr. Darauf der Hauptmann zu ihme gesprochen: Er solle wissen, daß er nicht sey kranck gewesen, und er sey an seinen Schmertzen Ursach, die hab er ihm anzuthun bestellet, damit er möchte lernen, was der Teuffel für ein mächtiger Feind seye; seine Schmertzen aber solten nach wenigen Stunden wieder aufhören.

In dem Malleo Maleficarum stehet folgende Histori: im Basler Gebiete war ein Pfarrherr vor diesem im Dorff Oberweiler, welcher nun gäntzlich der Meinung gewesen, es wären keine Hexen: dieser hat einsmals eilends und im geschwinden Gang über eine Brücken gehen wollen, da ist ihm eine alte Vettel begegnet, welche er, dieweil sie ihm nicht weichen wolte, von der Brucken in den Koth gestossen, deßwegen denn die Vettel zum hefftigsten ergrimmet und erzürnet worden, und ist unter andern auch mit diesen worten heraus gefahren: harre Pfaff, du solst mirs nicht umsonst gethan haben.

Er aber hat damals diese Wort nicht groß geachtet, auch nicht recht verstanden. Als er nun heimkommen, ist er in der Nacht vom Gürtel an bis auf die Fußsolen also krafftlos, und an allen seinen Gliedern so ohnmächtig worden, daß er nicht [493] können aus dem Bett steigen, und haben ihn allewegen, wenn er in die Kirche oder zum Krancken hat gehen sollen, ihrer zween tragen müssen. Da er nun diese Plage und Creutz drey gantze Jahr an seinem Leib gehabt, hat sichs begeben, das die alte Vettel, welche er nicht unbillig im Verdacht hatte, ist in eine Kranckheit gefallen, deßwegen hat sie den Pfarrherrn zu sich fordern lassen, daß sie auf vorher gehende Beicht, die Absolution ihrer Sünde von ihm empfienge, welcher zwar erstlich zu ihr zu kommen sich gewaigert, doch ist er durch seine Mutter beredet worden, und hat sich durch zween Bauren, auf welche er sich mit den Armen gesteuret, in ihr Haus bringen lassen, und ihre Beicht angehöret.

Sie hat aber in der Beicht der Zauberey mit keinem Wort gedacht. Nach geschehener Beicht hebt sie an, spricht zum Pfarrherrn: lieber Herr Pfarrer wisset ihr auch, von wem es euch gemacht und zukommen ist, daß ihr eure Gesundheit nicht habt, und der Kräffte eures Leibs beraubet seyd? Als ihr nun der Pfarrherr mit gar freundlichen Worten antwortete, nein, er wüste es nicht, hat sie hierauf zu ihm gesagt: ihr habt mich im Verdacht, und ihr thut nicht unrecht daran; denn [504] diese Plage und Beschwerung eures Leibs hab ich euch zugefüget, darum, daß ihr mich von der Brücken in den Koth stiesset; dieweil aber nun das Ende meines Lebens vorhanden, so will ich machen und verschaffen, daß ihr wenige Tage nach meinem Tode sollet wieder zu euren Kräfften und vollkommener Gesundheit kommen, welches denn also geschehen: Denn sie auf die Zeit, so ihr vom Satan bestimmt, verstorben, und hat sich der Pfarrherr auf den dreissigsten Tag nach ihrem Tod, frisch und gesund befunden.

[505]
Das 20. Capitel
Das zwantzigste Capitel.
Wie D. Faustus mit obbemeldten Studenten die Bacchanalia celebrirt, und Faßnacht gehalten.

ES verfügten sich obbemeldte Studenten in der Faßnacht am Diensttag, in deß D. Fausti Behausung, und hatten sämtlich ihnen vorgenommen, der Zeit das Recht zu thun, und die Faßnacht in aller erdencklicher Lust und Freude zu halten; worzu [494] denn ihnen ohn allen Zweiffel D. Faustus allen Vorschub geben würde, denn sie wusten wol, daß er gar freygebig war, wenn er nur selbst hätte, und erfreue sich wenn jemand in solchem Vorhaben zu ihm kam: allein sie wurden in ihrer Meinung gar sehr betrogen, weiln sie bey dem Nachtessen nichts anders als eine Schüssel mit gesottenem Rindfleisch, auch keinen Wein sahen, ja gar nichts, was man sonst bey solcher Faßnacht Zeit Gutes zu speisen, und den Gästen aufzutragen pflegte. Es sahe immer einer den andern an, und kunten nicht ersinnen, wie solches gemeinet wäre, gedachten aber wol, daß es D. Faustus auf eine Schalckheit gethan hätte, massen auch bald erfolget. Denn er ließ kurtz hierauf den Tisch aufheben, einen neuen bereiten, und sprach zu ihnen: Ihr meine liebe Herren und angenehme Gäste, ich bitte, ihr wollet mir zu gut halten, daß ich euch zum Nachtessen nicht bessere Gerichte hab lassen vortragen, nichts anders als ein Stück Rindfleisch, und einen schlechten Trunck, das ist aber die Ursach gewesen, daß dieses von dem Meinigen und aus meinem Beutel gangen.

Nun aber wollen wir erst recht lustig seyn, und die liebe Faßnacht gleichsam einweihen, und ferner der Gebühre nach halten, und dieses soll nicht über meinen Beutel gehen, sondern, weil wissend und bekandt ist, daß jetzund zu dieser Zeit grosse Potentaten und Herren Gastereyen und herrliche Mahle halten, als will ich meinen Theil auch dabey haben, es sey ihnen lieb oder leid. Darauf hat D. Faustus drey Flaschen, eine zu fünff, die zwey andere jede zu acht Massen in seinen Garten gestellet, und seinem Geist Mephostophili befohlen, daß er darein zu[495]wegen bringen solle, einen [506] Ungarischen, Welschen und Spanischen Wein; deßgleichen satzte er fünff blatte Schüssel hinaus, darinnen brachte der Geist nach Verfliessung etwan einer halben Stund, von Wildpret und Gebratens, noch fein warm: also satzten sie sich sämtlich zu Tische, und sprache ihnen D. Faustus zu, sie solten frölich und guter Dinge seyn, denn es keine Verblendung, sondern recht natürliche Speisen und Geträncke wären, wie sie es auch befunden haben; denn sie mit beeden also und dergestalt verfahren, daß nicht viel von allem übergelassen worden, und sie gantz toll und voll fast gegen dem Tag erst nach Hause gangen.

Am folgenden Aschermittwochen, als der rechten Faßnacht, kamen diese guten Brüder abermal zu D. Fausto, gaben für, sie müsten der Zeit ihr Recht thun, und also wieder anfangen, wo sie es gestern gelassen hätten; und weil dem D. Fausto eben dieses auch fehlete, und sich recht frölich noch einmal erzeigen wolte, liesse er den Tisch decken, mit Bitte vorlieb und willen zu nehmen, was man auftragen würde. Nebenst zweyen Braten, wurde auch in die Mitte ein schöner gebratener Kalbskopff aufgesetzet, und der Studenten einer gebeten, solchen zu zerlegen: als dieser das Messer ansetzte, fieng der Kalbskopff von lauter Stimme zu ruffen, Mordio, Helfio, Auweh was hab ich dir gethan, daß die Studenten recht von Hertzen darüber erschracken; weiln sie aber sehen, das D. Fausto schier vor Lachen ersticken wolte, kunten sie bald errathen, wie es damit beschaffen seyn müsste, lachten deßwegen auch mit.

Indessen fieng D. Faustus sein Gauckelspiel an, [496] die Gemüter seiner Gäste zu erlustigen: erstlich hörten sie in der Stuben von allerhand musicalischen Instrumenten, da man doch nichts sehen noch wahrnehmen kunte, wo es herkäme, ja so bald ein Instrument aufgehöret, kam ein anders: wenn denn die Violen etwan einen lustigen Tantz machten, da sprungen und hupffeten die Gläser und Becher auf dem Tisch, und so einer und der andre den Becher, damit der Wein, seiner Meinung nach, nicht verschüttet würde, mit der Hand fest halten wolte, muste er auch mit hupffen, daß daraus ein grosses Gelächter wurde.

Nach solcher Kurtzweil nahm D. Faustus zehen erdene [507] Häfen, die stellte er mitten in die Stuben, da huben sie an zu tantzen, und aneinander zu stossen, daß sie in Stücke zerbrachen. Zum dritten ließ er einen Haushan im Hof fangen, den stellet er auf den Tisch; als er ihm aber zu trincken gab, hub er an natürlich zu pfeiffen, und Täntze zu machen.

Darnach richtet D. Faustus wiederum eine Kurtzweil an, setzet ein Instrument auf den Tisch, da kam ein alter Aff in die Stuben hinein, der machte viel gute Possen darauf, und tantzte fast zierlich.

Und weil mit solcher und anderer Kurtzweil etliche Stunden von dem Mittag an, verlauffen, die Zeit aber zum Abendessen bereits vorhanden war, als wurden sie zu solchem beruffen, da doch der Gäste keinen hungern wolte, ausser das zweyen oder dreyen nach einem Gerichte Vögel gelustete: Da nahm D. Faustus eine Stangen, die richtete oder reichte er zum Fenster hinaus, pfiffe zugleich auf einem Pfeifflein; alsbald kamen viel Trosteln und [497] Krammeter her geflogen, und welche auf die Stangen sassen, die musten bleiben, die nahme er denn herein, und halffen die Studenten solche würgen und rupffen, der Famulus aber bratete sie.

Nach dem Nachtessen, und als man die Küchlein aufgetragen, beschlossen sie, daß sie miteinander in der Mummerey gehen wolten, wie denn gebräuchlich war, und zog ein jeder auf Geheiß D. Fausti ein weisses Hemd an: als aber die Studenten einander ansahen, gedauchte einen jeden, er habe keinen Kopff, giengen also miteinander in etliche vornehme Häuser, das Küchlein zu holen; darob denn die Leute sehr erschrocken: nachdem man aber solche Gäste, der Gewonheit nach, zu Tische gesetzet, hatten sie ihre erste Gestalt wieder, und kennete man sie; bald aber wurden sie abermal verändert, und bekamen recht natürliche Eselsohren, grosse mächtige Nasen, u.s.f. das trieben sie bis in die Mitternacht hinein, und sie voll und toll nach Hause zogen.

Da am Donnerstag, als den folgenden Tag hernach, D. Faustus noch immer seine Faßnacht hielte, und die Studenten wieder bey einander versamelt waren, tractirte sie D. Faustus wie deß vorigen Tags, fieng auch seine Gauckeley wieder an, und kamen in die Stuben hinein 13. Affen, diese [508] gauckelten so wunderbarlich, daß dergleichen nie gesehen worden: denn sie sprangen immer einer auf den andern, und tantzten darnach eine Reihen um den Tisch herum, denn sprangen sie zum Fenster hinaus und verschwanden.

Weiln es aber damals fast den gantzen Tag über geschneyet, und also ein dicker Schnee lage, rüstete ihm D. Faustus mit Zauberey einen schönen [498] grossen Schlitten zu, der hatte eine Gestalt wie ein Drach, auf dessen Haupt sasse D. Faustus, und mitten innen die Studenten; darbey waren vier Affen, auf dem Schwantz deß Drachens sitzende, die gauckelten auf einander gantz lustig zu sehen, unter welchen einer auf der Schalmeyen pfiffe, der Schlitten aber lieff von sich selbsten, wohin sie wolten: diß währete also lang in die Nacht hinein, mit solchem Klappern, daß einer vor dem andern nicht hören kunte, und gedauchte sie sämtlich, sie hätten in der Lufft gewandelt.

Anmerckung.

I. Von der Faßnacht etwas Weniges nach Anleitung der Histori, zu gedencken, so haben die Bacchanalia oder Faßnachtspiele ihren Ursprung von Baccho, dem Gott deß Weins, und der Säuffer, als deme zu Ehren sie angestellet seynd worden von den Heiden: und zeiget Herodotus in Euterpe an, l. 2. f. 122. daß derer Erfinder und Anfänger gewesen seyn solle einer in Griechenland, mit Namen Melampus; als zu welcher Faßnacht-Zeit und Fest jedermann gastfrey seyn muste, alles war vollauf, zumal bey den Reichen, man tantzte, sang und sprang überall, auch verkleideten sich die Jünglinge in Jungfrauen, die Jungfrauen in männliche Kleidungen, und begiengen in den Mummereyen allerhand Mutwillen, weiln es zur Zeit alles gleich galte, und es rechtschaffen hiesse, quod licet, u.s.w.

Es ist aber höchlich zu betrauren, daß diß sündliche üppige Faßnacht-Wesen zu der Zeit, da das bitter-schmertzliche Leiden und Sterben unsers Erlösers JEsu Christi, solte angefangen und betrachtet werden, noch heutiges Tags bey denen, die gleichwol eiferige Christen wollen genennet und gehalten werden, in vollem Schwang gehet; und ist es leider dazu kommen, daß sie lieber liessen Weihnachten, Ostern und Pfingsten fahren, ehe sie von der Faßnacht liessen.

Die Erfahrung aber hat hergegen hundert für einmal gewiesen, daß unter solcher Freyheit der Larve und Mummereyen zur selbigen [509] Zeit die Faßnacht manchem ein böses Gewissen gemacht hat, daß er bis in seinen Tod ein beschwertes Hertze gehabt.

[499] Eben diese unsinnige Faßnacht wirfft offt manchem Mann, manchem Weibe, manchem jungen Menschen eine Klette an, die er seine Lebtage nicht abwischet.

Die lüstrende und Freyheits-volle Faßnacht stielt mancher Jungfrauen ihr Ehrenkräntzlein, daß sie es ihr Leben lang nicht wiederum findet.

Und wäre zu wünschen, daß man dermaleins das vorlängsten gute Christliche Vorhaben Käisers Theodosii, der solch thörichtes Faßnachtwesen eiferig wollen abschaffen, wie Theodoretus bezeuget l. 8. Hist. Eccles. c. 20. in Acht nehmete, und an Statt der tollen Faßnacht, eine Christliche Fastenzeit erwählete etc.

[510]
Das 21. Capitel
Das ein-und-zwantzigste Capitel.
D. Faustus will sich verehlichen.

D. Faustus lebt indessen, je näher das Ende seiner Versprechung herzu nahet, je mehr und mehr Epicurisch, führet ein rohes, sicheres, und wüstes Leben, daß er das tägliche Vollsauffen, Spielen und Huren, für seine höchste Ergötzlichkeit hält.

Er ersahe aber zur Zeit in seiner Nachbarschafft eine ziemlich schöne doch arme Dirne, welche vom Land herein in die Stadt kommen, und sich in Dienste begeben bey einem Kramer; diese gefiele nun D. Fausto über die Massen wol, daß er nach ihr auf allerley Weise und Wege getrachtet, und sie zu einer Beyschläfferin haben wollen, sie hat aber niemals, was man ihr auch versprechen lassen, in seinen sündlichen Willen einwilligen wollen, sondern jederzeit ihre Ehre vorgeschützet, er fieng an was er wolte, kunte er doch nichts bey ihr erhalten oder ausrichten, er nehme sie denn zur Ehe; welches ihm denn seine guten Brüder und Freunde riethen: Der Geist Mephostophiles aber, als er dieses vermercket, sprach ohnverzüglich zu D. Fausto, was er nunmehr, [500] da die versprochene Jahre bald zu Ende seyn würden, aus ihm selbst machen wolle? Er soll gedencken an seine Zusage und Versprechen, zudem so könne er sich in keinen Ehestand einlassen, dieweil er nicht zweyen Herren zugleich dienen könnte; denn der Ehestand wär ein Werck deß Höchsten, den wir Teuffel aber aufs höchste hassen und verfolgen. Derohalben Fauste, sihe dich vor, wirst du dich versprechen zu verehlichen, so sollst du gewiß von uns zu kleinen Stücken zerrissen werden. Dencke doch bey dir selbst, wie der Ehestand ein so grosse und schwere Last auf sich hat, und was jederzeit für Unrath daraus ist entstanden, nemlich Unruhe, Widerwillen, Zorn, Neid, Uneinigkeit, Sorg, Zerstörung der frölichen Hertzen und Gemüter, und was deß mehr ist.

Dem allen gedachte zwar D. Faustus eine Weile nach, er wolte aber kurtzum auf seiner Meinung verharren, wendet auch das Rauhe heraus, und sagt dem Geist unter Augen, [511] mit diesen Worten: ich will mich verehlichen und verheurathen, es folge gleich daraus was es wolle, gehet damit hinweg von seinem Geist in seine obere Stuben.

Was folgte aber hierauf? alsbald gehet ein grosser Sturmwind seinem Haus zu, als wolte ers zu Grund werffen, es sprangen inwendig am Haus alle Angel der Thür auf, und ward das Haus voller Feuer. D. Faustus lieff die Stiegen hinab, wolte die Hausthür treffen, und davon lauffen, da erhaschet ihn ein Mann, der warff ihn zuruck wie einen Ballen in die Stuben hinein, daß er weder Hände noch Füsse regen kunte: um ihn her gieng allenthalben Feuer auf, gleich als ob er jetzt verbrennen solte; er schrie in diesen Nöthen seinem Geist zu um Hülff, er solte die [501] Gefahr nur dißmal von ihm abwenden, denn er versprechen wolte, daß er hinfüro nach allem seinen Willen leben wolle.

Da erschiene ihm der Fürst Lucifer gantz schrecklich und leibhafftig, so grausam anzusehen, daß er auch seine Augen vor ihm zuhielte, und wolte also seinen elenden Ausgang erwarten, was ihm darob begegnen würde: darauf ließ sich Lucifer also vernemen: sage nun an, was Sinnes bist du noch? D. Faustus gantz kleinmütig und erschrocken, auch mit zugethanen Augen, antwortet: O du gewaltiger Fürst dieser Welt, verlängere mir meine Tage, du sihest daß ich ein verkehrt wanckelmütiges Menschen-Hertz habe, daß ich auf andere Gedancken, welche dir zuwider seynd, gefallen bin, hab aber das Werck noch nicht erfüllet: derowegen bitte ich dich, du wollest noch zur Zeit nicht Hand an mich legen, ich kan bald anders Sinnes werden.

Der Satan gab hierauf die Antwort mit kurtzen Worten: Wolan sihe zu, daß dem also seyn möge, und beharre drauf, das sage ich dir bey meinem Gewalt; und also verschwand er zusamt dem Feuer.

Anmerckung.

I. Erstlich wird allhier angezeigt, daß D. Faustus so Epicurisch dahin gelebet, daß er weder GOtt noch ein ewiges Leben geglaubet, ja die Wollust deß Fleisches für sein höchstes Gut gehalten hat, und das hat auch wol seyn können, weiln bey ihm weder Liebe, Glaub, Andacht, [512] noch Gottesfurcht gewesen; denn der Sinn und das Hertz war schon lang vom Teuffel verblendet und eingenommen.

Das Wort aber Epicurisch entspringt von einem sonst verständigen Philosopho zu Athen, der geboren worden im Jahr nach der Erschaffung der Welt 3630, vor Christi Geburt 341. im dritten Jahr der 109. Olympiadis, als Sosigenes zu Athen Regent war, im 7. Jahr nach Platonis Tod, wie Laertius schrei[502]bet l. 10. welcher gelehret, daß die Wollust dieses Lebens für das höchste Gut und Seligkeit zu halten sey, item, daß sich Gott der Menschen und deß Regiments in dieser Welt nicht annehme, lasse alles gehen wie es gehe, und stehen wie es stehe; ja wenn der Mensch stürbe, so sterbe auch Leib und Seel miteinander dahin, und sey kein Auferstehung der Todten, oder ein ewiges Leben: und ist diß sein Reimspruch gewesen:


Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas,

Iß, trinck, spiel, leb im vollen Sauß,

Nach diesem Leben wird doch nichts draus.


Zu unsers HErrn Christi Zeiten war in Judæa die Sect der Sadduceer, welche doch wolten für die Frömmsten und Heiligsten gehalten seyn; diese glaubeten keine Auferstehung deß Fleisches, noch ewiges Leben, sondern lehreten, Leib und Seel stürben miteinander, Matth. 22. Actor. 22. Joseph. de bello Judai. l. 2. c. 7.

Welcher Meinung auch gewesen sind die Libertiner, wie auch Dositheus, und vor Jahren der Ketzer David George, der weder Engel noch Teuffel geglaubt, endlich aber da sein Schwarm nach seinem Tod auskommen, seynd seine Gebeine wieder ausgegraben und offentlich zu Basel verbrannt worden.

Beym Evangelisten Matthæo im 3. v. 7. stehet, daß viel solcher Sadduceer zusamt den Phariseern zu Johanne dem Täuffer hinaus in die Wüsten gangen, und sehen und vernemen wollen, was doch Johannes lehre und vorgebe, daß er einen solchen Zulauff deß Volcks aller Orten her überkommen; aber Johannes da er sie sahe, gab er ihnen diesen Ehren-Titul, und hiesse sie Otterngezüchte.

S. Lucas zeuget auch von solchen Gesellen, Cap. 20. v. 27. daß sie den HErrn Christum versuchet haben mit der Frag von einem Weib, die sieben Männer gehabt, welcher nemlich unter solchen dermaleins in der Auferstehung der Todten, ihr rechter Mann seyn werde? woraus denn zu sehen, was sie von der Auferstehung und vom ewigen Leben gehalten haben, nemlich, man würde denn nichts anders thun als freyen, zechen, springen und jubiliren, und was einer allhier in der Welt an Wollust und Freuden versäumet habe, dessen werde er dort ergötzet werden.

[513] Ein solcher Sadduceer war der reiche Prasser, wie denn der HErr von ihm sagt Lucæ 16. v. 19. er lebete alle Tage herrlich, das ist, alle sein Wollust, Pracht, Fressen, Sauffen, und anders mehr, war sein ewiges Leben.

[503] Deßgleichen stehet in der Apost. Gesch. cap. 3. et 4. v. 2. Da Petrus und Johannes dem Volck in der Halle Salomonis von der Auferstehung der Todten predigten, spricht S. Lucas, es verdrosse die Saduceer, daß sie das Volck also lehreten, und verkündigten im Namen JEsu die Auferstehung von den Todten; darum legten sie die Hände an sie, und führten sie in das Gefängniß.

S. Paulus, als er zu Jerusalem gefänglich angenommen worden, da bekannte er vor dem Gerichte, und schrie vor dem Rath daselbst also: Actor. 23. v. 6. Ich werde von euch angeklaget um der Hoffnung und Auferstehung willen der Todten. Da er aber das saget, ward eine Aufruhr unter den Phariseern und Sadduceern, und die Menge zerspaltete sich. Denn die Sadduceer sagten, es wäre keine Auferstehung, noch Engel, noch Geist, die Phariseer aber bekennten beydes.

Zu Chorintho in der Landschafft Achaia, oder Peloponneso gelegen, erregten sich auch etliche Secten; daher S. Paulus 1. Corinth. 15. v. 12. ihnen den Corinthiern also zuschriebe: So aber Christus gepredigt wird, daß er sey von den Todten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Todten sey nichts? ist aber die Auferstehung der Todten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden: ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaub vergeblich. Wir würden auch erfunden falsche Zeugen Gottes, daß wir wider GOtt gezeuget hätten, er hätte Christum auferwecket, den er nicht auferwecket hätte, sintemal die Todten nicht auferstehen. Denn so die Todten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden; ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaub eitel, so seyd ihr noch in euren Sünden, so sind auch die, so in Christo entschlaffen sind, verloren.

Und weiter schreibt S. Paulus 2. Timoth. 2. v. 16. Er, der Timotheus, soll sich deß ungeistlichen losen Geschwätzes entschlagen, dessen Meister gewesen seyn Hymenæus und Philetus, weiche der Warheit gefehlet haben, und sagen: die Auferstehung sey schon geschehen, und haben etlicher Glauben verkehret.

Hernacher aber ist immer noch solche Sect und Ketzerey fortgetrieben, ja eine nach der andern gehöret und gesehen worden; immassen der Cerinthus ein solcher gewesen, der gelehret, nach der Auferstehung der Todten am Jüngsten Tag werde das Reich Christi zu Jerusalem seyn. Item, die Men[504]schen werden im Fleisch wie vorhin wandeln, [514] daß sie mit Laster und Lüsten zu kämpffen haben werden: man werde essen, trincken, spielen und tantzen, ja die Fülle haben. Euseb. lib. 3. c. 28.

Die Druiden davon Seb. Franck in seiner Chronica meldet, daß solche Völcker und Leute sich in Franckreich aufgehalten, die bekennet, die Seele stürbe nicht mit dem Leib, sondern fahre nach dem Tod in einen andern Cörper.

Ebenmässig war bey den Galatern die Meinung Pythagoræ so sehr eingewurtzelt, daß sie keine Achtung auf ihr Leben gehabt haben, und sagten, so bald der Mensch stürbe, zur Stund nachdem die Seel wol verdienet hätte, fahre sie in einen andern Leib.

Zu den Zeiten Papsts Innocentii deß Dritten, entstunde ein Sect in Franckreich, die Albigenser, welche der König Philippus der II. mit dem Schwerdt ausgerottet: diese waren überaus Epicurische Säu, wie sie der Poet auch nennet: Epicuri de grege porci.

Und diese verdammliche Wollust deß Fleisches ist eben die Ursach gewesen, daß sich D. Faustus dem Teuf fel mit Leib und Seel ergeben, weiln er doch nicht geglaubt, daß einmal ein ander Leben folgen werde. Wie gleicher Gestalt Papst Johannes der XXIV. öffentlich in Gegenwart vieler Prælaten und Herren gesagt: daß nach diesem Leben kein anderes Leben zu hoffen wäre; ja er bliebe hartnäckich darauf, das die Seel mit samt dem Leib ewiglich stürbe, und daß keine Auferstehung, noch ewiges Leben seye.

Man schreibet, daß Sardanapulus ein solcher König und Regent gewesen, der sich gantz und gar aufs panquetiren, Fressen, Sauffen, Freudenspiele, Huren-Leben, und allerley Wollust deß Fleisches begeben habe, daß er zuletzt darüber um Land und Leute, Leib und Leben, und um die Seele darzu kommen ist. Denn er endlich aus verzweiffeltem Gemüte (wie denn solche Epicurer in Nöthen und Unglück sich nicht trösten können) sein Schloß selber mit Feuer angestecket, und sich darinnen verbrennet.

Dieses Sardanapali Epitaphium oder Grabschrifft soll diese gewesen seyn:


Cum te mortalem nôris, præsentibus exple

deliciis animum, post mortem nulla voluptas.

Namque ego sum pulvis, qui nuper tanta tenebam,

hæc habeo quæ edi, quæque exaturata libido

[505] hausit, at illa manent multa et præclara relicta,

Hoc sapiens vitæ mortalibus est documentum.


Das ist:


Weil du bist sterblich, trinck und iß,

[515]

Nach dem Tod kein Wolleben ist:

Ich bin nun Asch, hab viel gehabt,

Doch ist es jetzt alles schab ab.

Viel bessers ich verlassen muß;

Brauch du der Welt, hab guten Mut.


Lutherus erzehlet eine Histori (über das erste Buch Mos.) dergestalt; daß zu Erffurt ein Canonicus oder Thumpfaff gewesen, welcher in die 22. Pfründen zusamm geraspelt, und an sich gebracht, sicher aber dahin gelebet, immer einen guten Mut gehabt, seinen Epicurischen Stand mit Fressen, Sauffen, Unzucht, und allerley Wollüsten deß Fleisches weidlich geführet, viel Sünden auf sich geladen, nicht viel nach Gott oder Teuffel, Himmel oder Hölle gefraget. Da aber der Tod anklopffete, und derselbige Thumpfaff nun hat sterben sollen, hat er mit kläglichen Seufftzen und Heulen aus Verzweiffelung auf seinem Todbette gesagt: Ach wolte GOtt, daß ich mein Leben lang keine Pfründe gesehen oder genossen hätte, sondern wäre dafür etwa ein Säuhirt gewesen, so solte es besser um mich stehen! das heisset nun, wie eine Sau gelebet, und wie eine Sau gestorben, etc.

Es ist einsmals ein Epicurischer Bauer in Sachsen gewesen, wenn man ihm vom Himmel gesaget, hat er geantwortet: wat Hemel, Hemel? hätt ick hie Mehl, meinete, daß wäre der rechte Himmel, wenn man hie vollauf zu fressen und zu sauffen hat, wie es die Schweine machen.

Und Lutherus über das 15. Cap. an die Corinthier, gedencket eines Schultheissen in einem Dorff, der zu seinem Pfarrer, als er sterben sollen, nachdem er lang mit ihm von der Auferstehung der Todten geredet hatte, letztlich angefangen zu sagen: Herr Pfarrer, ich will euch sol ches zu Gefallen glauben, aber ihr werdets erfahren, es wird nichts daraus werden.

Mahometes II. der achte Türckische Käiser, war von seiner Mutter, welche deß Despotæ in Servien Tochter gewesen, in Christlicher Lehre erzogen, aber davon hat er bald abgelassen, und sich zu deß Mahomets Sect gewendet, von welcher aber er auch bald nicht viel gehalten, und ist also ein Verrächter aller Religionen worden: denn er von keinem Gott hat etwas wissen wollen, ohn daß er allein das Glück für seinen Gott gehalten, sonsten hat er unverholen gespottet aller Menschen, die da et[506]was von Göttlicher Versehung glaubeten. Philippus in Chron.

Argonus, ein König der Tartarn, war ein Liebhaber deß Christlichen Glaubens, er richtete die Kirchen wiederum auf, die der Tyrann Mahomet verstöret hat, etc. Als er aber gestorben, kam sein Bruder Ragait an seine Statt, welcher von Sabelico Queghat, von andern Tagadayt genennet [516] worden. Der war nun ein rechter Epicurer und Atheist, starck vom Leib, und den Wollüsten gantz ergeben; darum regirte er nicht gar 2. Jahr, denn er hielte sich also liderlich und böslich im Regiment, daß er weder Gesetze noch Glauben in seinem Land hatte, also, daß ihm jederman im Reich gehässig war, und von den ausländischen Völckern gantz verachtet. Er ward letztlich von den Ständen seines Reichs umgebracht. Heniger. in Hist. Turc.

Fridericus, ein Graf zu Cilien, hat ein wüstes und Epicurisches Leben geführet, hieng sich an die Huren, und um derselbigen Willen hat er sein ehliches Gemahl erwürget. Und wie er nun fast bey 90. Jahren alt war, vermahnet ihn einer aus seinen Räthen, daß er doch einmal wolle an sein End gedencken, er habe nun fast beyde Füsse, wie man sagt, im Grab. Darauf er geantwortet: daß er sterben müste, daß wüste er wol, er wüste aber nicht, was er dort bekommen würde, darum wolte er sich seiner guten Tage in Wollüsten, wie er immer könnte, gebrauchen, weil er diß Leben noch auf Erden hätte, er brächte doch nichts mehrers darvon, es gerathe nur gleich dorten wie es wolle, so hätte er doch hier einen guten Mut und manche feine Lust und Freude gehabt: und wäre der ein Narr, der solches unterliesse, um einer ungewissen Furcht oder Hoffnung willen der zukünfftigen Dinge. Æn. Sylvius Comm. in Panormit. l. 1. Aus diesem Geschlecht ist Barbara, deß Käisers Sigismundi Gemahl gewesen, ein über alle Massen unkeusches Weib, und die mit solcher Fleisches-Wollust nicht hat können ersättiget werden, hat ihrem Herrn und Gemahl nicht im geringsten Glauben gehalten, Scham und Ehre hindan gesetzt, und fast jedermann zugelassen. Diese hat auch nicht geglaubt weder Himmel noch Hölle, weder Gott noch Teuffel. Wenn sie innen ward, daß irgends eine aus ihrem Frauenzimmer sich wolte geistlich stellen, fasten, beten, oder dergleichen thun, hat sie solche gestrafft, gescholten und gesagt: Es wäre Narrheit und grosse Thorheit, daß man seinen Leib wolle casteyen, und also sich selbst mutwilliglich peinigen und martern: man solte deß Leibs pflegen und warten, ihm gütlich thun, und der Liebe [507] geniessen, weil und so offt man könnte, denn wenn man stürbe, so wäre es aus, und ferner nichts mehr zu hoffen: und hat unverholen bekannt, daß kein ander Leben nach diesem Leben wäre, und Leib und Seele flögen miteinander auf, wie mit einer Kuh oder anderm unvernünfftigen Thier. Idem c. 59. Hist. Bohem.


II. Zum andern so wirfft der Geist dem D. Fausto seine Versprechung für, wie er sich verbunden habe, dem Ehestand feind und gehässig zu seyn, darob will auch der Teuffel gehalten haben. Also haben sich auch etliche Päpste mit dem Satan verbunden, und ihme zugesagt den[517] Ehestand zu hassen, da ihnen hergegen frey gelassen worden, in allerley schändlicher Unzucht, Blutschande und Sodomitischen Wesen zu leben, als Gregorius der VII. Paulus der II. Alexander der VI.

Denn der Teuffel ist zu jederzeit ein Feind deß H. Ehestands gewesen, dem er noch diese Stund aufsätzig und feind ist, und weiß das diß eine Stifftung und heilige Ordnung Gottes sey, darob GOtt auch will gehalten haben, darum sihet der Teuffel auch mit scheelen hässigen Augen darauf, gehet mit seiner Gesellschafft zu Raht, wie er sich in diesem Stück wider Gott setzen, ihm zuwider seyn, und solche wolgemeinte heilige Ordnung Gottes zu nichte machen möge: derohalben trachtet er ohn unterlaß darnach, wie er in die Hertzen der Menschen einen wiedersinnigen Rath und Gedancken einwerffen möge, damit sich jeder für dem Ehestand hüte, denselben für bös halte, und also zu unordentlicher Vermischung greiffe, Gott und seiner eigenen Natur zuwider seye: daher dieser Teuffel Asmodæus genennet wird. (Nomen habet à perdendo, à Samad i.e. delevit. Sic nominatur dæmonium, à quo aliquot Sponsi Saræ, filiæ Raguelis, necati sunt, Tobiæ 3.) Denn der Teuffel je und allezeit sich unterstanden, wie er dem Ehestand einen Schandflecken anhängen möchte, nicht allein bey den Eheleuten, wenn er immer eine Ursach nach der andern zu Hader und Feindschafft gegen einander in den Weg wirfft, daß sie manchmal mit Ungedult heraus fahren, und sagen: hat mich die ser und jener zum Weib geführt, ich wolte ich wäre einer los, ich wolte die andere nicht nehmen; item, ich wolte daß sie die Teuffel beym Haar hätte, und ich bey den Füssen, ich wolte mich nicht lang wehren, u.s.f. sondern er hat auch greuliche monstra und Ketzer erwecket, die den lieben Ehestand vernichtet und verachtet haben.

Eusebius lib. 3. cap. 29. meldet von Nicolao Antiocheno, [508] welcher einer gewesen aus den sieben Diaconis, oder sieben Männern, welche der Gemeine die Allmosen ausgetheilet, wie zu lesen in der Apostel Geschicht im 6. v. 5. aber er sey nicht beständig blieben. Dieser hat ein schönes Weib gehabt, daß hat er unter die Leut geführt, sie einem jeden zugeben, wer da wolte; daraus eine Sect entstanden, die gelehret, daß man die Weiber gemeine haben, und sie einem jeden frey seyn solten.

Diesem hat nachgeäffet Mahomet, der Türcken Prophet, der den Türcken in seinem Alcoran zulässt und verstattet, daß sie Weiber nemen dörffen, so viel sie deren ernehren können: und von diesem schreibt man, daß er auf eine Zeit in Egypten verreiset gewesen, und allda ein schönes Weib ersehen, welcher er den Beyschlaff angemutet, und als sie ihm sein Begehren abgeschlagen, und er seinen Willen nicht [518] hat vollbringen können, hat er seine Eselin, auf welcher er geritten, angegangen. Daher die Türcken noch heutiges Tags den Brauch haben, daß sie alle Jahr eine Walfahrt nach Meccha verrichten, und allda in ihrer Moschæa oder Kirchen unter andern Ceremonien männiglich mit ausgesprütztem Speichel dieses Weib verfluchen, daß sie einem solchen Boten Gottes seinen Willen nicht hat erfüllen wollen, da doch ein unvernünfftiges Thier, eine Eselin, bessern Verstand gehabt, u.s.w.

Zu unserer Vätter Zeiten, und vielleicht noch, hat der Teuffel auch seinen Gifft über den Ehestand ausgegossen in die verfluchte Widertäuffer; diese lassen auch die unordentliche Vermischung und Unzucht frey, und halten für recht: ja der Mann sey nicht an eine Ehe verbunden, sondern er möge so viel Weiber nemen, als er wolle.

Es seynd gleicher Gestalt noch andere ungereimte Eheschänder hervor kommen, wie Irenæus und sonderlich Eusebius meldet l. 4. cap. 28. vom Tatiano, welcher Sect hernach Saturninus und Marcio waren, die vorgaben, GOtt hab im Anfang ein Weiblein und ein Männlein erschaffen, und hab es abgesondert, darum soll kein Ehestand seyn.

Zu den Zeiten deß Papst Johannis, kam hervor der Ketzer Durandus, von Waldach in Arragonien, dieser sagte unter andern seinen schwärmerischen Articuln, die Ehe wäre nichts anders als eine heimliche Hurerey.

Ja es waren wol etliche, die lästerlich sagen dörffen, der Gott, der ein Weib mit dem Mann erschaffen habe, der hab es nicht gut mit dem männlichen Geschlecht gemeinet.

[509] So hat auch der Teuffel hervor gebracht, zur Zeit Cypriani, der im Jahr nach Christi geburt 250 gelebet, den Cölibat und das Ehelose Leben der Geistlichen; von welchem aber bereits oben schon gedacht worden.


III. Man siehet fürs dritte allhie an dem Exempel D. Fausti, mit welchem der Teuffel so übel verfahren, der sich doch keines wegs aus seinem Bund begeben, oder diesen gäntzlich aufgeben wollen, welch ein strenges Regiment der Satan halte, wie genau er die Puncten der Versprechung will gehalten haben, und welche sich also einmal an ihm ergeben, über solche gewaltig herrsche, ja sie zu mancher Zeit, auf die geringste gegebene Ursach, peinige, martere und quäle.

Bodinus schreibt hiervon also l. 2. Dæmonom. c. 3. et seq. Etliche bindet er an Händen und Füssen, und schlägt sie; etliche tormentiret er auf andere Weise, wirfft sie deß Nachts aus dem Bette, tritt sie mit Füssen, zeucht sie bey den Haaren, daß sie weder schlaffen noch ruhen können, und martert sie also, daß auch manche aus Verzweiflung sich gar umbringen: Etliche macht er unsinnig, in etlicher Leiber fähret er, [519] etliche bringt er durch Zauberstücke um, wenn sie dieselbe nicht recht gebraucht oder angewendet haben.

Als Joanna de Banno (Mainerii 3. Non. Jan. 1586.) der Hexerey überwiesen, auch ihre Zauber-Laster bekannt, und dem Satan beym Richter abgesaget, ist der Satan, da sie alleine war, zu ihr kommen, und hat sie dergestalt abgeschmieret, daß man vermeinet, sie müsste noch selbigen Tag sterben, und ist ihr Rucken voller Striemen gewesen. Dn. Rimphof im Drachenkönig. p. 103.

Wenn die Hexen mit dem Satan nicht coiren und buhlen wollen, so häuet und peitschet er sie mit feurigen Ruthen; wie einem Weib im Stifft Kölln begegnet, worüber sie laut geschrien, daß die Nachbarn zugelauffen, und nichts gesehen, aber hernacher, da sie zur Straff gezogen worden, hat sie das alles bekannt. Idem l. c. p. 123.

Im Dorff Lockum ist ein reiches Weib gewesen, die Brinckmansche genannt, der hat der Teuffel Anno 1630. zugemutet, einem andern armen Weib, mit vielen Kindern da sitzend, ihrer Kuh zu vergeben. Als sie sich aber dessen geweigert, hat sie der Satan mit einer Peitschen von Eisen gemacht, dergestalt gestäupet, daß ihre Magd sie etliche Wochen hat [510] schmieren müssen: und ist alles in der Nachfrag wahr befunden worden. Idem l. c. p. 124.

Als N. N. zu Verden verstricket lag, und der Obrigkeit ihre Bekenntniß gethan, der Superintendens daselbst sie auch fleissig besuchte, und ihr vorbetete, geschahe es, da er an einem Morgen wieder zu ihr kam, daß ihr Angesicht so schwartz war, wie eine Kole. Als er fragte wie daß käme, er wolte nicht hoffen, daß sie die vorige Nacht wieder gepeiniget oder an die Frag gelegt worden, denn daß hätten ihr ja die Herren Schöpffen viel anderst zugesaget; auch wäre niemals daselbst eine Person am Angesicht also tractiret worden; gab sie zur Antwort: ja, sie hätte einen bösen Peiniger gehabt, der hätte sie diese Nacht wollen umbringen, und gesagt, warum sie so viel mit dem schwartzen Pfaffen gebetet, und den Namen Jesus so offt im Munde geführet? Idem l. c. p. 100.

Etliche wenn sie entlauffen seynd, quälet er also, daß sie müssen wieder kommen, und ihres Rechts und verdienten Lohns erwarten. Etliche peiniget er also, daß wenns gleich keine Noth mit ihnen hat, sie dennoch sich selbst bey der Obrigkeit angeben, damit sie der Qual ihres Gewissens abkommen.

Und wenn die Obrigkeit alsdenn hinter sie will, spüret man offt augenscheinlich eine schreckliche Marter und Angst ihrer Gewissen, die sie viel schmertzlicher quälet, als das äusserliche Brennen: denn durch solch Brennen kommen sie bald der Marter ab, aber das böse Gewissen[520] quälet sie täglich, daß sie nimmermehr Ruhe haben. Und solche Qual haben viel, sonderlich (wie der vornehme Jurist Remigius bezeuget, l. 1. c. 13. Dæmonolatr.) in Lothringen bekennet, und mehrers nicht gewünschet, als zu sterben, damit ihnen die in die Länge unerträgliche Last und Beschwerung deß Satans möchte abgenommen werden.

Zum Weydensaal hat eine Hexe ihren schweren Fall höchlich beklaget und beweinet, und gesagt, der Teuffel hätte ihr die dreyssig Jahr, so lang sie ihm gedienet, so viel Plage angeleget, daß, wenn sie solte noch dreissig Jahr leben, wolte sie sich lieber zehen mal mit Feuer verbrennen lassen: denn der Satan hätte ihr auf dem Rucken gesessen, schwerer als funfftzig Pfund, und so kalt als ein Eiß; damit hätte sie sich so schleppen müssen, und wäre noch täglich von ihm gestäupet, geschlagen und geschmissen worden. Rimphof. l. c. p. 147.

Die jenige so auf den Täntzen nicht erscheinen wollen, die [511] treibet er zu mancher Zeit mit Streichen und Schlägen fort, daß sie erscheinen müssen: die ihm sonsten nicht wollen gehorchen, oder seinem Willen nach allen Schaden thun, die plaget er jämmerlich, schreibt Grillandus de Sortileg. qu. 7. n. 28.

[521]
Das 22. Capitel
Das zwey-und-zwantzigste Capitel.
Wie der Geist Mephostophiles dem D. Fausto auf sein Begehren, weiln er sich nicht verheurathen dörffen, die schöne Helena aus Griechenland, zu einer Beyschläfferin geschaffet; mit welcher er einen Sohn erzeuget.

DAmit nun der elende D. Faustus seines Fleisches bösen Lüsten genugsam Raum geben, und er also des Verheuratens gantz und gar vergessen möchte, gibt ihm der Satan die Gedancken ein, wie er doch die schöne Helenam aus Griechenland, von welcher noch heutiges Tags die Welt viel zu sagen weiß, nicht allein sehen, sondern gar zu einer Concubin und Beyschläfferin haben und behalten möchte. Derhalben er kurtz hierauf, nachdem er von dem Lucifer den nochmal ernstlichen Befehl angehöret, an das Verehlichen nimmermehr zu gedencken, eines Morgens frühe seinen Geist zu sich erfordert, und ihm sein Vorhaben entdecket, mit Bitte, zu verschaffen, das hinfüro die schöne Helena, Königs Menelai Gemahel, und um welcher Willen die schöne Stadt Troja ist zu grund gangen, seine Concubin und Beyschläfferin, in eben der Form und Gestalt, wie sie im Leben gewesen, werden möchte: welches denn der Geist zu thun versprochen.

Deß andern Tags meldet Mephostophiles dem D. Fausto an, daß er nun seinem Begehren ein Genügen zu thun bereit wäre, und ihm die Schönste [512] selbiger zeit in Griechenland an die Seiten legen wolte, mit welcher er die folgende Zeit seines Lebens in aller Ergötzlichkeit zubringen möchte: und folgte ihm also die Königin auf dem Fuß nach, so wunderschön, daß D. Faustus nicht wuste, ob er bey sich selbst wäre oder nicht. Diese Helena erschiene denn als in einem köstlichen Purpurkleid, ihr Haar hatte sie herab hangen, welches schön herrlich, als Goldfarb schiene, auch so lang war, daß es ihr bis in die Kniebiege herab hienge mit schönen kolschwartzen Augen, mit einem runden Kopff, holdseligem Angesicht und lieblichen Wangen; sie war eine schöne länglichte [522] gerade Person, und war kein Tadel an ihr zu finden.

Als nun D. Faustus solches alles sahe und wol betrachtete, hat diese verzauberte Helena ihm das Hertz dermassen eingenommen und gefangen, daß er zur Stund in hefftiger Liebe gegen sie entzündet wurde, und mit ihr bald anhube zu schertzen, ja nachgehends für seine Beyschläfferin beyhielte, die er denn so lieb gewanne, daß er schier keinen Augenblick von ihr seyn kunte noch wolte, und also dabei alles Verehlichens vergasse. Etliche Monat strichen indessen vorbey, da er einsten von ihr berichtet wurde, wie sie von ihm schwanger worden wäre, welches er vielmals aber widersprochen, wol wissend, daß solches nicht beschehen könne, sintemal sie ja keine natürliche leibhaffte Person wäre, u.s.w.

Nachdem er aber gesehen, dass sie fast zu Ende deß Jahrs mit natürlichen Geburtsschmertzen beleget worden, auch vermittelst solcher hierauf eines Sohns niderkommen und genesen, hat D. Faustus sich höchlich darüber erfreuet, und ihn Justum Faustum genennet. Welcher aber hernach, nach seines [513] Vattern, D. Fausti, elenden Tod, zugleich mit seiner vermeinten Mutter verschwunden.

Anmerckung.

I. Diese verzauberte Helena, auch hernachmals schwangere Beyschläfferin D. Fausti, gibt allhier Anlaß zu fragen, ob nemlich der böse Geist, unter der Gestalt eines Succubi (so sich den Männern als Weibsbilder unterlegen) oder eines Incubi, (so sich auf die Weiber legen) vermöge auf natürliche Weise sich zu vermischen, und einige Schwängerung hieraus auszuwürcken, oder nicht? Welches, weiln es von vielen zwar geglaubet, von vielen hergegen billich in Zweiffel gezogen wird, was davon eigentlich zu halten sey, wollen wir aus unserm ersten Buch, von der Weiber Natur, aus dem 12 Cap. p. 143 et seq. entlehnen, und hierbey anfügen.

Ob nun wol Franciscus Georgius, ein gelehrter Theologus, Tom. I Problem. (wie Sinibaldus will) gelehret, und darfür gehalten, daß auch die Teuffel eines fruchtbarn Saamens fähig und habhafft wären: welches er vielleicht aus dem Jamblicho erlernet, welcher ebenmässiges statuiret, Segmento 4. cap. ult. de Myster. Ægypt. auch wol andere in dieser Meinung gestanden, deren Del-Rio gedencket, l. 3. Disquisit. Magic. qu. 15.

[523] Unde deridenda Marci illius opinio, de qua præ cæteris Cœlius Rhodigin. lib. 2. Lect Antiq. c. 6. volentis, dæmones semen habere, ac fœcundos esse.

Ist doch solches nimmermehr der Wahrheit gemäß: eines Theils, weiln sie Geister seynd, und also keines körperlichen und leiblichen Wesens theilhafftig; was ich aber selbst nicht habe, das kan ich auch viel weniger andern geben, und mittheilen: anders Theils, weiln der Saame von einem lebendigen Leibe seinen Anfang und Ursprung hat, und herrühret; alles aber was lebet, muß nothwendig ernähret werden, was ernähret wird, ist sterblich, und mit der Zeit verderblich: dannenher müste folgen, daß auch die Teuffel sterblich wären, da doch die H. Schrifft ein anders lehret.

Drittens, wie wolten doch die jenigen, als Geister, so da keine zu diesem Handel nothwendige Instrument und Werckzeuge, verstehe die Geburtsglieder haben und besitzen, dieses Werck deß Beyschlaffes verrichten, und vollbringen können? oder aber, da sie weder essen noch trincken, u.s.f. einigen Tropffen einiges Saamens bey ihnen haben?

[514] Wo überdas auch die Fortpflanzung und Erhaltung eines Geschlechts nicht erfordert wird, als bey solchen Geistern, welche einmal erschaffen worden, und aus Gottes Verhängniß unsterblich seynd, da ist auch keine Begierde zum Beyschlaff, und einiger natürlicher Vermischung: da je gewißlich, wenn die Teuffel diese Kraft und Vermögen, andere ihres gleichen zu erzeugen, hätten, die gantze Welt nunmehr derselben voll wäre.

Petrus Paludanus, Martinus Arelatensis, D. Thomas, und viel andere Theologi; unter den Herren Juristen aber Grilland. de Sortileg. qu. 7. n. 12. benebenst andern mehr, deren Del-Rio erwehnet l. 2. Disquisit. Magic. qu. 25. geben für, es könne der Teuffel, als ein sehr geschwinder und hurtiger Geist, den männlichen Saamen, entweder in dem Vermischungswerck andern entziehen, oder aber sonsten solchen auf Frechheit und Ungebühr ausgelassenen auffassen, und, nach D. Thomæ Worten, mit unbegreifflicher Vorsichtigkeit in solch seinen Kräfften erhalten; alsdenn einer solchen geilen, und gleichgesinneten Weibsperson in ihre Gebärmutter hinein sprützen, und also zur Empfängniß einer lebendigen Frucht Anlaß geben: massen sie zu mehrerm Beweisthum etliche Exempel aus dem Sprengero und Binsfeldio, ingleichen aus Torquemada und Lud. Molina, I. Part. Quæst. 50. Art. 1. anführen.

Welches aber ein lauter erdichteter falscher Wahn, ja gantz unmügliches Ding ist. Sintemal es mit dem männlichen Saamen eine solche Gelegenheit und Beschaffenheit hat, daß derselbige, so bald er im natürlichen Beyschlaff ein wenig aufgehalten, und nicht alsobald [524] in die Gebärmutter gebracht wird, seiner natürlichen Wärme und Geisterlein, denen er für sich selbst fast voll ist, gleichsam in einem Augenblick beraubet wird; dannenher auch die unmässige Länge deß männlichen Glieds unter die Ursachen der Unfruchtbarkeit mitgenommen werden will, alldieweil der Saame in demselben langen Wege gleichsam erkaltet, wie etliche wollen: oder wenn sich der Mann, nach ausgelassenem seinen Saamen, allzu ge schwind von seinem Weib hinweg begibt; denn also dringet der äusserliche Lufft in die annoch halb offene Gebärmutter hinein, verderbet den Saamen, veranlasset solchen zum Auslauff, und verhindert also die Empfängniß. Daraus denn zugleich erhellet, und mit keiner Mühe mag widerleget werden, wie falsch und uugegründet die jenige Histori seye, welche der sonst hocherfahrne Averrhoes l. 2. colliget. c. 10. von einem, seiner Erzehlung nach, warhafften [515] Weibe erzehlet; daß nemlich dieselbe einen Saamen, welchen ein Jüngling in einer gemeinen Badstuben aus Leichtfertigkeit von sich hatte fallen lassen, als sie sich, wiewol unwissend, nachdem er hinweg gegangen, an denselbigen Ort gesetzet, in ihre Gebärmutter empfangen haben solle, und also davon seye schwanger worden. Wer will, mag beym Mercuriali l. 1. de Morb. Mul. c. 2. hiervon ein Mehres lesen.

Zwar die Christliche Kirche bekennet, daß Gott der gerechte Richter, dem leidigen Teuffel, von wegen unserer mannigfaltigen, und offt allzu groben Sünden, nach seinem unerforschlichen und allein weisen Raht und Willen, zu mancher Zeit unsere Leiber zu mißbrauchen verhänge, daß es fast das Ansehen hat, wie der H. Augustinus redet im 15. Buch von der Stadt Gottes, im 22 Cap., als ob er sich mit dem Menschen (so vielleicht ohne das der Unzucht ergeben ist, und Tag und Nacht darnach trachtet) fleischlich vermische, und der Unzucht pflege; beschehe aber zu keinem andern Ende, als solche und dergleichen unkeusch gesinnete Hertzen gar von der Tugendbahn abzuführen, und in das Verderben zu setzen.

Daß aber aus solcher Vermischung, oder vielmehr Verblendung, einige natürliche Empfängniß einiger menschlichen Frucht erfolgen solte, sey nimmermehr glaublich; sintemal kein Mensch auf dieser weiten und breiten Welt, einig und allein unsern Erloser und Seligmacher ausgenommen, jemaln ohne Zuthun eines natürlichen männlichen Saamens ist erzeuget, und geboren worden. Was würden aber, sagt Cassianus in Collat. Patrum, für Zerrüttungen und Verwirrungen der Naturen in der Welt erfolgen, wenn den bösen Geistern diese Gewalt gegeben wäre, daß sie von Männern könnten natürlicher Weise beschlaffen, auch ihres Saamens theilhafftig werden; oder im Gegentheil [525] sie, die vielleicht sonsten unvorsichtigen und leichtglaubigen Weibspersonen schwächen und schwängern.

Wie viel ungeheure Mißgeburten hätte der Erdboden von Anfang der Welt bis jetzt ertragen müssen? welche Wunderthiere hätten sie ausgewürcket, indeme sie sich ohne Zweiffel mit allerhand zahmen und wilden Thieren vermischet, und ihren Saamen in dieselbige würden ausgegossen haben? Denn, wie die Weltweisen bezeugen, so muß das Ende und Ausgang eines Dings nothwendig erfolgen, wenn das Vermögen mit dem Willen übereinstimmet.

Was zwar den Willen belanget, so hat es diesen vermaledeyten [516] Geistern an demselben dieses gantze Gebäu der Welt, so wol als den Menschen, welchen der grundgütige Schöpffer zu einen Herrn über dieselbe gesetzet hat, zu verwirren und zu verderben, niemaln ermangelt: wenn nun zu diesem auch eine gleichmässige Gewalt und Vermögen hinzu kommen solte, würden sie gewißlich alles auf das schändlichste verstellen, und mit ihren ungeheuren und scheußlichen Mißgeburten alles erfüllen.

Ist derowegen nicht zu glauben, daß der Teuffel, welch ein Tausendkünstler er sonsten ist, könne oder vermöge obgedachten vielleicht aufgefangenen Samen ausser dem gehörigen Ort so lange unversehrt aufbehalten und verwahren, daß er alsdenn allererst mit solchem solte spielen, und seines Gefallens nach, in die Gebärmutter hinein sprützen können: zu mal ja die Vermischung nicht in einem Augenblick vollbracht, auch deß weiblichen Saamens Auslassung zugleich hierzu erfordert wird: die Geisterlein aber eines natürlichen Saamens ausser dem gehörigen Ort, wie gehöret, in einem Nun und Augenblick gleichsam verrauchen und verschwinden.

Es vermeinen zwar, die Weltbekanten D. D. Conimbricenses, in prim. de Generat. c. 4. qu. 10. art. 3. eosque sequitur P. Hurtado de Mendoza, in sua Philos. tract. de Gener. Disp. 1. Sect. 3. §. 22. es vermöge der Teuffel durch seine Kunst zu wege zu bringen, und zu verhüten, damit nicht ob erwehnte subtile Geisterlein aus dem entlassenen, und von ihm aufgefangenen Samen verrauchen: welches aber unmüglich ist. Denn wenn er solchen gestolenen Samen in seiner Integritet nur eine halbe viertel Stund erhalten könte, vermöchte er auch solchen etliche Zeiten, etliche Monat, etliche Jahr über zu erhalten. Welche ein ausbündiger Naturkündiger er aber ist, wird doch seine Macht der Natur und Gewalt nimmermehr verkehren, oder zu nichte machen.

Daß man aber einwenden wolte die Exempel der Unholden und Hexen, wie auch anderer, welche an der Folter und in der peinlichen Frag bekannt, wie auch frey ausgesaget haben, welcher Gestalt sie [526] offtmaln von ihrem Buhlen, dem bösen Geist, in angenommer Gestalt bald dieses bald jenes Menschen, wären geschwängert worden, ist nicht wol glaublich: denn die Erfahrung hat es nachmaln bestättiget, daß entweder der Teuffel solche leichtglaubige Weiber geäffet und betrogen, und sie, an Statt einer vermeinten Geburt, allerhand Gauckelwercke mit nicht geringem Schmertzen zur Geburts-Zeit hervor bringen [517] lassen; oder auch diese, andere Leute aufgesetzet haben, wie unter vielen andern aus folgendem mag erhellen.

Zu Costnitz war zu unser Vätter Zeiten eine schöne Jungfrau, welche bey einem reichen Burger selbiger Stadt, für eine Magd diente: diese bekante, vielleicht aus Regemachung ihres Gewissens, unverholen gegen männiglich, wie sie einsmals in der Nacht mit dem Teuffel, in Gestalt eines Jünglings, (welches er ihr nach verrichter That, mit ihrer grossen Bestürtzung wissend gemachet) zu thun gehabt habe, und daher auch schwanger worden seye.

Nach solch erschallenem Gerüchte, wurde sie, auf Gutdüncken der Obrigkeit, in dem Gefängniß so lange verwahret, bis man sehen möchte, welch einen Ausgang die Sach nehmen und gewinnen würde. Als nun die Zeit und Stunde der Geburt herbey kommen, sihe, da empfande sie zwar einige Wehen und Schmertzen, gleich als wenn sie jetzund eines Kindes genesen solte und wolte; brachte aber endlich nach grosser Mühe und Arbeit, mit grosser Bestürtzung der Umstehenden, anders nichts hervor, denn etliche Stücklein Holtz, Bein, Stein, eisene Nägel, etliche Büschelein Flachs, und andere dergleichen abscheuliche und unnatürliche Dinge, welche ihr der Teuffel zuvor durch seine Behendigkeit, und tausendkünstige Liste beygebracht hatte.

Johannes Rueff schreibet unter andern von der Empfängniß und Gebärung der Menschen, daß zu seiner Zeit eine unzüchtige Jungfrau gewesen seye, welche mit dem bösen Geist, nicht zwar anderst meinend, als ob es ein wol gestalter Mann gewesen wäre, zu schaffen gehabt, und bald darauf, allerdings, als wenn sie von ihm empfangen hätte, und schwanger worden, einen grossen und dicken Bauch bekommen habe, seye aber an Statt, da sie vermeinete Kindbetterin zu werden, in eine solche grausame und schmertzliche Kranckheit gerathen, daß ihr alles Eingeweide zu dem Afftern oder Hintern hinaus gewichen, und durchaus keine Artzney etwas darbey ausrichten, noch verhelffen wollen.

Im Closter Lockum ward eine Hexe verbrant, die hat vier Wochen nach ihrer Vermischung mit dem Satan, einen grausamen Schnacken, fünff Viertel lang, geboren, dafür sie sich hefftig entsetzet, und diesen scheußlichen Wurm alsfort auf den Misthauffen getragen, und darinnen [527] verscharret, der Satan aber hat sie so lange gepeitschet und geschlagen, bis sie solch Thier aus dem Misthauffen wieder gesuchet, das sie am Feuer müssen wie ein Kind wärmen, und hernach in einen Milch[518]topff setzen, und hat dem unfreundlichen Gast müssen täglich Milch zur Speise geben. So bald sie diesen Schnacken angerühret, seynd ihr die Hände geworden, als wären sie aussätzig, hat auch solche ungesunde Hände bis zum Gericht behalten, jedoch ihren Fall hertzlich beweinet. Rimphof. Drachenkönig. p. 85. 86.

Dergleichen Historien mehr, wem zu lesen beliebet, seynd auf gezeichnet zu finden bey Joh. Wiero, l. 2. de præstig. Dæmonum, c. 40. und folgenden Capiteln.

Zu deme kommet über daß noch dieses, daß sie die Hexen selbsten an der Folter, und in der peinlichen Frag, wie auch hernachmals frey bekennet, und ausgesagt haben, daß sie in der vermeinten Vermischung mit dem bösen Geist, von demselben jederzeit einen eißkalten Samen in ihre Schos empfangen hätten, darzu wenig, oder gar keine Lust und natürliche Belustigung darbey verspüret.

Bodinus gedencket, Dæmonom. l. 2. Teutsch. p. 129. daß zu Verberich bey Campiegne eine Tochter gewesen, Namens Johanna Harwilerin deren Mutter durch zweyer Parlament Urtheil lebendig zum Feuer verdammt worden: die hab Gerichtlich bekant, ihre Mutter hätte sie im zwölfften Jahr ihres Alters einem schwartzen Mann, in einem schwartzen Kleid, mit Stiefeln, Sporen, Degen, dem ein schwartzes Pferd vor der Thür aufgewartet, vermählet, mit diesen Worten: sihe, das ist meine Tochter, die ich dir versprochen; und zu der Tochter, siehe, das ist dein Buhl, der wird dir geben, was du begehrest. Drauf sey sie von Gott und dem Glauben abgefallen, habe bey ihm geschlaffen, wie Mann und Weib pflegen, ohne daß der Samen jeder Zeit kalt gewesen. Und diß, sagt sie, habe sie zu allen acht oder funffzehen Tagen aneinander getrieben, auch wenn schon ihr Mann bey ihr an der Seiten gelegen, habe ers doch nicht mercken, noch gewahr werden können.

Welches denn auch wol nicht anderst seyn kan, weiln solcher Same nur äusserlich ihnen zu gekommen, darzu der Geisterlein albereit beraubet gewesen; als welche der Wollust, so die Natur solchem Wercke hat einverleibet, vornehmste Urheber seynd.

Alldieweiln es nun natürlicher Weise, wie gedacht, nicht beschehen kan, daß vermittels obgedachter Vermischung deß bösen Geistes, Kinder erzeuget und geboren worden solten: als hält Herr Lutherus in Colloq. Mens. p. 213. gäntzlich dafür, daß so solche, dem Vorgeben nach, ja gefunden würden, nur gestolene Kinder wären; wie denn der Teuffel wol Kinder stehlen [519] möge, und sich selbsten an deß Kindes [528] Statt, so etwan nicht recht eingesegnet worden, u.s.w. in die Wiegen legen, oder müssen Supposititii seyn, Wechselkinder, Wechselbälge, welche die Sachsen Külkröpffe nennen: wie ich denn, sagt Lutherus ferner, gehöret, daß ein solches Kind in Sachsen gewesen seyn solle, deme fünff Weiber nicht genug haben können zu säugen geben. Die Historia aber verhält sich kürtzlich also: In Sachsen bey Halberstadt, hat ein Mann einen solchen Külkropff gehabt, der seine Mutter und sonst fünff Mumen gar ausgesogen, und überdas viel gefressen hatte; diesem Mann haben die Leute den Raht gegeben, er solte ihn zur Wallfart gen Höckelstadt zur Jungfrau Maria geloben, und daselbst wiegen lassen: diesem Raht folget der Bauer, und träget ihn dahin in einem Korb. Wie er ihn aber über ein Wasser trägt, und auf dem Stege oder Brücken gehet, so ist ein Teuffel unten im Wasser, der rufft ihm zu und spricht: Külkropff, Külkropff! da antwortet das Kind, so im Korb saß, und zuvor nie kein Wort geredet hatte: Ho, ho, ho, deß war der Bauer ungewohnet, und sehr erschrocken. Darauf fragt der Teuffel im Wasser ferner: wo wilt du hin? der Külkropff sagt: Ick wil gen Höckelstadt zu unser Lieben Frauen, und mick alda laten wiegen, dat ick mög gedyen. Wie solches der Bauer höret, daß das Wechselkind reden kan, welches er zuvor niemals von ihm vermercket, wird er zornig, und wirfft das Kind alsbald ins Wasser mit dem Korb, darinn ers truge. Da waren die zween Teuffel zusammen gefahren, hatten geschrien: ho, ho, ho, miteinander gespielet, und sich überworffen, und darnach verschwunden.

Herr D. Mengering erzehlet in seinem Informatorio Consc. Ev. p. 277. diese warhaffte Histori, die sich Anno 1580 begeben und zugetragen.

Nahe bey Preßlau hat ein namhaffter Edelmann gewohnet, dem seine Unterthanen Heu und Grommet im Sommer zur Fröhne haben machen müssen; unter deren auch beruffen gewesen eine Kindbetterin, so kaum acht tage im Kindbett gelegen; wie sie nun auch hat kommen müssen, nimmet sie ihr Kindlein mit hinaus, legets auf ein Häufflein Graß, gehet und wartet ihres Heu machen.

Als sie nun eine gute Weile gearbeitet, und einmal zu ihrem Kindlein, dasselbe zu säugen, gehen will, siehet sie das Kindlein an, schreyet hefftig, schlägt die Hände über den Kopff zu sammen, und klaget jedermann, es wäre ihr Kindlein nicht, weiln es [520] ihr die Milch so geitzig, und gleichsam mit Gewalt entziehe, auch so unmenschlich heulete; welches sie an dem ihrigen vorhin nicht gewohnet wäre.

Wie dem allen, so behält sie es doch etliche Tag über: weiln es sich aber so gar ungebürlich hielte, daß es sie fast verderbet hätte, klagte sie solches ihrem Junckern, welcher zu ihr sagte, wenn sie beduncke, [529] daß es nicht ihr Kind seye, so soll sie es wiederum auf die Wiesen tragen, an den Ort, da sie das vorige Kind habe hingeleget, und solle es hefftig mit Ruthen streichen, alsdenn werde sie Wunder sehen. Die Frau thäte solches, striche das Wechselkind mit der Ruthen, daß es sehr schrie, darauf brachte der Teuffel ihr gestolenes Kind wieder, und sagte mit entsetzlicher Stimm, da hast du es: und mit dem nahme er sein Kind hinweg.

[530]

Dritter und letzter Theil

Das 1. Capitel
Erstes Capitel.
D. Faustus als er seines Lebens Ende herbeyrucken sahe, verfertiget ein Testament, darinnen er seinen Famulum, Christoph Wagner, zu einem Erben seiner Verlassenschafft verordnet, ihme auch seine Zauber-Bücher und Schrifften, ja die Kunst selbsten zum höchsten recommendiret.

OBen im vierdten Capitel deß andern Theils der Historien D. Fausti, ist erzehlet worden, welcher gestalt er einen jungen Menschen, der damaln ums Brod sang, jedoch eines fähigen verschmitzten Kopffs war, mit Namen Christoph Wagner, zu einem Famulo an und aufge[521]nommen, deme er auch, weiln er seine Verschwiegenheit mehr als einmal erfahren, seine meiste heimliche Sachen, Schrifften und Bücher nach der Zeit anvertrauet; und weiln er sich je und allewegen wol in seines Herrn Kopff zu schicken gewust, ja zu dieser und jener Schalckheit seinem Herrn treulich geholffen, hat ihn dieser sein Herr, D. Faustus, sehr geliebet, und ihn als seinen Sohn gehalten.

Diesem nach, als sich nun einmal die Zeit mit dem D. Fausto ändern wolte, weiln bald das 24 Jahr seiner Versprechung aus seyn solte, beruffte er einen bekandten Notarium, darneben etliche gute Freunde aus den Herrn Studiosis, und vermachte in deren Gegenwart bemeldetem seinem Famulo [531] sein Haus und Garten, neben deß Gansers und Veit Rödingers Haus gelegen, bey dem Eisern-Thor in der Schergassen, an der Ringmauer: item, was an Barschafft, ligenden und fahrenden, an Hausrath, silbernen Bechern, Büchern, u.s.f. da ware.

Nachdem nun das Testament aufgerichtet und bekräfftiget worden, beruffte er nochmal seinen Famulum zu sich, hielte ihm für, wie er ihn in seinem Testament wol bedacht hätte, dieweil er sich, so lang er nun bey ihm gewesen, wol verhalten, und sonderlich seine Heimlichkeiten nicht geoffenbaret hätte. Jedoch solle er noch überdas von ihm etwas bitten, er wolle ihms gewiß nicht abschlagen.

Da begehrte der Famulus seines Herrn Kunst und Geschicklichkeit, und daß er in einen solchen Stande, wie er gewesen, auch sein möchte. Darauf antwortet ihm D. Faustus, wolan lieber Sohn, ich habe viele Bücher und Schrifften, die ich mit Mühe und grossem Fleiß zusammen gebracht, diese nimm [522] in Acht, doch behalte sie bey dir, und schaffe darmit deinen Nutzen, studire fleissig darinnen, so wirst du ausser allem Zweiffel das bekommen und lernen, das ich habe gekonnt und zuwegen gebracht. Denn diese Nigromantische Bücher und Schrifften seynd nicht zu verwerffen, sondern in hohem Werth zu halten, ob schon die Geistlichen solche verwerffen, und nennen sie die Schwartzekunst und Zauberey, ein Teuffelswerck: daran kehre du dich nicht, mein Sohn, brauche dich der Welt, und laß die Schrifft fahren. Denn die Nigromantia ist eine hohe Weisheit, und ist im Anfang der Welt aufkommen, ja nur von den Allergelehrtesten getrieben, und geübet worden, die auch dadurch bey aller Welt in grosses Ansehen kommen seynd; forsche nur fleissig darinnen, die werden dich schon unterrichten, wie du auch zu solcher Kunst kommen und gelangen mögest.

Darnach solst du mein lieber Sohn wissen, dieweil meine versprochene 24. Jahr, nach weniger Zeit werden zu Ende gelauffen seyn, daß alsdenn mein Geist Mephostophiles mir weiter zu dienen nicht schuldig sey, derhalben kan ich auch dir solchen nicht verschaffen, wie gern ichs gleich thäte; jedoch will ich dir einen andern Geist, so du einen verlangest, verordnen: [532] halte dich nur nach meinem Tod innen, sey verschwiegen und still, und ob man schon bey dir alsdenn meine hinterlassene Zauber-Bücher und Scripturen von Obrigkeits wegen suchen wolte, so werden doch alle die jenigen, die solche zu suchen gesendet worden, also verblendet werden, daß sie deren keines nimmer finden werden.

Anmerckung.

I. Daß allhier D. Faustus seinem Famulo die Schwartzekunst und Zauberey so hoch recommendiret, sie eine hohe Weisheit, [523] und Kunst aller Künste nennet, welche auch vor Zeiten nur die Gelehrteste geübet und getrieben haben, ist dieses dabey zu behalten, daß die Zauberey und Schwartzekunst insgemein keine Kunst, sondern eine fürwitzige, aberglaubische, boshafftige, gottlose Handlung zu nennen stehe, aus heimlichen Eingeben oder öffentlichen Reitzen deß Teuffels vorgenommen, und durch desselben Mitwürckung betrieglich verrichtet. Denn eigentlich ist eine Kunst zu nennen solche Lehr, die etwas gewisses, nach gewissen Reguln, nicht Ceremonien, in gewisser Ordnung, zu gewissen und nutzlichem Gebrauch deß menschlichen Lebens, mit sich bringt: dazu auch Verstand und Zeit zu lernen gehöret, und mit der Zeit allgemach gefasset, und je länger je besser durch Ubung verstanden und getrieben wird. Diß alles aber ist nicht in der Zauberey. Darum ists keine Kunst.

Im Buch der Weisheit im 17. Cap. v. .. wird das Gauckelwerck der Egyptischen Zauberer zwar eine Kunst, jedoch schwartze oder Teuffelskunst, genennet. Solches aber ist nicht von dem Werck selbst, sondern von ihrem, der Zauberer und Schwartzkünstler, Wahn und Vorgeben zu verstehen, daß sie sich ihres Dings, als einer Kunst ge rühmet, da es doch keine Kunst gewesen, und deßwegen auch zu Spott drüber worden.


II. Darnach, daß gleicher Gestalt D. Faustus allhie zu seinem Famulo saget, wie die Theologi und Geistlichen die Zauberey und alle zauberische Bücher verwerffen, daran hat er wahr, und ist auch recht. Denn die Zauberey ist die schrecklichste, greulichste und abscheulichste Sünde, die wider alle Gebot Gottes gehet, und zwar wider das Erste, wegen deß Bunds, den die Zauberer und Hexen mit dem Teuffel aufrichten, und er mit ihnen, vermöge dessen verlaugnen sie den dreyeinigen GOtt, und den HErrn Christum, den sie mit seinem gantzen Reich verfluchen, verschwören und vermaledeyen, und fallen von GOtt solcher Gestalt ab, daß sie ihn nicht mehr fürchten, lieben und vertrauen, sondern [533] wollen seine und der Seinigen Feinde seyn und bleiben. Dargegen ergeben sie sich wissentlich dem Teuffel, und versprechen sich ihm, ihn für ihren Gott und Herrn zu erkennen, ihn zu fürchten, über alles zu lieben, und ihm zu vertrauen, auch ihm alle Göttliche Ehr und Dienst zu erzeigen.

Ferner schänden und lästern sie, wider das andere Gebot, den allerheiligsten Namen Gottes, der ist dem Teuffel und ihnen dermassen verhasst, dass, wenn sie bey ihren Zusammenkünff[524]ten seynd, und ihrer verdammlichen Lust und Wolleben abwarten, keines den Namen Christi nennen darff, und wenns auch geschihet, so verschwindet alles, und hat ein Ende. Grilland. de Sortileg. qu. 7. n. 26.

Uberdas seynd sie Gottes heiligen Wort feind, und den heiligen Sacramenten zum höchsten zuwider, wider das dritte Gebot. Sie gehen zwar in die Kirchen; (wie man denn sagt, sie haben nie besser Ruh vor dem Teuffel, als wenn sie in der Kirchen seynd) aber was sie drinnen aus Gottes Wort hören, das müssen sie bei sich selbsten, aus deß Teuffels Antrieb, Lügen straffen. Das Sacrament der H. Tauff verunehren sie zum allerhöchsten, indeme sie, wie Bodinus meldet l. 2. Dæmonom. Teutsch p. 101. selbige nicht allein verlaugnen, und den Tauffbund mit Gott aufsagen, sondern auch ihre Kinder, welche sie offt dem Teuffel in Mutterleib versprechen, ins Teuffels Namen entweder selbsten, oder durch andere tauffen lassen. Wie man denn im Pabstum hat Exempel erfahren, daß mancher Pfaff viel kleine Kindlein in deß Teuffels Namen hat getaufft; und jene zween Pfaffen zu Kölln haben 300. Kinder in deß Teuffels Namen getaufft, weil sie die Tauff in lateinischer Sprach verrichtet. M. Ruding. Dec. 1. p. 55. Oder es verrichten solche Tauff auch andere Zauberer und Hexen, dabey manchmal der Teuffel in sichtbarer Gestalt gegenwärtig ist, deme sie auch die Kinder, die alsdenn getaufft werden, und denen er dabey in angenommener Gestalt erscheinet, versprechen und ergeben, und wird diese Tauff nicht allzeit mit grossem Gepräng verrichtet, sondern etwa bey einem Wässerlein, oder aus einer Fuhrgleisen und Mistpfützen, je nachdem der Teuffel und seine Werckzeuge die nechste Gelegenheit darzu haben. Rimphof. Drachenkönig p. 38. Das H. Abendmahl aber empfangen sie nur zum blossen Schein; und wie zum öfftern ihre eigene Bekenntnissen es bezeuget, so thun sie manchmal das gesegnete Brod wieder aus dem Mund, und gebens dem Teuffel, der es zum höchsten verunehret, mit Füssen tritt, und damit thut, was abscheulich ist zu hören.

Wider das vierdte Gebot versündigen sie sich er schrecklich, daß offt verfluchte Eltern ihre eigene Kinder und Kindskinder dem Teuffel aufgeopffert, hinwieder auch gottlose Hexenkinder ihre leibliche Eltern [534] an Leib und Leben, an Viehe und anderm beschädiget, krumm und lahm gemachet, ja wol gar ermordet haben. Gleichwie der Freyherr von Rayz, welchen [525] der Satan beredet, er müsse ihm sein Söhnlein opffern und schencken, weil es noch in Mutterleib wäre, damit er also die Mutter samt der Frucht umbrächte; welches der Freyherr auch gethan hätte, wo es Gott zugelassen, und ihm nicht wäre vorkommen worden, immassen er selbst dessen bekanntlich gewesen. Bodin. c. p. 237.

In einem gedruckten Tractätlein, darinnen von der verführten Kinder Zauberey gehandelt wird, wird gedacht cap. 6. pag. 25. eines gottlosen Manns, daß er zwey seiner Kinder, die noch zu klein und unvermöglich gewesen zu gehen, auf den Hexenplatz in einer Wannen hab getragen, und sie dem Teuffel übergeben.

Anno 1629 ist im Closter Lockum zu Gericht geführet eine Hexe, Namens Metteke Wiens, die hat ihrem Beichtvatter, Herrn Henrico Rimphofen bekannt, daß sie hätte ihrem eigenen Sohn vergeben, (wie auch vorhin ihrem eigenen Mann, Johann Wien genant) und ihn lahm und krumm gemacht. Sie hat zwey Jahr lang für den Knaben publicè et privatim bitten lassen, und unter andern diß Formular begehret: hättens ihrem Sohn böse Leute gethan, so möchte es ihnen Gott vergeben, U. s. w. daß laß mir ein Früchtlein seyn!

Sie trachten, wider das fünffte Gebot, stets darnach, dem Nechsten an Leib und Leben Schaden zu thun, und wird von ihnen weder ihrer eigenen Kinder, noch der nechsten Anverwandten, auch deß Ehegattens nicht ver schonet: wie sichs denn an einem Ort im Hertzogthum Würtenberg hat begeben, daß eine Hex gefangen gelegen, die da hingerichtet werden sollen, zu derselben kommt ihr frommer Mann ins Gefängniß, einen Abschied von ihr zu nemen, dem sie aber solch ein Zeichen angehänget, welches er hernach die gantze Zeit seines Lebens hat tragen müssen. Denn als er von ihr gehen wollen, hat sie ihn mit der Hand auf den Rucken geschlagen, und gesprochen: lieber Mann darbey gedencke mein. Der Mann hatts für einen Liebestreich und Zeichen gehalten, aber bald hernach hat sichs am selben Ort wie eine Geschwulst erhoben, in Gestalt einer Hand, daran er sein Leben lang die grösseste Schmertzen gelitten. M. Waldsm. Pyth. End. p. 53.

Wider das sechste Gebot; und dieses vermöge ihres Bunds, in welchem ihnen der Teuffel alle Wollust verspricht, treiben sie die gröste Unzucht, Ehebruch, auch Blutschande mit den nechsten Blutsfreunden, ja wol gar mit dem Teuffel.

[526] Die Zauberer und Hexen, sagt Bodinus l. 4. Dæmonom. Teutsch p. 237. pflegen Blutschande zu treiben, dessen sie von Alters her stets [535] seynd beschuldiget und überwiesen worden. Sintemal der Satan ihnen einbildet, es könne keiner keinen vollkommenen Zauberer oder Beschwörer geben, er werde denn entweder vom Vatter und der Tochter, oder der Mutter und dem Sohn gezeuget; und auf diesen Sinn hat Catullus in Epigramm. geschrieben:


Nam Magnus ex matre et gnato gignatur oportet,

Si vera est Persarum impia Religio.


Zu Verden haben die leichtfertigen Hexen bekannt, wie sie durch solche Leichtfertigkeit betrogen, verführet, und so offt, wo sie gegangen und gestanden, und alleine gewesen, mit dem unflätigen Teuffel sich vermischen müssen; ja was noch mehr ist, offt muß der Vatter, dem Teuffel zu Ehren, mit seiner eigenen Tochter; die Mutter mit ihrem eigenen Sohn; die Schwester mit dem Bruder solche Bosheit begehen. Rimphof. d. l. p. 303.

Wider das siebende Gebot; wenn sie Krafft ihres Bunds, da sie dem Teuffel angelobet und zu gesaget, dem Nechsten in alle Wege zu schaden, solchem seine Nahrung stehlen: denn ist das nicht grosser Diebstal, wenn sie Wein und Getreyd, Obst und Früchte durch ihr Wetter-machen verderben, so Gott zu deß Menschen Nahrung und Erhaltung wachsen lässet? ist das nicht Diebstal, wenn sie mit Vergifftung und Verzauberung die Pferde, Küh, Schweine, und ander Vieh verderben? denselben die Milch entziehen, oder gar tödten? dadurch mancher frommer Hausvatter gar in Armuth geräth, und genötiget wird, den Bettelstab in die Hand zu nemen.

Sprengerus in Mall. Malefic. gedencket einer Hexen, Anna genannt, die einem Mann zu Ravenspurg 23. Pferde nach einander zu Tod habe gezaubert, und dazu eine Grube unter deß Manns Thür gemacht, darein sie ein Pulver, welches ihr der Teuffel gebracht, gestreuet, darüber die Pferde schreiten müssen. Als er nun daher fast in Armuth gerathen, zwar daß Vier-und-zwantzigste Pferd wieder gekaufft, aber der Hexen geschworen, dafern das auch umkäme, wolte er sie mit seinen eigenen Händen tödten; hat sie wegen solches Dräuens endlich nachgelassen, ist auch bald darauf gefänglich eingezogen worden.

Also seynd im Land Berry, auf einer Schäferey, drey hundert Stück Schafe durch solche Zaubermittel plötzlich, und gleichsam in einem Augenblick gestorben. Bodin. l. 2. Dæmon. p. 139.

[527] Sie suchen auch, wieder das achte Gebott, mit Lügen und Unwahrheit dem Nechsten zu schaden, als die auch offt, wenn sie in Hafften seynd, und examinirt werden, fromme unschuldige Leute bey der weltlichen Obrigkeit angeben, auf sie bekennen, sie auch, als ob sie Zauberer und Hexen seyn, verrathen, und sie hierdurch, wo nicht in [536] Gefahr deß Lebens, je doch in bösen Verdacht, und um ihren guten Namen bringen.

Ich weiß ein Closter, spricht der Author Caut. Criminal. qu. 47. da nachfolgende Geschicht sich begeben, und ins Protocoll ist eingeschrieben worden. Es ist eine Ordensperson desselben Closters von vielen Hexen angezeigt und besagt worden, daß er auch auf ihrem Tantz mit gewesen; sie haben auch die Person angezeigt, mit welcher er getantzet haben sollen, und seynd sie allesamt darauf gestorben. Da doch daß gantze Convent bezeuget hat, daß er eben auf dieselbige Zeit und Stunde, da er auf dem Zaubertantz solte seyn gesehen worden, bey ihnen in der Kirchen und auf dem Chor gewesen, und sein Ampt versehen. Ja, fähret der Autor fort, ich könnte allhier wol fürstliche Personen nennen, welche von vielen Hexen besagt worden, daß sie mit auf ihren Zaubertäntzen gewesen wären, die doch der Zeit an andern Orten, nichts weniger gedenckende, gewesen.

Wider das neundte und zehende Gebott sündigen sie nach offtgedachten Herrn Bodini Meinung, d. l. fast am meinsten, weiln sie voller böser Lust und Begierden stecken; da all ihr Dichten und Trachten dahin gerichtet ist, daß jedermann um sein Haus und Hof, Ehegenoß, Kinder und Gesinde, Vieh und alle seine Nahrung gebracht werde, und sie alsdenn an sich bringen mögen.

[537]
Das 2. Capitel
Das andere Capitel.
D. Faustus verschaffet seinem Famulo einen Geist, der sich Auerhan nennen liesse.

INnerhalb dreyen Tagen hernach fraget D. Faustus seinen Famulum, den Wagner, ob er noch begehrte und Willens wäre einen Geist zu haben, der um und bey ihm wohnen solte, und in welch einer Gestalt er ihn gern haben möchte? Wagner antwortet hierauf mit Ja, mein Verlangen, spricht er, ist nach einem sittsamen und untrüglichen Geist; [528] auch daß er eine Gestalt eines Affens an sich haben möchte. Wolan, sprach D. Faustus, so sollt du den bald sehen.

Zur Stund erschiene ein Aff mittelmässiger Grösse, der sprang behende in die Stube hinein: da sprach D. Faustus zu dem Famulo, sihe, da hast du ihn. Nimm den hin! Doch wird er dir noch zur Zeit nicht zu Willen werden, bis erst nach meinem Tod, und diesem gib den Namen Auerhan, denn also heisst er.

Darneben bitte ich dich, daß du meine Kunst, Thaten und wunderliche Abentheuer, die ich bisher getrieben, wollest fleissig aufzeichnen, die zusammen schreiben, und in eine Histori bringen; darzu dir denn dein Geist Auerhan treulich helffen wird: was dir etwan vergessen seyn möchte, dessen wird er dich fleissig erinnern, und in allem hülffliche Hand leisten. Allein offenbare solches alles eher nicht, denn nach meinem Tod; ich weiß gar wol, daß man meine Geschichte und Thaten von dir aller Orten her wird haben wollen.

Anmerckung.

I. Man sihet allhier an D. Fausto, wie angelegen ers ihm seyn lässet, seinen Famulum, den Wagner, mit sich in das Verderben und in die Hölle zu stürtzen, weiln er nicht allein da seyn wollen, und vermeinet, er möchte etwan allda keine Gesellschafft antreffen. Er will ihm durchaus einen Geist verschaffen, mit dem Vorwand, daß er alsdenn geschickt, gelehrt, aller Sachen erfahren, ja von welchem er alle zeitliche Lust und Ergötzlichkeit haben und erlangen werde; da doch der gute Mensch hätte sollen behertzigen und zu Gemüte ziehen, was für einen erbärmlichen Untergang sein Herr in kurtzem, wegen kurtzgenossener Wollust, [538] werde nehmen und ausstehen müssen.

Weiln der Wagner nunmehr bey Jahren gewesen, hätte er lesen sollen den Spruch Jacobi 1. v. 5. Niemand begehre mehr zu wissen, denn er gelernet hat, oder lerne es ordentlicher Weise, und bitte Gott um rechte Weisheit, so wird sie ihm wol gegeben werden.

[529] Ja spricht Sirach im 6. Cap. v. 37. betrachte immerdar GOttes Gebot, und dencke stets an sein Wort, der wird dein Hertz vollkommen machen, und dir geben Weisheit, wie du begehrest. Was GOtt insgemein verheelet, soll niemand zu genau nachforschen, sonderlich durch ungebührliche Mittel.

Etwas nicht wissen ist keine Schand, denn auch die Engel nicht alles wissen: und zu den Aposteln, die auch dazumal zu viel wissen wolten, spricht Christus Matth. 24. v. 36. Euch gebühret nicht zu wissen Zeit und Stunde, welche der Vatter seiner Macht vorbehalten hat. Jedermann treibe von sich Hoffart und Ehrgeitz, daß er nicht zu hoch wolle steigen vor der Zeit, und darüber gar zum Narren werden; sondern demütige sich vielmehr unter GOtt, der kan und wird ihn zu seiner Zeit schon erhöhen, 1. Petr. 5. v. 6.

Geitz, Zorn, Rachgier, Ungedult in Armut, Unzucht, Fürwitz, und dergleichen böse Wurtzeln deß zauberischen Unkrauts, müssen bey Zeiten, mit Beystand deß guten Geistes, aus den Hertzen vertrieben und ausgerottet werden. Böse Wurtzeln und Samen bringen keine gute Früchte, hat also die Zauberey von Anfang nichts Gutes an ihr gehabt. Was nun anfänglich nichts tauget, kan auch mit der Zeit nicht gut werden, ja wird noch je länger je ärger, wie die Schrifft und mit dieser die Erfahrung lehret 2 Timoth. 3. v. 13.

Und wie diese vermeinte Kunst noch keinem wol bekommen, oder nützlich gewesen, als wird sie auch jetzt und folgends niemanden beständigen und wahrhafften Nutzen bringen. Ja, wie der Epheu oder Eppich den Baum oder Maur zuletzt unterdrucket und nieder wirfft, daran er aufgestiegen, groß und starck worden, und lang getragen ist: also die Zauberey und Schwartzekunst naget und beisset, drucket ihre Anfänger und Ausbreiter je mehr und mehr, bis sie endlich verschlungen und in den Abgrund versencket werden. Darff derhalben niemand um einiges oder mehrers Nutzen willen in diese Sachen sich einlassen; ja Schaden, ewigen Schaden zu vermeiden, soll er sich davon unbefleckt mit Fleiß bewahren.

Endlich soll man auch verdächtiger und befleckter Leute sich äussern, und gäntzlich enthalten, daß man nicht von ihnen verführt werde. Wo das nicht beschihet, mag leichtlich ein Mensch, wo nicht vom Teuffel selbst augenscheinlich, jedoch von seinen Werckzeugen, gereitzet, [539] verführet und betrogen werden, welches allhie dem Famulo von seinem Herrn, dem D. Fausto begegnet. [530] Denn wenn der verfluchte Geist deß Menschen Hertz überwältiget, Glauben, Liebe und Furcht gegen und vor Gott aus demselben gerissen hat, so ist das das nechste, daß er einen solchen Menschen durch seine Instrumenta, Zauberer und Hexen, lässet zu einer Zauber-Zeche beruffen, da er etwan in Gestalt eines Mannes oder Weibes sich sichtbarlich sehen lässet, den verblendeten Menschen anredet, und ihm viel Gutes verheisset: aber alles erstuncken und erlogen. Da denn die andern gegenwärtigen Hexen das Ihrige auch darzu thun, damit ja deß Teuffels Reich gemehret werde.

In einer bekannten Stadt nicht 12 Meilen von Verden, hat der Teuffel auf einen gelehrten Mann einen Anschlag gemacht, dessen Weib und näheste Freunde die Zauberkunst gekönnt, den bitten die Weiber zu Gast, tractiren ihn herrlich mit Wein und Malvasier, discurriren von der Zauberey, daß sie keine Sünde seye. Er wehret sich lang aus Gottes Wort; die Weiber bitten, er möchte sich belieben lassen, einen solchen Geist zu sehen, welches er beym guten Rausch einwilliget: der Satan præsentiret sich in Gestalt einer schönen Jungfrauen, discurriret mit diesem schon gefangenen Fisch aufs zierlichste, denn dieser Geist ist Philosophus Philosophorum, geschwind, und überwindet ihnen also leichtlich. Den andern Tag gehet er aus dem Thor spatzieren, die Melancholey zu vertreiben, da schiesset ihm bald die Jungfrau, mit welcher er gestriges Tags discurrirt hatte, in den Sinn, die stehet also fort da, in köstlichen Schmuck. Er will mit der Unkeuschheit treiben, befindet aber daß es nicht menschlich, und der Teuffel sehr kalt, fraget um die Ursach; worauf Satan recht geantwortet: nemlich, er sey von Natur so kalt. Muß also der Armselige mit diesem einen Compact machen, und lernet von seinem eigenen Weib und dero Consorten das verfluchte Hexenwesen. Rhimphof. Drachenkönig p. 121.

Bey solchen listigen Anläuffen deß Teuffels nun, sollen wir der Schrifft folgen, daß wir mit dem Schwerdt deß Geistes, und dem Schild deß Glaubens, in einem ernstlichen Gebet, solchem Widerstehen, seine feurige Pfeile ausleschen, und ihn vertreiben, so muß er von uns weichen.

Hie möchte aber jemand fragen und einwenden wollen, warum doch die bösen Engel so leichtlich sich herzu machen, und den Leuten fort helffen in Sünden? warum erscheinen nicht vielmehr die guten Engel, die sie recht lehreten, und von solchen Sünden abhielten? ist die Antwort: Böse Engel sehen gar [531] gerne, daß übel zugehet, darum erscheinen sie gern und bald den jenigen, die Böses vornehmen, und helffen das Böse ausführen, damit sie den, der es thut, mit sich [540] in das Verderben und Verdamniß ziehen. Die guten Engel aber, ob sie wol gern sehen, daß recht zugehe, und sich der Menschen Wolfahrt erfreuen, auch unter andern den Menschen zu Dienst erschaffen seynd, daher sie dienstbare Geister genennet werden, Hebr. 1. v. 14. so erwarten sie doch al lezeit in ihrem Dienst deß Befehls Gottes, Psalm 103. Er befihlet aber ihnen allein über die so den HErrn fürchten, Ps. 34. daß sie denen aushelffen, wenn sie in Gefahr seynd, wie Loth, Genes. 19. v. 10. Sie aus Kranckheit retten, und dem Teuffel und greulichen Thieren wehren, und die Menschen erhalten, wie den Daniel, den Tobiam, die Saram. Sie widerstehen auch wol und hindern böser Leute Vornehmen, wie Bileam, Numer. 22. v. 22.

Aber darinn warten sie auf GOttes Befehl, und kommt dieser gar selten in solchem Fall: denn GOtt hat Mosen und die Propheten zu hören vorgestellet, Luc. 16. v. 22. Die sollen vom Bösen abhalten, welche sich wollen abhalten lassen, und Gutes lehren alle, die folgen wollen.

[541]
Das 3. Capitel
Das dritte Capitel.
D. Faustus propheceyet, was zukünfftig geschehen werde.

D. Faustus kunte leichtlich erachten, daß seine getriebene Abentheuer und andere Geschichte, nach seinem Tod wurden beschrieben, und der Nachwelt gelassen werden, wordurch er denn etlicher massen in seiner Betrübniß, wegen seines herannahenden erbärmlichen Endes, getröstet wurde, daß er also bey derselben einen Namen möchte überkommen; weßwegen solchen noch ansehnlicher zu machen: berieffe er seine gewesene gute Freunde, etliche Studiosos, denen prognosticirte er in Krafft seines Geistes, von etlichen Veränderungen in geist- und weltlichen Ständen, welche ins künfftig nach seinem Tod geschehen würden.

[532] Solche Propheceyungen haben sie fleissig und mit Verwunderung angehöret, auch durch den Famulum D. Fausti, von Wort zu Wort aufschreiben lassen, die sie denn hernach unter sich ausgetheilet, und an andere Ort verschicket.

Nota: Der günstige Leser mag von solchen Propheceyungen, (ehe gleichwol D. Luther das Papstum angegriffen, geschehen) halten was er will, und davon urtheilen was er will, gilt im End gleich: weiln sie aber im Original alle drey, wie sie allhie verzeichnet werden, angetroffen, und befindlich gewesen, als hat man auch dieses Orts solche nicht unterlassen wollen.


Die erste Weissagung.


WOl und frisch auf, und sehet, was zukünfftig vorgehen und geschehen soll. Das Papstum ist gefallen, und gesuncken in die Gegend Sodoma und Gomorra, und sauget aus ihrem stinckenden Pful alle Sodomitische Sünde, Schand und Laster, und erstlich kommt es dahin, daß der Pabst nichts wird vornehmen, daß ihm nicht glücken solte, daher wird er alle Göttliche Schrifft, Regiment, Sorg und Arbeit lassen fahren, und dargegen wird er leben in allerley Wollust, in greulicher Unzucht, huren, buben, fressen, sauffen, singen, springen und [542] Jagen, und wird die schöne Stadt Rom eine Grundsuppe aller Sodomitischen Greuel seyn.

Darnach liebkoset er sich zu Käisern, Königen und Fürsten, damit zeucht er ihnen die Wehr aus der Scheiden, nimmt ihnen das Regiment, Gewalt, Ehr und Gut, daß sie letztlich nicht mehr wer[533]den solchem Hochmuth zusehen, oder darzu stillschweigen, und es leiden können: doch werden sie seiner, so viel müglich verschonen, und begehren ihn nicht zu straffen, damit sie ihn nicht erzürnen, sondern vielmehr ihn schützen, so lang es kan Verzug haben. Darnach da er alle teufflische Gesetze, Ordnung und Stifftung hat aufgesetzt, verbindet er sie mit seinem Schlüssel, peiniget die Gewissen, gibt für, er hab über Himmel und Erden zu gebieten: Daher ihn der Adler wird anbeten, daß alles was er sagt, GOttes Befehl, Wort und Werck sey.

Da er nun allen weltlichen Gewalt unter sich hat bracht, und er hinfüro nach allem seinen Lust und Wolgefallen schwebt und lebt, wirfft er seine Sorg und Creutz, die er lang getragen, hinweg, und bringt allerley Gut und Reichthum in seine Hand, schlägt dem Lämmlein den Kopff ab, das ist, er wird das Alte und Neue Testament verdammen und vertilgen, verfolgen und unterdrücken, und dagegen die Schätze der Welt erheben, mit Ablaß und Türcken-Geld, dem wird der Han treulich beystehen.

Bald darauf werden herfür tretten seine reissende Wölfe, die alle weltliche Policey, Recht und Gericht hinweg fressen, und dennoch niemand kein Recht, Trauen und Glauben werden ausführen können, das macht alles, daß der Papst das Schermesser aller Betriegerey in seiner rechten Hand führet. Da denn hernach der Papst in aller Herrlichkeit und in Frieden als ein irdischer Gott sitzet, und ihme niemands einreden darff, wird er plötzlich durch das himmlische Göttliche Urtheil verdammt und abgesetzt. Denn es wird ein Engel erscheinen [534] und vorhergehen, der ihm die Schlüssel aus der Hand reissen wird, daß was er bindet, nicht mehr von Gott wird gebunden seyn, was er löset, ist vor Gott nicht mehr gelöset, ob er wol für der Welt noch lang regieret, gleich wie Saul vor Gott lang verdammt und abgesetzt war, [543] ehe er für der Welt seinen Königstul raumte.

Dieweil denn diß Kind deß Verderbens ist geoffenbaret worden, werden ihm die weltlichen Potentaten nicht mehr trauen, sondern ihn auch absetzen und angreiffen, und das wird ein wolgerüster Teutscher Kurisser Fürst sich erstlich unterstehen, doch nicht mit äusserlichen Waffen, sondern erstlich mit dem Evangelio deß Friedes, alsdenn wird es offenbaret werden und gemerckt, wie Johannes in der Offenbarung 13 und 17 diese Bestia oder das Thier hat heraus gestrichen seinen Schwantz, damit er das dritte Theil der Sternen zeucht, aber mit seinem gifftigen Scorpionischen Stachel deß Schwantzes, wird er heimlich und tückisch mit allerley Practic, das Wort deß Evangelii, so da wird offenbaret werden, oder in das geistliche Schwert, mit Begierde, Neid, Haß, und aller List beissen, daß ihme das Maul bluten wird, und kan ihm doch nicht abbrechen. Dieweil er sich denn nicht mehr mit dem Wort der H. Schrifft wird beschützen können, denn sie ist gantz wider ihn, wird er das Buch zuthun, und wird sich umsetzen hinten und vornen, unten und oben mit Bären, und will seine Sach mit lauterm Gewalt vertheidigen, und will die Römische Seule handfesten. Aber es stehet ihm ein Münchlein vorm Liecht, der hat von Gott, und aus dem Propheten Esaia Befehl, daß er wider den [535] Papst soll schreyen, seine Stimm erhöhen wie ein Horn; der hat eine wolschmeckende Rosen in der Hand, und dabey eine Sichel, damit er wird abschneiden allen fleischlichen Wollust, denn dawider wird er predigen, und wenn ers ausgereutet hat, wird er mit dem Feuereisen das Feuer der Christlichen Liebe, daß erloschen ist, wieder aufschlagen und anzünden, darüber die Babylonische Hur rasend und thöricht wird, und wird die Schlüssel Petri in die Tyber werffen, und das blosse Schwert dagegen in die Hand nehmen: darauf alsobald wird er einen jungen brüllenden Löwen aus Hispania herfür locken, der mit sich in das Teutsche Land viel Bären bringen wird; gegen solche Spanische Bären, werden andere Böhmische, Sächsische, Hessische Bären aus ihren Wäldern und Hölen herfür gehen, und sich zur Wehr stellen, darauf eine grosse Finsterniß entstehen wird, und doch bald vergehen,[544] und wird die Sonne der Gerechtigkeit herfür scheinen, und der Babylonischen Huren unter die Augen blicken, daß sie nicht wol wird sehen können.

Nota: Von dieser Weissagung muß man mercken, daß sie geschehen, ehe D. Luther aufgestanden das Papstum anzugreiffen, und daß vor Käiser Caroli V. Krieg in Teutschland, D. Faustus schon hinweg geräumet gewesen.


Die andere Weissagung.


MIt meinen Augen hab ichs nicht sehen können, aber mein Gemüt, Hertz und Sinne, die hab ich Rahts gefragt, und dadurch so viel befunden, daß die himmlischen Cörper und Elementen, was hernach geschehen wird, alles gewiß werden offen[536]baren, und soll durch mich erkennet werden. Zwischen dem Nidergang her wird ein grosser feuriger Adler in das Teutschland fliegen, der wird die Kirchen Christi zertretten und verwüsten, aber Gott ist mächtig dem allen vorzukommen. Am Rhein, und in dem Land des Monds bey dem Meer gegen Abend, wird man ungehört Unglück und böse Zeitung erfahren unter einem neuen Pabst: denn er wird von sich lassen blitzen und donnern grausame Urtheil deß Banns wider die, so unter Saturno sind, wenn er wird in sein eigen Haus gehen, da werden die Römischen am Glauben wancken; und es werden gefährliche Zeitungen vorhanden seyn in der Röm. Kirchen.


Die dritte Weissagung insgemein.


NOch ward eine Weissagung, welche in die Gemeine gehet, funden als lautende: Ich besorge meine Weissagung werde ohn erdicht im Werck erfüllet werden, und sonderlich, da diese Welt auf das höchste gestiegen ist, und erstlich sehe ich vor mir, was hernach geschehen wird.

Es werden so viel Kinder geboren, sie wachsen daher, haben in dieser blühenden Zeit schön gezierte Ingenia, aber niemand nimmt sich ihrer an, wehe euch Eltern, weh euch ihr Vorsteher, wie wollet ihrs verantworten, daß ihr die Jugend so dahin schleichen lasset, und trachtet indeß nach Haab und Gütern, auf daß ihr ihnen viel verlasset, ihr könntet ihnen helffen, daß sie gelehrte Leut würden, zu hohen Ämtern kämen, Land und Leut regiren möchten, aber ihr [545] wollet nicht, ey so geschehe euch auch recht, daß Gott die Hand abziehet, und ihr an ihnen Sünd und Schand erlebet, das ist denn der rechte Lohn.

[537] Gedenckt an mich, daß es dahin kommen wird, daß gelehrte Leute von wegen der Undanckbarkeit der Welt dahin sterben werden, und daß hernach an gelehrten Leuten grosser Mangel seyn wird, darum mercket auf mich, daß nie kein bessere Zeit zu studiren seyn wird, denn 20. 30. und etliche mehr Jahr nach meinem Tod, nicht allein darum, daß die Kunst so reichlich und wolfeil wird vorhanden seyn, sondern auch, daß daraus grosse Ehr und Gut folgen muß, und werden die so was recht studiren, grosse Leute seyn, daß sich noch um einen gelehrten zween Fürsten oder drey Reichstädte reissen werden, es werden grosse Ämter offen stehen, die auf gelehrte Leute warten.

Nun muß ich auf die Obrigkeit auch kommen, die solten fleissig auf die Studien Acht haben, damit sie gelehrte Leute auferziehen und unterhalten mögen, an Statt daß sie solchen Unkosten auf ihren Pracht verwenden: also wird auch durch solche Fahrlässigkeit der Obrigkeit das Wort Gottes darnider ligen, und man wird auch einem treuen Prediger viel Meile Wegs nachlauffen, und dennoch nicht bekommen, und da sie meinen, daß sie die rechten haben, werden sie lauter Schwärmer an ihnen haben.

O ihr lieben Unterthanen mercket auf meine Rede: Es wird dahin kommen, daß eure Obrigkeit euch so unerträglich seyn wird, mit Schatzung und andern Auflagen, daß wenn schon eure Äcker reichlich tragen, und so viel Gulden als Hälme geben würden, so wird doch kein Benügen da seyn, sondern wird alles gewendet werden auf Pracht, Hoffart, Fressen, Sauffen und Bauen, als wären es Spreuer: Was denn solte an die Kirchen, Schulen, und [538] die Jugend angewendet werden, das wird man vergeutern auf das schnöde Jagen, auf Jäger und Hunde, die denn verwüsten werden der armen Bauern Saat und Äcker, und müssen dennoch Steuer, Rent und Gült reichen, daraus unerhörte Aufruhr erfolgen möchte, welche allbereit vor der Thür ist.

Letztlich aber, so schier das Ende der Welt herreichen [546] will, so nehmet meine treue Weissagung zu hertzen. Der Pabst ist gestürtzet und geschwächt, und kan nicht viel Trau- und Glauben bey Königen und Fürsten mehr haben, noch weniger in Teutschland; jedoch wird er ihn haben in Hispania, Franckreich, Portugall, und in dem Niderland ein groß Feuer und Blutbad anrichten, ein neues unerhörtes Werck wieder in Teutschland stifften, damit er nur seine Tyranney möge üben, aber es wird nicht lang Bestand haben.

Deß Türcken Reich ist auch im Abnehmen, und wo er zuvor das Unger- und Teutschland hat angegriffen, dahin darff er nicht schmecken, denn er wird im Morgenland und im Aufgang einen ewigen Feind haben, dardurch wird das Türckische Reich zu Grund gehen.

Und aus lauter Undankbarkeit der Teutschen, wird das reine Wort Gottes von ihnen genommen, und in das Persier-Land gesendet werden, dargegen wird das Teutschland mit allerley Ketzerey beschmeisst werden, und kommt denn der Arrianische Glaub wieder an Tag, denn wird das Teutschland auch versincken, nach dem Sprüchwort: es müssen starcke Beine seyn, die gute Tage ertragen können.

Teutschland wird gar verwägen seyn, kein Lieb [539] noch Treu wird mehr vorhanden seyn, die Unterthanen von wegen ihrer tyrannischen Obrigkeit werden sich empören, und die zu tod schlagen, und wird ihnen gehen wie den Tempelherren, und solche Practic wird in einem Viertel-Jahr fast durchs gantze Teutschland angerichtet werden, denn die Obrigkeit wird den Unterthanen ihre eigene Schwerter in die Hand geben, also werden die Kinder der Eltern auch nicht verschonen; darauf wird eine solche Theurung kommen, daß dergleichen nicht eine gewesen ist. Denn ob man schon säen, bauen und pflantzen wird, so wird doch nichts aufgehen, die liebe Sonn wird von wegen der unerhörten greulichen Sodomitischen Sünden, Schand und Laster, ihren Schein verlieren; denn wird ein grosses Wasser über die gantze Welt erfolgen, und wenn denn das Ende der Welt wird herrucken, wird zuvor ein strenger unerhörter Wind erfolgen, der die Bäume in Wälden, und grosse Pasteyen ausreissen wird, da werden für Furcht die alten betagten Leute gehling dahin fallen und [547] sterben; die junge Mannschafft wird über das 30. Jahr nicht kommen: denn werden alle Statuten, Gesetze und Ordnungen aufhören, und was ihre Opinion und Gutdüncken seyn wird, darnach werden sie leben; sie werden in aller Sicherheit dahin leben.

Wenn denn die Welt GOtt gnugsam zur Rach und Zorn beweget hat, und GOtt sie zuvor zur Buß wird vermahnen, wird eine lange Zeit der Himmel gantz feurig stehen, daß man auch die Sternen bey Tage sehen wird, denn wird deß Allmächtigen Gebäu Himmels und Erden brechen, einfallen und verschmeltzen.

[540] Anmerckung.

I. Was allhie die Weissagung und Wissenschafft der zukünfftigen Dinge, die geschehen sollen, anlanget, ob sie auch dem Teuffel bekant, und er zuvor, ehe sie geschehen, davon reden könne, daß sie geschehen werden; so ist zu wissen, daß niemand, keine Creatur, und also auch der Teuffel, nicht aus und von sich selbsten könne zukünfftige Dinge wissen, und unfehlbar davon reden, denn das stehet Gott allein zu, der allwissend ist, und dem alle Ding gegenwärtig seynd, auch die noch geschehen sollen. Daher sagt er selbst beym Propheten Jesaia im 42. v. 9. was kommen soll, verkündige ich zuvor, und verkündige neues, ehe denn es aufgehet, lasse ich euchs hören.

Es haben zwar die Propheten auch von zukünfftigen Dingen geweissaget, aber nicht von sich selbsten, sondern sie haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist, 2. Petri 1. v. 21. ja so noch die Engel im Himmel die zukünfftige Dinge nicht von sich selbst wissen, wenn sie ihnen GOtt nicht offenbaret; viel weniger können sie die Teuffel, und durch diese die Zauberer und Schwartzkünstler, wissen, gleichwol aber so gebens die Exempel, daß der Teuffel zukünfftige Ding gewust, und davon zuvor geweissaget hat, wie er unter andern dem König Saul gethan, dem er zuvor verkündiget hat, wie es ihm im Krieg wider die Philister würde ergehen, welches auch erfolgt ist, wie er zuvor davon gesaget, 2. Sam. 28.

Solche Wissenschafft aber hat er auch nicht von sich selbsten, sondern entweder aus der Weissagung der Propheten, die ihm in der heiligen Schrifft bekant seynd, kan daher leicht nach denselben weissagen, wie es werde zugehen, weil dieselbe nicht fehlen können. Also hatte er im ietzt angezogenem 2. Sam. 28. gut weissagen, daß das Reich von der Hand Sauls würde gerissen werden, denn deß Propheten [548] Samuels Wort, der dem Saul solches zuvor verkündiget hatte, waren ihm bekannt.

Oder er weiß es durch selbst eigenes Hören, denn er tritt auch für den Herrn, 1. Reg. 22. v. 21. Er kommt auch mit unter den Kindern GOttes für ihn, Job. 1. v. 6. und höret mit ihnen was Gott rathschlaget, daraus er leicht muthmassen kan, wie es werde hergehen, und seine Weissagungen darnach richten.

Oder er weiß es auch, wenn ihm Gott eine Sach in seine [541] Hand und Gewalt selbsten giebt dieselbe selbst auszurichten. Also konte er wol zum Saul sagen: morgen wirst du mit mir seyn, denn er hatte ihn schon in seiner Gewalt, ihn zu sich zu nemen; und wenn einer ein Ding im Sinn hat selbst zu thun, so kan er auch wol davon zuvor sagen. Daher wenn der Teuffel Gewalt von Gott bekommt, daß er das Spiel in seiner Hand hat, so hat er gut weissagen.

Oder aber er weiß es auch aus der Physic und Natur; daher kan er aus den natürlichen Ursachen dieses oder jenes muthmassen, darinnen er sehr wol erfahren ist, deßgleichen aus den vergangenen Dingen das Zukünfftige vermuthen, wie er, zum Exempel aus den Umständen abgenommen, daß Saul und seine Söhne würden im Krieg umkommen.

[549]
Das 4. Capitel
Das vierdte Capitel.
Der Teuffel gibt dem D. Fausto seinen Dienst und Bund auf, als er nur noch einen Monat zu seinem End hatte.

Dle Glocke war einmal schon gegossen, und das Stundglas des Lebens D. Fausti lieffe nunmehr aus, denn er hatte nur noch einen Monat vor sich, nach welchem seine 24. Jahr zum Ende geloffen, worüber und über welcher Rechnung ihm der bittere Angstschweiß ausbrache, und war ihm alle Stund und Augenblick gleich als einem Mörder, der alle Augenblick der Straffe des Todes, die ihm bereits in dem Gefängniß angedeutet worden, gewärtig seyn muß: indem er nun solches behertziget, gehet seine Stubenthür auf, und tritt hinein der Lucifer, so gantz schwartz und zotticht war gleich als ein Bär, der erhube seine gräßliche Stimm, und sprach zu ihm: Fauste, du weist dich noch wol zu erinnern, wie verstockt, ehrgeitzig, auch gottsvergessen du im Anfang gewesen, und hast dich an Gaben Gottes nicht lassen begnügen, sondern bist oben hinaus ge[542]fahren, hast mir auch keine Ruhe gelassen, so lange daß du mich beschwurest, dir in allem zu Willen zu seyn; da must du nun selbst sagen und bekennen, daß solch dein Begehren dir durch mich gantz reichlich sey erfüllet worden, ja dir gantz keinen Mangel gelassen, allen Wollust nach deines Hertzens Begierde verschaffet, ich bin dir in aller Gefährlichkeit beygestanden, hast mehr gesehen und erfahren, denn je einer erfahren hat: ich habe dich herfür gezogen bey männiglich, hohes und niedriges Standes, daß du allenthalben wehrt und angenehm warest, das alles must du selbst sagen und bekennen.

Weiln nun aber deine bestimmte Zeit der 24. Jahr bald wird aus seyn, daran ich mein Pfand nehmen und holen will, als gebe ich anjetzo dir meinen Dienst auf, den ich dir doch jederzeit treulich habe geleistet: so halte du mir auch treulich, was du mir versprochen hast. Dein Leib und Seele ist nun mein, darein gib dich nur willig; und ob du schon woltest [550] hierüber unwillig werden, so beschwerest und kränckest du nur dein Hertz desto mehr. Auf diese Aufgebung meines Diensts, citire und lade ich dich vor das Gericht Gottes, da gib du Rede und Antwort, weil ich an deiner Verdamniß nicht Schuld hab, und wenn die bestimmte Zeit sich wird verlauffen haben, will ich mein Pfand hinweg nehmen, und holen.

D. Faustus konte vor Schrecken und Hertzens Bangigkeit nicht wissen, wo er daheim wäre, und als er wieder zu sich kame, hube er leiß mit niederer Stimme, als ein verzweiffelter Mensch an zu reden, und sprach: ich hab solches alles gefürchtet, also wird es mir auch gehen: Ach ich bin verlohren, meine Sünde seynd grösser, denn daß sie mir können vergeben werden!

[543] Als nun in zwischen der Teuffel verschwunden, und sein Famulus der Wagner, solches alles gesehen und mit angehöret hatte, sagte er zu seinem Herrn, er solte nicht so kleinmütig seyn und verzagen, es wäre noch wol Hülffe da, er solte seine vertraute Freunde, die um ihn schon eine geraume Zeit gewesen, beschicken, ihnen die Sach, wie sie an sich selbsten wäre, entdecken, damit er von ihnen, oder so sie auf bedürffens, in der Stille einen gelehrten Magistrum mitbrächten, Trost aus der H. Schrifft haben und nemen möchte; und ob ja der Leib müste eingebüsset werden, die Seele dennoch erhalten würde.

Deme antwortet der geängstete D. Faustus, bitterlich weinende, und sprach: ach was hab ich gethan, wohin hab ich gedacht, daß ich wegen einer so kurtzen Zeit, und gleich als im Augenblick, die Seeligkeit habe verschertzet, da ich doch vielleicht auch mit andern Auserwehlten der Himmelsfreud hätte geniessen können! wie hab ich doch so schändlich von wegen einer so kurtz wehrenden Wollust der Welt, die unausprechliche Herrlichkeit der Ewigen Freude verscherzet! Es ist nun mit aus. Und wolte dieser elende Mensch fast verzweifflen, jedoch richtete ihn aufs müglichste sein Famulus auf und getröstete sich deß bald ankommenden Trostes der Studenten.

Anmerckung.

[551] I. Wie schrecklich ists erstlich, zu hören, daß der Satan dem D. Fausto allhie seine rohe, mutwillige Ehr und gottsvergessene Sünden, Sicherheit und wollüstiges Leben vorwirfft, daß er Anfangs Tag und Nacht dahin getracht, wie er durch Beschwörung einen Geist erlangen, dardurch allerley Wollust, tägliches Wolleben und Zeitliche Ehre überkommen möchte; weßwegen er bey dem Lügen- und Mordgeist, Warheit und Glauben, bey dem wissentlichen abgesagten Feind guten Raht und Lehre, und bey dem verdamten [544] Höllendrachen die höchste Hoffnung Zeitlicher Glückseligkeit zu haben verhoffet; hergegen Gott seinen Schöpffer verachtet und hindan gesetzet, Christum seinen Mitler und Erlöser verläugnet, den in der H. Tauff mit der Heiligen Dreyfaltigkeit aufgerichteten Bund vernichtiget, alle Gnaden und Gutthaten Gottes, ja sein eigen Heil und Wolfahrt, so zeitlich so ewig, in die Schantz geschlagen, den heiligen Geist von sich gestossen, und den Lügengeist und den leidigen Teuffel angenommen, ihme gehorchet, sein leibeigen seyn wollen. Ey so geschehe ihm nun recht, und er müsse es wol anhören, daß ers (der Satan) ihm eine gute Lection und Capitel lese, das habe er nun von ihm zu Danck, U. s. w.

Daran sollen sich nun alle rohe, gottlose und sichere Menschen wol spiegeln, und bedencken, daß der Teuffel nicht über tausend Meilen von ihnen sey, es könne ihnen zu ihrer Zeit auch wol den Hals brechen, mit ihnen sein Register anstellen, ihnen an Leib und Seele absagen, und noch dazu sie verhönen und verspotten. Demnach so stehen auch fromme Christen seinethalben in höchster Gefahr, weil er uns immer auf dem Fuß nachschleichet, und versuchet, wie er uns verführen möge, denn er wartet gar nicht, bis wir ihm ruffen, sondern er ist uns immerdar der nächste, und schleichet uns hinden und vornen nach.

Etliche, sagt Lutherus, Tom. 5. Jen. p. 334. glauben wol, daß Teuffel seyen, aber das glauben sie nicht, daß sie so nahend seynd, sondern wenn sie vom Teuffel hören reden, meinen sie, er sey etlich hundert Meil von uns hinweg: aber ein Christ soll das wissen, daß er mitten unter den Teuffeln sitze, und daß ihm der Teuffel näher sey, denn sein Rock oder Hemd, ja näher denn seine eigene Haut, daß er rings um uns her sey, und wir also stets mit ihm zu Haar liegen, und uns mit ihm schlagen müssen.

Es ist gewißlich der Teuffel ein rechter artifex tentationum, ein rechter Meister der Versuchungen, massen er auch der Versucher genennet wird Matth. 4. v. 3. Der erschiene einsmals dem Altvatter Macario in Gestalt eines Teriackskrämers, und hatte allerhand Püchsen um sich hangen; und als er ihn fragte, was er mit solchen Püchsen meinete, antworte er, es wären darinnen allerhand Versuchungen, die [552] er den Menschen beybrächte; so viel der Büchsen wären, so viel Räncke wüste er den Menschen zu versuchen, und in Unglück [545] zu stürzen. Und das kan er gantz meisterlich: in der einen Püchsen hat er das süsse Gifft falscher Lehr, in der andern die verguldete Pilulein deß zeitlichen Reichthum, in der dritten den angenemen Zucker der fleischlichen Wollust, in der vierdten den lieblichen Honig der weltlichen Hoheit, Pracht und Herrlichkeit, und so fortan: darmit kan er uns leichtlich verführen, wie dem D. Fausto allhie, und vielleicht noch manchem widerfahren ist.

Und da dörffen wir nicht meinen, er werde sich an uns nicht machen. O er hat sich wol an andere Leute gemacht als wir seynd, und sie mit seinen Versuchungen überwältiget. Wer waren unsere erste Eltern, waren sie nicht nach GOttes Ebenbild erschaffen, und gemacht? er hat sie gleichwol durch die Schlang versucht und überwunden, daß wir alle noch darüber zu klagen haben. Er kans in anderer Gestalt bey uns nachthun, darum ist desto mehr vonnöthen, daß wir fleissig beten, und sprechen mit der Christlichen Kirchen: Führ uns HErr in Versuchung nicht, wenn uns der böse Feind anficht, etc.


II. Zum andern, daß der Teuffel fein ausdrücklich den D. Faustum citiret und ladet vor den Richterstul Christi, ist daraus zu sehen, wie der Teuffel Tag und Nacht die Menschen vor GOtt verklage, ja nicht allein die Frommen ohn-Unterlaß bey GOtt dem HErrn verleumde (wie es sein Nam mit sich bringet) und beschuldige sie vor ihm, sie seyen Heuchler, ihr Thun geschehe nicht aus aufrichtiger Lieb gegen GOtt, sondern es geschehe aus Hoffnung zeitlicher Vergeltung, oder anderer Ursachen halben, wie er den Hiob bey Gott verleumdet, Job. 1. v. 9. sondern gern wolte, daß alle Menschen mit ihme zu gleicher Verdamniß kommen möchten. Denn er weiß gar wol, daß GOtt ein allgemein Gericht über die Guten und Bösen halten werde, als David im 96. Psalm v. 14. spricht: Der HErr kommt zu richten das Erdreich, Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit, und die Völcker mit seiner Warheit. Und Actor. 17. v. 30. prediget Paulus: GOtt gebeut allen Menschen an allen Enden Busse zu thun, darum daß er einen Tag gesetzt hat, auf welchen er richten will den Kreiß deß Erdbodens, durch einen Mann (Christum) in welchem ers beschlossen hat.

Aber solche Citir- und Ladung belangend, die der Teuffel gegen alle Gottlose und Verdamte thut, weiß auch er wiederum gar wol, daß sie mit ihm zugleich werden zur ewigen Ver[546]damniß verurtheilet werden, und darff er deßwegen niemand dahin citiren, sintemal er ebenmässig mit den Verdamten in den Abgrund der Höllen verstossen wird. Christus der Richter selbst sagt hievon Matth. 25. v. 41. daß [553] er am Jüngsten Tage zu den Verdamten sagen wolle, gehet hin von mir in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teuffel und seinen Engeln. Und Johannis 16. v. 11. sagt der HErr Christus, der Fürst dieser Welt sey schon gerichtet. Und S. Paulus Coloss. 2. v. 15. spricht: Christus habe schon ausgezogen die Fürstenthum und die Gewaltigen, und sie schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst. Das leget denn S. Johannes der Evangelist im 12. 14. und 16. aus, da Christus zu seinen Jüngern gesagt, es gehet nun das Gericht über die Welt, und wird der Fürst dieser Welt ausgestossen werden.

Der Apostel Jacobus meldet im 2. Capitel v. 19. daß die Teuffel glauben, daß ein einiger GOtt sey, aber für seinem Namen erzittern sie. S. Judas in seiner ersten Epistel spricht, die Engel, die ihre Fürstenthum nicht behielten, sondern verliessen ihre Behausung, hat Er behalten zum Gerichte deß grossen Tags, mit ewigen Banden der Tunckelheit.

In der Offenbarung Johannis im 12. wird angezeiget, wie sich ein Krieg im Himmel erhoben habe mit dem Ertzengel Michael, und dem alten Drachen, dem Teuffel; aber er vermochte nichts, sondern der Teuffel ward ausgeworffen auf die Erden. Und im folgenden 20. v. 10. ist der Satanas ledig worden, der ist ausgangen zu verführen die Heiden, in den vier Örtern der Heidenschafft, den Gog und Magog, sie zu versamlen zum Streit: aber das Feuer GOttes fiele vom Himmel und verzehret sie, und der Teuffel der sie verführet, ward geworffen in den feurigen Teich und Schweffel, da das Thier und der falsche Prophet war, und wurden gepeiniget Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Aus welchem denn erhellet, was der Teuffel selbst und alle Gottlosen dermaleins zugewarten haben.


III. Zum dritten, wird in der Histori gemeldet, daß D. Faustus mit seiner Bekantniß hervor bricht, indem er gesagt, was er lang gefürchtet habe, das begegne ihm nun. Woraus zu sehen, was das böse Gewissen vermöge, und daß solche und dergleichen beharrliche Sünder in stäter Furcht, in Ängsten und Jammer leben, bis endlich die Straffe herbey kommet, und durch einen offt schmertzlichen Tod die beharrliche Furcht endiget.

[547] Herr G. P. Harsdörfer erzehlet unter andern hiervon in der 98 Hist. deß 4. Theils, des grossen Schaupl. Jämmerl. Mordgesch. folgende Geschicht.

In einer vornemen Stadt in Schlesien wohnte ein reicher Wirth, Namens Alarich, welcher nur eine Tochter hatte, die in aller Zucht und Gottesfurcht auferzogen worden. Dieser Wirth war ein ehrlicher redlicher Mann, und von GOtt gesegnet, daß er wol ohne diese Wirthschafft zu leben gehabt, wenn er nicht viel mehr auf die Gesellschafft [554] der Fremden, welche er liebte, als auf seinen Nutzen gesehen. Alarich hatte einen Diener, Namens Gilbert, einen armen Tropffen, aus Österreich bürtig, der durch seinen Fleiß und Wolverhalten seines Herrn Gunst gewonnen, daß er ihme in seinem Abwesen, das Haushalten vertrauet, wolwissend, daß es versorget. Dieser Gilbert verhoffte Electram, deß Wirths Tochter endlich zu verdienen, wie Jacob die Rebeccam, hörte aber daß Alarich keinen Mangel an seiner Person, aber an seinem Vermögen, und daß er seine einige Tochter keinen so armen Gesellen gebe, und müste er ein paar tausend Gulden in den Beutel haben, wenn er sein Tochtermann werden solte, u.s.w. Dieses faste Gilbert zu Ohren, und als Alarich auf eine Zeit mit Weib und Kind auf seinem Landgut, kommt ein Gast, der gibt Gilbert ein schweres Felleisen zu verwahren: er betrachtet es, daß es schwer und sihet, nachdem er eine Naht getrennet, daß über tausend Ducaten darinnen. Diese, sagte er bey sich, sollen mir Electram erwerben, und mich zu einem reichen Wirth machen. Zu Nachts gräbt er eine grosse Grube in den Garten, und zu Früh schneidet er dem Kauffmann die Gurgel ab, und wirfft ihn mit allen seinen Kleidern hinein, das Pferd aber verkaufft er einem andern Reisigen, daß also niemand als er und GOtt davon wissen können.

Als nun Alarich wiederkommen, sagte er zu seinem Herrn, er wäre so arm nicht, als er wol meinen möchte, sondern hätte einen reichen Vettern zu Cracau zu erben, welchen er besuchen wolte, und begehrte auf etliche Wochen Urlaub dahin zu reisen. Alarich willigte darein, und kommet er zu bestimmter Zeit wieder: bringt bey 1000. Reichsthaler mit sich, und sagt, daß er noch ein mehrers durch Wechsel zu empfahen, wolwissend wo er es nemen solte. Alarich gibt ihm also seine Tochter, und mit derselben die gantze Wirtschafft, setzet sich auf sein Landgut, die Zeit seines übrigen Lebens ruhig zuzubringen.

Also bliebe Gilberts Mordthat viel Jahre verschwiegen, bis ihm endlich das Gewissen aufgewachet, ihn traurig, erschrocken, [548] furchtsam und vielmal seufftzen gemacht, den Schlaf benommen oder mit erschröcklichen Träumen verunruhiget, und dörffte er doch seine Geheimniß keinem Menschen offenbaren. Sein Weib fragte oft die Ursach seiner Traurigkeit, er hütete sich aber auch für der, die in seinen Armen schlieffe, wie der Prophet warnet.

Man solte einsten einen Mörder richten, welches dieser Gilbert auch sehen wolte, bevor aber frühstücken, und als er sich zu Tische gesetzt, brachte sein Weib einen Kalbskopff in einer Schüssel, welche er sonsten sehr zu essen geliebt. So bald er dessen ansichtig wird, schreyet er überlaut: weg, weg mit diesem Menschen-Haupt, man möchte vermeinen, [555] ich hätte ihn ermordet! Electra erstaunet ob dem Wort, und vermeint, daß er wolte närrisch werden, sagte daß es ein Kopff von einem Kalb, das der Fleischer geschlachtet; er aber beharret darauf, daß es ein Menschen-Haupt.

Also gehet er ungeessen darvon, und höret dem Mörder sein Urtheil verlesen, wie er einen wegen seines Gelds auf freyer Strassen getödet, und beraubet, deßwegen er lebendig solte gerädert werden. Der arme Sünder betete fleissig, und wurde von den Geistlichen deß ewigen Lebens vertröstet. Als er nun auf den Richtplatz kommet, dringet Gilbert hervor, und bittet den Bannrichter, er soll auch ihn wegen dergleichen Verbrechen, durch deß Henkers Hand tödten lassen.

Jedermann verwundert sich über dieses Begehren, und vermeinte man, dieser Gilbert wäre von Sinnen kommen: als er aber auf seiner Aussage beharret, und nochmals bate, ihn in das Gefängniß zu führen, weil ihn sein Gewissen zwinge, alle Umstände seiner Mordthat zu bekennen, und die Straff auszustehen, hat ihm der Bannrichter willfahret, und ist also, nach Entdeckung des Verlauffs, gleich dem andern Mörder, gerädert worden.

Zu Hamburg hatte ein Schustergesell einen andern erwürget, und sich mit der Flucht gerettet. Sieben Jahr hernach treibt ihn sein böses Gewissen, daß er nicht ruhen mögen, bis er sich zu Hamburg in die Gefängniß gestellet, den Todschlag bekennet, und um ein gnädiges Urtheil gebeten. So bald er solches angehöret, hat er sich zu Ruhe begeben, und bekennet, daß keine grössere Marter, als ein böses Gewissen, oder wie es David nennet, eine unruhige Seel haben. [549] Hat sich auch Christlich zu dem Tod bereitet, und ist ausser allem Zweiffel selig worden.

Zu Jetzeho in Holstein wurde einer auf der Strassen ermordert, und weil man den Thäter nicht mochte handvest machen, hat man den Leichnam begraben, und eine Hand darvon, als das Freischzeichen, in der Gefängniß an einer Schnur aufgehängt. Nach zehen Jahren ist der Mörder besagtes Wandersmanns die Gefängniß zu besehen, in eben diesen Ort, wo die Hand gehangen, gekommen, und hat solche, ob sie wol gantz verdorret und eingeschrunden gewesen, zu bluten angefangen.

Der Kerkermeister, als er solches sahe, hat den unbekannten Mörder angehalten, und den Verlauff der Obrigkeit angemeldet, welche H. Rantzau ersucht, diesem Mann hierüber beweglichst zuzusprechen, und ihn seines Gewissens zu erinnern. Der Mörder laugnete zwar An fangs, muste aber GOtt die Ehre geben, und ohne fernere Zeugschafft bekennen, daß er einen vor zehen Jahren erschossen, welches Hand, allen Umständen nach, in dem Gefängniß aufgehangen war. Deßwegen [556] wurde er auch mit dem Rad, als ein Mörder und Strassenrauber getödet. Diese Geschicht hat Herr Heinrich von Rantzau, Königlicher Dennemärckischer Stadthalter, an D. Chytræum geschrieben.


IV. Letzlich will hie D. Faustus fast verzagen und verzweiffeln, da er die Rede deß gottlosen Brudermörders deß Cains, brauchet, seine Sünde wären grösser, denn daß sie ihm könten vergeben werden. Was seynd nun die Ursachen, daß Cain und hie D. Faustus solche verzweiffelte Wort führet? Nemlich, daß kein Glaub noch Trost in ihren Hertzen war, das Evangelium war ihnen genommen und geraubet, die rechte Erkäntniß GOttes hatten sie nicht mehr, und sahen nichts denn den greulichen Ernst GOttes, und ihre Sünden-Menge, darum musten sie verzweiffeln und zu Grund gehen. Denn ein solch verzagtes Hertz siehet hin und her, und weiß nicht wo es für Hertzens-Angst bleiben solle, da feyret nun der Teuffel auch nicht, schüret hefftig zu, leget Stroh zum Feuer, es wird ihnen alsdenn die Welt zu enge, wie auch Cain sagen muß, sihe, du treibest mich vom Erdboden, das seynd aber eitel verzweiffelte Wort: denn wie solte Er ihn vom Erdboden verstossen? war doch die Welt so groß und weit. Aber das Gewissen machte ihm wol tausend Welt zu enge. Item, wie solte er sich für GOttes Auge verbergen? und [550] wer kan GOtt entlaufen? Es ist alles deß Gewissens Schuld, das ist in solcher Angst, und wolte gern aus der Welt lauffen, und vor GOttes Angesicht fliehen, wenn es könte. Das ist die höchste Angst der bösen Gewissen, das wird auch eigentlich die höllische Pein seyn, daß die Verdamten werden fliehen wollen, und sich verbergen, daß sie Gott nicht sehe, und doch nicht können.

Von dem Cain schreibt Lutherus an einem Ort: da Gott durch Adam zu Cain, der seinen Bruder Abel erschlagen hatte, sagte, ists nicht also, wenn du fromm bist, so bist du angenem, bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür? damit zeiget er an die Sicherheit der jenigen, die da sündigen, und redet mit Cain, als mit dem grösten Heuchler, und wolte Adam sagen: wie war mir damals im Paradeyß zu mut? ich wolts auch verbergen mit Feigenblättern, und versteckte mich hinter die Bäume, aber höre Gesell, unser Herr Gott läst sich nicht betriegen, die Feigenblätter und Bäume halffen nicht. Ach es muß dem guten Adam sehr schmertzlich gewesen seyn, und wehe gethan haben, daß er seinen erstgebornen Sohn hat sollen ausstossen, hat ihn auch von sich gejagt und aus seinem Hause vertrieben, und gesagt, packe dich weg von mir, und laß dich hinfort nicht mehr sehen, ich weiß wol, was ich im Paradeyß verloren habe, ich will deinethalben nicht Gottes Zorn über mich ziehen, u.s.w.

Darbey sollen zugleich auch fromme Christen lernen, und nicht [557] meinen, daß sie allerdings ohne Anfechtung seyn, und gleichwie im Rosengarten immer leben werden; sondern daß ihnen in diesem Leben bis in ihr Absterben, Kümmerniß, Sorg und Trübsal werde gewiß aufstossen: auch die heiligsten Leute haben dem Teuffel einen Stich und Streich nach dem andern überwinden und ausstehen müssen. Worüber eben gar sehr klaget S. Paulus 2. Corinth. 12. v. 7. und spricht: auf daß ich mich nicht überhebe der hohen Offenbarung, nemlich, daß ich in den dritten Himmel bin verzuckt worden, und allda unaussprechliche Wort gehöret, welche kein Mensch sagen kan, ist mir ein Pfal ins Fleisch gegeben, deß Teuffels Bot, der mir Kopffstreiche giebt, und schlägt mich mit Fäusten, dafür ich den Herrn drey mal gebetten habe, daß er von mir wieche, Er aber hat zu mir gesagt, laß dir an meiner Gnad benügen, denn meine Krafft ist in den Schwachen mächtig.

Was auch in den Frommen und Gottesfürchtigen manchmal für Anfechtung stecke, und was sie tragen müssen, solches [551] gibt David zu erkennen, wenn er im sechsten Psalm v. 1 spricht: Ach Herr straff mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm. Im 38. Psalm v. 3. 4. 5. Deine Pfeile, HErr, stecken in mir, und deine Hand drucket mich, es ist nichts Gesundes an meinem Leibe für deinem Drohen, und ist kein Fried in meinen Gebeinen für meiner Sünde; denn meine Sünde gehen über mein Haupt, wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden, mein Hertz bebet, meine Krafft hat mich verlassen. Und im 40. Psalm v. 13. Es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl, es haben mich meine Sünde ergriffen, daß ich nicht sehen kan, ihrer ist mehr als Haar auf meinem Haupt, und mein Hertz hat mich verlassen, laß dirs gefallen HErr, daß du mich errettest, eyle HErr mir zu helffen, und abermal im 88. Psalm v. 4. 5. Meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben ist nahe bey der Höllen, ich bin geachtet gleich denen die zur Höllen fahren, ich bin ein Mann der keine Hülffe hat. Darum sagt Sirach im 2. Cap. v. 1. Mein Kind, wilt du Gottes Diener seyn, so schicke dich zur Anfechtung, halte vest, und leide dich, und wancke nicht. Wenn man dich davon locket, halt dich an GOtt und weiche nicht, auf daß du immer stärcker werdest: alles was dir widerfähret, das leide, und sey gedultig in aller Trübsal; denn gleichwie das Gold durchs Feuer, also werden die so GOtt gefallen, durch das Feuer der Trübsal bewähret. Vertraue GOtt, so wird er dir aushelffen, richte deine Wege und deine Hoffnung auf ihn.

[558]
Das 5. Capitel
Das fünffte Capitel.
Ein Theologus kommt zu dem D. Fausto, ihn zu trösten.

ES wuste D. Faustus in solcher seiner Hertzens-Angst nicht, wie er sich trösten solte, denn ihm dauchte selbst, er hätte es allzugrob gemacht, stunde doch noch in dem Wahn, der Teuffel könne nicht so gar ein Seelen-Mörder seyn, GOtt könne noch wol Gnade einwenden. Damit aber der Teuffel ihn nicht so leer und ohne Trost fände, wolle er dem Rath seines Famuli folgen, und oberwehnte seine getreue Freunde zu sich beruffen lassen, daß er von ihnen Trost einholen und haben möchte.

[552] Als nun der Famulus zu einem und andern von den Studenten gangen, ihnen in höchster Stille den gantzen Handel erzehlet, seynd sie darüber von Hertzen erschrocken, und hat keiner sich mehr zu D. Fausto verfügen wollen, damit ihnen nicht auch ein Abentheuer begegne, wol wissende, daß mit dem Teuffel nicht zu schertzen wäre, der Famulus aber hielte inständig an; damit nun der trostlose D. Faustus nicht gar ohne Trost gelassen würde, namen sie zu sich einen Magistrum, dem sie alles offenbarten, und baten ihn, daß er dem D. Fausto, von welchem sie gleichwol etliche Jahr her viel Freundschafft genossen hätten, bester massen aus heiliger Schrifft zusprechen, und also dem Teuffel begegnen möchte.

Da diese sämtlich D. Faustum in der Stuben auf seinem Sessel sitzen sahen, da er wie ein wilder Stier sie ansahe, die Hände zusammen druckte, und oft seuffzete, hatten sie alle ein hertzliches Mitleiden mit ihm, und nachdem sie Sitze genommen, sprach der Magister zu ihm: Er solle solche Schwermütigkeit seines Hertzens von sich legen, es wäre ihm noch wol zu helffen und zu rathen; er solle nur mit vesten Glauben und Vertrauen auf GOttes Bamhertzigkeit, und Christi theures Verdienst fussen, und also dem Satan Widerstand thun; weil GOtt je niemand ausschleust, sondern will daß eben allen Menschen geholffen werde: Und sprach ferner zu ihm, er soll sich fein vor GOttes Angesicht demütigen, und sich [559] für einen armen und zwar grossen Sünder erkennen, und hertzliche wahre Reue über die begangene Sünden haben: und wenn denn gleich der Teuffel käme, wie er gewißlich [553] nicht lang aussen bleiben wird, und euch Herr Doctor, anklaget und spricht: Sihe Fauste, du bist gar zu ein grosser Sünder, du hast es mit deinen mutwilligen Sünden gar zu grob gemacht, darum must du verdammt seyn und bleiben, so begegnet ihm und antwortet getrost: Ja Satan, eben darum daß du mich für einen so grossen Sünder anklagest und kurtzum verdammen wilst, will ich nicht verdammt, sondern vielmehr selig werden; denn ich halte mich an Christum, der sich selbst für meine und der Welt Sünde dargegeben hat, darum wirst du Satan, hier nichts ausrichten, daß du mir die Menge und Grösse meiner Sünden so genau fürhältst, mich darmit zu schrecken, und in Verzweiffelung zu stürzen. Denn eben mit dem, daß du sagst, wie ich ein allzugrosser Sünder sey, gibst du mir Waffen und Schwerd in die Hand, wormit ich dich gewaltiglich überwinden, und alle deine Streiche vernichtigen will. Denn kanst du mir vorhalten, daß ich ein grosser Sünder bin, und Gott schwerlich und hoch beleidiget habe, so kan ich dir hinwiederum sagen, daß Christus für für die Sünder gestorben ist, ja der ganzen Welt Sünde, also auch die meinige, auf sich geladen hat: Denn der Herr hat alle unsere Sünden und Ungerechtigkeit auf Ihn gelegt, und um der Sünde willen, die sein Volck gethan, hat er ihn geschlagen, stehet bey dem Propheten Esaia im 53. u.s.w.

Diese und andere Tröstungen mehr hat dieser Magister dem D. Fausto fleissig vorgehalten, mit Anführung anderer Sprüche mehr aus dem Alten und Neuen Testament, sonderlich hat er ihm die Exempel der beruffensten Sünder, welche doch auf [554] ihre Bereuung wieder bey GOtt zu Gnaden kommen, beweglichst vorgestellet: worfür ihm denn D. Faustus fleissig gedancket hat, mit Zusagung, daß er dem allen wolle nachkommen, sie darmit zu trösten; bate benebens, daß er und die andern Herren öffters einkehren möchten ihn zu trösten, wo es anderst bey ihm noch müglich wäre.

Anmerckung.

[560] I. Diese hertzliche Vermahnung deß Geistlichen in der Histori kan auch den jenigen zu einen herrlichen Trost dienen, die sich gleicher Gestalt an GOtt schwerlich versündiget haben, und in deß Teuffels Bund getretten seynd, daß nemlich Gott ein solcher gnädiger Gott ist, der ihnen auf ihre hertzliche Reue und Buß gern will Gnade widerfahren lassen, ihnen ihre schwere Sünden vergeben, und zur Verdamniß nimmermehr zu-rechnen. Sie haben sich zwar gar schwerlich versündiget, daß sie von GOtt seynd abgefallen, haben ihn und die Seligkeit verschworen, aber doch haben sie nicht ursach, gantz und gar zu verzagen. Petrus war auch von Christo abgefallen, hatte Ihn schändlich verlaugnet, auch sich gleichsam bey Teuffelholen verschworen, er kenne Ihn nicht. Noch hat ihn der liebe HErr Christus mit den Augen seiner Gnaden auf das Haanen-Geschrey angesehen, Lucæ 22. v. 61.

Jetz krähet euch in der Gnaden-Zeit noch der Haan, jetzt sihet euch der HErr JEsus, den ihr verläugnet habt, noch an, darum gehet jetzt von deß höllischen Hohenpriesters, deß Teuffels Hof hinaus, und weinet bitterlich, so wird Er, der gütige Gott, euch gewißlich zu Gnaden an- und aufnemen. Wenn es unmüglich wäre, daß alle die wieder solten zu Gnaden angenommen werden, die von GOtt abgefallen seynd, O ewiger GOtt, wie gar wenig würden denn selig werden! denn wir seynd ja alle von Natur von GOtt abgefallen, noch kommen wir wieder zu Gnaden: wie viel verschwören ihre Seele, ergeben sich leichtfertig dem Teuffel, noch kommen sie auf die wahre Buß wieder zu Gnaden, immassen die Exempel oben in der Anmerckungen über das erste Capitel deß andern Theils bestättigen mögen.

Ist gleich euer Abfall der grösseste und schwerste, so ist er doch nicht grösser als GOttes Gnad und Barmhertzigkeit: ist [555] gleich eure Sünde deß ewigen Tods würdig, so ist doch Christi theures Verdienst so gültig, daß GOtt um desselben willen euere Sünden will tilgen wie einen Nebel, und will euch für den ewigen Tod das ewige Leben geben. Müsset ihr auch gleich hie leiden, und euch martern, sengen und brennen lassen, so ists doch eine zeitliche Straff, die ewige wird euch nicht treffen, GOtt wird euer schonen in Ewigkeit. Quis veniam desperet, si eam Manasses invenit, sagt Augustinus, das ist: ach wer wolte an Gottes Gnad und Vergebung verzagen, weil auch der Zauberer Manasses dieselbe erlanget hat.

Nein ihr habt nicht Ursach daran zu verzagen, allein thut nur auch mit Manasse rechtschaffene Busse, so werdet ihr auch Gnad finden, und nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben, da man eurer Sünden, und etwan erlittener Straff und Schmach nimmermehr wird gedencken, sondern ihr werdet mit allen Auserwählten gleicher [561] ewigen Ehr und Herrlichkeit theilhafftig werden. M. Waldschm. Pyth. End. p. 382.

[562]
Das 6. Capitel
Das sechste Capitel.
Der Satan erscheinet dem D. Fausto bey Nacht und hält ein Gespräche mit ihm.

ALs D. Faustus also wiederum in seinem Hertzen Trost gefunden, in Erwegung der treuhertzigen Vermahnung und Erinnerung aus GOttes Wort, legte er sich damit zur Ruhe nieder, und sein Famulus blieb bey ihm in der Kammer. Indem kommt der Teuffel zu ihm vor das Bette, hatte gleich Anfangs ein grosses Gelächter, und sagt mit lauter Stimm: Mein Fauste, bist du einmal fromm worden, ey so beharre darauf, schaue nur zu, was deine Frömmigkeit dir helffen werde! Lieber, ziehe zu solcher deiner Frömmigkeit eine Münchs-Kappen [556] an, und thue stetigs Busse, es wird dir wol Noth seyn; denn du hast es zu grob gemachet, und deiner Sünden ist mehr, als der Sandkörnlein am Meer. Lieber, wie magst du dich der Seligkeit trösten, der du aller Sünden, Büberey und Schalckheit voll bist? wilst dich trösten der Zuversicht auf Christum, so du doch jederzeit diesen gelästert hast: stelle dein Datum gleich auf alle Zuversicht zu GOtt, so wirst du dennoch verdamt, und kerest hinunter in die Hölle, das ist dein rechter Lohn, und warten bereits viel Teuffel auf dich, wo bleibet deine Hoffnung auf GOtt? du heuchlest dir selber, und tichtest dir eine nichtige Hoffnung, so es doch alles umsonst und vergebens ist, es wird nichts daraus, hoffe so lang du wilt. Kanst du dich auch deiner guten Werck rühmen? hinter sich hinaus, es ist zu spat mit deiner Buß.

Noch eines, Fauste, sage mir die Warheit, was gilts, es fichtet dich deine Seligkeit nicht soviel an, als wenn du bedenckest, daß du bald sterben must, und must die angeneme Beywohnung der Welt verlassen, du must verlassen gute Freunde und Gesellen: solte es dich nicht betrüben und bekümmern, daß du von hinnen scheiden solst? sage, ist dem nicht also?

D. Faustus schwiege still und gab darauf keine Antwort, brachte die Nacht zu mit schwermütigen Gedancken, und als [563] es Tage ward, beruffte er zu sich seinen Famulum, daß er den vorigen Magistrum mit sich brächte, welcher denn bald mit noch zweyen Studenten kam. Als ihm nun D. Faustus, nachdem sie Sitze genommen, angesaget, was der Teuffel in vergangener Nacht für ein Gespräche mit ihm [557] gehabt, antwortet der Theologus: Ja es ist nicht ohne, der Teuffel kan solche Stücke hervor bringen, und will sich damit behelffen, wenn er denn wieder zu euch kommet, so sprecht getrost: Hörest du Satan, diese und jene Beschwerungen, meiner Seligkeit halben, hast du mir vorgehalten; ich bekenne, daß ich ein armer Sünder bin, daß ich ein schwergefallener Sünder bin, aber die Barmhertzigkeit GOttes, so Er durch die Liebe seines Sohns über alle hat reichlich ausgeschüttet, ist weit grösser. GOtt hat nie keinen Sünder verstossen, der ernstliche Busse gethan hat, auch in der Stund seines Todes nicht, wie dem Schächer am Creutz. So hab ich auch einen guten HErrn, einen solchen Richter, deme wol abzubitten ist, einen getreuen Advocaten und Vorsprecher, JEsum Christum den Seligmacher, der wird mich vertretten bey seinem himmlischen Vatter. Und daß du mir die Verdamniß vorwirffst, das ist bey dir nichts neues, das ist dein altes Liedlein, du bist ein Lästermaul, und kein Richter, ein Verdamter, und kein Verdammer. Du wirffst mir auch meine bösen Werck für, das bekenne ich, daß nichts Gutes um und an mir ist, aber von meiner Ungerechtigkeit fliehe ich zu meinen Gerechtmacher JEsu Christo, ja zu seinen Gnadenthron, in seine Hände und Barmhertzigkeit befehle ich meine Seele.

Und mein Herr D. Fauste, sagt endlich der Theologus, seyd ohne Sorg, und wenn der Teuffel mit Disputiren wieder an euch will, so haltet ihm mit dem Wort GOttes diese Streich auf.

[558] Anmerckung.

I. Dieser wolgemeinte und in GOttes Wort gegründete Unterricht, so von dem Theologo dem D. Fausto allhie gegeben worden, könte nun dienen andern Zauberern und Hexen zu einer Warnung, daß sie in ihren schweren Sünden nicht beharrlich fortfahren bis an ihr Ende, weil der Teuffel sobald mit seinem Verdamniß-Liedlein aufgezogen [564] kommt, und die Buß, Bekehrung und Seligkeit nicht versäumen noch verschertzen.

Hier ist die Gnadenzeit, hier können sie noch Busse thun und Vergebung ihrer Sünden bey GOTT erlangen, denn es heisset wie wir singen: Hier alle Sünde vergeben werden. Cyprianus sagt an einem Ort: Quando isthinc excessum fuerit, nullus jam locus pœnitentiæ est, nullus satis-factionis effectus. Hîc vita aut amittitur aut tenetur. Das ist: Wenn du von dannen wirst geschieden seyn, so wird kein Ort hernach mehr seyn Buß zu thun: hier wird das Leben entweder erhalten oder verloren. Wie der Baum fällt, so wird er liegen, Eccles. 11. v. 3. Darum heut, so ihr die Stimme deß HERRN höret, so verstocket eure Hertzen nicht, Psalm 95. v. 8. sonst möchte auch der gerechte GOTT an euch diese seine Drohwort erfüllen und wahr machen, die darbey stehen: Ich hab geschworen in meinem Zorn, sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.

Darum kehret um, kehret um, ihr elende Leut, gedencket wovon ihr gefallen seyd, thut Buß, thut hertzliche ernstliche Buß. Von GOTT zum Teuffel fallen, das ist der schwerste Fall, der je geschehen kan: aber von diesem Fall aufstehen, und vom Teuffel wieder zu GOTT tretten, das ist die gröste Buß die geschehen mag. Es sey aber der Fall und die Buß so schwer sie wollen, so ist doch diese nicht unmüglich: gedencket an den König Manasse, und seine Buß, und ergreiffet die Mittel zur Bekehrung! saget dem Teuffel mit Ernst ab, und ergebet euch von neuem euerm HErrn CHristo, treibet das liebe Gebet von Hertzen, so wird sich GOTT euer auch wieder erbarmen; denn wer also zu Ihm kommt, den will Er nicht hinaus stossen, Johann. 6. vers. 37.

Im widrigen Fall wird er euch ewiglich von seinem [559] Angesicht wegstossen, und werdet ihr nimmermehr keine Erbarmung, sondern ewige Abstraffung zu gewarten haben.

Rislerus erzehlet in seinen Himmel-Predigten, pag. 21. dieses Exempel: daß als Anno 1615. den 1. Decembris, zu Buxtehude in S. Peters Kirch der Prediger deß Orts auf der Cantzel eine eiferige und ernste Vermahnung angestellet, daß sich die Hexen und Zauberinnen solten bekehren, und dabey diese Wort gebrauchet: Sihe, wirst du von deinem gottlosen teuffelischen Leben und Wesen nicht abstehen, und meiner Vermahnung folgen, so wird GOtt gewiß und warhafftig mit Donner und Blitz herein schlagen zu dir, ja wirst du, die du bisher mit dem Teuffel gebuhlet, und damit greulich und abscheulich wider GOtt gesündiget, nicht zu GOtt dem HErrn durch wahre Buß und Besserung deines Lebens kommen, so wird Er gewiß und warhafftig in seinem grimmigen [565] Zorn mit seinem Donner und Blitz zu dir kommen und dich nicht allein hie zeitlich, sondern auch dort ewiglich mit Feuer straffen.

Da er kaum diese Wort ausgeredet, da hat GOTT der HErr seinen Donner und Blitz kommen lassen, und damit über alles Volck geschlagen, da man zuvor am selbigen Tag nicht donnern gehört, auch kein Schlag mehr hernach geschehen. Was hat aber GOtt damit anderst gethan, als daß er die Wort deß Predigers gleichsam hat bekräfftiget, und daß sein Donner und Blitz die, so sich nicht in der Gnaden-Zeit zu ihm bekehren, dort ewiglich treffen werde; da Er über sie wird regnen lassen Blitz, Feuer und Schweffel, und wird ihnen ein Wetter zu Lohn geben, Psalm 11. v. 6. Idem l. c. p. 380.

[566]
Das 7. Capitel
Das siebende Capitel.
Von D. Fausti Schwermütigkeit und verzweiffelten Gedancken, seiner Seligkeit halben.

D. Faustus hatte gleichwol etliche Tag lang Ruhe für dem Teuffel. Einsten aber zur Nachtzeit kam ihm im Bette eine Angst an, daß er nicht wuste, wo er bleiben solte, es kamen ihm allerhand verzweiffelte Gedancken ins Hertz (ohne [560] Zweiffel aus Eingeben deß bösen Geists) als, es wird doch damit nichts seyn, daß GOtt mir solte barmhertzig und gnädig werden, ich hab es allzu grob gemacht mit meinen Sünden: GOTT kan nicht gleich Sünde vergeben, wie wir meinen, es ist zu spat mit meiner Buß und Bekehrung; komme ich zur Vergebung meiner Sünden, und zur Gnade GOttes, so werden gewiß auch die Teuffel selig, zumaln ich ja nicht geringere Stücke gethan, verbracht und ausgewürcket, denn was die Teuffel selbst thun: zudem so ist das Büssen ja nicht wol müglich, weil ich GOtt meinen Schöpffer hab aufgegeben, und alles himmlische Heer, denen hab ich abgesagt, dagegen mich versprochen, daß ich deß Teuffels eigener seyn wolle mit Leib und Seel: diß ist nun eine Sünde in den Heiligen Geist, die nimmermehr kan und mag vergeben werden; darum kan ich nicht glauben, daß ich bey GOtt wieder zu Gnaden könne kommen.

Mit solchen verzweiffelten Gedancken hat sich D. Faustus die gantze Nacht durch geschleppet, und als er Früh aufgestanden, hat er abermal nach obgedachtem Magistro geschickt, ihm, so bald er in die Stuben getretten, die Ursach solches so frühen Beruffens vorgehalten, und gesagt es ist mir leid, daß ich euch, Herr Magister, so viel bemühe, denn ich besorge je, daß keine Hülff noch Raht bey mir wird Statt haben, daß ich doch verdamt seyn und bleiben werde.

Worüber denn der Theologus von Hertzen erschrocken, erinnert ihn deßwegen viel aus heiliger Schrifft, legte ihm nochmals die Exempel derer vor die Augen, welche GOtt, ob sie sich schon schwerlich [561] versündiget, wieder zu Gnaden hat aufgenommen: und solche jetzt von ihm erzehlte verzweiffelte[567] Gedancken, sagte er, wären lauter gifftige Pfeile deß leidigen Teuffels, und solcher Gestalt hat er auch gleichsam Thür und Thor zur Verzweifflung aufgethan; wo ihr nun diesen verzweiffelten Gedancken Statt und Raum gebet, so stehet die ewige Verdamniß und Hölle für euch schon offen. Darum bey leibe nicht also! verbannet vielmehr solche Gedancken aus eurem Hertzen, und lasset solche bey euch nicht einwurtzeln, denn sie rühren vom Teuffel her, der machet euer Hertz betrübt, und ängstiget es, gleich als hättet ihr einen unerbittlichen GOtt.

Demnach, wenn solche Gedancken bey euch aufsteigen, als wolle sich GOtt euer nimmer erbarmen, so sprecht: Teuffel sihe, kommst du abermal, ich hab forthin nichts mehr mit dir zu schaffen, denn GOtt betrübet nicht, schröcket nicht, tötet nicht, sondern ist ein GOtt der Lebendigen, hat auch seinen eingebornen Sohn in diese Welt gesandt, daß er die Sünder nicht schröcken, sondern trösten solle; auch ist Christus darum gestorben und wieder auferstanden, daß er deß Teuffels Werck zerstörete, ein Herr darüber würde, und uns lebendig machte. Derhalben sollet ihr in solcher Schwermut und Anfechtung einen Mut fassen, und gedencken, ich bin forthin nicht mehr eines Menschen, viel weniger deß Teuffels, sondern Gottes Kind, durch den Glauben an Christum in welches Namen ich mich meiner heiligen Tauff erinnere: ich hab mir nicht Leib und Seele gegeben, sondern der allmächtige Schöpffer hat sie mir gegeben, darum hab ich auch nicht Macht mich deß Bundes meiner heiligen Tauffe zu verzeihen.

[562] Auf diese tröstliche Erinnerung pochet, Herr Doctor, unverzagt, dencket nicht zuruck was ihr gethan, sondern nemet euch für, wie ihr dem Teuffel und seinem Eingeben möget kräfftigen Widerstand thun mit dem Wort GOttes; und wenn ihr zu Bette gehet, so sprecht: Ach lieber GOtt, ich bin freilich ein armer grosser Sünder, und finde nichts denn Ungerechtigkeit bey mir, aber dein lieber Sohn hat mehr Gerechtigkeit mir und allen bußfertigen Sündern mitzutheilen, als wir alle von ihm nemen und begehren können, um welches willen Du getreuer GOtt und Vatter mir wollest gnädig [568] und barmhertzig seyn, Amen!

Anmerckung.

I. Daß D. Faustus allhier saget, daß sein teufflisches geführtes Leben und Wesen eine solche Sünde sey, die nimmermehr könne und möge vergeben werden, als fraget sichs, ob denn die Zauberey sey eine Sünde in den Heiligen Geist.

Hierauf antwortet unter andern Herr M. Freudius, Gewiss. Frag. von Zaub. qu. 6. also: die Zauberey-Sünde ist nicht peccatum irremissibile, eine solche Sünde, die nicht solte können vergeben werden, denn das ist allein die Sünde in den Heiligen Geist, Matth. 12. v. 31. 32. mit welcher zwar die Zauberey-Sünde sehr nahe verwandt ist, aber doch ist sie mit derselben nicht eines: oder die Zauberey-Sünde ist eigentlich nicht die Sünde in den Heiligen Geist selbsten, denn diese hat keine Vergebung; aber die Zauberey-Sünde kan vergeben werden, wie die Erfahrung und die Exempel bezeugen. (Besihe oben im andern Theil, deß ersten Capitels Anmerckung.)

So ist auch solche Verbündniß und Ergeben nach Prætorii Meinung, nicht bey allen eine Sünde in den H. Geist, wie die Verständigen wollen. Denn das ist Sünde in den H. Geist, wenn jemand durch den H. Geist Christum und sein wahres Wort recht erkennet hat, und davon freventlich und mutwillig abfällt, dawider redet und lästert wider sein Gewissen, und hasset und verfolget Christum, und was dem angehöret, und bleibt [563] denn auch in solcher Bosheit verstockt, ohne Reu und Buß, und verzweiffelt endlich an Gottes Barmhertzigkeit. Solche Sünde kommt aus teufflischer Bosheit, wie in Juda war, und in Simone dem Zauberer, und Juliano dem Abtrünnigen, etc.

Diß mag nicht alsbald allen Zauberern zugerechnet werden, denn ihrer viel Christum entweder nicht haben erkant, oder nicht ausdrücklich verläugnet, viel weniger verflucht oder gelästert: oder aber haben darvon abgelassen, und sich bekehret. Welches von denen sonderlich zu trauen, die es mit Thränen, Hoffnung und Gedult in höchster Marter beständiglich bekennen. Bis hieher Prætorii Wort im Gründlichen Bericht von Zauberey, c. 10. p. 153.

[Nota 1. Die Sünde in den H. Geist ist nicht eine Lebens-Sünde, welche mit bösen Sitten begangen wird, sondern eine Lehr-Sünde, die wider das Wort GOttes ausgeübet wird, und wider die Göttlichen Wunder, mit denen solches Wort versiegelt und bekräfftiget wird. Denn obschon der, welcher mit solcher Sünde behafftet und vergifftet ist, freilich wol auch ein gottloses Leben führet, Matth. 7. v. 16, so [569] bestehet doch das Esse formale und eigentliche Wesen solcher Sünde nicht in dem bösen Leben, sondern im bösen Glauben oder Unglauben, und in Verläugnung deß rechten wahren Glaubens. 2. Die Sünde in den H. Geist lauffet directe wider die Warheit deß Evangelii. 3. Die Lehr deß Evangelii muß von denen, die in den H. Geist sündigen, vorher seyn erkant worden. 4. Die Sünde in den H. Geist muß nicht geschehen aus Schwachheit deß Fleisches und der Furcht der Gefahr, noch aus Zwang und Betrug anderer Leute, sondern aus einem sich selbst gelassenen, vorsetzlichen und freyen Willen. 5. Wer die Sünde in den H. Geist begehet, der verlaugnet, lästert und widerficht die Warheit, und stösset alle Mittel zur Seligkeit gäntzlich von sich.

Wir können nicht wissen, ob einer und der ander in der Sünde, die uns verdächtig vorkommet, bis ans Ende beharren, und nicht etwan in agone mortis, noch in dem letzten Todesseuffzer, ernste Buß thun werde; darum kan man davon à priori und von vornen her nichts gewisses wissen: Weil aber gleichwol GOTT, der strenge Richter alles Fleisches, sein scharffes Gericht zu Zeiten selbst offenbaret, daß wir sehen und augenscheinlich verspüren, wie jemand beharrlich und endlich in der Lästerung und Feindseligkeit gestorben und [564] verdorben sey, so können wir gleichsam à posteriori und von hinten her das Urtheil fällen, ein solcher Mensch habe in den Heiligen Geist gesündiget.

Obschon alle, die in den Heiligen Geist sündigen, verzweiffeln, so sündigen doch nicht alle, die verzweiffeln, wider den Heiligen Geist, sunt hæc ἀναστρέφοντα, non ἀντίστροφα, et ex utraque parte reciproca.

Unfehlbare Kenn- und Merckzeichen bey denen man zimlicher massen schliessen und abnemen kan, welche Leute verstockt, oder je zum wenigsten der Verstockung nahe getretten seynd, denn es præsentiren sich an diesen Laster sonderbare Gradus.

Der Erste ist Ungehorsam, wenn man der heilsamen Lehr nicht glauben, noch treuhertziger Straff und wolgemeinter Vermahnung und Warnung folgen will, 1. Sam. 15. v. 23.

Der ander Grad ist Neid, Feindschafft und Mißgunst, auch unzeitiges Eifern und Splitterrichten, wider rechtschaffene Lehrer, die ohne Scheu straffen im Thor, denen man denn im Hertzen gram und feind wird.

Der dritte Grad ist Schelten und Lästern, wenn der innerliche Haß herausser bricht in feindselige Wort und Geberden.

Der vierdte Grad ist Verfolgung, wenn man sich gegen die, welche ihres Amts und Gewissens pflegen, würcklich setzet, und ihnen alles Hertzenleid anleget, und allerley Schaden zuziehet. Das alles ist schon ein unbetrüglicher Vortrab eines verstockten Hertzens.

[570] Zu welchem der fünffte Grad schreitet, die αὐτοκατάκρισις und das eigene Zeugniß eines bösen Gewissens, daß ein solcher Mensch gedencket: O es ist doch mit dir geschehen, du hast keinen Part und Theil mehr am Himmelreich, darum wilst du die Hölle eben so mehr recht verdienen, und alles thun, was dir nur gefällt.

Wo sich das findet, da hat man den Anfang der Verstockung hinweg und die ist ein gewisser Gefert der Sünde wider den Heiligen Geist.

Wir können mit Augustino, schreibt D. Walther Conc. 28. sup. Epist. ad. Hebr. die beharrliche Unbußfertigkeit für kein wesentliches Stück der Sünde in den Heiligen Geist halten, sondern nur für einen untrennlichen Geferten, und solche Eigenschafft und Würckung, die allezeit bei dieser Sünde befindlich, und gleichsam mit ihr verbrüdert ist, denn sonsten wolte [565] folgen, daß alle die, so in Unbußfertigkeit beharren, sie sündigten auch wie sie wolten, der Lehr oder dem Leben nach, dieser Sünde in den Heiligen Geist schuldig wären, welches aber nicht Bestand haben mag, sintemal je die Mörder und Todschläger, die Hurer und Ehebrecher, die Dieb und Räu ber, samt anderm losen Gesindlein, in ihren Todsünden beharren können, und sündigen doch nicht wider den Heiligen Geist.

Folgen wolte auch, daß vor seinem Ende niemand in den Heiligen Geist sündiget, weil die Unbußfertigkeit alsdenn erst beharrlich heisset, wenn der Mensch in derselben verstirbt, da doch Christus von den Phariseern noch bey ihrer Lebenszeit zeuget, daß sie wider den Heiligen Geist geredet haben.

[571]
Das 8. Capitel
Das achte Capitel.
D. Faustum fichtet der Teuffel an, wegen der Versehung GOttes.

D. Faustus hat sich von der Zeit an zimlich wider den Teuffel gelegt; denn ihm ward von einem seiner guten Freunde, der ein grosses Mitleiden mit ihm hatte, die H. Bibel in die Hand gegeben, ja darinn die vornemsten Machtsprüche hierzu dienlich, bemercket, daß er sie bald aufschlagen, und daraus Trost haben uud schöpffen möchte. Dieses nun war dem Teuffel nicht angenem, und weil er ihm nicht anderst beykommen kunte, versuchet er ihn davon abwendig zu machen, kommt deßwegen nach etlichen Tagen auf einem Abend zu ihm, und spricht: es ist nicht ohne, daß dein Hertz jetzund anderst gerichtet ist, als es nie gewesen, es fehlet etwan auch nicht weit, du möchtest die Barmhertzigkeit GOttes, und was sein Will ist, ergreiffen, und zu solcher Erkäntniß kommen, aber eines fehlet dir noch sehr, dahin du nimmer dencken wirst. Denn GOtt hat Gute und Böse erschaffen, also bleibet es vom Anfang bis zum Ende der [566] Welt. Denn du bist nicht erwählet zur Seligkeit, sondern bist ein Stück vom bösen Baum, und wenn du gleich alle Tugend und Frömmigkeit dieser Welt an dir hättest, so bist du doch nicht zum ewigen Leben versehen. Dargegen die so auserwählet sind, ob sie schon Sünde gethan, und also sterben, so seynd sie doch gute Bäume, und im Anfang zu dem ewigen Leben versehen. Denn GOtt hat Gute mit den Bösen erschaffen, darbey lässet Ers auch bleiben, und nimmet sich der Menschen weiter nicht an, wie sie auch leben und sterben, bis zu dem allgemeinen Gerichte: Wer denn zu dem ewigen Leben erkoren ist, der kommt darein, also ist es auch mit den Verdamten; darum ist es nichts mit deinem Vorhaben, daß du allererst um dich sehen wilst, wie du möchtest in das ewige Leben kommen, so du doch von Anfang nicht darzu versehen bist.

Dieses war nun dem D. Fausto eine seltzame Predigt, und dachte solchem eine gute Weile nach, daß er auch endlich [572] sagte: Es mag warlich wol also seyn, ich werde zu dem ewigen Leben nicht seyn geboren, dieweil doch alles Firmament und Gestirn deß Himmels ausweisen, was dem Menschen Gutes und Böses begegnen solle, und solche Exempel lauffen täglich für, daraus geschlossen werden kan, wie GOTT im Anfang sein Werck, Geschöpffe und Creaturen hat verordnet, daß solcher Lauff werde gehen bis an der Welt Ende. Nun ist der Mensch auch GOttes Creatur, zu Bösen und Guten, wie ihn GOtt hat erschaffen, geneigt, darüber ich jetzt nicht weiter disputiren will. Bin ich zum ewigen Leben versehen, [567] so wird es seyn müssen, wo nicht, so muß ich wol, wie andere, Haar lassen.

Als nun gleich deß andern Tags, vielleicht aus GOttes Schickung, mehrgedachter Geistliche samt dreyen andern Studenten D. Faustum besuchte, fande er denselben etwas freudiger zu Mut weder sonsten, vermeinte demnach, der Trost aus dem Wort Gottes habe ein solches verursachet; allein er befand sich in seinem Wahn betrogen, da er vernahme, daß solches aus dem Gespräche, so der Teuflel mit dem armseligen Fausto von der ewigen Versehung gehalten, hergerühret: daher dieser gute Geistliche bey sich selbst geschlossen, daß es fast mißlich seyn würde mit dem D. Fausto, seiner Bekehrung halber, denn er gebe seiner Vernunfft zu viel Raum und Statt, daß ihn daher der Teuffel leichtlich gefangen nemen könte.

Darum sagte er, nachdem er Sitze genommen, zum D. Fausto: Er solle seine Vernunfft in solchen hohen Articuln der Versehung GOttes nicht urtheilen lassen, sondern sie unter den Glauben gefangen nemen, und alles das aus seinem Sinne verbannen, was ihm der Teuffel vorgeschwätzet habe. Denn, fähret er fort, menschliche Vernunfft und Natur kan GOtt in seiner Majestät nicht begreiffen, darum sollen wir nicht weiter suchen noch erforschen was GOTTES Wille in diesem seye, als was uns erlaubet und befohlen ist. Sein Wort hat Er uns gegeben, darinn Er reichlich offenbaret hat, was wir von ihm wissen, halten, glauben, und uns zu Ihm versehen sollen, nach demselben sollen wir uns richten, so werden wir nicht irren; wer aber von GOttes Willen, Natur und Wesen, Gedancken hat [568] ausser dem Wort, will mit [573] menschlicher Vernunfft und Wissenschafft aussinnen, der macht ihm viel vergebliche Unruhe und Arbeit, und fehlet sehr weit. Denn die Welt, spricht S. Paulus 1. Corinth. 1. v. 21. durch ihre Weisheit erkennet GOtt nicht in seiner Weisheit, auch werden diese nimmermehr lernen noch erkennen, wie GOtt gegen die gesinnet sey, die sich darmit vergeblich bekümmern, ob sie versehen oder auserwählet seyn?

Welche in diese Gedancken gerathen, denen gehet ein Feuer im Hertzen an, das sie nicht löschen können, also daß ihr Gewissen nicht zufrieden wird, und müssen endlich verzweiffeln. Wer nun diesem Unglück und ewiger Gefahr entgehen will, der halte sich an das Wort! so wird er finden, daß unser lieber GOtt einen starcken vesten Grund gemachet und geleget, darauf wir sicher und gewiß fussen mögen, nemlich Jesum Christum unsern HErrn, durch welchen allein, und sonst durch kein ander Mittel wir ins Himmelreich kommen und gelangen mögen: denn Er und sonst niemand ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Sollen wir nun GOtt in seinem Göttlichen Wesen, und wie Er gegen uns gesinnet sey, recht und warhafftig erkennen, so muß es durch sein Wort geschehen; und eben darum hat GOtt der Vatter seinen eingebornen Sohn in die Welt gesand, daß Er solte Mensch werden, allerdings uns gleich, doch ohne Sünde unter uns zu wohnen, und des Vatters Hertz und Willen uns zu offenbaren; wie Ihn denn der Vatter uns zum Lehrer geordnet hat, da er vom Himmel, bey seiner Tauff am Jordan, geruffen, diß ist mein lieber Sohn, [569] den solt ihr hören; als wolte er sagen: es ist vergebens und umsonst was Menschen vornemen, meine göttliche Majestät zu erforschen, menschliche Vernunfft und Weisheit kan mich nicht begreiffen, ich bin ihr viel zu hoch und groß, nun aber will ich mich klein genug machen, daß sie mich ergreiffen und erkennen können, ich will ihnen meinen eingebornen Sohn senden, und also geben, daß Er soll ein Opffer, ja ein Sünd und Fluch für sie werden, und Er soll mir hierinn Gehorsam leisten bis zum Tod, ja zum Tod des Creutzes: Diß will ich hernach predigen lassen in aller Welt, und die daran glauben, sollen selig werden. Das meinet denn S. Paulus, da er [574] 1. Corinth. 1. spricht: Weil die Welt durch ihre Weisheit GOtt in seiner Weisheit nicht erkante, gefiele es GOtt wol, durch eine thörichte Predigt selig zu machen, die so daran glauben.

Das heist je die Göttliche Majestät klein und begreifflich genug werden, daß ja niemand darüber klagen kan, daß einer wolte vorgeben, er wisse nicht wie er mit GOtt daran sey, was er sich zu ihm versehen soll, ob er auch zum ewigen Leben erkoren seye, u.s.w.

Man kan die schwere Anfechtung von der ewigen Versehung der Auserwählten, die schon ihrer viel sehr hoch betrübet, nirgend besser suchen, ja finden und verstehen, als in den Wunden Christi, darein gleichsam GOtt geleget hat Gutes und Böses: nemlich, glaubst du daß das Blut Christi am heiligen Creutz für dich vergossen seye, so bist du schon versehen zum ewigen Leben, wo aber der Glaub nicht da ist, so ist solches Blut Christi, und solch theures Opffer am Creutz, an dir verloren.

[570] Derhalben Herr Doctor sollet ihr diesem verführischen Vorhalten deß Teuffels, von der ewigen Versehung, weder Glauben noch Gehör geben. Denn GOtt der Herr hat die Engel, so gefallen seynd, auch fromm und gut geschaffen, aber sie haben nicht also bleiben wollen, darum hat sie auch GOtt in ihrer Klugheit fahren lassen, daß sie aus guten böse worden.

Anmerckung.

I. Weil uns der Teuffel mit der ewigen Versehung GOttes so hoch und schwerlich zu mancher Zeit zu versuchen pfleget, und uns darinn gern verwirren und in Verzweifflung bringen wolte, wollen wir hieher setzen, was hievon Herr Lutherus seliger erinnert; er sagt aber: man disputire beyleibe nicht viel von der Versehung, also hat mir oft Doctor Staupitz gerathen, und gesagt, wilt du von der Versehung disputiren, so fahe an von den Wunden Christi, so wird zugleich alles Disputiren aufhören und fallen: wiederum, wenn man ihr nachhängt, und will viel disputiren, so muß Christus, sein Wort und Sacrament weichen; ich vergesse alles, was Christus und Gott ist, wenn ich in diese Gedancken komme, darum halt du dich nur an das Wort, bey [575] demselbigen bleibe, in welchem sie Gott geoffenbaret hat! da hast du den rechten Weg deines Heils und deiner ewigen Seligkeit, wenn du Ihm nur glaubest, aber in der blosen Versehung vergessen wir Gottes, da höret das Laudate auf, und das blasphemate gehet an; denn in Christo JEsu alle Schätze verborgen liegen, ausser ihm aber seynd sie gar verschlossen. Derhalben bilde dir Christum gar wol ein, so ist die Prædestinatio schon im Werck bis allbereit versehen, denn GOtt hats zuvor versehen, daß sein Sohn leiden werde um der Sünden, nicht um der Gerechtigkeit willen, wer das glaubt, der soll das liebe Kind seyn, und hinwiederum.

Darum soll man in diesem Articul also gedencken, GOtt ist warhafftig, läugt noch treugt nicht, das weiß ich, derselbige hat mir seinen eingebornen Sohn geschencket mit allen seinen Gütern, hat mir gegeben die H. Tauff, das Sacrament deß wahren Leibs und Bluts seines lieben Sohns. Wenn ich also gedencke an die grosse unaussprechliche Wolthaten die mir [571] GOtt der himmlische Vatter um Christi willen, aus lauter Gnade und Barmhertzigkeit gegeben hat, ohn allen meinen Verdienst, gute Werck und Würdigkeit, und bleibe auf solchen Gedancken vest stehen, so ist die Versehung voll Trostes und bleibet vest und beständig, wo nit, so ists dahin und geschehen.

Und weiter sagt er: aber die Ursach, warum GOtt diesen oder jenen nicht erwählet, soll man auf unsern HErrn GOtt nicht legen, sondern auf den Menschen, dem soll man die Schuld geben, nicht GOtt; denn die Verheissungen seynd universales, allen Menschen gegeben und versprochen, niemands ausgenommen, er sey wer er wolle, ohne Unterscheid. Nun will aber GOtt, daß alle Menschen selig werden, darum ist die Schuld nicht unsers HErrn GOttes, der es verheist, und was er zusagt, treulich und gewiß halten will, sondern unser die wirs nicht glauben wollen. Bis hieher Lutherus.

Wenn die Lehr von dem Absoluto Decreto, von dem blosen Rahtschluß GOttes wahr wäre, da von ihm, wiewol fälschlich und ohne Grund deß Worts GOttes, vorgegeben wird, daß er den meinsten Theil der Menschen aus blossem Willen und Wolgefallen, ohne Ansehung ihrer Sünde und Unglauben, zur ewigen Verdamniß verstossen, denen er auch um deß willen den wahren seligmachenden Glauben nicht geben wolle, das sie nicht können anderst thun, u. d. g. so müste daraus folgen, das Gott nicht eine geringe Ursach der Gottlosen, ja hier insonderheit an des D. Fausti und anderer Zauberer und Hexen Abfall wäre, und folgends auch des Bundes, den sie mit dem Teuffel aufrichten. Denn ob zwar GOtt keinen Gefallen an diesen schweren Sünden habe, so müste er doch dieselbe um dieses seines blossen Rathschlusses willen[576] wollen, als nach welchem er die jenige, die sich dieser Sünde ergeben, und in den Zauber-Bund mit dem Teuffel tretten, nicht zur Seligkeit erwählet, sondern übergangen, und zur ewigen Verdamniß verstossen und verworffen, daher er auch ihre Hertzen efficaciter, kräfftiglich und würcklich verstocke, daß sie vasa iræ und Gefässe seines Zorns seyn sollen, und habe sie zur Verdamniß veordnet, daß seine Gerechtigkeit an ihnen geoffenbaret werde. Denn wenn sie GOtt hätte wollen selig haben, wenn sie mit unter die Auserwählte gehöreten, und sich, zum Exempel, der Zauberey und dem Teuffel, nicht hätten ergeben sollen, so hätte sie auch Gott nie darein fallen lassen, er hätte sie darfür wol behütet, und ihnen keine Gelegenheit darzu an die Hand kommen lassen, sich dieser schweren Sünden theilhafftig zu machen, und in deß Teuffels Gesellschafft zu gerathen.

[572] Aber daß diese Lehr falsch sey, wird aus GOttes Wort genugsam bewiesen, als welches saget: Er wolle nicht daß jemand verloren werde, 2. Petr. 3. v. 9. sondern Er wolle, daß allen Menschen geholffen werde, 1. Timoth. 2. v. 4. der hab uns auch nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen, durch unsern HErrn JEsum Christum, der für uns gestorben ist, 1. Thessal. 5. v. 9. schweret auch einen theuren Eid, so wahr Er lebe, Er hab keinen Gefallen am Tod deß Gottlosen, sondern Er wolle daß er sich bekehre, und lebe, Ezech. 33. v. 11.

Er hat auch den Menschen erschaffen zu dem Ende, daß er solte ewig leben, denn Er hat ihn nach seinem Ebenbild erschaffen. Und wenn von ihm in heiliger Schrifft gesagt wird, daß Er ihnen einen verkehrten Sinn gebe, das Hertz verstocke, oder mit Blindheit deß Hertzens schlage, so hats gar nicht den Verstand, als ob Er die Verstockung, Blindheit und verkehrten Sinn in den Hertzen würcke, sie darmit erfülle, und dahin treibe, daß sie, die Menschen, nicht anderst thun könten, als bös und gottlos seyn: sondern es ist dieses permissivè desertivè und privativè zu verstehen und also: daß, weil GOtt ein allwissender und beneben dem auch ein gerechter GOtt ist, der Hertzen und Nieren prüfet, und wol weiß, was inwendig in dem Menschen ist, und daher auch die Bosheit in solcher Menschen Hertzen zuvor sihet und weiß, dem auch dieses vorher bekant ist, daß sie ihnen weder wollen noch werden zur Bekehrung und Seligkeit helffen lassen, so entzeucht Er auch ihnen aus gerechtem Gericht seine Gnade, weichet damit von ihnen hinweg, und lässets zu, daß sie der Teuffel in seine Stricke bringet, und sie also aus seinem Gnaden-Bund in deß Teuffels-Bund tretten, dem Teuffel dienen, und seine Wercke vollbringen, auch endlich, wenn sie sich nicht bekehren, ewig verdamt und verloren werden.

[577]
Das 9. Capitel
Das neundte Capitel.
Dem D. Fausto träumet von der Hölle.

DIeser obige Trost des Magisters, nachdem selbiger mit den andern seinen Abschied von D. Fausto genommen, wolte eben so wenig bey ihm [573] fruchten, als die vorigen, und mit solchen bekümmerten Gedancken legte er sich damals auf dem Abend ungeessen und ungetruncken zu Bette, hatte zwar bey sich in der Kammer seinen treuen Famulum, den Wagner, aber tausenderley verzweiffelte Gedancken betrübten seine Seele, die ihn denn so bald, ob ers schon gewünschet, nicht einschlaffen liessen, noch die Ruhe gönneten: Ach, sprach er gantz wehemütig, ich armseliger Mensch, O du unseliger Fauste, du bist wol mit allem Recht mit unter den Unseligen, da du alle Stunde deß Todes erwarten must, da du doch noch viel gute Zeit und Stunden hättest erleben können! Ach Vernunfft, ach Mutwill, Vermessenheit und freyer Will! O du Blinder und Unverständiger, der du deine Glieder, Leib und Seele so blind machest, blinder als blind! O zeitliche Wollust, in was Verderben hast du mich geführet, daß du mir meine Augen so gar verblendet und verdunckelt hast! Ach mein schwaches Gemüte, du meine betrübte Seele, wo ist, wo bleibet deine Erkäntniß? O erbärmliche Mühseligkeit, O verzweiffelte Hoffnung, da deiner nimmermehr gedacht wird! Ach Leid über Leid, Jammer über Jammer, wer wird mich daraus erlösen? wo soll ich mich verbergen? wohin soll ich mich verkriechen oder fliehen? ja ja, ich sey gleich wo ich wolle, so bin ich gefangen.

In solch und dergleichen bekümmerten Hertzens-Gedanken und Klagen, hatte D. Faustus doch diese Gnade, daß er nach Verstreichung weniger Stunden einschlummerte, und endlich recht einschlieffe; er schlieffe aber nicht so gar lang, denn er von einem bösen Traum verunruhiget, und wider aus dem Schlaff gebracht wurde.

[574] Es traumete ihm, als sehete er von seiner Kammer einher tretten mehr denn tausend böse Geister, welche sämtlich feurige Schwerder in den Händen hatten, und ihn zu [578] schlagen droheten, unter denen aber einer, als der Vornemste, sich hervorgethan, und mit erschröcklicher Stimm zu ihm gesprochen: Nun Fauste, seynd wir bereit dich einmal an den Ort zu bringen; von welchem du offt mehrere Wissenschafft zu haben verlanget hast, wir aber haben solches bis anher versparen wollen. Nun wirst du selbst sehen, was für ein mächtiger grosser Unterscheid seyn wird unter den Verdamten und den Auserwählten; welches dir etwan vor diesem ist gleich einer Fabel und einem Mährlein gewesen.

D. Faustus erwachte darob zur Stund, und hermete sich hefftig ob diesem Gesicht, denn er kunte ihm leichtlich die Rechnung machen, was deß Traumes Bedeutung seyn werde.

Anmerckung.

I. Wer auf Träume hält, der greifft nach dem Schatten, und will den Wind haschen: Träume seynd nichts anders denn Bilde ohne Wesen, sagt der Tugendlehrer Sirach im 34. v. 2. 3. Allein dem D. Fausto wird die Erfahrung im Wege gestanden seyn, sonderlich wenn ihm das Gewissen die Warheit wird geprediget haben, zumaln alle Träume ja nicht zu verwerffen seynd, als wodurch nicht nur einmal entweder Gutes gethan, oder Böses verhütet worden ist. Wir wollen aber nach Anleitung des Traums D. Fausti ingemein besehen, was von den Träumen zu halten, und ob sie alle ohne Unterscheid zu verachten seyn, und aus der Acht zu lassen.

Hiervon sagt Herr Freudius, Gewiss. Frag. von Zaub. qu. 104. also: wenn wir die heilige Schrifft, neben der[575]selben die tägliche Erfahrung anschauen, so finden wir vornemlich dreyerley Art der Träume, die einem Menschen fürkommen können.

Erstlich seynd Göttliche Träume, die von GOTT dem HERRN herrühren, und dahin gerichtet werden, daß sie seine Ehr, seines Worts und Willens Bestättigung, und der Leute Bekehrung, samt zeitlicher und ewiger Wolfart fortsetzen und an Tag geben; manchmal auch warnen, oder gar den Tod verkündigen.

Als der Erzvatter Jacob in Mesopotamien zog, und im freyen Feld sein Nachtläger aufschlagen muste, da sahe er bey der Nacht im Traum eine Leiter, die von der Erden bis in den Himmel reichte, auf derselben stund oben GOTT der Allmächtige, und redet mit ihm, und die heiligen Engel fuhren und stiegen daran auf und nieder, Genes. 28. v. 12. Das war ein rechter göttlicher Traum, dadurch ihm GOTT das hohe [579] Geheimniß von der Menschwerdung seines liebsten Sohns hat vorbilden wollen.

Dem Patriarchen Joseph hat Er durch zween unterschiedliche Träume vorher gezeiget wie es ihm mit der Zeit gehen, und was er für Glück erleben würde, davon zu lesen Genes. 37.

Dem König Salomon erschien der HErr auch deß Nachts zu Gibeon im Traum, und versprach ihm, daß er ihm Weißheit und Verstand in seinem Regiment verleihen, und ihn darzu mit Reichthum und Ehr dermassen segnen wolte, daß seines gleichen vor und nach ihm nicht auf Erden seyn solte, 1. Reg. 3. v. 5. et seq.

Und welches noch wunderbarer ist, so hat der ewige und gewaltige Himmelskönig solche seine Gnad nicht allein besagten heiligen gottsfürchtigen Männern widerfahren, sondern davon auch etlichen heidnischen Personen ein merckliches Stück und Blick sehen lassen. Denn den beyden Hofdienern deß Königs in Egypten, dem obersten Schencken und Becker offenbarete Er einem jeden im Traum, was es für ein End und Ausgang mit ihrem Gefängniß nemen und gewinnen würde, und liesse ihnen darauf durch Joseph anmelden, daß jener nach dreyen Tagen wieder zu seinem Amt erhöhet, dieser aber gehencket werden solte, Genes. 40.

[576] So thate er dem Pharao kund durch den Traum von den sieben dürren Kühen und Ähren, die so viel fette und volle verschlungen und auffrassen, daß eine Theurung sieben Jahr lang in Egypten einreissen würde, Genes. 41.

Und als Gideon wider die Midianiter kriegen und siegen solte, und deß Nachts an der Feinde Läger kam, da hörte er, daß einer dem andern einen Traum erzehlte von einem Gerstenbrod, welches das Lager der Midianiter darnider gerissen hätte; womit GOtt den Gideon trösten und stärcken wollen, daß er an dem Sieg wider sie nicht zweiffeln solte, Judic. 7. vers. 13.

So stehet bey dem Propheten Daniel im andern Capitel, wie GOtt dem Nebucadnezar, da er noch abgöttisch und unbekehret war, durch einen Traum eröffnet nicht allein die Monarchien, wie eine auf die andere folgen solte, sondern auch die letzte Zukunfft deß HErrn Messiæ, durch welche alle Regimenter auf Erden aufgehoben, und ein ewiges Reich gestifftet werden solte.

Gleichwie demnach GOtt der HErr seine Sonne aufgehen läst über die Bösen und Frommen, und läst regnen über Gerechte und Ungerechte, Matth. 5. v. 45. also wircket Er auch durch Träume bey den Gottseligen und Gottlosen, und gibt ihnen dadurch etwas gewisses zu erkennen. Und das hat er nicht allein im Gebrauch gehabt unter den Alten, sondern [580] auch im Eingang deß Neuen Testaments, immassen Er es durch den Propheten Joel C. 2. v. 28. geweissaget, dessen Weissagung S. Petrus erkläret, und auf seine Zeit deutet, Actor. 2. v. 17. Denn dem Pflegvatter deß HErrn, dem Joseph, ließ GOtt durch einen Engel im Traum berichten, was es mit seinem vertrauten Weib, der Jungfrau Maria, für eine Beschaffenheit hätte, und that ihm künfftig anderweit im Traum Be fehl, daß er das Kindlein und seine Mutter zu sich nemen und in Egyptenland fliehen, und daselbst verbleiben solte, bis daß Ers sagte, Matth. 1. v. 20. Nach dem Tod Herodis erhielt er abermals Befehl im Traum, daß er wiederkehren solte in das Land Israel, und ziehen in die Örter deß Galilæischen Landes, denn die wären gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben gestanden. Ibid. vers. 19.

Und von den Weissen aus Morgenland ist bekant, daß ihnen GOtt im Traum befohlen, sie solten nicht wieder zu Herodes lencken, sondern durch einen andern Weg ziehen in ihr Land. Matth. 2. v. 12.

[577] Unter solche göttliche Träume gehöret auch der Traum deß Weibes Pilati, deß Römischen Landpflegers, von welcher der Evangelist Matthæus aufgezeichnet, daß sie zu ihrem Herrn geschickt, da er auf dem Richtstul gesessen, und ihn warnen lassen, er solte nichts zu schaffen haben mit JEsu dem Gerechten, denn sie hätte die vergangene Nacht viel erlitten im Traum von seinetwegen. Matth. 27. v. 19.

Deßgleichen da Paulus zu Rom für den Käiser dargestellet werden solte, und er unterwegens schweren Schiffbruch erlitten hatte, so wurde er deß Nachts im Traum durch einen Engel versichert, daß ihm GOtt alle die geschencket hätte, die mit ihm im Schiff waren, daß ob sie schon in äusserste Gefahr gerathen würden, dennoch um seinetwillen sie alle miteinander erhalten werden solten, Actor. 27.

Und wenn wir die Kirchen-Historien, die sich nach der Apostel Zeiten zugetragen, durchblättern und aufschlagen, so mercken wir, daß es auch damals an göttlichen Träumen nicht allerdings gemangelt habe.

Hieher gehöret unter andern der Traum Carpi, deß Bi schoffs zu Troada, welcher, als er deß Nachts im Traum ein Gesicht gesehen, wie ein grosses Loch in der Erden gewesen, daraus lauter Feuerflammen zusammen geschlagen, und wie die bösen Geister einen verstockten Sünder fortgestossen, daß er in das Loch fallen solte, hab er Carpus seine Hände aufgehaben, und gebetten, der HErr JEsus wolte ihm gnädig seyn, und seinen H. Geist verleihen, daß er sich bekehrte, welches auch geschehen, wie Dionysius schreibet in Epist. ad Demophil.

Cyprianus der Bischoff zu Carthago erzehlet, daß unser HErr GOtt einem Pfarrer zur Pestilentz- und Sterbenszeit, durch einen Engel im Traum habe sagen lassen: pati timetis exire non vultis, quid faciam [581] vobis? ihr wollet nit leiden, (denn bey der grossen Verfolgung der Christlichen Kirchen in Africa wolte fast niemand um der Ehre Christi willen sein Blut vergiessen, noch das zeitliche Gut schwinden und fahren lassen, sondern männiglich bat, GOtt wolte ihrer verschonen, und die Verfolgung mit Gnaden abwenden, sie wolten gern frömmer werden: als sie aber nach erlassener Straff in Sicherheit geriethen, als zu geschehen pflegt, so schickte er eine schwere Pestilentz unter sie. Das wolte ihnen nun auch nicht gefallen, sie heuleten und weineten: derhalben offenbarete GOTT dem Pfarrherrn diß Gesicht im Traum, und befahl ihm, er solte [578] ihnen anmelden ihre Widerspenstigkeit) ihr wollet nicht willig sterben, wie soll ichs denn anderst machen? das war ein göttlicher Traum.

Didymus Alexandrinus betete wider Julianum, den abtrünnigen, und ärgsten Verfolger der Christen, daß GOtt seiner Tyranney steuren und wehren wolte, und hörete deß Nachts eine Stimme im Traum: Hoc die Julianus interfectus est, es wäre der Tyrann eben an dem Tag umge bracht worden. Das hat sich auch also befunden, denn wenig Zeit hernach kam die Botschafft und fröliche Zeitung, die es bestätigte. Sozom. l. 6. hist. Eccles. c. 2.

Monica, deß Augustini Mutter, war dieses ihres Sohns halben, der den Manichæern und ihren schädlichen Secten viel Jahr anhieng, mächtig betrübet, und konte niemals aufhören zu weinen, sondern bate den barmhertzigen GOtt fort und fort, er wolte ihn bekehren. Darüber entschlieff sie auf eine Zeit, da traumete ihr, wie sie an einem Tisch sässe, und ihr ein Jüngling erschien mit frölichem Angesicht in einem sichtbarlichen gläntzenden Kleid, der zu ihr sagte: Weine nicht, denn wo du bist, da ist er auch. Das hat das gottsfürchtige Weib aufgenommen als eine himmlische Antwort, und daraus die Hoffnung geschöpffet, daß ihr Gebet gewiß erhöret sey, und sobald sie deß Morgens früh aufgewachet, solchen Traum ihrem Sohn erzehlet. Der hat zwar Anfangs, wie er selbst bekennet l. 6. Confess. c. 13. solches Traums gespottet, ihn höhnisch verachtet, und zu seiner Mutter gesprochen: du hast etwa nicht recht verstanden, vielleicht hat der Jüngling so gesagt: Wo er ist, daselbst wirst du auch seyn; aber die gute Monica ist vest auf ihrer Meinung geblieben; und setzet Augustinus hinzu, er sey durch das Wort seiner Mutter hefftig beweget worden. Das macht, es war auch ein Traum von GOtt eingegeben, welcher mit der Zeit in seine überreiche Erfüllung gangen.

Käiser Mauritius wurde im Schlaff für Christi Richterstul gezuckt, und gefragt: wo wilt du, daß ich dich straffe wegen deiner filtzigen Kargheit, daß du so viel hundert gefangene Soldaten um ein so geringes [582] Geld nicht hast los kauffen, viel lieber dem Schwerd zu theil werden las sen wollen, hie in dieser, oder in jener Welt? Ach gerechter Richter, sprach der Käiser, du holdseliger Menschen-Freund, straffe hie, schone dort, und laß [579] mich hie wol büssen; wie denn auch kurtz darauf erfolget, ap. Cluver. p. 407.

Deß Käisers Valentis Gemahlin traumete einsten, ihr Kind sey kranck um der Verfolgung willen, die dem frommen Bischoff Basilio begegnet. Der Käiser läst Basilium holen, und sagt zu ihm: ist dein Glaub recht, so bitte, daß mein Sohn nicht sterbe. Basilius antwortet: Wird der Käiser glauben, was ich glaube, so wird der Sohn lebend bleiben. Weil aber ein solches Valenti nicht gelegen gewesen zu glauben, so starb der Knab. Socrat. l. 4. c. 21.

Polycarpus, der H. Märterer, sihet im Traum sein Bett unter dem Leib verbrennen, dadurch sein Feuer-Tod bedeutet worden. Euseb. in Hist. Eccl.

Von Churfürst Friderichs, deß Weisen, denckwürdigen Traum, den er am Abend Allerheiligen, eben die Nacht zuvor, ehe D. Luther seine Disputation angeschlagen, dreymal nacheinander gehabt, wie er gesehen und gehöret, daß eine Gans-Feder dermassen gekirret, daß der Schall dem Papst durch beyde Ohren gangen sey. Besihe D. Hoë Jubelfest-Predigten, Conc. 1.

In vita Gregorii Nazianzeni, deß vortrefflichen Theologi, stehet geschrieben, daß seiner Mutter im Traum ihres Sohns Gestalt und Namen sey gezeiget worden, da sie ihn noch nicht zur Welt geboren hatte.

Deß frommen Münchs Bernhardi Mutter hat den Tag zuvor, ehe sie ihren Sohn zur Welt gebracht, einen Traum gehabt, als hätte sie einen bellenden Hund geboren. Denn GOtt aus diesem ihren Sohn einen rechten eiferigen Prediger gemacht, der die verderbten Mores der Geistlichen Prælaten mit allem Ernst angebellet hat. D. Balduin. Conc. 31. sup. Judic.

D. Ægydii Hunnii Mutter, da sie mit ihm schwanger gienge, träumete, wie sie in der Kirchen an ihrem gewöhnlichen Ort sässe, und daselbst etwas von der Erden, einem Strohhalm gleich aufgehoben, welches ihr aber unter den Fingern je länger je grösser worden. Welches auch an D. Hunnio erfüllet worden, denn ein rechter standhaffter, vester und unbeweglicher Pfeiler der unveränderten Augspurgischen Confession gewesen ist. D. Gesner. in Conc. funebr. D. Hunn.

Catharinæ von Medicis, Königin in Franckreich, traumete die Nacht vor ihres Herrn Tod, daß man selbigem ein Aug aus [580] dem Haupt schneide. Deß folgenden Tags hat der Grav von Montmorenci, nachdem [583] er ihm befohlen daß er wider ihn rennen solte, durch einen Spreissel von der zerbrochenen Lantzen, welcher in das nicht gar zugeschlossene Visier gesprungen, so hart verwundet, daß dadurch das Haupt erschöllet, und der König wenige Tag hernach die Welt gesegnet.

Deßgleichen traumete dem Marschall Monluc, eben selbige Nacht vor dem Turnier, wie er den König auf einem Stul sitzen sehen, und daß er ihn nicht wol erkennen mögen, weil seyn Angesicht mit Blut besprengt, und hörte sagen, daß er todt oder tödlich verwundet wäre. Uber diesem Traum betrübte er sich sehr, und erzehlet ihn seinem Weib und seinen Freunden. Vier Tage hernach ist Post durch Nerac kommen, und hat ihm diesen Traum ausgeleget.

Conrad Geßner, ein berühmter Medicus zu Zürich traumete, daß ihn eine vergiffte Schlange gebissen hätte: bald darauf ist er an der Pest gestorben. Jos. Simler in ejus vita Johannes Oporinus, der berühmte Buchdrucker zu Basel traumete, daß ihm eine Schlag-Uhr von dem Haupt auf die Brust herab fiele, und einen sehr lieblichen Klang von sich gebe. Bald hernach hat ihn der Schlag getroffen, daß er mit diesen Worten verschieden: wie ist die Güte deß HErrn so groß?

Petrarcha meldet für gewiß, daß einem Italiäner getraumet, es habe ihn ein steinerner Löw tod gebissen. Als er folgenden Tag zu Padua bey dem Tempel, welcher der H. Justinæ gewidmet ist, vorbey gegangen, hat er seinen Gesellen den Traum erzehlet, und in der Erzehlung die Hand in deß Marmorsteinern Löwen Rachen gestossen, sagend, daß dieses sein Feind in dem Schlaff gewesen. Es war aber ein Scorpion in deß Löwen Rachen verborgen, der den Studenten also gestochen, daß er sterben müssen.

König Heinrich der dritte sahe drey Tage vor seinem Ableib, daß seine Cron, Scepter, Königlicher Rock, etc. von einem Mönich mit Blut besprenget, und mit Füssen getretten wurde. Als er solchen Traum dem Abt von S. Denis erzehlte, bate dieser den König, er wolte sich wol in Acht nemen, und gute Wacht halten lassen: es ist ihm aber doch der Traum wahr worden, und hat seinen Tod, welcher durch einen mörderischen Jacobiner erfolget, nicht verhüten können.

Augustin. Curion, ein gelehrter junger Mensch, ist ein hefftiger Fluß auf die Brust gefallen; seinem Vatter aber und [581] seiner Mutter hat geträumet, wie folget. Der Vatter sahe im Schlaff eine Perle in einer Muschel, welche sehr vollkommen, als er solche recht besichtiget, hatte es kein Löchlein, dabey man es anfassen und gebrauchen können. Der Mutter traumete, daß ihr Sohn zu Aschen verbrennet wäre, und hätte sich in ein kleines Kind verwandelt, welches vor ihren Augen verschwunden wäre. Jenes bedeutet, daß Curion in [584] dieser Welt nicht dienen solte; und dieses, daß sein Leib verwesen, die Seele aber wieder zu GOtt kommen würde, der sie ihme gegeben.

Als Anno 1631. den 7. Septembr. die Schlacht zwischen den Dörffern Podelwitz und Breitenfeld, bey Leipzig, gehalten worden, da soll dem König aus Schweden, Gustavo Adolpho, die Nacht vor dem Treffen, getraumet haben, wie er den General Tylli bey den Haaren gefasset, und nicht eher halten können, bis er ihre Kön. Majest. in den lincken Arm gebissen, welchen Biß denn Chursachsen, so den linken Flügel geführet, erfahren hat. Joh. Phil. Abelin. Historisch. Chronic. Continuation fol. 412.

Fürs ander seynd Natürliche Träume, welche aus der Natur ihren Ursprung entlehnen, und entstehen entweder aus dem Temperament und Complexion, denn weil die Naturen unserer Leiber ungleich seynd, so finden sich auch vielfaltige Träume. Den Cholericis, die hitziger und trockner Natur seynd, träumet gemeiniglich vom Feuer, Krieg, Zanck, Todschlag, u. d. g. Die Melancholici, die eines kalten und trocknen Temperaments seynd, haben oft erschreckliche Träume, als wären sie im Finsterniß und grosser Gefahr, sehen und fühleten abscheuliche Dinge, von bösen Geistern, von toden Leichnamen, und andern traurigen Sachen. Die Phlegmaticas, in denen eine kalte und feuchte Complexion ist, sollen vexieren die Träume von Wassern, von Ungewitter, und Baden; hergegen die blutreicher, warmer und feuchter Natur seynd, liebliche und lustige Freuden-Träume, von allerhand Gastereyen, Tantzen, und anderer Kurtzweil: daß also von den Humoribus und Feuchtigkeiten deß Leibs die mein sten Träume veranlasset und gebildet werden.

Oder sie entstehen aus mancherley Kranckheiten, und unordentlichem unmässigem Leben: denn die an hitzigen Fiebern liegen, und viel getruncken haben, erfahren unruhige Träume, [582] und erschrecken im Traum, als sehen sie die Feinde kommen, Sirach. 41. v. 6.

Etliche entspringen von dem sündlichen Fleisch, die Somnia carnalia, so da quellen von der Erbsünde, als deren Macht im Traum und Schlaff nicht gering ist, sie erhält manchmal einen Sieg wieder den innern Menschen, dessen sie bey Tage nicht hätte können mächtig werden: als wenn man im Traum GOtt lästert, fluchet, mordet, Unzucht treibet, und wie in der Epistel Judæ stehet vers. 8. das Fleisch beflecket.

Oder sie entstehen auch wol von den Amts-Geschäfften deß Beruffs: denn damit ein jeder deß Tages über umgehet, das kommt einem oft deß Nachts vor, und traumet einem davon; welches der Poet Claudianus gar artlich gegeben:


Omnia quæ sensu volvuntur Vota diurno,

[585]

pectore sopito reddit amica quies.

Venator cum fessa thoro sua membra reponit,

mens tamen ad Sylvas et sua lustra redit, etc.


Das unfehlbare Kenn- und Merckzeichen aller dieser natürlichen Träume ist, daß sie als ungewiß, falsch und nichtig, bald verschwinden und vergehen: denn wo viel Träume sind, da ist Eitelkeit und viel Wort, stehet geschrieben Eccles. 5. v. 6. Daher hält die Schrifft den Gebrauch, daß sie ein Gleichniß von den Träumen nimt, wenn sie den plötzlichen Untergang der Gottlosen abcon terfayen und entwerffen will.

Fürs dritte seynd teufflische Träume die der Satan den Menschen einraumet, GOtt und seinem Wort stracks zu wider, dadurch er sich unterstehet, sie in Abgötterey zu stürtzen. Solche Träume haben die falschen Propheten gehabt zu Jeremiæ Zeiten, die immer das Volck trösteten, es hat keine Noth, sie dürffen sich nichts befürchten für dem König zu Babel, es wäre ihnen solches in dem Traum von GOtt geoffenbaret, Jerem. 23. v. 17. und 25. v. 27.

Bey den Heiden ist bräuchlich, daß sich ihre Priester in die Häute und Felle der Thiere, die sie ihren Göttern opfferten, einwickelten, und deß Nachts darinnen schlieffen, zu dem Ende, daß ihnen offenbaret werden möchte, was sie zu wissen begehrten. Und was ihnen der Teuffel im Schlaff eingegeben, das haben sie für ein Oraculum und göttliche Offenbarung gehalten, und den Unverständigen eingebildet, als wenn es ein Articul deß Glaubens wäre. Eben so, was vor Zeiten den faulen Mönchen im Papstum [583] träumete, das brachten sie auf die Cantzel, und muste lauter Heiligthum seyn.

Die aufrührischen Prædicanten im Baurenkrieg haben vor mehr als hundert Jahren sich auch grosser Träume gerühmet, und sie dahin einmütiglich gedeutet, daß man alle Obrigkeit ermorden solte.

Thomas Müntzer, damaliger Pfarrer zu Alstetten, Johann Buhold, bürtig von Leyden aus Holland, ein Schneider-Gesell von 23. Jahren, von Angesicht, Gestalt, lieblicher Rede, Freundlichkeit und dienstbarer Willfährigkeit ein anmutiger Mensch, aber ein verschmitzter, gifftiger Widertauffer, der Schwarmkönig zu Münster, und Heinrich Pfeiffer, sonst Schwerdfeger genant, ein entlauffener Mönch aus dem Closter Reiffenstein, haben auch ihre besondere teufflische Träume gehabt, durch welche sie der Teuffel bethöret, daß sie einen grossen Lärmen unter den Bauren erwecket, sich selbst und viel tausend auf die Schlachtbanck geliefert. Sonderlich wolte gemeldter Pfeiffer nach seinem gehabten Mäus-Traum alle die von Adel verjagen und verstören. Denn es hatte ihm getraumet, er hab gar viel Mäuse im Stall verjagt, und das legte er von denen von Adel aus, Vid. Sleidan. l. 5. Ann. 1525. p. 119.

[586] Es unterstehet sich zwar Zwinglius, (und seine Adhærenten) da er seinen Traum, den er von dem Wörtlein IST gehabt, erzehlet, ihn von dieser Art der Träume zu befreyen. Denn als derselbe zu Zürich vor dem Rath mit einem Schreiber disputiret, und die Anwesenden bereden wollen, es müsse in den Worten der Einsetzung deß Heiligen Abendmahls, das ist mein Leib, das Wort IST so viel heissen, als bedeutet, und dannenher ihme angelegen seyn lassen, auch ihme auferlegt gewesen, ein solch Exempel einzuführen, da ausser den Parabeln, das Wort IST nothwendig so viel heisse, als bedeutet; da träumete ihm in selbiger Nacht, wie er abermal mit seinem Gegenpart zu thun gehabt, und kommt ihm ungefähr ein Mann im Traum für, (er nennet ihn Monitorem, einen Anmahner) ob er weiß oder schwartz gewesen, das behielte er nicht, der sagte ihm warum schlagest du nicht deinen Widersacher mit dem Exempel aus dem 12. Capitel deß 2 Buch Mose? da geschrieben stehet, das Osterlamm ist der Uberschritt des HErrn: das ist, es bedeutet den Uberschritt deß HErrn. Es wird aber ausser allen Zweiffel ein schwartzer Mann gewesen seyn, dieweil er ihm eine falsche und im angezogenen Capitel unbefindliche Gloß an die Hand gegeben, u.s.w.

[584] So hat sich auch Carlstadius, der Anfänger deß Sacrament-Streits, oft auf göttliche Erscheinungen beruffen, und sonderlich in einem Büchlein Anno 1524. zu Basel gedruckt, von sich geschrieben, es sey ihm ein Mann erschienen, der habe ihm die Meinung vom Abendmahl, daß Christi Leib mit dem Mund nicht empfangen werde, gesaget und geoffenbaret, und er glaube, daß derselbige Mann GOtt der Vatter gewesen sey. Aber D. Luther hat ihm fein Teutsch geantwortet, im Buch wider die himmlische Propheten, daß es nicht GOtt der Vatter, sondern der Teuffel und seine Mutter gewesen.

[587]
Das 10. Capitel
Das zehende Capitel.
Wie D. Faustus sich daheim gantz still und einsam gehalten, ja deß Zusprechens obiges Theologi und anderer, sich gantz und gar entzogen hat.

D. Fausti annahendes elendes Ende vermehrte von Stund zu Stund seines Hertzens-Bangigkeit, daß er sich immer härmete und beklagte, hielte sich gantz still und einsam, und war ihm nichts liebers als solche Einsamkeit, so, daß er auch nicht mehr zugeben wolte, daß obgedachter Magister mit den andern Studenten, die alle ein hertzliches Mitleiden mit ihm hatten, und aufs wenigste seine Seel zu erhalten suchten, mehr zu ihm kommen und ihn trösten solten: und ob er schon zu unterschiedlichen malen Trostsprüche aus dem Alten und Neuen Testament, welche der Theologus vor etlichen Tagen ihme bemercket und gezeichnet hatte, aufschluge, so kunte er sich doch darmit nicht trösten, noch daraus ein einiges Wörtlein ihme zu Hertzen führen, sich darmit zu stärcken, sondern wenn ihme gleich ein Blick einiges Trostspruchs vorleuchtete, so sagte er denn bey sich selbst: Ach, Ach! das gehet mich nicht an.

[585] Nun begegnete ihm dieses etliche mal, alldieweil er sich in dieser Einsamkeit allzuviel vertieffet, voller Schwermut und Hertzens-Bangigkeit war, auch keines Trostes fähig werden kunte, daß er nach den Messern grieffe, sich damit zu entleiben; allein der Teuffel liesse es nicht zu, und wenn D. Faustus den Entleib ins Werck richten wolte, so war er an den Händen gleich als lahm, daß er nichts ausrichten kunte: und war ihm also in solch seiner Einsamkeit wie einem Übelthäter oder Mörder, der in der Gefängniß alle Stund und Augenblick erwarten muß, wenn und zu welcher Zeit er seiner Ubelthat Endurtheil ausstehen solle.

Anmerckung.

I. Was bey dieser Histori anzumercken seyn möchte, ist bisher in unterschiedlicher Capitel Anmerkungen zur Genüge, wiewol nur auf [588] das kürtzeste, geschehen, und ohn Noth, solches zum öfftern zu widerholen; ausser das allhie stehet, D. Faustus habe sich bisher gantz und gar der Gesellschafft und alles Zusprechens, deren die ihn trösten und aufrichten wollen, geäussert, sey daheim in der Einsamkeit verblieben, seinen wegen der Seligkeit im Zweiffel stehenden Gedancken desto besser nachzuhängen und abzuwarten. Wollen also nach Anleitung dieses hierbey kürtzlich anzeigen, wie sich fromme Christen-Hertzen, wenn sie in Anfechtung und Traurigkeit vom Teuffel getrieben werden, verhalten sollen.

Sie sollen aber solche Traurigkeit und Anfechtung möglichstes Fleisses in den Wind schlagen, daheim und wo sie seynd, sich nicht alleine finden lassen, sondern mit Frommen gottsfürchtigen Leuten Gespräche halten, damit der Melancholey-Teuffel vertrieben, und dem Trauergeist gesteuret werden möge: denn es doch wahr, und am Tage ist, wo man einsam und alleine ist, daß man öffters in grössere Sünde fällt, als wenn man um und neben andern ist; weiln der listige Teuffel alsdenn sich dieser Gelegenheit bedienet, aber wer unter Leuten, und bey ehrlicher Gesellschafft ist, der schämet sich [586] Sünde, Schand und Laster zu begehen, oder aufs wenigste hat er darzu nicht Raum und Gelegenheit.

Da Eva, die Stamm-Mutter, im Paradeyß alleine spatzieren gieng, da hatte sie der Teuffel beschwätzet und verführet. Genes. 3.

Also auch, da der König David einsam und müssig war, und nicht mit in den Krieg zoge, fiele er in Ehebruch und Todschlag 2. Samuel 11.

Da Loth alleine war mit seinen Töchtern, machte ihn der Satan zu einen Blutschänder, Genes. 19.

Da die Söhne Jacobs alleine waren auf dem Feld, verkaufften sie ihren Bruder, den Joseph, und machten ihrem alten Vatter grosses Hertzeleid, Genes. 37.

Da Ammon mit seiner Schwerster Thamar alleine war, begieng er mit ihr eine schändliche Thorheit 2. Sam. 12.

Da Cain mit seinem Bruder Abel alleine war auf dem Felde, schlug oder warff er ihn zu todt, Genes. 4.

Darum ists und bleibets wahr, was der weise Mann sagt Cap. 3. Wehe dem der alleine ist, wenn er fällt, so ist keiner da, der ihm aufhilfft. Gewiß ists auch, daß die Einsamkeit lauter Schwermut und Traurigkeit verursachet, oder solche nur vergrössert, und hat immer einer allerhand böse Gedancken; denn alsdenn dencket der Mensch diesem und jenem Ding emsiger nach, und so uns etwas widriges und unglückhafftes widerfahren ist, bilden wir uns gleich dieses viel hefftiger ein, und machens grösser und ärger, als es an ihm selber ist, und [589] dencken bald also; es sey doch niemand unglückseliger denn wir, ja es traumet uns davon, als werde es ein böses Ende nemen, in Summa, wenn wir alleine seynd, so haben wir allerhand seltzame Gedancken, und legen ein Ding immer ärger aus, weder es wol seyn soll: und ist gewiß, daß Einsamkeit ein Instrument und Werckzeug deß Teuffels ist, dadurch er manchen in grosses Unglück gestürtzet hat. Je tieffer einer in Traurigkeit stecket, und seinen ängstigen Gedancken nachhänget, je mehr der Teuffel mit ihm zu schaffen haben wird.

Denn darauf ist der unsichtbare böse Feind ein Meister, und kan im Finstern, an wüsten und entlegenen Orten die einsamen Menschen mit seinen feurigen Pfeilen dermassen bethö[587]ren; sie durch sein teufflisches Einhauchen überreden, daß sie hinan gehen wie die geblendeten Rosse. Wenn es an einem Ort vorhin naß ist, da mag man leicht giessen, daß es gar schlüpfferich, naß und glatt werde; und wo der Zaun am niedrigsten ist, da mag man bald hinüber steigen: also wo Traurigkeit und Schwermut deß Hertzens vorhanden ist, mag sich der leidige Teuffel dieser Gelegenheit bald bedienen.

Darum soll man fleissig beten, daß man nicht in Traurigkeit und Anfechtung falle, da aber ie solche überfällt, so soll man sich zu den Leuten halten, und Ergötzung bey ihnen suchen, Trost und Erquickung aus Gottes Wort bey ihnen holen: vor allen Dingen aber ruffe man den HERRN im Himmel an, daß er die rechte himmlische Gemeinschafft oder Gesellschafft, den HErrn JEsum in, und seine heilige Engel um sich her habe; daß sie dich auf ihren Händen tragen, auf allen deinen Wegen, und du deinen Fuß nicht an einen Stein stossest, Psalm 91. v. 11. 12.

[590]
Das 11. Capitel
Das eilffte Capitel.
Ein Gespräch D. Fausti mit seinem Famulo, wegen seines bald folgenden Endes.

D. Faustus hatte nur noch zehen Tage zu seinem erschröcklichen Ende, welches wegen er an einem Morgen seinen Famulum, weiln er bisher andere Gesellschafft nicht haben wollen, zu sich vor sein Bett berieffe, gleich als wenn er nun von ihm Trost und Erquickung haben wolte, und sprach zu ihm gantz zaghafft und erschrocken: Ach lieber Sohn, was hab ich mich geziehen, daß ich so rohe gelebt, und mein gottloses Leben bisher also geführet hab, da ich es doch, wenn ich meinem lüstrenden Fleisch und Blut gleich Anfangs gesteuret und gewehret hätte, weit besser hätte haben können, denn wisse, lieber Christoff, daß ich von GOTT mit einem [588] so herrlichen Ingenio bin begabet gewesen, daß sich meine Præceptores und männiglich darüber hoch verwundert haben, und wäre gewiß einmal zu einem gelehrten Mann worden, allein dieses alles war meinem ehrgeitzigen Sinn nicht genugsam, ich wolte viel grösser werden, und höher ankommen, da habe ich mich an diesen Gaben GOttes nicht begnügen lassen, sondern ich tobet und wütete wie ein Most im Faß, der nicht Ruhe hat, bis er verjehret, alsdenn setzet er sich: also war mir auch, ich hatte nicht Ruhe noch Rast, bis ich höher stiege, und zu dem Ende mich dem Teuffel ergab.

Nun aber was habe ich jetzund darvon? nichts anders, denn alles was ich vor der Welt getrieben, und mir einen grossen Namen machen wollen, den vermaculiere ich, bringe nicht allein einen bösen Namen darvon, sondern auch einen nagenden Wurm und böses Gewissen; Ach! ich solte zeitlicher an das Ende, an mein Ende gedacht haben! und wenn ich an solches gedencke, das nun nicht mehr ferne ist, so überlaufft meinen Leib ein eißkalter Schweiß, ein Zittern und Zagen meines Hertzens ist da, und so ich bald davon muß, und mein Leib und Seele den Teuffeln zu theile werden, so sehe ich alsdenn von mir das gestrenge Gericht GOttes, ich [591] weiß nicht wo ich aus oder ein soll: es wäre mir tausendmal besser, daß ich zu einem unvernünfftigen Thier wäre geboren worden, oder doch in meiner zarten Kindheit verstorben! Nun aber, ach nun ists aus, Leib und Seel die fahren dahin, wohin sie geordnet seynd. Hätte ich nur dieses betrachtet, was der weise Mann sagt: Wenn der Mensch allzeit das Ende bedächte, so würde er nimmermehr Böses [589] thun: denn wol gelebt, wol gestorben. Aber wem nicht zu rahten ist, dem ist auch nicht zu helffen; verschüttete Dinge kan man nicht mehr sauber aufheben, und wenn ich mich gleich darüber zu tod grämete und kränckete, so ists doch nur ein verlornes Spiel.

Anmerckung.

I. Bey gedachtem herrlichen Ingenio D. Fausti, welches denn eine hohe und sonderliche Gabe GOttes ist gewesen, die er billich besser hätten sollen beobachten, wird Anlaß genommen, von dem trefflichen Gedächtniß etlicher Leute etwas zu melden.

Es meldet Eusebius in libr. de temp. daß Esdras, der Hebreer, alle Bücher Moysis auswendig gewust, auch auswendig hat hersagen können; derwegen als die Chaldæischen Könige dieselben verbrennet, daß sie nicht mehr vorhanden seyn solten, hat man solche aus seinem Vorsagen wiederum aufs neue beschrieben. Welches aber dahin mag gestellet seyn.

Seneca ein berühmter Philosophus und Redner, schreibet von seiner eigenen Memori, daß dieselbe so vortrefflich gewesen, daß er zwey tausend Wörter eben in der Ordnung wie sie vorgebracht und ausgesprochen worden, habe behalten und wieder hersagen können: daß ihm auch zum öfftern von einem jeglichen seiner Mitschuler, derer über 2000 gewesen, ein Vers vorgesaget worden, welche Vers er alle nicht allein alsbald im Gedächtniß behalten, sondern nach empfangener Ordnung, vom letzten bis zum ersten wieder herzusagen gewust.

Antonius Ægyptius, ein Einsiedler, ob er wol nicht gelehrt ist gewesen, dennoch ist er von grossem Ingenio und Gedächtniß gewesen, dass er die heilige Schrifft, wenn er die gehöret, auswendig behalten, auch durch em sige Betrachtung wol verstanden hat.

Origines, da dieser noch ein Knab, hat er seinen Vatter Leonidem, der ein Bischoff war, sehr offt gefragt von verborgenen und dunckeln Sprüchen der heiligen Schrifft, also viel und oft, daß ihn der Vatter davon hat müssen abhalten, damit er seinem scharffen Ingenio nicht[592] Schade thäte: Euseb. l. 6. c. 3. Aventinus, Chron. l. 2. schreibt, daß dieser so ein gelehrter Mann sey worden, daß er mehr denn 5000 Bücher geschrieben.

[590] Epiphanius, der endlich ein Bischoff der Ticinenser worden, ist so eines scharffen Verstands, und in der H. Schrifft so gelehrt gewesen, daß, da er kaum acht Jahr alt war, er vom Bischoff Crispino zu einem Leser in der Kirchen ist geordnet worden.

Von einem solchen wird auch bey dem Seneca erzehlet, als einsmals ein Poet ein stattliches langes neues Carmen verfertiget, und solches offentlich hergelesen, daß der ander sey aufgestanden, und gesprochen, dieses Carmen wäre sein, und nicht deß Poeten: habe es auch alsobald (da ers doch nur einmal gehöret) fertig aus dem Kopff hergesaget, welches doch der Poet, dessen Carmen es war, nicht hat thun können.

Charmides war mit so herrlichem Gedächtniß begabet, daß, was man auch von ihm für ein Buch begehrte aus den Bibliothecken, er solches fertig von Anfang bis zum Ende auswendig hersagte.

Von dem ersten Römischen Käiser Julio Dictatore (wofern es nicht erdichtet ist, was man von ihm schreibet) meldet Plinius, daß er hat können zugleich und auf einmal verrichten vier Dinge: 1. Brief schreiben, 2. Bücher lesen, 3. andern zuhören, und ihr Vorbringen vernemen, 4. seinen Dienern etwas in die Feder dictiren. Er habe sieben unterschiedliche Briefe an seine Schreiber zu einer Zeit aus einem Mund von wichtigen Sachen ordentlich und verständlich zu schreiben in die Feder dictiret.

Doct. Hedion in seiner Chronic meldet, daß Anno Christi 1497. sey von Basel ein armer Mann kommen, der hat einen Sohn gehabt, Namens Theodoricum, welcher sechs Jahr und zwey Monat alt ist gewesen, dieser hat bey solchem Alter sowol Lateinisch reden können, daß sich jederman auf das höchste darüber verwundert hat.

Hier. Aleander hat einen Sohn so grosses Verstands und trefflichen Ingenii gehabt, daß er Lateinisch, Griechisch, Hebreisch, nebens noch andern Sprachen mehr, gantz recht perfect, beydes geredet und auch geschrieben hat. Jovius in Elog.

Käiser Carolus der Grosse, und vier und zwantzigste König in Franckreich, war so eines trefflichen Ingenii, daß er sieben Sprachen fertig konte, als Lateinisch, Hebreisch, Arabisch, Frantzösisch, Schottländisch, Flämmisch, und noch mehr andere Sprachen: Er war auch gantz fleissig in seinem Studiren, wenn er nicht zu kriegen hatte, lag er stetigs seinen Büchern ob.

Von dem König Matthia in Ungern sagt man, daß er seine [591] [593] Lateinische Sprach gantz fertig gekonnt, also, daß er noch als ein junger Herr, seinem Herrn Vatter, in grossen wichtigen Händeln für einen Dolmetschen und Oratorem dienen kunte.

M. Ant. Muretus vermeldet, er habe zu Padua einen Studenten gekant, aus der Corsica bürtig, welcher nicht nur zwey tausend, als Seneca, sondern sechs und dreyssig tausend Wörter, ebenermassen wie sie ihm vorgesagt worden, ordentlich nach gesprochen, ohn einiges Nach sinnen, von vornen, von hinden, von mitten, wie mans hat begehret.


II. Zum andern wird in der Histori angezeiget, wie D. Faustus klaget und dencket so oft an sein herbey nahendes Ende, an welches er doch viel eher hätte sollen gedacht haben, nun aber sey es zu spät, darum denn verständige Christen sich jederzeit und alle Tage zu dem Tod gefast und bereitet halten, und an ihr Ende gedencken, weil sie wissen, daß sie allhie, keine bleibende Statt haben, und heist mit einem jeden, auf und davon. Unser Leben ist eine Wanderschafft, wenn du eine Weile gangen bist, so must du endlich wieder heimkommen. Und darff sich niemand auf sein blühendes Alter verlassen, und daß er länger leben wolle. Man fordert uns nicht, sagt Seneca, nach der Anzahl unserer Jahr, es ist daran auch nicht gelegen, wie alt einer sey: es hat der Tod ihrer viel übereilet, die noch lang leben wolten; darum soll man einen jeden Tag für den letzten seines Lebens halten. Derhalben soll niemand sicher seyn, sondern gedencken, daß Sterben ein allgemeiner Reichstag sey, hodiè mihi, cras tibi, heut ists an mir, morgen etwan an dir: und Sirach am 10. Cap. spricht: Was erhebt sich die arme Erd und Asche, ist er doch eitel schändlicher Koth, weil er noch lebt, und wenn der Artzt lang daran flicket, so gehets doch endlich also; heut König, morgen todt, und wenn der Mensch todt ist, so fressen ihn die Würmer. Zudem, ein Mensch, wenn er gleich das Beste gethan hätte, so ist es doch kaum angefangen worden, und wenn er meinet, er hab es vollendet, so fehlet es doch sehr weit. Wenn er jetziger Zeit lang lebet, so lebet er etwan 40. 50. 60. 70. Jahr, und kaum drüber. Gleichwie ein Tröpfflein Wasser gegen dem Meer, und wie ein Körnlein gegen dem Sand am Meer, so geringe seynd auch unsere Jahre, gegen der Ewigkeit. Wie denn auch S. Petrus spricht, daß ein Tag für dem HErrn ist, wie tausend Jahr, und tausend Jahr, wie ein Tag.

Derhalben soll der Mensch, er stehe auf oder gehe zu Bette, oder was er sonsten verrichtet, ihme nichts angelegeners seyn lassen, als das End und den Tod zu betrachten, seinen Eingang und [592] Ausgang aus der Welt zu bedencken, weiln doch, wie abermal Sirach sagt, [594] GOtt der HErr hat dem Menschen ein Ziel gesetzt, welches er nimmermehr überschreiten wird, und er hat seine bestimte Zeit.

Dieses Ende-bedencken ist sowol verständigen Heiden, als andern gottsfürchtigen Leuten bekant gewesen. Denn Diogenes sagt: Mors mala non est, sed iter ad mortem miserum est; id si metuimus, tota hominis vita quid aliud est, quam iter ad mortem? der Tod ist nicht böse, aber der Weg zum Tod ist etwas grausam; wenn wir gleich nun solchen Weg fürchten, was hilffts? Weil deß Menschen Leben hie auf Erden nichts anders, denn der Weg zum Tod ist, Laërtius lib. 6.

Aristides der Philosophus, den man sonsten den Gerechten nennet, da er gefragt worden, wie lange doch einem Menschen zu leben geziemete? antwortete er: so lang, bis er verstehen würde, daß das Sterben besser wäre, denn in so vieler Trübseligkeit und Angst leben.

Musonius der Weise ward einsten gefragt, wer aufs allerbeste sein letztes End beschliessen könte? antwortete er: eben dieser, der da immer an sein letztes Ende gedencken könte, und sich für sterblich zu halten wüste.

Als der achtzehende Römische Käiser Severus in Britannia sterben wolte, beklagte er das grosse Elend menschliches Lebens, sagende: Omnia fui, et nihil mihi prodest. Chron. Philipp. lib. 3.

Eleazar, ein alter Rabbi, schreibt in seinen Sprüchen: alle die da geboren seynd, müssen sterben: alle die da sterben, müssen wieder lebendig werden: alle die da lebendig werden, müssen vor dem Gericht erscheinen.

Akabia, ein anderer Rabbi sagt: O Mensch bedencke drey Ding, so wirst du nicht leichtlich übertretten: bedenck wo du herkommen bist, und wohin du gehen wirst, und vor wem du endlich Rechenschafft geben must, nemlich vor dem König aller Könige.

Heraclides schreibt vom Philoronio Galata, dem Priester, daß er bey die sechs Jahre an einem Ort, da man die Toden hin zu begraben pflegte, gewohnet habe, von wegen daß er desto stäter eingedenck seyn könte, daß er der Welt abgestorben, und in Christo lebte.

Und wie solten wir nicht an das Sterben dencken, da wir doch täglich Leute sterben sehen? die Reihe wird gewiß auch [593] an uns kommen. Wir folgen ihnen zu Grab; wir werden ihnen auch ins Grab nachfolgen und nachfahren. Ach wol dem der selig fähret!

[595]
Das 12. Capitel
Das zwölffte Capitel.
Eine bittere Klag D. Fausti von der ewigen Qual und Verdamniß.

ALs nun D. Faustus daheim immer in seiner Hertzens-Qual war, und sein zwar nahes doch ungewisses Stündlein, und die daran hangende und erfolgende ewige Verdamniß seiner armen Seelen behertzigte, sprach er zu anderer Zeit abermal gantz wehemütig bey sich selbst also: Ach! ich armer, trostloser, und wegen der Seligkeit verzweiffelter Mench, ach ich bin doch nicht wehrt, daß mich der Erdboden tragen soll, viel weniger würdig, daß ich mit meinen Augen den Himmel anschauen soll: denn meine Sünde seynd grösser und mehrer als deß Sands am Ufer deß Meers seyn mag; weil ich so böslich GOtt, der mir Leib und Seele, ja alles Gutes gegeben, verlassen, den Bund, in der H. Tauff mit Ihm aufgerichtet, vernichtiget, und gebrochen, ja allem himmlischen Heer widersprochen, und mein leben lang feind zu seyn versprochen. Ach! dieweil ich so tief und schwerlich gefallen, warum bin ich nicht zu einem unvernünfftigen Thier, so ohne Sele dahin fähret, erschaffen worden, damit ich nun nichts anders hätte zu befahren? Nun stehet mein Leib und Seel in äusserster Gefahr, und läst mich der Teuffel meiner Seel halben dichten, dencken und weheklagen, bis ich mich gar verzehre, zu todt beisse, und martere: und zwar er hat auch genugsame Ursach darzu, und fühle schon empfindlich meine gegen[594]wärtige Verdamniß, und die Hölle, als wenn ich armer elender Mensch schon darinn sässe; und düncket mich, alle Creaturen stehen schon auf, mich vor dem strengen Gericht GOttes anzuklagen. Ach Hölle, du tieffer Abgrund, und greuliches Spectacul, wie bist du durch den Zorn GOttes also vom Feuer entzündet, daß es keines Schierens in Ewigkeit bedarff! Ach was Trauren, Trübsal und Qual muß man allda gewärtig seyn.

In solchem Weheklagen und Seufftzen, tratt sein Famulus zu ihm und sprach: ach Herr Doctor, warum seyd ihr doch fort und fort so schwermütig, und kräncket euer Hertz stetigs? schaffet euch einmal Ruh, thut dem Satan Widerstand, [596] denn dieser peiniget und martert euch also: ich wills nicht mehr zugeben, daß ihr so alleine seyd, sondern ihr müsset entweder Leute um und bey euch haben, daß ihr euch mit ihnen ergötzet, und euch die melancholischen Gedancken vertreiben, oder ihr müsset den vorigen Magistrum wieder zu euch beruffen, damit ihr völligen Trost bekommet. Denn es ist ja kein Sünder so groß, er kan durch sein Widerruffen hertzliche Reue, Bekehrung und Buß, zur Gnaden GOttes kommen und gelangen.

D. Faustus antwortet und sagte, mein lieber Christoff, schweige nur, ich bin nicht wehrt, daß gute ehrliche Leute mehr zu mir kommen sollen, als der ich ein Leibeigener deß Teuffels bin, so will ich auch von keinem Trost aus der Schrifft mehr hören noch wissen, sintemal es doch damit alles vergebens und verloren ist, mich zu bekehren: ich will mein Leben vollends mit Trauren, Seufftzen und Weheklagen zu bringen.

[595] Anmerckung.

I. Ach lieber GOtt, welch ein erschröckliches Exempel eines an GOttes Gnade und Barmhertzigkeit verzweifflenden Menschens, wird uns allhie an dem D. Fausto vorgestellet, weil bey ihm nichts anders zu finden war, als nur Betrachtung seines jämmerlichen Abschieds, die Grösse und Menge seiner begangenen Sünden, und der nagende Wurm seines bösen Gewissens, der ihn augenblicklich quälete und marterte.

Wir Christen aber sollen daraus lernen, so uns ja der Satan aufs ärgste angreifft mit Verzweifflung, und uns unsere grosse, und zu mancher Zeit wider besser Wissen und Gewissen vollbrachte Sünden vor die Augen stellet, und derentwegen uns einen ewig ungnädigen GOtt vormahlen will, so sollen wir darum nicht verzagen, sondern sollen uns bekehren, und Raht und Trost in dem Wort GOttes suchen, wie König David that im 51. Psalm: GOtt, sagt er, sey mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünde nach deiner grossen Barmhertzigkeit. Und im 130. Psalm: Wenn du HErr wilt Sünde zu rechnen, HErr wer wird bestehen? denn sihe auf tausend kan der Mensch dir nicht eines antworten; sintemal all unsere Gerechtigkeit vor dir ist wie ein beflecktes Tuch. Und was wir ferner für arme Sünder seyn, davon lese man die Epistel S. Pauli an die Römer geschrieben, im 3. Cap.

Wir sollen uns erinnern der Exempel vieler bußfertigen Sünder [597] und Sünderinnen, die zwar gröblich gefallen und gesündiget, aber darinnen nicht geblieben seynd, sondern sich wiederum durch hertzliche Reue und Bekehrung aufgemuntert, und zur Besserung ihres Leben sich geschicket haben. Als der König und Prophet David; war der nicht ein grosser Sünder, Ehebrecher und Meuchelmörder? Wie er aber und welcher Gestalt er seine Bekantniß gethan, davon lese man den ein-und-funfftzigsten Psalm: dieser war gleichwol von GOtt also geliebet, daß Er ihm das Zeugniß gegeben, und gesagt: Ich habe funden David den Sohn Jesse, einen Mann nach meinem Hertzen, der soll thun allein meinen Willen, Actor. 13. v. 22.

Also mit dem König Manasse, der war ein recht abgöttischer König, und thäte alles was nur GOtt zu wider war, er betete an den Abgott Baalim, und die Heer deß Himmels, Sonn, [596] Mond, Stern und die Planeten, ließ im Thal Hinnom seine Söhne durchs Feuer gehen, und dem Baalim aufopffern und verbrennen, war ein Zauberer und Warsager, und nach Zeugniß der H. Schrifft thäte er ärger denn die Heiden, die doch der HErr für den Kindern Israel vertilget hatte. Er ward von dem König in Assyrien gefangen, angefesselt, gebunden und gefangen gebracht gen Babel, da er nun solche grosse Gefahr vor ihm sahe, und ihn sein Gewissen hart druckte, und das pœnitere kam, flehete er mit seinem demütigen Buß-Gebet zu Gott dem HErrn, und bekehrte sich von Hertzen; da halff ihm auch GOtt wieder aus der Gefängniß, und setzte ihn in sein Königreich wieder ein, 2. Chronic. 33.

Welch ein schwerer erschrecklicher Fall war deß Apostels Petri Fall? der da seinen getreuen HErrn und Meister in Anwesenheit der Häscher und gegen einer heillosen Magd, so schändlich verlaugnet? da er aber, nachdem der Haan zwey mal gekräet, den tröstlichen Blick und hertzliches Ansehen Christi warname, da kam das Gewissen und die Reue, worüber er auch bitterlich hat geweinet; und wie man schreibt, soll er sich gleich darauf in eine Höle verborgen haben, darinnen er drey Tag und Nacht mit Weinen zugebracht, nichts geessen noch getruncken. Der HErr Christus aber, der die Gefallenen und busfertigen Sünder nicht von sich ausstosset, sondern zu sich ruffet, der hat sich seiner wieder angenommen, und den Weibern und Jüngern, welchen er nach seiner siegreichen Auferstehung erschienen ist, befohlen, daß sie vor allen Dingen seine fröliche Auferstehung S. Petro verkündigen solten, damit er sich seiner Erlösung tröstete.

Also auch S. Paulus, der war ein grosser Eiferer und Verfolger der Gemeine Christi, nam Briefe von den Hohenpriestern an die zu Damasco, zerstreuet und verfolgte die Gemeine allenthalben, ließ sie gefänglich bestricken und einziehen, wo er sie antraffe, daher er auch [598] ein Wolgefallen ob dem Tod deß H. Stephani hatte, Actor. 9. und nach seinem selbst eigenen Bekäntniß in der Epistel an die Galat. 1. habe er die Gemeine GOttes verfolget und verstöret. Und in der 1. Epist. an die Corinth. 15. sagt er, daß er nicht wehrt sey, daß er ein Apostel solle genennet werden; jedoch sey ihme Barmhertzigkeit wiederfahren.

Denn als er in seinem grossen Eifer gen Damascum zog, erleuchtet Christus der HERR das Liecht seiner göttlichen [597] Gnade von Himmel herab über ihn, und straffet ihn von wegen seines Christen-Blut-begierigen Beginnens: da ward er bekehret und glaubig, litte hernach und stunde aus um deß Namens Christi willen grosse Verfolgung, immassen seine Epistel hin und wieder ausweissen; und ward zuletzt zu Rom mit dem Schwerd gerichtet.

Maria Magdalena die grosse Sünderin, von welcher die H. Schrifft saget, daß sie mit sieben Teuffeln besessen gewesen, die war eine öffentliche gemeine Dirne, hielte mit deß Landpflegers Pilati Soldaten, so da in der Besatzung gelegen, zu, sie hatte aber darüber hertzliche Reue, daß sie auch so gar in deß Phariseers Haus eilete, mit ihren Thränen deß HErrn JEsu Füsse benetzte, und mit ihren Haaren trucknete, solche auch aus grosser Liebe kussete: daher denn der leutselige HErr zu denen damals darüber murrenden Phariseern sagte, daß ihr ihre grosse Sünden vergeben seyn, denn sie habe auch viel geliebet.

Ebenmässig war ja der eine Schächer am Creutz ein Aufrührer und Mörders-Gesell; dennoch gewan er eine solche Liebe zu Christo, daß er öffentlich bekennet, daß Christus unschuldig seye, und daß Er kein irdischer König, sondern ein HErr und wahrer König deß Himmels und der Erden seye, und habe ein ewiges Reich; derowegen wandte er sich zu Christo, und verlangte seines Reichs auch theilhafftig zu werden: darauf ihme Christus mit einem Warlich betheurete, daß er heut mit ihm werde in dem Paradeyß seyn.

Dieser kürtzlich angeführten Exempel der bekehrten, reuigen und bußfertigen Sünder sollen sich alle gefallene Sünder trösten, und sprechen: wolan ich bin ja ein armer grosser Sünder, hab mich mit diesen und jenen Sünden höchlich an GOtt vergriffen, bin schwerlich gefallen, ich will aber in solchem Sünden-Wust nicht stecken bleiben, sondern bey Zeiten zur Buß greiffen, meine schwere Sünden vor GOtt dem HErrn hertzlich bekennen, mich deß HErrn Christi trösten, der selber gesagt, Matth. 11: Kommt her alle, die ihr mühselig und beladen seyd, Ich will euch erquicken. O Heiliger Geist, erhalte mich vest bey solchem Glauben, um deß bittern Leidens und Sterbens willen meines lieben HErrn JEsu Christi, Amen!

[599]
Das 13. Capitel
[598] Das dreyzehende Capitel.
D. Faustus, als er seiner Seligkeit halben in gäntzliche Verzweifflung gefallen, unterstehet sich die Hände an sich zu legen, damit er nur der Qual seines Gewissens abkommen möge.

D. Faustus, als ein verstockter, hartnäckichter, ja verzweiffelter Mensch, beharret nun immer auf seiner Meinung, daß nemlich die Seligkeit bey ihme gantz und gar verloren seye, was gleich andere, und sein Famulus, von GOttes unendlicher Gnad und Barmhertzigkeit eingewendet. Derhalben da er sahe, daß gar wenige Tage seines Lebens noch übrig wären, fieng er wieder an das alte Liedlein von seiner Verdammniß anzustimmen. Ach du leidiger Teuffel, sagte er einsten, wie hast du mich gar so eingenomen, daß ich also muß dein leibeigener Dienstknecht seyn, daß du ja nicht zu-geben wilst, damit ich Trost und Erquickung für meine arme Seele schöpffe: dieweil ich denn also empfindlich noch in diesem Leben die ewige Qual der Verdamniß an mir tragen soll und muß, so wolte ich lieber, daß schon die Stund da wäre, damit ich nur nicht so lange leiden dörffte; derowegen hab ich mir gäntzlich vorgenommen, meinem verzweiffelten Hertzen ein Ende und endliche Linderung zu verschaffen, indem ich mein Ende und mein bestimmtes Ziel nicht erwarten will, noch zugeben, daß der Teuffel eben sein Mütlein an mir möge kühlen.

Auf solche Rede, gantz rasend und verzweifflend, ergrieffe D. Faustus ein Messer, und wolte sich selbst damit entleiben; es wurden ihm [599] aber zum andern mal seine Hände wiewol unsichtbarer Weise, so vest gehalten, daß er diese weder regen noch bewegen kunde, die That zu vollbringen, er mochte es gleich machen wie er wolte, so war es doch vergebens; daß er daher abermals zu klagen angefangen: Pfui du schändlicher Teuffel, wie lang wilt du mich Verdamten noch aufhalten? und weinete und flehete darob die gantze Nacht.

Anmerckung.

[600] I. Erstlich ist allhie an dem verzweifflenden D. Fausto zu zeigen, was und wie mancherley die Verzweifflung seye.

Es ist aber Verzweifflung eine recht peinliche innerliche Bekümmerniß, Betrubniß oder Qual deß Gemütes, das keiner Besserung warten will, oder wie S. Paulus redet, 2. Corinth. 7. v. 10. die Traurigkeit der Welt, welche den Tod würcket. Denn wie die Hoffnung immer der Besserung wartet, also thut die Verzweifflung gar das Widerspiel. Und ist die Verzweifflung an GOTT zweyerley, als, Verzweifflung an GOttes Macht, und denn Verzweifflung an GOttes Willen.

An GOTTES Macht verzweiffeln heist, wenn jemand in Noth und Angst nicht glauben kan noch will, daß GOTT erretten und helffen könne, ungeacht, wie herrlich GOTT seine grosse Macht und Gewalt in seinen Worten und Wercken täglich erzeiget und offenbaret. Wie der Ritter in der Belägerung der Stadt Samariæ, 5. Reg. 6. 7. sich hören und vernemen liesse, da der Prophet Elisæus verkündigte eine plötzliche Veränderung und Nachlassung der Theurung, daß solches unmüglich wäre, wenn gleich der HErr Fenster an den Himmel machte, und das Getreide herunter hauffenweise schüttete. Mit welchen Worten der Ritter seinen Unglauben und Verzweifflung an Gottes Macht an den Tag gab; GOtt aber bewiese seine Macht und [600] Gewalt augenscheinlich, daß deß andern Tags, durch geschwinde Veränderung, ein wolfeiler Kauff ward, nach deß Propheten Wort, und solches der unglaubige Ritter mit Augen zwar sahe, aber nicht geniessen solte; denn er im Gedrenge im Thor erdruckt wurde.

Also heisset auch an GOttes Macht verzweiffeln, wenn man in grossen Kranckheiten, und andern Nöthen allerley Mittel gesucht und gebrauchet hat, und doch die Noht nicht nur nicht gemindert, sondern vielmehr gemehret wird, daß die Leute verzagen, und sagen: es sey nun aus und umsonst ferner Hülff und Raht zu suchen oder zu hoffen.

An GOttes Willen verzweiffeln ist, wenn jemand an GOttes Güte, Barmhertzigkeit, Gerechtigkeit und Warheit zweiffelt, so doch GOttes guter gnädiger Will ist, daß allen Menschen geholffen werde, ohne Ansehen der Person, laut seiner tröstlichen Verheissung.

Wer nun solchen Trost verachtet und fahren läst, der zweiffelt an GOttes Willen, wie Cain, Genes. 4. als er seinen Bruder Abel erwürget hatte, mit etlichen traurigen Gedancken verwickelt, und gantz wehemütig klagete und sagte: Meine Sünde seynd grösser, denn daß sie mir können vergeben werden. Da denn Cain an GOttes gnädigem Willen verzweiffelte, und gleichsam GOtt lästerte, welchen aber S. Augustinus billich Lügen straffet, sagende: du läugst Cain, GOttes Barmhertzigkeit ist viel grösser, denn aller armen Sünder Jammer [601] und Elend.

Also verzweiffelte an GOttes gnädigen Willen Judas der Verräther: item Petrus Joschuanus in Ungern, welcher sich über seinem Tisch erhänget, und auf seinen Tisch geschrieben hatte: O Amici mei, commendo vos Deo, cujus misericordia mihi denegata est. Ingleichen Thomas de Balveri in Schottland: Bartholomæus Latomus von Löven, Ketzermeister zu Cölln: Franciscus de Spiera, welcher aus Furcht der Spannischen Inquisition und Verlust der Güter, vor dem Päpstlichen Legaten zu Venedig, die erkante Warheit verlaugnet und verschworen, und darauf in solche Traurigkeit und schwere Gedancken gefallen, daß er seine Sünde auch viel grösser denn GOttes Barmhertzigkeit gehalten, und sich lieber selbst wollen ermorden, nur daß er von der innerlichen Qual möchte befreyet werden, und liesse sich vernemen, daß der Höllen Glut so groß und greulich nicht seyn könte, als die gegenwärtige wäre.

[601] Viel Menschen verzweiffeln beydes an GOttes Macht und Willen, wie Saul, davon zu lesen 1. Sam. 28. also werden zu allen Zeiten leider! ihrer viel gefunden, die entweder in grosser Armut und Hungersnoth, oder in langwierigen und oeschwerlichen Kranckheiten, oder in schweren Trübsalen und Verfolgungen, oder andern an liegenden Ängsten und Nöthen, oder nicht selten aus Regemachung deß bösen Gewissens, beydes an GOttes Macht und Willen verzweiffeln, allen Trost von GOttes Allmacht, Gnade und Barmhertzigkeit, vergessen und fahren lassen, verwickeln ihre Hertzen mit eitel traurigen Gedancken, ängstigen und plagen sich selbst, bis sie ihnen das Hertz abgrämen, oder nicht selten gar gewaltsame Hände an sich legen.


II. Zum andern, ist bey dem vorgenommenen Selbstmord D. Fausti zu fragen, ob denn die jenigen, so ihnen selbst den Tod anthun, stracks und allerdings zu verdammen seyn.

Auf diese Frage antwortet ein gelehrter Theologus, so viel nemlich dem Wort Gottes will gemäß seyn; denn in das heimliche Gericht GOttes soll niemand greiffen, und freventlich davon richten.

Erstlich aber ist zwar billich und recht, daß man ein hertzliches Mitleiden hat mit den jenigen, so die Ihrigen auf solche erbärmliche Weise verlieren: denn wer solte sich freuen über solch einen elenden Fall? gleichwol aber niemand wider GOttes Wort und sein eigen Gewissen, einen solchen canonisiren und selig sprechen, der so einen gefährlichen Mordsprung thut, und zum öffentlichen Gnadenschänder wird.

Was anlanget die Heiden, darffs nicht viel Disputirens, weil sie vielleicht ohne das in die Hölle gehören, das macht, daß sie ausserhalb der Christlichen Kirchen seynd, und keine warhafftige Erkäntniß göttliches Wesens und Willens haben, und dem Sohn GOttes, Jesu Christo [602] nicht einverleibet seynd, derwegen dieselben wol unter GOttes Zorn und der ewigen Verdamniß bleiben, wenn sie gleich von Erasmo und Zwinglio zu Himmels-Fürsten gemacht werden.

Wo man aber einen, wie S. Paulus den Kerckermeister zu Philippen retten kan, daß er das Messer in der Scheide stecken lasse, oder sein mördliches Vorhaben nicht ins Werck setze, und bringet ihn zu wahrer Bekehrung, da muß und soll man einen solchen Menschen in keinem Wege die Seligkeit abspre[602]chen: auch hats seine sonderliche Meinung darmit, wenn etwan einem Verzweiffler der Stich oder Schuß mißräth, oder er noch lebendig wieder aus dem Wasser und vom Strang gerissen, und er zur Erkäntniß seiner Sünden kommt, und bittet GOtt im Namen Christi mit hertzlichem Glauben um Vergebung: denn derselbe hat sich alsdenn keiner Ungnade und Höllenpein zu befahren, wenn er nicht in unbußfertigem verstockten Hertzen seinen Abschied von dieser Welt nimt, ob er wol von wegen Beschädigung und Verletzung seines Leibes dahin sterben müste. Deßgleichen urtheilen auch etliche von denen, die sich aus Aberwitz und Unsinnigkeit töden, daß sie vor GOtt wol mögen entschuldiget seyn, und ihrer Seelen unschädlich, wenn nur ein solcher Mensch an ihm selbst, als er noch bey guter Vernunfft gewesen, sey allzeit gottsfürchtig gewesen, und sich Christlich verhalten hat.

Daß aber etliche über und bey solchen Fällen zufahren, und insgemein und zugleich alle andere Verzweiffler absolviren und rechtfertigen wollen, und sich beruffen auf Lutherum, der an einem Ort saget: man müsse die jenigen nicht alle miteinander dem Teuffel geben, die sich selbst töden und hinrichten; so soll man doch wissen, daß Lutherus mit Unterscheid, und nicht insgemein von allen selbst-Mördern rede, sondern mit diesem Spruch, in dem er saget (nicht alle miteinander) nimt er gleichwol aus, daß wol ihrer viel seynd, die sich selbst ermorden, jedoch verloren seynd.

Fürs ander geben etliche vor, daß zur Sach diene, wenn solche selbst-Mörder bisweilen vorgeben, als wären sie ihrer Seligkeit gantz und gewiß, darum seyn sie nicht zu verdammen; wie jener Studiosus, da er sich erstechen wolte, rings umher in seiner Stuben, an Thüren und Bäncken, geschrieben hat: Salvatus sum, Salvatus sum. Aber dazu sagen wir: was hilffts den Gottlosen, daß er sich selbst lobet, und GOtt vorgreifft, und sich selbst ermordet? wenn sie aber, wie Justinus sagt, ums Evangelii willen zu sterben gedrungen, so seynd sie bereit und willig zum Tod.

Also lesen wir von deß H. Augustini Mutter, daß sie die himmlische Wohnung und Freude ihr gewünschet und gesagt: evolemus in [603] cœlum, last uns in den Himmel fahren: sie hat aber darum nicht ein Messer in die Hand genommen, und ihr selbst abgeholffen, sondern sie hat ihres Tods in Gedult erwartet.

[603] Drittens geben auch etliche vor: man müsse nicht so genau auf die letzte That der Verzweifflung sehen, sondern vielmehr aus ihrer Gottseligkeit urtheilen, dieweil sie sich zuvor fleissig zu GOttes Wort gehalten, die heiligen Sacramenta gebraucht, und sonst Christlich gelebet haben. Aber auf diesen Einwurff antwortet der Prophet Ezechiel in achtzehenden Capitel: Wo sich der Gerechte kehret von seiner Gerechtigkeit, und thut Böses, und lebet nach allen Greueln, die der Gottlose thut, solte der leben? ja aller seiner Gerechtigkeit, die er gethan hat, soll nicht gedacht werden, sondern in seiner Ubertrettung und Sünden soll er sterben, denn das böse End verderbet den guten Anfang. Darum preiset Christus die jenigen selig, die bis ans Ende beharren, Matth. 10. Nicht aber die, welche fein anheben zu lauffen, und darnach wieder zuruck prallen, und dem Teuffel und ihrem eigenen Fleisch mehr gehorchen und folgen, als ihrem HErrn Christo, und seinem Evangelio.

Daß auch viel gelehrte Leute fürs vierdte vorgeben: Es könne etwa ein solcher selbst-Mörder in seinen letzten Todeszügen noch gute und bußfertige Gedancken haben, sein sündliches Vornemen hertzlich erkennen, und um Verzeihung zu GOTT seufftzen. Das wäre ihnen zwar wol zu vergönnen, denn wir wissen, daß bey GOTT kein Ding unmüglich ist, und Er kan mit seiner allmächtigen unverkürtzten Hand wider und über aller Menschen Vernunfft rathen und helffen.

Aber wer will Bürge dafür seyn, daß der Satan so viel Raum und Zeit lasse, sich dergestalt zu besinnen. Denn wo der höllische Geist das Regiment hat und führet in den Kindern deß Unglaubens, da hat man sich gewißlich deß Heiligen Geists, und seines Trostes wenig zu getrösten.

Fünfftens, wollen etliche der Hebreer dem König Saul das Wort reden, und ihn wegen seines selbst-Mords entschuldigen. Aber diß alles ist wider die heilige Schrifft, 1. Denn Saul hat mutwillig den Heiligen Geist von sich ausgestossen. 2. Hat er seine Mißhandlung noch entschuldigen wollen. 3. Den unschuldigen David verfolget, die Priester GOttes tyrannisch erwürget, und hat keine beständige und fruchtbare Buß vorgenommen. 4. Hat er in deß Teuffels Namen bey der Zauberin zu Endor Raht gesuchet, [604] und sang der Desperanten Liedlein: flectere si nequeo Superos, Acheronta movebo, will GOtt nicht helffen, so helffe der Teuffel. 5. Ist er aus Verzweiffelung, wider das fünffte Gebot, in sein Schwerd gefallen, und ist in seinen Sünden gestorben.

[604] Sechstens thun die jenigen unrecht, die vorgeben, als griffe man hiermit unserm HErrn GOtt in sein Gericht, durch Verdammung deren Leute, so mit Ungestümme zum Tod eilen, da doch GOttes Wort und Christus selbst das Urtheil über sie spricht, Johann. 3. Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet. Die Verzweiffler glauben nicht, halten sich nicht zu dem HErrn Christo, trösten sich auch nicht deß Bluts und Tods Christi, u.s.w.

So haben wir auch zum Siebenden die Zeugnisse der H. Schrifft, was von solchen Verzweifflern zu halten. Sirach im 2. Cap. sagt: Wehe denen die an GOtt verzagen. Und der HErr Christus saget von Juda Ischariot, Matt. 26. Wehe dem Menschen, durch welchen deß Menschen Sohn verrathen wird. So saget auch S. Paulus 1 Corinth. 6. daß die Mörder sollen keinen Theil haben am Reich GOttes.

Letzlich möchte man auch solch (unvorgreiffliches) Urtheil bekräfftigen mit dem Zeugniß etlicher alten Kirchenlehrer; als, Origines sagt lib. in Job. die sich selbst umbringen oder entleiben, werden nimmermehr Rast noch Ruhe haben, noch einige Erquickung finden, sondern sobald ihre Seelen vom Leibe sich scheiden, werden sie ins Finsterniß hinabfahren. Und Hieronymus spricht: Deus non recipiet tales Animas, quæ ipso molente exierunt de Corpore. Augustinus: Reos suæ mortis melior vita post mortem non suscipit; welche ihres eigenen Tod schuldig seynd, die kommen nach dem Tod in kein besser Leben hinein.

[605]
Das 14. Capitel
Das vierzehende Capitel.
Wie der Teuffel dem D. Fausto seines Lebens Ende hat angekündet.

DAs Stundglas hatte sich nunmehr umgewendet, war ausgelauffen, die bestimmten vier und zwantzig Jahr D. Fausti, oder die Zeit und End[605]schafft seiner Versprechung war nun am nächsten, deßwegen erschiene ihm der Teuffel abermal, und zwar in eben dieser Gestalt als er damals den verdamlichen Bund mit ihm aufgerichtet hatte, zeigete ihm so bald seine Obligation und Handschrifft, darinnen er ihm mit seinem eigenen Blut seinen Leib und Seel verschrieben hatte, mit Anzeigung, daß er auf morgende folgende Nacht sein verschriebenes Unterpfand holen, und hinweg führen wolte, dessen er sich denn gäntzlich versehen solte: darauf der Teuffel verschwunden.

Wie dem D. Fausto hierüber müsse zu Mut gewesen seyn, ist leichtlich zu erachten; es kam das pœnitere, Reue, Furcht, Zittern, Zagen, und seines Hertzens Bangigkeit mit aller Macht an ihn, er wande sich hin und wider, klagte sich selbst an ohn Unterlaß wegen seines abscheulichen und greulichen Falls, und weinet, zabelt, fochte, schrye und härmete die gantze Nacht über.

In solchem erbärmlichen Zustand erschiene ihm sein gewesener Geist Mephostophiles zur Mitternachtszeit, sprache ihm freundlich zu, tröstet ihn und sprach: Mein Fauste, sey doch nicht so kleinmütig, daß du von hinnen fahren must, gedencke doch, ob du gleich deinen Leib verlierest, ists doch noch lang dahin, daß du vor dem Gericht GOttes erscheinen wirst; du must doch ohne das sterben, es sey über kurtz oder über lange, obschon du etlich hundert Jahr, so es müglich wäre, lebtest: Und ob du schon als ein Verdammter stirbst, so bist dus doch nicht allein, bist auch der Erste nicht; gedencke an die Heiden, Türcken, und alle Gottlosen, die in gleicher Verdamniß mit dir seyn, und zu dir kommen wer[606]den. Sey behertzt und unverzagt, dencke doch an die Verheissung unsers Obristen, der dir versprochen hat, daß du nicht leiden [606] sollest in der Hölle wie die andern Verdammten. Mit solchen und mehr andern Worten, wolte der Geist ihn behertzt machen, und in etwas aufrichten.

Da nun D. Faustus sahe, daß dem ja nicht anderst seyn kunte noch wolte, und daß der Teuffel, versichert sein Unterpfand nicht würde dahinden lassen, sondern auf die folgende Nacht gewiß holen, stehet er früh Morgens auf, spatzieret etwas vor die Stadt hinaus, und nach Verfliessung etwan anderthalb Stunden, nachdem er wieder nach Haus kommen, befiehlet er seinem Famulo, daß er die vorige Studiosos, seine ehedessen vertraute Freunde, noch einmal zu ihm in das Haus beruffen solte, er hätte ihnen etwas nothwendiges anzudeuten.

Als nun diese vermeinten, D. Faustus würde sich vollend bekehren, namen sie den obbemeldten Magistrum mit sich, und als sie bey D. Fausto ankommen, bate er sie, daß sie ihm doch sämtlich wolten gefallen lassen, und mit ihm noch einmal in das Dorff Rimlich spatzieren, denn daselbst wolte er sich mit ihnen lustig erzeigen, welches er etliche Zeit bisher unterlassen hätte.

Die Studenten waren deß zu frieden, und spatzireten mit einander dahin, hatten unter weges allerley Discurs, und nachdem sie daselbst angelanget, ließ D. Faustus ein gutes Mahl zu-richten, und stellte sich auf das möglichste mit ihnen fröhlich, daß sie also beysammen recht [607] fröhlich waren bis auf den Abend, da sie alle, ausgenommen Fausto, wieder nach Hause gedachten.

D. Faustus aber bate sie demnach gar freundlich, daß sie doch wolten nur noch dieses einige mal diese Nacht über allda in dem Wirthshaus bey ihm verharren; es wäre doch schon die Zeit zur Anheimkunfft zu spät, er müste ihnen nach dem Nachtessen etwas sonderbares vorhalten: Welches sie denn, weil es doch nicht anderst seyn können, ihme zugesaget.

Anmerckung.

I. Daß allhie der Geist den D. Faustum wegen seiner Verdamniß, mit dem Exempel anderer Verdamten trösten will, gibt Anlaß und Gelegenheit zu forschen, was es für eine Beschaffenheit mit den Verdamten [607] in der Hölle haben werde?

Es zeiget die heilige Schrifft an etlichen Örtern klärlich an, was für ein erschröckliches Urtheil und Sententz die Verdamten dermaleins werden ausstehen und erfahren müssen.

Denn sobald ihr Ende daher kommt, und sie den Tod vor ihnen sehen, da lassen sich die bösen Geister finden mit ihrem scheußlichen und greulichen Ansehen, und dringen hart auf ihn, und wie Bernhardus sagt, die bösen Geister besitzen die Thür, und warten auf die Seele.

Von den Verdamten aber, und deren Straffe in der Hölle, spricht Anshelmus: Es werden die Verdamte und Gottlosen in der Hölle mit schwerer Straff gedrucket werden, daß sie weder Hände noch Füsse, noch irgend ein ander Glied am Leibe regen können, und man wird zie zu allen dem das ihnen zu wider ist, zwingen, und von allen Dingen abhalten, die sie gern haben wolten, und wird ein solche ewige Zweytracht seyn, daß Leib und Seel nimmer eins werden. Darum wenn die Verdamten von der grausamen Marter [608] aufgefressen seind, werden sie in ihren Straffen so grosse Wehetage und Schmertzen erleiden, daß sie an nichts anders als an die Straff dencken mögen, sie werden begehren zu sterben, und werden doch nicht sterben können.

S. Augustinus saget auch hiervon also: O Tod, Tod, wie gut, wie über die massen lieb wärest du wol denen, welchen du bey ihrem Leben so bitter gewesen bist! sie werden sich nach dir allein sehnen, die dich doch am hefftigsten gehasset haben.

S. Gregorius spricht: die Verdamten und Gottlosen hätten lieber ewig leben mögen, auf daß sie in Ewigkeit gesündiget hätten, darum gebühret diß dem gerechten Richter, daß sie nimmer ohne Marter seyn, wie sie in diesem Leben nimmer ohne Sünde seyn wollen; und weil ihnen denn um deßwillen billich das Paradeyß ist zugeschlossen, werden sie mit unaussprechlichem Feuer in alle Ewigkeit gepeiniget.

Der weise König Salomon redet auch von der Verdamten Gelegenheit und Zustand, und zeiget an, wie sich die Verdamten in jenem Leben in ihren Hertzen und Gedancken beissen und fressen werden, wenn er spricht Sapient. 5: Alsdenn wird der Gerechte stehen mit grosser Freudigkeit gegen die, so ihn geängstiget, und seine Arbeit verworffen haben, wenn sie dieselben denn sehen, werden sie grausam erschrecken für solcher Seligkeit, der sie sich nicht versehen hätten, und werden unter einander reden, das ist der, den wir für einen Spott hatten, und für ein hönisches Beyspiel. Wir Narren hielten sein Leben für unsinnig, und sein Ende für eine Schand, wie ist Er nun gezehlet unter die Kinder GOttes, und sein Erbe ist unter den Heiligen?

[608] Und ferner: Es werden die Verdamten sagen und klagen, wir haben eitel unrechte und schädliche Wege gegangen, und haben gewandert wüste Unwege, aber deß HErrn Wege haben wir nicht gewust! Was hilfft uns nun der Pracht, was bringt uns nun der Reichthum samt dem Hochmut? Es ist alles dahin gefahren wie ein Schatte, und wie ein Geschrey.

Es sagt Chrysostomus: Etliche vermeinen, die ihre Verdamniß bereits fühlen, wenn sie nur der ewigen Straff entfliehen möchten, wolten sie gern deß Himmels entperen, und wissen wol, daß das viel eine grössere Plage sey, von dem Angesicht und Reich GOttes geschieden seyn, und von dessen Gnad und Güte ausgeschlossen werden, welche den Auserwählten bereitet ist, denn bey den Verdamten bleiben müssen. Ist das [609] nicht erschröcklich zu hören? Ich kenne, und will euer nicht. Fürwar man solte lieber zehen hundert tausendmal in dem Abgrund der Höllen sitzen, als diese Wort von dem Sohn GOttes anhören.

O ewiger GOtt, welch ein erschröcklicher Donnerschlag wird das seyn allen Teuffeln und Gottlosen? darum sie denn auch gehen werden in die ewige Pein, Matth. 25. Und der HErr wird regnen lassen über sie, Blitz, Feuer und Schweffel, und wird ihnen ein Wetter zu Lohn geben, Psalm 11. Er wird sie mit Feuer tieff in die Erde schlagen, daß sie nimmermehr aufstehen, Psalm 140. Die Grube ist von Gestern her zugerichtet, und dieselbige ist auch dem König bereitet, tieff und weit genug. So ist die Wohnung drinnen Feuer und Holtz die Menge, der Athem deß HErrn wird sie anzünden, wie ein Schweffel-Strom, Esa. 30. Es wird nicht eine Glut seyn, dabey man sich wärme, oder ein Feuer, da man um sitzen möge, Esa. 47. Ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verleschen, und werden allem Fleisch ein Greuel seyn. Esaj. 66. Feuer und Würmer seynd die Rache über die Gottlosen, Syrach 7. In Carne cruciabuntur per ignem, in Spiritu per Vermem, sagt Bernhardus, das Feuer wird den Leib, den Geist aber wird der Wurm deß Gewissens quälen und peinigen.

Sie werden mit Frost und Kälte gestrafft werden, Matth. 8. 22. Sie werden mit abscheulichem Dampff und Gestanck geplaget werden, Apoc. 14. 20. Sie werden Hunger und Durst leiden, Esa. 65. Apoc. 18. Jerem. 19. Es wird ihnen nicht ein Tropffen Wassers gereichet werden, Luc. 16. Die Teuffel werden ihre Peiniger seyn, Matth. 5. Quos habuerunt Tentatores in culpa, habebunt Tortores in pœna, sagt abermal Bernhardus. Dieselbigen Teuffel, so sie zu Sünden gehetzt und getrieben haben, werden sie dort martern und plagen. Sie werden immer und doch nimmer sterben können, Apoc. 21. Darum so werden sie unter einander reden mit Reue, und für Angst deß Geistes seufftzen. Sap. 5. [609] Sie werden ihre Hände über dem Kopff zusammen schlagen, ruffen und schreyen: O Jammer und Noth! O Höll und Tod! O Elend ohne Ende! O Sterben ohne Sterben, O alle Stunde sterben, und doch nimmermehr sterben! O Scheiden wie thust du so wehe, O Hände-schlagen, O Grißgramen, Seufftzen und Weinen! O immer Heulen und Ruffen, und doch nimmermehr erhöret werden! Unsere Augen [610] mögen nimmer anders sehen denn Angst und Noth: unsere Ohren mögen nichts anders hören denn Angst und Wehe. O ihr Hügel fallet über uns, O ihr Berge decket uns! Ach was verweilet ihr? was haltet ihr so lang auf? warum überwerfft ihr uns nicht für dem jämmerlichen und greulichen Anblick? O Leiden dieser und jener Welt wie bist du so ungleich? O gegenwärtige Pein, wie bist du so ungleich gegen der Freud und Wollust, die wir ehedessen genossen haben? Ach wehe und aber wehe, daß wir Mosen und die Propheten nicht haben wollen hören, daß wir anjetzo von Gott ohn allen Trost und Hoffnung ewig ewig müssen gescheiden seyn! Wir begehrten nichts liebers, denn wenn ein Berg wäre so breit als der gantze Erdboden, und um sich so groß, daß er allenthalben den Himmel berührte, und käme ein Vögelein je über hundert Jahr einmal, und holete von dem Berg so groß als ein Senffkörnlein, und so fortan, bis der grosse Berg durch soviel unaussprechliche Zeiten von dem Vögelein hinweg getragen würde, daß alsdenn auch unsere Marter ein Ende haben möchte! aber das kan nit seyn, darum bleiben wir ewiglich in der Pein, und können nichts als Ach und Wehe schreyen.


II. Hergegen in dem Himmel, in dem ewigen seligen Leben, wird seyn alles lauter Freude, ewiges Wolleben, Fried, Sicherheit, und ewigwärende Glückseligkeit, eine Schönheit ohne Häßlichkeit, eine Stärcke ohne Schwachheit, und ein unsterbliches Leben; da alles beständig seyn, und alles schön grünen wird; da die Heiligen sich freuen werden wegen der Lustbarkeit deß Orts, wegen der frölichen und seligen Gesellschafft, wegen Verklärung der Leiber, wegen der Welt, so sie verachtet, und wegen der Hölle, deren sie entrunnen: da sie kommen werden aus der Arbeit in die Ruhe, aus dem Glauben in das Anschauen, aus dem Weg und Wanderschafft in das rechte Vatterland, in die himmlische Hütten, und in die Landschafft der Lebendigen: da all ihr Verlangen ein Ende nemen, da sie all ihres Leids und Bekümmerniß vergessen werden: da man nicht auf leibliche Art zu Tische sitzen, essen und trincken, sondern auf eine geistliche Weise mit Abraham, Isaac und Jacob ewig wolleben, da alles genug vorhanden, und die Erbschafft Christi, wegen so grosser Anzahl der Miterben nicht gemindert werden, da der König die Gottheit, das Gesetz die Liebe, das Volck die lobwürdige Gesellschafft der Seligen und Auserwehlten seyn [610] wird: da die Auserwählten in einem Augenblick, wo sie wollen, werden seyn können; und da in [611] Summa eine solche Freude seyn wird, welche alle andere Freude weit weit übertrifft, und gegen welcher alle andere Frölichkeit eine Traurigkeit, alle Lieblichkeit ein Schmertz, alles süsse bitter, aller Wolstand ein Ubelstand, und alles was belustigen kan, beschwerlich ist, und da alle diese Freude, die kein Aug gesehen, kein Ohr gehöret, und die in keines Menschen Hertz kommen ist, kein Ende nemen, sondern ewig bleiben wird.

Derohalben, wenn wir schon täglich grosse Marter und Pein leiden, auch die Qual der Höllen selbst eine Zeit lang versuchen solten; so solten wir doch dieses alles gedultig leiden, damit wir allein solches grossen Guts, und solcher überschwenglicher und unaussprechlicher Freude, welche GOtt den Seinigen im ewigen Leben zubereitet hat, möchten theilhafftig werden, und Christum sehen und kennen: mit welchem wir, wenn wir also hie in dieser Welt ritterlich kämpffen, und durch Leben und Tod, in starckem Glauben an ihn, hindurch dringen, ewig leben und herrschen werden.

[611]
Das 15. Capitel
Das funffzehende Capitel.
D. Faustus erkläret sich endlich vor den Studenten, was er ihnen noch zu sagen habe.

ALs nun das Nachtmahl und gleich auch der Schlafftrunck vollendet war, bezahlet D. Faustus den Wirth, und bate die Gäste, sie wolten ein Kleines mit ihme in die nächste Stuben gehen, er hätte ihnen was wichtiges zu sagen, welches er bisher meinstens hätte verborgen gehalten, das treffe nun sein Heil und seine Seligkeit an; mit solcher Vorrede ohne fernern Umschweiff, fieng er an und sprach:

Wolgelehrte, ihr meine liebe, vertraute Herren, daß ich euch heut Morgen durch meinen Famulum habe [612] ersuchen lassen, einen Spatziergang hieher zu nemen, und mit einer geringen schlechten Mittag-Mahlzeit vorlieb genommen, ihr seyd auch auf mein Anhalten bey mir bis auf die Nacht anjetzo verharret, dafür sage ich schuldigen Danck; wisset aber zugleich, daß es um keiner andern Ursachen willen geschehen, als euch (etwas weitläufftiger als neulicher Zeit) zu verkündigen, daß ich mich von meiner Jugend an, ob ich wol von GOtt mit einem guten Ingenio bin versehen und begabet, jedoch mit solcher Gabe nit zu frieden gewesen, sondern viel höher steigen und über andere hinaus kommen wollen, habe mit allem Fleiß und Ernst mich auf die Schwartzekunst geleget, in welcher ich mit der Zeit so hoch bin kommen, daß ich einen unter den allergelehrtesten Geistern, Namens Mephostophiles, erlanget: jedoch solche Vermessenheit geriethe mir bald zum Bösen, und zu einem solchen Fall, der dem Lucifer widerfahren, da er aus Hoffart aus dem Himmel verstossen worden.

Denn als der Satan mir willig in allem meinen Vorhaben war, setzte er zu letzt an mich, daß, so ich würde einen Bund mit ihm aufrichten, und mich mit meinem eigenen Blut verschreiben, daß ich nach Verfliessung vier und zwantzig Jahre, sein wolte seyn mit Leib und Seele, darzu GOtt, der H. Dreyfaltigkeit, und allem himmlischen Heer absagen, denselben nimmermehr in Nöthen und Anliegen anruffen, auch alle die [612] jenigen anfeinden, so mich von meinem Vorhaben wendig machen, und bekehren wolten, daß ich alsdenn nicht allein mit hohen trefflichen Künsten begabt seyn, sondern auch die Geister um und neben mich haben, die mich in aller Gefährlichkeit schützen und meinen Widerwärtigen zu wi[613]der seyn solten; darzu, und welches eben das meinste war, das ich in diesem Leben verlangte, solte mir an Geld, an gutem Essen und Trincken, und täglichem Wolleben nichts ermangeln, ja er wolte mich so hoch ergötzen nach all meines Hertzens Begierden, das ich das Ewige nicht für das Zeitliche nemen würde. Mit solchen übergrossen Verheissungen erfüllte er mir das Hertz, daß ich bey mir gedachte: dieses Freudenleben ist gleichwol nicht zu verwerffen, ob schon der Bund gottlos und verdamlich ist; so darff ich auch den Satan nicht länger aufhalten, denn sonst möchte ich um all meine Kunst kommen, und er möchte von mir weichen: darzu so bin ich vorhin geneigt zum müssigen Leben, Fressen und Sauffen und Spielen ist meine Lust, allein die Mittel darzu hab ich nicht, allhie könte ich alles ohne Mühe überkommen. Käme es denn einmal dahin, daß der Teuffel sein Unterpfand holen und haben wolte, müste ichs wol geschehen lassen, ich würde doch über die bestimmte Zeit nicht viel länger leben können; zudem so kan noch wol die Zeit kommen, dachte ich, daß ich mich möchte bekehren, Buß thun, und also die Barmhertzigkeit GOttes ergreiffen. Da denn ohne Zweiffel der Teuffel nicht wird gefeyret haben, sondern mich geregiret und getrieben, daß ich also den Bund mit dem Satan aufgerichtet, GOtt und der H. Dreifaltigkeit abgesaget, und mich ihm mit Leib und Seel verschrieben habe.

Es hat aber gleichwol der Teuffel, wie ichs bekennen muß, anfänglich mir eine geraume Zeit Glauben gehalten, mir alles das jenige erfüllet und geleistet, was mein Hertz begehret und verlanget hat; nachmals aber hat er zu weiln gehuncken, [614] und mich in etlichen Sachen stecken lassen, mit Vorwenden ich solte selbst durch meine Kunst viel erwerben; und da ich mich dessen beklagte, so hat er nur das Gespötte damit getrieben, bin also aus Vermessenheit und Wollust in solchen Jammer gerathen, zum ewigen Schaden [613] meiner armen Seel, daraus mir nimmermehr kan geholffen werden.

Nun aber seynd solche verschriebene Jahre auf diese Nacht aus und verlauffen; da wird denn der Teuffel sein Unterpfand holen, und mit mir gantz erschröcklich umgehen, das alles will ich doch gerne ausstehen, wenn nur die Seele erhalten würde. Diese verdamliche Puncten nun meiner Bekäntniß, wegen dieser That, hab ich bey mir nicht wollen lassen ersitzen, sondern dieweil ich weiß, daß ihr sowohl neulich ein hertzliches Mitleiden mit mir gehabt, und auch zu solchem Ende meine Seele mit GOttes Wort zu retten gesuchet habt, wiewol vergebens, als anjetzo mit mir haben werdet, habe ichs euch wollen bekennen, und diesen meinen erbärmlichen Tod andeuten.

Bitte euch hierauf, günstige liebe Herren, ihr wollet nach meinem Tod alle die jenigen, so mich geliebet und wegen meiner Kunst in Wehrt gehalten haben, freundlich grüssen, und von meinet wegen viel Gutes wünschen: Was ich auch diese vier und zwantzig Jahr über für Abentheuer getrieben, auch andere meine Geschichten, die werdet ihr in meiner Behausung aufgeschrieben finden, und soll sie euch mein Famulus nicht für enthalten.

Anmerckung.

I. Daß über solcher Bekändtniß D. Fausti, und Andeutung seines stündlich erwartenden erbärmlichen Endes, die anwesen[615]den Gäste nicht solten zum hefftigsten erschrocken seyn, ist nicht wol zu glauben, seynd demnach, nachdem D. Faustus diese seine Bekäntniß mit Seufftzen und Weinen beschlossen, und sich an das Fenster gelehnet, zusammen getretten, und freilich gewünschet, daß sie nicht an dieses Ort gekommen wären, oder jemaln D. Faustum gekennet hätten: sie wurden aber räthig, daß der vorgemeldte Magister noch einmal sein Heil an dem verzweifflenden D. Fausto versuchen solte, ob er ihn noch bekehren, und seine Seel aufs wenigst erretten möchte, er solte ihm aber recht in das Hertz hinein predigen, auf seine unterschiedliche in seiner Bekantniß enthaltene Puncten antworten, ihme das Gesetz schärffen, hernachmals wieder Trost einwenden.

Und nachdem dieser Magister sich in etwas darauf bedacht, sprach er zu dem D. Fausto: Herr Doctor, warum und aus was Ursachen [614] wir von euch hieher an diesen Ort beruffen und erfordert seynd worden, haben wir mehr denn allzuviel angehöret, und mit Erstaunen und Schrecken vernommen; derowegen will mir und uns allen obligen und gebüren, euch auf euere Bekändniß ungeheuchelt zu antworten, und noch einmal versuchen, ob wir durch solches euer verstocktes Hertz gewinnen und erweichen mögen, auf daß durch sothane Bekehrung und und hertzliche Reue, die Seele doch erhalten würde, wenn ja der Teuffel diese Nacht den Leib, als sein verschriebenes Unterpfand, holen und habe wolte.

Derohalben vernemet den ersten Punct eurer Bekantniß, welcher war, wie ihr gantz freventlicher und mutwilliger Weise immer dahin getrachtet, wie ihr vor andern höher steigen möchtet, und habt euch mit der Gabe deß guten Ingenii und Gedächtniß nicht wollen lassen begnügen. Dieser böse Vorsatz aber ist schon ein Werck und Stifftung deß Teuffels gewesen, der aller gottlosen Kinder Hertzen einnimmet: Denn einmal ists gewiß, wo die Jugend also gesinnet ist, und achtet ihrer geschwinden fähigen Köpffe nicht, daß sie dadurch ihnen gedächten etwas Nutze zu schaffen, die gerathen gemeiniglich in ein Epicurisches Leben, werden sicher, und fallen zuletzt in deß Teuffels Stricke, der sie darnach zu böser Gesellschafft führet, und endlich gar von der Tugendbahn abführet: dieses wird freilich auch bey euch zum ersten leider geschehen seyn.

Zum Andern daß ihr meldet, ihr habt euch auf die teufflische Schwartzekunst mit allem Fleiß geleget, und es sey dadurch euch alles wol und glücklich ergangen: Aber sehet, da habt ihr Thür und Thor aufgesperret, und dem [616] Teuffel Gelegenheit geben, welches ein erschröcklicher Anfang ist eures Falls, weil ihr GOttes Gaben und Segen verachtet, und dem Teuffel angehangen habt, welches denn wider GOttes ernstliches Gebot ist, und es zeitlich und ewig zu straffen gedrohet hat. Denn also spricht Er im dritten Buch Mosis im 20. Wenn eine Seel sich zu den Warsagern und Zeichendeutern wenden wird, daß sie ihnen nachhuret, so will ich mein Angesicht wider dieselbe Seel setzen, und will sie aus ihrem Volck rotten. Und beym Propheten Micha im fünfften stehet: Zur selbigen Zeit, spricht der HErr, will Ich die Zauberey bey dir ausrotten, daß kein Zeichendeuter bey dir bleiben soll. Und S. Paulus zum Galatern im fünfften spricht: Die solches thun, werden das Reich GOttes nicht erben. Was solte euch denn nun eure Zauberey groß geholffen haben? ist das ein glücklicher Fortgang, wie ihr euch dessen gerühmet habt, wenn einer dadurch Leib und Seel zugleich mit in das Verderben setzet?

Der dritte Punct euer Bekäntniß ist, daß ihr dadurch in Hoffart [615] und Ubermut gerathen seyd. Diß ist aber ein und allemal gewiß, daß der Teuffel ein hoffärtiger Geist ist, läst auch gern seine Kunst und Weißheit sehen, er will durchaus seine Kunst gezieret und geschmücket haben; dazu hat er nun euch und andere eures gleichen gebrauchet, und darmit habt ihr euch verderbt, seyd stoltz und vermessen worden, habt zu letzt weder nach GOTT noch der Welt gefragt, sondern seyd nach den Worten Salomons, Sapient. 2. roh, sicher und ruchloß einher gangen, und gesagt: Wol her nun, lasset uns wolleben, etc.

Zum Vierdten bekennet ihr, daß ihr in eurem verdamlichen Vorsatz endlich dahin kommen seyd, daß ihr euch dem Teuffel um vier und zwantzig Jahr willen, mit Leib und Seel ergeben habt, dagegen GOtt und alles himmlische Heer aufgegeben und verlaugnet. Wegen dieses Bunds nun, den ihr mit dem leidigen Teuffel eingegangen, sage ich, daß michs wundert, daß euch nach solchem schröcklichen Abfall der Erd boden noch hat tragen mögen. Ist ihm nicht also, wenn einer einen getreuen Vatter hat, der es mit seinem Sohn gut meinet, setzet ihn ein zum Erben aller seiner Güter, dieser aber hebt an, schmähet und fluchet ihm noch darzu, will ihm nicht allein in allem widerwertig seyn, sondern gehet noch über das hin, und hänget sich an lose leichtfertige Leute, Rauber und Mörder, dem Vatter zu trutz und leid, ma[617]chet mit ihnen ein Bündniß, verspricht, daß er bey ihnen bleiben wolle, Leib und Leben bey ihnen aufsetzen.

Da er nun wegen solch verübter Unthaten gefänglich wird eingezogen, da dencket er erst an den Vatter, wie treulich ers mit dem Sohn gemeinet, aber der Vatter will sich deswegen deß Sohns nicht mehr annemen, sondern läst ihn, wie ers denn wol verschuldet, sein Recht ausstehen: Also hat es auch eine Bewandniß mit euch, und dem lieben GOTT im Himmel, der hat euch Leib und Seele gegeben, allerley Güte und Wolthaten erzeiget, Er hat euch eingesetzt zum Miterben seiner himmlischen Güter, diese wolgemeinte Schätze aber, habt ihr mutwillig verachtet, in den Wind geschlagen, habt euch gesellet zu den Seelen-Mördern, zu den Teuffeln, mit ihnen Bündniß aufgerichtet, und die Wercke des Teuffels getrieben: Da wendet sich nun das Blat, ihr seyd verstrickt und gefangen vom Teuffel, und dieweil ihr GOTT den himmlischen Vatter nicht wollet für euren Vatter erkennen, so zeucht Er seine Barmhertzigkeit von euch ab, will euch wiederum nicht, sondern übergibt euch dem Teuffel, und endlich aus wolverdienter Straff ergehet der Sententz und das Urtheil über euch, welches Christus der HErr schon gefället hat, Matth. 24.

Der fünffte Punct hangt dem vierdten an, indem ihr dem Teuffel habt zusagen müssen, daß ihr in keiner Noth oder Anliegen GOTT anruffen [616] wollet, noch euch lassen bekehren und abwendig machen. In dieser Versprechung folget an sich selbst, daß wer etwas begehret, der muß dem nachgehen, bitten und ansuchen, auch in gewisser Zuversicht stehen, daß bey dem jenigen, zu dem er solche Hoffnung trägt, keine Bitte werde leer abgehen; wenn man aber kein Vertrauen zu solchem setzen kan, so ist man auch nicht so keck, einige Bitte oder Begehren bey ihm anzubringen. So ist es auch mit euch: GOTT wollet und sollet ihr nicht anruffen, (wie sollet ihr aber anruffen, da ihr ja nicht glaubet? Röm. 10.) als wird das Wort deß HERNN an euch ebenmässig wahr gemacht werden, welches Er vor Zeiten, wie im Büchlein der Richter am zehenden Capitel gelesen wird, zu den Kindern Israel gesprochen: Weil ihr mich verlassen habt, und andern Göttern gedienet, so will Ich euch nicht mehr helffen, gehet hin und [618] schreyet die Götter an, die ihr erwählet habt, lasset euch dieselben helffen zur Zeit eurer Trübsal. Dergestalt könte GOtt zu euch sagen: Weil du mich verlassen hast, und dem Teuffel gedienet, so will Ich dich auch nicht mehr hören, gehe hin und schreye deine Geister und Teuffel an, die du dir erwählet hast, jetzund in der Stund deiner Qual und Angst.

Der sechste Punct lautet, daß ihr GOTT den HErrn für keinen Nothhelffer anruffen sollet, dagegen wolle sich der Teuffel euer annemen; und wer wider euch ist, wider den wolle er auch seyn. Aber ihr sehet jetzund augenscheinlich, wie sich der Teuffel euer will annemen in dieser Noth. Daß er aber euch so lang ihr lebt, Hülff und Beystand verheissen, ist nicht ohn, er vermags und kans thun, denn er ist mächtig, so fern GOtt ihm solches zulässet.

Betreffend den siebenden Punct, da ligt am Tag, was etwan die meinste Ursach mag gewesen seyn, daß ihr euch dem Teuffel habt ergeben, nemlich, daß ihr nur Freud und Kurtzweil, gut Essen und Trincken, und tägliches Wolleben, ohne Mühe haben möchtet. Weiln nun der Teuffel gewust hat, daß ihr den Lüsten deß Fleisches immer nachhienget, dem Fressen, Sauffen, und Spielen ergeben waret, hat das der Teuffel wol versprechen können, denn er weiß was daraus folget. Dadurch aber habt ihr Verstand und Sinne verloren, und also wenig gedacht an eure Seligkeit, ihr lebtet immer im Sauß, geselltet euch zu losen Leuten, die musten Tag und Nacht mit euch obliegen dem Schlemmen und Demmen, was die gantze Nacht durch vollbracht ward, das habt ihr am Tag wieder angefangen. Und ob zwar gegenwärtige Herren, als sie mich berichtet haben, zu unterschiedlichen malen von euch wol empfangen, ja oft von euch manches Kunststücklein gesehen und gelernet, so haben sie doch dieses zu keinem andern Ende gethan, denn etwas mehrs von euch, als einem berühmten Sternseher, und Chiromantico, [617] zu erlernen; hätten sie das gewust, daß dieses alles durch den Teuffel, und dessen Hülffe zu wegen gebracht würde, sie hätten es wol unterlassen, bereuen auch ein solches anjetzo.

Im achten Punct eurer Bekändtniß gebt ihr für, wie ihr zum Müssiggang sehr genaturet gewesen. Nun ist aber der Müssiggang, wie ihr selbsten wüst, ein Hauptküssen des Teuffels, und hat solcher, wie leider am Tag ist, euch in [619] viel Seelen-schädliche und verdammliche Sünde geführtet: Es ist sich recht über euch zu verwundern, daß ihr um schnöde Wollust deß Fleisches, die doch dahin lodert wie ein Stroh-Feuer, die ewige Freud und Seligkeit habt verschertzen wollen.

Was die Aussage eurer Bekändtniß im neundten Punct belanget, da ihr bekennet, daß ihr gedacht, wenn es dahin solte einmal kommen, daß der Teuffel sein versprochen Pfand haben will, daß ihr es doch müsset geschehen lassen, weiln ihr doch ohne das müsset sterben, und würdet nicht viel Jahr drüber leben, unterdessen habt ihr doch hie auf Erden euer Paradeyß gehabt. Das ist aber wiederum ein greulicher und erschrecklicher Vorsatz, da doch das Leben edel, und ein Geschenck des Höchsten ist.

Wenn uns jemand nach Leib und Leben trachtet, wie seynd wir doch so geschwinde und vorsichtig, uns auf allerley Weise und Wege zu beschützen und zu vertheidigen, wir rüsten und stellen uns zur Gegenwehr? da ihr solcher Gestalt euch willig dem bösen Feind zum Raube gebt.

Der zehende Punct gibt zu verstehen, welch einen verteuffelten Sinn ihr damals gehabt, indem ihr gedachtet, es sey noch wol Zeit und Weile genug zu eurer Bekehrung, und zur Gnade GOTTES wiederum zu gelangen. Nun ist zwar nicht ohn, GOTT gibt Zeit und Raum Busse zu thun: Wie denn der Prophet Esaias im dreyssigsten Capitel sagt: Darum harret der HERR, daß Er euch gnädig sey, und hat sich aufgemacht, daß Er sich euer erbarme; und in der andern Petri am dritten stehet: Der HErr hat Gedult mit uns, und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann bessere. Wir sollen aber auf die Barmhertzigkeit Gottes nicht sündigen, denn es alsdenn mit der Buß zu spät seyn möchte. Wenn ihr euch erinnern wollt, müst ihr bekennen, daß ich euch hievon allbereit ein mehrers dazumal, als mich gegenwärtige Herren haben ersuchet, mit ihnen zu euch zu gehen, euch in eurer Schwermut Trost aus GOttes Wort zu sagen, vorgesaget habe; allein was hats bey euch gefruchtet? was hat es euch genutzet? ihr kuntet keinen Trost in euer verstocktes Hertz hinein bringen, weil ihr nicht glauben kuntet, daß euch GOTT wieder zu Gnaden werde annemen: also und solcher Gestalt widerfähret nun euch, daß ihr unbußfertig [618] bis an euer End verharret, und mag S. Paulus, [620] Röm. 2. wol zu euch sagen: du aber, nach deinem verstockten unbußfertigen Hertzen, samlest dir selbst einen Schatz deß Zorns, auf den Tag deß Zorns und der Offenbarung deß gerechten Gerichts GOttes. Und in den Sprüchwörtern im eilfften stehet: Wenn der Gottlose stirbt, so ist Hoffnung verloren, und das Harren deß Ungerechten wird umkommen.

Der eilffte Punct stehet in dem, daß ihr bekennet, daß solch euer böser Vorsatz nirgend anderst herkomme, denn aus deß Teuffels Eingeben, der habe euch also geregiret und geführet. Nun ist abermal nicht ohn, daß der Teuffel ohn Unterlaß nach Schaden und Verderben der Menschen trachtet, und herum gehet wie ein brüllender Löw, und suchet welchen er verschlinge, 1. Petr. 5. Wir aber sollen uns deßwegen desto mehr vorsehen, und fleissig beten, dieweil wir, wie der Apostel redet, nicht haben zu kämpffen mit Fleisch und Blut, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nemlich mit Regenten der Finsterniß in dieser Welt, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Wir sollen, so wir ja in Sünde gefallen, nicht darinnen beharren, sondern wieder aufstehen, und nimmer sicher seyn, denn solche Sicherheit, Herr Doctor, hat nicht wenig zu eurem Fall geholffen.

In dem zwölfften Punct zeiget ihr an aus eigener Erfahrung, wie der Teuffel euch anfänglich Glauben gehalten habe, zu Zeiten aber und auf die Letzte nicht. Das hättet ihr vorher aus GOttes Wort wissen sollen, als wel ches dem Teuffel den Titul eines Lügners und Mörders gibt, der niemal in der Warheit bestanden sey, Joh. 8.

Nun ists letzlich, wie ihr sagt, an deme, daß die Stund und Zeit eures erschröcklichen Untergangs vorhanden sey; solte nun dem also seyn, so könnet ihr hieraus abnemen, was ihr euch geziehen, und also euren Leib und Seele in so augenscheinliche Gefahr, zeitliche und ewige Schmach und Schande gesetzet habt. Darum will ich euch nochmal um GOttes, und eurer Seligkeit willen, ermahnet haben, ihr wollet mit dem reuigen Schächer auch bey dieser letzten Stund eures Lebens ernstliche Busse thun, GOtt mit reuigem und zerknirschten Hertzen anruffen, und bitten um seinen H. Geist, daß Er euch an diesem eurem letzten Ende, als ihr meinet, behüten und erhalten wolle. Bedenket euch Herr Doctor, bedencket euch nochmal um eurer Seligkeit willen, die nun in höchster Gefahr stehet, und haltet euch mit wahren Glauben zu [621] JEsu Christo, der will niemand von sich stossen, der zu ihm kommt im Glauben; und GOtt will nicht, nicht den Tod deß Gottlosen, sondern daß er sich bekehre, und lebe.

[619]
Das 16. Capitel
Das sechszehende Capitel.
Was D. Fausti letzte Bitte gewesen.

DA nun D. Faustus obbehörter massen seine Bekantniß wegen seines schweren Falls, vor den Gästen gethan, auch hierauf der erfolgten nothwendigen Antwort, und beygefügter Tröstung des Magisters fleissig zugehöret, hat er wol darüber oft geseufftzet, jedoch zuletzt also angefangen: Ihr meine liebe und günstige Herren, ich befinde leider in und an mir, daß solch euer vorgebrachter, und in GOttes Wort gegründeter Trost für meine Seele, bey mir nichts hafften, und der mich nichts angehen will, weiln es nunmehr mit mir zu spät ist, und bald aus seyn wird; wiewol ich mich einen Weg als den andern, wegen solches hertzlich bedancke, und wolte gar gerne dem Teuffel den Leib lassen, wenn nur die Seele erhalten würde, aber vergeblich, alles vergeblich.

Ihr wollet euch anjetzo mit einander zur Ruhe begeben, sicher schlaffen, und euch nichts anfechten lassen, auch so ihr ein Gepolter und ungestümmes Wesen im Haus hören und vernemen werdet, wollet euch darob nicht entsetzen, noch euch fürchten, denn euch kein Leid widerfahren soll, wollet auch vom Bette nicht aufstehen; allein dieses wolte ich zu guter Letzte von euch gebetten haben, daß so ihr meinen Leib findet, solchen zur Erden bestatten lasset: Gehabt euch ewig wol, ihr Herren, [622] und nemet ein Exempel an meinem Verderben. Gute Nacht! es muß geschieden seyn!

Anmerckung.

I. Allhie sihet man an dem verstockten und unbußfertigem D. Fausto, ein Exempel und wahres Conterfait einer zu spaten Reue, deme auch, wie er selbst bekennet, weder zu rathen, noch mehr zu helffen gewesen ist; und auf welchen deß Poeten Wort nicht übel hätten können gezogen werden:


Wer deß Höchsten Feinde trauet,

endlich viel zu spat beschauet,

daß er für verdienten Lohn

bringt der Höllen Qual darvon.

Ewig, ewig währet lange,

machet ewig ewig bange.


[620] Ein einiges Exempel einer solch allzuspaten Reue, wollen wir noch anführen aus dem ersten Theil des grossen Schauplatzes Jämmerlicher Mordgeschicht Histor. 11. Folgendes Inhalts. Ein vornemer Geistlicher unter den Bettel-Mönchen, hat seiner Schwester Sohn zu dem Studiren, und allem Guten angehalten, daß er wol zugenommen, und zu Erwerbung hoher Dienste grosse Hoffnung gemachet.

Valfroy, also war dieses Mönchs Nam, fande daß das Joch des Closterlebens seinem Nacken eine gantz unerträgliche Last wäre, und suchte er, unter einem guten Schein, böses Gespräch mit Weibspersonen, und dardurch der Wercke der Finsterniß theilhafftig zu werden. Kurtz, er verfähret so ärgerlich, daß jedermann übel von ihm und allen seinen Mitbrüdern, die solches verstatten müssen, redete, massen sie auch darüber ein so böses Gerücht erlanget, daß ihnen fast niemand mehr einig Almosen steuren wollen.

Fernerm Ubel vorzukommen, wird Valfroy in eine andere Stadt verschickt, die Fasten-Predigten allda zu verrichten, weil er beredt, und in den Streitfragen wol beschlagen, und am selben Ort viel Hugenoten sich aufhielten.

[623] Ruth, eine schöne Hugenotin, kommt mit diesem Prediger in Kundschafft, daß er von etlichen Sachen mit ihr zu disputiren beginnet, welche nicht in dem Bellarmino zu finden, und sie wie Boas mit seinen Flügeln bedecket, und ehelichet.

Dieser Mönch ändert die Religion, und prediget für die, wider welche er zuvor das Wort geführet, weil er ein sehr beredter und gelehrter Mann, der alle Sachen zu seinen Vorhaben ziehen können.

Ein Abt, welcher nicht weit von dar wohnhafft, besuchte Valfroy und vermerckte wol, daß ihm Fleisch und Blut solche Religion geoffenbaret und daß er für seine vier Kinder, welche ihm Ruth geboren, Sorge trüge, wenn er wieder in das Closter gehen solte, verspricht ihm deßwegen, solchen allen reiche Unterhaltung zu schaffen, und von Rom vollen Ablaß zu erhalten, wenn er wieder in das Closter gehen würde.

Indem nun Valfroy diese Verkehrung oder Bekehrung verzögert, überfällt ihn ein hitziges Fieber, daß er gantz von Sinnen kommt. So bald solches der Abt erfähret, kommt er den Krancken zu besuchen, bemühet ihn genommene Abrede zu vollziehen; aber viel zu spat: Denn er in seiner beharrlichen Schwachheit auf alle Fragen zur Antwort gabe, die Wort so unser Seligmacher zu den thörichten Jungfrauen gesprochen: Nescio vos, ich kenne euer nicht, ich kenne euer nicht. Ist also in allen seinen Sünden ohn allen Verstand, Reu und Busse, dahin gefahren.

[621]
Das 17. Capitel
Das siebenzehende Capitel.
Von dem greulichen und erschröcklichem Tod D. Fausti.

AUf solche vorher gethane Nacht-Wünschung tratten die Gäste einer nach dem andern zu D. Fausto, hatten ein hertzliches Mitleiden, und sprachen mit erschrockenem Hertzen: Herr Doctor, hiermit wünschen wir euch eine gute Nacht, [624] und zwar eine bessere weder ihr vermeinet, wir bitten sämtlich nochmals, ihr wollet eures Heils und eurer Seelen Wolfahrt bei jetziger letzten Zeit warnemen; und weil ihr nicht anderst glaubet, denn der Teuffel werde diese Nacht euren Leib hinweg nehmen, so ruffet den Heiligen Geist um Beystand an, damit er euere Seele möge regieren, und zu einem unzweiffelichten Glauben an Christum bringen: Diesem befehlet alsdenn, wenn es je nicht anderst wie seyn können, euren Geist in seine barmhertzige Hände, mit reuigem Hertzen, sprecht mit dem König David: Ich harre deß HErrn, meine Seele harret, und ich hoffe auf sein Wort, denn bey dem HErrn ist Gnade, und viel Erlösung ist bey ihm.

Darauf gantz weinende D. Faustus sagte: Ach liebe Herren, ich will in meinem Hertzen so viel seufftzen, und ächtzen, ob etwann mich verlornen GOTT wieder möchte zu Gnaden aufnemen; aber ich besorge leider, daß nichts daraus werden dörffte, denn meiner Sünden ist zu viel: und unter solchen Reden sancke er gleich einem Ohnmächtigen hin auf die nächste Banck, dessen sie alle erschracken, und sich bemüheten ihn aufzurichten.

In solchem Schrecken hörten sie im Haus ein grosses Poltern, darob sie sich noch mehr entsatzten, und zu einander sprachen: Last uns von dannen weichen, damit uns nicht was Arges widerfahre, lasset uns zu Bette gehen; wie sie denn auch solches thaten. Da sie nun dahin gegangen waren, kunte keiner aus Furcht und Entsetzen einschlaffen, zu dem, so wolten sie doch vernehmen, [625] was es für einen Ausgang mit dem D. Fausto nehmen würde.

Als nun bald die Mitternacht-Stunde erschienen, da entstunde [622] plötzlich ein grosser ungestümmer Wind, der risse und tobte, als ob er das Haus zu Grund stossen wolte. Wem war nun ängster und bänger als diesen Studenten, sie wünscheten zehen Meilen von dar zu seyn, sie sprungen aus den Betten mit grosser Furcht, da sie nemlich kurtz darauf in der Stuben, in welcher D. Faustus liegen geblieben, ein greuliches Zischen und Pfeiffen, als ob lauter Schlangen und Nattern zugegen wären, gehöret und vernommen: noch mehr aber wurden sie bestürtzet, da sie vernommen das Stossen und Herumwerffen in der Stuben, den armseligen Faustum zetter Mordio schreyen, bald aber nichts mehr. Und vergieng der Wind, und legte sich, und ward alles wieder gantz still.

Kaum hatte es recht getaget, und deß Tages liecht in alle Gemächer deß Hauses geleuchtet, da waren die Studenten auf, giengen mit einander gantz erschrocken in die Stuben, um zusehen, wo D. Faustus wäre, und was es für eine Bewandniß diese Nacht über mit ihm gehabt hätte; sie kamen aber kaum dahin, so sahen sie, bey Eröffnung der Stuben, daß die Wände, Tisch, und Stüle voll Bluts waren: ja sie sahen mit Erstaunen, daß das Hirn D. Fausti an den Wänden anklebete, die Zähne lagen auf der Erden, und musten also augenscheinlich abnemen, wie ihn der Teuffel von einer Wand zu der andern müsse geschlagen und geschmettert haben.

Leichtlich ist zu glauben, was solches Spectacul [626] für ein Entsetzen unter solchen jungen Leuten werde verursachet haben, sonderlich, da sie kurtz hierauf den Cörper allenthalben im Hause gesucht, solchen aber zuletzt ausserhalb deß Hauses auf einem nahegelegenen Misthauffen liegen gefunden, der aber gantz abscheulich anzusehen gewesen: Denn es war kein Glied an dem gantzen Leichnam gantz, es schlotterte und war ab; der Kopff war mitten von einander, und das Hirn war ausgeschüttet: Sie trugen aber den Leichnam in aller Stille in das Haus, und berathschlagten sich, was ferner anzufangen?

Anmerckung.

I. Nicht nur allhie D. Faustus, sondern auch andere Zauberer und Schwartzkünstler, haben gleiche Belohnung mit ihm von ihrem [623] Meister dem leidigen Teuffel, bekommen, die denn ohne Lux et Crux dahin gefahren seynd: und wo ihnen der Teuffel nicht selbst zeitlich hat den Hals gebrochen, seynd sie doch dem Hencker unter die Hände kommen.

Also ist Misraim, den etliche Zoroastrem nennen, lebendig vom Feuer deß Himmels verzehret worden, wie Augustinus schreibet 1. 21. de Civ. Dei, c. 14. Doch will Otto, Episc. Frising. l. 1. c. 6. er sey um seiner Bosheit willen durch Ninum umgebracht worden.

Simon und Samaria, aus dem heidnischen Städtlein Gython oder Gyttis, ein grosser, frecher und gewaltiger Zauberer, hat seine Zauberey, Schwartzekunst und Gauckeley, auch den Aposteln zu Trutz und Verdrieß, getrieben, bis er endlich von seinem Meister dem Teuffel, verdienten Lohn empfangen, in die Lufft geführet, nider geworffen worden, ein Bein zerbrochen, und bald darauf gestorben.

Die beiden Zauberer Zaroes und Arphaxat seynd vom Donner erschlagen, eben in der Stunde, da Simon und Judas, die beyde Apostel, um der Bekandniß willen deß Evangelii, seynd gemartert worden, wie Abdias, ein Bischoff zu Babylonien schreibet, l. 6. certam. Apost.

Nicolaus Gilles, Königlicher Frantzösischer Secretarius, schreibet in der Frantzösischen Chronica, unter Phi lippo I. von [627] einem Graven zu Mascon, dem Fluß Arar, jetzund die Saone genant, in Franckreich gelegen, also: Es hat sich begeben, daß auf einem Feyertag, wie der Grav in seinem Pallast zu Mascon gesessen, und viel Ritter, Graven und allerley Stands Volck bey ihm gewesen, unversehens ein unbekanter Mann, auf einem schwartzen Pferd, zu deß Pallasts Pforten eingeritten, und in Gegenwart aller derer so daselbst vorhanden, die sich höchlich verwundert, bis zu dem Graven selbst gezogen, und gesagt: wie er etwas mit ihm reden wolte. Da er aber nahe bey ihm gewesen, hat er ihm befohlen, daß er von dem Ort da er gesessen, aufstehen solte: auf solches ward der Grav, als durch unsichtbarliche Krafft, gezwungen, und da er gesehen, deß er nicht darwider thun könte, aufgestanden, und mit ihm hinab bis an deß Pallasts Pforte gangen, allda hat er ein ander schwartz gerüst und gesatteltes Pferd gefunden, auf welches er, aus Befehl gedachtes unbekannten Manns, von Stund an gesessen, welches ihn denn von jedermänniglich daselbst gegenwärtig und zusehend, in die Lufft hinauf und hinweg geführet. Es ward von dem grossen Geschrey und erbärmlichen Klagen, das der Grav triebe, die gantze Stadt beweget, und lieffen die Burger zu: er schrey um Hülff, aber fuhr je länger je mehr und weiter in die Lufft, daß man ihn nicht mehr sehen kunte.

Also wird von einer grossen Zauberin in Engelland geschrieben, [624] die sich dem Teuffel ergeben hatte, die ward in der Kirchen, dieweil die Priester sangen, von dem Teuffel grausam gezerret und auf ein scheußlich Pferd gesetzt, durch die Lufft hingeführet, und hat man eine gute Zeit ein erschröckliches Klaggeschrey gehöret.

Vom Papst Sylvestro dem II schreibt Platina, Naucle rus, und andere Scribenten daß er mit dem Teuffel einen Bund aufgerichtet, daß er nemlich alsdenn deß Teuffels seyn wolte mit Leib und Seel, wenn er seine erste Meß werde zu Jerusalem halten, hergegen solte ihm der Satan auf den Päpstlichen Stul helffen, welches auch geschehen: als er aber auf eine Zeit in einer Capell zu Rom Messe hielte, da kam der Beelzebub und seine Gesellen hauffenweiß in die Capell hinein, die flogen ihm um den Kopff herum, wie die grosse Hürneysse. Darauf fragte der Papst, was dieses Geschwärm bedeute, bekommt er zur Antwort, er soll wissen, daß diese Capell, in welcher er anjetzo Messe gehalten, zu Jerusalem, sonst [628] zum H. Creutz, mit Namen hiesse: alsbald merckte er wo es hinaus wolte; denn der Teuffel kam und führte ihn mit sich davon.

Wie er dem Papst Paulo II. den Hals umgedrehet hat, ist zu lesen in Chron. Carion. l. 5. Also wird auch Papst Alexander der Sechste, ein grosser Zauberer und Schwartzkünstler, vom Teuffel geholet. Hildebr. in Goet. p. 269.

Picus Mirandulanus schreibt, de prænot. superstit. l. 5. daß ein Schwartzkünstler gewesen, welcher als er einem Fürsten die Belägerung der Stadt Troiæ hat zeigen und vorstellen wollen, von dem Teuffel lebendig sey weggeführet worden.

A. Lercheimer schreibt, c. 2. f. 4. daß ihm eines ehrlichen Manns ungerathener Sohn bekant, welcher auch mit seines Gleichen auf dem Mantel gefahren. Da nun seine Zeit verlauffen, und er seiner Freunde einen an einem fremden Ort besuchet, und bey ihnen am Tisch gesessen, sey ihm unversehens der Kopff hinder sich gedrehet worden, und er also tod blieben. Die mit ihm über Ti sche sassen, haben gemeinet, er hätte hinder sich gesehen; so hat es ihm der unsichtbare Teuffel gethan.

Abermal gedencket Lercheimer eines Schwartzkünstlers, der, als die Stund seines Vertrags, welchen er mit dem Teuffel gemachet, herbey kommen, seine Sünde erkennet, etlichen Geistlichen gebeichtet, und sich zu GOtt bekehret: aber nichts desto weniger sey er in der bestimten Nacht von seinem Geist erwürget worden, daß er Morgens vor seinem Bette auf dem Rucken gelegen, und ihm der Hals abwerts auf dem Boden gestanden.

Carolus der Siebende, König in Franckreich, ließ den Fürsten Ægidium, so ein grosser Zauberer gewesen, an den Galgen hängen, und mit Feuer sengen. Fulgos. l. 9. c. 2.

[625] Einsmals hat eine Zauberin, da sie auf die Folter gespannt gewesen, den Teuffel angeruffen und gesagt: Ach mein lieber Bule, halte mir was du mir hast zugesagt: Ach mein lieber Bule, ach mein Gott, halte, was du hast zugesagt. Und da sie also geschryen, ist eine schröckliche Stimm gehöret worden: Ick wilt doen, dafür jedermann ist erschrocken. Bald kommt der Satan, und drehet ihr den Hals um.

In Holstein hat sichs begeben, wie M. Meiger. l. 1. Panurg. Lam. c. 14. berichtet, daß eine Zauberin ist verurtheilet worden, daß sie solte verbrandt werden: dieser hatte der [629] Teuffel zugesagt, es solte sie der Hencker nicht ins Feuer werffen. Nun trägt sichs zu, daß sie der Hencker hatte auf die Leiter gebunden, und aufgerichtet, daß er sie wolte ins Feuer werffen, wird sie ihm mit samt der Leiter aus den Händen in die Lufft weggerucket, und lässet sie der Teuffel mit der Leiter etliche mal herum kommen, und folgends mitten ins Feuer nieder fallen, daß die Funcken überal fliegen, und das umstehende Volck kaum vom Feuer weg kam.

Wer wolte nun allhie den Teuffel beschuldigen, daß er der Zauberin nicht gehalten, was er ihr versprochen, weil kein Hencker sie ins Feuer werffen müssen.

In Summa die Erfahrung bezeuget es, daß die allerberühmtesten Zauberer und Schwartzkünstler ein jämmerlich Ende genommen, und wie man spricht, selten auf Federn, sie seyn denn über eine Gans zu todt gefallen, gestorben seyn.

Solche Ehre und Belohnung gibt und erweiset der Fürst der Finsterniß seinem Hofgesind und Dienern. Zwar etliche solcher Gesellen entlauffen zu mancher Zeit der zeitlichen Straff, deren sie vielleicht nicht wehrt seynd, und werden dafür ausser allem Zweiffel mit ewiger heimgesuchet werden.

[626]
Das 18. Capitel
Das achtzehende Capitel.
D. Faustus wird begraben.

ALs die Studenten deß D. Fausti Leichnam gefunden und beyseits geleget hatten, giengen sie zu Rath, wie und welcher Gestalt es nun anzugreiffen wäre, daß seiner letzten Bitte ein Genügen gethan und sein Leichnam zur Erden möchte bestattet werden, und beschlossen zu letzt, daß sie dem Wirth eine Verehrung thun wolten, damit er schwiege, und mit ihnen übereinstimmte, wie daß D. Faustus eines schnellen Todes wäre verstorben.

Demnach haben sie mit Beyhülffe des Wirths den zerstümmelten Leichnam in ein Leilacken eingenähet, und dem Pfarrherrn deß Orts anvermeldet, wie sie einen fremden Studenten hätten [630] das Geleite gegeben, welchen aber diese Nacht wider Verhoffen ein schneller Fluß betroffen, der ihn auch sobald seines Lebens beraubet; sie bäten den Herrn Pfarrer, er wolte es bey dem Schultheissen anbringen, und um die Erlaubniß, solchen allhie zu begraben, bitten, sie wolten allen Unkosten auslegen: wie sie denn auch bereits dem Pfarrhern einen Goldgulden gaben, die Sache zu befördern, weiln sie sich allda nicht lang aufzuhalten hätten.

Welches denn auch Nachmittag also geschehen und werckstellig ist gemacht worden. Es hat aber der Wind damals, als man den Leichnam begrube, sich so ungestümme erzeiget, als ob er alles zu Boden reissen wolte, da doch hernach dergleichen nicht mehr verspüret worden. Woraus denn die Studenten schliessen und urtheilen mochten, wie ein verzweiffeltes Ende D. Faustus müsse genommen haben.

Anmerckung.

I. Allhie bey der noch ehrlichen Begräbniß deß verzweifflenden D. Fausti, fraget sichs, ob man den Verzweifflern und Selbstmördern eine ehrliche Grabstätt auf dem Kirchhof, neben andern ehrlichen Leuten solle vergönnen und mittheilen.

Es wollen freilich die Gelehrten, daß man verzweifflende Leute nicht ehrlich begraben soll, noch dahin legen, wo andere fromme abgestorbene [627] Christen liegen, sondern daß man solche Leichnam ausserhalb deß Kirchhofs, oder gar an unehrliche Orte hin begraben solle; massen dorten im Zonara diese Wort gelesen werden: Quemadmodum Lex jubet, insepultos eos abjicere, qui sibi mortem consciverunt, etc. So macht und hält man doch billicher massen einen Unterscheid, und betrachtet vor allen Dingen deren vorher geführtes Leben.

[631] Denn die Erfahrung hats leider mehr als einmal gewiesen, daß der Teuffel, auf GOttes Verhängniß, manchem Christlichen Mann oder Weibsperson nach geschlichen, und so lang und viel seine mancherley Versu chungs-Pfeile auf solche gerichtet, bis er sie endlich gestürtzet und zu Fall gebracht hat, daß sie ihren Entleib gesuchet.

Mit welchen Personen denn ein Christliches Hertz mit Herrn D. Luthero billich ein Mitleiden hat; zumaln wenn man bedenckt, daß öffters grosse, und wol in Sünd und Schanden abgeleibte ehrlich zur Erden bestattet werden, eine grosse, ansehnliche Leich-Begängniß, Leich-Sermon, haben, von denen man doch weiß, daß sie dessen allen, ihres ärgerlich geführten Lebens und Wandels wegen, nicht einmal würdig gewesen.

Was aber D. Faustum, und seines gleichen unbußfertige Verzweiffler und Selbstmörder, von welchen man weiß, daß sie dieses alles aus Regemachung ihrer bösen Gewissen, und Verzweifflung an GOttes Gnade und Barmhertzigkeit, gethan, belanget, weil von denen nicht müglich ist zu hoffen, daß auf ihren ignominiosam mortem, und schändliche Entleibung, eine gloriosa Resurrectio, oder herrliche Auferstehung folgen werde, sollen wir uns ja wol vorsehen, daß wir um Freundschafft oder anderer Ursachen willen, sie nicht gleich den Gottseligen und in Christo Verstorbenen, mit Kirchen-Gesängen sonderlich, zur Erden bestättigen: denn was solls mit unserm Glauben, Religion und Christenthum seyn, wenn wirs also ohne Unterscheid wolten zugehen lassen?

Darum denn diese Studenten nicht können gelobet werden, daß sie diesen verfluchten Leib mit Hintergehung deß Pfarrers, wie auch bey der Beerdigung mit Mißbrauchung deß Göttlichen Namens, so gar ehrlich auf den Gottes-Acker, neben andere ehrliche und Christlich-verstorbene Leute, gebracht und begraben haben; da sie doch wol gewust haben, welch ein Ende D. Faustus ge nommen. Es mag wol seyn, daß sie etwan gedacht haben, wie König Saul, Ahitophel, Judas und andere, ob sie wol gottlose Leute und Selbstmörder gewesen, und in ihren Sünden greulich umgekommen, gleichwol ehrlich seyn begraben worden, u.s.w. Aber man muß hier nicht nach den Exempeln seines Gefallens, sondern nach der Richtschnur deß göttlichen Worts urtheilen.

[628]
Das 19. Capitel
[632] Das neunzehende Capitel.
D. Fausti Sohn verschwindet zu samt der Mutter, nach seines Vattern Tod.

ES vermeldet D. Fausti gewesener Famulus, Christoff Wagner, welchen D. Faustus zu einem Erben seiner Bücher und aller Verlassenschafft hatte eingesetzt, daß, als er nach dem erschröcklichen End und Tod seines Herrn, nach Haus kommen, sey ihme sein neuer Geist Auerhan erschienen, der habe mit sich gebracht seines Herrn Sohn, Justum Faustum, welchen er mit der Succuba, der schönen Helena, gezeuget hatte, und daß derselbe trefflich schön sey gewesen, und hab zu ihm gesprochen: Nun ich gesegne dich, lieber Diener, ich fahre dahin, dieweil mein Vatter todt ist, so hat meine Mutter hie kein Bleibens mehr, sie will auch darvon; darum so sey du Erbe an meiner Stadt, und wenn du die Kunst meines Vatters hast recht ergriffen, so mache dich von hier, halte die Kunst in Ehren, du wirst dadurch ein hohes Ansehen überkommen.

Und als er solches geredet hatte, tratt auch die schöne Helena hinein, name ihren Sohn bey der Hand, und verschwunden also beyde vor deß Wagners Augen, der nicht wuste was er dazu sagen solte: daß man sie hernach nimmer gesehen hat.

Anmerckung.

I. Von dem Sohn D. Fausti, Justo Fausto, den er mit der Succuba, oder schönen Helena gezeuget haben soll, ist bereits oben im zwey-und-zwantzigsten Capitel deß andern Theils dieser Historien Meldung gethan worden. Weiln aber in andern Historien ebenermassen dergleichen erzeugter Geister gedacht wird, als wollen wir zu Besteiffung dieses nur etliche Wenige anführen.

[633] Denn von Merlino meldet man, daß er soll von einem Teuffel und einer Königlichen Princessin seyn gezeuget worden; das Urtheilen stehet dem Leser frey. Darvon meldet die Histori, daß Merlinus geboren sey worden zu den Zeiten deß Königs Clodii, deß andern Königs in Franckreich, der Haarichte genannt, von einer Königlichen Princessin [629] aus Britannien. Die hatte nie keinen Mann erkant, und man thäte sie in ein Closter zu S. Peter. Allda aber ist ihr einsten bey nächtlicher Zeit ein schöner Jüngling in dem Schlaff erschienen, der sie freundlich hat umfangen, und hat solches etliche Zeit und Nächte getrieben, daß sie sich zu letzt hat schwanger befunden, und also diesen Merlinum zur Welt geboren.

Da nun solches dem König in Engelland ist wissend gethan worden, hat er sie durch gelehrte Leute beschickt, die bekannte denn alles, wie sie nemlich diesen Sohn von einem Incubo oder Geist empfangen habe.

Dieser Merlinus hat viel zukünfftige Dinge verkündiget, und sonderlich dem König Vortiger in Schottland, wie er würde umkommen und verbrennet werden, welches auch hernach Anno 1446. also geschehen.

Zuletzt, ehe er von seiner Mutter ist verschwunden, welches geschahe als sie starb, hatte er zuvor dem König Philippo II in Franckreich, propheceyet, daß er einen Sohn haben würde, der werde auf einem Berg sein Leben enden, aber dagegen werde er ein heiliges Leben führen; welches denn war Ludwig der Achte, dieses Namens.

Also schreibet Majolus in Dieb. Canicular. ingleichen Hondorff in seinem Theatro Hist auch von einem Bäyrischen von Adel, welcher seine verstorbene Gemahlin gar sehr beklaget habe: da denn einsmals bey der Nacht dieselbe wiederkommen, und daß sie wieder von den Todten auferstanden sey, sein Mann beredet, und sie etliche Jahr bey ihm gelebet, und Kinder mit ihm erzeuget haben soll.

So ist die Historia von der Melusina, oder Melosina, Königs Helmæ in Albania, und der Nymphæ Persinæ Tochter, und deß Graven Raymundi von Vorst Gemahlin, (wie sie insgemein beschrieben, von andern aber für eine vom Teuffel besessene Nympha gehalten wird) bekant; welche diesem Graven zehen Söhne geboren, von welchen hernach Cypern, Armenien, Lusignan in Franckreich, und andere Ort, seynd regieret worden.

Obbesagter Majolus erzehlet aus Vincentii dritten Buch [634] seiner Historien, daß in Sicilia, unter dem König Rogerio, ein tapfferer Jüngling sey gewesen, welcher trefflich wol hat schwimmen können. Als nun derselbe einsmals auf den Abend in der Demmerung beym Mondschein im Meer gebadet, da hat er ein Weib, welche ihm nachgeschwummen, bey den Haaren ergriffen, gleich als wanns einer aus seinen Gesellen wäre, der ihn im Wasser unterdrucken wolte. Da er ihr aber zugesprochen, und mit ihr reden wollen, hat er keine Antwort von ihr bringen können. Derwegen ist er zu gefahren, sie mit dem [630] Mantel bedecket, und mit sich heimgeführet, hat sie auch nicht lang hernach mit gewöhnlicher Solennitet zum Weibe genommen.

Als er aber einsmals von einem seiner guten Gesellen gestrafft und gescholten worden, daß er ein Gespenst zur Ehe genommen und nicht ein recht natürlich Weib, ist er gleich darüber erschrocken, und in solchem Schrecken und Furcht, so ihm hierüber ankommen, ist er zugefahren, hat sein Schwerd ausgezogen, und mit blosser Wehre dem Weib gedrohet, wenn sie nicht reden, und woher sie ihre Ankunfft und Ursprung hätte, bekennen würde, wolte er den Sohn, den er mit ihr gezeuget, vor ihren Augen erstechen und umbringen. Darauf sie zu reden angefangen, und gesagt: O weh dir Armen! wie verleurest du so gar ein nutzlich Weib, und frommes und getreues Ehegemahl, dieweil du mich zwingest daß ich reden muß! ohne diß wäre ich bey dir geblieben, und wäre dein grosser Nutz gewesen, wenn du mich bey meinem Stillschweigen, wie es mir aufgelegt ist, hättest bleiben lassen. Nun aber, dieweil solches nicht geschehen, so siehest du mich heut und hinfort nimmer mehr, und ist also mit solchen Worten vor seinen Augen verschwunden.

Der Knab ist erwachsen und groß worden, und hat zum öfftern mal im Meer gebadet. Endlich aber, als er einsten abermal neben andern jungen Knaben gebadet, und auf dem Wasser dahin geschwummen, hat dasselbig Gespenst oder Meerfrau ihn in Gegenwart und Anschauen der andern Knaben erwischet, unter das Wasser gezuckt, und mit sich davon geführt.

Welches Gespenst oder Meerfran, samt ihrem Sohn, ohn allen Zweiffel zween lebendige Teuffel gewesen, deren einer sich in Weibes-Form, der ander aber sich in eines Kindes Gestalt verkappet hat. Denn so dieser Sohn nicht wäre der [635] Teuffel gewesen, sondern ein wahres Menschen-Kind, das der Teuffel etwa anderstwo möchte gestolen haben, so wäre er in dem Meer ertruncken, nachdem er von der Meerfrauen unter das Wasser ist geführet worden; und wenn er ertruncken und todt gewesen wäre, so hätte ihn das Meer nach seinem Brauch an das Land oder Gestade ausgeworffen.


Ende deß dritten Theils.

[631]

Zum Beschluß

Zum Beschluß.

MEin Leser sihst du was in diesem Buch versehen,

daß ich darum vor dir müst zu Gerichte stehen:

bedencke diß darbey,

daß irren menschlich sey.

Beschau zuvor, ob auch dein Thun sey ohne Mängel,

alsdenn verdamme mich, im Fall du bist ein Engel.

Fehlst du denn auch, wie ich;

so straffe dich, nicht mich.

Der es macht allen recht, der ist noch nicht geboren;

hätt einen auch zur Erd der Himmel selbst erkoren:

Wer dieses bessern kan,

Mach sich nach mir daran.


GOTT allein die Ehre!

[632]

Register der vornemsten Sachen

Register der vornemsten Sachen, so in dieser Historien, vor-nemlich aber in den Anmerckungen begriffen.

[Die numern beziehen sich auf die oben in [ ] angegebene zählung.]


Abaddons, deß Teuffels, Amt und Verrichtung 156.

Aberglauben, Segensprechen, etc. vor Lutheri Zeiten überall im Schwang 2.

Aberglaubische Mittel wider Kranckheiten nicht zu gebrauchen 287 seqq.

Actæon, warum er gedichtet wird, von Hunden zerissen worden 408.

Cornelii Agrippæ Occulta Philosophia 15. Zauberhund, Namens Monsieur 172.

Agrippæ, Königs in Judæa Danckbarkeit 474.

Albertus M. præsentiret Käiser Wilhelmo ein besonders Zauberstück 177. 421.

Albrecht, Hertzog in Sachsen erstöst einen Juden, der ihn das Vestmachen lehren will 262.

Alchimisten, von einer Stimm betrogen 380.

Alexander M. in der Jugend ein keuscher Herr 320. wird vom Fausto dem Käiser Maximiliano repræsentiret 412. von Trithemio 416.

Alexander VI. ein grosser Zauberer 72. vom Teuffel geholt 628.

Alfonsus der weise König hält nichts auf das Nativität stellen und Sternguckerey 192.

Apollonius Tyanæus, ein Ertzzauberer 224.

Almaricus, ein Ketzer 168.

Alraun, was davon zu halten 85. Exempel davon 86.

Altes Weib, wenn es einem begegnet, soll ein böses Omen seyn 254.

Ambrosius, vom Paradis 144.

Ameiß, vor einen Spiritum familiarem verkaufft 83.

Amts-Abwartung, Trost in der Anfechtung vom Teuffel 397.

Androdi Geschicht mit dem Löwen 476.

Anfang, zu sündigen, zu meiden 4. Ein Sinnbild davon ibid.

Ohn alle Anfechtung kan man nicht bleiben 550.

Angefochtene, sollen die Einsamkeit fliehen 585.

Antonius der Einsiedler von stattlicher Gedächtniß 589.

Anzauberung der Kranckheit auf andere 295.

Apelles, ein Schmid, verjagt ein Gespenst mit einem glüenden Eisen 26.

Argonus, Christlicher König der Tartarn 506.

Aristoteles, von der Würckung deß Gestirns 192.

[633] Armut, durch Fressen und Sauffen verursacht, Ursach zur Zauberey, oder auch sonsten: Exempel davon 98. 99.

Artaxerxis Danckbarkeit 474.

Asmodæus, Eheteuffel, woher sein Nam 509. trauriges Exempel von dessen Würckung zu Basel geschehen 155.

Grav von Aspermont ein grosser Zauberer 463.

Astaroth, ein Oberster der Teuffel 156.

Astrologi treffen bisweilen ein, wie ein Blinder ein Hufeisen findt 192.

Astrologische Bücher 13.

Astronomiæ Nutzbarkeit in der Medicin, im Feldbau 184.

Athanasius vom Anfang deß acht-und-sechtzigsten Psalms 211.

Athenodori, deß Philosophi Geschicht mit einem Gespenst 26.

Auerhan, Christoff Wagners Spiritus, bringt aus Päpstlicher und Königlicher Kuchen Trinckgeschirr, etc. 105. Vide Wagner.

Auferstehung der Todten von Ketzern gelaugnet 504.

Augustinus vom Paradis 146. vom Selbstmord 604. wider die, welche zu viel der Sternen Würckung zuschreiben 192. wie der Teuffel der Gottlosen Gedancken wisse 209. von Verblendung deß Teuffels 233. von der Verdamten Qual 608.

Azzolini, dem Prælaten stellt Faustus eine Nativität 183.

BÄum im Paradis 148.

Bär- Beerwölff, oder Weerwölff 244.

Bajan, ein beschriener Zauberer 417. 442.

Thomæ de Balvere, Königlichen Schottischen Rahts Verzweifflung 169.

Barbara, Käisers Sigismundi Gemahl, ein geiles ruchloses Weib 506.

Basilius vom Paradis 144.

Bastard 373.

Beda vom Paradies 144.

Belial, ein Oberster der Teuffel 155.

Bein übereinander schlagen 255.

Benedicti, deß Papsts zauberischer Lustgarten 182.

Bekehrung der Zauberer und Hexen gehet schwer her. Vide Zauberer.

Bernhardus von ewiger Qual der Gottlosen 609.

Bernhardi Mutter traumt von ihm 579.

Beschwörer der Gespenster 391 seqq.

Beschwörung deß Teuffels deß Fausti schröcklich und gefährlich 44.

Beschwörung eines wilden Ochsen, grimmiger Löwen 278.

Betrug eines Meßpfaffen mit Krebsen 30.

Bibel vom Teuffel dem Fausto verbotten, doch nicht gantz 116 seq.

Bissen, so einem aus dem Mund fällt, für ein Omen gehalten 255.

Blut der Christen von Juden und Teuffel sehr verlangt 75.

[634] Bockholen, und Exempel davon 256 seqq.

Bocks-Gestalt nimt der Teuffel am liebsten an 54.

Bonifacii VIII. arglistiger Betrug30.

Caroli Borbonii Nativität 188.

Boten, die dem Hiob allerley Unglück verkündigt, wer sie gewesen? 54.

Bund der Zauberer mit dem Teuffel 62. Worinnen er bestehet 64.

Büssen, und Segensprechen über die Kranckheiten was davon zu halten 297.

Buß in der Gnaden-Zeit zu thun 554.

JUl. Cæsar macht ihm aus einem bösen Omine und Zeichen ein gutes 256. Lacht Spurinnam aus der ihn von seinen Tod wargesagt 193.

Calender-Schreiberey 184.

Bambergischer Cantzler buhlet mit dem Teuffel 23.

Cardanus stellt gantz verwegen dem HErrn Christo seine Nativität 189.

Carlstadii Traum vom H. Abendmahl 584.

Carolus M. ein gelehrter Herr 590.

Carpi, Bischoffs zu Troada Traum 577.

Catharinæ de Medices, Königin in Franckreich Traum von ihres Herrn Todes-Fall 579.

Characteren 2. 13.

Chili und Chica Länder in West-Indien, darinnen ungeheure grosse Riesen 268.

Chiromantiam lernt Faustus, 2. 13. treibt diese Kunst starck 198. 199.

Christi, unsers HErrn, Demut, und wie Er vom Teuffel versucht und geführt 123.

Chrysostomus von den Verdamten 608.

Ciceronis trauriges Ende woher? 187.

Claus Narren Meinung vom alltägigen Fressen und Sauffen 109.

Clogio ein Zauberer 442.

Complexion und Natur wol zu erforschen 22. Sinnbild davon ibid. Der Teuffel richtet sich fleissig darnach 23.

Crepusculum matutinum 3.

Creutzwege von Zauberern beobachtet 45.

Crœsus der König vom Oraculo betrogen 379.

Crystallseher. 33. Teuffels-Betrug dabey mit Exempeln bewiesen 34. 35.

Cyrillus, von dem Teuffel 153.

Cyrus ein keuscher Herr 321.

DÆmones, was davon die Philosophi und die Sorbona zu Paris gehalten 57.

Damascenus vom Paradis 144.

Danckbarkeit Lob und Exempel 474 seq.

[635] Davids deß Königs Exempel dienet zum Trost bey angefochtenen Sündern 595.

Dennemärckischer Princessin Schiffart lang von Hexen verhindert 211.

Didymi Alexandrini Traum von deß Juliani Untergang 578.

Diomedis-Vögel wie sie verwandelt 177.

Disputir-Kunst des Teuffels 119.

Durandi verdamte Lehr vom Ehestand 508.

Ehe-Feind, die Ketzer, der Teuffel vor allen 369. 507.

Unglückselige Ehe aus sechs Mönichs-Orden 388.

Ehestand den Priestern im Papstthum verboten zum grossen Unheil 369. 371. In demselben haben heilige Leute gelebt 370. 371. Darinnen will der Teuffel den Faustum keines Weges leiden 59. 499. 500.

Eheteuffel, Asmodæus, ein trauriges Exempel davon 155.

Einbildungs-Krafft und Würckung 194.

Eine bildet ihr ein, sie sey eine Katz worden 245.

Einsamkeit, den Angefochtenen und Betrübten zu fliehen 585.

Engel, haben ihre Ordnung 135. von ihrem Zustand 132 seqq. Ihr Schutz und Sorg 125. Exempel dessen Simon Grynæus 126. Aus heiliger Schrifft 136. 137.

Ferdinand Frantz Engelbergers eines widerabgefallenen Juden Diebstal, Gottslästerung und Straff 231. 232.

Enoch und Elias, wo sie jetzt seyn 147.

Epicurus, wenn er gelebt, wer er gewesen 501.

Erdmännlein 110.

Erlolfus, Abt zu Fulda ein berühmter Zauberer 104. 314.

Erweckung und Vorstellung Alexandri M. und anderer, ein Teuffelsspiel 414.

Esdra hat ein vortreffliches Gedächtniß gehabt 589.

Eule ein Unglücks-Vogel 452.

Ewigkeit Betrachtung bey Qual der Verdamten 610.

Exagon, vor den Schlangen sicher und befreyt 281.

Exempel, verführen andere 219. ihnen nicht zu folgen 38. 361.

FAßnacht 498. selbe hat Käiser Theodosius wollen abschaffen 499.

D. Faustus rühmt sich, daß ihm der Großfürst dieser Welt unterworfen 154. Im übrigen können die Capitel in der vorgesetzten Verzeichniß durchgangen werden.

Viertägiges Fieber schenckt ein Student einem Zauberer, auf Begehren, daran dieser gestorben 296.

Fische werden unversehens aus der Kuchen bey einer Windsbraut entzuckt 105.

[636] Friderici III Danckerkenntniß 475.

Fridericus Käiser und Ertzhertzog in Österreich will sich durch den Teuffel nicht lassen los machen 470.

Friderici Churfürstens in Sachsen Traum vom Luthero 579. Unschuldige, ja vielmehr anderen nutzliche Lust am Jagen 409.

Fridericus Grav zu Cilien ein ruchloser Atheist und Epicurer 506.

JOh. Galeatius läst seinen Nativitätsteller hencken 197.

Garten-Früchte, zu ungewöhnlicher Zeit wo sie der Teuffel herneme 459.

Gebet der Frommen vermag viel 210.

Gedächtniß bey etlichen vortrefflich 589.

Gedancken der Gottlosen kan der Teuffel leicht wissen: der Frommen hergegen nicht 91. 209. wie jenes zugehe? 92. 209.

Geilheit, Ursach zur Zauberey 100.

Geister, ob es gebe 57. Haben auch ihre Namen 87. 88.

Geistlicher Feind, ein heimlicher, aber grosser Zauberer 73.

Geistliche muß D. Faustus anfeinden 59.

Gelehrter Mann zur Zauberey beredt 530.

Gemeinschafft-Geister, Spiritus familiares 79.

David Georg, ein Ketzer, verwirfft die Ehe 502.

Böse Gesellschafft vor allen zu fliehen 5.

Gesichte, gute Geister 25.

Conradi Gesneri Traum vor seinen Tod 580.

Gespenste, ob es gebe? 24. Eins erscheint Jul. Cæsari, dem Juliano 26. M. Bruto ibid. Athenodoro ibid. Entdeckt eine Mordthat 27. Ein anders, so mit einer schwedischen Wittib deßwegen geredt 28. In Engel Gestalt verursacht einen, daß er seinen Vatter erschla gen 361. In Gestalt und Ansehen eines Bereiters 365. In Gestalt einer ermordeten Frauen 366. Gespenste und Poltergeister erscheinen in mancherley Form und Gestalt 603. Warum? 368. Werden nicht allezeit, noch von jederman gesehen 361. Woraus sie bestehen 363. Begehren eines Wirths Tochter zu Rotenburg zu heurathen 362. Können nichts weiter thun, als ihnen von GOtt erlaubt 362. Ob man solche Gespenste befragen, wer sie seyn, was sie wollen, oder solche gar beschwören möge 391. 393. Exempel von einem vortrefflichen Beschwörer 392. Wie man der Gespenster könne los werden, und daß man sich vor ihnen nicht fürchten darff 394 seq. Zugerichtete Gespenste 30. 31.

Deß bösen Gewissen Qual und Marter 546 seqq.

Glaub und Vertrauen auf die Zauberer wird von ihnen erfordert bey ihren Curen und Heilungen 293.

Gnaden-Zeit nicht aus der Acht zu lassen 554. 558.

[637] Ludwig Goffredus, wird durch Lesung eines Zauberbuchs ein Zauberer 16.

Gottlose, ob der Teuffel ihre Gedancken wisse 209. wie er sie regire und führe 207. 208.

Gregorius, von der Verdamten ewigen Qual 608.

Gregorius VII verbeut die Priester-Ehe 370.

Simon Grynæus durch einen Engel aus Todes-Gefahr errettet 126.

Gustavi Adolphi in Schweden Traum vor der Schlacht bey Leipzig 581.

HAar müssen den Hexen überall abgeschoren werden, wenn sie bekennen sollen 294.

Hammelischer Kinder Verführer und Wegführer 364.

Hand, an der Hand kann man sehen, ob einer freygebig ist, Schertz- und Ernstrede Lutheri 201.

Handschauer, Planetenleser getadelt 200.

Handwarsagung 201.

Has, so über den Weg laufft, vor ein bös Omen gehalten 254.

Hausdienstgeister 110. Exempel davon 100 seq. Werden auch genant Hutgen, Gütchen, Hulden, gute Hulden ibid. hütet eines, in seiner Abwesenheit, seiner Frauen 112. dient einem Herrn von Rechenberg 111.

Heliogabalus ein Schwartzkünstler 417.

Hencker von Hexen verzaubert 355.

Henrici II. in Franckreich Todesfall, im Turnier mit dem Graven von Montcommeri 188. 580.

Henrico IV. sein Tod vorgesagt, darnach er nichts gefragt 193.

Henricus VII. in Engelland läst einen Mathematicum ins Gefängniß werffen 198.

Valerius Herberger hält nichts aufs Nativität stellen 191.

Hexe vergibt ihrem eigenen Mann, und Sohn, und läst für sie öffentlich bitten 525. Verzaubert einem Mann drey-und-zwantzig Pferd nacheinander 562. Verzaubert noch ihren Mann, der sie im Gefängniß, aus Liebe, besucht 525. Hexen-Gespräch mit dem Teuffel, und ihre Practick verrathen 274. Eine in Hunds-Gestalt 249. In Katzen-Gestalt 250. Wird vom Teuffel in der Kindheit entrissen, kommt ihm aber wider in die Klauen 335. Vermeint gäntzlich, sie fahre aus, bleibt aber zu Haus ligen221. Wird durch ihren Trauring verrathen 484. Gebiert einen grausamen Schnacken nach Vermischung mit dem Teuffel 517. Wird auf der Folter vom Teuffel, da sie ihn um Rettung als ihren Bulen angeruffen, erwürgt 628. Wird ins Feuer von ihm geworffen 629. Hexen und Zauberer ob sie an fern abgelegene Ort leibhafftig fahren und gebracht werden [638] 220. Wie sie durch enge Löcher kommen. 485. Ob ihre Seel und Geist aus dem Leib hingeführet werden? wird gelaugnet 222. 223. Können dem Nebenmenschen grossen Schaden zu fügen 324. 486. Ihrem Bericht und Antwort nicht zu trauen 274. Ob sie zu zwingen, Obrigkeits wegen, den Bezauberten anzurühren und wider zu helffen 296 seq.

Hexen-Versamlung, und Tantz, wie der Teuffel dabey verehrt wird 219. Wie es daselbst zugehe 235. Von etlichen die ohngefehr dahin kommen ibid.

Hieronymus von Selbstmördern 604.

Hiob, wer ihm sein Unglück nacheinander angekündiget 54. 364. Sein Buch vom Teuffel dem Fausto zu lesen erlaubet 118.

Hölle, ob eine sey 167. Was sie sey 169.

Hörner einem angemacht 437.

Hoffart, Lucifers eigentliches Laster, weßwegen er aus dem Himmel gestürtzt 130. Hat unter andern, D. Faustum zur Zauberey gebracht 180.

Hugo Marggrav zu Brandenburg vom übermässigem Jagen abgeschreckt 408.

Hund anten ihrer Herren Tod 454. von besondern Künsten, von Zaubern mitgeführt ibid.

Ægidii Hunnii Mutter Traum von diesem ihrem Sohn 579.

Hurerey Ursach zur Zauberey 100. Junge Huren, alte Hexen ibid. Warnung davor 320.

JAgen an sich selbst nicht bös 407. wird aber öffters bös 408. 409.

Jägern setzt der Teuffel hart zu 410. 411.

In grausam-gewester Jäger Gestalt last sich der Teuffel gern sehen 410.

Jesuiten Betrug zu Augspurg mit einer Magd, der nicht angangen 30.

Incubi was sie seyn 513. 632 seq.

Johannis, deß Evangelisten, Schrifften verbeut der Teuffel gantz und gar dem Fausto 118.

Joh. Friderici Churfürsten in Sachsen Unglück vor Mülberg woher es soll kommen seyn 188.

Johannes XXI. von einem Gemäuer erschlagen, als er lang zu leben verhoffte 198.

Isidorus vom Paradis 144.

Julianus, der Käiser, wird von einem Gespenst erschreckt 25.

Juden ob sie aufzunemen oder zu dulten 230. etlicher Juden Diebstal und Straff 232.

Juden-Mordthaten zu Berlin 75. Trient ibid. Zu Mota 76. zu Bösing [639] ibid.

Eine Jüdin zu Bajona verbrandt 233.

Zwey-und-achtzig getauffte Jüdinnen werden vom Teuffel besessen 244.

Jungfrau in einer Kuh Gestalt verzaubert 198.

KÄiser und Könige, so Zauberer gewesen 39. 40.

Keuschheit Exempel 320. 321.

Kopfabschlagung etlicher Zauberer untereinander 303. 304.

Kranckheit vertreibt eine Hex, und stirbt selbst daran 291.

Kranckheiten werden andern angezaubert 295.

In Kranckheiten keine zauberische aberglaubische Mittel zu gebrauchen, wie doch jener Bischoff in Teutschland gethan 291.

Unheilsame Kranckheiten von einer dem Ansehen nach heiligen Frauen curirt, nur, daß man den Glauben an sie haben solte: die darauf verbrant 293 seqq.

Kranck seyn in GOttes Namen, besser, als ins Teuffels Namen begehren gesund zu werden 292.

Külkröpffe, einer wird in ein Wasser geworffen, ein anderer hart mit Ruthen gestrichen 619 seq.

Kunst, was es heisse und sey 523.

LAurentius ein Zauberer 173.

Lebenszeit der Menschen in GOttes Hand 200.

Leutenant buhlet mit dem Teuffel 100.

Libertiner halten dafür, die Teuffel können noch selig werden 165.

Liebes-Tranck; durch Zauberey zu wegen gebrachte Lieb 384.

Liebs-Zelten, bekommt ein Pferd zu essen 387. 388.

Ein steinerner Löw beisst einen Studenten zu tod, wie ihm vorher getraumet 580.

Eines Löwens Danck-Erkäntniß 476.

Loths Weibs Verwandlung 242.

Wilhelmus Luranus Theol. D. ein Ertzauberer, lehrt man soll die Zauberer nicht am Leben straffen 6. 73.

Lustgärten etlicher Zauberer 181.

Lutherus, vom Unterschied der Engel untereinander und denn auch der Teuffel 154. Hält sich auf dem Schloß Wartburg heimlich auf, daß er nicht hat können verkundschafft werden 273. Vor seiner Reformation das Segensprechen und dergleichen überall getrieben 2.

Lycanthropia. Lupina insania 246.

MAgd folget ihrer reitenden Frauen auf dem Bock nach auf den Hexentantz 219.

Mahomets deß türckischen Propheten Unzucht 508.

Mahomet II. ein Epicurer und Atheist 505.

[640] Mammon, ein Oberster unter den Teuffeln 156.

Manasse deß Königs Exempel dient angefochtenen Sündern 595.

Mantelfahren 217.

Graven von Masson, deß berühmten Zauberers, trauriges Ende 626.

Materie, wunderliche und gottslästerliche Meinung D. Fausti von der Materie deß Menschen 62.

Matthias König in Ungarn ein gelehrter Herr 590.

Mauritii deß Käisers Traum 578.

Mauritii Churfürsten in Sachsen Tod 188. was für Omina vorhergangen 453.

Maus-Gestalt nimt der Teuffel an 55.

Meerfrau, oder Gespenst, trägt ein Kind 634.

Melampus, Urheber der Faßnacht 498.

Phil. Melanchthon vom Paradis 145. Von der Sternguckerey 186. Hält nicht viel aufs Nativitätstellen 191.

Melusina 633.

Mephostophiles, Fausti Geist, was für ein Nam 87.

Meritim ein Oberster unter den Teuffeln 156.

Merlinus, von einem Teuffel und Königlicher Prinzessin erzeuget 633.

Mörder, wunderbarlich offenbaret 548. 549.

Monica Traum von ihrem Sohn Augustino 578.

Monsieur, Nam deß Zauberhunds Agrippæ 172.

Montanus, ein Zauberer 6. 7.

Antonius Morus, ein berühmter Zauberer 275. 443.

Moses, dessen etliche Bücher läst der Teuffel dem Fausto zu 118.

Moses Cretensis 364.

Mosollamus ein guter Schütz 450.

Fabel vom Ursprung deß Münch-Ordens 92.

Warum Mephostophiles in einen Münch verkleidet ibid.

Müssiggang und Wolleben der Laster Anfang 8. 9. Exempel ibid. seqq. Abmahnung davon 12.

Müssig kan man wol zu Zeiten seyn ibid.

Mutter verkuppelt ihr Tochter dem Teuffel 518.

NAcht-Schaden 295. 300.

Namen GOTTES Mißbrauchung zur Zauberey 47. 298.

Namen ob die Geister haben 87.

Nativitätstellen, was davon zu halten 184. wird in zufälligen verworffen und bestritten, wegen Zwillingen widriger Natur 185.

Nativität und dem Sternenlauff zugeschriebene Trauerfälle 187.

Wie die Nativität bisweilen eintreffen können 194. 195. Exempel davon an einem Edelmann, der von seinen Eidam erstochen worden 195. [641] Einen gelehrten Mann reuet es sehr, daß er ihm ein Nativität hat stellen lassen ibid.

Nativitätsteller, so mit ihren Prædictionibus ihnen selber schädlich gewesen 197.

Natur auf Göttliche Zulassung vom Teuffel mißbraucht 285.

Nebucadnezars Verwandlung 242.

Nero, der Käiser vom Oraculo betrogen 380.

Neronis Nativität 188.

Nestelverknüpffen, etc. 471 seqq.

Nicolaus und Nicolaiten deß Ehestands Verächter 507.

Nigromantia, vielmehr Necromantia warum die Schwartzekunst genant 46.

Niesen, wenn einer früh ausgehet 255.

Nonne, Namens Magdalena bey grosser Scheinheiligkeit die gröste Zauberin in Spanien 41.

Nusch ein Mörder und Zauberer 234.

OBligation D. Fausti 69. Anderer Zauberer und derer Condition und Puncten 72. 73. 74. Müssen dem Teuffel mit Blut geschrieben seyn 73 seq.

Obrigkeit, wie sie in Nachforschung und bey Angebung der Zauberer und Hexen zu verfahren hab 347 seqq. Hat ein Exempel ihres Proceß von GOtt selbsten, an den Sodomiten, und an Adam und Eva 349. 350.

Omina und Zeichen, so aberglaubisch, als vom Hasen, etc. 254. Omina bey grosser Herren Todsfall 454.

Oracula, was sie gewesen, und wie sie gegeben worden 376. 377. Waren betrüglich 379.

Ordnung der Teuffel 149.

Origenes vom Paradis 146. Falsche Meinung, als ob die Teuffel einsten mögen selig werden 164. Von den Selbstmördern 604. Hat mehr als fünfftausend Bücher geschrieben 589.

PÄpst, so Zauberer gewesen 38. 39. Dem Ehestand feind 507.

Theophrastus Paracelsus hatte seinen Spiritum im Degen- Knopff 80. Zauber-Mittel 292. Sein Zauber-Wort Hypokindox 281.

Paradis, Discurs davon 138 seqq. Der Kirchen-Vätter Meinungen davon ibid. Was das Wort bedeute 148. Von den Bäumen im Paradis ibid.

Pauli Episteln insonderheit von dem Teuffel dem Fausto zu lesen verboten 118. Alberti Churfürsten zu Maintz Meinung davon ibid.

Pauli II. Obligation 75. Vom Teuffel erwürgt 627.

Petri und Pauli Exempel dient für geängstete Sünder 596.

[642] Pfaffen-Kinder 373.

Pfaffen-Köchin vom Teuffel geholt 372.

Pfarrer vermeint durch Verblendung, er trag an Statt eines Buchs eine Karten in Händen 240.

Pfarrer wird verhext, der nicht glauben wolte, dass ihm was geschehen könte 484.

Pfeiffer bey Hexen-Täntzen 483 seq.

Pferd bekommt Liebs-Zelten 387. antet seines Herrn Tod 454.

Zauber-Pferd so unersättlich 275.

Philippus König in Franckreich will sich durch Zauber- Mittel nicht curiren lassen 292.

Philtrum, Liebs-Tranck 384.

Physiognomici beschrieben 200. Sollen in ihren Gräntzen bleiben ibid.

Planetenleser 200.

Polyphemi Histori 264.

Præstigiar D. Fausti Hund 170. wird einem Abt geschenckt 374.

Predigers Bußpredigt zu Boxtehude mit einem Donnerschlag bekräfftiget 559.

Predigt hören D. Fausto verboten 59. Sein Prediger und Lehrer will der Teuffel seyn 129.

Priester-Ehe im Papstthum verboten. Unheil daraus entstanden 369.

Psalter insonderheit dem Fausto vom Teuffel verboten, warum 118. Deß acht-und-sechtzigsten Psalms Eingang dem Teuffel sehr furchtbar und erschrecklich 211.

Cl. Ptolemæus von deß Gestirns Zuneigung 187.

Pyrrhus der König vom Oraculo betrogen 380. Seine Danckbarkeit 475.

Python Warsager-Geist 155.

QUarantara, ein Berg, darauf den HErrn Christum der Teuffel versucht 122.

REgenbogens Gestalt, Farben, ein Bundzeichen, was die Farben bedeuten 283. Wenn er erschaffen 285.

Ob sich Riesen jemals gefunden? 268.

Riesen vor der Sündflut 265. Ihr wüstes Leben ibid. Nach der Sündflut 266. Ihr Geschlecht und Wohnung ibid. Etlicher alten Riesen Namen 267. Gebeine von ungeheuren grossen Riesen gefunden ibid. 268. Wo es noch heutiges Tages Riesen gebe ibid.

Ringentfallen für ein böses Omen gehalten 255.

Romulus und Remus Vogelschauer 447.

Roßtäuscher betrogen 235 seqq.

SAdduceer Glaub 502 seq.

Salben der Hexen Würckung 221. 223.

[643] Saltzverschütten ein böses Omen 255.

Samuel, deß Propheten Gespenst 177.

Sardanapali wüstes Leben und Grabschrifft 504.

Satans Nam 57. Sein Thun 156.

Saul, meinen etliche Hebreer, er wäre selig worden 603.

Schächers am Creutz Bekehrung, Trost für betrangte Sünder 597.

Schätz vergraben, ein teufflischer Neid und Mißgunst, und selbiger Verwalter ist der Teuffel 401. Werden von Gespensten verwahret 402. Zu einem Schatz kommt ein einfältiger Schneider ungefehr, und bekommt etwas davon: Einem andern, der darnach geht, ergehet es übel 403.

Schätzsucher und Gräber, kommen offt übel an 404. 405.

Schlangen beschwören und bannen 278.

Schlangen-Beschwerer von Schlangen umgebracht 281.

Schloß ohne Schlüssel aufmachen 470.

Schröter, ein unnützes Gesindlein 252.

Schuhverwechseln 255.

Schußfrey und sich vestmachen ob es Christlich 261.

Schwartzekunst, woher der Namen 46.

Schwartzekünstler und Zauberer elendes Ende 626.

Schwartzkünstler läst sich zweymal hencken und verkaufft ein Zauberpferd 236. Fähret gen Himmel der verblendten Leut Meinung nach 238.

Scipio Africanus, ein keuscher Herr 321.

Scotus, ein Schwartzkünstler 417.

Segensprechen und Büssen, über Kranckheiten, eine heimliche Zauberey 297.

Segen, Zaubersegen, dadurch den Hunden, wie auch andern Thieren die Mäuler zugestopfft werden, daß sie nicht bellen noch beissen können 277.

Selbstmörder, ob sie stracks und allerdings zu verdammen 601. Ob sie ehrlich zu begraben 630.

Seligkeit und Freud der Frommen 610. Ob die bösen Geister einsten noch selig werden? 164.

Seneca von vortrefflicher Gedächtniß 589. 590.

Serarius, ein Jesuit, widerlegt 283.

Galeatii Sfortiæ Nativität und Entleibung 188.

Simonis Magi, deß Zauberers teufflischer Ruhm 41.

Soldaten ins Feld machen 441.

Spanier fährt aus Fürwitz mit einem Zauberer auf ihre Versamlung 219.

Spielen. Exempel von grossen Spielern 113. 114. Ein verspielter und [644] fluchender Edelmann vom Teuffel auf den Tod geschlagen 114. 115.

Spinne für einen Spiritum familiarem verkaufft 262.

Franciscus de Spiera verzweiffelt 600.

Spiritus familiares, Gemeinschafft-Geister, mancherley Art und Exempel davon 80. Lassen sich in Crystallen einsperren 83. Ob einer einem andern einen Spiritum zu-weisen, überlassen, verkauffen, etc. möge 84.

Maria Sprauerin bringt einem adelichen Jungfräulein einen Teuffel bey 324.

Spurinna verkündiget Jul. Cæsari sein Unglück 193.

Steganographia Trithemii 15.

Stern, Gestirn-Einfluß, nöthigt den menschlichen Willen nicht 186.

Sternguckerey, was davon zu halten 184.

Sterne verursachen den Menschen Glück und Unglück nicht 187.

Störche sind danckbar 477.

Succubi, was sie seyn 513. Exempel davon 513. 634.

Sünde, durch welche eigentlich Lucifer gefallen 129.

Sünden geringer Anfang 7.

Sünde wider den Heiligen Geist 562.

Sylvester II. vom Teuffel betrogen und geholt 379. 627.

TArquinius Priscus 446.

Tarquinius Superbus ibid. Erfinder der Folter 155.

Tatiani Meinung vom Ehestand 508.

Tauffe, dieses Bunds mit GOTT soll man nicht vergessen, und desselben sich trösten 160. Trost und Mut daraus wider den Teuffel geschöpfft 396.

Tetragrammaton 47. 262.

Teuffel, was er heisse 56. Gibt es gewiß ibid. Verklagt den Menschen Tag und Nacht 545. Darff aber niemand selber citiren 546. In was Gestalt er am liebsten erscheinet 54. Warum meistentheils in heßlicher Gestalt 56. Führt ein strenges und tyrannisches Regiment 509 seq. Ist nicht zu Gast zu bitten 50. Exempel davon ibid. Holt eine Braut vom Tantz 51 seq. Ist ein stoltzer Geist; kan keine Verachtung leiden 93. Exempel davon aus Lutheri Tischreden 94. Aus den Vitis Patrum 95. 399. Ist erpicht auf der Menschen Verführung 531. Warum er ein Fürst der Welt genennet werde 153. Wie er die Gottlosen regiere und führe 207. Wie er der Gottlosen Gedancken wisse 209. Ob er alles wisse 273. Kan dem abtrünnigen Juliano begehrten Bericht wegen der Christen nicht ertheilen ibid. Kunte keinem Zauberer vermelden, wo sich einsten Lutherus aufhielt ibid. Wie er auf dem Hexentantz verehret werde [645] 219. Verstellet sich in mancherley Form und Gestalt 56. Ist ein übler Prediger 543. Ist allen Leuten nahe auf den Nacken 544. Stellt sich als förchte er sich vor den Characteren und andern dergleichen 49. Schämt sich der Lügen nicht 194. Wie er die ersten Eltern betrogen 119. Wie er den HERRN Christum in der Lufft herumgeführt 123. Der erfahrnste Physicus und Naturkündiger 428. Wie er die ersten Eltern betrogen 119. Ob und wie er die Wahrheit sagen könne, und ob man ihm glauben soll, wenn er gleich die Warheit sagt 377. Teuffels Geschwindigkeit Kunst und List nicht zu begreiffen 122. 329. Macht und Verblendung in natürlichen Sachen 183. Wird von GOtt gehemmet, wie ein Hund an der Ketten 283.

Teuffels-Reich 153. Aufenthaltung und Wohnung 122. Vermischung mit Manns- und Weibspersonen 513. Feindschafft gegen das menschliche Geschlecht, er stelle sich noch wie er wolle 123. 124.

Teuffel, was für Geister sie seyn 57. Ihr Fall 58. Ihre Ordnung untereinander 149. Unterscheid zwischen ihnen 152. Ob sie auch etwan mögen selig werden 164. Ihrer aller sämmtliche Verdamniß 131. Wissen etwas vom Erkenntniß GOTTES und seiner Herrlichkeit, dörffen es aber nicht alles offenbaren 134. Durch welche Sünde sie eigentlich gefallen 129. Menge und grosse Anzahl 125.

Teuffels Beschwörungen geschehen meistentheils an den Wegscheiden und Creutzwegen 45.

Teuffels-Besessene durch der Hexen Einbannung 324.

Johannes Teutonicus ein grosser Zauberer 104. 224. 304. 417. 443.

Thumherrns zu Erfurt tummes Leben und trauriges Ende 505.

Todes-Betrachtung, und Bereitschafft ist nöthig 591.

Traditiones, Menschensatzungen läst der Teuffel dem Fausto zu, darinnen zu disputiren 119.

Träume, was davon zu halten 574. Dreyerley 575.

Trauring, verräth eine Hex 484.

Johannes Trithemius Abt zu Spanheim, ein berühmter Zauberer 104. Repræsentirt Käiser Maximiliano seine verstorbene Gemahlin 415. Etliche alte Helden 416. Seine Steganographia 15.

Trunckenheit. Warnung dafür 109. Daraus entstehet manches Unglück und Hertzenleid 309 seqq. Ist eine angemachte und eigenwillige Unsinnigkeit 309.

Trunckenbold wird von seiner Frauen umgebracht 311.

Tyrannen, davon Genes 6. wer sie gewesen 265.

VAtter, gottloser, will seinem Kind seine Kranckheit anzaubern lassen 295.

[646] Verblendung 462. Verblendung und Verzauberung deß Teuffels, wie sie zugehe. Bald an äusserlichen bald an innerlichen Sinnen deß Menschen, auf viererley Weis 175. 176. Ist den bösen Geistern leicht 233. Alle Leut werden nicht gleich verblendet. Exempel davon 239. Etliche wolten Trauben abschneiden, hätten aber bald selber ihnen die Nasen abgeschnitten 421.

Verdamten Zustand in der Höllen 607.

Verleumdung wegen verachteter Lieb, und derer Würckung trauriges Exempel 36. 37.

Verschwerung Fausti gegen den Teuffel, wie greulich und erschrecklich sie gewesen 58 seq.

Versehung GOTTES ein schwerer Artickul, davon nicht viel zu disputiren 570.

Verstand und gutes Ingenium wol anzuwenden 4.

Verwandlung der Menschen in Wölff, Katzen, ob selbe müglich 241.

Verwandlung deß Wassers in Wein zu Cana in Galilea 243. Deß Stabs Arons 242.

Verzweiffelte ob sie ehrlich zu begraben 631.

Verzweifflung aus Gottes Wort zu widerstehen 595.

Verzweifflung der Gottlosen 549. Ist zweyerley. An GOttes Macht und Willen 599. Exempel ibid.

Vest und Schußfrey sich machen, ob es Christlich 261. Wie solches zugeh 262. Hilfft nicht überall und allezeit. Wird aufgelöst 263.

Virgilii Maronis Zauberstücke 181.

Undanckbarkeit 346. 347.

Undanckbarer Gast. Histori davon 479.

Unmässigkeit im Essen und Trincken was für Schaden es bringt 109 seq.

Unsichtbar machen 306. 307.

Unzucht kommt den Hexen und Zauberern eigentlich zu 526.

Vögelschauen und auf das Vogelgeschrey Acht geben, eine grosse Thor heit 449. Von Mosollamo artlich verspottet 450. Warsagung vom Vogelgeschrey hergenommen 446.

Ursach deß Verderbens und Verdamniß deß Menschen nicht Von GOtt, wie Faustus davor gehalten 62.

CHristoff Wagner wird vom Fausto zum Famulo angenommen 368. Bekommt den Geist Auerhan 527 seq. Vom Fausto zum Erben eingesetzt 520. Von ihm nimt deß Fausti Sohn Justus Faustus und dessen Mutter, die Helena, Abschied 632. Läst ihm selber deß Achillis Person repræsentiren 418. Betriegt einen kargen Spanischen Herrn 464. Bestilt etliche, die er zu Gast gebetten ibid. Setzet [647] einem Ochsen-Hörner auf 435. Kan Soldaten ins Feld machen 443. Bringt ein paar Maulesel durch Teuffels Betrug an sich 237. Haut einem andern Zauberer den Kopff ab, daß er todt bleibt 306. Sein Betrug mit dem Crystall 34. Angestellte Gastereyen 105. Frage, wegen Zustand der Höllen 170. Ihm wird ein Aug verderbt 305.

Warsagerin deß Apollo, Pythia, wie sie Antwort gegeben 377.

Warsagungen Fausti, von dem Zustand der Welt nach seinem Tod 532.

Wechselbalg vide Külkropff.

Weerwolff oder Beerwölff, haben unterschiedliche grosse Schäden gethan 244. 245. Was davon zu halten ibid. Exempel derer ibid.

Wegscheiden von den Schwarzkünstlern wol beobachtet 45.

Weinverschütten von vielen für ein böses Omen gehalten 255.

Weissagung und Wissenschafft unterschiedlicher zukünfftigen Dinge wie solche dem Teuffel zukommen können 540.

Wettermachen, wie es zugehe 425 seq. Ein Kind weist es dem Vatter 433.

Wettermacherin zu Waldshut verbrandt 432.

Wierus will, daß man die Hexen nicht straffen soll 7.

Wildfeuer ein grosser Schwartzkünstler und Ertzzauberer 314.

Wissen soll man nicht begehren, was GOtt insgemein verhelet 529.

Wollüstiges Leben, gibt gemeiniglich Ursach zur Zauberey 99. 100.

Worts GOttes Mißbrauch zur Zauberey 48.

Wort GOttes, daraus Trost zu schöpffen in höchster Anfechtung 595.

ZAmocendis zauberischer, schön und herrlicher Lustgarten 181.

Zauberey, woher und durch was Gelegenheit sie aufkommen, und fortgepflantztet worden 18.

Zauberey, derselben Wissenschaflt mit dem Epheu verglichen 530.

Zauberey-Sünde ist nicht die jenige, welche wider den Heiligen Geist begangen, und kan noch vergeben werden 562. Warnung vor solchem abscheulichen, sündlichen Laster 5. Straffe über solche von GOtt dermaleins zu gewarten 5. 7. Wird bey den Persianern und Römern hart gestrafft 6. In der Peinlichen Halsgerichts- Ordnung ibid. Welche dawider gewesen ibid.

Zauberer thun grossen Schaden durch ihre Salben, Giffte, Pulver, so sie allenthalben an allen Orten ausstreuen 326. 327. Exempel wie sie allerley Sachen, Nägel, Holtz, Nadeln, etc. den Leuten in den Leib gezaubert 327. 328. Wie sie solche greuliche Dinge ins Werck setzen und vollbringen können 328. 329. Exempel dergleichen Sachen findet man genugsam davon 551. 352 seq.

Zauberer schlagen einem und andern den Kopff ab 303 seq.

Zauberer und Hexen fahren leibhafftig aus, und kommen an ferne abgelegene [648] Ort 220. 481. Zuweilen in andere Herrschafften und Königreiche ibid. Ob sie GOtt warhafftig absagen, und mit dem Teuffel einen Bund machen 63 seqq.

Zauberer, so hohe und vornehme Personen gewesen 38. 39. 40. Wie sie durch ihre Geister allerley kostbarliches Essen, Trincken, etc. geschwind können zu wegen bringen 103 seq. so Heu und andere wunderbarliche Dinge verschlungen 314. 318.

Zauberer verwandelt sich oft in einer Maus Gestalt 249. Ihrer viel verstellen sich auch zuweiln in eines Wolffs- Gestalt 248 seq.

Zauberer, dererselben Bericht nicht allerdings wol zu trauen 274.

Zauberer entführet eine Jungfrau 438.

Zauberin in Katzen-Gestalt sehr zerschlagen 148.

Zauberer und Hexen Bekehrung gehet unterweiln sehr schwer her: kommt etlichen Gelehrten fast für unmüglich vor 332. Ursach auf Seiten ihrer 333. Auf Seiten deß Teuffels 334. Auf GOttes Seiten selbsten 336. Bekehren sich also nicht leichtlich 241. Ist doch müglich erstlich auf Seiten GOttes 337. Auf Seiten deß Menschen und der Zauberey-Sünd selbsten 338. Exempel darvon 338 seqq.

Zauberer, so sich bekehrt, dennoch vom Teuffel erwürgt 628.

Zauberbücher höchst schädlich zu lesen 15 seq.

Zauberhunde 171. 172.

Zaubermittel wider Kranckheiten, ob sie mit guten Gewissen zu gebrauchen 287.

Zauberpferde so unersättlich 275.

Zauberspiegel 38. Ihm nicht zu trauen 34.

Zeichen oder Omina vom Hasen, Wolf, etc. 254.

Zeichendeuter 201.

Zigeuner, wo sie her, ihr Thun 201. Wenn sie zum ersten gesehen worden 202.

Zigeuners-Tochter kommt unschuldig um 203 seq.

Zoroastres, in dem studirt Faustus fleissig 21. Erfinder der Zauberey 18. Wird für den Cham gehalten ibid. Der erste Schwartzkünstler 283. Nimt fremde Gestalt an 417. Macht Soldaten ins Feld 441. Sein Tod 626.

Ulrici Zwinglii Traum vom Wörtlein Ist. 583

Zwillinge widriger Natur, da sie doch eine Nativität solten haben 190.

Zyto, Wenceslai in Böhmen Schwartzkünstler verkaufft etliche Schwein 237. Frist einen andern Zauberer 318. Verzaubert etliche aus Lust 438.

[649][651]

Anhang

Vorbericht
[651][653]
[2] Vorbericht.

WAs der Fürst dieser Welt, der grausame Seelen-Hencker, seinen Knechten zuletzt für einen Lohn reiche; hat deß unseligen (infausti) Fausti schreckliches Ende gewiesen: und findet man dergleichen teuflischen Trinckgelds, nicht allein in den Geschichtbüchern, wol mehr; sondern erfähret auch, zu unseren Zeiten, bisweilen noch ein oder anderes Exempel, wie tückisch dieser höllische Leu die jenige, welche mit ihm vertraulich zu spielen sich unterstehen, mit seinen Klauen endlich abfertige. Dennoch kan die übermässige und fürwitzige Begier künfftige, oder verborgene, oder sonst verbotene Dinge zu wissen, oder verdammter Lüste zu pflegen, manchen heillosen Leuten das Auge wahrer Vernunfft und Glaubens so gar aushacken, daß sie dafür im geringsten nicht erschrecken, noch solcher Künste müssig gehen, durch welche sie deß Tausendkünstlers eigen werden, und ihnen so wol den zeitlichen, als ewigen Tod, an den Hals künsteln.

Die grösseste Erndte aber solcher Gottabtrünniger Seelen findet der Bösewigt gemeinlich, in solchen Ländern, wo der Same [3] Göttliches Worts wenig geschlachteten Bodens, zu seinem Wachsthum, antrifft, noch, gewisser Verhinderungen halben, unter den Einwohnern, hurtig lauffen, oder wachsen kan. Denn wo die geistliche Rüstungen, das Schwert deß Geistes, und die Waffen deß Liechts, nicht täglich bey der Hand, und im Hertzen liegen; da nimmt der Geist des Unglaubens einen viel breitern Fuß, und säet daselbst das schädliche Unkraut der Zauberey viel häufiger aus, denn anderswo. Wird er gleich, durch Obrigkeitlichen Amts- und Gewissens-Eifer, bisweilen daraus vertrieben: suchet er doch immer Gelegenheit, wieder einzunisteln; nach der Spinnen Weise: welche, ob man schon unterweilen abstöbert, dennoch gar bald ihr gifftiges Gespinste, und zwar am ehesten in den duncklen Ecken, von neuem anzufangen pflegen.

Unter solchen Ländern, darinn mancherley schwere Un- [653] und Abgelegenheiten der Göttlichen Predigt die Bahn verhügeln, verzäunen, und gleichsam mit wilden Hecken vermachen, ist auch Lappland begriffen. Wit welchem Namen, ich denjenigen gantzen Nord-Strich fasse, der von Jemt- und Ingermannland anhebt, und sich um beydes Bothnien sehr weit herum zeucht, bis ihm die Carelische und Finnländische Grenzen das Ziel-Mal setzen: also, [4] daß alles Land gegen Mitternacht, bis an den Oceanum, an das weisse Meer, und an den grossen See Ladoga, darunter begriffen wird. Gleichwie die natürliche Sonne diß Land nicht stets beleuchtet: also kan auch die Gnaden-Sonne der seligmachenden Erkenntniß daselbst, bey allen Einwohnern, um ihres Hertzens Härtigkeit, und tieffeingewurtzelten Aberglaubens willen, nicht dergestalt durchbrechen, daß der Fürst der Finsterniß, mit seinem Wesen, gantz von ihnen wiche, und nicht noch viel tausend Hertzen, unter diesem mühseligen Volcke, beherrschete. Wobey er sich denn der wilden wüsten Weitläufftigkeit solches Landes, zum Vortheil bedienet.

Vor unserer Zeit, musten die Lappen, über hundert welsche Meilen weit, reisen, bis sie, zu einer Christen-Kirche gelangten. Wiewol nun diese Beschwerlichkeit nachgehends, durch löbliche Verordnung der letzten Schwedischen Könige, Carl deß Neundten, Gustavi Adolphi, und deren Nachfolger, allgemach aufgehoben: so bleibt doch diese Hinderniß annoch übrig, daß die Priester (deren keine sonderliche Menge, sondern, in jeglicher Vogtey, Amt, oder Landschafft, gemeiniglich nur einer vorhanden) solche grosse Wüsteneyen nur selten können durchwallen. Zumal weil die Lappen nicht Hauffenweise, bey gantzen Städt[5]ten, Dorffschafften, und Gemeinen, zusammen hausen; sondern weit von einander verstreuet; nemlich jedwede Famili besonders.

Hernach so sind sie auch (die Lappen meine ich) von Natur, zum Aberglauben sehr geneigt. Welcher desto leichter, bey ihnen, einreisset, weil sie an rauhen furchtsamlichen Örtern, in den Wäldern, Wildnissen, und unter den wilden Thieren leben, von anderer Leute Gemeinschafft abgesondert. Sintemal, wie allererst gemeldet, ein jeglicher mit seiner Famili, für sich selbst lebt, und bisweilen, auf etliche Meilen [654] weit, keinen Nachbarn um sich hat. Nicht wenig thut auch diß dazu, daß sie eine Nahrung und Leben führen, wie die Jäger: welches Volck insgemein, mit mancherley Aberglauben, behafftet ist, und nicht selten, von dem schwartzen Meister, etliche Griffe begriffen. Daher auch diese armselige Leute, weil sie, von andern Menschen, weder Raht, noch Beystand schier haben, gar offt und häufig, in die Tod-Sünden der Abgötterey und Zauberey, dahin sincken, bey den bösen Geistern, Hülffe und Rettung suchen, so sie, von Menschen zu erlangen, nicht hoffen können. Dessen tragen sie auch um so viel geringers Bedencken, weil keine Aufsicht in der Nähe ist, wofür sie sich scheuen, und der Straffe befürchten müsten. Uberdas stecket [6] ihnen noch alleweil der Wahn im Kopffe, es seyen ihre Vor-Eltern gleichwol auch keine Narren gewesen, die dennoch vielen Göttern gedienet, und sich mit der Zauber-Kunst beholffen. Endlich so ist auch die tieffe Wurzel der alten Gewohnheit eine Neben-Ursache, welche ihrer viele, in den Banden der Finsterniß, so fest verstricket hält, daß sie das Liecht deß Glaubens eben so ungern sehen, als wie die Nacht-Eule den klaren Tag; äusserlich zwar, mit den Lippen, heuchlen, und sich für Christen ausgeben, wenn der Priester zu ihnen, oder sie in die Kirche (welches doch nicht übrig offt im Jahr geschicht) kommen; mit ihrem Hertzen, und Wercken aber mit dem heidnischen Götzenthum ihrer Vorfahren unterthänig verbleiben, folgends auch das, gern mit-anklebende, verdammte Laster der Hexerey nicht quittiren.

Es wird aber gleichwol keines Weges hiemit die gantze Nation der Lappländer gemeinet, als ob dieselbe durchgehends, mit der Zauberey, beschmitzt wäre: denn dadurch geschähe manchen frommen Christen, so dennoch auch, unter ihnen, zu finden (wiewol vielleicht nicht in der Menge) viel zu nahe: sondern es betrifft allein einen grossen Hauffen, unter ihnen, und besorglich einen grössern, weder das Häuflein derer, so da glauben.

[7] Was nun, von solcher ihrer Zauberey, allhie soll erzählet werden, das gründet sich hauptsächlich auf den neulichen glaubwürdigen Bericht Herrn Johannis Schefferi, weiland [655] Professorn der Schwedischen Academie zu Upsal, welchen unlängst der Himmel aufgenommen: aus dessen eilfften Hauptstuck der Beschreibung Lapplandes, ich solches zusammen gezogen; doch auch bisweilen, für mich selbst, etlicher Orten, einige wenige Erklärungen mit beygefüget, und solche diesen Zeichen [ ] eingeschlossen. Für schädlichem Ungeziefer hütet man sich am leichtesten, wenn es offenbarlich an der Sonnen ligt: also nutzet die Offenbarung der Sünden und Laster der gantzen Christen-Welt zur Warnung, solches geistlichen Unziefers sich zu entschlagen: und die Wercke der Finsterniß leiden Abbruch, wenn man sie, mit dem Liecht offentlicher Beschreibung, schamrot macht. Mit dieser Hoffnung wird gegenwärtiger Bericht beygefüget, und günstigen Augen fleissig empfohlen.

[656]

[8] Uberall, wo der Lappländer Nam in der Welt bekandt ist, hält man dafür, diß Volck sey der Zauberey sehr ergeben: Und ob gleich solches ihr böses Gerücht schon gar alt; ist doch der böse Gestanck desselben noch nicht gäntzlich verschwunden. Dieses zu bescheinigen, wollen wir etliche alte Scribenten zuforderst darüber vernehmen. Jacobus Zieglerus zeuget hievon, schon zu seiner Zeit; indem er die Lappen Incantatores perefficaces, das ist, kräfftige und gewaltige Zauberer nennet. Eben dasselbe thut Damianus von Goes, in der Beschreibung dieses Volcks; wenn er spricht: die Lappen geben, in der Hexerey, solche Meister ab, daß sie neben vielen andren, seltsam lautenden abentheurlichen Händeln, wovon ich jetzt nicht sagen mag, auch Schiffe, mitten im vollen Lauff, aufhalten. Ihre Land-benachbarte Scribenten selbst seynd es auch nicht in Abrede. Olaus Magnus meldet (lib. 3. de Gent. Septentr. c. 16.) daß die, am äussersten Nord-Eck befindliche, Lands-Gegend der Finnen und Lappen, vormals, im Heidenthum, auf die Hexerey und Verzauberung, dermassen abgerichtet gewesen, als ob sie diese verdammte Kunst, von dem Persischen Zoroaster selbsten hätten erlernet. Und von den Norwegischen Lappen, sagt Petrus Claudi: Sie seynd alle grausame und boshaffte Zauberer, also, daß, meines Erachtens, ihres [9] gleichen, auf Erden, weder vorhin gewesen, oder noch seyn: wiewol etliche, unter den Finn-Lappen, noch ärger sind, als unter den Finnen an der See. Also urtheilen besagte Scribenten, von denen Lappen nechst-verwichener Welt-Zeiten, und von derselben ihren Vorgehern, den Biaronen (oder Biarmiern) daß sie, Zweiffels fern, alle einerley Art.

Olaus Magnus gedenckt (l. 1. c. 1.) daß die Biarmier meisterlich abgeführt seynd, Leute zu verhexen, und entweder mit den Augen, oder mit Worten, oder sonst mit andrer Schelmerey dergestalt zu verknüpffen, daß sie weder ihres freyen Willens, noch Verstandes, mächtig bleiben. Und Saxo setzet, (l. 1.) unter andren ihren Künsten, ein Exempel, daß [657] sie Platzregen und Ungewitter gemacht. Dergleichen liset man, beym Sturleson, und bey dem alten Authore der Historien von Heraud: also, daß hieran schier gar kein Zweiffel mehr übrig.

Ob nun gleich, zu dieser Zeit, die Lappen solche Künste nicht mehr so offt, noch so offenbarlich treiben; wie denn Andreas Buræus den meisten Hauffen heutiger Lappländer, von solchen Teuffels-Possen, frey spricht; und gleichfalls, schon lange vor ihm, Peucerus, gedacht, man finde unter ihnen nicht mehr so viel Zauberwercks, wie vorhin; nachdemmal der König von Schweden solches gar scharff und ernstlich verboten: beharret doch gleichwol, noch heutiges Tages, die Ubung derselben, bey nicht wenigen. Welches nicht allein, aus dem fast allgemeinen Aberglauben dieses Volcks, sondern überdas aus einer andren sonderbaren Ursach, entstehet: weil einer nemlich den andren fürchtet, und [10] nöthig erachtet, sich, wider dessen Nachstellungen, damit zu verwahren. Gestaltsam sie solches insgemein bekennen, auch vorlängst schon Petrus Claudi bezeuget hat, mit diesen Worten: Die Wissenschafft dieser Kunst thut ihnen gäntzlich vonnöthen: sintemal sie sonst damit durch andre, in Schaden und Verderben gebracht werden.

[Welche Entschuldigung dennoch kein ungefärbter Christ für gültig erkennen kan. Denn dem Teuffel muß man nicht, durch den Teuffel, widerstehen, noch aus der Schule deß Satans lernen, wie man sich, für deß Satans, und seiner Schuppen, Anfeindungen, hüten und verwahren solle. Der Heilige Geist zeiget uns andre Rüstungen, wenn er verwahret: Widerstehet eurem Widersacher, dem Teuffel, fest im Glauben. (1. Petr. 5.) Durch das Schwert eines glaubigen und eifrigen Gebets muß der Bösewicht abgetrieben werden. Die ihn aber, mit seinen eigenen Waffen, bestreiten, oder bändigen wollen; verwunden damit ihre Seele, indem sie den Leib, Leben, und Gesundheit, Habe und Gut, dadurch zu schützen, vermeinen. Man verstehe gleich nur eine blosse Wissenschafft, oder Erlernung, dieser verdammten Künste: so ist es doch eben so wol grosse Sünde. Denn es geschehe, welcher Meinung es wolle: so muß man keine Teuffels-Künste lernen, noch deß [658] Teuffels, oder seiner Jünger, Discipel werden, noch in fürwitzigen Künsten, und Beschwerungs-Büchern, studiren, die keines Christlichen Auges, oder Gedächtnisses, sondern deß Feuers wehrt sind, und nirgends sicherer, denn in der Asche, ligen. Es ist ein Mirackel, wenn [11] solche verbotene Wissenschafft nicht zur Practic und Ubung kommt. Und ob jemand gleich damit nicht Arges zu stifften, ja nicht einmal, zu seinem Schutze solche Mittel anzuwenden, gedächte: so wäre doch der blosse Fürwitz, solche Sachen mit allem Fleiß zu lesen, und noch vielmehr von Hexen-Meistern, zu erforschen und lernen, verdammlich: Gleichwie es schon ein Anfang, und erster Schritt zur Sünde ist, wenn man die Gelegenheit, Anlaß und Reitzungen zur Sünde nicht meidet. Denn das heisst GOtt versuchen: GOtt aber versuchen, ist Sünde. Und wer seinen GOtt also versucht, der gibt dem Versucher Raum, zu einer nähern bösen Kundschafft. Ein anders ists, mit den Richtern, in peinlichen Sachen: denen man nicht verdencken kan, wenn sie, entweder Amts, oder gerichtlicher Erkenntniß, und besserer Verabscheidung halben, von dergleichen Sachen, über Haupt, einen Bericht einnemen: um daraus zu urtheilen, ob die bezüchtigte Person, mit Hexerey, umgehe, oder nicht. Aber mit der Wissenschafft, so gedachter Petrus Claudi den Lappen für eine Nothwendigkeit zuschreibet; hat es viel andre Beschaffenheit; sintemal dieselbe, auf einem Mißtrauen und Zweiffel, an GOttes Beschirmung, beruhet; und demnach nicht nöthig, ja vielmehr gar verwerflich ist. Zumal weil sie auch solche unzimliche Wissenschafft auf die Probe stellen, und durch würckliche Teuffels-Beschwerungen sich derselben versichern.]

Dieser Ursach wegen, haben die Lappländer ihre Unterweiser und Lehrmeister: und die Eltern verschaffen ihren Kindern erblich diejenige böse Gei[12]ster, so bishero in ihren Diensten gewesen. Das erste beglaubt Tornæus, indem er schreibt: Etliche werden, in dieser Kunst, unterrichtet, und durch Ubung drinn gelehrt. Das letzte Petrus Claudi, welcher meldet, daß sie ihre Kinder andren Lappen, zu sothaner Unterweisung, anvertrauen. Also erzehlet Sturleson, die Jungfrau Gunilda sey, von ihrem Vatter Odzor Huide, welcher in [659] Halogaland wohnete, zum Könige Motle, der über Finlappland oder Finmarck (ist ein Theil von Lapponien, so gegen Norwegen reicht) regierte, geschickt worden: auf daß sie daselbst die Finnischen Künste begreiffen möchte, nebenst noch 2 andren Finnen, deren Künste besagter Author, bey dieser Gelegenheit, weitläufftig erzehlt. Nicht selten geben die Eltern selbst den Kindern hievon Unterricht, weisen ihnen ein Stücklein nach dem andren; üben auch und ruffen sie mit dazu herbey, so offt ein solcher Handel vorgehet. Mit der Weise fassen diese die Kunst; bevorab, wenn sie dazu einen gelernigen Kopff, und Geschicklichkeit spüren lassen. Denn es werden nicht alle, für gleichtüchtig dazu, geachtet, etliche auch wol für gantz untauglich; ob man sie gleich noch so fleissig anführete. Welches auch erstbesagter Johannes Tornæus, dieses Lauts, bestetiget: Gleichwie die Lappen nicht alle gleicher Natur seyn können: also vermögen sie, in dieser Kunst, auch nicht alle gleich viel. Und, von der erblichen Kunst-Verschaffung, setzet derselbe Scribent folgendes: Die Geister machen, bey ihnen, einen Theil der Erbschafft: Daher kommts, daß eine Famili oder Haushaltung die andre, in der Zauber-Kunst, übertrifft.

Jetzt angezogene Stelle gibt zugleich hiemit so [13] viel Nachricht, daß gantze Geschlechte oder Stämme ihre gewisse besondre Haus-Geister haben, so, von den Geistern andrer Familien, unterschieden, auch denselben bisweilen widerstreben, und entgegen gesetzet seynd. Nicht aber nur gantze Familien, oder Geschlechter, und Häuser, sondern auch manches mal jedwede Hausgenossen, haben bald einen, bald mehr Geister, so auf ihre Person bestellet sind; darunter etliche ihnen, wider die List und Anfälle der widerwertigen Geister müssen Schutz halten; etliche aber, andren Leuten zu schaden, an die Hand gehen; laut dieser Worte Olai Petri Niurenii: Sie werden von einer gewissen Anzahl Geister, (wie von einer Leib-Hut) begleitet; etliche, von dreyen; andre von zweyen; zum wenigsten, von einem. Dieser dienet dem Lappen nur zur Defension: Jener kan allerley Schaden und Unglück stifften; dem aber mag keiner zu widerstehen.

Einige überkommen solche Geister, durch Mühe und inständige [660] Herbeyruffung: bey etlichen, finden sie sich ungeladen ein (wie unverschämte Gäste pflegen) und gleich von erster Jugend an. Denckwürdig ist, was dißfalls Tornæus erzehlet. Etliche (schreibt er) haben die Zauber-Kunst gleichsam von Natur selbsten 1: welches schrecklich ist. [14] Denn an welchen der Teuffel bequeme Diener und Werckzeuge vermutet; die greifft er, in ihrer Kindheit selbsten, mit einer Kranckheit, an, ihnen, unter solcher Unkrafft zugleich viel Einbildungen und Gesichte, fürstellend, woraus sie, nach Beschaffenheit der Jahre, und Alters, lernen, was zu der Kunst gehörig. Die jenige, so zum andren mal, mit der Kranckheit, befallen werden, bekommen noch weit mehr Fürstellungen, und Gesichter: Daraus sie mehr Künste fassen, als zum ersten mal. Fallen sie aber, zum dritten mal darinn; welches gewißlich, mit so grausamer Beschwerlichkeit, geschicht, daß sie zugleich darüber in Gefahr des Lebens kommen; so werden ihnen alsdenn alle Teuffels-Gesicht und Erscheinungen gezeiget: woraus sie die vollkommene Wissenschafft der Zauber-Kunst ergreiffen. Und dieselbe seynd dermassen drinn unterrichtet, daß sie, auch ohne die gewöhnliche Lapponische Wahrsager-Pauke, fern-entlegene Dinge sehen können, ja! dieselbe auch wol sehen müssen, es gefalle ihnen, oder nicht: so gar seynd sie, vom Teuffel eingenommen!

Dessen setzt dieser Author gleich ein Exempel dabey: nemlich, daß, vor einiger Zeit, ein Lappländer, so damals, wie er diese Erzehlung schrifftlich aufgesetzt, noch im Leben gewesen, seine Wahrsager-Pauke, worüber Tornäus zuvor offt hatte geklagt, ihm ein geliefert, und traurig bekannt, ob er gleich dieselbe wegthäte, und ihm keine andre machte, würde er dennoch nichts destoweniger alles, was in der Ferne vorginge, sehen, gleichwie [15] vorhin: zum Exempel, habe [661] er ihn, Herrn Tornæum, selbsten angezogen, und demselben gantz eigentlich, mit sonderbaren Umständen erzehlet Alles, was Ihm, auf der Reise nach Lappland, wäre begegnet: mit angehengter Klage, er wisse nicht, was oder wie ers doch machen solle mit seinen Augen; weil ihm alle solche Händel, gantz wider seinen Willen, würden fürgestellet.

Die Künste selbst belangend; lassen sich dieselbe unterscheiden, nach dem Unterscheide deß Werckzeuges, den sie dazu gebrauchen; nemlich in zweyerley Schicht: dergestalt, daß die erste solche Teuffels-Kün ste begreiffe, wozu die Pauke erfordert wird; die andre solche, wozu man Knoden, Pfeile, Verfluchungen (oder Verwünschungen) und dergleichen, gebraucht.

Von der Pauke, weil diese den Lappländern absonderlich, zu dieser finstern Kunst dienen muß, machen wir den Anfang. Die Lappen nennen dieses Instrument Kannus und Quobdas; die Schweden aber, eine Lapponische Pauke, oder die Zauber-Pauke. Solche Pauke hauen sie, aus einem dicken Baum-Stamm, welcher entweder von einer Fichten, oder Tannen, oder Bircken seyn muß, so an sonderbaren Örtern gewachsen, auch sich nach, und nicht wider den Lauf der Sonnen wenden muß. Irret derhalben Peucerus, in dem er meldet, die Pauke sey von Kupffer. Alsdenn kehret sich aber der Baum, ihrer Meinung nach, zu der Sonnen, wenn die Holtz-Striche oder Fäserlein deß Baums (fibræ) von unten bis oben, sich dergestalt herum ziehen, daß sie, von der rechten Seiten, nach der lincken zu lauffen: daraus sie viel[16]leicht urtheilen, solcher Baum sey der Sonnen lieb und angenehme, angemerckt, dieses Gestirn, in dem Bilde Toronis, vermöge ihrer geheimen Religions-Satzung, verehrt und angebetet wird.

Weiter so ist dieses Holtz nur aus einem Stuck, und zwar aus dem halben gehölertem Theil deß gespaltenen Baum-Klotzens, also daß die flache Seite oben kommt, und mit einem Fell überzogen wird, die gewelbte aber, samt dem Handgriffe, unten. Denn diesem untersten Theil pflegen sie zwey länglichte Löcher zu geben, und dieselbe also zu richten, daß das jenige Holtzwerck, so zwischen den beyden Löchern übrig bleibt, zu einer Handhaben dienen könne. Was sonst, an [662] den Seiten umher, noch übrig, daran die aufgespannete Haut hafftet, das ist, wie ein nicht gantz runder, sondern fast eyförmiger Reif oder Zirckel, dessen Mittel-Linie kaum über eine halbe Ele, offt auch wol weniger, macht. J. Tornæus vergleicht dieses Lapponische Zauber-Instrument, welches nur mit einer einigen Haut, so wie Pergamen ist, überzogen, einer Schwedischen Reuter-Paucke; ausbenommen, daß es ein wenig länglicher formirt ist. Wiewol er, an einem andren Orte, recht erinnert, es gebe dennoch zwischen beyden hierinn einen Unterscheid, daß die Zauber-Pauke weder so rund, noch so tieff hohl, sondern ein wenig flacher; auch das Fell nicht, mit eisernen Schrauben, (cochleis ferreis) sondern kleinen höltzernen Nägeln, daran befestiget sey. Herr Scheffer gedenckt, er habe gleichwol gesehen, daß das Fell auch, ohne Nägel, mit den gefädelten Sennen der Reinthiere, dran genehet gewesen. Olaus Magnus nennet sonst lib. 3, c. 27 diese [17] Warsager-Paucke incudem einen Amboß; aber unfüglich, [und, wie es scheinet, aus Mangel einer bessern Gleichniß, so ihm eben nicht hat wollen einfallen] Welches der Mahler, als er, beym Olao, gelesen diese Worte ranam æneam, aut serpentem, malleo super incudem præscriptis ictibus concutit, nicht verstanden und einen rechten Amboß der Schmide gemahlet, darauf eine Schlange gelegt ist, nebst einem Schmid-Hammer, gantz wider die Weise und den Gebrauch dieser aberglaubischen Handlung. Denn die Lappen brauchen hiezu keinen Amboß; sondern ein Paucken-förmiges Holtz: welches, weil mans, mit einem Hammer, schlägt, vom Olao M. den Namen eines Ambosses bekommen.

Ferner so bemahlen sie solches, über die Paucken gespannete, Leder, oder dünnes Fell, mit mancherley Figuren von roter Farbe; welche, aus der zerstossenen und abgesottenen Rinde deß Erlenbaums, bereitet wird: wie mehrgedachter Tornæus, und Samuel Rheen, beglauben. Welcher auch die Gestalt solcher Bilder, auf diese Weise, beschreibt: Fast mitten (spricht er) auf der Paucken ziehen sich ein paar Zwerch-Linien, und mahlen, auf selbige, ihre Götter, die sie, vor andren, am andächtigsten verehren; als den Thor, einen Fürsten der andren Götter, mit seinen Dienern; imgleichen [663] den Stoorjunkar, samt seiner Aufwartung. Und zwar stellet man diese, auf der öbersten Lini. Hernach wird ein andrer Strich darunter gemacht, so von dem obrigen in gerader Weite sich fort, doch nur bis auf die Helffte der Paucken, strecket. Auf dieser steht das Bild deß [18] HErrn Christi, und etlicher seiner Apostel. Was, über diese Linien, gemahlet wird, das soll Vögel, Sterne und den Mond bedeuten. Unter denselben Strichen, wird, recht in der Mitten, die Sonne gebildet, als der mittelste Planet; auf welchen sie ein Bündlein Kupffer-Ringe legen, so offt sie ihre Paucke schlagen müssen. Unter der Sonnen, mahlen sie irdische Dinge, nemlich allerley Thiere, als Bären, Wölffe, Reinthiere, Fisch-Ottern, Füchse, Schlangen; imgleichen Wasser-Pfühle, Seen, Flüsse, und solcherley Sachen mehr. Also ist die Paucke gebildet, wie sie Samuel Rheen beschreibt.

Auf der Paucken Anundi Ehrichs, stehen die drey Personen der hochgelobten Dreyfaltigkeit, durch gewisse Zeichen, fürgebildet; imgleichen S. Johannes, ein schwerer Tod, eine Ziege, ein Eichhorn, der Himmel, die Sonne, ein Wolff, der Fisch Sijk, ein Auerhan; die Freundschafft mit den wilden Reinthieren; Anund Ehrich, der einen Wolff tödtet; ein Fisch-Otter; die Freundschafft mit andren Lappen; ein Schwan; ein Zeichen, zur Erforschung andrer Leute Zustandes, und ob die Kranckheit geneslich oder heilbar sey; überdas ein Bär, Schwein und Fisch; und wie die Seele wird zur Höllen geführt.

Hieraus erkennet man leichtlich, daß nicht alle Paucken einerley Bilder haben: und bekräfftiget solches Schefferus nicht allein, mit dreyen Stücken, so er davon, bey sich, in seiner Studier- und Kunst-Stuben hat; sondern auch mit einem andren Muster, welches Tornæus also beschrieben. Alle Figuren sind abgetheilt, in gewisse Länder, derer [19] fürnemlich drey sind. Das erste bedeutet Norland, und viel Landschafften in Schweden: und solche Lands-Gegend wird, an den mittäglichen Theil der Paucken, gestellet, von den andren durch einen Strich unterschieden; und begreifft, vor andren, die am nechsten gelegene Stadt, da sie jährlich ihre Handlungen zu treiben pflegen. Als, zum Exempel, auf den Paucken, [664] so zu Torna oder Kiem gemacht, stehet die Stadt Torna gemahlt, mit der Kirchen, dem Priester, und dem Land- oder Amts-Vogt der Lappen, und andren Personen, womit sie zu schaffen haben; wie nicht weniger der Weg, so von Torna, zu ihnen, gehet, darauf sie sehen, wenn der Priester, oder Amtmann, oder jemand anders, werde zu ihnen kommen; so wol auch andre Sachen, so allda vorgehen. An dem Nord-Eck, ist Norwegen gebildet, samt denen Haupt-Örtern, die darinn begriffen. Mitten zwischen solchen beyden Theilen, befindet sich Lappland selbst, welches den grössesten Raum der Paucken einnimmt. In demselbigen, sind mancherley Thiere, so bey ihnen werden gefunden. Da stehen, bey gantzen Hauffen, oder Trifften, gemahlt, wilde Reinthiere, Bären, Füchse, Wölffe, und sonst allerley Wild: um dabey anzuzeigen, ob, und wo solche anzutreffen; wo ein zahmes Reinthier, wenn es irgend verloren worden, zu suchen sey; ob die jungen Kälber der Rheinthiere werden aufkommen; ob der Fischfang werde wol gerathen; der Patient genesen, oder sterben; das schwangere Weib ihrer Bürde glücklich und leicht abkommen; der Tod diesen und jenen, auf solche, oder andre Art, von hinnen nehmen: und was sie sonst weiter zu wissen verlangen.

[20] Warum die Figuren so unterschiedlich fallen, ist dem Authorn, Scheffero, nicht eigentlich bewust: ohn allein, daß er von andren vernommen, eine Paucke sey schädlicher, und zur Zauberey dienlicher, denn die andre. Daher er mutmasset, man gebe oder nehme den Gemählten etwas, nachdem die Händel unterschiedlich seynd beschaffen. Gestaltsam er solcher seiner Mutmassung ziemlichen Beyfall erwirbt, durch Fürstellung etlicher Paucken, so er aus dem Schau-Zimmer deß Schwedischen Herrn Reichs-Cantzlers empfangen; darunter eine von ungemeiner Grösse befindlich, Wie ihm denn auch der Baron Heinrich Flemming eine geschenckt.

Zum Gebrauch solcher Paucken, werden zweyerley erfordert; der Zeiger, und Hammer: jener, daß er die begehrte Sache zeige; dieser, daß man die Paucke damit schlage. Den Zeiger nennet Samuel Rheen ein Bündlein mit Messings-Ringen. Denn sie pflegen hiezu einen grossen Ring von Messing oder [665] Kupffer gebrauchen, und demselben andre kleinere beyfügen, die dem grossen anhangen, und gleichsam ein Bündlein formiren. Wiewol solche Zeiger eben so wol nicht allemal gleiche Form haben. Denn Herr Scheffer hat einen, von dickem Kupffer, in Grösse eines Reichsthalers, darinn ein vierecktes Loch in der Mitten; und, an Statt der Ringe, hangen daran kleine küpfferne Kettlein, so einen Kreiß schliessen. Daneben hat er noch einen andren Paucken-Zeiger, nemlich einen Ring von Messing, dem ein rundes küpffernes Blech-oder Plättlein, mit kleinen Ketten angehenckt ist. Man macht die Zeiger auch bisweilen von Bein, in Gestalt deß grossen Griechischen Buchstabens Δ, mit [21] angehenckten Ringen; und sonst noch wol, auf andre Art, mehr. Offtmals werden auch nur schlechte Ringe gebraucht: wie man auf denen Paucken sihet, so in deß Reichs-Cantzlers Kunstkammer vorhanden. Olaus Magnus nennet es Schlangen, oder küpfferne Kröten: weil sie die Ringe also heissen: nicht zwar der Meinung, als ob sie die rechte wahre Gestalt derselben ausbildeten: sondern weil sie, mit diesen Ringen, Kröten und Schlangen, als einem solchen Ungeziefer, welchem der Teuffel hold ist, und dessen Bilder er vielmals, zu Verrichtung seiner Händel gebrauchen pflegt, fürstellen. Peucerus nennet es sonst (l. de Divin.) Frösche; und zwar nicht unfüglich; weil der Frosch, und die Kröte, in der Gestalt einander ziemlich gleich kommen. Sie, die Lappen, nennens Arpa; wie solches diese, deß Tornæi, Worte geben: Der Zeiger, welchen sie Arpa heissen, ist, aus mancherley Ketten-Ringen, als küpffernen, messingen, silbernen, zusammen gerichtet. Daraus abzunehmen steht, daß nicht allein Kupffer, sondern auch andres Metall, dazu genommen werde.

Der Hammer, oder Klöpffel, ist das jenige, womit die Paucke geschlagen wird: wie solches nicht allein Olaus M. sondern auch viel angezogener Tornæus, andeutet, wenn er sagt, daß sie, mit einem kleinen Hammer, auf das Fell, oder Pergament schlagen, wenn sie die Geheim oder Haus-Geister (Spiritus familiares) herbey fordern. Es ist aber kein Schmide-Hammer (auch nicht wie die Trummel-Stöcke) sondern ein besonderes Instrument, von dem Horn eines Rheinthiers also [666] gemacht, daß die zween letzten Zweige, so am Ende [22] eine kleine Gabel formiren, die Gestalt deß Eisens geben, und der übrige Stumpff deß Horns sich, zum Handgriffe, bequemet: um welcher Ursach willen, es die Lappen selbst einen Hammer nennen.

Mit diesem Hammer spielen sie die Paucke: nicht eben deßwegen, daß es einen sonderlichen Schall gebe; sondern, daß sie, durch solches Spielen, den Ring bewegen mögen, der dem Fell ist angemacht: damit er sich herum wenden könne, zu dieser oder jener Figur, so auf der Paucken gemahlt stehet, und weisen, was man verlangt zu wissen. Diese Beschaffenheit hat es, mit der Lapponischen Paucken, und aller derselben Zubehör; nemlich bey denen Lappen, so der Kron Schweden zinsbar.

Sonst gebrauchen die Finnlappen, welche den Norwegern benachbart, und den Dennemärckern unterworffen sind, eine Art von Zauber-Paucken: Aber die kommt ein wenig anders, in der Form: wie aus der Beschreibung Olai Wormii, zu schliessen. Wiewol solcher Unterscheid vermutlich nicht daher rühret, als wenn sie andre Paucken hätten, denn die Schwedische Lappen: sondern weil die Paucke, so besagter Wormius schrifftlich fürstellet, einer besondern Gattung, und zu gewissen Händeln gebraucht wird. Also lautet aber die Wormianische Beschreibung: Die Lapponische Paucke, welche sie, auf gewisse Masse, spielen, und mancherley Sachen damit erforschen, auch ihre Zauberey mit derselben treiben, bestehet aus einem Ey-förmigem ausgehöletem Holtze; ist eines Schuhes lang, zehen Daumen breit: darinnen sechs Löcher gegraben, und ein Handgriff daran, wobey man sie, mit der lincken [23] Hand bequemlich halten könne, indem sie, mit der rechten, gerühret, oder gespielt wird. Es ist, mit etlichen Sennen, ein Pergament, (oder dünne Haut) darauf gehefftet, so mit mancherley ungeschickten Bildnissen, hin und wieder, entweder von Blut, oder einer roten Farbe, gemahlet ist. Hiebey findet sich ein rundes küpfferiges Corpo (oder Instrument) so in etwas gewelbt, und ungefähr zween Daumen am Durchschnitt hat, und so wol in jeder Ecken, als in der Mitte, mit küpffernen Kettlein belegt ist. Der Schlägel, oder das beinerne Instrument, [667] womit die Paucke gerührt wird, ist sechs Daumen lang, in der Dicke wie der kleinste Finger, und wie ein Lateinisches T geformirt.

Dieser Paucken nun bedienen sich die Lappen, zu mancherley Sachen, und richten, vermittelst derselben, ihrer Meinung nach, gar viel Dinges aus. Darum halten sie dieselbe auch in Ehren, wickeln sie in ein Lammes-Fell, samt dem Zeig-Ring, und Schlägel, und stellen also alles miteinander in fleissige Verwahrung. Schefferus gedenckt gleichwol, er habe, in einem gewissen Buche, ein solches Wort gefunden, welches kein Lamms-Fell, sondern die Haut deß Wasser-Vogels Loom, bedeutet. Weil sie denn die Paucke, für ein heiliges hochehrwürdiges Werck, achten; geben sie nicht zu, daß ein mannbares Weibes-Bild dieselbe anrühre. Ja? wenn sie soll, an einen andren Ort, gebracht werden; trägt sie ein Mann, entweder zu allerletzt, allem andren Geräthe nach, und hinter allen voranziehenden Männern; oder er reiset damit wol gar einen [24] besondern Weg, so von dem gemeinen ab-und durch lauter Umwege gehet: Weil sie besorgen, wenn irgend ein andrer Mensch, vorab ein mannbares Weib, desselbigen Weges, der Paucken nachfolgete, so dörffte eines solchen Menschen Gesundheit, oder wol gar das Leben, in Gefahr kommen: Massen sie hievon vielerley Exempel zu erzehlen wissen. Und solche Gefahr soll, wie sie dafür halten, gantzer drey Tage währen. Will also der stoltze Geist, mit grossem Ernst, bedient, und seine teufflische Satzungen, gehalten wissen, bey schwerer Straffe; so weit nemlich Gott der Allmächtige ihms verhenget: wie denn, an solchen Exempeln, gar nicht zu zweiffeln. Weil es aber dennoch geschehen kan, daß ein Weib, dieselbige Strasse, nothwendig reisen muß; so erweiset er sich, in solchem Fall, gelinder: jedoch daß sie zuvorderst ihren Gehorsam erweise, vermittelst Opfferung eines kupfernen oder messingen Ringes zu der Paucken, welche durch selbigen Weg ist geführt worden.

Hiernechst wollen wir besehen, was es denn doch sey, so sie, mit der Paucken, aus-zurichten getrauen, und mit was für Gebräuchen sie solches ins Werck stellen. Olaus Petri, macht dreyerley namkündig, so entweder zur Jagt, [668] oder zum Götzendienst, oder zur Erforschung abgelegener Sachen, gehörig. Samuel Rheen sagt von viererley: Erstlich; daß sie erkündigen, was in andren Ländern, passirt. Zweytens; daß sie erfahren, ob die Geschäffte, so man fürgenommen, gelingen werden, oder nicht; imgleichen ob ihre Kranckheit, zum Leben, oder Tode, hinausschlage. Drittens; daß sie Kranckheiten mögen heilen. Vierdtens; [25] daß sie daraus lernen und erforschen mögen, was für Opffer ihre Götter gelüste, und was für ein Thier man ihnen opffern solle. Die Weise und Ceremonien, solches zu erfahren, ist nicht durchgehends gleich. Doch pflegen sie, bey allen dergleichen Händeln, dieses zuvörderst beobachten, daß sie vor allen Dingen, durch Beifügung einiger Feuers-Glut, das dünne Paucken-Leder sehr wol ausdehnen; hernach, daß sie die Paucke nicht an einem Orte nur, sondern neben dem Zeiger in die Runde spielen: und denn drittens, daß sie dieselbe nur anfangs gelinde rühren, bald darauf allgemach stärcker schlagen, bis sie wissen, was sie gewollt. Der Lappländer (spricht Tornæus) hebt die Paucke ein wenig empor, bespielt dieselbe bald hierauf neben dem Zeiger, Kreys-weise ringsherum, und zwar vor erst nur sänfftlich, bis der Zeiger sich anhebt zu bewegen, und zu hupffen: und nachdem er nun, von der Stelle, da er vor hin ruhete, ziemlich weit hinweg gefahren, nach der einen oder andren Seiten; hebt der Paucker immer stärcker anzuschlagen; bis der Zeiger, zu einem Zeichen, kommt, daraus sie etwas errathen und warsagen wollen. Man pflegt auch diß dabey in Acht zu nehmen, daß der, so sie schlägt, nicht stehend, sondern kniend, darauf spiele: massen auch die andre, so bey der Wahrsagerey zugegen sind, knien.

Betreffend die Ursachen, warum die Pauke wird geschlagen, ist, obberührter massen, diese die erste, daß ihnen möge offenbaret werden, was an weit-entsessenen Örtern vorläufft. Wie solches Olaus Magnus (l. 3. c. 16.) auf folgende Weise, andeutet. Die jenige, so da verlangen zu wissen [26] den Zustand der Freunde, oder Feinde, die sich in sehr fernen Landen, auf fünffhundert, ja! auf tausend Meilwegs von dannen, befinden, verehren dem Lappen Etwas, als etwan ein leinen Hemd, oder ein wenig Geldes: und bitten, er solle[669] ihnen erforschen, wo ihre Freunde oder Feinde, sich aufhalten, und was sie machen. Diesem stimmet gleichfalls bey Petrus Claudi, und beglaubt, daß diese Lapponische Warsager anzeigen können, was, an trefflich-weit abligenden Örtern, geschehe. Derselbige Claudi setzet auch die Art und Weise hinzu (in seiner Norwegischen Beschreibung, da er, von den Norwegischen Finn-Lappen redet) nebst einem angehencktem Exempel, so in der berühmten Norwegischen Handel-Stadt, Bergen, sich begeben, und allda offentlich aufgezeichnet zu finden, in dem Buche, darinn man die Verrichtungen der Teutschen Kauffleute anschreibt. Er spricht, es habe in besagter Stadt, damals sich aufgehalten eines Teutschen Kauffmanns Diener, Namens Johann Delling, zu welchem ein Norwegischer Finnlapp, in Begleitung eines andren, der Jacob Smaosuend geheissen, eingekehrt: diesen Finnlappen habe der Johann ersucht, ihn, wofern er könnte, zu berichten, was sein Herr, in Teutschland, gutes machte? Der Lapp habe ihm versprochen, solches zu thun; hierauf auch angefangen zu schreyen, wie ein voller Mensch, zu hupffen und zu springen, und sey, nach dem er etliche mal, in einen Kreiß, herum geloffen, endlich nidergefallen zur Erden, auch daselbst eine Weil ligen blieben, wie ein Todter; nachmals, gleich als wäre er wiederum lebendig worden, wiederaufgestanden, und habe [27] dem Delling angezeigt, was sein Herr machte: Diß sey also fort, in das offentliche Buch der Kauffleute aufgezeichnet, und hernach, mit der Zeit, befunden worden, daß es sich also verhielte, wie der Finnlapp ausgesagt hätte. Diß ist ein merckwürdiges Exempel, und desto weniger in Zweiffel zu ziehen, weil es, aus offentlichem Befehl, angezeichnet worden.

Dergleichen Händel erzehlet man, noch heutiges Tages, nicht wenige: unter welchen dieses nicht zu verschweigen, was Johannes Tornæus einführet, von einem Lappen, der damals, als der Author solches in Druck gegeben, noch am Leben war, und ihm alles gesagt, was ihm, Tornæo, unterwegens wäre begegnet, da er, zum ersten mal, in Lappland gereiset: welches der Lappländer gewust, ehe denn er jemals besagten Herrn Tornæum gesehen. Wiewol dieser, mit Fleiß, solches alles nicht gestehen wollen, sondern gesprochen, es [670] wäre alles falsch und Lügenwerck: damit nemlich der Lapp solcher teufflischen Offenbarungen sich nicht möchte rühmen, oder dem Teuffel desto mehr glauben, als welcher ihm gleichwol hätte die Warheit gesagt. Gewißlich man hat wenig Ursach, dieses Exempel für verdächtig zu halten, noch einem solchen Mann, der im geringsten nicht aberglaubisch, mißzutrauen, in einer Sachen, so ihm selbsten widerfahren.

Wie aber solche Teuffels-Befragung dabey angestellet werde, davon findet man nicht, bey allen, einerley Umstände. Olaus Magnus setzet, an besagtem Ort, diese: Er (der Lapp) geht ins Gemach, und begehrt niemanden mit sich hinein, als einen Gefährten, und sein Weib; bewegt [28] und erschüttelt, mit gewiß-benannten Streichen deß Hammers, den ehrenen Frosch, oder die Schlange, wendet und lencket dieselbe, durch zaubrische Beschwerungen, hin und wieder; fällt darauf gähling zu Boden, und in Verzuckung; ligt also, eine kleine Zeit, gleich als wäre er gestorben. Inzwischen hüten Seiner gedachter sein Gefährte, und Weib, aufs allerfleissigste, daß ihn ja nichts Lebendiges, keine Mucke, oder Fliege, noch einiges Andres Thier, (Läuse und Flöhe werden ohne Zweiffel doch hiebey privilegirt, und ausgenommen seyn) berühre. Da bringet alsdenn, Krafft der Beschwerung, sein Geist, welchen der Teuffel führet, [Hieran irret entweder Olaus Magnus, oder redet es vielleicht, nach dem gemeinen Wahn der Lappen selbst. Denn den Geist deß Menschen kan der Satan, vor dem Tode, nicht wegführen, noch dem Leibe wieder einführen: sondern er bildet den Entzuckten nur ein, als wären sie ausser dem Leibe gewesen. Aber mit Leib und Seele kann er dennoch die Zauberer gar wol wegführen, durch die Lufft, auf einen Hexen-Sabbath.] aus der Ferne, einige Zeichen mit sich zurück, als etwan einen Ring, oder kleines Messer, zum Warzeichen, daß er sein Gewerbe und anbefohlene Commission, ausgerichtet. Hiemit richtet er sich stracks wieder auf, weiset dem, welcher ihn gedungen, die Zeichen, und offenbaret ihm zugleich die übrigen Umstände.

Petri Claudi Bericht lautet also: Er wirfft sich nider zur Erden, verliert seinen Lebens-[29]Geist (oder Athem) 2 [671] und wird gleich einem Gestorbenen, sonst aber im Gesicht schwartz und dunckel. Solcher Gestalt ligt er eine Stunde, oder auch wol etliche; nachdem der Ort, von dannen er einige Kundschafft bringen soll, näher oder weiter entlegen ist. Wenn er hernach aufgewacht; so kan er alles erzehlen, was, an selbigem Ort, vorgehe, was dieser oder jener mache, wovon man Wissenschafft zu haben begehrte.

Hie zwar wird nichts gedacht, von der Paucken, noch vom Gesange, noch von einiger Gesellschafft, oder Zeichen, und Anzeigungen verrichteter Reise, und Commission: aber einer erzehlet diß, der andre das, was einem jedweden am merckwürdigsten daugt: doch also, daß keiner damit die übrigen Umstände will ausgeschlossen oder vernichtiget wissen. Und zwar, was die Paucke betrifft, kan man, aus dem, so vorhin gemeldet, gnugsam erkennen, daß daran kein Zweiffel. Dieses ist aber insonderheit mercklich, was Olaus Petri, an theils Paucken, in acht genommen, daß sie, zu diesem Handel, etwas anders formirt gewesen, weder die gewöhnliche; nemlich mit einem Handgriffe in Gestalt eines Creutzes. Welcher massen auch die Handheb, an der jenigen Paucken, gewesen, so Herr Scheffer, von dem Herrn Baron Heinrich Fläming, Obersten über ein Finnisches Regiment zu Fuß, empfan[30]gen. Erst-gesetzter Olaus Petri gedenckt ferner, daß man der Paucken die Beine und Nägel mancherley, von ihnen auf der Jagt gefangener, Thiere anbinde.

So viel aber die Gesellschafft belangt; wird solche, vom Samuel Rheen, bestetiget, vermittelst dieser Erzehlung: "Wenn sie zu wissen begehren den Zustand fremder Örter; so schlägt ein Lapp die Paucke, auf diese Weise. Er legt ziemlich viel Messings-Ringe, so an einer Messings-Kette aufgereihet, auf die Paucke, wo das Bild der Sonnen gemahlt ist; spielt hernach mit einem beinernen, zwo-spitzigen Hammer, die Pauken also, daß die Ringe, auf der Paucken, sich regen. Unterdessen singet der Paucken-Schläger, mit hoher und lauter [672] Stimme, dazu ein Lied, welches sie Joyke nennen. Hiezu fügen auch andre Lapponier, so wol männ- als weibliches Geschlechts, so viel ihrer daselbst zugegen, ihre Gesänge bey; die Männer zwar mit lauter; die Weiber aber mit gelinderer Stimme: und solche Gesänge heisste man duura. In denselben brauchen sie gewisse Worte, fürnemlich solche, wodurch der Ort bedeutet wird, von dannen sie, etwas zu erfahren, verlangen.

In diesem Rheenischen Bericht, finden wir die, zu solcher Warsagerey gebräuliche, Pauke; imgleichen den Paucker, und dessen Gesellen 3: und zwar nicht nur einen Beystand, samt dem Weibe; wie Olaus setzt: sondern viele bey einander. so wol Weibs- als Manns-Personen: wie auch die [31] Gesänge, so von allen gesungen werden; wiewol unterschiedlicher Art. [Wobey aber leicht zu mercken, daß Olaus darum eben nicht geirret, wenn er geschrieben, der Lapp begehre mehr nicht um sich, ohn einen Gefährten, und sein Weib. Denn es hat die Meinung, daß er sich damit begnüge, wenn ihm, oder dem jenigen, welcher ihn, um den Warsager-Lohn, bedungen hat, die Menge der Leute nicht lieb, oder vielleicht nicht zu haben, oder auch, aus Furcht, für der Obrigkeit, bedencklich ist: Aber zwo Personen müsse er doch, aufs wenigste, um sich haben. Welches vermuthlich, theils deß Rathfragers oder Bedingers, theils auch seiner selbst halben, geschicht: Jenes, weil dem Bedinger leichtlich Forcht und Grausen anstossen möchte, so er, um den verzuckt-ligenden Warsager, allein bliebe: Dieses; weil eine Person allein seiner nicht treulich oder fleissig gnug hüten dörffte, damit keine Mucke auf ihn fiele.]

Die Entzückung nennet ein ungenanter Scribent animi deliquium eine Ohnmacht. Peucerus schreibt, er werde dermassen exanimirt (lige in solcher Unkrafft) als ob die Seele gar wäre von ihm gewichen: sintemal man, weder Sinn, noch Bewegung, weder Geist, noch Leben mehr an ihm spühre. Petrus Claudi sagt, er lasse seine Seele oder Geist von sich weg. Denn Ihrer Etliche haben geglaubt, die Seele führe [673] warhafftig aus, von einem solchen Menschen, und kehrte hernach wieder, in den Leib: Daher auch, wie wir vorhin vernommen, Olaus schreibt, der Geist daß Lappen werde, vom bösen Feinde, hingeführt, und bringe etliche Zeichen wiederum mit zurück. Wiewol [32] solches gar nicht sein, noch der Teuffel, durch einigerley Kunst, den Körper, welcher einmal entseelet ist, wiederum beselen kan. Ligt derwegen der Paucker nicht gantz lebloß: sondern seine Seele wird durch den Teuffel gehemmet, daß sie ihre gewöhnliche Wirckung nicht verrichten kan: derhalben ist er nur, als wie in einem tieffen Schlaffe, oder in tieffer Ohnmacht; und inzwischen sein Angesicht häßlich verstellt. Wovon so wol Petrus Claudi, als ein andrer ungenannter Author beglaubt, daß ihm am gantzen Leibe, und im Gesichte, der Schweiß ausbreche, und er in schwerer Kranckheit lige. In solche Enzuckung oder Ohnmacht, fällt der Paucker, nach dem er eine Weil gespielt, mit samt der Paucken, nider, und legt diese gemeiniglich auf den Kopff.

Offt erwehnter Samuel Rheen füget ferner dabey, daß in zwischen die übrige Manns- und Weibs-Bilder nicht aufhören zu singen; sondern ihr Lied so lang, als der Paucker an der Erden liegt, widerholen: damit ihm unterdessen, aus der Gedächtniß nicht entfallen möge das jenige, warum man ihn gefragt, und in die Fremde abgefertigt. Der ungenannte Author thut hinzu: wenn sie solches unterlassen, so sterbe der Paucker, auf gut Vertrauen, fein dahin, und wache nimmer wieder auf. Welches ihm eben so wol würde widerfahren, wenn ihn unterdessen jemand, mit der Hand, oder Fuß, rühren, und aufwecken wolte. Worauf vielleicht auch dieses sein Absehen hat, was, aus dem Olao, angezeigt worden, daß man allerdings die Mucken, und dergleichen, ihm fleissig abwehret, noch ihn, einiger massen, anzurühren, gestattet. Peucerus meldet: [33] Wofern nicht stets etliche Leute vorhanden, die den ohnmächtigen Leib bewahren, so holen die Teuffel den Leib weg: Welches aber irrig: denn der Leib wird nicht weggeführt; sondern bleibt nur unerwacht ligen, und fährt der Satan mit der Seele davon.

Nachdem er also, eine nicht übrig lange Zeit stille gelegen; [674] bekommt er, äusserlichem Schein nach, Leben und Geist wieder, richtet sich auf, und beantwortet das jenige, warum man ihn gefragt. Peucerus setzt, es geschehe, nach vier und zwantzig Stunden: aber es hat keine gewisse Zeit. Denn bald wachen sie eher, bald langsamer auf; nachdem sie weiter oder näher zu reisen haben. Besagte vier und zwantzig Stunden aber seynd nur die allerlängste Weile, deren sie bedörffen, auch das jenige zu erfahren, wie es, an den allerfernesten Örtern, stehe, und was allda passire. Solches bezeugen die Worte Olai Petri: Sie wissen, auf alle gefragte Sachen, zu antworten: ob sie gleich etliche hundert Meilwegs weit abgelegen: und solches können sie, innerhalb vier und zwantzig Stunden, thun.

Endlich, damit nicht etwan jemand zweiffle, ob deß Warsagers Aussage auch der Warheit gemäß sey; so bringt er, zur Versicherung dessen, einige Wahrzeichen mit, welche man von ihm gefordert; als ein Messer, einen Schuh, Ring, oder ein andres Gemerck, so der jenige, welcher ihn bestellet hat, begehrt.

Das ist also der erste und schier fürnehmste Gebrauch dieser Lapponischen Paucke. Folget nun der andre: Wenn sie den Ausgang der Geschäffte [34] erkundigen wollen; ob sie werden eine glückliche Jagt, und guten Wildfang haben? Ob das, was sie ihnen fürgenommen, glücklich werde von statten gehen? Denn auch dieses hoffen sie, durch die Paucke, zu erfahren. Demnach so legen sie die Ringe darauf, heben an zu singen, und zu schlagen. Gehen nun die Ringe herum, nach der rechten Seiten zu, mit dem Lauffe der Sonnen; so schliessen sie alles Gutes daraus: wo aber linckwerts; so besorgen sie lauter Unstern. Dieser Meinung, schreibt Samuel Rheen: Wofern die Ringe rechts herumgehen nach der Sonnen Lauff; urtheilen sie daraus, es bedeute gutes Glück, Gesundheit, und glückseliges Aufnehmen beydes der Menschen, und deß Viehes. Wenden aber sich die Ringe lincks, und dem Lauff der Sonnen zuwidern; weissagen sie daraus alles Unglück, Kranckheit, und dergleichen böse Fälle. Die Ursach solches ihres Schlusses ist unverborgen. Sie glauben nemlich, die Sonne sey die Ursach alles Aufnehmens, und Zuwachses: darum [675] wenn die Zeiger-Ringe ihrem Lauffe nachfolgen, scheinet, daß sie Glück bedeuten, indem sie den Fußstapffen dieses Gestirns nachsetzen, von welchem alles Glück, ihrem Wahn nach, herkommt. Sie nehmen aber diese Erforschungs-Weise für, in allen ihrer Geschäfften, die nur von einiger Angelegenheit sind: als wenn man reisen muß, auf die Jagt ziehen, den Sitz, Aufenthalt, und Bleibens verändern; oder sonst etwas dergleichen fürhat: wie unten, aus folgendem, weiter erhellen wird.

Wenn sie die Paucke um Anstellung der Jagt befragen; geben sie überdas auch Achtung; ob der Ring-Weiser, gegen Auf- oder Nidergang der [35] Sonnen, stehe: und glauben, daß sie dahin ihren Jagt-Zug thun müssen, wofern er sonst solle gelingen. Sie bewegen nemlich, nach Olai Petri Erzehlung, den, in dem Mittel-Punct befindlichen, Frosch (oder Ring) durch vielfältäges Klopffen mit dem Hammer, so lang, bis er, über einem der gemahlten Thiere stehet, und gegen Morgen oder Abend, Mitternacht oder Mittage, oder auf die zwischenlauffende Linien zu, schauet; daraus der Warsager und Jäger erlernet, wohin er, deß Tages, ziehen, was für ein Thier, Fisch, Gevögel, oder andres Wild er, an dem Tage, verfolgen müsse.

Jetzt schreiten wir zu dem dritten Gebrauch der Paucken; so auf Kranckheiten gerichtet, und zweyerley ist. Erstlich suchen sie, auf derselben, die Ursach, woher die Leibes-Schwachheit entstanden; ob sie, aus natürlichen Zufällen, oder durch Hexerey, von den Hassern und Feinden, jemanden angezaubert sey? Hernach nehmen sie die Paucke auch zu Rath, wegen deß Artzney-Mittels, vermittelst Erforschung eines gewissen Opffers, womit dieser oder jener Abgott, bevorab der Stoorjunker, müssen versöhnet werden; als ohn dessen Winck und Willen, ihrer Einbildung nach, die Genesung nicht zu erlangen steht. Denn der Patient, muß ein Opffer geloben, entweder eines Thiers, als, zum Exempel, eines Rheinthiers, oder Ochsens, Bocks, Widders, oder eines andren Dinges; und solches Gelübde an ein gewisses Stoorjunker-Bild thun, so auf diesem oder jenem Felsen aufgerichtet ist. Diese aber geschicht nicht, nach deß Krancken eigenem Gutdüncken und Gefallen; [676] sondern nach der Verordnung und Anweisung dessen, der die Paucke [36] schlägt. Was derselbe für thunlich erkennt, das muß der Patient entweder gleich alsobald opffern, oder in gewisser Zeit zu opffern versprechen. Denn der Paucken-Spieler erforschet, auf seiner Paucken, welchem Abgott das Versöhn-Opffer geschehen, und was es für ein Opffer seyn müsse: angemerckt nicht ein jeder Götze, zu jedwedem Opffer, Lust hat; auch das gefällige, nicht ohn Unterschied der Zeit, beliebt. Muß also der Patient deß Pauckers seinem Raht und Geheiß hierinn nachgehen. Samuel Rheen kommt uns hierinn, mit weiterem Bericht, zu statten: nemlich, daß der Patient dem Paucker zuvorderst einen Messings-Ring, und einen silbernen, geben, beyde aber demselben, um den rechten Arm, binden müsse: welche Ringe hernach dem Paucken-Rührer zu eigen werden, für seine Mühe. Nachmals thut der Paukenier selbige ihm geschenckte Ringe zu den übrigen, so in dem Bündlein der Zeiger-Ringe beysammen sind, dessen er sich gebraucht, so offt er die Paucke spielen muß. Hiemit fängt alsdenn der Wahrsager an, die Paucke zu schlagen, und singet seinen gewöhnlichen Gesang dazu: mercket also, aus deß Zeigers Bewegung und Stande, was er dem Krancken solle rathen. Und zu bisher erzehlten Sachen, wird die Paucke am allermeisten gebraucht.

Nun ist noch ein Gebrauch übrig, und besteht darinn, daß sie damit Böses thun, und andren Leuten, an der Gesundheit, und am Leben, schaden. Welches doch gleichwol nicht überall alle im Gebrauch haben. Daher sie auch fast insgemein diesen Gebrauch für unrecht halten; und nicht die vorigen: weil, durch selbige, niemanden Schade ge[37]schicht. Die jenige, so, durch die Paucke, nur allein etwas erforschen, wollen sich nicht in die Zahl derer gerechnet wissen, die andren hiedurch was Leides zufügen: weil diese Böses, sie aber das Widerspiel thun. Ob nun gleich nicht alle, solches Absehens, hiemit umgehen: findet man doch einige, die es nur gar offt thun. Johannes Tornæus berichtet, man habe, im Jahr 1671. in der Kiemensischen Gegend von Lappland ihrer gar viel ertappt, mit solchen ihren Paucken; die von so ungeheurer Grösse gewesen, daß man sie von dannen nicht [677] wegführen können, sondern verbrennen müssen.

Unter diesen Lappen befand sich einer von achtzig Jahren: welcher bekannte, sein Vatter hätte ihn, in dieser Kunst, unterrichtet, da er noch ein Kind gewesen: und hätte er, im Jahr 1670. um ein einiges paar Ärmel (oder Handschuh) willen, durch seine Hexerey, so viel gewirckt, daß ein Kimensischer Bauer, in einem Wasserfall, ersoffen. Diesen hat man zwar zum Tode verurtheilet, und in Fesseln, aus Lappland, nach der nechsten Stadt in Bothnia geführt; er aber unterwegens, durch seine Kunst, sich selbst so plötzlich umgebracht, daß er, frisch und gesund auf dem Schlitten sitzend, im Augenblick verreckte: wie er denn solches zuvor angedeutet hatte, daß er eher und lieber sich selbst. tödten, als den Händen deß Henckers überlassen würde.

Was, bey diesem Gebrauch der Paucken, nemlich bey Verhexung und Beschädigung andrer Menschen, für Anstalt und Ceremonien gemacht werden; mit was für Worten, Geberden, und Zeichen sie solches verrichten; davon findet man, bey [38] bisher angeführten Scribenten, keine Nachricht: vermutlich darum, weil mans gar geheim hält, und es jemand kaum, ohne schweren Verdacht der Theilhafftigkeit dieser abscheulichen Sünde, erforschen oder erlernen kan. Diß sey gesagt, von der Lapponischen Warsager- und Zauber-Paucke.

Wir gelangen hiemit, zu der zweyten Schicht derer Teuffels-Künste, so, von den Lappen, durch besondere Werck-Mittel, verübt werden. Da kommt nur anfangs uns zu betrachten vor ein kleiner Strick, mit etlichen Knoten: womit sie Wind verschaffen. Hievon redet Zieglerus also: Sie schlagen drey Zauberknoten, die an einem Seil oder Riemen hangen. Wenn derselben einer wird aufgelöset; erhebt sich ein erträglicher Wind; nach Eröffnung deß andren, ein hefftiger und ungestümer; nach Entbindung deß dritten, ein offenbarer Sturm, und Ungewitter: gleichwie auch die Alten ein Donnerwetter machen kunten.

Was Zieglerus nun, von den Lappen, schreibt; das eignet Olaus Magnus den Finnen zu, im 16. Hauptstück seines dritten Buchs; da man Beygefügtes liset: Unter andren heidnischen Irrthümern, (oder Mißhandlungen) pflegen die Finnen den [678] Handelsleuten, so an ihren Ufern, widrigen Windes halben, nicht fort kommen kunten, den Wind feil zu bieten, und, gegen ein gewisses Trinckgeld, drey zaubrische (non cassioticos nodos) Knoten zu stellen; mit dieser Warnung, daß, wenn sie den ersten aufthäten, der Wind ihnen gelinde und freundlich spielen: wofern sie aber den andren auseinan[39]der machten, gewaltig starck brausen; und, im Fall sie den dritten löseten, dergestalt stürmen, wüten und toben würde, daß sie weder ein paar Schritte vom Schiffe vor sich sehen könnten, um sich für Klippen zu hüten; noch ihre Füsse, auf dem Schiffs-Uberlauffe, fest setzen, um die Segel einzunehmen; noch so viel Kräffte besitzen, daß sie das Steuer recht regieren möchten.

Die gantz neue Scribenten, Samuel Rheen, und Johannes Tornæus, schreiben, von den Lappen, dergleichen nichts. Es scheint auch, daß solches die jenige, von welchen sie handeln, nicht thun können (oder vielmehr, zu thun, keine Gelegenheit haben) weil es mittelländische Leute sind, und ans Meer nicht kommen: Weßwegen, in solcher Wind- und Wettermacherey, nur die Norwegische Finnlappen berühmt seyn. Gestaltsam diesen Petrus Claudi das unlöbliche Lob gibt, daß sie, die Finnlappen, erregen können, was für Winde sie wollen. Er thut aber gleichwol mercksamlich hinzu; ein jeglicher habe fürnemlich solche Winde in seiner Gewalt, der damals, als er geboren worden, gewehet; dieser den, jener einen andren Wind: gleich, als ob diese teufflische Gewalt mit der Geburts-Gelegenheit, einige Verwandniß hätte, und von denselben ihren Nachdruck erlangte.

Gleichwie aber dieses ehrbare Kunststück mehrentheils den Finnen und Norwegischen Finnlappen zukommt: also auch dasselbe was demselben verwandt ist, nemlich den Lauff der Schiffe zu hemmen, und dieselbe, mitten auf der See, so unbeweglich zu verarrestiren, als ob sie angenagelt, oder fest [40] beanckert wären. Doch schreibt Damianus à Goes solches auch den Lappen zu; wenn er sagt: Sie halten die Schiffe, in vollem Lauffe, so starck an, daß keine Gewalt deß Windes sie kan von der Stelle bewegen. So bestetiget gleichfalls Zieglerus, daß sie, mit solcher ihrer Kunst, den Seefahrenden [679] entweder ihre Gunst, oder Haß erweisen, und so wol die Ströme, als Seen, nach Belieben, entweder stillen, oder verunruhigen. Es vermögen aber die Finnen hierinn so viel, daß dafür nichts helffen kan, als das Excrement einer Jungfrauen: Massen Damianus berichtet, er habe, von den lappländischen Einwohnern, vernommen, dieses Unheil sey einig allein damit zu vermitteln, daß man die Gänge und Ruder-Bäncke deß Schiffs, mit solchem Excrement, bestreiche; als, für welchem, selbige Geister, von Natur einen Abscheu trügen. Mancher dörffte vielleicht zweiffeln, was, durch sothanes Excrement, zu verstehen. Herr Schefferus hält für gewiß, Damianus meine damit das Monat-Geblüt: Denn daß solches, wider die Verzauberungen, kräfftig sey, und die Zauberey auflöse, haben vorlängst schon auch andre geglaubt: Wie man, aus dem Plinio, ersihet: welcher (im 28 B., C. 7) gedenckt, wenn man die Thürpfosten, mit solchem Monat-Purpur, färbe, so werden die Künste der Zauberer dadurch vernichtet.

Der dritte Werckzeug, in dieser zweiten Schicht sind die Pfeile (jacula) wie es Zieglerus nennet: womit sie andren Schmertz und Kranckheiten zufügen; ob sie gleich gar weit von ihnen entsessen sind. Hierüber führet er diese Worte: Sie machen auch zauberische Pfeile, von Bley, die [41] nur klein und gantz kurtz sind, nach der Masse eines Fingers. Dieselbe verschiessen sie, obgleich durch fern-abgelegene Örter, wider die jenige, an welchen sie sich rächen wollen. Diese bekommen alsdenn, entweder am Bein, oder Arm, den Krebs, und müssen, für übermachtem Schmertzen, innerhalb dreyen Tagen, den Geist aufgeben. Welches auch Olaus Magnus, fast mit gleichen Worten, bekräfftiget. Herr Scheffer aber besorget, es sey sowohl einer, als der andre betrogen, in dem er solche bleyerne Pfeile geglaubt, und der Nachkommenschafft schrifftlich angedeutet: sintemal, heutiges Tages, Niemand dieselbe kennet, noch davon weiß. Beym Samuel Rheen, und Andren, geschicht ihrer gantz keine Meldung: so sagt auch das gemeine Gerücht nichts davon; da es doch sonst in dergleichen Sachen, seine Zunge nicht ungerührt läst. Und warum müsten sie denn endlich auch von Bley seyn? Hält demnach ruhm-gedachter Schefferus dafür, Zieglerus habe sich, an [680] dem Wort Skott, geirret, welches sie, noch auf den heutigen Tag, bey Erklärung oder Anzeigung solches bösen Wercks, brauchen. Denn wenn entweder ein Mensch, oder Vieh, dem vorhin gantz nichts gefehlt, von einer schnellen Kranckheit dergestalt danider geworffen wird daß ihm alle Kräffte, oder auch wol gar das Leben entweicht; so glaubt das gemeine Volck, es sey, durch Hexerey, geschehn, und nennets Skott, das ist, einen Pfeil, womit der Erkrankte, ihrer Rede nach, getroffen worden. Weil nun Zieglerus, von solchem Skott, [so ohnzweiffel, aus dem alten Nieder-Teutschen Skott, oder Schuß, seinen Ur[42]sprung hat] etwas gehört; hat er zaubrische Pfeile daraus gemacht, und zwar von Bley. Wo von aber den Schwedischen Scribenten nichts bewust: die dafür halten, dieses geschehe, durch eine andre Hexen-Künstlerey.

Petrus Claudi nennet das jenige, was die Zauberer auslassen, Gani, schreibt, es habe die Gestalt einer Mucken, oder Fliegen, und sey der böse Geist selbst: Ingleichen, daß unter den Norwegischen Finnen, die, welche diese Kunst können, derselben Mucken viel, in einem ledernen Sack, beyeinander halten, und täglich etliche davon auslassen: Zeucht auch dißfalls eine Geschicht an, so, zu seiner Zeit, vorgegangen. Vor wenig Jahren, spricht er, hat sichs begeben, dass einer, der noch heutiges Tages, auf Helieland, lebt, eine Reise, nach den Norwegischen Bergen fürgenommen, auf die Bären-Jagt, und ungefähr, zu einer Hölen, unter einem Felsen, gekommen. In selbiger Speluncken, fand er ein, grob und schlecht formirtes Bild, welches ein Götzen-Bild war eines Finnen: wobey deß Finnen Ganeska, oder Zauber-Tasche, stund. Als er dieselbe auf that; sahe er, daß sie voll blauer Fliegen kroch, welche deß Finnen Gan, das ist, Geister waren, so ihm zur Zauberey dienen, und die er täglich ausschickt.

Daß nun Claudi, durch Gan, nichts anders verstehe, ohn das jenige, womit die Zauberer den Leuten, an der Gesundheit und am Leben, Schaden thun: giebt er, gleich hernach, zu mercken, wenn er sagt: der Finn kan nicht ruhig leben, wofern er nicht täglich einen Gan, verstehe eine Mucken, oder einen Geist, herfürläst, aus seiner Ganeske [43] oder Ganhyd, das ist, aus seiner ledernen Tasche, darinn er sie in Verwahrung [681] zu halten pflegt. Hat er keinen Menschen, den er damit verderben, und seinen Gan wider ihn ausschicken könnte (welches er denn, ohne gegebene Ursach, niemals pflegt zu thun) so läst er denselben aus auf die Winde, daß sie wüten mügen, wider Menschen, Vieh, oder wilde Thiere, oder was sie sonst für Schaden thun können. Bisweilen fertigt er ihn auch wol ab, zu den nechstgelegenen Bergen, und spaltet daselbst, durch seinen Dienst, großmächtige Felsen. Er pflegt aber, um leichter Ursach willen, seinen Gan, wider die Menschen, loß zu schiessen, und sie umzubringen. Aus diesen Worten Petri Claudi erscheinet, daß solcher Gan Menschen und Vieh Schaden und Verderben zufüge: und weil er das Wort Skinta (welches mit dem Nider Teutschen Geskütt, scheten nahe verwandt ist) setzt, anzudeuten, es werde solcher Geist, wie ein Pfeil, ausgeschickt: als steht hieran leichtlich zu mercken, was das eigentlich sey, welches Zieglerus Pfeile genannt. Und diß wäre also das dritte Zauber-Stück, womit sie nicht allein Andre, sondern auch sich untereinander selbst, auch allerdings die jenige, welche, ihres Wissens, sich auf gleiche Kunst verstehen, anfeinden.

Einen denckwürdigen Fall erzehlet, über diesem Handel, derselbige Claudi, von einem Finnen, welchen man, wegen seiner grossen Erfahrenheit, und übertrefflichen Meisterschafft in der Hexerey, Asbioern Gankonge geheissen. Mit diesem stund ein andrer Zauberer in Feindschafft, und ihm deßwegen nach dem Leben; kunnte demselben aber nichts thun: weil Asbioern ihm, in der Kunst, überlegen [44] war. Endlich aber traff sichs, daß der Asbioern, unter einem Felsen, sich schlaffen legte: darauf schickte der Andre seinen Gan wider ihn loß, der, als er schlieff, den Felsen über ihn gestürtzt, und ihn also getödtet. Welches, wie der Author meldet, bey seiner Lebzeit, geschehen, und zwar kurtz zuvor, ehe denn er diese Sachen beschrieben. Ja! wenn Einer, durch seine Kunst, Jemanden, einen solchen Pfeil (oder bösen Geist) in den Leib geschossen; pflegt bisweilen ein andrer Zaubrer denselben, durch seinen Befehl, wiederum austreiben. Dieses ist aber was sonderliches, und wehrt zu mercken, daß man glaubet, sie können durch ihren Gan, keinem Menschen Schaden thun, es[682] sey ihnen denn seines Vatters Nam bewust: wie gleichfalls Petrus Claudi bezeuget.

Was aber, besage dieses Authoris, unter den Finnen, und Norwegischen Finnlappen durch einen Gan, geschicht; das verrichten andre Lappen (nemlich die Schwedische, so man sonst die wilde Lappen nennet) mit ihrem Tyre. Solches Tyre ist nicht anders, als ein runder Ball, oder eine Kugel, so groß wie eine welsche Nuß, oder kleiner Apffel, aus gelinder Wolle, oder subtilen Härlein einiges Thiers, oder auch aus dem Zarten Baum-Mooß, zusammen gewickelt, glatt 4 überall gleich [45] und eben und gar leicht an Gewicht, als die inwendig hohl erscheinet. Diese Kugel ist, aus gelber, grüner, und Asch-grauer Farbe solcher Gestalt gemischet, daß die bleich- oder blaß-gelbe (falbe) dennoch am stärcksten heraus kommt, und den Vorzug behält. Allermassen die jenige also gestaltet ist, welche dem Herrn Scheffer, von dem Königlichem Schwedischen Berg-Rath, Herrn Johann Otto Silverstroem, in sein Rarität-Stüblein, verehret worden.

Man sagt, solche Tyre, oder Zauber-Kugel, welche durch sonderbare Kunst belebt und beweglich gemacht ist, werde, von den Lappländern, verkaufft: daß der jenige, so sie an sich gekaufft, dieselben verschiessen können, nach wem er wolle. Sie pflegen aber ihnen selbsten, und andern Leuten, einzubilden, daß sie mit dieser ihrer Tyre, einem Menschen in den Leib schiessen können, was sie wollen, Schlangen, Kröten, Mäuse, und andres dergleichen Ungeziefer; womit der jenige, dem solches Ubel zugefügt wird, jämmerlich gequälet werde. Diese Tyre, oder Lapponische Hexen-Kugel, soll auch, ihrem Bericht nach, wunder-schnell fort fliegen, wie ein Würbel-Wind, [683] abgeschossener Pfeil, oder Kugel. Und wo ihr ein andres Thier, auf der Reise, begegnet, was für eines es auch seyn mag; so wird selbiges, an statt deß andern, dem es vermeint war, damit getroffen: weßwegen nicht selten hierinn ein Irrthum vorgehet, und der Unschuldige das Unglück an den Hals bekommt. Dessen man unterschiedliche traurige Exempel hat, deren auch, wie Schefferus beglaubt, etliche bey jetzigen Zeiten, geschehen. Wie man denn auch, in andren Ländern, [46] dergleichen boshaffte Zauber-Tücke nicht selten erfährt: daß nemlich die Zauberer denen Leuten, welchen sie aufsetzig worden, oder auch wol Andren, so ihnen nie kein Leid gethan, auf Antrieb deß Satans, fast auf gleiche Weise, Schaden zufügen, und allerley seltsame Sachen, als Nägel, Haare, Höltzlein, Nadeln, Messer, und dergleichen, in den Leib zaubern. Wiewol solches nicht eben allemal, durch einen, in diese Lufft geworffenen, Pfeil geschicht. Denn Lappland ist es leider! nicht allein, da der Satan seine Possen spielet, und durch seine Werckzeuge, die Menschen verletzet. Was er, vor etlichen Jahren, nemlich als man sechszehen hundert siebentzig schrieb, in den Schwedischen Kupffer-Bergwercken, sonderlich aber in Moora und Oswedal für Tyranney geübt, ist unserem Andenken zweiffels weit annoch so neu, daß es keiner Erfrischung bedarff. Darum will ich einen Blick thun in die uralte Zeiten, da die heidnische Finsterniß so wol diese, als andre Nordische Völcker noch bedeckt, und man sich, bey allerhand, nicht allein absonderlichen, sondern auch offentlichen und allgemeinen Feindseligkeiten, mit solchen Künsten der Finsterniß, beholffen hat.

Die Norwegen, und Dennemärcker, studirten damals gemeiniglich unter demselbigen Meister, welcher die Finnen, und Biarmier, in seinen Tücken und Bubenstücken, so gelehrt machte: also gar, daß nicht nur gemeine Leute, sondern auch Könige, Fürsten, Krieges-Obersten, und tapffere Helden, durch solche höllische Geheimnissen, ihren Widerwertigen obzusiegen, trachteten.

Saxo Grammaticus beschreibt, im X Buche [47] Dänischer Geschichte, einen seltsamen Verlauff.

Haraldus, Königlicher Erbe zu Norwegen, war, samt [684] seiner Mutter, Gumalda, durch den Printzen Haquin, vertrieben, und nach Dennemarck geflohen: da ihm seiner Mutter Bruder Schiffe und Völcker, zum Beystande, gegeben, um den Haquin, welchen gantz Norwegen indessen zum König hatte angenommen, zu bekriegen. Weil derselbe aber seinem Feinde, zu Wasser, nicht kunte beykommen; stieg er an Land, und wagte mit dem Haquin, einen Feld-Streich. Hiebey sind beyde junge Könige nicht müssig gestanden; sonderlich der Haquin, welcher, mit eigener Faust, den Seinigen das Muster eines tapffren Kriegsmanns, und streitbaren Königs, an seiner Person, für Augen stellete. Sein gold-gläntzender Helm aber winckte gleichsam den Feinden, und entdeckte ihnen, wo der König wäre anzutreffen: weßwegen sie, mit dicken Hauffen, auf diesen helleuchtenden Helm zudrungen: in Hoffnung, weil darinn alle die Ursachen dieses Krieges, nemlich die ehrsüchtigen Anschläge deß Haquins, enthalten, in demselbigen auch dieselbe ersticken, und, durch Erlegung dieses Königs, sich deß Obsieges bald zu versichern. Wie Haquin solches gemerckt; hat Ihm Einer von seinen Bluts-Freunden geschwind den Helm, mit einem Hut, verhüllet. Hevindus, ein Beystand Königs Harald, und tapfferer Kämpffer, weil er den Helm nicht mehr sahe, fing an zu ruffen: Wo ist der König von Norwegen hinkommen? ist Er todt, oder verschwunden? Heraus! Heraus! Herfür! Herfür! König Haquin! wie lange verbirgst du dich, komm! und præsentire dich, zum Gefechte, bist du [48] ein redlicher Kriegsmann. Gleich wolte er sprechen: Laß sehen, ob du auch so hertzhafft seyest, das Reich Norwegen, mit dem Schwert, zu behaupten; als kühn und frech du gewesen, dasselbe einzunehmen. Saxo meldet, Haquin habe hierauf ein kenntliches Zeichen seiner persönlichen Gegenwart gegeben, und Hevind also fort, ein ungewöhnlich-grosses Streit-Beil, zum Hieb, wider ihn aufgehebt. Die Norwegische Chronic aber bericht, weil König Haquin, vorn an der Spitze, wiewol verdeckt, gefochten; sey er dem Hevindo, unerkannter Weise, aufgestossen. Es sey, welches wolle; Hevind hat einen solchen ungestümen Streich auf ihn geführt, daß er einen Soldaten, welcher seinen getreuen Leib dem Könige zum Schilde fürgeworffen, und den grimmigen Streich damit aufgefangen, [685] nicht allein durch und durch, und mitten von einander, gehauen, sondern auch das Eisen deß Beils gar tieff in die Erde geflogen. Indem nun Hevindus sich bucket, und selbiges wiederum mit Gewalt heraus reissen will; versetzt ihm König Haquin einen tödtlichen Stoß, (In den Norwegischen Chronic stehet, er habe dem Hevind, seinen Helm, Haupt, und Leib, auf eins, von einander gespaltet.) und ward das Blut dieses Schnarchers gleichsam ein Lehr-Bild, daß mancher sein eignes Verderben und Unglück ausfordre, indem er andre will trutzen. Weil auch Thoralvus, deß Haquins Feld-Oberster, den Dänen immittelst, von hinten zu, einbrach, und ihrem gantzen Heer Füsse machte. Gleich wol durffte König Haquin nicht wol trauen, ihnen weit nachzusetzen, bey Erblickung der traurigen Wahrzeichen ihrer Streitbarkeit, so sie ihm [49] hatten hinterlassen; nemlich der vielen wackeren Leute, die seiner Seiten, ins Gras gebissen; besorgend, sein gar zu hart nachhauendes Eisen dörffte, aus solchen harten Kieselsteinen, das Feuer der in etwas erkalteten Tapfferkeit wiederum herausschlagen, und eine frische Brunst zu fechten erwecken. Denn die Noth verwandelt sich nicht selten in Tugend: und die Verfolgung gebiert Verbitterung, diese aber bisweilen die Rache. Also begnügte er sich, mit der Wahlstat, und begab sich zurück, nach seiner Flotte.

Was geschicht aber? Indem er will zu Schiffe gehen; siehe! da kommt ein Pfeil, durch die Lufft, daher geflogen: dessen Jedermann um so viel mehr erschrack, weil er nicht gerad zu, sondern, hie und da herum, strich, gleich als suchte er Jemanden, dem er möchte in den Leib fahren. Nachdem derselbe also eine Zeit lang herum geschwebt, und ein Jeder, mit forchtsamer Entsetzung wartete, auf wessen Haut er ziele, fiel er endlich dem Haquin allein in den Leib. Etliche haben vermeint, deß Haralds Mutter, Gumilda, welche in der Zauberey, eine Ertzkünstlerin gewesen, und in Finnmark, da sie auferzogen, solche Kunst gelernet, habe dem Haquin diesen Pfeil geschickt, und damit die Niderlage ihres Sohns gerochen. Welcher nach dem Tode Haquins, die Norwegische Cron überkommen.

Dieses, was ich weiter sagen werde, ist noch älter, und [686] von vorgenanntem Authore, im ersten Buch, verzeichnet. Ulfo, der König in Schweden, hatte eine trefflich-schöne Tochter, und ließ sich offentlich vernehmen, wer den Dänischen König Hadinger würde erwürgen, der solte, für solchen [50] getreuen Ritter-Dienst, mit dieser Schönheit belohnet, und ehelich vermählet werden. Hierauf fand sich Einer, mit Namen Thuningus, welchem, nach solchem niedlichen Bissen, das Maul wässerte, derselbe gedachte, die Königliche Eydamschafft wäre einer solchen Unterfahung nicht unwürdig; nahm derhalben einen gewissen Haufen Biarmier zu sich, in Hoffnung, durch dieser Leute Künste, das vorgeschlagene Heirath-Beding zu erfüllen. König Hading machte sich, nach Einnehmung solches feindlichen Vorhabens, geschickt, ihn nach Verdienst, zu empfahen: und, indem seine Flotte Norwegen vorbey segelte, ward er eines, alten am Ufer stehenden, Manns ansichtig, der mit seinem Mantel (oder Rock) winckte, man solte herbey fahren. Ob nun gleich deß Königs Gefährten riethen, er solte die Segel, in ihrem Fluge, nicht aufhalten, noch den Vortheil der Eile verlieren: ließ ihn doch der König in sein Schiff holen, und lernete, von ihm, wie er seine Kriegshauffen, zum Treffen, solte ordnen. Er, der Alte, selbst stellete sich hinter der Dänischen Soldatesca ihrem Rucken, und zog, aus einem Sack, der ihm am Halse hing, einen Bogen herfür: welcher anfangs nur gar klein, nachdem er aber gespannet viel länger schien, und legte zehen Pfeil auf die Sennen. Diese schoß er, auf den Feind, loß, und machte damit so viel Wunden, (oder vielmehr Leichen) als der Pfeile waren.

Die Biarmier, da sie merckten, daß die Waffen nichts schaffen würden, griffen zu ihren Künsten, und brachten ein starckes Regen-Wetter zu wegen. Hingegen machte der Alte eine dicke Wolcke, und verjagte damit den Regen. Worüber end[51]lich König Hading den Sieg behielt. Bevor der König den Alten von sich gelassen; hat Ihm derselbe gewahrsaget, er, der König, wurde, durch keine feindliche, sondern eigenhändige Gewalt, ums Leben kommen: und hat ihm gerathen, er solte nicht in der Nähe, sondern, in fernen Landen, Krieg führen. Solche Wahrsagung hat auch nicht gefehlet. Denn nachdem Hading dem treulosen König Ulfo, welcher ihn, auf [687] guten Glauben, gen Upsal, zu einer Unterredung, hatte erbetten, aber daselbst schändlich überfallen, und umbringen wollen, entrunnen, und denselben hierauf bestritten, auch im Streit erwürget; hat Er, deß Erschlagenen seinen Bruder, Hunding, zum Könige in Schweden gemacht. Nach Verfliessung einiger Zeit, sprenget das Gerücht fälschlich aus, König Hading sey, von seinem Eydam Guthorm, meuchellistig ermordet: wiewol viel mehr der Meuchelmörder selbst umgekommen war. Diese Zeitung bewegt den Schwedischen König Hunding, daß er seine fürnehmste Herren, und Ritter, zusammen fordert, ihnen einen ungeheuren Kübel voll Biers fürsetzt; um dabey seinem vermeintlich-erwürgtem Freunde, Hading, ein Leichmal zu trincken: vielleicht, damit ihm und seinen Gästen, von den starcken Trüncken, und Bier-Zügen, die Augen desto besser möchten thränen. Er selber nahm das Amt deß Schencken auf sich: um diesen feyerlichen Traur-Gelage desto grösseres Ansehen, auch den Ständen desto scheinbarere Zeichen seiner wolgeneigten Höflichkeit zu geben. Indem er aber, bey solcher Verrichtung, einsmals herum gehet, und zuschauet, ob auch den Gästen recht aufgewartet werde, stolpert er unversehens, [52] fällt in das tieffe Bier-Faß, und ertrinckt. Wie wol andre diesen seinen Tod mit etwas andren Umständen, beschreiben. Diese Post hat den König Hading so schmertzlich betrübt, daß er, vor den Augen deß Volcks, sein Leben, in einem Strick, beschlossen, und sein eigener Hencker worden. Massen, vielgedachter Saxo, am Ende deß ersten Buchs, gedenckt.

Stephanus Johannes Stephanius vermutet, (in seinen Notis uberioribus über das erste Buch dieses Historici) durch obbesagten Alten, werde der berühmte Ertzzauberer Othinus (oder Odinus) gemeint: welcher, wie der Homerische Polyphemus, nur ein Auge gehabt, und vielleicht noch so sehr aus einem Gedichte, als recht von Natur. Wiewol Edda fabulirt, er habe das andre Auge dem Mimera, da er von demselben, als Besitzern deß Brunnens der Weisheit, einen Trunck gefordert, verpfändet, und, mit solchem Trunck, grosse Klugheit eingesoffen.

Nichts gewissers ist, als daß diß ein heidnisches Poeten-Mährlein; unterdessen gleichwol vermutlich, dieser beschriene [688] Schwartzkünstler sey, in der Wahrheit, einäugig gewesen, und ihm entweder das andre Auge, im Kriege (sintemal er viel, und offt, und glücklich, gestritten) genommen, oder von der Natur nicht gegeben: weil er (rechter zu sagen, sein Gespenst) nach seinem Tode, stets einäugig erschienen. Denn wie M. Brynolfus Svenonius (in seinen Conjectaneis) bey gemeldtem Stephanio, erzehlet, so hat dieser Odinus, unter allen Zauberern allein, sich unterstanden, der Nachkommenschafft, zu versprechen, er wolte, auch nach dem [53] Tode, den Seinigen, in aller Gefahr, zur Hülffe kommen, wenn sie ihn würden anruffen. Welches denn der leidige Ausgang würcklich bestetiget; indem die Leute, nachdem er schon in der Erden gelegen, durch seine erscheinende Gestalt, nicht selten geäffet worden. Denn man hat ihn offt gesehen, in mancherley Kleidung; und zwar gemeiniglich, in einem langen Talar oder Ehr-Rock, der jetzt bunt und manchfärbig; wie er dem Sigismundo, auf dem Meer erschienen; jetzt Himmel-blau; als da er zur Hochzeit gekommen, ein Schwert in ein Holtz gehauen, solches auch darinn stecken lassen, und stillschweigends davon geschieden: welches Schwert hernach niemand anders, als der Volsung, wieder heraus ziehen können. Wie offt und vielmals er aber auch erschienen: so hat man ihn doch, nach Saxonis Bericht, allemal, in solcher einäugigen Gestalt, erblickt. So steiff hält der Teuffel sein Wort, wenn es, zur Verstärckung der Abgötterey, Un- und Aberglaubens, gereichen kan!

Von eben diesem Zauberer, Othin, wird, im ersten Buche Saxonis, gesagt, er sey durch gantz Europa, für einen Gott gehalten worden, habe aber, zu Upsal, zum öfftersten einzukehren pflegen, und selbigen Ort, entweder wegen der Einwohner albernen Tumheit, und Einfalt, oder wegen Lustigkeit der Gegend, insonderheit seines wohnbaren Aufenthalts gern gewürdiget. Die Nordische Könige liessen, zu desto klarerm Zeugniß ihrer Verehrung seiner vermeinten Gottheit, ihm ein güldenes Bild aufrichten, und schickten es, mit Fürwendung sonderbarer Andacht, nach Bizanz. Die Arme selbiges Bildes behenckten sie, mit vielen Armbän[54]dern. Solcher seiner berühmten Hochachtbarkeit freuete er sich sehr, und nahm die Ehre, mit grosser Begier, an. Aber seine Frau, [689] die, auf eine andre Weise, von dem Hoffarts- oder Kleider-Teuffel, besessen war, hat dem Bilde, durch etliche Zimmerleute, und Goldschmiede, das Gold abgenommen; und solches, zu ihrem Schmuck, anzuwenden. Welche Arbeits-Leute Othinus alle hencken, und das Bild, auf eine gähe überhängige Klippe stellen lassen, auch, durch wunderbare Kunst, verschafft, daß es schrie, so offt es ein Mensch anrührete. Weil aber seine Frau, Frigga, ein stoltzes Kleid höher achtete, denn ihres Manns Göttliche Ehre; unterwarff sie ihre Ehre einem ihrer Bekandten, dessen Verschlagenheit ihr das Bild abbrach, und das, zum offentlichen Aberglauben geweihete, Gold, zum Knecht und Beforderer ihres Prachts machte. Also wenig Schams und Scheu trug diß Weib, ihren Leib mit ehebrecherischer Schande zu besudeln; damit er nur desto stattlicher könnte prangen. Aber ihr Mann, Othinus, hat sich dennoch der Hörner sehr geschämt, und weil ihn nicht weniger die Zertrümmerung seines Ehren-Bildes, als die schandbare Hurerey und Unzucht seiner Gemahlin schmertzete; zoch er hinweg in die Fremde, um den Leuten beydes aus den Augen, und aus den Mäulern, zu entweichen. Meines Bedunckens, ist ihm nicht unrecht geschehen: und hätte er Fug gehabt, seiner Gemahlin zu dancken, daß sie ihm, am nechsten und leichtesten, ohn sonderbaren Kosten, zu seinem ehrsüchtigen Wunsch verholffen, indem sie ihn nicht zu einem gemeinen oder schlechten Abgott, sondern zu dem grössesten unter allen heidnischen Göttern, nem[55]lich zum gehörnten Jupiter Ammon, gemacht. Solche Gottheiten sind je solcher Krönung wehrt!

Nach seiner Abreise, hat sich ein andrer stoltzer Schwartzkünstler Mitothis genannt, herfürgethan, und die Gelegenheit, sich für einem Gott aufzuwerffen, erwischt, auch die arme Barbarn, durch seine Gauckel-Possen so weit bethört, daß sie seinem Namen Göttliche Ehre geleistet. Dieser Betrieger ließ sich vernehmen, es wäre nicht eben viel, mit wasserley Opffer man die Götter versöhnete: verordnete derhalben jedem sein Besonders. Als aber Odinus wiederkam; verzagte Mitothis an seiner Gauckeley, und machte sich auf in Pheoniam (oder Pæoniam) um allda verborgen zu bleiben: da ihm die [690] Einwohner, als einem Betrieger, den Hals gebrochen. Seine Bubenstücke haben doch noch nicht ruhen, noch sich, mit ihm, begraben lassen wollen. Denn die jenige, welche seinem Grabe zu nahe kamen, brachte er (der Teuffel vielmehr) um mit einem jähen Tode, und stiffte, nach seinem Ende, noch so viel Unheils, daß schier die Gedenckzeichen seines Todes, schrecklicher waren, denn seines Lebens, gleich als suchte er sich, an seinen Todschlägern, zu rächen. Weil er denn so grossen Sterb, und sonst mancherley Ubels anrichtete: grub das Volck seinen verfluchten Leichnam auf, hieben ihm den Kopff ab, und stiessen ihm einen Pfal durch die Brust. Worauf sie, für diesem Ungeheuer, und Leut-Verderber, Ruhe bekommen.

Unterdessen aber hat der sehr verdunckelte Glantz deß Othins, weil seine stoltze und verhurte Eheschänderin inzwischen verreckt war, sich wieder ausgehellet, und gleich als wäre die Verunehrung [56] seiner beleidigten Gottheit, durch so langes Ausbleiben, abgewischet, alle andre immittelst herfür geschimmerte Sterne falscher Gottheiten verfinstert, alle die jenige, sage ich, so sich himmlischer Ehren angemasset, alle Zauberer, und Hexenmeister, nicht allein aus ihrer Würde, sondern auch aus ihrem Vatterlande, verjagt, und allein den Platz der Gottheit behalten; bis ihn auch endlich der Tod gewürgt, und diß stoltze Aas dem höllischen Cerbero unter die Zähne geworffen.

Obberührte zehen Pfeile belangend, so dieser Odinus, unter die Schweden und Biarmier, losgeschossen; so sind dergleichen Zauber-Pfeile, von den Nord-Völckern, auch wol öffters gebraucht. In dem Streit der Wollinischen Meerrauber liset man, Haquin, ein Graf in Norwegen, habe die Unholdinnen Thorgerd, Holgabrud, und deren Schwester Yrpa (damit eben die Zahl der dreyen Furien voll würde) durch ein Opffer, auf die Norwegische Flotte gebracht: welche, mit so vielen Pfeilen, auf den Feind, zugleich gezielt, als sie Finger in den Händen hatten, auch so unfehlbar getroffen, daß ein jeder Pfeil seinen Mann zu Boden gelegt. Daselbst wird auch gedacht, daß diese drey gespenstische Hexen, wider besagte Schiffrauber, einen schrecklichen Sturm erweckt haben.

[691] Mit gleichen Stücken, hat der Dänische Seeschäumer Oddo andren Meerraubern offt eine Niderlage und Schiffbruch verursacht. In einem Treffen mit den Normännern, hat er den Feinden die Augen so zu begauckeln wissen, daß sie die Schwerter der Dänen nicht einmal ansehen können: weil sie, feurige Stralen von sich zu werffen [57] schienen, daher ihre Augen auch nicht einmal das blosse Zucken deß Dennemärckischen Eisens vertragen kunten, und sie also, durch den blossen Blitz ihrer Klingen, in die Flucht getrieben wurden: Wiewol nur sechs Schiffe, aus der gantzen Flotte, nacher Norwegen entrunnen.

Brynolffus erzehlt (beym Stephanio, in lib. Hist. Dan. Saxonis) Sigurd Fabnisban habe der Brynhillda fälschlich die Ehe versprochen, und sie unterdessen, an seines Weibes Bruder Gunnar Giucung, verkuppeln wollen; aber natürlicher Weise nicht zu ihr kommen können: weil die Brynhillda ihren Hof, mit einem umwährenden Feuer, umgeben hatte: durch welches Feuer sich niemand wagen dörffen, ohn Sigurd selbst, vermittelst seiner Schwartzenkunst. Gunnar hätte seine verschlossene Braut gern gesehen: wuste aber kein Pferd zu bekommen, welches ungescheut, mit ihm, durchs Feuer ritte; ohne deß Sigurds seines, welches Grana hieß. Dieses aber wolte seinen Rucken niemanden, ohn allein dem Sigurd selbsten, unterwerffen, noch sonst einigen Reuter leiden. Damit nun Sigurd, beydes das Pferd, und die Braut, täuschen möchte: hat er dem Gunnar seine Gestalt angezaubert, und also seine Vergnügung verschafft. Wie denn damals solche Teuffels-Künstler sich, so wol in allerhand menschliche, als Thier-Gestalten verstellen kunten: und ist vorgedachte Gunhillda, deß Erici Blodox Gemahl, als eine Finnländerin, dißfalls sonderlich starck im Geschrey gewesen, daß sie dergleichen Verblendungen meisterlich anzurichten wissen.

Hiebey muß ich auch der alten Runischen Zau[58]ber-Schrifft, in etwas Meldung thun: wovon gerühmter Stephanius folgende Nachricht gibt. Das Wort Runar bedeutet zweyerley; die uralte Dänische Schrifft, davon noch, hin und wieder, etwas zu sehen ist; und die Schwartzekunst, so in dergleichen Runis, oder alten Dänischen Littern, verfasst worden. Denn[692] der Runischen Buchstaben seynd zwo Gattungen gewesen. Der ersten gebrauchten sich die alten Runen, zur Anzeigung ihres Sinnes und Willens, zur Verzeichung ihrer Helden-Thaten, und andrer Nothdurfft. Von diesen Runen, ist auch die Dänische Sprache Runa Maali benamset worden. Die zweyte Art war, bey denen, so sich der schwartzen Kunst beflissen, gebräuchlich, und ein Werck-Mittel der Zauberer, ihre teuffelische Begauckelungen damit auszurichten. Die verblendten Leute schrieben denselben Buchstaben zu die Krafft, Menschen zu tödten, Bären, und andre wilde Thiere, zu bändigen, Wind und Schlossen zu erregen, Regen zu machen, Leuten den Verstand zu nehmen, die Geister der Verstorbenen herauf zu bringen, und andre Abentheuer mehr damit zu stifften. Durch solche Zauber-Littern, hat, wie Saxo im dritten Buche meldet, der Schwartzkünstler Othin die Jungfrau Rinda toll und thöricht gemacht; indem er sie, mit einer Baum-Rinden, darinn dergleichen aberglaubische Littern gezeichnet stunden, angerührt. Hiemit hat Guthruna, von welcher er, im 8. Buche redet, ihren Widerwertigen die Augen verblendet, daß sie sich selbsten unter einander gewürget. Diese Characteren nannten sie Ramruner; das ist, bittere Schrifften: weil die Hexenmeister, mit denselben [59] allerhand Beschwer und Plagen, Kranckheiten, Schmertzen, und anderes Unglück, ihren Feinden zufügten: wie solches Olaus Wormius, bezeugt.

Das Glossarium, oder Erklärungs-Buch der alten Isländischen Sprach unterscheidet die Runische Zauber-Schrifft, in gewisse Arten; als in Sigruner, das ist, Sieg-Schrifften; Brunnruner, oder Brunn-Littern; Mälruner, Ruch- und Rach-Raunen; Aulruner, Bier-Raunen; Biargruner, Hülff-Raunen; Limruner, Baum-Raunen oder Baum-Zeichen, und Hugruner, oder Hertz-Raunen.

1. Sieg-Raunen lernete der jenige, welcher, klug, listig, und verschmitzt zu werden, begehrte. Dieselbe stach er entweder in sein Degen-Gefäß, oder auf die Scheiden, Handschuhe, Posaunen oder Heer-Zincken; und sprach zweymal dabey den Namen Tyr.

2. Die Brunn-Raunen gebrauchte man, zu Salvirung der Güter, so etwan, auf dem Meer, in Gefahr schwebten: [693] wurden, in die Mast-Bäume, geschnitten, wie auch auf das Steurruder.

3. Die Mälruner Rach-Littern, dienten ihnen, zur Rache und Vergeltung des erlittenen Schimpffs: schnitten derhalben selbige, in die Zäune oder Gattern, Gezelte, und Sessel deß Gericht-Platzes, da man die Sachen verhörte.

4. Bierraunen solten davor seyn, daß man, durch kein fremdes Weib, betrogen würde. Und diese grub man in das Trinck-Horn, wie auch auf den äussern Theil der Hand, und bezeichnete einen Finger-Nagel, mit dem Buchstaben Naud.

5. Biargrunar, oder Hülff-Buchstaben ler[60]neten sie, den kreyssenden Frauen die Gebärung zu erleichtern. Dieselbige schrieb man, auf die flache Hand, legten solche alsdenn auf die Hüfften, oder andre Gliedmassen; und rieffen dabey an die Dysas, oder Lebens-Göttinnen.

6. Limrunar, oder Baum-Schrifften, muste der jenige verstehen, der ein berühmter Artzt werden, und die Wunden glücklich heilen wolte. Man zeichnete sie in Baumrinden, und Blätter, welche sich, nach dem Mittage zu, lenckten.

7. Hugruner, oder Hertz-raunen, machten behertzter und ungewöhnlich-mutig. Dieselbe bildete man auf das geheime Glied, und an die Brust. Welches allhie nicht solcher Bedeutung erzehlet wird, als ob selbigen Characteren dergleichen Kräffte beywohnten, und Jemand ihm einbilden solle, er könne dergleichen auch, mit unverletztem Gewissen, versuchen: sondern daß man, an diesen Exempeln, lerne, aller Aberglaube sey deß Teufels Werck, und der damit umgehet, sein verbundener Knecht. Uber vorgemeldte, hatten, sie auch Suartruner, Schwartz-Raunen, Schwartz- oder Schattendunckle Buchstaben: womit sie die Geister der Verstorbenen beschwuren, und herauf brachten: und den Stab oder das Holtz, worauf sie geschnitten waren, nennete man Runarkiæfle. Welches, wie es Brynolfus Svenonius auslegt, so viel als ein Runisches Reislein bedeutet. Man hält dafür, eine jegliche Runa, oder Zauber-Litter, sey einem besondren Abgott, oder Teuffel, geheiliget worden, auch auf gewisse Weise, an gewisser Stelle, mit besondern Zau ber-Worten, und Instrumenten, bisweilen auch mit dabey angestelleten Opffern, ein[61]gegraben worden; [694] wenn man dieses, oder jenes, erlangen wollen. Was nun diese, damals noch heidnische Nord-Völcker, mit ihren Littern, und Zauber-Worten verrichtet; dazu gebrauchen, andrer Orten, die Satans-Knechte mancherley andre aberglaubische Possen. Welches, unter andren, beweiset, daß solche Zeichen gantz nichts vermögen; sondern allein der verdammte Aberglaube, und geheime Bund mit dem Teuffel, solches würcke. Denn Aberglaube, und Verleugnung Gottes, sind die Müntze, wofür er ihm seine Dienste, und abentheurliche Würckungen, bezahlen läst; wolwissend, daß zugleich deß armen Menschen Seele mit in den Kauff gehe. Vormals, als das Heidenthum noch, in seiner verderblichen Blüte stund, musten die Zauberer allerley heidnische Götter, vorab den Pluto, und die Hecate, anruffen, auch ein blutiges Opffer thun, wenn sie eine unnatürliche Hülffe, oder die Erscheinung deß Geistes eines Verstorbenen, begehrten. Nachdem aber das Evangelium den höllischen Geistern die Larve aufgedeckt, ihre Schande entblösset, und es welt-kündig gemacht, daß sie keine Götter, sondern verfluchte Engel, und Gottes abgesagte Feinde; so fordert der arglistige Teuffel nun nicht mehr, daß die, so sich freywillig wiederum, in seinen Dienst begeben, ihn Jupiter, Merkur, Saturn, oder Pluto, tituliren sollen: sondern wählet selber andre Namen, die solchen unseligen Gottes-Verleugnern, aus der Christlichen Lehr, bekandt sind, als Lucifer, Belial, Leviathan, u.a.m. ändert ihnen auch gemeiniglich ihren Tauff-Namen: welches er keinen Heiden ehe dessen gethan. Er heischet auch nicht mehr, unter den ver[62]leugneten Christen, ein Vieh, zum Schlacht-opffer; wie vormals der heidnische Pluto, wenn man die Verstorbenen herbey rieff: sondern begnügt sich damit, daß der Zauberer, und alle die jenige, so den Zauberer, zu einer so teufflischen Handlung, bemüssigen, ihm ihre arme verschertzte Seele aufopffern. Kan er sie aber, zu unmenschlichen Grausamkeiten, bereden, und unschuldiger Kinder Blut, zum Opffer, bekommen; ist ihm solches desto lieber, und sein lieblichster Syrup. Wenn der Mameluck, Julianus, eine Wahrsagung, oder dergleichen etwas, verlangte, kostete es vielen schwangeren Weibern das Leben. Jene Hexe zu Endor machte so viel blutiger Weitläufftigkeit [695] nicht; sondern murmelte, mit etlichen Worten, den falschen Samuel, aus der Erden, herfür. Johannes Teutonicus führte, durch etliche Beschwerungen die Todten (verstehe die Teufel, in der Todten Gestalt) ins Gemach, um seinen Gästen ihre verstorbene Eltern zu zeigen. Denn weil er, obgleich von geringen Eltern, und noch dazu in Unehren, geboren, demnach durch seine Geschicklichkeit, und gelehrte Wissenschafft, zu Halberstadt einen Canonicat, oder Thümerey, erworben hatte, wozu sonst nur Edelleute gelangten; begleitete ihn der Neid, und ward er, von seinen Collegen, schimpfflich verachtet, nicht allein als ein Unedler, sondern auch wie ein Huren-Sohn; muste überall viel Stichworte einfressen. Diesen Neidhämmeln und Spöttern nun das Maul zu stopffen, bat er sie einsmals zu Gaste; und nachdem man mancherley lustige Schertz-Reden über dem Essen, vorgebracht, fragte er sie, ob ihnen beliebte, daß ein jedweder seine Eltern sähe? Mit [63] grosser Begier, und Bitte, lagen sie ihm an, solches zu verschaffen. Hierauf sprach er nur einige Beschwerungen; da traten gleich mancherley häßliche Gestalten auf; als Stallknechte, Koch-Jungen, Hof- und Schalcks-Narren: deren Angesichter ihnen gar wohl bekandt waren: weil sie dieselbige, ihrer eigenen Bekenntniß nach, in ihrer vermeinten Eltern Wohnungen, gesehen. Zuletzt hat er auch seinen Vatter herauf gebracht, in Gestalt und Kleidung eines dickbauchigten Priesters. Nachmals, als die Gespenster wiederum fortgeschafft; sprach er zu seinen Gästen: Sagt mir nun die Wahrheit, ihr Herren! wessen Vatter schätzt ihr ietzt für edler? Sie aber stunden, voller Bestürztung und Scham, auf; als die jetzo besorgten, ihre Mütter hätten schändlich die Ehe gebrochen, und in solcher Unreinigkeit sie zur Welt getragen. Also zoch ein jeder seine Schnecken-Hörnlein ein, und ging heim, mit grossem Unmut. Massen Delrio diese Begebenheit, in seinen Disquisitionibus magicis (l. 2. quæst. 30. Sect. 2.) erzehlet. Wer versicherts aber, daß der Satan nicht manchen, unter diesen Gästen, mit einer erdichteten Gestalt, habe geschimpfft, und auf Anstifftung des Beschwerers, gantz unrechte oder falsche Personen, für dieses oder jenes rechtmässige Eltern, ausgegeben? Doch sie sind deß Betrugs wehrt [696] gewesen. Denn wer, mit einem wissentlichen Ertzbetrieger, sich in Handlung begiebt, dem geschicht kein Unrecht, wenn ihm derselbe den Gecken sticht.

Unter dem hinterbliebenen Geschlechte der alten Perser sollen sich, noch heutiges Tages, manche reiche Leute freywillig verbrennen. Am dritten [64] Tage nach ihrer Veräscherung, gehen zween heidnische Pfaffen, mit zween Zeugen, hinaus vor die Stadt, führen den verbrannten Hausvatter wiederum mit sich herein, zu seinem Weibe und Kindern: damit er denn allererst seinen letzten Willen ihnen andeuten, und gleichsam nach dem Tode, seyn Testament machen möge. Wovon die 62. Erzehlung meiner dritten Acerræ Exoticorum mehr Umstände ertheilet.

Wer kan sagen, daß in solchen verschiedenen Ländern solche Todten-Frage, mit einerley Ceremonien, vollen-bracht werden? Und wenn der Satan die Welt, weder in diesem, noch andren Stücken, nicht überall, an gleiche Ceremonien und Regeln verbindt; wie kan denn die Würckung, aus den Ceremonien, oder Worten, und nicht von ihm selbsten, erfolgen? der Unglaube ist nemlich aller der unnatürlichen Teuffels-Geschäffte einiger, und allgemeiner Grund. Wo diese Wurtzel steckt, da kan dergleichen schädliches Unkraut überall aufgehen, und wachsen. Daher kommt es, daß unter erstbeschriebenen Zaubrischen Raunen, oder alten Finnischen und Dänischen Characteren, keinerley. Würckung zu benennen, die nicht, bey andren Nationen, auch ohne solche Raunen, durch sonst andre Hexen-Bräuche, ins Werck zu setzen stünde. Gilt es Sturm und Wetter-machens? die Truden, in andren Ländern, könnens auch, und zwar ohne Hülffe der Raunen, oder Zauber-Schrifft. Muß es, zu Meer, gefochten seyn? der Algierische Seerauber bedarff dazu keiner Sieg- oder Hertz-Raunen; sondern nur etwan eines Hammels, welchen er schlachtet, und, bey Sprechung etlicher aber[65]glaubischen Worte, die Viertheil, ins Meer, wirfft, so kan er allerhand Bubenstücke damit stifften, als wahrsagen, und dergleichen. Wiewol ihm dennoch offt solches Mahometisches Teuffels-Opffer nichts hilfft. An Statt der Bier- und Hülff-Raunen, behelffen sich, hiesiger, und andrer Örter, deß Satans Creaturen, mit [697] mancherley andren Erfindungen. Dem heutigen Lapponier sind solche Raunen gantz unbekandt; hingegen zehenderley andre unziemliche Mittel bewust, vom Teuffel Hülffe zu er langen. Und ob gleich Dennemarck, von den Zauber-Littern, Gottlob, wenig mehr übrig hat, auch niemand daselbst nunmehr damit weiß umzugehen, und es bey weitem so viel Hexenmeister allda nicht mehr setzt: so hat doch, wie wir oben gehört, Lappland der bösen Künste noch mehr als zu viel. Und was manchem Nordischen Lande, an Menge der Beschwerer, jetzt abgangen; das ersetzt der Bösewicht anderswo, fürnemlich, in unglaubigen Königreichen, mit grossem Uberfluß.

Die Völcker in dem Africanischem Königreiche Cenega, wissen (wie uns die neue Africanische, und theils Guineische, Beschreibungen versichern) auf eine sonderliche Art, die Schlangen zu beschweren. Wenn sie eine Schlange zischen hören; können sie machen, daß sie alsbald weichen muß, auch wenn sie ihren Gifft gebrauchen wollen, alsdenn können sie eine grosse Anzahl in einen Kreiß zusammen bringen: derer Blut, sie mit dem Samen eines Baums vermischen, und damit ihr Gewehr bestreichen. Dieses Gifft ist dermassen kräfftig, daß derselbe, den sie mit solchem Gewehr verletzen, innerhalb einer halben Stunde sterben muß.

[66] Sie vermessen sich hoch, jemanden also zu bezaubern, daß er durch eine langwierige Kranckheit, sterben muß. Den jenigen, der etwas gestolen, vermögen sie durch ihre Zauberkunst, an den Ort, da der Diebstal geschehen, zu bringen, und wissen ihn zu nöthigen, daß er das Gestolene wieder geben muß.

Man hält den König von Juala, selbst vor einen grossen Zauberer, wie sie fast alle seynd. Er kan, wie die Einwohner sagen, eine grosse Menge Volck durch seine Zauberey zuwege bringen, daß ihn kein Feind angreiffen darff.

Wilhelm Block bezeuget, in seinem Reichsbuche, daß der König von Kassan, Namens Magro, der vor etlichen Jahren regirte, so viel beschworner Bänder und Schnüre um dem Leib hängen gehabt, daß ein Mann gnug daran zu tragen gehabt. Er konnte, wenn er sich nur bewegte, so viel Wind machen, als wenn es gestürmet hätte: und dieser Wind ward [698] allein an dem Orte, da er stund, vernommen. Auch wuste er eine Flamme, mit einem solchen Klange, als wenn man eine Orgel-Pfeiffe hörte, aus der Erde zu erwecken: und dieses war die Antwort, auf seine Beschwerung. Massen dieses, und nachgehendes, D. O. Dapper, in seinem Africa, erzehlet.

Unter den Einwohnern deß Königreichs Quoia, findet man viel Schwartzkünstler, welche mit Kräutern, und Zeichen, wie auch andern dergleichen Dingen seltsame Sachen wissen zu verrichten; deßgleichen auch andre, welche sie Souah-Monu, das ist, Gifft-Eingeber, oder Blutsauger, nennen, welche jemand, in seinem Abwesen, das Blut abziehen, und ihm grosse Schmertzen zufügen können.

[67] Man findet auch Leute, welche ein Kind, oder den Reiß, oder eine Pflantze, und dergleichen, indem sie es loben, beschädigen und verderben können. Diese nennen, sie Senart, und die Kunst selbst Pilli: alle die böse und schädliche Künste Suachmonusin; derer überaus viel, wenn sie vor Gericht seynd angeklagt, mit dem Tode gestrafft werden.

Das obgemeldte Wort Sovah, oder Sovach, bedeutet bey ihnen eine böse Einbildung, oder Schwermut, böse Einfälle, alles Böse, oder den Teuffel selbsten. Diese Schwermütigkeit, wie sie sagen, plaget die entzuckten und halb-wahnwitzigen Menschen dermassen, daß sie offtmal im Busche herum lauffen, mit Wehklagen, als die ihr Gemüt in ihrem gegenwärtigen Glück nicht befriedigen können; sondern werden zur Rache, und ihren Nächsten zu beschädigen, durch den Neid gereitzet. In diesen Gedancken erscheinet ihnen Sovah, in Gestalt eines Thiers, Baums, oder Krauts, welches sie anredet, und das Beschädigen der Menschen lehret. Hierauf wird derselbe, den Sovah auf solche Art anredet, am Verstande dermassen verblendet, daß er die Vernunfft gäntzlich verlieret, und offt die Menschen vor Meerkatzen, oder Affen ansihet, keinen Unterschied unter Feinden und Freunden machet, dergestalt, daß er eben so leicht einen seiner nächsten Blutsfreunde, als einen Fremden, tödtet. Auf diese That gehen ihm die Augen auf, also daß er alle Beschwernissen erwieget: Auch lernet einer von dem andern diese Kunst: nemlich was für Kräuter, Zeichen, und dergleichen zu gebrauchen seynd, jemand zu [699] tödten, oder zu beschädigen.

Durch die Zauberey Pilli, werden alle Dinge [68] beschädiget, es sey, was es wolle; als Menschen, Kleider, Gewächse, Eisenwerck, und dergleichen.

Etliche ziehen durch eine Nähnadel von Bley oder Kupffer, eine Spinnwebe, sie fliegend zu machen. Diese lassen sie nach demselben den sie gedencken zu bezaubern, hinfliegen, und bringen ihn solcher gestalt in Lebens-Gefahr, ja tödten ihn wol gar, wenn er nicht bey Zeiten Artzney gebrauchet. Dergleichen Kunst wird insgemein an hochmütigen stoltzen Leuten, ihren Trotz zu legen, verübet.

Wider diese Sovah Belli, oder böse Kräuter, hat man etliche Gegen-Mittel, dadurch der Mensch, wenn er sie zuvor einnimmt, beschützet wird, daß ihn kein Sovah-Belli tödten kan, sondern alsobald krafftlos wird. Aber wenn Sovah zuvor eingenommen worden, alsdenn ist keine Artzeney so kräfftig, diese Bosheit zu vertreiben, wenn man gleich alle Mittel zur Hand nehmen würde.

Die Einsamkeit, halten die Einwohner für die Ursach dieses Ubels. Darum dörffen die fürnehmsten Leute, wie kühne, sie seynd, sich nicht allein in den Busch wagen: es wird auch nicht für ehrlich gehalten, wenn sich jemand ohne Gesellschafft dahin begibt. Leute von Ansehen haben im Gebrauch, allezeit mit einem Gefolge auszugehen, theils aus gemeldter Ursach, theils damit sie Beystand haben, wenn sie von wilden Thieren angefallen werden. Denn sie sagen, wenn man jemand bey sich hat, so gibts allezeit Gelegenheit etwas zu reden, und die schwermütigen Gedancken zu vertreiben. Item niemand, der bey Gesellschafft ist, auch Sovah nicht wünschet noch verlanget, wird von ihm angesprochen.

[69] Die Leute in dem Königreiche Biafar, oder Biafra, so auf der Ost-Seite deß Africanischen Königreichs Benin ligt, seynd mehr, weder andre Schwartzen, zur Zauberey geneiget; und glauben, daß sie Krafft dieser Wissenschafft, Regen, Blitz, und Donner zuwege bringen können. Und deßwegen ehren sie den Teuffel so hoch, daß sie ihm nicht allein Kräuter und Thiere, sondern auch ihre eigene Kinder opffern.

Es würde mir, zu beschreiben, und dir, zu lesen, beschwerlich [700] fallen, wenn ich, von Angola, und Ägypten, als der rechten Großmutter aller Hexereyen, reden solte.

Das grosse America, so des Teuffels-Geschmeisses voll steckt, will ich deßwegen auch nur, mit wenigem, berühren.

Unter den Völckern in Neu-Franckreich, gibt es gewaltig viel Zauberer, so man Pillotoas nennet, und für gar hochehrwürdige Leute achtet. Dieselbe werden unterweilen gantz rasend, und zerschlagen sich selbsten so unbarmhertzig, daß überall Blut hernach gehet.

So seynd auch die Einwohner Neu-Bataviens dem Teuffels-Dienste, und der Zauberey, gar sehr ergeben. Ihre Zauberer springen, mit abentheurlichen Geberden über Hals und Kopff, schmeissen auf sich selbsten zu, als wie die Unsinnigen; lauffen, in voller abscheulicher Wüte, bald um, bald durch das Feuer. Nachdem sie solches wüste Spiel eine Weil getrieben; heben sie alle zugleich ein schreckliches Geschrey an: weil alsdenn, ihrem Fürgeben nach, der Satan in Gestalt eines zahmen und wilden Thiers, ihnen erscheinet. Das zahme bedeutet [70] ihnen was Gutes; das Wilde, etwas Böses. Aus beyderley Erscheinungen, wollen sie künfftige Dinge und Geschichte anzeigen. Wofern ihnens aber der Teuffel gantz dunckel und undeutlich macht; rechnen sie es nicht seiner, sondern ihrer selbsteigenen Unwissenheit zu: und wenn der Ausgang ihrer Weissagung nicht gleich fällt; entschuldigen sie es damit, daß sie deß Teuffels Meinung nicht recht eingenommen. Sonst werden manche Leute auch, von diesem Teuffels-Gesipp, dergestalt verhexet, daß sie sich ins Feuer stürtzen, mit grausamen Schlägen wider sich selbsten wüten, und vor Tob- Sucht mit den Mäulern schäumen. So bald aber diese Hexenmeister solchen Bezauberten ein paar Worte ins Ohr reden; hört die Raserey auf. Scheinet, daß sie solchen Leuten den argen Geist selbst also einbannen, daß er sie besitzt, und, auf deß Zauberers Winck, wieder von ihnen weicht. Was in andren Americanischen Ländern, für Teuffels-Künstler zu finden; suche, in dem, unlängst ausgangenem, America, D. Dappers.

In Asien, hat der unsauber Geist ebenso wol, dieser Art, Knechte die Fülle; sonderlich, unter den Mahometanern. Bey [701] welchen, die ärgsten Zauberer und Schwartzkünstler gemeinlich für grosse Heiligen, und Wunderthäter, geachtet sind; indem das alberne Volck alles, was ihre Maribeuts, oder heilige Einsiedler, durch deß Satans Würckung, thun, für lauter Gnade, Hülffe, und Wolthaten deß Mahomets, aufnimmt. Die in der Flucht begriffene Sclaven, oder ausgerissene Christen, Schiffe, mitten auf der See, anzuhalten, ihnen den Wind zu legen, zu nehmen, zu [71] verändern, ja sie gar wider ihren Willen, wiederum nach dem Meerrauber-Hafen hinzu reissen, auch die im Schiffe verborgene Sclaven, so etwan mit einem fremden Segel durchzugehen willens, dermassen zu ängstigen, daß sie freywillig herfür springen, und wieder kommen, das wird alles ihrem wunder-würckendem Gebet zugemessen. Ihre grosse Heiligkeit kan sich, auf einen Mantel, setzen, und also über Ströme und Seen fahren, gleichwie in Schiffen. Von der Fest-Kunst, haben sie bishero fast wenig gewust, auch noch nicht ihrer viel davon Wissenschafft: die Ehre, dieser nicht feine Ruhm solcher Meisterschafft will den Europeischen bösen Christen schier allein bleiben; sonderlich den ruchlosen Soldaten, die sich, mit Hülffe deß Teuffels, Schuß- und Hiebfrey machen können. Ja! was rede ich, von schlechten Soldaten? da doch auch wol hohe Officirer, und Stands-Personen, manchesmal, mit dieser höllischen Fest-kunst, verpechet, und angesteckt sind, und derselben sich destoweniger scheuen, weil sie darum, gegen dem Teuffel, kein einiges Wort will geschweigen ausdrückliches Gelübde, verlieren dörffen, indem sie mehrmaln, von einem andren, nur ein zusammgewickeltes Papierlein, oder dergleichen Etwas, darauf etwan ein Scorpion, oder andres Zeichen stehet, empfangen, und solches mit einigen Bedingungen, als daß sie es nicht müssen netzen, und andern Regeln mehr, bey sich tragen; in Meinung, sie seyen deßwegen dem Teuffel, mit ihrer Seelen, im wenigsten nicht verbunden, sie hange darum eben nicht fest an ihm, ob er gleich ihren Leib habe fest gemacht, und verstählert. Diese Edlen und Gewal[72]tige, welche schwerlich geschrieben stehn im Buch deß Lamms, sondern viel mehr deß Wolfs, mögen dennoch kecklich glauben, daß sie näher, mit dem Seelen-Feinde, verhengt seyen, [702] weder sie ihnen einbilden, und mit der Höllen in genauer Kundschafft stehen. Wer deß Teuffels Malzeichen führt, der ist so wohl deß Teuffels, als eine Hexe, die der Satan, mit einem Malzeichen, marcket; wenn er anders weiß, daß er dergleichen aberglaubische Sachen bey sich trage. Dem Teufel wird nicht nur offenbarlich, sondern auch verborgener Weise, gedient, und zwar offt so unvermerckt, daß die, welche in seinen Diensten sind, es selbst nicht wissen (aber wissen solten und könnten) und sich vielleicht ehe tödten, als nöthigen liessen, dem Satan ausdrücklich zu huldigen. Solcher Gattung sind die jenige, welche gesehen, oder sonst wissen, und leichtlich mercken können, daß andre diß oder jenes Stücklein, durch eine Verbündniß mit dem Teufel, an sich gebracht, sie aber, ohne dergleiche Verbündniß (nemlich sonder ausdrückliche) ihnen solches Stücklein nachthun, und gleichwol eben dieselbige Krafft und Würckung alsdenn darinn spühren. Ja! auch allerdings die dienen dem Teufel, welche es, von andren, die von solcher Bündniß nichts wusten, gelernet, und meinen, es geschehe nicht, durch den Satan, sondern von Natur, als welche weit ein Mehrers vermöge, weder man ins gemein vermute. Denn sie solten den Warnungen gewissenhaffter Lehrer gehorchen, und nicht ihrem eigenen trieglichen Dunckel. Vossius rechnet (lib. I. de Origine et Progr. Idololatr. c. 8.) hierunter dieselbige insgesamt, die etwas, entweder mit Wor[73]ten, oder unbekandten Zeichen, verrichten, was über menschliches Vermögen steigt; angemerckt, vermutlich, mit solchen Worten, oder Characteren, andre, so derselben, bey ihrem Vergleich mit dem Teuffel, am ersten mal sich bedienet, die Namen, oder Anruffung der bösen Geister, damals, als der Bund gemacht ward, bezeichnet worden. Solche Mutmassung gewinnet hiedurch grosse Stärcke, daß sie fremden und unvernemlichen Worten, grössere Krafft zulegen, weder den verständ- und deutlichen: wie Johannes Picus, Fürst von Mirandula, in seinen Sätzen, oder Aufgaben, erwehnet. Gesetzt aber, es wären dergleichen Teuffels-Namen, oder Anbetungen nicht darunter versteckt; wie zwar höchlich zu besorgen: so sind doch nichts destoweniger auch die bekandten, und an sich selbsten unverwerffliche Worte, ein teufflisches Geheimniß, [703] und aberglaubisches verdammtes Werck, wobey der Satan seine stumme Bedingung (pactum tacitum) hat, als offt dieselbe gesprochen, und gebraucht werden, zu solchen Verrichtungen, so in keines Menschen Macht, oder Vermögen stehen. Als wenn Homerus dichtet, Ulysses habe, mit gewissen Worten, das Blut gestillet, an dem verwundten dicken Oberbein. Wenn nun allerdings die Worte, womit man was übermenschliches zu würcken trachtet, den Menschen, mit dem Teuffel, unvermerckter Weise, in einen stummen Bund einflechten, und verwickeln; wie viel augenschein- und mercklicher die Zeichen, womit sich besagte Cavaliers, ohne mündliches Versprechen, oder Teuffels-Gelübde unverwundlich machen? Sie verwunden gewißlich ihre Seele damit, bis auf den Tod.

[74] Diese Festungs-Kunst mag einer einem Gemsen-Kraut, der andre einem andren, so zu gewisser Zeit, und bey Aufgang besonderer Gestirne, gelesen, zuschreiben, oder solche Teuffels-Possen beschönen, wie und womit er will: so sind und bleiben sie deß Teufels Werck: und wird kein Mensch nimmermehr, aus seiner Vernunfft, ein natürliches Mittel hiezu ersinnen; ob es gleich in der Natur wäre: sondern der Teufel muß es ihm zeigen: sonst wäre es so lange Zeit, von so vielen hundert Jahren hero, nicht unbekandt verblieben, würde sich auch ein ehrlicher Rittersmann dessen so wenig, als eines Harnisches, Pantzer-Hemdes, Helmens, und guten dicken Elend-Kollers, zu schämen haben; sondern seine Festigkeit gern gestehen. Daß aber die Kunst allbereit uralt sey, giebt die Fabel vom Achilles gnugsam zu mercken: welchen seine Mutter in den Styx-Fluß getaucht, und ihm hiedurch den gantzen Leib unversehrlich gemacht: ausgenommen die Stätte deß Fusses, da sie ihn begriffen, und gehalten, in dem sie ihn gebadet. Welches nicht unbillig die Gelehrten dahin deuten, Achillis Mutter habe hexen können, und gemacht, daß ihr Söhnlein gefroren war: daher er nachmals, in dem Trojanischen Kriege, andre Kriegs-Helden leichtlich übervortheilen können. Etliche wollen gleichfalls das Platonische Lehr-Gericht (in Minoe) von dem Talo æreo, dessen auch Apollonius (in fine 4. Argonaut.) gedenckt, hierauf ziehen: wie wol andre demselben einen andren Verstand zu [704] eignen. Aber alle dergleichen Fabeln, (worunter dennoch die Warheit verborgen stecken kan) ausgesetzt, so müssen doch gewißlich die alten Egypter, von der Unverwund[75]lichkeit, Kundschafft gehabt haben. Sonst hette Orus (oder Horus) in Hieroglyphicis, das ist, unter den heiligen Bild-Schrifften, nicht gedacht, wenn Jemand mit der Haut von der Hyæna, das ist, von einem Vielfraß, bedeckt, mitten in die Feinde fiele, könnte er doch nicht verletzt werden: daher auch die Egypter, zu Ausbildung eines Mannes, der keine Lebens-Gefahr scheuet, eine Vielfraß-Haut gemahlt. Ob nun zwar hiebey, in der rechten Ursach solcher Unverletzlichkeit, gefehlet, und besagte Haut die Krafft nicht hat; angemerckt, sonst kein Fürst, oder General, so arm wäre, daß er ihm dieselbe nicht, zu Salvirung seiner Haut, kauffte: erhellet doch so viel daraus, daß die Egypter von dem Fest-machen, etwas gewust; aber solche Zauber-Kunst, mit der Haut dieses Thiers, vor den Augen und Ohren gemeiner Leute, vielleicht bemänteln und verhüllen wollen. Wer Lust hat, besehe hievon weiter Burchgravium, in seinem Achille; imgleichen Torreblancam (in Dæmonologia l. 2. c. 23. n. 14.) Sprengerum, und andre, (la chemise de necessité) das Noth-Hemde, dessen Bouchet, (Tom. 3. des Serces chap. 25.) nebenst andren Mitteln, so man ehedessen dazu brauchte, gedenckt, kan solches gleichfalls erweisen: Wie im gleichen, was Besoldus (de Belli arte et Jure fol. 44. et 60.) davon schreibt.

Nunmehr hat der verführische Geist, und Tausendkünstler diese Kunst, in die Krieg der Christen, als in einen bequemen Acker zum Unkraut, unter die Soldaten leider! häufig ausgesäet; auch wol manchen, ausser dem Kriege, beygebracht, und zwar offtmals solchen, denen sie am allerwenigsten [76] geziemte. Gleichwie nun dieser Verächter und Verderber menschliches Geschlechts den Menschen seine heillose Hülffe insgemein, gegen die allerschrecklichste Sünden, auswechselt: also bläset er auch mehrmals seinen Sclaven ein, daß sie, durch Mißbrauch der gesegneten Hostien, die Leibes-Festung erwerben, und zwar gemeiniglich, unten in die Fersen (O grausamer, abscheulicher Frevel!) thun. Wie man solches, an vielen, befunden hat, die, in dem vorigen, vielleicht auch jetzigen, [705] Teutschen Kriege, wenn man sie mit Prügeln todtschlagen wollen, eher nicht sterben können, bevor man ihnen solche Hostien heraus geschnitten. Auch dieses Stück ist, aus unsern Ländern, in die Barbarey gekommen.

Im Jahr 1639 hat die Regierung zu Algier einen, Namens Ibrahim, zum Käiserlichem Statthalter deß Orts gemacht, wegen seiner vermeinten Wunderthaten, im Kriege: sintemal er, aus allen Treffen mit unzerrissener Haut, heimritte, und die Kugeln von seiner Kunst zurück prelleten, als ob man ein Händlein voll Erbsen dran geworffen hätte. Weßwegen ihn alle Türckische Augen, so dieses sahen, für einen heiligen Wunderheld hielten, und männiglich seinen Rock, ja so gar auch sein Pferd, nicht anders, als wie das grösseste Heiligthum, küssete; wenn er nur dazu kunte gelangen. Er hatte aber, von einem Römisch-Catholischen Ordensmann, zwo consecrirte Hostien erkaufft, und selbige den Fersen einverleibt: war also hiedurch, für Hieb und Schuß, privilegirt. Weil nun die Barbaren damals, von Festmachen, annoch nichts hatten gehört; war solche Teuffels-Würckung, in ihren Gedancken, ein sonderbares Mirackel, und Ibrahim [77] ein grosser Heiliger. Nachdem mal aber endlich der Geitz ihm allgemach allerley schlimme Händel eingeblasen; ist er, von dem Divan, zuletzt seiner Würde entkleidet, und Tods-würdig erkläret worden. Dawider er aber sehr protestirte, und, ob gleich sein Verbrechen am hellen Tage lag, dennoch Gott zum Zeugen seiner Unschuld rieff. Als nun sein eigener Sclav, ein gefangener Christ von Lübeck, ihm, auf Befehl deß grossen Raths, ein scharffes Messer, durch die Gurgel, reissen wolte; traff er gleichsam lauter hartes Eisen, für Fleisch, an: so fest war Ibrahim gefroren. Worüber die Türcken nicht wenig erschracken, und gewaltig, in ihrer Meinung, anfiengen zu wancken, ob er auch schuldig wäre; in Erinnerung, daß Verurtheilter zuvor verkündigt hatte, Gott würde, durch ein augenscheinliches Zeichen der Unschuld, sein Ermordung verhüten. Weßwegen sich ein Getümmel erhub, und viele darauf stimmeten, man solte sich nicht weiter, an ihm, vergreiffen; sondern ihn los lassen.

Als es aber an dem war, daß man ihn wolte begnaden; [706] gab der Sclav, welcher vorhin, in seinem Lande, von der Fest-Kunst, gehört, der Regierung zu verstehen, es wäre eine Teuffels-Kunst, welche dem Ibrahim den Hals fristete; und erbot sich, wofern mans ihm wolle erlauben, solche Festigkeit bald zu erweichen, und diesem Stahl einen Fluß zu geben. Man versicherte ihn, es solte erlaubt seyn. Hierauf rieth er, den Stathalter, mit einem tapferen Knüttel, zu fragen, wo er die Kunst hätte sitzen? Diß geschahe, und hielt man, mit Streichen, so lang an, bis er anhub zu kreissen, und letztlich die Warheit gebären muste. Wie man ihm hierauf die [78] Fersen aufgeschnitten, und die Hostien heraus genommen; wiederholte der Sclav den Schnitt auf die Gurgel, und öffnete dieselbe so weit, daß Ibrahim, samt dem Blut, den Geist heraus stürtzte.

Ob, von dem an, die Fest-Kunst, unter selbigen Barbern, bekandter und gängig worden; wie zwar wol zu vermuten: kan ich nicht sagen. Gewiß aber ist dieses, daß die Mahometaner, und Türcken, hingegen in andren Teuffels-Künsten, vorab in der Unempfindlichkeit, desto erfahrner seynd. Was hat nicht, jener Türckischer Heiliger, oder vielmehr Abentheurer und Betrieger, in Gegenwart deß Römisch-Käiserlichen Gesandten, Augerii Busbekii, gethan? vor dessen Augen, er ein glüendes Eisen, aus dem Feuer, genommen, und ins Maul geworffen, daß es gezischet, und gerauschet; doch gleichwol weder Schaden, noch Schmertzen, davon empfunden. Und, unter den Arabern, findet man manchen Possen-reisser, der sich, ohn einiges Gefühl, brennen, und schneiden läst. Ob die Landfahrer und Marckschreyer, welche sich bisweilen, an den Armen, mit Messern, verwunden lassen, um die Krafft ihrer heilsamen Salben, desto augenscheinlicher zu bewehren, (massen ich, in meiner Jugend, solches etliche mal selber angeschauet) mit lauter natürlichen, wie etliche davor halten, oder durch deß Satans Hülffe sich unempfindlich machen, oder den Schmertzen warhafftig empfinden, und, auf Hoffnung reichen Gewinns, mit Gedult leiden, oder, nach Cardani Anweisung, die Gestalt der blutenden Schnitte und Wunden künstlich erdichten: will ich jetzt unerörtert vorbey gehen. Daran ist kein Zweiffel, daß die Furcht deß [79] Todes, bisweilen [707] auch verstockte Halsstarrigkeit, eines Ubelthäters den Peiniger eher müde, als den Gepeinigten seufftzen, macht. Älianus beglaubt, die Egypter haben alle Torturen, mit unglaublicher Gedult, ausgestanden, und sich lieber zu Tode, weder die Warheit heraus martern lassen. Sambicus, welcher der Dianen Tempel bestohlen, ward, wegen halsstarriger Ableugnung deß Diebstals, ein gantzes Jahr lang gepeiniget, bis an den Tod. Catonis Sclav, als man ihn eines Diebstücks gnugsam hatte überzeugt, gab der Folter doch nicht gewonnen; sondern sagte, Cato hätte deß Diebstals sich theilhafft gemacht. Und der jenige fremde Knecht, so den Asdrubal ermorderte, hat, wie Livius (Lib. 21.) gedenckt, unter der härtesten Qual, immerdar gelacht, bis man ihn getödtet. Welches, wenn es durch zauberische Mittel, also geschehen wäre, die alten Historici nicht als eine sonderbare, und denckwürdige Gemüts-Verhärtung, hätten aufgezeichnet. Man kan aber auch dagegen einwenden, daß die alte Scribenten nicht allemal gewust, noch verstanden, ob eine Teuffels-Kunst mit unterlieffe, sondern vielleicht einer tieffen Verstockung zugeschrieben, was vom Teuffel eigentlich hergerührt. Wiewol, noch zu unsern Zeiten, die Exempel der Tartern, für die natürliche Halsstarrigkeit, streiten: sintemal man, in vergangenem Türcken-Krie ge, manche dieser Barbern, nach scharffer Folterung, niederhauen müssen; weil sie gar nichts, von ihres Lagers Zustande, bekennen wollen.

Aber, wie dem allen; so bezeugen nicht allein viel wolbeglaubte und ansehnliche Rechtsgelehrten, [80] als Hippolytus de Marsil. Paris de Puteo, und andre, sondern auch die vielfältige Erfahrung, daß manche Malefitz-Personen, wenn sie an die Folter gespannet werden, heimliche etliche Beschwerungen bey sich daher murmeln, oder einige, mit Characteren bezeichnete, Zetteln bey sich verbergen. Massen hievon Damhouderus (in Praxi Criminal. c. 36. et 37.) folgendes Exempel, welches er selber, als er Rath war, in der Stadt Bruck in Flandern, an einer Alten erfahren. Dieselbe verhielt sich in ihrer Kleider-Tracht, Lebens-Art, Sitten, Geberden, und unsträfflichem Wandel, dermassen, daß jedermann sie ehrete, hoch schätzte, und so viel auf sie hielt, als auf einen Apostel deß[708] Herrn; weil sie gleichsam, mit Verwunderung vieler ehrlicher Leute Kinder (so männ- als weibliches Geschlechte) heilete, die Buckeln vertrieb, zerbrochene oder verrenckte Füß und Hüfften wieder zu recht brachte: nicht durch Kunst oder Artzeney, sondern durch Sprüche und Worte, die sie mit einer geheuchelten sonderbaren Andacht fürbrachte. Ihrer sothanen Andacht scheinheilige Zeichen waren, ein Fasten von dreyen Tagen bey Wasser und Brod, drey mal das Vatter unser beten, zu unser Frauen zu Ardenburg Kirchfahrt zu gehen oder zu S. Arnold zu Ardenburg, oder zu S. Josse, oder zu S. Hubert in Ardenna; oder deß Tages eine oder zwo Messen lesen lassen, und dabey sich andächtig erzeigen, oder etliche Dienste und kleine Gebetlein lassen sprechen, auf ihren Unkosten. Wenn diese Andachten genau verrichtet; wurden die Krancken, über wenig Tage hernach, gesund, durch Hoffnung, die sie, und die Ihrigen, auf das Weib setzten.

[81] Als nun ihre Miracul durchs Land erschollen, und offenbar wurden; ließ der Rath, und die Obrigkeit, (welche verständiger und weiter sahen, als das gemeine Volck) diese Alte bey der Nacht greiffen, und ins Gefängniß führen; doch nicht in eine enge, sondern ziemlich freye, in welcher sie, den folgenden Tag, gefragt wurde, wie, durch welche Mittel, durch welcher Verbündniß-Krafft, und auf was für ein Vertrauen, sie ihre Cur vollbrächte? Sie antwortete alle zeit beständig, daß sie alles mit gutem Fürsatz, und Andacht, gethan hätte, aus heiligen Ursachen, und weil sie es so wol gemacht, hätte man sie nicht sollen aufheben, noch so schimpfflich gefangen legen. Nichts destoweniger, nachdem der Rath, durch gewisse und offentliche Anzeigungen bewegt war, ward sie, von demselben zur Tortur erklärt. Da sie hingeführt, und gelinde vermahnet worden, die Warheit zu sagen; blieb sie, mit beständig unverändertem Angesicht, auf ihrem Leugnen; und sagte, sie hätte nichts gethan, denn auf zulässige Weise, und ohne Gemeinschafft mit einigem bösen Geiste. Der Befragung wohnete damalen bey der Burgemeister von Bruck, ein podagrammischer Mann. Indem dieser das Examen unter den Händen hatte, seufftzete er bisweilen, und schrie überlaut, als ein gemarterter Mensch. Die Alte kehrte [709] sich zu ihm und sagte: Herr Burgemeister, wenn ihr gern von eurem Podagra wollet erlöset seyn, so will ich euch gar bald davon curiren, und zu völliger Gesundheit verhelffen. Wenn das müglich wäre, sagte der Bürgemeister, so wolte ich zwey tausend Cronen darum geben: dieselbe will ich dir dar zehlen; sprach er zu dem Weibe, wenn du das jenige [82] ins Werck richten wirst, was du versprichst. Die Räthe und der Gerichtschreiber, so dabey waren, sprachen ihm darüber zu, mit diesen Worten: Herr habt wol Acht, auf das, was ihr sagt, und thun wolt. Glaubt uns, und (als sie die Zauberin wieder in ihre Kammer geschickt) hört unbeschwert an, was wir euch zu erinnern haben. Da das Weib weg war, sagten sie ferner: Sehet in was Gefahr ihr euch gebracht, durch eine vergebliche Beredung, daß diß Weib, gleich wie die Apostel, könne, durch erlaubte Mittel euch vom Podogra helffen. Dem äusserlichen Ansehen nach, scheint alles, was sie thut, heilig und Göttlich: aber wenn man ihr Wesen und Thun genau und eigentlich ansihet; wird man Fugs genug finden, demselben zu wider-sprechen. Lasset sie wieder für uns kommen, damit man sie frage, auf welche Art sie euch heilen wolle. Wenn sie verspricht, euch wunderbarlich zu heilen, wie die Apostel zu ihrer Zeit die Kranckheiten gecuriret, und daß sie die Weise halte, wie sie gethan, so wollen wir nichts dawider sagen: dieweil wir wissen, daß die Hand Gottes nicht verkürtzet ist. Wenn sie sich aber unziemlicher Mittel gebraucht, und sich darauf verläst; so sollen billich alle ihre Erfindungen euch verdächtig seyn, so wol als uns. Als sie demnach wieder fürgefordert worden, fragte sie einer unter den Räthen. Wenn du dir fürnimmst, den Herrn Burgemeister zu curiren von seinem Podogra, was für Artzney-Mittel wilt du dazu gebrauchen? keine andre, sagte sie, denn daß der Bürgemeister glaube, und für gewiß halte, daß ich Macht habe, ihn zu heilen: alsdenn wird er heil seyn, und wieder auf die Füsse kommen. Als man solcher Rede von ihr vernom[83]men, war sie wieder in ihre Kammer geführet. Darauf sagten die Räthe mit einhelliger Stimme, zu dem Burgemeister, und allen Umstehenden: Ihr Herren! ihr vernehmt, daß aus der Antwort dieses Weibs erfolgt, alles ihr Thun [710] geschehe durch Würckung deß Teuffels, und daß sie durch unerlaubte Mittel sich unterstehe, den Herrn Burgemeister zu heilen. Denn in ihrer Cur, folget sie den heiligen Aposteln nicht nach, die die Krancken im Glauben und Göttlicher Krafft haben gesund gemacht, und zu dem Krummen gesprochen: Im Namen unsers HErrn JEsu Christi, stehe auf, und wandle! Und zum Blinden: Im Namen deß HErrn JEsu Christi, sey sehend! Der eine ist auf seine Füsse kommen; und der andre hat sein Gesicht wieder erlangt, nicht durch menschliche Hülffe, sondern durch Göttliche Krafft, im Namen, und im Glauben an JEsum Christ. Aber diese Hexe gibt aus, zu heilen, wenn sich der Patient auf sie verlasse. Dieser Glaube (oder vielmehr Meineid) ist dem Glauben der Apostel stracks zuwider. Als diese Antwort wol begriffen, und die Sache recht erwogen war; war der Burgemeister traurig, daß er solcher Worte sich verlauten lassen, und wolte sich der Alten nicht vertrauen; hat auch, seine übrige Lebens-Zeit, Reu und Leid, wegen seiner Leichtfertigkeit, empfunden.

Nun zur Zauberin wieder zu kommen; dieweil sie die Ubelthaten, so man ihr mit Grunde offentlicher Warheit, vorruckte, beständig leugnete: ward ihr angedeutet, daß sie der Tortur solte unterworffen werden. Als sie allda weitlich angezogen und gestreckt worden, bekandte sie etliche geringe Fehler. Die Hexereyen aber, und grosse Verbrechen, leug[84]nete sie fest und beständig. Darum sie wieder abgelassen, und in ihre Kammer gesperret worden. Uber eine Zeit her nach, da sie wieder mit neuen Anzeigungen beschweret worden, war sie abermal an die Folter gespannet. Allda bekannte sie etliche schlechte Verbrechen, wie zuvor. Als sie sich aber sehr geängstiget befand, fieng sie an zu schreyen, mit diesen Worten: Thut mich hinweg von dannen, sonst werde ich euch, und den Ort, mit meinem Koth, den ich nicht länger halten kan, bestänckern. Es war, unfern davon, ein heimlich Gemach, auf welches, wie etliche von den Umstehenden vermeinten, man sie solte gehen lassen. Andre, die verständiger waren, hielten das Widerspiel, man solte sie nicht los lassen, aus Beysorge, daß nicht irgends eine neue Beschwerlichkeit daher entstünde, die ärger, als die vorigen wäre. Aber, auf [711] die meisten Stimmen, wurde sie abgelassen, und an das Ort geführet, da sie hin begehrte. Als sie da länger, denn eine halbe Stunde verzoch, und nicht wieder kam, ob man sie gleich zwey- oder dreymal forderte; war sie letztlich gezwungen, sich von dannen zu machen, damit man sie wieder an die Marter spannen möchte, die ihr auch viel strenger als zuvor gegeben war. Da fieng sie, ohne Weinen und Schreyen, wie zuvor, an zu lachen, und mit den Fingern zu schnaltzen, zu schlagen, spottete der Richter, und sagte: Ihr Herren, so zugegen, und du schelmischer Hencker, thut was ihr wolt, eure Grausamkeit vermag nichts wider mich. Der meiste Theil der Anwesenden vermeinte, daß sie der Teuffel also nothfest und unempfindlich gemacht. Denn sie wolte von dem jenigen nichts gestehen, dessen sie schwerlich beschuldiget [85] war, durch neue Urkunden. Aber, wenn sie an die Tortur gestellet war, so lachte sie entweder, oder schlieff. Weßwegen man sie, an ihr gewöhnlichs Ort führete. Diesem nach, wurden andre Zeugen abgehöret, und neue Proben aufgenommen, auf welche denn wieder erkandt, daß man sie zum dritten mal mit der Folter befragen solte. Ehe man sie aber dahin brachte, war ihr alles Haar hinweg geschoren, und sie nachmals erschrecklich angezogen und ausgedehnet. Und dieweil sie nochmaln auf ihrer Stutzigkeit beharrete; erinnerten sich etliche von den Anwesenden, daß man ihr unter den Achseln, und am heimlichen Orte, das Haar nicht weggenommen hätte. Hierauf wurden etliche Weiber beruffen. Welche, als sie mit den Händen zugriffen, fanden sie kleine Zettelein von Pergament, in die Haar der Scham gewickelt, und eingeschoben, die gar wunderliche Namen der bösen Geister, neben etlichen dazwischen stehenden Creutzen, in sich hielten. Als diese Zetteln dem Gerichte überantwortet waren, gab solche Ursach, daß man sie noch einmal auf die Folter warff. Da fieng sie, gleich auf den ersten Zug an, von Punct zu Punct, alles das zu bekennen, dessen sie, durch drey Informationen, und eingezogene Urkunden, beschuldiget worden. Wie man sie, um die Ursach ihrer bisher beharrlichen Verstockung fragte; gab sie zur Antwort; wenn man sie nicht gantz beschoren, und von dergleichen Briefflein [712] entblösst hätte; so wäre die Warheit nimmer aus ihrem Munde kommen: dieweil deß Teuffels Würckung also beschaffen gewesen, daß sie, mit ihrem Haar und Briefflein, nothfest, und unempfindlich blieben, wie solches an ihr wol erschienen.

[86] Als nun die Sache so weit kommen, war drauf die Frage von ihrem Proceß und Urtheil. Etliche verdamten sie, zum Feuer, daß sie lebendig solte verbrant werden: der mehrere Theil, zu Ausstehung einer scharffen schmählichen Straffe vor jedermanns Augen; nachmals, zu ewiger Lands-Verweisung, bey Straffe deß Feuers, wo sie wiederkäme. Nach dieser andren Meinung, ward sie auf ein Gerüst gestellt, nachmals ihr, durch den Hencker, ein falscher Aufsatz auf den Kopff gesetzt und derselbe hernach in das darneben brennende Feuer geworffen; nach solchen Schmach, ward sie von zweyen Rathsherren und den Advocaten zu Bruck, ausser der Stadt Gebiet geführt. Sie begab sich gleich aus Flandern in Seeland, und blieb etliche Wochen zu Mittelburg. Allhier fing sie wieder an, ihr voriges Handwerck zu treiben: Florentz Dam, Richter der Stadt allda, wurde, von den Gerichts-Schöpffen der Stadt Bruck, alles dessen erinnert, was im Proceß mit diesem Weibe fürgeloffen, und dem Gericht zu gut, ward ihm Abschrifft, von den Urkunden, und ihrer Aussage an der Marter, wie auch vom Urtheil wieder sie, zugeschickt. Von dem an, gab er scharffe Achtung auf sie; und da er, durch unterschiedliche gewisse Anzeigung, in Erfahrung gebracht, daß sie in ihren teufflischen Hexereien immer fortführ, ließ er sie gefänglich einziehen. Nachdem sie hiernechst ernstlich befragt, ist sie auf ihre freywillige Bekäntniß, und, nach Inhalt deß vorhergangenen Urtheils, verurtheilet, lebendig verbrant zu werden, welches auch also vollen-zogen worden. Nachmals hat er, durch Schreiben, dem Rath zu Bruck berichtet, von allem, so furgangen, und auch hievon [87] mündlich, mit dem Damhouder einen weitläufftigen Discurs gehalten.

Im Jahr 1623. hat der Niederländische Admiral Jacob Eremite den Schiffbarbierer, Jacob Vegern, welche unterschiedliche Menschen, mit Gifft, umgebracht, enthaupten lassen. Dieser, als man ihn vorher peinigte, gab kein Zeichen einiges schmertzhafften Gefühls. Die Ursache fand man gar bald, da [713] man ihn entkleidete; nemlich ein Säcklein mit einer Schlangen-Haut und Zunge, so ihm vor der Brust hiengen. Und dieser Art, liessen sich noch viel mehr heutiger Begebenheiten herbey führen. Daraus denn erkentlich gnug ist, daß der Satan nicht allein den Türcken, und Arabern, und andren Mahometanern, sondern auch gar gern allen Menschen, zu welcherley Religion sie sich auch bekennen, die Unempfindlichkeit leiste; wenn sie nur, verstockt zu bleiben, begehren, und seine Zeichen zu verbergen wissen. Doch kan der Böse nichts so fest verschliessen, und verhärten, das Gott, und das Gericht, nicht könten auflösen. Den Nachrichtern seynd vielerley Gegen-Mittel bewust, welche hie nicht nöthig alle zu benennen; sondern viel mehr männiglichen zu warnen, dass er solcher Künste müssig gehe, die dem Scharffrichter Arbeit schaffen.

Wer dem Satan nicht, in seine Stricke, will fallen, noch unter sein Joch, und in die schändliche Hexen-oder Schwartzkünstler-Zunfft, verfallen: der fliehe die Hurerey, Diebstal, und böse Gesellschafft, in sonderheit aber die Beschwerungs-Bücher, Fragungen der Teuffels-banner und Unholden; wie imgleichen Fluchen, Schweren, Gottslästern, und Eidbrüchigkeit. Denn bey den Gern-[88]Fluchern und Sacramentirern, findt der höllische Künstler das Hertz schon ziemlich bereitet, gebalsamirt, und das Haus für einen so bösen Gast und Geister, mit Besemen gekehret, ja alle göttliche Gnade und Huld hinaus gefegt. Daß der Fluch und die Geylheit, seine fürnehmste Kuppler hiezu seyen, beweisen unzehlich-viel entsetzliche Geschichte. Ich will, solches zu bestetigen, nur eine anziehen, nemlich die Bekenntniß einer Niderländischen Unholdin, welche Zesius, in Beschreibung der Stadt Amsterdam, mit folgenden Umständen erzehlet; und damit diesen historichen Anhang beschliessen.

Im Jahr 1555, da König Philippus in Hispanien von seinem H. Vatter die Herrschafft über die Niderlanden empfangen; ward ein Frauen-Mensch Namens Meins Cornelis, von Purmerend nach dem zwantzigsten Tage ihrer Gefängniß, als eine Zauberin und Hexe, am 27. Februarii, in Amsterdam zum Feuer verurtheilet und vom Scharffrichter offentlich verbrannt.

[714] Von dieser Meins wird noch heut zu Tage eine lange Bekäntniß (welche sie in Gegenwart deß Schultzen, und der Schöpfen, zu unterschiedlichen Malen, gethan) im Urtheil-Buche der Stadt Amsterdam, verwahret: Darinnen unter andern zu lesen, daß sie ohngefähr um das 1535. Jahr, da der Wiedertäuffer Aufruhr entstund, wie sie im Abwesen ihres Herrn und Frauen, auf einen Morgen an Feuer gesessen, zehen oder zwölff Katzen zu ihr kommen sehen, welche fast eine halbe Stunde, mit aneinander gefügten Pfoten, um sie herum getantzet, und darnach wieder davon geloffen: deß folgenden [89] Abends, als sie schlaffen gehen wollen, hette sie eine von von diesen Katzen, in ihrem Bette, gefunden: welche sie beym Halse genommen, und durch die Ober-Thür ins Wasser geworffen. Aber als bald hernach wäre diese Katze, und zwar gantz naß, wieder im Bette gelegen: weßwegen sie ihrer Herrschafft, im Schrecken, geruffen: welche ihr vergönnt, an einem andern Orte zu schlaffen. Weil ihr nun in fünff oder sechs Tagen nichts weiter begegnet; hette sie sich wieder in ihre Kammer gelegt, und, in 10. oder 11. Wochen nichts Böses verspühret. Aber ohngefehr fünff Jahr hernach, habe sie sich, bey einem Bürger, Namens Jacob Ruhl, verdinget; dessen Frau, weil sie ihr vom Verkauffen der Waaren, und empfangenem Gelde allezeit gute Rechnung gethan, sehr viel auf sie gehalten: allda hätte sie einsmals eine Frauen-Stimme gehöret, die zu ihr gesprochen: Spiele, und gib ihr was! du möchtest heut oder morgen dich verheirathen, alsdenn kanst du etwas haben, darvon zu leben. Weil aber ihr Herr, dem sie solches erzehlet, ihrem vielen Wachen die Schuld gegeben, davon ihr Gehirn dermassen bestürtzt, daß ihr solche Sachen, wie im Traum, vorkämen, so hätte sie es in den Wind geschlagen. Eine Zeit hernach, wäre sie wiederum, wie sie deß Abends, vor ihrem Bette, auf den Knien gelegen, und gebetet, einer Frauen-Stimme gewar worden, welche gesagt: Noch wilst du nicht zulassen, deinem Herrn und Frauen etwas zu geben; darum auch dein Maul Fliegen soll fangen: Und als sie sich, auf dieses Gelaut umgewandt, hätte sie hinter sich vier Frauen in be[90]sonderer Tracht, oder Kleidung, erblicket: deren eine ihr Schürtz- oder Fürtuch voll Steine gehabt; daraus [715] ihr eine jede zween oder drey auf den Leib geworffen, mit diesen Worten: Deine Gosche soll Fliegen fangen. Hierauf hätten sie das Liecht ausgeworffen, die Steine liegen lassen, und wären verschwunden.

Deß folgenden Tages, wäre ihr gantzer Leib nicht anders, als wie eine durchgehende Beule, und blau wie eine Lunge, gewesen: die Steine hätten ausgesehen, als wenn sie, lange Zeit, in einem heimlichen Gemach gelegen. Die Nachbaren, nachdem sie solches verstanden, hätten sie in einen Stul bey den Feuerherd gesetzt, und in einem neuen Hafen ihren Harn mit neuen Heffteln oder Stecknadeln gekocht; damit die jenigen, die ihr solches angethan, gezwungen wurden, zu erscheinen. Hierauf hätten sich acht Frauen, auf unterschiedliche Art, bekleidet, dargestellet; welche sie, aus dem Sessel, geruckt, und wider den Boden geworffen. Man hätte sie endlich zu einem Wund-Artzte, Namens Simon von Medenblick gebracht: welcher sie zwar angenommen, aber nach etlichen Wochen, (weil er gesehen, das natürliche Mittel bey ihr nicht verfangen würden) den Rath gegeben, daß sie sich, Erleichterung zu bekommen, verehlichen solte. Hätte ihr auch etliche Kräuter in die Kleider genähet, und sie damit wieder heimziehen lassen. Hierauf wäre sie bey Adrian Clasen zu Dienste kommen; allda sie funffzehen oder sechszehen Cronen, aus ihrem Kistlein, verloren, und die Frau darüber angesprochen: die aber vom Gelde nichts wissen wollen. Deß Abends [91] drauf, da ihr Herr und Frau zu Bette gewesen, sey sie, im Aufsteigen nach ihrer Kammer zu, von der Stiege geworffen worden, doch ohne einige Verletzung.

Deß Tages daran, da sie die Schüsseln gespület, wäre ein Jungergesell der eine Spanische Kappe mit Sammet gefüttert, auf dem Kopffe, und einen Degen mit einem silbern Gefässe auf der Seiten gehabt, bey hellem Mittage zu ihr kommen. Der hätte sie, mit folgenden Worten, angeredet: Wolt ihr keinen Freier haben? hier stehe ich als ein junger Kerl! Auch hätte er ihr stracks das Säcklein mit den Kronen gewiesen, und gesprochen: Da ist euer Säcklein mit dem Gelde: es ist vermehret, und nicht vermindert. Darauf hatte sie geantwortet, daß sie das vermehrte Geld nicht begehrte, sondern [716] allein ihr eignes; wie auch keinen Freyer also, daß er, mit dem Säcklein, wieder hinweg gangen, und gesagt: Ich will wieder kommen und anhalten; ihr müsset einen reichen Freyer haben. Auch wäre er, nach acht Tagen, als sie, am Morgen früh, vor der Thür gestanden, wieder kommen, und hätte folgendes zu ihr geredt: Neulich habt ihr geweigert, das Geld anzunehmen; darum will ich euch jetzund was abschmieren. Hierauf hätte er ihr das Tuch vom Halse, den Rock in Stücken, und daraus gerissen, was obgedachter Wund-Arzt hinein genähet: auch dabey gefügt: Nehmt noch das Geld. Als sie aber um Hülff geruffen, und ihr Herr herzu geeilet, sey er alsbald davon geloffen.

Nach der Zeit, hätte sie bey einer Frauen, Na[92]mens Ruhltie, gedienet: da gemeldter Jungergesell, in fünff oder sechs Wochen, nicht wieder zu ihr kommen; aber wol die oben gemeldte Frauen. Auch sagte sie, weil sie dieses bekandte, daß drei von denselben Frauen allda gegenwärtig wären, und sie bisweilen in den Leib zwickten. Als sie, beynahe fünff Wochen, bey dieser Ruhltie gewohnet, hätte sie den Cornelis Willemsen geehlicht. Seit dem wäre ihr, in sechs oder sieben Jahren, so lange sie mit ihm in Friede gelebt, nichts Böses begegnet, ohne allein, wiewol gar selten, die Weiber, welche sie gezwickt. Aber zu Ende der sieben Jahre, hätte es sich einsmals begeben, daß ihr Mann truncken nach Haus gekommen, und auf sie beginnen zu fluchen, mit diesen Worten: Das Wild muss dir eins abgejagt werden! Und damit hätte er den Degen von der Wand gerissen, mit dem er ihr den Kopff voneinander zu spalten vermeinet. Stracks hierauf wären zehen oder zwölff Frauen hinein getreten, die zu ihr gesagt: Brecht das Messer, so kan er euch keinen Schaden zufügen: Welches sie auch, mit ihrer Hülffe, verrichtet. Die Weiber aber hätten sie, über die Thür, auf die Gasse geworffen; wie sie auch nach der Zeit, zu unterschiedlichen malen, mit Schlagen und Stossen, gethan, und sie sehr übel zugerichtet: also, daß ihr Mann, vier Wochen darnach, von ihr in den Krieg geloffen. Als sie der Mann also verlassen, hätten sie gemeldte Weiber, da sie noch schwanger gewesen, in einer Nacht oben auf das Haus gebracht, und mit den [717] Händen ans Dach-Fenster gebunden, also daß sie mit der einen Leibs-Helffte ausser dem Fenster, [93] mit der andern aber innerhalb gehangen. Hierauf hätte sie der Wund-Artzt, Gerrit, zu curiren, angenommen: welcher ihr etliche geschriebene Worte in die Kleider genähet, auch unterschiedliche Träncke eingegeben, und aus einem Buche etwas vorgelesen. Aber so bald dieser Gerrit von ihr gegangen, hätten sie obgedachte Weiber vor das Haus geschleppt, und die beschriebene Briefflein aus ihren Kleidern gerissen. Als nun der Wund-Artzt etliche Tage nacheinander, ihr vorgelesen, auch sie mit Ruthen gestrichen, aber keine Besserung verspüret, hätte er endlich zu ihr gesagt: Ich weiß euch nicht zu helffen: die Huren, welche euch ängstigen, mögen es thun. Auch wäre sie, nach Einnehmung der Träncke, gantz lahm worden: da denn, auf einen Mittag, eine älterliche Frau mit einem Ober-Iselschem Mantel umhüllet, zu ihr vor das Bette gekommen, sie gegrüsset, GOTT segne euch! und darauf gesagt: Meins, ich bitte euch, um GOttes Willen, daß ihr mir dasselbe, was ich euch zu Leide gethan, vergeben wollet! Und als Meins geantwortet, daß sie es ihr sehr gern vergeben wolte, wäre die Frau weggegangen, mit Vorgeben, daß sie, über anderthalb Stunde, wieder kommen wolte. Eben um diese benennete Zeit, wäre ihrer Hausfrauen jüngste Tochter zu ihrer Mutter geloffen kommen, mit Bericht, daß sie nach Meinsen Kammer eine grosse rote Katze hätte lauffen sehen: Aber Meins wäre keiner Katze gewahr worden, sondern einer schönen jungen Frauen, mit einem Ober-Iselschen Mantel auf dem Haupte: welche sie gefragt: [94] Meins, wollet ihr mir um GOttes Willen vergeben, was ich euch zu Leide gethan? Und als Meins hierauf geantwortet: Ja! sehr gerne: da hätte die Frau weiter gesagt: So stehet denn auf in dem Namen deß HERRN. Nach diesen Worten wäre sie auch alsobald aufgestanden, und mit der Frauen erst in die neue Kirche, da sie beide auf den Knien gebetet, darnach auf den Tamm gegangen: allda die Frau, indem sie sich auf der Stiege vor dem Rahthause niedergesetzet, gesagt: wenn allhier ein Pfahl stünde, daran ich mit eisern Ketten fest geschlossen wäre, und ein grimmiges Thier das Fleisch Stückweise aus meinem Leibe risse; so litte ich [718] nicht nach meinem Verdienste. Von hier hätten sie sich ferner, nach der heiligen Stätte zu begeben; und nach dem sie allda dreymal, um das Heiligthum, gekrochen, wären sie auf die Lombarts-Brücke gegangen: da die Frau etwas aus dem Aufschürtzel gezogen, und in dem sie solches ins Wasser geworffen, gesagt: Da ligt alle meine Bosheit und Schelmerey! Herr, ist es dein Will, und dieser Meins selig, so gibt ihr wieder, was ich ihr genommen. Hierauf sey diese Frau von ihr geschieden, und Meins nach Hause gegangen.

Endlich hatte sie auch, wie in eben demselben Bekenntniß mit aufgezeichnet stehet, zu zweyen malen, kurtz zuvor ehe man sie verbrannt, in Gegenwart deß Schultzen, aller Burgemeister und Schöpffen bekandt, daß der böse Feind ihr das Christenthum, nach langem Ängstigen, so wol hinten als vornen, wider ihren willen, abgenommen, und zu ihr gesagt: Nun bist du mein! Auch hätten sie [95] die weisse Weiber fest gehalten, daß er solches thun, und ihr auf den Leib fallen können. Von derselben Zeit an, hätte er allezeit mit ihr zu thun gehabt, auch ihr offtmals einen Ring angeboten, welchen sie an zu nehmen geweigert; Ja versprochen, ihr Reichthums gnug zu geben. Er hätte sie Ruhltien genennet, und gesagt, daß er derselbe sey, der unsern Heiland verrathen. Auch wäre er, im achtzehen oder neunzehendem Jahr ihres Alters, zum allerersten zu ihr kommen, und sie gefragt, ob sie keine Lust zu einem Freyer hätte? Aber erst im verwichnen Mäy-Monat, hätte sie sich ihm ergeben. Als sie einsmals auf dem heimlichen Gemach gesessen, und aus Betrübniß, daß man ihr einiges Geld, welches sie ihren Eltern wegen haben solte, enthielt, gesagt, kan mir GOtt nicht helffen, so komm ein andrer, der mir helffen kan, hier: Da sey zur Stunde ein Junggergesell, wolbekleidet, mit einem roten Barte, Mantel und Bönet auf dem Kopff, zu ihr getreten: Der habe gesagt: Ich will euch helffen, auch sie stracks bey der Hand gefasset. Wie sie theils allein, theils mit andern dergleichen bösen Weibern, Menschen, Kühe und Schafe, mit Kraut und Gras abpflücken, bezaubert, indem sie das Wort Tierius, und Schurius, auch Inturius en fugita gesprochen; ja! wie sie mit dem bösen Feinde etliche mal zur Feuer-Mauer (wie es der [719] Author, Zesius, gibt, der sich vielleicht fürchtet, Schlot zu sagen) hinaus gefahren, solches und alles andre, ist in dem Verzeichniß ihrer Bekäntniß, weitläufftig zu lesen.

[96] Ein Vernünfftiger wird, am Ende dieser Erzehlung, leichtlich spüren, der Anfang ihres Verderbens rühre her, von dem ungedultigem Fluch. Der böse Wunsch, So komm ein andrer! das ist der T. hat sie dem Satan in die Schlingen, und auf den Scheiterhauffen geworffen. Darum fluche und verwünsche nicht: sondern segne, und bete: auf daß du weder die zeitliche, noch ewige Flammen, sondern das Reich ererbest, so den Gesegneten deß HErrn von Anbeginn bereitet ist.


ENDE.

Fußnoten

1 Im Lateinischen gibts der Author also: Sunt nonnulli, qui artem magicam ab ipsa quasi habeant natura; id quod est horrendum. Womit er so viel sagen will, daß sie von Natur fast sehr dazu geneigt und geschickt sind. Welches denn so wol aus der Erbsünde, als andren Gebrechlichkeiten deß Gemüts, entstehen, und dem Satan zum Vortheil gereichen kan: Zumal wenn vielleicht die Eltern selbst, in solcher saubern Kunst, Meister gespielet, und ihr armes Kind fleissiger dem Teuffel, weder dem Schöpffer, anbefohlen.

2 Seine lebhaffte Beweg- und Regungen. Denn wenn er eigentlich sein Leben oder den gantzen Athem, verlöre; wie zwar das Lateinische Spiritum suum amittit dahin könnte gezogen werden; wäre er todt. Es hat aber diesen Sinn: daß man äusserlich weder Athem noch einiges Lebens-Zeichen, an ihm spüre.

3 Im Lateinischen steht zwar Comites pulsantes, ist aber Zweiffels ohn verdruckt, und muß Comites pulsantis heissen sollen.

4 Levis stehet zwar, im Lateinischen, welches leicht hiesse: Weil aber hiernechst folget ubique æqualis, und denn ferner ponderis exigui; als mutmasse ich, das vorderste solle lævis heissen, und sey verdruckt; gleichwie manches andres Wort. Denn es nicht vermutlich daß der Author, Herr Schefferus, einerley Bedeutung, zweymal durch unterschiedliche Worte, habe anzeigen wollen: zumal weil solche Worte nicht unmittelbar aufeinander folgen; wie zwar sonst ein Wort bisweilen, durch das andre, noch eigentlicher und besser erkläret wird; sondern ubique æqualis dazwischen stehet.

Register über den Anhang
[721] Register über den Anhang.

[Die numern beziehen sich auf die oben in [] angegebene zählung.]


Achillis Mutter, eine Hexe 74.

Ägypten, aller Hexereyen Großmutter 69.

Algierische Seerauber, der Warsagerey und anderer Zauberey ergeben 65.

America und Asia mit Zauberey angefüllt 69. 70.

Angola, Land von Zauberey beschrien 69.

Asbioern Gankonge, ein grosser Zauberer von einem andern im Schlaff umgebracht 43. 44.

BArbirer, Vergifftung wegen, enthauptet 87.

Biafar oder Brafra, Königreich in Africa, dessen Einwohner Zauberer, dem Teuffel ihre Kinder aufopffern 69.

Biarmier, Zauberer 9. machen ein Wetter 50.

Unschuldiger Kinder Blut deß Teuffels Syrup 62.

Brunn der Weisheit erdichtet 52.

Andreas Buræus redet das Beste den itzigen Lappländern 9.

Burgermeister zu Bruck, wolte gern 2000. Kronen geben, wo ihm vom Zipperlein geholffen würde 81.

CEnega, Provintz in Africa, derer Inwohner besondere Schlangen-Beschwörer, und Hexenmeister 65.

Petrus Claudi widerlegt 11.

DEnnemärcker vor Zeiten in Zauberey-Sachen allzuwol erfahren 46.

Sigurd Fabnisban zaubert einem andern seine Gestalt an 57.

Festkunst, den Europæischen bösen Christen vor andern Völckern bekant, insonderheit den Soldaten 71. Ist ein Pact mit dem Teuffel, wenn es die Leut nur wissen wolten 72. Unnatürlich: schämen sich derohalben ihrer die Cavallier 74. Den alten Egyptern muß sie dennoch bekand gewesen seyn 75. Gemeinste und davon verdamteste Weis sich vest zu machen. Exempel davon 76 seq.

Finnlappen, die ärgsten Zauberer 9.

Finnlappland oder Finmarck ein Theil von Lappland 12.

Finnische Künste ibid.

Freundschafft Exempel 51.

Frigga, Othins Gemahl, ein hoffärtiges Weib setzt ihrem Mann Hörner auf 52.

Füllerey schädliche Frucht 52.

GAni, oder böse Geister der Lappen in Fliegen-Gestalt 42. deren muß [721] täglich einer aus dem Ganeske gelassen werden 43. Schad, der durch sie geschicht 43.

Geister nach den Familien bey den Lappen von einander unterschieden 13.

Geister, ein Theil der Erbschafft bey den Lappen 12. Auf gewisse Personen bestellt, defensivè und offensivè 13. Alte Gewonheit, Nebenursach deß Aberglaubens 6.

Gumilda, in der Zauberey unterwiesen 12. wird vertrieben 47. rächet ihres Sohns Niederlage 49.

Gunhillda eine Zauberin 57.

HAding, König in Dennemarck, erhenckt sich, wegen seines vertrauten Freundes Tod 52.

Halsstarrigkeit in der Folter der Türcken und anderer 79.

Haraldus, Erb zu Norwegen vom Printzen Haquin vertrieben, der aber bald nach dem Sieg umgebracht ist worden, daß er wider zur Kron kommen 49.

Hexen werden vom Teuffel bemarckt 72.

Hunding, König in Schweden ersaufft in einem Bierfaß 52.

Hyæna. Vid. Vielfraß 52.

JÄger, insgemein aberglaubisch 5.

Vom Jagen leben meistens die Lappen 34.

Ibrahim, kommt hoch an, wird vor einen Heiligen gehalten, weil er Schuß und Hieb frey, wird endlich, als die Kunst ihm aufgethan, von seinem Schlaven nidergemacht 77. 78.

König von Juala ein Zauberer, kan Völcker ins Feld machen 66.

König von Kassan ein Zauberer 66.

Lappen wohnen sehr verstreut. 5. von Natur zum Aberglauben und Zauberey geneigt 5. 13. vor langen Jahren her wegen der Hexerey beschreit 8. warum sie nicht mehr so grosse Zauberey treiben 9. Erben die bösen Geister auf ihre Kinder 11. Lassen ihre Kinder fleissig in der Zauberey unterrichten 12. wie etliche durch Kranckheit darzu kommen 14. können nicht leicht davon kommen, wenn sie schon wollen 14. Können erfahren und berichten was auf 1000. Meil von ihnen geschicht, innerhalb 24. Stunden. Exempel davon 26. 33. seq. Wie solches zugehe? 27. mit Lebens-Gefahr deß Lappen 78. 82. bringen von entfernten Orten Warzeichen her 33. Können Wind und Wetter machen, selbe auch stillen: ein Schiff im vollen Lauff hemmen 39. ihre Pfeil was sie heissen 40. seqq. Achtzig-jähriger Lapp bringt sich selbst unversehens um, als er wegen Hexerey eingezogen 37.

Lapplands Beschreibung 3. ist bequem dem Satan zum Aberglauben 4. wenig Kirchen darinn ib. hat der bösen Künste annoch mehr [722] als zuviel 65.

Lieder, so bey der Zauber-Paucken gesungen werden 30.

MAhometaner, insonderheit ihre heilige Einsiedler Maribeuts genannt, erfahrne Schwartzkünstler 71.

Mantelfahren den Mahometanern allzuviel bekand ibid.

Meins Cornelis, einer Hexen zu Amsterdam verbrandt, Bekäntniß, wie abentheurlich sie zur Hexerey kommen 88 seq.

Mithotis ein Zauberer, stifft auch Ubels nach seinem Tod, bis er wider ausgegraben worden 55.

Mittel wider gemachten Sturm 40.

Mittle, ein König in Finnmarck ein Meister in der Zauberey 12.

VAtters-Nam, dessen, den man beschädigen will, muß den Lappen bewust seyn 44.

Neubatavien, wie auch Neufranckreich von Zauberern, die sehr toll thun, beschryen 69.

Norwegen, vor Zeiten in Zauberey-Sachen allzu wol gelehrt 46.

Oddo, Dänischer Meerrauber und Zauberer 56.

Odin ein Schwartzkünstler macht Rinda durch die Raunen toll und thöricht 58.

Odinus, oder Othinus ein grosser Zauberer, einäugig, wirfft sich zum Abgott auf 53 seq. wird sehr beschimpfft 54. bringt sich wider zu Ehren 56.

Olaus Magnus, widerlegt, oder vielmehr erklärt 28. 30.

PErsen, der alten Nachkömlinge machen ihr Testament gleichsam nach ihren Tod 64.

Peucerus widerlegt 15.

Pfeile der Lappen, was sie heissen 40 seqq. 56.

Pilli, Zauberey 67. 68.

Pillotoas Zauberer in Neufranckreich 69.

QUoja, ein Königreich, darinnen viel Schwartzkünstler 66.

RAunen, oder Runen, Zauberschrifft der Nordvölcker, zwo Gattungen 58. Würckung 58. seq. mancherley Art 59. 60. Iede deren einem gewissen Abgott gewidmet ib.

SClaven, so in der Tortur sich halsstarrig erwiesen 79.

Schützen, so gewiß treffen, durch Zauberkunst 50. 56.

Seele kan vor dem Tod dem Leib nicht entführet werden und wider zugesellt 28. 31. 32. wird bey den Lappen vom Teuffel nur gehemmet 32.

Sovach oder Sovah, was es bedeute 67. bringt die Menschen um ihre Vernunfft, da sie denn Mord an Freund und Feinden begehen 67.

Storjunckar ein Abgott der Lappen 17. 35.

[723] Sünd und Laster mit dem Ungezifer verglichen 7.

TEuffel verglichen mit einem Löwen 2. mit einer Spinnen 3. ist dem Unziefer hold 21. will mit grossem Ernst bedient seyn 24. hält sein Wort steiff, wenn es zur Abgötterey gereicht 53. schickt sich nach der Zeit 61. leistet allen gern die Unempfindlichkeit 87. Teuffels Tyranney in Schweden unlängsten ausgeübt 46. List und Practick 61.

Joh. Teutonicus, beschimpfft durch Teuffelskunst seine spöttische Collegen gar artlich 62.

Thor, Fürst der andern Götter bey den Lappen 17.

Toronis Bild 16.

Trutz ist nichts nutz 48.

Tyre ein Zauberballen 44. wird nach dem Feind geschossen 45. treffen oft Unschuldige, denen sie nicht vermeint 45.

VIelfraß, oder Hyæna, Ausbildung eines tapffern Manns, warum? 75.

Ulfo, König in Schweden, von Hading aus Dennemarck umgebracht 51.

Unempfindlichkeit, etlicher türckischen Abentheuer und anderer 78. 79.

WArsager-Paucke, wie sie von den Lappen genannt werde, woraus und wie sie gemacht 15. ihre Form 16 seqq. 29. was für Bilder darauf 18. 19. ihr Gebrauch und worzu? 19. 24. 34. 35. 36. mancherley Art derselben 20. 22. wird gar fleissig aufbehalten. darff von keinem Weibsbild angerührt werden 23. wie sie geschlagen werde 30. Grösse derer etlichen 37.

Wettermachen, und Windverkauffen der Lappen 38. 39.

Wort GOttes, wo selbiges nicht laufft, hat der Teuffel gut machen 3.

Wörter haben an und vor sich selbst keine Krafft etwas übermenschliches zu würcken 73.

ZAuberey vornemste Ursachen und Wege dazu 2. 87.

Zauberin, so sehr scheinheilig gelebt, vielen Leuten nur daß sie es glauben müsten geholffen, zu Bruck in Flandern eingezogen, erweist sich in der Tortur sehr hals starrig, bis etliche Zauberzettelein von ihr genommen, endlich zu Mittelburg verbrandt 80 seqq.

Zauberbücher, und dergleichen um keiner Ursachen wegen zu lesen noch zu erkundigen 10.

Zauberkünste zweyer Art 15.

Zeichen und Characteren und andere Teuffels-Ceremonien vermögen nichts von sich selbsten 61. 64.


Ende deß Registers.

[724]
Anmerkungen des Herausgebers
Anmerkungen des herausgebers.

Eine bibliographie des Faustbuchs giebt die vorrede zu dem werke »Das Volksbuch von Doctor Faust. Abdruck der ersten Ausgabe (1587). Halle, bei Niemeyer 1878« als numer 7 und 8 der »Neudrucke deutscher litteraturwerke des 16 und 17 jh.«

Über die alte ausgabe »Historie von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer. Frankfurt a. M., durch Joh. Spies. 1587« vgl. allgemeine zeitung, monatsblätter. 1847, 134.

Ein exemplar dieser ausgabe, übrigens defect, findet sich auf der bibliothek der k. ungarischen akademie in Pest, ein anderes auf der k. k. hofbibliothek in Wien. Vgl. Mittheilungen an die mitglieder des vereins für geschichte und alterthumskunde in Frankfurt a. M. b. 5, n. 3, Mai 1877, s. 391.

Über ein viertes exemplar dieser ausgabe berichtet A. Düning in Quedlinburg in Franz Schnorrs von Carolsfeld Archiv für litteraturgeschichte, Leipzig 1879. 8, 553 f.

Über den Hamburger nachdruck des Faustbuchs von 1587 s. Kelchner in einem vortrage des Frankfurter geschichts- und alterthumsvereins vom 26 Oktober 1869. Zarncke in Braunes neuem abdruck s. v f.

Weitere den zauberer Faust betreffende bücher sind:

Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende u.s.w. D. Johannis Fausti, von Georg Rudolph Widmann, vermehret durch Joh. Nicolaum Pfitzerum u.s.w. Nürnberg 1695. Exemplar in der kais. Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg.

De historie van Doctor Johannes Faustus. Die een uitneemenden grooten Tovenaar in zwarte Konsten was. Van zyn duivelsche verschryvinge, van zyn Onchristelyk Leven, wonderlyke Avonturen, van zyn schrikkelyk en gruwelyk Einde, en Afscheid. Meestendeel uit zyn eigen Schriften byeen vergaderd: Alle Hoovaardigen, Opgeblaazen, Stoute en Goddelooze Menschen als een schrikkelyk Exempel en Waarschouwingen. Uit den Hoogduitschen Exemplaar overgezien, en op væle plaatzen Gecorrigeert, en met schoonen Kopere Figuuren vercierd. 86 seiten und 1 blatt register. Quart. Mit vielen holzschnitten. Ohne ort und jahr. G. H. Weigle hat das buch im November 1839 in Rotterdam erworben und mir zum geschenk gemacht.

Histoire prodigieuse et lamentable de Jean Fauste, grand magicien, [725] avec son testament. Et sa vie épouventable. A Cologne, chez les héritiers de Pierre Marteau. 1712. Ein exemplar in meinem besitz.

Das widmannische buch, »vermehrt durch Joh. Nic. Pfitzer, nebst bericht C. W. Platzii von der greulichen zaubereysünde und einem anhang von den lapponischen wahrsager-paucken, wie auch zauberischen geschichten« ist als neue und verbesserte auflage in 3 theilen Nürnberg bei Endter 1726 erschienen, 840 seiten. Vgl. Oskar Richters in Leipzig 28 bücher-verzeichnis, Leipzig 1879, s. 10, n. 212.

Über Faustaufführungen in Straßburg 1770 s. Erich Schmidt in Franz Schnorrs von Carolsfeld Archiv für litteraturgeschichte 8, 359 f. 1878.

Historisch-kritische untersuchungen über das leben und die thaten Dr. Fausts. Leipzig 1791.

Scenen aus Fausts Leben. Von Schreiber. Offenb. 1791.

Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende des vielberüchtigten Erz-Schwarzkünstlers Johannis Fausti. Erstlich vor vielen Jahren fleißig beschrieben von Georg Rudolph Widmann; hernach übersehen und wieder herausgegeben von Ch. Nikolaus Pfitzer Med. D. Nürnb. A. 1674. Jetzo aber auf's Neue aufgelegt und mit 16 Holzschnitten verziert. Reutlingen, Druck und Verlag von B. G. Kurtz. 1834. Die vorrede ist von Hermann Kurz aus Reutlingen, geb. 1813, die zeichnungen zu den holzschnitten von Wilhelm Eytel aus Kirchheim, geb. 1812, später stadtpfarrer in Friedrichshafen, dann pfarrer in Schwaigern.

Stieglitz in Friedrichs von Raumer historischem Taschenbuch für 1834. 5, 125 ff.

Über die ältesten Darstellungen der Faustsage, von Friedr. H. v. d. Hagen. Berlin 1844. Darüber W. Menzels litteraturblatt 1844; n. 119.

Friedr. Stephans neue stofflieferungen für deutsche geschichte 1, 75. Nordhausen 1846.

Über Simrocks puppenspiel vgl. allgemeine zeitung 15 Juni 1846; Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche kritik, October 1846, s. 551.

Le fils de Faust, drame, par Fortuné Guiran, in der Revue nouvelle 1 Oct. 1846.

Eine notiz zur geschichte der Faustsage habe ich in Robert Naumanns Serapeum, 15 Nov. 1846, s. 333 mitgetheilt.

Abdruck der spießischen ausgabe von 1587 durch den freiherrn von Reichlin-Meldegg bei J. Scheible, Kloster 2, 933 ff. 1846.

Über die Faustsage s. monatsblätter zur allgemeinen zeitung. 1847. 133 f. 177.

Über Dasents Theophilus u.a. s. Zacher in der Jenaer allgemeinen litteraturzeitung 17 Sept. 1847.

[726] Das puppenspiel von Dr Faust. Zum ersten mal in seiner ursprünglichen gestalt wortgetreu herausgegeben mit einer historischen Einleitung und kritischen Noten. Leipzig 1850.

Das erste Faustbuch, beschrieben von H. Hartung in Leipzig in Petzholdts Anzeiger 1856, 246.

Das älteste Faustbuch. Wortgetreuer Abdruck der editio princeps des spiesischen Faustbuches vom Jahre 1587. (Unicum im besitz der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien, früher Hermann Hartung in Leipzig gehörig.) Nebst den Varianten des Unicums vom Jahre 1590. (Eigenthum der Bibliothek des herzoglichen Gymnasiums zu Zerbst.) Mit Einleitung und Anmerkungen von Dr August Kühne, Oberlehrer in Zerbst. Zerbst 1868.

Zur Faustlitteratur s. Robert Boxberger in F. Schnorrs Archiv für litteraturgeschichte 7, 146 ff. 176 ff. 1877.

Versuch einer geschichte des volksschauspiels vom Doctor Faust von Wilhelm Creizenach. Halle a. S. bei M. Niemeyer 1878. Vgl. darüber R. M. Werner in Graz in Steinmeyers Anzeiger für deutsches alterthum und deutsche litteratur 5, 89 bis 95.

Deutsche Puppenkomödien, von Karl Engel. Oldenburg 1878. Das 8te heft enthält einen vollständigen abdruck des Faust-puppenspiels nach einem manuscripte des marionettenspielers Wiepking, bei Creizenach O. Vgl. Creizenach in Zarnckes centralblatt 1 Februar 1879, s. 150.

Das volksbuch vom doctor Faust. Abdruck der ersten ausgabe (1587). Halle a. d. S. 1878 bei Niemeyer. Darüber Zarnckes litterarisches centralblatt, 22 Juni 1878, s. 828.

Über die behandlung der vorliegenden ausgabe habe ich folgendes zu bemerken.

Der text schließt sich an die zu grunde gelegte ausgabe von 1674 an und giebt sie ohne wesentliche veränderung wider. Bei der verwilderten darstellung des ganzen, welche sich namentlich in den anmerkungen oft mit großer misachtung von logik und syntax gehen lässt, habe ich auch nicht an die interpunction noch an die schreibung rühren mögen und mich begnügt, in einzelnen besonders dringenden fällen durch leichte besserung und änderung, namentlich der scheidezeichen, dem verständnis nachzuhelfen.

Ich füge noch einige bemerkungen zu einzelnen stellen bei.

5, 10 lies testament. 32 lies Johanne Teutonico.

145 vgl. Göthe, Werke, ausgabe letzter hand 12, 84 f.:


Willst du, mit mir vereint,

Deine Schritte durch's Leben nehmen,

[727]

So will ich mich gern bequemen,

Dein zu seyn, auf der Stelle.

Ich bin dein Geselle,

Und, mach' ich dir's recht,

Bin ich dein Diener, bin dein Knecht.


147, 6 Ausgabe von 1695: in einen W.

149, 20 einschichtig. ? = einfach.

160 St Katharina gehörte zu den schutzheiligen von Esslingen. Der hospital stand besonders unter ihrer obhut. Vgl. Joh. Jak. Keller, beschreibung der reichsstadt Esslingen und ihres gebiets, Esslingen 1798, s. 97 ff.

269, 27 lies Büschel Stroh.

378, 22 Fleuch] ? Fluch.

379, 15 welche] ? welches. Eine spätere ausgabe liest welchen.

439 die scene in Auerbachs keller bei Göthe hat dieselben züge.

469, 34 der] Spätere drucke: man. ? der herr.

471, 16 ? hiedurch.

552, 21 ? er.

606 So Göthe: Sie ist die erste nicht. Andere stellen in Göthes Faust, welche wörtlich an unser buch anklingen, zu berühren, behalte ich mir für andere gelegenheit vor.

[728]
Register
Register.

Abaddon 195. 199.

Abendmahl entweiht 266 f.

Aberglaub 9.

Aberwitz 398.

Abgestorbener seelen 384.

Ableib, Der, 584.

Ableinung 59.

Abschmieren 717.

Absolutum decretum 576.

Abt als zauberer 342.

Achab 400.

Älterlich 718.

Affen 478.

Affenspiel 385.

Agrippa, Cornelius, 72.

Aiße 90.

Alarich 555.

Alciatus Ponzinibus 66.

Alexander d. gr. 431 ff.

Allomodorock 106.

Almaricus 209.

Alraun 135.

Amee 68 f.

America 701.

Anfechten 28.

Anhalt, Gräfin von, 473.

Anhalt 61.

Anhang = buhler 304.

Antonius, der einsiedler 383.

Apion 68 f.

Apollonius von Thyana 260.

Apulejus 272.

Arenveil 424.

Ariadne 68.

Artaxerxes 488.

Arzneien 307.

Asbiörn Gankonge 682.

Aschermittwochen 507.

Asmodäus 198.

Aspermont, Graf von, 477.

Astrologia 223. 230.

Auerhan 137. 153. 435. 475. 538.

Aufmutzen 27.

Aufschürzel 719.

Aufwischen 350.

Augapfel 499.

Augurationen 24.

Augures 464.

Augustinus 205. 207. 268. 571. 608.

Aurhan 137.

Aussagen, Sich, 289.

Avoye 242.

Appolini 224.

Babel 226.

Bacchanalia 506.

Badstube 525.

Bärwolf 283.

Bahrrecht 69.

Barbara, Kaiserin, 517.

Barjehu 5.

Basilius 583.

Bastarten gedeihen nicht 395.

Bauer verzaubert 315.

Bauernkrieg 586.

Baurenschuh, Nicht um ein, 55.

Bebenhausen 161.

[729] Beda 189.

Begräbnis Fausts 627.

Behausung, Fausti lustbare, 215.

Beine, Starke, die gute tage ertragen können 547.

Beiwohnung thun c. dat. 170.

Bekehrung der hexen nicht unmöglich 363.

Beltzebock 290.

Belvezer 73.

Benedict IX 5.

Benedict, pabst 222.

Bericht von dem zauberischen beschweren und segensprechen 31.

Berosus 297.

Besage c. gen. 683.

Beschreien schw. v. 372. 380.

Beschweren 31 ff.

Bibel 163.

Bileam 541.

Blei. Da schlag b. zu! 57.

Blomenau 460.

Blutsauger 699.

Blutschande 392.

Bock, Zottiger, 416.

Bock-holen 288.

Bodinus 108. 111. 324. 537.

Borbonius, Carolus, 228.

Born, Katharina von, 393.

Bosing 128.

Box sack 343.

Boxberg 311.

Brynhillda 692.

Brynolfus Svenonius 689.

Bücher zu lesen verboten 162.

Buhle 497.

Calender 62.

Campanus, Fabricius, 241.

Cardenio 407.

Caride 68 f.

Cariton 234. 236.

Carpzov 65.

Chanourrus aus Lyon 338.

Characteres 61. 71.

Chiromantia 62.

Christglaubig 178.

Chrysostomus 44. 157. 210.

Circe 4.

Cirkel 99 f. 124.

Cleomenes 69.

Clogius 460.

Colligni, Kaspar von, 378.

Communisten 295.

Complexion 78.

Cornelis, Meins, 714.

Crepusculum matutinum 62.

Crusius, Martin, 87.

Crystallseher 88.

Culenburg, Josua, 281.

Cynops 4.

Cyprianus 360.

Cyrillus 196.

Daher-stoßen 457.

Damascus 190.

Danhauer 280.

Darius 347.

David 164. 500.

Deckel 48.

Demmen 70. 148.

Denemark 451 f.

Deutschland 547.

Dienst-geister 131 f.

Dietericus, Konrad, 480.

Dieterich von Bern 298.

Diogenes 545.

Dön, Friedrich von, 371.

Donner und blitz 566.

Donnergötter 445.

Donnerwetter erzaubert 442.

Droisig 270.

Durch Adams fall ist ganz verderbt 370.

Durchfälle der kinder 37.

Duura 673.

Eck, Vom starken, 298.

Edda 688.

Ehestand dem teufel verhasst 409. 518.

Eheverlöbnis gestört 482.

Eifern mit seinem weibe 389.

[730] Einhauchen 590.

Einred 56 f.

Einsamkeit 588 ff.

Einschichtig 149.

Einschläfen 309.

Eisleben 429.

Elimas 5.

Elisa 601.

Ende Fausts 606.

Endor, Zauberin von, 218.,

Engel nicht allwissend 539 f.

Engelberger, Ferdinand Franz, 265.

Englisch 200.

Enoch 191.

Entleib msc. 588.

Entzucken 152.

Epikur 513.

Epiphanius 593.

Erasmus 86. 237.

Erfurt 291.

Erwürgt vom teufel 367.

Esdras 592.

Esse formale 570.

Esslingen 160. 728.

Eugesta 235.

Eulen 468.

Euphrates 188.

Eva 589.

Excrement einer jungfrau 680.

Faber, Wiener bischof 172.

Fabricius 489.

Fahrèn = sterben 84.

Famulus 591.

Farben des regenbogens 313.

Fassnacht 493. 506.

Fassreiten 284 f.

Fatzolet 266 f.

Faustus, Justus, 629.

Febronia 406.

Feldteufel 430.

Fellenstein 295.

Fernandes, Catharina, 267.

Fest machen 293 f. 706.

Fest-kunst 707 f. 721.

Fest-machen 706.

Filzhut 479.

Finnlappen 683.

Fisch 479.

Flandern 68.

Flemming, Heinrich, 665.

Fluchen 502.

Frankfurt an der Oder 282.

Freiburg in Meissen 415.

Freischzeichen 556.

Freudius 63. 109. 118. 134. 569.

Friedes, genet. 544.

Frigga 690.

Frongeisterlein 7.

Früchtlein 535.

Füllerey 45.

Fuhrgleise 534.

Fuß als unterpfand 262.

Gaden 149.

Galeacius, Joh., 236.

Gan 681.

Ganges 187.

Ganz nichts 695.

Gasterei 300.

Gaukelwerk 330.

Gebärung 527.

Gecken, Den, stechen 697.

Gedächtniskraft 593.

Gegenwurf 53.

Geiler, Joh., von Keisersberg 257.

Geist bannen 413.

Geizig essen 340.

Gelach 349.

Gelaut 715.

Gemeinschaft-geister 130.

Gemsenkraut 704.

Genieß 77.

Geplerr 268.

Geschwind 446.

Gespenst in einem schloss 410.

Gespenster 21.

Gespulig 158.

Gewülke 185.

Giftstaub 353.

Ginetta 92.

Glecken 302.

[731] Gnadenzeit 565.

Göppingen. Ein jüngling vermischt sich mit dem teufel 366.

Görlitz 105.

Goffredus, Ludwig, 73.

Goldgründer 154.

Goldmachen 131.

Gosche 716.

Grana 692.

Griechische helden 291.

Grillandus, P. 260. 308.

Großglogau 337.

Grynäus 172.

Gültig. Das doch ein unnütz noch gültiges vögelein ist 52.

Gütchen 157.

Gütlein 12.

Gunhillda 692.

Gunnar Giucung 692.

Guthorm 688.

Guthruna 693.

Gyges 4.

Haanen-geschrey 561.

Hadinger 687.

Hamburg 556.

Hand an sich legen 29.

Handfesten 544.

Hangen und langen 320.

Haquin 685. 691.

Haraldus 684.

Harsdörfer, G. P. 69. 83. 91. 305. 321. 336. 412. 554.

Hartmansweiler bei Winnetten 298.

Has über den weg laufend 286.

Haushaltung 145.

Heerbrand 498.

Heinrich, bischof von Basel 5.

Helena 522.

Heliodorus 81.

Helpede 461.

Hennengetter 138.

Herwischen 263.

Heu, Reiten auf dem, 261.

Heu von Faust gefressen 334 f.

Heuren 316.

Hevindus 685.

Hexen 322. 447.

Hexen. Bund mit dem teufel 118 f.

Hexenschlag 535.

Himmel 179.

Hinderung 483.

Hinter sich hinaus 563.

Hiob 110.

Hippokrates 225.

Hirschengeweih 454.

Hochzeiter 487.

Höckelstadt 529.

Hölle 208.

Hölle, Traum von der, 578.

Hörner aufsetzen 456.

Hofdirne 408.

Hofstatt 476.

Holgabrud 691.

Holstein, Joh. 240.

Holstein 109.

Horndorf 270.

Hürneisen 171.

Hütgen, hausgeist 157. 159.

Hugruner 694.

Hui 169.

Hulden 157.

Hulin Petit 323.

Hund 212 ff.

Hunding 688.

Hure 346.

Huren, junge, alte hexen 148.

Hurenwirt 347.

Jagen am sonntag 428.

Jakob, probst zu Bremen 144.

Japetus 4.

Jesu name 326.

Incubus 523.

Ingolstadt 8. 61. 63.

Johannes, der evangelist 4.

Johannes XIII 5. 123.

Johannes Teutonicus 260. 331.

Jordan 574.

Josef 580.

Josephstab, blume 220.

Josua 182.

[732] Joyke 673.

Isenburg, Heinrich graf zu, 212.

Isidorus 192.

Judas 602. 605.

Juden 262 f.

Jüdinnen, Getaufte, besessen 351.

Julian, der abtrünnige 82. 695.

Käs bezaubert 277.

Kain 202. 557. 601.

Karfunkel 185.

Karl V 545.

Karner 496.

Katzen wittern den sterbenden 472.

Kellermeister 494.

Kendorf 351.

Kerren 144.

Kind gekocht 448.

Kind unter dem herzen dem Satan verheißen 362.

Kinder blut 695.

Kindsnöthe 376.

Kirren 144.

Klaus Narr 156.

Kleidung des Mephostophiles 139 f.

Kletta 510.

Klumse 258.

Kopf-abhauen 19. 329. 330.

Krachen der bettlade 352.

Kränche 215.

Kräntzlein an der platten 157.

Krammeter 508.

Krummrückig 321.

Krystallseher 397 ff.

Kühe, Blökende, stille machen 306.

Külkropf 529.

Künchlein 437.

Laborate 402.

Lähme 20.

Lappenwerk 328.

Lappländer 657.

Lappländer zauberkunst 651.

Lauer 358.

Laurentius 214.

Lebenszeit 239.

Lectorium 292.

Leipold, Herzog, 484 f.

Leipzig, Schlacht bei, 585.

Leipzig 284.

Leon, Anton, 495.

Lerchheimer, Augustin, 147. 261. 332. 440.

Leumut 373.

Leupold, Jud, 126.

Lieb-trank, philtrum 405.

Lockum 535.

Löwe 490.

Loths weib 276.

Loyaute, geist Alexanders VI 137.

Lucifer 13. 168. 512.

Luder, Im, leben 154.

Luftfahrten 259.

Luftjagd für einen cardinal 425.

Luranus, Wilhelmus, 65.

Lustbar 15.

Lustgarten, Fausti gezauberter, 219.

Luther 62. 105. 108. 177.

Luther, tischreden 89.

Lyon 149.

Magdalon 136.

Mainz, Albrecht kurfürst zu, 164.

Manasse 364. 598.

Mandragora 135.

Manlius 213.

Mannschaft gestohlen 486.

Mantel, Fahrt auf dem, 16.

Mantelfahrt 250. 256.

Martin, St, 471.

Martinus bischof 390.

Mastik 93.

Maxentius, römischer kaiser 95.

Maximilian, Kaiser, 431. 437.

Medea 4.

Meder, David, 248.

Meins Cornelis 714.

Meisterlied, Das, singen 338.

Melanchthon, Philipp, 151. 231.

Melusina 630.

Mephostophiles 129. 137.

Meuchellistig 688.

Michael, Hans, ein zauberer 334.

[733] Milz 354.

Mimer 688.

Mindelheim, Anna von, 449.

Missgeburt 526.

Mitothis 690.

Mittelburg 323.

Moir, M. C., 291. 382.

Molinäus 396.

Monat-geblüt 680.

Monat-purpur 680.

Monica 582.

Monluc 584.

Morgenröthe, Sich ausbreiten wie die, 204.

Moses Cretensis 4.

Mota in Friaul 127.

Mühle, Fremdes wasser auf ihre, leiten 91.

München 250.

Mume 529.

Muretus, Ant., 594.

Murmelung 474.

Musikanten-durst 339.

Nachtfahrten der hexen 257.

Nachtschade 323. 327.

Narrenkleid mit silbernen schellen 389.

Nase; in die nasen schnupfen 263.

Nativitätstellung 233 f.

Nebelkappe 39. 46.

Nebucad Nezar 76.

Necromantie 100 f.

Nectanebus 459.

Nero 96. 402.

Nestelknüpfen 471.

Niesen 557.

Nothelfer 617.

Nothfest 713.

Ns; am allermeinsten 71. meinstens 612.

Nusch, zauberer in Schorndorf 268.

Oben hinaus fahren 550.

Oberweiler bei Basel 504.

Obligation Fausts gegen den teufel 121.

Ochsenkopf 455.

Odinus 688 f.

Öcolampadius 259.

Ofengabel 497.

Ohne, Es ist nicht, 3.

Ohrenklingen 57.

Olaus 275.

Olivia 243.

Orakel 399.

Ordnung der teufel 14. 193.

Oresund 452.

Origines 205.

Ort, Heimlicher, 712.

Otto III 427.

Paracelsus, Theophrastus, 131. 320.

Paradeis 184. 374.

Pasetes 477.

Patmos (falsch Pathmos) 4.

Pauke 673.

Paul II 125.

Paulus 603.

Peinliche frage 528.

Peter, St., 36.

Pfeifering 269.

Pfeile, Zauberische, 680 ff.

Pferd unersättlich 302.

Phanias verschreibt sich dem teufel 365.

Pharao 5.

Philipp, könig in Macedonien 431.

Picus, fürst von Mirandula 703.

Pilatus 581.

Pilli 699 f.

Platz, Konrad Wolf., 31.

Platina 401.

Plerr st. n. 301.

Poictiers 65.

Polizeysch 59.

Poltergeist 381. 418.

Poltern 22. 369. 414. 419.

Ponzinibus 66.

Porta, Joh. Bapt., 135. 257.

Prästigiar 212. 397.

Prag 301.

Predenwind 423.

[734] Priesterehe 394.

Prognosticant 62.

Prophezeiung Fausts 542.

Proteus 4.

Pseudotheus 197.

Ptolemäus, Claudius, 227.

Pyrrhus hund 470.

Python 194.

Quoia 699.

Radbrechen, part. geradbrecht 372.

Ramberta 93.

Ramrunar 693.

Rattenfänger von Hameln 387.

Reber, Paul, 503.

Rechberg 455.

Rechenberg, Herr von, 158.

Regemachung des gewissens 208.

Regenbogen mit der hand ergreifen 311 ff.

Regenbogenfarben 312 f.

Reiter in's feld zaubern 458.

Reutlingen 338.

Rhabanus Fuldensis 72.

Rheen, Samuel, 673 ff.

Rimlich 607.

Rimphof 80.

Rinda 693.

Ring 404.

Roda 61.

Röber 249.

Römers, Anna, 63.

Rom 426.

Rosstäuscher 269. 274.

Rotenburg an der Tauber 388.

Rubezahl 137.

Rudolf, Kaiser, 436.

Rüdinger, Joh., 254.

Rüllen und brüllen 338.

Ruffach; höle daselbst 422.

Runar; bedeutung und gattungen 692 ff.

Ruth, eine Hugenotin 621.

Saal, gezaubert für kaiser Max 437

Sabina, Santa, 260.

Säutreiber 274.

Salben der hexen 258.

Salmuth 272.

Salzburg, Bischof von, 493.

Salzburg 25.

Same 524 f.

Same erhenkter 135.

Sammesusnim 298.

Sarmont 83.

Satan erscheint Fausto 563.

Saul 604.

Sceva 411.

Scham 712.

Schanz, Auf seine, achtung geben 501.

Schanz 186.

Scharfrichter 379.

Scharlach 310.

Scheffer, Johann, 651.

Scheideweg 377.

Schergant 91.

Scherhammer 371.

Schiermeister 289.

Schlange am busen 309.

Schlangen-beschweren 18. 698.

Schlangenbeschwörer 309 f.

Schleife 267.

Schlitten 509.

Schlösser öffnen ohne schlüssel 484.

Schlot 720.

Schnarcher 686.

Schnuptüchlein 133.

Schnurstracks 229.

Schorndorf 268.

Schriftling 91.

Schröter 284 f.

Schroten 284.

Schussfrei 793.

Schwangere weiber 695.

Schwarm = irrlehre 513.

Schwarzekunst 533.

Schweinsblase mit geld 30.

Schweinsucht 35.

Schwermütigkeit 567.

Schwimmen; schwummen 271.

Schwindsüchtig 316.

[735] Seeburg in Mannsfeld 289.

Seelenwanderung 515.

Seeschäumer 692.

Segensprechen 33 ff. 325.

Segner 323.

Seifrid, Hürnen, 298.

Selbstmord 600 ff. 604.

Sigebertus 386.

Sigurd Fafnisban 692.

Silvester der II 5. 94. 625.

Simon, der zauberer 95.

Simon Magus 303.

Sinn-Poppen 63.

Sittewald, Philander von, 133.

Skeva 5.

Skinta (? Skiuta) 682.

Skott 681.

Sondwedel 61.

Spartaner 69.

Sperling 467.

Spiegelfechten 355.

Spinne 294.

Spiritus familiaris 130.

Sprengerus, Malleus maleficarum. 319.

Spurinna 232.

Steif; steife hoffnung 54.

Sterb m. 691.

Stich halten 203.

Stockholm 85.

Stoorjunker 676.

Studenten 564.

Stutzigkeit 712.

Suachmanusin 699.

Succubus 26. 523.

Sündflut 313 f.

Tagwähler 42.

Tarquinius Superbus 463.

Tausendkünstler 216.

Tausendkünstler (= teufel) 438.

Teriakkrämer 552.

Testament Fausti 531 f.

Teufel, Den, über die thüre malen 3.

Teufel-besessen 245.

Thessalia 299.

Thorgerd 691.

Thronengel 180.

Thümerei = canonicat 696.

Thuningus 687.

Tinctur 131.

Tobias 183.

Tod Fausts 622.

Torgau 78.

Tornæus, Johannes, 677.

Torquemada 256.

Träume 579.

Trapezologia Luthers 429.

Trithemius, Joh., 72. 151. 433.

Trois-eschelles 273.

Trollen 417.

Trostel 508.

Truden 697.

Türkei 481.

Türkenreich im abnehmen 547.

Tyre 683.

Übermacht, partic. 680.

Ulfo 687.

Ulysses 296.

Umwährend 692.

Undankbarkeit 492.

Unterpfand 262 ff.

Unverwundlichkeit 705.

Urgicht 497.

Valdrea 92.

Veräscherung 697.

Verblendung trunckener studenten 346.

Verdammnis 568. 596.

Verden 536. 540.

Verehelichung Fausts 511.

Vergeutern 546.

Verkappen 11.

Verkuppeln 403.

Verlaubnis 201.

Verlierung 40.

Vermischen 26.

Vermöglichkeit 56.

Verrecken 691.

Verschaffen 381.

Versegnen 323.

[736] Versehung 572 f. 575.

Verzeihen, Sich eines dings, 104.

Verzweifler 30.

Verzweiflung 597 ff.

Vierding 299.

Virgilius im korbe 221.

Vogelgeschrei 465.

Vogelsteller 462.

Volsung 689.

Wadeln 269.

Wärwolf 280 f.

Wagner, Christof, 6. 275. 391. 421. 434. 531. 551.

Waldschmid, B., 74. 80. 147. 356. 359. 376. 443. 562.

Wahrsagerei, Fausti, 238.

Warsagergeist 181.

Weg, Einen, als den andern 116. 620.

Wegscheide 10.

Weiberliebe 175.

Weich, flecken 261.

Weidensaal 521.

Wein verschütten bedeutet unglück 287.

Weine durch bohrer aus dem tisch gezogen 301.

Weinmar 61.

Weinschröter 284.

Weinstock mit trauben hergezaubert 439.

Weiße frau 470.

Weißgesaget 55.

Welle holz 149.

Wenceslaus, König, 345.

Wettermachen 23. 442. 444. 449 ff.

Wetterwendisch 33.

Wettung 17.

Widertäufer 519.

Wiedereinantwortung 264.

Wierus 66. 159. 272.

Wildfeuer 341.

Wilster 108.

Wind feil bieten 679.

Winetten = Winnenden 298.

Wirtsjunge von Faust gefressen 344.

Witgenstein, Grav von, 361.

Wittenberg 61 ff. 67. 98. 357. 420.

Wölfin 150.

Wolf 283.

Wolfhaar 278.

Wolfmenschen 278 f.

Wolhalt, Thomas, 78.

Wormius, Olaus, 693.

Württemberg 268.

Würzburg 469.

Yrpa 691.

Zahnbrecher 294.

Zahnweh; zaubersegen dagegen 323.

Zarmocenides 221.

Zauberbund 577.

Zaubereien 38.

Zauber-rath 318.

Zeiller 148.

Zigeuner 62. 240.

Zipperlein 322.

Zoroaster 78. 312.

Züge, In, fallen 137.

Zulassung gottes 387.

Zwagen 242.

Zwickau 340.

Zwingli 587.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pfitzer, Johann Nikolaus. Volksbuch. Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß Ertz-Schwartzkünstlers Johannis Fausti. Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß Ertz-Schwartzkünstlers Johannis Fausti. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-74A7-7