[117] Zehntes Sonett.

Kann sich mein Leben noch so lang' erhalten
Im Kampf mit wilden Schmerzen und mit Qualen,
Daß kraft der letzten Jahr' ich noch die Strahlen
In euren Augen, Herrinn, seh' erkalten,
Und euer Goldhaar silbern sich gestalten,
Nicht grün Gewand und Kränz euch mehr umstrahlen,
Und jene Wangen, die mein Leid zu mahlen,
Den Muth mir nahmen, bleichen und veralten;
Dann gibt wohl Amor so viel Kraft dem Herzen,
Zu sagen, wie viel Jahr' und Tag' und Stunden
Mir einst dahingegangen unter Schmerzen.
Und ist die Zeit entgegen schönem Sehnen,
Gewiß doch mindest wird für seine Wunden
Ein kleiner Balsam ihm in späten Thränen.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Zehntes Sonett: [Kann sich mein Leben noch so lang' erhalten]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7080-0