[137] Fünfzigstes Sonett.

Am linken Strand Tyrrhener-Meeres drüben.
Allwo die Fluth erseufzt, in Wind zerstoben,
Sah plötzlich jenen Zweig ich hoch erhoben,
Von dem mit Recht manch' Blatt ich voll geschrieben.
Zu denken da des blonden Haars der Lieben
Trieb Amor mich, der drin begann zu toben.
So in den Fluß, den Gräser überwoben,
Sah ich mich, einem Todten gleich, getrieben.
Da einsam zwischen Busch und Höhn verloren,
Fühlt' ich Beschämung, die dem adelsvollen
Herzen genügt; nicht braucht's da andrer Sporen.
Mich freut es mindest, daß vertauscht die Rollen
Augen und Fuß, da, weil der feucht ist, jenen
Ein milderer April trocknet die Thränen.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Fünfzigstes Sonett: [Am linken Strand Tyrrhener-Meeres drüben]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6F54-6