[128] C** M** Beicht',


abgelegt einem Kapuziner zu Ostern

1819.

Non rein do mit dein Ratschenbart
An deiner broaten Goschen,
Net wahr, itzt stehst wahrhafti do
Wie 's Fackl um an Groschen.
Wie lang is her, dast nimmermehr
Dein G'wissensstübel g'reinigt?
Du kamst ganz sicher no net 'rein,
Kam Ostern net so schleunig.
Ihr Hochwürden! seit vorig's Jahr
In der Charfreita-Wocha,
Sie wissen's selber ganz und gar,
Wos hob i dort versprocha?
Wie schön bin i net dorten g'west?
So weiß wie Alabaster
Und itzt stink i vor Sündenwust
Wie's Kaufmann Müller's Knaster.
[129]
Seit Ostern also nimmermehr?
Non, liebster Gott im Himmel!
I reich da glei a Dachtel naus,
Du alter Sündenlümmel.
Was muß i wohl da wieder hör'n
Für heldenvolle Thaten;
Non freu di nur, Herr Luzifer,
Do kriegst an fetten Braten!
O Herr, vom Bratl redt's ma nix,
I wollt, i hätt's net gessen;
An heilinga Quatembertog
Is sreili gor koan Essen;
Allein i hob halt z'Nachts zuvor
Bei meina Rösel g'schlaffa.
Non hob i wieder Kräften mir
Durch's Bratl wolln verschaffa.
Wos, Lump! a so a Lebn führst du
In der Charfreita-Wocha?
Itzt wollt i schon, daß dir dein Dreck
War während der Arbeit brocha.
Woast wos, mir fallt a Mittl ein:
Wenn dir so was thuat kömma,
So steck'n in an Kühdreck 'nein,
I woaß da nir bequ 'ma.
[130]
Is das an Art, a Jungfernschloß
So boshaft aufzusprenga?
O Herr! von G'walt is gor koan Red,
Weil's so gar leicht aufgenga.
Hob blos a bisl g'nackelt dron,
Glei war mein Schlüssel drinna;
Mein Dietrich is höllisch scharf,
Oes könnt's koan bessern finna.
Dein Mensch, dein Dietrich und dein Seel
Die därfa si schon freua,
Wenn's drunt' beim Teufel in der Höll'
Schön brann wern beim seln Feuer.
Und itz, du Schlankl, sagst ma's glei:
Wie oft host bei ihr gschlaffa?
Sonst konn i dir trotz Neu und Leid
Kog Absolvirung schaffa.
O Herr! wos thuat's mi do net frog'n,
Wie oft i bei ihr g'schlaffa,
Das kunnt i nimma zammazähl'n
Und that's mi glei drum strafa.
Am Besten is, wir rechna so,
No sama glei im Reina:
Im ganzen Monat san vier Tag,
Do laßt mi 's Mensch net eina.
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A schöne Wirthschaft, liebe Frau!
Mein Herz möcht mir zerbrecha;
Wie konn itzt i a solchi San
Von Sünden ledi sprecha.
Wie sieht's denn mit da Kircha aus,
Wie steht's denn mit'n Beten?
Koan Predi net 's Jahr ein 's Jahr aus,
Die hast du net vonnöthen.
O Herr! mein Vater sagt mir oft,
I sei a ung'schickt's Luada;
Daß i in koan großi G'sellschaft taug',
Versichert mi mei Mnada.
Und weil denn, wie do selber wißt,
In Kirchen alli Sunta
Die allagrößte G'sellschaft ist,
So tang' i halt net drunta.
Itzt hätt' i Lust und langet naus
Und nahm di bei de Ohrna,
Du Lump, der seines Gleichen sucht,
Du Sünder, du verlorna.
Beim Hierlbräu im Keller drob'n
Do konnst du schon recht schwitzen,
Wo deines Gleichen grod so Säu
Nach Dutzenden drin sitzen.
[132]
Wie sieht's denn mit die Armen aus,
Da wirst wohl net viel reicha?
Nan Herr! da habt's ma Unrecht thun,
Do such i meines Gleicha.
Die milde Stiftung im Spital 22
Wird net von mir vergessen!
Wos i 's ganz Jahr do eini zahl,
Is gor net zon ermessen.
Wie oft empfangst'as Abendmahl?
Wie oft b'suchst d'Wochen d'Messen?
Vom Abendmahl do woaß i nix,
Bei mir wird z'Nacht nix g'essen.
Und wos die Mess' betrifft – je non!
Bin z'Frankfurt non net g'wesen,
I hob schon manchmal g'hört davon
Und Zeitung drüba g'lesen.
Die Leipziger soll schöner sein,
Sagt's Kaufmann Auer's Lippel.
»Itzt hätt i Lust und langet 'naus
Und nahm di bei dein Schippel.«
Wos host du für a Christenthum,
I möcht mi drüba kotzen;
[133]
Wenn i mal zu dein Votern kumm,
So schlog i'n oans in d'Votzen.
Ja, Eltern gibt's, dös sag i glei,
Ma därfats glei verbrenna;
Wos frog'n die nach a Kinderzucht,
Wenn's nur recht rolzen könna.
No wachsen denn die Kinder af
Wie's Vieh, keins Menschen würdi;
Sie fressen, saufen und scheißen brav,
Und glaub'n, itz san's schon firti.
Und so a Saumog'n bist du a,
In Christo Vielgeliebter!
Net werth, daß di a Hund onsoacht,
Du Sauschwanz, du betrübter!
Du haßt a's liebe Christenthum
Wie 's Kind a spitzis Messer;
Was d' Menscha untern Firta hob'n,
Gel' Schwanz, dös woaßt schon besser.
Sechs Rosenkränz bet'st auf der Stell
Und itza punctum satis,
Sonst konn i di net absolvirn
Und in sechs Wochen kummst ma rein
Und thuast ma wieder beichten;
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Bitt Gott, daß er dein Eselskopf
Bis dahin möcht erleuchten.
Und schau di im Kanisti um,
Anstatt bei deiner Rösel;
Studir a wen'g a Christenthum
Und bleib koan solcher Esel.
Und itzt geh fort in Gottes Nam'!
Dein Schuld sei dir vergeben
Und bet dein' Buß, und führ fein itzt
A mal a anders Leben. Amen.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müller, Karl Theodor. C** M** Beicht', abgelegt einem Kapuziner zu Ostern 1819. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5597-5