[154] Zweite Abtheilung.

Wie dem C* M** bei Isareck der Teufel in Gestalt eines Altburschen erschien, ihn durch List in die Hölle führen thäte und was er alldort zu befahren gehabt hätte.


Ich mocht' vier Stund' gegangen sein,
Schon sah ich Isareck,
Da kam auf einmal und so g'schwind
Als wie herbeigeweht vom Wind
A Mandl aus der Heck.
Der Kleidung nach is das a Bursch,
Vielleicht von Heidelberg,
Geht freundli auf mi zua und lacht
Und viele Komplimenter macht.
Doch alle nach der zwerch.
Und hat an Pfeifenkopf im Maul
Mit prächtigem Gemäld'
Und draf a Dedikation
Und Nama – von a Million,
Hob'n koani zehni g'fehlt.
Und's G'mäld war erst a Meisterstück,
Muß koans so existirn,
Es saßen tausend an 'm Tisch
Und unter ihnen Feuer frisch,
Daß d'Füß fein net erfriern.
[155]
Und wie i's Köpfel recht betracht
Und lies die Nomina,
Da steht – a Wunder ohne Zahl
(Denn wunderbar bleibt's allemal)
Auch C* M** da.
I frog'n, ob i ihm vielleicht
Per renommée bekannt?
»Du bist an Advokatenblut!
I kenn ja dein Herrn Vater gut,
Wir san gar noh verwandt.«
In Isareck schmollirn ma denn
Mit Bier – so herb wie Salz.
I frag'n denn, wie er heißt und er:
»I heiß Carolus Luzifer!
Aus Amberg in der Pfalz.«
Wos! Wos! Carolus Luzifer?
Jetzt is ma anders wor'n;
Doch faß i mi und nimm mi z'samm
Und denk, es gibt kuriosi Nam'
Bei deni, die gebor'n.
In Amberg, sog i, hobn's studirt,
Do hob i viele Freund:
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Sie kannten doch als Syntaxist –
Ein g'wissen W** und ein L*,
Durch Freundschaft eng vereint?
»Den H** Seppel und den Max,
Die S** alle zwei,
Ja wohl, die kenn i all
Und schau nur auf mein Pfeif a mal
Da stehen s' nach der Reih'.
»Wir sind die besten Freund zusamm'«
Spricht er und greift zum Bier:
»Stoß an, Herr Bruder, sie soll'n leb'n,
Sie hob'n ma alli 's Wort draf geb'n,
Sie fahr'n a mal zu mir.«
Weil's Bier so schlecht war, kommt a Wein,
Wir san do kreuzfidel.
»Bin Senior,« spricht er mit Kraft,
»Der allgemeinen Burschenschaft
Beim Teufel in der Höll'.«
I nimm's natürli nur im Spaß,
Der Wein, der macht oa'n warm.
Er zahlt die ganze Zech allein
Und ladt mi af sein Schlößl ein,
O weh! daß Gott erbarm.
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Es war schon hag'lfinster Nacht,
Itzt druckt mein Freund sein Schuh;
Itzt zieh'g i 'n seine Stiefel aus –
Do schlieft der schönste Goasfuß 'raus;
Itzt hob i oba gnua.
Doch war ich kürzlich resolvirt
Und dacht' mir in der Still:
Da du bis Lichtmeß ohnedies
Dem Meister Satanas gewiß,
Verlierst just net gor viel.
Drum ging ich still mit ihm dahin
Und war da guter Ding;
Bald kommen wir zur Felsenwand,
Der Teufel zog mit seiner Hand
An einen eisern Ring.
Auf sprang nun diese Felsenwand
Als wie zwei Flügelthor,
Und schnell kam wie vom Wind geweht
An so a schwarzer Höllkadet
Aus einer Ecke vor.
Wie der'n Luzifer erblickt,
So steht a kirzengrod:
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»Schmelz Schwefel in 'n Kessel ein –
Wirf auch 'n Zentner Pech hinein,
Dem Herrn da zu an Bad.«
I dank, i dank, Herr Luzifer!
Nan! Nan! i protestir –
Pech hob i af der Welt gnua g'habt,
Vom Schwefel wer i gor glei satt,
I dank recht schön dafür.
Non, wennst net willst, so laßt es bleib'n,
So trink a Tass' Caffee.
He! macht's a Leinöl siedetheiß,
Rührt's drunta Wanzen, Spinn' und Läus
Und bringt's ihm für an Thee.
Herr Bruder! keine Kosten g'macht,
Dös muß i dir glei sog'n,
Der Kaffee thut ma gor net gut,
Er macht ma so a hitzis Blut
Und gor an schlechten Mog'n.
»A Böflamod a Portion,
Dös wirst doch net verwehr'n;
Nehmt's Schlangenfleisch und Krötenblut
Und Nasenschleim und kochts ös gut
Und bringt's ös für den Herrn.«
[159]
Der tausend! nein i dank dafür,
Die Sos, die war ma z'stark!
»A schlog di do das Wetter todt!
So friß doch wenigst a Butterbrod
Vom Advokatenmark.«
»Liebst Mehlspeis', mogst an Rufernschmarn,
Nix Prächtigers net iß;
Vielleicht a gute Eiterwurst,
Die stillt'n Hunger, löscht'n Durst,
I woaß, die schmeckta g'wiß.«
Herr Bruder, wennst mi gern thuast hob'n,
So wart ma mit nix auf:
I bin koan starke Kost net g'wöhnt,
Dös woas an jeder, der mi kennt,
Drum laß dem Ding sein'n Lauf.
»Meintweg'n,« sagt Meister Satanas,
»So komm nur jetzt mit mir,
I will di in mein Schloß 'rumführ'n,
Es muß koan schöners existir'n
Und zeig dir Alles für.«
Itzt führt a mi in Speissaal nein,
Do spielt'n s' à la guerre;
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Die Bäll' sind alti Weiberköpf,
Die Pyramidenball'n Todtenköpf,
Die Queus ein Schlangenheer.
Und's Billard war künstli g'macht,
So zierli und so fein:
Sechs Hurna so g'schickt z'amma g'steckt,
Daß jede ihr weit's Loch herreckt,
Da rumpeln d'Bäll' hinein.
Do konnst du net leicht überschneid'n,
Denn d'Löcher san hübsch weit;
Am Arschloch hängt a Glöckl dron
Und kummt da Ball im Löchel on,
So schellt's, is grod a Freud.
Und mit an P** ellenlang,
Ganz voll von Schankerg'schwür,
Nimmt flink der Marcus allemal
Behend aus jedem Loch den Ball,
Der g'macht wor'n is von dir.
Lang sah ich diesem Spiele zu,
Bis es denn endlich gar;
Denn dieses Billard an sich,
Herr Bruder, interessirte mich,
Weil's gar so künstlich war.
[161]
Und in ein Nebenstübl führt
Mich Luzifer, mein Freund,
Alldorten waren ihrer viel
Zum lusti Zwicken, Färbelspiel
Und zum Tarock vereint.
Da färbelt ma statt Geld in Zähn,
Dös möcht doch Neamat moan;
I hob a bißl mitgethan,
Hob's all verlo'rn schon g'habt und dann
Non g'wonna bis af oan.
Und sechs verbuhlte Weiber war'n
Hier an 'm Tisch beisamm',
Die hob'n enk in drei Sch**l zwickt
Und manchmal hot's halt oana glückt,
Daß zu an hundert kam.
So sah ich denn noch eine Stund'
Dem Weltsspektakel zu;
Auf einmal hört ich zu dem Knecht:
»Mach dich zur Reise bald zurecht!«
Dort aus des Satans Mund.
»Nimm doch den großen Korb am Eck
Und geh mit nach Bayreuth,
[162]
Dort harret eine Pfaffenseel',
Die bringst im Korb herein in d'Höll;
Mach fort, verlier kein' Zeit.«
Holla! dacht' ich, Herr Luzifer!
Da fließt ein Rettungsquell',
Do setz' i mi in 'n Korb hinein,
Es wird kein halbi Stund net sein,
So bin i aus der Höll'.
Und richti war's, i hatte mi
Soglei in 'n Korb gebracht
Und Hurrah! über Berg und Thal,
Und über Fluß und Wasserfall
Ging's fort bei finstr'er Nacht.
Und eh' es Mitternacht noch war,
Lag Bayreuth vor uns her,
Und eine alte Hexe nahm
Den Korb ihm ab sobald er kam
Und glaubt er wäre leer.
Und setzt ihn weg, der Teufel geht
Um seine Pfaffenseel';
Doch kaum war der vom Korbe weck,
So schlich ich langsam wie ein Schneck
Und zog mich auf der Stell!
[163]
Adieu, mein Meister Luzifer!
I wünsch' da wohl zu leb'n:
Für alle Ehr'n, die mir gescheg'n,
So lang i in dein Schloß bin g'leg'u,
Konnst mi auf d' Bänk 'naf heb'n.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller, Karl Theodor. Gedichte, Aufätze und Lieder. Gedichte, Aufätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms. C* M** Selbstbetrachtungen und seine Abentheuer in der Hölle. Zweite Abtheilung. Zweite Abtheilung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-558C-0