Karl Theodor Müller
Gedichte, Aufsätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms

Allen denjenigen, die an Unterleibsbeschwerden, Anschoppungen in der Leber, im Gekröse, Verstopfungen, schlechter Verdauung und verschlagenen Winden leiden, – und nicht gerne für Rhabarber, Löwenzahn, Erdrauch, Cichorie und Windpulver ihr Geld in die Apotheken schleppen wollen; – nicht aber Engbrüstigen, Kurzsichtigen, Einseitigen, Schwindsuchtslaunigen, Geisteskranken, zu Krämpfen Geneigten, widmet dieses Werkchen


der


Verfasser.

[1] Des Verfassers Biographie.

Mein Vater is a Advokat,
A Mon net zum vergleicha, –
Und wie's der in der Feder hat,
Da muß ihm Mancher weicha:
Und dengast hot er wiederum
An großen, großen Fehler:
Er kann toa leri Krügeln leid'n,
Und a koa leri Teller. –
Ich bin sein Sohn, a braver Bursch,
An mir derlebt a Freuden,
Und dengast scheint's, als könnt er mi
A Zeit her nimma leiden:
Da schreibt er ma im letzten Brief –
(Und schickt ma 50 Gulden)
I will von dir nix wissen mehr,
Säh Lump, zahl deine Schulden.
[1]
Wohr iß, er hot viel Kreuz mit mir,
A manigs Glasl Neka
Muß er itz grod'n, an andrer denkt
In A** kost du mi leka,
Er oba hot mi niemals no
In Essig sitzen lassen,
Nur hot er gern den Teufelsbrauch,
Und laßt mi lang gnug passen. –
I sieg's itz schon, i muß enk grod
Des Ding a bißl lesen,
Daß i von Mutter Leib bis itz
Erstaunli lusti gewesen,
Und daß i's nach der Ordnung sag,
Und ja nix möcht vergessen,
So wißt's: in meiner Mutter Bauch
San unser zwoa drin g'sessen.
Mein Vater war der Stadtbeamt
In B*** draußen gewesen,
A Lumpanest, ös werd's es kaum
In oane Karten lesen;
Mein Mutter war vom Adelstand,
A Freifräula von Schmadl,
So viel als mir mein Vater sagt
A Weibl wie a Radl.
[2]
Die erste Frucht der süßen Eh'
Das war a rauzis Madl,
Das is a Lerm und Gschroa
Itz gwesen in den Stadl,
Man hät halt gmoant es war schon ans,
Es kam gor koans mehr nacha,
Und san a jung's Poar Ehleut gweßt,
Die fast a G'werb draus macha. –
Kaum is mein Mutter auf die Füß,
Sechs Wocha san vorüber,
Itz macht sie halt mei Wampeter
Net weni wieder drüba,
Und weil er itz a kurzi Zeit
A bißl fasten müssen,
So thut er sich net weni um,
Und spielt'n Zuckersüßen.
Wart Alter, dich wird bald dein Hitz
Koan schlechten Possen reissen,
Wenn dir a so a Poar festi Bub'n
Brav über die Knie nosch***!
Is gut, das Ding steht eppa on
A so dreiviertel Jahrl,
A Jeder der nur d'Mutter sieht,
Der moant: dös wird a Parl.
[3]
Und als a so's neunt' Monat kämmt,
Und etli Tag no drüba,
Da schickt mei Mutter d'Hausmagd g'schwind
Zur Hebamm Nandl nüba:
»Frau Boas, es thut mir's Kreuz so weh
Und reißt mi in den Lenden:
Wie war's denn, wenns'n Hebammstuhl
Daweil herrichten könnten.« –
Mein Vater sitzt beim Storchenwirth
An wichtig'n Handel z'schlichten,
Und laßt si, weil's just g'schlachtet hab'n,
A Leberwürstl richten.
Auf oamal kämmt mein Adelheid,
A Basel von mir, g'loffen –
Herr Vetter! S'möchten hoam g'schwind gehn,
d'Frau Boas – der Schlog hots troffen.«
Der wird enk denn gleich todtenblaß
Vor lauter Angst und Schrecka,
Und bleibt ihm's Zipfel Leberwurst
Im Hals langmächti stecka,
Erholt sie aber dengast no,
Lauft fort voll Angst und Jammer,
Und steht in fünf Minuten schon
In meiner Mutter Kammer.
[4]
Itz wie er aba d'Hebamm sieht,
So muß er selba lacha:
Wie'n denn mein kloani Adelheid
An solchen Schreck könnt' macha.
»No, sagt er, no wenn's sonst nix is,
No bin i schon no z'frieden,
Das is an ordinari G'schäft
Af dera Welt hienieden.«
Es dauert no a viertl Stund,
Itz hört a eppas singa,
Drauf ruft ihm d'Hebamm Nandl nein
Und thut ihm's Bübel bringa.
Er nimmt's in Arm und hat a Freud,
»Geh her du Schelm, du kloana!
Ja ja, g'streng Herr!« schreit Hebamm itz:
»I glaub, es kümmt no oana.«
Das Ding war gut, mein Brüderl war
A viertel Stündl rassen,
Itz fang halt i drinn's Trampeln an,
Und mach halt meine Spassen;
Mei Mutter druckt und schwitzt und kreist,
Das war enk zum Verecken,
Umsonst, mein Köpferl dös war z'groß,
Halb mitten blieb's halt stecken.
[5]
Wie alles Kreißen no nix nutzt,
Itz packt mi d'Hebamm Nandl
Beim Ohrna – ziegt ganz sakrisch on –
Da lieg i schon im Wandl.
Mein Vater wischt si d'Augn vor Freud!
Drauf schaugt er nauf in Himmel –
Und endli ro auf mi, und ruft:
A Kerl, wie a Lümmel!! –
Des Nachmittags war große Tauf,
Man stritt sich um die Namen,
Bis endlich durch die Stimmenzahl
Die zwei zum Vorschein kamen:
Der eine soll Maximilian,
Der andere Karl heißen.
Mein Vater hätt' gern andere g'habt,
Doch mußt er's schon verbeissen.
Wir lagen still all Beide da,
In's Taufzeug eingebunden:
Die Köpfchen schön in Rosaband
Und Atlaszeug umwunden,
Der Taufzeug war von feinster Art
Mit Spitzen und Brabanten,
Und dennoch schiß ich's erstmal gleich
Den Taufzeug ganz zu Schanden.
[6]
Kaum drei Minuten aus dem Bauch
Der Mutter vorgekrochen,
Hat man die Sau schon ziemlich stark
Im ganzen Haus 'rumg 'rochen.
Mein Vater nimmt a starki Priß,
Drauf stoßt er an sein G'fährden:
»Herr G'vattersmo, wos sog'ns dazu,
Aus dem könnt' eppes werden.«
Ja, sagt der, ja! mir g'fällt er wohl,
Er is schon viel fideler
Als wie der ander, und sein Force
Entwickelt sich viel schneller,
Dös wird a mal an Advokat,
Der laßt sie net vokaffa,
Do wett i, der scheißt alle drei
Instanzen übern Hauffa.
So wuchsen wir heran all zwei,
Doch eins hab ich vergessen,
Die sonderbare Art wie wir
Den Mußbrei oft gefressen.
In einem Korbe lagen wir,
Und wenn die Magd dem einen
Ein Löffel voll in d'Waffel schob,
So fing ich an zu weinen;
[7]
Dann schrie ich euch aus vollem Hals,
Und stampfte mit den Füssen.
Daher mußt ich mit einem Bruch
Die Unart nachher büssen.
Ein altes Weib vertrieb ihn mir.
Gedankt sei ihr vom Herzen!
A Brüchl is koan Kleinigkeit,
Und wahrli net zo'n scherzen.
Mein Vater hat sie immer tröst,
Bei Zwillingsbrüder komma
Gor selten alle zwei davon –
Und hot's so g'nau net g'nomma.
Doch dießmal hot der gute Monn
Gar g'waltig sich geschnitten,
Bis auf das Stündla lebma non;
San g'sund und stark um d'Mitten.
Ich schweig von deni Büff' und Schläg',
Die i von meinem Alten
Fast von der ersten Kindheit on,
Geg'n Quittung hob erhalten.
Oft faßt er mi beim Hosenbund
Und hängt mi an oan Hacken,
Und haut mi wie an Pudelhund
Von Füssen bis zum Nacken.
[8]
Und endli als ihm gar a mal
Bin über d'Kassa komma,
Und habn a so aus Narretei
A Zwanzgerl außi g'nomma,
Da faßt er mi beim Schippel Haar
Und rennt mi nei ins Zimma
Und seit der Zeit her hob i halt
Mein voders Zahndl nimma.
Inzwischen lernt' ich musizirn
Beim alten Thurner drinna,
A bißl was lateinisch von
Ein alten Capuzina:
Auf einmal schnürt ich auf Befehl
Des Vaters meinen Bündel
Nach Blankstetten in's Kloster hin,
Von Beilngries weg a Stündl.
Hab i bei meinem Vater z'Haus
Schon tüchti Schläg bekomma,
So wurd' i da no zehnmal mehr
Ad coram nobis g'nomma.
Mein Wochenordnnng die war so,
Draus könnt s'es schon ermessen:
»Heut Tatzen, Morg'n an Spaniol,
Und Uebermorg'n nix z'Fressen,«
[9]
Denn bald bin i ins Herrn Prälat'n
Sein Gart'n eini g'stiegen,
Und hob'n die schönsten Aepfel g'stohln,
N'Gärtner hat ma's ziegen;
Bald hab i in der Küchel vorn
Zu gräßlichsten Spektakel
Den Menschern solchi Sachen g'macht,
Daß g'schrien hobn als wie d'Fackel.
A mol do scherzt mein Kamerad
Mit mir, und lauft auf Gass'n,
I nimm an Prügel Holz in d'Hand,
Und denk, i will'n derpassen.
Statt ihm kommt der Professor just,
I moan es ist der ander
Und wirf ihm's Scheitel Holz am Bauch,
Hob gmoant es is vonander. –
A Metzgerstochter is in Dorf,
A herrlis Madl gwesen,
Die hat si vom Professor halt
Oft laßn überlesen.
Und daß ma allzeit naus hobn gmüßt,
Dös hot uns halt verdrossen,
Und dös hob i mi extra gmerkt,
Daß d'Thür habn allzeit g'schlossen.
[10]
Wart, denk i mir, mußt dengast segn,
Was ös zwoa habts zo'n beichten.
Wenn i im Zimmer mi versteck,
So sieg i's ja mit leichten.
Wart Kerl, du wirst garsti di
N hintern Ohr na kratzen,
Komm du mir mehr mit Spaniol
Mit Fasten oder Tatzen.
Wie's wieder kummt, so sieg is glei
Und schleich mi nei in's Zimmer
Und leg mi unter's Kanapee
Und rühr und muck mi nimma:
Mein Deanerl kommt zerst hinein,
's Professerl schleicht nacha.
Schreit außi zu mein Kameradn:
Könnts Rekration itz macha.
Sie setzen sich aufs Kanapee,
Er sagt ihr dieß und jenes
Von süßer Liebe Seligkeit
Und noch viel anders Schönes. –
Was nachher g'schah, dös mag si wohl
Per se a Jeder denka –
I will euch euer zartes Ohr
Mit so was gar net kränka.
[11]
Dort aber hob i gar so viel
No freili net verstanden,
Von Rosenketten, Seligkeit
Und derlei süßen Bändelt.
Mir war no alleweil angst und bang,
Mei Kanapee möcht brechen:
Denn knarzt und kracht hot ja das Ding,
Is gar net zum aussprechen.
Und wie man denn in Angst und Noth,
Von oam oft kummt zum andern; –
So muß itz just a gewiß: Luft
Im Bauch drin uma wandern:
I hob mi wohl hübsch zamazwickt,
Nach' schleicht er langsam umma
Und dengast, tausend saframich –
Der Kerl fangt on z'brumma.
I hätt koan Tropfen Blut net gebn,
Wenn's mi mit Nadeln g'stocha,
's Professerl hots gar wohl g'hört
Und no viel besser g'rocha.
Im Hui is er vom Kanapee
Als wie der Blitz herunten,
Und's Deanerl zu der Thür hinaus
Als wie a Geist verschwunden.
[12]
Itz sucht a's ganze Zimmer aus,
Is doch a weng daschrocka,
Schaut endli unters Kanapee
Und sieht mi drunten hoka:
»Wart Galgenschliffel, was machst du
Do unterm Soffa drunten?«
»Wir hoben nur grod Versteckerles gspielt,
Die hobn mi no net gfunden.«
Kurios is, daß er's dösmal just
So gor gnau net hat gnumma,
I bin mit etli Ohrfeign no
Fürs Ganzi durchi kumma:
»Du Lausjung, laß du nonmal di
Auf solcher That betreten,
Was hast du denn an Sch*** drein z'thun,
Wenn d'Leut drinn mit mir beten?«
Ja beten denk i, 's war mir schon
Mein Seel das rechti Beten,
Was hätt's denn no dös Knarzen do
Vom Kanapee vonnöthen?
Der moant gwiß, i hob Stroh im Hirn
Weil i a bißl jünga,
I kenn mi jetzt schon aus beim Strumpf,
Mir legts ös koani Schlinga.
[13]
Seit dera Zeit hob i von ihm
Koan Stroachl mehr bekomma,
Er aber hat si in sein Kopf
An anders Plant gnomma.
Er schreibt ganz in der Still an Brief
Nach B*** an mein' Alten,
Er soll mi abholn, denn er könn
Den Flegl nimma b'halten.
Grad um die Zeit mein Vater mußt
Sein alten Platz verlassen,
Und kraft Neskripts vom Fürstenherrn
In Eichstädt Posto fassen.
Da hätt' er uns zwei Brüder denn
Auf jeden Fall mit g'nomma,
Und so bin i mit Schand und Spott
Vom Kloster wecka komma. –
Dort waren alle Schulen, und
Wir mußten brav studiren;
Ich will nur diese Seite hier
In Kürze mehr berühren.
Ich hatte Kopf, studirte gut,
War immer bei den Ersten,
Doch wollte der Professor oft
Vor Zorn und Aerger bersten.
[14]
Drum war ich d'Wochen dreimal g'wiß
Im finstern Löchl z'finden,
Der dicke Thomas konnte kaum
Gnug Ruthen für mi binden.
Und g'schah a rechter Gaunerstreich
Von einigen der Schüler:
»Wer war dabei? wer hat's gethan?
I net, der Karl M***!« –
So gings denn fort no vierthalb Jahr,
Ich zählt' jetzt vierzehn Jahre,
Es zeigten sich im Milchgesicht
Schon kleine Stümpchen Haare;
Da fing ich zu mein Unglück an,
Mich sterblich zu verlieben
In's Doktor W*** Töchterlein,
Wohnt' vis à vis gleich drüben.
Wohl bürstet' ich den braunen Frack,
Wohl wusch ich mich mit Seifen:
Doch wollte Mamsel Fanny mich
Noch immer nicht begreifen. –
Wohl parfümirte ich mein Haar
Und roch, nicht zum Beschreiben,
Daß man mit einem Stück von mir
Die Wanzen konnt' vertreiben.
[15]
Wohl geigte ich in Mondesschein
In rührendsten Accorden,
Daß unser's Hausherrn Hühnersteig
Is oft rebellisch worden.
Wohl schlich ich mich in Gärten ein,
Stahl Rosen und Lamperten
Und mußte selbst einmal drappirt
Brav durchgeprügelt werden.
Was thats, konnt ich das Sträußchen nur
Ihr in die Hände drücken.
Ach! durchgeprügelt ihr zu lieb, –
Ein wahres Wonn-Entzücken!
Doch Prügelsuppe, Serenad'
Und Blumen war'n vergebens;
Die Schönste merkt noch immer nicht
Die Wünsche meines Lebens. –
Im Gegentheil, die Grausamkeit
Schien eher sich zu mehren,
Doch ließ ich in der Zärtlichkeit
Mich immer noch nicht stören.
Um diese Zeit geschah es nun,
Daß einst der Rektor Reiter
Im Wirthshaus zu mein' Alten kommt,
Und sagt ihm ohne weiter:
[16]
Herr Landgerichtsschreiber, laßens'n
A Metier erlerna,
Aus dem wird so sein Lebtag nix,
I möcht mi net dazürna.
Mein Vater kommt am Abend nach Haus,
Schneid't G'sichter wie der Teufel.
Wos wird, denk i, der wieder hobn,
Mit dir halt, ohne Zweifel.
Und richti war's; der ruft mi 'nein
Und sagt mit kurzen Worten:
»Du bist a Lump und bleibst a Lump
In Eichstädt als wie dorten.
Mit deiner Studi hat's an End,
Du mußt in d'Apotheken.
Und wennst a Wort dawider redst,
So komm i mit'n Stecken.
A Drecksau bist von Jugend auf,
A schmirbis dreckis Luder;
Drum ist das G'schäft für di so brav
Und fort studirt dein Bruder.«
Der faßt si kurz, hob i mi denkt;
Das sel' dös muß ma'n lassen,
Es konn sie quoad Conduit
Kaum Jemand kürzer fassen.
[17]
Der hat mi sauber ausstudirt,
Kennt alle meine Schwächen,
Is schad', daß er koan Maler ist,
Der treffet oan zum Sprechen.
Meintwegen, Herr Vater, ist mir recht;
Dös wär i ja mit Freuden.
I woaß so, daß der Rektor mi
Am wenigsten konn leiden.
's Studirn, dös freut mi so net recht,
I werd an Apotheker;
No konn der alte Schindersknecht
In Buckl mir brav lecka,
Und Anno achzehnhundertzehn,
Es war am Fastnachtssunnta,
Da führt mi mei Herr Vater schon
In d'Apotheken nunta.
Weil's Sonntag war, so dürft i nur
Im Nebenstübl sitzen;
Am Montag aber mußt i schon
Am großen Mörser schwitzen.
Es wurd'n mir sechs Pfund Zucker geb'n,
Den soll ich recht fein stössen:
A Pfündl hob i pulvrisirt,
Den andern hob i g'fressn.
[18]
Der Prinzipal, der kennt dös Ding,
Und wiegt den Zucker nacha:
»Wos is denn mit dem Zucker gscheg'n?
So därf er mir's net macha.«
Sein Frau die moant: »Mei, laß'n geh'n,
Und thue di nöt dazörna;
Er konn halt 's Stoffen no net recht
Und muß's erst besser lerna.«
Er laßt si's erstmal a no g'falln
Und denkt, er wird's schon lassen:
Der Kerl is no alles z'dumm,
Und konn sie net recht fassen.
Drauf gibt a ma fünf Pfund Mandlkern,
Do soll i's Oel rauspressen.
Itz hob i's wieder grod so g'macht
Und d'Mandeln halbet g'fressen.
Hob i an Lederzucker g'macht,
An Himbeersaft, an süßen,
So hob i oftmals so viel g'nascht,
Daß i mi speib'n hob müssen.
Und wie i übern Schubalodn,
Wo d'Feign drin san, bin kumma,
So hob i dengast alle Tog
A Pfund schier aussi gnomma.
[19]
Von Pflastern, di i hob verbrennt,
Do will i gor nix melden,
Fast alle Tag zehn Gläser z'schlagn,
Dös war mir gar net selten.
'n Bärndreck hob i pfundweis glei
Den Kameradna geben;
Vom Branntwein, den i g'soffen hob,
Kunnt mancher Brenner leben.
A mal sagt mir mein Herr, i soll
An Kümm-Rosoli brenna.
I hob den selbing Tog grad g'habt
A Gang'l so zum Renna.
Itz schier i halt a Feuer 'nein,
A Feuer zum Erschrecka
Und mach denn do mein Gang'l g'schwind
Und bleib a Stündl wegga.
Auf oanmal thuet dös Ding an Knall,
Der Branntwein fangt an z'brenna,
Lauft brenneter zum Guß hinaus.
Nix hat ma retten könna.
San Gläser und d'Fenster all',
Vom Branntwein gor nix z'melden,
Und 's Haus war a no wegbrennt bal',
Itz is dös net zon schelten?
[20]
Itz komm i hoam, hob gor nix g'ahnt,
Da steht in schönster Glori
Der Herr Provisor, Prinzipal
Und d'Frau im Laboratori.
Er aber hat mi kaum derblickt,
So packt mi er beim Flügel
Und wirft mi zu der Thür hinaus
Und schiebt mir vor 'n Riegel.
Mein Vater hat die größte Freud',
Mi wieder zu erblicken;
Doch pflegt er diesen G'müths-Affekt
Ganz eigens auszudrücken.
Z'erst ziegt er oan a wen'g beim Ohr
A drei Fuß von der Erden;
Dann greift er nach sein Spanisch-Rohr
Mit freudigen Geberden.
Es is a Ceremoniel,
A b'sonders von mein' Alten;
I hab mein Lebtag auf so was
Verteufelt weni g'halten. –
Dös Ding, dös is am Samsta g'schegn,
Der ander Tag war Sunnta,
Mein Vater packt mi sanft beim Arm
Und führt mi wieder nunta:
[21]
»Herr Vetter! thuns nur deßmal non
Den Unglücksfall vergessen,
Sie därfen ja kein Schad'n net leidn,
I zohl die G'schicht indessen.«
»Herr Vetter! schaugns, a Schlankl is,
Voll Ränk' und voll Finessen
Und Naschen, wenigst hat a ma
A Zentn Feign g'fressen.
Meinetwegn, i will'n für dießmal non
Grod Ihretweg'n non nehma,
Sie müssen aber künftig si
Zu all'n Ersatz bequema.«
So war denn endlich nach und nach
Die Lehrzeit überstanden,
Wo sich so viele Unglückstag
Und trübe Stunden fanden.
Im Jahre achtzehnhundert eilf,
Am Palmtag früh um Achte
War es, wo mir mein Principal
Den Lehrbrief überbrachte.
Er wünscht mir Glück zu diesem Tag
Und bittet mich zum Essen,
Und sagt, ich soll das Ungemach
Der Lehrzeit jetzt vergessen.
[22]
Bald hatte sich in Straubing drunt'
Ein Platz für mi gefunden,
I reiste hin und blieb zwei Jahr
Und vierthalb Monat unten.
Jetzt macht' die Sache ich zu braun:
In seinem eigenen Garten
Pflegt ich in kühler Laube oft
Der Liebe abzuwarten.
Und als er mich von ohngefähr
Im Garten überraschte,
Da ich aus Käthchens Honigkelch
So eben Nektar naschte,
Da ärgert sich der alte Herr
Ob dieser frechen Scene,
Daß er mir gleich den Abschied gab
Zum Schrecken für die Schöne. –
Itz hast'n Dr*ck, hab i mir denkt,
Itz steht da d'Hausthür offen,
Itz hast dein Geld an's Mensch hing'henkt
Und därfst kein' Kreuzer hoffen.
Georgi – glei is vor der Thür,
Nach hoaßt's: Wünsch wohl zu leben! –
So kann oam so a Liebs-Affair
An Nest auf wie lang geben.
[23]
Itz kimmt erst 'sMadel a daher
Und fangt an z'woanen und z'rotzen.
»Sei stat und kehr mer 'n Mog'n net um,
Sonst muß i gar non kotzen;
Denn was verlierst denn du dabei?
Dir is so viel net gnomma!
Schlecht g'nua, wennst dir koan solchen mehr
Wie i bin, traust z'bekomma.« –
So z'nach und nach denk i bei mir:
Es wird sie schon was finden;
I wär mi wohl aus dem Morast
No glückli außi winden,
Muß doch itz mein' fünf Sinn zusamm
Auf meine Zukunft lenken;
Bisher hab i kein Zeit net g'habt,
Auf eppas nachzudenken.
Der teufels Apotheker-Stand
Der fängt mi schon an z'hassen,
Muß oana Tag und Nacht grod so
Für's Ladl oni passen, –
A jeder lumpeter Bauernknecht,
Den d'Läus a bißl beißen,
Um Ostern, wenn d'Lad'n alle zu,
Do nimmt er ein zo'n Sch**ßen.
[24]
z' Nachts a koan Ruh', kaum bist im Bett,
Willst d'Füß a bißl strecken,
Itz läutens drunt schon wieder an,
Sollst glei in d'Apotheken.
Was gibt's? – »D'Frau Sekretärin Dämpf
Die brennt's wie glühend's Eisen,
Hat furchtbar wieder Mutter-Krämpf,
Seitdem ihr Herr auf Reisen.«
Sitz'st d'rin beim Fressen, hast was Gut's,
Und moanst, itz laß dir's schmecken.
Nix, läuten thut's: »Herr So und So,
Gehn's naus in d'Apotheken.«
Kimmt wieder so a Bauernsau
Und zoagt da seine Pratzen,
Hat Krätzen, daß all's pickt und papt,
Und fangt si an zu kratzen.
Pfui Teufel! wär's denn mögli da,
Daß in dein Mögen was bleibet:
Und man net Salva venia
Der Sau in's G'sicht nein speibet?
Der Prinzipal bleibt broat und dick
Bei seiner Schüssel hocken,
Und frißt, daß er net schnaufa kon –
Daweil die besten Brocken.
[25]
Und sagt er a, was selten g'schicht;
Herr So und So, bleib'ns sitzen:
Nach' mußt du net so dumm glei sein
Und mußt den Wink benützen.
Denn die Sünd' konn a Prinzipal
Langmächti net vergessen;
Da hörst glei: Wenn i d'Leut gut zahl,
Will i a Ruh zum Fressen,
Und is a Zahlung auf a Jahr,
O liebster Gott auf Erden!
Am Sonntag, wenn'st dein Ausgang hast'
Konnst leicht mit fertig werden.
Und Kost, do mog i gar nix sogn;
I wollt, i könnt's vergessen!
A Pudl find't beim Ausguß hint
Oft weit a bessers Fressen,
San' Söhn' zu Haus, no geth's dir gut,
Nach is schon non viel schlimmer;
Denn meistens sein's wie d' Eltern grad
So dumm, wo net viel dümmer.
Daß allweil a gwisi Gattung Thier'
Bei unserm Handwerk stehen,
Die im Gebirg beim Wurzelgraben
Recht sichern Trittes gehen.
[26]
So müssen die Herr'n Söhne auch
Der Pharmacie sich weihen,
A Geschäft, das goldene Disteln trägt,
Schafft Wachsthum und Gedeihen.
Was hat man denn bei diesem G'schäft
So viel Verstand vonnöthen,
Es gilt ja blos nur Menschen-Leb'n
Und handelt sich um's Tödten!! –
Kurz, g'nug hab i an so 'n G'schäft,
Gott wirk mi unterstützen;
I fühle Kraft und Muth, dem Staat
Auf and're Weis' zu nützen.
A Brief fliegt heim zum Herrn Papa,
Worin ich ihm notire:
Daß ad Philosophiam ich
Gar große Lust verspüre.
Er möchte fortan väterlich
Mit Geld mich unterstützen,
Daß ich zu Landshut ungenirt
Könnt alle Quell'n benützen.
Bald kommt die Antwort auch hierauf
Gar nit einmal frankiret!
Wo in gedrängter Kürze er
Mir ung'fähr publiciret:
[27]
»Wart Lump! i will dir d'Weisheit
Bald aus dein Schädel treiben!
I lern dir bei dem Metier,
Das d' einmal gewählt hast, bleiben;
Von mir siehst Du kein Kreuzer Geld,
So lang die Donau fließet.
Dies merk dir, Barsch! – im Uebrigen
Bist schönst von uns gegrüßet.« –
I setzt' mi hin den Augenblick,
Den Wisch zu remittiren,
Doch wollt' i noch ad marginem
Ein Bischen was notiren:
»Aus Ihrem Brief vom 30sten
Und präsentirt am 10ten,
Ersah ich, daß Sie meinem Plan
Nicht Beifall schenken könnten.
Drum eile ich, so gut ich kann,
Daß ich Sie avisire,
Daß ich den festgefaßten Plan
Für mich realisire.
Ich hoff', Sie werden wohl Ihr Wort
Behufs des Geldes brechen;
Sonst müßt ich, ungern thu ich's zwar,
Ein anders Wörtl sprechen.« –
[28]
Das wirkte. Mit der nächsten Post
Kommt Geld auf allen Seiten,
Um Holz, Logie, dann Trunk und Kost
Et cet'ra zu bestreiten.
Er schreibt, er hät's so bös net g'meint,
So Sachen sei'n ihm g'hässig,
»Wir sind schon wieder gute Freund: –
Sei fleißig, brav und mäßig.«

C** M*** entsagt der Pharmacie


und
reist über Regensburg nach Landshut
auf die Universität.

Georgi kam, i reiste ab
Geziert mit dem Atteste;
Aufrichtig g'standen war's g'rad net –
So was man sagt, das Beste.
»Herr C** M*** hat bei mir
Ein Jahr im Dienst gestanden.
Der Kopf wär gut, die Aufführung
So schlecht wir sie je fanden.
[29]
Wir können daher nicht umhin,
Die werthen Herr'n Collegen
Zu warnen, daß sie sich vor ihm
In Obacht nehmen mögen.«
I hob's net g'wußt, daß's also laut't,
I hob den Wisch net gelesen;
Erst z'Regensburg bei mein Onk'l ist's
A Haupt-Komödi g'wesen. –
Dem hob i 's Zeugniß präsentirt,
Er möcht ma etwas schenken:
Fangt der glei on: »Hau, Haupt-Halunk!
An Galgn soll ma di henken.«
»Bitt sehr, nimm's für empfangen on,
I kann net lang verweilen;
Der Postwag'n geht um zehni schon,
I muß a bißerl eilen.«
Nun eilt ich der Kalesche zu
Und fand, o welch Entzücken!
Ein wunderlieblich's Mädchen drin
Mit freundlich sanften Blicken,
Der Onkel und der Prinzipal –
Attest und alle Torten
War'n wie im Hui mit einem mal –
Wie weggezaubert worden.
[30]
I rieb mir d'Händ – i huft a wen'g
I b'sinn mi hin und herum
Hau! woast denn gar nix z'disc'rirn
Und bist denn gor so saudumm?
I nimm mi endlich doch non z'samm:
»Nach Landshut auch, ja, Fräulein?« –
»Verzeihen Sie, nach München muß
Ich mit dem Postwagn eilen.«
»Nach München hin? Verwandte dort?
Vielleicht wohl noch was mehrer's,
So schön, – so jung, noch frei Ihr Herz?!
Ach, zu verwundern war es!!«
Schmecks Kropfeter! hat's Madl denkt –
Mußt alles innet werden
Und lenkt die Unterhaltung jetzt
Auf Opern und Conzerten.
»Ach Fräulein! Sängerinnen sind
Doch meistens feile Dirnen
Und gleichen, wenn ich's sagen darf,
Den abgefall'nen Birnen.
Früh sind sie reif und schön wie Wachs
Mit lockend schönem Blicke,
Doch in dem Herzen haust der Wurm:
Coquetterie, Intrique!«
[31]
Oh! rief her Schwager jetzt und spricht,
Daß hier zu füttern wäre;
Der Postmeister tritt hin zum Schlag
Mit wem hab' ich die Ehre?«
»Demoisell Canti, Sängerin
Am Isarthor-Theater.«
Da trieb's mir freilich ziemlich stark
Das Blut in jede Ader.
Bald hab' die Folgen i verspürt,
Besonders bei dem Essen:
So gleichgültig als i ihr war,
Is gar nit zum Ermessen,
Itz bin i wild wor'n sammt mein G'red
Und hob mir denkt: laß's laufen;
Wenn's Schnapperl keinen Spaß versteht,
Muß ma's net theuer kaufen.
I setz mi zu den alten Herrn,
Hat auch a Maul zum Schwätzen,
Nach' kann si d'Fräula Didlumdei
Beim Kutscher drauh' ergötzen.
»Sie reisen wohl ad Studia?«
»Ganz recht mein Herr, Ihr Diener!«
»Jurisprudenz? Cameralift?«
»Verzeihen, Mediciner!«
[32]
»Dem Menschen Heil zu bringen, das
Ist Trost für Weib und Kinder,
Landrichter, so wie Rentbeamt'
Sind lauter Bauernschinder!«
Still war der Mann auf einmal jetzt
Und finster seine Miene –
Ich fand die Ursach' nicht davon,
So sehr ich mich besinne.
Jetzt tritt der Thor-Verweser hin:
»Wer sind die Herr'n und Damen?«
»Demoisell Canti, Sängerin.«
»Landrichter Sp**n mit Namen.«
»Wie heißt der Herr im Ecke dort?
Wohin sind Sie beschieden?«
»Carolus M*** aus der Pfalz,
Jetzt laß' Er mich mit Frieden!«
Ausstieg man nun und kalt wie Eis
Begann man sich zu trennen:
Mißmuthig war ich durch und durch
Ob der gehabten Scenen.
Das Mädchen, das mir nichts gethan,
So derb zu insultiren! –
Den Landrichter, den braven Mann,
So gräßlich zu tuchiren!! –
[33]
Noch war ich zornig über mich,
Der Leb'nsart schwächsten Schüler,
Da hör ich: »Teufel und die Höll'
Is das nicht C** M***?«
Ein Schwarm Studenten nähert sich
Mit Mappen untern Armen
Und schleppten mich auf's Kaffeehaus
Ohn' Gnad' und ohn' Erbarmen:
Herr Bruder da – Herr Bruder dort –
Ich mitten im Gedränge,
Und Schmollis 1 jetzt in einem fort
Und Doktors 2 nach der Menge.
Bald war'n der Doktors mir zu viel,
Konnt's länger nimmer treiben:
Mußt' ein'ge auf des Schw**s Gang
In Hof hinunter speiben.
Kaum drin, kommt ein verschmitztes G'sicht,
Wie's Teniers uns malte:
[34]
»Schmollis fiduz!« Bursch Sommerbrand
Aus Neunburg hint' vorm Walde;
Und greift nach mein'm Tabakspaquet
Und stopft sich ungeheuer.
»Bleib stets mein Freund!« ruf' ich ihm zu:
Dein' Freuudschaft ist mir theuer
»Wer spielt a Parthie Billiard?«
Ruft jetzt der Bursch aus Kräften,
Sich nicht entblödend, g'rad auf mich
Den Fragesblick zu heften.
Ich hatte 2 Car'lin bei mir
In lauter Württemberger
Und über diese Geldessort'
Scholl lang geheimen Aerger.
In d' Sechser, denn umsonst ist nichts,
Da müßt i mich bedanken;
Ich spiel die sieb'nt, die acht' Parthie:
Die Württemberger wanken. –
Die nennt', die zehnt', die achtzehnte,
Kein Kriegsglück will sich rühren,
Schon sah die Württemberger man
Zu Dutzend desertiren.
Und eh' man Abends 6 Uhr war
Zur End-Parthie gekommen
[35]
So hatte dieses feige Volk
Complet die Flucht genommen.
D'rauf tritt er fragend hin zu mir
Am Tisch im Nebenstübel:
»Nun Bruder-Herz! wie g'fällt's dir hier?
Muß's sag'n, es is net übel!«
Und stopft die Pfeife wiederum
Mit weidlichem Ergötzen:
»Ich gib dir's Privilegium 3,
Daß d'siehst, daß wir dich schätzen.«
So ward ich endlich eingeführt
In's burschikose Leben;
Hatt' gute Freunde ohne Zahl,
Mir zärtlichst all' ergeben.
Nur mußt' des andern Tags per se,
Um mich zu restauriren,
[36]
Die Uhr, 2 Hos'n und 3 Schillees
In's Leihhaus hin spazieren.
Der Martinsthurm ist groß genug,
Um auf die Uhr zu sehen,
Im Sommer aber d'Hitz zu groß,
Um in Schillee zu gehen.
Geld aber brauch ich wiederum,
Hab' Vieles zu bestreiten!
Sei's auch, ein Privilegium
Noch einmal zu erbeuten.
Der Rauchtabak war gestern schon
In Anspruch ganz genommen
Und durfte ohne solchen wohl
Ein Fuchs zur Kneipe kommen?! –
Es war die abgesandte Uhr,
Worauf er kreditiret,
Aus gut polirtem Tomback nur
Recht sauber konstruiret.
Und was die Hosen anbelangt,
So steht erst noch zu wissen:
Zehn Katzen hätt'n kein' Maus drin g'fangt,
So elend war'n 's zerrissen.
Doch hat ich mit gewandter Hand
Ehvor sie noch geflicket,
[37]
Daß nicht Herr Vetter 4 alsobald
Den Uebelstand erblicket.
Bald kam der Bote auch zurück,
O Wunder über Wunder!
Bringt baare fünfzehn Gulden mit
Für diesen schlechten Plunder.
Ich konnte mich vor Freude kaum,
Vor Ueberraschung fassen:
»Herr Vetter! Sämmtliches sei
Auf ewig dir belassen;
Doch muß bei der Versteigerung
Ich nicht zu sein vergessen,
Wenn Fragliches zur Sprache kommt,
Dein lang' Gesicht zu messen.«
So eingeleitet ging es fort
So viel ich mich entsinne.
Ich nahm an tiefer Weisheit zu
In rebus medicinae:
Besonders quoad prognosin
Zum Tode oder Leben
[38]
Kannt' ich mich aus, will als Beweis
Nur ein Exempel geben:
Ein Hofrath, Herr gib ihm die Ruh!
In Sprach und Vortrag prächtig,
Der hustete schon lange Zeit
Und das war mir verdächtig.
D'rum hielt ich mit dem Honorar
Ein Bischen noch zurücke,
Bis, was vielleicht doch möglich war,
Der Kunst die Heilung glücke.
Der Hofrath starb, die Wissenschaft
Litt viel durch sein Erblassen,
Doch war zugleich das Honorar
Auf immer mir erlassen.
So trifft ein Unglück selten ein,
Es hat zugleich was Gutes,
D'rum konnt ich immer lustig sein
Und heitern, frohen Muthes.
Wo immer eine Punsch-Parthie,
Ein Nachtlichtel 5 beschlossen,
[39]
Tarokt, gefärbelt und gezwickt,
Da war ich unverdrossen.
Als doppelter Stipendiat
Konnt' man ja was spendiren,
Im Zwicken, Färbeln, Häufelspiel 6
Sein Glück manchmal probiren.
Ich brauchte ja nicht baares Geld
In meiner Tasch' zu führen,
Es mußte die Stipendienschein'
Ein Jeder respektiren. –
Bei'm Häufeln war's, wo mit Papier
Wir viel Geschäfte machten,
Und ward die Geis am Hofberg 7 ob'n
Als Börse zu betrachten.
»Auf dieses Häufl 'n Januar,
Auf's letzt' den Februari!«
Denn mein' Papier' war'n dort gesucht,
Sie standen stets al pari.
Da wurde nicht: Wie steht der Curs?
Ein' Weil' herumgestritten,
[40]
Der Eine zahlt' den Andern mit,
Der And're einen Dritten.
Und wenn die Rothschilds manchmal
Abscheulich 'runter sanken,
So war bei M***schen Papier'n
Vom Sinken kein Gedanken.
Zur Ferienzeit ward immerhin
Nach München 'nauf spazieret,
Wo jeder sich auf einige Zeit
Gar köstlich divertiret.
Manch' Abenteuer ward alldort
Erlebt – das kann nicht fehlen,
Statt Allem, will ich nur ein Paar
Geschichtchen Euch erzählen.
Von jeher hatt' den Fehler ich,
Was Viel' bezeugen könnten,
Nicht Zeit und Geld auf Putz und Pracht –
So nutzlos zu verwenden.
Am heiligen Pfingst-Sonntag war's
Ein Wetter, recht zum Nennen,
Und warm – man hätt', auf meine Ehr',
Im Hemmal laufen können.
I leg mein Nanquin-Hösel on,
Beim Teufel, wer kann's wissen,
[41]
Daß seit drei Jahr das Höserl schon
Is zwisch'n Beinen z'rissen.
Mein Frack dazu – das Tuch war fein –
A weiß piquet'ne Weste –
Schau noch dazu in Spiegel nein –
Und denk' ma: So is Beste.
Sag' zu mir selbst: »Bist dockerlnett« –
Und mehr so schöne Sachen;
A junger, saubrer, hübscher Mensch
Kann schnell sein Glück oft machen.
Geh' über'n Viktualien-Markt
Des Frühstücks mich zu freuen;
Auf einmal hör' ich hinter mir:
»B'st, habt si's g'hört, Herr!« schreien;
's Schnupftuch verliert's, gebt's Obacht drauf,
Sonst könnt's gar leicht d'rum kämma,
Und hebt's am Markt da Jemand auf,
Noch' kriegt si's sicher nimma.«
»Schön Dank! schön Dank!« Greif' hintri glei
Und kann ma's fast net denka,
Da find' i 's Hemmat fast an Ell'n
Zur Hosen außi heuka.
Ui Saprament, is dös a Kreuz,
Wie's wenige erstanden,
[42]
Mein herrlicher Erob'rungs-Plan
Is ganz und gar zu Schanden.
Mußt' wieder heim – und so viel Zeit
Mit dera G'schicht verlieren –
Und mit der Werktag-Hosen mich
An solchem Festtag zieren.
Am nämlich'n Tag, 's is oft schon so
's Unglück an gewissen Tagen,
Wo alles Pechiöse Du
Mußt mit Geduld ertragen.
Im Landschaftsgaßl steht, bekannt,
Auf königliche Kosten
Vor' ein Gebäud', die Landschaft g'nannt,
Das ganze Jahr a Posten;
Nun war denn mir gar wohl bekannt,
Daß 's Rauchen auf der Gassen
In München, wenn's di attrapir'n,
So ungestraft net lassen;
Demohngeachtet hob i z' Nachts
Des Ding net lassen könna,
Und laß durch's Landschaftsgaßl durch
Mein Ciggaro schön brenna.
»Auf 6 bis 10 Schritt merkt er's net,
Noch ziegst Du's aus der Goschen –«
[43]
Allein der Posten hat schon lang
Mein Ciggaro sehn gloschen.
»Was rauchen Sie? Wissen Sie nicht
Die Sache, die bekannte,
Daß 's Rauchen hier verboten is?
Sie sind mein Arrestante!!«
Dagegen wollt' ich excipir'n
Und wollte ihm beschreiben,
Wie daß ich keine Lust verspür',
Im Schilderhaus zu bleiben.
Allein, der packt mich sanft beim Arm –
Nach einer kurzen Pause
Und schiebt mich – ach, daß Gott erbarm'
In seine enge Klause.
Hier, dacht' ich, mußt mit Energie
Und resolut verfahren,
Sollt' nicht dein Liebchen gar umsonst
Auf ihren Treuen harren.
Schnell' schieb' den Posten ich zur Seit,
Und fang' nun an zu rennen
Geg'n Dienersgasse hingewandt,
Was i nur rennen können.
»Kotz Sakrament«, schreit der itz nach,
Wart Kerl!Soll i schießen?
[44]
›No net!‹ ruf' i, nur g'wart' a wen'g,
Wird net so schnell sein müssen.«
Erst, als i um's sel Eck herum,
Wo's Zett'l oni heften,
Da schrei i: »Itz«, grod wos i kon –
Ans allen Leibeskräften.
Hat Alles g'lacht aus vollem Hals,
Was grad den Weg passiret;
Der Posten hat an Zorn g'habt ja!
Daß er war bald krepiret. –
I komm zum Schätzerl – »Herzenskind,
Mußt noch a Bißerl warten;
Nur no ein' kleine halbe Stund'«
Sagt die – »dort hint' beim Garten.
Mein Herrschaft geht in d' Harmonie,
Dann sind wir ganz alleine.«
Husch war sie wie der Wind hinweg,
Die allerliebste Kleine.
Lang war mir d' Zeit, stockfinster war's,
Was sollt' ich Langweil geigen,
Will lieber – kann ich sitzen doch –
Hier in die Chaisen steigen.
Gedacht, gethan; ich bin vielleicht
Ein Stündchen drin gewesen,
[45]
Auf einmal steigt – kotz Million! –
Noch Jemand in die Chaisen
Und drängt sich in das linke Eck
Und will der Ruh' genießen.
Auf einmal hör' mein'n Nachbarn ich
So ganz vernehmlich niesen;
»Zum Wohlsein! rief mechanisch ich
Bald meiner Dummheit fluchend;
Schön Dank!« ruft er, »wer ist denn da?
Was hat man hier zu suchen?
Was schwere Noth, wer fragt mich hier?
Fang i jetzt an zu schelten;
Wir werden, glaub' i, ziemlich eins
In diesem Kasten gelten
Und können ruhig, denk' i, uns
Vertragen ohne Fluchen;
Bezeichnen Sie mir schnell den Stock,
In welchem sie was suchen.«
»Mein Mädchen wohnt im dritten Stock,
Elisabeth mit Namen!«
»Ah so! ist es um diese Zeit,
Dann bleib'n wir hübsch beisammen.
Die meine wohnt im zweiten Stock,
Sie kennen Philipinen!
[46]
Es freut mich, Ihr' Bekanntschaft hier
So artig zu gewinnen!«
Wir sprachen dies, wir sprachen das,
Und endlich kam die seine;
Nicht lange saß ich noch allein,
Da holte mich die meine.
Ihr seht, daß in der Hauptstadt sich
Manch' Schwank hat arraviret;
Noch mancher würde Euch zur Lust
Hier zu Papier citiret.
Allein, jetzt muß ich wiederum
Zur hohen Schule kommen.
Damit Ihr hört, welch' tragisch End'
Mein Studium genommen.
Sieb'n volle Jahre war ich schon
In Landshut situiret,
Da kam ein Brief; »Mein theurer Sohn!
Wann wird denn absolviret? –
Zu meiner Zeit in Ingolstadt
Ward man mit drei Jahr'n fertig;
Ich glaub', die selbig Ordnung herrscht
Auch itz noch gegenwärtig.«
Die and're Post schreib' i sogleich,
Um meinen alten Herrn
[47]
In Eile quoad absolvir'n
Ein Bischen aufzuklären:
»In Rückantwort auf Dero Brief
(I hab' den Dr*ck verloren)
Bitt ich Sie sehr, mit Ingolstadt
Da lassen's mi ungeschoren.
Ja! fertig, fertig bin i wohl,
Das kann ich garantiren,
Doch leider nur mit meinem Geld
Und nicht mit dem Studiren;
Und überhaupt bedenken Sie,
Das muß ich Sie noch bitten;
Daß seit der Zeit die Wissenschaft
Ein Bischen vorgeschritten.
Was Wissenschaft man dort genennt,
(Das darf i wohl gestehen)
Hab' ich im ersten Jahr schon könnt,
Hab' kein'n Professor g'sehen.« –
Die Antwort war: »Mein theurer Sohn!
Hier 's Geld zum Rigorosum;
Dein ganzes liebes Studium
Ist mir ein Odiosum.
Zum Letztenmal, das sag' ich Dir!
Mach' nicht die Sach' noch schlimmer;
[48]
Mach's Rigorosum – absolvir!
Sonst sehen wir uns nimmer.«
I ging nach München mit dem Geld;
Mein' Bildung da vollenden –
Könnt' ma die Summe besser wohl,
Zu edler'm Zweck verwenden?
Zweimal sandt' er zum Absolvir'n
Die Summe mir zu Handen,
Bis einige gute Freund' von mir
Viel räthlicher es fanden,
Das Geld in Gottes Namen halt
Noch einmal zu verwenden,
Und ohne Weiter's graden Weg's
An's Rektorat zu senden.
Da war's nun aus – war's dort einmal,
War's nimmer zu bekommen; –
D'rum hab' ich Anno fünfundzwanzig
Den Gradum auch genommen:
Dank sei mein'n Vater öffentlich
Sammt seinen guten Freunden,
Die, dreimal über's Eis geführt,
Es dennoch redlich meinten.
[49]
Mit dem Diplom 8 wollt's übrigens
So gar sehr nicht pressiren;
Der H**l-Bräu, der D***mary,
Die wollten's erst kopiren;
Der B***l*m*r, Schuster B*th
Die wollten's auch probiren;
Der A**r Kaufmann wollt' sich's gar
In Sammt einbinden lassen;
Der Möbelhändler Sch***fer
'Ließ's in ein'n Rahm einfassen.
Itz bis die guten Freund' von mir
Haben's alle abkopiret –
Natürlich ganz lateinisch is,
Da sind's net exerciret:
So ging's doch fast 12 Monat' her,
Bis ich durch meines Alten
Bewährten Einfluß konnt' einmal
Die Urkunde erhalten. –
So ging es mir so sehr fatal,
Doch glücklich ist's vorüber;
Der Mantel der Vergessenheit
Sei jetzt und allzeit d'rüber.
[50]
Ein Wunsch nur sei mir hier gewährt,
Daß ihn die Götter gönnten,
Er heißt: »Ach! dürft' ich einmal noch
Die schöne Bahn vollenden

Elegie

auf einen Schneidergesellen,

der in der Isar ertrank.

1819.

Ach, er ist dahin geschwunden,
Nimmermehr sein Athem weht;
Der so manchen Zwirn gewunden,
Manches Knopfloch ausgenäht.
Der in Oestreichs fernen Landen
Linz und Breslau hat bereist,
Und in Arbeit dort gestanden,
Wie das Wanderbuch beweist.
Der im Fechten, wenn er reiste,
Und die Noth ihn je bewog,
Dann mit schlauem Schneidergeiste
Oft die Polizei betrog.
[51]
Der mit seiner Nadelspitze
Ach! so manche Wunde schlug,
Wenn er oft mit Schneiderhitze
Kämpfte mit dem gröbsten Tuch.
Der im Tanzen so erfahren,
Daß sich freute Jedermann;
Dessen Sprünge einzig waren,
Wie sie nur ein Schneider kann.
An der Isar kühlem Strande,
Wo er oftmals Abends saß,
Und beglückt in seinem Stande
Seinen Streichkäs ruhig aß,
Dort lockt ihn des Tages Schwüle
In der Isar falsche Mitt',
Und er wagte sich in's kühle
Wasser mit so sicher'm Tritt'.
Ach er wagte sich noch ferner,
Schwamm bald dorten, schwamm bald da,
Daß man nichts als Kopf und Hörner
Des gewandten Schwimmers sah.
Und die Brüder auf dem Grase
Mäckerten ihm Bravo zu;
Doch die Bremse auf der Nase
Ließ dem Schneider keine Ruh'.
[52]
Aber er, gewohnt zu siegen,
Duldete den Frevel nicht,
Fuhr mit wahrem Mordvergnügen
Mit dem Finger zum Gesicht.
Doch nun packt ihn das Gewässer,
Dreht ihn wirbelnd in dem Kreis,
Seine Lippen werden blässer,
Seine Stirn' deckt kalter Schweiß.
Noch ein Bocksschrei aus der Tiefe,
Und der Gute war nicht mehr,
Und die Brüder – um das Ufer
Standen sie berathend her.
Und man stritt sich in der Runde,
Wer den Bruder retten soll,
Bis nach einer halben Stunde
Folgender Beschluß erscholl:
Einer soll zur Herberg, sammeln
Alle Schneider um sich her
Und dann auszuforschen suchen,
Wer ein guter Schwimmer wär'.
Dies geschah. Nach dritthalb Stunden
Kam das ganze Schneidercorps,
Und es trat aus ihrer Mitte
Sauft und keck der Retter vor.
[53]
Und der stürzt sich in die Wellen,
Emsig suchend seinen Freund!
Doch dem guten Nebeng'sellen
War die Rettung nicht vermeint;
Denn am Abend kam gegangen
Von Schönbrunn ein Fischersmann,
Der in seinem Netz gefangen
Den ertrunk'nen Schneidersmann.
Traurig hallt das Grabgeläute,
Langsam nähert sich der Zug,
Und der Böcke war'n ein Dutzend,
Das den Freund zu Grabe trug.
Und die Scheere und die Elle
Schmückten seine Todtenbahr';
Auch ein Bock die Klage führte,
Weil aus seiner Zunft er war.
Und die Geise und die Böcke
Mäckerten ihm Klagen nach,
Eingehüllt in schwarze Röcke,
Doch der wurde nimmer wach.
Schlumm're sanft, Du guter Bruder,
Frei von jeder Erdenqual!
Dort bekommst Du beß'res Futter,
Dort harrt Dein ein beß'rer Stall.
[54]
Dorten ist nicht so verachtet
Uns're tief bedrängte Zunft;
Dorten bist Du hochgeachtet
Bis zu uns'rer Ueberkunft.

Reise-Abentheuer in den Osterferien
1819.

A! grüß enk Gott, Brüderln all beinand!
Seid's alle recht lusti und munta?
Mi freut's, daß wir wieder so g'sund san beisam
Und is koaner buckelt und is koaner lahm.
I selb' bin schon hier seit 'n Sunta.
Wie is enk denn ganga, dazählt's ma doch was;
Wos habt's denn für Suiten wohl g'rissen,
An Votern brav g'ärgert und d'Mutter brav plagt,
Den ganzen Tag g'suffa, den Menschern nachg'jagt,
Und z'Nochts dann brav g'spieb'n und g'sch**n.
I woaß ja, wie's is, i bin selba so g'west,
Mir dörft's ös die Sacha net nenna;
Denn wo's volle Krüg' gibt und 's Tischl is deckt
Und wo a hübsch Menscherl 's Schürzel herreckt –
Do künnt's mi segn lafa und renna.
[55]
Doch wie's ma in meiner Vakanz ganga is,
O Leuteln! dös wünsch' i mir nimma;
I will's enk nur fröhli im Ganzen derzähl'n,
Heut' hob i a Ruh, thun mi d'Wind net so quäl'n,
I konn net allzeit dazu kömma.
Am 4ten hatt' i noch beim M** im Saal 9
A schriftlis Examen zu macha,
Dem hob i denn solcherlei Sachen auftischt,
Daß er hätt' vor Zorn bald 'n Hintern d'ron g'wischt,
Und mitleidsvoll anfangt zu lacha.
»Potz tausend, Herr M **! was is denn das Ding,
Wos hobn's für a ung'schickti Feder?
Da lassen's 'n Kaiser Caligula leb'n,
Und setzen 'n Fürst Taxis als Konsul daneb'n,
Itz sink i ja doch vom Katheder!
A ganz schlechti Noten hätt'n 's freili verdient,
Ihr Aufsatz is gor net zo'n g'nießen;
Doch will i mi desmal no weg d'rüba heb'n,
Und Ihna die vorletzte Not'n no geb'n,
Sonst möcht's Ihna epat verdrießen.«
[56]
Itzt lauf i voll Aerger, voll Gift und voll Wuth
So g'schwind als i konn auf mei Zimmer,
Und steck' meine letzten paar Kreuzer zu mir,
Sauf' g'schwind non beim Heigl a Paar halbi Bier:
Wart, Lumpennest! mi sigst du nimma.
I mocht' a so drassen bis Ergolding sein,
Itz fangt si mein Zorn an zu setzen,
Da fallt ma denn erst no mein Schatzerl ein:
Was wird sie sich denka, wo du magst wohl sein,
Wie wer'n si die Aeugerln netzen.
D'rum lauf i denn wieder auf Landshut hinein
Was wär' denn das für a Benchma?
Mußt net a so handeln, was hat's dir denn thon?
Viel Gut's hast schon g'nossen und g'nießt's vielleicht non,
No därf ma mit Undank net kömma.
I wink ihr rüba: Komm rüba a wen'g
I hob mit dir a biß'l wos z'sprecha.
I sog ihr denn, daß i von Landshut weg geh',
Und gib ihr die nöthigen Lehr'n no vonnöh,
Damit's ma die Treu' net möcht' brecha.
I sag' ihr: Schau, Herzerl, a Monat is kurz,
A Monat kannst doch a wen'g fasten;
[57]
Du mußta halt denka, es muß a so sein,
Und wenn i no wiederkimm, bring' i's schon ein,
No darfst ma koan Tag nimma rasten.
Sie woant natürli, dös bild's enk wohl ein,
A so was geht wahrli schon z'Herzen,
Sie wickelt a paar g'selchti Zungen itz ein
Und bind mir's nebst Brod in a Tücherl nein,
Dös lindert a wen'g meine Schmerzen.
Itz mach' i mi auf und nimm nomal b'hüt Gott
Bei all' meine Freund' und Verwandten;
Mußt' reisen alleinig, geht keiner mit mir;
Der Loritz der nimmt si's am Sonntag erst für,
So reist' i denn ohne Bekannten.
Fort muß i nun wandern, o ewige Zeit!
Wer mag meine Schmerzen ermessen;
So rief ich, sah oft nach Landshut um,
Schnitt wieder vom G'selchten a tüchtiges Trumm,
Bis Althaim war alles gefressen.
Nun ging i mi leichter, verweilte nicht mehr,
Den lüsternen Gaumen stets labend.
Kam auch schon um vier Uhr in Ergolsbach an,
Und weil's noch hübsch Tag war, beschloß i alsdann
Zu gehen bis 6 Uhr am Abend.
[58]
Doch itzt packt der Hunger mi wiederum an,
Das macht das entsetzliche Laufen;
Ich hörte der Mühle Gelärm in dem Thal',
Ging hin und beschloß hier zum kärglichen Mahl'
Die Milch sammt dem Brod mir zu kaufen.
Ich trat in die Mühle, kein klaffender Hund
Erschreckt' mi durch grasses Gebelle;
Wohl hört' i des Räderwerks träges Geklapp,
Wohl weidet am Ufer der glänzende Rapp,
Wohl klingelt die mahnende Schelle.
Doch als i kein menschliches Wesen erblickt,
So trat ich hinein in das Zimmer;
Der Tisch war gedeckt schön mit blaulichem Tuch,
Mi lockte der Zwetschgenbrüh' würziger G'ruch,
Der Röhrnudel bräunlicher Schimmer.
Der Hunger war groß, die Gelegenheit schön,
I konnte das Stückchen ja wagen;
I nahm ein halb' Dutzend und suchte das Thor,
Da sprang unter'm Ofen ein Sultan hervor
Und faßte mi höflich beim Kragen. 10
[59]
Er hatte bei meiner Erscheinung ganz still
Dort hinter dem Ofen geschlafen;
Doch als die verwegenen Hände sich nicht
Gescheuet, zu stehlen, erheischte die Pflicht,
Den diebischen Frevler zu strafen,
Possierlich war jetzo die Stellung von mir,
I darf sie Euch nicht expliciren;
Der Sultan faßt immer mi fester bei'm Band,
Die Nudeln, die hielt ich in diebischer Hand
Und durfte kein Haar breit mi rühren.
Denn fliehen wär' hier eine Thorheit gewest,
Mit Lebensg'fahr selbsten verbunden;
Denn wenn i nur Miene zum Fliehen gemacht,
Da fletscht' er die Zähne, da brummt er mit Macht,
Er hätte mich wahrlich geschunden.
In dieser erschrecklichen Lage denn nun
Hofft' dennoch i immer das Beste,
Jetzt hörte i Menschen zur größeren Pein,
Die Thür' that sich auf und es traten herein
Die hieher gehörigen Gäste.
Es kamen der Müller sammt Tochter und Frau
Und Knechte und Mägde zu dreien,
[60]
Und als sie mi sahen in Jammer und Schreck
So dasteh'n, wie weiland das Kindl vor'm Dreck,
Begannen's zu lachen und schreien.
I bat um Verzeihung, erbot mi alsdann,
Die Nudeln recht gern zu bezahlen;
»Ei was«, sprach der Müller, »da setz' Er sich her,
Und freß Er's zusammen, da sind ja noch mehr,
Der Spaß hat mir weidlich gefallen.«
Nun setz i mi zwischen die Leutchen hinein,
Beim Teufel war Jammer und Schrecken;
I ließ mir's nit schaffen und tauchte hübsch fein
Das Corpus delicti in d'Zwetschgenbrüh nein,
Und ließ mir's ganz vortrefflich schmecken.
Recht wacker gesättigt entfernt' i mi nun
Und dankte der freundlichen Pflege;
Schon senkten sich bräunere Schatten in's Thal,
Heimkehrten die Heerden, mit flötendem Schall'
Schlug drüben der Fink im Gehege.
Und feierlich still ward's und prächtig zugleich
Das Schauspiel der scheidenden Sonne;
Dort zirpt noch die Grille im thauigen Gras,
Hier schleicht in die Felder der schüchterne Haas,
Die ganze Natur athmet Wonne.
[61]
Und immer wird's stiller, der Dämmerung Grau
Umlagert die grünenden Auen;
Schon mahnt dorr in Köfring mit klagendem Ton
Die Glocke den Landmann zum göttlichen Thron
Schon ließen die Sternlein sich schauen.
Da ward's mir so heiter, da ward's mir so wohl,
Da regt sich's hier unter dem Fuder;
»Schau Lümmel!« sprach i und schlug mi vor'n Kopf,
Wie Alles so schön ist, grad du bist a Tropf,
Grad du bist a so faul's Luder.
Hier schickt sich zur Ruhe die ganze Natur,
Erschöpft durch des Tages Strapazen;
Wenn längst schon der Landmann im kühlenden Thau
Oie Sense führt, schnarchst du besoffene Sau
Noch schändlich auf deiner Matratzen.
Und wennst hernach endlich um elf Uhr z'Mittag
Dich g'nug hast gedehnt und gemessen,
So rennst af a Stündl in Hörsaal hinein,
Und wenn's a wen'g sein kann, schläfst wiederum ein
Und gehst nach um zwölfi zum Fressen.
»Non, nou, laß ma's gut sein, es wird si schon geb'n,
I bring mi schon dengast non z'wegen.«
[62]
Jetzt stellt der Durst sich und Müdigkeit ein,
D'rum sollte mein Nachtquartier Pfaffenburg sein,
A Viertelstund seitwärts gelegen.
I trat in ein Bräuhaus des Fleckens hinein:
»Nur Bier her«, war gleich meine Rede;
Es bringt mir's die Kelln'rin, ein niedliches Ding,
Doch als i zu liebeln und kosen anfing,
Da spielte sie ziemlich die Spröde.
Dort hinten beim Ofen auf hölzerner Bank
Saß prahlend der Korporal Brandl.
Das messingene Kreuzl auf männlicher Brust
Die Uniform passend zur weiblichen Lust;
Der hatte das Madl beim Bandel.
Sie wisperten lange, sie wisperten viel,
Doch konnt' i kein Wörtchen verstehen;
Müd' war i, d'rum ging i baldmöglichst zu Bett,
Mir zeigte die Tochter des Hauses die Stätt':
Doch, Freunde! wie mußt's mir ergehen! –
Hier schwitzte ich unter der drückenden Last
Der anderthalb Zentner schwer'n Betten;
I konnte nicht schlafen, mir wurde sehr heiß,
Es trifte vom Körper der salzige Schweiß.
I dachte, i läge in Ketten.
[63]
Dazu kam zu immer noch größerer Pein
Ein Heer jener schwarzbraunen Gäste,
Die fanden Behagen am M**schen Blut,
Und thaten sich jetzo ganz trefflich und gut
Und mästeten sich auf das Beste.
So lieg' i bis zwölf Uhr im ängstlichen Schweiß,
Da öffnet sich leise die Thüre;
Herein schwebt ein Wesen, so luftig und weiß,
Und haltet sich stille und nähert sich leis,
I zitterte auf alle Viere.
Und endlich erschallt es aus weiblichem Mund':
Herr Brandl! Ei, thun's denn schon schlafen?
I konnte nicht eher, Sie wissen's ja wohl,
Mein' Frau war ja wie der Blitz sternhagelvoll
Und gab mir bis jetzo zu schaffen.
Haha, dacht' i, Jungferl, du kommst mir recht.
Ist das deine Sprödigkeit alle?
Du kommst mir wie g'rufen, i thu dir dein' Will'n,
Itz will i den Korporal Brandl gut spiel'n,
Sollst wär' i wohl a Lalli.
I sog ihr denn also, sie soll sie nur glei
Hereinlegen und ruhi verhalten;
[64]
Es schläft a Student dort im Neb'nzimmer drin,
Die Herren führ'n oft allerloa Narrisch im Sinn,
No war mir grod um die Alten.
Dös thut's denn und red't a koan Wörtel mehr,
Mein' Süßigkeit laßt si begreifen;
Wir bleiben da bei 'nander bis Morgens um drei,
I schwör' ihr stets Liebe und ewige Treu –
Doch itz fangt der Hausherr on z'pfeifen.
Herr Brandl! leb'ns wohl, denn itz muß i schon geh'n
I muaß meine Krügln zamschwanka;
Wo hob'ns denn ihr Westl? Do hobn's zum Beweis
Der Treue an etliche Kreuzer auf d' Reis',
Für's ander thu i mi bedanka.
Drauf schleicht sie si wieder zum Zimmer hinaus
Und i greif denn glei nach der Westi
Und find' dann zu meinem erheiternden Sinn
A nagelneu's boarisches Thalerl drin.
Das Madl is dengast a Besti.
Itz steh' i denn auf g'schwind und leg mi schnell on
Und lauf g'schwind ins Gastzimmer nunta,
Und stell' mi, als hätt' is mein Lebtag net g'segn,
Vielweniger, daß i heut Nacht bei ihr g'leg'n,
Und mach' mi recht kräfti und munta.
[65]
I zohl denn mei Zech und geh fort meine Weg',
Und freu mi do über die G'schichten,
Kam spät auf'n Abend nach Regensburg 'nein,
Logirte bei einem Herrn Vetter mi ein
Und hat' noch a wen'g was z' errichten.
Schon Abends bei'm Essen verspürte ich oft
Viel Schmerz bei gewißen Geschäften,
I dachte, es komme von zweierlei Bier,
Das öfter schon solche Beschwerden hat mir
Verursacht, und hielt mi nach Kräften.
Doch Nachts erst im Bette da ging es mir bös,
I hatte die rasendsten Schmerzen;
Nun fiel mir die gestrige Schäfernacht ein,
Daß dieses wohl könnte die Ursache sein;
Jetzt ging's mir denn wahrlich zu Herzen.
Da hast du die Folgen des Leichtsinns jetzt,
Begann i zu moralisiren,
Und während ich schimpfe und schelte auf mich,
Macht erst noch die schönste Entdeckung ich:
Ein lustiges Volk ließ sich spüren. 11
[66]
Da sah es denn mißlich und traurig aus,
In Regensburg war nichts mehr z'machen;
Ich hatte mich dort einem Arzte vertraut,
Der gab mir vom Eybisch die Wurzeln und 's Kraut
Zu Bädern – nebst noch ein Paar Sachen.
So schickt' i denn endlich zur Reise mich an,
Kam glücklich vor Donauwörths Mauern;
Mein Alter, der hat denn a höllische Freud',
Hat aber grod Arbeit und itz net recht Zeit,
Er disputirt mit a zwölf Bauern.
Die ersten drei Tag' war i ang'nehm und recht,
Koan Mensch wirft si auf zu mein' Richter;
Am vierten da sag' i, i brauchet an Hut,
Mein Hosen is z'rissen, mein Rock nimma gut,
Itz schneiden's schon bedenkliche G'sichter.
Und wie i erst recht mit'n Schulden 'rausruck,
Daß überdies Geld no entnumma;
Und mach' non das demüthi Geständniß auf d'letzt:
»Herr Vater, mei Bett hob i a non versetzt!«
Itzt fangt a schon mächti on z'brumma.
Am letzten Tog sog i, i brauchet a Geld,
Sonst muß i ja glei wieder pumpen;
[67]
»Was! sagt a, is net gnua, i zohl deine Schuld'n
Und mitkrieg'n werft a non etli Guld'n,
Was glabt's denn, ös sakrische Lumpen?!«
»Ö glabt's g'wiß, i konn für enk alleweil zohln
Wo müßt' i's denn alleweil nehma;
Dein Bruder sekirt mi um Geld jede Post,
Dein saubere Krankheit hot a net wen'g kost'
So darfst du mir nimma mehr kämma.«
Kurz, Brüderln, es ist die höchste Zeit g'west,
Daß i von ihm Abschied hob g'numma;
I kenn enk mein Alten von Längers her schon,
Wir hätt'n beisamma koan gut nimma thon,
Auf d' Letzt hätt i Schlag no bekomma.
D'rum bin i am Wasser auf Ingolstadt g'fahr'n,
Von dort ans auf Landshut no ganga,
Allwo wir, mei Mops, der Herr Paris und ich,
Als eben der Mond hinter'm Berg' herauf schlich,
Am zweiten November anlanga. –
Itz bitt i enk schlüßli und thut's ma den G'falln,
Und sagt's nur mein' Schatzerl nix'n
Von Pfaffenberg und von der saubern Affaire:
Sie gab ma ja sonst'n koan Bußerl mehr,
Und krieget no überdieß Strixen.
[68]
Sie merkt nix, bin ja itz wieder kurirt,
Und es thuats fein a nix dergleicha,
Die Filzläus sein fort itz, dös is grod a Pracht,
Itz hob i Courage von Früh bis in d'Nacht,
A Jeder von enk muß ma weicha.

Ein Brief an M*** H***,

Cand. theol.

im Jahre 1820,


als man zu L*** dem C*** M*** drei von ihm unglücklich gemachte Frauenzimmer anschuldigte.


O Herzensmonn!
Wos fang i on?
Wie übel bin i dermal dron!
Drei Menscher hoaßt's (i woaß net g'wiß),
San hier, wo Jede schwanger is,
Sagt Jede, i hätt's thon.
O meine Freund!
Wer hätt's denn g'meint,
(I wünschet's wahrhaft net mein' Feind'),
[69]
Daß, wenn ma a Bißl karessirt,
So g'schwindi glei ein Unglück wird,
Wie oft hob i schon g'weint.
Die Ander sagt,
(I hob's schon g'fragt),
Sie hätt' mi schon am Stadtg'richt klagt,
Sie sagt halt, unterm Kirschenbaum
Wär's Unglück g'scheg'n; i glaub's halt kaum,
Und wenn si's zehnmal sagt.
Und itz die Dritt,
Die weint und bitt't
Und is schon ziemli dick um d'Mitt.
O meine Leut, dös sog i schon,
Daß i 's bei der net läugna konn;
Was nutzat's, wenn i stritt.
O liebe Frau,
Bin i a Sau,
Gibt's denn a solch' im ganzen Gau?
Was wird mein alter Vota sog'n,
Wenn mi di drei auf einmal klog'n?
Dös Ding, dös wird ihm z'rauh.
[70]
Itz sieht ma's schön,
Dös Kellageh'n
Dös kimmt mi itza theu'r z'steh'n.
Wie oft hat mir's mein Fraß-Bursch 12 g'sagt,
Wie oft hob'n mi die Andern plagt,
Darnach hob i nix g'fragt.
Auf dero Goas 13
War's oft so hoaß,
Im Zimma ficht ma jeden Schoaß.
No schleicht ma si zur Hausthür no,
Und kühlt si dort a Bißl oh,
No geht's halt manchn al so.
O Lichtenstern 14,
Ruh' sanft im Herrn!
Dein Haus war wohl mein Unglücksstern.
Wie oft san wir in Kompagnie
Hinüber g'rennt, mein Hund und i,
Wie reut dös Ding net mi.
[71]
O meine Leut'!
O liebe Zeit!
Was nutzt denn mi die Vaterfreud'?
Mein Vater macht in oan Jahr zwei,
Sein braver Sohn auf oanmal drei:
Do is a Kunst dabei.
Sei doch so gut,
Und nimm an Hut,
Und sammel für mein leibli's Blut,
Was enker guter Will'n thuat sein,
Und schickt ma's in's Spital hinein,
I will g'wiß dankbar sein.
N S***r 15 sog,
Was daß i' s wog,
Und hob an ihn a kloani Plog:
Er soll, san d'Kinder auf der Welt,
Sie tauf'n, aber ohne Geld;
Er woaß ja, daß ma 's fehlt.
Kommst du auf's Jahr
Auf deine Pfarr,
So denk': I bin a armer Narr!
[72]
Und nimm a Paar davon zu dir;
Der Himmel sei dein Lohn dafür,
Und sog, es sein von mir.
Und denk da halt:
»I bin schon z' kalt,
Es thuet 's halt net mit Teufelsg'walt.
Itz b'halt's is halt die kleine Kramm,
Vnd laß derzieg'n in Gottes Nam',
I bring a so nix zsamm.«

Predigt


in der

Wahlfahrtskirche zu Krähwinkel
1819


bei der Ankunft des Kurfürsten von ***

als

das tausendjährige Jubiläum war.

Text: Dös is der Kurfürst und ös seid's Bauernlimmeln.


(Räuspert sich.)


Räuspern muß i mi, räuspern! – damit's ös wohl versteht's und recht hör'n könnt's, was i [73] enk sog heut' von den Pflichten des Unterthan's geg'n Landsherrn; denn enkri Ohr'n räumt's ös enk so 's ganz Jahr net aus, daß i a Fartl Mist weniga brauchet, wenn i den Treck all'n hätt, der in enkern Lusern drin sitzt. O ös Säu ös, – seid's halt Säu – i sog non grod, wie Se. kurfürstliche Durchlaucht in enka stinkete Mit!' 'rein mog! – Aber i mog mi net aufhalten mit enk, da is Chrisam und Tauf verloren. I schreit' daher zu mein' Vortrag und theil' meine Predi ein in die Pflichten


a) geg'n Gott,
b) geg'n an Landsherrn,
c) geg'n an Pfarrer,

I. Theil.
Die Pflichten geg'n Gott.

Wie viel sind Sakrament? hob i neuli 'mal 'n Steffelbauern san Bub'n g'ragt in der Christenlehr', und wos moant's wos a g'sagt hot? – »Wenigstens tausend, noch mein Votern z'schließen.« – Itzt hobe tan aber oani 'nafgeb'n af d'Waffel, dem Rotzlöffl, denn – solchen Grundsätz' prägt's ös enkern Kindern ein! und wenn [74] ma hernach an so an Lauser zieg'n will, und will'n zieg'n, indem ma 'n bei die Ohren nimmt und gibt 'n a Poar affi af d'Votzen, daß 'n der rothi Goafer runterrinnt, so renna's und lafa's in Pfarrhof 'nein, als wenn ma 'n schon derschlag'n hätt'! – Kummt's nonmal, an groß'n Hund stell i ma ein, und laß enk aussi hetzen, daß enk – verzeih mir's Gott – der Teufel hol'n möcht.

Hot's mein Köchin neuli 'mal g'sagt, wos die Dörfelkinder so lau in Religionssachen sein; sagt's, hot's g'sagt, dös is net zon sogn, sagt's – woher aber kummt's? – Pomum hand procul ad arbore – hoaßt so viel als: Is der Voter a Saumogn, so ist der Bua a Saumagl; denn bedenkt's es nur selba, is mehr a Religion unter enk? –

In der Früh stehnas af, ös bet' koans an Vaterunser, is die erst Frog: Wo is die sauer Suppen? San d'Erdäpfel firti? Z' Mittag, da hört ma koan Tischgebet, sondern hing'sessen und mit'n Fingern in d'Schüßl nein, und 's Kraut neig'schlampt, daß ihna allweil rent und drent d' Suppen über d'Votzen abarinnt. Auf d'Nacht, da hob'n da d'Limmelu vor'm Kammerfenster net Zeit, [75] daß a Nachtgebet beten, do is ihna koan Loata net z'hoch, bis a mal an etli so Sauschwanz runtaplumpsa und d'Haxen brecha und an Teufel in Arsch 'neinfahr'n; nacha, Herr Pfarrer! mach's gut – sitz da auf der Ofabank – nacha lassen's an etli Messeln lesen und itzt sans's geh schon d'robn in Himmel, gleichsam wie ma 's in a Spital einkaft, wenn's glei af der Erden den schlechtesten Lebenswandel g'führt hob'n. – Ja, ja! do wird si geh unser Herrgott glei a rechti Ehr' draus macha, a so an Maulaffen, so an unputzten, in Himmel nein z'lassen. O mein Gott! do ließ si gor viel drüba sogn. Und der Beichtstuhl, wie wird der ästimirt? – 's Jahr einmal und da kaum recht. Es geht schon recht so, ös richt's enk schon nach dem saubern Zeitgeist, ös wär'n schon keine Geistlichen mehr zog'n wie ma's vor Zeiten zog'n hat. – Is denn dös ah a Manier, so a Bürschl sitzt a dreiviertel Jahr z'Haus in der Vokanz, und a viertl Jahr besucht a seine Collegien. Ja! nacha war's non recht, wenn a studiret – aber nix, ja mit'n Dobmayr seiner Dogmatik könnts'n ös in allen Summakellern antreffa, und do studirt er, kotz [76] Kreuz, wie studirt er do – und Abends nacha im Wirthshaus – do sitzt er drinn in der Unterhosen, die non halbet runten, und fiselt si d'Flöh ausi. Ja wohl, schama vor a Kellnerin; mein Gott nan! Nacha hobn's Menscha a non, kummt oan Brief um an andern davon her. Itz dös werd'n Theologen! I sog sonst nix, als dös werd'n Theologen!! Ja, wisset'ns non ihr Vorständ, wie's hintergangen werden bei aller Strenge! – Freut's enk Bauernlimmeln! da kriegt's a mal an Pfarrer, der is net streng; do könnt's enka Ludaleb'n ungeahndet fortführ'u; da wird's heißen: s' is glei an anderer, als der vori. – O Welt! wie lange wirst du non steh'n, lang konnst dös nimma treib'n. Unser Hergott muß an Exempel statuiren; ö hilfts nix weil ma gor net an ihn denkt, und die Pflichten geg'n ihn gor net respektirt. I red' koan Wort mehr von den Pflichten geg'n Gott: ös wisset's a so, ös möcht's si's aber net thoan, was hilft ma nacha mein Red'n, wenn i allweil in so Stoanesel 'neinpelver. I schreit' daher zum zweiten Theil meines Vortrags, zu den Pflichten geg'n den Landsherrn. –

[77] II. Theil.
Von den Pflichten geg'n Landsherrn.

Wenn i von den Pflichten zum Landsherrn red', meine lieb'n Christen! so versteh' i net die Person höchstdesselben alloan d'runta: denn do wer'n weni unter enk sein, die sein Lebta mit 'n Kurfürsten a Würstl essen, und es war grod, als wenn si a Hennadreckl zu an Goldhaufa vergleichen wollt'; sondern i versteh drunta die Gerichtsbehörden, die statt 'n Kurfürsten dasitzen, als Landrichter, Rentbeamte, Assessores, Physikus, Rechtspraktikanten, Accessisten, Schirgenknecht und all dös G'schmoas auf anander, dem müßts ös den g'hörigen Respekt eben so gut erweisen, als wie 'n König selba. Ja gelt's! da könnt's enkri Mäula aufreißen! Rechtspraktikant und Kurfürst, Erdäpfel g'sott'ne und Bratwürst. – Es is net wahr, denn ponamus casum, daßts ös an Landrichter an Sanschwanz hoaßt – an Kurfürsten oan g'hoaßen; daßts ös an Assessor an Grobian hoaßts – an Kurfürsten oan g'hoaßen; wenn's an Rechtspraktitanten an Lumpen hoaßts und wenn's no so recht habt's – an Kurfürsten oan[78] g'hoaßen; wenn's an Physikus an groben Schrolln hoaßt, ergo und wenn's a wirkli so is – an Landsherrn an grob'n Schrolln g'hoaßen – und so vom Höchsten bis zum Mindesten. Jeder is vom Herrn afg'stellt und sitzt do – wissen's freili oft net, warum – um die Gerechtigkeit aufrecht z'halten.

Gelt's, itz schaugt's wieder, itz reißt's enkri Stadelthor auf. Ja, es is halt a so, und es g'hört si a; denn denks non, i will itz nur – (warts non, was nimm i denn glei für an Pfifferling) – an Rechtspraktikant nehma. Non, es is wohr, es thut net der Müh' ab, daß ma red't davon, geg'n an Landrichter: aber bedenkt's, wie lang sammt dem a so oana studirn muß. Gymnasi, Lyzeum, nachher erst auf die Universität – wie muß er sie do net plag'n. Man hat ja Beispiel, daß oft acht Tag und no länger von Wurzeln und Kräutern g'lebt hob'n, und san, damit's net von dem Stadtlärma g'stört worden san, af die nächsten Dörfer nausganga in d'Wirthshäuser und hobn nix als studirt und nix als studirt, san oft drei Wochen in koan Bett kumma vor lauter Studirn und nix als Studirn. San Brief komma,[79] Gelder komma – hat nix so an Menschen aus der Continançe bracht, und moant's nacha, wenn er firti is und is firti, und daß er wirkli firti sein soll, nacha laßt a si von enk Saulimmeln Grobheit'n anthun, wenn er enk a fünf und zwanzig af'n Arsch afi messen laßt, oder a wen'g in'n Stock sperr'n? – Ja wart's a wen'g, morg'n nach der Dummpredig – ös müaßt's allemal vor jeden a non so geringa Staatsdiena eben so gut, als wenn der Fürst da wär'; es müaßt's enkri Abgab'n zohl'n und wenn's a Straf kriegt's, so muß zohlt oder ausg'halten wer'n, denn umsonst kriegt sis net: So is der Caffee und damit Punktum.

Itz kommt a Bröckl für enk, un dös hoaßt:

III. Theil.
Die Pflichten geg'n an Pfarrer.

Wos is denn a Pfarrer so nach enkra Moanung? han, sagt's ma's a mal! Net wohr, a Pfarrer is der, der si hinhockt, enk Meß und Amt lest, enkri Wechselbalg taft, in enkri stinkati Scheißlöcher 'nein schmeckt, wenn's krank seids, enka dreckigi Seel in Himmel 'neinbeteu soll, und in Beichtstuhl drin nacha enkri stinkaten Mog'n-Gschmacha [80] sich in's Gesicht 'neinkoppen lassen muß, wenn's zuvor, wie's ma letzthin begegn't is (ober da soll ma nonmal oana kömma, den wirf i beim Schippel zum Beichtstuhl aussi), wenn's zuvor um a Kreuzer a 6 Radi g'fressen habt's, und a Glasl a 4 Branntwein dazu – net wohr, dös is nach enkra Moanung a Pfarrer! – O meine Säu, o meine Säu! Wos habt's ös für an Begriff von an Pfarrer! Bedenkts a mal die Beschwerlichkeiten, die ma hat. Bedenkt's a mal den Nutzen, den's ziegt's von uns! – Wenns krank seid's, wenn's a mal auf d'Letzt geht und steht 's Dokterl da vor enkern Bett, und schneidt bedenkli G'sichta und konn enk do net helfa; wenn der Boder z.E. dasteht und hot enk alli Kräuter der Welt in enka stinkats Sauloch nein g'spritzt und ös könnt's doch net scheißen; wenn der Apotheker für seine Kräuter und Pulverln enk den letzten Pfenning o b'schissen hat, und alles und alles is umsonst: zu wem geht's nacha, han? Gelts, zum Pfarrer! Der muaß enk helfen, wenn enk Neamat mehr helfa kon, der muaß enk herrichten, damit's doch mit Ehr'n im Himmel auftreten därft's, also sollt's 'n a besser respektirn, net den schlechtesten [81] Büffling Erdäpfel zon Zehet onweisen, net 's ganz Jahr nix hint und nix vorn, koan Hendl, koan Antl, koan Dreckerl und koan Schwanzerl zum Präsent, daß ma allzeit mit dem Exekutionsboten das rausklopfen muß, was oan vor Gott und der Welt g'hört. Wie muß i mi net oft oschreia, wenn i enk a Predi halt, wie deutli, wie verständi trog i's vor! Wie schön druck i mi aus! oba non, dös muß i alles umsonst thun, do is koan Red von an Dank. Aber non net gnua, verläumden a non. Hot neuli oaner öffentli im Wirthshaus g'sagt: 's Hur'n war koan Sünd, denn thut's der Pfarrer selber mit seiner Köchin! – Mit meiner Köchin! – bitt enk um alles mit meiner Köchin! O du armer Narr, o meine Köchin! Du seel'nguta Tropf! dir sog'ns so was nach. Die blutinga Thräna möcht i moana. I wollt's ihna verzeiha, daß si's mir nachg'redt hobn, aber meiner Köchin, an altes Mensch von 36 Jahr'n, die wie i bestimmt woas, non alle Zeichen der Jungfrauschaft hat – dir reden's so was nach! – Aber laßt's gut sein, es kümmt schon der Tag, wo si's bereuen werden, er kümmt g'wiß. O meine Bauern! glabt's denn wenn i dös thun wollt und dürft, da nehmet i [82] mein Köchin? do wißt i mir schon a änderi, jüngeri, wo i mehr Freud hob'n könnt, z.B. d'Weihbaurn Anmiedl war a so a Parthie für mi (unter uns g'redt), aber – pfiet mi Gott – weich Teufel, weich, i bleib für mi. Es durft heut non 's Cölibat aufg'hob'n wern – moant's i that heirath'n, obwohl i der Monn war, der non a Frau versegn (versteht's mi wohl) und d'ernähr'n kunnt. Aber nan! i enk a so a Kinder a zwölf hersetzen, die nach mein Tod s'Dörfl dernährn müßt – na so was thu i net! – Aber eb'n deßweg'n sollt's sis a derkenna, was'ts für an Monn habt's an mir, und auch enker Schuldigkeit thon, und so mit die Pflichten gegen Gott und den Landsherrn auch die gegen euern Seelenhirten, euern Freund, euern Pfarrer verbinden, was i enk schlüßli in folgenden Verslein ans Herz leg'n will:


Gott gibt enk 's Leb'n und den Verstand,
Der König sorgt für Fried' im Land;
Drum sollt's auch Gott von Herzen lieb'n,
Den Landesvater net betrüb'n.
Der Pfarrer sorgt für enker Heil,
Drum sorgt's ös a für's Pfarrers Mäul. Amen.

[83] Der Schein trügt, oder Doktor S**.

Es is a raunzi's Dokterl hier,
A Mandl net gor z'groß,
Wir komma öfter z'am beim Bier,
Do is der Teufel los.
Dös Dokterl hot a g'waltis Maul
Und schimpft als wie a Spatz,
Und i natürli a net faul,
I b'haupt halt a mein Satz.
Den kennt's ös net, wi i 'n kenn,
Mi reut sein' armi Seel.
Wenn's je 'n Teufel gibt und wenn
A Feuer in der Höll',
So holt er den früh oder spot.
Und das zu mein Vergnüg'n.
I wett, ma findt'n a mal todt
Beim Menscherl drinna liegn.
[84]
Der sauft und hurt und spielt und flucht,
Doch alles in der Still,
A Sau, die seines Gleichen sucht,
Doch wissen thun's nöt viel.
Do stellt si 's Luder untern Leut'n
So heili und so fromm,
Er laufat enk mit tausend Freud'n
Ganz baarfus bis auf Rom.
I bin a Lump, dös läugn' i net,
Es war a für nix gut;
Die ganze Universität,
Die kennt mein saubres Blut,
Doch aber, wenn i's läugna wollt',
Und müßt mein Tugad lüg'n,
Eh därfats ma mit gutem Gold
Mein Hintern überzieg'n.
All dem is recht a Pfaff verdorb'n,
Der hätt' die recht' Manier,
Der hot si Fertikeit erworb'n,
Es gleicht ihm koana hier.
Er is in Stand, mit oana Hand
Do predigt er Moral,
Die ander is im Unterrock
Bei seiner Dirn im Stall.
[85]
Pfui Teufel, wenn mi 's Fleischl beißt,
Wos brauch i mi z'schenirn,
Im Finstern wie an böser Geist
Mein'n Lebenswand'l z'führn.
Glaubst denn du Dokterl, rein wie Gold,
Man glaubt dir auf dein Wort?
Der Teufel hot 'n Faustus g'holt,
Kommst a schon an sein Ort.
Beim H ** bräu in selb'm Stübel drin
Hob i 's gor oft bemerkt,
A Griff an's Nannerls Firta hin
Hot ihn schon mächti g'stärkt.
Und hot si 's Deandl mit an Bier
Beim Tisch hinüber g'lehnt,
So hot er oft ganz verstohlns
A Bußl afi brennt.
Hot er a Patientin drein,
So macht er's gar schön schlauch:
Er greift gleich unter d' Decken 'nein
Und fragt: Wie is der Bauch?
Und visitirt's, ob's Hitzen hot,
Und 's Stechen auf der Brust,
Und druckt den Madeln 's Herzl her,
Dös is enk grod a Lust.
[86]
Drum hob'n si 'n ober all' recht gern
Und san voll Lieb und Dank;
A manigs wird aus lauter Lieb
Af oanmol wieder krank.
Und daß 's sechts, wie sich ihr Herz
Vor lauter Lieb' entzückt,
So wißt's: Sie hob'n ihm heuer all
Neujahrs- Billeter g'schickt.
Den Neid, den dieses Dokterl hot,
Den konn i enk net sog'n;
An guten Freund dem gab er nix,
Eh' ließ er sich derschlog'n;
Do schiebt er's in sein Taschen 'nein
Und geht verstohlns mit aus
Vor's Lendthor, 'naus auf d'Isarbrück
Und fieselt's langsam 'raus.
Ma ficht 'n in koan Wirthshaus spiel'n,
Do hobts ös frei recht;
Doch spielt er af sein Zimmer z'Haus
Als wie a Metzgersknecht.
Und wenn a so a Spielpartie
Ob'n af sein Zimmer hockt,
So denkt ma an koan Hoamgeh'n mehr,
Die ganz' Nacht wird tarokt.
[87]
Kurzum, dös Dokterl hot's wahrhaft
Recht faustdick hinter'n Ohr'n,
Glaubt's mir, i kenn den Saumog'n g'nau
Und hob's oft gnua derfahrn.
I sog halt: Wer a Saumog'n is,
Zoag's lieber glei frischweg,
Es kummt doch af früh oder spät,
So steht er do vor'm Dreck.

Der Herr Vetter

in

der Universitätsstadt L**.


(Leihhaus-Verwalter daselbst.)


Es is a Haus in L** hier,
A Haus, gor net zon zahl'n
Von M ** bräu glei vis-à-vis,
Ma kannt's net schöner mal'n
Das Haus verdient's, daß i dafür
A etli Verseln dicht;
I hob dem Hansel gor viel Dank,
Drum holt i's für mein Pflicht.
[88]
Der Herr, der in selb'm Haus drin is,
Is a charmanter Monn.
I konn's enk sogn, i woas ganz g'wiß,
Sechs Jahr lang kenn i 'n schon.
Wär i beim Landstand wos bekannt
Und hätt' a Wörtl z'sogn,
Der müssat ma in Adelstand
Und 's Ritterkreuzel trog'n.
Wenn oft a so a Musi is
Mit Fackeln bei der Nacht,
So denk i oft, warum ma denn
Dem Monn koan Musi macht.
O meini Herrn! ihm g'hört 's vor all'n;
Do weit i enk mein Leb'n,
Er muß fast allmal d'Fackeln zahln
Und 's Geld zum Ball hergeb'n.
Und hat a G'sellschaft ihre Suite,
Wie dankbar kam's net' raus
Fuhr er in unsrer lieben Mitt'
Nach Geisenhausen 'naus.
Wenn er net war, wo fahrt's denn hin?
No reit's non brav spazier'n!
Der gute Narr muß allemal
Alloan sein Daumen rühr'n.
[89]
O Fosinacht! o Fosinacht!
Wi laust schaugast aus;
Wos war dös für a Maskerad',
War net selb' weiße Haus.
Wos werd denn uet aus uns wohl wer'n,
Schließt der sein Ladl zua;
Daß d'Wochen oamnal net is off,
Is dös schon trauri gnua.
Und innahalb, da muß ma 's seg'n,
Wie all's voll Ordnung drob'n;
Mein Ueberrock, mein Frack, mein' Uhr,
Die könna's net gnua lob'n.
Und meini Hemada, die sog'n,
Daß in a Kastn g'leg'n
Von Nußdamholz, af's schönst lackirt,
Ma könnt 's net schöner seg'n,
Mein Bett is's ganzi Jahr hindurch
An koana Sunna g'leg'n;
Wos wollt i thun? 'nauf hob i 's g'schickt,
Itzt aber sollt sis segn!
Itzt schlaf i ja a ganzi Nacht
Wie man sich's wünschen möcht;
Es freut mi non um neun Uhr erst
Das Aufsteh'n no net recht.
[90]
An Jeden, den er oanmal sieht,
Mit dem schmollirt er glei,
Und schreibt si in sein Stammbuch 'nein
A Stammblatteln a drei 16.
I hob mir a neu's Stammbuch kaft,
I sog's enk halt af Ehr,
Stand er net etli zwölfmal d'rin,
So war mein Stammbuch leer.
Und eigennützi is er net
Zu unserm guten Glück;
Ha du ihm a Presentl g'macht,
Er gibts dir 's wieder z'rück.
Wenn er si in dein Stammbuch schreibt,
So steh: am Blatt'l ob'n:
»Wenn dein Wixage 17 di wieder reut,
No kannst es wieder hob'n.«
Wo gibt's denn glei a so an Monn,
Dos sagt's ös mir a mal?
I sog's enk, die san gor dünn g'sat
In unserm Isarthal,
[91]
Und grod den G'waltsstudentenfreund,
Den Helfer aus der Noth,
Den ästimirt's so ung'fähr halt
Als wie das liebe Brod.
So längs ös halt a Semmel habt's,
Do wollt's ös net an's Brod;
Wenn's sonst nix habts und hungerts enk,
Do rast's enk schier drum z'todt.
Und so mit'n Herrn Vetter geht's
Halt a wie allemal,
So lang's an baaren Kreuzer habt's,
Seid's grob und seid's brutal.
Doch wenn a Ball oder a Suit
Sein soll und habts koan Geld,
Do schleicht's enk nein ins sel' weiß Haus,
Als wie der Haas ins Feld.
Do hoaßt's: Herr Vetter vorn und hint,
Do bring i dies und das,
I brauchet halt an etli Guld'n,
Was macht denn die Frau Boas?
So aber denk und handl' i net,
Mir is er all'mal werth;
Sein' Frau, sein' Tochter und sein Haus
Sein stets von mir geehrt.
[92]
Und laß ich mir oft um sein lieb's Geld
A Schöpperl Elfer geb'n,
No laß i 'n allemal in der Still'
Nebst seiner Anstalt leb'n.

Das Leimerhaus.

Eine berüchtigte Studentenwohnung in L**. 18


Schon oftmals hob i mir denkt,
Es muß net übel klinga,
Das weltberühmte Leimerhaus
Nach Kräften zu besinga.
Es hot si aber non bisher
Koan rechti G'legnat g'funden,
Doch itza Hot der Teufel g'rod
Gor schöni vier verbunden.
In Achdorf in der ganzen G'moan,
Do weit i enk mein Leb'n,
Muß's in Vergleich mit deni vier
Koan solches G'schlamp net geb'n.
[93]
I bin doch fast der tägli Gast,
Mein Wort konn i verbürg'n,
Und sollt i sog'n, wem 's Zimmer g'hört,
So därfats mi d'erwürg'n.
Der Hausherr woaß non selber net,
Is immer noch in Zweifel;
Er sagt halt: wenn der Zins zohlt wird,
Meintweg'n kehrts no in Teufel.
Wer 's Holz hat g'schafft, steht eb'nfalls non
So halb und halb im dunkeln;
Wer d'Lichter zohlt is gor schlecht dron,
Siecht selten eppas funkeln.
Der oan hot a paßabels Bett,
Dös theilt a mit an Pfaffen.
Dafür muß der für's ganze Jahr
Den Schnupftabak herschaffen.
Für'n Rauchtabak der Muckl sorgt,
So viel's halt Alle braucha;
Der Holler der gibt 's Hausbrod her,
Dafür darf er mit raucha.
An oanzis Nachtg'schirr hob'ns all vier,
Dös kummt net aus 'm Zimma,
Do kunnt ma oft, wenn's überlast,
Im Zimma umaschwimma.
[94]
Bis endli no der Humel nimmt,
Und schütt's hinaus auf d' Gassen;
Er braucht's gor oft, sein Blaterl
Konn nur ganz weni fassen.
Beim Fenster steht a Koffer vorn 19,
Der is ganz auserlesen;
'n Vater Noah sein Kasten is
Auf Ehr net größer g'wesen.
All vieri hätt'n sammt Hab und Gut
Drin Platz, do will i wetten,
Und wenn ma's a wen'g einistampft,
Die Bettstţtt sammt die Betten.
Und um die große Pfiffigkeit
Recht deutli zu beweisen,
So wißt's: Von Oelfarb schwarz gemalt
Is 's B'schläg, anstatt von Eisen.
Wenn heut der Holler Praxis nimmt,
Und kümmt von L ** wecka,
So wird enk, wenn die Trucha kümmt,
Sein Herr net wen'g daschrecka.
[95]
Denn do setz i an Thaler dron,
Und trau nur drei mit z' gwinna,
Daß 's ganze Landg'richt sicher glabt,
Der Praktikant steckt drinna;
Meintweg'n, mi geht's just net viel on,
I nimm's ihm net in Uebel,
Es is nur a Beweis, daß all's
Massiv ist in dem Stübel.
Die Bettstatt, wo der Holler liegt
Die bitt i zu betrachten,
Die hot er, wie er kumma is,
Vom Schreina müssen pachten;
Und weil er itz vier ganzi Jahr
Kein Pachtgeld hat entrichtet,
So gibt's enk itz an Höllprozeß,
Den nur das Stadtg'richt schlichtet.
Der Holler will den Pacht net zohl'n,
Er sagt, er is ihm z'theuer;
Das Pachtgeld last hochmächti non,
So kriegt er's fast von neua.
Der Schreiner sagt: Herr Holler, schaugn's,
Wir wechseln net viel Schriften,
Wenn Sie net wolln a Pachtgeld zohln,
So müssen's a nix stiften.
[96]
Der Pater Hummel is a Sau,
Dös wißt's bekanntermassen;
Der Muckl will sie a net grob
Af d'Nosen sch** lassen.
Do streitn's und schlogn's und zanka's denn,
Ma hört's oft ro af d' Gassen;
That noth, er gab a Bittschrift ein,
Ob er an F** dürft lassen.
Der Teufels-Schnupftabak macht viel
Verdruß, ma sollt's net moana,
Denn nimmst 'n Holler nur a Pris',
So fangt er an zu woana.
Es is koan Platz im Zimmer mehr
Von ob'n sowohl als unten,
Wo 'n der net schon hat hinversteckt
Und allzeit hobn's 'n g'funden.
Es sann wohl etli Stief'l do
Am Eck dort in dem Zimma,
Doch wem die g'hörn is ziemli hart
Zu sag'n und zu bestimma.
[97]
Heut tragt's der Humel an sein Fuß,
Der Holler der tragt's morgen,
Der Kirchbauer macht Reisen mit
Ganz ohni alle Sorgen.
So geht's mit Feder und Papier,
Mit Büchern und mit all'n;
Es san enk grod die rechten vier,
Ma könnt's net schöner mal'n
Und wenn der Muckl a non war
A Süffling wie die andern,
So därft'ns als vier Brüder glei
Im Dörfel umawandern.
Sie leb'n wahrhafti auf der Welt
Von Samsta af'n Sunnta,
Hob'n oft all' vier koan Kreuzer Geld,
San doch fidel und munta.
Der Postwag'n is ihr g'schworner Feind,
Laßt's oft gar gräßli stecka;
Dös alles ober thut 'n nix,
Macht ihna net viel Schrecka,
In so an Zimmer wos z'studir'n,
Dös wär a Kunst zu nenna,
Und dös z' begreifa därf man nur
Die Leuteln alle kenna.
[98]
Es is koan Tag im Jahr, bei Gott!
Wo's all vier nüchtern z'finden.
Wo oana net an Ruppel hat,
Und schlaft im Bett dahinten.
Der schreit und lärmt und spaßt und lacht,
Itzt da studirt's brav nacha;
Itzt hobn's sie's aber pfiffi g'macht,
Ma kunnt's net schlaucher macha.
Der Holler hot: Silentium!
Auf Pappendeckel g'maln,
Bis er das Taferl net dreht um,
Muß 's ruhl sein bei all'n.
I könnt non manches Rühmliche
Von der Bagagi singa,
Doch will i net mein edle Zeit
So liederli zubringa.
I hob's enk nur im Kurzen g'sagt –
Oes müßt's mas selbst einräuma:
Wenn Jemand nach an Saustall fragt,
So weist's 'n hin zum Leima,

[99] Der Komet im Jahre 1819.

In seinem Taubelkobel hoch
Saß Meister Winterbrand,
Als weltberühmter Astrolog
Sowie als Arzt bekannt.
Der blickt empor zum Sternenheer
Und ach! erschrickt so sehr.
Ein Unglücksbote, ein Komet,
Zeigt sich geg'n Westen hin;
Der Schwanz jedoch geg'n Bayern steht,
Was führt wohl der im Sinn.
So dachte dieser Wundersmann.
Ein Selbstgespräch begann:
»Als Anno 80, spricht er, sich
Hat ein Komet gezeigt,
Da war ganz Bayern fürchterlich
Zur Hungersnoth geneigt.
Der Zwölferlaib drei Batzen galt,
Ich selbst hab 'n so bezahlt.«
[100]
»Und Anno 93 war
Der zweite mir bekannt,
Da wüthete in diesem Jahr
Viehseuch' im ganzen Land.
Und selbst, was mich zu Thränen rührt,
Die Hauskatz' ist krepirt.«
»Auch 1800 neune ward
Ein solcher Stern erkannt,
Ein Krieg entstand und drückte hart
Mit Truppen unser Land;
Denn bald darauf bekamen wir
Zwei Bayern in's Quartier!«
»Und der bedeutet Hungersnoth,
Glaubt mir's auf meine Ehr'.«
So spricht er, zieht ein Stückchen Brod
Hervor, ihm schmeckt's so sehr.
»Wollt von der Hungersnoth nix sag'n,
Mir is nur um mein Mag'n.«
Und nimmt von einem Oberarm
Ein hohles Knochenrohr,
Blickt immer hin, daß Gott erbarm',
Hinauf zum Sternenchor;
Geht endlich auf und ab und spricht;
»Der Schwanz gefällt mir nicht!«
[101]
Lisettchen hörte ober ihr
Den Monolog des Herrn
Und schleicht sich leise an die Thür',
War aber nicht mehr fern,
Als er die dunkeln Worte spricht:
»Der Schwanz gefällt mir nicht!«
»Entsetzlich«, sprach sie, »nimmermehr,
Das kann unmöglich sein!
Mein braver, tugendhafter Herr,
Der wäre nicht mehr rein?
Und doch sein eig'ner Mund es spricht:
Der Schwanz gefällt mir nicht!«
»Deß muß ich überzeugen mich,
Sonst glaubt' ich's nimmermehr.«
Sie lenkt die Schritte in die Küch',
Besinnt sich hin und her, –
Und endlich trägt sie gleich darauf
Das Nachtg'schirr ihm hinauf.
Als er das hübsche Mädchen sieht
Beim Mondessilberschein,
So nimmt er sie beim Hals und zieht
Aufs Bettchen sie hinein,
[102]
Und drückt sie denn in seine Arm' –
Dem Astrolog ward warm. –
Und zögernd wagt er sich empor
Mit seinem Instrument
Und drückt dasselbe noch zuvor
Lisettchen in die Händ';
Doch reizlos wie ein Wintertag
Blieb der in seiner Lag'.
Sie streichelt ihn so sanft dabei
Und glaubt, nun werd' es geh'n;
Doch der blieb seiner Form getreu
Und wollt' nicht aufersteh'n;
Da seufzt der Astrolog im Bett:
»Ach wär' ich der Komet!«
Und Lieschen, als sie endlich sah,
Daß zwar ihr Herr noch rein,
Doch zu dem Liebsgeschäfte da
Nicht tauglich müsse sein,
Steht auf und lächelt, geht und spricht:
»Ja, ja! der Sch ** gefällt mir nicht!«

[103] Die Promotion

zum

Doctor der Medicin 20.

Ei, G'vatter Veitl, grüß enk Gott!
Wo geht's denn heut schon zua?
Oes seids a Nachtn z'Lanzet g'weßt,
Was macht denn enka Bua?
[104]
Er muß ja itzt schon ferti sein
Geht's gor a wen'g in's Wirthshaus rein,
Und trinkt's a halbi Weiß,
Und sagt's mar eppes Neu's.
»O Stoffelsmon! wos denksta denn,
Wie müaßi redst daher;
Ochs, firti konn a jeder sein,
A Dokter is glei mehr.
Mein Bub'n wennst siegst – dös is a Mon,
Da muß da alls 'n Hut ro thon;
Denn dös konn i dir sogn,
Den hobn's zum Dokter g'schlogn.«
Zum Doktor g'schlogn? Ums Himmelswillen!
Itz muß a dös do sogn,
Bist selba in der Stadt drin g'weßt,
Und laßt dein Bubn so schlogn.
Dein Michala ist sonst so gut,
Der wahrhaft koana Seel nix thut,
Giebt als auf guti Wort,
Itzt theans 'no do den Tort.
»Itzt sieht ma's holt, daßt in dein Leb'n
A so wos nie host g'segn;
Host g'moant, wenn oana Dokter wird,
Traktirt ma'n glei mit Schläg'n?
[105]
Na na! so weit is dengast net,
Doch mein, was hilft denn mi mein G'red,
Ich muß dös geh grod sogn,
Wos hoast: an Doktor schlogn.
In aller Fruh um zehn Uhr schon
Kommt d'Schäsi vor sein Haus;
Mein Sohn, ganz schwarz wie a Kaplon,
Sagt; Vater, ich fahr aus;
Geht's nur ins sel groß' Haus dort 'nein,
Und sagt's, ös thuat's mein Vater sein,
I geh a weil voron,
Oes secht's mi nacha schon.«
»I komm denn richti ins sel Haus,
Begegn't mir do a Herr
Und frogt mi so Verschied'nes aus,
Und endli, wer i wär?
I sog, i bin der Lederer Veit,
Bin füra hint von Tirschenreuth;
Mein Sohn hot hier studirt,
Und wird heut prumavirt.«
»So, so, sagt der, an anders Korn!
Seids ös von Tirschenreuth?
Non non, itzt habt's halt non dalebt
A recht a große Freud.
[106]
Itzt kummt mein Sohn und non a Herr
In goldburtirten Krogn;
Sie hoaß'nan Rektor Mifikus,
I konnt des net recht sogn.«
»Der winkt und itza genga's all
Von dera Stub'n heraus,
Und genga in an großen Saal,
So groß fast wie mein Haus.
Und oana steigt af d'Kanzel nauf
Und hinten nach mein Bua,
Und unten uma sitzen viel
Und schaug'n dem Ding so zua.«
»Z'erst redt, der obern Bubn is g'weßt
Und liest an ganzen Schwarm;
Glei drauf mei Bua sein Schrift vorlest,
Net kalt und a net warm.
Af oamal fallt's mein Micherl ein,
Als gebat'ns der Satan ein
Zu zanken und zu streiten
Herunten mit den Leuten.
Er ruft oan af, der neb'n mir sitzt,
Und hebt on z'disputiren
Und streit holt do, als müaßta si
Für's ganzi Boarland wihrn.
[107]
I woaß, er hot von Jugend af
Den Fehler g'habt, sonst war a brav;
S' letzt' Wort dös müßta hobn,
Und warfst'n in an Grob'n.
I wink'n freili an etlimal,
Und gib ihm's zu verstehn,
Daß oanmol und für allemal
Das Nachgeprotz net schön.
Ja ja, wos merkt der af mein Red'n,
A Starrkopf is mein Lebta g'we'n;
Der schimpft halt fort und fort,
Hat allemal 's letzte Wort.«
»Und Wien i sieg, daß alls nix hilft,
Daß er af mir nix geht,
So stoß i 'n denn in d'Seiten 'nein,
Der neb'n mir doni steht:
Ihr Gnadn! nehmas sis nit so g'nau,
Am Land do wern die Bubn so rauh,
I will hernacha schon
Mei Schuldigkeit non thon.«
»Der lacht und sitzt sie nieder itzt,
Der G'scheidere gibt nach.
Mein Bua gibt aber non koan Ruh
Und schimpft halt wie a Drach,
[108]
Itzt ziegt er über an andern los
Und walkt'n wie a Buttersos,
Und so macht er's af Ehr
Von deni Herrn non mehr.
Und wien er denn so gor arg is,
So kummt – itzt wirst daschrecka,
A Paar hübsch starke Manna 'rein,
Und hob'n verguldi Stecka.
So, hob i denkt, itzt kriegst dein Theil,
G'hört hätt's da freili allemal,
Dein Schimpfa zu vertreib'n;
An andersmal loß 's bleib'n.«
»I sog do zu die Mannaleut,
Die diese Stecka trogn.
Sie soll'n an fein, i bitt' s'gor schön,
So gor arg do net schlogn!
Sie därften's umasonst net thon,
I komm hernach zu ihna schon;
Mein Bua is sonst recht gut.
Nur hat 'r a hitzis Blut.«
»Die lacha, genga af ihn zu
Und haltnan d'Stecka für;
Der peckt mi seini Finger draf
Und sagt an etli Schwür.
[109]
Und wien i glabt hob, itzt schlogn's zu,
Und will schon schreia: Mein, gebt's Ruh!
Do steigta von sein Stand,
Und gibt 'n Rekta d'Hand.«
»Der lobt'n do, bezeigt sein Freud'
Und sagt, itzt sei er frei.
Und Bruder denk, der Zank und Streit
War bloße Narretei.
Sie hob'n sie all nur schön so gestellt
Und mi als wie an Fuchsen prellt;
Denn Bruder, solchi Spaß
Die san n' Bauern z'raß.
Denn wie i nach der Schuldigkeit
Im Portuerstübel frog,
Und denk ma, daß doch wohl a Guld'n
A siebenthalb kosten mog;
So kummt der Herr Pudell daher
Und sagt: Herr Veitl, es macht net mehr
Als hundert achtzig Gulden
Und fufzg einklagti Schulden.«
»Drum siegst itzt selba gor wohl ein,
Wos 's hoaßt, a Dokter wern:
Begreifli werd's da do wohl sein,
Sonst hol i a Latern.
[110]
A Dokter wern, i sog ders frei
Is nix, als wos a Narretei
Beim Lipperl af der Post,
Nur daß di mehra kost.«

Brief an den Theologen M* H**,


enthaltend:

C* M** Abschied und Testament,


als er sich nach einer unglücklichen Spielpartie den Tod anthun wollte.


Leb wohl, Herr Bruder, ewig wohl,
Von hinnen muß ich scheiden,
Ich weiß schon, daß ich sterben soll,
Für mich gibt's keine Freuden.
's Commerceln, 's Zwicken und 's Billard
Das bringt mi unter d'Erden,
Schau, Bruderherz, wenn das net war,
Aus mir könnt eppas werden,
Denn gestern hob'ns mi wieder zwickt,
Hast's selbst g'segn ohne Zweifel,
Dös Geldl, von mei'm Vater g'schickt,
Is richti itzt beim Teufel.
[111]
Itzt muß i wirkli bei den Dreck
Zu Fuß nach München wandern;
Doch nein, von dieser Erde weg,
Erzähl du dies den Andern.
Bis 10 Uhr heute in der Fruh
Und fünf und zwanz'g Minuten
Schwimmt M** wie a todte Kuh
Dort in den Isarfluthen.
Mei'm Leichnam soll die letzte Ehr
So wie gewöhnlich g'schehen,
Doch wünsch i, wenn es mögli wär,
Soll's so in Ordnung gehen:
Von Schweindl drüb'n die zwei Marqueur
Von Fletscher und von Galler
Die trog'n mein'n Sarg, dafür gibst her
An jeden zwei groß' Thaler.
Zwei neue kreuzweis g'legti Ouee,
Zwei Bäll, den roth'n und weiß'n,
Legst du mir auf des Sarges Höh'
Nebst Karten – das soll heißen:
[112]
Der da in diesem Sarge liegt,
Der hier die Straß' passiret,
Den hob'n's schön unter d'Erden zwickt
Und z'todt carambuliret.
Der Schweindl soll als Kläger dann
Den ganzen Zug begleiten,
Der Wastl sei der zweite Mann,
Doch beide sollen's reiten;
Damit die Welt erkennen thut,
Daß der, hier ausgelitten,
Jetzt dort in jenem Sarge ruht,
Nicht wenig oft geritten. 21
Es soll, weil's so gebräuchli is,
Und stets der Brauch is g'wesen,
A b'soffner Pfarr-Vicarius
An etli Messeln lesen.
Wos nun mein Testament betrifft,
So wünsch i, wann i sterbe,
Daß all mein mobilares Gut
Der Xaver Lehner erbe.
[113]
Den Parisl dem Winterbrand,
Er soll'n gut pfleg'n und warten;
Er soll mein'n P** operirn,
Der g'hört in Firmagarten.
Mein Schätzerl vermach i Dir;
Denn bin i von der Erden,
So kann ma's Mensch mein'tweg'n non wohl
A Pfaffalutschen werden.
Lebt's alli wohl, verzeih enk Gott
All enkri schweri Sünden –
Bis wir uns in der Ewigkeit
Im Portnerstübl finden.

Der Jemini,

oder

die beiden Zwillingsbrüder

Ich, der ich ehedem verliebten Scherz besang,
Und dessen Mund von nichts als Wein und Liebe klang;
[114]
Ich lerne nach und nach so ziemlich rauhe Lieder,
Denn Jugendscherz verfliegt und kehret nimmer wieder.
Für rythmische Musik da mangelt mir Gefühl,
Mir schwindet ringelos der Musen sanftes Spiel.
Mein Pegasus ist blind und gänzlich steif geritten,
Denn Alter, Umständ', Zeit verändern unsre Sitten;
Doch fährt er auch nicht mehr vom Zeitenzahn zernagt,
So schnalzt der Fuhrmann doch, wie uns das Sprichwort sagt.
Und so ergreif' ich auch die längst verstimmte Leyer,
Ein wenig noch erwärmt vom alten Dichterfeuer,
Um zu erzählen euch aus einer Chronika
Im Knittelstyle folgende Historia.
Es war einmal, doch wo – in Innsbruck meinetwegen,
(Die Chronik schweigt davon, was ist auch dran gelegen;)
Drum kurz, es war einmal ein treues Ehepaar,
An Tugend und Verstand sich ähnlich auf ein Haar;
Es liebte sich so zart, daß, wer es immer kannte,
Ein Muster wahrer Treu' für alle Ehen nannte.
[115]
So herzte Venus nicht den Mars am Hochzeittag,
Als brünstig dieses Paar sich stets in Armen lag,
Neun Monat waren kaum in dieser Eh' verschwunden,
So ward die liebe Frau von Zwillingen entbunden.
Zwar hätt' der Mann hier nach der Chronik scandalös
Zu kritisiren Stoff, die Welt bleibt immer bös.
Doch seit die Aerzt' zum Ziel gar sieb'n Monat aussprachen,
Was will der arme Mann in solchen Fällen machen?
Zufällig war er auch drei Meilen weit entfernt,
Und hatt' auf seinem Gut den Hopfen eingeernt't.
Man säumte aber nicht, und ließ vor allen Dingen
Die frohe Nachricht ihm durch einen Boten bringen;
Die Wochenbetterin bat ihn noch nebenbei
Auch zu bestimmen, wie das Paar zu nennen sei.
Kaum hört der Mann, die Frau hätt' Zwillinge geboren,
So ruft er; Jemini! und krazt sich hinter'n Ohren.
Der Bot' lauft eilig fort und überbracht genau;
Daß Jemini das Paar zu nennen sei, der Frau,
[116]
»Ei, das ist ja der Nam' von einem, willst du laufen
Und fragen, wie ich soll den andern Knaben taufen?«
Der Mann, im Wahn, es wär' ein dritter Sohn gebor'n,
Rief aus: Leck mich in Arsch! – vor lauter Gall und Zorn.
Der Bot' zurück zur Frau rennt, was er konnte rennen
Und spricht: Leck mich in Arsch soll sich der and're nennen.
Zu folgen ihrem Mann in allem auf ein Haar
Gab diese Namen auch die Frau dem Knabenpaar,
In eine Wiege nun mußt man zusamm' sie binden,
Den Jemini von vorn, Leckmichinarsch von hinten,
Die Jungens waren jetzt der Mutter größte Freud',
Die reicht die Brüste dar mit warmer Zärtlichkeit.
Ganz sanft labt Jemini sich an den Nektarsäften,
Leckmichinarsch aus allen Kräften.
Der Mutter Freude war in Etwas nur vergällt,
Ein jeder Knabe bracht' ein Muttermal zur Welt:
Es hatte Jemini das seine auf dem Nacken
Leckmichinarsch auf beiden Backen.
[117]
Das Bett macht Jemini nur selten etwas naß,
Leckmichinarsch ohn' Unterlaß.
Die Knaben langten an zu gleicher Stund' hienieden,
Doch waren durchaus fast die Neigungen verschieden;
So atz der Jemini statt Fleisch gebacknen Reis,
Leckmichinarsch statt Fastenspeis'!
Kaum waren beide nur in etwas angewachsen,
So fingen sie schon an zu ringen und zu baxen
Es thats der Jemini zu üben seinen Leib,
Leckmichinarsch zum Zeitvertreib.
Quer nahm der Jemini sein Steckenpferd beim Ritte
Leckmichinarsch in aller Mitte.
Sie standen Morgens auf und wuschen auf der Stelle
Sich beide das Gesicht aus einer frischen Quelle,
Der Jemini thats aus Gewohnheit, ohn' Beschwerde,
Leckmichinarsch, damit er sauber werde.
Es trank der Jemini, das Frühstück selten mit,
Leckmichinarsch nach Appetit.
Der Jemini war nur manchmal froh und gesellig,
Leckmichinarsch so oft 's gefällig.
Es freute Jemini sich nie an Freundes Brust,
Leckmichinarsch nach Herzenslust.
[118]
Es aß der Jemini nur Nüss' statt süße Mand'l,
Leckmichinarsch statt Zuckerlandl;
Ein Spiel hat Jemini nur selten mitgemacht,
Leckmichinarsch bei Tag und Nacht.
Zwei Pferdchen kaufte bald der Vater seinen Knaben
Und that mit ihnen selbst spazieren öfters traben;
Gemach ritt Jemini auf ebner Bahn einher,
Leckmichinarsch die Kreuz und Quer.
Der Jemini nahm Fett als Schutz für Winterbeulen,
Leckmichinarsch den Wolf zu heilen.
Sein Pfeifchen Knaster raucht nur Nachts der Jemini,
Leckmichinarsch in aller Früh.
Der Jemini trank Milch, die Lunge abzukühlen,
Leckmichinarsch den Durst zu stillen.
Konfekt bracht' Jemini nur selten in den Mund,
Leckmichinarsch zu jeder Stund.
Kein Ei aß Jemini, ihm bangte vor dem Fieber,
Leckmichinarsch je mehr je lieber.
Es sprach der Jemini mit Freunden nie ein Wort,
Leckmichinarsch in einem fort.
Nach Klagenfurt sind sie auf brünstiges Verlangen
Der gnädigen Mama ad Studia gegangen.
[119]
Ward ja von dort nach Haus ein Briefchen expedirt,
So hatten sie's zusamm' auf selbes Blatt geschmiert,
Es that's der Jemini, weil Posten theuer waren,
Leckmichinarsch s' Papier zu sparen.
Kaum war die Zeit vorbei, den Künsten so geweiht,
So hatten sie alsbald um eine Frau gefreit!
Ungern that Jemini mit seinem Weibchen scherzen,
Leckmichinarsch von ganzem Herzen.
Nie führte Jemini die seine auf den Ball,
Leck mich in Arsch viel tausendmal.
Den Knaben kam einst ein Zigeunerweib entgegen,
Sie ließen sich von ihr den Händestrich auslegen,
»Du Jemini,« sprach sie, »wirst glücklich sein zur Zeit,
Leckmichinarsch in Ewigkeit.«
Die Ursach war nicht schwer und leicht bei einem matten
Und kurzen Stümpchen Licht verlässig zu errathen:
Der Jemini hatt' sich nur Schmeichler beigesellt,
Leckmichinarsch die ganze Welt.
So lebten sie denn fort, genossen Freud' und Leiden,
Bis nahte jene Stund', wo Seel' und Leib sich scheiden.
[120]
Der Jemini starb hart und macht des Lärmens viel,
Leckmichinarsch in aller Still.
Weil sie zu gleicher Zeit die Welt verlassen haben,
So wurden sie zusamm' in eine Gruft begraben,
Sie zu verewigen durch einen Leichenstein,
Grub diese Grabschrift man in weißen Marmor ein:
»Steh' Wandersmann! steh' still und blicke unverdrossen
Ein treues Brüderpaar von einem Sarg umschlossen,
Gleichzeitig nahmen sie in jene Welt den Marsch.
Der erste hieß Jemini, der zweite Leckmichinarsch.
Zwar solltest du zum Tod sie beide nochmals lecken,
Doch weil das Fleisch schon faul, möcht' beides dir nicht schmecken;
Drum lecke mich dafür und denke dir dabei,
Daß es der Rosenmund der Herzgeliebten sei.«

An die Kritiker.

Du unersättlicher Tyrann,
Du Unhold, dessen Tigerzabn
[121]
In jede Straßenecke beißt;
Mich schrecket nicht dein Natterbiß,
Denn weißt du wohl, wie Jemini's
Geliebter Zwillingsbruder heißt?

Der Kirchweihbock.

Itzt laßts enk doch an Spaß derzähln,
I woas, ös lachts enk z'trank:
Daß i a Sau bin jederzeit,
Dös wißt's itzt, Gott sei Dank.
Drum thu i mi net exkusirn,
Und sogs enk franschmann weg:
Es handelt wieder 's ganz Gedicht
A bißt von an Dreck.
Wie i a so a Studentl war
Von zwölf a dreizehn Jahrn,
So bin i, wenn d'Vokanz is g'weft,
Zum Onkel außi g'fahrn;
Der hot denn ar an etli Bubn,
Studirn in Neuburg drübn:
Wenn mir san all beisamma g'west,
Is neamat ung'schorn bliebn.
[122]
A mol do is der Kirta g'west
Und dorten is der Brauch,
Daß drinn im Schloß der Goasbock pfeift
Für Knecht' und Mägd' halt auch.
Und d'Herrschaft schaugt halt u oft zu
Und hat a so sein G'spaß,
Und kumma allmal alle Leut
Vom ganzen Dörfel draß.
I schaug denn do dem Pfeiffa zu,
Steh dort am Fenstastock
Und sog zum Max: Woaßt, wos i thua?
Itzt scheiß i in sein Bock,
Und wenn er wieder niedersitzt
Und pfeift und druckt dazna
Und ihm die Soß ins G'sicht nein spritzt,
So lach ma uns grod' gnua.
Gedacht, gethan! der legt sein Bock
Auf's Ofatischl 'nein,
Jetzt nimm i'n schön stat untern Rock,
Lauf 'naus und mach'n drein;
Und rühr a wen'g a Wasser dron,
Sonst war's ja alles z'dick,
Damit's fein besser spritzen konn;
Neamat hot mi g'segn zum Glück.
[123]
I leg'n denn schön stat wiederum
Hin an sein alten Ort.
Und schleich mi hintern Garten 'nein,
Itzt g'schwind a bißl fort,
Itzt führt der Satan, wie's halt oft
Der Fankerl alles lenkt,
'n Herrschaftsrichter unverhofft
Auf'n Tanzplatz, wer hätt's denkt.
Dös is an alter Schlankl g'west,
Und hot ihm net viel g'schadt.
Weil er bei mein Herrn Onkel mi
Gar oft nerplaudert hat.
Der hot a schneeweiß West'l on
Und Hosen von Nanquin,
Und singt und pfeift halt was er konn
Im Nebenstübel drinn.
Itzt siegt er dras beim Ofen hint
'n Goasbock paradirn;
Wart, denkta si, itzt muaß i doch
Dös Ding a weng probirn.
Last 'naus und nimmt'n untern Arm
Und druckt halt, wos a konn,
Do spritzt'n d' Brüh glei non so warm
Ins G'sicht und West'l non.
[124]
Der bimmt enk denn vor Zorn und Wuth,
Last schnell in d' Kuchl 'naf,
Denkt in der Still: es is schon gut,
Do kumm i schon non draf,
Und weil's schon eppas dunkel war
Und er koan Wasser findt,
Wascht er sie in a Schüßl 'nein
Dort af der Ohnricht hint.
Geht hoam und legt si anders on,
Sagt von der G'schicht koan Wort,
Und sitzt am Abend ob'n beim Tisch
Ganz richti an sein Ort.
Es waren fremde Gäste da,
Die Suppe kommt zu Tisch.
Der Onk'l ißt an Teller voll,
Sagt: 's Fleisch is net recht frisch.
D'Frau Tant' verlost an Löffel voll
Und schreit glei 'naus: »Marie!
Wos hot's denn mit der Suppen thon?
Verkost's a mol die Brüh!«
Die nimmt an Löffel voll davon
Und speibt's glei wieder weck
Und sagt: Gnä Frau, do drinna schwimmt
Hellicht a Menschendr**.
[125]
Kam hat si's g'sagt, itzt kotzt si glei
Die Fräula Adelheid,
Und nach ihr speibt der ganze Tisch,
Dös is enk grod a Freud!
Grod i hob net viel Acht draf geb'n,
Mir hot mei Süppla g'schmeckt,
Und hob ma denkt, vielleicht hot d'Magd
An Knoflat eini g'steckt.
Und wia so alles speibl und kotzt
Mein Lebta nimmermehr,
So kummt und lamentirt und rotzt
Der Goasbockmonn daher:
»Ihr Gnodn! itzt kon i nimma sein,
I woan mi halbet z'todt,
Itzt scheiß'ns ma in mein Goasbock nein,
Und is doch dös mein Brod.«
Und schraft do glei sein Goasbock o
Und schüttelt sans façon
Den Inhalt, den i 'neing'macht ho,
Afs Tafeltüchel no.
Kotz Saprement, und wie's denn grod
Zu oan sein Unglück geht,
[126]
Wenn oft der Teufel 's Spiel drinn hot,
Und 's Unglückslüftl weht.
I hoh dort grod zwei Tag zuvor
A messing's Ring'l g'schluckt,
Und hob's im ganzen Haus dazählt,
Daß mi koan bißl druckt.
Itzt, wie denn der die ganz' Menage
Auf's Tischtuch eini schütt,
So steckt im größten Bröck'l drin
Das Ring'l in der Mitt'.
Kotz Kreutz, itzt is mar anders worn,
Itzt kriegst wos af'n Kopf;
Itzt schmeckt ma wohl koan Küchel mehr
Und a koan Gogelhopf.
Schaut alles glei auf mi hinauf,
Der Onkel droht mir schon,
I ober denk, i scheiß enk draf,
Und schleich mi staat davon.
Kaum bin i fort, so bringt die Magd
A Ringl mit an Stein:
»Herr Herrschaftsrichter! I glab wohl,
Des wird das Ihre sein;
[127]
Is drunten af der Ohnricht g'legn,
Hot g'stunken wie die Pest:
Itzt konn i mir gar wohl erklär'n,
Was in der Supp is g'weßt.«
Der wird enk wie a Feuer roth,
Verzählt sein' saubre G'schicht.
»Bitt tausendmal, verzeihn's ma halt,
Mit Fleiß geschah es nicht.«
I glaubt', es würd' statt Suppe da
Ein warmes Wasser sein,
Und wusch halt, ich gesteh' es ja,
G'sicht und Händ hinein.
Der Goasbockmonn erhielt das Geld
Zu einem neuen Bock;
Doch ich erhielt für diese That
Den Lohn mit einem Stock.
Der Herrschaftsrichter wurde noch
Nachmals oft ausgelacht,
Und ich trag seit der Zeit kein'n Ring,
Weil er mich – aufgebracht.

[128] C** M** Beicht',


abgelegt einem Kapuziner zu Ostern

1819.

Non rein do mit dein Ratschenbart
An deiner broaten Goschen,
Net wahr, itzt stehst wahrhafti do
Wie 's Fackl um an Groschen.
Wie lang is her, dast nimmermehr
Dein G'wissensstübel g'reinigt?
Du kamst ganz sicher no net 'rein,
Kam Ostern net so schleunig.
Ihr Hochwürden! seit vorig's Jahr
In der Charfreita-Wocha,
Sie wissen's selber ganz und gar,
Wos hob i dort versprocha?
Wie schön bin i net dorten g'west?
So weiß wie Alabaster
Und itzt stink i vor Sündenwust
Wie's Kaufmann Müller's Knaster.
[129]
Seit Ostern also nimmermehr?
Non, liebster Gott im Himmel!
I reich da glei a Dachtel naus,
Du alter Sündenlümmel.
Was muß i wohl da wieder hör'n
Für heldenvolle Thaten;
Non freu di nur, Herr Luzifer,
Do kriegst an fetten Braten!
O Herr, vom Bratl redt's ma nix,
I wollt, i hätt's net gessen;
An heilinga Quatembertog
Is sreili gor koan Essen;
Allein i hob halt z'Nachts zuvor
Bei meina Rösel g'schlaffa.
Non hob i wieder Kräften mir
Durch's Bratl wolln verschaffa.
Wos, Lump! a so a Lebn führst du
In der Charfreita-Wocha?
Itzt wollt i schon, daß dir dein Dreck
War während der Arbeit brocha.
Woast wos, mir fallt a Mittl ein:
Wenn dir so was thuat kömma,
So steck'n in an Kühdreck 'nein,
I woaß da nir bequ 'ma.
[130]
Is das an Art, a Jungfernschloß
So boshaft aufzusprenga?
O Herr! von G'walt is gor koan Red,
Weil's so gar leicht aufgenga.
Hob blos a bisl g'nackelt dron,
Glei war mein Schlüssel drinna;
Mein Dietrich is höllisch scharf,
Oes könnt's koan bessern finna.
Dein Mensch, dein Dietrich und dein Seel
Die därfa si schon freua,
Wenn's drunt' beim Teufel in der Höll'
Schön brann wern beim seln Feuer.
Und itz, du Schlankl, sagst ma's glei:
Wie oft host bei ihr gschlaffa?
Sonst konn i dir trotz Neu und Leid
Kog Absolvirung schaffa.
O Herr! wos thuat's mi do net frog'n,
Wie oft i bei ihr g'schlaffa,
Das kunnt i nimma zammazähl'n
Und that's mi glei drum strafa.
Am Besten is, wir rechna so,
No sama glei im Reina:
Im ganzen Monat san vier Tag,
Do laßt mi 's Mensch net eina.
[131]
A schöne Wirthschaft, liebe Frau!
Mein Herz möcht mir zerbrecha;
Wie konn itzt i a solchi San
Von Sünden ledi sprecha.
Wie sieht's denn mit da Kircha aus,
Wie steht's denn mit'n Beten?
Koan Predi net 's Jahr ein 's Jahr aus,
Die hast du net vonnöthen.
O Herr! mein Vater sagt mir oft,
I sei a ung'schickt's Luada;
Daß i in koan großi G'sellschaft taug',
Versichert mi mei Mnada.
Und weil denn, wie do selber wißt,
In Kirchen alli Sunta
Die allagrößte G'sellschaft ist,
So tang' i halt net drunta.
Itzt hätt' i Lust und langet naus
Und nahm di bei de Ohrna,
Du Lump, der seines Gleichen sucht,
Du Sünder, du verlorna.
Beim Hierlbräu im Keller drob'n
Do konnst du schon recht schwitzen,
Wo deines Gleichen grod so Säu
Nach Dutzenden drin sitzen.
[132]
Wie sieht's denn mit die Armen aus,
Da wirst wohl net viel reicha?
Nan Herr! da habt's ma Unrecht thun,
Do such i meines Gleicha.
Die milde Stiftung im Spital 22
Wird net von mir vergessen!
Wos i 's ganz Jahr do eini zahl,
Is gor net zon ermessen.
Wie oft empfangst'as Abendmahl?
Wie oft b'suchst d'Wochen d'Messen?
Vom Abendmahl do woaß i nix,
Bei mir wird z'Nacht nix g'essen.
Und wos die Mess' betrifft – je non!
Bin z'Frankfurt non net g'wesen,
I hob schon manchmal g'hört davon
Und Zeitung drüba g'lesen.
Die Leipziger soll schöner sein,
Sagt's Kaufmann Auer's Lippel.
»Itzt hätt i Lust und langet 'naus
Und nahm di bei dein Schippel.«
Wos host du für a Christenthum,
I möcht mi drüba kotzen;
[133]
Wenn i mal zu dein Votern kumm,
So schlog i'n oans in d'Votzen.
Ja, Eltern gibt's, dös sag i glei,
Ma därfats glei verbrenna;
Wos frog'n die nach a Kinderzucht,
Wenn's nur recht rolzen könna.
No wachsen denn die Kinder af
Wie's Vieh, keins Menschen würdi;
Sie fressen, saufen und scheißen brav,
Und glaub'n, itz san's schon firti.
Und so a Saumog'n bist du a,
In Christo Vielgeliebter!
Net werth, daß di a Hund onsoacht,
Du Sauschwanz, du betrübter!
Du haßt a's liebe Christenthum
Wie 's Kind a spitzis Messer;
Was d' Menscha untern Firta hob'n,
Gel' Schwanz, dös woaßt schon besser.
Sechs Rosenkränz bet'st auf der Stell
Und itza punctum satis,
Sonst konn i di net absolvirn
Und in sechs Wochen kummst ma rein
Und thuast ma wieder beichten;
[134]
Bitt Gott, daß er dein Eselskopf
Bis dahin möcht erleuchten.
Und schau di im Kanisti um,
Anstatt bei deiner Rösel;
Studir a wen'g a Christenthum
Und bleib koan solcher Esel.
Und itzt geh fort in Gottes Nam'!
Dein Schuld sei dir vergeben
Und bet dein' Buß, und führ fein itzt
A mal a anders Leben. Amen.

Einkleidungs-Rede,


gehalten am Tage


als Hans Michael J**


ehemals Rechtskandidat,


in das Seminar zu L** aufgenommen wurde.


Freut euch, ihr Christenkinder mit mir; – denn die Sonne ist heute aufgegangen wie immer, der Tag ist angebrochen wie immer, aber eine Freude, ein Glück ist uns erblüht – ein Glück sage ich euch, daß noch lange euer Herz mit Lust erfüllen [135] wird; denn aus den wüsten, nahrungslosen Steppen der Jurisprudenz kam ein Vögelein angeflogen, ein Aemstelein, geliebte Zuhörer! mit einem gelben Schnäbelein und fing sich in unserm Springhäusel der heil. Theologie. – Ach, ihn lockte der Same des Guten, den wir ihm vorgestreut hatten, und siehe da – schon lebt und webt er in unserer Mitte.

Willkommen, du Goldamsel Christi! – O du Zugvogel der Gnade Gottes, du wußtest ja wohl wo sich der Same des Guten mehret; ja Geliebte, hier vermehrt sich der Same; denn wenn er sich da nicht mehret, wo mehrte er sich dann? – In unsrer wohlthätigen Anstalt strebt alles darauf hin, daß er sich mehret, und schon der Name Seminarium, was da heißt: »Samenvorrathskammer«, – deutet ja deutlich darauf hin – und diesen Samen dann vertheilen sie einst als künftige Seelsorger unter ihre geliebten Gemeindskinder, auf daß er erblühe und Früchte trage und erfüllt werde der Spruch des Apostels, der da sagt: Thut ihnen wohl und sie werden euch lieben!

Hans Georg Michael heißt dieses Vögelein Christi und ich sage: glückliche Vorbedeutung, daß [136] er so heißt! Denn meine Lieben, der hl. Georg war ein tapferer Ritter! – Seht ihn an, den Schwanz den traurigen, – den der fürchterliche Drache, der furchtbare Lindwurm hat, den er zum Wohl der Menschheit erwürgte! – Seht ihn an, den Tropfen – schärfsten Giftes, das dem Unthier von der schäumenden Zunge träufelt, und wodurch so viele Menschen dahinstarben. Von welcher Plage befreite der Tapfere nicht sein Land, sein Volk!! Auch du, geliebter Sohn, Hans Michael, wirst den Drachen aus deinem Pfarrbezirke jagen – den Drachen nämlich der bösen Leidenschaften! –

Aber noch einen hl. Patron hat er, meine Geliebten! – es ist aber der hl. Erzengel Michael mit der Wage der Gerechtigkeit, und wie mancher ist da unter euch, euren Freunden und Verwandten, der das vorgeschriebene Gewicht nicht hat. – Setz hinein deinen Vater, setz' hinein deine Mutter, setz' hinein deine ganze Freundschaft und sieh zu, ob du zwei Pfund bayer. Gewicht au guten Thaten herausbringest!

Darum war es nöthig, geliebter Sohn Hans Michael, nunmehro Sohn der heiligen Theologie, [137] daß du es über dich nahmst, das Seelenheil deiner Landsleute zu retten; – denn gleichwie die Eisstöcke hinglitschen über die Eisfläche 23, so glitschen auch sie von einer Sünde zur andern, von einem Laster zum andern – gleichwie nur, wenn alles verdorben ist, der Stock des Meyers wieder vergüten kann, also, Geliebte! ist es auch hier.

Du bist dieser Stock, geliebter Hans Michael! Du bleibst dieser Stock in alle Ewigkeit zur Rettung der Menschenkinder. Und nun würdiger Herr Direktor, nur noch eine Bitte an Sie: Nehmen Sie ihn in Schutz den neuen Sprößling, denn gleichwie der Bär sein Junges so lange beleckt, bis es sich so forme und gestalte nach ihm, also auch Sie hochwürdigster Herr Direktor! – Lecken Sie ihn also viel tausendmal, daß er sich ganz nach Ihnen forme, – lecken Sie seine ganze Freundschaft, lecken Sie seinen Vater, lecken Sie seine Mutter, damit sie sich bessern und gestalten zum Guten; lecken Sie endlich auch mich nach der Länge und Breite, Herr Direktor, Sie alter Bär! Amen.

[138] Leichenrede


auf

meines Freundes H** Hund


bei Gelegenheit seiner feierlichen Beerdigung

im Jahre 1819.

Ein Vorfall, Geliebte! ein Vorfall sage ich, wie ich ihn noch nicht auf der Universität erlebt hatte, gibt mir Gelegenheit, euch heute Worte ans Herz zu legen – inhaltsschwere Worte, Worte des Glaubens – Worte der Liebe – Worte des Geistes!

Unsers Freundes H** Hund ist nicht mehr – er ist dahin in seiner Jugend, er mußte dahin! denn wenn er nicht dahin wäre, wo wäre er dann? – Die Ignoranz seiner Aerzte war es, die ihn so schnell dahin raffte; denn sein Uebel war im Anfange nicht so von Bedeutung. Trauert um ihn – er war ein Hund – und ihr alle seid's! – die ihn gekannt haben! Ein Geschwür im[139] Munde endete schnell seine irdische Laufbahn, und ich sage: dreimal glücklich und noch dreimal glücklich und abermal dreimal glücklich, zusammen also neunmal glücklich – sage ich, wer ein Geschwür im Munde hat. – Denn – wer ein Geschwür im Munde hat, der wird nicht durch lasterhafte Zoten und Lieder den Tag des Herrn besudeln – denn ihn schmerzt sein Mund! Denn, wer ein Geschwür im Munde hat, der wird nicht Fleisch und Würste essen an Quatember-und gebotenen Fasttagen, denn siehe da, ihn schmerzt sein Mund! – Er wird nicht wollüstig küssend feile Dirnen umarmen, – denn ihn schmerzt sein Mund; – und so wird er wandeln den Pfad der Tugend in Folge des Geschwüres! –

Aber noch eine andere Krankheit war es, Geliebte! die ihn so schnell dahinraffte; es war die Sucht! und diese, meine lieben Christen, ist es, die ich Euch vorzugsweise empfehle. – Aber was für eine Sucht? Lungensucht? – O nein, meine Lieben? Wassersucht?nego! Schwindsucht? Auch diese ist es nicht! Eine ganz andere Sucht ist es, nach der ihr streben sollt, und zwar – Sucht nach guten Handlungen. – Um nun aber wieder [140] auf den Hund zu kommen 24 – so war dies ein Hund, ein Hund! sage ich, wie's wenige gibt. Ihr kennt doch Bileam's Esel, der sprach, und man verstand ihn – aber dieser Hund sage ich Euch, sprach nicht und man verstand ihn dennoch! O wie viele sind da unter Euch, die sprechen wie Bileam's Esel und doch nicht verstanden werden! Wenn ich oft über den Werth der Geschöpfe Gottes nachdenke, mit Eifer nachdenke – o so wunderts mich, wie der Herr Jesus den Esel und nicht den Hund zu so viel Ehren erhoben hat; denn, meine Freunde, ihr wißt es ja wohl, der Herr ritt auf einem Esel – er war also ein Diener Gottes – ich bin auch einer und zwar ein doppelter – einmal als Consistorialrath, einmal als Euer Pfarrer – aber wie käm' ich zu so viel Ehren, daß der Herr auf mir ritte! O du dreimal glücklicher Esel! O geliebte Mitbrüder in dem Herrn, befleißiget euch doch eines guten Lebenswandels, und macht euch Gottes Gnade immer würdiger! –

Ich komme nun wieder auf den Hund. Er hieß Zephir – nun aber heißt Zephir ein leiser

[141] Wind, ein Wind, wie er im Früjahr über die Saatfelder streicht – sanft und gelinde also auch war dieser Zephir, sanft und gelinde wie ein leiser Wind, das heißt ein Wind, wie er im Frühjahr über die Saatfelder streicht, denn ein Sturm ist auch ein Wind – kein Magenwind – denn ein Magenwind ist auch ein Wind – aber prüfet, geliebte Zuhörer, ob es ein Zephir ist – prüfet nach der Mahnung des Apostels und das Beste behaltet!

Um aber endlich auf das Zahngeschwür selbst zu kommen, so roch es unerträglich: – aber auch ihr, Geliebteste, riecht oft unerträglich nach euerm Sündenwust, wenn ihr euch nicht reiniget durch das Einspritzen des heil. Beichtstuhls – und wie viele sind, die dieses thun?

Aber es wird eine Zeit kommen, eine Zeit, sage ich euch, wo euer Geschwür aufbrechen wird, unheilbar und zu eurer steten Marter, und wo ihr stinken werdet von jetzt an bis in Ewigkeit.


Amen.

[142] Der bayerische Wallischerr.

[Rep.]
Nix Schöners nicht auf Erden,
Als was ein Wallischerr, tralala.
[Solo.]
Ein schwarzbraun Pferd zu reiten,
Ein Federbusch von Haar,
[Rep.]
Den Säfel an der Seiten:
Ob wohl was Schöners war, tralala.

[Rep.]
Kaum hat es acht Uhr g'schlagen,
Sitzt Roß und Mann zu Pferd, tralala.
[Solo.]
Spazieren wird geritten,
Trampeter reit'n voran.
[Rep.]
Den Fahner in der Mitten
Und hint ein Flegelmann, tralala.

[Rep.]
Wir reiten durch die Straßen,
Das Pflaster möcht krepirn, tralala.
[Solo.]
Das Mädchen schaut vom Fenster
Und grüßt den Wallischerr,
[Rep.]
Und denkt sich: Ach mein Schönster!
Wenn ich dein Rößlein wär, tralala.

[143] [Rep.]
Wir kommen auf die Wiesen
Und thun manöverirn, tralala.
[Solo.]
Der Oberst kummandiret
Der ganzen Frant voran,
[Rep.]
Und gleich darauf präsentiret
Die ganze Eskadran, tralala.
[Rep.]
D'rauf blast man auf Commando
Den Marsch zum Afanschirn, tralala.
[Solo.]
Da geht's als wie das Wetter
Im stärksten Carriere,
[Rep.]
Bis als daß die Trampeter
Nicht blasen nimmermehr, tralala.
[Rep.]
Nun reitet man zurücke
Wohl in die Garnisan, tralala.
[Solo.]
Und putzt sein Pferd und Sattel
Und Riemenwerk dazu;
[Rep.]
Und eilt zu seiner Kathel
Und wünscht ihr gute Ruh, tralala.
[Rep.]
Die schließt in ihre Arme
Den schönsten Wallischerr, tralala.
[Solo.]
Kein Kurafir, kein Jäger
Und auch kein Gardikor
[Rep.]
Soll dir mein Herzlein rauben,
Da steh ich dir davor, tralala.

[144] [Rep.]
Vom Fuhrwesen gar keiner,
Und auch kein Pompertär, tralala.
[Solo.]
Nicht einmal ein Halahner,
Sein Lebtag kein Husar.
[Rep.]
Gar niemals ein Dragoner,
Vielweniger ein Standar, tralala.
[Rep.]
So bleiben sie beisammen
Bis zu dem Zapfenstreich, tralala.
[Solo.]
Aude, mein Schatz! muß gehen,
Muß gehen in Kusarm.
[Rep.]
Morg'n thu' ich dich schon sehen
Und schließen in die Arm, tralala.
[Rep.]
Und geht jetzt in den Stalle,
Und schaugt nach seinem Pferd, tralala.
[Solo.]
Ob es kein Mangel habe,
Ob alle Fenster zu.
[Rep.]
Dann legt er sich und labet
Sich durch die gute Ruh, tralala.
[Rep.]
Drum kann's nicht Schöners geben,
Als wie ein Wallischerr, tralala.
[Solo.]
Denn wenn er in Paradi,
So glanzt er wie die Sonn',
[Rep.]
Und bei der Prumernadi
Sieht man n' von Weitem schon, tralala.

[145] C* M** Selbstbetrachtungen


und

seine Abentheuer in der Hölle,

als ihn accordirtermaßen der Teufel geholt.


In zwei Abtheilungen.

OderC* M** in Verschiß.
Oder
Sau, schaug di on!
Verfertigt im hintern Stübel beim Trakteur S*.

Erste Abtheilung.

Wie C* M**, nachdem er in Verschiß erklärt, auch von seiner Liebsten verstoßen; sodann voll Verzweiflung sich ersäufen will, zuvor aber nochmals Reue und Leid und Nachdenken über seine Sünden angestellt, am Ende aber sich gewisser Ursachen halber doch entschließt, noch einige Monate zu leben und nun abreist.


Was weinst du denn, mein liebes Kind,
Was weinst du denn so sehr?
Gesteh' mir nur, du weißt's gewiß.
Daß ich, dein Liebling, in Verschiß.
Honorisch nimmermehr.
[146]
So sprach in süßem Schmeichelton
Ich zu der holden Maid,
Ich wollt' sie drücken an mein Herz,
Sie stieß mich weg zu meinem Schmerz,
Zu meinem Herzeleid.
»Und nimmermehr,« sprach sie zu mir,
Komm, Schißer, mir zu nah',
Den flotten Burschen liebt' ich nur,
Der Schißer such' sich eine Hur',
Für ihn bin ich nicht da.«
Sie kehrte mir den Rücken zu
Und sprach hinfür kein Wort.
Leb wohl, schön Liebchen! lebe wohl,
Nenn ich dich nimmer küssen soll;
Leb wohl! ich reise fort.
Ich stürzte aus dem Zimmer fort,
Der Mordgedanken voll,
Zur Isarbrück'; dort stand ich lang.
Mir ward so schwindlig und so bang,
Ob ich hinunter soll.
Da fiel mir erst der Teufel ein,
Dem ich beim Färbelspiel
[147]
Für vier und vierzig Guld'n in Gold
Mein Seel verschrieb, die er mir holt
Bis Lichtmeß auf das Ziel.
Drum geh ich wiederum nach Haus
Und mach a kurzi Reu und Leid
Und richt' mi her zur Ewigkeit,
Und hab' so bei mir g'redt:
Betracht' di itzt, du alte Sau,
Wie koani existirt,
Betracht' dein'n ganzen Lebenslauf
Wirst seg'n, der Teufel hot beim Kauf
So viel net profitirt.
Die zehn Gebot, wie hast du die
So weni ästimirt,
So langst an Kreuzer Geld host g'habt,
Host g'färbelt, zwickt, tarokt und tappt,
Koan Kirchathür ong'rührt.
Den Namen Gottes eitel sog'n
War dir Gebot und koans;
Ob unser Herrgott vor dir steht
Oder der Huf ins Zimmer geht,
Dös is dir alles oans.
[148]
Die Feiertage heiligen
Dös war a so mein' Plog;
'n Sunnta um a zehni schon
Da fangt ma flottweg 's Färbeln on
Und färbelt bis Mittog.
Kam g'fressen geht's af d'Goas hinaf,
Do setzt ma's wieder fort
Und schimpft und schilt grod wos ma konn,
Langt mannigmal der Fanny dron.
Wos steht s' just vor oan dort?
'n Vater und d'Frau Mutter ehr'n
Dös wär mir grod a Lust,
So lang s' ma hob'n brav Platti g'schickt
Hob i mi bis auf d'Erden bückt
Und d' Hand brav druckt und kußt.
Doch war es mannigmal der Fall,
Daß z'Haus just net recht g'kleckt
Und is der Postwag'n außi blieb'n,
So hob i glei an Brief hoam g'schrieb'n,
Den s' an koan Fenster g'steckt.
Koan Mordthat hob i net verübt,
Doch so viel kon i sog'n;
[149]
Hob i an großen Scherer g'habt
Und hot an Andrer a 'neintappt,
So hätt' i 'n mög'n darschlog'n.
Du sollst koan unkeusch Leb'n net führ'n.
O liebe gute Zeit!
I wißt nit, was i drum geb'n kunnt,
Wenn das Gebot net drunta stund,
I glab, mei Seligkeit.
Denn d'Madeln kann i nimmer grad'n,
Die san mein täglis Vrod,
Koan Bröck'l Fleisch, koan Trünk'l Bier,
So gern i friß und sauf; non mir
A Mensch, na hats koan Noth.
G'stohln hob i justament no nix
Außer in der Vakanz
Dem Pfarrer Meyer z' Genderking,
Weil er a intressirter Ding,
A mol a brotni Gans.
I mach dem Limmel a Visit,
War dursti, wie a Kuh.
Er gibt mir saures Gerstenbier
Und trocknes Brod, drum schanzt i mir
Das fette Gansel zu.
[150]
Koan falsches Zeugniß soll ma geb'n.
Ja manigmal, wie geh'ts!
Der I** fragt: Wie steht d'Parthie?
Der Markus sagt ihm z'viel und i
Schrei a glei: Ja, so steht's.
Deines Nächsten Gut sollst net begehr'n;
Ja, mein Gott, 's war schon recht,
Doch wenn die andern Thaler trog'n
Ganz' Säck voll, dürf i denn net sog'n,
Daß i die Thaler möcht?
Des nächsten Hausfrau hob i non
Mein Lebtag net begehrt,
I hob net lang den Monn drum gfrogt,
I hob's der Frau glei selber g'sogt,
Daß sie mir lieb und werth.
So is koan oanzis Hauptgebot,
Das du net hast verletzt.
Das Luderleb'n, daß du vollbracht,
Hat lang zur Höll' dich reif gemacht,
Drum hast dein' Seel' versetzt.
Und non net gnua, daßt unsern Herrn
Um Land und Leut' belog'n,
[151]
Der Teufel selber in der Höll
Is ang'führt itzt mit deiner Seel,
Selbst den hast du betrog'n.
Denn als du dem dein Seel verkauft,
Is s' non honorisch g'west
Und itza is sie in Verschiß,
Wo's kaum mehr fünfzehn Guld'n werth is
I glab net, daß er s' löst.
Koan Madl krieg i nimmermehr,
Wos fang i itza on?
Denn jede moant a Teufelssch*
Der glüht und brennt glei non so ganz
Drum loßt mi koani dron.
Doch Satan wart – non hast mi net,
So gar weit is net g'fehlt,
Knmm i nur zu mein Vater z' Haus,
Der löst mein' arme Seel' schon aus,
Non schicketa dein Geld,
Und hast du erst dein Capital,
No leckst du mi in Arsch,
No nimm i a kloans Crucifix
Und halt's dir für, na thust ma nix,
No hoaßt's: Herr Teufel, marsch.
[152]
So schick i mi denn endli on
Zu meiner langa Reis',
Koan Mensch nimmt Abschied mehr von mir
Es last a jeder für und für,
Als war i voller Läus.
Der Turban und der Strassersmon
Der Riepel und der Mensch,
Der Bauer wie der kloani Schmiedt,
Der Hennahund selbst net von Süd
Und kurzum halt koan Mensch.
Der Farbelbruder I* selbst
Is mäuselstat und stumm,
Drum hot 'n unser Herrgott g'straft
Und ihm a Platzl drin verschafft
Im Seminarium.
I glab der Hans Michael und i
Hob'n ziemli so oan Loos,
Denn ob i in der Höll' drin schwitz
Oder im Seminari sitz'
Is allwei toute même chose.
Wenn die spazier'n geh'n moant ma wohl,
Der Höll'npfuhl thut si auf,
[153]
Do hobn's so dunkelgraue Röck,
Wenn's draf regnt, stinkas wie die Böck,
Sonst war ihr Kleidung brav.
Wenn die a Stund im Hörsaal sein,
Konn Neamt mehr drinna bleib'n,
Der M** hot's wohl erfohr'n,
Dem is a mol sterben's übel worn
Und hot si müssen speib'n.
Der Doktor Winterbrand, die Sau,
Zu mir so naget Freund,
Der thut so fremd mi kam onschaug'n,
I wollt'n sein Kalmucken Aug'n
No außireißen heund.
September is der dritte g'west,
Als L** i verließ,
Ich wählte keinen eignen Weg,
Hopp ging es über Zaun und Steg,
Der Wind ganz schrecklich blies.

[154] Zweite Abtheilung.

Wie dem C* M** bei Isareck der Teufel in Gestalt eines Altburschen erschien, ihn durch List in die Hölle führen thäte und was er alldort zu befahren gehabt hätte.


Ich mocht' vier Stund' gegangen sein,
Schon sah ich Isareck,
Da kam auf einmal und so g'schwind
Als wie herbeigeweht vom Wind
A Mandl aus der Heck.
Der Kleidung nach is das a Bursch,
Vielleicht von Heidelberg,
Geht freundli auf mi zua und lacht
Und viele Komplimenter macht.
Doch alle nach der zwerch.
Und hat an Pfeifenkopf im Maul
Mit prächtigem Gemäld'
Und draf a Dedikation
Und Nama – von a Million,
Hob'n koani zehni g'fehlt.
Und's G'mäld war erst a Meisterstück,
Muß koans so existirn,
Es saßen tausend an 'm Tisch
Und unter ihnen Feuer frisch,
Daß d'Füß fein net erfriern.
[155]
Und wie i's Köpfel recht betracht
Und lies die Nomina,
Da steht – a Wunder ohne Zahl
(Denn wunderbar bleibt's allemal)
Auch C* M** da.
I frog'n, ob i ihm vielleicht
Per renommée bekannt?
»Du bist an Advokatenblut!
I kenn ja dein Herrn Vater gut,
Wir san gar noh verwandt.«
In Isareck schmollirn ma denn
Mit Bier – so herb wie Salz.
I frag'n denn, wie er heißt und er:
»I heiß Carolus Luzifer!
Aus Amberg in der Pfalz.«
Wos! Wos! Carolus Luzifer?
Jetzt is ma anders wor'n;
Doch faß i mi und nimm mi z'samm
Und denk, es gibt kuriosi Nam'
Bei deni, die gebor'n.
In Amberg, sog i, hobn's studirt,
Do hob i viele Freund:
[156]
Sie kannten doch als Syntaxist –
Ein g'wissen W** und ein L*,
Durch Freundschaft eng vereint?
»Den H** Seppel und den Max,
Die S** alle zwei,
Ja wohl, die kenn i all
Und schau nur auf mein Pfeif a mal
Da stehen s' nach der Reih'.
»Wir sind die besten Freund zusamm'«
Spricht er und greift zum Bier:
»Stoß an, Herr Bruder, sie soll'n leb'n,
Sie hob'n ma alli 's Wort draf geb'n,
Sie fahr'n a mal zu mir.«
Weil's Bier so schlecht war, kommt a Wein,
Wir san do kreuzfidel.
»Bin Senior,« spricht er mit Kraft,
»Der allgemeinen Burschenschaft
Beim Teufel in der Höll'.«
I nimm's natürli nur im Spaß,
Der Wein, der macht oa'n warm.
Er zahlt die ganze Zech allein
Und ladt mi af sein Schlößl ein,
O weh! daß Gott erbarm.
[157]
Es war schon hag'lfinster Nacht,
Itzt druckt mein Freund sein Schuh;
Itzt zieh'g i 'n seine Stiefel aus –
Do schlieft der schönste Goasfuß 'raus;
Itzt hob i oba gnua.
Doch war ich kürzlich resolvirt
Und dacht' mir in der Still:
Da du bis Lichtmeß ohnedies
Dem Meister Satanas gewiß,
Verlierst just net gor viel.
Drum ging ich still mit ihm dahin
Und war da guter Ding;
Bald kommen wir zur Felsenwand,
Der Teufel zog mit seiner Hand
An einen eisern Ring.
Auf sprang nun diese Felsenwand
Als wie zwei Flügelthor,
Und schnell kam wie vom Wind geweht
An so a schwarzer Höllkadet
Aus einer Ecke vor.
Wie der'n Luzifer erblickt,
So steht a kirzengrod:
[158]
»Schmelz Schwefel in 'n Kessel ein –
Wirf auch 'n Zentner Pech hinein,
Dem Herrn da zu an Bad.«
I dank, i dank, Herr Luzifer!
Nan! Nan! i protestir –
Pech hob i af der Welt gnua g'habt,
Vom Schwefel wer i gor glei satt,
I dank recht schön dafür.
Non, wennst net willst, so laßt es bleib'n,
So trink a Tass' Caffee.
He! macht's a Leinöl siedetheiß,
Rührt's drunta Wanzen, Spinn' und Läus
Und bringt's ihm für an Thee.
Herr Bruder! keine Kosten g'macht,
Dös muß i dir glei sog'n,
Der Kaffee thut ma gor net gut,
Er macht ma so a hitzis Blut
Und gor an schlechten Mog'n.
»A Böflamod a Portion,
Dös wirst doch net verwehr'n;
Nehmt's Schlangenfleisch und Krötenblut
Und Nasenschleim und kochts ös gut
Und bringt's ös für den Herrn.«
[159]
Der tausend! nein i dank dafür,
Die Sos, die war ma z'stark!
»A schlog di do das Wetter todt!
So friß doch wenigst a Butterbrod
Vom Advokatenmark.«
»Liebst Mehlspeis', mogst an Rufernschmarn,
Nix Prächtigers net iß;
Vielleicht a gute Eiterwurst,
Die stillt'n Hunger, löscht'n Durst,
I woaß, die schmeckta g'wiß.«
Herr Bruder, wennst mi gern thuast hob'n,
So wart ma mit nix auf:
I bin koan starke Kost net g'wöhnt,
Dös woas an jeder, der mi kennt,
Drum laß dem Ding sein'n Lauf.
»Meintweg'n,« sagt Meister Satanas,
»So komm nur jetzt mit mir,
I will di in mein Schloß 'rumführ'n,
Es muß koan schöners existir'n
Und zeig dir Alles für.«
Itzt führt a mi in Speissaal nein,
Do spielt'n s' à la guerre;
[160]
Die Bäll' sind alti Weiberköpf,
Die Pyramidenball'n Todtenköpf,
Die Queus ein Schlangenheer.
Und's Billard war künstli g'macht,
So zierli und so fein:
Sechs Hurna so g'schickt z'amma g'steckt,
Daß jede ihr weit's Loch herreckt,
Da rumpeln d'Bäll' hinein.
Do konnst du net leicht überschneid'n,
Denn d'Löcher san hübsch weit;
Am Arschloch hängt a Glöckl dron
Und kummt da Ball im Löchel on,
So schellt's, is grod a Freud.
Und mit an P** ellenlang,
Ganz voll von Schankerg'schwür,
Nimmt flink der Marcus allemal
Behend aus jedem Loch den Ball,
Der g'macht wor'n is von dir.
Lang sah ich diesem Spiele zu,
Bis es denn endlich gar;
Denn dieses Billard an sich,
Herr Bruder, interessirte mich,
Weil's gar so künstlich war.
[161]
Und in ein Nebenstübl führt
Mich Luzifer, mein Freund,
Alldorten waren ihrer viel
Zum lusti Zwicken, Färbelspiel
Und zum Tarock vereint.
Da färbelt ma statt Geld in Zähn,
Dös möcht doch Neamat moan;
I hob a bißl mitgethan,
Hob's all verlo'rn schon g'habt und dann
Non g'wonna bis af oan.
Und sechs verbuhlte Weiber war'n
Hier an 'm Tisch beisamm',
Die hob'n enk in drei Sch**l zwickt
Und manchmal hot's halt oana glückt,
Daß zu an hundert kam.
So sah ich denn noch eine Stund'
Dem Weltsspektakel zu;
Auf einmal hört ich zu dem Knecht:
»Mach dich zur Reise bald zurecht!«
Dort aus des Satans Mund.
»Nimm doch den großen Korb am Eck
Und geh mit nach Bayreuth,
[162]
Dort harret eine Pfaffenseel',
Die bringst im Korb herein in d'Höll;
Mach fort, verlier kein' Zeit.«
Holla! dacht' ich, Herr Luzifer!
Da fließt ein Rettungsquell',
Do setz' i mi in 'n Korb hinein,
Es wird kein halbi Stund net sein,
So bin i aus der Höll'.
Und richti war's, i hatte mi
Soglei in 'n Korb gebracht
Und Hurrah! über Berg und Thal,
Und über Fluß und Wasserfall
Ging's fort bei finstr'er Nacht.
Und eh' es Mitternacht noch war,
Lag Bayreuth vor uns her,
Und eine alte Hexe nahm
Den Korb ihm ab sobald er kam
Und glaubt er wäre leer.
Und setzt ihn weg, der Teufel geht
Um seine Pfaffenseel';
Doch kaum war der vom Korbe weck,
So schlich ich langsam wie ein Schneck
Und zog mich auf der Stell!
[163]
Adieu, mein Meister Luzifer!
I wünsch' da wohl zu leb'n:
Für alle Ehr'n, die mir gescheg'n,
So lang i in dein Schloß bin g'leg'u,
Konnst mi auf d' Bänk 'naf heb'n.

Des Reiters Vergnügen.
Satyre auf den so oft unglücklichen Reiter E* R*.

Melodie nach: »Was gleicht wohl auf Erden dem Jäger-Vergnügen etc.« aus »der Freischütz« von Weber.


Was gleicht wohl auf Erden dem Reitervergnügen,
Oft abg'worfen z' werden ist herrliche Luft;
Es schüttelt die Därme und stärket den Magen,
Gibt Kräfte und Wärme der leidenden Brust.
Wenn alles bleibt stehen, die Reiter zu sehen,
Die Kunst, recht die Zügel zu führen verstehen;
Auf einmal ertönt es: Hilf Himmel! Was gibt es?
Im Munde des gaffenden Pöbels, so so:
Er liegt, er liegt, er liegt – er liegt – er liegt schon,
Er liegt schon, er liegt schon, liegt schon, liegt schon etc.
Liegt schon da, liegt schon da, liegt schon da im Dreck.

Rep. Er liegt etc.


[164]
Der Haber macht muthig, die Pferde verwegen,
Was nützt da des Reiters vollendete Kunst;
Er stehe im Bügel, so fest als er wolle,
Der Schluß seiner Schenkel ist Nebel und Dunst!
Es bäumt sich die Bestie und schüttelt die Mähne,
Den Reiter faßt Grausen – ihm klappern die Zähne!
Schon wankt er im Sattel – zum Hintern des Pferdes,
Im Munde des Volkes ertönt es so so:
Er liegt, er liegt, er liegt etc. (Rep. wie oben.)
Doch schreckt dies den Reiter nicht von dem Vergnügen,
Er setzt sich muthig bald wieder zu Pferd;
Ein paar blaue Flecken am Hintern zu kriegen,
Ist solch ein Vergnügen doch wahrlich wohl werth.
Er festigt die Steine, er stampfet die Erden,
Er möchte in München gern Pflasterer werden,
Drum macht er sein Kunstwerk so oft vor dem Volke,
Und dieses erstaunend ruft oft noch so so:
Er liegt etc. (Rep. wie oben.)

[165] Der Bruder Brandenburger.

Ei, grüß dich, Broder Straßburger,
Mir freut's, daß ich dir sehe!
Vielleich weiß du noch nich einmal,
Daß ich aus Landshut jehe.
Der Master und die Masterin,
Da könnt ich gar nicht klagen,
Doch mit den Aquademigern
Kann ich mich nich vertragen.
Denk nur, nächst war ich auf das Zoll
Mit meinem Mädigen gewesen,
Da schimpften sie mich Handwerksschroll
Und sie 'nen flotten Besen.
Und als ich tanzen wollt mit ihr,
Da stampten sie mit Füssen,
Der Aene setzt sein Bän mir für,
Da hab ich fallen müssen.
Nächst saßen wir beim Förmerbräu
So unser sehn (zehn) beisammen,
Und sangen ein schön Lied darbei,
Als sechs Studenten kamen.
[166]
Die satzten sich an unsern Tisch
Und wollten uns vertreiben.
Sie farzten da ganz ungarisch,
Wir konnten nicht mehr bleiben.
Heut ging ich auf der Promernad
Mit meinem Schatz spazieren,
So schön als mir das Mädigen that,
Zu Thränen wollt's mich rühren.
Da kam ein Bursche angerannt:
»Herr Geisbock woll'n S' erlauben!«
Nimmt mir das Mädigen von meiner Hand
Und fort mit – kannst du's glauben?
Und wiederum ein andermal
Da stand ich Nachts um zweie
Vor ihrem Kammerfenstrigen
Und schwur ihr Lieb und Treue.
Da öffnet sich ganz mäuschenstill
Ein Fenster ober ihren,
Ein Nachttopp goß sich für mich aus,
Da stank ich sum Krepiren.
Ein Bursche war's, ich hab es wohl
Des andern Tags erfahren,
Allein was half's, was konnt ich thun,
Die Kleider smuzig waren.
[167]
Das Mädigen das taucht auch nich viel,
Herr Broder, ich laß sie laufen;
Sie lachte selbsten in der Still,
Als ich schier wollt ersaufen.
Was thun si mir nich neuligmal
Am Hofberg in der Schenke!
Da legt' ich meine Feife hin
Und nun, Herr Broder, denke:
Dieweil ich auf dem Abtritt war,
Füllt Kopp und Wassersacke
Mit Polver ein Studente voll
Und ob'n etwas Tabake.
Ich komm herein, nimm Fidibum
Und fange an zu rauchen;
Es konnte, bis der Tabak war
Verbrannt nicht gar lang brauchen.
Auf ämol gebt's als wie der Blitz,
Ich denk's noch viele Jahre;
Es schlägt mir 'nunter von mein Sitz,
Verbrannt mir Bart und Haare.
Ein weißblaurothes Band hat' ich
Zum Jahrmarkt mir gekaufet,
Da hing ich meine Sachuhr d'ran,
Daß sie mir nich entlaufet.
[168]
Da kam ein Bursche wie ein Gaul
Und fing mich an zu hetzen,
Der schlagt die Sachuhr mich um's Maul
Und reißt mein Bändigen in Fetzen.
Drum sag mir Broder Straßburger,
Was hab ich hier vor Freuden?
Was soll der Handwerksbursche denn
So gar viel Uebles leiden.
Auch d'Mädigen halten sich so sehr
An diese Flastertreter;
D' Studenten setzten Kinder her
Und wir, wir wär'n die Väter.
Drum lebe wohl, du schöne Stadt!
Ich muß dich jetzt verlassen;
Das so viel schöne Häuser hat
Und weit mehr schöne Gassen.
Leb wohl, du schönste Herberg mein!
Herr Vater, wohl zu leben!
Und d'Jongfer Schwester hübsch und fein
Muß mir ein Busigen geben.
Leb wohl, du schönster Martinsthurm,
Der mich so sanft belächelt!
[169]
Lebt alle wohl, Studentenhur'n,
Die mich so sehr gehechelt!
Herr Master und ihr Nebensgeselln,
Thun's nich auf mich vergessen,
Und grüßen's mer die Masterin,
I dank vor Kost und Essen.
Und nun Herr Broder is genug,
Es geht schon auf halb dreie;
Nun hol' ich mich mein Wanderbuch
Ob'n auf der Pulizeie.
Ich reise über Zürch nach Bern
Und hoff alldort zu bleiben,
Und sollt mein Mädigen schwanger wern,
So mußt du mir gleich schreiben.
Dann reiß ich in das Hungerland,
Vieleich nach Siebenbürgen;
Nach Bayern geh'n ich dann nich mehr,
Eh' ließ ich mich erwürgen;
Denn daß ich sollte Vater sein
Von än Studenten-Ginde,
Da müßt' ich wohl ein Esel sein,
Ein Gerl wie än Rinde.
[170]
Dem Hinterpommrer bisch so gut
Ein schönen Gruß zu sagen,
Ob er mir nich bis Essenbach
Wollt meinen Bündel tragen;
Er soll nur vor der Herberg Thor
Auf mich ein Bisigen passen;
Komm ich am Pulizei bald vor,
So zieh'n wir bald die Straßen.
Herr Vater, unsere Schuldigkeit,
So will ich gleich bezahlen;
»Herr Broder nein, das laß ich mir
Vor dießmal nich gefallen;
Wenn du mich als ein Freund betrachtst,
So bitt ich dich vor Allen,
Daß du mir keine Flares machst
Und läßt die Sech mir zahlen«,
Nun, wenn du's denn nich anders thust,
So muß ich drein mich geben;
Aude, Herr Broder, nimm dein Glas,
Dein Mädigen soll leben!
Sei froh, daß sie nich hier zu Ort,
In Nürnberg isch sie besser;
Es sind doch kein Studenten dort,
Die Töbels Eisenfresser.

[171] Der König von Egypten


und

der krumme Badergeselle in L**.

Baderdaxel genannt 25.

In Egypten da war ein König,
Weiser fast als Salomon;
Kaiser Franz wär fast zu wenig,
Und der groß' Napoleon,
Der dort auf der Insel Elba
Von den Mächten ward verbannt,
Denn ich oft gesprochen selba,
Als ich hinter Frankreich stand.
Dieser König, der war so reiche,
Daß kein solcher je bekannt;
Glaub nicht, daß ihm einer gleiche
In dem weiten deutschen Land.
[172]
Wie bei uns das liebe Eisen
War das Gold dort nicht geacht,
Um sechs Carolins zu speisen
Wird man dorten ausgelacht.
Denn ein jeder Ackerbauer
B'schlägt sein Esel dort mit Gold,
Und mit Platten feinsten Silbers
Werden d'Stiefel vorgesohlt.
Sein Palast ist neu erbauet
Von Smarack und von Berill,
Und mit ächten Deamanten
B'schlägt man dort die Besenstiel.
Gärten sieht man in dem Lande
Daß man sich derstaunen muß;
Kirschenbäume, Holderstauden,
Messen oftmals tausend Fuß.
Und die Quellen, die dort fließen,
Führen dir kein Wasser nicht;
Lauter Malaga, recht süßen,
Drein wascht man sich sein Gesicht.
Hier sieht man nicht gold'ne Ketten,
Nichts von Seide, nichts von Tuch:
Kleiderstück von Spinnewetten
Sind dort oft nicht fein genug;
[173]
Denn des Königs Purpurmantel
Ist so fein – ich steh' dir gut,
Wenn man ihn zusamm thät wickeln,
Brächt man in ein Fingerhut.
Doch der König sammt den Schätzen,
Ist stets traurig, mißvergnügt:
Gar nichts kann ihn recht ergötzen,
Jede Freude von ihm fliegt.
Denn der gute König Christl
Hat ein großen Uebelstand,
Eine starke Mastdarmfistl
Seine Hinterpforte band.
Viel Doktores aus der Ferne
Haben ihm hineingeguckt;
Doch ein jeder dieser Herrne
Hat die Achseln hier gezuckt;
Denn dem guten König Christl –
Welch ein Unglück mag das sein –
Ragte nebst der Mastdarmfistl
Auch noch ein Gewächs hinein.
Man verschrieb aus allen Ecken
Arzeneien nach der Meng',
Doch sie konnten nichts bezwecken,
Die Passage blieb halt eng.
[174]
Oftmals hörte man die Worte:
»Ist denn keiner auf der Welt,
Der mir meine Hinterpforte
Oeffnet für mein baares Geld?«
Als er einstmal in dem Zimmer
Seufzend auf und abe ging,
Kam sein deutscher Kammerdiener
Ignaz Tritsch aus Dingolfing.
Spricht: Mein Herr! Ich will Euch rathen!
Gebt mir nur ein baares Geld;
Um ein Schäffel voll Dukaten
Seid Ihr wieder hergestellt.
Seht dort über's Meer hinüber,
Dort den Flecken linker Hand;
Weg von dort sechs tausend Meilen
Liegt mein deutsches Vaterland.
Dort zu Landshut an der Isar
Weiß ich ein Chororikus,
So gewandtsam als wie dieser
Keiner existiren muß.
Hilfst du mir aus meinen Nöthen,
Lieber Nazi! schwör ich dir:
B'schenk ich dich mit fünfzehn Städten
Und dem schönsten Pferd von mir.
[175]
Und der Doktor, der mich rettet,
Sei mein lieber Schwiegersohn,
Meiner Tochter Polzamitschki
Hand und Herz sei dessen Lohn.
Packe fünfzehn Esel fleißig,
Und auch dich vergesse nicht;
Schwarze Mohren fünfunddreißig,
Was sie tragen an Gewicht.
Lauter Gold und Edelsteine,
Lauter Spitzen von Brabant,
Und der Schönsten aus dem Harem
Bringe fünfzig in dein Land.
Grüße alle Mediziner –,
Deinem König einen Gruß;
Doch vor Allem, Kammerdiener!
Grüß mir den Chororikus,
Daß er möchte zu mir eilen,
Mir zu helfen aus der Noth;
Nun sollst nicht mehr lang verweilen,
Lebe wohl und pfiet dich Gott!
Und die Esel wie die Diener
Setzten sich auf's Schiff hinein,
Auch die fünfzig Frauenzimmer
Sammt dem Gold und Edelstein;
[176]
Fahren über's schwarze Meere
Mit dem allerbesten Wind,
Als wenn's grad ein Bächlein wäre,
Wie bei uns die Flüsse sind.
Und nach siebzehn Wochen waren
Sie schon in dem Bayerland;
Noch zehn Tage und der Zuge
Schon vor L** Thoren stand.
Als die Bürgerschaft erfahren,
Daß ein König sie gesandt,
Machten sie, sie zu empfangen,
Sich gleich auf ganz kunstgewandt.
Nun begann der Zug durch d'Straßen,
Alles drängt sich zu mit Kraft;
Vorne an die dreißig Esel,
Lang nix mehr – dann d'Bürgerschaft!
Endlich kam der Tritschen Natzi
Mit den Kisten hintendrein,
Voll Kaschstani und Pischstazi 26
Und den Frauenzimmerlein.
[177]
Und die Leute gaffen, staunen,
Doch der Natzi unverweilt
Stets Kaschstani und Melaunen
Huldvoll unter sie vertheilt.
Und die Schönen war'n umgeben
Von den Musensöhnen all,
Hätten alles drum gegeben,
So sehr drückt s' die Liebesqual.
Jetzt gibt erst der Kammerdiener
Seinen Brief der Bürgerschaft,
Die als alte Wohlbekannte
Stetsfort auf die Esel gafft.
Endlich muß der Natzi lesen
Von dem Doktor Wunderthier,
Gleich heißt's: 's ist kein anders Wesen
Als der krumme Daxel hier.
Dieser wird sogleich geholet:
Du mußt nach Egypten 'nein;
Einem großen König helfen,
Der steckt tief im Elend drein.
Nimm mit dir die Instrumente,
Salben, Pflaster und Charpie,
[178]
Alles was nur helfen könnte,
Großer Lohn harrt deiner Müh'.
Und nach siebzehn Tagen reiset
Bader-Daxel aus sein' Land
Nach Egypten und beweiset
Seine kunstgewandte Hand.
Denn die Kur war äußerst schwierig,
Fordert einen kühnen Mann;
Alles war auf ihn begierig,
Was der Wunderdoktor kann.
Der füllt Därme und den Magen
Voll mit Pulver und mit Blei,
Nur der Schlund und halb der Kragen
Blieben von dem Pulver frei.
Endlich steckt er ein Stück Schwammen
In den Schlund und zündt vorn an,
Harret nun in Gottes Namen,
Was 's vor Wirkung haben kann.
Immer weiter brannt der Schwamme,
Was man sich wohl denken kann,
Bis er zu dem Pulver kame,
Aber nun ging d' Metten an.
[179]
Fürchterlich fing's an zu krachen
An des Königs Hintertheil,
Ganze Stücke Kothes brachen
Naus zum Fenster wie ein Pfeil.
Und die schöne Polzamitschki
Druckt den Daxel an die Brust:
»Komm geliebter Hinternsprenger,
Komm du meine süße Lust!
Weil dem Vater du geholfen,
Theuerster Chororikus!
Därfst du auch mein Vorderpförtlein
Sprengen ohne Hindernuß.
Und er that's – sie ward sein Weibe
Und erhielt noch zu sein Lohn
Ein Palast zum Zeitvertreibe,
Nebst ein Scepter und ein Kron;
Und der Vater offnen Leibes,
Der erkennt sein hohes Glück,
Wünscht sich nimmer in dem Leben
Leibverstopfung mehr zurück.

[180] C* M**s Unglück im Spiele.

Mel.: Durch die Wälder etc.


Auf'n Saumarkt hint im Mohrnkopf 27
Sah ich oft mit heitrem Sinn,
Wo ich konnt ein Spiel erschauen,
Saß ich auch gleich mittendrin.
Erst im Zwicken und Taroken.
Aber da ging's mir zu leicht;
Doch beim Häufeln 28 – oft als Meyer 29
Wurde mir mein Auge feucht.
Einstmal stand ein Kronenthaler,
Ich war Meyer; ach, welch' Schmerz!
Traute ihn nicht anzunehmen,
Ach, wie pochte mir das Herz:
[181]
Man stieß mir mein Häufchen 'nüber,
Es war des Achters düstre Spur;
Doch das Häufchen, wo der Thaler,
Guter Gott – ein Siebner 30 nur.
Und so lächelt mir kein Glücke;
Selbst Laubobern 31 wenn ich thu,
Und es kann mein nächster Nachbar
Nur a wen'g, so gibt er'n zu.
Von n'em Durchmarsch nicht zu sprechen,
Ach! wie lang entbehrt' ich ihn;
Drum möcht mir mein Herz zerbrechen,
Weil ich gar so wenig g'winn.

[182] Der Schullehrer.

Schullehrer.

Bub'n, itzt merkts ma ja recht af,
Machts ma enkri Sachen brav. Rep.
Z'ersten nehma's a b c,
Vor i non zum Lesen geh;
Nacha zu der Christenlehr,
Do wißt's so fast all' nix mehr. Rep.
Antw. 1. Michael.

Michael, mach fein du koan Schwanz,
Sog mas a b c glei ganz. Rep.
Mich. a b c d e f g
h i k l m n o p
Sch. Esel, wos hast wieder trieb'n,
Wo is denn das ff blieb'n?
2. Sepperl.

a e i o u ra re ri ro ru,
Sch. Sepperl buchstabir ma's du. Rep.
Sep. Erera erere ereri Xaveri.
Oraro arari ereri an Radi.
[183] Sch. So, mein Sepperl, schau wie's geht,
Seh, do hast a Fleißbillet. Rep.

(Gibt ihm eine Kreuzersemmel.)
3. Motzergergel.

Motzergergel, woaßt no g'wiß,
Wer der heili Chasper is? Rep.
Antw. So viel ma im Kalender lest,
Is er a heiliga drei König g'west.
Sch. Do host a Votzen, es schadta net,
Weilst so dumm daher host g'redt. Rep.
4. Steflbauern-Christl.

Steflbauern-Christl sog's behend:
Wie viel hob'n ma Sakrament?
Antw. Wos ma an mein Vata kennt,
Hätt ma tausend Sakrament.
Sch. Wart, i gibta tausend dir,
Host a Dachtel a dafür. Rep.
5. Bacherl Stoffel.

Bacherl Stoffel sog ma's g'schwind:
Wie viel daß göttliche Persona sind?
Antw. 1stens Gott Vater, 2tens Gott Sohn –
Daß i's halt net weiter konn.
[184] Sch. Wo bleibt denn der heili Geist,
Daß er dir in's Hirn 'nein scheist.
Schwatz net mit dein Strobelkopf
Oder i nimm di glei beim Schopf
Konn der Ox nix hint nix vorn,
Is zum Strohkopf schon geborn,
Fang ma itza 's Rechna on,
Wollma glei segn, was a konn.
9. Hanserl.

Also Hanserl, sog ma's glei:
Wie viel ist denn zweimal drei?
Antw. Zweimal drei is dreimal zwei,
Zwei und drei und eins dabei.
Sch. Du, enkri Ochsen und i dabei,
Schau, daß san grod zweimal drei.
7. Lenzel.

Drei Gulden kost a Zentner Heu –
Lenzl sog's: wos kosten zwei?
Antw. I mog's betrachten wie i will,
Kosten zwoa nomal so viel.
Sch. O du Schlaukopf! Schau wie g'scheid!
An dir dalebn ma a rechti Freud.
[185] 8. Mathiesel.

Mathiesel itz habn mir wos z'red'n,
Thuast ma schön 's Vaterunser bet'n. Rep.
Antw. Vater unser (weinend) ti ti ti,
Ti ti. Schull. Stockfisch!!
Sch. So mein Mathiesel, schau wie's geht,
Wenn ma a weni deutsch versteht.
Katerl, 1. Madl.

Muß ge zu de Madeln gehn'n,
Geh', mein Katerl, les' ma schön. Rep.
Antw. Die Ratte hat einen langen S –
Sch. Schwanz.
Möcht oana dengast 's Teufels sein,
Bring ihr halt das Wort net ein.
Katerl, die 7 Sakrament
Sag du mir itz recht behend.
Antw. Nach meiner Ansicht kommt voneh'
Z'erst die Tauf und dann die Eh'
Sch. Bravo, Katerl, schön fangst on,
Host die rechte Ansicht schon.

[186]
2. Mariandl.

Weiter Mariandl, les glei fort,
Wos steht von de Affen dort!
Antw. d'Affa packa d'Madeln on,
Wenn s' in n' Wald oans treffen on.
Sch. Bist schon sicher a wüsti Pris,
Denn di mog a Aff' kaum g'wiß.
3. Everl.

Everl, woaßt sel' G'schichtl non,
Wos hot der barmherzi Schusta thon?
Antw. Er hot den kranken Mann gelabt,
D' Sepperl hot'n gestern g'habt.
Sch. Richti, itzt erst denk' i dron,
Daß i dir 'n net afgeb'n hon!
So itz geht's schön stat nach Haus,
Denn für heut' is d' Schul schon aus.
Grüßt's ma enkri Leut vor all'n
Sagt's, sie möchten 's Schulgeld zahl'n;
Denn das sicht a jeder ein,
Daß das Geld verdient will sein.

[187] Das Clerical-Seminär zu L**.

Seids staat jetzt, Brüderle! merkts af mi
Und machts koan Larifari;
A schöni B'schreibung mach enk i
Da drinn vom Seminari;
A B'schreibung, wie's ös g'wiß habt's non
In koana Zeitschrift g'lesen:
A B'schreibung, wie's nur i geb'n konn,
Der sell bin oft drin g'wesen.
Betracht ma z'erst 's Gebäud a mal,
Steht's net im Winkel hinten,
Koan zwanzig Schritt vom Amtshaus weg;
So schwarz als wie a Dinten.
San wirkli a oft Leuteln drin
Da unter deni Schwarzen!
Es möchts, wenn ma s' recht g'nau betracht,
Koan alti Sau anfarzen.
Z'erst saufen s', hur'n und spiel'n wie 's Pech,
Hob'n Tripper und Franzosen,
Na könna d'Lumpen nimmermehr,
Na wern s' Religiosen.
[188]
Wenn so a Sau auf d'Kanzel tritt,
Na zitterta und bebta;
Denn wos a Saumogn is, glabt's nit?
Der bleibt a Sau sein Lebta.
Es san a etli Bravi drin,
Dös konn ma si wohl denka!
Vor solchi allezeit Respekt,
Di will i niemals kränka;
Und oba dünn san's freili g'saat,
I wüßt net zehni z'finden;
Es san gor viel, die's faustdick hob'n
Da hinter'n Lusern hinten.
Die stell'n si drin im Seminar
So züchti und so zierli;
St. Alis war a Dreck dageg'n,
So keusch und so manierli;
Und san da d'Lümmeln oba 'ras,
So konn si koana fassen;
Do is a Mensch, so schlecht als will,
Net sicher af der Gassen.
Is g'nuag a Weil von deni Herrn,
I kumm schon wieder drüba;
[189]
I geh itzt, eh' i weiter fohr,
Zum ersten Hauptstück üba –
Zur Tagesordnung und zuvor
Zum Dienstes-Personale;
Die muaß ma allzeit z'erst studir'n,
I kenn s' recht guat itzt alle.
Der Pater H** Pförtner is
Der erste, den i nenne,
A Spitzbua, der sein's Gleichen sucht,
So lang i 'n itzt nur kenne.
Er hot dös Amt, bei Tisch z'servirn
Und tägli Zeitung z'bringa.
Um Neuigkeiten auszuspür'n,
Do konnst koan bessern dinga.
Es is koan Kirche und koan Haus,
Koan Bach und koan Lackl,
Koan schlecht's Mensch, wo's nur immer is,
So kennt's der Pater H**.
Und wenn's ös eppa wissen mögts
(So mach i's ordinari),
Wos als für Menscha schwanga san,
So geht's ins Seminari.
[190]
Die zweit' Person von Wichtigkeit
Dös is denn unser Gärtner –
A Schafskopf – dem kaum 's Wasser reicht,
Der Pater H**l – Pförtner;
Muaß Leuchter putzen, Licht 'rein trog'n
Und Feuerabend läut'n;
Sonst laßt si ober net viel sog'n,
Hot net viel zu bedeuten.
Der Schneider Martin geht af d'Post,
Die Briefeln fortzuschicka;
Nebstdem muaß er dem H** a
Die z'rissnen Hosen flicka,
Die Kranken pfleg'n und warten, sonst
Woas i von ihm nix weita;
Hob nie a dummers Luada g'segn,
Als wie den Martin Schneider.
Der Hausknecht Girgl putzt und kehrt
Die stinkaten Museen
Und muß, wenn d'Herrn no eppas woll'n,
Ins Stadtl außigehn
Und d'Betta macha a dazua;
Wos muß si der oft denka,
Wenn oft von vielen Träumerei'n
Die schönsten Spur'n drin henka.
[191]
Die Hauserin ist zart und süß,
Muß für d'Alumnos kocha.
Es rinner a stetsfort die Füß,
Seitdem s' den oan hot brocha.
Wenn s' oftmals grod koan Butter hot,
Na nimmt s' von Füßen 's Tüchel
Und streicht enk 's Brat'l glei damit,
Nach' wird's als wie a Küchel.
Der Kellermeister Blasi is
A Monn im schönsten Alter,
Dös schlimmste aber für uns is:
Er is der Bräuverwalter.
Seitdem sie ihn (is a net recht)
Net heirathen hob'n lassen,
So gibt er uns a Bier – net werth,
Ma schüttet's 'naus auf d'Gassen.
Sein Helfershelfer oder Knecht,
Den muß i non erwähna;
Wenn i enk den a mol beschreib,
So müßt's n' allzeit kenna.
Sein Kleidung, einzig seiner Art, –
Wie will i' s' denn vergleicha! –
Der Oachl-Ober in der Kart'
Därf dem kam 's Wasser reicha.
[192]
Die Strümpf' san blau, die Hosen grau,
Der Brustfleck pomeranzen,
Der Hosenträger schwefelgelb
Mit dunkelgrünen Franzen.
Sein Halstuch war vor achtzehn Jahr'n
Schneeweiß – i laß mi henken;
Seitdem is a wenig schmutzi wor'n,
Dös konn ma si wohl denken.
Hob itzt 'n Pater H** g'fragt:
Is sonst denn Neamt mehr hinten?
Do leckta mit der Zung' und lacht:
»'s war freili no wos z'finden!
Do 's Käterl in der Kuch'l dras,
Vom Refektori nüba.«
Der Subregens versteht koan Spaß,
Drum woaß i net viel drüba.
Früh fünfi hoaßt 's: Herrn aus'n Bett!
Do muß der Gärtner wecka,
Wos s' do oft net für Ausred'n hob'n
Do mögst ja glei verrecka.
Da B* hot just an Fluß im Arm,
Da B** thut just schwitzen;
[193]
Wos frogt der Gärtner do danoch,
Do nimmt er koan Notizen.
D'raf müssen s' af'n Gang heraus
Sich in an Trog 'nein waschen;
Host glaubt, den'n stellt ma's Wasser hin
Wie uns in gläsern Flaschen?
An Pfifferling! oft 's glatte Eis
Im Winter statt 'm Wasser
Do glanzen ihre G'sichter no
Als wie vom reichen Prasser.
Wenn endli d'Saumog'n g'waschen san,
Na hoaßt's: Itzt geht's zum Beten
Und nach der Kirchen brav studirt,
Es habt's es wohl vonnöthen.
Schlag halber richti gengas dann
Hinab zon Suppenessen,
Do sollst du nur die Kerln seg'n,
Wie die so garsti fressen.
Bis halber Eins wird nach der Supp'
Dan wiederum studiret,
Und wer Collegien anhör'n muß,
Derselb' is dispensiret.
[194]
Do g'schicht's denn manchmal – recht oft net
Und oba manchmal denga –
Daß s' in Gedanken statt zon Mall
Zon Simwald eini genga.
So g'schicht's a manigmal – wenn s' grod
An kloan Spaziergang macha:
Hobs oftmals so per Zufall g'segn,
Hob oftmals müssen lacha.)
Den oan den reißt's in's Gaßl nein,
Der andere bleibt no hinten,
Und kummst itzt ins Spital hinein,
No konnst ihn drinna finden.
Im Winter thun s' in Feiertag'n
Oft recht schön musiciren;
Do sollst du dös Orchester seg'n,
Bestehend aus den Vieren:
Der Sch** blost Clarinett',
I sog's enk ohne Faxen
Wenn der an Takt und Uebung hätt',
Es war ihm koaner g'wachsen.
Der alte Veteran – der M*
Geigt's Baßl ganz passabel;
[195]
Nur wie er'n Violinschlüßl sicht,
So geht's 'n miserabel.
Der Titl. Pater H** blast
Wohl a brave Flöten;
A frischi Lung'l moan halt i
Die hätt' er sehr vonnöthen.
Der A*** geigt's Violin,
Der M*** d' Viola
Und is a zwoate Flöten da,
Blost's manigmal der H**.
Itzt san's in all'n vier Musici
Mit Kappen von Manchester,
Die spiel'n enk glei a Symphonie
Von Haydn per grand orchestre.
Da wird ma oft mein Herz so woach,
Wenn i soll drin verweilen,
Ich möcht, als wie beim Zapfenstroach
'n Koch sei Pud'l heulen.
Im Sommer genga's manigmal
Noch'n Fressen no in'n Garten;
Do thun an etli Keg'l scheib'n,
An etliche thun karten.
[196]
Der Kegelbua is gor bös dron
Und kriegt verteufelt weni;
Denn d'Limmeln hob'n gor oft koan Geld
Un kegeln meist um 'n Pfenni.
Wenn i so manchmol mit hob g'schieb'n –
Dös ihn i für mei Leb'n –
So hob i halt wie's gewöhnli is,
'n Bub'n an Kreuzer geb'n –
So hot er – 's is zon Teufelhol'n
Und ärgert mi allzeit
Drei Pfenni no herausgeb'n woll'n.
Itz kennt's scho enkri Leut!
I könnt enk nu gor Manches sog'n
Von deni schwarzi Herrn;
Doch g'nug, ös müaßt's auf oamal net
Zu viel von mir begehr'n.
Nur speziell sei Einig's no
Am Ende beigefügt,
Damit's nur secht's, wie oftmals oan
A Kleißner-G'sicht betrügt.
Der Pater H** dirigirt's
Museum Nummer Vier,
Sitzt oft 'n ganzen Nachmittag
Im Keller dras beim Bier.
[197]
Die Untergeb'nen folgen treu
Sein'm Beispiel – ganz Natur,
Und hauen cum licentia
Des Vorstands über d'Schnur,
Am B** hat die liebe Natur
A Blindschleicha erhunzt;
I hätt'n Lümmel letzthin bald
Non über'n Haufen br*.
Do schleicht er hintern Wänden 'rum,
Mir war's just ziemli noth,
Wer hätt' denn glabt, daß er hint'stand,
Ja eher non der Tod!
Und wie'n i frag: »Was machst denn da,
Herr Saumog'n, hinterm Stand?
Geh weg, der Pfarrer Sch** kummt,
I kenna an sein G'wand.«
Wos war's? 's Kollegi hat er g'schwänzt,
Und daß 'n Neamat entdeckt,
So hot er si – der Pfiffikus –
Do hintern Stand versteckt.
Und so konnt' i gor viel dazähl'n.
Was i nur allweil hör;
Seitdem der R** todt is, hob'n s'
Koan Zucht und a koan Ehr.
[198]
Der Subregens is alles z'gut;
Wenn s' nur brav meditir'n,
Na könna d'Limmeln thun, wos s' mög'n:
Spieln – sauffa – karessirn.
Wer einst a so'n Kaplan hob'n muß,
Für den is übel gnua;
Er müßt' nur so an Schweinstall hob'n,
So sperrt er d'Sau dazu.

Rede,


bei Gelegenheit der Kirchweihe zu ***

gehalten.


In derselben Zeit gingen die Jünger des Leichtsinns in den Garten des Herrn ** Bräuers und arbeiteten fröhlich und vergnügt, bis die Sonne sich hinter die Berge verbarg. Einer aber unter ihnen war, der da sprach: Wahrlich, wahrlich sage ich Euch: der Welten Untergang ist nicht mehr ferne; denn schon sehe ich im Geiste die Häuser im Kreise sich vor mir herumdrehen, und die verheißene Sündfluth wird bald erfolgen. Als sie [199] vom Hause gingen, siehe, da lief ihnen viel Volk nach und staunte; er aber wandte sich um und sprach: Was lauft ihr mir nach –, gehet hin in den Weinberg des Herrn, von dem wir kommen, und saugt den prophetischen Geist in euch, wie wir gethan, und ihr werdet hellsehen in die Zukunft. Amen.


Sei, – schreibt der Apostel Paulus an die Korinther, – sei auf deiner Hut, du Volk des Herrn, und arbeite zeitig in dem Weinberge Christi, auf daß du dir die Anwartschaft in den Himmel erwirbst; und also spreche auch ich zu euch, meine Christen: arbeitet zeitig in dem Weinberg des Herrn und sammelt euch Verdienste – aber wie kann man das? – eine andere Frage! – Doch kurz ist sie beantwortet, nur drei Worte sind es, meine Lieben! aber inhaltsschwere; sie heißen: Beten, Fasten, Almosengeb'n – dies sind die drei Weinberge, die ihr bearbeiten müßt, daher ich also zuerst das Beten, dann aber mein Lieblingsgeschäft, das Almosengeben, betrachten, an's Fasten aber ganz auf die Letzt gedenken werde.

[200]

Vom Beten.

Do hobt's an Groschen, bet's sechs Vaterunser und sechs Ave Maria für mi, weil i a fauli Sau bi und net selba beten mog. Prächti, 6 in 3 kr. geht net, also zu Pfenning gemacht – 6 in 12 geht zweimal – war also für'n Vaterunser zwei Pfennig, und die sechs Ave Maria dazu gerechnet, kommet also das Vaterunser eppes über ein Pfennig – a schöni Wirthschaft, so handelt's ös mit unserm Herrgott – geh, zohlt's 'n glei gor wie an jeden Hausknecht, wenn er enk a G'fälligkeit thut, a halbe Bier – kommt's um a paar Pfenning leichter zu – o ös Tausatsaframents-Lumpen, wos habt's ös für an Begriff von der Anbetung Gottes! Do hob'n die Kerl Rosakränz, daß bei der ganzen Steuervermessung im Königreich Bayern koan Feldmesser a größri Messketten hot, und wenn's nacha den runter-g'rissen hob'n, und hobn a so neunzgmal gegri, und nomal gegri und allemal gegri seistes Maria g'schrien, daß'n Zipf krieg'n möchten, damit ma's 'nafhört; wo d'Sternputzen ihna auf d'Nosen runter sch** – no hobn's ihr Schuldigkeit thon, itzt [201] Herr und Vater: itzt host dein Traktament; – dafür bist aber so gut und schickst den so viel 1000 fl. in der Lotterie, als er Paterln in seiner Meßketten hot, damit er der Lump no größer wird; den schickst a schöns Wetter, weil er gern morg'n auf'n Gertfinga Kirta fahren möcht; den dritten schickst an Regen u.s.w. Sie san a net faul und schlog'n anander glei mit'n Kreuz, dös an Rosenkranz hängt, recht in d'Votzen nein, quasi wie mit an Votzring, wenn d'Lumpen raufa af'n Kreuzweg und dergleichen Unfug mehr. So ist das wahre Beten – o meine Leut, o meine Leut, was habt's ös für a Beten! Wie oft hob i enk schon g'sagt, daß darin die wahre Anbetung Gottes nicht besteht, wenn ma unsern Herrn d'Vaterunser ausmeßt und austhoalt, als wie enkern Knechten d'Kücheln in der Erntezeit, wo jeda schon sein b'stimmte Zahl hot und net mehr und net weniger. – Schaut's, wir hob'n ja so viele und schöne Betbücher; wenn's ja so dumm seids, wos i enk ja recht gern glab'n will, und könnt's von enk selba koan ordentlis Gebet z'sammbringa, so kaft's enk a solches Gebetbuch, und lest sis mit an Andacht.

[202] So viel von der Anbetung Gottes, und itzt non a Bißl wos von die Heilinga. Wie oft hob i enk net schon g'sagt, die Heilinga bet't ma net on, sondern ma verehrt's nur – aber 's nutzt nichts, da hob'n sie schon ihre g'wissen Heiligen, als wie Bettelstudenten, den ma Kosttäg gibt – und so kriegt denn z.B. der heili Florian als Feuerspritzen- und Kübeldirektor alle Tag sein magers Vateruuserl, dafür aba mußa allweil kritlisch am Hausgibl drobn sitzen, damit, wenn herunt aus Liederlichkeit und Lumperei a Feuer auskommt, er glei mit seinen Kübeln recht höllisch dreinpfeffert und löscht. So der heili Sebastian, der is a ihr Pest-und Pestilenzverwalter; der kriegt a alli Tog sein raunzis Vaterunserl, damit, wenn a so a Sau mit Fressen und Saufen sein Mog'n ong'stopft hot, derselbe mit'n Schubkarrn quasi hint nein fahrt und den Dreck all'n rauskarrlt, und die valegn Waar, die d'Säu schon seit Johr und Tog durch Fraß und Füllerei drin hobn in ihren Ranzen, damit s'mehr afs neue ihr Saulebn fortführn könna. – Ja dös war mir a Verehrung; i hob Respekt vor der heilign Aplonia, wenn sie si den Zahn mit a glühenden Zanga hot ausreißen lassen –[203] damals war die Chirurgie non net auf den Standpunkt wie jetzt – mir is recht, wenn der heili Crispinus an Lederer sechs Leder g'stohln hat, und 'n arma Leut'n Schuh draus g'macht – thut's itzt oana? – dortmals hat's bayrische Strafg'setzbuch no net existirt – i hob Respekt vor die 11,000 Jungfrauen, denn i wüßt mas heut zu Tag nimma z'samma z'bringa, wenn i's ganz Land durchwandert – oba auf di Art, onbeten wie ös – gelts, itzt laßt wieda an heiligen Wendelin beim Bildhauer macha – für wos i a gut – is der alte non glück gut, wenn ma hint ausputzet, und laßt'n a frische Nosen onsetzen – kaft's enk dafür an heiliga Geist, kommt enk net so hoch und habt's doch wos Gscheid's weil itzt doch Pfingsten bald kommt; net daß i allemal an Schulmaster sein Pfifferling hobn muß, der schon fast koane Federn mehr in 'n Schwanz hot – wenn i Predi halt in Pfingstsonntag – also von der Verehrung der Heilinga nur so viel non, daß man sich auf die Art, wie sis ös verehrt, kein Brucken in den Himmel – apropo! da fällt ma just wos ein: wenn bis Samsta acht Tog der Steg übern Sauweiher net g'macht is, und es geht ma wieder [204] wie'n letzten Sunta, wo i sammt'n Meßner bald eini g'falln wär, so gebt's Acht, no geh i selba auf's Landgericht, – er wird g'wiß bald g'macht, ich woaß g'wiß – also nun wieder zu mein Vortrag zu kommen – damit baut's ös enk koan Brucken in Himmel, dös sag i enk schon; mog itzt nix mehr z'thuon hob'n mit di Heiligen; i hob's enk g'sagt, wie mas verehrt, und geh daher zu mein zweiten Theil des Vortrages zum

Almosengeben.

(Hier schneuzt und räuspert sich Alles).


A reisender Handwerksbursch wollt a bitten um an Zehrpfennig – da habt's an Kreuzer, gebt's ma 7 Heller 'raus. – Do werd a's fanga; hot neulimal a gwissi Bäurin gor g'sagt zu der andern, a helf Gott war besser als a Pfenning. Ui tausend, wie g'scheid; wenn a von a neun Häuser an helf Gott kriegt, so hat a schon a halbi Bier, und wenn a non wo an Kreuzer, so hätt a Bier und a Brod auf a Manier, wo koan zu hart g'schehet. So gehts ös mit di Arme um, während bei mir Jahr aus Jahr ein a Schachterl voll Pfennig am Sims steht, und überdieß, wos mein [205] Köchin nach Tisch macht, und dös is net weni auch noch für die Armen g'hört – aber holt, wos i und mei Köchin Almosen geb'n, dös gibt a net leicht oana im Dörfel; es klecka koani acht Kreuzer in Tog; oba wenn's holt gor stark geht, no wird ma halt matt und mei Köchin merkt's fein, daß i bisweilen nimma so viel Almosen gib als früher; i konn halt nimma, es nutzt nix. – Aber net nur vom weltlichen Almosen sprech i, sondern vorzüglich von Kirchen-Almosen, und namentlich vom Opfer – aber do hob i Betrachtungen g'macht, daß an d'Haar ze Berg stehen möchten, wenn i so mein Evangeli lies und zu Zeiten so an Blick auf mein zinners Opferteller 'nüber wirf. Do kimmt oana, a rechtschaffener, a christlicher Monn, der legt an Groschen in's Teller nein; i freu mi, daß i so christliche, so rechtschaffene Leuteln in meiner Pfarr hob, itzt kimmt an anderer, nimmt den Groschen raus und legt an Pfenning dafür nein – itzt solche Wechselg'schäft geb'n aus, und i dorf nix sog'n, muß mei Epistel ruhi lesen! – Itzt kommt a anderer, der legt an Kreuzer 'nein – no, war a non recht – a Jeder thut nach Kräften – aber – aber glei draf kimmt oana [206] (i will 'n net nenna, der Motzen-Seppel war's, der oanaugete Spitz – spitzfindige Mensch!) der nimmt den Kreuzer wieder raus und legt an alten messinga Hosenknopf 'nein. Itzt oba hob i mi nimma fassen könna und g'sagt: »Nimmst'n raus dein Knopf, – du misarabliger elender Tropf!« – So geht's zu bei enk, so bestehlt's ös die Kircha und durch di Kircha mi – non, 's is schon gut, a Kirchendiebstahl is unabsolvabl; daß sis wist, und koan solchi Seel darf auf hundert Meil'n Weg net in Himmel 'nein schmecken. G'nug hievon, i komm itz mit Schmerzen an's

Fasten.

Leider riech i itzt an Freitagn und Samstagn immer häufiger Fleischsuppen-G'ruch in mein Dorf, wo mich ehmals der aromatische G'ruch von an zwiefelg'schmalzner Wassersuppen so sehr ergötzte; es is koan Fasttag, selbst der heili Charfreita nimma z'heili, wo ma's net mit an Leberwürstel aufnahm, und man glabt alles gethan zu haben, wenn ma 's g'selcht Fleisch net in Massa frißt, sondern unter Knödel hackt, und Dinger d'raus macht, daß ma d'Festung Belgrad damit bombardirn könnt. (Mein [207] Köchin macht's a gut, aber net so groß, versteht si.) Han, meine Leut! muß denn alleweil Fleisch neinpampft sein – hot ja unser Herr vierzig Tog kein Brod g'habt, vielwen'ger Fleisch oder Fleisch-Knöd'l. Man kann ja doch a von Mehl wos Guts kocha, und überhaupts auch an Festtägen a guats Essen herrichten. Non i bin do letzthin in Charfreita beim Pater Anselm in *** eing'laden g'wesen zu an Fastensüppla. Non wir hob'n g'habt (zählt an den Fingern):


An Erbsensuppen mit Zellera – die war scharmant.
Dann is komma: Sauerkraut mit Haring – hot passirt, war'n koani frischi Holländer.
Nacha is komma: a sechspfündiges Karpferl in der brauna Brüh, – hob net bald wos Bessers g'essen.
– – an Eierspeis, konn gut g'weßt sein, bin koa Freund davon.
– – bachene Forell'n mit Andifi – all'n Respekt.
– – Dampf-Nudeln – a wie a Pflaum, – dös muß ma seina Köchin lassen.

Endli is kumma a Stockfisch in der Petersilsoß – und nach'n Stockfisch erst is der Pater Anselm[208] komma und hat so was Süß und a Glas'l Elfer rumgebn – 's Bier war von untern Wirth, non a alts – non itzt schauts her, da is itzt koan Quintl Fleisch dabei, und is d'Fasten g'halten, wie's Gott und d'Kirchen befiehlt. Und so müßt's ös a handeln, so die Gebote der Kirche mit den Geboten Gottes vereinigt halten und recht fleißig in dem Garten des Herrn arbeiten und späterhin, herrliche Früchte einerten, wie das heutige Evangelium lautet; und dann, wenn ihr euch so vorbereitet habt, dann mag die Welt aus ihren Angeln gehen, Schwefel und Pech regnen, dann mag die Sündfluth losbrechen, – ihr steht still und ruhig da wie euer Verstand und harrt der Dinge, die da kommen mit weit aufgerissenem Maul bis in die Ewigkeit.


Amen.

[209] Meinem Freunde Dr. N***,


praktischen Arztes in N**,


freundschaftlichst gewidmet

und

in Abschrift auf Verlangen mitgetheilt von


dem Verfasser.


Mel.: Wenn der Bursch aus Landshut muß pimpatipim pa pum etc.


Ein Doktor N** ich genannt, pim. pa pum.
Und männiglich als Vieh bekannt, pimp. etc.
Hab was gelernet, Gott sei Dank! pimp. Juchh.
Ich mache auch Gesunde krank. Pimp. etc. [Rep.]
Es war ein Weib im Hospital,
Die kochte gar so wenig Gall;
Als sie mich zweimal sehen muß,
Da hatt' sie Gall im Ueberfluß.
Ein Mädchen, hübsch und angenehm,
Litt einst an einem Exanthem;
Kaum sah sie mich, im Augenblick
Trat auch das Exanthem zurück.
[210]
Ein Kind, so schön, man dürft' es mal'n,
War gar so stark auf's Hirn g'falln;
Ich stellt' es in drei Tagen her,
Ich leid ja selbst an dem Malheur.
In München praktizirte ich
Im Krankenhaus ganz fürchterlich;
Zehn starb'n in einem Monate
Ex animi pathemate 32,
In Kitzingen dort unt' am Main
Hätt' Einer im Gehirn ein Stein;
Ich schnitt ihn raus, zum Lohn dafür
Trag' ich ihn seitdem selbst bei mir.
In Württemberg, im Städtchen Lahr,
Da operirt' ich Ein' den Staar;
Er sah sich g'nug – ja! nicht nur er,
Auch selbst die Leute um uns her.
Jüngst macht' ich bei des Richters Sohn
Die Lappen-Amputation 33;
[211]
Was ich mir da vor Ruhm erwarb!!
Der Lappe blieb, der Kranke starb.
Im Krankenhaus seit langer Frist
Kein einziger Nervöser ist;
Seitdem ich draußen praktizir',
Spiel'n s' alle in's Nervöse schier.
Jüngst macht' bei meines Vetters Weib
Die Wendung 34 ich zum Zeitvertreib;
Die Sache hat sich gut gewandt,
Sie ist in unsers Herrgotts Hand.
Die Kranken zu examinir'n,
Da muß ich mich zum Lob citir'n;
Denn Mancher, Gott sei Lob und Dank!
Ward erst durch mein Examen krank.
Ich hab' mir einen Hut geschafft 35,
Der hat 'ne besondre Kraft;
Sieht ihn der Kranke auf mein' Kopf,
So kotzt er schon der arme Tropf.
[212]
Drum ich G'walts-Ingenium
Mach ich 's Probrelatorium,
Komm' mit gekröntem Haupt zurück:
Je größer 's Vieh, je größer 's Glück!

Duobus litigantibus tertius gaudet


oder

Der Grenadier und sein Mädigen 36.

Es war einmal ein Grenadier
Vom ersten Regimente,
Der führt sein Mädigen spatzier',
Sieh, da begegnet ihm ein Kür-
:,: Rassier, ein Stabstrompeter,
Und blies als wie das Wetter. :,:
Als der das Mädigen erblickt,
Die einstens sein gewesen,
[213]
Da schimpft er sie auf grobe Weis',
Und sagt Herr Grenadier, so scheis-
:,: Lich kann's kein Mädigen geben,
Da wett' ich Sie mein Leben. :,:
»Mein Mädigen schimpft er nimmermehr,
Sonst sag' ich Sie was anders;
Verstehst du mich, denn das wär schön,
Wenn sich von Euch müßt gar ein Gren-
:,: Nadier beschimpfen lassen.
Auf offenbarer Straßen.« :,:
Ich schimpf' nicht Dir, Herr Grenadier!
Ich schimpf' nur diesen Besen;
In München dras vorm Angerthor
Da war sie schon einmal im Por-
:,: Tell bei der Madam Meyer,
Gar nicht einmal sehr theuer. :,:
Darüber weint die Schönste sehr
Und fand sich affrantirli.
Der Grenadier schließt sie in Arm,
Und ließ dann einen ziemlich war-
:,: Men Kuß auf ihre Wangen
Mit zärtlichem Verlangen. :,:
[214]
Und spricht hierauf zum Kürassier:
Mein Freund, itzt halt Er 's Maule!
Ich komm heut noch vor's Isarthor
Auf d'Wach, dann werd' ich Seinem Kor-
:,: Poral die Sach berichten,
Der wird den Handel schlichten. :,:
Da springt der Kürassier vom Pferd,
»Was, Er will mich verklagen?«
Sie raufen da mit größtem Muth –
Auf einmal kommt ein junger Stud-
:,: Josus angelaufen,
Und sieht die beiden raufen. :,:
Und nimmt das Mädigen bei der Hand
Und geht mit ihr spatzieren;
Durch Wiesenthal und Wald und Flur,
Und sprach: Du Süße, Liebe! Hur-
:,: Tig komm und sei hübsch frohe
Beim Tanz in Hesselohe. :,:
Doch merkt es euch ihr jungen Leut',
Und denkt an meine Worte.
Wenn zwei sich streiten um die Sach,
So kommt ein Dritter, der schon schmach-
[215]
:,: Tet wochenlang mit Sehnen,
Sich wacker zu verbrennen. :,:
Drum hatt' auch der den wahren Preis,
So wie das Sprichwort meldet;
Aus lauter Herzens-Sympathie
Trug er davon den größten Tri-
:,: Per, andern zum Exempel,
Drum laßt den Venustempel. :,:

Aloylius Leistenbruch,

Bader in G**g,


sendet eine merkwürdige Krankheitsgeschichte an

die Akademie der Wissenschaften in Schweden, und wird deßhalb zum unordentlichen Mitglied, jedoch aber ohne fernere Korrespondenz aufgenommen.


Georg Silverio aus Becking, königl. Landgerichts China, von gar keiner Profession, ausgenommen was ein Soldat, wo er aber lange gewesen war, hitzigen Kompliments, schwarzer Körper-Konstitution, weiß gar nichts von den [216] Kinderkrankheiten, und hatte schon einmal ein Renematissimus-Fieber gehabt, ohne daß aber er daran gestorben wäre, sondern, obwohl er noch einmal rebitativ geworden, so hat er sich, so zu sagen, gänzlich wieder erholt; vor 3 Wochen aber hatte er sich beim salva venia Hosenumkehr'n mit einer Verkältung überladen, diese Verkältung aber habe er gehen lassen, wie sie war, wo er aber ein abscheuliches Leibreißen bekommen habe; und sei ihm gewesen, just als wenn ihm lauter glühende Nadeln bei dem bewußten Orte hinauswollten, was auch seine Schwester, die übrigens bei dieser Sache weder direkt noch indirekt interessirt sein konnte, bezeugen müßte; wo sie alsdann diesen Umstand inständlich dem Hrn. Doktor S**t berichtete, der ihm ein Glas verordnete, was er auf einmal nahm. Hierauf ging es besser, wo er aber eine unvorsichtige geselchte Wurst aß und auf dieser, indem er den oftberührten Stuhlgang wieder bekam, hier in's Armenkrankenhaus, welches ich ex opificio, zu versehen habe, gekommen sei.


[217] Status praesens.


(Gegenwärtiges Befinden des Kranken.)


Bei der ersten Visite fand man folgende krankhaft offizielle Erscheinungen 37:

Puls keinen – Stuhlgang gelblich belegt – Zunge ein Sediment von Urin – Hartherzigkeit im Unterleib – Reißen im Appetit – wenig Durst um Mitternacht Schlaf wohl – allgemeine Transulstanzion auf der Haut – kritisirende Stuhlgänge – der Unterleib renomistisch aufgetrieben – furchtbar räsonirend – der Stuhlgang ging sich seiner selbst völlig unbewußt fort, und was abging, that nicht der Mühe werth, daß man davon redet, alles war gleichsam hier den Augen des Publikums in gedrängter Kürze dargestellt – unglaublich viel Schwachheiten waren ehvor schon und sind es noch – das Gesicht war gleichsam aphöristisch zusammengezogen – eine wahrhaftige vacies ipecratica – das Kopfweh nach meiner Beobachtung sehr einseitig – der Kranke phantasirte [218] viel, sah, als ich und meine beiden Gesellen vor seinem Bette standen, nichts als Ochsen und Vieh vor sich, hatte immer mit Mist zu thun, den er überhaupt immer im Kopfe hatte, das linke Aug schien mir nicht recht zu sein, und überhaupt die Krankheit einen ganz andern Weg zu nehmen, als ich. –


Diagnosis (Krankheitsbestimmung).


Wenn wir den Eingangs gelassenen Stuhlgang mit der Schwester des Kranken respective ihrer Aussage vergleichend mit einander – auf die Wagschale legen wollen, wenn wir, sag ich, die gegenwärtigen, die vergangenen und die zukünftigen Erscheinungen genau erwägen wollen, wenn wir, sag ich, endlich den Speisen allen nachgehen wollten, die der Kranke vielleicht schon seit Jahren zu sich genommen, so liegen sie, an verschiedenen Orten zwar, doch klar vor unsern Augen nämlich jene feindlichen Einflüsse, die da zusammengewirkt haben, und die rothe Ruhre (Dyssenderia) hervorzulocken; besonders, da die seit einiger Zeit herrschende rührende Witterung so sehr dieser Krankheit günstig ist. Ob aber die rothe oder die [219] weiße?! – Ich konnte aus den Exkrementen nicht klug werden; die Physiologen und Naturforscher mögen sich drein theilen und in diese schwürige Materie vertiefen; mir genügt das, was ich vor mir habe.


Prognosis.


(Vorhersage der Krankheit.)


Da der Kranke so sehr an Kräften herabgekommen, daß er ohne alles Vermögen, Geld und Geldeswerth ist, so kann meine Vorhersage nicht anders als höchst traurig sein. Es ist möglich, daß, wenn sein gleichzeitig kranker Vetter, der Dixlhofbauer, dessen einziger Erbe er ist, dem Vernehmen nach stirbt, dadurch mir und der heilsamen Natur etwas unter die Achsel gegriffen wird, außerdem sein Gemüthszustand, was man da heißt anima exanthema, sowie auch der Krankheitssame (seminarium morbosum) nicht bekämpft werden können, sohin die Vorhersage in Beziehung auf meine Bezahlung, als auch auf seine Heilung äußerst zweifelhaft sein muß.


Curae methodus (Heilplan).


Hier muß entzündungswidrig und stärkend zugleich vorgefahren werden – entzündungswidrig [220] für ihn, stärkend aber für mich. Da ich also gesonnen bin, heute Nacht in höchsteigener Person an des Kranken Bett zu verweilen, so dürfte eine Maas alter Rheinwein (dem Puls nach zu schließen, wär Deidesheimer Elfer der zweckdienlichste) herbeigeschafft werden. Nur muß ihm derselbe, was aber meine Sorge ist, so sparsam als möglich gereicht werden. Ein gebratenes Hühnlein wäre freilich hiezu stark angezeigt, allein ob er es verträgt?! – Jedoch wenn ich bei ihm bin, soll es ihm, denk' ich, so viel nicht schaden! Um aber spezifisch auf das Rückenmark zu wirken: Markknödeln in der Fleischbrüh. Um den beständigen Andrang des Blutes zum Kopf abzuwenden, ließ ich ihn nun die verkehrte Lage annehmen, so daß nun die Füße dahin kommen, wo ehevor der Kopf gewesen, das zum Kopf hinströmende Blut also ganz natürlicher Weise zu den Fußen geleitet werden muß.


Den 17. Mai.


Der Dixlhofbauer ist glücklich gestorben. Der Kranke hat 500 fl. geerbt. Er hat drei Oeffnungen, und die Haupttemperatur finde ich jetzt [221] ganz natürlich. Auch der Urin fängt sich jetzt an zu brechen. Er und ich fangen an, freier zu athmen, sein und mein Gesicht werden heiterer, und wir haben beide gute Hoffnung. Doch ließ ich ihn auf jeden Fall wegen eingetretenen Schnacklers (Syndihultus) das Testament machen, das ich selbst aufsetzte und was er auch unterschrieb.

Innerlich verordnete ich folgenden gelind strangulirenden Ladwaring

Alaun,
Gummigutti,
Allappi,

Von jedem 1 Loth.

Nimm's mit Honig und wirkt's zu wenig, soll es nach einer halben Stunde repetirt werden.

Am nämlichen Tage Abends war der Kranke noch der Nämliche, der er gestern gewesen; ich ließ denselben also nochmal repetiren.


Den 18. Mai.


Der Kranke hatte 84 Stühle gehabt, und wurde fast alle Unreinigkeit ausgeleert. Es ist aber doch unglaublich, was in einem Menschen für so viel Unreinigkeit stecken kann!! – Er schlief die ganze [222] Nacht über ruhig, und ich fand ihn bei der Visite früh Morgens 9 Uhr todt. Es wurde also innerlich weiter nichts mehr verordnet, auch die äußeren Mittel einstweilen bei Seite gesetzt. Die Kost bleibt. Morgen wird, was eigentlich die Hauptsache bei der ganzen Affaire ist, die Sektion vorgenommen werden. Freue mich recht darauf, bin sehr begierig.


Den 19. Mai.


Die Sektion wurde in des Dixlhofbauerns Garten veranstaltet, und hiebei fand man Folgendes: Im Kopf hatte er nichts, wie ich und mehrere meiner Kollegen, die wir ihn zu genau kannten, vorausgesagt hatten. Der ganze Magen war ihm umgekehrt worden, was wohl von seiner harten Dienstherrschaft herrühren mochte. Die Gedärme waren frisch und gesund, und sahen aus wie's Leben so schön roth. Um den After herum war's miserabel brandig, gleichsam wie aus einem Gewehre', aus dem schon lange geschossen. Es konnte also keine Todesursache aufgefunden werden, als – wer hätte daran gedacht, – ein Maienkäfer, der durch den Kreislauf in das linke Herz [223] gekommen sein mußte und auch sogleich heraussiel, als man das Herz, das man vorläufig bei Seite gelegt hatte, zur Untersuchung vornahm. Und nun sind mir jene abendlichen Verschlimmerungen, Exacereprationes genannt, erklärbar, weil bekanntlich diese Vögel erst Abends zur Dämmerung ihre Schwärmerei und Umzüge zu beginnen pflegen. Wie äußerst sonderbar und doch so natürlich! – ! –

Ich schließe diese für die Medizin überhaupt, vorzüglich aber für die Fieberlehre und Lehre von den abendlichen Verschlimmerungen höchst interessirte Beobachtung mit dem Bemerken, daß man nicht genug vorsichtig bei der Sektion sein – ja nicht zeitig genug auf dieselben antragen kann, indem sich dann immer und gewiß eine Todesursache auffinden läßt, und Licht in der Dunkelheit wird. Nur so, ja nur so und nicht anders kann die Wissenschaft auf jenen Grad der Ausbildung gebracht werden – auf welchem sie aber bei weitem nicht ist.


Aloys Leistenbruch,

Bader in G**g.

[224] Allerunterthänigste treugehorsamste Bitte
von

Schullehrer Matthäus Pfiffikus


aus Hundsbruck

an die

wohllöbl. Kreisregierung zu Krähwinkel

um

Abstellung des Mißbrauchs rücksichtlich des Schulbesuchs der Kinder und besonders der Knaben seines Schuldistrikts.


Wohllöbliche Regierung des Kreises!


Es hat mich zwar Euer Hochwohlgeboren in gerechtester Anerkennung meines 6jährigen langweiligen Schuldienstes allergerechtest mit diesem Amte belohnt, und ich würde auch mein passabliges Auskommen mit Weib und Kind finden, wenn nicht die hiesigen Einwohner in dieser Beziehung so sehr den Gesetzen zuwiderhandelten, daß ich meine Zuflucht um Hilfe und Abstellung zur löb- [225] lichen Regierung des Kreises zu nehmen gezwungen bin. Ich unterstehe mich daher, den gegenwärtigen Stand des Schulbesuches allergehorsamst vorzulegen.


  • 1. Der Seifenblasen-Wastl läßt 1 gehen und könnte 2 und 3 gehen lassen.
  • 2. Der Kramer-Natzi läßt 2 gehen, den 3. vertuscht er.
  • 3. Die Fruchtenbäuerin ließ's gehen, aber sie sagt halt, sie braucht's zum Waschtrocknen.
  • 4. Der Binder-Andrädl, der kann seit seiner letzten Krankheit keinen mehr gehen lassen, das weiß man wohl.
  • 5. Der Thanhuber-Seppel läßt einen stillen, recht braven gehen – die sind mir auch die liebsten – allein er sagt halt, er zahl' nichts dafür, sie wär'n bisher immer abgabfrei gewesen.
  • 6. Die untere Kramerin könnt' 3 gehen lassen, allein sie sagt, sie braucht's im Laden, daß das Publikum ordentlich bedient wird.
  • 7. Der obere Wirth, der ließ einen gehen, aber sein Weib will'n aufhalten.
  • 8. Der Spiel-Wastl, der läßt zwar 1 gehen, aber der stinkt schon vor weitem, und steckt mir meine andern an.
  • [226] 9. Der Meßner-Toni läßt 2 gehen, der 3. ist militärpflichtig und kommt demnächst unter die Jäger.
  • 10. Der Spandlhof-Bauer, der könnt' die sein auch fleißiger gehen lassen. Seine Ausrede von des zeitweisen großen Wassers bedeut' nichts, er soll sie nur durchs Wasser gehen lassen; schadet nichts, leiden nichts dabei.
  • 11. Der Boten-Seppel soll den sein nicht so rumschießen lassen in der ganzen Gegend; wenn er einmal einem Förster unter d'Nasen kommt, so schickt'n der krummg'schlossen zur Hofjagd-Intendanz zur weiteren Verfügung! –

So der gegenwärtige Stand des Schulbesuches in meinem Dorfe: – – Und hieraus soll ich meine Nahrung mit Weib und Kind ziehen? – Nicht möglich, wenn's eine löbliche Regierung genau betrachten wolle. Ich bitte daher inständigst Eure Exellenz, hierin doch kräftig mitzuwirken, und vorzüglich die Weiber, die bekanntlich hierin das Meiste zu thun vermögen, gesetzlich anzuhalten. Noch lieber wär es mir freilich, wenn von Seite einer löblichen Regierung eine Kommission hier niedergesetzt würde, welche jeden, den ein Bauer [227] gehen lassen kann und will, zu Protokoll nehmen möchte.

In welcher Hoffnung gütiger Bittes-Erhör ich in Unterthänigkeit verbleibe


Einer löbl. Kreisregierung

gehorsamster

Matthäus Pfiffikus,

Lehrer in Hundsbruck.

Exhortatio spiritualis,

das ist

Sanftmüthige Ermahnungs-Predigt

am Aschermittwoch an die kranken und halbverlorenen Schafe und respective meine christlichen Mitbrüder, Schafsköpfe meines Pfarrdistriktes.

»Und sie waren in einen Sündentaumel versunken aus dem sie sich nimmermehr herausfanden und in die ewige Verdammniß stürzten.«


Lukas Matthäus in seinem Brief an

die Landshuter, 6. C. 5. V.


Non! Non! d'Faßnacht is vorbei und mit ihr d'Narretei. Itz will i denn doch amal segn, wie's denn heut ausschaugt mit enk – G'meindekinder [228] mag i gar nimma sog'n, verzeih mir's Gott! – Säu seid's, Wildsäu! – Und i, wer bin i? Antwort: Enker Pfarrer, also a Saupfarrer – schön, net schlecht! So weit habt's ös mit enkern schönen Fastenlebenswandel bracht, ja! so weit, daß man einstens – o daß ich es mir auch nur denken muß! – vielleicht auf meinem Grabstein lesen wird:


»Hier liegt der Pfarrer Lau,
Der Pfarrer war kein' Sau;
Doch Pfarrer von den Säu
War redlich er und treu,
Und stand er nicht am Himmelspforten,
Er wär's vielleicht noch selbst geworden.«

Solch einen Nachklang, solch einen Nachruf bereitet ihr mir vor, meine Christen! Möcht' einer da nicht vor lauter Aerger 's Lax – wollt' i sagen: zu Grunde gehen!

Ah! da kommen's itzt nach und nach zu der offnen Thür rein. Geh', machs weiter auf, Meßner, daß sich koana anstößt, wenn er eppat non net ausg'schlafen, oder eppa gor no an Rausch hätt' – Heh! non rein do Hackl-Seppel! brauchst dein Pfeiferl grod net wegz'thun, wenn's gut [229] brennt, do is net als wie beim U*** Wirth z' Müncha, wo d' Kellnerina 'n Rauch net leid'n könna, und wie beim H** Bräu, wo d'Wirthin vom Kind kommt, wennst an Sch**ß thuast – o du elender Tropf! I glab wahrhafti, d'Sau hat heut non an Rausch; geh ma rein, nacha is ma mein Fahna-Stanga net z'geweicht und net z'lang, daß i s' net abschlag an dein Tuppen, du Kerl, du elender! du – Ah! d' Renkenbauern-Waberl, die sieht recht brav aus heut, prächti, prächti, hast an Farb wie a Dampfnudel ohne Rahmel, wie ma's mei Köchin an Freitägn aufsetzt, denn der Esel lernt's so nimma! – O meine Christen, wenn a Dampfnudl net a wen'g verbrennt is, nacha hoast's nix. Tröst's der liebe Gott! Meine vorige Köchin, d'Mari-Bärbl (wischt sich die Augen), ja der ihre Dampfnudl –; Non! Requiescat in pace! – Also Waberl, du siehst recht brav aus: gelt, d'Arbeit wird da z'stark dir und 'n Wirthsandrädl; allweil in Heu und allweil in Heu, nacha legt si der Staub auf d'Brust gelt, nacha geht's so! – ja, ja, glab's wohl, mach non schön fort so! – Ui sapra die Blö! 's Fruchtbauern-Lieserl draht sie a gor rein; dera [230] henkt non a Lemonikern vor der Votzen von dem prächtigen Punsch gestern beim obern Wirth. Hob's schon g'hört, host di gor schön g'stellt darzu; i wollt dir an Punsch geb'n hobn, Liesel! I wüßt dir oan, an warmen, verstehst mi, der wär für di recht! – He! krätzige Webersfrau! gelt itzt komma deine Krätzen wieder raus, daß alls pickt und pappt auf einander, von dem schweinern G'fräs Bier, Wein und Punsch beim Wirth gestern. Juck juck juck, kratz di hint, kratz di vorn, als wie a Sau, di lausi word'n – pfui Teufel, möcht mi glei kotzen, wenn i di nur onschau! – Aha! Meßner-Schlankl, bist a schon da? Wart, i will dir z'Nachts um zwölfi Ave Maria läuten vor lauter Rausch, Halunk schlechter. Wenn non der Glockenschwengl runta g'falln wär auf dein Prosoter-Schädel, und hätt' dir 'n zammadruckt wie an Kuhflad'n so broat! Schaug i wie a Narr, stoßt mi d'Köchin mit 'n Fuß: Herr Pfarrer! sagt's, aber allweil schlaf'n, hören S' denn net läuten, was is denn itzt dös für a Wirthschaft! Kerl i hätt' an Lust, i zoagat di bei der Kirchen-Administration an, wenn i's net deiner Mutter z'lieb that; oba non oamal a solches Stückel, nacha [231] Mutta hinum, Mutta herum, nacha bist vom Dienst. – I sakra, der Pfarrknecht! Guten Tog, Sepperl, guten Tog, wohl g'ruht z'haben, Lump miserabler! Wo is denn 's Futtern bliebn gestern Abend, han? Hot 's Vieh g'schrieen mitten in der Nacht, daß ma all zwoa zamm g'woant hobn im Bett drin, i und d'Köchin. Bis Lichtmeß bitt i mir die Ehr auf an andersmal aus – verstanden Sepperl? I moan, i mach mi deutli g'nug! – Wo is denn mei Mitta-Dirn, d'Anna-Miedl? Hat ja gor, hör i, a Fledermaus g'macht – ah, schöne Mask! – Luada! i glab', du brauchst d'Fastnacht net derzu, du machst alle Tog a Fledermaus, du, und fliegst z'Nachts auf dein Futter aus; denn dein Futter, du, dös kenn i, koan Mensch kennt's besser, als grod i; di hätt i schon lang zum Teufel g'jagt, liebe Annamiedl, wär'n mir d'Händ net bund'n, aber so hat's non an andern Hacken. – Sapperment, der Sensenbauern-Toni, der hot an Türken g'macht – an Türken – ui der Tausend! Schau dein schwangers Mensch on, Lump! An Türken gelt host g'macht, konn a Teutscher a wern, Toni – also an Türken, so – du, der wird an Schnauzenbart hobn, wenn a [232] zu mir zum Taufen kommt. Schauts ma ihn on – o du elender Kerl, du miserabler, dir tragt's koan Kapuziner, vielweniger an Türken – schau! schau!

Raßti basaßti, an Schullehrer sein Rannzigi, Grüß di Gott! Bist a do? Host ja, wie i hör, a französische Bäuerin g'macht – sakra französisch! Non, non! was net is, Waberl, dös konn non wer'n; d'Anlagen sein amal da, 's ander gibt si durch d'Uebung; mach' non fort so! – Heh, Boda-Girgl! Der is gestern als Streichriemer ganga, und sein Weib als Klystierspritzen. Ausseg'n thut's schon so, nur 's Röhrl geht ihr allweil oh! I wollt di streicha, Girgl! i wollt di abziegn! Ja Girgl, du bist heut no net nüchtern. Kommt d'Sau heut früh zu mir, soaft mi ein und soaft halt allweil ein, soaft ma d'Augn ein, soaft ma d'Nasen und 's ganze G'sicht ein; brennt mi dös Ding 3 Stunden lang wie 's höllische Feuer, hob g'moant: auweh, aus is! und wie's denn der Satan grod so will, kommt der Wirth von Denning zu mir, und zahlt ma 'n Gottesdienst 13 fl. lauter Würtemberger und lauter Würtemberger, hob halt koan kennt vor Schmerzen. Boda, an andern wenn i wüßt, der mir mein Bisserl Bart abschabet, [233] dir schenket i's, so war i leb. Dös is ja unerhört, was i mit dir, du Schlankl, für an Schodn hob! – Also fast 's ganze Dörfl b'suffa, grod i und d' Köchin war'n nüchtern; und wie nüchtern warn wir heut früh! A mein Herr Kaplon! der Herr B*tmann hat sis recht gut schmecken lassen beim Fischerwirth drübn. Wos mir der Schullehrer sagt, hot er heut früh 'n Leuten an Aschen bald in d'Nosen eingriebn wie an Schnupftabak, bald in's Maul, bald in d'Augen eini g'streut, daß g'nießt hobn, daß ma g'moant hot, aus is und gor is. Is sonst brav und hot besonders die schöne Tugend, daß er nix siecht in der Hauswirthschaft, nix hinum, nix herum; was mi net brennt, dös blas i net, is sein Sprichwort, und solche Leut san meine Leut. –

Non, non, meine Kinder! es is vorbei; 's Jahr a mal passirt's ja, aber öfter d'Faßnacht, dös wär bös. Thut's nur itzt gut, itzt is ja Zeit da; betet's, fast's, gebt's Almosen! Mehr konn enk ja enker Freund, enker Pfarrer, enker Seelenhirt net sogn; aber halt aus 'n Herzn muß gehn, mit wahrer Andacht, mit wahrer Versammlung des Geistes müßt's Buß thun; thut's dös net und nur so grod auf'n Schein, nacha pfeif i – verzeih ma's Gott – auf enk und enker Seligkeit. Amen.

[234] Parodie

aus dem Melodrama Preziosa:

»Lächelnd sinkt der Abend nieder etc.«
Wahre Anekdote. 38

(Die Musik bleibt dieselbe und ist am zweckmäßigsten aus dem von Küffner arrangirten Quartett oder auf dem Pianoforte aufzuführen.)


Lächelnd sinkt der Abend nieder,
Rings erschallen Burschenlieder,
Die zum Trunke freundlich lad'n.
»Kellnerin'« – ruft der Bursch geduldig:
»Wie viel Halbe bin ich schuldig,
Nebst Salat und Schleglbrat'n?«
[235]
Und nun aus der Brüder Kreise
Zapft er sich gewohnter Weise,
Geht um eilf Uhr hübsch nach Haus.
An der Rosengass' von weiten
Hört er lärmen, holzen, streiten,
Rüstet sich zum harten Strauß:
Da plötzlich eselsdumm
Naht ihm ein Bäckerjung,
Und ohne viel Spektakel
Packt ihn der Bursch beim Frackl.
»Du machst mir wenig Kummer,
»Du Lump, du Tropf, du dummer!
»Du bleibst mir hier fixirt,
»So lang bis d' arretirt!«
Keine Hoffnung loszukommen!
Hint' vom Bursch beim Frack genommen,
Geht's zur Polizei hinein:
Morgen Wasser und Brod zu fressen,
Fünfundzwanz'g hint' 'nausgemessen –
(zärtlich) Scheiden und vergessen sein!! –
Durst, Hunger, Furcht und Schrecken
Folgt Sturm und Ungemach
Dem ausgepeitschten Bäcken
Auf allen Wegen nach! –
D'Polis (Polizei) kennt kein Erbarmen,
Sie fühlt nicht meine Noth;
Was bleibt mir trostlos Armen,
Kein Geld – der Hintere roth!
Wenn hold lächelt die Aurore,
Sepperl, führen s' di 'naus beim Thore,
Schlagen's dir 's Wanderbüchl auf,
Drin steht's: »Laß di nochmals blicken,
»Sepperl, kann's dir nochmals glücken
»Fünfundzwanzig hint' hinauf!«
O ös Sakraments-Studenten!
Wenn's enk nur all' todtschlag'n könnten,
[236]
Alles, was nur Kappeln trägt! –
(sanft, mit Gefühl) München werd' ich nie vergessen,
(mit dem Ausruf des Schmerzes) Herr Gott, hab'n mir's die 'naufg'messen!
Nan, da hab' i all'n Respekt.

Die Bürgschaft.
Parodie nach Schiller 39.

Zum Chemiker N**, den Hofrath, schlich
W**, ein Glas im Gewande;
Der Laborant schlug ihn in Bande.
»Was willst Du mit dem Glase, sprich!
Entgegnet der Laborant fürchterlich.
»Mein Herrn von dem Goldsalz befrei'n!«
»Das sollst du mir wacker bereuen.«
[237]
»Ich bin«, spricht W**, zu sterben bereit,
Und bitte nicht um mein Leben;
Doch willst Du Gnade mir geben,
Ich bitte dich um drei Tage Zeit,
Bis sich der Schwefel vom Spießglas scheid't;
Mein Freund Doktor M** wird bürgen,
Ihn magst du weg'n meiner erwürgen.«
Da grinst der Hofrath mit arger List
Und spricht nach kurzem Bedenken:
»Den möcht i net, dürfest mir'n schenken;
Doch weil i eben Stickgas bereit,
So send' ihn, hör' aber meinen Eid:
Kehrst du nicht, dein Wort ist gebrochen,
So soll er in Scheidwasser kochen.«
Und er kommt zum Doktor: »Der Hofrath gebeut,
Daß in der Retorte mein Leben
Ich ende für's frevelnde Streben,
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,
Bis sich der Schwefel vom Spießglas scheid't;
So bleib' du demselben zum Pfande,
Bis ich komme zu lösen die Bande.«
Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
Und eilt in die chemischen Hallen:
»Gern, Freund! thu' ich dir den Gefallen.«
Und eh' die Sonne zum drittenmal brennt,
War er mit der Analyse zu End',
Eilt fort mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle.
Da kommt mit hastigem Schritte auf ihn
Herr P** 40 winkt mit dem Stocke
Und packt ihn beim dunkelgrau'n Rocke.
[238]
Und reißt in den Laden den sträubenden Freund;
Sein Vorsatz war gut und redlich gemeint,
Zu zeigen die Wurzeln und Samen,
Die eben aus Engeland kamen.
Und Schubladen auf und Schubladen zu,
Wie weit er auch spähet und meinet,
Ob nicht bald die Letzte erscheinet:
Doch da ist kein' Hoffnung bis finstere Nacht,
Denn als er die Kasten zu Ende gebracht,
Da kam erst noch – Teufel und Hölle –
Die Reih' ätherischer Oele.
Und rastlos irrt er im Laden herum,
Kaut Dattelkern zwischen den Zähnen,
Doch wollt' er der Sach' nicht erwähnen;
Doch da ist kein Ende, denn wie der Mann
Die Oele gezeigt, so reißt er alsdann
Mit Höflichkeit, ohne zu rasten,
Herrn W** hinauf auf den Kasten.
Ja! ja! 41 spricht W** in Zorn und Wuth,
Herr P**, alles zum Loben,
Ich bin überzeugt durch Proben;
Doch jetzt muß ich eilen, s' Collegium
Ruft, werde die Ehre bald wiederum
Mir geben, vielleicht morgen frühe,
Ich danke für Arbeit und Mühe!
Und gewinnt die Straße und eilet fort,
Und danket dem rettenden Gotte;
Da stürzt eine schändliche Rotte
Von Kräuterweibern, die schreien all':
»Zahl Er die gelieferten Kräuter einmal;«
Und wollten den Weg ihm verstopfen,
Ihn schimpfend ein'n elenden Tropfen.
[239]
»Was wollt ihr!« ruft er vor Schrecken bleich
Und droht mit gehobenem Stocke;
»Ich habe nichts hier als den Rocke,
Der aber, sterb ich hier auf dem Platz,
Kommt in des Kaisers von China Schatz
Und wird – ach ich trenn' mich mit Rühren! –
Die fürstliche Schatzkammer zieren.«
Und ruft's, darauf rennt die Eine gleich,
Ein Tritt auf den Hintern, in Staube,
Und weitweg flieget die Haube;
Drauf packt er die andere wiederum
Und kehrt sie im Straßenkothe um;
Die Dritt' bei so wüthigen Streichen –
Sucht schimpflich ihr Heil im Entweichen.
Und die Sonne versendet glühenden Brand,
Und von der unendlichen Mühe
Ermattet, sinken die Kniee.
»Du hast mich gnädig aus Weibeshand,
Aus P**s Laden gerettet an's Land,
Und soll hier verschmachtend verderben
Und der Freund mir, der liebende, sterben!«
Doch horch! beim S***bräu lieblich klingt's
Aus G*ius 42 rufendem Munde:
»Sie lechzen ja wie ein Hunde!«
Und reicht ihm die Halbe zum Fenster hinaus,
Der stürzt mit einem Zuge sie aus
Und ohne in Eile zu danken
Verläßt er des Wirthshauses Schranken.
Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün
Und malt auf den glänzenden Matten
Des W*s Nase gigantischen Schatten;
[240]
Und zwei Männer sieht er die Straße zieh'n,
Will eilenden Laufes vorüber flieh'n,
Da hört er die Worte, die flotten:
»Jetzt wird er in Scheidwasser gesotten.«
Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Ihn jagen der Sorge Qualen:
Schon schienen des Abendroths Strahlen,
Es stiegen düstre Wolken auf.
Da stürzt auf ihn in vollem Lauf
Ein anderer Freund mit den Worten:
»Was willst du Unglücklicher dorten?«
»Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigne Leben!
Salpetergas schnupft er soeben;
Von Stund' zu Stund' gewartet er
Mit hoffender Seele die Wiederkehr,
Sprach endlich, dem Publikum näher:
»Da seht's itzt den Erz-Pharisäer!«
»Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,
So will ich die Säure, wo er war,
Als Andenken drei volle Jahr'
Zum Analysir'n mich bedienen!«
Und die Sonne geht unter, da steht er schon
Vor Florens herrlichen Pforten,
Da sieht er die großen Retorten 43;
Und rothe Dämpfe entsteigen dem Glas,
Ringsum husten s' vom stinkenden Gas,
Und der Freund liegt gebunden zur Erden,
Vorher verkleinert zu werden.
[241]
Da ruft er aus: »Halt Laborant, halt!
Hier bin ich, den Freund zu erlösen,
Es wär' so pressant nicht gewesen!«
Und rafft den Freund vom Boden auf.
Die Leute reißen die Mäuler auf,
Entrüstet mit wilder Geberde,
Daß aus dem Spektakel nichts werde.
Und zum Hofrath kam die Wundermähr;
Der fühlt ein menschliches Rühren
Und läßt sie auf's Zimmer citiren.
»Weil die Treue Dir so heilig war,
So erlaß ich Dir das Honorar
Und will noch zum Angedenken
Die Goldauflösung dir schenken.«

Das Lied von der Geburt.
Nach Schiller's Glocke. 44

Gedichtet

bei Gelegenheit meines Aufenthalts in der k. Gebäranstalt zu M** mit noch drei medizinischen Kandidaten.


Aufgepolstert ist das Lager,
Recht bequem von Stroh erbaut;
Heute muß das Kindlein werden!
Frisch Gesell'n nicht lang geschaut:
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.
[242]
Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemet sich ein ernstlich Wort;
Wenn gute Reden es begleiten,
Dann fließt die Arbeit leichter fort.
So laßt uns den mit Fleiß betrachten,
Was durch's Gebär-Organ entspringt;
Den schlechten Mann muß man verrachten
Dem so etwas nicht lieblich klingt.
Das ist's ja was die Erd' regieret,
Nach was man dichtet, trachtet, strebt;
Ein jeder, der einmal poussiret,
Er denkt daran, so lang er lebt.
Nehmet Fett aus dem Gefäße,
Doch recht tüchtig salbt die Hand;
Sanft und schonend, wie sich ziemet,
Forschet nach des Kopfes Stand.
Langsam in die Rund'
Um den Muttermund,
Ob er etwas mehr schon offen
Und ein Ende bald zn hoffen.
Was in der Scheide tiefsten Grunde
Seit vierzig Wochen aufbewahrt,
Bald gibt es durch Geschrei sich kunde,
Wenn es die schönste Welt gewahrt.
Noch schreien wird's in langen Tagen,
Und ärgern vieler Menschen Ohr,
Mit dem betrübten Gatten klagen
Und stimmen in des Ehstands-Chor.
[243]
Ein still Geständniß oft gethan:
»Ein Esel bin ich wohl gewesen,
Ach, wär' ich noch ein freier Mann!« –
Bald die Wasser werden springen,
Fühlt der Blase tiefen Stand;
Laßt euch eine Schürze bringen,
Sonst befleckt's Euch das Gewand.
Jetzt nicht viel touchirt,
Ruhig assistirt;
Immerwährend zu touchiren,
Möchte Krämpfe excitiren! –
Ein schönes Ding ist's um's Touchiren
Und überhaupt um Medizin,
Treibt man's aus Liebe zum Studieren
Und nicht um schnöden Geldgewinn.
Der Jüngling rüstig, ausgestattet,
Nicht selten auch blitzhageldumm
Kommt er, die Stirne tief beschattet,
Gehorsamst vom Gymnasium,
Er staunet, höret, sieht Versuche,
Vom Uterus klingt's ihm in's Ohr,
Schlägt nach in Scheller's Wörterbuche,
Dort kommt's Wörtlein auch nicht vor.
Jetzt hört er von der Scheide sprechen –
Ein Sehnen, namenlos, ergreift
Den Jüngling, s' Herz droht ihm zu brechen,
Wenn er den Schleier nicht bald streift.
Vor's Mädchen tritt er stolz und saget:
»Vom Uterus spricht man mir dort
Und von der Scheide, die ihr traget
Im ewig dunkeln, finstern Ort.
Treu hat mein Herz sich Dir entfaltet
Und reine Liebe stets gefühlt:
Doch muß das Räthsel, das hier waltet,
Mir werden jetzt von Dir enthüllt.«
[244]
Und herrlich in der Jugend Prangen,
Sich sträubend mit der Jungfrau Zier,
Mit züchtigen verschämten Wangen
Stillt sie des Jünglings Wißbegier.
Aus seinen Augen brechen Thränen
Und er vergißt die ganze Welt,
Macht sanften Vorwurf seiner Schönen,
Die ihm das Schönste vorenthält;
Nicht auf die Kneipe will er kommen,
Sich übend jetzt in einem fort,
Genaue Kenntniß wird genommen
Vom unentdeckten Wunderort.
Erbleichend sieht man ihn bald wanken
Und wer in seine Nähe kam
Spricht zu sich sinnend in Gedanken:
»Der Kerl touchirt sich ganz zusamm'!«
Wie sich jetzt die Säfte bräunen,
Meinen Finger tauch' ich ein,
Sehen wir ihn roth erscheinen,
Wird der Kopf gekrönet sein.
Seid fein hübsch bereit!
Kurz noch ist die Zeit;
Soll der Kopf vom Druck nichts spüren,
Laßt sie noch ehvor klistiren.
Denn alles, was das Haupt nur drücket,
Wirkt störend auf den Geist zurück;
Nie wird er frei, und es beglücket
Nie wahre Lust im Mißgeschick.
Der Bursche, brav und flott geschaffen,
Ihn drückt der Schulden Centnerlast;
Philister, grinsend wie die Affen,
Verfolgen stets ihn sonder Rast.
Sitzt auf der Kneipe der Fidele
Und singt ein Lied zum Gerstensaft.
[245]
Kommt solch ein' schlechte Menschenseele
Und lähmet seiner Kehle Kraft.
Doch mehr nichts schwächt die Schädelkräfte,
Als wenn kein Geld im Beutel ist.
Wenn heiß die Masse unsrer Säfte
Wie glühend Oel im Körper fließt.
Dort sitzen sie im N**garten
So lustig um den Tisch herum
Und ich muß durstig, hungrig warten
Auf's lederne Kollegium:
Jetzt liest ein grau behaarter Schädel
Mir erst noch über Speis' und Trank:
Ist das nicht grausam – ist das edel?
Macht das nicht erst den Burschen krank?
Doch Schulden nicht, nicht Geldesmangel
Ist es allein, was unser Haupt
Oft drückt – nein! des Verdrusses Angel
Ist's, die uns manche Freude raubt.
Froh sitzt man in der Kneip' beisammen,
Zum Teufel jetzt die Studia,
Da kommt in unsers Herrgotts Namen
Ein herzlich Briefchen vom Papa:
»Mein lieber Sohn, ich muß Dir schreiben,
Mit meiner Nachsicht ist es aus!
Laß Deine Saufgelage bleiben
Und bleib bei Deinen Büchern z'Haus;
Denn sein Talent nicht zu vergraben
Ist eines braven Sohnes Sinn;
Nicht einen Lumpen will ich haben,
Wie ich Dein treuer Vater bin.«
Ist so ein Brief wohl nicht geschrieben,
Um sich zu ärgern bis in 'n Tod?
Ach! wär' nur 's Geld nicht ausgeblieben,
Mit dem Geschmier hätt's keine Noth!
Doch weit mehr als Verdruß und Schulden,
Als Geldnoth spuckt es dort im Kopf,
[246]
Wo liebend man sich im Gedulden
Nur üben muß – ein armer Tropf!
Zwölf Jahre oft – wohl noch d'rüber
Der Launen eines Mädchens Ziel,
Muß man – scharwerken wollt man lieber –
Erfüllen süßes Minnespiel;
Und noch hat es kein End' genommen,
Es muß der wackere Studio,
Hat er ein Aemtchen überkommen,
Sie nehmen ex officio.
Jetzt lebt er erst den holden Musen –
Was kann er thun – als Physikus
Mit einem Weib mit schlappem Busen
Iisdem genitalibus!
So schleicht das Leben ungenossen,
Einförmig ihm, alltäglich hin,
Und seine Ehestandes Sprossen
Sind Pavians mit dummem Sinn;
Denn wo man Ekel und gezwungen
Zu Hymnens Blumentempel geht,
Ist nie ein schönes Werk gelungen,
So lang die Ehstandsfahne weht.
So lang die eignen Herzen leiten,
Entsprießt auch Schönes allemal;
Das lehren Beispiel' aller Zeiten,
Der Liebeskinder Engelzahl.
Wohl nun kommt der Kopf in d'Scheiden,
Stärker wird der Wehen Kraft,
Bald beendet sind die Leiden,
Die des Kindes Durchgang schafft;
Legt die Hand zusamm',
Unterstützt den Damm,
Denn der Kopf, die matten Schleußen
Drohet er sonst einzureißen.
[247]
Wohlthätig wirkt in unserm Leben
Der Unterstützung milde Lust;
Sie fühlt bei jedem kühnern Streben
Des Unternehmers frohe Brust;
Hier steht, allein auf sich vertrauend,
Der Künstler, Maler, Architekt –
Der Vorzeit schönen Styl erbauend –
Weiß er, wo noch ein Fehler steckt?!
Zutrauensvoll der Freund ihm nahet
Und freundlich ist sein rathend Wort:
»Ob dieses, jenes ihr wohl sahet,
»Ich meinte«, so fährt er fort.
Und unterstützt mit seinem Rathe,
Mit seiner Hilf den treuen Freund.
Bald hebt sich gothisch die Arkade,
Er sieht, sein Rath war wohlgemeint.
Das Mädchen jung und unerfahren,
Sie sieht, den Burschen liebend ihn,
Hegt er so jung und klein von Jahren
Nicht den Studentenflattersinn?!
So denkt sie, fragt die ältere Schwester,
Die schon der Untreu' Dolch empfing,
Und an der Jüngern um so fester
Mit aufmerksamen Auge hing;
Sanft warnet sie die Unerfahrne:
»Was jung ist, heget jungen Sinn,
Gieb, theure Schwester – ach ich warne:
Dich nicht dem flotten Burschen hin!
Erfahren, kann ich dich versichern –
Ach schmerzlich klingt mir dieses Wort –
Sie wechseln wie mit ihren Büchern
So auch mit Mädchen immerfort.«
Den Rath der Schwester treu zu ehren
Setzt Liebchen sich an's Schreibpult hin:
»Mein theuester Herr **berger!
Verzeihen Sie meine Freiheit mir,
[248]
Wenn ich vielleicht zu Ihrem Aerger
Die Wahrheit treulich schildere hier.
Wenn Sie den Chelius genommen,
In Bensteins und in Bojens Buch 45
Sind nur bis in die Mitt' gekommen,
Ist's immerhin noch früh genug,
Daß Sie ein Mädchen sich erwählen,
Von Heirath sprechen frei und keck
Und sie um Gegenliebe quälen,
Sie allzusehr verliebter Geck!
Der Studio, der. arm geboren,
Sich plagend durch die Welt spaziert
Und seine Eltern früh verloren,
Jetzt bis zum Ekel instruirt,
Wird der Professor sich nicht schämen,
Zu schmälern hier des Armen Recht,
Ein Honorar ihm abzunehmen,
Ist auch die Note etwas schlecht! 46
Ein Unterschied muß immer walten,
Es ist nicht eitel Geldesdurst;
Das Sprichwort war schon bei den Alten:
Darnach der Mann, darnach die Wurst! –
[249]
Und so sei treulich unterstützet,
Was Nutzen stiftet auf der Welt;
Bald nur mit Rath und That genützet
Und wo man es bedarf mit Geld:
Dann kann ein Jeder sich erfreuen,
Dann sind die Menschen alle gleich.
Dann kann das Gute froh gedeihen,
Die Erd' ist dann ein Himmelreich.
Endlich ist der Kopf uns Beute,
Und die Schultern treten ein,
Wendet sich zur rechten Seite,
Schreit schon in den Tag hinein;
Um den Hals entlang
Löst den Nabelstrang,
Daß der Körper ihn nicht drücke,
Und das Kind uns nicht ersticke.
Zu lösen Manches auf der Welt
Ist unser oft vergeb'nes Streben;
Es ist das Allerklärungsfeld,
Ein unbebautes Land im Leben.
Schon Mancher stand am Krankenbette,
Das Räthsel wollt' gelehrt er lösen:
Hätt' er geschwiegen an der Stätte,
Er wär' ein Philosoph gewesen.
Nicht Evangelium muß scheinen,
Was S** und T** spricht;
Was Andere brave Aerzte meinen,
Ist auch nicht immer ohn' Gewicht
Zwei Augen sind auch uns geblieben
Und viere haben jene nicht
Und was in Büchern steht geschrieben,
Ist auch für uns ein leitend Licht;
Doch sei hiermit noch nicht gemeinet,
Daß Lust zum Forschen nicht zu stillen;
[250]
Wo Fleiß mit Forschung sich vereinet
Kann manches Räthsel sich enthüllen,
Nur stütze man sich nicht zu feste
Auf Autorschaft mit blinder Treu';
Studire die Natur auf's Beste
Und bleib von Hypothesen frei.
Bis das Athmen recht im Gange
Könnt ihr Euch jetzt gütlich thun;
Laßt das Kind am Nabelstrange
In dem Schooß der Mutter ruh'n
Fühlet oft und spürt,
Ob er noch pulsirt;
Habt ihr das nicht mehr empfunden,
Werde sie dann unterbunden.
Munter freut der Bursch sich wieder
Der Vakanz, die bald erscheint,
Wo er ferne mit den Brüdern
Liebend wieder sich vereint.
Von der Arbeit muß er ruhen,
Hat das Seine er gethan;
Hat er neue Kraft gewonnen,
Heim schreibt er an seinen Vater
»München den Dreißigsten.
War das ganze Jahr stets einer
Von den Allerfleißigsten.
Hab' die Ehre, dem Herrn Vater
Die Attest' zu präsentir'n;
Ein'ge Conto's mit darunter
Werden Sie wohl nicht geni'rn.
a) Ein Zeugniß sonder Gleichen
Ueber diaetetica;
[251]
Ueber Speis' und Trank vom Schw 47
Eine kleine Rechnung da.
b) Ein magnifique Attestchen
Von vergleichender Anatomie;
Ein Paar Zeil'n vom G'flügelhändler,
War stets mag'res trocknes Vieh.
c) Ein Zeugniß von der Physik,
Wie das Licht sich brechen muß;
Hier für Brill'n und Operngucker
Ein Paar Wort' vom Optikus.
d) Ein auch nicht minder gutes
Zeugniß aus der Chirurgie;
Hier der Conto für fünf Jahre
Vom Barbier, dem dummen Vieh.
e) Eins von Anatomie des foetus
Zeugung – wie auch Zeugungskraft –
Hier vom Stadtgericht ein Schreiben
Ueber meine Vaterschaft.
f) Folgt noch ein Pracht-Attestchen
Aus der Pharmacie hiermit,
Und die Apotheker-Rechnung
Für ein Fäßchen Robert Witt 48.
Hoff', daß meine wen'gen Zeilen
Sammt des Fleißes heißem Lohn
Sie im besten Wohlsein ereilen –
Ganz gehorsamst treuer Sohn.«
Und der Vater liest's mit Rühren,
Thränen treten ihm in's Aug',
[252]
Tritt zur Frau mit den Papieren:
»Ganz mein Bild, so war ich auch.«
Weinend wird alsdann beschlossen,
Daß der Wechsel abgesandt;
Zum Empfang des Hausgenossen
Sind die Töchter angespannt.
Und so reist er nun von dannen,
Drei Philister prellt er noch,
Macht sich los von braven Mannen,
Schüttelt ab der Liebe Joch;
Kommt in seine Heimath wieder,
Der Erinnerung großes Chor,
Alte Suiten, alte Lieder
Treten seiner Seele vor;
Und die Jungfrau aufgeblühet,
Seit er am Lyceum war,
Daß er bald für sie erglühet,
Für ihr schönes Augenpaar.
Daß er in der Lieb' erfahren,
Wenn er's auch nicht scheinen mag,
Will er zeigen noch zur Stunde.
Schwängert sie am selben Tag.
Nun zum Bändchen und zur Scheere!
Schneid's im Zuge jetzt entzwei,
Bis der Mutterkuchen lehre,
Daß das Werk zu Ende sei.
Fahrt mir nicht hinein –
Laßt das Ziehen sein;
Die Natur weiß selbst zu lenken,
Werdet euch nicht klüger denken.
Ein Elend ist's, wenn man stets klüger
Als die Natur sich dünken mag
Und daß hierdurch nichts besser werde,
Lehrt die Erfahrung alle Tag'.
[253]
Dem Arzte wohl, der ihr vertrauet,
Ihr, der er Alles nur verdankt,
Der stets auf ihre Kräfte bauet,
In seinem Glauben nimmer wankt:
Er spendet Hell', er spendet Segen,
Kein Fluch trifft je sein schuldlos Haupt;
Dank erntet er auf allen Wegen,
Er, den man seinen Retter glaubt.
Das Leben ist die höchste Gabe
Und wenn der Tod den Dolch gezückt,
Der spricht: Nehmt alles, was ich habe,
Nur gebt dem Leben mich zurück!
Doch wem die Wuth zu operiren,
Systemsucht das Gefühl betäubt;
Wer, statt den Kranken zu kuriren,
Dem Tod ihn in den Rachen treibt:
Der mache zeitig hier auf Erden
Sich gut mit Rauch und Ruß bekannt;
Sie werden ihm zu Theile werden
Dort drüben im Vergeltungsland.
Freude hat uns Gott gegeben,
Seht, sie nahet schon heran,
Aus der Scheide – blank und eben,
Mit dem Häutchen angethan.
Greift jetzt hurtig zu,
Bringt die Frau zur Ruh'!
Möge sie in sanftem Schlummer
Jetzt vergessen Schmerz' und Kummer.
Was doch der Mensch so leicht vergisset
Unzähl'ger Schmerzen herbes Leid,
Wenn sanfter Schlummer sich ergießet
Und wiegt ihn in Vergessenheit.
O Morpheus, Freund! laß dich besingen,
Der du der Götter erster bist;
[254]
O möchte mir mein Lied gelingen
Und daß es deiner würdig ist! –
Der Bursche singt im frohen Kreise,
Das edle Bier, es mundet ihm,
Er zecht nach braver Burschen Weise,
Bereits umdämmern sich die Sinn':
Der Zunge Kraft fängt an zu brechen,
Die Augen sinken zentnerschwer,
Viel will der Bursch dem Freund noch sprechen,
Allein verkehrt bringt er's daher.
Die andern lachen der Geberden,
Das scheint dem Sprecher sonderbar:
»Der Kerl muß gefordert werden«
So spricht er, das ist sonnenklar!
Und taumelt jetzt hinaus zur Straße
Sich halten wollend ritterlich;
Da stürzt des Bieres größte Masse
Ihm aus dem Munde säuerlich.
Dem Magen will er itzo trotzen,
Sauft eine frische Halbe aus;
Er hört ein Wort von »tüchtig kotzen«
Und schwört: nun geh' er nicht nach Haus!
Doch endlich greifen zwei der Festen
Den schwer Beladenen unter'm Arm,
Und schleppen ihn zu seinem Besten
Nach Haus und aus der Brüder Schwarm.
Und auf der Straße lärmt er wieder,
Der Bursch schlägt wüthenden Allarm,
Sechs Handwerksburschen rennt er nieder
Und insultiret den Gensdarm;
Ans Fenster eilen schnell die Leute
Im ersten, süßen Schlaf gestört,
Sich glaubend schon des Feuers Beute,
Als sie den großen Lärm gehört.
So langen sie nach schlimmer Reise
Verfolgt von den Gensdarmen an,
[255]
Am ganzen Körper naß vom Schweiße,
Als Füchse ihre Pflicht gethan.
Nicht ausgekleidet wird der Bruder,
Gekommen an die Lagerstätt.
Man wirft da sammt dem Unterfutter
Den schweren Freund ins Federbett;
Und Morpheus stärkt die matten Glieder,
Befreiet die gebund'ne Kraft,
Frisch ist des andern Tags er wieder,
Doch wird er zur Polis geschafft
Bald hat er sich dort 'rauspurgiret,
Des Katzenjammers denkt er nun,
Lauft fort zur Kneipe, restauriret
Sich durch ein eingemachtes Huhn.
Jetzo mit dem weichen Schwamme
Wascht das Kindlein her und hin –
Viktoria sei dessen Name,
Vieldeutsam ist des Wortes Sinn;
Denn siegen soll der Aerzte Eifer,
Von Schlacken sei das Gold befreit,
Daß nie der Bartbedienten Geifer
Lucina's Tempel mehr entweiht.

Fußnoten

1 Mit dem Worte »Schmollis« begrüßt der Bursche (mehrjähriger) Studio den (erstjährigen) Fuchsen und erlaubt selbem, indem er mit ihm anstößt und ihm den Brüderlich gibt, hinfüro das ceremonielle Sie in das vertrautere Du umzuwandeln.

2 Mit dem Worte »Doktor! Fuchs!« befiehlt der Bursche dem Fuchsen zu trinken, was dieser ohne Weigerung zu vollziehen hat.

3 Einem Fuchsen das Privilegium geben, heißt ihr dir Erlaubniß ertheilen, dem Burschen das Wort »gelehrt« zuzurufen, worauf letzterer das Glas zu ergreifen und ihm Bescheid zu thun die Obliegenheit hat. Ohne Privilegium ist dieses keine Fuchsen erlaubt, und der Bursche ehrt mit der Ertheilung desselben einen Fuchsen, den er für brav erkannt und liebt.

4 Herr Vetter ist der Name des Leihhaus-Verwalters in der akademischen Kunstsprache, wahrscheinlich weil gewissermaßen jeder seine Gefälligkeit und Beistandsleistung in drangvollen kritischen Zeiten als Wirkung eines mehr oder minder entfernten Verwandtschafts-Verhältnisses ansieht.

5 Nachtlichteln heißt nach der Polizeistunde auf irgend einem Zimmer eines Kameraden noch einige Stunden beim Punsch oder Bier, das man aus der Kneipe mitschleppt, traulich zu verplaudern.

6 Verderbliche Hazardspiele, die den Geist und den Körper zerrütten.

7 Der Sammelplatz der Spieler aller Art, Studenten-Kaffeekneipe.

8 Die Diplome und Absolutorien werden häufig mit Arrest belegt von Bräuern, Kostgebern, Miethsleuten, Trödlern etc. bis sie ihre Bezahlung erhalten.

9 Professor der Geschichte.

10 Wahres Ereigniß im Jahre 1819.

11 Pediculus pubis. Oken. (Filzlaus).

12 So nennen sich Bursche, die Tischgenossen sind.

13 Wirthshäuschen auf dem Hofberg, in früheren Zeiten mit 3 schönen Mädchen.

14 Dortmals Universitäts-Notar, wo des Verfassers Geliebte war.

15 Ein Cand. Theolog., ein Freund des Verfassers.

16 Versatzzettel pflegte der Verfasser im Stammbuch aufzubewahren.

17 So viel als Präsent.

18 Wahres Porträt.

19 Dieses seltene Möbel eignete sich wirklich für eine polytechnische Sammlung.

20 Das Ceremoniel bei einer Promotion ist folgendes: Der promovirende Arzt fährt mit seinem Präses und dem Rektor in das Universitätsgebäude. Dort besteigt er den Disputations-Katheder und vertheidigt gegen die unten sitzenden Opponenten (meistens auch Professoren) seine aufgestellten Streitsätze, je tapferer je besser. Ueber ihm sitzt der Präses, um ihm, im Fall er stecken bliebe, aufzuhelfen. Nachher werden die zwei vergoldeten akademischen Szepter hereingetragen, worauf er die Finger legt und schwört, die Pflichten als Arzt zu erfüllen etc. Jetzt gibt er dem herunten sitzenden Rektor Magnifikus den Handschlag, der ihn dann zum Doktor kreirt und ihm gratulirt. Dieses Ceremoniel kostet circa 200 fl. Der Vater, wenn er anwesend, nimmt seinen Platz neben den opponirenden Professoren ein.

21 Heißt im akademischen Ausdrucke: sich zornig äußern.

22 Ein Wirthshaus im hl. Geistspital.

23 Lieblingsspiel des Freundes.

24 Auf den Hund kommen, heißt in der Universitäts-Terminologia: kein Geld haben.

25 Im Tone und Geist eines sogenannten Scherzlgeigers, mit der Geige begleitend vorzutragen.

26 Egyptische Früchte.

27 In München.

28 Ein verderbliches Hazardspiel, ähnlich dem Pharo.

29 Meyer oder Banquier.

30 Achter ist ein schlechtes, Siebener ein noch schlechteres Blatt; folglich hatte der Achter gewonnen.

31 Ein Spiel, wobei der bezahlt, dem dieses Blatt heimfällt.

32 Aus Gemüthskrankheit, darüber, daß Doktor N** sie unter Leitung des Direktors zu behandeln hatte.

33 Eine Amputations-Methode, wobei aus dem Fleische ein oder zwei Lappen gebildet.

34 Geburtshilfliche Operation.

35 Ein weißer silberglänzender Seidenhut, der meinem Freund besonders gut ließ.

36 Nach beliebiger, aber stets origineller Protzen-Melodie besonders aber die gebrochenen Reime, z.B. Kür- etc. recht hinausgezogen und die letzten zwei Verse dann im Chor repetirt.

37 Diese Krankheitserscheinungen müssen schnell hinter einander ohne Interpunktion fortgelesen werden bis nach »Schlaf wohl«.

38 Die Veranlassung zu dieser Parodie gaben die im Anfange bei der Eröffnung der Universität München häufig gewesenen streitigen Auftritte zwischen den Studenten und Handwerksgesellen, wobei die Studenten sich dadurch musterhaft auszeichneten, daß sie sich nicht mit diesen Leuten etwa herumbalgten, sondern sie blos packten und der k. Gensdarmerie auslieferten, wonach, waren es Ausländer, dieselben erst tüchtig abgestraft, aus München verwiesen wurden.

39 Herr W**, des Verfassers Freund, Cand. med., ein Mann mit wenig Geld und viel Talent, dessen vorzügliches Studium Chemie war, der sich mit Verfertigung kleiner pharmaceutischer Sammlungen zum Gebrauche der studirenden Mediziner befaßte, stand deswegen mit allen Materialisten, Kräuterweibern und Wurzelgrabern in genauen Rapport. Da er zu seinen chemischen Arbeiten vieler, oft theurer Ingredienzien, wie z.B. der Gold- und Silberauflösung benöthigte, so suchte er dieselben durch Tauschhandel etc. zu erhalten, und dieses gab Veranlassung zu vorstehendem scherzhaften Gedichte. Charakteristisch für ihn war ein eben nicht mehr gar zu junger, die Spuren mannigfaltiger chemischer Experimente an sich tragender mausgrauer Ueberrock, ein altes Familien-Erbstück, das bereits sein 25 jähriges Dienstjubiläum feierte.

40 Materialist.

41 Gewohnheitswort des W**.

42 Auch ein Materialienhändler.

43 Eine Glasgeräthschaft zum Destilliren.

44 Dieses Gedicht ist vorzugsweise nur für meine ärztlichen Freunde geschrieben. Im Allgemeinen sei hier nur bemerkt, daß man bei der Geburt eines Menschen mehrere Stadien (Zeiträume) und zwar fünf annimmt, deren Eintritt man durch gewisse Erscheinungen wahrzunehmen pflegt.

45 Handbücher der Chirurgie.

46 Der Verfasser spielt hier auf den Unfug einiger Professoren auf deutschen Universitäten an, den Honorirenden bessere Noten als den Aermeren, nicht Honorirenden, bei übrigens gleich gutem oder wohl gar nicht selten weit ausgezeichneterem Fleiße und Kenntnissen der Letzteren zu ertheilen, weßwegen der Aermere, dem zu seinem weitern Fortkommen um so mehr daran gelegen sein muß, gute Noten vorlegen zu können, nicht selten die bitterste Armuth duldet, um nur dem ohnehin gut besoldeten, oft sogar sehr reichen Herrn Hofrathe seine Instruir-Kreuzer darzubringen –! –!

47 Traiteur und Caffetier.

48 Ein bitteres geistiges Getränk, dessen man sich zur Restaurirung eines verdorbenen Magens zu bedienen pflegt.


Notes
Erstdruck: Stuttgardt (s.n.) 1826. Der Autor wurde auch unter dem Namen »Saumüller« bekannt.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Müller, Karl Theodor. Gedichte, Aufätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5555-A