439. Hopsö.

Bei Augustenhof auf Alsen, nicht weit von Norburg, liegt ein großer See, der Hopsö genannt wird, welchen Namen er durch folgende Begebenheit erhielt.

Einmal vor vielen Jahren landeten da in der Nähe eine Menge Riesen und lagerten sich im Walde an einer Stelle, wo viele kleine Holme waren. Hier erlustigten sie sich damit, auf langen Stöcken von Holm zu Holm zu springen. Außerdem hielten sie da einen Schmaus und waren sehr munter, so daß es weit herum zu hören war. Als die Bewohner der Insel das merkten, schlichen sie sich zum Wald und gaben acht auf [294] das Spiel der Fremden und ihre Lustigkeit. Aber da man glaubte, dieser Besuch könne gefährlich werden, faßte man einen Beschluß und bereitete sich zur Verteidigung des Landes. Doch da die Fremden nur des Spiels und Schmauses wegen schienen hierhergekommen zu sein, ließen die Einwohner nach eines alten Mannes Rat es fürs erste dabei beruhen zuzusehen, aber waren doch bereit, die Insel zu verteidigen. Nach geendeter Mahlzeit begann das Spiel von neuem und die Riesen hielten gleichsam Jagd aufeinander, indem sie mit ihren Stöcken auf den Holmen umhersprangen und nach einander stießen, so daß der schwächere hier und da ins Wasser fiel, was immer ein lautes, schallendes Gelächter erregte. Am Abend schlugen sie ihre Zelte im Walde auf und verzehrten den Rest der Mittagsmahlzeit, packten darauf alles zusammen und verließen die Insel in der größten Ruhe. Als man am nächsten Tage auf der Stelle nachsah, fand man da nur einige Überbleibsel von Bärenfleisch und zerbrochenen Knochen, aus denen das Mark herausgenommen war. Nach dieser Zeit ist diese Stelle durch den Einbruch des Meeres zu einem See geworden, der bis auf den heutigen Tag Hopsö genannt wird.

Thiele I, 181. – Die Riesen darf man hier für Wasserriesen halten.


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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 439. Hopsö. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4D38-5