Unter Schwarzkünstlern

Eines Mittags las man:
»Pfiffe zu mieten gesucht!
Hundertweis, zu jedem Preis!
Victor Emanuel Wasmann!«
Um sechs Uhr kam der erste Pfiff
von einem alten Kohlenschiff.
Um acht Uhr waren's tausend schon.
Um neun Uhr eine halbe Million.
Victor Emanuel Wasmann schlug
die Türe zu: »Nun ist's genug!
Hört zu, ihr Pfiffe!
[266]
Ich habe einen Feind (hört! hört!),
der mir des nachts die Ruhe stört –
auf den sollt ihr marschieren!
Er hat Gelächter angestellt,
die schickt er nachts mir an mein Bett,
da hocken sie auf der Decke,
mit Flügeln weiß und Flügeln rot,
und krähn und flattern mich zu Tod. –
Doch alles hat sein Ende.«
Die Pfiffe pfiffen wie ein Mann;
empfingen ihren Sold sodann.
(Ein Schusterjungenpfiff sogar
bot Wasmann sich als Bravo dar.)
Drauf ließ er sie durchs Ofenloch ...
Doch lange stand er brütend noch,
schrieb Zeichen, hob die Hand und schwur,
ein schwarzer Meister der Natur ...
Bald nach diesem ging
ein Herr Axel Ring
kurzerhand
außer Land. –
Wasmann hatte gesiegt.

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TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Galgenlieder. 4.. Unter Schwarzkünstlern. Unter Schwarzkünstlern. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3FA0-C