[71] Die wilde Rose

Es glänzt der helle Thränenthau
In Deinem Kelch, dem todesmatten;
Du sehnst Dich nach des Himmels Blau
Hinaus aus düstrem Waldesschatten.
Es rauscht der Bach am Felsenspalt
Sein melancholisch Lied.
Hier ists so eng, hier ists so kalt,
Wo nie der Nebel flieht.
Du meine süße Himmelslust,
O traure nicht und laß das Weinen!
Dir soll ja stets an treuer Brust
Die Sonne meiner Liebe scheinen.
Drum schließe Deine Augen zu,
Worin die Thränen glühn.
Ja, meine wilde Rose, Du
Sollst nicht im Wald verblühn!

Karl May

[71]

Notes
Es glänzt der helle Thränenthau […] Karl May. In: Schacht und Hütte. Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für Berg- Hütten- und Maschinenarbeiter. 1. Jg. Nr. 9. S. 71. – Dresden: H.G. Münchmeyer (1875). Reprint in: Karl May (Hrsg.): Schacht und Hütte. Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für Berg- Hütten- und Maschinenarbeiter. Mit einer Einführung von Klaus Hoffmann. Hildesheim, New York: Olms Presse 1979.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Die wilde Rose. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2D8B-F