Martin Luther
An den Christlichen Adel deutscher Nation von des Christlichen standes besserung

[404] Jhesus.

Dem Achtparn und wirdigen herren, Er Nicolao von Amszdorff, der heyligen schrifft Licentiat und Tumhern zu Wittenberg, meynem besundern gunstigen freundt.


D. Martinus Luther.


Gnad und frid gottis zuvor, Achtpar, wirdiger lieber herr und freunt.

Die zeit des schweygens ist vorgangen, und die zeit zureden[Rand: Pred. 3, 7.] ist kommen, als Ecclesiastes sagt. Ich hab unserm furnehmen nach zusammen tragenn etlich stuck Christlichs stands besserung belangend, dem Christlichenn Adel deutscher Nation furtzulegen, ob got wolt doch durch den leyen standt seiner kirchen helffen, seintemal der geistlich stand, dem es billicher geburt, ist gantz unachtsam worden. Sende das alles ewr wirde, dasselb zurichten unnd wo es not ist zubessern. Ich bedenck wol, das myrsz nit wirt unvorweyst bleybenn, als vormesz ich mich zuhoch, das ich vorachter, begebner mensch solche hohe unnd grosse stende thar anreden in szo trefflichen grossen sachen, als were sonst niemant in der welt, dan Doctor Luther, der sich des Christenlichen stands an nehme, unnd szo hochvorstendigen leutten radt gebe. Ich lasz mein entschuldigung anstehen, vorweysz mirs wer do wil. Ich bin villeicht meinem got und der welt noch eine torheit schuldig, die hab ich mir itzt furgenommen, szo myrs gelingenn mag, redlich tzalen, unnd auch ein mal hoffnar werden, gelyngt mir nit, szo hab ich doch ein vorteil, darff mir niemant eine kappenn kauffenn, noch den kamp bescheren. Es gilt aber, wer dem andern die schellen anknupfft. Ich musz das sprichwort erfullenn ›Was die Welt zuschaffenn hat, da musz ein munch bey sein, und solt man yhn datzu malen‹. Es hat wol mehr mal ein nar weyszlich geredt,[Rand: 1. Cor. 3, 18.] unnd viel mal weysze leut groblich genarret, wie Paulus sagt ›wer do wil weysz sein, der musz ein nar werden.‹ Auch, dieweyl ich nit allein ein narr, [404] sondern auch ein geschworner Doctor der heyligenn schrifft, byn ich fro, das sich mir die gelegenheyt gibt, meynem eyd, eben in der selben narn weysze, gnug zuthunn. Ich bit, wollet mich entschuldigen bey den messig vorstendigen, den der ubirhochvorstendigen gunst und gnad weysz ich nit zuvordienen, wilch ich szo offt mit grosser muhe ersucht, nw fort auch nit mehr haben noch achtenn wil. Got helff uns, das wir nit unszer, sondern allein seine ehre suchen. Amen.

Zu Wittenberg, ym Augustiner Closter, am abent S. Johannis baptistae. Im Tausent funffhundert und zwentzigsten Jar.


Der allerdurchleuchtigisten, Groszmechtigisten Keyserlichen Majestet und Christlichem Adel deutscher Nation.


D. Martinus Luther.


Gnad und sterck von Got zuvor, Allerdurchleuchtigister, gnedigste, liebenn hernn. Es ist nit ausz lautter furwitz noch frevel geschehenn, das ich eyniger armer mensch mich unterstanden, fur ewrn hohen wirden zu redenn: die not und beschwerung, die alle stend der Christenheit, zuvor deutsche landt, druckt, allein mich, szondern yderman bewegt hat, viel mal zuschreyen und hulff begeren, hat mich auch itzt zwungen zuschreyen unnd ruffen, ob got yemand den geyst geben wolt, seine hand zureychen der elenden Nation. Es ist offt durch Concilia etwas furgewant, aber durch etlicher menschen list behendiglich vorhyndert und ymmer erger worden, wilcher tuck und boszheit ich itzt, got helff mir, durchleuchten gedenck, auff das sie erkant hynfurt nit mehr so hynderlich und schedlich sein mochten. Got hat uns ein jungs edlisz blut zum heubt geben, damit viel hertzen zu groser guter hoffnung erweckt, daneben wil sichs zymen, das unser datzu thun, und der zeit und gnade nutzlich brauchen.

Das erst, das in disser sachen furnehmlich zuthun, ist, das wir uns yhe fursehen mit grossem ernst, und nit etwas anheben mit vortrawen grosser macht odder vornunfft, ob gleich aller welt gewalt unser were, dan got mag und wils nit leyden, das ein gut werck werde angefangen in vortrawen eygener macht und vornunfft. Er stosset es zu poden, da hilfft nichts fur, wie ym xxxiij. psalm stet: Es wirt kein kunig bestehen durch seine grosse macht, und[Rand: Ps. 33, 16.] kein her durch die grosze seiner sterck. Und aufz dem grund sorg ich sey es vortzeyten kummen, das die theuren fursten keyszer Fridrich der erst und der ander und vil mehr deutscher keyszer szo jemerlich sein von den Bepsten mit fussen tretten und vordruckt, fur wilchen sich doch die welt furchtet, Sie haben [405] sich villeicht vorlassen auff yhre macht mehr dan auff got, drumb haben sie mussen fallen. Und was hat zu unsern zeiten den blutseuffer Julium secundum szo hoch erhaben, dan das ich besorg, Franckreich, Deutschen und Venedige haben auff sich selb bawet? Es schlugen die kinder Benjamin zwei und viertzig[Rand: Richt. 20, 21.] tausend Israeliten, dar umb das sie sich auff yhre sterck vorliessenn Judic. xix.

Das uns auch nit szo gelinge mit dissem edlen blut Carolo, mussen wir gewisz sein, das wir in disser sach nit mit menschen, szondern mit den fursten der hellenn handelen, die wol mugen mit krieg und blut vorgissen die welt erfullenn, aber sie lassen sich damit nicht uberwinden. Man musz hie mit einem vortzag leyplicher gewalt, in demutigem vortrawen gottis, die sach angreyffen, und mit ernstlichem gebet hulff bey got suchenn, und nichts anders in die augen bilden, dan der elenden Christenheit jamer und not, unangesehen was bosz leut vordienet haben. wo das nit, szo sol sichs spiel wol lassen anfahenn mit grossem schein, aber wen mann hynein kumpt, sollen die boszen geist ein solch yrrung zurichten, das die gantz welt must ym blut schweben, unnd dennocht damit nichts auszgericht: drumb last uns hie mit furcht gottis und weyszlich handelen. Yhe grosser die gewalt, yhe grosser ungluck, wo nit in gottis furcht unnd demut gehandelt wirt. Haben die Bepste und Romer biszher mugen durch teuffels hulff die kunig in einander werren, sie mugens auch noch wol thun, szo wir on gottis hulff, mit unser macht und kunst faren.

Die Romanisten haben drey mauren, mit grosser behendickeit, umb sich zogen, damit sie sich biszher beschutzt, das sie niemant hat mugenn reformierenn, dadurch die gantz Christenheit grewlich gefallen ist. Zum ersten, wen man hat auff sie drungen mit weltlicher gewalt, haben sie gesetzt und gesagt, weltlich gewalt habe nit recht ubir sie, sondern widderumb, geystlich sey ubir die weltliche. Zum andern, hat man sie mit der heyligen schrifft wolt straffen, setzen sie da kegen, Es gepur die schrifft niemant ausztzulegenn, den dem Bapst. Zum dritten, drewet man yhn mit einem Concilio, szo ertichten sie, es muge niemant ein Concilium beruffen, den der Bapst. Alszo haben sie die drey rutten uns heymlich gestolen, das sie mugen ungestrafft sein, und sich in sicher befestung diszer dreyer maur gesetzt, alle buberey und boszheit zutreyben, die wir dan itzt sehen, und ob sie schon ein Concilium musten machen, haben sie doch dasselb zuvor mat gemacht, damit, das sie die fursten zuvor mit eyden vorpflichten, sie bleyben zulassen, wie sie sein, dartzu dem Bapst vollen gewalt geben ubir alle ordnung des Concilii, alszo das gleich gilt, es sein vil Concilia odder kein Concilia, on das sie uns nur mit larven und spiegelfechten betriegen, szo gar greulich furchten sie der haut [406] fur einem rechten freyen Concilio, und haben damit kunig und fursten schochter gemacht, das sie glewben, es were widder got, szo man yhn nit gehorchte in allen solchen schalckhafftigen, listigen spugnissen.

Nu helff uns got und geb uns der Basaunen eine, do mit die mauren Hiericho wurden umbworffenn, das wir disze stroeren und papyren mauren auch[Rand: Jos. 6, 20.] umbblassen, und die Christlichen rutten, sund zustraffenn, losz machen, des teuffels list und trug an tag zubringen, auff das wir durch straff uns bessern, unnd seine huld widder erlangen.

Wollen die erste maur am ersten angreyffenn.

Man hats erfunden, das Bapst, Bischoff, Priester, Kloster volck wirt der geystlich stand genent, Fursten, Hern, handtwercks und ackerleut der weltlich stand, wilchs gar ein feyn Comment und gleyssen ist, doch sol niemant darub schuchter werden, unnd das ausz dem grund: Dan alle Christen sein warhafftig geystlichs stands, unnd ist unter yhn kein unterscheyd, denn des ampts halben allein, wie Paulus i. Corint. xij. sagt, das wir alle sampt eyn Corper[Rand: 1. Cor. 12, 12 ff.] seinn, doch ein yglich glid sein eygen werck hat, damit es den andern dienet, das macht allis, das wir eine tauff, ein Evangelium, eynen glauben haben, unnd sein gleyche Christen, den die tauff, Evangelium und glauben, die machen allein geistlich und Christen volck. Das aber der Bapst odder Bischoff salbet, blatten macht, ordiniert, weyhet, anders dan leyen kleydet, mag einen gleysner und olgotzen machen, macht aber nymmer mehr ein Christen odder geystlichen menschen. Dem nach szo werden wir allesampt durch die tauff zu priestern geweyhet, wie sanct Peter i. Pet. ij. sagt ›yhr seit ein kuniglich priesterthum,[Rand: 1. Petr. 2, 9.] und ein priesterlich kunigreych‹, und Apoc. ›Du hast uns gemacht durch dein[Rand: Offb. 5, 10.] blut zu priestern und kunigen‹. dan wo nit ein hoher weyen in uns were, den der Bapst odder Bischoff gibt, szo wurd nymmer mehr durch Bapsts unnd Bischoff weyhen ein priester gemacht, mocht auch noch mesz halten, noch predigenn, noch absolvieren.

Drumb ist des Bischoffs weyhen nit anders, den als wen er an stat und person der gantzen samlung eynen ausz dem hauffen nehme, die alle gleiche gewalt haben, und yhm befilh, die selben gewalt fur die andern ausztzurichten, gleich als wen tzehen bruder, kuniges kinder, gleich erben, einen erweleten, das erb fur sie zuregieren, sie weren yhe alle kunige und gleicher gewalt, und doch einem zuregieren befolen wirt. Und das ichs noch klerer sag, Wen ein heufflin fromer Christen leyen wurden gefangen unnd in ein wusteney gesetzt, die nit bey sich hetten einen geweyheten priester von einem Bischoff, unnd wurden alda der sachen eynisz, erweleten eynen unter yhn, er were ehlich odder nit, und befilhen ym das ampt zu teuffen, mesz halten, absolvieren und predigenn, der wer warhafftig ein priester, als ob yhn alle Bischoffe unnd Bepste[407] hetten geweyhet. Daher kumpts, das in der not ein yglicher teuffen und absolvieren kan, das nit muglich were, wen wir nit alle priester weren. Solche grosz gnad und gewalt der tauff und des Christlichen stands haben sie uns durchs geystlich recht fast nidergelegt und unbekant gemacht. Auff disse weysze erweleten vortzeyten die Christen ausz dem hauffen yhre Bischoff und priester, die darnach von andern Bischoffen wurden bestetiget on alles prangen, das itzt regirt, Szo wart sanct Augustin, Ambrosius, Cyprianus Bischoff.

Die weyl dan nu die weltlich gewalt ist gleych mit uns getaufft, hat den selben glauben unnd Evangely, mussen wir sie lassen priester und Bischoff sein, und yr ampt zelen als ein ampt, das da gehore und nutzlich sey der Christenlichen gemeyne. Dan was ausz der tauff krochen ist, das mag sich rumen, das es schon priester, Bischoff und Bapst geweyhet sey, ob wol nit einem yglichen zympt, solch ampt zu uben. Dan weyl wir alle gleich priester sein, musz sich niemant selb erfur thun und sich unterwinden, an unszer bewilligen und erwelen das zuthun, des wir alle gleychen gewalt haben, Den was gemeyne ist, mag niemandt on der gemeyne willen und befehle an sich nehmen. Und wo es geschehe, das yemandt erwelet zu solchem ampt und durch seinen miszprauch wurd abgesetzt, szo were ehr gleich wie vorhyn. Drumb solt ein priester stand nit anders sein in der Christenheit, dan als ein amptman: weil er am ampt ist, geht er vohr, wo ehr abgesetzt, ist ehr ein bawr odder burger wie die andern. Alszo warhafftig ist ein priester nymmer priester, wo er abgesetzt wirt. Aber nu haben sie ertichtet Caracteres, indelebiles, und schwetzen, das ein abgesetzter priester dennocht etwas anders sey, dan ein schlechter leye, Ja sie trewmet, Es mug ein priester nymmer mehr anders den priester odder ein ley werden: das sein alles menschen ertichte rede und gesetz.

Szo folget ausz dissem, das leye, priester, fursten, bischoff, und wie sie sagen, geistlich und weltlich, keynen andern unterscheyd ym grund warlich haben, den des ampts odder wercks halben, unnd nit des stands halbenn, dan sie sein alle geystlichs stands, warhafftig priester, bischoff und bepste, aber nit gleichs eynerley wercks, gleich wie auch unter den priestern und munchen nit[Rand: Röm. 12, 4 ff.] eynerley werck ein yglicher hat. Unnd das ist sanct Paul Ro. xij. und[Rand: 1. Cor. 12, 12 ff. / 1. Petr. 2, 9.] i. Corint. xij. unnd Petrus i. Pet. ij. wie ich droben gesagt, das wir alle ein corper sein des heubts Jesu Christi, ein yglicher des andern glidmasz. Christus hat nit zwey noch zweyerley art corper, einen weltlich, den andern geistlich. Ein heubt ist und einen corper hat er.

[408] Gleych wie nw die, szo mann itzt geystlich heyst, odder priester, bischoff odder bepst, sein von den andern Christen nit weytter noch wirdiger gescheyden, dan das sie das wort gottis unnd die sacrament sollen handeln, das ist yhr werck unnd ampt. Alszo hat die weltlich ubirkeit das schwert unnd die ruttenn in der hand, die boszen damit zustraffenn, die frummen zuschutzen. Ein schuster, ein schmid, ein bawr, ein yglicher seyns handtwercks ampt unnd werck hat, unnd doch alle gleich geweyhet priester und bischoffe, unnd ein yglich sol mit seinem ampt odder werck denn andern nutzlich unnd dienstlich sein, das alszo viellerley werck alle in eine gemeyn gerichtet sein, leyp und sellen zufoddern, gleich wie die glidmasz des corpers alle eyns dem andern dienet.

Nu sich, wie Christlich das gesetzt und gesagt sey, weltlich ubirkeit sey nit uber die geystlickeit, sol sie auch nit straffenn. Das ist eben szovil gesagt, die handt sol nichts datzu thun, ob das aug grosz nodt leydet. Ists nit unnaturlich, schweyg unchristlich, das ein glid dem andern nit helffen, seinem vorterben nit weren sol? Ja yhe edler das glidmasz ist, yhe mehr die andern yhm helffen sollen. Drumb sag ich, die weil weltlich gewalt von got geordnet ist, die boszen zustraffen und die frumen zuschutzen, szo sol man yhr ampt lassen frey gehn unvorhyndert durch den gantzen corper der Christenheit, niemants angesehen, sie treff Bapst, Bischoff, pfaffen, munch, Nonnen, odder was es ist. Wen so das gnug were, die weltlich gewalt zuhyndern, das sie geringer ist unter den Christlichen empten, den der prediger und beichtiger ampt odder geystliche stand, szo solt mann auch vorhyndern den schneydern, schustern, steynmetzenn, tzymmerleutenn, koch, kelnern, bawrn und alle zeitlichen handtwercken, das sie dem Bapst, Bischoffen, Priestern, Munchen kein schu, kleider, hausz, essen, trincken machten, noch tzynsz geben. Lessit man aber diesen leyen yhre werck unvorhindert, was machen den die Romischen schreyber mit yhren gesetzen, das sie sich ausztzihen ausz dem werck weltlicher Christlicher gewalt, das sie nur frey mugen bosz sein, und erfullen was sanct Peter gesagt hat:[Rand: 2. Petr. 2, 1.3.] Es werden falsch meyster unter euch erstehen, und mit falschen, ertichten wortten mit euch umbgehen, euch ym sack zu vorkeuffen.

Drumb sol weltlich Christlich gewalt yhr ampt uben frey unvorhyndert, unangesehen obs Bapst, bischoff, priester sey den sie trifft, wer schuldig ist der leyde: was geistlich recht da widder gesagt hat, ist lauter ertichtet Romisch vormessenheit. den also sagt sanct Pauel allen Christen ›Ein ygliche seele (ich[Rand: Röm. 13, 1 ff.] halt des Bapsts auch) sol unterthan sein der ubirkeit, den sie tregt nit umbsonst das schwert, sie dienet got damit, zur straff der bosen, und zu lob den frumen‹, auch sanct Petrus ›Seyt unterthan allen menschlichen ordnungen[Rand: 1. Petr. 2, 13.] umb gottis willen, der es szo haben wil‹. Er hats auch vorkundet, das [409] kummen wurden solch menschen, die die weltlich ubirkeit wurden furachtenn[Rand: 2. Petr. 2, 10.] ij. Pet. ij. wie dan geschehenn ist durch geystlich recht.

Also meyn ich, disse erste papyr maur lig darnyder, seyntemal weltlich hirschafft ist ein mitglid worden des Christlichen Corpers, unnd wie wol sie ein leyplich werck hat, doch geystlichs stands ist, darumb yhr werck sol frey unvorhindert gehen in alle glidmasz des gantzen corpers, straffen und treyben, wo es die schuld vordienet odder not foddert, unangesehen Bapst, Bischoff, priester, sie drewen odder bannen, wie sie wollen. Da her kompts, das die schuldigenn priester, szo man sie in das weltlich recht uberantwortet, zuvor entsetzt werden priesterlicher wirden, das doch nit recht were, wo nit zuvor ausz gotlicher ordnung das weltlich schwert ubir die selben gewalt hette. Es ist auch zuviel, das man szo hoch ym geystlichen recht hebt der geistlichen freyheit, leyp unnd gutter, gerad als weren die leyen nit auch szo geistlich gute Christen als sie, odder als gehorten sie nichts zur kirchen. Warumb ist dein leyp, leben, gut und ehr szo frey, und nit das meyne, szo wir doch gleich Christen sein, gleich tauff, glaubenn, gehst und alle ding haben? Wirt ein priester erschlagen, szo ligt ein land ym Interdict, warumb auch nit, wen ein bawr erschlagen wirt? wo kumpt her solchs grosz unterscheyd unter den gleychen Christenn? allein ausz menschen gesetzen und tichten.

Es musz auch kein gutter geyst sein, der solch ausztzug erfunden und die sund frey unstrefflich gemacht hat: dan szo wir schuldig sein, widder den boszen geist, seine werck und wort zu streytten und yhn vortreyben, wie wir mugen, als uns Christus gepeut und seine Apostel, wie kemen wir dan datzu, das wir solten stil halten und schweygen, wo der Bapst odder die seynenn teufelisch wort odder werck furnehmen? Solten wir umbs menschen willenn gotlich gepot unnd warheit lassen nyderlegen, der wir in der tauff geschworn haben bey zustehen mit leyp und leben, furwar wir weren schuldig aller selen, die dadurch vorlassen und vorfuret wurden. Drumb musz das der heubt teuffel selb gesagt haben, das ym geistlichenn recht stet, Wen der Bapst szo schedlich bosz were, das er gleich die selenn mit grossen hauffen zum teuffel furet, kund man yhn dennocht nit absetzen. Auff diessen vorfluchten teuffelischen grund bawen sie zu Rom, unnd meynen, man sol ehe alle welt zum teuffel lassen faren, den yhrer buberey widderstrebenn. wen es gnug were doran, das einer uber den andern ist, darumb er nit zustraffen sey, must kein Christen den andern[Rand: Matth. 18, 4. / Luc. 9, 48.] straffenn, seintemal Christus gepeut, ein yglicher sol sich den untirsten und geringsten halten.

[410] Wo sund ist, da ist schon kein behelff mehr widder die straff, als auch sanct Gregorius schreybt, das wir wol alle gleich sein, aber die schuldt mach einen unterthan dem andern. Nu sehen wir, wie sie mit der Christenheit umbgahn, nemen yhn die freiheit, on alle beweysung ausz der schrifft, mit eygenem frevel, die got und die Apostel haben unterworffen dem weltlichen schwert, das zubesorgen ist, es sey des Endtchrists spiel odder sein nehster vorlaufft.

Die ander maur ist noch loszer und untuchtiger, das sie allein wollen meister der schrifft sein, ob sie schon yhr leblang nichts drynnen lernenn, vormessen sich allein der ubirkeit, kauckeln fur uns mit unvorschampten wortten, der Bapst mug nit yrren ym glaubenn, er sey bosz odder frum, mugen desselben nit ein buchstaben antzeygen. Da her kompt es, das szovil ketzerisch und unchristlich, ja unnaturliche gesetz stehen ym geistlichen recht, davon itzt nit not zuredenn, Dan die weil sie es achten, der heylig geist lasz sie nit, sie sein szo ungeleret und bosze wie sie kunden, werden sie kune, zusetzen was sie nur wollen. Und wo das were, watzu were die heylige schrifft not odder nutze? lasset sie uns vorprennenn, unnd benugen an denn ungelereten hern zu Rom, die der heylig geyst ynnenhat, der doch nit dan frume hertzen mag ynnen habenn. Wen ichs nit gelesen het, were myrs ungleublich geweszenn, das der teuffel solt zu Rom solch ungeschickt ding furwendenn und anhang gewinnen.

Doch das wir nit mit wortten widder sie fechten, wollen wir die schrifft her bringen. Sanct Paul spricht i. Corint. xiiij. ›szo yemant etwas bessers[Rand: 1. Cor. 14, 30.] offenbar wirt, ob ehr schon sitzt und dem andern zuhoret ym gottis wort, so sol der erst, der do redt, stilschweygen und weychen‹. Was were disz gebot nutz, szo allein dem zuglewben were, der do redt odder oben ansitzt? Auch Christus sagt Johan. vi. das alle Christen sollen geleret werden von got, szo [Rand: Joh. 6, 45.] mag es yhe geschehen, das der Bapst und die seinen bosz sein, unnd nit rechte Christen sein, noch von got geleret rechten vorstand haben, widderumb ein geringer mensch den rechten vorstand haben, warumb solt man yhm den nicht folgenn? hot nit der Bapst viel mal geyrret? wer wolt der Christenheit helffenn, szo der Bapst yrret, wo nit einem andern mehr dan yhm glaubt wurdt, der die schrifft fur sich hette?

Drumb ists ein frevel ertichte fabel, unnd mugen auch keinen buchstaben auff bringen, damit sie bewerenn, das des Bapsts allein sey, die schrifft ausztzulegen, odder yhr auszlegung zubestetigenn, Sie haben yhn die gewalt selbs genommen. Und ob sie furgeben, es were sanct Peter die gewalt gebenn, da[Rand: Matth. 16, 19.] yhm die schlussel seint geben, ists offenbar gnug, das die schlussel nit allein[411] [Rand: Matth. 18, 18.] sanct Petro, sondern der gantzen gemein geben seint. Dartzu die schlussel nit[Rand: Joh. 20, 23.] auff die lare odder regiment, szondern allein auff die sunde zupinden odder losen geordnet sein, und ist eytel ertichtet ding, was sie anders und weytter[Rand: Luc. 22, 32.] ausz den schlussel yhn zuschreybenn. Das aber Christus sagt zu Petro ›Ich hab fur dich gebeten, das dein glaub nit zurgehe‹, mag sich nit streckenn auff denn Bapst, seintemal das mehrer teyl der Bepst on glauben gewesen sein, wie sie selb bekennen mussen: so hat Christus auch nit allein fur Petro gebetten,[Rand: Joh. 17, 9.20.] sondern auch fur alle Apostel und Christen, wie er sagt Johan. xvij. ›Vatter, ich bitte fur sie, die dw mir geben hast, unnd nit allein fur sie, sondern fur alle, die durch yhr wort glewben in mich‹, Ist das nit klar gnug geredt?

Denck dach bey dir selb, Sie mussen bekennen, das frume Christen unter uns sein, die den rechten glauben, geyst, vorstand, wort und meynung Christi haben, yhe warumb solt man den der selben wort unnd vorstand vorwerffen, unnd dem Bapst folgen, der nit glaubenn noch geyst hat? were doch das den gantzen glauben und die Christenlichen kirche vorleugnet. Item, Es musz yhe nit allein der Bapst recht haben, szo der artickel recht ist ›Ich gleub ein heylige Christliche kirche‹, odder mussen alszo beten ›Ich gleub in den bapst zu Rom‹, und alszo die Christliche kirch gantz in einen menschen zihen, wilchs nit anders dan teuffelisch und hellisch yrtumb were.

Ubir das, szo sein wir yhe alle priester, wie droben gesagt ist, alle einen glauben, ein Evangely, einerley sacrament haben, wie solten wir den nit auch haben macht, zuschmecken und urteylen, was do recht odder unrecht[Rand: 1. Cor. 2, 15.] ym glaubenn were? wo bleybt das wort Pauli i. Corint. ij. ›Ein geistlicher[Rand: Cor. 4, 13.] mensch richtet alle ding, unnd wirt von niemants gerichtet‹, und ij. Corint. iiij. ›wir haben alle eynen geyst des glaubens‹? wie solten wir denn nit fulen szo wol als ein ungleubiger bapst, was dem glauben eben odder uneben ist? Ausz dieszem allenn und vielen andern spruchen sollen wir mutig und frey werden,[Rand: 2. Cor. 3, 17.] unnd den geyst der freyheit (wie yhn Paulus nennet) nit lassen mit ertichten wortten der Bepst abschrecken, sondern frisch hyndurch allis, was sie thun odder lassen, nach unserm gleubigen vorstand der schrift richten, und sie zwingen zufolgen dem bessern unnd nit yhrem eygen vorstand. Muste doch vortzeytenn[Rand: 1. Mos. 21, 12.] Abraham seine Sara horen, die doch yhm hertter unterworffen war, den wir yemant auff erden: szo war die eselynne Balaam auch kluger denn der Propheta selbs. Hat got da durch ein eselinne redet gegen einem Propheten, warumb solt er nit noch reden kunnen durch ein frum mensch gegen dem[Rand: 4. Mos. 22, 28. / Gal. 2, 11 ff.] Bapst? Item sanct Paul strafft sanct Peter als einen yrrigen, Gal. ij. Drumb geburt einem yglichen Christen, das er sich des glaubens annehm, zuvorstehen und vorfechten, und alle yrtumb zuvordammen.

[412] Die dritte maur fellet von yhr selbs, wo disse erste zwo fallenn, dan wo der bapst widder die schrifft handelt, sein wir schuldig, der schrifft bey zustehen, yhn straffen und zwingen, nach dem wort Christi Math, xviij. ›Sundiget[Rand: Matth. 18, 15.] dein bruder widder dich, szo gang hyn und sags yhm zwischen dyr unnd yhm allein, horet ehr dich nit, szo nym noch einen odder zween zu dir, horet er die nit, szo sag es der gemeyne, horet er die gemeyne nit, szo halt yhn als einen heyden‹. Hie wirt befohlenn einem yglichenn glid, fur das ander zusorgenn, wievil mehr sollen wir dartzu thun, wo ein gemeyn regierend gelid ubel handelt, wilchs durch seinen handel viel schaden und ergernisz gibt den andern: sol ich yhn den vorklagen fur der gemeyne, szo musz ich sie ja zusammenn bringen.

Sie haben auch keinen grund der schrifft, das allein dem Bapst gepur ein Concilium zuberuffen odder bestetigenn, dan allein yhre eygene gesetz, die nit weytter gelten, dan szo ferne sie nit schedlich sein der Christenheit und gottis gesetzenn. wo nw der Bapst strefflich ist, horen solch gesetz schon auff, die weyl es schedlich ist der Christenheit, yhn nit straffen durch ein Concilium.

Szo leszen wir Act. xv. das der Apostel Concilium nit sanct Peter hat[Rand: Apgsch. 15, 6.] beruffen, sondern alle apostel und die eltisten. wo nw sanct Peter das allein het gepurt, were das nit ein Christlich Concilium, sondern ein ketzrisch Conciliabulum geweszen. Auch das berumptiste Concilium Nicenum hat der Bischoff zu Rom noch beruffen noch bestetiget, sondern der keyszer Constantinus, unnd nach yhm viel ander keyszer desselben gleichen than, das doch die allerchristlichsten Concilia geweszen sein. Aber solt der bapst allein die gewalt haben, szo musten sie alle ketzrisch gewesen sein. Auch wen ich ansehe die Concilia, die der bapst gemacht hat, sind ich nit besonders, das drynnen ist auszgericht.

Darumb, wa es die not foddert und der bapst ergerlich der Christenheit ist, sol dartzu thun wer am ersten kan, als ein trew glid des gantzen corpers, das ein recht frey Concilium werde, wilch niemandt so wol vormag als das weltlich schwert, sonderlich die weyl sie nu auch mitchristen sein, mitpriester, mitgeystlich, mitmechtig in allen dingen, und sol yhre ampt und werck, das sie von got haben ubir yderman, lassen frey gehen, wo es not und nutz ist zugehen. Were das nit ein unnaturlich furnehmen, szo ein fewr in einer stadt auffgienge, und yderman solt stille stehenn, lassen fur unnd fur brennen was do brennen mag, allein darumb, das sie nit die macht des Burgemeysters hettenn odder das fewr villeicht ann des Burgemeysters hausz anhube? Ist nit hie einn yglicher burger schuldig, die andern zubewegen unnd beruffenn? wie viel mehr sol das in der geystlichen stad Christi geschehen, szo ein fewr des ergernisz sich erhebt, es sey an des Bapsts regiment odder wo es wolle. Desselben gleichen geschicht auch, szo die seynd eine stadt uberfielen, da vordienet [413] der ehr und danck, der die andern am ersten auff bringt. warumb solt den der nit ehre vordienen, der die hellischen seynd vorkundet, und die christen erweckt und berufft?

Das sie aber yhre gewalt rumen, der sichs nit zyme widdertzufechtenn, ist gar nichts geredt. Es hat niemant in der Christenheit gewalt, schaden zuthun, odder schaden zuweren vorpietenn. Es ist kein gewalt in der kirchen, den nur zur besserung. Drumb wo sich der Bapst wolt der gewalt brauchenn, zuwerenn ein frey Concilium zumachen, damit vorhyndert wurd die besserung der kirchen, szo sollen wir yhn unnd seine gewalt nit ansehen, und wo er bannen und donnern wurd, solt man das furachten als eins tollen menschen furnehmen, und yhn, in gottis zuvorsicht, widderumb bannen und treyben, wie man mag: dan solch seine vormessene gewalt ist nichts, er hat sie auch nit, und wirt bald mit einem spruch der schrifft nydergelegt, denn Paulus zu[Rand: 2. Cor. 10, 8.] den Corinthern sagt ›Got hat uns gewalt geben, nit zuvorterben, sondern zubessern die christenheit‹. Wer wil uber dissen spruch hupffen? des teuffels und Endchristes gewalt ists, die do weret was zur besserung dienet der christenheit, darumb yhr gar nit zufolgen, sondern widdertzustehen ist mit leyp, gut und allem was wir vormugenn.

Und wo gleich ein wundertzeichen fur den Bapst widder die weltlich gewalt geschehe, odder yemandt ein plag widderfure, wie etlich mal sie rumen geschehen sey, sol man dasselb nit anders achten, dan als durch den teuffel geschehen, umb unsers glaubens zu got gebrechen, wie dasselb Christus vorkundigt[Rand: Matth. 24, 24.] hat Matt. xxiiij. ›Es werden kummen in meynem namen falsche Christenn und falsche propheten, zeychen und wunder thun, das sie auch die[Rand: 2. Thess. 2, 9 f.] auszerweleten mochten vorfuren, und sanct Paul sagt den Thessalonicens. das der Endchrist werde durch Satanam mechtig sein in falschen wundertzeychen.‹

Drumb lasset uns das fest haltenn, Christliche gewalt mag nichts widder[Rand: 2. Cor. 13, 8.] Christum, wie sanct Paul sagt ›wir vormugen nichts widder Christum, sondern fur Christo zuthun‹. Thut sie aber etwas wider Christum, so ist sie des Endchrists unnd teuffels gewalt, und solt sie wunder und plagen regnen unnd schlossen. Wunder und plagen beweren nichts, sonderlich in dieszer letzten[Rand: 2. Thess. 2, 9.] ergisten zeit, von wilcher falsche wunder vorkundet sein in aller schrifft: drumb mussen wir uns an die wort gottis halten mit festem glauben, szo wirt der teuffel seine wunder wol lassen.

Hie mit, hoff ich, sol das falsche, lugenhafftige schrecken, damit uns nu lange zeit die Romer habenn schuchter und blod gewissen gemacht, ernyder [414] liegen, unnd das sie mit uns allen gleich dem schwert unterworffen sein, die schrifft nit macht haben ausztzulegen durch lautter gewalt on kunst, und keinen gewalt haben, ein Concilium zuweren odder noch yhrem mutwillen pfenden, vorpflichten unnd seine freyheit nehmen, unnd wo sie das thun, das sie warhafftig des Endtchrists und teuffels gemeinschafft sein, nichts von Christo, denn den namen haben.

Nu wollen wir sehenn die stuck, die man billich in den Concilien solt handeln, und damit Bepst, Cardinel, Bischoff und alle gelereten solten billich tag und nacht umbgahn, szo sie Christum unnd seine kirch lieb hetten, wo sie aber das nit thun, das der hauff und das weltlich schwert dartzu thue, unangesehen yhr bannen odder donnern, den ein unrechter ban ist besser, dann zehen rechte absolution, und ein unrechte absolution erger, dan zehen rechte ban. Darumb lassit uns auff wachen, lieben Deutschen, und got mehr den die menschen furchten, das wir nit teylhafftig werdenn aller armen[Rand: Apgsch. 5, 29.] seelen, die szo kleglich durch das schendlich, teuffelisch regiment der Romer vorloren werden, unnd teglich mehr und mehr der teuffel zunympt, so es anders muglich were, das solch hellisch regiment mocht erger werden, das ich doch nit begreiffen noch gleuben kan.

Zum ersten ists grewlich und erschrecklich antzusehen, das der ubirst in der Christenheit, der sich Christi Vicarium und sanct Peters nachfolger rumet, szo weltlich und prechtlich feret, das yhn darinnen kein kunig, kein keyszer mag erlangen und gleich werden, und in dem ›der allerheyligist und geystlichst‹ sich lesset nennen, weltlicher weszen ist, dan die welt selber ist. Er tregt ein dreyfeltig kron, wo die hochsten kunig nur ein kron tragenn: gleicht sich das mit dem armen Christo und sanct Peter, so ists ein new gleichen. Man plerret, es sey ketzrisch, wo man dawidder redt, man wil aber auch nit horen, wie unchristlich und ungotlich solch weszen sey, Ich halt aber, wen er betten mit threnen solt fur got, er must yhe solch kronen ablegen, die weil unszer got keinen hoffart mag leyden. Nu solt sein ampt nichts anders sein, dan teglich weynen unnd beten fur die Christenheit, und ein exempel aller demut furtragen.

Es sey wie yhm wolle, szo ist ein solcher pracht ergerlich, und der bapst bey seiner seel selickeit schuldig, yhn abtzulegen, darumb das sanct Paul sagt ›Enthaltet[Rand: Thess. 5, 22.] euch fur allen geperden, die do ergerlich sein‹, und Roma. xij. wir sollen[Rand: Röm. 12, 17.] [415] guttis furwenden, nit allein fur gottis augen, sondern auch fur allen menschen. Es were dem Bapst gnug ein gemeyne bischoffkron, mit kunst und heylickeit solt er grosser sein fur andern, umd die kron der hoffart dem Endtchrist lassenn, wie da than haben seine vorfaren fur etlich hundert jaren. Sie sprechen, er sey ein herr der welt, das ist erlogenn, den Christus, des stathalter und amptman[Rand: Joh. 18, 36.] er sich rumet, sprach fur Pilato ›Mein reich ist nit von disser welt‹. Es kan yhe kein stathalter weytter regieren den sein her. Er ist auch nit ein[Rand: 1. Cor. 2, 2.] stathalter des erhebtenn, sondern des gekreutzigten Christi, wie Paulus sagt ›Ich hab nichts bey euch wolt wissen den Christum, und den selben nur als[Rand: Phil. 2, 5 ff.] gecreutzigten‹, und Phil. ij. ›Alszo solt yhr euch achten, wie yhr seht in Christo, der sich hat entledigt, und ein knechtisch geperde an sich genommen‹, item[Rand: 1. Cor. 1, 23.] i. Corint. i. ›wir predigen Christum den gecreutzigtenn‹. Nw machen sie den Bapst ein stathelter des erhebten Christi ym hymel, und haben etlich den teuffel szo starck lassen in yhn regieren, das sie gehalten, der Bapst sey ubir die Engel ym hymel, und yhn zugepieten habe, wilchs sein eygentlich die rechten werck des rechten Endtchrists.

Zum andern, wotzu ist das volg nutz in der christenheit, das do heysset die Cardinel? das wil ich dyr sagenn. Welsch unnd deutsch landt haben viel reycher kloster, stifft, lehen und pfarr, die hat man nit wist basz gen Rom zubringen, dan das man Cardinal macht, unnd den selben die Bistumb, kloster, prelaturn zueygen gebe, und gotis dienst also zu poden stiesse. drumb siht man itzt, das Welschlandt fast wust ist, kloster vorstoret, bistumb vortzeret, prelaturn unnd aller kirchen tzinsze gen Rom tzogen, Stet vorfallen, land und leut vortorben, da kein gottis dienst nach predig mehr gaht. warumb? die Cardinal mussen die gutter haben. Kein Turck het Welschlandt szo mugen vorterben und gottis dienst nyderlegenn.

Nu welsch landt auszgesogen ist, kommen sie ynsz deutsch landt, heben feyn seuberlich an, aber sehen wir zu, deutsch landt sol bald dem welschen gleich werden. wir habenn schon etlich Cardinel: was darynnen die Romer suchen, sollen die truncken Deutschen nit vorstehen, bisz sie kein bistum, klosterr,[Rand: Dan. 11, 39.43.] pfarr, lehen, heller odder pfennig mehr habenn. Der Endtchrist musz die schetz der erden heben, wie es vorkundet ist. Es geht daher: man scheumet oben ab von den bistumen, klostern und lehnen, und weil sie noch nit alles thuren gar vorscheinden, wie sie den Welschen than haben, brauchen sie die weil solch heylige behendickeit, das sie zehen oder zwentzig prelaturen zusammen koppeln, und von einer iglichen ein jerlich stuck reyssenn, das doch ein summa [416] drausz werde. Proebstey zu Wirtzpurg gibt tausent gulden, die zu Babenburg auch etwas, Mentz, Trier und der mehr: so mocht man ein tausent gulden odder zehen zusammen bringen, damit ein Cardinal sich einem reychen kunige gleich halte zu Rom.

Wen wir nu des gewonen, so wollen wir dreyssig odder viertzig Cardinel auff einen tag machen, und einem geben den Munchenberg zu Babenberg und das bistum zu Wurtzburg dartzu, dran gehengt etlich reyche pfarn, bisz das kirchen und stet wust sein, und darnach sagen, wir sein Christi Vicarii und hirten der schaff Christi, die tollen, vollen Deutschen mussens wol leyden.

Ich rad aber, das man der Cardinal weniger mache, oder lasz sie den bapst von seinem gutte neren. Er were ubrig gnug an xij, und ein yglicher het des jars tausent gulden eintzukommen. Wie kommen wir Deutschen dartzu, das wir solch reuberey, schinderey unserer guter von dem bapst leyden mussen? hat das kunigreich zu Franckreich sichs erweret, warumb lassenn wir Deutschen uns alszo narren unnd effenn? Es were allis treglicher, wen sie das gut allein uns alszo abstolen: die kirchen vorwusten sie damit, und berauben die schaff Christi yhrer frumen hyrtten, und legen den dienst unnd wort gottis nyder, unnd wen schon kein Cardinal were, die kirch wurd dennoch nit vorsincken, szo thun sie nichts das zur christenheit dienet, nur gelt unnd hadder sachen umb die Bistum unnd prelaturen treyben sie, das auch wol ein itzlicher reuber thun kundt.

Zum dritten, wen man des bapsts hoff liesz das hunderte teyl bleyben, und thet ab newn und newntzig teil, er were dennoch grosz gnug, antwort zugeben in des glaubens sachen. Nu aber ist ein solch gewurm und geschwurm in dem Rom, unnd alles sich bepstisch rumet, das zu Babylonien nit ein solch weszen gewesen ist. Es sein mehr dan drey tausent Bapst schreyber allein, wer wil die andern ampt leut zelenn, szo der ampt szoviel sein, das man sie kaumet zelen kann? wilche alle auff die stifft und lehen deutschs landts wartten, wie wolff auff die schaff. Ich acht, das deutsch landt itzt weit mehr gen Rom gibt dem Bapst, dan vor zeytenn den keysern. Ja es meynen etlich, das jerlich mehr dan dreymal hundert tausent gulden ausz deutsch land gen Rom kommen, lauterlich vorgebens und umb sonst, dafur wir nicht dan spot [417] und schmach erlangen, unnd wir vorwundern uns noch, das furstenn, adel, stedt, stifft, land unnd leut arm werden, wir solten uns vorwundern, das wir noch zuessen haben.

Die weyl wir dan hie in das rechte spiel kummen, wollen wir ein wenig stil halten, und uns sehen lassen, wie die Deutschen nit szo gantz grobe narn sein, das sie Romische pracktick gar nichts wissen odder vorstehen. Ich klag hie nit, das zu Rom gottis gepot und christlich recht vorachtet ist, dan szo wol stet es itzt nit in der Christenheit, sonderlich zu Rom, das wir von solchen hohen dingen klagen mochten. Ich klag auch nit, das das naturlich odder weltlich recht und vornunfft nichts gilt. Es ligt noch alles tieffer ym grund. Ich klag, das sie yhr eygenn ertichtet geystlich recht nit haltenn, das doch on yhm selb ein lautter tyranney, geytzerey und zeytlicher pracht ist, mehr dann ein recht. Das wollenn wir sehen.

Es haben vortzeyten deutsche keyszer unnd furstenn vorwilligt, dem Bapst die Annaten auff allen lehenn deutscher Nation eintzunehmenn, das ist die helffte der tzinsz des ersten Jares auff einem yglichen lehen: die vorwilligung aber ist alszo geschehen, das der bapst durch solch grosz gelt solt samlen einen schatz, zustreytten widder die Turcken und ungleubigen, die Christenheit zuschutzen, auff das dem adel nit zuschwer wurd allein zustreittenn, sondern die priesterschafft auch etwas dartzu thet. Solcher gutter, einfeltiger andacht der deutschen Nation haben die Bepste datzu braucht, daß sie bisz her mehr dan hundert Jar solch gelt eingenommen und nu einen schuldigen, vorpflichten zinsz und auffsatz drausz gemacht, unnd nit allein nichts gesamlet, sondern darauff gestifftet viel stend unnd empter tzu Rom, die damit jerlich als ausz einem erbtzinsz zubesolden. Wen man nw widder die Turcken streyttenn vorgibt, szo senden sie erausz botschafft, gelt zusamlen, viel mal auch ablas herausz [418] geschickt, eben mit der selben farb, widder den Turcken zustreytten, meynend, die tollen Deutschen sollen unendlich todstocknarn bleyben, nur ymer gelt geben, yrem unauszsprechlichem geytz gnug thun, ob wir gleich offentlich sehen, das widder Annaten, noch ablas gelt, noch allis ander einn heller widder den Turcken, sondern altzumal in den sack, dem der poden ausz ist, kumpt, liegen unnd triegen, setzen und machen mit uns bund, der sie nit ein harbreit zuhalten gedenckenn: das musz darnach der heylig nam Christi und sanct Petri allis than haben.

Hie solte nw deutsche Nation, Bischoff und Fursten, sich auch fur Christen leut halten, und das volck, das yhn befolen ist, in leyplichen unnd geistlichen guttern zuregiren unnd schutzenn, fur solchen reyssendenn wolffen beschirmen, die sich unter den schaffs kleydern dar geben als hyrtten und regierer. Und die weil die Annaten szo schimpflich miszprauchet werdenn, auch nit gehalten was vorpunden ist, yhr landt und leut szo jemerlich, on allis recht, schinden und vorterben nit zu lassenn, sondern durch ein keyszerlich odder gemeyner Nation gesetz die Annaten heraussen behalten odder widderumb abethun. Dan die weil sie nit halten, was vorpunden ist, haben sie auch kein recht zu den Annaten, szo sein die Bischoff unnd Fursten schuldig, solch dieberey und reuberey zustraffen, odder yhe zuweren, wie das recht foddert, darynnen dem Bapst beystehen und stercken, der villeicht solchem unfug allein zuschwach ist, odder, wo er das wolt schutzen und handhaben, als einem wolff und tyrannen weren und widderstehen, den er kein gewalt hat, boszes zuthun odder zuvorfechten. Auch szo man yhe widder die Turcken wolt ein solchenn schatz samlen, solten wir billich der mal eynsz witzig werden, und mercken, das deutsche Nation den selben basz bewaren kunde den der Bapst, seyntemal deutsche Nation selb volck gnug hat zum streyt, szo gelt furhanden ist. Es ist mit den Annaten, wie mit anderm manchen Romischen furgeben gewest ist.

Item darnach ist geteylet worden das Jar zwischen dem Bapst und regierenden bischoffen und stifften, das der bapst sechs Monat hat ym jar, einen umb den andern, zuvorleyhen die lehen die in seinem Monatt vorfallen, damit fast alle lehen hynein gen Rom werden getzogen, szonderlich die allerbesten pfrund unnd digniteten. Und wilche ein mal szo gen Rom fallenn, die kummen darnach nymmer widder erausz, ob sie hynfurt nymmer in des Bapsts Monat vorfallen, damit den stifften viel zukurtz geschicht, und ist ein rechte reuberey, die yhr furgenommen hat nichts heraussenn zulassen. Darumb [419] ist sie fast reyff, und hoch zeit, das man die Bapst Monat gar abethue, unnd allis, was dadurch genn Rom kummenn ist, widder erausz reysse. Den Fursten unnd Adel sollen drob sein, das das gestolen gut werd widder geben, die diebe gestrafft, und die yhrs urlaubs miszprauchen, urlaubs beraubt werden. Helt unnd gilt es, szo der Bapst des andern tags seiner erwelung regel und gesetz macht in seiner Cancelley, dadurch unszer stifft und pfrundt geraubt werden, da her kein recht zu hat, so sol es viel mehr gelten, szo der keyszer Carolus des andern tags seiner kronung regel und gesetz gebe, durch gantz deutsche landt keyn lehen unnd pfrund mehr gen Rom lassenn kummenn durch das Bapsts Monat, und was hynein kummen ist, widder frey werde, unnd von den Romischen reuber erloszet, da zu er recht hat von ampt wegenn seynis schwerdts.

Nu hat der Romisch geytz und raubstul nit mocht der zeit erwartten, das durch bapst Monat alle lehen hynein kemenn, eynis nach dem andern, sondern eylet nach seinem unsettigen wanst, das er sie alle auffs kurtzst hynein reysse, und hat ubir die Annaten und Monat ein solch fund erdacht, das die lehen und pfrund noch dreyerley weysze zu Rom behafft werden.

Zum ersten, szo, der ein frey pfrund hat, zu Rom odder auff dem wege stirbt, die selb musz ewig eygen bleyben des Romischen ›reubischen‹ stuls solt ich sagen, und wollenn den nach nit reuber heyssen, szo solche reuberey niemant yhe gehoret noch geleszen hat.

Zum andern, szo der ein lehen hat odder ubirkumpt, der des Bapst odder Cardinel gesindt ist, odder so er zuvor ein lehen hat, und darnach bapsts odder Cardinals gesindt wirt. Nu wer mag des bapsts unnd der Cardinel gesind zelen, szo der Bapst, wen er nur spatzieren reyt, bey drey oder vier tausent maul reytter umb sich hat, trotz allen keyszern und kunigen? Den Christus und sanct Peter giengen zufussen, auff das yhre stathalter deste mehr zuprachten und prangen hetten. Nw hat der geytz weytter sich erkluget, unnd schafft, das auch heraussen viel den namen haben bepstlich gesinds, wie zu Rom, das nur in allen ortten das blosz schalckhafftig wortlin ›Bapsts ge sind‹ alle lehen an den Romischen stul bringen und ewiglich hefften. Seynd das [420] nit vordrieszliche teuffelische fundle? Sehen wir zu, szo sol Mentz, Magdeburg, Halberstad gar feynn gen Rom kummen, unnd das Cardinalat theur gnug betzalet werdenn. Darnach wollen wir all deutsche Bischoff Cardinel machenn, das nichts eraussen bleybe.

Zum drittenn, wo umb ein lehen ein hadder sich zu Rom angefangen, wilchs, ich acht, fast die gemeynist unnd grossist strasz ist, die pfrunden gen Rom zubringen. Dan wo hie kein hadder ist, sind man untzehlich buffen zu Rom, die hadder ausz der erden graben, und pfrunden angreyffenn, wo sie nur wollenn, da manch frum priester seinn pfrund musz vorlierenn, odder mit einer summa gelts denn hadder abekauffenn, ein zeyt lang. Solch lehen, mit hadder recht odder unrecht vorhafft, musz auch des Romischen stuls ewig eygen sein. Es were nit wunder, das got vom hymel schwebel und hellisch fewr regnet, und Rom in abgrundt vorsenckt, wie er vortzeytten Zodoma und Gomorren[Rand: 1. Mos. 19, 24 f.] thet: was sol ein Bapst in der Christenheit, wen man seiner gewalt nit anders braucht, dann zu solcher heubt boszheit, und er die selben schutzt und handthabt? O edeln fursten und hern, wie lang wolt yhr ewr land und leut solchen reyssenden wolffen offen und frey lassen?

Da nw solch pracktick nit gnug war, und dem geytz die zeit zulange wart, alle bistum hynein zureyssen, hot mein lieber geytz doch so viel erfunden, das die bistumb mit namen eraussen, und mit dem grund und bodenn zu Rom sein, und das alszo kein Bischoff mag bestetiget werden, er kauff dan mit grosser summa gelts das pallium, und vorpflichte sich mit grewlichen eyden zu einem eygenen knecht dem Bapst. Da her kumpts, das kein Bischoff widder denn Bapst thar handeln: das haben die Romer auch gesucht mit dem eyde, und sein also die aller reychsten bistumb in schuld und vorterben kummen. Mentz, hor ich, gibt xx tausent gulden. Das sein mir yhe Romer, als mich[421] dunckt. Sie habens wol vortzeitten setzt ym geystlichen recht, das pallium umbsonst zugebenn, des Bapsts gesind wenigern, hadder mindern, den stifften und bischoffen yhre freyheit lassen: aber das wolt nit gelt tragen, drumb ist das blat umkeret und ist den bischoffen unnd stifften aller gewalt genommen, sitzen wie die Cifren, haben widder ampt, macht, noch werck, szondern regiernn alle ding die heubt buben zu Rom, auch schier des Custers unnd Glockners ampt in allen kirchen, alle hadder werden gen Rom getzogenn, thut yderman durchs bapsts gewalt, was er wil.

Was ist geschehenn in diessem Jare? der Bischoff zu Straszburg wolt sein stifft ordenlich regieren und reformieren in gottis dienst, und stellet etlich gotlich und Christlich artickel dartzu dienlich, Aber meinn lieber bapst und der heylige Romische stul stost zu podenn unnd vordampt solch heylige, geistlich ordnung gantz mit einander durch anlangen der priesterschafft: das heyst die schaff Christi geweydet, szo sol man priester widder yhren eygen bischoff stercken und yhren ungehorsam in gotlichen gesetzen schutzen. Solch offentlich gottis schmach wirt der Endtchrist, hoff ich, nit vornehmen. Da habt yhr den bapst, wie yhr habt gewollet. Warumb das? Ey wo einn kirch wurd reformiert, [422] were das einreyssenn ferlich, das Rom must villeicht auch dran: daruber solt man ehe kein priester mit dem andern eynis bleyben lassen, und wie sie biszher gewonet, fursten unnd kunig uneinsz machenn, die welt mit Christen blut erfullenn, das yhe nit der Christen eynickeit dem heyligen Romischen stuel durch reformiern zuschaffen gebe.

Biszher haben wir vorstanden, wie sie mit den pfreunden handeln, die vorfallen und losz werden. Nu erfellet dem zartten geytz zu wenig losz, darumb hat er sein fursichtickeit ertzeygt auch in die lehen, die noch bessessen sein durch yhre furweszer, das die selben auch losz sein mussen, ob sie schon nit losz sein, und das mancherley weysze.

Zum ersten lauret er, wo fette prebendenn sein odder Bistumb, durch einen alten odder krancken odder auch mit einer ertichten untuchtickeit besessenn, dem selben gibt der heylige stuel einen Coadjutor, das ist ein mithelffer, on seinenn willen unnd danck zu gut dem Coadjutor, darumb das ehr des Bapsts gesind ist, odder gelt drumb gibt, odder sonst mit einem Romischenn frondienst vordienet hat. Da musz den abgehn frey erwelung des Capittels, odder recht des, der die pfrunden hat zuvorleyhen, und allis nur gen Rom.

Zum andern heysset ein wortlin ›Commenden‹, das ist, wen der Bapst einem Cardinal odder sonst seiner einen ein reich, fet Closter odder kirchen befilhet zubehalten, gleich als wen ich dir hundert gulden zubehalten thet. Disz heyst das Closter nit geben noch vorleyhen, auch nit vorstoren, nach gotis dienst abethun, sondern allein zubehalten thun, nit das ersz bewaren odder bawen sol, szondern die person ausztreyben, die gutter und zinsz einnehmen, unnd yrgent einen apostaten, vorlauffen munch hynein setzen, der funff odder sechs gulden des Jares nympt, und sitzt des tages in der kirchen, vorkaufft den pilgern zeychen und bildlin, das widder singen noch leszen daselb mehr geschicht. den, wo das hiesz Closter vorstoren unnd gottis dienst abthun, szo must man denn Bapst nennen ein vorstorer der Christenheit und abetheter gottis dienst, den er treybet es furwar mechtig: das were ein hartte sprach zu Rom, drumb musz man es nennen ein Commenden odder befehlung das Closter zubehalten. Diszer kloster kan der Bapst vier odder mehr in einem Jar zu Commenden machen, da eines mehr den sechs tausent guldenn hat einkummen. Also mehren sie zu Rom gottis dienst und erhalten die Closter, Das lernet sich in deutschen landen auch.

Zum drittenn sein etlich lehenn, die sie heyssenn incompatibilia, die noch ordnung geystlichs rechts nit mugen mit einander behalten werden, als do sein zwo pfarren, zwey bistumb, und der gleichen. Hie drehet sich der heylige [423] Romische stuel und geytz alszo ausz dem geistlichen recht, das er yhm gloszen machet, die heyssen ›unio‹ und ›incorporatio‹, das ist, das er viel incompatibilia in eynander leybet, das eins des andern glid sey, und also gleich als ein pfreund geacht werden, szo sein sie nymmer incompatibilia, und ist dem heyligenn geystlichen recht geholffen, das es nit mehr bindet, den alleinn bey denenn, die solch gloszen dem bapst unnd seinem Datario nit abekauffenn. Der art ist auch die unio, das ist voreynigung, das er solcher lehen viel zusammen koppelt als ein bund holtz, umb wilchs koppels willen sie all fur ein lehen gehalten werden. Alszo findt man wol einen Cortisanen zu Rom, der fur sich allein xxij pfarren, vij Prebsteyen unnd xliiij pfreunden dartzu hat, wilchs alles hilfft solch meysterlich glosz unnd helt, das nit widder recht sey. Was nw Cardinel unnd ander prelaten habenn, bedenck ein yglicher selbs. Szo sol man den Deutschen den beuttel reumen und den kutzel vortreyben.

Der gloszen eine ist auch ›Administratio‹, das ist, das einer neben seinem bistumb, Abtey odder dignitet habe unnd allis gut besitze, on das er denn namen nit habe, den allein administrator. Den es ist zu Rom gnug, das die wortlin sich wandeln, unnd nit die that, gleich als wen ich leret, die hurwirttyn solt burgemeysterin heyssen, unnd doch bleybenn szo frum als sie ist.[Rand: 2. Petr. 2, 3.] Solch Romisch regiment hat sanct Peter vorkundet, da er sagt ij. Pet. ij. ›Es werden falsche meystere kummen, die in geytzerey mit ertichten wortten ubir euch handelen werden, yhren gewinst zutreyben‹.

Es hat auch der liebe Romische geytz denn prauch erdacht, das man die pfreund und lehen vorkeufft und leyhet auff solchenn vorteil, das der vorkeuffer odder handthierer drauff behelt denn anfal unnd zuspruch, das, szo der besitzer stirbt, das lehen frey widder heym sterbe dem, der es vorhyn vorkaufft, vorlihen odder vorlassenn hat, damit sie ausz den pfreunden erb gutter gemacht haben, das niemant mehr dartzu kummen kan, den welchen der vorkauffer dasselb vorkauffen wil, odder sein recht daran bescheydet an seinem todt. Daneben seynd yhr viel, die ein lehen dem andern auffgeben nur mit dem titel, daran er kein heller empfehet. Es ist auch nw alt worden, das einer dem andern ein lebhenn auffgibt mit vorbehalt etlicher summen Jerlichs zynses, wilchs vortzeitten Simoney war, und der stucklin viel mehr, die nit zurtzelen[Rand: Matth. 27, 35.] sein, und gehn also viel schendlicher mit den pfreunden umb, denn die heyden unter dem Creutz mit Christus kleydern.

[424] Aber allis was biszher gesagt, ist fast alt und gewonlich wurden zu Rom. Noch einis hat der geitz erdacht, das ich hoff sol das letzt seinn, daran ehr erwurg. Der Bapst hat ein edlis fundlin, das heysset Pectoralis reservatio, das ist seines gemuts furbehalt, et proprius motus, unnd eygener mutwil der gewalt. Das gehet alszo zu: Wenn einer zu Rom ein lehenn erlanget, das yhm wirt signirt unnd redlicher weysze zugeschrieben, wie da der brauch ist, szo kumpt den einer, der gelt bringet odder sonst vordienet hat, da nit von zusagenn ist, und begert dasselbig lehen von dem bapst, Szo gibt er es yhm, und nympts dem andern. Spricht man den, er szey unrecht, szo musz der allirheyligiste vatter sich entschuldigen, das er nit szo offentlich mit gewalt widder recht handellen gestrafft werde, unnd spricht, Er hab in seinem hertzen unnd gemut dasselb lehen yhm selbs und seiner vollen gewalt furbehaltenn, szo er doch sein lebtag zuvor nie davon gedacht noch gehoret hat, und hat nu alszo ein gloszlin funden, das er in eygener person liegen, triegen, und yderman effen und narren mag, und das allis unvorschampt und offentlich, und wil den noch das heubt der Christennheit seinn, lessit sich mit offentlichen lugen den boszen geyst regieren.

Diszer mutwille unnd lugenhafftige furbehalt des Bapsts macht nu zu Rom ein solch weszen, das niemant davon reden kan. Da ist ein kauffen, zu vorkeuffen, wechszelin, tauschen, rauschen, liegen, triegen, rauben, stelenn, prachten, hurerey, buberey, auff allerley weysz gottis vorachtung, das nit muglich ist dem Endchrist, lesterlicher zuregieren. Es ist nichts mit Venedig, Antdorff, Alkayr gegen dieszem Jarmarckt und kauffs handel zu Rom, on das dort doch vornunfft und recht gehalten wirt, hie geht es wie der teuffel selbs wil. Und ausz dem meer fleussit nw in alle welt gleiche tugent: solten sich solch leut nit billich furchten fur der reformation und einem freyen Concilio, und ehe alle kunig und fursten in eynander hencken, das yhe nit durch yhr eynickeit ein Concilium werde? Wer mag leyden, das solch sein buberey an tag komme?

Zu letzt hat der Bapst zu dissen allen edlen hendeln ein eygen kauffhausz auffgericht, das ist des Datarii hausz zu Rom. Dahyn mussen alle die kummenn, die diesser weysz nach umb lehen und pfrund handeln, dem selben musz man solch gloszen unnd handthierung abkauffen, und macht erlangenn, solch heubtbuberey zutreyben. Es war vortzeytten noch gnedig zu Rom, da man das recht must kauffenn odder mit gelt nydder drucken. Aber itzt ist sie szo kostlich worden, das sie niemant lessit buberey treybenn, es musz mit[425] summen vor erkaufft werden. Ist das nit ein hurhausz ubir alle hurhewszer, die yemant erdencken mocht, szo weysz ich nit, was hurhewszer heyssen.

Hastu nu gelt in dissem hausz, szo kanstu zu allenn den gesagten stucken kummen, und nit allein zu den selben, szondern allerley wucher wirt hie umb gelt redlich, als gestolen, geraubt gut gerechtfertiget. Hie werden die gelubt auffgehebet, hie denn munchen freyheit geben ausz den orden zugehenn, hie ist feylle der ehelich stand den geystlichen, hie mugenn hurn kinder ehlich werden, alle unehre und schand hie zu wirden kommen, aller boszer tadel und mal hie zuritter geschlagen unnd edel wirt. Hie musz sich der ehelich stand leydenn, der in vorpotten grad odder sonst ein mangel hat. O wilch ein schetzerey unnd schinderey regirt da, das ein scheyn hat, das alle geystlich gesetz allein darumb gesetzt sein, das nur viel geltstrick wurdenn, darausz man sich musz loszen, wer ein Christen sein sal! Ja hie wirt der teuffel ein heylig und ein got datzu: was hymel und erden nit vormag, das vormag disz hausz. Es heyssen Compositiones, freylich compositiones, ja confusiones. O wie ein schlechter schatz ist der zol am Reyn gegen dieszem heyligen hausze!

Niemant sol achten, das ich zuvil sage. Es ist allis offentlich, das sie selb zu Rom mussen bekennen, es sey greulicher und mehr, den yemant sagen kunde. Ich hab noch nit, wil auch noch nit ruren die rechte helgrundsuppen von den personlichen lastern. Ich rede nur von gemeynen, leufftigen sachen, und kan sie dennoch mit wortten nit erlangen. Es solten bischoff, priesterschafft und zuvor die Doctores der Universiteten, die darumb besoldet sein, yhrer pflicht nach hiewidder eintrechtlich geschrieben und geschrien haben. Ja wend das blat umb, szo findistu es.

Es ist noch das Valete dahyndenn, das musz ich auch geben. Da nu der unauszmeszliche geytz noch nit gnug het an allen diszen schetzenn, da billich sich drey mechtige kunige liessen an benugen, hebt er nw an solche seine hendeln zuvorsetzenn unnd vorkauffenn dem Focker zu Augspurg, das nu bistumb und lehen zuvorleyhen, tauschen, kauffen und die lieben handthierung geystlicher gutter treyben eben auff den rechten ort ist kummen, und nu ausz geystlichen unnd weltlichen gutter eine handthierung worden. Nu mocht ich gerne ein szo [426] hoch vornunfft horen, die erdenckenn mocht, was nw hynfurt kunde geschehn durch denn Romischenn geytz, das nit geschehen sey, es were dan, das der Focker seine beyde unnd nw eynigen handel auch yemant vorsetzt oder vorkaufft. Ich meyn, es sey ansz ende kummen.

Dan was sie mit ablas, bullen, beichtbrieffen, butterbrieffen und ander Confessionalibus haben in allen landen gestolen, noch stelen unnd erschinden, acht ich als flickwerck, unnd gleich als wen man mit einem teuffel in die helle wurff, Nit das sie wenig tragen, den sich wol davon erhalten kund ein mechtiger kunig, sondern das er gegen die obgesagten schetzflusse kein gleychenn hat. Ich schweyg auch noch zur zeit, wo solchs ablas gelt hyn kummen ist: ein ander mal wil ich darnach fragen, den Campoflore und Bel videre und etlich mehr ortte wissen wol etwas drumb.

Die weil den solchs teuffelisch regiment nit allein ein offentlich rauberey, triegerey und tyranney der hellischen pfortten ist, szondern auch die Christenheit on leyp und seel vorterbet, sein wir hie schuldig allen vleisz furtzuwenden, solch jamer und zurstorung der Christenheit zuweren. Wollen wir widder die Turcken streytten, szo lasset uns hie anheben, da sie am allerergistenn sein: hencken wir mit rechte die diebe unnd kopffen die reuber, warumb solten wir frey lassen den Romischen geytz, der der grossist dieb und reuber ist, der auff erden kummen ist odder kummen mag, und das allis in Christus und sanct Peters heyligem namen? wer kansz doch zuletzt leyden odder schweygen? Es ist yhe gestolen und geraubt fast allis was ehr hat: das ist yhe nit anders, wilchs ausz allen historienn beweret wirt. Es hat yhe der Bapst solch grosz gutter nit kaufft, das er von seinen officiis mag auff heben bey zehen hundert tausent Ducaten, on die obgenanten schetzgruben und sein land. Szo hats yhm Christus und sanct Peter auch nit auffgeerbet, szo hats yhm auch niemant geben noch gelihenn, szo ists auch nit ersessenn noch erjeret. Sag du mir, wo her mag ersz haben? darausz merck, was sie suchen und meynen, wen sie legaten erausz sendenn, gelt zusamlen widder den Turcken.

Wie wol nu ich zugering byn, stuck furtzulegenn, zu solches grewlichs weszens besserung dienlich, wil ich doch das narn spiel hynausz singen unnd sagen, szovil mein vorstand vormag, was wol geschehen mocht und solt von weltlicher gewalt odder gemeinen Concilio.

Zum ersten, das ein yglich Furst, Adel, Stat, in yhren unterthanen frisch an vorpiet, die Annaten genn Rom zugeben, und sie gar abethue: dan [427] der bapst hat den pact brochen unnd ein reuberey gemacht ausz den Annaten, zu schaden und schanden gemeyn deutscher Nation, gibt sie seinen freunden, vorkeufft sie fur grosz gelt, und stifft officia drauff, drumb hat er das recht datzu vorloren unnd straff vordienet. Szo ist die weltlich gewalt schuldig,[Rand: Röm. 13, 4.] zuschutzen die unschuldigen und weren das unrecht, wie sanct Paulus Ro. xiij.[Rand: 1. Petr. 2, 14] leret, und sanct Peter i. Pet. ij. ja auch das geystlich recht xvi. q. vij. de filiis. Da her es kummen ist, das man sagt zum Bapst und den seinen ›Tu ora, Du solt betten‹, zum keyszer und den seinen ›Tu Protege, Du solt schutzen‹, zu dem gemeynen man ›Tu labora, Du solt erbeytten‹. Nit also, das nit ein yglicher betten, schutzen, erbeytten solt, den es ist allis gepet, geschutzt, geerbeyttet, wer in seynem werck sich ubet, szondern das einem yglichen sein werck zugeeygent werde.

Zum andern, die weil der Bapst, mit seinen Romischen prackticken commenden, adjutoryen, reservation, gratiis expectativis, Bapsts Monat, incorporation, union, pension, palliis, Cancelley regelen und der gleychen buberey, all deutsche stifft on gewalt und recht zu sich reysset, und die selben zu Rom frembden, die nichts in deutschen landen dafur thun, gibt unnd vorkeufft, damit er die ordinarien beraupt yhres rechten, macht ausz den bischoffen nur Cifferen und olgotzen, und alszo widder sein eygen geystlich recht, natur und vornunfft handelt, das zu letzt dahyn kummenn, das die pfreund unnd lehen nur groben, ungelereten Eseln und buben zu Rom durch lautter geytz vorkaufft werden, frum geleret leut yhrer vordienst und kunst nichts geniessenn, dadurch das arm volck deutscher Nation gutter, gelereter prelaten musz mangeln und vorterben, szo sol hie der Christlich adel sich gegen yhm setzen als widder einen gemeynen feynd und zustorer der Christenheit umb der armen seelen heyl willen, die durch solch tyranney vorterben mussen, setzen, gepieten und vorordenen, das hynfurt kein lehen mehr gen Rom getzogen, keinsz mehr drynnen erlangt werde auff keinerley weysze, szondern widder von der tyrannischen gewalt erausz ruckt, heraussen behalten, und den Ordinarien yhr recht und ampt widderstatten, solch lehen zuvorordenen, auffs best sie mugen, in deutscher Nation. Und wo ein Curtisan erausz keme, das dem selben ein[428] ernst befel geschehe, abtzustehen, odder in den Reyn unnd das nehste wasser zuspringen, und den Romischen ban mit siegel und brieffen zum kalten bade furen, szo wurdenn sie zu Rom mercken, das die Deutschen nit alletzeit tol und vol sein, sondern auch ein mal Christen worden weren, als die den spot und schmah des heyligen namens Christi, unter wilchem solch buberey und seel vorterben geschicht, nit mehr zuleyden gedencken, got und gotis ehre mehr achten, den der menschen gewalt.

Zum dritten, das ein keyszerlich gesetz auszgahe, keinen Bischoff mantel, auch keine bestetigung yrgent einer digniteten, furt an ausz Rom zuholen, szondern das man die ordnung des allerheyligisten und berumptisten Concilii Niceni widder auffricht, darynnen gesetzt ist, das ein Bischoff sol bestetiget werden von den andern zween nehsten odder vonn dem Ertzbischoff. wen der Bapst solch und aller Concilia statut wil zureyssen, was ists nutz, das man Concilia habe? odder wer hat yhm die gewalt geben, Concilia so zuvorachten und zureyssen? Szo mehr thun wir abe alle Bischoff, Ertzbischoff, Primaten, machen eytel pfarrer drausz, das der Bapst allein sey ubir sie, wie er doch itzt ist, und den bischoffen, ertzbischoffen, primaten kein ordenliche gewalt noch ampt lessit, allis zu sich reyssit, und yhn nur den namen und ledigen titel bleyben lessit, szo weit auch, das durch sein exemption auch die kloster Abbt und prelaten der ordenlichen gewalt der Bischoff entzogen, und damit kein ordnung in der christenheit bleybt, darausz dan folgen musz, wie erfolget ist, nachlasz der straff und freyheit, ubel zuthun in aller welt, das ich furwar besorg, man mug den bapst nennen hominem peccati. Wem kan man schult[Rand: 2. Thess. 2, 3.] geben, das kein zucht, kein straff, kein regiment, kein ordnung in der Christenheit ist, den dem Bapst, der durch solch sein eygen vormessene gewalt allenn prelatenn die handt zuschleust, die ruttenn nympt, und allen unterthanen die handt auff thut, und freyheit gibt odder vorkeufft?

Doch das ehr nit klag, er werde seiner ubirkeit beraubt, solt vorordnet werden, das wo die primaten odder Ertzbischoff nit muchten ein sach auszrichten, odder unter yhnen sich ein hadder erhub, das als dan die selb dem Bapst wurd furtragenn, unnd nit ein ygliche kleyne sach, wie vortzeytten geschach und das hochberumpt Concily Nicenum gesetzt hat, was aber on denn Bapst kan auszgericht werden, das seine heilickeit nit mit solchen geringen sachenn beschweerd werde, szondern yhres gepets und studirn, und sorgen fur die gantz Christenheit, wie er sich rumet, wartten muge, wie die Aposteln theten Act. vi. unnd sagten: Es ist nit recht, das wir das wort gottis lassen[Rand: Apgsch. 6, 2.4.] und dem tisch dienen, wir wollen an dem predigen unnd gepet hangen, unnd ubir das werck andere vorordnenn. Aber nw ist Rom nit anders, den des [429] Evangelii und gepets vorachtung, unnd tiesch dienst, das ist zeytlich guts, unnd reymet sich der Apostel und Bapst regiment zusammen, wie Christus und Lucifer, hymel unnd helle, nacht unnd tag, und heyst doch Christi vicarius und der Aposteln nachfolger.

Zum vierdenn, das vorordnet werd, das keinn weltlich sach gen Rom tzogen werd, sondern die selben alle der weltlichen gewalt lassenn, wie sie selbs setzen in yhren geystlichen rechten, und doch nit halten. Denn des Bapst ampt sol sein, das er der allergelertist in der schrifft unnd warhafftig, nit mit namen, der allerheyligist regiere die sachen, die den glauben und heyliges leben der Christen betreffen, die Primaten und Ertzbischoff datzu halten, und[Rand: 1. Cor. 6, 7.] mit yhn drynnen handeln und sorg tragen, wie sanct Paul i. Corint. vi. leret, und hertiglich strafft, das sie mit weltlichen sachen umbgiengen. Dan es bringt untreglichen schaden allen landen, das zu Rom solch sachen werden gehandelt, da grosze kost auff gaht, datzu die selben richter nit wissen die sytten, recht und gewonheit der lande, das mehr mal die sachen zwingen und zihen noch yhren rechten und opinionen, damit den parteyen musz unrecht geschehen.

Dabey must man auch vorpieten in allen stifftenn die grewlich schinderey der Officiel, das sie nit mehr, dan des glaubens sach und gutter sitten sich annemen, was gelt, gut und leyp odder ehre antrifft, den weltlichen richtern lassen. Darumb sol die weltliche gewalt des bannen und treyben nit gestatten, wo es nit glawben odder guttis lebenn antrifft. Geystlich gewalt sol [430] geystlich gut regieren, wie das die vornunfft leret, geystlich gut aber ist nit gelt noch leyplich ding, szondern glaub und gutte werck.

Doch mocht man gonnen, das sach, die do lehen oder pfreund betreffen, fur bischoffen, ertzbischoffen, Primaten gehandelt wurden. Drumb wo es sein mocht, zuscheyden die hedder und krieg, das der Primat in Germanien ein gemeyn Consistorium hielte mit auditoribus, Cantzelern, der, wie zu Rom, signaturas gratiae unnd iustitiae regiret, zu wilchem durch Appellation die sachen in deutschen landen wurden ordenlich bracht und trieben. wilch man nit, wie zu Rom, mit zufelligen geschencken unnd gaben besolten must, dadurch sie gewonten recht unnd unrecht vorkeuffenn, wie sie itzt zu Rom mussen thun, darumb das yhn der Bapst kein solt gibt, lessit sie sich mit geschencken selbs mesten, den es ligt yhe zu Rom niemandt etwas dran, was recht odder unrecht, sondern was gelt odder nit gelt ist, sondern mocht das thun von denn Annaten, odder sonst ein weg erdencken, wie dan wol mugen die hochvorstendiger unnd in den sachen basz erfaren, den ich bin. Ich wil nur angeregt und ursach zugedencken geben haben denen, die do mugen und geneygt sein, deutscher Nation zuhelffen, widderumb Christen und frey werden noch dem elenden, heydnischen und unchristlichem regiment des Bapsts.

Zum funfften, das keine reservation mehr gelte, und kein lehen mehr behafftet werde zu Rom, es sterbe der besitzer, es sey hadder drob, odder sey eynsz Cardinals oder Bapsts gesind, und das man strenglich vorpiete und were, das kein Curtisan auff yrgent ein lehen hadder anfahe, die frummen priester zu Citirn, tribulyrn und auffs contentirn treyben, und wo dar umb ausz Rom ein ban oder geistlicher zwanck keme, das man den vorachte, als wenn ein dieb yemandt in ban thet, drumb das man yhn nit wolt stelen lassen: ja man solt sie hart straffen, das sie des bans und gotlichs namens szo lesterlich miszprauchen, yhre reuberey zustercken, und mit falschem ertichten drewen unsz treyben wollen dahyn, das wir solch lesterung gotlichs namen und miszprauch Christlicher gewalt follen leyden und loben, und yhrer schalckheit fur got teilhafftig werden, so wir yhr zuweren fur got schuldig sein, wie sanct Paul Ro. i. die selben strafft, sie sein des tods wirdig, das sie nit allein[Rand: Röm. 1, 32.] solchs thun, szondern auch das sie vorwilligen und gestatten solchs zuthun. Zuvor aber die lugenhafftige Reservatio pectoralis ist unleydlich, da durch die Christenheit szo lesterlich unnd offentlich wirt zur schmach und spot gesetzt, das yhr ubirster mit offentlichen lugen handelt, und umb das vorflucht gut yderman unvorschampt betreugt und narret.

Zum sechsten, das auch abthan werden die casus reservati, die behalten fell, damit nit allein viel gelt von denn leutten geschunden wirt, szondern [431] viel armer gewissen von den wuttrichten tyrannen vorstrickt und vorwirret, zu untreglichem schaden yhres glaubens zu got, szonderlich die lecherlichen kindischenn fel, die sie auff blaszenn mit der bulla Cenae domini, die nit wirdig seinn, das mann es teglich sund nennenn solt, schweyg dan szo grosse fel, die der Bapst mit keynem ablas nachlessit, als do seinn, szo yemand vorhyndert ein pilgeryn gen Rom oder brecht den Turcken weere odder felscht des Bapsts brieffe. Sie narrenn uns mit szo groben, tollen, unbehenden stucken. Zodoma und Gomorra unnd alle sund, die widder gottis gebot geschehen und geschehen mugen, sein nit casus reservati, aber was got nie gepotten hat und sie selb erdacht haben, das mussen casus reservati sein, nur das man niemant hyndere gelt gen Rom zubringen, das sie fur dem Turcken sicher in wollust leben, und mit yhren loszen, unnutzen bullen und brieffe die welt in yhrer tyranney behalten.

Solt nu billich ein solch wissen bey allen priestern odder ein offentlich ordenunge sein, das kein heymliche, unvorklagte sund ein furbehalter fal ist, und ein yglicher priester gewalt hat, allerley sund zuempienden, wie sie ymer genennet werden, wo sie heymlich sein, auch wider Abt, Bischoff noch Bapst gewalt hat, der eine yhm furtzubehalten. und wo sie das theten, szo helt und gilt es nichts, weren auch drumb zustraffen, als die on befelh in gottis gericht fallen, unnd on ursach die armen, unvorstendigen gewissen vorstricken unnd beschweren. Wo es aber offentlich grosse sund sein, beszonder widder gottis gebot, da hats wol ein grund, casus reservatos zuhabenn, doch auch nit zuviel, auch nit ausz eygener gewalt on ursach, Dan Christus hat nit tyrannen, sondern[Rand: 1. Petr. 5, 3.] hyrten in seine kirche gesetzt, wie sanct Petrus sagt i. Pet. ult.

Zum siebenden, das der Romische stuel die officia abthue, das gewurm und schwurm zu Rom wenigere, auff das des Bapsts gesind muge von des bapst eygen gut erneret werden, und lasz seinen hoff nit aller kunigen hoff mit prangen und kosten ubirtreten, angesehen, das solch weszen nit allein nie gedienet hat zur sachen des Christlichen glaubens, szondern sie auch dadurch vorhyndert am studirn und gepet, das sie selbs fast nichts mehr wissen vom glauben zusagen, wilchs sie gar groblich beweysset haben in dissem letzten Romischenn Concilio, darinnen unter vielen kindischenn, leychtfertigen artickel auch das gesetzt haben, das des menschen seel sey unsterblich, unnd ein priester [432] yhe ein mal ym Monat sein gepet zusprechen schuldig ist, wil er sein lehen nit vorlierenn. Was solten die leut ubir der Christenheit und glaubens sachen richten, die, vor grossem geytz, gut und weltlicher pracht erstockt und vorblend, nw allererst setzen, die seel sey unsterblich, wilch nit ein geringe schmach ist aller Christenheit, so schimpflich zu Rom mit dem glauben umbgahn. Hetten sie nu weniger gut und prangen, so mochten sie pasz studieren und beetten, das sie wirdig und tuchtig wurdenn, des glauben sachen zuhandeln, wie sie vortzeytten waren, da sie Bischoffe unnd nit kunige aller kunige zusein sich vormassen.

Zum achten, das die schweren, grewlichen eyde auffgehaben wurden, szo die Bischoff dem Bapst zu thun gezwungen, on allis recht, damit sie gleich wie die knecht gefangen werden, wie das untuchtige, ungelarte capittel ›Significasti‹ von eygener gewalt und grosz unvorstand setzit. Ists nit gnug, das sie unns gut, leyp unnd seel beschweren mit vielen yhren tollen gesetzen, dadurch den glauben geschwecht, die Christenheit vorterbet, sie nemen den auch gefangenn die person, yhre ampt unnd werck, dartzu auch die Investitur, die vortzeitten der deutschen keyszer geweszen, und in Franckreich und etlichen kunigreich noch der kunige sein? Dar uber sie mit den keysern grosz krieg und hadder gehabt szo lang, bisz das sie sie mit frecher gewalt genummen und behalten haben biszher, gerad als musten die Deutschen fur allen Christen auff erden des Bapsts unnd Romischen stules gockel narn sein, thun unnd leyden, was sonst niemant leyden noch thun wil. Dieweil den disz stuck eytel gewalt und reuberey ist zu hyndernisse bischofflicher ordenlicher gewalt unnd zuschaden der armen seelen, ist der keyszer mit seinem adel schuldig, solch tyranney zuweeren und straffen.

Zum newnden, das der Bapst ubir den Keyszer kein gewalt habe, on das er yhn auff dem altar salbe unnd krone, wie ein Bischoff einen Kunig kronet, und yhe nit der teuffelischen hoffart hynfurt zugelassen werde, das der keyszer des bapsts fuesse kusz, odder zu seinen fussen sitze, odder, wie man sagt, yhm denn stegreyff halte und den zaum seines maulpferds, wen ehr auffsitzt, zureytten, noch viel weniger dem Bapst hulde und trewe untertenickeit schwere, wie die bepste unvorschampt furnehmen zufoddern, als hetten sie recht dartzu. Es ist das capitel ›Solite‹, darynnen bepstlich gewalt ubir keyszerlich gewalt erhebt wirt, nit einis hellers wert, und alle die sich drauff grunden odder dafur furchten, die weyl es nit anders thut, den die heyligen gottis wort [433] zwingt und dringt von yhrem rechten vorstand auff yhr eygene trewm, wie ich das antzeigt hab ym latein.

Solch ubirschwencklichs, ubirhochmutigs, ubirfrevelichs furnehmen des Bapsts hat der teuffel erdacht, darunder mit der zeyt den Endchrist eintzufuren, und den Bapst ubir got zurheben, wie dan schon viel thun und than haben. Es gepurt nit dem Bapst, sich zurheben ubir weltliche gewalt, den allein in geistlichen ampten, als do sein predigen unnd absolvieren: in andern stucken[Rand: Röm. 13, 1. / 1. Petr. 2, 13 f.] sol er drunder sein, wie Paulus Roma. xiij. und i. Petrus ij. leren, als ich droben gesagt habe. Er ist nit ein stathalter Christi ym hymel, szondern allein Christi auff erden wandellend, dan Christus ym hymel, in der regierenden form, darff keynis stathalters, szondern sitzt, sihet, thut, weysz unnd vormag alle ding. Aber ehr darff seyn in der dienendenn form, als er auff erden gieng, mit erbeyttenn, predigen, leyden und sterben: szo keren sie es umb, nehmen Christo die hymelisch regierende form unnd geben sie dem Bapst, lassen die dienende form gantz untergehen. Er solt schier der widderchrist sein, den die schrifft heyssit Antichrist, geht doch alle sein weszen, werck unnd furnehmen widder Christum, nur Christus weszen unnd werck zuvortilgen und vorstoren.

Es ist auch lecherlich und kindisch, das der Bapst ausz solchem vorblendten, vorkereten grund sich rumet in seinem Decretal ›Pastoralis‹, er sey des keyszertumbs ein ordenlicher erbe, so es ledig stunde. Wer hat es yhm[Rand: Luc. 22, 25 f.] geben? hats Christus than, da er sagt ›die furstenn der heydenn sein hern, yhr aber solt nit szo sein‹? Hats yhm sanct Peter auffgeerbet? Mich vordreusset, das wir solch unvorschampt, grobe, tolle lugen mussen ym geystlichen recht leszen und leren, datzu fur Christlich lere haltenn, szo es doch teuffelisch lugen sein. Wilcher art auch ist die ungehorete lugen De donatione Constantini. Es musz ein besundere plage von got gewesen sein, das szoviel vorstendige leut sich haben lassen bereden, solch lugen aufftzunehmen, so sie doch szo gar grob und unbehend sein, das mich dunckt, es solt ein trunckenn bawr behender und geschickter liegen kunden. Wie solt bestan bey einem keyszerthum zuregieren, predigen, beten, studiern unnd der armen warttenn, wilch ampt auffs aller eygentlichst dem Bapst zustehen, unnd von Christo mit szo[Rand: Matth. 10, 10.] grossem ernst auffgelegt, das ehr auch vorpot, sie solten nit rock, nit gelt mit sich tragen? Seintemal der kaumend solcher ampt wartten kan, der eyn eynigs hausz regieren musz, unnd der bapst wil keyszertumb regieren, dartzu bapst bleyben. Es haben die buben erdacht, die unter des Bapsts namenn gerne [434] hern weren ubir die welt, und das vorstoret Romisch reich durch den Bapst unnd namen Christi widder auffrichten, wie es vor geweszen ist.

Zum zehendenn, das sich der Bapst enthalt, die handt ausz der suppen zihe, sich keynis titels unterwinde des kunigreichs zu Neapel unnd Sicilien. Er hat eben szo viel recht drann als ich, wil dennocht Lehenherr drober sein. Es ist ein raub und gewalt, wie fast alle ander seine gutter sein, drumb solt yhm der keyszer solchs lehens nit gestatten, und wo es geschehn were, nit mehr vorwilligen, szondern yhm die Biblien und betbuch dafur antzeygenn, das ehr weltlich hern lasse land und leut regieren, sonderlich die yhm niemant geben hat, und er predige und bette.

Solch meynung solt auch gehalten werden uber Bononien, Imola, Vincentz, Raven, und allis was der Bapst in der Anconitaner Marck, Romandiol und mehr lender welschis lands mit gewalt eingenommen, unnd mit unrecht besitzt, datzu widder alle gebot Christi und sanct Pauels sich dreyn menget. den alszo sagt sanct Paul ›Niemant wickelt sich in die weltlichen geschefft, der[Rand: 2. Tim. 2, 4.] gotlicher ritterschafft wartten sol‹. Nu sol der Bapst das heubt und der erste sein in disser ritterschafft, und menget sich mehr in weltlich geschefft, den kein keyszer noch kunige, yhe szo must man yhm erausz helffen, und seiner ritterschafft warten lassen. Christus auch, des stathalter ehr sich rumet, wolt noch nie mit weltlichem regiment zuschaffen haben, szo gar, das er zu einem, der ein urteil von yhm ubir seinen bruder begeret, sprach ›wer hat mich dir zu[Rand: Luc. 12, 14.] einem richter gemacht?‹ Aber der bapst feret einhin unberuffen, unterwindet sich aller dinge, wie ein got, bisz das er selb nit mehr weysz, was Christus sey, des stathalter er sich auffwirfft.

Zum eylfften, das das fuszkussen des Bapsts auch nit mehr geschehe. Es ist ein unchristlich, ja Endchristlich exempel, das ein armer, sundiger mensch yhm lessit seine fusz kussen von dem, der hundertmal besser ist den er: geschicht es der gewalt zueren, warumb thut es der Bapst auch nit den andern der heylichen zueren? Halt sie gegen ander, Christum und den Bapst: Christus[Rand: Joh. 13, 1 ff.] wusch seinen jungern die fusz und trocknet sie, und die jungern wuschen sie yhm noch nie. Der Bapst als hoher den Christus keret das umb, unnd lesset es ein grosz gnade seinn, yhm seine fusse zukussenn, der doch das billich, szo es yemand von yhm begeret, mit allem vormugen weeren solt, wie sanct Paul und Barnabas, die sich nit wolten lassen ehren als got von den zu Lystris,[435] [Rand: Apgsch: 14, 14 f.]sondern sprochen ›wir sein gleich menschen als yhr‹. Aber unszer schmeychler habens szo hoch bracht, und uns einen abtgot gemacht, das niemant sich szo furcht fur got, niemant yhn mit solchem geperdenn ehret, als den Bapst. Das kunnen sie wol leyden, aber gar nicht, szo des Bapsts prachten ein harbreit wurd abbrochen. wen sie nu Christen weeren und gottis ehre lieber hetten den yhr eygenn, wurd der Bapst nhmmer frolich werden, wo er gwar wurd, das gottis ehre vorachtet und seine eygene erhabenn were, wurd auch niemant lassen yhn ehren, bisz her vormerckt, das gotis ehre widder erhaben und grosser den sein ehre were.

Der selben grosz ergerlichen hoffart ist auch das ein heszlich stuck, das der Bapst yhm nit lessit benugenn, das er reytten odder farenn muge, szondern, ob er wol starck und gesund ist, sich von menschen als ein abtgot mit unerhorter pracht tragen lessit. Lieber wie reymet sich doch solch Lucifersche hoffart mit Christo, der zufussen gangen ist, und alle seine Aposteln? Wo ist ein weltlicher kunig geweszen, der szo weltlich und prechtig yhe gefaren hat, als der feret, der ein heubt sein wil aller der, die weltlich pracht vorschmahen und fliehen sollen, das ist, der Christen? Nit, das uns das fast sol bewegen an yhm selbs, szondern das wir billich gottis zorn furchten sollen, szo wir solcher hoffart schmeychlen und unsern vordriesz nit mercken lassen. Es ist gnug, das der bapst alszo tobet und narret. Es ist aber zuviel, szo wir das billichen und vorgunnen.

Dan wilch Christen hertz mag odder sol das mit lust sehen, das der Bapst, wen er sich wil lassen communiciern, stille sitzt als ein gnad Jungher, und lessit yhm das sacrament von einem knienden gebeugten Cardinal mit einem gulden rohr reychen gerad als were das heylig sacrament nit wirdig, das ein bapst, ein armer, stinckender sunder, auffstund, seinem Got ein ehr thet, szo doch alle andere Christenn, die viel heyliger seinn den der allerheyligiste vatter der bapst, mit aller ehrbietung dasselb empfahenn? was were es wunder, das uns got allesampt plagt, das wir solche unehre gottis leydenn und loben in unsern prelaten, und solcher seiner vordampten hoffart uns teylhafftig machen durch unszer schweygen odder schmeychlen?

Alszo geht es auch, wen er das sacrament in der procession umbtregt, yhn musz man tragen, aber das sacrament stet fur yhm wie ein kandel weynsz auff dem tisch: kurtzlich, Christus gilt nichts zu Rom, der bapst gilts allessampt, und wollen uns dennoch dringen unnd bedrewenn, wir sollen solch Endchristliche taddel billichen, preyssen und ehren, widder got und alle Christliche lere. Helff nu got einem freyen Concilio, das es den Bapst lere, wie er auch ein mensch sey, unnd nit mehr dan got, wie er sich unterstehet zu sein.

[436] Zum zwelfften, das man die walfarten gen Rom abethet, odder niemant von eygener furwitz odder andacht wallen liesse, er wurd dan zuvor von seinem pfarrer, stad odder ubirhern erkant gnugsam und redlich ursach haben. Das sag ich nit darumb, das walfarten bosze seyn, szondern das sie zu disser zeit ubel geratten, dan sie zu Rom kein gut exempel, szondern eytel ergernisz sehen, unnd wie sie selb ein sprichwort gemacht haben ›Yhe nehr Rom, yhe erger Christen‹, bringen sie mit sich vorachtung gottis und gottis geboten. Man sagt: wer das erste mal gen Rom gaht, der sucht einen schalck, zum andern mal fynd er yhn, zum dritten bringt er yhn mit erausz. Aber sie sein nw szo geschickt wordenn, das sie die drey reysz auff ein mal auszrichten, unnd haben furwar uns solch stucklin ausz Rom bracht, es were besser, Rom nie gesehen noch erkandt.

Und ob schon diesse sach nit were, szo ist doch noch da ein furtrefflicher, nemlich die, das die einfeltigen menschen dadurch vorfuret werden in einem falschen wahn und unvorstand gotlicher gebot. Dan sie meynen, das solch wallenn sey ein kostlich gut werck, das doch nit war ist. Es ist ein gering gut werck, zu mehr mallen ein bosz, vorfurisch werck, den got hat es nit gepotten. Er hat aber gepotten, das ein man seynis weybes und kinder wartte, und was dem ehlichen standt zugepurt, dabey seinem nehsten dienen unnd helffenn. Nu geschicht es, das einer gen Rom wallet, vortzeret funfftzig, hundert, mehr odder weniger, guldenn, das yhm niemant befolhen hat, unnd lessit sein weyb unnd kind odder yhe seinen nehsten daheymen nodt leyden, und meynet doch der toricht mensch, er wol solche ungehorsam und vorachtung gotlicher gebot mit seinem eygenwilligen wallen schmucken, szo es doch ein lautter furwitz odder teuffels vorfurung ist. Da haben nu zugeholffen die Bepste mit yhren falschen, ertichten, nerrischen gulden jaren, damit das volck erregt, von gotis gebotten gerissen und zu yhren eygen vorfurischenn furnehmen getzogen, und eben dasselb angericht, das sie solten vorpotten haben. Aber es hat gelt tragen und falschen gewalt gesterckt, drumb hats must fortgahen, es sey widder got odder der seelen heyl.

Solch falsch, vorfurischen glauben der einfeltigen Christen ausztzurotten, und widderumb einen rechtenn vorstand gutter werck aufftzurichtenn, solten alle wallefart nydergelegt werden, den es ist kein guttis nit drynnenn, kein gepot, kein gehorsam, szondern untzehlich ursach der sunden unnd gottis gebot zuvorachtung. Daher kummen szo viel betler, die durch solch wallen untzehlich buberey treyben, die betteln on not leren und gewonenn.

Da kumpt her frey leben unnd mehr jamer, die ich itzt nit zelenn wil. Wer nu wolt wallen odder wallen geloben, solt vorhyn seinem Pfarrer odder [437] ubirhern die ursach antzeygen. Fund sichs, das ersz thet umb guttis werckis willenn, das das selb gelubt unnd werck durch den pfarrer odder ubirhern nur frisch mit fussen tretten wurd als ein teuffelisch gespenst, und yhm antzeygt, das gelt unnd die erbeyt, szo tzur walffart gehoret, an gottis gebot unnd tausentmal besser werck antzulegenn, das ist an die seinen odder seine nehste armenn. Wo ersz aber ausz furwitz thet, land unnd stedt zubesehenn, mag man yhm seynen willen lassenn. Hat ersz aber in der kranckheit gelobet, das man die selben gelubd vorpiette, vorspreche unnd die gottis gebot dagegen empor hebe, das er hynfurt yhm benugenn lasse an dem gelubd in der tauffe geschehen, gottis gebot zu halten. Doch mag man yhm auff das mal, sein gewissen zustillenn, sein nerrisch gelubd lassen auszrichtenn. Niemandt wil die richtige gemeyne strasz gotlicher gebot wandeln, yderman macht yhm selb new weg und gelubd, als het er gottis gebot alle volnpracht.

Darnach kummen wir auff den grossenn hauffen, die das viel geloben und das wenig halten. Zurnet nit, liebenn hern, ich meyn es warlich gut, es ist die bittere unnd sussze warheit, unnd ist, das man yhe nit mehr bettel Closter bawenn lasse, hilff got, er ist schon viel zuviel. Ja wolt got, sie werenn alle abe, odder yhe auff zween odder drey ordenn hauffet! Es hat nichts guts thann, es thut auch nymmer mehr gut, yrrhe lauffenn auff dem landt. Drumb ist meinn Radt, Man schlag zehen, odder wieviel yhr not ist, auff einen hauffen, und mach eynis drausz, das, gnugsam vorsorgt, nit betteln durffe. O es ist hie viel mehr antzusehen, was gemeynem hauffenn zur selickeit not ist, den was sanct Franciscus, Dominicus, Augustinus odder yhe ein mensch gesetzt hat, besondern weyl es nit geratten ist yhrer meynung nach. Und das man sie uberhebe predigens unnd beychtens, Es were dan das sie von Bischoffen, pfarrenn, gemeyne odder ubirkeit datzu beruffenn unnd begeret wurden. Ist doch ausz solchem predigen und beychten nit mehr dan eytel hasz und neydt zwischen pfaffen und munchen, grosz ergernisz und hyndernisz des gemeynen volcks erwachszen, damit es wirdig wurden, und wol vordienet aufftzuhoren, die weyl sein mag wol geratten werden. Es hat nit ein ungleich ansehen, das der heylige Romische stuel solch her nit umb sonst gemehret hat, auff das nit die priesterschafft und bistum, seiner tyranney unleydig, einmal yhm zustarck wurden, und ein reformation anfiengen, die nit treglich seiner heylickeit were.

Dabey solten auch auffgehaben werdenn szo mancherley secten und unterscheyd eynerley ordens, wilche zuweylenn umb gar geringe ursach sich erhaben,[438] unnd noch viel geringer sich erhalten, mit unsaglichem hasz und neyd gegenander streyttend, szo doch nichts beste weniger der Christliche glaub, der on alle solch unterscheyd wol bestat, auff beyder seytten untergaht, unnd ein gut Christlich leben nur nach den euszerlichen gesetzen, wercken und weyszen geschetzt und gesucht wirt, davon nit mehr dan gleysznerey und seelen vorterben folgen und erfunden werden, wie das fur augen yderman sicht.

Es must auch dem Bapst vorpotten werden, mehr solcher orden aufftzusetzen odder bestetigen, ja befolen werden, etlich abetzuthun und in wenigere zal zuzwingen, seintemal der glaub Christi, wilcher allein das heubtgut ist und on eynigerley orden bestet, nit wenig fahre leydet, das die menschen durch szoviel und mancherley werck und weyszen leichtlich vorfuret werden, mehr auff solch werck und weysze zuleben, den auff den glauben zuachten, und wo nit weysze prelaten in klostern sein, die do mehr den glaubenn, den des ordens gesetz predigen unnd treyben, da ists nit muglich, das der orden solt nit schedlich unnd vorfurisch sein einfeltigenn seelen, die auff die werck allein achten haben.

Nu aber zu unsern zeitten gefallen sein fast an allen ortern die prelaten, die den glauben gehabt und die orden eingesetzt haben, gleich wie vortzeiten bey den kindern von Israel, da die Vetter abgangen waren, die do gottis werck und wunder erkennet hatten, szo bald anfiengenn yhre kinder ausz unvorstand gotlicher werck und glaubens abtgotterey unnd eygene menschliche werck aufftzurichten, alszo auch itzt leyder solch orden unvorstendig worden gotlicher werck und glaubens, nur in yhren eygen regelen, gesetzen unnd weyfzen sich jemerlich marteren, muhen und erbeytten, unnd doch nymmer zu rechtem vorstand eynis geistlichen guttis lebens kummen, wie der Apostel ij. Timot. iij. vorkundigt[Rand: 2. Tim. 3, 5.7.] hat und gesagt ›Sie haben einen schein einis geistlichen lebens, unnd ist doch nichts dahyndenn, lernen ymmer und ymmer, und kummen doch nit dahyn, das sie wissen, was warhafftig geistlich leben sey‹, szo were es besser, das kein kloster da were, wo kein geystlicher vorftendiger ym Christlichen glauben Prelat regieret, den der selb mag nit on schaden und vorterben regieren, und szoviel mehr, szoviel er heyliger und eynis guttenn lebens scheynet in seinen euszerlichen wercken.

Es were meynis bedenckens ein nottige ordnung, beszondern zu unsern ferlichen zeytten, das stifft unnd kloster widderumb wurden auff die weysze verordenet, wie sie waren ym anfang bey denn Aposteln unnd ein lang zeit hernach, da sie alle frey waren einem yderman, drynnen zubleyben, szo lang es yhm gelustet. Dan was sein stifft und kloster anders geweszen, den Christliche schulenn, darynnen man leret schrifft unnd zucht nach Christlicher weysze, unnd leut auff ertzog, zu regieren unnd predigen? wie wir leszen, das sanct [439] Agnes in die schule gieng, und noch sehen in etlichenn frawen klostern, als zu Quedlingborg unnd der gleychen. Furwar es solten alle stifft und kloster auch szo frey sein, das sie got mit freyem willen und nit getzwungen dienstenn dientenn. Aber darnach hat man es gefasset mit gelubdenn und ein ewig gefencknisz drausz gemacht, das auch die selbenn mehr dann die tauff gelubd wirt angesehenn: was aber fur frucht drausz ist kummen, sehen, horen, leszen und erfaren wir teglich mehr und mehr.

Ich acht wol, solcher mein radschlag seh auffs allertorlichst angesehen: da frag ich itzt nit nach. Ich radt was mich gut dunckt, vorwerff wer es wil, ich sieh wol, wie die gelubd werden gehaltenn, szonderlich der keuscheit, die szo gemeyn durch solch kloster wirt, und doch von Christo nit gepoten,[Rand: Matth. 19, 11 f. / 1. Cor. 7, 7.] szondern fast wenigen geben wirt, wie er selb unnd sanct Paul sagt. Ich wolt gerne yderman geholffen sein, und nit fangen lassen Christliche seelen durch menschliche eygene erfunden weysze und gesetz.

Zum viertzehenden, wir sehen auch, wie die priesterschafft gefallen, und mancher armer pfaff, mit weib unnd kind ubirladenn, sein gewissenn beschweret, da doch niemannt zu thut, yhnen zuhelffenn, ob yhn fast wol zuhelffen were: lest Bapst unnd Bischoff hie gehen was do geht, vorterben was do vortirbt, Szo wil ich erredten mein gewissenn, und das maul frey auffthun, esz vordriesz Bapst, Bischoff odder wen es wil, und sag alszo:

Das noch Christus und der Apostel einsetzenn ein ygliche stadt einen[Rand: Tit. 1, 5.] pfarrer odder Bischoff sol haben, wie klerlich Paulus schreybt Tit. i. unnd der selb pfarrer nit gedrungen, on ein ehlich weyb zuleben, szonder muge[Rand: 1. Tim. 3, 2. / Tit. 1, 6 f.] eynis habenn, wie sanct Paul schreybt i. Timot. iij. unnd Tit. i. unnd spricht: Es sol ein Bischoff sein ein man der unstrefflich sey, unnd nur eynis ehlichen weybs gemalh, wilchs kindere gehorsam unnd zuchtig sein etc. Den ein Bischoff und pfar ist ein ding bey sanct Paul, wie das auch sanct Hieronymus beweret. Aber die Bischoff die itzt sein, weysz die schrifft nichts vonn, szondern sein vonn Christlicher gemeyn ordnung gesetzt, das einer ubir viel pfarr regiere.

Alszo lerenn wir ausz dem Apostel klerlich, das in der Christenheit solt alszo zugahenn, das einn ygliche stat ausz der gemeynn eynen gelereten frumenn burger erwellet, dem selbenn das pfar ampt befilhe, und yhn vonn der gemeyn erneret, yhm frey wilkoer liesz, ehelich zu werdenn odder nit, der nebenn yhm mehr priester odder Dyaconn hette, auch ehlich odder wie sie wolten, die den hauffen und gemeyn hulffen regieren mit predigen und sacramenten, wie es den noch blieben ist in der kriechschen kirchen. Da sein nu hernach mals, da szo viel vorfolgung und streyttes war widder die ketzer, viel heyliger vetter [440] gewesen, die sich frey willig des ehlichenn stands vortzeyhet habenn, auff das sie deste basz studiereten und bereyt weren auff alle stund zum tod und zum streyt.

Da ist nw der Romisch stuel ausz eygenem frevel dreyn gefallen und ein gemein gebot drausz gemacht, vorpotten dem priester stand ehlich zusein: das hat yhn der teuffel geheyssenn, wie sanct Paulus i. Timot. iiij. vorkundigt[Rand: 1. Tim. 4, 1.3.] ›Es werden kummen lerer, die teuffels lere bringen und vorpieten ehlich zuwerden etc.‹ dadurch leyder szoviel jamers erstanden, das nit zurtzelen ist, unnd hat dadurch ursach geben der kriechschen kirchen sich abtzusondern, und unendlich zwitracht, sund, schand und ergernisz gemehret, wie dan thut allis, was der teuffel anfahet und treybet. Was woln wir nw hie thun?

Ich rad, man machs widder frey und lasz einem yeglichen sein frey wilkore, ehlich odder nit ehlich zuwerden. Aber da must gar viel ein ander regiment und ordnung der gutter geschehen, unnd das gantz geystlich recht zu poden gehen, und nit viel lehen gen Rom kummen. Ich besorg, der geytz sey ein ursach geweszen der elenden, unkeuschen keuscheit, darausz dan gefolget, das yderman hat wollen pfaff werden, und yderman sein kind drauff studieren lassen, nit der meynung, keusch zuleben, das wol on pfaffen stand geschehen kund, sondern sich mit zeytlicher narung on erbeyt und muhe zurneren widder das gebot gottis Gen. iij. ›Du solt dein brot essenn ym schweysz deynis[Rand: 1. Mos. 3, 19.] angesichts‹, habenn yhm eine farb angestrichen, als solt yhr erbeit sein betten unnd mesz halten.

Ich lasz hie anstehen Bapst, Bischoff, stifft pfaffen unnd munch, die got nit eingesetzt hat: habenn sie yhn selbs burden auffgelegt, szo tragen sie sie auch. Ich wil reden von dem pfarr stand, den got eingesetzt hat, der ein gemeyn mit predigen unnd sacramenten regierenn musz, bey yhnen wonen und zeytlich hausz halten: den selben solt durch ein Christlich Concilium nachgelassen werden freyheit, ehlich zuwerden, zuvormeydenn ferlickeit und sund. den die weil sie got selb nit vorpunden hat, szo sol und mag sie niemant vorpindenn, ob er gleich ein engel vom hymel were, schweyg dan bapst, und was da gegen ym geistlichen recht gesetzt, sein lautter fabeln und geschwetz.

Weytter rad ich, wer sich hynfurt weyhen lessit zur pfarr odder auch sonst, das er dem Bischoff in keinen weg gerede, keuscheit zuhalten, und halt yhm entgegen, das er solch gelubd zufodern gar kein gewalt hat, und ist ein teuffelisch tyranney, solchs zufoddern. Musz man aber odder wil sagen, wie etlich thun ›Quantum fragilitas humana permittit‹, szo deutte ein yeglicher die selben wort frey negative, id est, ›non promitto castitatem‹, den fragilitas [441] humana non permittit caste vivere, sondern allein angelica fortitudo et celestis virtus, auff das er ein frey gewissen on alle gelubd behalte.

Ich wil nit radten, auch nit weeren, das, szo noch nit weyber haben, ehlich werden odder on weyb bleyben, stel das auff ein gemein Christlich ordnung und eynis yglichen bessern vorstand. Aber dem elenden hauffen wil ich meynen trewen radt nit bergen und yhren trost nit vorhaltenn, die do itzt, mit weyb und kind ubirfallen, in schanden unnd schweeren gewissen sitzenn, das man sie ein pfaffenn hure, die kind pfaffenn kind schilt, und sag das fur mein hoffrecht frey.

Man findt manchen frummen pfarrer, dem sonst niemand kein tadel geben mag, den das er gebrechlich ist unnd mit einem weyb zuschanden wordenn, wilch doch beyde alszo gesynnet sein in yhres hertzen grund, das sie gerne wolten ymer bey eynander bleyben in rechter ehlicher trew, wen sie nur das mochten mit gutten gewissen thunn, ob sie auch gleich die schand mussenn offentlich tragen, die zwey sein gewiszlich fur got ehlich. Und hie sag ich, das wo sie szo gesynnet sein und also in ein leben kommen, das sie nur yhr gewissen frisch erredten, er nehm sie zum ehlichen weyb, behalt sie, und leb sonst redlich mit yhr, wie ein ehlich mann, unangesehen, ob das der Bapst wil odder nit wil, es sey widder geystlich odder fleischlich gesetz. Es ligt mehr ann deyner seelen selickeit, den an den tyrannischen, eygengeweltigen, frevelichen gesetzen, die zur selickeit nit not sein, noch von got gepotten, und solt eben[Rand: 2. Mos. 12, 35 f.] thun als die kinder von Israel, die den Aegiptern stolen yhren vordienten lohn, odder wie ein knecht seinem boszwilligen hern seinen vordienten lohn stule, alszo stiel auch dem Bapst dein ehlich weyb und kindt.

Wer den glauben hat solchs zuwagenn, der folge mir nur frisch, ich wil yhn nit vorfuren: hab ich nit gewalt als einn Bapst, szo hab ich doch gewalt als einn Christen, meynem nehsten zuhelffen und radten von seinen sunden und ferlickeiten. Unnd das nit on grund unnd ursach. Zum erstenn, Es kan yhe nit ein yglicher pfar eynis weybes mangeln, nit alleinn der gebrechlickeit, szondern viel mehr des hauszhalten halben. Sol er den ein weyb halten, und yhm der Bapst das zulessit, doch nit zur ehe haben, was ist das anders gethan, dan ein man und weyb bey einander allein lassen, unnd doch vorpieten, sie solten nit fallen, Eben als stro und fewr zusammen legen, und vorpieten, es sol widder rauchenn noch brennenn? Zum andern, das der Bapst solchs nit macht hat zupietten, als wenig als er macht hat zuvorpieten essen, trincken und den naturlichenn auszgang odder feyst werdenn, drumb ists niemandt schuldig zuhaltenn, unnd der Bapst schuldig ist aller sund, die dawider geschehen, aller seelen, die dadurch vorloren sein, aller gewissen, die dadurch vorwerret und gemartert seinn, das er wol lengist wirdig weere, wer yhn ausz [442] der welt vortrieben hette, so viel elender seelen er mit dem teuffelischen strick erwurgt hat, wie wol ich hoff, das vielen got an yhrem end gnediger sey geweszen, denn der Bapst an yhrem lebenn. Es ist noch nie guttis unnd wirt nymmer mehr ausz dem Bapstum und seinen gesetzen kummenn. Zum dritten, ob schon des Bapsts gesetz dawidder ist, szo doch einn ehlich stand wirt angefangenn widder des Bapsts gesetz, ist schon sein gesetz ausz, unnd gilt nit mehr, dan gottis gebot, der do gebeut, das man und weyb niemant scheyden sol, geht weyt ubir des Bapsts gesetz, unnd musz nit gottis gebot umb des[Rand: Matth. 19, 6.] bepstlichen gebottis willen zurissen werden unnd nachbleyben, wie wol vil toller Juristen mit dem Bapst haben Impedimenta erfunden, und dadurch vorhyndert, zurteylet, vorwerret den ehlichenn standt, das gottis gebot ist drob gantz untergangenn. Was sol ich viel sagenn? sein doch in dem gantzen geystlichen Bapsts gesetz nit zwo zeyllen, die einen frummen Christen mochten unterweyszen, und leyder szoviel yrriger und ferlicher gesetz, das nit besser weere, man mecht ein Rotten hauffen drausz.

Sprichstu aber, Es sey ergerlich, und musz zuvor der Bapst drynnen dispensieren, Sag ich, was ergernisz drynnen ist, das sey des Romischen stuels schuld, der solch gesetz on recht unnd widder got gesetzt hat, fur got unnd der heyligenn schrifft ist es kein ergernisz. Auch wo der Bapst kan dispensieren umbs gelt in seinen geltsuchtigen, tyrannischen gesetzenn, szo kan auch ein yeglicher Christen umb gottis unnd der seelen selickeit willenn eben in dem selben dispensierenn. Dan Christus hat uns frey gemacht von allen menschen gesetzen, zuvor wo sie widder got unnd der seelen selickeit sein, wie Gal. v.[Rand: Gal. 5, 1.] und i. Corint. x. sanct Paulus leret.[Rand: 1. Cor. 9, 4 ff. 10, 23]

Zum funfftzehenden, Das ich auch der armen kloster nit vorgesz. Es hat der bosz geyst, der nw alle stend durch menschen gesetz vorwerret und untreglich gemacht hat, auch etliche Ebte, Ebtissen und prelaten besessen, das sie yhrn brudern und schwestern also vorstehen, das sie nur bald zur helle faren, unnd ein elend weszen auch hie furen, wie dan thun alle teuffels merterer. Nemlich haben sie yhn furbehaltenn in der beicht alle odder yhe etliche todsund, die do heymlich seinn, das die kein bruder dem andern sol auffloszen bey ban unnd gehorsam. Nu findet man an allen ortten nit alle zeit Engel, szondern auch fleysch und blut, die ehe alle ban und drewen leyden, ehe sie den prelaten und bestimpten beychtigern yhr heymlich sund wolten beychtenn, gehn drauff zum sacrament mit solchen gewissenn, dadurch den sie irregulares [443] werden, und des jamers viel mehr. O blinde hyrttenn, o tolle prelatenn, o reyssend wolffe!

Hie sag ich: wenn die sund offentlich ist odder bekant, szo ists billich, das der prelat allein sie straffe, und die selben allein und kein andere mag er yhm furbehalten und ausztzihen, der heymlichen hat er keine gewalt, wensz gleich die ergisten sund weeren, die man findet odder finden kan, unnd wo der prelat die selben ausztzeugt, szo ist er ein Tyran, hat sein nit recht, greyfft in gottis gericht. Szo radt ich den selbenn kindeln, brudern unnd schwestern, wollen die ubirsten nit laub geben zubeichten die heymlichen sund, wilchem dw wilt, szo nym sie selber, unnd klage sie deinem bruder odder schwester, dem odder do du wilt, lasz dich absolvirnn und trosten, ganck unnd thu drauff was du wilt unnd solt, gleub nur fest, das du seyst absolvirt, szo hat es nit nodt. Und den ban, irregularitet odder was sie mehr drewen, lasz dich nit betruben noch yrre machen, sie gelten nit weytter, den auff die offentlichen odder bekanten sunden, szo die ymant nit wolt bekennenn, es trifft dich nichts. Was nympstu dir fur, du blinder prelat, durch dein drewen heymlich sund zuweren? lasz farenn was du nit offentlich erhalten kanst, das gottis gericht unnd gnade auch zuschaffen habe mit den deynen. Er hat dir sie nit szo gar in deine hand befolhen, das er sie gantz ausz seiner gelassen habe. Ja du hast das weniger teyl unter dyr, lasz dein statut statut sein, und heb sie nit in den hymel, in gottis gericht.

Zum sechtzehendenn, Es weere auch not, das die Jartag, begencknisz, seelmessen gar abethann odder yhe geringert wurdenn, darumb, das wir offentlich sehen fur augen, das nit mehr, den ein spot drausz worden ist, damit got hochlich ertzurnet wirt, und nur auff gelt, fressen und sauffen gericht sein. Was solt got fur ein gefallen drynnen haben, wen die elenden Vigilien und Messen szo jemerlich geschlappert werdenn, noch geleszen noch gebettet, unnd ob sie schon gepettet wurden, doch nit umb gottis willen ausz freyer liebe, szondern umb gelts willenn unnd vorpflichter schuld volnbracht werden. Nu ists doch nit muglich, das got einn werck gefalle odder etwas bey yhm erlange, das nit in freyer liebe geschicht. Szo ists yhe christlich, das wir allis abthun odder yhe weniger machen, was wir sehen in einen miszprauch kummen, unnd got mehr ertzurnet den vorsunet. Es were mir lieber, ja got angenehmer und viel besser, das ein stifft, kirche odder kloster alle yhre jerliche mesz und vigilien auff einen hauffen nehmen, und hielten einen tag ein rechte Vigilien und Messe mit hertzlichem ernst, andacht unnd [444] glauben fur alle yhre wolthater, dan das sie yhr tausent und tausent alle Jar einem yglichenn eine beszondere hielten on solch andacht und glauben. O lieben Christen, es ligt got nicht an viel, szondern an wol betten, Ja er vordampt die langen unnd viel gepeeten Matt. vi. unnd sagt ›sie werden nur[Rand: Matth. 6.7, 23, 14.] mehr peyn damit vordienen‹. Aber der geytz, der got nit kann trawenn, richtet solch wesen an, hat sorge, er muste hungers sterben.

Zum sibentzehenden, Man must auch abethun etlich pene odder straff des geistlichen recht, szonderlich das Interdict, wilch on allenn zweyffel der bosz geyst erdacht hat. Ist das nit ein teuffelisch werck, das man eine sund bessern wil mit vielen und grossern sunden? Es ist yhe grosser sund, das man gottis wort und dienst schweygt odder niderlegt, den ob einer zwentzig Bepste het erwurgt auff ein mal, schweyg den einenn priester, odder geystlich gut behaltenn. Es ist auch der tzarten tugent eine, die yhm geyftlichenn recht gelernet werden, den das geystlich recht heysset auch darumb geystlich, das es kompt von dem geyst, nit vonn dem heyligen geyst, szondern von dem boszen geyst.

Den Ban must man nit ehr geprauchen, den wo die schrifft weyszet zuprauchen, das ist widder die do nit recht glewben odder in offentlichen sunden leben, nit umbs zeytlich gut. Aber nw ists umbkeret, gleubt, lebt yderman wie er wil, eben die am meystenn, die ander leut schinden unnd schenden mit bannen, und alle ban itzt nur umbs zeytlich gut ganghafftig sein, wilchs wir auch niemant, den dem heyligen geystlichen unrecht zu dancken habenn, davon ich vorhyn ym sermon weytter gesagt habe.

Die andern straffen und penen, suspension, irregularitet, aggravation, reaggravation, deposition, blixen, donner, vormaledeyenn, vordampnen, unnd was der fundle mehr sein, solt man tzehenn ell tieff begraben in die erden, das auch yhr nam und gedechtnis nit mehr auff erden were. Der bosz geyst, der durchs geystlich recht ist losz worden, hat solch grewlich plage unnd jamer in das hymelisch reich der heyligen Christenheit bracht, unnd nit mehr dan seelen vorterben unnd hyndern dadurch zugericht, das wol mag von yhn vorstanden werden das wort Christi Matthei xxiij. ›weh euch schrifftgelereten, yhr[Rand: Matth. 23, 13.] habt euch genommen die gewalt zuleren, und schlisset zu das hymelreich fur den menschen, yhr geht nit hynein, und weret den, die hynein gehen‹.

Zum achtzehendenn, das man alle fest abethet und allein den Sontag behielt: wolt man aber yhe unszer frawen und der grossen heyligen fest haltenn, das sie all auff den Sontag wurden vorlegt, odder nur des morgens zur Mesz gehalten, darnach liesz den gantzen tag werckel tag sein. Ursach: den als nu der miszprauch mit sauffenn, spielenn, mussig gang unnd allerley [445] sund gaht, szo ertzurnenn wir mehr Got auff die heyligenn tag, den auff die andernn, unnd sein gantz umbkeret, das heylig tag nit heylig, werckel tag heylig seynn, und got noch seinen heyligen nit allein kein dienst, sondern grosz unehre geschicht mit den vielen heyligen tagen, wie wol etlich tolle prelaten meynen, wen sie sanct Otilien, sanct Barbaren, und ein yeglicher nach seiner blinden andacht ein fest macht, hab gar ein gut werck than, szo er viel ein bessers thet, wo ehr zu erenn einem heyligen ausz einem heyligen tag ein werckel tag macht.

Datzu nympt der gemeyn mann zween leyplichenn schaden ubir dissen geystlichen schaden, Das er an seyner erbeyt vorseumpt wirt, datzu mehr vortzeret dann sonst, ja auch seinenn leyp schwecht unnd ungeschickt macht, wie wir das teglich sehen, unnd doch niemant zubessern gedenckt. Und hie solt man nit achten, ob der Bapst die fest eingesetzt hat, odder eine dispensationn und urlaub haben must. Was widder got ist und den menschen schedlich an leyp und seel, hat nit allein ein yglich gemeyn, radt odder ubirkeit gewalt abtzuthun und weeren on wissen und willen des Bapsts odder Bischoffs, ja ist auch schuldig bey seiner seelen selickeit, dasselb zuweeren, ob es gleich Bapst und bischoff nit wolten, die doch die ersten solten sein, solchs zuweren.

Und zuvor solte man die kirchweye gantz ausztilgen, seyntemal sie nit anders sein dan rechte tabernn, Jarmarckt und spiel hoffe worden, nur zur mehrung gotis unehre und der seelen unselickeit. Es hilfft nit, das man wil auffblaszen, es hab ein gutten anfang, unnd sey ein gut werck. Hub doch got sein eygen gesetz auff, das er vom hymel herab geben het, da es in einn miszprauch vorkeret wart, unnd keret noch teglich umb, was er gesetzt, zupricht was er ge macht hat, umb desselben vorkereten miszprauchs willenn, wie ym[Rand: Ps. 18, 27.] xvij. psalm stet vonn yhm geschrieben ›du vorkerest dich mit den vorkereten‹.

Zum neuntzehenden, Das die grab odder gelid wurden geendert, in wilchen der ehlich stand wirt vorpotten als da sein gefatterschafften, der vierd und dritte grad, das wo der Bapst zu Rom drynnen mag dispensieren umbs gelt unnd schendlichen vorkeufft, das auch daselbs mug ein yglicher pfarrer dispensierenn umb sonst unnd der seelen selickeit. Ja wolt got, das allis, was man zu Rom musz kauffen und den gelt strick, das geystlich gesetz, loszen, das ein yglicher pfarrer das selb on gelt mocht thun unnd lassen, als da sein ablas, ablaszbrieff, butter brieff, meszbrieff, und was der Confessionalia odder buberey mehr seinn zu Rom, da das arm volck mit wirt betrogenn unnd umbs gelt bracht! Dan szo der Bapst macht hat, sein geltstrick und geistliche netz [446] (›gesetz‹ solt ich sagen) zuvorkauffen umbs gelt, hat gewiszlich ein pfarrer viel mehr gewalt, die selbenn zureyssen und umb gottis willen mit fussen zutretenn, hat er aber das nit gewalt, szo hat auch der bapst kein gewalt, die selben durch seinen schendlichen Jarmarckt zuvorkeuffenn.

Dahyn gehoret auch, das die fasten wurdenn frey gelassen einem yderman[Rand: Matth. 15, 11.] und allerley speysz frey gemacht, wie das Evangelium gibt, dan sie selb zu Rom der fasten spotten, lassen uns haussen ole fressen, da sie nit yhr schuch mit liessen schmieren, vorkeuffen uns darnach freyheit, butter und allerley zuessen, szo der heylig Apostel sagt, das wir des allis zuvor freyheit haben[Rand: 1. Cor. 10, 23.] ausz dem Evangelio. Aber sie habenn mit yhrem geystlichenn recht uns gefangen unnd gestolenn, auff das wirs mit gelt widder keuffen mussen, haben damit szo blod, schochter gewissen gemacht, das nit gut mehr von der selben freyheit zupredigen ist, darumb das sich das gemeynn volck szo fast drynnenn ergert, unnd achtet fur grosser sund butter essen, den liegen, schweeren odder auch unkeuscheit treyben. Es ist doch menschenn werck, was menschen gesetzt habenn, man leg es, wo man hyn wil, und ensteht nymmer nichts guts drausz.

Zum zwentzigstenn, Das die wilden Capellen und feltkirchen wurden zu poden vorstoret, als da sein, da die newen walfarten hyn gahen, Welsznacht, Sternberg, Trier, das Grymtal und itzt Regenspurg unnd der antzal viel mehr. O wie schwer, elend rechenschafft werden die Bischoff mussen geben, die solchs teuffels gespenst zulassen und geniesz davon empfangen! sie solten die erstenn sein, dasselb zuweeren, szo meynen sie, es sey gotlich, heylig ding, sehen nit, das der teuffel solchs treybt, denn geytz zustercken, falsche, ertichte glaubenn aufftzurichten, pfarr kirchen zuschwechen, tabernenn und hurerey zumehren, unnutz gelt und erbeyt vorlieren, und nur das arm volck mit der naszen umb furen. Hetten sie die schrifft szo wol geleszenn als das vordampt geystlich gesetz, sie wisten den sachen wol zuradten.

Es hilfft auch nit, das wundertzeychen da geschehen, dan der bosze geyst kann wol wunder thun, wie unns Christus vorkundig hat Matt. xxiiij. wen[Rand: Matth. 24, 24.] sie den ernst datzu thetten und vorpotten solch weszen, die wunder solten bald auffhoren, odder weere es von got, es wurd sich nit hyndern lassen durch yhr[Rand: Apgsch. 5, 39.] [447] vorpietten. Und wen kein ander zeychenn weere, das solchs nit von got sey, were das gnug, das die menschen tobend on vornunfft mit hauffenn, wie das fihe lauffen, wilchs nit muglich ist ausz got sein, szo hat auch got nit davon gepotten, ist kein gehorsam, kein vordienst da: drumb solt man frisch dreyn greyffen und dem volck weeren. Den was nit gepotten ist und sich treybt mehr dan gottis gepot, das ist gewiszlich der teuffel selbs. Auch szo geschicht der pfarkirchen nachteil dran, das sie weniger geehret werden. Summa summarum, Es sein zeychen einis grossen unglaubens ym volck, dan wo sie recht gleubtenn, hetten sie alle ding in yhren eygen kirchen, da yhn hynn gepotten ist zugehen.

Aber was sol ich sagenn? ein yglicher gedenckt nur, wie er ein solch walfart in seinem kreysz auffrichte und erhalte, gar nichts sorgend, wie das volck recht glewbe unnd lebe, die regenten sein wie das volck, ein blind fuert den andern. Ja wo die walfartten nit wollen angehen, hebt man die heyligen an zurheben, nit den heyligenn zu ehren, die wol an yhr erhebenn gnug geehret wurden, sondern geleufft unnd ein gelt bringen aufftzurichten. Da hilfft nw Bapst und Bischoff zu, hie regnent es Ablas, da hat mann gelts gnug zu, Aber was got gepotten hat, da ist niemant sorgfeltig, da leufft niemant nah, da hat niemandt gelt zu. Ach das wir szo blind sein, und dem teuffel in seynen gespensten nit allein seinen mutwillen lassenn, szondern auch stercken unnd mehren! Ich wolt, man liesz die lieben heyligenn mit fridenn unnd das arm volck unvorfuret. Wilcher geyst hat dem Bapst gewalt geben, die heyligen zurheben? wer sagts yhm, ob sie heylig odder nit heylig sein? seinn szonst nit sund gnug auff erdenn, man musz got auch vorsuchen, in seyn urteyl fallen, und die lieben heyligen zu gelt kutzen auff setzenn?

Drumb rad ich, man lasz sich die heyligen selbs erheben. Ja got allein solt sie erheben, und yeglicher bleybe in seyner pfarr, da er mehr findt, dan in allenn walkirchen, wen sie gleich alle ein walkirchen weeren. Hie findt man tauff, sacrament, predigt und deinen nehsten, wilchs grosser ding sein den alle heyligen ym hymel, den sie alle sein durchs wort gottis unnd sacrament geheyliget worden. Die weyl wir den solch grosse ding vorachten, ist got in seinem zornigen urteyl gerecht, das er vorhengt dem teuffel, der uns hyn unnd her furet, walfart auffricht, Capellen und kirchen anhebt, heyligen erhebung zuricht, unnd der narnwerck mehr, damit wir, ausz rechtem glauben in new falsche miszglauben fahren, gleich wie er vortzeytenn thet dem volck von Israel, das er vonn dem tempel zu Hierusalem an untzehlich ortter vorfuret, doch in gottis namen und guttem schein der heylickeit, dawidder alle Propheten predigten und drob gemartert worden. Aber itzt prediget niemand dawidder, Es solten yhn villeicht Bischoff, pabst, pfaffen und munch auch [448] marteren. Der art musz itzt auch Antoninus zu Florentz und etlich mehr heylig und erhaben werden, auff das yhre heylickeit zum rhum und gelt dienen mugen, die sonst allein zu gottis ehre unnd guttem exempel het gedienet.

Unnd ob schon heyligen erheben vortzeytten were gut geweszen, szo ists doch itzt nymmer gut, gleich wie viel ander ding vortzeytten sein gut geweszen, und doch nw ergerlich und schedlich, als da sein feyrtag, kirchenschatz und zierden. Den es ist offenbar, das durch heyligen erhebung nit gottis ehre noch der Christen besserung, szondern gelt unnd rhum gesucht wirt, das einn kirch wil etwas beszonders fur der ander sein und haben, unnd yhr leyd were, das ein ander des gleychenn hette und yhr forteyl gemeyn were: szo gar hat man geystliche gutter zu miszprauch und gewinst zeytlicher gutter vorordenet in disser ergisten letztenn zeyt, das allis, was got selber ist, musz dem geytz dienen. Auch szo dienet solch forteyl nur zur zweyerey, secten und hoffart, das ein kirch der andern ungleich sich unternander vorachten und erheben, szo doch alle gotliche gutter, allen gemein unnd gleich, nur zur eynickeit dienen sollen, da hat der Bapst auch lust zu, dem leyd weere, das alle Christen gleych und eynis weerenn.

Hie horet her, das man abthun solt odder vorachten, odder yhe gemeyn machen aller kirchen freyheit, bullen, und was der Bapst vorkeufft zu Rom auff seynem schindleich. Den szo er Wittenberg, Halle, Venedig und zuvor seinem Rom vorkeufft odder gibt Indulta, priviley, ablas, gnade, forteyl, facultates, warumb gibt ersz nit allen kirchen in gemeyn? Ist er nit schuldig allen Christen zuthun umb sonst und gottis willen allis was ehr vormag, ja auch sein blut fur sie zuvorgissen, szo sag mir, warumb gibt er odder vorkeufft diser kirchen und der ander nit? oder musz das vorflucht gelt in seiner heylickeit augenn szo ein grosz unterscheyd machenn unter den Christenn, die[Rand: Eph. 4, 4 f.] alle gleich tauff, wort, glaub, Christum, got unnd alle ding haben? Wil man uns den aller ding mit sehenden augen blind machen und mit reyner vornunfft toricht machen, das wir solchen geytz, buberey und spiegel fechten sollen anbetten? Er ist ein hyrtte, ja wo du gelt hast, unnd nit weytter, und schemen sich dennoch nit solch buberey mit yhren bullen unsz hyn und her furen. Es ist yhn nur umb das vorflucht gelt zuthun, und sonst nichts mehr.

[449] Szo rad ich das, szo solch narn werck nit wirt abethan, das ein yglich frum Christen mensch sein augen auffthu, unnd lasz sich mit den Romischen bullen, siegel und der gleysserey nit yrrhen, bleyb daheymen in seiner kirchen, und lasz yhm sein tauff, Evangeli, glaub, Christum unnd got, der an allen ortten gleich ist, das beste sein, und den Bapst bleyben einen blinden furer der blindenn. Es kan dyr widder Engel noch Bapst szoviel geben, als dyr got in deyner pfar gibt, ja er vorfuret dich vonn den gotlichen gaben, die du umb sonst hast, auff seine gaben, die du keuffen must, und gibt dyr bley umbs golt, sell umbs fleisch, schnur umb den beutet, wachsz umbs honnig, wort umbs gut, buchstaben umb den geyst, wie du fur augen sihest, und wilts dennoch nit merckenn: soltu auff seinem pergamenn unnd wachs gen hymel farenn, szo wirt dir der wagenn gar bald zuprechen, und du in die helle fallen, nit in gottis namen. Lasz dirsz nur ein gewisz regel sein, was du vom Bapst keuffen must, das ist nit gut noch von got, dan was ausz got ist, das wirt nit allein umb sonst gebenn, sondern alle welt wirt drumb gestrafft und vordampt, das sie es nit hat wolt umb sonst auffnehmenn, als da ist das Evangeli und gotliche werck. Solch vorfurerey haben wir vordienet umb got, das wir sein heyligis wort der tauff gnade vorachtet haben, wie sanct Paulus[Rand: 2. Thess. 2, 11 ff.] sagt: Got wirt senden ein krefftige yrrung allen den, die die warheit nit haben auffgenommen zu yhrer selickeit, auff das sie glewben und folgen der lugen und bubereyen, wie sie wirdig sein.

Zum xxi. Es ist wol der grosten not eyne, das alle betteley abthan wurden in aller Christenheit, Es solt yhe niemand unter den Christen betteln gahn, es were auch ein leychte ordnung drob zumachen, wen wir den mut und ernst datzu theten, nemlich das ein yglich stad yhr arm leut vorsorgt, und keynen frembden betler zuliesse, sie hiessen wie sie wolten, es weren walbruder odder bettel orden. Es kund yhe ein yglich stadt die yhren erneren, unnd ob sie zu gering were, das man auff den umbligenden dorffen auch das volck vormanet datzu geben, mussen sie doch sonst soviel landlauffer und boser, buffen unter des bettelns namen erneren, szo kund man auch wissen, wilche warhafftig arm weren odder nit.

Szo muste da sein ein vorweszer odder vormund, der alle die armen kennet, und was yhn not were dem Rad odder pfarrer ansagt, odder wie das auffs beste mocht vorordnet werden. Es geschicht, meynis achten, auff keinem, handel soviel bubereyen und triegereyen, als auff dem bettel, die do alle leichtlich weren zuvortreyben. Auch szo geschicht dem gemeinen volck wehe durch szo sich gemeyn bettelnn. Ich habs ubirlegt, die funff odder sechs bettel orden kommen des jaris an einen ort, ein yglicher mehr dan sechs odder sieben malen, datzu [450] die gemeynen betteler, botschafften und wallebruder, das sich die rechnung funden hat, wie ein stad bey sechtzig mal ein jar geschetzt wirt, on was der weltlichen ubirkeit gepur, auff setz und schetzung geben wirt, und der Romische stuel mit seiner war raubet, und sie unnutzlich vortzehren, das myrsz der grosten gottis wunder einis ist, wie wir doch bleyben mugen und erneret werden.

Das aber etlich meynen, es wurden mit der weysze die armen nit wol vorsorgt, und nit szo grosse steynen heuszer unnd kloster gepawet, auch nit szo reychlich, das glaub ich fast wol, Ists doch auch nit not: wer arm wil sein, solt nit reich sein, wil er aber reich sein, so greiff er mit der hand an den pflug, und suchs yhm selbs ausz der erden. Es ist gnug, das zimlich die armen vorsorgt sein, da bey sie nit hungers sterben noch erfrieren, Es fugt sich nit, das einer aufs andern erbeit mussig gehe, reich sey und wol lebe bey einis andern ubel leben, wie itzt der vorkeret miszprauch gehet. dan sanct Paul sagt ›wer nit erbeytet, szol auch nit essenn‹. Es ist niemand vonn der[Rand: 2. Thess. 3, 10.] andernn gutter zulebenn vonn got vorordnet, denn allein denn predigenden unnd regierendenn priestern, wie sanct Paulus i. Corint. ix. umb yhrer geystlichenn[Rand: Cor. 9, 14.] erbeyt, wie auch Christus sagt zu den Aposteln ›Ein yglicher wircker[Rand: Luc. 10, 7.] ist wirdig seynis lonhs‹.

Zum xxij. Es ist auch zubesorgenn, das die viel Messen, szo auff stifft und kloster gestifft sein, nit allein wenig nutz sein, szondern grossen zorn gottis erwecken, Derhalbenn es nutzlich were, der selbenn nicht mehr stifften, sondern der gestifftenn viel abethun, seintemal man siht, wie sie nur als opffer unnd gutte werck gehalten werdenn, szo sie doch sacrament sein, gleich wie die tauff unnd husz, wilch nit fur anderen, szondern allein dem der sie empfehet nutz seinn. Aber nu ist es eingerissen, das Mesz fur lebendig und todten werden gehalten, unnd alle ding drauff gegrundt, darumb yhr auch szovil gestifft wirt, unnd ein solch weszenn drausz worden, wie wir sehen. Doch ditz ist villeicht noch zufrisch unnd ungehoret ding, szonderlich denen, die durch solcher Messen abgang sorgenn, es werd yhn yhr handwerg und narung nydergelegt, musz ich weytter davon zusagen sparen, bisz das widder auffkum [451] rechter vorstand, was unnd wo zu die Mesz gut sey. Es ist leyder nu viel Jar lang ein handwerck zeytlicher narung drausz worden, das ich hynfurt wolt radten, ehe ein hyrte odder sonst werckman, ehe ein priester odder munch werden, er wisse dan vorhyn wol, was meszhalten sey.

Ich rede aber hie mit nicht von den alten stifftenn unnd thumen, wilch on zweyffel darauff sein gestifft, das, die weyl nit ein yeglich kind vom Adel Erbs besitzer und regierer sein sol nach deutscher nation sitten, in den selben stifften mocht vorsorgt werden, und al da got frey dienen, studirn, und geleret leut werden unnd machen. Ich rede von den newen stifften, die nur auff gepet und meszhalten gestifft sein, durch wilcher exempel auch die alten mit gleychem gepet und Messen beschweeret werden, das die selben kein nutz sein odder gar wenig, wiewol es auch von gottis gnaden kompt, das sie zu letzt wie sie wirdig sein, kummen auff die hefen, das ist auff der Choral senger und orgel geschrey und faulle, kalte mesz, damit nur die zeytlichen gestifften zinsz erlanget unnd vortzehret werdenn. Ach solch ding solten Bapst, Bischoff, doctores besehen und beschreiben, so seynt sie, die es am meysten treyben, lassens ymmer eynher gahn, was nur gelt bringt, furet ymmer ein blind den ander, das macht der geytz unnd das geystlich recht.

Es must aber auch nit mehr sein, das einn person mehr den eine thumerey und pfreund hette, unnd sich messiges stands benugen liesse, das neben yhm auch ein ander etwas haben mocht, auff das abginge der enschuldigung, die do sagenn, Sie mussen zu yhres redlichen stands erhaltung mehr den eine haben, man mocht redlichenn stand szo grosz messen, es wer ein gantz land nit gnug zu seyner enthaltung, szo leufft der geytz und heymliche misztraw zu got gar sicher daneben her, das es offt wirt fur nodt des redlichenn stands antzogen, das lautter geytz und misztraw ist.

Zum xxiij. Die bruderschafften, item ablas, ablas brieff, butter brieff, meszbrieff, dispensation unnd was des dings gleich ist, nur allis erseufft unnd umbbracht, da ist nichts guttis: kan der Bapst dispensiern mit dyr in putter essenn, Mesz horen etc. szo sol ersz dem pfarrer auch lassen kunden, dem ersz nit macht hat zunehmen. Ich rede auch von den bruderschafften, darynnen man ablasz, Mesz unnd gutte werck auszteyllet. Lieber du hast in der tauff ein bruderschafft mit Christo, allen engeln, heyligen und Christen auff erden angefangen, halt die selben unnd thu yhr gnug, szo hastu gnug bruderschafftenn, lasz die andern gleyssen wie sie wollenn, szo sein sie gleich wie die zal pfennig gegen die gulden. Wo aber ein solche were, die gelt zusammen gebe, arme leut zuspeyszen oder sonst yemand zuhelffen, die were gut [452] unnd het yhr ablas und vordinst ym hymel. Aber itzt seinn es Collation unnd seufferey drausz wordenn.

Zuvor solt man furjagen ausz deutschen landenn die bepstlichen botschafften mit yhren faculteten, die sie uns umb grosz gelt vorkauffen, das doch lautter buberey ist, alszo da sein, das sie gelt nehmen und machen unrecht gut recht, loszenn auff die eyde, gelubd unnd bundt, zureyssen damit und lernen zureyssen trew unnd glaub, unterenander zugesagt, sprechen, der bapst habs gewalt. Das heysset sie der bosze geyst reden, und vorkeuffen uns so teufflische lere, nehmen gelt drumb, das sie uns sunden leren und zur helle furen.

Wen kein ander boszer tuck were, der do beweret, das der Bapst der recht Endchrist sey, szo weere eben diszes stuck gnugsam, das zu beweren. Horestu es, bapst, nit der allerheyligst, szondernn der aller sundigst, das got deynen stuel vom hymel auffs schirest zurstore und in abgrund der hell senck, wer hat dir gewalt gebenn, dich zurheben ubir deynen got, das zuprechen und loszen, das er gepotten hat, und die Christen, szonderlich deutsche Nation, die von edler natur, bestendig unnd trew in allen historien gelobt sein, zuleren, unbestendig, meyneydig, vorrether, boszbicht, trewlosz seinn? Got hat gebottenn, man sol eyd und trew halten auch denn feynden, und du unterwindist dich solchs gepot zuloszen, setztst in deynen ketzrischen, endchristischen decretalen, du habst sein macht, unnd leugt durch dein hals und fedder der bosz Satan, als er noch nie gelogen hat, zwingst unnd dringst die schrifft nach deinem mutwillen. Ach Christe, mein her, sich erhab, lasz her brechenn deinen jungsten tag, und zurstore des teuffels nehst zu Rom: hie sitzt der[Rand: 2. Thess. 2, 3 f.] mensch, davon Paulus gesagt hat, der sich sal ubir dich erheben und in deyner kirchen sitzen, sich stellen als einenn got, der mensch der funden und sun der vordamnisz. was ist bepstlich gewalt anders den nur sund und boszheit leren und mehren, nur seelen zur vordampnisz furen unter deinem namen und scheyn?

Die kinder von Israel musten vortzeytten haltenn den eyd, den sie den[Rand: Jos. 9, 19 f.] Gabaoniten, yhren feynden, unbewust und betrogen than hetten. Und der kunig Zedechias must jemerlich mit allem volck vorloren werden, drumb das[Rand: 2. Kön. 24, 20.25, 4 ff.] er dem kunig zu Babylonienn seinen eyd brach. Unnd bey uns vor hundert Jaren der seyne kunig zu Polen und Ungern Vladislaus leyder mit szo viel [453] feynis volcks erschlagen wart vom Turcken, darumb das durch Bepstliche botschafft und Cardinal er sich liesz vorfuren, und den seligen, nutzlichen vortrag unnd eyd, mit dem Turcken gemacht, zureysz. Der frum keyszer Sigmund het kein gluck mehr nach dem Concilio Constantiensi, darinnen er brechen liesz die buffen das geleyd, szo Johanni Husz und Hieronymo geben war, und ist aller jamer zwischen Behmen unnd uns darausz erfolget. Und zu unsern zeytten, hilff got, was Christlichs bluts ist vorgossen ubir dem eyd und pund, den der Bapst Julius zwischen dem keyszer Maximilian und kunig Ludwig von Franckreich macht unnd wider zureisz! Wie mocht ichs als ertzelen, was die bepst haben jamer angericht mit solcher teufflischen vormessenheit, eyd und gelubd zwischen grossen hern zureyssen, darausz sie als ein schympff machen und gelt datzu nehmen. Ich hoff, der jungst tag sey fur der thur, es kann unnd mag yhe nit erger werdenn, den es der Romische stuel treybt. Gottis gepot druckt er unter, seinn gepot erhebt er druber: ist das nit der Endchrist, szo sag einn ander, wer er sein muge. Doch davon ein ander mal mehr und besser.

Zum xxiiij. Es ist hoh zeyt, das wir auch einn mal ernstlich und mit warheyt der Behemen sach furnehmen, sie mit uns und uns mit yhnen zuvoreynigen, das ein mal auffhoren die grewlichenn lesterung, hasz und neyd auff beyder seytten. Ich wil meyner torheyt nach der erste mein gutduncken furlegen, mit vorbehalt eynsz yglichen bessers vorstand.

Zum ersten mussenn wir warlich die warheit bekennen, und unser rechtfertigen lassen, den Behemen etwas zugebenn, nemlich das Johannes Husz unnd Hieronymus von Prag zu Costnitz wider Bepstlich, Christlich, Keyszerlich geleyd unnd eyd sein vorprand, damit widder gottis gepot geschehen, und die Behemen hoch zu bitterkeyt vorursacht sein, unnd wie wol sie solten volkommen gewesen sein, solch schwere unrecht und gottis ungehorsam von den unszern gelitten haben, szo sein sie doch nit schuldig geweszen, solchs zubillichen und als recht gethan bekennen. Ja sie solten nach heutigs tags drob lassenn leyb unnd leben, ehe sie bekennen solten, das recht sey, keyszerlich, bepstlich, Christlich geleyd brechen, trewlosz dawidder handeln. Darumb wie wol es der Behemen ungedult ist, szo ists doch mehr des Bapsts und der seinen schult, all der jamer, all der yrtumb und seelen vorterben, das seynt dem selben Concilio erfolget ist.

Ich wil hie Johannis Husz artickel nit richten, noch sein yrtumb vorfechtenn, wie wol mein vorstand noch nichts yrrigis bey yhm fundenn hat, unnd ichs mag frolich glauben, das die nichts guttis gericht, noch redlich vordampt haben, die durch yhren trewloszenn handel Christlich geleyd und [454] gottis gebot ubirtretten, on zweyffel mehr vom boszen geyst, den vom heyligen geyst besessen geweszen seinn. Es wirt niemand drann zweyffeln, das der heylig geist nit widder gottis gepot handelt, szo ist niemandt szo unwyssendt, das geleyd und trew brechen sey wider gottis gepot, ob sie gleich dem teuffel selbs, schweyg einem ketzer were zugesagt, szo ist auch offinbar, das Johanni Husz und den Behemen solch geleyd ist zugesagt und nit gehalten, sondern daruber er vorprennet. Ich wil auch Johannem Husz keynen heyligen noch Marterer machen, wie etlich Behemen thun, ob ich gleich bekenne, das yhm unrecht geschehen, und sein buch und lere unrecht vordampt ist, dan gottis gericht sein heymlich unnd erschrecklich, die niemant dan er selb allein offinbarn und auszdruckenn sol. Das wil ich nur sagenn, er sey ein ketzer, wie bosz er ymer mocht sein, szo hat man yhn mit unrecht und widder got vorprennet, und sol die Behemen nit dringenn solchs zubillichenn, odder wir kummen sonst nymmer mehr zur eynickeit. Es musz unns die offentliche warheit eynis machenn, unnd nit die eygensynnickeit. Es hilfft nit, das sie zu der zeyt haben furgewendet, das eynem ketzer seh nit zuhaltenn das geleyd: das ist eben szo viel gesagt, man sol gottis gepot nit haltenn, auff das man gottis gepot halte. Es hat sie der teuffel toll unnd toricht gemacht, das sie nit haben gesehenn was sie geredt odder gethan haben. Geleyd halten hat got gepoten: das solt man haltenn, ob gleich die welt solt untergehen, schweyg dan ein ketzer losz werden, szo solt man die ketzer mit schrifften, nit mit fewr ubirwinden, wie die alten vetter than habenn. Wen es kunst were, mit fewr ketzer ubirwindenn, szo weren die hencker die geleretisten doctores auff erdenn, durfftenn wir auch nit mehr studierenn, szondern wilcher den andern mit gewalt ubirwund, mocht yhn vorprennenn.

Zum andern, das Keyszer und Fursten hynein schickten etlich frum vorstendig Bischoff und geleretenn, bey leyb keinenn Cardinal noch bepstlich botschafft, noch ketzermeyster, den das volck ist mehr dan zuviel ungeleret in Christlichen sachen, und suchen auch nit der seelen heyl, szondern, wie des Bapsts heuchler alle thun, yhr eygen gewalt, nutz unnd ehre. Sie sein auch die heubter geweszen diszes jamers zu Costnitz. Das die selben geschickten solten erkunden bey den Behemen, wie es umb yhren glauben stund, ob es muglich were, alle yhr secten in eine zubringen. Hie sol sich der Bapst umb der seelen willen ein zeyt lang seiner ubirkeit euszern, und nach dem statut des allerchristlichsten Concili Niceni den Behemen zulassen, einen Ertzbischoff zu Prag ausz yhnen selbs zurwelen, wilchen bestetige der Bischoff zu Olmutz in Mehren, odder der Bischoff zu Gran in Ungern, odder der Bischoff vonn Gnezen in Polen, oder der Bischoff zu Magdeburg in deutschenn. Ist gnug, wen er von diszen, einen odder zween, bestetiget wirt, wie zu den zeytten sanct Cypriani geschach, und der bapst hat solchs keinis zuwerenn: weeret er [455] es aber, szo thut er als ein wolff unnd tyran, und sol yhm niemant folgen und seinen bannen mit einem widder bannen zuruck treyben.

Doch ob man sanct Peters stuel zu ehren wil solchs thun mit wissen des bapsts, lasz ich geschehen, szo ferne, das die Behemen nit einen heller drumb geben, und sie der bapst nit ein harbreit vorpflichte, unterwerff mit eyden unnd vorpundnisz seiner tyranneyen, wie er andern allen bischoffen widder got und recht thut: wil er nit lassen yhm genugen an der ehre, das sein gewissenn drumb gefragt wirt, szo lasz man yhn mit seinen eyden, rechten, gesetzen und tyranneyen ein gut Jar haben, und lasz gnug sein an der erwelung, und das blut aller seelen, szo in ferlickeit bleyben, ubir seinen halsz schreyen, dan niemant sol unrecht bewilligen, und ist gnug der tyranney die ehre erboten. wen es yhe nit anders mag sein, kan noch wol des gemeynen volcks erwelung und bewilligung einer tyrannischen bestettigung gleich gelten, doch hoff ich, es sol nit not haben. Es werden yhe zu letz etlich Romer odder frum bischoff und gelereten bepstlich tyranney mercken und weeren.

Ich wil auch nit radtenn, das man sie zwing, beyder gestalt des sacraments abtzuthun, die weyl dasselb nit unchristlich noch ketzerisch ist, szondern sie lassenn bleyben, wo sie wollenn, in der selben weysze, doch das der new bischoff drob sey, das nit uneynickeit umb solcher weysze sich erhebe, sondern sie gutlich unterweisz, das keinis nit yrtumb sey, gleich wie nit zwitracht machen sol, das die priester ander weyt sich kleyden unnd perden, den die leyenn. Desselben gleichenn, ob sie nit wolten Romische geistliche gesetz auffnehmen, sol man sie auch nit dringen, szondern zum ersten warnehmen, das sie ym glauben und gotlicher schrifft recht wandeln, den Christenlicher glaub unnd stand mag wol bestan on des Bapsts untreglichenn gesetzenn, ja er mag nit wol bestann, es sey den der Romischenn gesetz weniger odder keine. Wir seinn in der tauff frey wordenn, unnd allein gotlichenn wortten unterthann, warumb sol uns einn mensch in seine wort gefangenn nehmenn? wie sanct Paulus[Rand: 1. Cor. 7, 23. / Gal. 5, 1.] sagt ›Ir seyt frey wordenn, werdet yhe nit knecht der menschenn‹, das ist der, die mit menschen gesetzen regieren.

Wen ich wuste, das die Pighartten keinen yrtumb hetten ym sacrament des Altaris, den das sie gleubten, es sey warhafftig brot unnd wein naturlich da, doch drunder warhafftig fleysch und blut Christi, wolt ich sie nit vorwerffen, szondern unter den Bischoff zu Prage lassen kummen: den es ist nit ein artickel des glaubens, das brot und wein nicht weszenlich und naturlich sey ym sacrament, wilchs ein wahn ist sancti Thome unnd des Bapsts, sondern das ist ein artickel des glaubens, das in dem naturlichen brot und weyn warhafftig naturlich fleisch und blut Christi sey, so solt man dulden beyder [456] seytten wahn, bisz das sie eynis wurdenn, dieweyl kein ferlickeit dran ligt, du gleubst, das brot da sey odder nit. Den wir mussen vielerley weysze und orden leyden, die on schaden des glaubens sein. Wo sie aber anders gleubten, wolt ich sie lieber draussen wissen, doch sie unterweyszen die warheit.

Was mehr yrthum und zwispaltickeit in Behemen erfunden wurd, solt man dulden, bisz der Ertzbischoff widder eingesessen, mit der zeyt den hauffen widder zusamenn brecht in ein eintrechtige lere. Es wil furwar nit mit gewalt, noch mit trotzenn, noch mit eylen widder vorsamlet werden. Es musz weylle und sanfftmutickeit hie seinn, Muste doch Christus szo lang mit seynen jungern umbgahn, und yhren unglauben tragenn, bisz sie gleubtenn seiner ufferstentnisz. Were nur widder ein ordenlicher Bischoff und regiment drynnen on Romisch tyranneyen, ich hofft, es solt schier besser werden.

Die zeytlichen gutter, die der kirchenn geweszen sein, solten nit auffs strengist widder foddert werden, szondern die weyl wir Christen sein und ein yglicher dem andern schuldig ist zuhelffen, haben wir wol die macht, umb eynickeit willenn, yhnen die selben zugeben unnd lassen fur got unnd der welt. Dan Christus sagt ›wo zween miteynander eynis sein auff erden, da bin ich[Rand: Matth. 18, 20.] in yhrem mittel‹. Wolt got, wir theten auff beyden seytten datzu, unnd mit bruderlicher demut einer dem andern die hand reychet, und nit auff unser gewalt odder recht uns sterckten! die lieb ist mehr unnd nottiger, den das Bapstum zu Rom, wilchs on lieb und lieb on Bapstum sein mag. Ich wil hie mit das meyne datzu than haben: hyndert es der Bapst odder die seinen, sie werden rechenschafft drumb geben, das sie wider die lieb gottis mehr das yhr, den yhrs nehsten gesucht haben. Es solt der Bapst sein Bapstum, alle sein gut und ehre vorliren, wo er ein seel damit mocht erredten, Nu liesz er ehe die welt untergahn, ehe er ein harbreyt seiner vormessenen gewalt liesz abbrechen, und wil dennoch der heyligst sein. Hie mit bin ich entschuldigt.

Zum xxv. Die universiteten dorfften auch wol eyner gutten starken reformation. Ich musz es sagenn, es vordriesz wen es wil. Ist doch allis, was das bapstum hat eingesetzt und ordiniert, nur gericht auff sund und yrthum zumehrenn. Was sein die Universiteten, wo sie nit anders, dan biszher, vorordnet, den, wie das buch Machabeorum sagt, Gymnasia Epheborum et[Rand: 2. Macc. 4, 9.12.] Grece glorie, darynnen ein frey leben gefuret, wenig der heyligen schrifft und Christlicher glaub geleret wirt, und allein der blind heydnischer meyster Aristoteles regiert, auch weytter den Christus? Hie were nu mein rad, das die bucher Aristoteles, Phisicorum, Metaphysice, de Anima, Ethicorum, wilchs biszher die besten gehalten, gantz wurden abthan mit allen andern, die von naturlichen dingen sich rumen, so doch nichts drynnen mag geleret werden, widder von naturlichen noch geistlichen dingen, datzu seine meynung niemant [457] biszher vorstanden, und mit unnutzer erbeit, studiern und kost szoviel edler zeyt und seelen umb sonst beladen geweszen sein. Ich darffs sagen, das ein topffer mehr kunst hat von naturlichen dingen, den in denen bucher geschrieben stet. Es thut mir wehe in meinem hertzen, das der vordampter, hochmutiger, schalckhafftiger heide mit seinen falschen worten soviel der besten Christen vorfuret und narret hat: got hat uns also mit yhm plagt umb unser sund willen. Leret doch der elend mensch in seinem besten buch, de Anima, das die seel sterblich sey mit dem Corper, wie wol viel mit vorgebenen wortten yhn haben wolt erredten, als hetten wir nit die heyligen schrifft, darinnen wir ubirreichlich von allen dingen geleret werden, der Aristoteles nit ein kleynsten geruch yhe empfunden hat, dennoch hat der todte heyde ubirwunden, und des lebendingen gottis bucher vorhyndert unnd fast untertruckt, das, wen ich solchen jamer bedenck, nit anders achtenn mag, der bosze geist hab das studiern hereyn bracht. Desselben gleichen, das buch Ethicorum, erger den kein buch, stracks der gnaden gottis und Christlichen tugenden entgegen ist, das doch auch der bestenn einis wirt gerechnet. O nur weyt mit solchen buchern von allen Christen! Darff mir niemant aufflegen, ich rede zuviel, odder vorwirff das ich nit wisse. Lieber freund, ich weysz wol was ich rede. Aristoteles ist mir so wol bekant, als dir und deynis gleychen, ich hab yhn auch geleszen unnd gehoret mit mehrem vorstand, dan sanct Thomas odder Scotus, des ich mich on hoffart rumen, und wo es nodt ist, wol beweyszen kan. Ich acht nit, das szoviel hundert jar lang szoviel hoher vorstand drynnen sich erbeyttet haben. Solch einreden fechtenn mich nymmer an, wie sie wol etwan than haben, seintemal es am tag ist, das wol mehr yrtumb mehr hundert jar in der welt und universiteten blieben sein.

Das mocht ich gerne leyden, das Aristoteles bucher von der Logica, Rhetorica, Poetica behalten, odder sie in ein andere kurtz form bracht nutzlich geleszen wurden, junge leut zuuben, wol reden und predigen, aber die Comment und secten musten abethan, unnd gleich wie Ciceronis Rhetorica on comment und secten, szo auch Aristoteles logica einformig, on solch grosz comment geleszen werden. Aber itzt leret man widder reden noch predigen drausz, und ist gantz ein disputation und muderey drausz worden. Daneben het man nu die sprachen latinisch, kriechsch und hebreisch, die mathematice disciplinen, historien, wilchs ich befilh vorstendigern, und sich selb wol geben wurd, szo man mit ernst nach einer reformation trachtet, und furwar viel dran gelegen ist, dan hie sol die christlich jugent und unszer edlist volck, darinnen die Christenheit bleybt, geleret und bereitet werden. Darumb ichs acht, das kein bepstlicher noch keyszerlicher werck mocht geschehenn, dan gutte reformation der universitetenn, widderumb kein teufflischer, erger wesen, den unreformierte universiteten.

[458] Die Ertzte lasz ich yhr faculteten reformieren, die Juristen und Theologen nym ich fur mich, und sag zum ersten, das es gut were, das geistlich recht von dem ersten buchstaben bisz an den letzten wurd zugrund auszgetilget, sonderlich die Decretalen: es ist uns ubrig gnug in der Biblien geschrieben, wie wir uns in allen dingen halten sollen, so hyndert solchs studiern nur die heyligen schrifft, auch das mehrer teil eittel geitz und hoffart schmeckt, und ob schon viel guttis drynnen weere, solt es dennoch billich untergehen, darumb das der Bapst alle geistlich recht in seynis hertzen kasten gefangen hat, das hynfurt eytel unnutz studiern unnd betrug drynnen ist. Heut ist geystlich recht nit das in denn buchern, szondern was in des bapsts und seiner schmeychler mutwil stet. Hastu eine sach, ym geistlichen recht grundet auffs aller best, szo hat der Bapst druber Scrinium pectoris, darnach musz sich lencken alles recht unnd die gantze welt. Nu regieret dasselb scrinium vielmal ein bube und der teuffel selb, und lessit sich preyssen, der heylig geist regier es: szo gaht man umb mit dem armenn volck Christi, setzt yhm viel recht und helt keynis, zwingt ander zuhalten odder mit gelt zuloszen.

Die weyl den der Bapst und die seinen selbst das gantz geystlich recht auffgehaben, nit achten unnd sich nur noch yhrem eygen mutwil halten ubir alle welt, sollen wir yhn folgen und die bucher auch vorwerffenn: warumb solten wir vorgebens drynnen studieren? szo kunden wir auch nymmer mehr des Bapst mutwil, wilchs nu geystlich recht worden ist, auszlernen. Ey so fall es gar dahyn in gottis namen, das ynsz teuffels namen sich erhaben hat, und sey kein doctor Decretorum mehr auff erden, szondern allein doctores scrinii papalis, das sein des bapsts heuchler. Man sagt, das kein feyner weltlich regiment yrgend sey, dan bey dem Turcken, der doch wider geystlich noch weltlich recht hat, szondern allein seinen Alkoran, szo mussen wir bekennen, das nit schendlicher regiment ist, dann bey unns durch geystlich und weltlich recht, das kein stand mehr gaht naturlicher vornunfft, schweyg der heyligen schrifft gemesz.

Das weltlich recht, hilff got, wie ist das auch einn wildnisz wordenn! wie wol es viel besser, kunstlicher, redlicher ist, den das geystlich, an wilchem ubir dem namen nichts guttis ist, szo ist sein doch auch viel zuviel worden. Furwar, vornunfftige regenten neben der heyligen schrifft werenn ubrig recht gnug, wie sanct Pauel i. Corint. vi. sagt ›Ist niemand unter euch, der do[Rand: 1. Cor. 6, 1.] mug seinis nehsten sach richten, das yhr fur heydnischen gerichtenn musset haddern?‹ Es dunckt mich gleich, das landrecht und land sitten den keyszerlichen gemeynen rechten werden furgetzogen, und die keyszerlichen nur zur not braucht. und wolt got, das, wie ein yglich land seine eygen art und gaben hat, alszo auch mit eygenenn kurtzen rechten geregiert wurden, wie sie [459] sein geweszen, ehe solch recht sein erfunden, und noch on sie viel land regirt werden! Die weytleufftigen und fern gesuchten recht sein nur beschwerung der leut, und mehr hyndernisz den forderung der sachen. Doch, ich hoff es sey dise sach schon von andern basz bedacht und angesehen, dan ichs mag anbringen.

Meine lieben Theologen haben sich ausz der muhe und erbeit gesetzt lassen die Biblien wol rugen unnd leszen sententias. Ich meynet, die sententie solten der anfang sein der jungen Theologen, und die Biblia den doctoribus bleyben, szo ists umbkeret, die Biblien ist das erst, die feret mit dem Baccalariat dahin, und sententie sein das letzt, die bleyben mit dem doctorat ewiglich, datzu mit solcher heiliger pflicht, das die Biblien mag wol leszen der nit priester ist, aber sententias musz ein priester leszen, und kund wol ein ehlich man doctor sein in der Biblien, als ich sehe, aber gar nit in sentenciis. Was solt uns gluck widderfaren, wen wir szo vorkeret handeln, und die biblien, das heylig gotis wort, szo enhyndern setzen? Datzu der bapst gepeut mit vielen gestrengen wortten, seine gesetz in den schulen und gerichten zuleszen und prauchen, aber des Evangelii wirt wenig gedacht: also thut man auch, das das Evangelium in schulen unnd gerichtenn wol mussig unter der banck ym stawb ligt, auff das des Bapsts schedliche gesetz nur allein regieren mugen.

Szo wir den haben den namen und titel, das wir lerer der heyligen schrifft heyssenn, solten wir warlich gezwungen sein dem namen nach, die heyligen schrifft und kein andere leren, wie wol auch der hochmutige, auffgeblaszner titel zuviel ist, das ein mensch sol sich rumen unnd kronen lassen ein lerer der heyligen schrifft, doch were es zu dulden, wen das werck den namen bestetiget. Nu aber, szo sententias allein hirschen, findt man mehr heydnische und menschliche dunckel, den heylige, gewisse lere der schrifft in den Theologen. wie wollen wir yhm nu thun? ich weysz hie keinen andern radt, den ein demuttig gepet zu got, das uns der selb Doctores Theologie gebe: Doctores der kunst, der Ertzney, der Rechten, der Sententias mugen der bapst, Keyszer und Universiteten machen, aber sey nur gewisz, eynen Doctorn der heyligenn schrifft wirt dir niemandt machenn, denn allein der heylig geyst vom hymel,[Rand: Joh. 6, 45.] wie Christus sagt Johan. vi. ›Sie mussen alle von got selber geleret sein‹. Nu fragt der heylig geyst nit nach rodt, brawn parrethen, odder was des prangen ist, auch nit, ob einer jung odder alt, ley odder pfaff, munch odder[Rand: 4. Mos. 22, 28.] weltlich, Junpfraw odder ehlich sey, Ja ehr redt vortzeitten durch ein Eselyn widder den Propheten, der drauff reyt. Wolt got, wir weren sein wirdig, das uns solch doctores geben wurden, sie weren ja leyen oder priester, ehlich oder junpfrawen! wie wol man nu den heyligen geyst zwingen wil in den bapst, bischoff und doctores, szo doch kein zeychen noch schein ist, das er bey yhnen sey.

[460] Die Theologische bucher must man auch wenigern und erleszen die besten, dan viel bucher machen nit geleret, vil leszen auch nit, szondern gut ding unnd offt leszenn, wie wenig sein ist, das macht geleret in der schrifft und frum datzu, Ja es solten aller heyligen vetter schrifft nur ein zeyt lang werden geleszenn, da durch in die schrifft kummen, szo leszen wir sie nur, das wir darinnen bleyben und nymmer in die schrifft kummen, damit wir gleich denen seyn, die die wege zeychenn ansehen, unnd wandeln denn weg dennoch nymmer. Die liebenn vetter haben uns wollen in die schrifft furen mit yhrem schreyben, szo furen wir uns damit erausz, szo doch allein die schrifft unszer weyngart in ist, darynnen wir all solten uns uben und erbeyttenn.

Fur allen dingenn solt in den hohen unnd nydern schulen die furnehmst und gemeynist lection sein die heylig schrifft, unnd den jungen knaben das Evangely, Und wolt got, ein yglich stadt het auch ein maydschulen, darynnen des tags die meydlin ein stund das Evangelium horetenn, es were zu deutsch odder latinisch! Furwar die schulen, man unnd frawen Closter, sein vortzeytten drauff angefangen, gar ausz loblicher, Christlicher meynung, wie wir leszenn von sanct Agnes unnd mehr heyligenn, da wurdenn heylige Junpfrawen unnd marterer unnd stund gantz wol in der Christenheit. Aber nu ist nit mehr, dan betten und singen drausz wordenn. Solt nit billich ein yglich Christen mensch bey seinen newn odder zehen jaren wissen das gantz heylig Evangelium, da sein namen und leben ynnenn stet? Leret doch eine spynnerin unnd netterynne yhr tochter dasselb handwerck in jungen jaren. Aber nu wissen das Evangelium auch die grossen gelereten, prelaten und bischoff selbs nit.

O wie ungleich faren wir mit dem armen jungenn hauffen, der uns befohlen ist, zu regiern und unterweyszen, und schwere rechnung dafur musz geben werden, das wir yhn das wort gottis nit furlegenn, geschicht yhnen, wie Hieremias sagt Tren. ij. Mein augen sein vor meynen mud worden, mein[Rand: Klagel. 2, 11 f.] eyngeweyd ist erschrocken, mein leber ist auszgeschut auff die erden umb des vorterbens willenn der tochter meynis volcks, da die jungen und kindlin vortorben auff allen gassen der gantzen stadt, sie sprochen zu yhren muttern ›wo ist brot und wein?‹ und vorschmachten als die vorwunten auff der strassen der stadt, und gaben den geyst auff ym schosz yhrer mutter. Diesen elenden jamer sehen wir nit, wie itzt auch das jung volck mitten in der Christenheit vorschmacht und erbermlich vortirbt gebrechens halben des Evangelii, das man mit yhnen ymmer treybenn und uben solt.

Wir solten auch, wo die hohen schulen fleyssig weren in der heyligen schrifft, nit dahyn schicken yderman, wie itzt geschicht, da man nur fragt nach der menige, unnd ein yder wil einen doctor haben, szondern allein die allergeschicktisten, in den kleynen schulen vor wol ertzogen, daruber ein furst oder [461] radt einer stadt solt acht haben, unnd nit zulassen zusenden, dan wol geschickte wo aber die heylige schrifft nit regieret, da rad ich furwar niemand, das er sein kind hyn thue. Es musz vorterbenn allis, was nit gottis wort on unterlasz treybt: drumb sehen wir auch, was fur volck wirt unnd ist in den hohen schulen, ist niemand schuld, den des bapsts, bischoff und prelaten, den solch des jungen volcks nutz befohlen ist. Dan die hohen schulen solten ertzihen eytel hochvorstendige leut in der schrifft, die do mochten Bischoff unnd pfarrer werden, an der spitzen stehen widder die ketzer unnd teuffel und aller welt. Aber wo findt man das? Ich hab grosz sorg, die hohen schulen sein grosse pfortten der hellen, szo sie nit emsziglich die heylig schrifft uben und treyben ynsz junge volck.

Zum xxvi. Ich weysz wol, das der Romische hauffe wirt furwenden unnd hoch auffblaszenn, wie der Bapst habe das heylige Romische reich von dem kriechschen keyszer genummen, unnd an die Deutschenn bracht, fur wilch ehre und wolthat er billich unterthenickeit, danck und alles gut an den Deutschen vordienet und erlanget haben sol. Derhalben sie villeicht allerley furnehmen, sie zureformieren, sich unterwindenn werden, in den wind zuschlahen und nichts lassen ansehen, dan solchs Romischs reychs begabungen. Ausz dieszem grund haben sie biszher manchen theuren keyszer szo mutwillig und ubirmutig vorfolget und vordruckt, das jamer ist zusagen, und mit der selben behendickeit sich selb zu ubirhern gemacht aller weltlicher gewalt und ubirkeit widder das heylig Evangely, darumb ich auch davon reden musz.

Es ist on zweyffel, das das recht Romisch reych, davon die schrifft der[Rand: 4. Mos. 24, 17 ff. / Dan. 2, 44. / 4. Mos. 24, 24] propheten Numeri xxiiij. und Daniel vorkundet haben, lengist vorstoret und ein end hat, wie Balaam Numeri xxiiij. klar vorkundigt hat, da er sprach ›Es werden die Romer kummen und die Juden vorstoren, und darnach werden sie auch unter gehen‹, und das ist geschehen durch die Gettas, Sonderlich aber, das des Turcken reich ist angangen bey tausent jaren, und ist also mit der zeit abegefallen Asia und Affrica, darnach Francia, Hispania, zuletzt Venedig auff kummen, und nichts mehr zu Rom blieben von der vorigen gewalt.

Da nu der Bapst die Kriechen unnd den keyszer zu Constantinopel, der erblich Romischer keyszer war, nit mocht nach seinem mutwillen zwingen, hat er ein solchs fundlin erdacht, yhn desselben reychs und namens berauben, und den Deutschen, die zu der zeyt streytbar und guttis geschrey reich waren, zuwenden, damit sie des Romischen reychs gewalt unter sich brechten, und von [462] yhren henden zulehen gienge. And ist auch alszo geschehen: dem keyszer zu Constantinopel ists genummen, und uns Deutschen der nam und titel desselben zugeschrieben, sein damit des Bapsts knecht wurden, und ist nu ein ander Romisch reich, das der bapst hat auff die Deutschen bawet, den jhenes, das erst ist langis, wie gesagt, untergangen.

Alszo hat nu der Romisch stuel seinen mutwillen, Rom eingenummen, den deutschen keyszer erausz trieben, und mit eyden vorpflicht, nit ynnen zu Rom zuwonen. Sal Romischer keyszer sein, und dennoch Rom nit ynnen haben, dartzu alletzeit ynsz bapsts und der seinen mutwillen hangen und weben, das wir den namen haben, und sie das land und stedt, den sie altzeit unszer eynfeltickeit miszpraucht haben zu yhrem ubirmut und tyranney, und heyssen uns tolle Deutschen, die sich effen und narren lassen wie sie wollen.

Nu wolan, got dem hern ists ein klein ding, reych und furstenthum hyn und her werffen, Er ist szo mild der selben, das er zuweylen einem boszen buffen ein kunigreich gibt und nympts einem frumen, zu weylen durch vorreterey boser, untrewer menschen, zuweylen durch erben, wie wir das leszen in dem kunigreich Persen lands, Kriechen und fast allen reychen, und Daniel ij.[Rand: Dan. 2, 21. / 4, 14.] und iiij. sagt ›Er wonet ym hymel, der ubir alle ding hirschet, und er allein ist, der die kunigreich vorsetzt, hyn und her wirfft und macht‹. Darumb wie niemant kan das fur grosz achten, das yhm ein reich wirt zuteyllet, szonderlich szo er ein Christen ist, so mugen wir Deutschen auch nit hoch faren, das uns ein new Romisch reich ist zugewendet, den es ist fur seinen augen ein schlechte gabe, die er den aller untuchtigsten das mehrmal gibt, wie Daniel iiij. sagt[Rand: Dan. 4, 32.] ›Alle, die auff erden wonen, seynd fur seinen augen als das nichts ist, und er hat gewalt in allen reychen der menschen, sie zugeben wilchem er wil.‹

Wie wol nu der Bapst mit gewalt und unrecht das Romisch reych odder des Romischen reychs namen hat dem rechten keyszer geraubet unnd uns Deutschenn zugewendet, szo ists doch gewisz, das got die Bapsts boszheit hyrynnenn hat gepraucht, deutscher Nation ein solch reich zugeben, und noch fall des ersten Romischen reychs ein anders, das itzt steht, aufftzurichten. Und wie wol wir der Bepste boszheit hyrynnen nit ursach geben, noch yhre falsch gesuch und meynung vorstandenn, haben wir doch durch Bepstische tucke und schalckeyt mit untzehlichem blut vorgissenn, mit unterdruckung unszer freyheit, mit zusatz und raub aller unszer gutter, szonderlich der kirchen und pfreunden, mit duldenn unseglicher triegerey unnd schmach solch reych leyder altzu thewr betzalet. Wir haben des reychs namenn, aber der Bapst hat unszer gut, ehre, leyb, leben, seele und allis, was wir haben. szo sol man die Deutschen teuschen, unnd mit teuschen teuschenn: das haben die Bepst gesucht, das sie gerne keyszer weren gewest, und do sie das nit haben mocht schickenn, haben sie sich doch uber die keyszer gesetzt.

[463] Die weyl den durch gottis geschick und boszer menschen gesuch, on unszer schult, das reych uns geben ist, wil ich nit raten, dasselb faren zulassen, szondern in gotis forcht, szo lang es yhm gefelt, redlich regiernn. Den, wie gesagt, es ligt yhm nichts dran, wo einn reych her kumpt, ehr wils dennoch regiert habenn. Habens die Bepst unredlich andern genummen, szo habenn wirsz doch nit unredlich gewunnenn. Es ist uns durch boszwillige menschen ausz gottis willen gebenn, den selben wir mehr ansehenn, den der Bepste falsche meynung, die sie darynnen gehabt, selbs keyszer und mehr den keyszer zu seyn, und uns nur mit dem namen effen und spottenn. Der kunig zu Babylonien hatte sein reych auch mit rauben unnd gewalt genummenn, dennoch wolte got[Rand: Dan. 2, 48. f.] dasselb geregiret haben durch die heyligen fursten Daniel, Anania, Asaria, Misael: viel mehr wil er von den Christen deutschen furstenn diszes reych geregirt habenn, es habs der Bapst gestolen odder geraubt, odder vonn news an gemacht. Es ist alles gottis ordnung, wilch ehe ist geschehen, den wir drumb habenn gewist.

Derhalben mag sich der Bapst und die seynen nit rumen, das sie deutscher Nation haben grosz gut than mit vorleyhen diszes Romischen reyches: Zum erstenn darumb, das sie nichts gutis uns darynnen gonnet haben, sondern haben unser einfeltickeit daryn miszpraucht, yhren ubirmut widder den rechten Romischen keyser zu Constantinopel zustercken, dem der Bapst solchs genommen hat widder got und recht, das er kein gewalt hatte. Zum andern, das der Bapst dadurch nit uns, sondernn yhm selbs das keyszertumb zueygenn gesucht hat, yhm zu unterwerffenn all unszer gewalt, freyheit, gut, leyb unnd seele, unnd durch unsz (wo es got nit het gewehret) alle welt, wie das klerlich in seinem Decretaln er selb ertzelet, und mit manchen boszen tucken an vielen deutschen keyszern vorsucht hat. Also sein wir Deutschen hubsch deutsch geleret: da wir vormeynet hern zu werden, sein wir der aller listigiften tyrannen knecht worden, haben den namen, titel unnd wapen des keyszerthumbs, aber den schatz, gewalt, recht und freyheit des selben hat der Bapst, szo frist der Bapst den kern, szo spielen wir mit den ledigen schalen.

Szo helff uns got, der solch reich (wie gesagt) uns durch listige tyrannen hat zugeworffen und zu regieren befolen, das wir auch dem namen, titel und wapen folge thun, unnd unser freyheit erredten, die Romer mal lassen sehen, was wir durch sie von got empfangen haben. Rumen sie sich, sie haben uns ein keyszertumb zugewendet, wolan, szo sey es also, lasz ja seinn, szo geb der Bapst her Rom und allis, was er hat vom keysertum, lasz unser land frey von seinen untreglichen schetzen unnd schinden, geb widder unszer freyheit, gewalt, gut, ehre, leyb und seele, und lasz ein keyszertumb sein, wie einem keyszertumb gepurt, auff das seinen wortten und furgeben gnug geschehe.

Wil er aber das nit thun, was spiegelficht er denn mit seinen falschen ertichten wortten und gespugnissen? ist sein nit gnug geweszen durch szoviel [464] hundert jar, die edle Nation szo groblich mit der naszen umb zufuren, on alles auffhorenn? Es folget nit, das der Bapst solt ubir den keyszer sein, darumb das er yhn kronet odder macht. dan der prophet sanct Samuel salbet und kronet den konig Saul und David ausz gotlichem befelh, und war doch yhn unterthan. Unnd der prophet Natan salbet den kunig Salomon, war darumb nit ubir yhn gesetzt. Item, sanct Eliseus liesz seiner knecht einen salben den kunig Ihehu von Israel, dennocht blieben sie unter yhm gehorsam. Unnd ist noch nie geschehenn in aller welt, das der ubir den kunig weere, der yhn weyhet odder kronet, dan allein durch den eynigen Bapst.

Nu lessit ehr sich selb drey Cardinel kronenn zum Bapst, die unter yhm sein, und ist doch nicht beste weniger ubir sie, warumb solt ehr den widder sein eygenn Exempel und aller welt und schrifft ubung unnd lere sich ubir weltlichen gewalt odder keyszertumb erheben, allein darumb, das er yhn kronet odder weyhet? Es ist gnug das er ubir yhn ist in gotlichen sachen, das ist in predigen, leren und sacrament reychenn, in wilchen auch ein yglicher Bischoff unnd pfarrer ubir yderman ist, gleich wie sanct Ambrosius in dem stuel ubir denn keyszer Theodosius, und der prophet Natan ubir David, und Samuel ubir Saul. Darumb last den deutschenn keyszer recht unnd frey keyszer seinn, unnd seine gewalt noch schwerdt nit nyderdrucken durch solch blind furgebenn Bepstlicher heuchler, als soltenn sie auszgetzogenn ubir das schwerdt regieren in allen dingenn.

Zum xxvij. Des sey gnug gesagt von den geystlichen geprechen, man wirt und mag yhr mehr finden, wo disze wurden recht angesehen, wollen auch der weltlichen einis teylsz antzeygen.

Zum ersten were hoch not ein gemeyn gebot und bewilligung deutscher Nation widder den ubirschwenglichen ubirftusz und kost der kleydung, dadurch szoviel Adel und reychs volcks vorarmet. Hat doch got uns, wie andern landen, gnug geben, wolle, har, flachsz, und allis das zur zymlicher, erlicher kleydung einem yglichen standt redlich dienet, das wir nit bedurfften, szo grewlichen grossen schatz fur seyden, sammet, guldenstuck, und was der auszlendischen wahr ist, szo geudisch vorschutten. Ich acht, ob schon der Bapst mit seiner untreglichen schinderey uns Deutschen nit beraubet, hetten wir dennoch mehr dan zuviel an diszen heymlichen reubern, den seyden und sammet kremern. Szo sehen wir, das dadurch ein yglicher wil dem andern gleich sein, und damit hoffart und neyd unter uns, wie wir vordienenn, erregt unnd gemehret wirt, [465] wilchs allis und viel mehr jamer wol nach blieb, szo der furwitz uns liesz an den guttern, von got geben, danckbarlich benugen.

Desselben gleychen were auch not, wenigern specirey, das auch der grossen schiff einis ist, darynnen das gelt ausz deutschen landen gefuret wirt. Es wechst uns yhe von gottis gnaden mehr essen und trincken, und szo kostlich und gut, als yrgent einem andern land. Ich wirde hie villeicht nerrisch und unmuglich dinck furgeben, als wolt ich den grosten handel, kauffmanschafft, nyder legen. Aber ich thue das meyne: wirts nit in der gemeyne gepessert, szo besser sich selb, wer es thunn wil. Ich sihe nit vil gutter sitten, die yhe in ein land kommen sein durch kauffmanschafft, unnd got vortzeitten sein volck von Israel darumb von dem mehre wonen liesz unnd nit viel kauffmanschafft treybenn.

Aber das grossist ungluck deutscher Nation ist gewiszlich der zynsz kauff: wo der nit weere, must mancher sein seyden, sammet, guldenstuck, specerey und allerley prangen wol ungekaufft lassen. Er ist nit viel ubir hundert jar gestanden, und hat schon fast alle fursten, stifft, stet, adel und erben in armut, jamer und vorterben bracht: solt er noch hundert jar stehen, szo were es nit muglich, das deutsch land einen pfennig behielte, wir musten uns gewiszlich untereinander fressen. Der teuffel hat yhn erdacht, unnd der Bapst wehe gethan mit seinem bestettigen aller welt. Darumb bit ich und ruff hie, sehe ein yglicher seine eygen, seiner kind unnd erben vorterben an, das yhm nit fur der thur, sondern schon ym hausz rumort, und thu dartzu keyszer, fursten, hern unnd stedt, das der kauff nur auffs schirst werde vordampt und hynfurt erweret, unangesehen, ob der bapst und all sein recht odder unrecht dawidder sey, es sein lehen odder stifft drauff gegrundet. Es ist besser ein lehen in einer stat mit redlichenn erbguttern odder tzinsz gestifft, den hundert auff den zinszkauff. Ja ein lehen auff dem zinszkauff erger unnd schwerer ist, dan zwentzig auff erbguttern. Furwar es musz der zinszkauff ein figur und antzeygen sein, das die welt mit schweren sunden dem teuffel vorkaufft sey, das zugleich zeytlich und geystlich gut uns musz geprechen, noch mercken wir nichts.

Hie must man werlich auch den Fuckern und dergleychen geselschafften ein zawm ynsz maul legen. Wie ists muglich, das solt gotlich unnd recht zugehen, das bey eynis menschen leben solt auff einen hauffenn szo grosse kuniglich gutter bracht werdenn? Ich weysz die rechnung nit. Aber das vorstehe ich nit, wie man mit hundert gulden mag des jarisz erwerben zwentzig, ja ein guld den andern, und das allis nit ausz der erden odder von dem fihe, da das gut nit in menschlicher witz, szondern in gottis gebenedeyung stehet. Ich befilh das den weltvorstendigen, Ich als ein Theologus hab nit mehr dran[Rand: 1. Thess. 5, 22.] zustraffen, den das bosze, ergerlich ansehen, davon sanct Paulus sagt ›Huttet euch fur allen boszen ansehen odder scheyn‹. Das wehsz ich wol, das viel [466] gotlicher weere acker werck mehren und kauffmanschafft myndern, und die viel besser thun, die der schrifft nach die erden erbeytten und yhr narung drausz suchen, wie zu uns und allen gesagt ist in Adam ›vormaledeyet sey die erde,[Rand: 1. Mos. 3, 17 ff.] wen du drynnenn erbeytist, sie sol dir distel unnd dornen tragen, und in dem schweysz deynis angesichts soltu essenn dein brot. Es ist noch viel lanndt, das nit umbtrieben und geehret ist.

Folget nach der miszprauch fressens und sauffens, davon wir Deutschen, als einem szondern laster, nit ein gut geschrey haben in frembden landen, wilchem mit predigen hynfurt nymmer zuratten ist, szo fast es eingerissen und uberhandt genommen hat. Es were der schad am gut das geringst, wen die folgende laster, mord, ehbruch, stellen, gottis unehre und alle untugent, nit folgeten. Es mag das weltlich schwert hie etwas weren, sonst wirts gehen, wie Christus sagt, das der jungst tag wirt kummen, wie ein heymlicher strick,[Rand: Luc. 21, 34 f.] wen sie werden trincken und essen, freyen und bulen, bawen und pflantzen, kauffen und vorkauffen, wie es dan itzt geht, szo starck, das ich furwar hoff, der jungst tag sey fur der thur, ob man es wol am wenigsten gedenckt.

Zu letzt, ist das nit ein yemerlich ding, das wir Christen unter uns sollen halten freye, gemeyne frawenheuszer, szo wir seynt alle zur keuscheit getaufft? Ich weysz wol, was etlich datzu sagen, und nit eynis volcks gewonheit worden ist, auch schwerlich abzubringen, datzu besser ein solchs, dan ehlich und junpfraw personen odder noch ehrlicher zuschanden machen. Solten aber hie nit gedencken weltlich und Christlich regiment, wie man dem selben nit mit solcher heydnischer weysz mocht furkummen? Hat das volck von Israel mugen bestehen on solchen unfug, wie solt das Christen volck nit mugen auch szoviel thunn? Ja wie haltenn sich viel stedt, merckt, fleck und dorffer on solche heuszer, warumb soltens grosz stedt nit auch haltenn?

Ich wil aber damit und andern oben angetzeygten stucken angesagt haben, wie viel gutter werck die weltlich ubirkeit thun mocht, und was aller ubirkeit ampt sein solt, dadurch ein yglicher lerne, wie schrecklich es sey, zuregiern und oben an sitzenn. Was hulffs, das ein ubirher szo heylig were fur sich selbs, als sanct Peter, wo er nit den unterthanen in dissen stucken fleyssig zuhelffen gedenckt, wirt yhn doch sein ubirkeit vordammen, dan ubirkeit ist schuldig der untertanen bestes zu suchen: wen aber die ubirkeyten drauff decht, wie man das junge volck ehlich zusammen brecht, wurde einem yglichen die hoffnung ehlichs stands fast wol helffen tragen und weeren der anfechtungen. Aber [467] itzt gaht es, das iderman zur pfafferey und muncherey getzogen wirt, unter wilchen ich besorg der hundirst kein ander ursach hat, den das gesuch der narung und zweyffel, ym ehlichen leben sich erhalten: drumb sein sie zuvor wild gnug unnd wollen (wie man sagt) auszbubenn, szo sichs viel mehr hynein bubet, wie die erfarung weyszet. Ich befind das sprichwort warhafftig, das vorzweyffeln machet das mehrer teyl munch unnd pfaffen: drumb gaht und staht es auch, wie wir sehen.

Ich wil aber radten trewlich, umb vieler sund, die groblich einreyssen, zu meyden, das widder knab noch meydlin sich zur keuscheit odder geystlichem leben vorpinde vor dreyssig jaren. Es ist auch ein sondere gnad, wie sanct[Rand: 1. Cor. 7, 7.] Pauel sagt. Darumb wilchen got nit sonderlich datzu dringt, lasz sein geystlich werden und geloben anstehenn. Ja weytter sag ich: wen du got szo wenig trawist, das du dich nit mugist ym ehlichen standt erneren, und allein umb desselben misztrawen wilt geystlich werden, szo bit ich dich selb fur dein eygen seele, du woltist ja nit geystlich werden, szondern werde ehe ein bawr oder was du magist. Dan wo einfeltig traw zu got seinn musz, in zeitlicher narung zuerlangenn, da musz freylich zehenfeltiges trawen sein, in geystlichem stande zubleyben. Trawistu nit, das dich got muge neren zeytlich, wie wiltu ym trawenn, das er dich erhalte geystlich? Ach der unglaub und misztraw vorterbet all ding, furet uns in alle jamer, wie wir in allen stenden sehen. Es were wol viel von dem elenden weszen zusagen, die jugent hat niemand, der fur sie sorget. Es geht ydes hyn, wie es geht, und sein yhn die ubirkeyten eben szoviel nutz, als weren sie nichts, szo doch das solt die furnehmst sorg des Bapsts, Bischoff, herschafftenn und Concilia sein. Sie wollen fern und weyt regieren, unnd doch kein nutz sein. O wie seltzam wiltpret wirt, umb disser sachen willen, sein ein herr unnd uberer ym hymel, ob er schon got selb hundert kirchen bawet und alle tobten auffweckt!

Das sey ditz mal gnug: dan was der weltlichen gewalt und dem Adel zuthun sey, hab ich meyns dunckens gnugsam gesagt ym buchlen von den guten wercken, dan sie leben auch unnd regieren, das es wol besser tuchte, doch ist kein gleychen weltlicher unnd geystlicher miszpreuche, wie ich da selb antzeygt habe. Ich acht auch wol, das ich hoch gesungen hab, viel dings furgeben, das unmuglich werd angesehen, viel stuck zu scharff angriffen: wie sol ich ym aber thun? Ich bin es schuldig zusagen, kund ich, szo wolt ich auch alszo thunn. Es ist mir lieber, die welt zurne mit mir, den got, man wirt mir yhe nit mehr, den das leben kunden nehmen. Ich hab biszher viel mal frid angepotten meynen widdersachern, aber als ich sehe, got hat mich durch sie zwungenn, das maul ymer weytter aufftzuthun, und yhnen, weyl sie unmussig[468] sein, zureden, bellen, schreyen und schreyben gnug geben. Wolan, ich weysz noch ein lidlen von Rom unnd von yhnen: jucket sie das ohr, ich wils yhn auch singen, und die notten auffs hochst stymmenn, vorstehst mich wol, liebes Rom, was ich meyne.

Auch hab ich mein schreyben viel mal auff erkentnisz und vorhor erbotten, das allis nit geholffenn, wie wol auch ich weysz, szo mein sach recht ist, das sie auff erden musz vordampt, und allein von Christo ym hymel gerechtfertiget werdenn, den das ist die gantz schrifft, das der Christen und Christenheit sach allein von got musz gericht werden, ist auch noch nie eine von menschen auff erden gerechtfertigt, szondern ist altzeit widderpart zu grosz und starck geweszen. Es ist auch mein aller groste sorg und furcht, das mein sach mocht unvordampt bleyben, daran ich gewiszlich erkennet, das sie gotte nach nit gefalle. Darumb, lasz nur frisch eynher gahn, es sey Bapst, Bischoff, pfaff, munch odder gelereten, sie sein das rechte volck, die do sollenn die warheit vorfolgen, wie sie altzeit than haben. Got geb uns allen einen Christlichen vorstand, und szonderlich dem Christlichen Adel deutscher Nation einenn rechtenn geystlichen mut, der armen kirchen das beste zuthun,


AMEN

Zu Wittemberg, Im Jar M.D.xx.

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TextGrid Repository (2012). Luther, Martin. Traktate. An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung. An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2442-8