Der Traum

Machangel, lieber Machangelbaum,
In Trauern komm ich her;
Ich träumte einen bösen Traum,
Das Herze ist mir schwer.
Mein Myrtenstock trug Blümelein
Als wie das Blut so rot,
Ist krank der Herzgeliebte mein,
Oder ist er am Ende tot?
Dein Herzgeliebter im fernen Land
Ist krank nicht und nicht tot;
Er hat sein Lieben zugewandt
Einem Mägdlein rosenrot.
Einem rosenroten Mägdelein,
Das ist sein ganzes Glück;
Für dich muß er gestorben sein,
Er kehrt nicht mehr zurück.
Und wenn er mir die Treue brach,
So will ich schlafen bei dir;
Wir schlafen bis zum jüngsten Tag,
Deinen Schatten über mir.
Es wird dann blühn auf meinem Grab
Die Blume Vergißnichtmein;
Daß ich ihn nicht vergessen hab,
Soll sie ein Zeichen sein.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Der Traum. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1EE6-3