Die Strafe

Ich ging einmal zur Maienzeit
Durch einen grünen Wald,
Begegnet mir ein Jungfräulein
Von reizender Gestalt;
Sie war so jung
So jung und wunderschön,
Ich mußte sie
Ja mußte sie ansehn.
Der Kuckuck rief bald hier bald da,
Es sang die Nachtigall,
In jedem grünen Baume war
Ein lauter Vogelschall;
Das Jungfräulein
Das sah mich liebreich an,
So daß sie gleich
Mein ganzes Herz gewann.
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Maiblumen banden wir zum Strauß,
Die dufteten so süß,
Wir liebten uns, wir küßten uns,
Als wie im Paradies;
Das grüne Gras,
Das lud zum Sitzen ein,
Da saß ich bei
Dem schönen Jungfräulein.
Wir liebten uns den ganzen Mai
In aller Heimlichkeit,
Wir liebten uns die Sommerszeit,
Da war es uns gereut;
Es flog ein Storch,
Doch flog er nicht vorbei,
Man liebt, ja liebt
Nicht ungestraft im Mai.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Die Strafe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1ED1-F