[99] Daniel Casper von Lohenstein
Ibrahim Sultan
Schauspiel
auf die glückseligste Vermählung beyder Röm. Käyser- wie auch zu Hungarn und Böheim Königl. Majestäten / Herrn / Herrn
Leopolds und Frauen / Frauen Claudia Felicitas
Ertzherzogin von Oesterreich auß allerunterthänigster Pflicht gewiedmet durch Daniel Caspern von Lohenstein

[99]

[Widmung]

Allerdurchlauchtigster Großmächtigster /

Unüberwindlichster

Römischer Käyser /

auch zu Hungarn und Böheim König /

Allergnädigster Käyser / König

und Herr.


Tugend und Glückseligkeit sind die zwey Angel-Sterne des Erdbodens. Wer diese zwey grosse Weltgestirne mit einander vereinbart / reichet mit der einen Hand biß an das Ende des Mittags / mit der andern biß zu der eusersten Nord-Spitze. Er behauptet die Herrschaft der Welt / und übermeistert die Gesetze der Natur. Die erstere wird unter dem Sinnenbilde des Löwen / von Ew. Käyser- und Königl. Majest. die andere durch den Nahmen dero Allerdurchlauchtigsten Gemahlin fürgebildet; Gleich als wenn es die Freude der Welt über dero glückseligsten Vermählung zu erwecken nicht genung wäre: daß ohne diß die Glückseligkeit nichts minder als die Gütigkeit dem hochlöblichsten Ertzt-Hause Oesterreich / wie der köstliche Geruch den Musch-Ziegen angebohren ist / und man weniger Ertzt-Hertzoge ohne grosse Tugenden / als Paradiß-Vögel mit Füssen gesehen hat; Und derogestalt die göttliche Versehung ihre geheime Weissagungen durch die klaren Buchstaben so deutlicher Nahmen entziffern wolte. Denn daß auch Nahmen nichts minder Merckmahle künftiger Begebenheiten / als die Gestirne Andeutungen bevorstehender Witterung sind /hat Franckreich von seinen unglückseligen Henrichen / Schottland von seinen Jacobern / Pohlen von seinen Casimirn mit Thränen; Oesterreich und Spanien aber von seinen ruhmwürdigsten Ferdinanden mit Gold und Purpur aufgezeichnet. Ja Deutschland / welchem dißfals der gestirnte Himmel mißgönnen muß: daß es an seinen Ertzt-Herzogen eitel Sonnen ohne Finsternüsse gehabt / hat über dieser Vermählung so vielmehr zu frolocken / weil diese glückselige CLAUDIA mit ihrem Nahmen die Geheimnüsse auffschleust / die das Verhängniß für so vielen Jahren in sein Geheimbuch von dieser Heyrath aufgeschrieben /und den Vorschmack der güldnen Zeit verkündigt /die die Nachwelt mit uns genüßen sol. [100] Denn in Warheit / die Vermählungen hoher Häupter haben auf die Völcker einen nachdrücklichem Einfluß / als die Vereinbarung guter oder böser Sterne über die Welt. Und die Schiffer dörffen sich so sehr nicht beym Ungewitter über dem Anblick der zweyverschwisterten Glück-Sternen / des Castors und der Helenæ; als die Welt bey ietzigen Sturmwinden über die Vereinbarung beider Oesterreichischen Sonnen vergnügen.

So vieler Völcker frolockendem Zuruffen / erkühne / unüberwindlichster Käyser / ich mich nun auch / nicht so wohl ein würdiges Opfer /als ein verächtliches Kennzeichen meiner allerunterthänigsten Pflicht-Schuld beyzusetzen. Denn wie sol ein so grosser Käyser ietzt einen ihm anständigen Redner oder Tichter finden? da der grosse Alexander in dem blühenden Griechen-lande schon über den Abgang eines Homerus geseufzet; und unserer danckbarern Vorfahren Unwissenheit der uhralten deutschen Helden Wunder-Wercke unter den Staub der Vergessenheit vergraben lassen?

Ich überliefere Fußfällig ein Schauspiel / nicht so wohl / weil die gantze Welt einen Schauplatz / die Menschen die Spielenden / ihr Leben das Spiel / der Himmel den urtheilenden Zuschauer fürstellet; als weil Ew. Käyserl. Majest. Helden-Thaten in diesem grossen Schauplatze ein Beyspiel aller vollkommenen Fürsten / und ein anbethens- würdiges Vorbild der Vollkommenheit bey der Nachwelt zu seyn; dero Allerdurchlauchtigste Gemahlin aber den vom Käyser Augustus der wiederkommenden Glückseligkeit gewiedmeten Tempel / ja köstlicher Ertzt und einen herrlichern Stand verdienen / als welches die Heydnischen Käyser zum Bilde der güldenen Glückseligkeit verschmeltzten / und in ihr Schlaffgemach zu ihrem Ab-Gotte auffsetzten. Wiewohl Ew. Käyserl. Majest. mehr güldne Glückseligkeit nicht nur dero Schlaffgemach / sondern so gar die Seele zu ihrem Heiligthume erlanget. Ein Ertztenes Glücks-Bild wahrsagte dem träumenden Galba sein künftiges Käyserthum; wie vielmehr haben wir von dieser Glückseligkeit Ew. Käyserl. Majest. Stammes und Reiches Außbreitung zu hoffen. Galba setzte solch todtes Bild zu Tusculum [101] für einen Ab-Gott auf / und opferte selbtem Monatlich; wie viel Hecatomben werden wir nun nicht der von Ew. Käyserl. Majest. aufgethröneten lebendigen Glückseligkeit schuldig werden?

Diß Schauspiel entwirfft die Gemüths-Flecken und die zu unserer Zeit sichtbare Verfinsterung eines Oßmannischen Mohnden; umb durch Ew. Käyserl. Majest. Gegensatz der Welt für Augen zu stellen: wie jene zwar durch stetige Herrschens-Sucht sich aufblähen; die Sonnen von Oesterreich aber aller Vergrösserung überlegen sind; und Ew. Käyserl. Majest. nicht nur durch dero Kriegs-Strahlen /welche die Rabe und Neutra mit so vielem Türckischem und dem Sultan Ibrahim selbst nah-anverwandtem Blute angeröthet / des Machmets Monden verfinstern; sondern auch durch dero reine Flammen jene beschämen: daß Liebe nichts minder ohne böse Lust /als Rosen ohne Dornen / Diamanten ohne Flecken /und Gold ohne Kupfer seyn könne.

Die Corinthier entschuldigten die Künheit ihres dem grossen Alexander angebothenen Bürgerrechts: sie hätten es vorhero niemanden / als dem Hercules angetragen; ich aber verdecke meine Vermässenheit damit: daß für mir noch keiner Ew. Käyser- und Königl. Majest. ein so grosses Geschencke geliefert / welches nicht ebenfalls für einen solchen HERRN zu unwürdig gewest / und daß mehrmahls grosse Könige sich an einer Hand voll Wasser/ wie GOTT an einem Lothe Weyrauch vergnüget; zumal wenn das Hertze die Beylage ist; als welches ich vielmehr als folgende Reymen aufopfere und ersterbeEw. Käyser- und Königl. Majest.


Aller-unterthänigst-gehorsamster

Knecht

Daniel Casper von Lohenstein.

Inhalt

[102] Inhalt des Schau-Spiels.

Der vorredende Thracische Bosphorus verdammet die Unzucht des Türckischen Sultan Ibrahim / erhebet die keusche Vermählung deunüberwindlichsten Käysers LEOPOLDS / mit der Allerdurchläuch, tigsten Ertz-Hertzogin von Oesterreich CLAUDIA FELICITASs wahrsaget jenem den Untergang / diesem die Vermehrung des Reichs.

Die erste Abhandlung.

Ibrahim der zwölfte Türckische Käyser wil seines verstorbenen Bruders Käyser Amuraths IV. Wittib Sisigambis nothzüchtigen / die sich aber mit einem Messer schützet. Hierzu kommt seine Mutter Kiosem /verweisets ihm heftig / fähret auch des Ibrahims Kuplerin Sekierpera ehrenrührig an; weil sie den Käyser zu solchen Üppigkeiten verleite. Hingegen wirft diese jener für: daß sie die grosse Armenerin / eine Buhlschafft des Ibrahims mit Gifte hingerichtet habe. Darüber Ibrahim heftig ergrimmet; und nachdem inzwischen Sisigambis sich flüchtet / befiehlet er dem Groß-Visir Achmet die Mutter ins alte Seral oder Schloß einzusperren. Sekierpera besänftigt hierauf den Käyser / und lobet ihm die übergrosse Schönheit der Ambre des Mufti Tochter.

Mufti, der Bassa Mehemet und Bectas der Janitscharen Aga reden von dem unglückseligen Kriege in Candien / wider die Venetianer / und des Ibrahims böser Regierung / wollen ihnen auch den nahen Untergang des Türckischen Reichs vorbilden. Der hierzu kommende Ibrahim entschleust sich in Person nach Candia zu ziehen; begehret hierauf an den Mufti ihm seine Tochter zu übergeben; welcher ihme zum Scheine gute Vertröstung thut.

Im Reyen verhänget die Göttliche Rache auf Flehen der Stadt Byzantz: daß die Geilheit den Sultan Ibrahim stürtzen solle.

[103] Die andere Abhandlung.

Ambre erzehlet ihrer Mutter Lalpare einen unglückseligen Traum. Der Mufti eröfnet hierauf seiner Tochter des Sultans Liebe und Begehren; sie hingegen verschwert sich: nimmermehr nach seinem Willen zu leben. Diesen Schluß eröfnet sie auch dem Bassa Mehemet, und verspricht ihm auf den Fall ihrer Erhaltung die Ehe.

Der Mufti berichtet dem Ibrahim die Widerspenstigkeit seiner Tochter; weil sie keine Kinder des Todes gebehren wolte; darüber er sich heftig erzürnet / und dem Mufti ihm auß den Augen zu gehen /dem Achmet aber Anfangs seinen Kopf zu holen / hernach: daß er dem Käyser nicht mehr ins Gesichte kommen solte / anzusagen befiehlet. Sekierpera aber schickt er / sich umb der Ambre Liebe in Güte zu bewerben. Der Mufti erzehlt der Lalpare und Ambre des Käysers Ungnade und beräthet sich mit ihnen wegen ihrer Sicherheit. Achmet sagt hierauf dem Mufti den Befehl des Sultans an.

Ambre seufzet über der ihr vorstehenden Gefahr.Sekierpera bemühet sich mit Bitten und Dreuen dieAmbre zur Liebe des Käysers zu bewegen; diese aber beweget jene durch Verehrung eines köstlichen Ringes dahin: daß sie der Ambre verspricht / dem Sultan seine geschöpfte Liebe außzureden.

Im Reyen kämpfet die Wollust mit der Begierde /Schönheit/ Geitze / Ehrsucht / Schande / und Gewalt /wider die Keuschheit und ihre Gefährten / als die Mässigkeit / die Vernunft / die Großmüthigkeit / die Demuth / Hoffnung und Gedult. Die Keuschheit aber behält den Sieg.

Die dritte Abhandlung.

Der Bassa Mehemet bittet bey dem Käyser für seine Mutter Kiosem und erbittet ihre Befreyung. Sekierpera erzehlet dem Sultan ihre vergebene Verrichtung /mühet sich auch durch der Ambre Verkleinerung ihm / aber vergebens / die Liebe außzureden.

[104] Fatima, Alima und Hagar des Ibrahims Weiber erzehlen der loßgelassenen Kiosem und Sisigambis ihre bösen Träume / und alle zusammen einander ihren gefährlichen Zustand; in welchem sie Kiosem tröstet.

Hierzu kommt der halbrasende Käyser / und wil seine fünf Söhne hinrichten; damit Ambre keine Uhrsache mehr habe / ihme die Liebe zu weigern. Hier widersetzen sich die gesammten Sultaninnen / theils mit Thränen / theils mit Gewalt / können aber nicht verhindern: daß er nebst Schatradel Agasi den jungen Murat durchsticht. Endlich kommt Achmet, kündigt ihm den Aufstand der Leib-Wache an / und verspricht ihm die Ambre mit Gewalt zu rauben und zu bringen.

Sekierpera bemühet sich den Käyser von Nothzüchtigung der Ambre abzuhalten. Ibrahim setzet derAmbre mit den süssesten Worten zu; als sie sich aber von ihm nicht wil küssen lassen/ befiehlet er sie/ ungeachtet ihrer Thränen umb Ermordung / hinweg zu nehmen und nackt in sein Bette zu werffen.

Die badenden Frauen loben die ehliche Liebe und Wollust / rühmen auch die Glückseligkeit der Ambre. Die badenden Jungfrauen aber loben die Keuschheit /verdammen die Uppigkeit.

Die vierdte Abhandlung.

Der Mufti, Bassa Mehemet, Bectas und andere verfluchen den vom Achmet begangenen Raub der Ambre, beschlüssen den Achmet durch Aufruhr von Würde und Leben zu bringen. Achmet bringet die geschändete Ambre in Huren-Tracht mit schimpfflichen Worten dem Vater nach Hause.

Ambre muntert sie beweglich zur Rache wider den Ibrahim auf / und ersticht sich. Worüber der Mufti sich ebenfals zu tödten vor-hat / der aber hievon abgehalten und endlich beschlossen wird / nach demAchmet auch den Ibrahim zu stürtzen. Und verspricht der Mufti, des Käysers Mutter Kiosem selbst mit in ihr Bündniß zu bringen.

[105] Käyser Amuraths IV. Geist verweiset der schlummernden Kiosem: daß sie wider seinem auf dem Todbette gethanen Befehl dem Ibrahim auß dem Kercker auf den Thron geholffen / und deutet ihr grosse Gefahr vom Ibrahim an. Darüber sie sich heftig entsetzet. Hierzu kommt der Mufti und beredet sie: daß sie so wohl in ihres Sohns Ibrahims (doch daß er beym Leben bleibe) als des Achmets Absetzung stimmet /und hierzu zu helffen angelobet.

Im Reyen verkleidet auf Begehren der Mord-Lust die List die drey Furien in ein Liebes-Kleid / in Mantel des gemeinen Besten / in einen Priester-Rock / und schicket sie wider den Sultan Ibrahim auß.

Die fünfte Abhandlung.

Kiosem bittet beym Ibrahim: daß er den Mufti wieder begnädigen solle / aber ohne Frucht. Hierüber dringt der Mufti nebst den Cadileschieren und Janitscharen mit Gewalt in das Käyserliche Gemach / und nöthigen nebst Kiosems Zuredung den Käyser: daß er den Achmet vom Ammte absetzen / den Bassa Mehemet aber zum Groß-Visir machen muß.

Bectas eröfnet denen in des Mufti Hause versammleten Janitscharen die Schändung der Ambre, und bewegt sie des Ibrahims und Achmets Untergang zu beschlüssen. Und / als inzwischen der abgesetzte Achmet sich in des Mufti Haus / bey diesem Schutz zu suchen / flüchtet / wird er in die Versamlung des Mufti, der Cadileschier und Janitscharen geführet und erwürget.

Ibrahim bejammert des Achmets Ermordung / wird hierauf dreymal für den Divan / dem Volcke wegen seiner Regierung Rechenschafft zu thun / bey Verlust der Käyserlichen Würde gefodert. Nachdem er aber der Kiosem Rath: daß er sich dahin gestellen solle /verwirfft / die Forder-Zettel pochende zerreisst und den Mehemet, welcher sich dem Käyser zu gehorsamen und sich wider den Divan zu setzen verweigert /tödten wil / dringt der Mufti, Bectas, die Cadileschier und Janitscharen zum Käyser ein; stellen sich an ihn hinzurichten / und nachdem sie [106] ihm auf Bitte der Kiosem das Leben versprechen / zwingen sie ihn / sich des Regiments zu enteusern. Welches er so viel leichter willigt / weil ihm Kiosem seiner Wieder-Einsetzung halber noch einige Hoffnung macht. WoraufIbrahim in Kercker geführet / sein Sohn Machmet aber zum Türckischen Käyser gekrönet wird. Ibrahim wird im Kercker gantz wüttend / laufft mit dem Kopfe/ umb sich in Ermangelung anderer Waffen selbst hinzurichten / wider die Mauer. Hierüber erscheinet ihm Ambrens Geist / dreuet ihm Untergang und Höllen-Pein an. Worauf er von vier Stummen erwürget wird.

Im Reyen wird Sultan Ibrahims unglückselige Geilheit gescholten / und in die Hölle gestürtzet / die glückseligste Liebe beyder Käyserlicher Majestäten Käyser LEOPOLDS / und der Ertz-Hertzogin CLAUDIA FELICITAS aber in Himmel erhoben.

[107]

Personen

Personen deß Schauspiels.

    • Der Thracische Bosphorus.

    • Ibrahim Türckischer Sultan.

    • Machmet,
    • Bajazeth,
    • Murat,
    • Orcan,
    • Suleiman, Ibrahims Söhne.

    • Kiosem, Ibrahims Mutter.

    • Fatima,
    • Alima,
    • Hagar, drey Sultaninnen.

    • Sisigambis, des vierdten Amuraths Wittib.

    • Achmet, Groß-Visier.

    • Mufti.

    • Sekierpera.

    • Mehemet Bassa Begler-beg in Romania.

    • Bectas, Janitscharen Aga.

    • Kiuperli Bassa.

    • Kuslir Aga, der Ober-Aufseher des Frauen-Zimmers.

    • Kul-Kiahia, Janitscharen Lieutenant.

    • Capachi-Bachi, des Sultans Pförtner.

    • Schatradeler Agasi, der Käyserlichen Printzen Hoffmeister.

    • Kara Chiaus,
    • Hassan Ongle, Häupter der Janitscharen.

    • Nasuf Bassa.

    • Piali Capitan Bassa übers Meer.

    • Selictar Aga, des Sultans Degenträger.

    • Ambre, des Mufti Tochter.

    • Lalpare, des Mufti Ehweib.

    • Mollah, ein Unter-Richter des Mufti.

    • Valide Agasi, der Kiosem Verschnittener.

    • Drey Cadileschier, die nechsten Richter nach dem Mufti.

    • [108] Sultan Amurathens Geist.

    • Die Ichoglans.

    • Etliche Kadi.

    • Eine Menge Spahi und Janitscharen.

    • Die Stummen.

    • Reyen der Göttlichen Rache / der Stadt Byzantz / der Schwelgerey / der Geilheit / des Geitzes / des Zorns / der Hoffart.

    • Reyen der Wolluft / der Begierde / der Schönheit / des Geitzes / der Ehrsucht / der Schande / der Gewalt / der Keuschheit / der Mässigkeit / der Vernunft / der Großmüthigkeit / der Demuth / der Hoffnung / der Geduld.

    • Reyen der badenden Frauen und Jungfrauen.

    • Reyen der Mord-Lust / der List / der Furien.

    • Reyen der Eris, der Geilheit / der keuschen Liebe / der Göttin Claudia und Felicitas. Ibrahims und Ambrens Geister / der hellischen Geister. Der weissen und schwartzen Liebes-Götter.

[Prolog]

Schau-Spiel.

Der Schauplatz stellet die Gegend der Käyserlichen Haupt-Stadt Wien / und bey selber eine Meer-Enge nebst dem Donau-Strome für.

DER THRACISCHE BOSPHORUS.
Befrembdet euch / ihr Völcker holder Sitten:
Daß des erzürnten Bosphors Schlund
Den Strand verlässt / wo Thrax und Türcke wütten /
Für des unwirthbarn Meeres Mund
Der Donau süsse Lipp und grüne Flut zu küssen?
Es ist nichts seltzames / mein unter-irrdisch Lauf.
Es schleusst ja die Natur des Abgrunds Röhren auf /
Auch Brunnen: daß ihr Glaß kan unter Meeren flüssen.
In Ploten-Insuln trinckt man ein Moreisch Kwell / 1
Und in Sultanien rinnt / was zu Mecha kwillet. 2
Des Alfeus Silber ist in Elis nicht so hell /
Als wo er seine Brunst mit Arethusen stillet.
Wie sol der Erde Klufft denn mir verschlossen seyn /
Mir / der ich selbst das Röhr bin aller Meere? 3
Weil Calpens Meer-Schlund nichts dem Ocean flößt ein /
Was nicht der Meere Brunn das Schwartze Meer gebehre.
Wie aber steht bey euch der Zweifel an:
Was mich für Trieb durch tausend Hölen führet?
[110] Kein Felß / kein Stahl ist / der den hemmen kan /
Den Lieb und Furcht auf ihren Flügeln führet.
Mein enger Strand/ auf dessen seichtem Rücken
Darius baute Brücken /
Durch den Zevs schwam verstellt in eine Kuh /
Wird durch geronnen Blut und Leichen gantz verschwemmet.
Der Todten-Knochen Last stopft meinen Einfluß zu /
Weil ieder Mord-Fürst hier darmit den Stuhl umbtämmet;
Ja heilge Thürm auß Menschen-Häuptern baut / 4
Darzu man zu Spahan nur Ziegen-Köpfe brauchet. 5
Und meine kalte Fluth vertrocknet und verrauchet /
Weil man in mich so viel nicht Wasser rinnen schaut /
Als Geilheits-Oel und Schwefel toller Brunst
Mit vollem Strom auß den Palästen schissen /
Die Mord und Unzucht als zwey Pforten schlüssen.
Der Grichen Laster sind bey ietzigen nur Dunst;
Wieviel in mir Geburths- und andre Glieder schwimmen /
Und Augen / die die Mutter selbst außrieß /
Wenn sie ihr Kind ins Kloster stieß;
Ob man der Fürsten Därm auf Pfählen noch sieht glimmen /
Die Mutter und der Sohn blutschändend seyn vermischt;
Ob bey gekochtem Kind ein Hencker-Vater tischt:
So gehen doch der Türcken Greuel-Thaten
Der Welt und Vorwelt Sünden für.
Byzanz hegt ietzt des Teufels giftge Saaten /
Beherbergt nur Wolf / Schlangen / Tygerthier!
Ich kan mehr den Gestanck der schwartzen Unzucht-Kertzen
Des Ibrahims vertragen nicht.
Es muß sich mein Chrystall von seiner Boßheit schwärtzen /
Stambuldens Glantz verliehrn ihr Licht.
Wie sol ich nun nicht mein Gestade fliehen /
Zu Ruh und Lust an frembdes Ufer ziehen?
Doch zeucht so sehr mich nicht diß Grauen
Als ein die gantze Welt durchdringend Liebes-Blitz /
Auf die Saphiernen Friedens-Auen /
Wo der gekrönte Löw hat seinen Käyser-Sitz;
[111] Wo die starcken Adler sich gütiger als Tauben zeigen /
Und Stambuldens Monden sich für der Teutschen Sonne neigen.
Glückseligs Land! Glückselger Fluß!
Die kein unschuldig Blut beflecket!
Wo niemals ein Tyrannen-Fuß
Den Palmenreichen Sand bedecket.
Wo den Christallinen-Strom nichts als Lorbern überschatten /
Wo die Spiese sich in Eegen / Schwerdter sich in Pflug-Schaarn kehrn /
Ja wo Löw und Lämmer sich in vertrauter Eintracht gatten /
Wo man sieht auf Lantzen wachsen Trauben und Oliven-Beern.
Glückseliges Reich! Glückselige Stadt!
Die ihr gethürmtes Haupt biß durch die Wolcken strecket /
In aller Welt den Vorsitz hat /
Mit Käyser-Kronen prangt / Bysantz und Caffa schrecket:
Mit was für neu und ungewohnten Strahlen
Seh aber ich Burg / Stadt und Land gekrönt?
Ja einen neuen Stuhl mit Purpur aufgethrönt?
Der Dohnau Haupt mit Myrten-Kräntzen prahlen?
Sich ihren Sand in Gold / sein Schilff in Zucker-Rohr /
Sein Schmeltz in Diamant / den Schaum in Perlen kehren?
Was leuchtet auß Tyrol für ein Gestirn hervor?
Kan sein Ertzt-reich Gebürg auch Sonnen nun gebehren?
Ist mir der Himmel so geneigt?
Sucht Er mit dem Bosphor heute seine Donau zu vermählen?
Weil man minder / alß die Sternen / kan die Hochzeit-Fackeln zehlen.
Der Himmel gebe / was er zeigt!
Daß das Schwartz- und Mittel-Meer Wien und seinen Adler ehre;
Und Stambuldens Käyserthum Leopoldens Krone mehre.
Ja! ja! ich sehe schon entzückt;
Wie der reinen Liebe Geist ihn mit Myrth- und Lorbern kräntzet /
Wenn Ibrahim im Unzucht-Dampf erstickt;
Wie des Römschen Reiches Löw mehr alß der gestirnte gläntzet.
Wie die Neutra und die Rabe sich mit Türckschen Leichen schwellt
Und selbst Ibrahims sein Eydam Ismael 6 zu Grunde fällt.
Durchlauchtest-Grosses Haus;
In dessen unumbgräntzbarn Reichen
[112] Die Sternen nicht erbleichen /
Wie auch die Sonne nie lescht ihre Fackel auß;
Mein Eiß entglimmt von deinen keuschen Flammen /
Durch die der LÖWE weiht
Sich der GLÜCKSELIGKEIT /
Und beyder Hertz wie Wachs sich schmeltzt zusammen.
Ja ihre Liebe flösst mir die Begierden ein /
Der Dohnau Bräutigam und Unterthan zu seyn.
Ich weiß es: das Verhängniß sinne:
So oft in Oesterreich der keuschen Liebe Hand
Nur einen Zweig vermählt / wie sie das Braut-Gewand
Mit mehrern Kronen schmück / und neue Purpur spinne.
Der Bosphor und der Himmel wündschts. Wie sols nicht kräftig seyn?
Denn keusche Liebe baut die Thron / unkeusche reisst sie ein.

1. Akt

Die erste Abhandlung.

Der Schauplatz stellet eine Oda / oder ein Gemach des Frauenzimmers im Seraglio für.
Sisigambis. Ibrahim.

SISIGAMBIS.
Hilf Himmel! wer erbricht Uns unser Schlaffgemach?
IBRAHIM.
Die Sonnenwende folgt stets ihrer Sonnen nach.
SISIGAMBIS.
Wie? sucht der Käyser hier die Keuschheit zu entweihen?
IBRAHIM.
Nein! Weyrauch aufs Altar dir / Göttin / aufzustreuen.
SISIGAMBIS.
Ach Gott! was dreut uns sein hier ungewöhnlich Schwerd 7?
IBRAHIM.
Es lächst nach meinem Blut / wenn sies / mein Liecht / begehrt.
SISIGAMBIS.
Was sucht der Fürst für Liecht in schwartzen Trauer-Zimmern?
IBRAHIM.
Man sieht der Sterne Gold bey Nacht am schönsten schimmern.
SISIGAMBIS.
Mit Amurathen fiel mein Stern schon in die See.
IBRAHIM.
Versinckt ein Stern / so steigt ein ander in die Höh.
SISIGAMBIS.
Mein Geist fleucht neues Liecht / und buhlt mit seinem Schatten.
IBRAHIM.
Solch Liebreitz kommt nicht Ihr / auch Todten nicht zu statten.
SISIGAMBIS.
In seiner Asch und Gruft schöpft meine Seele Lust.
IBRAHIM.
Schütt auß dein Liebes-Oel in eine glimme Brust.
[113]
SISIGAMBIS.
Die Liebe glimmet noch in Amurathens Aschen.
IHRAHIM.
Der Tod hat / was ja glam / wie Lauge weggewaschen.
SISIGAMBIS.
Sein Tod vertilgt in mir / was Brand und Eitel heisst.
IBRAHIM.
Wohl! so bestrahle sie aufs neu / ein reger Geist.
SISIGAMBIS.
So Sonn als Brunst verraucht / wo Hertz und Luft ist trübe.
IBRAHIM.
Hier brennet Ibrahim mit unverfälschter Liebe.
SISIGAMBIS.
Hat Sonn und Fürst an Dunst und Mir was liebens-werth?
IBRAHIM.
Durch deinen Liebreitz wird mein lodernd Hertz verzehrt.
SISIGAMBIS.
Mag / die das kalte Leid entseelet / Feuer zeugen?
IBRAHIM.
Man sieht auß Heclens Eiß- und Schnee-kluft Flammen steigen.
SISIGAMBIS.
In meiner Seele glimmt kein Funcken frembder Brunst.
IBRAHIM.
So Blitz als Liebe wird gezeugt auß Kält und Dunst.
SISIGAMBIS.
Was sol für Anmuth blühn auf diesen welcken Wangen /
Auff dieser schlaffen Brust? Ein Garn / das Löwen fangen
Und Riesen fässeln sol / ja Käyser schlingen ein /
Muß nicht auß schlechtem Zeug und irdschem Drate seyn.
Der Agstein zeucht nur Spreu / Magnete ziehn nur Eisen /
Nicht schwer und schätzbar Gold. Die Flamm und Glut beweisen
An Zedern ihre Krafft; sind gegen Golde kalt.
Und Sisigambis sol mit welckender Gestalt
Den grossen Sultan ziehn? des Käysers Hertze zünden
Durch lauen Liebreitz an? Wir selber / wir empfinden:
Daß unser Anmuths-Trieb zu schlechter Weyrauch sey
Auff Ibrahims Altar.
IBRAHIM.
Die Demuth wohnet bey
Meist der Vollkommenheit; und die pflegt eigne Sachen /
Die gleich unschätzbar sind / im Urtheil klein zu machen.
Sie Sisigambis spricht die Schönheit schlecht in Ihr /
Mein Geist macht aber sie zu einem Abgott mir.
Die Marmel / die von nichts alß Kält und Härte wißen /
Zerschmeltzen / wenn auff sie die Augen-Strahlen schüßen;
Die Bäch und Kräuter sind ehrsüchtig deinen Fuß
Mit Küssen zu verehrn. Ich / Sisigambis/ muß
Dein Englisch Antlitz nicht nur einen Garten rühmen /
Da Lilgen Stirn und Halß / die Wangen Rosen blümen /
[114] Den Mund Granaten ziern; von dem Verhängnüs ist
Die Sisigambis uns zum Paradis erkiest.
Weil wir ja / ausser Ihr / nicht Heil/ nicht Ruhe finden.
SISIGAMBIS.
Mag in Ihm Alima nicht süssern Brand anzünden?
Ja diese gantze Burg ist ein recht Himmelreich /
Das tausend Sonnen hegt.
IBRAHIM.
Ach! keine kein' ist gleich
Und reicht den Schatten dir! Die güldnen Himmel werden
Von einer Sonn erhellt. Der grosse Kräyß der Erden
Hegt einen Fenix nur: Und in Stambuldens Stadt
Ist eine Gottheit nur / die uns zum Priester hat.
O Sonne meiner Seel / und Abgott meines Hertzen.
SISIGAMBIS.
Man siht ein Irrlicht an offt für gestirnte Kertzen.
IBRAHIM.
Wer nicht die Schönheit kennt und prüfet / ist stockblind;
Wer sie nicht preißt und liebt / ein Stock / ein alber Kind.
Sie / Sisigambis / ist ein Zirckel aller Zierden /
Ein Engel dieser Welt / ein Labsal der Begierden /
Ein Kleinod unsrer Zeit / der Mensch und Himmel spricht
Den güldnen Apffel zu.
SISIGAMBIS.
Der Käyser kiese nicht
Für Demant schlechtes Glaß. In wenig Zeit erbleichet
Des falschen Purpers Glantz / den uns Begierde streichet
Für blöden Augen an. Nach einst-gebüßter Lust /
Wird er schon Eckel fühln für Sisigambens Brust;
Ja die Vernunfft in Ihm für Blind- und Thorheit schelten /
Was Ubereilung itzt läßt für Vergnügung gelten.
IBRAHIM.
Wahr ists: daß / was bald wächst / auch plötzlich sich verliert.
Das Thier beym Hyppanis / das eine Nacht gebiert /
Stirbt mit dem Abende. Ach! aber / ach du fehlest/
Wenn du des Sultans Brand zur Ubereilung zehlest.
Du kennst des Käysers Arth: wie vieler Frauen Trieb / 8
Wie mancher Jahre Reitz bey uns ohnmächtig blieb /
Nur einen süssen Brand in unser Hertz zu stecken.
Das Feuer war uns kalt / die Schönheit schien uns Flecken /
Der Liebreitz eckelnd Gifft. So schleuß nun: was für Blitz
Auß deiner Anmuth fährt. Von eines Funckens Hitz
Entzündet Weyrauch sich. Viel Flammen aber müssen
Dar würcken / wo der Stahl sol glühn / das Gold-Ertzt flißen.
[115] Als aber Amurath Fürst / ich ein Kind noch war /
Lag meines Bruders Mund auff deinen Brüsten zwar /
Du aber bautest dir schon Tempel in mein Hertze.
Von selbter Zeit brenn ich / und meinem Hellen-Schmertze
Hat ieder Tag geflößt frisch Oel und Schwefel ein.
Sol / was nun langsam wird / starck / fest/ und tauernd seyn /
Solln darumb so viel Zeit die Elefanten leben /
Weil sie zehn gantzer Jahr in Mutterleibe schweben /
So saget meine Seel ihr felsen-feste Treu
Und lange Liebe zu.
SISIGAMBIS.
Sie sey gleich alt / gleich neu;
Es sey gleich Ernst / gleich Schertz: daß mich der Sultan liebet /
Daß mein gewölcktes Aug Ihm reine Blicke giebet /
So ist in mir doch nichts / was wieder lieben kan /
Kein Zunder / welcher Brand und Anmuth mehr nimmt an;
Der zärtsten Jahre Tacht / das dieses Feuer fänget /
Ist von der Zeit verzehrt / und durch mein Leid versenget.
IBRAHIM.
Der Sonne Strahlen gehn der Morgenröthe für.
Ist diese von dir weg / so leuchtet jene mir.
Allein in Ihr siht man zugleiche Blum' und Früchte /
Und Lentz und Sommer spieln. Dein Schön-seyn prangt mit Lichte /
Dein Freundlich-seyn gebiert anmuthgen Morgen-Thau.
Ach! aber / schätze nicht mein Lieben so sehr lau:
Daß Ibrahim allein die flüchtge Merzen-Blume
Der eiteln Schönheit liebt. Diß würde seinem Ruhme
Viel Flecken brennen an. Wer Farb und Haut nur liebt /
Liebt mit den Augen nur. Was meiner Seele giebt
Vergnügung / stecket auch in Sisigambis Seele.
Heißt Schönheit des Gemüths; sind Gaben / die die Höle
Des Grabes nicht versehrt / sind Blumwerck / das stets blüht /
Und Sonnen / welche man nie untergehen siht.
SISIGAMBIS.
Was mein Gemüthe regt / ist Tugend / die verwehret
Die Thorheit zu begehn / die Ibrahim begehret.
So lesche denn der Fürst die Flamm in erster Glut.
IBRAHIM.
Die ist nicht leschbar mehr. Man zündet mit der Flut
Den Kalck / das Lieben an durch kalt-gesinnt Entschlüßen.
SISIGAMBIS.
Der Fürst wird doch umbsonst sein Liebes-Oel vergießen
[116] Auff meines Hertzens Kalck. Denn Ihm sey einmahl kund:
Alß Amurath mein Licht schloß sterbend seinen Mund /
Hab ich durch theuren Eyd 9 die Keuschheit seinem Geiste
Biß in den Tod gelobt.
IBRAHIM.
Daß man Gelübde leiste /
Wenn sie nur leistbar sind / heischt Tugend / schaffet Ruhm.
Das Lieben aber hat diß Recht und Eygenthum:
Daß kein Gelübde nicht auch kein Gesetz es bindet.
Denn hier schafft die Natur / und die Vernunfft verblindet
Durch der Begierden Rauch. Sonst sol ein jeder zieln
Auff Glauben / aber hier mag man mit Eyden spieln.
SISIGAMBIS.
Welch Aberglaube bannt vom Lieben Ehr und Eyde
Und des Gewissens Trieb? Wo nicht auß Unschulds-Seyde
Das Garn der Liebe wird gesponnen / fressen sich
Die Unglücks-Motten ein. Drumb stelle man auff mich
Nicht dieses Fall-Bret auf. Es ist der Thorheit Lehre:
Verwechseln Gold für Ertzt / und für Verlust der Ehre
Die Wollust tauschen ein.
IBRAHIM.
So schätzt sie für Verlust /
Wenn sich der Fürst ihr schenckt / und Sisigambis Brust
Zu seinem Himmel macht? So urtheilstu für Schande /
Wenn Ibrahim dich ehrt? den man von Ardens Sande
Biß wo die Wolge strömt / und Oby sich ergeust /
Dem von Giebraltars Haupt / biß wo der Oxus fleust /
Die Völcker so wie Gott fußfällig Ehr erzeigen.
Für dem sich Ispahan / Wien / Agra / Kitay neigen /
Amara / Pecking bückt.
SISIGAMBIS.
Die Götter dieser Welt
Beginnen offt / was Gott im Himmel nicht gefällt /
Was Ehr und Tugend stört.
IBRAHIM.
Was ist an mir zu schelten /
Was iedem Muselman nicht Mahumed läßt gelten?
SISIGAMBIS.
Verstattet Mahumed: daß man Gelübde bricht?
IBRAHIM.
Der Käyser der befiehlts / verstattets Mufti nicht.
SISIGAMBIS.
Kein Fürst / kein Ibrahim herrscht über die Gewissen.
IBRAHIM.
Sein Blitz zermalmt / die nicht gehorchen seinen Schlüssen.
SISIGAMBIS.
Der Himmel straft die Seeln / die Meyneyd hat befleckt.
IBRAHIM.
Wird die / die unser lacht / von fernem Blitz erschreckt?
SISIGAMBIS.
Des Höchsten Rachschwerd ist der Bosheit unentfernet.
IBRAHIM.
Wie: Daß dein Hochmuth nicht auch unsers fürchten lernet?
[117]
SISIGAMBIS.
Wo mich der Käyser liebt / was ist für Furchte Noth?
IBRAHIM.
Verschmähte Liebe führt im Köcher Haß und Tod.
SISIGAMBIS.
Behertzte Tugend läßt sich Haß und Tod nicht schrecken.
IBRAHIM.
Trotz kan auß Sonnen auch Gewölck und Blitz erwecken.
SISIGAMBIS.
Die Sonne der Vernunft verklärt Begierd und Brunst.
IBRAHIM.
Wir bitten noch einmahl Ihr wiedmend unsre Gunst.
SISIGAMBIS.
Wir werden tausendmal ihm Lieb und Bitt abschlagen.
IBRAHIM.
Laß schaun: was ein frech Weib Uns Macht hat zu versagen.
SISIGAMBIS.
Hilf Himmel! wil der Fürst durch Noth-Zwang uns entweyhn?
IBRAHIM.
Gib dich!
SISIGAMBIS.
Der Käyser ruh / ich werd auf Hülfe schrein.
IBRAHIM.
Gib dich! sonst sol dein Blut hier diesen Dolch bespritzen.
SISIGAMBIS.
So sol diß Messer mich 10 für Dolch und Unzucht schützen.
IBRAHIM.
Zückstu / Verteufelte / das Messer wider mich?
SISIGAMBIS.
Auf einen fernern Tritt erwarte Rach und Stich.
IBRAHIM.
Hat Weib und Wahn diß ie gewagt auf Oßmans Erben?
SISIGAMBIS.
Du oder ich sol eh durchbohrt / als fleckicht sterben.

Kiosem. Die Käyserliche Mutter. Ibrahim. Sisigambis. Sechierpera. Achmet. Kuslir Aga ein verschnittener Mohr / der das Frauenzimmer in Obacht hat.
KIOSEM.
Was hat der Fürst hier für?
SISIGAMBIS.
Er spinnet Nothzucht an.
KIOSEM.
Ha! daß ein Sultan sich so sehr verstellen kan!
IBRAHIM.
Steht Weibern frey die Macht des Käysers zu verhöhnen?
SISIGAMBIS.
Wir suchten seine Brunst mit Demuth abzulehnen.
IBRAHIM.
Die Demuth reucht nach Trotz / die Fürsten was schlägt ab.
KIOSEM.
Durch solche Schandthat baut er seiner Ehr ein Grab.
IBRAHIM.
Sol reine Liebe sich hier Schandmal schelten lassen?
SISIGAMBIS.
Die lieben andre nicht / die ihren Ruhm selbst hassen.
IBRAHIM.
Befleckt der Fürsten Ruhm / was ieden Sclav ergetzt?
KIOSEM.
Die Wollust ist vergönnt / wenn man ein Ziel ihr setzt;
Wo aber Tugend sie und Maaß nicht hält im Zaume /
Flösst sie in Seel und Leib Gift / wenn sie Brunst und Gaume
Gleich reinsten Zucker schätzt. Dein siecher Leib wird bald /
Ja hat dich schon gelehrt 11: daß Jugend selbst wird kalt /
Die hier zu hitzig spielt; und daß / der Seuchen hecket /
[118] Das Leben ihm verkürtzt; der hier den Bogen strecket
Zu vielmal / und zu hoch. Auch Stahl wird weich gemacht.
Du mergelst dich des Tags / nicht nur iedwede Nacht
Mit so viel Weibern ab; schwimmst in den Uppigkeiten /
Wenn du / gleich einer See / lässt Zimmer dir bereiten
Mit Zobeln überdielt / 12 mit Dirnen angefüllt /
Die alle Welt dir zinßt. Wie manch unzüchtig Bild
Verstellt dein Schlafgemach nach schlimmer Heyden-Weise. 13
Dein Ambra / dein Zibeth / der täglich deine Speise 14
Mit Uberflusse würtzt / ist zwar ein Saltz der Brunst /
Nicht aber Lebens-Oel / auß welchen du umbsonst
Verschwelgte Kräfte suchst.
IBRAHIM.
Was hat sie zu verliehren /
Wenn wir uns selbst verspieln?
KIOSEM.
Der Mutter wil gebühren
Zu sorgen für das Heil der Kinder biß in Tod.
IBRAHIM.
Nicht sich zu massen an ein Herrisches Gebot.
KIOSEM.
Von Schmach und Lastern sie vernünftig abzuleiten.
IBRAHIM.
Wer darf die Fehler zehln / wenn hohe Häupter gleiten?
KIOSEM.
Der gantze Welt-Kreiß sieht auf eines Fürsten Fall.
Man forscht mit scharffem Aug und durch gehöhlt Chrystall
Der Sterne Flecken auß; Man schreibt ins Buch der Zeiten
Der Sonnen Finsterniß auch / die der andern Seiten
Der Welt nur sichtbar sind. Und deine Thorheit hält
Unsichtbar / Schand und Fleck der Sonnen dieser Welt?
Schmiert als wohlständig an dem Purpur und der Seide /
Was Woll und Haar verstellt; schminckt Wangen mit der Kreide /
Die Füsse greulich mahlt? So Würd als Helffenbein
Muß reiner / als schlecht Thon und grober Pöfel seyn;
Weil Fürsten / die das Gift der Laster an sich nehmen /
Von ihrem Himmel es auf hundert Völcker sämen.
Ihr bös' Exempel sind die Funcken / die den Brand
Auf tausend Häuser streun.
IBRAHIM.
Was misst man mit Bestand
Uns für Verbrechen bey / das deinen Fluch verdienet?
SISIGAMBIS.
Er hat sich mit Gewalt mich zu entweyhn erkühnet.
SECHIERPERA.
Ist solcher Liebes-trieb bey Fürsten unerhört?
Und zu Stambulden neu? Hartneckigkeit versehrt
Die hohe Majestät / die stets mit Fug erhebet
Durch Zwang / was Glimpf verspielt. Ja in den Zimmern klebet
[119] Durch andre Sultane vorhin verspritztes Blut
Der Weiber / die verschmäht auß thörchten Ubermuth
Verliebter Herren Gunst. Das Schwerd / das uns erstritten.
Hat Constantinus Reich / hat ebenfals durchschnitten
Ein so verstocktes Weib. 15
KIOSEM.
Wer hat dir Magd erlaubt
So keck zu brechen loß? flöstu der Erden Haupt
So falsche Lehren ein? Ja solche Kuplerinnen /
Wie hier der Wechselbalg sich zeiget / sind die Spinnen /
Die auf der Keuschheit Blüth ihr Sünden-Gist schmiern an /
Die Zirze / die in Vieh die Menschen wandeln kan /
Sind Furien/ die sich mit Liebes-Larven schmücken /
Die Tugend in Verderb / in Schande Fürsten rücken.
Sind Motten / die mit List und Häucheln unterm Schein
Der Seidenwürmer sich in Purpur nisten ein /
Des Reiches Ancker-Seil / des Glückes Band zerbeissen.
Dergleichen Thier bist du. Du wilst ja Zucker heissen / 16
Doch birgt dein süsser Mund im Hertzen Gall und Gift.
Die Jugend ist weich Wachs / in die sich leicht die Schrift
Der Wollust pregen lässt. Dir Hur ists zuzuschreiben:
Daß man den Sultan sieht so freche Laster treiben;
Daß ietzt sein eisicht Hertz und die vor kalte Brust
Ein feuricht Etna scheint / die minder Brand und Lust / 17
Als das gefrorne Meer / ließ anfangs von sich schiessen.
Die Frauen auf der Burg / die uns vor glauben hiessen:
Daß Ibrahm von Natur kalt und ohnmächtig sey;
Sehn ietzt sich allzu schwach für seiner Raserey
Der niemals-satten Brunst.
SECHIERPERA.
Kriegt für getreue Dienste
Befleißte Redligkeit Verfschmähung zu Gewienste?
So laß ich andern Müh und Sorge willig hin.
KIOSEM.
Was? rühmstu Treu und Dienst / verfluchte Kuplerin?
SECHIERPERA.
Es schaffet dem mehr Ruhm / den Völckern mehr Vergnügen /
Dem Reiche mehr Bestand / der nicht das Pfund verliegen
Des Landes-Fürsten lässt / und ihren kalten Geist
Zu reger Liebe reitzt; als / der sich ihn befleisst
Wie einen Papegoy ins Keficht einzuschlissen.
Sie selbst weiß: daß der Fürst den Tartar Chivas müssen
[120] In Rhodis reiben auf; 18 weil Ibrahms kalter Sinn /
Der unvererbte Stuhl ihn auf den Wahn trieb hin:
Für Oßmans Enckel sich und Erben schon zu rühmen.
Wem wird nun / außer mir / zu dancken sichs geziehmen?
Daß sein vor stumpfer Kiel ietzt scharffe Pfeile spitzt /
Daß von fünf Söhnen ist des Oßmans Thron gestützt. 19
Wormit hab aber ich die Sultanin verletzet?
Weil ihr zu Liebe nicht von mir ward außgeschwetzet:
Daß nach der Sultanin erdichtetem Bericht
Des Käysers Augentrost die Perl auß Curdi nicht
Sey durch den Schlag erblasst? denn Er / mein Fürst / mag wissen:
Die Riesin habe ja wohl freylich sterben müssen / 20
Weil sie die Sultanin zur Tafel laden ließ /
Und sie durch Eyversucht gereitzt / erwürgen hieß.
IBRAHIM.
Verfluchter Meuchel-Mord! unartigs Mutterhertze!
Das sich belustiget an seines Kindes Schmertze /
Ja sein Vergnügen stört; Schafft Strick und Hencker her!
Sie leide / was sie that / weil sie von Liebe leer
Und voll von Rachgier ist! Inzwischen solstu sehen
Vor deinen Abgott falln / dein zartes Schoskind schmehen;
Die Rosen mit Gewalt schaun dieser brechen ab /
Die uns für Anmuth Trotz / für Blumen Disteln gab.
KIOSEM.
Fleuch / Sisigambis/ fleuch! halt Fürst! wil er ja wütten /
So mag er seinen Grimm auf diese Brust außschütten /
Die Ihn gesäuget hat.
IBRAHIM.
Laß mich!
KIOSEM.
Hier ist das Ziel /
Das deine Rach außtagt. Denn deine Mutter wil
Im angedreuten Strick eh ihren Geist außblasen /
Und den gezückten Dolch fühln in den Därmern rasen /
Als diese Schand-That sehn.
IBRAHIM.
Stracks / Achmet / schaff sie weg;
Eh ihr verspritztes Blut des Sohnes Hand befleck /
Und laß ins alte Schloß die Wüttende verstecken. 21
ACHMET.
Ich eile den Befehl des Käysers zu vollstrecken.

Ibrahim. Sechierpera.
IBRAHIM.
Jedoch was schlüßen wir die / die den Halß verwürgt /
Die unterm Mutter-Hertz ein Kwäll voll Gifft verbirgt /
[121] Erst ins Gefängnis ein? Man sündigt mit Erbarmen.
Es koste Kopff und Blut! ha; solln uns Weiber-Armen
Die Beute ringen auß? Und Täuber jagen nicht
Dem Adler Tauben ab: Und dieses Reh entbricht
Sich auß des Jägers Garn und auß des Tygers Klauen /
Der Stein und Ertz zermalmt? Auff! laß uns einst noch schauen /
Was Sisigambis gilt / und was der Käyser kan!
SECHIERPERA.
Mein Fürst / mein Herr / mein Haupt / es sicht mich selber an
Der Sisigambis Trotz / und Kiosems Erkühnen.
Ich selber muß gestehn: daß sie den Tod verdienen /
Jedoch braucht man mit Nutz bey Straffung klarer Schuld /
Den Kapzaum der Vernunfft / den Zügel der Geduld.
Wer sich die strenge Flut läßt der Begierden jagen /
Wird auff die stürme See des Untergangs verschlagen /
Auff der kein Ancker hält. Der Mutter Untergang /
Der Sisigambis Schimpff und fürgesetzter Zwang
Kan wenig Lust und Trost dem großen Herren geben;
Viel Unruh aber sich durch solches Werck erheben /
Weil Volck und Janitschar auf beyder Wincken sieht.
Der Käyser schaue nur: die Rosen sind verblüht /
Die Blätter längst versängt an Sisigambis Zierde /
Durch Amurathens Brunst. Vernünftige Begierde
Sucht Blumen / derer Glantz die Knospe noch versteckt /
Und Lippen / darauf man nicht frembden Speigel schmeckt.
Ich weiß fürs Käysers Seel und seine süsse Flammen
Was liebens-würdigers; ein Kind / in dem beysammen
Die gütige Natur hat Jugend und Verstand
Schön-reitzend-freundlich-seyn verknüpfet in ein Band;
Ein Kind / das zärter ist / als die auß Ledens Schalen
Einst solln gekrochen seyn; das mit den Anmuths-Strahlen
Der Sterne Glantz beschämt / die Sonne machet blind /
Den Rosen ihr Rubin durch Anmuth abgewinnt /
Den Lilgen ihre Perln. Der Morgenröthe Prangen
Und Scharlach wird entfärbt von ihren Purpur-Wangen /
Für ihrem Mund erbleicht Granat und Schnecken-Blut;
[122] Kein Bisam-Apfel reucht bey ihrem Athem gut.
Die Flammen kwälln auß Schnee / auß Marmel blühn Corallen /
Zienober krönet Milch auf ihren Liebes-Ballen.
Kurtz: diese Göttin ist der Schönheit Himmelreich /
Der Anmuth Paradiß; ein Engel / der zugleich
Verlangen im Gemüth / Entsetzung in den Augen /
Im Hertzen Lust gebiehrt. Auß ihren Lippen saugen
Die Seelen Honigseim und Zucker süsser Hold.
IBRAHIM.
Diß alles / was du rühmst/ ist Kupfer gegen Gold /
Und Schatten gegen Liecht / wenn ich der Riesin Zierde /
Die Perl Armeniens mit brennender Begierde
Für mein Gedächtniß zieh. Ich schwere dir / mein Kind:
Daß meine Flammen nicht mit ihr verloschen sind:
Das Abuchalid nicht so sehr geliebt Hababen 22 /
Die er schon halb verwest ließ auß der Erde graben /
Und tausend Küß ihr gab / als meine Seele noch
Nach meiner Riesin lächst.
SECHIERPERA.
Der Fürst schätzt billich hoch /
Was die Erfahrung preißt / für dem / was andre loben /
Das Auge liegt dem Ohr im Lieben allzeit oben.
Mein Leben aber sey verspielt / wo Ambre nicht
Des Mufti himmlisch Kind jen' und auch all' absticht.
Der Zunder heisser Brunst ist selbst in mir entglommen / 23
Seit dem ich zweymal sie im Bade wahrgenommen.
Ihr Mund bepurperte die Chrystallinnen-fluth /
Die Brüste schneiten Perln / die Augen blitzten Gluth;
Wenn sie ihr Haupt erhob auß ihrer Marmel-Wanne /
Schien sie das Ebenbild der Sonn im Wasser-Manne /
Die Kwellen kriegten mehr von ihren Strahlen Brand /
Vom Leibe Silber-Welln / vom Haare güldnen Sand.
Hier wil ich im Gemäld Ihm nur den Schatten zeigen.
IBRAHIM.
Ist Ambre diß?
SECHIERPERA.
Ihr Bild.
IBRAHIM.
Ist sie getroffen?
SECHIERPERA.
Eigen.
Wiewohl der Himmel geht gemahlten Sternen für.
IBRAHIM.
Hilf Himmel! kwillt das Oel der Lieb auch auß Papier?
Steckt auch in Farben Glut? kan auch der Schönheit Schatten
Begierde zünden an? die Bilder / die wir hatten
Uns in das Hertz geprägt / auf einmal leschen auß?
[123] Was neues drücken ein? Ach / unsre Seel ist Graus /
Das Hertze liegt in Asch / und wir stehn in der Flammen /
Wie brenn' und lodern wir! Raff allen Witz zusammen /
Gebrauche Treu und Fleiß / mein Engel / und mein Kind;
Daß diese Sonne ja den Käyser lieb-gewinnt.
Ach! aber / was für Sieg lässt Ibrahim ihm träumen
Von dieser Göttin Hold? Fürlängst Entweyhte räumen
Nichts unserm Lieben ein. Und Sisigambis lacht
Des Käysers / die so weit / so fern als Tag und Nacht /
So weit als Sonn und Mond / von Ambren ist entfernet.
SECHIERPERA.
Hat diese Närrin gleich Natur und Witz verlernet /
Wenn sie des Sultans Gunst mit Füssen von sich stösst:
So lächsen tausend Seeln 24 nach Balsam / welchen flösst
Die Hold des Käysers ein. Die Keusch- und kältsten brennen /
Wo Fürsten-Blicke falln. Man gebe zu erkennen
Des Käysers reine Glut dem Vater; dessen Eyd
Nichts minder ihn verknüpft / auf die Ergetzligkeit
Des Sultans / 25 als aufs Heil des Reiches vorzusinnen.
IBRAHIM.
Wohl! wir gehn / umb alsbald sein Hertze zu gewinnen.

Der Schauplatz verändert sich in den Saal Hosada /wo die grossen Bedienten sich versamlen / und der Stul des Sultans steht.
Mufti. Mehemet Bassa. Bectas. Janitscharen Aga. Kiuperli Bassa. Kul Kiahia der Vnter-Aga der Janitscharen.
MUFTI.
So tritt Venedig noch uns Candien nicht ab?
MEHEMET.
Die Antwort / welche mir ietzt erst Soranzo gab /
Ist Hochmuth / Dreuen / Trotz.
BECTAS.
Sol eine Stadt uns pochen?
Ist Oßmanns Witz verfalln / und Oßmanns Arm zerbrochen?
Kan unser Fürst / der ja das Haupt der Welt wil seyn /
Mit allen Kräften nicht zwey Städte nehmen ein?
Canea / Retimo sind ja in unsern Händen.
MEHEMET.
Sey sicher: daß wir nichts an Candien mehr enden;
Auch würde dort noch ietzt kein Türckisch Segel wehn /
[124] Wenn sich Venedig hätt ie Friedenbruchs versehn. 26
Mit Ungewafneten läßt sichs leicht Streiche wagen.
Jetzt / nun wir auß der See schon zweymal sind geschlagen /
Durch ihren Morosin / nimmt unser Sultan wahr:
Es dörffe mehr Verstand / auch schaff es mehr Gefahr
Mit einer solchen Stadt / als geilen Weibern kriegen.
Jetzt / nun der Krieg sich schleppt / lässt ihn der Sultan liegen /
Hengt seiner Wollust nach. Dem Divan liegt die Last
Des Krieges einig ob. 27
BECTAS.
Wo nicht ein Fürst selbst fasst
Das Ruder seines Reichs / kan keine Fahrt gerathen.
Gott krönet Knechte nicht so / wie der Fürsten Thaten.
Alß Oßman in den Grund diß Reich geleget hat /
Alß Orcan Prusien erobert / Amurath
Die Stadt des Adrian / und in Europens Hertze
Den ersten Spieß gesteckt; ja unsers Glaubens Kertze
Im Nord gezündet an; alß König Bajazeth
Die Siegs-Stadt Serviens durch neuen Sieg erhöht /
Den Käyser Sigismund hat schier in Staub getretten;
Alß Mahumeth den Strom der Donau schloß in Ketten /
Biß in Wallachen drang; Alß Ludwig und sein Land
Und sein verzweifelt Heer in Amurathens Hand
Besiegt bey Varna fiel / und seiner Falschheit Nebel
In blutge Flut zerran; Als die erhitzte Sebel
Des grossen Mahumeths zwey Käyserthümer zwang:
Daß zweyer Käyser Kopff für seine Füsse sprang;
Als er zwölff Reich einnahm / zwey hundert Städt erstritte /
Wie Selmi überwand Damaßkens groß Gebitte
Des Tomonbejus Reich; als Solimans sein Stahl
Pest / Rhodis / Ofen zwang; ja als noch's letzte mahl
Vom vierdten Amurath ward Bagadet bezwungen / 28
Hat dieser Helden Arm selbst durch den Feind gedrungen /
Und für des Reiches Heil das Leben feil gemacht.
Itzt nun der Sultan nur auff Uppigkeit hat acht /
Was sol für Glück uns blühn?
MUFTI.
Ja / leyder! ich befahre:
Es nähere sich ietzt das Ende der zwölff Jahre / 29
Seit dem des Oßmans Hand den rothen Apffel führt
[125] Als unser Untergang. Und meine Seele rührt
Die grosse Wasserflut / 30 die Mahumeds Gebeine
Zu Mecha fort geschwemmt / und die geweyhten Steine
Des Heyligthumbs versehrt. Der Pers' und Ketzer 31 hat
Für wenig Zeit uns schon die uns hochheilge Stadt
Medinen abgerennt; 32 wie viel ist Zeit verstrichen:
Daß unser Käyser halb vom Glauben abgewichen?
Daß Achmet Bottschafften dem Christen Gratian
Nebst Ländern übergab? 33 Ja ein recht Greuel kan
Fürst Fakardin 34 uns seyn / der Schaum verdammter Christen.
Kein geiles Weib kan nicht nach Buhlern so gelüsten /
Noch zaubrisch schläffen ein / als den besigten Hund
Hart Amurathes lieb. Und uns ist leyder kund:
Daß Persen Christen hat zu Feld-Herrn fürgestellet.
Als Facfurs Ehweib ward vom Arcomat gefället / 35
Und mit ihr Ascota; ward er zwar todt und bleich
In Armen eines Mönchs: Allein Chach Abas Reich
Vom Aberglaub erfüllt; Indem er durch sein Bitten
Den Schwärmern Lufft erwarb: daß Abubeckers Hütten
Itzt thörchte Christen fülln. Da die Gewogenheit
Zu Christen sterbens-werth hieß noch für wenig Zeit.
Als König Kataband 36 die Gurgel ab ließ stechen
Dem erstgebohrnen Sohn / war einig diß Verbrechen
Des Anza Menza Schuld. Wie feindlich scharff und schwer
Fiel vor der Christenheit der Tartarn flüchtig Heer?
Cham Chiran 37 aber hat den Sultan längst verlachet /
Das Türcksche Heer zerstreut; verdammten Bund gemachet
Mit Polen / und sein Kind zur Geißel ihm versetzt /
Und der Cosacken Schwarm uns auff den Halß gehetzt;
Der Caffa / Sinope und Trapezunt bezwungen / 38
In Port und Vorstadt ist Stambuldens eingedrungen.
Der Divan weiß selbst mehr kein Mittel unsrer Ruh;
Alß: daß mans Bosphors Mund mit Ketten schließe zu. 39
Ja Siebenbürgen trotzt den Sultan mit Befehlen:
Daß Er zum Fürsten den Ragotzy muß erwehlen / 40
[126] Den Istuan thun ab. Noch schlimmer Zufall ist:
Daß Käyser Machmets Sohn Jachias ward ein Christ; 41
Daß er den Groß-Vesier / das Haupt der Janitscharen /
Den Muft / und die mehr des Reiches Pfeiler waren /
Durch Meineyd so nam ein: daß sie ihm hatten schon:
Den Bruder Achmet ab / ihn auf des Oßmanns Thron
Zu setzen sich verschworn; daß er Kosack und Christen
Und Tartern sich erkühnt auff unsern Fall zu rüsten /
Bejammern wir noch itzt. Und hätte Wallstein nicht /
Sein Abgott; durch die auch vergeßne Treu und Pflicht
So zeitlich sich gestürtzt / hett er wohl Mittel funden /
Zu schlagen unser Reich mit mehr und grössern Wunden.
Doch ach! das ärgst ist diß; was mir mein Hertz auffritzt:
Daß Käyser Ibrahims sein Sohn in Franckreich sitzt / 42
Den der Maltheser Macht gefänglich hat bestricket /
Alß für drey Jahren er nach Mecha ward geschicket.
Auß welchem mit der Zeit der Räuber Aberwitz
Ein Werckzeug schnitzen kan / des Oßmanns hohen Sitz /
Den Glauben Mahumets empfindlich anzufechten;
Die Pers' und Christen stets mit uns in Krieg zu flechten
Sich durch viel Arglist mühn.
MEHEMET.
Ich spüre viel Gefahr /
Und unsers Untergangs sind hundert Zeichen dar.
Der Türcken Käyserthumb steht nicht auf eignen Kräfften.
Wir stehn / so lange noch die Christenheit mit Säfften
Verkaufften Friedens sich läßt sicher schläffen ein;
Und ihre Schwerdter selbst in eignen Därmern seyn
Itzt scheints: es lehre sie der Schaden sehend werden:
Daß wir sie / wie ein Fluß am Ufer Sand und Erden /
Schier ohn Empfindlichkeit / im Grunde waschen auß;
Biß mit durchbohrtem Rand auf einmahl Reich und Hauß
Ein Raub der Wellen wird. Denn Holland hat durch Frieden
Mit Spanien nicht nur den langen Zwist entschieden;
Tschernin spannt auch nunmehr den Bogen höher an;
Sagt: daß sein Käyser nichts in Siebenbürgen kan
[127] Enthengen unserm Heisch; trotzt auff des Adlers Klauen /
Wo er in Ungern würd auch minsten Eingriff schauen.
Weil zwischen Teutschland / Schwed' und Franckreich auch der Fried
Auf sicherm Fuße steht.
KIUPERLI.
Das Unglück das uns blüht /
Kömmt her von unser Schuld. Daß Aden ist verlohren /
Des Rothen Meeres Mund / daß Habeleh der Mohren 43
Ihr Kapzaum ist verspielt / daß Baßora noch wanckt /
Rührt her: daß mancher Held wird spöttisch abgedanckt;
Daß man Damaß / Alcayr und Bagadet vertrauet
Dem / der das meiste zahlt; 44 und die am Brete schauet /
Die nur des Sultans Gunst erkauffen durch viel Geld;
Daß man Verdienst und Treu für ärgste Laster hält /
Verschnittenen räumt ein die Tugenden zu drücken /
Ja sich den Vögeln gleicht / die nur den Guckug zwicken /
Auß Sorg: er werde noch alß Falcke sie falln an;
Daß man / als Sonne nichts erhoben sehen kan /
Und die gleich Sternen sind / alß Dünste drückt zur Erden;
Des Sultans Tochter-Söhn itzt auch läst fähig werden
Der Würden 45 dieses Reichs; daß man die / die durch Blut
Und vieler Jahre Schweiß versammlet einig Gut /
Wie Schwämme drücket auß; 46 des Sultans Töchter zwinget
Uns noch als Kinder auff / und umbs Vermögen bringet /
Ja uns zu Sclaven macht; daß Ibrahim versehrt /
Was derer Andacht gleich zum Gottesdienst verehrt / 47
Die niemals ihn verletzt; daß / was die Käyser haben /
Als Schatz und Heiligthumb in Thürme tieff vergraben / 48
Er alß wie Sand verstreut; daß er zu Lastern lacht /
Auß seiner Uppigkeit ein offen Schau-Spiel macht /
Umb daß Er seine Brunst durch frembdes Oel anzünde /
Da es vor dieser Zeit war sterbens-werthe Sünde /
Zum Garten / 49 wo der Fürst mit seinen Dirnen spielt /
Ein Auge wenden hin. Daß sein Gemüthe zielt /
Des Ketzers Kadaris 50 fürlängst verdammte Lehren /
Die des Verhängnüßes Ertzt-feste Schlüsse stören /
Und der Schapmestahis 51 ihr halbes Christenthum
Zu bringen in den Schwung. Daß er für grossen Ruhm
[128] Und Helden-Thaten hält / wenn Er verdiente Bassen /
Die für sein Heyl gewacht / kan niedersäbeln lassen;
Wenn ihr durch Wund und Schweiß erworben Erbtheil ihn
Alß Bruder lachet an; 52 Wenn / die die Ramme ziehn
Und Bräter wenden umb / so schnell als Erd-Geschwüre
Auffschüssen / und sich gar stelln über die Visire;
Alepo steht hierumb in grösserer Gefahr / 53
Alß da noch Abassa 54 sein Haupt des Auffruhrs war;
Und Fakardins sein Schwantz / die schlauen Drusen stecken
In Sidons Hölen noch / 55 und in Saidens Hecken.
Diß klagen / leider! wir / diß geht uns Häupter an!
Das Volck / das seine Last nicht länger tragen kan /
Führt nach viel Seufzen ietzt bewegliche Beschwerden /
Weil nun auch Steinen Schweiß wil außgepresset werden / 56
Wie vom Abdulmelick. Albanien / das noch
Nicht allerdings gebeugt 57 den Nacken unters Joch /
Spinnt neuen Aufstand an. Kurtz! wir falln übern Hauffen /
Und unser Glücks-Spiel scheint ietzt so verwirrt zu lauffen:
Daß wo die Christen uns recht in die Karte sehn /
Und Ferdinand es wagt; so ists umb uns geschehn.

Bectas. Ibrahim. Mufti. Mehemet. Kiuperli.
BECTAS.
Schweig! denn der Sultan kommt.
IBRAHIM.
Ist der Befehl vollstrecket?
MEHEMET.
Ja! doch Soranzo bleibt verstockt und unerschrecket.
Sagt: daß Venedig selbst eh in den Grund wil gehn /
Alß auf Dalmatien uns einig Recht zustehn;
Und eine Spanne Land von Candien einräumen.
IBRAHIM.
Sol dieser Sclave noch auf uns den Hochmuth schäumen?
Und lachen unsers Dräuns? Wol! es sol unser Haupt
Nicht sanft und friedsam ruhn; biß daß Venedig glaubt:
Daß Ibrahim nicht mehr mit Wort- als Wercken blitze.
KIUPERLI.
Der Sultan gebe mir und meinem Aberwitze
Genädiges Gehör? Ich sorge: daß wir nicht /
Biß daß der Groß-Herr selbst nach Candien aufbricht /
[129] Dort werden Meister spieln. Wo Glück und Sieg sol blühen /
Das Kriegsheer hertzhaft seyn / muß der zu Felde ziehen /
Dem Glück und Sieg fällt zu. Sein wachsam Auge schlägt
Oft / wo ein Heer verspielt; ermuntert und bewegt
Die trag und furchtsam sind. Der Fürst hats schon geschauet /
Als von Silistrien dem Bassen anvertrauet
Der Zug auf Asac ward; 58 wie viel ein Knecht kan fehln.
Ja Schälsucht wagt sich dar meist frembden Ruhm zu stehln;
Den Sieg selbst zu verstörn / Vernunft und Witz zu bländen.
Des Groß-Veziers schel Aug entzog unß aus den Händen
Den Sieg auf Bagadet. Denn / als der Löwen-Muth
Des Murat Bassen 59 sich durch Mauern / Stahl / und Glut
Drang stürmend in die Stad / ließ er auß blossem Neiden
Vom Sturme blasen ab / ja ihm den Kopf abschneiden:
Daß unser Heer besiegt / die Festung Persisch blieb /
Biß Amurath selbst kam 60 und Heer und Sturm antrieb.
IBRAHIM.
Wir wolln in Greta selbst die grüne Fahn auffführen. 61
Laß auch noch heute sich dein gantzes Läger rühren /
Für unser Burg das Haar von Pferden stecken auß. 62
Du aber Mehemed / laß des Soranzo Haus
Noch sorgsamer verwahrn / doch ihm zur Furcht entdecken:
Daß wir auf Candien selbst wolln die Fahn aufstecken.
MUFTI.
Der Schluß ist Ruhmes werth; diß ist die Tugend-Bahn /
Dardurch uns Mahumed die Welt macht unterthan /
Die zu den Sternen führt / die Sterbliche vergöttert;
Und ein Gedächtnüs schafft; das / wenn der Himmel wettert /
Die Marmel-Seuln zermalmt / Colossen schlägt entzwey /
Und Tempel legt in Graus / ist vom Verwesen frey.
Ja wenns Verhängniß gleich lässt einen Fürsten fallen /
So gleicht sein Grabestein durchsichtigen Christallen /
Durch den man sein Verdienst der Tugend schauen kan /
Und dessen Seele nimmt die Art des Fenix an:
Daß seyn Begräbniß ist der Anfang seines Lebens;
Und Zeit und Mißgunst müht so denn sich nur vergebens
Die Fackel ihres Ruhms mit Wolcken zu verstelln /
[130] Den Silber-reinen Kreiß des Mohnden anzubelln.
IBRAHIM.
Ja wol / diß schlüssen wir. Ach! aber / unser Hertze
Wird selbst von Angst bekriegt / bekämpft vom herben Schmertze /
Des Sultans Seele schwimmt in einer wüsten See /
Die Flammen auf die Brust strömt / in die Glieder Schnee /
Verwirrung ins Gehirn? Und in uns selber wissen
Von keinem Frieden wir; die wir auf andre schlüssen
Jetzt gleich Verderb und Krieg.
MUFTI.
Was sicht den Käyser an?
IBRAHIM.
Ein Ubel / das kein Artzt / als Mufti / heilen kan.
MUFTI.
Ist es Gewissens-Angst? sinds tieffe Seelen-Narben?
IBRAHIM.
Nicht Narben / Wunden sinds / doch von viel andern Farben.
MUFTI.
Dem Artzte muß das Kwell der Kranckheit seyn bekand.
IBRAHIM.
Der Uhrsprung und die Salb ist in des Mufti Hand.
MUFTI.
Stehn sie in meiner Hand / bin ich bereit zu rathen.
IBRAHIM.
Vertröstung linderts Weh / Genesung kommt von Thaten.
MUFTI.
Der Käyser meld uns doch / was Weh und Artzney sind.
IBRAHIM.
Ich bin von Liebe kranck / das Pflaster ist dein Kind.
MUFTI.
Was sol ein Kind / wie sie / für Liebes-Brand anzünden?
IBRAHIM.
Wird man im Himmel doch nur solche Kinder finden! 63
MUFTI.
So Eh als Paradis erfordert funfzehn Jahr.
IBRAHIM.
Was fürchten Jüngere vom Lieben für Gefahr?
MUFTI.
Sie wird den Käyser nicht nach Wundsch vergnügen können.
IBRAHIM.
Neid tadelt / was er nicht dem Nechsten wil vergönnen.
MUFTI.
Was sol ein Knecht / wie ich / dem Großherrn gönnen nicht?
IBRAHIM.
Wie daß uns Mufti denn die Tochter nicht verspricht?
MUFTI.
Es ist mein Wundsch: daß sie sich seine Magd darf nennen.
IBRAHIM.
Versichre sie: daß wir von ihren Strahlen brennen.
Versicherst aber du uns ihrer Gegenhold?
MUFTI.
Ich meyne: daß mein Kind mit beyden Armen solt
Umbfassen diß Gelück / und sich ietzt selig schätzen.
Ja mit was Grösserm kan der Sul an mich ergätzen /
Als / da er auf mein Haus Genad und Auge neigt /
Mein Kind auß Staub auf Gold in Oßmans Bette steigt.
IBRAHIM.
Nimm diß gestückte Tuch als unsrer Liebe Zeichen 64
Der Liebe Merckmahl hin. Man sol schnur-stracks ihr reichen
[131] Ein Purpern Braut-gewand.
MUFTI.
Ich nehms in Demut an /
Begierig zu vollzihn / was seine Liebe kan
Vergnügen / und mein Haus zur höchsten Staffel stellen.
IBRAHIM.
Geh / eile. Denn Verzug schafft Buhlern Pein der Höllen.

Reyen

Der Göttlichen Rache / der Stadt Byzanz / der Schwelgerey / der Geilheit / des Geitzes / des Zorns /der Hoffart.
DIE GÖTTLICHE RACHE.
Erzittert / Sterbliche / für mir!
Denn krönt mein Haupt gleich ein schön Regenbogen;
So bricht doch Blitz und Donner für 65
Auf den / der Gott zum Eifer hat bewogen.
Gott zahlet zwar nicht täglich auß;
Doch ist Er keinem ie was schuldig blieben.
Sein langsam Zorn drückt gar in Grauß;
Und sein Vermerck ist in Metall geschrieben. 66
BYZANZ.
Mir Aermsten bebet iedes Glied / 67
Das Hertze schlägt / das Haar steht mir zu Berge!
Verschone der / die für dir kniet!
Kein Riese siegt mit Nachruhm über Zwerge.
Hilff mir vielmehr / weil die Geduld
Schon büßt zweyhundert Jahr die Schuld.
DIE RACHE.
Ich habe kein ruchloser Kind;
Gott hatte dich zur Welt-Sonn aufgestecket /
Und gleichwol ist dein Thun stock-blind /
Ja du hast wie ein Mohnde dich beflecket.
[132]
BYZANZ.
Weil / leider! das Verhängniß mich
Hat untern Krebs / des Mohnden Haus / gesetzet; 68
Geht Glück und Klugheit hinter sich /
Mein Antlitz wird mit Thränen-Tau genetzet;
Und Oßmanns bluttig Mohnde 69 dreut
Mir täglich noch mehr Sturm und Leid.
DIE RACHE.
Für dir ists Mohnden Wachsthum klein.
Was klagstu denn? die Welt liegt dir zun Füssen;
Du selbst verdüsterst deinen Schein /
Erlustigst dich an Sund- und Finsternüssen.
BYZANZ.
Oft stecken Würm' in güldner Frucht /
Der schlimste Stern ist oberster Planete;
Mein Wachsthum ist nur Wassersucht /
Und meine Sonn ein schwäntzichter Comete.
So hilff nun / Rache / Rach / und nimm
Von mir den Bluthund Ibrahim!
DIE RACHE.
Brich Abgrund! öfne deine Thür!
Und schicke bald ein Werckzeug meiner Rache!
DIE LASTER.
Wir Laster stelln zu Dienst uns dir.
Weil wir der Menschen Schooß-Kind sind / und Drache /
Ja ieder mit uns buhlen wil /
Ists sie zu fressen uns ein Spiel.
BYZANZ.
Hilff Gott! sol noch der Schlangen Brut
In Ibrahims und meinem Busen nisten?
[133]
DIE RACHE.
Gift ist für Gift zur Artzney gut /
Und böse Lust dämpft man mit bösen Lüsten.
BYZANZ.
So rüste doch nur eines auß;
Denn alle stürtzen mich in Grauß.
DIE SCHWELGEREY.
So kömmt mir denn das Vorrecht zu /
Weil Menschen schon nach meiner Milch gelüsten /
Wenn sie in Windeln schöpfen Ruh /
Die Zunge noch säugt an den Mutter-Brüsten.
DIE GEILHEIT.
Ich bin der Brunn / der Menschen schafft /
Ein Oel / das Blut und Fleisch und Hertz anzündet;
Der Himmel schmiltzt durch meine Krafft /
Die Götter zwingt und Stahl wie Wachs zerwindet.
DER GEITZ.
Weicht alle mir! ihr seyt mein Brutt;
Denn ich bin ja die Wurtzel alles Argen /
Wenns Alter aller Laster Glutt
Lescht auß / steig ich in Sarg mit meinem Kargen.
DER ZORN.
Mein Blitz zermalmet Stahl und Stein /
Mein Ziel ists Grab / der Uhrsprung ist die Wiege.
Wo alle Laster büssen ein /
Erhält mein Arm durch Mord und Feuer Siege.
DIE HOFFARTH.
Mein Uhrsprung rührt vom Himmel her /
Ihr auß der Höll / und wilder Thiere Hölen.
Denn ihr herrscht nur in Schwein und Beer;
In Adlern ich / und in vernünfftgen Seelen.
[134]
DIE SCHWELGEREY.
Ich aber mache durch den Stein /
Durch Schwulst und Gicht und Schwindsucht bald ein Ende.
DIE GEILHEIT.
Mein Gifft nimmt mehr die Seelen ein /
Und Seuchen sind auch Waffen meiner Hände.
DER GEITZ.
Ich henckere ja selber mich;
Wie sol ich nicht auch andern's Licht verkürtzen?
DER ZORN.
Mein Grimm hat's Blitzes Flug in sich /
Des Maulwurffs Blindheit / wie soll er nicht stürtzen?
DIE HOFFARTH.
Die Hoffarth kommt fürm Fall ins Hauß /
Und wer hoch fleucht / schmeltzt an der Sonnen-Hitze.
BYZANZ.
Rach übe deine Straffen auß;
Nur / daß ich nicht mehr Blutt dabey versprütze;
So brauch ein Laster doch hierzu /
Das mir nicht weh / ihm süsse thu.
DIE RACHE.
Durch Zucker gibt sich Gifft leicht ein /
Und Schlangen sind in Rosen wohl verstecket.
Wohlauf denn / Geilheit! du solsts seyn /
Die meinen Schluß / des Bluthunds Fall vollstrecket.
DIE GEILHEIT.
Eh als die Morgenröthe kan
Der Welt zweymal die Augenbranen zeigen /
[135] Sol Ibrahim seyn abgethan /
Durch diesen Brandt / sein Lebens-Oel verseigen.
ALLE.
Ja! Unzucht ist so tödtlich Gifft /
Das Drachen-Eyter übertrifft.

2. Akt

Die andre Abhandlung.

Der Schau-Platz stellet für den Vorhof der heiligen Sophien-Kirche / welche itzt die fürnehmste Türckische ist.
Ambre des Mufti Tochter. Calpare ihre Mutter.

AMBRE.
Gott / der du sieben Meer / der sieben Himmel Last / 70
Nebst siebzig tausend Schaarn zu deinen Füssen hast /
Ja Engel / Ehre / Perln / Macht / Gottheit unterm Throne.
Wo deine schlechte Magd was bitten darff / so schone
Derselben / die dich stets inbrünstig bethet an;
Hilff: daß kein Nebel nicht mein Licht verdüstern kan;
Wie Geist und Traum mir dreut. Ich falle dir zu Füssen /
Begierig Tag für Tag der Erde Staub zu küssen 71
Auß Andacht gegen dich. Die Lampe brennt allhier
So sehr nicht / als mein Leib / auß Liebe gegen dir.
Laß geiler Brünste Rauch nur meine Brust nicht schwärtzen.
Und dir / O Mahumed / dir sag ich zu vom Hertzen:
Daß ich biß in den Halß im Flusse büssen wil / 72
Wo Eva Busse thät; Daß / wo mein Lebens-Ziel
Mir nicht der Tod verrückt / ich fästen Vorsatz habe
Walfahrtende zu zihn nach Mecha / zu dem Grabe /
Zu küssen deines Sargs hochheilgen Marmelstein 73 /
Der itzt ein Engel ist / und mit der Zeit wird seyn
Ein Steig ins Paradiß. Ich wil mit bittren Zähren
Allmosen-Opfer 74 Gott iedweden Tag gewehren;
Er tilge nur in mir sein reines Bildnüß nicht.
[136] Denn / da auch Gabriel das Sonnen-gleiche Licht
Des Monden 75 hat vermocht durch Anrührn bleich zu machen;
Wie sol / wenn Gottes Grimm wil wider mich erwachen /
Sein Schwefel-Athem mich nicht in Staub / Asch und Koth
Und ein schlimm Aaß verkehrn?
CALPARE.
Diß ist einWerck / das Gott
Und Engeln wohlgefällt / stets für den Tempeln knien;
Derselben Same muß wie grüne Palmen blühen.
AMBRE.
Wie daß der Frommen Fuß denn stets auff Disteln tritt?
Wenn Bös' auff Rosen gehn? und ihr stockblinder Schritt
Nie der Damasten fehlt? Die Welt ist wohl zu nennen
Ein Schau-Platz / wo man nur die Unschuld siht verbrennen /
Und Galg' und Rad ihr baut.
CALPARE.
Und uns ein Predigstul /
Der uns ins Hertze schreit: Daß Tugend hier den Pful /
Dort ihren Himmel hat; Daß die umbdörnten Lilgen
Im Garten dieser Welt / die Reiff und Mehlthau tilgen /
Umbblümte Rosen solln im Paradise seyn.
AMBRE.
Wie schwer geht diese. Gall / Ach! unsern Lippen ein!
CALPARE.
Creutz-Träger singen Gott die angenehmsten Psalme.
Gott schlägt der Unschuld Stein nicht: daß Er ihn zermalme /
Die Tugend-Funcken solln auß selbtem strahlen für.
Gott leitet unser Schiff auf Klippen / nicht daß wir
Dar solln zu scheutern gehn / nur: daß wir beym Gewitter
Solln lernen Hertzhafft seyn. Was aber wil so bitter /
Mein Kind/ mein Trost dir ein?
AMBRE.
Ein höchst abscheulich Traum
Dreut Tod und Schande mir. Die Mitternacht war kaum
Der Anfang meiner Ruh / als ich von einer Schlangen
Mit giftgem Jäschte ward begeifert und umbfangen;
Doch / als ich machte mich von ihrem Schwantze frey /
Zerborste von sich selbst der grosse Wurm entzwey.
CALPARE.
Mein Kind / nicht lasse dich durch solche Schatten schrecken.
AMBRE.
Gott pflegt / was künfftig ist / durch Träume zu entdecken.
CALPARE.
Meist sind die Träume Dunst / und ein nichts-deutend Rauch.
AMBRE.
So überredte man den Sultan Oßman 76 auch;
Als sich sein groß Kamel gleich als durch Adlers-Flügel
Schwang sternwerts in die Höh / und ihm der leere Zügel
Bestürtzt in Händen blieb; Der Außgang aber wieß:
Daß ihm hernach das Reich / wie vor's Kamel entrieß.
[137]
CALPARE.
Woher wol hättestu zu fürchten Gift und Schlangen?
AMBRE.
Des Glückes Bley-Fuß kommt wie das Thier Ha gegangen; 77
Das Unglück aber laufft geschwinden Luchsen für.
CALPARE.
Gott wende die Gefahr / und der erhalt dich mir!

Mufti. Ambre. Calpare.
MUFTI.
Nun werd ich dich / mein Kind/ so ehrn als lieben müssen.
AMBRE.
Ich werd in Demuth stets der Eltern Fuß-Pfad küssen.
CALPARE.
Was wächst der Ambre denn für neue Würde zu?
MUFTI.
Ihr blühet Ehr und Thron und ewig-fäste Ruh.
AMBRE.
Wie daß denn Furcht mein Hertz und Angst den Schlaff betrübet?
MUFTI.
Der Sultan ist in dich / mein liebstes Kind / verliebet /
Und schicket dir hiermit das Zeichen seiner Gunst.
AMBRE.
Hilff Himmel! ich vergeh: Ach! wie sol tolle Brunst
Und reine Keuschheit sich vermähln und mischen lassen?
In Tenos wil ein Brunn nicht Safft auß Reben fassen / 78
Und meiner Adern Quäll / für dem Chrystall nicht rein /
Und Schwanen fleckicht sind / sol ein Gefässe seyn /
Darein der geile Hengst den Schaum der Unzucht spritze?
CALPARE.
Was ficht mein Kind dich an? mit was für Aberwitze
Stößt du des Käysers Hold und dein Gelücke weg?
AMBRE.
Solch Glücke schafft Verderb / und seine Brunst macht Fleck'.
Ach! ich erfahre schon die Deutung meiner Träume!
Wie dieser Wurm das Gifft der Geilheit auf mich schäume;
Wie dieser Basilisk in Englischer Gestalt /
Durch falschen Sonnenschein der Liebe mache kalt /
Durch Zucker holder Küß Angst / Schand und Todt außschütte.
Frau Mutter / wo ihr Hertz hegt Mütterlich Geblütte /
Wo ihre Brust noch Milch der Kinder-Liebe nehrt /
Wo ein fußfällig Kind je ist Erbarmens werth /
Wo meiner Thränen Saltz nur schlechtem Wasser gleichet /
Das Kiesel hölet aus / und Marmelstein erweichet /
Wo meiner Seufftzer Geist ihr biß zur Seele klimmt;
So leide sie: daß ich zum Opfer ihm bestimmt /
Eh als zur Braut ihm werd / und daß ich seine Sebel
[138] Eh als die Lippen küß / indem der Dunst und Nebel
Des Lebens jener Welt / darinnen weder wohl
Noch übel uns wird seyn / 79 mich mehr ergetzen sol /
Als seines Purpers Glantz. Wil man mir dis versagen /
So wil ich Lebenslang als reine Jungfrau tragen /
Nach der Calender Arth 80 an Ohren Ring' aus Stahl /
Zu Kleidern Pferde-Haar; Ja tausend Angst und Quaal
Geduldig stehen aus; krieg ich nur diesen Segen:
Daß ich mich nimmermehr zum Ibrahim darff legen. 81
CALPARE.
Was macht so bitter dir den Liebes-Zucker an?
AMBRE.
Ach! sie erwege doch: Ob der recht lieben kan /
Und Liebens würdig ist / der stündlich Lieb und Brünste
Mit frischem Wechseln kühlt / der stets durch theure Künste
Der Geilheit Oel einflößt / der ärger brennt und glüht
Als ein Sardanapal/ als Cajus und Avit;
Die Greuel unsrer Lehr / und Scheusal' aller Zeiten.
Ja man laß uns vergnügt ins Sultans Bette schreiten /
Der Anmuth Westen-Wind auf unsren Brüsten spieln;
Laß unsre Seele gar der Aepfel Vorschmack fühln /
Die zweyfach nach dem Bruch im Paradise blühen; 82
So mögen wir doch nicht dem Hertzeleid entfliehen:
Daß ich für Grimm und Tod nur Kinder kan gebehrn / 83
Die auf die Schlachtbanck pflegt der Blutt-Durst zu gewehrn
Der Brüder / wo sie noch der Väter Rach entrinnen.
Er selbst / Herr Vater / wird sich unschwer noch entsinnen /
Aufs dritten Machmets Grimm 84 und grause Mörderthat;
Der mit dem ältsten Sohn auch dessen Mutter hat
Aus schlüpfrichem Verdacht recht-henckrisch aufgerieben;
So süsse Früchte trägt der Groß-Herrn grosses Lieben!
MUFTI.
Du mein hertzliebstes Kind / du meiner Augen Lust /
Ich lobe deinen Schluß. Mir ist zu wohl bewust
Das Wermuth-bittre Gift / das dieser Biesam decket;
Was für ein Drachen-Maul in Engel-Larven stecket.
Befestige dein Hertz / auf Zufall / Tod und Leid.
AMBRE.
Ja! ich bestetig es durch einen theuren Eid:
Daß nimmermehr ich nicht den Sultan lieben werde /
[139] Räumt er des Oßmans Stul / den halben Kreiß der Erde
Sein gantzes Käyserthum mir gleich zum Brautschatz 85 ein;
Ja / ehe sol der Sarg mein Hochzeit-Bette seyn.
MUFTI.
Gott wolle dir stehn bey / und Mahumed dich segnen!
Ich eile solchem Brand in Zeiten zu begegnen.

Ambre. Mehemet.
AMBRE.
Wie / wenn der Himmel sich in schwartze Wolcken hüllt /
Und die betäubte Welt mit Knall und Blitz erfüllt /
Die Turteltauben wild / erschreckt/ und schüchtern werden;
So ängstig muß auch ich mich furchtsame gebehrden
Und kein bestürmtes Schiff wanckt in den Wellen mehr;
Es zittert von dem Nord kein Espen-Laub so sehr /
Als meine Seele bebt! mein schlagend Hertze saget
Mir Ach und Jammer wahr!
MEHEMET.
Wie? meine Seele klaget
Und bläßt hier Seufzer aus? Was ficht / mein Licht / sie an?
AMBRE.
Ein Elend / welchem sich kein Elend gleichen kan.
MEHEMET.
Welch Unmensch / welch wild Thier beleidigt solche Tugend?
AMBRE.
Der Sultan leider! heischt die Blüthen meiner Jugend /
Die Blumen meiner Zucht zum Opfer seiner Brunft.
MEHEMET.
Des Purpers Glantz gebührt und wurtzelt Lieb und Gunst.
AMBRE.
Gunst / Lieb und Hold zerrinnt / wie bleiche Wasser-Gallen /
Wenn statt des Kernes ihr die Schalen nur gefallen;
Und Purper / welchen nicht die Tugend bisamt ein /
Gleicht Blumen / die zwar schön / doch aber stinckend seyn.
Erwäge bey dir selbst: Ob reines Oel kan glimmen
In Ampeln / die im Koth verdammter Laster schwimmen?
Ob eine Ader sey am Sultan liebens-werth;
Der wie ein Schein nur noch / von Unzucht abgezehrt /
Von Seuchen laß umb-irrt? Mein Leib sol Würmer hecken /
Die Brüste Molchen mehrn / eh ich mit ihm beflecken
Mir Seel und Glieder wil!
MEHEMET.
O Himmel-reine Glutt!
Der Himmel segne dich / und stärcke deinen Muth /
Der Helden abgewinnt / Tyrannen überwindet!
Wie aber? darf ein Hertz / das reinen Weyrauch zündet
In deinem Tempel an / sich trösten deiner Hold?
[140]
AMBRE.
Der Einsamkeit hab ich von Kind-auf wohl gewolt /
Mein Alter ist auch zwar kaum fähig süsser Flammen;
Doch / wo sie sich vermähln mit Tugenden zusammen /
Wo sie fürm Sultan mich sind mächtig zu bewahrn /
So haben sie Gewalt mit Ambren zu gebahrn /
So steht mein Hertze dir / wie itzt mein Antlitz offen. 86
MEHEMET.
Ich bin entzückt auß mir! darf ichs / mein Engel hoffen?
Dir an die Kehle fühln / 87 dich Abgott bethen an?
So gläube: daß der Fürst dich nicht versehren kan /
So lange Mehemet nicht ist in Staub verkehret.
AMBRE.
Mein Kuß und Hertze sey dir für mein Heyl gewehret. 88

Der Schau-Platz verwandelt sich ins Käysers Gemach.
Ibrahim. Sechierpera. Mufti. Achmet. Capachi-Bachi.
IBRAHIM.
Kein Schiff irrt furchtsamer in Klippen-reicher See /
Wenn Well und Sturmwind es bald tief / bald in die Höh
Wie einen Ball umbwirft; kein bebend Sclave zittert /
Wenn sich auf seine Schuld sein Halßherr hat erbittert /
In seinen Fesseln so; auch kein Verbrecher nicht /
Der / wenn der Richter Rach ihm seinen Halß abspricht /
Vom Todes-Angst erstarrt: als mein bestürtzt Gemütte
Von Furcht und Hofnung wallt: Ob unsre rechte Bitte
Bey Ambren was verfängt.
SECHIERPERA.
Was hat der Sorgens Noth /
Der / wo kein Liebreitz hilft / Verstockten durch Geboth
Die Liebe schaffen kan? Und was kan die versagen /
Die nebst Genieß der Lust mag grünen Sammet tragen? 89
IBRAHIM.
Ach leider! Liebeszwang schafft Gallen-herbe Lust /
Flößt Wermuth auf den Mund / und Eckel in die Brust.
Das Saltz im Lieben ist verwechselte Begierde;
Vertauschte Gegenhold. Die Rosen schönster Zierde
Verliern den Purper-Glantz / ihr Bisam der verraucht /
Wenn Gramhaft Eckel sie mit kaltem Gift anhaucht;
Hartneckigkeit kan auch leicht eine Magd erheben:
Daß sie sich einen Korb dem Herren wagt zu geben.
[141]
SECHIERPERA.
Zu dieser Thorheit ist des Mufti Kind zu zart.
IBRAHIM.
Auf Rebenstöcken wächst oft eine Schleen-Arth.
SECHIERPERA.
Die Anmuth sieht ihr selbst lebendig aus den Augen.
IBRAHIM.
Nicht iede Biene kan aus Krautern Honig saugen.
SECHIERPERA.
Was geht dem Ibrahim an Hold und Liebreitz ab?
IBRAHIM.
Wie? daß uns Sisigamb ein sauer Auge gab?
SECHIERPERA.
Die Augen Ambrens zihn selbst auf die Jagt nach Liebe.
IBRAHIM.
Der Himmel ist hier dem oft helle / jenem trübe.
SECHIERPERA.
Die Niedrigen ist feil / gibt Fürsten leichten Kauf.
CAPACHI.
Der Mufti kommt / und wil dem Käyser warten auf.
IBRAHIM.
Führ ihn herein. Ach! was wird er für Post uns bringen!
SECHIERPERA.
Wer Fürsten selbst bringt Post / sagt meist von gutten Dingen.
IBRAHIM.
Wird Ibrahim vergnügt durch deine Bottschaft seyn?
MUFTI.
Was uns der Morgen spart / bringt oft der Mittag ein.
IBRAHIM.
Was? wil dein Kind die Lieb auf fernes Ziel versparen?
MUFTI.
Die Einfalt räth ihr diß. Der Witz kommt nicht für Jahren.
IBRAHIM.
So schlägt sie ihres Herrn Genade gantz in Wind?
MUFTI.
Ich selbst betrauer es: daß sie so taub und blind.
IBRAHIM.
Du hast / verdammter Hund / sie selbst hierzu verhetzet.
MUFTI.
Ich sterbe / hat sie ihr den Kopf nicht aufgesetzet.
IBRAHIM.
Mit was entschuldigt sie so trotze Missethat?
MUFTI.
Mit dem: daß schon der Fürst fünf Söhne lebend hat.
IBRAHIM.
Was hat sie über die sich Ursach zu beschweren?
MUFTI.
Sie würde Kinder doch dem Tode nur gebehren.
IBRAHIM.
Diß Gift hat deine Zung ihr selbst geflößet ein.
MUFTI.
Wo diß verführlich ist / so mags halß-brüchig seyn.
IBRAHIM.
Wie / daß du dich nicht mühst den Wahn ihr zu benehmen?
MUFTI.
Ich muß des Mahumeds Gesätzen mich bequämen.
IBRAHIM.
Entdecke / mit was Er der Käyser Eh verwarf?
MUFTI.
Er setzte: daß sein Kind kein Vater zwingen darf.
IBRAHIM.
Verfluchter Bösewicht! stracks weich' uns vom Gesichte!
MUFTI.
Beschimpfung / Haß und Schmach sind meist des Hofes Früchte.
IBRAHIM.
Verteufelter / sags sol die Sebel lohnen dir?
ACHMET.
Der Sultan ziehe Gnad erholter Schärffe für.
IBRAHIM.
Du selbst solst heute noch uns seinen Schedel holen 90.
[142]
ACHMET.
Der Käyser selbst erweg: Obs rathsam / was befohlen.
IBRAHIM.
Die Schuld verdient: daß er zerstampt im Mörsel sey. 91
ACHMET.
Die Staats-Beschaffenheit läßt oft Verbrecher frey.
IBRAHIM.
Was ists / daß uns die Hand hält / und in Schrancken sätzet?
ACHMET.
Weil Volck und Pöfel ihn für gar zu heilig schätzet.
IBRAHIM.
Noch heiliger sind wir der Muselmänner Haupt.
ACHMET.
Diß hat dem Mufti selbst den Obersitz erlaubt. 92
IBRAHIM.
Sol unser Höffligkeit beschirmen sein Verbrechen?
ACHMET.
Man muß auf größre doch ein linder Urtheil sprechen.
IBRAHIM.
Die Würde größ't die Schuld / und schärft des Richters Schwerdt.
ACHMET.
Der herschet mit Vernunft / der nicht zu scharf verfährt.
IBRAHIM.
So sag ihm: daß er nicht sol unser Antlitz sehen.
ACHMET.
Was mir der Käyser schafft / sol Augenblicks geschehen.
IBRAHIM.
Ja. Aber was geschiht / was Oßman wünscht und schafft!
Dem Ost und West gehorcht / dem mangelt Stärck und Kraft /
Ein Vierzehn-jähricht Kind liebreitzend zu bezwingen!
SECHIERPERA.
Zu hohen Gipfeln muß man durch viel Müh sich schwingen/
Die güldnen Aepfel sind von Drachen meist bewacht!
Doch Fleiß / Gedult und Zeit hat stets zu wege bracht /
Den Lorber-reichen Krantz der Tugend aufzusetzen.
IBRAHIM.
Was mühstu dich mich noch mit Träumen zu ergetzen?
SECHIERPERA.
Wie viel ist noch verspielt? des gramen Vaters Wort.
Wo wahr ist / was er rühmt. Kein Demant wird durchbohrt
Durch Amboß-harte Schläg? Ein Tiger wird gezähmet
Durch Glimpf / mit Fässeln nicht. Und Liebe wird gesämet
Mit linden Säften ein. Vergönts der Käyser mir;
Trau ich mir kühnlich zu: die Liebes-Pillen ihr
Mit Farben schönsten Golds / nicht Frucht-loß einzuloben.
Im Liebes-Becher schwimmt das Oel des Eckels oben
Den Lippen / welche noch ihr Zucker nicht geschmeckt.
Was ist sie / als ein Kind / das noch in Schalen steckt?
Ein Baum / auf dem noch nie der Kitzel hat geblühet /
Die Anmuth reif gewest. Ich aber bin bemühet
Durch süsse Lehren ihr die Knospen aufzuthun /
Die Einfalts-Kälte schleust.
IBRAHIM.
Auf dir scheint zu beruhn
[143] Noch unsrer Seele Heil. Wirstu diß Kind besiegen;
Sol Ambre zwar des Nachts in unsern Armen liegen/
Mein Hertze Lebenslang dich aber schlüssen ein.
SECHIERPERA.
Ich wünsche so beglückt als mühsam hier zu seyn.

Der Schauplatz stellet für des Mufti Gemach.
Mufti. Ambre. Ein Mollah oder Vnter-Richter des Mufti.
MUFTI.
So gehts! so finster kan ein heller Tag sich schlüssen!
Wer sich aufs Glücke lehnt / der steht auf schwachen Füssen /
Das / wenn des Hochmuths Wahn baut Schlösser in die Luft /
Den Grundstein zum Verterb legt in des Abgrunds Kluft.
Diß ist das Eppich-Kraut / das den zu Bodem reisset /
Den es umbarmt und halßt. Der halbe Weltkreiß heisset
Mich heilig / klug / beglückt / und dieses alles kan
Nicht helffen: Daß mich nicht Gefahr und Noth stößt an.
Denn Heiligkeit wird meist ein Ziel der Boßheits-Pfeile /
Und kein fürsichtig Witz kan des Verhängnüß Keile;
Ja keine Würde nicht des Hofes Fallbred flihn.
Die Wiesen / die allhier voll Tulipanen blühn
Sind Irrwisch-reiche Sümpf und Dörnrichte Moräste.
Erst gestern stand das Rad noch meines Glückes feste;
Wahrsagen galt so viel als meine Rede nicht /
Des Sultans Richtschnur war mein Rath / mein Thun sein Licht.
Itzt werd ich so beschimpft / von Hofe weg gestoßen.
AMBRE.
Herr Vater / Ach! der Blitz / wenn Fürsten sich erboßen /
Ist tödlich und zermalmt. Wir stehen in Gefahr
Des Lebens / und daß sich der grimme Sultan gar
Was ärgers wider mich rachgierig darff entschlüßen;
Doch leider! sol auß mir das Kwell des Unglücks flüssen?
Sol Ambre Mörderin der holden Eltern seyn?
So tauche der Tyrann eh in die Adern ein
Die von Blutt fette Faust; und weihe Gott die Brüste /
Eh als der Blutthund sie zum Opfer seiner Lüste
Zu unserm Schimpf erkiest.
MUFTI.
Mein hertz-geliebtes Kind /
[144] Gott gründet Hafen oft / wo nahe Syrten sind.
Gedult heilt oft Gefahr / ja blosser Zufall machet:
Daß ein Verdammter oft noch Richt- und Henckers lachet.
AMBRE.
Ach leider! Elend wird reif / wenns kaum Knospen kriegt
Und Tugend siht sich stets von Boßheit überwigt.
MUFTI.
Getrost! die Tugend strahlt mit ihrem Sonnen-Lichte
Tyrannen mehrentheils so kräftig ins Gesichte:
Daß ihr von Rach und Grimm entflammtes Auge blind /
Das Antlitz schamroth wird / ihr Geist Vernunft gewinnt.
Zu dem so muß mein Hauß der Infel Würde schirmen /
Die sich kein Sultan leicht gewagt hat zu bestürmen;
Wohlwissende: daß wir der Unterthanen Zaum /
Der Fürsten Schutzbild sind.
AMBRE.
Es saget mir mein Traum
Mein bebend Hertze wahr; wie er auf ihn wird wütten;
Denn Rache pflegt den Feind mit Flammen zu beschütten /
Sol gleich ihr eigen Hauß gerathen in den Brand.
Und mir blüht Schimpf und Schmach. Wo ich des Vatern Hand
Nicht trostloß küssen sol / und seine Knie umbfangen /
Wo ein gehorsam Kind kan thränend was erlangen /
So trau / Herr Vater / er so trüben Wolcken nicht /
So rett er mich sein Kind / eh als der Blitz loß-bricht;
So laß er heute noch mich nach Medina flihen.
Gelübd und Andacht läßt sich leicht beym Sultan ziehen
Zu scheinbarm Vorwand an.
MUFTI.
Ich wil gleich mühsam seyn
Zu sorgen für dein –
MOLLAH.
Herr / der Groß-Vesier wil ein.
MUFTI.
Was bringt der? führ ihn her.
AMBRE.
Dir ach! den Tod / mir Ketten.
MUFTI.
Laß Hertzhaft und erfreut uns ihm entgegen tretten.

Achmet. Mufti. Ambre.
ACHMET.
Ich komme Freund / zu dir sorgfältig für dein Heil.
MUFTI.
Wer frembdes fördert / hat am Himmel schon ein Theil.
ACHMET.
Wer seines nicht verschmäht / muß gutten Rath nicht hassen.
MUFTI.
Der andern räthet / wird ihm selbst ja rathen lassen.
ACHMET.
Ein Mittel wäre noch für seine Wolfahrt dar.
[145]
MUFTI.
Was ists/ das helffen sol/ und was ists für Gefahr?
ACHMET.
Die hat Fürst Ibrahim/ und jenes du in Händen.
MUFTI.
Eröfne: was er dreut/ und was die Noth kan wenden.
ACHMET.
Bestille seinen Zorn und liefer ihm dein Kind.
AMBRE.
Weiß Achmet/ was zu thun die Väter mächtig sind?
ACHMET.
Weiß Ambre Mahumets sein zweytes Grundgesetze? 93
AMBRE.
Sey sicher: daß ich es für meine Richtschnur schätze.
ACHMET.
Wie daß aufs Vätern Heisch sie nicht den Sultan liebt?
AMBRE.
Weil mein Gelübde mir hier ein Verboth abgibt.
ACHMET.
Läßt durch Gelübde sich Gesetz und Folg aufheben?
MUFTI.
Gelübden dürffen nicht die Eltern widerstreben.
ACHMET.
Stärckt böse Kinder man mit solchen Lehren noch?
MUFTI.
Der Eltern Herrschaft hegt kein Sclaven-gleiches Joch.
ACHMET.
Ihr beyde solt alsbald den Eigen-Sinn bereuen.
AMBRE.
Wer nach der Tugend wallt/ läßt sich kein Donnern scheuen.
ACHMET.
Wer Blitz in Streit außtagt/ der wird in Staub gelegt.
MUFTI.
Oft wird der Keil zerschellt/ wenn er nach Felsen schlägt.
ACHMET.
Meint Mufti dreuende des Sultans Arm zu pochen?
MUFTI.
Auch der geduldig fällt/ wird oftermals gerochen.
ACHMET.
Wenn hohe Häupter falln so starrt des Pöfels Muth.
MUFTI.
Auß einer Hütt entspringt oft eine grosse Glutt.
ACHMET.
So sol und wil dein Kind nicht unsern Groß-Herrn lieben?
MUFTI.
Es ist ihr unverwehrt/ doch nichts nicht fürgeschrieben.
AMBRE.
Der Käyser heischt von mir vergebens Lieb und Luft.
ACHMET.
So wisse Mufti denn: daß du nicht/ bey Verlust
Des Kopffes/ iemals solst ins Sultans Antlitz kommen.
MUFTI.
So wird die Würde mir des Priesterthums genommen?
ACHMET.
Bescheide selber dich nach deiner Priester Rath.
MUFTI.
Ich eile neben dir diß/ was der Sultan hat
Für Urtheil mir gefällt/ umbständlich zu entdecken.
ACHMET.
Laß sie und die Vernunft dir bessern Rath erwecken.
AMBRE.
Wo zielt/ O Himmel/ noch so rauer Sturmwind hin?
Solt auch durch diesen Schlag des Sultans steinern Sinn
[146] Enthärtet worden sein? Ach nein! die schlaue Schlange
Weiß: daß ihr Gift die Kraft zu tödten erst empfange/
Wenn es durch schnellen Stich mit Blutte wird vermengt. 94
Ein Panther/ der in Sur die Pilgramer ansprengt/
Raubt nicht den Mantel nur/ er setzet Zahn und Klauen
In Fleisch und Gliedern ein. So werd auch ich noch schauen:
Daß nach beraubter Würd auch unser kaltes Blutt
Sein Gift wird feuchten an/ und seines Eyfers Glut
Mit unsern Leichen kühln. Doch/ das Verhängnüß gebe:
Daß ich so sterben könn/ und nicht zur Schmach ihm lebe.
Der Tod ist kein Verluft/ wo Tugend/ Ehre/ Ruhm
Gewien des Lebens ist. Der Tod ists Eigenthumb
Und's Ende der Natur; nicht der Beseelten Straffe.
Ich lache dieser Wahn/ die sich für diesem Schlaffe
Wie für Gespenstern scheun/ nicht gläuben: daß der Tod
Der Leiber Schatten sey; Die unsre Sterbens-Noth
Gleich als vermeidlich flihn. Mich tröstet mein Gewissen:
Den Frommen lasse sich das Fenster nicht verschlüssen/ 95
GOtt auß dem Schatten auch des Grabes anzusehn.
Den Bösen könne nur im Sarge weh geschehn/
Ihr Leib zerquetschet seyn. Wer diese Weißheit fasset/
Siht/ wenn er durch den Pfeil des Himmels selbst erblasset/
Ein Wütterich auf ihn das Mörder-Eisen schleifft/
Wenn Felsen auf ihn falln/ der Abgrund nach ihm greift/
Tod/ Pein und Hencker an mit starrendem Gesichte.
Wohl! Ambre fühlestu/ mit was für reinem Lichte
Des Himmels Gültigkeit die zarte Seel erhellt?
Wer heilig lebt/ schmeckt schon den Himmel in der Welt.

Ambre. Sechierpera.
SECHIERPERA.
Ja! sie kan/ wenn sie wil/ das Paradiß hier schmecken.
AMBRE.
Hilf Gott!
SECHIERPERA.
Sie hat für mir nicht Uhrfach zu erschrecken.
AMBRE.
Wo kommt die Gnad uns her: daß sie diß Hauß sucht heim?
SECHIERPERA.
Die Biene suchet Klee und fleucht nach Honigseim.
[147]
AMBRE.
Was ist für Süssigkeit bey mir für sie verborgen?
SECHIERPERA.
Man siht die Bienen auch für ihren König sorgen.
AMBRE.
Für wen / und was holt sie für Bienen-Zucker hier?
SECHIERPERA.
Für unsers Sultans Mund / der so sehr lächst nach ihr.
AMBRE.
Kein solch schlecht Mägdgen kan so einen Herrn ergetzen.
SECHIERPERA.
Es ist der Demuth Arth sich selbst verächtlich schätzen.
AMBRE.
Mein blödes Auge weiß von Liebes-Blicken nicht.
SECHIERPERA.
Wir: daß auß ihrer Nacht entzündend Blitz außbricht.
AMBRE.
Kein Scharlach blümt den Mund / kein Purper deckt die Wangen.
SECHIERPERA.
Wir sehns: daß beyde ja wie Morgen-Rosen prangen.
AMBRE.
Dem Athem fehlt Zibeth / die Brust ist Perlen-leer.
SECHIERPERA.
Hier brennt lebendig Schnee / dort quillet Bisam her.
AMBRE.
Was sol die / die der Fürst selbst nie gesehn hat / taugen?
SECHIERPERA.
Die Zung ists Hertzens Both / und Leiterin der Augen.
AMBRE.
Welch eine leitet denn des Sultans Aug auf mich?
SECHIERPERA.
Die dich itzt preißt / und sich hat längst verliebt in dich. 96
AMBRE.
Du hast mich schöner ihm / als ich bin / fürgemahlet.
SECHIERPERA.
Von dir wird iede Farb und Lob-Red überstrahlet.
AMBRE.
Die Liebe weisser Haut ist ein bald fallend Stern.
SECHIERPERA.
In schönen Gliedern steckt ein schöner Seelen-Kern. 97
AMBRE.
Wer nur den Augen glaubt / umbarmt oft todte Schatten.
SECHIERPERA.
Solln Pfau und Tauben denn sich mit den Eulen galten?
AMBRE.
Der Bien und Ameiß Fleiß sticht Pfauen-Federn weg.
SECHIERPERA.
Sie Ambre sucht in sich vergebens Narb und Fleck.
AMBRE.
Jedweder kennt an sich am meisten die Gebrechen.
SECHIERPERA.
Im Lieben darf nur der / der liebt / den Wahl-spruch sprechen.
AMBRE.
Man / spricht umbsonst für die / die gar nicht lieben kan.
SECHIERPERA.
Wie mag ihr Ambra wohl dich / Ambre / stincken an?
AMBRE.
Wer Tugend-Raute pflantzt / läßt andern Lust geblüme.
SECHIERPERA.
So glaubstu: daß sichs gar zu lieben nicht gezieme?
AMBRE.
Nicht Ambren / die sich längst verlobt der Keuschheit hat.
SECHIERPERA.
Wer gibt Einfältige / dir diesen albern Rath?
AMBRE.
Die Tugend hat in mir selbst dieses Ziel gestecket.
SECHIERPERA.
Ein Kind wirfft Zucker weg / das Zucker nie geschmecket.
AMBRE.
Diß Blumwerck decket Molch / und dieses Zucker Gift.
[148]
SECHIERPERA.
Was ist hier giftiges; das die Verliebten trift?
AMBRE.
Der Seele Schönheit wird beflecket und verzehret.
SECHIERPERA.
Hat nicht die Lieb ein Weib in Morgenstern verkehret? 98
AMBRE.
Ihr Buhle Maroth bißt in Bebils Pfule noch.
SECHIERPERA.
Kost einmal / süsses Kind / so süsse Speisen doch!
AMBRE.
Diß Gift ists tödlichste; das gar nicht bitter schmecket.
SECHIERPERA.
Glaubs: daß kein Stachel nicht im Wollust-Honig stecket.
AMBRE.
Die Geilheit frist sich selbst mit stetem Hunger ab.
SECHIERPERA.
Sey sicher: daß solch Durst selbst Nectar in sich hab?
AMBRE.
Ein keusches Hertz ist ihm selbst eine süsse Speise.
SECHIERPERA.
Du labst mit Eckel dich / und wärmest dich mit Eise.
AMBRE.
Dem schmecket Wermuth-Saltz / dem andern Fenchel wohl.
SECHIERPERA.
Du bist für Wahnwitz blind.
AMBRE.
Ich sehe was ich sol.
SECHIERPERA.
Du bist dir selber gram / und hassest / was dich liebet.
AMBRE.
Der liebt sich nicht / der sich der Brunst zum Sclaven gibet.
SECHIERPERA.
Sags / ob die / die beherrscht den Käyser / Sclavin sey?
AMBRE.
Die Sultaninnen gehn in güldnen Fesseln frey.
SECHIERPERA.
Solch güldne Kefichte sind Zierde / keine Banden.
AMBRE.
In meiner Freyheit ist unschätzbar Gold verbanden.
SECHIERPERA.
Des Sultans Liebe schenckt ihr eine Käyser-Kron.
AMBRE.
Mein Haupt prangt von Natur mit güldnen Kräntzen schon.
SECHIERPERA.
Der Ser' und Syre wird ihr Seid und Purper schicken.
AMBRE.
Genung! daß beyde schon Gestalt und Seele schmücken.
SECHIERPERA.
Der Sultan/ der sie liebt/ ist Seid- und Purper-schön.
AMBRE.
Der Schönheit Augenlust hegt Blumen / die vergehn.
SECHIERPERA.
Sie stehn im Frühlinge noch / und in frischen Blüthen.
AMBRE.
Ja! wenn auch Scham und Zucht auf solchen Rosen glüthen.
SECHIERPERA.
Was mißt dem Käyser sie für Liebes-Mängel bey?
AMBRE.
Diß: Daß sein heutig Schatz sein Greuel morgen sey.
SECHIERPERA.
Er wird dich biß in Tod als Liebes-Göttin ehren. 99
AMBRE.
Der Wechsels ist gewohnt / wird auch bey mir aufhören.
SECHIERPERA.
Er bannet wegen dein sonst all auß seiner Gunst.
AMBRE.
Was saltzicht von Natur / versüsset keine Kunst.
SECHIERPERA.
Dein allzu scheler Trieb laufft wider das Gesetze. 100
AMBRE.
Wer schilt? daß frembde Küß ich mir für Eckel schätze?
SECHIERPERA.
Der Fürst hat sattsam Oel zu deiner Ampel noch.
[149]
AMBRE.
Einfältgen Kindern sind die Reden allzu hoch.
SECHIERPERA.
So Kindisch war auch ich. Itzt kan ich selber lehren.
AMBRE.
Ich wil was züchtigers in bessern Schulen hören.
SECHIERPERA.
Sol keine züchtig seyn / die Fürsten sich verspricht?
AMBRE.
Sie lieben Geilheit meist / die Fürsten selber nicht.
SECHIERPERA.
Dir eckelt für dem Safft / der's Paradiß ansüsset. 101
AMBRE.
Ach! daß ihr ihn allhier nur unverfälschet liesset!
SECHIERPERA.
Was mischet Ibrahim für schlimmen Beysatz ein?
AMBRE.
Sind seine Flammen nicht unfruchtbar Sonnenschein?
SECHIERPERA.
Du wirst von dieser Sonn ein fruchtbar Monde werden.
AMBRE.
Solch Fruchtbar-seyn gebiert den Tod und viel Beschwerden. 102
SECHIERPERA.
Siht eine Mutter nicht an ihren Kindern Lust?
AMBRE.
Die nicht dem Tode saugt ein Opfer an der Brust. 103
SECHIERPERA.
Die in der Wiegen schon Gold / Sammet / Purper decket?
AMBRE.
Mit derer Blutte sich der Herrschende beflecket. 104
SECHIERPERA.
Die Brüder üben mehr so raue Stattsucht nicht.
AMBRE.
Wie / daß denn Amurath die Kinder selbst ersticht? 105 106
SECHIERPERA.
Ließ er den Ibrahim als Bruder nicht beym Leben?
AMBRE.
Der muste / biß er starb / in finsterm Kercker schweben.
SECHIERPERA.
Der Bruder Achmet that dem Mustafa kein Leid.
AMBRE.
Des Blöden Wahnwitz war des Albern Sicherheit.
SECHIERPERA.
Eh er blödsinnig schien / schwur er ihm hold zu sterben.
AMBRE.
Doch den gezückten Pfeil solt einst sein Blut schon färben.
SECHIERPERA.
Vom Himmel ward der Schluß durch Zufall ihm verrückt.
AMBRE.
Er blieb / biß Achmet starb / ein Dervis und bestrückt.
SECHIERPERA.
Wie daß er dem / und nicht dem Oßman ließ die Krone? 107
AMBRE.
Durchs Brudern Thorheit sucht er Ansehn seinem Sohne.
SECHIERPERA.
Ach! daß in Urtheiln man oft so sehr ferne geht!
AMBRE.
Wie lang ists / alß so fiel Orcan und Bajazeth? 108
SECHIERPERA.
Wird diß für Bruder-Mord des Amuraths geachtet?
AMBRE.
Die Mutter hat sie ihm aufs Siegsfest abgeschlachtet. 109
SECHIERPERA.
Du wirst als Sultanin der Kinder Schutz-Frau seyn.
AMBRE.
Die Ohnmacht schleust mich selbst unsichern Schrancken ein.
SECHIERPERA.
Den Sultaninnen muß der Fürst oft selbst nachgeben. 110
[150]
AMBRE.
Halff Amurath nicht einst wohl hunderten vom Leben?
SECHIERPERA.
Ist / wer im Staube liegt / vors Sultans Herrschafft frey?
AMBRE.
Der Blitz schlägt Zedern eh / als Myrtensträuch entzwey.
SECHIERPERA.
Auf dein verstocktes Hertz wird er bald Hagel schneyen.
AMBRE.
Geduld kan Flamm und Eiß / wie Strausse Stahl / verdeien.
SECHIERPERA.
Trotz gibt der Marter nach / Witz wehlt für Eisen Gold.
AMBRE.
Lacht' eine Sclavin nicht des Machmets Schwerd und Hold?
SECHIERPERA.
Man siht zu Negropont der Närrin Blut noch kleben.
AMBRE.
Ihr gut Gedächtnüß sich biß zu den Sternen heben.
SECHIERPERA.
Dein Wahnwitz wird verschmäht / dein Lohn ein Sebel seyn.
AMBRE.
Mein Engel / rede mir nicht mehr vergebens ein.
Ich kan / und wil / und sol den Ibrahim nicht lieben.
Wilst aber du / mein Licht / mit der Erbarmung üben /
Die dich verliebt umbhalßt / ja dir zu Fusse fällt /
Die dich fürs Sultans Hertz / und ihren Engel hält /
Wirstu / wie du vermagst / die schwermende Begierde
Dem Sultan reden auß / den Schatten meiner Zierde
Vernünfftig bilden für / so sol die milde Hand
Dir hier stets offen stehn. Nimm diesen Diamant
Itzt nur zum Zeichen an. Ja unsers Himmels Segen
Wird für solch heilig Werck dir ewig Heil zulegen!
SECHIERPERA.
Mein Kind / diß ist ein Wunsch kaum möglich zu vollziehn.
Wer sich des Sultans Brunst zu dämpfen wil bemühn /
Der geust ins Feuer Oel / Flutt auf entglühte Steine.
Doch / weil ich es mit dir so gut und hertzlich meyne /
Du meiner Seelen Trost / mein Augen-Apffel bist;
So wil ich / was mir nur Beredsamkeit und List
Wird rathen / mit Gefahr selbst meiner / für dich handeln.
AMBRE.
Vernunfft kan Stahl in Wachs / und Glut in Schnee verwandeln

[151] Reyen

Der Wollust. Der Begierde. Der Schönheit. Des Geitzes. Der Ehrsucht. Der Schande. Der Gewalt. Der Keuschheit. Der Mässigkeit. Der Vernunfft. Der Großmüthigkeit. Der Demuth. Der Hoffnung. Der Gedult.
DIE WOLLUST.
Kommt / krönet mich mit Palm- und Lorber-Kräntzen /
Ihr Heldinnen / ihr Werckzeug meiner Macht!
Nachdem ihr nun die Welt an allen Gräntzen
Mir unters Fahn / ja untern Fuß gebracht.
Wie weit der heiße Hundsstern schwärtzt die Mohren;
Der kalte Beer schnee-weisse Thiere bleicht /
Bin ich zur Seelen-Königin erkohren /
Für welcher man die Segel willig streicht.
So Pflug als Helm / so Kron als Infel müssen
Die Bahne pflastern meinen zarten Füssen.

Die Begierde. Die Schönheit. Die Schande. Der Geitz. Die Ehrsucht. Die Gewalt.

Kommt / Schwestern / kräntzt die Göttin aller Seelen!
Baut ihr zu Lieb ein ewiges Altar.
Die Molche schleppen Gold auß ihren Hölen /
Die Schnecke reicht die Purper-Muscheln dar;
Die Fische bringen Perlen und Corallen;
Der Sand der See zinßt Demant und Rubin;
Die Felsen opfern Berg-Blau und Chrystallen /
Die Wiesen geben Rosen und Jaßmin;
Ja / seit dem sie der Himmel schmecken lernen;
So neigt er ihr zum Krantze seine Sternen.
[152]
DIE KEUSCHHEIT.
Ihr Tugenden / ihr himmlischen Gefehrten;
Seht ihr so viel der thörchten Circe nach?
Was stifftet sie mit ihren Zauber-Gerthen
Auff meine Schaar für neues Ungemach?
Wil sie ihr Haupt mit meiner Krone schmücken?
Eilt! brecht den Stab der Zauberin in Stücken!
DIE WOLLUST.
Was bildet ihr der albern Sclaven Götze /
Die Henckerin einfältger Seelen ein?
Dein Priester selbst fällt über dein Gesetze /
Und stößt den Fuß an deiner Taffeln Stein.
Wenns eine wagt auß meinen Dienerinnen /
Wird sie dir leicht den Siegs-Preiß abgewinnen.
DIE KEUSCHHEIT.
Kommt / rüstet euch / die ihr vom Ansehn Zwerge /
Doch Riesen seyd in Wercken / für mich auß!
Kommt / Schwestern / kommt und lehrt die stoltzen Berge:
Daß meist ihr Brut sey Maulwurf oder Mauß.
Lasst aller Welt durch euren Kampf beybringen:
Die Keuschheit sey unmöglich zu bezwingen.
DIE BEGIERDE.
Mein nackter Arm siegt ohne Wehr und Waffen
Der Keuschheit ab; und nimmt das Hertz ihr ein.
Mein Kitzel macht: das Witz und Geist entschlaffen /
Wenn sie schon mehr als Argos-äugicht seyn.
Mein Sieg ist mit der Welt in gleichem Alter.
Von Adam her stammt meines Stachels Trieb.
Was fleischlich ist / ist meiner Satzung Halter /
Die die Natur in Fleisch und Adern schrieb.
Wenn die sich nur durch sanften Kitzel regen /
Mustu den Krantz zur Wollust Füssen legen.
[153]
DIE MÄSSIGKEIT.
Was die Natur mit ihrem Finger preget
Und schreibt auf die zwey Taffeln Fleisch und Blut;
Wenn Boßheit nur nicht giftig Holtz anleget /
Ist reiner Trieb / und ungefälschte Glut.
Wil auch gleichs Fleisch / durch lüsterne Begierde
Zu Brunst gereitzt / sich wider sie empörn /
Die Mutter ist und Göttin reinster Zierde;
So wird doch bald / wenn ich in meinen Röhrn
Dein Gift leit ab / den Zunder böser Brünste;
Der Wollust Glantz verkehrt in Rauch und Dünste.
DIE SCHÖNHEIT.
Wo Fleisch auß Schnee / Blut ist auß Eis gemachet /
Wo Maaße wiegt die Nahrung tropfen-weis'
Und der Natur ihr Reitz wird außgelachet;
Zerschmeltzt mein Strahl auch Zembla-gleiches Eis.
So bald mein Oel ins Auge wird getröpfet /
Fühlts Hertze; wie mein Schwefel brennen kan.
Wenns Alter auch schon Davids Saft abzöpfet;
Steckt Betsabe doch ihn im Wasser an.
Laß einen Blick nur auf mich Sonne schüssen /
So wird dein Schnee in Liebes-Oel zerflissen.
DIE VERNUNFT.
Die Keuschheit sieht für Asch und todten Zunder
Die Schönheit-Strahln durch diß mein Schauglaß an.
Wohlwissend: daß ein Außbund aller Wunder
Bald ein faul Aaß und madicht werden kan /
Daß Raupen an Granaten-Aepfeln kleben /
Daß tödtend Gift der Schönheit Mitgift sey.
Laß Phrynen buhln / zur Wollust Anlaß geben /
Xenocrates bleibt kalt und keusch und frey.
Ja Keuschheit siht mit Adler-scharffem Auge:
Daß euer Irrwisch nicht zum Leit-Stern tauge.
[154]
DER GEITZ.
Zerschmeltzet nicht für diesen Anmuths-Blicken
Der Unlust Brand und Honig-leeres Wachs;
So wird mein Garn die schlaue doch berücken /
Zu dem mein Arm nimmt Seid und güldnen Flachs.
Laß Danaen in Fels' und Thürme schlüßen /
Den keuschen Leib mit Schlössern sperren zu /
Wenn Jupiter läßt güldne Regen flüßen /
Ist nichts / was sie ihm nicht zu Liebe thu.
Wie magstu nun in nackter Unlust leben?
Wer kan so viel Geharnschten widerstreben?
DIE GROSSMÜTHIGKEIT.
Magstu dich wohl / ohnmächtge Feindin wagen /
Der Keuschheit Fed' und Kampf zu bitten an?
Laß Ambren Schätz und güldne Berg antragen /
Schau / ob dein Reitz an ihr was fruchten kan.
Großmüthigkeit lacht derer / die ihr wollen
Mit Körner-leer- und tauben Hilfen streun.
Die Beeren / die die Vogel kirren sollen /
Die müssen voll / nicht leere Schalen seyn.
Drumb steck itzt ein die Waffen / die nur Pfeile
Vom Bleye und / und wächsne Donner-Keile.
DIE EHRSUCHT.
Wo Zierd und Gold sind gläsernes Gewehre /
Da brech ich durch mit Lantzen meiner Hand.
Mein Ziel-zweck steckt bey dem Gestirnten Beere /
Ich mache Perl und Diamant auß Sand.
Die Kronen sind mir Bohnen-gleiche Sachen /
Doch zünden sie erfrorne Seelen an.
Ich bin es / die gestirnte Jungfraun machen /
Auß Sclavinnen Princessen schaffen kan.
Der Werckzeug ist der Zunder süsser Flammen.
Wilstu nun nicht sie ehren / dich verdammen?
[155]
DIE DEMUTH.
Laß / Göttin / mich den Seiden-Wurm vertilgen;
Der Seide zwar / doch nichts als Gräber spinnt /
Entferne dich von unser Göttin Lilgen!
Weil deine Kost nur Maul-Beer-Blätter sind.
Versuche nur an Ambren ihrem Kinde:
Ob ihr diß Gift / dein Bisam bringet ein;
Was sie für Lust am güldnen Pofist finde;
Ob Zepter ihr nicht faule Fauden seyn.
Ja wo man siht den Stern der Demuth stehen /
Muß Ehrensucht und Wollust untergehen.
DIE VERLEUMBDUNG.
Verspielt der Glimpf so holder Buhlerinnen /
So sol mein Blitz dir fahren durch den Sinn.
Dein Schnee sol bald befleckt seyn von den Spinnen /
Ja Kefer Koth schmiern an den Lilgen hin.
Verlasse dich nicht auf der Unschuld Schatten /
Die Kröte saugt auch auß Jasminen Jäscht.
Ich kan die Schmach mit reinster Tugend gatten /
Ja Ehr und Ruhm wird von mir außgelescht.
Hier hab ich schon den Pinsel dich zu schwärtzen;
Wo du mehr jagst die Wollust auß dem Hertzen.
DIE HOFFNUNG.
Ein keuscher Geist / ein Schwanen-rein Gewissen
Bleibt weiß / wenn ihn Verleumbdung gleich bespritzt.
Laß Mißgunst Pech / Neid Unflat auf sie gissen /
Die Keuschheit weiß durch Hofnung sich beschützt.
Ein Joseph jauchzt ins geilen Weibes Banden /
Susanna lacht des Ehbruchs Schandfleck auß.
Die Hofnung ist ein Pflaster für die Schanden;
Ja endlich fällt Verläumbdung gar in Grauß.
Was sol ihr nun graun für gemahlten Flecken?
Die Sternen glühn / wenn sie die Nacht wil decken.
[156]
DIE GEWALT.
Wenn alle Pfeil' als stumpf zurücke prellen /
Kein Sturmwind ihr den Mastbaum brechen kan;
Sol meine Faust die stoltze Zeder fällen.
Ihr Hencker / setzt ihr glimme Zangen an!
Ja / daß sie sich nicht sterbend Jungfrau heisse /
So reisst / ihr Hencker/ sie zur Nothzucht hin /
Acciolin beflecket seine Weisse / 111
Brich Ibrahim so auch der Ambre Sinn!
Was weiß dein Trotz für Blumen nun zu rühmen;
Wenn Mächtige dich mit Gewalt entblümen?
DIE GEDULT.
Der Hencker brennt der Keuschheit nur zu gutte.
Denn die Gedult verzuckert Gall und Gift.
Die Palmen blühn auß Erichs Tochter Blutte /
Wenn schon ihr Haupt des Machmets Sebel trift.
Ja Keuschheit siegt durch mich an Rost und Pfale /
Wird auch der Leib gleich mit Gewalt entehrt.
Wenn Keuschheit ist frey von dem Seelen-Mahle /
Hat Tyranney kein Haarbreit sie versehrt;
Der Blutthund zwar kan Ambrens Leib verderben;
Doch wird die Seel in Ambren Jungfrau sterben.

Die Mässigkeit. Die Vernunft. Die Großmüttigkeit. Die Demuth. Die Hofnung. Die Gedult.

Kommt / Schwestern / kräntzt die Göttin reiner Hertzen /
Die Stahl und Gold und Zauberey besigt.
Brennt / Menschen / ihr in allen Seelen Kertzen /
Bringt Palmen der / die Helden überwigt.
Ein Simson kan zwar über Riesen siegen /
Doch bindet ihn der Delila Betrug.
Wo Ehren-Pfeil' und güldne Kugeln fliegen /
Verspielt oft der / der eisern Kriegs-Volck schlug /
Die Keuschheit aber stürtzt durch unsre Hände
Fleisch / Schönheits-Reitz / Geitz / Ehrsucht / Schande / Brände.

3. Akt

[157] Die dritte Abhandlung.

Der Schau-Platz stellet für einen Lust-Garten.
Ibrahim. Mehemet.

IBRAHIM.
Was hat denn Kiosem bey uns zu bringen an?
MEHEMET.
Sie bittet thränende / was eine Mutter kan:
Der Sultan wolle sie so strenger Haft entlassen.
IBRAHIM.
Nein! es sol Kiosem ins Kerckers Nacht erblassen.
MEHEMET.
Der Fürst behertzige: daß sie die Mutter sey.
IBRAHIM.
Der Faden des Geblütts reißt durch den Haß entzwey.
MEHEMET.
Sie schwert: daß sie ihn mehr / als ihre Seele liebet.
IBRAHIM.
Wie / daß sie uns zur Pein so schlimme Laster übet?
MEHEMET.
Sie sagt: Ein gutter Artzt brauch' oft Pfrim / Seg' und Glutt.
IBRAHIM.
Zu was war ihr der Mord der schönen Riesin gutt?
MEHEMET.
Den Sultan auß der Hand der Zauberin zu reissen.
IBRAHIM.
Sol Anmuth Zauberey der Mörderin noch heissen?
MEHEMET.
Wer auß Verdacht verbricht / kan noch entschuldigt seyn.
IBRAHIM.
Ihr Ehrgeitz bließ diß Gift / den Meuchel-Mord ihr ein.
MEHEMET.
Wer muß zuweilen nicht auf diesem Eise gleiten?
IBRAHIM.
Sie stimmt auch wider uns der Sisigambis Seiten.
MEHEMET.
Vorschützende: sie sey des Käysers Hold nicht werth.
IBRAHIM.
Die Schätzung stehet zu dem / der den Schatz begehrt.
MEHEMET.
Die nassen Augen sind ein Spiegel ihrer Reue.
IBRAHIM.
Glaubs: daß der Crocodil mit seinem Weinen dreue.
MEHEMET.
Die Thrän Olympiens zwang Alexanders Grimm.
IBRAHIM.
Er eyfert' Irrthumb nur / den Vorsatz Ibrahim.
MEHEMET.
Ich gebe gerne nach: daß sie sich hoch verbrochen /
Daß mindre Schuld oft sey mit grösserm Ernst gerochen;
Daß eure Majestät hier Gnad ertheilt für Recht:
Allein / im Fall sich darf ein unvermögend Knecht
Unstrafbar unterstehn den Sultan umb Genade
Fußfällig anzuflehn; Gläub ich: der Käyser schade
Sich selbst und seiner Ruh / durch allzu harten Spruch;
Er pflantz ihm Ruhm und Heil / wenn er für Schmertz und Fluch
Der Mutter Segen wehlt. Die Straffe weicht der Gütte.
[158] Die Sonne theilt ihr Licht auch rauen Völckern mitte /
Die sie mit Fluch ansprün / wenn sie zu Golde geht;
Auch regnets Schwefel nicht stets / wo ein Sodom steht;
So wolle denn der Fürst hier auch mein Bitten segnen.
Die Wolcken / die manchmal Blitz / Hagel / Schloßen regnen /
Thaun doch meist Fruchtbarkeit. Thun Mütter uns einst weh;
So ists ein Leffel Schmertz / der ihrer Wolthat See
Doch nicht erschöpffen kan. Wie sollen die uns hassen /
Die ewig uns ins Hertz / in Leib neun Mohnden fassen?
Die uns zur Speis' ihr Blutt / ihr Leben in Gefahr
Des Todes setzen auf? Sol die / die ihn gebahr /
In Kercker seyn gesperrt? Wil er die Sonn umbschatten /
Die ihm gab's erste Licht? Wil er nicht Raum verstatten
Dem Lorberbaume / der für Blitz ihn hat bedeckt?
Der Sultan weiß das Ziel / das Amurath gesteckt 112
Den Baßen hatte für / ihr eydliches Versprechen:
Sie solten ihm den Halß im finstern Kercker brechen / 113
Statt sein den Tarter Cham zum Käyser setzen ein.
Wer kont als Kiosem alldar sein Ancker seyn?
Sie brauchte Bitt und Trotz / drang durch mit Müh und Witze /
Ja setzte Blutt und Gutt und Leben auf die Spitze /
Biß sie den harten Sinn der meisten Bassen brach /
Und man dem Ibrahim des Oßmans Stul zusprach;
Drauf opferte sie ihm des Brudern warme Leiche / 114
Brach seinen Kercker auf / gebahr ihn so zum Reiche
Noch einst / der vor von ihr zur Welt gebohren war.
IBRAHIM.
Ihr Frey-seyn setzt uns selbst in Unlust und Gefahr.
MEHEMET.
Ihr itzig Fehler wird forthin zur Lehr ihr dienen.
IBRAHIM.
So seys denn! doch wird sie sich nur noch einst erkühnen
Vorwitzig zu vergehn / so sol der Kercker nicht /
Der Strang ihr lohnen ab.
MEHEMET.
Ich bürge für die Pflicht
Der Mutter / und sie selbst wird ihm fußfällig dancken.
IBRAHIM.
Zwar Kiosem wird frey! wir aber stehn in Schrancken!
Sie macht sich loß von uns! und uns bestrickt ein Kind!
Uns / die wir zwischen Thür und Angel leider sind!
Uns / die wir voller Furcht nur noch von Hofnung leben;
Biß Sechierpera Trost oder Tod wird geben.

[159]
Ibrahim. Sechierpera.
IBRAHIM.
Was bringstu uns / mein Trost / Vergnügung oder Pein?
SECHIERPERA.
Durch einen Schlag kan nicht ein Baum gefället seyn.
IBRAHIM.
So läßt / hilf Himmel! sich die Raue nicht bewegen?
SECHIERPERA.
Des Kindes Wahnwitz wird sich mit der Kindheit legen.
IBRAHIM.
Schlägt sie mit Trotze denn des Sultans Lieb in Wind?
SECHIERPERA.
Sie rühmet seelig die / die selbter fähig sind.
IBRAHIM.
Wie? stößt sie denn von sich die Seeligkeit mit Füssen?
SECHIERPERA.
Sie wil sich Mutter nicht gefährter Kinder wissen.
IBRAHIM.
Was mahlet ihr die Furcht für Todes-Larven für?
SECHIERPERA.
Des Sultans Söhne sind ergrimmte Löwen ihr;
Die ihrer Kinder Fleisch in Stücke reissen würden.
Darumb so sey ihr Schluß: für Thron und Gold die Hürden /
Für Wollust Fessel / Strick / und Sebel zu erwehln /
Als nebst dem Sultan ihr auch Hencker zu vermähln.
IBRAHIM.
Sol Ibrahim von ihr sich aber henckern lassen?
Sol er des Nachts im Traum ihr zaubrisch Bild umbfassen /
Des Tages säufzende wie Sclave für ihr knien?
Mit iedem Atheme Hertzklopffen an sich ziehn?
Und durch die Hellen-Pein nicht ihre Gunst erwerben?
Ja unvergnügt vergehn / und unbeseligt sterben?
SECHIERPERA.
Großmächtger Herr und Fürst. Holtz / das bald Feuer fängt
Hält lange Kohlen nicht. Der Hundsstern / welcher sängt
Laub / Graß und Blumen weg / hat wenig Frist zu brennen.
So wird der Seelenbrand sich auch des Sultans trennen
Durch Zeit / Vernunft / und Witz. Ich selber muß gestehn:
Auch schlechte Blumen sind den weiten Augen schön /
Das Wasser scheint Scarlat in fernen Regenbogen;
Der Ambre Schönheit hat entfernt mich mehr gezogen
Als sie mich nahe zeucht. Und / wo ich urtheiln kan /
So stehet Ambre nicht dem grossen Sultan an.
IBRAHIM.
Ach! leider / ach! diß ist kein Pflaster unsern Schmertzen!
Die Seiffe tilget nicht das Bildnüß auß dem Hertzen /
Die deine Zunge selbst pregt unser Seelen ein.
Wie mag die Göttin dir nunmehr verächtlich seyn /
Der Weyrauch war zu schlecht / und Balsam zu geringe?
[160]
SECHIERPERA.
Des Menschen Vorwitz fällt oft auf nichts-werthe Dinge /
Begierde greifft so bald nach Mah und Distel-Blüth
Als Tulipen und Klee. Wenn man zu erst ersiht
Auch ein geringes Licht / verbländets das Gesichte.
Ich schwere; grosser Fürst: daß itzt mit minderm Lichte
Mir Ambrens Antlitz spielt. Der Strahlen Unruh regt
Der Augen Uhrwerck nicht; Ihr Mund vermählt und hegt
Mit den Granaten nicht den Anmuths-Reitz zusammen.
Der Brüste Schneeberg ist kein Etna / weil von Flammen
Die Gipfel unbekrönt; ja kein tief Athem schwellt
Die lassen Bälg empor. Der Wangen Lilgen-Feld
Ist allzu sehr mit Röth und Rosen überstreuet.
IBRAHIM.
Schweig Sechierpera! denn unsre Seel erfreuet /
Und unser Aug entzückt viel / was du Mängel nennst.
Weil du das Zaubern nicht der blöden Augen kennst /
Den Balsam nicht geschmeckt / der von entflammten Wangen
Und ernsten Lippen schmiltzt; Du hast uns mehr gefangen /
Mehr unser Hertz verstrickt; nun du uns hast vermeint
Des Garnes zu befreyn: Welch Unstern aber scheint
Von dem Verhängnüß uns? daß unsrer Seele Brände
Bey ihr nur Eiß gebehrn? Auf! laß durch eigne Hände
Den Thamm / an welchem sich ihr Strom der Liebe stößt /
Von Grund-auß reissen ein! die Wurtzel / die uns flößt
Nur Gall ein / rotten auß / was uns entseelt / entseelen.

Der Schauplatz verwandelt sich in der Sultaninnen Spatzier-Saal.
Fatima. Alima. Hagar. Kiosem. Sisigambis. des Ibrahims mit der Fatima und Alima erzeugte fünf Söhne / Machmet. Baiazeth. Murat. Orcan. Suleiman.
SISIGAMBIS.
Schaut / Schwestern / welch ein Licht steigt auß so finstern Hölen.
Die grosse Sultanin / die Ibrahim verschloß /
Weil sie mein Engel war / ist wieder frey und loß.
[161]
FATIMA.
Dem Höchsten seys gedanckt: Sey tausendmal wilkommen!
ALIMA.
Sey tausendmal geküßt und in den Arm genommen;
Der Himmel woll auch uns Ohnmächtigen verleihn:
Daß Kiosem uns mög ein Schirm / ein Engel seyn!
KIOSEM.
Seyd / liebsten Kinder auch mir tausendmal gegrüsset /
Und ihr holdreichen Zweig umbhalset und geküsset.
Doch was ficht euer Hertz für Furcht und Ohnmacht an?
FATIMA.
Ein Kummer / welchen kaum die Zunge melden kan.
KIOSEM.
Ein Schmertz / der nebelt auß in Wortte / Säufzer / Zehren /
Erleichtert Hertz und Brust. Wolln sie sich nun beschweren
Ihr Leid uns zu erzehln / bin ich zu helffen dar.
ALIMA.
Ach! diese Kinder stehn in euserster Gefahr.
KIOFEM.
Von welchem Tyger ist ihr Unheil zu besorgen.
FATIMA.
Der Himmel weiß es nur / uns aber ists verborgen.
KIOSEM.
Legt mir was deutlicher des Hertzens Kummer auß.
ALIMA.
Uns beyden hat geträumt: wie ein erzürnter Strauß
Sich mit geharnschter Klau uns sie zu rauben mühe.
SISIGAMBIS.
Gott gebe: daß ihr Stamm biß zu der Nachwelt blühe.
KIOSEM.
Hat beyden diß geträumt.
FATIMA.
Diß und zu gleicher Zeit.
KIOSEM.
Gewiß / der Himmel dreut ein unvermeidlich Leid.
ALIMA.
Mein Hertze bebt und schlägt / mit zittern alle Glieder.
KIOSEM.
Rieß das erboste Thier von ihnen eines nieder?
FATIMA.
Wir hielten seines Grimms und heissen Eyfers Lauf
Theils mit demüttger Bitt und nasser Wehmuth auf;
Theils giengen wir behertzt dem Strauße selbst entgegen /
Versetzten ieden Schlag nach euserstem Vermögen
Mit Armen / Halß und Brust; so lange daß uns Hertz
Und Athem schon gebrach / und von so herbem Schmertz
Uns hieng die Ohnmacht zu; biß eine frembde Taube
Noch endlich unversehns dem Thiere ward zu Raube /
Und nachdem es ihr rieß die schönen Federn auß /
Thier / Traum / und Schlaf verschwand.
SISIGAMBIS.
Ach! leider / dieser Strauß
Ist unser Sultan selbst; ich aber leider! werde
Die frembde Taube seyn!
KIOSEM.
Die Sultanin gebehrde /
Wo keine Noth nicht ist / sich so kleinmüttig nicht.
[162]
ALIMA.
Laßt diese Thränen mir; der Hülf und Rath gebricht
Der Kinder (die fast eh unseelig als gebohren/)
Schutz / Schirm und Schild zu seyn.
KIOSEM.
Habt ihr den Witz verlohren?
Daß ihr euch gutte Träum auß thörchtem Irrthumb legt
Zu eurem Unheil auß? Wahr ists: der Himmel pflegt
Durch Träum uns künftig Glück und Fall zu offenbaren.
Ihr aber ziht den Traum auf Deutung mit den Haaren.
Warumb muß euer Strauß des Sultans Vorbild seyn /
Der seinen Kindern selbst die Klauen setzet ein?
Warumb sol Taub und Traum auf Sisigamben zielen?
FATIMA.
Kommt es ihr frembde für: daß sich die Fürsten kühlen
Mit ihrer Kinder Blutt? Wie lang ists: daß Verdacht
Des Mahumets hat Sohn und Mutter umbgebracht?
Der grosse Suleiman 115 hat selbst sich hoch beflecket
Durch zweyer Söhne Tod. Und wessen Macht sonst strecket
Sich ausser ihm so weit die Kinder zu versehrn?
KIOSEM.
Daut Bassens Missethat 116 kan dich ein anders lehrn:
Der unterm Mustaffa / umb sich am höchsten Brette
Des Käyserthumbs zu sehn / längst außgetilget hätte
Mit meiner Söhne Fall des Oßmanns gantzes Hauß;
Hätt ich dem Hunde nicht das Schwerd gewunden auß.
Die Mutter Mustaffens nam selbst auch Mörderthaten
Auf sie vergebens für. Denn meist pflegt miß-zu rathen /
Was man auf Fürsten spinnt.
ALIMA.
Gott steh auch diesen bey /
Und helffe: daß der Traum ein blosser Nebel sey!
KIOSEM.
Nur Muth! der Tugend muß iedweder Zufall weichen.
Ein groß Gemüthe muß dem Meere sich vergleichen /
Das nicht die Saltz-Arth läßt und seine Gräntzen hält /
Worein gleich süsse Flutt auß tausend Flüssen fällt.

Ibrahim. Kiosem. Fatima. Alima. Hagar. Achmet. Valide Agasi. Die fünf Söhne. Schatradeler Agasi.
FATIMA.
Hilf Gott! der Sultan kommt.
IBRAHIM.
Was habt ihr hie zu schlüssen?
ALIMA.
Uns lässet Kiosem des Käysers Gnade wissen /
Die sie der Haft macht frey.
IBRAHIM.
Schnur-stracks verfüget ihr
In eure Zimmer euch / nur laßt die Kinder hier.
[163]
FATIMA.
Ach! dieser Donnerschlag durchdringet Seel und Hertze!
ALIMA.
Mein Haupt und Geist wird mir verrückt von Angst und Schmertze.
KIOSEM.
Was solln die Kinder ihm alleine?
IBRAHIM.
Wer hat Recht
Zu forschen / was wir thun?
KIOSEM.
Ein schlechter Sclav und Knecht
Fragt mehrmals seinen Herrn dem Herren selbst zu Gutte.
IBRAHIM.
Der Vorwitz sol mir hier mit seinem eignen Blutte
Selbst seine Schuld bezahln.
FATIMA.
Der Sultan wehre nicht:
Daß Müttern / wie wir sind / das Mutter-Hertze bricht.
IBRAHIM.
Sind diese Kinder hier nicht unser mehr als euer?
ALIMA.
In Mutter-Brüsten brennt ein grösser Liebes-Feuer.
IBRAHIM.
Was träumt euch: daß der Fürst wird wider Liebe thun?
FATIMA.
Wer liebt / der eyfert auch / und Argwohn läßt nicht ruhn
Ein Hertze / wo sich schon für das Gesichte stellet
Ein Schatten der Gefahr.
IBRAHIM.
Sagt: auß was Grund euch fället
Ein Argwohns-Schatten für?
ALIMA.
Auch eine Henne gibt
Auf ihre Jungen acht / wenn sich ein Wölcklein trübt /
Wenn sich ein Sperber läßt auch nur von ferne blicken.
Wir finden uns bestürtzt. Denn Ibrahms Augen schicken
Auf seine Zweig und uns gewohnte Strahlen nicht
Und holden Liebesreitz. Zorn / Rach und Eyfer bricht
Auß iedem Blick herfür.
IBRAHIM.
Wahr ists. Sie sollen sterben /
Ihr aufgeopfert Blutt sol diese Sebel färben!
KIOSEM.
Mein Fürst / mein Sohn / ist er bey Witz und bey Vernunft?
IBRAHIM.
Mißbrauchstu frevelnde schon deine Wiederkunft?
FATIMA.
ALIMA.
Hilf Himmel! halt! ach! halt!
IBRAHIM.
Wolt ihr Gewalt hier üben?
KIOSEM.
Die sündigen in nichts / die so sehr hertzlich lieben.
IBRAHIM.
Laßt uns mit diesem frey / was unser ist / gebahrn.
FATIMA.
Laß uns die Sebel eh durch unsre Brüste fahrn!
IBRAHIM.
Sol ihr und euer Blutt zusammen sich vermengen?
HAGAR.
Ja! meine Glieder solln diß Schwerdt mit Lust besprengen /
Ich wil die Adern mir selbst schneiden morsch entzwey:
Daß meine Leiche nur ihr Lebens-Pfeiler sey.
Der Fürst erwäge doch: kein Geyer frißt die Jungen;
Und er wil / die von ihm auß seiner Hüft entsprungen /
Die Antheil seines Blutts / ja seine Seele sind /
[164] Als Knechte schlachten ab. Was kan ein solches Kind /
Das selbst die Unschuld ist / und nichts nicht kan verbrechen /
Ja das / was Sünde sey / noch nicht weiß außzusprechen /
Für Lasters schuldig seyn?
IBRAHIM.
Solln wir dir Rechenschaft
Von unserm Rathschluß thun?
FATIMA.
Entfällt nun alle Kraft
Der ärmsten Fatima? kan mehr kein Strahl mehr brennen
Der Augen / die der Fürst zwey Sonnen pflegt zu nennen?
Weil sie für Liebreitz itzt mit Thränen schwanger gehn.
Ist der vor schöne Mund dem Sultan nicht mehr schön?
Weil kein beweglich Wortt ihm kan sein Hertz durchschneiden /
Ist diese Brust / die vor ein Köcher seiner Freuden
Sein Irrdisch Himmel war; Geist- Trieb- und Anmuth-leer;
Und tausend Seufzer kwälln auß ihren Klippen her?
Der edle Zimmetbaum trägt desto bessern Zimmet /
Je öfter man von ihm die kräftge Rind abnimmet:
Gall-Aepfel aber bringt ein Weib das ander Jahr /
Wo gleich die erste Frucht Granaten-Blühte war.
Ach! leider! drumb so fallt / ihr Kinder / ihm zu Füssen!
Besänftigt Grimm und Schwerdt mit Thränen-reichen Küssen!
Fallt! und umbarmt sein Knie / eh ihr durchs Schwerdt hinfallt.
Fallt! bittet! biß ihm auch das Vater-Hertze wallt!
Geh / schönster Machmet / geh umb dich ihm außzusöhnen!
Geh wirf das Haupt / das man zum Käyser noch wird krönen /
Dem Vater unterm Fuß! Geh du auch Bajazeth /
In dem Fürst Ibrahim selbst abgebildet steht!
IBRAHIM.
Wagt ihr beym Winseln euch die Armen uns zu halten?
Ich schwer es: daß ihr all auch solt / wie sie erkalten /
Wo ihr noch euren Arm / ja eine Lippe regt.
KIOSEM.
Der Fürst besinne sich / auf wen sein Donner schlägt?
IBRAHIM.
Thun wir / was unerhöhrt; Du selbst hast zugesehen /
Als Amurath den Halß dem Sohne ließ verdrehen.
KIOSEM.
Durch vor verübten Mord hatt er den Tod verkerbt.
IBRAHIM.
Hat kein unschuldig Blutt nie deine Faust gefärbt?
KIOSEM.
Der eignen Kinder nie. Ja keinen andern Fürsten
Hat man gesehn nach Blutt gesammter Kinder dürsten.
IBRAHIM.
Wer unter ihnen sol denn außgewehlet seyn?
[165]
FATIMA.
Ach! meinen Machmet muß die Erst-geburth befreyn.
ALIMA.
Für meinen Murat kämpft der Himmel und die Sternen / 117
Den in der Wiegen schon die Persen fürchten lernen /
Den die Wahrsagung längst zum Wunder hat gemacht /
Weil ich ihn gleich gebahr / im Mertz / als Tag und Nacht
Recht gleiche Stunden hat.
FATIMA.
Die Sternen werden kämpffen 118
Für meinen Suleiman / der alle Feinde dämpffen
Der Musulmänner sol.
HAGAR.
Mein schöner Bajazeth
Ein Außbund der Natur / mein holder Orcan steht
In das Verhängniß-Buch des Himmels eingeschrieben: 119
Daß / wer an ihnen wird Gewalt und Grimm auß-üben /
Sol ewig seyn verdammt / wärs gleich ein Musulman! 120
SCHATRADELER.
Den Kinder-Mördern wird kein Blatt nicht kleben an
Des heiligen Papiers / noch der gefärbten Rosen 121
Vom Blutte Mahumeds / wenn sie die Kwal gelosen
Und über glüend Ertzt ins Paradiß solln gehn.
IBRAHIM.
Wil dieser Kefer auch dem Adler widerstehn?
SCHATRADELER.
Man hat die Kinder mir gebunden auf die Seele.
IBRAHIM.
So fahre denn / vorher für sie ins Todes Höle.
FATIMA.
ALIMA.
Hilf Himmel! er vergeht.
MACHMET.
Herr Vater / ach! er schon'!
Ich bin sein treues Kind.
BAJAZETH.
Und ich sein liebster Sohn /
Der nichts gesündigt hat.
SULEIMAN.
Laßt uns den Fuß ihm küssen:
Daß Er uns selbst nicht würgt / wenn wir ja sterben müssen.
MURAT.
Ach! Mutter helfft / ich sterb!
ALIMA.
Hilff Himmel! ach! mein Kind!
KIOSEM.
Weist dus / du Blutthund / nicht: daß's deine Kinder sind!
ALIMA.
Du Raben-Vater du / welch Thier frißt seine Jungen?
Welch Drache seine Frucht? wohl hastu's Kind verschlungen /
So friß die Mutter auch.
KIOSEM.
Ihr Kinder / nun ists Zeit /
Daß ihr die Messer zückt.
HAGAR.
Sind deiner Grausamkeit
Zwey Opfer nicht genung?
IBRAHIM.
Umbsonst! sie alle müssen /
Weil unser Leid doch auch auß einem würde flüssen /
Geopfert werden auf.
KIOSEM.
Der Fürst sags / ich beschwer'
Ihn bey dem Mahumed / wo denn sein Leid rührt her?
IBRAHIM.
Ich leide Seelen-Pein umb ihres Lebens wegen /
[166] Weil Ambre sich nicht wil in unser Bette legen /
Nicht lieben / der sie liebt / umb: daß er Kinder hat.
KIOSEM.
Verteufelt-böser Schluß! verdammte Missethat!
Umb eine Handvoll Lust solch Blutt-Bad zu beschlüssen!
Greifft nur behertzt ihn an. Ich liß bald anfangs wissen
Durch meinen Agasi das Kriegs-Volck: Oßmans Stamm
Steh in Gefahr und Noth.
IBRAHIM.
Angst / Marter / Pfal und Flamm
Sol dir verzweifelten / dir Raben-Mutter lohnen.
Und ihr verruchten drey / solt nicht des Sultans schonen?
Wagt ihr an Käyser euch die Hand zu legen an /
Der Sud und Ost und West mit Wincken zähmen kan?
FATIMA.
Großmächtger Herr und Fürst; wenn man Verrückten wehret:
Daß ihr gezücktes Schwerdt sie selber nicht verzehret;
So hälts Vernunft und Recht für Liebe / nicht für Zwang.
Ja Ibrahim wird selbst uns opfern Kuß und Danck:
Daß wir itzt seiner Brunst behertzt in Ziegel fallen.
IBRAHIM.
Ich schwere Tod und Pein und Untergang euch allen.
ACHMET.
Weg! grosser Fürst / weg / weg!
IBRAHIM.
Was ists!
ACHMET.
Er rette sich.
IBRAHIM.
Träumt dir? für wem?
ACHMET.
Die Wach empört sich wider mich /
Und wil selbst mit Gewalt ins Käysers Zimmer dringen /
Wo man nicht Augenblicks die Printzen würde bringen
In Heeres Gegenwart.
IBRAHIM.
Wenn ihnen vor das Licht
Hier wird seyn außgelescht.
ACHMET.
Der Käyser stürtze nicht
Sich selbst / und seinen Stamm. Jedoch welch grimmig Wütten
Hat hier dem Murat schon die Gurgel abgeschnitten?
Ich zitter! ach! ich sorg es sey umb ihn geschehn!
ALIMA.
Ja! laß das Kriegs-Volck ein / den Greuel anzusehn /
Und Rache zu vollziehn.
IBRAHIM.
Wilstu von meinen Klauen
Auch deinen Suleiman hier noch zerfleischet schauen?
ACHMET.
Nicht bringt ihn noch mehr auf durch Fluch; laßt euer Leid
Sich nicht in Wahnwitz kehrn. Eilt bringt in Sicherheit
Die Kinder / die euch noch des Himmels Gunst läßt leben.
Der Sultan lasse sie sich in ihr Zimmer heben;
Daß die vier Lebenden das Kriegs-Volck sehen kan /
[167] Wil er sich selbst nicht fälln. Was aber reitzt ihn an
Sein eigen Fleisch und Blutt selbsthändig aufzureiben?
IBRAHIM.
Daß Ambre mich verschmäht / weil sie beym Leben bleiben;
Die / weil sie Kinder nicht dem Tode wil gebährn /
Mir Lieb und Eh abschlägt.
ACHMET.
Wil sich der Fürst beschwern /
Der Albern zu gefalln mit Gott- und Menschen-Rache
Durch bluttgen Kinder-Mord? da ja wohl diese Sache
Noch andre Hülff annimmt.
IBRAHIM.
Was weist denn du für Rath?
ACHMET.
Man nehme mit Gewalt / was sie verweigert hat.
Der Fürst kan mit mehr Fug Gewalt auf Sclaven üben /
Daß: die in Gütte nicht wil / ihn auß Zwang muß lieben;
Als von des Oßmans Stamm all edle Zweig abhaun /
Den mit genauer Noth wir itzo blühend schaun.
Mit seiner Straffe bleibt der Nachwelt unvergessen /
Wie sich Cham Chivas ihm das Erbrecht zuzumeßen
Hoch frevelnd unterstand / als Oßmans Stamm nicht war
Von diesen Zweigen reich. Noch ärgere Gefahr
Und Herschsucht dörfte sich in seinem Reich erregen
Durch dieser Pfeiler Fall. So edle Zedern pflegen
In iedem Erdreich nicht bekleibend aufzugehn.
IBRAHIM.
Wer wird die Ambre sich zu rauben unterstehn?
ACHMET.
Ich wil schnur-stracks sie auß dem Bad ins Zimmer schaffen.
IBRAHIM.
Laß / umb uns zu erfreun nichts nicht am Fleisse schlaffen!

Der Schauplatz stellet für des Käysers geheimes Zimmer.
Sechierpera. Ibrahim.
SECHIERPERA.
Auf was für Strudel rennt sein halbverzweifelt Sinn?
IBRAHIM.
Wo der Begierdens-Sturm des Hertzens Schiff schlägt hin.
SECHIERPERA.
Wird beydes aber auch des Abgrunds Opfer werden?
IBRAHIM.
Ein Artzt braucht Seg' und Glutt / wo Pflaster den Beschwerden
Zu linde Mittel sind.
SECHIERPERA.
Verzweifelt Artzney macht:
Daß oft ein heilbar Leib wird in den Sarch gebracht.
IBRAHIM.
Ach! es ist ja durch Glimpf nichts nicht von ihr zu hoffen!
SECHIERPERA.
Wird durch den ersten Pfeil stets iedes Ziel getroffen?
[168] Die Ramme stößt den Pfal auf einmal nicht in Grund.
Im Lieben macht ein Blick nicht bald die Seele wund.
Das Gift muß durch das Aug erst zu dem Hertzen dringen.
Itzt / nun der Fürst vom Glimpf auf Ernst und Grimm wil springen;
Reißt Er den vor von mir gebauten Grundstein ein /
Und sein Genüß wird nichts als herber Hunger seyn.
IBRAHIM.
Es sey dem / wie es woll. Es bleibt bey unserm Schluße:
Daß die auf unser Brust nicht ruhn wil / unterm Fusse
Wie Sclavin lächsen sol. Der Baum muß abgesegt
Der Blüthen seyn beraubt / der sie zur Hoffart trägt /
Nicht Lust und Nutzen schafft. Sie sol noch heut erfahren:
Daß Ibrahim mit ihr Gewalt hat zu gebahren /
Daß ihre Jungfrauschaft kein unverwelcklich Blatt /
Ein schwindend Wachs-Licht sey.
SECHIERPERA.
Der grosse Sultan hat
Zwar unverschrenckte Macht in allen seinen Wercken:
Allein er selbst / mein Fürst / wird erst die Unlust mercken:
Und wie die Liebligkeit hier so versaltzen sey /
Wenn strenge Nothzucht schläfft bethränten Wangen bey.
IBRAHIM.
Ach! leider / du weißt nicht: worauß Vergnügung kwillet!
Die Rose / die ihr Haupt in fäste Knospen hüllet /
Reucht frischer / als die uns die Blätter breitet auß /
Und / wenn der Mittag brennt/ fällt welck in Sand und Grauß.
Jedoch wir wolln noch einst der Wortte Zucker brauchen.
Wo aber sie umbsonst den Weyrauch läßt verrauchen /
Den unser lodernd Hertz der Kalten zündet an;
So glaube: daß so denn uns nichts nicht halten kan /
Die uns versagte Blüth ihr schimpflich abzubrechen /
Und der Bethörten Trotz durch ihre Schmach zu rechen.

Ibrahim. Ambre. Achmet. Sechierpera.
IBRAHIM.
Stellt meiner Seele Zweck / mein Licht/ mein Engel sich /
Mein Augen-Apfel ein? Ach! daß ich / Sonne / dich
Nach Würde / nach Verdienst hier wüßte zu empfangen!
Kan wohl das Paradiß mit schönern Engeln prangen?
Der güldne Himmel pralt mit edlern Sternen nicht!
Doch / wie? daß Thränen-Saltz auß ihren Sonnen bricht /
[169] Die in uns Glutt gebehrn / und uns mit Flammen säugen?
Des Mohnden wäßricht Schein weiß ja nur Thau zu zeugen.
Mein Kind / die Thräne schwemmt der Anmuth Perlen weg /
Und saltzicht Wasser macht in Schönheits-Scharlach Fleck'.
Umb was betrübt sich die / umb was wölckt die's Gesichte /
Der Lieb und Glücke scheint mit unverfälschtem Lichte?
Stamboldens Käyser zeucht ihr seinen Purper an /
Und opfert ihr sein Hertz. Was für Bestürtzung kan
An statt der Gegengunst in ihr solch Leid erwecken?
Laß uns die Schalen nur von deiner Anmuth schmecken /
Und koste selbst einmal den Vorschmack süsser Lust
Des Zuckers dieser Welt. Mein Kind / Mund / Augen / Brust
Bescheiden selber dich: daß sie zu wilden Stämmen
Gott nicht erkieset hat. Wilstu den Trieb denn hemmen /
Durch welchen die Natur auch Fels- und Hecken regt /
Die Crocodile kirrt / und Hold in Drachen hegt?
Sie säufzet / sie erblaßt / sie schauet auf die Erden!
Laß unser Antlitz doch dein Ziel des Anschauns werden!
Laß unsern Mund an sich den süssen Athem zihn /
Den deine Kehl außläßt! Schau unser Antlitz glühn /
Schau / wie diß Hertze kocht / wie unser Seele lächset /
Nach Labsal / das allein auf deinen Lippen wächset /
Auß deiner Anmuth kwillt! Antwortestu uns nicht?
Die Felsen / denen doch Empfindligkeit gebricht /
Antworten Fragenden mit hellem Wieder-Schalle.
AMBRE.
Der Wollust-Zucker ist / mein Fürst / mir Gift und Galle;
Und meine Kindheit ist nicht fähig noch zur Zeit
Zu spielen auf dem Eis' erwehnter Uppigkeit.
Mein Ansehn viel zu schlecht / des Käysers Hand zu küssen /
Die's Zepter trägt der Welt; zu kurtzweiln mit den Füssen /
Worfür die Erde bebt. Die Magd ist thumm und blind /
Die sich zur Göttin macht. Zu hohe Würden sind
Die Speise voll von Glutt / die in den blöden Magen
Die Wärmbde vollends tilgt. Er lasse Purper tragen /
Die / derer groß Verdienst mehr Liebes-Zunder nehrt.
Der Glutt-vermählte Schnee wird Augenblicks verzehrt;
So würd auch mein kalt Hertz und ich verschmeltzen müssen /
[170] Wenn Er als Sonn auf mich beständig liesse schüssen
Die Stralen seiner Hold. Was Feuer halten sol
Muß selber Feurig seyn; sol es nicht stracks zu Kohl'
Und Asche seyn verbrennt / Hold-seyn in Haß zerronnen;
Zumal da Fürsten stets als niemals-müde Sonnen
Zu neuen Sternen eiln. Jedoch ich bin vergnügt:
Daß mein bethräntes Aug in Staub und Sarche ligt /
Darf ich der Wollust nur nicht in ihr Netze fallen.
IBRAHIM.
So hält dein Eckel diß für Wermuth / Gift und Gallen /
Was nichterne Vernunft für köstlich Himmel-Brodt
Und Sonnen-Saamen preißt? 122 Was Mahumeds Geboth
Den Außerwehlten sagt als ewiges Vergnügen
Des Paradises zu? Wer schwätzt dir grame Lügen
Für süsse Wahrheit ein: daß deiner Jahre Mey /
Der voller Knospen steht / nicht Liebes-fähig sey?
Daß / die auf Wang und Mund hegt reiffende Granaten /
Und Aepfel auf der Brust / des Sultans Liebes-Saaten
Nicht pflantz- noch pflegen könn. Ihr Schön-seyn hat sie schon
Gepfropfft ins Sultans Hertz / versetzt auf Oßmanns Thron.
Und sie solt unsrer Hand nicht unsern Füssen taugen?
Die Liebe blitzet selbst ihr sichtbar auß den Augen /
Zerschmeltzt der Hertzen Ertzt und macht auch Seelen wund.
Der Herbst bekrönt die Brust / der Früling blümt den Mund /
Des Sommers Zierde pralt auf den benelckten Wangen;
Wie hat des Winters Eiß denn nur ihr Hertz umbfangen?
Der Liebreitz gürtet ihr den Anmuths-Köcher an;
Wie daß der Haß sich denn mit ihr vermählen kan?
Und Schatten tummer Träum ihr ins Gehirne pregen?
Ich wil die Hände dir / mein Engel/ unterlegen /
Wie einem Papegoy nur Zucker geben ein /
Ja meine Seele selbst sol deine Speise seyn.
Ich wünschte: daß in mir noch hundert Hertzen wären /
Mehr Seelen walleten / mehr Flammen zu gebehren
Und Liebe gegen dich. Fürst Ibrahim / mein Kind/
Betrauret: daß er nicht in Liebe gantz zerrinnt
Und dir zum Labsal sich in deine Seele flößet.
[171] Wie daß denn Ambre den so schimpflich von sich stösset?
Der sie so hertzlich liebt? Wie oder schilt mein Licht:
Daß wir in Wortten heiß / in Wercken aber nicht?
Laß uns durch einen Kuß der Lippen Honig schmecken.
AMBRE.
Die ist nicht keusch / die ihr schon läßt den Mund beflecken;
Die aber nicht bey Witz / die der Begierden Dunst /
Den Kitzel / der entspringt auß geiler Augen Brunst /
Ihr Haupt umbnebeln läßt; und doch bald schmertzlich fühlet:
Daß endlich dieser Dampf mit Donnerkeilen spielet /
In Schmertz und Schimpf zerfleußt.
IBRAHIM.
Hat iemals eine Magd
Dem Käyser einen Kuß / dem Herren diß versagt /
Wornach die Edelsten und tausend Seelen lächsen?
AMBRE.
Ja! ein schön Garten wird von wilden Feld-Gewächsen
Entehret und verstellt. Ich Magd bin auch nicht werth:
Daß / wenn mein Herr / mein Fürst zu küssen mich begehrt /
Er seinen Stand mißbraucht / und seinen Ruhm beleidigt.
IBRAHIM.
Hört / wie die Albere so hönisch sich vertheidigt!
Nein! hohe Seulen macht ihr niedrig Stand nicht klein /
Die Sonne gibt auch Erd- und Nebeln Glantz und Schein /
Ein Fürst kan auch auß Nichts was / Gold auß Staube machen.
Stracks sags mit einem Wort: Ob du des Sultans lachen /
Ob du dir seinen Grimm wilst für die Hold vermähln.
AMBRE.
Zwar Welten können ihm / nicht aber Weiber fehln /
Die Er / mein Fürst / besigt; was sucht Er denn auß Steinen/
Die Schnee / nicht Feuer nehrn / auß Kindern / die zum Weinen /
Nicht Liebes-fähig sind / zu pressen Lieb und Glutt?
Die für die Jungfrauschaft aufopfern Geist und Blutt /
Eh ihre Blüthen solln gebehren solche Früchte /
Die künftig müssen seyn der Hencker Schau-Gerichte /
Die Kost der Tyranney.
IBRAHIM.
Du solst den trotzen Sinn
Dir bald gebrochen sehn. Stracks / Achmet / nimm sie hin /
Und laß sie fingernackt in unser Bette werffen.
Wo Gütte nicht vermag den Liebes-Pfeil zu schärffen /
Muß Zwang der Wetzstein seyn. Die Blüthen / die sie rühmt
Als unverwelcklich Laub / solln Augenblicks entblümt /
Welck / dürr und fleckicht seyn.
AMBRE.
Ich falle dir zu Füssen /
Und säufze / grosser Fürst; daß / wo mein Trotz sol büssen /
[172] Wo meiner Einfalt Schuld / ja Straffen hat verkerbt:
Mein unentweihter Leib die schärfsten Sebel färbt.
Laß so viel Thränen doch dir durch die Seele schneiden
Der Ambre / die behertzt wil hundert Tode leiden /
Ja die den Henckerstrick mit Lachen küssen wil /
Da sie nur Jungfrau stirbt. Gib dieser doch so viel /
Die deines Glaubens ist / und die dich zu versöhnen
Mit so viel Thränen sucht / was Mahumed Irenen /
Auch Erichs Tochter nicht als Christen hat versagt.
Versuche Schwerd und Streich / hier kniet die ärmste Magd /
Die nichts vermag / als nur den Wunsch / die Lust zu sterben.
IBRAHIM.
Fort mit ihr! Weiber-Blutt sol keinen Sebel färben.

Der Schauplatz stellet für ein warmes Bad.

Reyen

Des badenden Frauen-Zimmers.
DIE FRAUEN.
Wie seelig sind! die Gott in zarte Seide
Geschickter Glieder hüllet ein!
Denn Schönheit scheint ja selbst des Himmels Kreide /
Ein Brunkwäll des Gelücks zu seyn.
Sie ist der Lieb und der Vergnügung Wiege /
Die Wollust schläfft auf ihrer Brust.
Die Kinder führn auch wider Käyser Kriege /
Bekämpfen sie durch süsse Lust.
Der Fürst muß lassen Ambren holen /
Weil ihr bloß Ruhm ihms Hertz gestolen.
DIE JUNGFRAUEN.
Ihr Thörichten! preißt ihr für ein Gelücke /
Wenn reiner Keuschheit Einfalt fällt
Ins Wollust-Garn / in geiler Jäger Stricke?
Die Keuschheit ist der Schatz der Welt /
Die Jungfrauschaft gantz unbefleckte Sonnen /
Die Lieb Irrwisch / der auß Tacht
[173] Unreiner Seel- und Hertzen wird gesponnen;
Ein Wurm / der nur gläntzt bey der Nacht.
So laßt uns denn von gantzem Hertzen /
Der Ambre Raub und Fall beschmertzen.
DIE FRAUEN.
Einfältige! die ihr auß leeren Krügen
Nur Luft statt unsers Nectars trinckt;
Was nützt ein Feld / das stets muß brache liegen?
Ein Kwäll / der in den Sand versinckt?
Ein Balsam / der in Wüsteney verrauchet?
Die Rose / die der Wind verheert?
Wenn Eisen nicht und Schönheit wird gebrauchet /
Verlieren sie durch Rost den Werth;
Und Schätzen / die vergraben bleiben /
Kan niemand Ruhm und Preiß zuschreiben.
DIE JUNGFRAUEN.
Die Jungfrauschaft ist von so edlen Steinen /
Die kein geil Auge schätzen kan.
Die Sternen / die am allermeisten scheinen /
Stehn in den Himmel oben an.
Der Sonne Gold / für der sich Stern' entröthen /
Heckt mehr / als des Saturnus Bley /
Geschwäntzte Stern 123 und schädliche Cometen.
Und Schönheit schläfft mehr Lastern bey /
Ja ihr' auch Schwanen-reinen Wangen
Gebehren Feuer / hecken Schlangen.
DIE FRAUEN.
Ein Mund / der nie hat Wein und Milch geschmecket /
Kan leicht als bitter sie verschmehn.
Geht schaut: wie sie so Gold als Purper decket /
Wie sie beym Sultan ist gesehn;
Wie seine Seel auf ihre Brust zerrinnet /
Und sie mit Balsam überthaut /
Wie er sich als ein Seiden-Wurm verspinnet /
[174] Und in sein Hertz Altar ihr baut.
Denn Schönheit kriegt auch Käyser-Hertzen
Zum Opfer / und zu Liebes-Kertzen.
DIE JUNGFRAUEN.
Verdammte Lust! geküsseten Irenen
Muß endlich's Schwerdt ein Brautschatz seyn; 124
Ja Liebe schleust als Sclavinnen die Schönen
In ein vergüldet Keficht ein /
Auß denen stets die Hirnsen Honig saugen:
Daß der Gestalt gemahlter Dunst
Nur bleibt leer Wachs / ein Zunder geiler Augen /
Ein Talg zu Fackeln böser Brunst.
Wohl uns! die wir in rauen Schalen
Mit Perlen reiner Keuschheit pralen!
DIE FRAUEN.
Der Wahnwitz hat euch Prillen fürgerücket /
Daß ihr für Perlen Grauß seht an.
Der Einfalt Eiß hat euer Hertz bestricket:
Daß euch kein Liebreitz ziehen kan.
Doch wenn euch wird des Witzes Licht aufgehen /
Wird Traum und Irrlicht seyn vorbey;
Denn werdet ihr recht schmecken und verstehen:
Was Liebe für ein Labsal sey;
Ja! daß entzünden und selbst brennen
Des Himmels Vorschmack sey zu nennen.
DIE JUNGFRAUEN.
Laßt / Schwestern / uns für den Sirenen fliehen /
Eh uns ihr Zauber-Lied schläft ein.
Wir werden Brand auß diesen Kwällen ziehen /
Die von den Schlangen giftig seyn.
Wir werden uns besudeln durch diß Waschen /
[175] In geile Würmer uns verkehrn.
Weil / sichert euch / der Keuschheit Fenix-Aschen
Nur Nacht-Euln ärgster Schmach gebehrn;
Die Jungfraun aber hier auf Erden
Solln's Paradises Schwanen werden.

4. Akt

Die vierdte Abhandlung.

Der Schau-Platz stellet für des Mufti Gemach.
Mufti. Mehemet. Bectas. Kiuperli. Kul-Kiahia. Mollah.

MUFTI.
Daß Missethat in sich wie Ketten sey verschrenckt /
Da eine böse That stracks an der andern henckt /
Wie Glied am Gliede folgt / lehrt uns des Sultans Wütten.
Wie lang ists: daß er mir sein Antlitz ließ verbitten /
Mir / der ich wider'n Heisch des trauten Amurath /
Ihm zu dem Zepter half? Itzt folgt die Greuel-That
Schon auf der Ferse nach. Wirds wohl die Nachwelt glauben?
Daß Oßmans Enckel ließ zur Noth- und Unzucht rauben
Des höchsten Priesters Kind?
MEHEMET.
Ja! diß ist unerhört!
Kein Sultan hat noch nie die Insel so versehrt /
So scheutzlich sich befleckt. Und wer ist / dem nicht grauet:
Daß Achmet / dem das Heft des Reiches ist vertrauet /
Zum Dieb und Kupler wird? Was wird für Laster nicht
Noch dieser Wurm gebehrn? Und keinen Menschen ficht
Doch minste Vorsorg an dem Tiger zu begegnen /
Der Schimpf und Tod uns dreut.
BECTAS.
Gott wird die Seele segnen /
Die ihr des Reiches Heil / des Volckes Zentner-Last
Läßt zu Gemüthe gehn / die ihr das Hertze faßt
Den geilen Huren-Hengst / in dessen Adern stecket
Kein Tropffen Fürstlich Blutt / der stündlich sich beflecket /
Wie ein gemeines Weib / zu stürtzen in den Grund.
Euch ist zu wohl bekand: wie den itzt grimmen Hund
Ein Furchtsam Schaf beschämt; wie ihm das Hertze fehlte /
Den Kercker aufzuthun / als unser Schluß ihn wählte
[176] Zum Haupte dieses Reichs; wie sein schlimm Einritt schon
Des Volcks Gelächter war; 125 wie er des Oßmans Thron /
Der keine Weiber trägt / beschimpfet und entehret /
Wenn er für Tartsch und Schwerdt / das Königen gehöret /
Mit Perlen schmückt den Halß / mit Diamant den Leib /
Die Nägel gülden färbt / und auf viel Arth ein Weib
Sich emsiget zu seyn. 126 Was hält uns denn zurücke:
Daß man diß Weib erwürgt mit dem verdienten Stricke?
Wo ihr die Armen mir in diesem Wercke reicht /
So fehlts drey Stunden noch / biß Ibrahim erbleicht /
Und Achmet ist zerfleischt der Werckzeug seiner Laster.
MEHEMET.
Ich weiß für diese Pest kein mehr bewehrtes Pflaster.
Und wo ich urtheiln kan / hat Achmet allermeist
Ans Käysers Lastern Schuld / der ihm stets Aepfel weist
Der Wollust: daß der Fürst des Herschens sich entschläget /
Daß Achmet Heft und Stab / der Fürst den Tittel träget.
Gewiß ein böser Knecht ist schädlicher fürs Reich /
Als ein nichts-gültig Fürst.
MUFTI.
Laßt beyden uns zugleich
Außleschen ihr falsch Licht. Wir haben hier mehr Gründe /
Den Ibrahim zu fälln. Die gröste Schuld und Sünde /
Da man zu stürtzen schloß den trauten Amurath / 127
War: daß er das Verboth des Weines übertrat.
Der müht Gesätz und Volck und Tugend sich zu dämpfen.
Auch fehlts an Kräften nicht diß Unthier zu bekämpfen;
Die Cadi sehn auf mich / der Janitschar folgt dir /
Jedweder Bassa wünscht den Mehmet zum Vesier.
BECTAS.
Dem Achmet muß zu erst sein Athem seyn verkürtzet.
Ein Schiff und Reichs-Haupt ist schon mehr als halb gestürtzet /
Wenn diß der Diener- wird und jenes Ancker-loß.
Der Britten Haupte fehlt nur noch der zehnde Stoß
Zum Schifbruch/ seit daß er den Pfeiler eingebüßet
Durch Strafforts treuen Kopf.
MUFTI.
Ich lobe / was ihr schlüsset.
Man sage mehrern Sold den Janitscharen zu;
Auf derer Willkühr steht des Sultans Fall und Ruh.
Ich wil /
MOLLAH.
Herr / Achmet bringt gleich Ambren selbst zurücke.
MUFTI.
Ja / leider! Uns noch mehr zu stelln Verderbens-Stricke.
[177] Weicht ihr ins Beygemach. Ich wil / was Ambre klagt /
Und Achmet bringt / hörn an.

Achmet. Mufti. Ambre.
ACHMET.
Was eine geile Magd
Durch wilden Trotz gewinnt / mag dir diß Beyspiel zeigen.
Die / die bekrönet solt ins Sultans Bette steigen /
Doch Gnade / Würd und Hold mit Füssen von sich stieß /
Verstößt der Fürst itzt selbst. Die vor hochmüthig prieß
Den Krantz der Jungfrauschaft / ihr ihre flüchtge Blume
Zum Abgott stellte für und uns zum Heiligthume:
Die zeige dir nun selbst die welcken Blätter dar;
Und meld: Ob ihre Lilg' unwelckbar an ihr war;
Obs besser sey beschimpft / befleckt / entblößt / verspeiet /
Zerrissen 128 / außgelacht / geschändet und entweihet /
Die Blüthen erster Scham wie Hure büssen ein /
Als eines Käysers Brautt in Seid und Purper seyn?
Doch kanstu dieses noch für höchste Gnad erheben:
Daß die Besudelte nicht Knechten frey gegeben
Und Sclaven ward entdeckt. Wer Goldstück fleckicht schilt /
Damasten von sich wirft / der wird mit Fug gehüllt
In Säcke / Stroh und Haar. Nimm in dem Huren-Kleide
Dir deinen Balg nun hin. Ein Seiden-Wurm / der Seide
Nicht mehr kan spinnen / wird in Molcken-Dieb verkehrt.
Dir aber wird noch einst so Fürst als Hof verwehrt.
MUFTI.
Mein Freund / hat zwar mein Kind / die Schmach für Ehr erwehlet /
So sehr auß Vorwitz nicht als Unverstand gefehlet /
So hat sie doch hieran mehr als der Sultan Schuld.
Was Gott schafft und der Fürst / ertrag ich mit Geduld.
Drumb meld ihm: daß ich auch vom Hofe weit entfernet
Dem Käyser treu zu seyn von Jugend-auf gelernet;
Ja wo Fürst Ibrahim des Mufti Kopf begehrt 129 /
Sol er ihm heute noch zum Opfer seyn gewehrt.
ACHMET.
Du sätzest weißlich ab vom ersten Aberwitze.
Doch späte Vorsicht ist nichts nach dem Fallen nütze.

[178] Ambre. Mufti. Mehemet. Bectas. Kiuperli. Kul-Kiahia.
MUFTI.
Wie lange sol der Schwarm des Blutthunds blühend seyn?
Jedoch / je länger Gott den Donnerkeil taucht ein
In das Erbarmungs-Oel / ie schärffer sind die Schläge.
Die Vater-Ruthe kehrt er dem in eine Sege /
Ja reißt mit Strumpff und Stiel den Ubelthäter auß /
Den er so langsam strafft. Wir wolln in Koth und Grauß
Noch unsern Todfeind sehn! besänfte dein Gemüthe /
Versichert: daß die Kwal auch auß des Himmels Gütte
Vom Gnaden-Kwell herrinnt. Wir sehn der Sonne Licht /
Weil wir von Arth sind blind / nur ohne Bländung nicht.
Und unser Aberwitz faßt nicht des Himmels Schlüsse.
Die werden noch verleihn: daß deiner Unschuld müsse
Des Blutthunds kaltes Blutt / Seiff und Zinober seyn /
Das dich Entweihte wäscht von allen Flecken rein /
Das dein entfärbte Zucht und Rosen deiner Ehre
Mit frischem Purper mahlt.
AMBRE.
Gerechter Himmel / höre
Die Säufzer meiner Seel / indem das stumme Leid
Mir Red und Zunge knüpft! Schaut! dieses Huren-Kleid
Der Keuschheit Purper seyn! dem Himmel stell ich Schwache
Des Lasters Straffen heim; weil diese doch zur Rache
Niemanden bringen wird; die ihres Schänders Hertz
Durch keine Demuth zwang. Und was noch Schmach und Schmertz
Mir Aermsten schärffer würtzt; so muß ich hier erfahren:
Daß dieser Hengst hier läßt noch ruhmbar offenbaren
Sein Laster / meinen Schimpf; den Raub der Jungfrauschaft /
Den Diebstal meiner Perl! Ich traure: daß die Kraft
Der Rache mir gebricht. Weil in des Schänders Wunden
Für Ehren-Beulen doch nur Salbe wird gefunden /
Die Weh und Schande tilgt. Wer Unrecht schlägt in Wind /
Verletzungen vergißt / die nur an Gliedern sind /
Und nur den Leib versehrn / der hegt ein Helden-Hertze.
Der aber wird mit Fug belegt von Schmach und Schmertze /
Der Ehren-Narben trägt. Die müssen nicht in Stein /
Nein / sondern nur in Staub geschrieben werden ein:
[179] Daß sie die Rache stracks verstreich- und tilgen könne.
Des Himmels rechte Rach und eure Hülfe gönne:
Daß an dem Blutthund ich mich bald gerochen schau!
Ach! aber: daß ich doch auf diesen Trübsand bau /
Und mein Genesen such auß Ibrahims Verderben?
Kan iede Tugend gleich sonst den Verlust erwerben /
So hilfft kein Aufstehn doch nicht nach der Keuschheit Fall /
Und Kunst hat keine Kunst / die ein erschellt Chrystall
Der Ehr und Zucht ergäntzt. Man heilt mit frembden Narben
Die eignen Schwere nicht; und keine bluttge Farben
Verschmiern den Fleck / den Brunft in diesen Purper macht.
Ach! wo hat / Ambre / dich dein Unglück hingebracht?
Wie heßlich hat der Firnß der Schönheit dich verstellet!
Die Schönheit ist ein Aaß / das Geyern meist gefället /
Ein Aaß / das stets Gestanck der Laster von sich haucht /
Der Wollust giftgen Dampf statt süssen Balsams braucht /
Und Raben an sich lockt / die Ehr und Zucht uns fressen /
Und ihren Geilheits-Koth schmiern auf ihr lüstern Essen.
Die Schönheit ist ein Stern / der mit dem Schwantz allzeit
Auf neues Unheil weißt / ein Abgott / der entweiht
Von derer Andacht wird / die sich zum Opfer finden /
Weil sie für Weyrauch ihm meist stinckend Hartzt anzünden.
Diß / Ambre / fühlst du ja; wie dich der Hund befleckt /
Der seine Seele dir zum Opfer angesteckt /
Der dich begierig war fußfällig anzubethen.
Hört aber / wie in mir der Schmertz rast! dem Verschmähten
Klebt keine Schönheit an / die auch den Löwen hält
Die Klauen; und den Trotz der grimsten Riesen fällt.
Doch nein! der Blutthund ist mehr wild als Löw und Beeren /
Mehr hart als Kieselstein; sonst hätten meine Zehren
Sein steinern Hertz durchhölt; als Demant / weil mein Blutt
Der Seel ihn nicht erweicht; als Eisen / weil die Glutt
Der heissen Säufzer nicht hat seinen Grimm zerschmeltzet.
So werde nun der Felß vom Halse weg geweltzet /
Der Leib und Fleisch zerquetscht und auch der Seele preßt
So Blutt als Thränen auß! Die grosse Schandthat läßt
Euch reine Rache zu. Das Band der Treue höret
[180] Bey Unterthanen auf / so bald ein Fürst versehret /
Durch Laster / Ehr und Zucht. So tilgt denn durch sein Blutt
Die Schmach ab / die der Hund euch auch in mir anthut!
Denn ich bin so befleckt: Daß auch mit seiner Aschen
Der Schandfleck sich nicht läßt von meinem Leibe waschen;
Den Fäul und Tod nur kan im Grabe machen rein.
Taucht diesen edlen Dolch ins Blutthunds Adern ein /
Den ich / doch ohne Schuld / mit meinem Blutte färbe.
Für Helden ists genung! Zu gutter Nacht / ich sterbe!
MUFTI.
Hilf Himmel! Ach mein Kind! mein Engel / und mein Trost;
Hat das Verhängnüß sich so gar auf mich erboßt;
Daß mir mein Ancker muß zur Schiffbruchs-Klippe werden?
Scharrt mit der Todten mich lebendig in die Erden;
Weil mir das Leben doch nur einen Tod gibt ab /
Und ieder Athem lächst nach Freyheit in das Grab.
Gewiß der Sultan läßt mich nur zur Marter leben /
Auß Gunst und Sanftmuth nicht. Die Ertz-Tyrannen heben
Durch Aufschub unsers Tods uns doch zu langer Kwal
Und strenger Marter auf. Nimm diesen heilgen Stahl /
Und stoß ihn / Mufti / dir nun auch in Brunn des Lebens.
BECTAS.
Halt! bistu bey Vernunft?
MUFTI.
Ihr wehret dem vergebens
Das Sterben / dessen Tod selbst das Verhängnüß schleust.
KIUPERLI.
Der steckt voll Aberwitz / der Gall und Leid außgeust
Auf seinen eignen Halß / und Feind und Hencker schonet.
Mit Dolch und Stricke sol das Unthier seyn belohnet /
Das dieses Leid uns schafft. Weil er durch diese That
An deiner Tochter nur den Halß verwürget hat.
MEHEMET.
Mein Rath ist auch: daß man das Messer auf ihn wetze /
Fürst Mahumed hat schon versiegelt diß Gesetze
Durch seines Sohnes Blutt; als Mustafa verdient
Den Geist am Strang außbließ / 130 nachdem er sich erkühnt /
Des Bassen Achmets Weib auß toller Brunst zu schänden.
Und der sol ungestrafft ans Mufti Tochter enden
Den Muthwilln seiner Brunst / die Büssung seiner Lust?
Ja ihm sein Müthlein kühln / wenn er so reine Brust
Mit seiner Schandthat schwärtzt. Sich kützeln in Gedancken:
Daß er die Tugend siht in Angst-erfüllten Schrancken /
[181] Die Boßheit in der Blüth und auf den Rosen gehn?
Wie aber kan man mehr der Laster Flug erhöhn /
Den Blutthund in der Schand und in dem Grimme stärcken /
Als wenn die / die Gott sätzt zu Richtern seinen Wercken /
Ihm durch die Finger sehn? an sich durch eigne Hand
Sein Wütten üben auß? dir selbst wird dein Verstand
Den itzt der Schmertz verwirrt / nach erstem Sturme lehren:
Daß: da wir die Gewalt des Unglücks gleich verstören /
Durch eigenhändgen Tod / der Tyranney entflihn /
Wir bösen Nachruhm doch uns in das Grab nachzihn /
Dem Himmel für die Gunst des Lebens Undanck geben;
Ja daß der / welcher nicht kan unglückseelig leben /
Nur unglückselig sey.
MUFTI.
Ach ja! du urtheilst recht!
Ich würde durch mein Thun nur des Tyrannen Knecht /
Der Boßheit Werckzeug seyn. Doch / wie bald kan der fehlen /
Der seine Menge nicht des Elends weiß zu zehlen?
Ein Amboß-hartes Hertz wird weich und krumm bewegt /
Auf das so oft und sehr des Unglücks Hammer schlägt.
BECTAS.
Die Glutt der Rache kan es härten und geraden /
Und des Verletzers Blutt heilt des Verletzten Schäden.
Zeuch den befleckten Dolch der Ambren auß der Brust /
Und stoß ihn ihm ins Hertz; Nimms Merckmal seiner Lust
Das Gold-gestückte Tuch / das er zum Liebes-Zeichen
Der Aermsten schickte zu. An dem sol er erbleichen!
Ich schwer es! wo kein Fall das Leben mir verkürtzt.
Rom lehrt uns am Tarquin: daß / wenn man Schänder stürtzt /
Die unser Haupt gleich sind /Gott pflegt das Werck zu segnen.
Ich seh auß Ambrens Brust Lucretzens Bluttschaum regnen /
Ja eine Sündfluth kwelln / ein Rothes Meer entstehn
In dem der Pharao wird schrecklich untergehn.
MUFTI.
Es bleibe / ja / bey dem / was wir schon vor geschlossen:
Daß sein und Achmets Blutt als Vihisch sol vergossen /
Ihr Grimm verkürtzet seyn. Ich wil mich stracks bemühn
Des Sultans Mutter selbst in unsern Bund zu zihn.
MEHEMET.
Wird mit der Mutter sich diß sicher wagen lassen?
MUFTI.
Glaubt: daß die Mütter mehr / als Schlang und Spinnen / hassen /
[182] Die die Verletzung reitzt. Sie kehrn in Gall und Gift
Die süsse Mutter-Milch. Ihr Eyver übertrifft
Im Munde Natter-Zähn / in den ergrimmten Augen
Der Basilißken Blitz. Die ärgsten Drachen taugen
So wohl zur Rache nicht in unversöhnbarn Rath /
Als wenn sich eine Taub' erboost entrüstet hat.
BECTAS.
Er und die Mutter ist bereit versöhnt zusammen.
MUFTI.
Die ärgste Rache deckt mit Asche Zorn und Flammen
Und zuckert schlimmstes Gift durch Bisam an und Wein /
Ja hüllt ihr Schlangen-Maul in Engel-Lippen ein.
Laß mich in diesem Stück umb unsern Vorschlag sorgen.
MEHEMET.
Des Abends Anschlag krön ein wohl außschlagend Morgen!

Der Schau-Platz verwandelt sich in Kiosems Gemach.
Amuratens Geist. Kiosem.

Auf! Mutter / auf! es ist nicht schlaffens Zeit /
Wenn Strang und Tod auf ihr Verderben wachet.
Ein falsches Hertz kocht Gift und Hertzeleid /
Wenn Lipp und Mund mit Zucker-Rosen lachet.
Versöhnung ist die Asche / die die Flammen
Der Rache nur verdeckt / sie aber nicht löscht auß.
Ein Nebel / den ein Lüftlein theilt vonsammen;
Worauf die frische Glutt gebieret Brand und Grauß.
Denn Liebe gleicht sich zarten Berg-Chrystallen /
Die keine Kunst nicht zu ergäntzen weiß /
Wenn sie sind einst zerschellet und zerfallen.
So baut sie nur auf Spiegel-glattes Eiß /
Wirft Ancker in den Trübsand / Grundstein in Moräste /
Wo sie vermeynt; sie steh itzt hoch und fäste.
Man mißt mit Bley des tieffen Meeres Grund /
Durch Glaß erforscht man's Himmels Heimligkeiten;
Kein Schau-Glaß nur / kein Bley-Maaß ist uns kund /
Die Nachwelt wird auch keines nicht bereiten /
Das der Menschlichen Gemüther tieffes Welt-Meer gründen kan;
Kein Compaß / der sichre Farth in der Höfe Strudeln zeiget /
[183] Keine Kette / die die Räder des Gelückes hemmet an.
Keine Sonne gehet auf / die die Zeit nicht West-werts neiget;
Ja / Ibrahims Genad ist wie ein Rohr bewand /
Das den / der sich drauf lehnt / beschädigt in die Hand.
Ich selbst muß in der Gruft bestürtzt erfahren:
Daß Affen grimmiger als edle Löwen sind;
Daß wenn Gewalt und Aberwitz sich paaren;
Ihr Grimm mehr Mord / als klugen Eyfer spinnt.
Es kränckt mich Todten noch / und meinen Schatten reuet:
Daß ich statt Bajazeths und für den Orcan nicht
Dem thörchten Ibrahim hab außgelescht sein Licht /
Als jener Helden Mund die Seel hat außgespeyet.
Ja / wärest du nicht noch sein Schirm gewest /
Als ich schon starb auf meinem Todten-Bette;
So sichre dich: Fürst Amurathes hätte
Halb-tod ihm noch gegeben seinen Rest.
Auch würd ich noch mit Lust beseelen Sarch und Aschen /
Könt ich noch Dolch und Faust ins Brudern Blutte waschen.
Doch du hast selbst dir's Leichenbrett gefällt /
Die Natter dir in Busem selbst gesetzet /
Als du gewannst der Baßen Gunst durch Geld;
Daß sie an mir meineydig sich verletzet;
Als wider ihren Schwur / für den bestimmten Cham
Der Tartern / Ibrahim des Oßmans Stul einnam.
Wilst aber du auf deiner Wolthat Grund
Den Pfeiler deines Heils / und Hofnungs-Schlösser bauen?
Ein Zentner wigt Tyrannen kein halb Pfund /
Die Berge-grossen Dinst für Sonnenstaub anschauen.
Denn ihre Augen sind ein Schauglaß / das macht klein /
Weil frembde Wercke sie dadurch von hinten sehen;
Wenn aber sie für sich es recht und vorwerts drehen /
Scheint ihnen auch ein Floch ein Elefant zu seyn.
Ja mindert auch ihr Aug ihr nicht die Würde
Lascht sie Vergessenheit der Schwamm der Zeit nicht auß /
So stürmt und tilgt sie gar der Wolthats-stifter Hauß.
Weil Undanck hält für Dienstbarkeit und Bürde /
[184] Sich Schuldner solcher Wolthat schauen.
Denn kleine Schuld spinnt Gunst / die grosse Feindschaft an;
Besonders ist kein Haar-breit nicht zu trauen;
Wenn keine Schätzbarkeit die Wolthat zahlen kan.
Auf diesem Strudel wirst du auch noch Schifbruch leiden /
Wo deine Seel itzt nur des Sohnes Sturm entgeht.
Denn deinen Lebens-Drat wird ein frech Weib zerschneiden; 131
Ob schon ihr Sohn durch dich zum Käyser wird erhöht.
Ja Mufti kan durch Gunst und Recht
Der Janitscharen Herr nicht durch sein Schwerdt verhütten:
Daß dich nicht würgt ein Sclav und Knecht /
Daß deinen Ohren nicht wird schimpflich abgeschnitten /
Was Liebes dir dein holder Achmet gab.
Allein itzt blüht dir schon dein Grab /
Denn's Reich / das dir hat Ibrahim zu dancken /
Reicht über der Vergeltung enge Schrancken.
Auf! Mutter auf! sey für dein Heyl doch wache /
Weil sich dein Sohn in eine Natter kehrt /
Dein Wolthun heckt in seinem Hertzen Rache /
Weil alles Oel der Liebe längst verzehrt.
Fleuch! Mutter / fleuch! eh du des Sohnes Schwerdt must färben.
Denn Vorsicht schaffet Ruh / die Sicherheit Verderben.
KIOSEM.
Mein Kind! mein Amurath! halt! ach / wo fleuchstu hin?
Halt! ach! was fleuchstu mich? wie? oder wird mein Sinn
Durch einen Traum verrückt und durch Gespenst erschrecket?
Wie / oder hat die Gunst des Himmels mir entdecket
Vorstehende Gefahr? hat mein hertzliebstes Kind /
Umb den noch ieden Tag die Thrän aufs Antlitz rinnt /
Auß Liebe / welche noch in Sarch und Asche glimmet /
Umb was Verhängnüß/ Sohn und Zeit auf mich bestimmet /
Mir zu eröfnen / sich auß seiner Gruft gemacht?
Ach Himmel! kan kein Tag bey Hofe zugebracht
Nicht ohne Zittern seyn? und ohne Furcht verschwinden?
Ist hier kein Rosen-Blat nicht ohne Dorn zu finden?
Muß iede Perle sich in Thränen-Tropfen kehrn?
Ja iede Morgenröth uns eine Nacht gebährn /
[185] Die schwartz von Schrecken ist? Muß unter güldnen Decken
Sich stets der Sorgen-Wurm / die Kummer-Mutte hecken /
Die Seel und Marck außnagt? Ja seit des Glückes Rad
Bald hoch / bald niedrig mich herumbgeweltzet hat;
Hat mein gantz kringlicht Haupt der Wahnwitz gantz verwirret:
Daß es kaum noch versteht dem Vogel / der gekirret
Mit schönen Beeren wird / sey Tod und Strick gestellt.
Der Gunst-Strahl / der auf mich vons Sultans Augen fällt /
Wil mich ein Sterbe-Licht und Todten-Fackel deuchten /
Die mir Lebendigen voran zu Grabe leuchten.
So tieff bin ich gefalln! So gehts; wer in die Luft
Legt Schlösser in den Grund / der baut in tiefster Kluft
Ihm Fall-Brück und Verderb. Ach! Kiosem / itzt lerne:
Der Erde Sonnen sind Irrlichter / keine Sterne.

Kiosem. Mufti.
MUFTI.
Wie treff ich so bestürtzt die grosse Käyserin
So still und einsam an?
KIOSEM.
Ach! wirf den Tittel hin /
Und dencke: daß diß nur mehr durch das Hertze schneidet /
Wenn / was man war / nicht sey / der Tittel uns bescheidet.
MUFTI.
Sie lasse dieses Ach und diese Klage mir /
Den Ibrahim / der doch läßt ieden Sclaven für /
Dem gleich sein Kopf nicht so / wie mir mein Hertze brennet / 132
Von seinem Antlitz stößt; mich Hund und Ketzer nennet /
Mir Strick und Mörsel dreut. Doch gibt der Tod der Schmach
Und unser eigen Leid der Kinder Unfall nach.
Es grämt mich: daß solch Schimpf nicht bleiben kan verdecket:
Wie Ibrahim mein Kind durch Noth-Zwang hat beflecket /
Auf die Geschändete so Fluch und Unflat speit /
Ja sie als Hur und Magd zu meinem Hertzeleid
Halb-nackt nach Hause schickt. Solch Elend geht durchs Hertze /
Frißt Marck und Adern auß! Mit was für einem Schmertze
Kwält sich denn Kiosem? Ihr Bild und Ansehn gleicht
Pompejens Seule 133 ja / die keinem Wetter weicht /
See / Well und Nord verlacht. Ich sehe ja vergnüget:
Daß Sie vom Sultan hat die Freyheit wieder krieget.
[186]
KIOSEM.
Die Freyheit? leider ja! man läßt ein wenig frey
Ein angefässelt Wild / wenn's Jägers Tyranney
Zu seiner Kurtzweil wil den wüttenden Moloßen
Sein Leben opfern auf. Der so viel Blutt vergossen /
Der solche Greuelthat ans Mufti Haus' außübt /
Der seine Mutter oft biß auf den Tod betrübt /
Der / die die Kron ihm gab / in Kefichte verstricket /
Sein eigen Fleisch und Blutt sich zu ermorden schicket /
Wird nur so lange noch mit meinem Jammer spieln;
Biß ich den Blutt-Zahn werd in meinen Därmern fühln.
MUFTI.
Geduld und Hofnung macht des Unglücks scharffe Pfeile /
Des Grimmes Klingen stumpf; Ja reißt die Donner-Keile
Tyrannen auß der Hand. Der Tugend Eigenschaft
Gleicht Palmen / denen gibt die Unterdrückung Kraft /
Mehr als des Glückes West. Die wird mit ihr noch blühen /
Und alles Wetter sich in Sonnenschein verziehen.
Ja / weil mein Stranden sie nur trifft am Ufer an /
Nicht zweifelnd: daß ein Wort von ihr mir helffen kan;
Geruhe sie mich doch beym Sultan einzulieben.
KIOSEM.
Wen sol die setzen ein / die selber wird vertrieben?
Ach Trübsand-voller Grund! weil mir mein Amurath
Schon meinen Untergang bestürtzt eröfnet hat.
MUFTI.
Ihr längst-entblaster Sohn?
KIOSEM.
Der kaum von mir entwichen /
Als du ins Zimmer tratst.
MUFTI.
Wahr ists: wenn / die erblichen /
Durchbrechen Sarch und Gruft / uns Warnung bringen bey;
So gläub ich: daß das Beil schon auf dem Nacken sey.
Und denn ists Wachens Zeit und auf sein Heil zu sinnen.
Der edle Mustafa 134 hätt allzu wohl entrinnen
Des Rustans List gekönnt; hätt er nicht außer Acht
Geschlagen; was ein Geist im Traum ihm zugebracht /
Sein Priester außgelegt. Im Fall Ihr nur zu rathen /
So komme sie selbst für des Sultans Mörderthaten.
KIOSEM.
Zeig uns für die Gefahr ein sicher Mittel an.
MUFTI.
Wer sicher geht / erdrückt den Wurm / der schaden kan.
KIOSEM.
Solt ich ins Sohnes Blutt die Mutter-Hände tauchen?
MUFTI.
Der ist kein Sohn / der vor läßt Lieb und Hold verrauchen.
[187]
KIOSEM.
Für dieser That entsetzt sich die Natur in mir.
MUFTI.
Die eigne Wolfarth geht der Kinder-Liebe für.
KIOSEM.
Wer hat so jämmerlich ie auf sein Fleisch gewüttet?
MUFTI.
Wie viel hat Suleiman nicht Kinderblutt verschüttet?
KIOSEM.
Er thät diß nicht so wohl als Roxelanens List.
MUFTI.
Chach Abas Sohn hat nechst des Vatern Stahl geküßt / 135
Der dritte Mahumed ließ Sohn und Mutter tödten.
KIOSEM.
Diß gibt ein Beyspiel mir: daß / die die Armen röthen
In Fürsten-Blutte wolln; der Rache falln ins Schwerdt.
Zu dem steht diß / wormit ein Vater schon verfährt /
Nicht holden Müttern an.
MUFTI.
Wer wider Mütter sündigt /
Dem wird vom Mahumed mehr Unheil angekündigt;
Als welcher wider's Haupt des Vatern sich empört.
Auch hat oft Oßmanns Reich der Mutter Blitz gehört
Auf wilde Kinder fahrn. Doch wil sie sich nicht achten /
So geb ich ihr das Heil der Enckel zu betrachten /
Die er selbsthändig schon zu schlachten hat begehrt.
Wer solch ein Unmensch ist / ist nicht Erbarmens werth.
Die / und des Reiches Heil bind ich ihr auf die Seele.
KIOSEM.
Furcht / Lieb und Rache kämpft in meines Hertzens Höle /
Voll Zweifel: was allhier gutt zu entschlüssen sey.
Jedoch den Fall gesätzt: Ich pflichtete dir bey /
Würd unser Ohnmacht uns den Vorsatz nicht verkürtzen /
Stambuldens grossen Herrn / das Haupt der Welt zu stürtzen;
Weil sein beschirmend Heer iedweden Anschlag dämpfft /
Ja Stern und Himmel selbst fürs Heil der Fürsten kämpfft.
MUFTI.
Die Sorge lasse mir. Das Heer der Janitscharen
Wird widern Ibrahim / wie sie befiehlt / verfahren.
Denn ich verschweig ihr nicht: daß mir ihr Aga schon
Und Bassa Mehemet / den Sultan von dem Thron
Zu stürtzen / angelobt; in welcher beyder Händen
Das Heft der Kriegs-Macht ist.
KIOSEM.
Laßt euch den Dunst nicht bländen /
Durch den die Rache meist umbnebelt Haupt und Witz.
Denn diese Wolcke zeucht meist in sich solchen Blitz /
Der selbst die Mutter trifft. Ja / wenn schon nebst dem Reiche
[188] Ein Fürst den Halß einbißt / kommt auß der kalten Leiche
Verfaulten Todten-Asch ein Recher noch herfür.
Daut Bassens Untergang und Gebegi 136 mahlt dir
Ein frisches Beyspiel ab / wie Oßmans keck Ermorden
Vom Folger Mustafa so scharf gestraft sey worden /
Dem Oßmans Leiche doch die Staffel war zum Thron?
Jedoch euch darzuthun: daß Liebe / Blutt und Sohn
So viel als Reich und Recht bey Kiosem nicht gelte /
Daß an den Kindern sie die Laster straf und schelte /
Wil eurem Schlusse sie so ferne stimmen ein:
Daß Ibrahim entsetzt vom Throne möge seyn
Doch: daß das Leben ihm zur Außbeut übrig bleibe /
Er seiner Jahre Rest ins Kerckers Nacht vertreibe /
In dem ihn Amurath vor schon gefangen hielt /
Und daß Printz Mahumeth der Tugend Ebenbild
Des Vaters Thron betret.
MUFTI.
Hierumb sind wir vergnüget /
Und gönnen / wenn der Sohn nur seinen Zepter krieget /
Ihm leicht sein Athemhohln. Gott aber wird hierfür
Ihr grossen Lohn verleihn. Inzwischen stell ich ihr
Und ihrer Klugheit heim / wie sie zu unserm Schlusse
Vernünftig helffen wird. Der Witz mißt nach dem Fusse
Des Zufalls / wie der kommt / so Rath als Würckung auß.
Jedoch des Werckes Grund ist diß: daß Achmet Grauß /
Und Machmet sey Visier / eh wir das Hauptwerck wagen.
KIOSEM.
Sey sicher! Klugen ist nicht nöthig viel zu sagen.

Reyen

Der Mord-Lust. Der Furien. Der List.
DIE MORD-LUST.
Ich bin der Mord / das Kind der Hellen /
Das Leichen heckt / und nur trinckt Blutt /
Das sich nur labt an Feuer-Kwellen.
Hört mich / ihr Mägde / nehmt die Glutt /
Eilt / schleiffet Schwerdter / schärffet Klingen /
Den grimmen Sultan umbzubringen!
[189]
DIE FURIEN.
Hier stehn mit Drachen-Zähnen wir /
Mit Renn-Thier-Füssen außgerüstet /
Begierig zu verrichten dir
Nach was für Rache dich gelüstet.
Doch sagen wir: daß Gift / Stahl / Feuer / Stein
Den Hund zu fälln zu plumpe Waffen seyn.
DIE MORD-LUST.
Ja! Boßheit hat itzt Luchsen-Augen /
Daß kein erzürnte Mordgewehr'
Ihr einigs Leid zu thun nicht taugen.
Komm meine jüngste Tochter her.
Komm! du must mir ein Garn bereiten /
Den schlimmen Blutthund zu bestreiten.
DIE LIST.
Der Menschen Witz ist Mutter neuer Tücke.
Wenn schlaues Wild traut schlechten Garnen nicht /
So sinnt die List auf neue Netz und Stricke.
Hier hab ich nun drey Larven zugericht;
Durch die trau ich nun Himmel / Erde / Hellen
Zu öffen / zu beleidigen / zu fällen.
DIE FURIEN.
Wir geben / Schwester / dir den Preiß
Die jünger zwar / als wir / von Jahren /
Doch vielmehr stiftet und mehr weiß.
Wo Blitz und Grimm nicht hin kan fahren /
Da trägestu als arme Kuplerin
Mord / Brand und Gift im Einfalts-Mantel hin.
DIE LIST.
Megere / greif hier zu dem Liebes-Kleide /
Heng den mit Gold bedeckten Köcher an.
[190] Wer glaubte? daß in dieser zarten Seide
Ein Tiger-Hertz / ein Wolfs-Zahn stecken kan.
Hiermit kanstu Wurm / Basilißken / Drachen
Zu treuen Dienern / Freund und Müttern machen.

Nim du den Rock des allgemeinen Heiles /
Gürt über ihn des rechten Eyfers Schwerdt.
Wer meynte? daß der Aufruhr meistentheiles
Gekrönte Köpfe so-vermummt verzehrt?
Hierinnen kan ein Stifter Mord- und Brandes
Ein Schutzherr seyn / ein Vater's Vaterlandes.

Tisiphone / zeuch an die Priester-Kutte /
Nim die geweihte Fackel in die Hand.
Wer dächte? daß die Infel schwer von Blutte /
Diß Rauchfaß wer' ein Kwell voll Gift und Brand.
Diß Mummwerck kan als heilig dich erheben /
Wirstu gleich Gift im Himmelbrodt eingeben.
DIE MORD-LUST.
Nicht säumt euch Stahl und Strick zu fassen!
Drückt Ibrahim in Asch und Grauß.
Gebt euch für den getreusten Bassen /
Für'n Mufti / für die Mutter auß.
Wer fragt: ob Arglist oder Degen
Tyrannen in die Särche legen?
DIE LIST UND DIE FURIEN.
Wir eiln und falln den Blutthund an!
Wer Städte baut und Fürsten Aschen
Mit Andacht Mord verblümen kan /
Des Henckers spielt auß Freundschafts-Taschen /
Für dem beschirmt der gröste Fürst sich nicht /
Den Witz / und Macht / und Treue gleich verficht.

5. Akt

[191] Die fünfte Abhandlung.

Der Schau-Platz stellet für des Käysers Zimmer.
Kiosem. Ibrahim. Capachi-Bachi.

KIOSEM.
So fleht die Mutter dich / mein Kind / vergebens an?
IBRAHIM.
Wer Bitt-loß nicht wil seyn / heischt / was man geben kan.
KIOSEM.
Begnadigung ist ja das Kleinod grosser Fürsten.
IBRAHIM.
Die sind der Knechte Knecht / die nie nach Rache dürsten.
KIOSEM.
Die Gütte stützt den Thron / die Schärffe reisst ihn ein.
IBRAHIM.
Der Boßheit Straffe muß der Zepter Seule seyn.
KIOSEM.
Wer allzu strenge strafft / kriegt eines Wüttrichs Nahmen.
IBRAHIM.
Wer durch die Finger siht / pflantzt selbst der Laster Saamen.
KIOSEM.
Der Himmel sämet Frucht durch linden Thau aufs Land.
IBRAHIM.
Der Reif und Schnee gebiehrt Erhaltung und Bestand.
KIOSEM.
Ein Fürst muß wie ein Strauß oft Schuld und Stahl verdäuen.
IBRAHIM.
Oft / wie ein Adler thut / mit Aug und Klauen dreuen.
KIOSEM.
Ja dreun / doch den nicht bald zermalmen / der wo irrt.
IBRAHIM.
Durch Blitzen ohne Schlag / wird Boßheit nur gekirrt.
KIOSEM.
Ein Fürst macht sich hierdurch bey Bösen selbst beliebet.
IBRAHIM.
Schafft: daß man sonder Furcht noch ärgre Thaten übet.
KIOSEM.
Fürst Amurath gewann viel durch verziehne Schuld.
IBRAHIM.
Er strafte Missethat mit mehrer Ungeduld.
KIOSEM.
Er schickte statt des Stricks dem Mechmet Gerci Gaben. 137
IBRAHIM.
Weil diesen Tarter Er zum Freunde muste haben.
KIOSEM.
Der Abaßa bekam für Aufruhr Schwerdt und Kleid. 138
IBRAHIM.
Er drückt ein Auge zu sich schickend in die Zeit.
KIOSEM.
Mein einig Wortt erbat des Caimecan Leben. 139
IBRAHIM.
Bustaims schlechte Schuld must Halß und Kopf hergeben. 140
KIOSEM.
Des Mufti Fehler gleicht Bustaims Diebstal nicht.
IBRAHIM.
Sag: ob / wer die Person verletzt / nicht mehr verbricht?
KIOSEM.
Sein schon-gestraftes Kind hat mehr / als er verbrochen.
IBRAHIM.
Wir haben über ihn zu wenig noch gesprochen.
KIOSEM.
Die Würde seines Ampts macht's Urthel allzu scharf.
IBRAHIM.
Was nimmts ihm: daß er nicht den Käyser sehen darf?
KIOSEM.
Der Pöfel lernt hierdurch sein Ampt verächtlich halten.
[192]
IBRAHIM.
Die Mufti haben schon oft müssen gar erkalten.
KIOSEM.
Wie hoch entschuldigte beym Sultan Amurath
Der Cham des Mufti Tod? 141
IBRAHIM.
Fürst Amurath selbst hat
Des Mufti Sohn / 142 als er des Vaters Aussenbleiben
Entschuldigt / Augenblicks befohlen aufzureiben;
Hierauf den Mufti selbst ohn andre Schuld erwürgt /
Kurtz: eines Fürsten Heil wird sicher nicht verbürgt
Als durch der Grossen Tod / die sich beschuldigt achten.
Die / wo sie selbst gleich nicht auf Rach und Eyfer trachten /
Doch in des Fürsten Brust Verdacht und Furcht gebehrn.
Zu dem läßt sich im Staat der kalte Brand nicht wehrn /
Der schon ein Glied steckt an. Man muß das Glied absegen /
Eh sich Muthmassung nur des Krebses wil erregen;
Fürnemlich / wo diß Gift wil Glieder stecken an /
Die nah am Hertzen sind. Ein giftig Mah-Haupt kan
Einschläffen ein gantz Reich / sein Haupt gantz übersteigen
Im Fall sichs zeitlich nicht muß für der Sichel neigen.
Die Richtschnur leitet uns nun auf den fästen Schluß:
Daß heute diesen Tag noch Mufti sterben muß.
CAPACHI.
Der Mufti / grosser Fürst / dringt mit geharnschten Schaaren
Des Sultans Zimmer zu.
IBRAHIM.
Gibt von den Janitscharen
Ihm keiner nicht den Rest? daß man den Hund abthu!
CAPACHI.
Die Janitscharen falln dem Mufti selber zu;
Ja leisten willig ihm Gehorsam auf sein Wincken.
IBRAHIM.
Die Hunde sämtlich solln so tief in Kwal versincken /
So hoch ihr Frevel ist! was aber sucht der Hund?
CAPACHI.
Er selbst wil sein Begehrn dem Sultan machen kund.
MUFTI.
Ich schwer's beym Mahumed; er sol am Strang ersticken.
KIOSEM.
Man muß sich in die Zeit vernünftig lernen schicken.

Mufti. Ibrahim. Kiosem. Achmet. Selictar Aga. Nasuf. Piali Bassa. Kara Chiaus. Drey Cadileschier. Janitscharen.
IBRAHIM.
Wer gibt dir Hund die Macht zu dringen ins Gemach?
Ist dir's Verbott entfalln?
MUFTI.
Der Sultan gebe nach:
Daß ich für Reich und Volck mög ihre Noth fürtragen.
IBRAHIM.
Daß unser Blitz euch nicht stracks sol in Abgrund schlagen!
[193]
KARA.
Der Käyser zäume sich / es ist des Divans Schluß /
Der Janitscharen Heiß diß / was er reden muß.
IBRAHIM.
Was hat der Thoren Schaum dem Käyser fürzuschwätzen?
MUFTI.
Daß er den Groß-Visier den Achmet ab sol setzen.
Auf Sekierperen / die nur durch Missethat
Und schlimme Kuplerey so viel gesammlet hat /
Als kaum ein Fürst vermag / Gesetz und Straffe schärffen / 143
Ihr Raub-Gutt ziehen ein / sie selbst ins Meer wegwerffen.
IBRAHIM.
So hebt die Ferse sich itzt übers Haupt empor?
CADILESCHIER.
Kein Fürst versagt mit Fug dem Volcke nicht sein Ohr.
IBRAHIM.
Mit minderm Ruhm läßt er den Pöfel ihm gebitten.
MUFTI.
Uns ist fürs Reiches Heil zu sorgen unverschnitten.
IBRAHIM.
Des Volckes blinde Folg ist unsers Reiches Heil.
CADILESCHIER.
Der Divan hat nebst dir im Herrschen auch ein Theil.
IBRAHIM.
Ein Knecht kan andre Knecht und Diener nicht verwerffen.
MUFTI.
Ein Sclave mag fürs Heil des Volckes Schwerdter schärffen.
IBRAHIM.
Was ist: das man mit Fug am Achmet schelten kan?
CADILESCHIER.
Er führt den Ibrahim zu bösen Lüsten an.
IBRAHIM.
Welch Sclave wirft sich auf zum Richter unser Sitten?
MUFTI.
Das Volck schillt den / der macht: daß oft der Fürst geglitten.
IBRAHIM.
Der's Reiches Grundstein ist / dem mißt man Gleiten bey?
MUFTI.
Mein Kind lehrt: wie der Fürst so sehr gefallen sey.
IBRAHIM.
Hab ich / du Hund / hier Schuld / warumb sol Achmet bissen?
MUFTI.
Weil Achmet hat mein Kind zur Unzucht weggerissen.
IBRAHIM.
Wer / was sein Herr heißt / thut / ist Lohn- nicht Straffens werth.
CADILESCHIER.
Des Stricks / wer seinen Sinn zu geiler Unzucht kehrt.
IBRAHIM.
Er sol Trotz Heer und Volck so Würd als Ampt behalten.
CADILESCHIER.
So sol er mit mehr Schimpf in Würd und Ampt erkalten.
IBRAHIM.
Seyd ihrs / ihr Hunde / die ihr offnen Aufruhr spinnt.
KIOSEM.
Der Käyser nehme wahr: daß sie nur Bothen sind /
Die / was so Heer als Volck begehrt / eröfnen müssen /
Inzwischen dienet nicht solch eyfriges Entschlüffen
Wenn Rath und Janitschar und Pöfel sich lehnt auf.
Der Pöfel ist ein Strom / der durch unhaltbarn Lauf
Durch Felsen-Ufer bohrt / und dar am meisten wüttet /
Wo man umb seine Flutt zu hemmen Thämme schüttet.
[194] Der Aufruhr ist ein Dampf / der Aug und Ohr versehrt:
Daß man kein heilsam Wort nicht seines Schutzherrn hört /
Des Fürsten Göttlich Bild für einen Wolf ansihet /
Der uns durch seinen Schirm zu fressen sey bemühet.
Hierwider kan nun nichts als Sanftmuth Pflaster seyn.
Denn / wer hier Ernst gebraucht / flößt Oel ins Feuer ein.
IBRAHIM.
Sol Ras- und Wüttenden ein Fürst noch Pflaumen streichen?
KIOSEM.
Wer hält für Klugheit nicht des Feindes Pfeil außweichen?
Du kennst den Janitschar und seine Raserey.
Und daß der Schwarm das Blutt ins Reiches Körper sey /
Das / wenn es siedet auf / den gantzen Leib anzündet /
Ja Hertz und Haupt ersteckt.
IBRAHIM.
Sol / wenn ein Knecht sich findet /
Den Aberwitz verwirrt / sein Herr ihm geben nach?
KIOSEM.
Wenn viel / nicht einer tobt / muß man des Aufruhrs Bach
In kleine Rinnen theiln / ein Theil auf seine Seite
Vor bringen / eh man strafft. Der Sultan Machmet leite
Dich auf der rechten Weg; der ihnen liefern ließ
Des Capi Aga Kopf / die Mutter selbst verstieß 144
Nur diesen Schwarm zu stilln.
IBRAHIM.
Hältstu für keine Sünden
So lohnen Treu und Dienst / die uns die Hände binden.
KIOSEM.
Denn kommt des Dieners Treu erst zur Vollkommenheit / 145
Wenn er fürs Fürsten Heil sein Blutt zum Opfer weiht.
Fürst Amurath must auch 146 von dem erzürnten Hauffen
Mein / seiner Mutter / Haupt so wohl mit Golde kauffen /
Als seinen treusten Knecht den Machmet Gurguin
Den wilden Janitscharn zur Kühlung geben hin /
Ja selbst bestürtzt schaun an / wie auß ergrimmten Wütten
Ihm Aug / Ohr / Nase / Zung und Kopf ward abgeschnitten.
IBRAHIM.
Muß Ibrahim auch irrn / wie Amurath gefehlt?
KIOSEM.
Wie unvorsichtig hat Fürst Oßman nicht gewehlt /
Zu einem Untergang ihm selbst den Sarch gebettet /
Und durch den Dilaver 147 den Chißler nicht errettet /
Als er den Janitscharn hat beyder Kopf versagt.
IBRAHIM.
Er hatte durch was mehr in Harnisch sie gejagt /
Sie gantz zu tilgen auß / sich nach Alcayr zu heben /
Forthin den Arabern sich in den Schutz zu geben /
[195] Bey ihm den Schluß gemacht.
KIOSEM.
So blindes Volck siht nicht /
Ob ein bestürmter Fürst viel oder nichts verbricht.
IBRAHIM.
Wo treue Diener falln / die Ancker eines Fürsten /
Fällt auch der Fürst leicht nach. Ja grimme Buben dürsten
Nach Fürsten-Blutte stracks / die anders schon geschmeckt.
Fürst Oßman hat den Stahl den Mördern selbst gereckt /
Als Dilaver ward ab- Ußaim eingesätzet.
Ja / da der Groß-Visier so schlecht sol seyn geschätzet /
Daß ihn des Pöfels Schaum mit Füssen treten kan;
Wer wird die Hoheit mehr des Sultans bethen an?
KIOSEM.
Mein Sohn; Der Blitz schlägt meist in hoher Berge Gipfel /
Der Sturm-Wind bricht entzwey der langen Zedern Wipfel;
Und grosse Diener sind am nechsten der Gefahr.
Ob Nasuf Bassa schon des Achmets Eydam war / 148
Hat Sultan Achmet doch selbsthändig ihn erstochen.
Hier hat's Verhängniß selbst auf den den Stab gebrochen /
Den Heer und Volck verdammt. Der Schäffer Einfalt weicht
Von schönsten Eichen weg / die schon der Blitz bestreicht;
So muß ein kluger Fürst der Diener sich entfernen /
Nach denen's Unglück schlägt. Sie sind geschwäntzte Sternen
Und melden der Vernunft mit stummen Zungen an:
Daß / wer an ihnen klebt / nicht lange stehen kan.
Verwirfstu aber / Sohn / des Himmels Warnungs-Zeichen;
So lasse dich / mein Kind / die Thränen doch erweichen
Der Mutter / die für dich mit mehrer Sorge wacht /
Als sie für ihre Seel und auf ihr Heil hat Acht.
IBRAHIM.
So seys denn! laßt schnurstracks den Achmet hier erscheinen.
Ihr / zeuget: wie so gutt wirs mit dem Volcke meynen;
Daß wir uns ihm zu Lieb an Augen-Apfel rührn /
Ja unsren treusten Knecht absetzen und verliehrn.
MUFTI.
Es bringt dem keinen Schimpf / wenn es die Zeit so schicket /
Der zu der niedrigen von hoher Staffel rücket. 149
Denn Treue / nicht die Würd erwirbt den Dienern Ruhm /
Und der Gehorsam ist ihr bestes Eigenthum.
IBRAHIM.
Wem aber werden wir nun Achmets Ampt vertrauen?
MUFTI.
Den Mehemet wil's Volck an Achmets Stelle schauen.
[196]
IBRAHIM.
Was? mahlt der Hunde Trotz uns noch mehr Richtschnurn für?
KIOSEM.
Nimm für bekand diß an / mein Kind / und schaffe dir
Durch sein Erhöhung Gunst. Denn keiner untern Baßen
Wird sich zum Groß-Visier so sicher machen laßen
Als Bassa Mehemet. Der Sultan hat bereit
Erforschet seine Treu.
IBRAHIM.
Ha! thörchte Furchtsamkeit!
Wenn Fürsten zu Geboth auf Knechtisch Wincken stehen!
Jedoch wir wollen diß ihr noch zu Lieb eingehen.
Berufft den Mehemet.
MUFTI.
Des Sultans kluger Schluß
Befestigt Reich und Thron. Ein kluger Schiffer muß
Vernünftge Bootsgeselln / ein Fürst ihm Räth erwehlen /
Die Zeit und Noth geprüfft. Die Häupter / die hier fehlen /
Verliern beym Sturme leicht Schiff / Ancker / Ruder / Mast.
Diß schloß den Mustafa 150 (weil er des Reiches Last
Nur Thoren übergab / die Marmel nur zu glätten
Und Mährlein zu erzehln gelehrt warn) in die Ketten /
Ins erstern Kerckers Nacht; daß / der vor Käyser hieß /
Sich äffen einen Mohr / zwey Weiber henckern ließ.
ACHMET.
Fürst / hier stellt sich sein Knecht. Was schafft Stambuldens Käyser?
IBRAHIM.
Daß Achmet seines Ampts und Siegel sich enteuser. 151
ACHMET.
Ich legs gehörsamst ab; und küsse Knie und Fuß /
Aufopfernd auch diß Haupt / wo Treue büssen muß
Und Unschuld untergehn.
IBRAHIM.
Laß Achmet dichs nicht schrecken.
Man kan der Fürsten Gnad auch noch erniedrigt schmecken.
Du / Bassa Mehemet / nimms grosse Siegel hin. 152
MEHEMET.
Ich dancke für die Gnad / und schwere: daß ich bin
Begierig für das Heil des Reiches zu erblassen.
IBRAHIM.
Du wirst diß hohe Ampt dir so befohln seyn lassen /
Daß dieses Siegel sey ein Spiegel treuer Pflicht.
MEHEMET.
Die Wercke werden seyn der Wortte Kern und Licht.
IBRAHIM.
Geht nun und sagt: was uns hat Heer und Volck zu dancken.
Du aber halt hinfort dich besser in den Schrancken.

[197] Der Schauplatz stellet für einen Saal in des Mufti Pallast.
Bectas. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Kiuperli Bassa. Hassan-Ongle. und eine Menge der Janitscharen. Achmet. Mufti. Die Cadileschieri. Ein Mollah.
BECTAS.
Ihr Helden / derer Arm den Grundstein hat gelegt
Zu Oßmanns Stul und Reich / die ihr die Last bewegt
Des Grichschen Käyserthums / und zu des Machmets Füssen
Sein Zepter abgesenckt / die ihr den Zaum zerrissen
Des strengen Isters habt / auf Selims Haupt gesätzt
Der Mammelucken Kron / und euren Ruhm geetzt
Ins Nilus Sonnenthürm; in Arzirums Gemäuer
In Tebris Asch und Grauß / mit Schwefel / Blut und Feuer
Den Nahmen habt gepregt der Janitscharen ein;
Ihr Helden / sag ich / sol hier euer Kirchhof seyn?
Wo ihr die Siegs-Panier ins Sultans Hand gewehret.
Sol hier des Heeres Kern durch Hunger seyn verzehret /
Der Ardens Mängel oft gelücklich überstand?
Der Muth / mit welchem ihr bekämpft der Perser Land /
Die Tugend / die ihr ließt bey Ravans Stürmung schauen /
Mit der ihr Bagadet risst auß Chach Sefi Klauen /
Die Brandmal auf der Stirn und Wunden auf der Brust /
Die Abaßa euch schlug / 153 der Hencker / welcher Lust
Auß euren Martern soog / der auß den Eingeweiden
Der Mütter / für der Zeit ließ eure Kinder schneiden /
Die Narben / die ihr noch von Assacs Stürmen tragt /
Die der Kosacken Trotz hat in die Flucht gejagt.
Das Blutt / das neulich noch wie Ström auß euch geronnen
Als Retimo gestürmt / Canea ward genommen /
Verwundet meine Seel / und schneidet mir durchs Hertz /
Wenn ich erstaunt hör an; wie Ibrahim Schimpf und Schertz
Auß euren Klagen macht; und euch als Sclaven schätzet.
Nachdem er uns das Geld zu Schaden abgesetzet / 154
Euch bettelarm gemacht / verschmälert er nun gar
Den schlechten Kriegs-Sold euch / die ihr mit viel Gefahr
Umb wenig Asper müßt 155 iedweden Tag das Leben
[198] Verkauffen / ja für ihm in grössern Sorgen schweben /
Als wenn so Pers' als Christ auf euch die Schwerdter wetzt.
Wir haben Mustaffen des Käyserthums entsetzt /
In Oßmanns Blutt die Fäust und Sebeln eingetauchet
Umb ihre mindre Schuld. Und unser Grimm verrauchet
Itzt / nun ein zärtlich Weib und ein ohnmächtig Kind
Uns auf die Fersen tritt; die / die geneigt uns sind /
Als Feinde rottet auß / und derer Kinder schändet /
Die uns der Mahumed zu Hohen-Priestern sendet.
Ihr Helden / hört und starrt ob dieser grausen That:
Daß unsers Mufti Kind sich selbst ermordet hat;
Weil sie vom Ibrahim durch Noth-Zucht ward beflecket.
In ihren Brüsten hat hier dieser Dolch gestecket;
Sagt: ob hier mit mehr Fug die Thrän / ihr Blutt abwischt;
Als man mit's Thäters Blutt der Todten Leich auffrischt.
KIUPERLI.
Verfluchte Greuelthat! wolln nicht die Wolcken blitzen?
Kan's Mufti Heiligkeit nicht Hauß und Tochter schützen /
Wer wird uns einen Tag für unsre Bürge seyn?
Tyrannen bilden sich / ihr Brüder / glaubt es / ein;
Daß ihre Häupter sind die hohen Riesen-Berge /
Auf derer Gipfel wir als Ohnmachts-volle Zwerge
Mit rechten Straffen nicht zu klimmen mächtig sind /
Die über Wolck und Luft sich strecken: daß kein Wind
Kein Schnee / kein Hagel kan auch ihren Staub verwehen.
Allein im Fall ihr stimmt / sol bald der Blutthund sehen:
Daß hohen Eichen sey der schnelle Blitz verwand;
Sein Leben und sein Tod besteh in unser Hand.
KUL-KIAHIA.
Ich stimme seinen Fall. Kan er auf schlecht Verbrechen /
Ja oft der Unschuld selbst Gutt / Ehr / und Halß absprechen;
So sol des Blutthunds Schuld / der die Gesätze braucht /
Wie eine Schlang ihr Gift / das / wenn sie Frembd' anhaucht /
Ist tödlich / aber ihr zu süsser Nahrung dienet /
Unstraffbar nicht mehr seyn. Hat sich der Hund erkühnet
Auf der Polacken Heisch uns zu Schmach / Trotz und Hohn /
Ein ihm fast gleiches Haupt den Tarter Cham vom Thron
Und Zepter abzuthun / 156 so düncks ihn auch nicht frembde /
[199] Wenn ihm sein Purper-Kleid ein Hanffen Sclaven-Hämbde /
Sein Halßband auß Rubin / auß Perl und Diamant /
Damit er wie ein Weib behengt Haupt / Halß und Hand /
Ein hären Strick wird seyn / und ihm die Kehl einschlingen:
Daß Seel und Bluttjäscht muß auß Mund und Nase springen.
KARA CHIAUS.
Ich lobe / was ihr schlüßt. Er hat an uns allein
Den ärgsten Tod verdient; der / was das Reich trägt ein /
Was seiner Vorfahrn Witz hat in den Schatz geleget /
Verschwendende wirfft weg. Der Schweiß der Länder träget
Kaum / was an Narden / Mosch / Oel / Balsam und Zibeth /
Als Würtzen seiner Brunst und Geilheit / auf ihn geht.
Das Gold / das Tunis zinßt / 157 schickt er für Zobel-fähle /
Wormit er überzeucht die Böden gantzer Säle /
Den Moscowitern heim. Der Held Abdalla nam
Ein gantz Pfund Mosch in sich / 158 wenn es zum Treffen kam /
Und er an seinen Feind die Kräfte solte strecken:
Der Sultan / umb nur Brunst und Geilheit zu erwecken /
Schluckt täglich so viel Mosch und Ambra in sich ein /
Als Honam uns kaum schickt. 159 Kein kostbar Edelstein
Ist für ein geiles Weib dem Ibrahim zu theuer.
Uns aber / derer Spiel muß Feind / Sturm /Welle / Feuer /
Schwerdt / Hitze / Kälte seyn / entzeucht er und verkürtzt
Das saure Brodt / den Sold. So werd er denn gestürtzt /
Und das verschrenckte Recht durch eigne Faust erhalten.
HASSAN-ONGLE.
Mein Wunsch nichts minder ist: der Blutthund sol erkalten;
Und nicht mehr Käyser seyn. Allein ist unsre Hand
Gewachsen diesem Werck? Euch Brüdern ist bekand /
Wie viel ihr außer uns aufs Sultans Seite stehen /
Wie Achmet keinen leicht ins innre Schloß läßt gehen /
Der nicht ist sein Geschöpf und Werckzeug böser That /
Wie er die Spahi meist in seinen Händen hat /
Wie vielen unter uns sey Hertz und Muth gebrochen /
Seit Oßmanns Tod an uns so grausam ward gerochen.
Ja wagt er sich den Schwarm des Pöfels anzuflehn /
Wird morgen man von uns kein gantz Gebeine sehn.
[200]
BECTAS.
Welch Traum mag in dir Furcht / welch Schatten Zagheit hecken?
Läßt sich ein Janitschar so schlechte Blendung schrecken /
Für dem die Welt erbebt? Und ein erboost Croat
Erstach den Amurath. 160 Den Ach- und Machmet hat
Ein Dervis 161 angesprengt. Laß ihn den Pöfel schützen /
Die Spahi bey ihm stehn; wenn unsre Wolcken blitzen /
Wird / durch was unser Strahl nicht unverhindert fährt /
Obs Stein und Ertzt schon ist / in Asch und Staub verkehrt.
Allein euch sey entdeckt: daß nebst den Janitscharen
Die Spahi guttentheils auf unser Küste fahren /
Die durch des Mufti Dreun / der Cadileschier Mund
Dem Sultan setzen zu: daß er schnur-stracks den Hund /
Den Achmet seines Ampts und Dienstes ledig zehle /
Und unsern Mehemet zum Groß-Vezier erwehle.
DIE JANITSCHAREN.
Es blühe Mehemet / den Achmet rottet auß!
MOLLAH.
Mein Herr / der Groß-Visir kommt zitternd in das Hauß /
Und bittet: daß wir ihn in ein Gemach verstecken /
Biß daß der Mufti kommt.
KUL-KIAHIA.
Was wahrsagt uns sein Schrecken?
BECTAS.
Ist diß wohl Fragens werth? Erwegt / was ich erzehlt.
HASSAN-ONGLE.
Ist Mehemet vielleicht in seine Stell erwehlt?
BECTAS.
Dem Hund unzweifelbar die Würde schon genommen.
KARA CHIAUS.
Was ist zu tun?
BECTAS.
Verschweig: wer hier zusammen kommen.
Gib ihm mit Höfligkeit ein schönes Zimmer ein /
Biß Mufti kommt / und wir des Außschlags kundig seyn?
KIUPERLI.
Scheint das Verhängnüß uns die Armen nicht zu reichen?
Was wart- und zweifeln wir? Behertzt- und Ruhmbarn Streichen /
Die einen Bösen fälln / schreibt keinmal man mit Recht
Nicht Übereilung zu. Ihr Brüder / kommt und brecht
Dem Bösewicht den Halß / den Gott und Himmel bländen:
Daß er ins Garn selbst rennt sich liefernd unsern Händen.
Wenn diese That vollbracht / so rennt mit gleichem Muth
Auch selbst den Blutthund an? stoßt die durch Achmets Blutt
Erwärmte Sebel ihm durch sein verzweifelt Hertze.
[201]
JANITSCHAR
Wir folgen. Weist den Weg durch euers Beyspiels Kertze.
MUFTI.
Wo eilt ihr Helden zu?
KARA-CHIAUS.
Den Achmet abzuthun.
MUFTI.
Weil er schon abgethan / laßt euren Eyfer ruhn.
BECTAS.
Läßt sich der kluge Schluß durch guten Außschlag loben?
CADILESCHIER.
Der Achmet ist entsetzt / und Mehemet erhoben.
HASSAN-ONGLE.
Doch ist dem Hunde nicht das Leben noch geraubt.
MUFTI.
Von Eichen / die gefalln / ist Zwergen auch erlaubt
Zu samlen Brennholtz ein. Wer aber wird ergründen /
Wohin die Flucht ihn trieb? denn wenn Cometen schwinden /
Und Luft-Gestirne falln / nimmt Spur und Pfad auch nicht
Ein Luchsen-Auge wahr.
KUL-KIAHIA.
Die Mutte sucht das Licht /
Doch findet sie den Sarch in den beliebten Flammen.
Und Achmet hat dein Hauß / weil wir hier sind beysammen /
Zu seinem Schirm erkiest.
MUFTI.
Der Hund? bey mir? mein Hauß?
KARA-CHIAUS.
So ist es.
MUFTI.
Jagt mir stracks den Bösewicht hinauß.
BECTAS.
Laßt uns den Hund allhier vorher zu Rede setzen.
KIUPERLI.
In seinem Blutte vor die kalten Schwerdter netzen.
MUFTI.
Geh meld ihm: daß ich ihn allhier empfangen wil.
2. CADILESCHIER.
Wie kans Verhängnüß nicht des Glückes süsses Spiel /
Der Boßheit Freuden-Klang / der Laster Lied verstimmen!
Der früh vom Balsam trof / sol itzt im Blutte schwimmen!
BECTAS.
Ja sicher bald erfahrn: daß / wer auf Laster thürmt
Sein Glücks-Rad / sich bald siht mit ihm in Grund gestürmt.

Achmet. Mufti. Drey Cadileschieri. Kiuperli. Kul-Kiahia. Kara-Chiaus. Bectas. Die Janitscharen. Hassan-Ongle. Vier Stummen.
ACHMET.
Hilf Himmel! träumet mir? wo werd ich hingeführet?
MUFTI.
Willkommen grosser Freund / willkommen! woher rühret
Diß sein Entsetzen her?
BECTAS.
Der / den's Gewissen schreckt /
Meynt: daß auch klare Luft voll Donnerkeile steckt.
MUFTI.
Eröfne / was du suchst? Was ists? wir wolln es hören.
ACHMET.
Der / den's Verhängnüß drückt / muß hohe Schutz-Säuln ehren /
Zu Gnaden-Bildern flihn.
MUFTI.
Hört / was itzt Mufti gilt!
Den er vor angespien / ist itzt sein Gnaden-Bild /
[202] Dem er die Tochter nam / der sol ihn itzt beschirmen!
ACHMET.
Diß lehre dich / mein Freund: daß auß Coloß- und Thürmen
Grauß / Asche / Thal und Pful / auß Riesen einen Zwerg
Der Abend machen kan. Der gestern-grosse Berg
Sucht Schatten itzt bey dir; und der Gefallne bittet;
Weil Glück und Himmel meist nicht einen Keil außschüttet:
Er woll ein Lorberbaum ihm für mehr Blitzen seyn.
1. CADILESCHIER.
Hört: was für Furcht ihm schon jagt seine Boßheit ein!
ACHMET.
Ihr Freunde / sagt: was ist des Achmets groß Verbrechen?
Wolt ihr nach's Pöfels Arth auf mich ein Urtheil sprechen?
Der seines Abgotts Bild am ersten / ohne Grund
Und Ursach schlägt entzwey / so bald ihm nur wird kund:
Daß es der Fürst verwirfft / nach dessen Ungunst-Schatten /
Ja wie weit Häuchler ihn auß Neid verfinstert hatten /
Gefällter Fehltritt mißt.
KIUPERLI.
Hört! wie der Bösewicht
So rein sich brennen wil!
ACHMET.
Ich leugn ihr Freunde nicht:
Daß ich des Mufti Kind gewaltsam weg hieß holen.
Doch! wen entschuldigt nicht? Der Sultan hats befohlen.
Steht Fürstlichen Befehl zu weigern / Knechten frey?
Zu grübeln: Ob sein Thun recht / oder unrecht sey.
Ihr kennt des Sultans Arth und seinen Trieb im Lieben.
Ist einer unbeschimpfft / ja unerwürget blieben /
Der ihm im Lieben einzureden sich erkeckt.
BECTAS.
Merckt! wie er seine Wurm ins Sultans Kleid versteckt!
Sich den / den er vor selbst verführt / itzt lästernd schmähet!
Hast du nicht Wachs geschafft / die Tachte selbst gedrehet
Zun Fackeln / die der Fürst der Geilheit zündet an?
Doch laßt uns hörn; mit was der Hund beschönen kan /
Daß der verkürtzte Sold uns noch zurücke bleibet?
ACHMET.
Mit was Gewissen ihr mir diese Schuld zuschreibet /
Erweget mit Vernunft; indem euch wohl bekand:
Daß in dem Schatze nicht hat Achmet seine Hand /
Noch so viel Macht gehabt in nöthgen Geld-Außgaben /
Als Sechierpera und andre Weiber haben.
2. CADILESCHIER.
Itzt wandelt sich der Hund in einen todten Stein
Und ein unnützes Holtz. Wer wil im Ampte seyn /
[203] Muß wo / und was das Ampt heischt / reden / sorgen / wachen.
Ja wer die Niedrigen sich läßt zum Götzen machen /
Ist Würd und Amptes nicht / mehr aber Straffens werth /
Als der auß Vorwitz oft auß seinem Zirckel fahrt.
BECTAS.
Wie zittert nun der Hund? So gehts: Die Last der Sünde
Macht das Gewissen schwer. Ja / wenn die Zwirbel-Winde
Der Laster nehmen schon Seel und Begierden ein /
Muß's Hertze voller Furcht / der Kopff voll Schwindel seyn.
Die Laster haben zwar Granaten-Aepffel-Schalen /
Innwendig sind sie Schlee und Wermuth. Ihre Strahlen
Sind gläntzend / aber Gift und Basilisken-Arth.
Drumb träumt dir nicht umbsonst vom Fall und Hellenfahrt.
Stracks stoßt den Hund zum Hauf' hinauß. Doch an der Schwelle
Faßt ihn / ihr Stummen / an; schickt seinen Geist der Helle
Durch ein paar Stricke zu.
ACHMET.
Behertzigt / was ihr thut!
Besudelt euren Ruhm nicht durch unschuldig Blutt!
Glaubt: daß der Ehre Schatz / den Schweiß und Blutt erwirbet /
Auch durch Gedancken nur / die unrein sind / verdirbet;
Vielmehr wird euer Glantz verfalln in Schmach und Nacht /
Da ihr auß Helden euch zu Unschulds-Henckern macht.
Die Nachwelt würd euch schmähn / der VorfahrnTodten-knochen
Gespenster geben ab / und euch / was ihr verbrochen /
Verweißlich stellen für. Doch trau ich solchen Grimm
Nicht eurer Tugend zu. Die Zagheit raast so schlimm
Auf Unbewehrte nur. Großmüttge Hertzen tragen
Mitleiden mehr mit dem / den Neid und Zufall schlagen;
Ja können Schuldige nicht einst verderben sehn /
Wenn sie fußfällig sich sehn umb Genad anflehn.
BECTAS.
Schleppt den verzagten Hund weg von des Mufti Füssen.
Gerechte Rache wird durch Knie- und Erde-küssen
Und Fuß-Fall nicht gehemmt. Wer auch sich / wenn er fällt /
So winselnd / so verzagt / so Weib- und Knechtisch stellt /
Ist nicht Erbarmens werth.
MUFTI.
Stracks / schlinget ihm die Stricke
Umb den verdammten Halß.
ACHMET.
Gerechter Himmel schicke
Doch Recher dieses Mords! Indem fast unerhört;
Daß angeflehter Schirm selbst Flehende versehrt.
[204]
KARA CHIAUS.
Wenn Nattern man ertritt / wolln sie die Zung erst schärffen.
BECTAS.
Laßt den erstickten Hund zu offnem Schauspiel werffen
Fürs neue Kirchen-Thor: daß alles Volck schau an:
Wie hoch ein grosser Baum durch Laster fallen kan.
KUL-KIAHIA.
Diß lehrt: daß Gott zerbricht Hoffärtige wie Scherben /
Daß Mensch und Ameis nur zum eigenen Verderben
So Ehr als Flügel kriegt; 162 daß der wie Glaß zerfällt /
Der nur der Boßheit Nichts für einen Grundstein hält.
Doch diß ists Vorbild nur des rechten Trauer-Spieles.
Sagt: auf was Arth nunmehr der Mittelpunckt des Zieles
Sich sicher treffen läßt.
MUFTI.
Man heisch ihn für den Rath
Des Divans / mit Befehl: daß wegen seiner That
Er Red und Rechenschaft sol Heer und Volcke geben.
BECTAS.
Wohl! wir wolln Augenblicks in Divan uns erheben.

Der Schauplatz stellet für des Käysers Hosada.
Ibrahim. Kiosem. Mehemet. Nasuf. Piali Bassa. Capachi-Bachi. Etliche andere Bassen. Etliche Cadileschier. Selistar Aga.
IBRAHIM.
So ist durch Meuchel-Mord mein liebster Achmet todt?
NASUF.
Ja / seine Leiche ligt geworffen in den Koth!
Den Hunden zu der Kost / dem Pöfel zum Gespötte.
IBRAHIM.
Verteuffelt-böse That! Ach! daß ich / Achmet / hätte
Den Stifter deines Mords / den Mufti / vor erdrückt!
Eh es an dir den Muth zu kühlen ihm gelückt.
Ha! wie hat Ibrahim so schändlich sich vergangen?
So heßlich sich befleckt? als er ihr schlimm Verlangen
So liederlich verhieng. Ja Ibrahim selbst gab
Den Henckern Muth und Strick / als wir dich setzten ab!
Denn / wer die Nattern schon läßt unterm Haupte nisten /
Der lockt sie selbst ins Fleisch / zum Hertzen / zu den Brüsten.
Wer eines Nagelsbreit der Aufruhrs-Glutt räumt ein /
Dem wird ein flammend Brand bald unterm Dache seyn;
Der muß den Wind bald sehn mit seiner Asche spielen.
[205] Ja / der lescht Glutt mit Oel / meynt Kalck mit Flutt zu kühlen /
Wer ein aufrührisch Volck mit linden Fingern streicht.
Doch / hat kein Mensch als sie Schuld: daß mit ihm erbleicht
Des Sultans rechter Arm.
KIOSEM.
Mein Sohn / sol ichs entgelten?
Läßt wegen Zufall sich ein gutter Rathschluß schelten?
Wer Redligkeit und Witz aufs Rath-Hauß mit sich trägt /
Ist Ruhms-werth / wenn sein Rath gleich mit Verlust außschlägt.
IBRAHIM.
Ja mit Verlust des Ruhms; wo wir schnur-stracks nicht waschen
Durch Blutt diß Brandmal ab. Eilt! opfert Achmets Aschen
Das Fleisch der Mörder auf. Wer eilet alsobald /
Erbricht des Mufti Hauß des Henckers mit Gewalt /
Und liefert uns hieher den kalten Kopf des Hundes?
KIOSEM.
Erwege noch einmal den Außspruch deines Mundes;
Und wie man mit Gefahr ein Nest voll Wespen stört.
IBRAHIM.
Was Sanftmuth schaden thut / hat Achmet uns gelehrt.
1. CADILESCHIER.
Großmächtger Herr und Fürst; Ich muß umb Gnade bitten:
Und daß man über den nicht möge Grimm außschütten /
Der auf der Obern Heiß muß böser Bothe seyn.
IBRAHIM.
Was ists?
1. CADILESCHIER.
Der Sultan sol in Divan sich stelln ein /
Dem Volcke werden recht / und außführn seine Thaten.
IBRAHIM.
Wer schickt dich?
1. CADILESCHIER.
Mufti zwar; doch Bürger und Soldaten
Versamlen für der Burg nebst ihm in Tempel sich.
IBRAHIM.
Hört: was der thörchte Schwarm der Sclaven wider mich
Hochfrevelnd sich erkühnt! Solln wir der Narrheit lachen?
Wie? oder alsobald mit Donner auf sie krachen?
Geh und bring ihnen noch die Gnaden-Warnung bey:
Daß schnelle Buß ihr Heil / Trotz ihr Verderben sey.
Doch warumb lassen wir nicht bald den Schwarm zertrennen?
Es muß ein glüend Stahl den kalten Brand verbrennen /
Der durch ein Glied sich schleicht in gantzen Cörper ein;
Denn / da die Asche nicht sol neuer Saame seyn /
Auch nicht mehr Drachen-Köpf auß ihren Strimpfeln blühen /
Muß's Messer / welches kerbt / von Pein und Rache glüen.
KIOSEM.
Mein Kind / wenn Klugheit wil was Fruchtbars geben an /
So prüft sie vor die Zeit. Die beste Salbe kan
Zur Unzeit werden Gift / entzünden Beul- und Wunden.
[206] Gesätzt: daß Essig muß auf Schwäre seyn gebunden /
Die Meineyd hat gezeugt: so dreut diß noch nicht itzt /
Da die Versamleten die Mänge reitzt und schützt.
2. CADILESCHIER.
Mein Fürst / der Mufti heißt mich ihm diß Tesfa bringen 163.
IBRAHIM.
Wohin wird sich der Hund noch durch den Hochmuth schwingen?
Doch laßt uns schaun: was uns der Meineyds-stifter schreibt.
»Im Fall Fürst Ibrahim verstockt und außen bleibt /
Sich wider das Gesetz und's Divans Rath auflehnet;
Sey er hierdurch des Reichs verlustig und entkröhnet.«
Verdammte Lästerung! Besorgstu Bube nicht
Ein bluttig Bothen-Lohn?
2. CADILESCHIER.
Der Fürst weiß meine Pflicht.
IBRAHIM.
Bluttstifter / Mörder / Hund / Aufwickler / Ubelthäter!
Liß dir die Stück hier auf zur Antwort / Ertzverräther!
Wo rennt dein Frevelmuth so blind und rasend hin?
Welch Teufel rührt dein Hertz / bezaubert deinen Sinn?
Ein Sclave wagt sich's Reich dem Käyser abzusprechen?
Wie blitzt der Himmel nicht / so mag der Abgrund brechen!
Und diesen giftgen Schaum der Erde schlingen ein!
Sind noch nicht Hencker dar / die schon geschäftig seyn
Den Ertz-Dieb abzuthun / den Schädel uns zu holen?
KIOSEM.
Mein Kind / ja / ich gestehs: daß glüend-heisse Kohlen /
Pfal / Schwefel / siedend Oel für diese grause Schuld /
Zu linde Straffen sind. Witz aber braucht Geduld /
Wo unbesonnen Zorn und Eyfer mehr kan schaden.
IBRAHIM.
Wil sie zum Untergang uns noch mit Schimpf beladen?
Sol ein behertzter Rief' auch wachend schaun / und fühln:
Wie Zwerg ihm umb die Nas' und auf den Schultern spieln;
Sol ein lebendig Beer empfinden ohne Rache:
Daß ihm ein Ameiß-Heer im Munde Nester mache?
Ein Hase raufft den Zopf nur todten Löwen auß.
Nein / sicher! Ibrahim lebt / und wird noch in Grauß
Zertreten / der ihn tritt; zermalmen / die ihn necken.
MEHEMET.
Mein Fürst / des Divans Dreun ist nicht verächtlich Schrecken.
Das Beyspiel Mustafens 164 lehrt: daß des Divans Rath
[207] Die grossen Sultane Macht abzusetzen hat.
Doch hätt Er sicher ihm den Zepter nicht genommen /
Wär er auf gleichen Heiß / nur fürs Gerichte kommen.
IBRAHIM.
Solln / was die Mutter selbst dem Bruder widerrieth /
Wir mit mehr Schimpf itzt thun?
KIOSEM.
Mein Sohn / er selber siht
Und sie hat oft beschmertzt: daß sie ihm schlimm gerathen.
IBRAHIM.
Meßt einen Ibrahim nicht nach der Arth und Thaten
Des blöden Mustafa. Der Tauben Sanftmuth steht
Nicht edlen Adlern an. Ja sie / Frau Mutter / geht
Mir mit was Ruhmbarm für / als sie umb schlecht Verbrechen
Den Halß dem Mustafa dem Groß-Visier ließ brechen. 165
So warf auch Amurath vom Haupte die Gefahr
Mit Regep Bassa Kopf 166 / als er entschlossen war /
Statt unsers Bruders uns auf Oßmans Stul zu heben.
MEHEMET.
Die sämptlich können ihm hier keine Richtschnur geben /
Weil er hier mit Gewalt werckstellig machen wil
Auf ein gewafnet Volck; diß / was dort / da das Ziel
Der Rache war ein Kopf / mit List ward außgeübet.
IBRAHIM.
Wenn wider Fürsten sich der Pöfel auflehnt / giebet
Dem Fürsten nichts mehr Sieg / dem Aufruhr grössern Stoß;
Als wenn ein Fürst behertzt dringt auf den Hauffen loß.
Den Sultan Oßman hat nichts als die Furcht gefället /
Denn hätt er als ein Held zur Wehre sich gestellet /
Die Majestät nicht weg geleget und befleckt /
In eines Spahi Kleid in Winckeln sich versteckt;
Kein Mörder hätte nicht ihn Mördrisch zu bespringen
Meineydig sich erkühnt.
3. CADILESCHIER.
Ich sol dem Käyser bringen
Vom Divan diese Schrift.
IBRAHIM.
Hört die verdammte Schaar
Nicht von dem Wahnwitz auf? Sind keine Schergen dar /
Die Schrift / die nicht ist werth des Lesens / zu verbrennen?
KIOSEM.
Man les' erst / was sie sucht.
IBRAHIM.
»Der Divan muß erkennen:
Wer das Gesätz und Recht des Divans nicht nimmt an /
Der ist kein Sultan mehr / ja auch kein Musulman.«
Verfluchte Bösewicht! Hier bringe diese Stücke
Den Aberwitzigen zur Antworts-Schrift zurücke;
Der aufgepfälte Kopf des Mufti sol sie bald
[208] Lehm: ob wir Käyser sind. Stracks dringe mit Gewalt
Der Leibwach auf den Schwarm der rasenden Gemeine;
Mit Dreuung: daß von ihr sol kommen kein Gebeine /
Wo sie die Köpf uns nicht der Redelsführer schickt.
Stellt sie sich trotzig an; so werd ersteckt / erdrückt /
Verstimmelt und zerfleischt / was einen Finger rühret.
MEHEMET.
Ich weiß: daß Knechten wohl zu grübeln nicht gebühret /
Ob möglich zu vollzihn sey / was ein Fürst befiehlt.
Gehorsam ist die Schuld auch / wenn das Absehn zielt
Aufs Dieners Untergang. Die Nachwelt wird stets müssen
Die rühmen / welche sich statt Reisichts binden liessen /
Durch ihrer Cörper Berg und ihrer Leichen Grauß
Zur Stürmung Bagadets die Graben füllten auß. 167
So ists auch rühmlicher behertzt alsbald erbleichen /
Als für dem Feinde zwey drey Spannen rückwerts weichen 168
Und seines Lebens Ziel erstrecken auf viel Jahr.
Und also wolt auch ich auf die verschworne Schaar
Großmüthig stürmen loß / solt es gleich Sterbens gelten.
Alleine / nachdem die ihn für ungläubig schelten /
Die das Gesetze lehrn / das Mahumed gebracht /
Hab ich fürs Sultans Heil kein Glied zu rührn mehr Macht.
IBRAHIM.
Wilstu / Verzweifelter / nun auch zum Schelmen werden?
MEHEMET.
Mein treuer Dienst verdient vernünftiger Gebehrden.
IBRAHIM.
Bewehre deine Treu itzt durch befohlne That.
MEHEMET.
Nein! weil der Sultan nicht mehr zu befehlen hat.
IBRAHIM.
Welch Knecht hat ie den Herrn ins Antlitz so verhöhnet?
MEHEMET.
Der ist mein Herr nicht mehr / den das Gesetz entkrönet.
IBRAHIM.
Meineydige! Zuckt noch kein Sclav auf ihn das Schwerdt?
Wir sind verrathen! ach! wie irrt / wer Diener werth /
Hofheuchler redlich schätzt; und Treu in Knechten suchet!
An dir sey unser Brodt und unser Saltz verfluchet! 169
Was aber hindert uns? daß wir durch eigne Hand
Nicht unser Recht außführn? und dieses Aufruhrs Brand
Am Haupte leschen auß?
MEHEMET.
Was / wil man mir so lohnen?
Halt! oder Mehemet wird Ibrahims nicht schonen.

[209] Mufti. Bectas. Ibrahim. Kiosem. Mehemet. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Hassan-Ongle. Die drey Cadileschier. Etliche Bassen / darunter Kiuperli, Piali, Nasuf, und eine Menge der Janitscharen. Machmet des Ibrahims ältester Printz. Bajazeth.
Orcan. Suleiman.
BECTAS.
Halt! was sol dieses seyn? wil noch der Wütterich /
Den Heer und Volck verdammt / durch noch mehr Mordthat sich
An Häuptern dieses Reichs vermessentlich vergreiffen?
Laßt den Tyrannen stracks für Hund und Pöfel schleiffen!
IBRAHIM.
Hilf Himmel! was habt ihr auf euren Käyser für?
MUFTI.
Du bist kein Käyser mehr. Des Divans Schluß hat dir
Halß / Ehre / Käyserthum rechtmässig abgesprochen.
IBRAHIM.
Ach! was hat Ibrahim so grosses denn verbrochen?
MUFTI.
Nothzüchtiger! sind dir die Laster nicht bewust;
Und daß der Himmel schickt Pein auf verdammte Lust?
BECTAS.
Greifft den Tyrannen an! und haut den Hund in Stücke.
MEHEMET.
Er ist nicht Schwerdter werth. Hier brauchet diese Strücke.
IBRAHIM.
Frau Mutter / ach! wil sie nun nicht mein Schutz-Bild seyn?
MUFTI.
Faßt ihn.
IBRAHIM.
Ach! schrencke mich mit deinen Armen ein.
KIOSEM.
Ihr Helden thut gemach. Bedenckt: was ihr beginnet!
Wer der sey / welchen ihr hier zu ermorden sinnet.
KUL-KIAHIA.
Ein Blutthund / ein Tyrann; ein Mörder; der nicht werth /
Daß ihm die Sonne scheint.
KIOSEM.
Ein Fürst / den ihr erklärt
Zu eurem Sultan habt / dem / als er ward erkohren /
Ihr Treue / Liebe / Pflicht / Gehorsam habt geschworen.
1. CADILESCHIER.
Ein Schänder / dessen That uns läßt des Eydes loß.
KARA CHIAUS.
Fort mit ihm! reißt den Hund der Mutter auß der Schooß.
KIOSEM.
Ihr Helden / lasset euch die Mutter doch erbitten;
Laßt so viel Thränen sie vergebens nicht verschütten!
Und sänftigt mit Vernunft und Gnade strenges Recht.
Ein Herr ermordet nicht stracks / wenn er fehlt / den Knecht.
Wie / daß denn euer Haupt / dafern es was verbrochen /
Stracks sol zermalmet seyn? Gott hat auch stets gerochen
Verübten Fürsten-Mord. Nicht einer / der durch Blutt
Des Oßmanns sich befleckt / ja der nur seinen Muth
Und Muthwilln hat gekühlt an seiner todten Leiche /
[210] Blässt mehr den Athem auß. Der selber / der im Reiche
Dem Sultan folgen wird / wird strenger Recher seyn.
Denn durch diß setzt ein Fürst sich fest in Bügel ein.
MUFTI.
Umbsonst! der Blutthund kan / wo uns des Himmels Rache
Nicht selber stürtzen sol / mit seiner bösen Sache
Der Straffe nicht entgehn.
BECTAS.
Fort mit ihm! greifft ihn an!
KIOSEM.
Ihr Helden / wo er ja nicht ungestrafft seyn kan;
So straft nicht übers Maaß; und schont des Fürsten-Bluttes.
MEHEMET.
Kein furchtsam Mittel schafft im Straffen etwas Guttes.
Die Wasserwolcke / die der Fürsten Aug einhüllt /
Steckt voller Donnerkeil und ist mit Rach erfüllt.
Ja wer ein hohes Haupt beleidiget / nicht fället /
Thut thörchter / als der sich nach der Verletzung stellet;
Dem Löwen Wehrloß für / ja sonder ein Geschooß
Ein grimmes Waldschwein neckt.
KIOSEM.
Ihr seyd des Kummers loß /
Wenn Ibrahim gibt Heft und Waffen auß den Händen.
2. CADILESCHIER.
Laßt euch durch solchen Dunst nicht Hertz und Augen bländen.
Weil sich die Schlange rührt / versucht sie Gift und Stich.
KIOSEM.
Vielleicht ist Ibrahim zu lencken: daß er sich
Des Zepters selbst entzeucht.
IBRAHIM.
Ha! laß uns lieber sterben!
KIOSEM.
Nimm Zeit und Nothstand wahr. Der Abend kan erwerben /
Was uns der Mittag raubt. Als Mustafa gleich fiel
In Kercker von dem Thron / erlangt er doch das Ziel
Des Herrschens durch den Tod des Sultan Oßmanns wieder.
Auch legt Geduld und Zeit den grösten Eyfer nieder.
IBRAHIM.
Wer würde denn nach mir des Oßmanns Zepter führn?
KIOSEM.
Wer? als dein Sohn. Hierumb darffstu kein Wort verliern.
IBRAHIM.
Sie machs denn / wie sie kan.
KIOSEM.
Euch Helden wird bewegen:
Daß sich der Fürst entschleust den Zepter abzulegen.
Solch hoher Fall wird euch ja Straffe seyn genung.
Wer Fürstlich ist gezeugt / im Purper worden jung /
Das Herrschen hat geschmeckt; kan ärger nicht erblassen /
Der ist schon lebend todt / der's Reich muß fahren lassen.
MEHEMET.
Betrug und Stachel ist von Süssigkeit nicht fern.
IBRAHIM.
Ach! möget ihr mich doch in ersten Kercker sperrn.
[211]
MUFTI.
Ob mich der Blutthund gleich am ärgsten hat verletzet /
So wäre doch mein Rath: daß er würd eingesetzet
In Kercker / wo ihn Sonn und Monde nicht bescheint.
BECTAS.
Er hat zwar mehr verkerbt; doch weil es Mufti meynt /
Die Sultanin für ihn so gar beweglich bittet /
Sol Er nicht nach Verdienst mit Rache seyn beschüttet.
Geht aber schleppt ihn bald ins ersten Kerckers Loch.
MUFTI.
Eröfnet durch die Stadt: des Blutthunds strenges Joch
Sey glücklich abgeweltzt; und daß von seinen Söhnen
Man itzt den Eltsten wird zum Türckschen Sultan krönen.
Printz Machmet werd alsbald hieher ins Zimmer bracht.
KIOSEM.
Verwirrtes Trauerspiel! verkehrte Mitter-Nacht!
Da ich den Sohn vergehn / den Enckel wachsen schaue.
Lebt iemand / welchem nicht für diesem Zucker graue
Des Herrschens / der zuletzt als Gall und Essig schmeckt?
Wie / daß Regiersucht denn fast iede Seel ansteckt?
MUFTI.
Daß man den grossen Printz auf Oßmans Stul erhebe!
1. CADILESCHIER.
Daß ein Schneeweiß Gewand des Printzen Leib umbgebe.
2. CADILESCHIER.
Hengt ihm den Mantel umb von Gold und Karmosin.
MUFTI.
Reicht ihm den grünen Bund / die Reiger-Federn hin. 170
1. CADILESCHIER.
Die Säbel gürtet ihm des Oßmans umb die Lenden.
2. CADILESCHIER.
Erhebt und tragt nunmehr den Machmet auf den Händen.
MEHEMET.
Das Volck erkläre sich: Sol Machmet Käyser seyn?
ALLE.
Der Sultan Machmet herrsch! Jedweder stimmet ein. 171
1. CADILESCHIER.
Diß Jahr / das seinen Lauff führt nach der Arth des Leuen / 172
Weissagt: daß ihn die Welt als ein solch Thier wird scheuen.
Daß diesen Löwen Rom als Schutz-stern sol verehrn /
Ja Sonnen untern Mohnd und in den Krebs gehörn.
MUFTI.
Gott woll ihm Segen / 173 Heil / Verstand / Sieg / Erben geben.
MEHEMET.
Wil mit gewohnter Pracht der Sultan sich erheben
In Hiobs Heiligthumb den Eyd zu legen ab:
Daß er Gesetz und Recht / das Mahumed uns gab /
Durchs Schwerdt beschirmen wil?
KIUPERLI.
Laßt doch vorher uns küssen
Des Rockes güldnen Saum / den Staub von seinen Füssen.
MUFTI.
Reicht ihm zum Kuß auch hin den heilgen Alcoran.
[212]
3. CADILESCHIER.
Es werde Pers' und Christ des Sultans Unterthan!
PIALI.
Laßt die drey Printzen auch des Brüdern Knie umbfassen:
Daß sie durch Grimm und Strick nicht für der Zeit erblassen.
MACHMET.
Wir nehmen danckbar an / und uns hat hoch ergetzt:
Daß uns das Reich so jung zum Herrschen würdig schätzt.
Wir werden ohne Blutt zu herrschen uns bemühen.
Was aber uns die Jahr an Klugheit noch entziehen /
Wird Mehemets Verstand / der Witz der Sultanin
So lange bringen ein. Ihr solt das Taraquin
Und den vertagten Sold noch heute baar erheben.
ALLE.
Daß Sultan Machmet müß unendlich blühn und leben!

Der Schauplatz stellet für einen Kercker.
Ibrahim. Der Ambre Geist. Vier Stummen. Sechs Geister ermordeter Bassen.
IBRAHIM.
So senckt Stamboldens Sonn hieher den stoltzen Lauf?
Schleust niemand uns die Nacht des bangen Kerckers auf?
Solln wir lebendig seyn in diesen Sarch vergraben /
Wo wir Gespenster nur zu Mitgefehrten haben?
Wo Angst das Hertz uns frist; und ein stets-wehrend Traum
Den Kopf uns wüste macht. Schaut: wie der Zeder-Baum /
Der Haupt und Gipfel hatt im Himmel / dessen Füsse
Im Abgrund wurtzelten; von einem Schlage müsse
Zermalmt in dieses Thal so einer Helle falln!
Doch! Ibrahim ists werth: daß er ein blindes Knalln /
Ein falsches Dreuen ihm ließ Aug und Hertze bländen:
Daß er die Knechte nicht mit Waffen in den Händen /
Mit Feuer im Gesicht / als Löw und Beer fiel an!
Weil Zagheit doch nur Schimpf und Elend hecken kan.
Ach! daß wir Hofnung uns zum Aufstehn mögen fassen /
Der Mutter süsses Gift bezaubern haben lassen?
Die der Verrätherey fürnehmstes Mitglied war.
Die Mutter / die darumb uns Kinder nur gebahr:
Daß sie die Klauen könn im Kinder-Blutte färben.
Wie aber wolln wir hier als Sclav als Knecht verderben?
[213] Ja unsern Sohn mit uns so schimpflich sehn gebahrn /
Wie leider Bajazeth von Selim hat erfahrn? 174
Der nach geraubtem Reich und Knechtschen Füsse-Küssen
Doch durch des Sohnes Gift zuletzt erblassen müssen.
Jedoch / was bilden wir / die wir gekerckert seyn /
Vom Machmet uns nur diß / was dort vom Selim ein?
Ja Machmets Mutter wird uns selbst erwürgen lassen.
Denn sie ist ein frech Kind der grausamen Circassen 175 /
Die nur ein bluttig Tuch auß Blutt-Lust bethen an.
Drumb stirb mit minder Pein / weil man noch sterben kan!
Auf! Ibrahim / laß uns ergreiffen Strick und Messer!
Ein selbst-erkiester Tod ist rühmlicher und besser /
Als der Tyrannen Spiel / der Hencker Opffer seyn.
Stoß einen scharffen Dolch / großmüthig in dich ein!
Doch es ist weder Strick noch Messer hier verbanden.
Verdammte Raserey! die denen / die in Banden
Verschmachtend sterben / nicht des Todes Werckzeug läßt /
Daß er stets sterbende doch nicht die Seel außbläßt.
Allein umbsonst! der Tod läßt keinem sich verschlüssen.
Die Kleider werden uns zum Stricke dienen müssen.
Doch nein! laß uns die Nacht bepurpern durch diß Blutt.
Die Pfosten sind hier schon zu Sterbens-Pforten gutt.
Laß / eh auf unsern Halß die Hencker sich erbossen /
An diesen Mauren uns behertzt den Kopf zerstossen.
AMBRENS GEIST.
Halt! Blutthund / halt! Es steht ein ander Schluß
In des Verhängnüßes gestirntes Buch geschrieben.
Erzitterstu? was kan die für Verdruß
Dir schaffen / da du schwurst auch ihren Geist zu lieben.
Urtheilstu Hund? daß Ambre sich stellt ein /
Begierig durch die Seiffe deiner Aschen
Das Brandmal ihrer Keuschheit abzuwaschen?
Du fehlst und irrst! Ertzt-schänder / nein / Ach! nein!
Denn gibt die Kohle gleich den Spiegeln Glantz und Schein;
So beitzt dein Geilheits-Oel / weil ja der Keuschheit Lilgen
Sind zärter als Chrystall / und mehr als Spiegel rein /
[214] Uns Flecken / welche nicht dein schwartzes Blutt kan tilgen.
Dir selber sagt schon dein Gewissen wahr:
Daß Rache mich hieher mit Fackeln träget.
Schaut: wie ihm schon zu Berge steht das Haar!
Wie ihm kein Puls / wie schnell ihms Hertze schläget /
Wie als gefrorn jedwedes Glied ersitzt!
Wie Nas' und Mund / der vor nur Rasungs-Jäscht geschäumet
Und Dreuens-Rauch gedampft / der Furcht ietzt Platz einräumet /
Die Stirn erstirbt / und kalten Angstschweiß schwitzt;
Nachdem er mich den Abgott seiner Brünste
In seinen Hencker sich so bald verwandeln siht.
Lern itzt: daß Ros' und Dorn auf einem Zweige blüht /
Daß eine Glutt zeugt Flammen / Rauch und Dünste;
Daß oft ein scharffes Schwerd in Sammet-Scheiden steckt.
Die Biene / welcher Grimm du wider dich erweckt /
Als du ihr's Jungfraun-Wachs / den Keuschheits-Honig stahlest /
Verfolgt nunmehr mit Rach und Stachel dich.
Die Taube kehrt in einen Adler sich:
Daß du ihr durch dein Fleisch und Blutt den Raub bezahlest.
Auf! Blutthund auf! nim nunmehr wahr:
Daß / wie der Hencker dir schon nach der Kehle greifft /
Der Abgrund auch sein Schwerdt auf deine Seele schleifft.
Auf! Stumme / fallet ihm ins Haar /
Greifft den Verzweifelten an / werfft ihn zu der Erden /
Die nur von Bluttschuld kan durch Blutt gereinigt werden.
IBRAHIM.
Ich zitter! ich erstarr! ich weiß nicht / wo ich bin!
Ich beb; ach ich vergeh! Ach! wo versinck ich hin?
Bin ich im Abgrund? in der Helle? bey den Teuffeln?
Ja / leider / Ach! ich muß verdammt seyn und verzweifeln!
Wie viel sind Hencker und Gespenster umb mich her?
Ich wat' in tieffem Sand / und schwimm im schwartzen Meer!
Ihr Stummen 176 / ja umbschlingt den Halß mit euren Stricken;
Eh als die Geister mich mit mehrer Kwal erdrücken.
Lernt Sterblichen: wie scharf des Höchsten Pfeile seyn /
Wenn er sie lange Zeit ins Langmuths-Oel weicht ein!

[215] Reyen.

Die Eris. Die Geilheit. Die keusche Liebe. Die Göttin Claudia und Felicitas. Ibrahims und Ambrens Geist. Die höllischen Geister. Sechs weisse / und sechs schwartze Liebes-Götter.
ERIS.
Die Venus hat mit Fug gesieget;
Da sie den Schönheits-Apfel hat
Zu ihrem edlen Kleinod krieget.
Nun aber der Verhängnüß-Drat
In meine Hand noch diesen schönern giebet /
So steh ich billich an /
Wem ich ihn geben kan?
Doch schenck ich ihn der / die am besten liebet.
GEILHEIT.
Ist diß wohl Frag- und Zweifelns werth;
Denn bin ich nicht die Tochter schönster Zierden?
Gebehrerin der hefftigsten Begierden?
Ein Feuer / das wie Blitz durchfährt;
Das Ertzt zerschmeltzt und Eyß steckt an;
Das Felsen äschert ein / und Riesen zwingen kan.
KEUSCHE LIEBE.
Verkreuch dich du unechtes Kind.
Ich Göttin bin von der Natur gezeuget /
Mich hat ja Milch / dich Schlangen-Gift geseuget.
Mein ewig Oel / dein Rauch und Wind
Zeigt: daß mein Pfeil Gold / deiner Bley /
Dein Glantz ein Schwantz-Gestirn / ich eine Sonne sey.
GEILHEIT.
Du bist iedwedem / der dich kennt /
Ein Reitz / der sich vergnügt mit Schal- und Schleen /
Ein Trieb / der nichts gebiehrt als Wind und Wehen /
[216] Ein Zunder / der nur glimmt / nicht brennt /
Ein Stein / der Stahl / kein Gold nicht zeucht /
Der vom anmuthgen Sud zum kalten Nord abweicht.
DIE KEUSCHE LIEBE.
Du bist die schlimme Zauberin /
Die's Hertz in Asch / in Vieh die Menschen kehret /
Die Seel ersteckt / den Leib kränckt und verzehret.
Ich aber labe Seel und Sinn /
Ich mache: daß der Zahn der Zeit
Nicht alle Welt frißt auf / durch meine Fruchtbarkeit.
DIE GEILHEIT.
Bin ich doch fruchtbarer / als du.
Kommt / Kinder / bähnt den Weg mit Tulipanen.
DIE KEUSCHE LIEBE.
Die Kinder sind nur Raben / meine Schwanen.
Auch deckt dein Blumwerck Nattern zu.
Ihr meine Kinder / kommt herbey /
Und zeugt: daß kein Napel in meinen Rosen sey.
DIE GEILHEIT.
Der Dorn klebt allen Rosen an.
DIE KEUSCHE LIEBE.
An Tulpen ist kein Biesam nicht zu schmecken.
DIE GEILHEIT.
Dein Lusthauß steht bey dürr- und wilden Stöcken.
DIE KEUSCHE LIEBE.
Das sich gar bald verwandeln kan
Ins schönste Paradiß der Welt /
Wenn deine Sternen-Pracht in schwartzen Abgrund fällt.
[217]
CLAUDIA.
Ich bin des Höchsten Pförtnerin /
Die Macht hat / Hell und Sternen aufzuschlüssen.
Komm Kind / die Lust des Himmels zu genüssen.
Nim diesen güldnen Apfel hin.
Geneuß diß edle Paradiß /
Das schon der keusche Gott in Eden schauen liß.
Kein Biesam / Balsam / trinckbar Gold
Gleicht keuscher Seelen Zucker-süsser Liebe.
Ihr scheint die Sonn / ist gleich der Himmel trübe.
Den grossen Käyser Leopold
Mach ich vom Leid und Dornen frey;
Zu lehrn: daß keusche Lieb auch nicht stets dörnricht sey.
Was aber träumt dir geilen Magd /
Gelüstet dich der Liebe Preiß zu haben?
Den Schinder-Karn der Unzucht ziehn die Raben /
Der geile Sultan wird betagt
Von Teufeln / in den Hellen-Schlund.
Ihr Teufel greifft und plagt den Huren-Hengst und Hund.
IBRAHIMS GEIST.
Sol meine Schuld hier schon gepeinigt seyn?
Sind schon vertagt die dreymal viertzig Jahre 177?
Da allererst denn sollen Fleisch und Bein
Und Seelen sich vereinbahrn nach der Baare.
Wie daß mein Mund denn itzt schon kosten muß
Zerschmoltzen Ertzt 178 / entflammte Schwefelträncke?
Schaut wie ihr Grimm mir schon umb Hand und Fuß
Brüh-heisse Ketten / glimme Fessel schräncke!
Wird nun die Pein wohl möglich seyn zu tragen;
Da nur die Furcht hier's Vorbild mahlt der Plagen!
AMBRENS GEIST.
Schreibt / Geister / ihm den Nahmen an die Stirn;
Wie ich die Zahl der Laster ihm an Rücken.
Die dir dein Haupt sol / Blutthund / so verwirrn:
[218] Daß du nach Gott wirst keinen Säufzer schicken.
Und also wird nach tausend Jahren auch
Der Blutthund noch im Feuer-Pfule braten;
Nimm hin indeß die Aepfel / die mehr Rauch
Und Schwefel füllt / als Kerne die Granaten. 179
Dort wird der Baum der Bitterkeit mit Früchten
Die Kost nach Arth der Teufels-Köpf anrichten.
DIE HÖLLISCHEN GEISTER.
Is! Blutthund / iß! schmeckt dir der Vorschmack nicht?
So sihe wie durch Teufel dort von ferne
Dir wird die rechte Taffel angericht.
Diß sind nur Hülsen / jenes sind die Kerne.
Ihr Teufel kommt! setzt stracks ihn auf den Stuhl /
Der in dem Hartzt / wie seiner schwam im Blutte.
Kommt Teufel / werfft ihn in den lichten Pful!
Peitscht ewig ihn mit eurer Schlangen-Rutte.
Denn wer durch Brunst dem Teufel sich vermählet;
Dem wird die Glutt zum Braut-Bett außerwählet.
CLAUDIA.
So kehrt sich geiler Liebe Pracht
In Wasser-Perln / ihr Oel in Höllenbrände!
Glückseeligkeit reicht aber der die Hände /
Die böse Lust nicht fleckicht macht.
Ja keuscher Liebe Wagen mühn
Schneeweiße Schwanen sich ins Paradiß zu ziehn.
FELICITAS.
Ihr reinen Seelen nähert euch!
Wo Keuschheit sich und Liebe legt zusammen /
Da krönet Lust die allzeit-hellen Flammen.
Ihr Eh-Bett ist ein Himmelreich;
Die Fruchtbarkeit kehrt reichlich ein /
Und holde Sternen wolln selbst Hochzeit-Fackeln seyn.
Ihr keuschen Seelen / kommt und schaut /
Was das Verhängnüß Guttes hat gesponnen
Für Oesterreichs gekrönete zwey Sonnen.
[219] Glückseeligkeit ists Löwen Braut;
Da aber kan kein Anschlag fehln /
Wo Tugend und Gelück einander sich vermähln.
Es kommt der güldnen Erndte Zeit /
Der Mohnde muß in tiefsten Zirckel weichen /
So oft die Sonn ist in des Löwen Zeichen.
Und ich seh Oesterreich bereit
Mit Käyser-Früchten fruchtbar stehn /
Mit Sonnen praln / wofür die Monden untergehn.
Steht gleich ein einig Zweig nur noch;
Die Welt kan auch bey einer Sonne bleiben.
Ob Aloen nur einen Stengel treiben /
So ziehrn ihn tausend Blumen doch /
Und unsers LEOPOLDS sein Hauß
Wird sich in hundert Zweig und Aeste breiten auß.

FINIS.

Anmerkungen

[220] Nöthige
Erklär- und Anmerckungen.
Zum Vorredner.

1 Daß in diesen oder sonst genennten Strofadischen Inseln ein Brunn sey / deßen gutes und frisches Wasser in Morea entspringe / und unter dem Meere sechzig Meilen weit durchkrieche / auch offt von dem Uhrsprunge her unterschiedene Sachen in diesen Inseln heraußbracht habe / berichtet Pietro della Volle nell. part. 1. de Viaggi lett. 1. da Constantinop. p. 8. Von den Flüssen Niger, Tigris, Anas, Alpheus und andern / welche alle sich verschlingen / und anderwerts wieder hervor kommen / besiehe Kircher. in Mundo Subterran. lib. 2. cap. 13. Consect. 2. p. 89. & cap. 20. p. 120.


2 Eben dieser lett. 5. da Spahan. n. 15. p. 522. berichtet: daß in einer Meskite zu Sultania ein Brunn sey / von dem die Persier glauben: daß er zu Mecha entspringe / und unter der Erden so weit durchkriche.


3 Daß das schwartze Meer oder Pontus Euxinus der Uhrsprung aller Meere sey / auß diesem allezeit ohne einigen Rückfluß eine grosse Menge Wassers durch den Bosphor und Hellespont in das Mittel-Meer / und von dar durch die Meer-Enge bey Gibraltar ins grosse Meer fließe / dahero auch bey der grösten Seestille auf dem schwartzen Meere und in Propontide ein Schiff von sich selbst in einem Tage mehr denn zehen tausend Schritte weit gegen das Mittel-Meer abweiche; erhärtet nicht allein Petr. Bellonius Observat. Itiner. Oriental. lib. 1. cap. 24. sondern: daß diß auch die Alten schon angemercket / ist auß Plinii lib. 13. c. 4. zu sehen.


4 Dieses ist eine Arth bey den Barbarn. Daher ward dem Janitscharen-Aga Bectas, nach der Kiosem und seiner Erwürgung / in vielen Briefen geschrieben: Sehet hier so das Haar des Verräthers Bectas, der sich rühmte / ehe es seinen Kopff verlieren solte / traute er Ihm von frembden einen so hohen Berg / alß die Sophien-Kirche hoch wäre / über einander zu sehen. M. Ricaut. l'Estat present d'Empire Ottoman. livr. 1. chap. 4. p. 83.


5 Daß zu Spahan in Persien ein König von einer überauß grossen Menge wilder Ziegen-Köpffe und etlicher anderer Thiere / die er in einer Jagt geschlagen /einen Thurm Minari Kiellè genennet / gebauet / bezeuget P. della Valle. lett. 1. da Spahan. p. 12.


[221] 6 Des Käysers Ibrahims Tochter Ghealier Han Sultan hat in ihrer zartesten Kindheit sechs Bassen /unter denenselben das fünffte mahl den Bassa Ismael geheyrathet / welcher in der blutigen Schlacht an der Rabe / da im 1664sten Jahre die unüberwindliche Waffen des itzigen Großmächtigsten Käysers Leopold dem Türckischen Machmet herrlich obgesieget / nebst dem Chima Kam von Constantinopel / und der Spahi Obersten Lar Agasi erschlagen worden. Nach ihm ist sie dem Visir zu Ofen Gurgi vermählet worden. Ricaut. l'Histoire de l'Estat present de l'Empire Ottoman. livr. 1. chapitr. 9. p. 132. & livr. 3. chap. 11. p. 698.

Zur Ersten Abhandlung.

7 Graf Majolino Bisaccioni im Leben Sultan Oßmans auf der 290. Seite erzehlt: daß die Türckischen Käyser im Seraglio keine Sebel tragen. Die Janitscharen /oder / wie Petr. della Valle p. 1. nell. letter. 5. de Viaggi p. 140. erinnert / rechter / die Jenghizzeri, pflegen auch nur zum Kriege Waffen zu tragen / sonst aber zum Zeichen ihres Gehorsambs die Hände Kreutzweiß zusammen zu schlagen. Petr. Bellonius Observ. Var. Itiner. Orient. l. 2. c. 73. p. 318. & l. 3. c. 17. p. 436.


8 Bisaccioni im Ibrahim pag. 486. und 490. erzehlt: daß das Frauenzimmer im Seraglio den Ibrahim für unfruchtbar und unmächtig anfangs außgeschrien: also: daß / als den 2. Jenner im 1642. Jahre ihm sein erster Sohn Machmet / itziger Türckischer Käyser gebohren worden / viel ihn für ein untergestecktes Kind gehalten / der Tarter Cham sich auch erkläret / daß er ihn für keinen Stuhl-Erben des Türckischen Reiches erkennen wolte.


9 Daß diese Sultanin sich gegen des Ibrahims Liebes-Muthungen entschuldigt: Sie hätte dem Amurath /Wittib zu bleiben / gelobet / erzehlet Bisaccioni p. 517.


10 Eben daselbst erzehlet er: daß als Ibrahim an diese Sultanin Hand legen wollen / sie zu einem Eisen / derogleichen die hohen Frauen zu tragen pflegten / gegriffen / und ihn zu stoffen / gedräuet habe; also: daß des Sultans Mutter zu diesem Zwist kommende / dem Ibrahim es verwiesen / der Sultanin aber Gelegenheit zu entkommen gemacht habe.


11 Wie Ibrahim im Brach-Monat des 1641. Jahres von einem schweren Schlag-Flusse wegen übermäßiger Geilheit sey befallen worden / berichtet Bisaccioni p. 486.


12 Daß er zu seiner Uppigkeit ihm Zimmer mit eitel Zobeln überziehen lassen / und daselbst mit seinen Beyschläfferinnen gespielet und getantzet / erzehlt erp. 505.


[222] 13 Die Türcken halten die Mahlerey und Abbildungen der Menschen und Thiere für eine Erfindung des Teuffels. M. Franc. Sansovin. vom Uhrsprung und Kriegen der Türcken cap. 35. solio m. 101. Dahero sie im Gewölbe der Kirchen S. Sophiæ alle Bildnüsse außgekratzet. Pietro della Valle p. 1. nell. 2. lettere de Viaggi pag. 37. Weil die Türcken auch in ihren Meskiten keine haben dörffen. Theodor. Spandugino dei Costumi de Turchi sol. 126. Jedoch pflegen die Sultane meistentheils sehr von ihres Aberglaubens Sitten abzuschreiten. Dahero Bisaccioni vom Amurath IV. p. 443. 475. erzehlet / daß er nicht alleine wider das Mahumetische Gesätze viel Wein getruncken / sondern auch fast alles wider seiner Vorfahren Gewohnheiten fürgenommen habe. Maßen bey den auch Mahumetischen Persianern die Menschen-Gemälde nicht ungemein sind. Und erzehlet Pietro della Valle nell. letter. 1. da Spahàn. n. 6. p. 60. Daß in des Schach Abbas Gemächern viel geile Bilder / welche nichts als die Venus und den Bacchus in allerhand Stellungen abgebildet / zu schauen gewesen sind. Insonderheit nell. lett. 4. di Persia da Ferhabàd. n. 26. p. 412. 413. berichtet er / daß er in des Königs Chah Abbàs Zimmer unter einer Menge Frauen-Zimmer auch des Teimuràz Chan Mutter Catarina auß Georgien / wie sie weinende den König / ihr Land nicht zu verwüsten / angeflehet / abgemahlet gesehen habe. Dahero auch der Spanische Bottschaffter im1619. Jahre dem Könige in Persien das Bildnüs der damals neuen Königin in Franckreich verehret. Pietro della Valle nell. lett. 5. da Spahàn. n. 6. p. 488. Und im dritten Briefe berichtet er: daß Chiah Abbàs ins gemein den Alcoran übertreten / und so gar auch Schweine mit sich nach Ferhabàd geführet / sonst auch allezeit viel Wein getruncken habe. Welchem viel Persianer darinnen gefolget / und sich Muhammed Tahir Beius erstochen / weil ihm der König den Wein verwehret. Wiewohl die Persianer ihn deßwegen verdammet zu seyn / glauben. Pietro della Valle lett. 4. da Ferhabàd. n. 18. p. 231. 232. Und dahero umb Ardebil kein Wein / auf Ordnung der Sceichavènd (welches des Ali Nachkommen sind) gepflantzet wird / weil sie wegen des alldar begrabenen Sciah Soft diesen Orth nach Meka fast für den Heiligsten halten. Valle. lett. 5. da Spahàn. n. 24. p. 585. Nichts desto weniger wer wacker hat trincken können / ist beym Chah Abbas ein stattlicher Mann gewest. Valle. n. 30. p. 434. e. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 1. p. 472. e. nell. lett. 5. da Spahan. n. 19. p. 547. berichtet er: daß Chah Abbas, der Tarter Chan, Hasàn Chan und andere Große so voll vom Wein gewest: daß sie von des Königs Mahle haben müssen weggetragen werden / nach Arth der alten Persianer beym Xenophonte in Cyropæd. lib. 8. Ob auch wohl einst Chiah Abbas den Mahometanern den Wein bey Straffe des Lebens verboth / also: daß dem / der ihn verkauffte oder weggab / der Bauch auffgeschnitten /der in tranck / rinnend Bley in Hals gelassen ward / P. della Valle lett. 12. da Spahàn. p. 232. 233. so ward doch diß Gesetze kurtz hernach wieder auffgehoben;nell. lett. 14. da Spahàn. p. 341.


[223] 14 Ibrahim hat täglich an Ambra und derogleichen Geilheits-Würtzen wohl für zehen Scudi in seinen Leib verbraucht. Bisaccioni im Ibrahim p. 506.


15 Welcher Gestalt nach Eroberung der Stadt Negroponte Mahumed II. des Venedischen StadhaltersPauli Erici schöne Tochter / welche in seinen Willen nicht einwilligen wollen / zerhauen / beschreibet umbständlich P. Pierre de Moyne en sa Galerie des femmes fortes. p. 394. seqq.


16 Der Nähme Sechierpera, welche des Ibrahims Kuplerin und Werckzeug seiner Üppigkeiten gewest /heißt ein Stücke Zucker. Bisaccioni p. 517. Dergleichen mächtige Liebes-Kuplerin Dellala Chizi hatte auch Chah Abbàs. Valle. lett. 8. da Spahàn. p. 231. und beym itzigen Türckischen Käyser Machmet hatte seine Mutter ein Weib Mulki Kadin dergestalt eingeliebt: daß in ihren Händen die gantze Herrschafft bestand; und alle Befehle durch die verschnittene Mohren / die die Auffsicht über das Frauenzimmer haben /außgetheilet wurden. Des Sultans Kriegs-Volck aber nahm dieses weibliche Anschaffen so übel auf: daß es rasende für den Käyser lieff / und anfangs die Verschnittenen / hernach die Mulki mit ihrem EhmanneScaban Kalfa foderten und tödteten. L'Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1 chap. 3. p. 33.-35.


17 Bisaccioni im Ibrahim pag. 486. und 490. erzehlt: daß das Frauenzimmer im Seraglio den Ibrahim für unfruchtbar und unmächtig anfangs außgeschrien: also: daß / als den 2. Jenner im 1642. Jahre ihm sein erster Sohn Machmet / itziger Türckischer Käyser gebohren worden / viel ihn für ein untergestecktes Kind gehalten / der Tarter Cham sich auch erkläret / daß er ihn für keinen Stuhl-Erben des Türckischen Reiches erkennen wolte.


18 Ibrahim ließ durch den Mustafa Bassa den Tarter Cham Chivas / welcher sich nach Rhodis vorher geflüchtet gehabt / erwürgen; weil er gesagt: Wenn Amurath oder Ibrahim ohne Männliche Erben stürben / gehörete ihm die Erbschafft des Türckischen Reiches. Bisaccioni p. 483. Derogleichen Erbschaffts-Anspruch hat auch ein ander TarterscherChan ihm im 1619. Jahre eingebildet. P. della Volle lett. 5. da Spahàn. n. 32. p. 646. Sonsten muß allezeit der Tarter Cham seinen Sohn dem Türckischen Käyser zur Geisel liefern; wie denn auch der itzige Cham Mahomet Chirei lange Jahr zu Jamboli in Thracien und zu Rhodis schlecht und harte gehalten worden. Welches auch verursacht: daß / als er gleich nach seines Vaters Tode zur Herrschafft kommen /dem diß verlangenden Groß-Visier Kiuperli seinen Sohn / sonderlich auf Einreden der Pohlen und der benachbarten Tartern niemahls einliefern wollen; Ob schon die Türcken die Tartern ihre Brüder heissen /auch mit ihnen sich verbunden haben: daß / wenn der Oßmannische Manns-Stamm absterben möchte / der Tartarische Cham Türckischer Stuhl-Erbe seyn solte.L'Empir. Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chapitr. 13. p. 196.


19 Daß dem Sultan Ibrahim fünff Söhne gebohren worden / lehret Bisaccioni p. 497. wovon ihrer nebst dem Sultan noch drey / Bajazeth / Orcan und Soliman leben / auf welchen letztern die Türcken ihre gröste Hoffnung setzen. Der erstern [224] zweyen Mutter ist ins alte Schloß oder Seraglio eingesperret / welches gleichsam ein Gefängnüs derer in Ungenade verfallenen Mütter und Frauenzimmers ist; darauß sie nicht erlöset werden / als biß etwann einer ihrer Söhne Käyser wird / oder stirbet. L'Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 123. Maßen denn auch /wenn ein Sultan stirbt / zwar die Mütter mit denen er Töchter gezeuget / auß dem Frauenzimmer sich wegbegeben / und nach Belieben wieder verheyrathen mögen; die aber / welche ihm Söhne gebohren / müssen sich ins alte Schloß verriegeln lassen. Ricaut. p. 132.


20 Bisaccioni p. 506. erzehlt: Ibrahim habe einst dem Groß-Visier befohlen / ihm ein wohlgebildetes Weib /so groß sie möglich zu finden wäre / zu schaffen. Darauff habe man ihm eine Armenierin an Gestalt gleichsam eine Riesin / von guter Gestalt und Sitten / auffs köstlichste gekleidet / zubracht / in welche sich Ibrahim so sehr verliebet; daß er sie alsbald zur Türckin gemacht / (welches mit Aufreckung eines Fingers und Außsprechung weniger Worte geschiehet) und keines andern Frauen-Zimmers geachtet / ja alles Ihr zur Liebe gewilligt. Darüber denn des Sultans Mutter eyfersüchtig worden / und als Sie sie zu ihrer Taffel eingeladen / erwürgen lassen / den Ibrahim überredende: daß sie von einem plötzlichen Zufalle gestorben sey.


21 Daß dem Sultan Ibrahim fünff Söhne gebohren worden / lehret Bisaccioni p. 497. wovon ihrer nebst dem Sultan noch drey / Bajazeth / Orcan und Soliman leben / auf welchen letztern die Türcken ihre gröste Hoffnung setzen. Der erstern zweyen Mutter ist ins alte Schloß oder Seraglio eingesperret / welches gleichsam ein Gefängnüs derer in Ungenade verfallenen Mütter und Frauenzimmers ist; darauß sie nicht erlöset werden / als biß etwann einer ihrer Söhne Käyser wird / oder stirbet. L'Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 123. Maßen denn auch /wenn ein Sultan stirbt / zwar die Mütter mit denen er Töchter gezeuget / auß dem Frauenzimmer sich wegbegeben / und nach Belieben wieder verheyrathen mögen; die aber / welche ihm Söhne gebohren / müssen sich ins alte Schloß verriegeln lassen. Ricaut. p. 132.


22 Jezid Abuchalid der Saracener Fürst sol ein Mägdgen / Hababa genennt / so sehr geliebet haben: daß er sie ihm wieder außgraben / und die Todte / so lang er den Gestanck vertragen können / bey ihm behalten.Elmacin. Hist. Saracen. l. 1. c. 14. 15. 16. 17. Periander König zu Corinth / hat sein Weib so hefftig geliebet: daß er auch der Todten beygeschlaffen.


23 Bey den Türcken ist eine unreine Liebe einerley Geschlechts unter dem Nahmen der Platonischen Liebe und einer Lobwürdigen Tugend eingeschlichen / da der Mensch durch Betrachtung des göttlichen Ebenbildes in seinen Geschöpffen zu der Liebe GOttes sich empor schwinget. Aber es ist eine blosse Larve eines unzüchtigen Feuers. Insonderheit ist sie gemein unter den Ichoglans / oder des Sultans Edel-Knaben. Ja die Sultane selbst sind meist dieser Begierde unterworffen. Amurath verliebte sich in einen Armenischen Knaben Musa auffs hefftigste; und in noch einen andern von Galata: daß er ihn gar zum Seligdar Aga, der allezeit dem Käyser den Degen träget / machte. Der itzige Sultan Machmet liebte einen Namens Kulogli so sehr: daß er keinmahl nicht ohne ihm seyn konte / er ihn / wie sich selbst / kleiden /und an seiner Seite reiten ließ. Jederman muste ihn als seinen Reichs-Gefährten verehren und beschencken. Dergleichen unnatürliche Liebe ist auch zwischen dem Frauenzimmer / so gar / daß etliche davon sterben. Insonderheit brennen die alten gegen junge Dirnen / denen sie vielmahls ihr gantz Vermögen schencken / und ihnen in alle Bäder nachlauffen. L'Empire Ottoman. de Ricaut. livr. 1. chapitr. 7. Daher jedes Frauenzimmer [225] des Sultans in ihren zwey Odas oder Gemächern alleine schlaffen muß / und zwischen fünffen liegt allezeit eine Kadune oder verlobte Frau /welche auff sie genaue Auffsicht hat: daß sie nichts unehrbares reden oder fürnehmen. Ricaut. l. 1. chap. 9. p. 127.


24 Wie in das Türckische Frauenzimmer fast auß der gantzen Welt Mägdchen / welche aber überauß schön und Jungfern seyn müssen / mit grosser Menge gebracht / täglich auffs köstlichste gekleidet / und mit Edelgesteinen außgeputzt werden; also ist eine Kadan Kahia oder Hoffmeisterin über sie bestellet / welche sie in den Hofe-Sitten unterrichtet. Ihr eigen gantzes Leben bestehet in der Befleissung durch Geschick-und Annehmligkeit zu verdienen: daß der Sultan sie seines Bettes würdige. Die Valida oder Mutter des Sultans ist hierinnen sorgfältig / und stellt nach und nach eine nach der andern / welche sie in diesen Schulen vor die Vollkommenste hält / dem Sultan für. Ricaut. livr. 1. chap. 9. p. 125.-128.


25 Für Zeiten verehrten die Sultane den Mufti als einen heiligen Mann / entschlossen ohne sein Einrathen nichts wichtiges in Reichs- und Krieges-Sachen. Itzt wird er zwar auch noch zu weilen zu Rathe gezogen / aber wenn er nach seinem Gewissen / und nicht zum Liebkosen des Sultans räthet / wird einer nach dem andern seines Ambts entsetzet. Ricaut. livr. 2. chap. 4. p. 373. 374.


26 Als Ibrahim auff Candia sich zum Kriege rüstete /gab er zum Scheine für: daß er die Insel Malta erobern wolte; weil selbige Ritter ein reiches Schiff / so nach Mecha segelte / und darauf gar einen vermeynten Sohn des Ibrahims weggenommen. Wie dieses Bisaccioni p. 497. seqq. weitläuftig beschreibet.


27 Bisaccioni p. 517. erzehlet: daß Ibrahim / als sich der Krieg in Candia geschleppt / selbten der Willkühr des Divans überlassen / und seinen Wollüsten auffs eußerste nachgehangen.


28 Nachdem etliche mahl diese Stadt durch Türckische Kriegs-Häupter vergebens belägert ward / zohe endlich Amurath in Person dafür / lösete das erste Stück selbst / und gewan sie den Persianern ab. Bisaccioni im Amurath p. 469. seqq.


29 Die Türcken haben eine berühmte Weißagung vom Untergange des Türckischen Reichs; deutsch also lautende: Unser König kommt / nimmt eines Ungläubigen Reich ein / empfänget einen rothen Apffel /und bringet ihn unter sein Joch. Wird nun im siebenden Jahre nicht ein Ungläubiger sein Schwerd wider ihn außziehen / so wird er biß ins zwölffte Jahr ihr Herr seyn / Häuser bauen / Weinberge pflantzen /Gärte umbzäunen / Kinder zeugen. [226] Nachdem er aber zwölff Jahr den rothen Apffel in seiner Gewalt wird gehabt haben / wird der Christen Schwerd sich hervor thun / und den Türcken in die Flucht jagen. Dieses beschreibet und leget auß Sansovin. dell'Origine de Turchi. fol. 61. 62. Olearius im Ende seines Schich Sadi. Was den rothen Apffel anreicht / wird Rom so wohl von Türcken als Persiern Chizil almà oder der rothe Apffel genannt. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhab. n. 24. p. 381. Von der Türcken Untergange aber haben auch die Abyssiner eine berühmte Weißagung. Qu' il sera un temps, que les villes de la Mecque, Medine, Caras, Sicabe, Jambut, Zidem, Para, Aden & autres, qui sont en Arabie heureuse, seroient destruictes, ne demeurant en icelles pierre sur pierre. Que le tombeau de Mahomed seroit demoli, de fonds en comble, & la poudre de ses os espars, & qu'autant en aviendroit à Oclan, Homar, Hubachar, Zeid, Abdalla, Motalif, Asserus, Haleanserus, Huphea, & Ali tous Compagnons ou disciples du sudit Mahomet. Ils adjoustent, que tout cela se fera par la force & vaillance d' un gran Roy ou Prince Chrestien, natif des parties septentrionales, entre les mains & sous la puissance duquel demeurerà la Judée, Ægypte, & le Royaume & ville de Jerusalem. M. Duret. Tresor des Langu. chap. 51. p. 575. Die Christen in Morgenland glauben auch feste gewissen Weissagungen: daß durch fromme Europeer der Türcke werde gestürtzet werden. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhabad. n. 12. p. 289.


30 Bisaccioni im Amurath. IV. erzehlet dieses: daß im Herbst-Monath des 1631. Jahres zu Mecha ein Erdbeben / hernach derogleichen grosse Ergissung des Wassers gewesen sey: daß des Mahumeds Sarch darvon ein gut Stück sey weggeschwemmet worden: welches die Türcken damahls selbst für einen Vorboten ihres Untergangs gehalten und außgelegt.


31 Die Mahumedisten haben unter sich auch Secten /derer sie ins gemein siebentzig zehlen; welche Zahl aber weder für die Alten noch Neuen genug ist / wie Ricaut. l. 2. c. 9. 11. 12. weitläufftig selbst erzehlet. Maßen zwar alle den Alcoran / die Türcken aber desHanife, die Perser des Aalij und Trafer Saduc, die Indianer des Hiembeli und Maleki, die Usbekischen Tartern des Schafei Außlegung annehmen. Olear. Itin. Mandelslo. Ind. Orient. lib. 1. chap. 35. pag. 106. & Itin. Pers. c. 39. Dahero die Türcken die Perser als Ketzer / mehr als uns Christen hassen. Busbeqv. Ep. 3. p. 217. 218. ja selbte für allzu unwürdig schätzen: daß sie in die Schulen des Seraglio solten eingenommen / oder nur für Knechte und Lebenswerth geachtet werden. Diß und die grausamen Flüche wider sie erzehlet Ricaut. l. 2. c. 10. die fürnehmste Zwytrachts-Uhrsprung aber der Türcken und Persier ist: daß diese den Ali für den rechtmäßigen Nachfolger des Mahumeds achten / weil dieser ihn einst in einer Rede für einen Veli (welch Wort [227] einen Propheten und auch ein Schoß-Kind bedeutet) erkläret. Jene aber verfechten den Abu-bekir, welchen Mahumed im Testament (dazu ihn sein letztes Weib Aisce des Abu-bekir Tochter beredet haben sol) zum Nachfolger bestimmet / und der ihm würcklich gefolget. Valle lett. 8. da Spahàn. p. 119-123.


32 Im 1624. Jahre hat Chah Abàs König in PersienBassora und Medina, wo des Mahumeds Begräbnüs ist / den Türcken abgenommen. Bisacc. daselbst p. 362.


33 Sultan Achmet machte dem Casper Gratiani zum Fürsten von den Inseln Naxia und Pariß / ja zum Bottschaffter an den Römischen Käyser / Bisaccioni im Achmet. p. 265. 266. Wie ihm aber hernach unterm Sultan Oßmann die Türcken übel lohnen und ihm durch den Bethlen Gabor, durch den Scander Bassa in Moldau hinrichten wollen / welcher aber dem Chiaus / der auß Irrthumb ihm den an den Scander Bassa gerichteten Mord-Brief eingehändigt /nebst allen Türcken in Jassa zerhauen; endlich / wie er nach verlohrner Schlacht gegen den Türcken über den Fluß Tirus geschwemmet / in Meynung nach Constantinopel zu gehen / und durch Geschencke sich wieder einzulieben / von seinem Cammer-Diener in einem Pusche schlaffende beraubet / ermordet / und der Kopff nach Constantinopel gebracht worden / erzehlet nebst vielen Umbständen Bisacc. im Osman. p. 293. 294. 295.


34 Dieser / oder / wie ihn P. della Valle lett. 6. da Spahàn. p. 61. nennet: Emir Fachr-addin, war ein Fürst auß Gottfried von Bouillons Geblüte; welcher in Syrien als ein Christ sich wider den Sultan Achmet und Amurath auflehnete / endlich verrathen und gefangen ward / gleichwohl aber in Amuraths grosse Gnade kam / biß er endlich doch durch Verläumbdung so weit gebracht ward / daß ihn Amurath erwürgen / seinen Kopff abhauen / und selbten in die Stadt herumb tragen / den Leib / auf welchem man ein güldenes Creutz fand / auf öffentlichen Platz werffen ließ. Bisacc. p. 248. 249. 414-425.


35 Die Einwohner der Insel Magna lehnten sich wider den Chah Abas auf / und erwehlten einen / des Nahmens Facfur zu ihrem Könige. Wider diese schickte er den Arcomat seinen Feld-Obristen / welcher alle Städte schleunig und darunter auch die Haupt-Stadt Ascota einnahm / welche letztere ihm nach statlicher Gegenwehr des Facfurs tapfere Gemahlin einräumete / weil in den Stadt-Büchern von Altershero verzeichnet befunden ward: würde sich die Stadt / wenn sie einer Nahmens Arcomat belägern möchte / nicht ergeben / so würde sie gäntzlich zerstöret werden. Hernach schlug er auch durch einen listigen Hinterhalt (welchen er einem bekehrten Christen Arcosan zu führen anvertraute /) den Facfur und die zu Hülffe geruffenen Türcken / ward aber so verwundet: daß er kurtz hierauf in den Armen eines Augustiner Mönches (welchen [228] Chach Abas die Christliche Glaubens-Ubung in Persien verstattete) gleichfals als ein Christ verschied. Bisacc. im Achmet. p. 252-254. Und Pietro della Valle nella lett. 4. di Persia da Ferhabàd. n. 12. p. 187. meldet: daß Chah Abbàs den Christen nicht unhold gewest / selbte auch in Persien so viel Kirchen als sie gewolt haben /bauen lassen / dahingegen die andern Mahumetaner ohne Geld nicht einen Stein an einer alten Christen-Kirche einmauren liessen / n. 25. p. 407. gedenckt er auch: daß des Chàh Abbàs fürnehmste Gemahlin eine Gurgistanische Christin gewesen sey. d. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 14. p. 515. erzehlt er: daß Chiàh Abbàs von einem Carmeliter Mönche in Persischer Sprache die Psalmen und Evangelia bekommen /selbte geküßt / und mit großer Ehrerbietung aufs Haupt gelegt / ja gemeldet habe: daß der / welcher nicht alles darinnen gläubte / ein Ungläubiger sey / n. 16. p. 528. 529. daß der fürnehmste Fürst in PersienImàm culè Chan zu Sciràz den Christen sehr geneigt gewest / auch zweyen Söhnen des Teimuràz Chan auß Georgien (welche er samt der Königin seiner Mutter in Verwahrung gehalten) das Leben beymChàh Abbàs etliche mahl erbethen habe.


36 König Catabanda ließ seinem eltesten Sohn Anza Menza durch seinen Barbier die Gurgel abschneiden; weil er dem Christl. Glauben beyzupflichten schiene /dahero der Jüngere Chàh Abbàs zur Krone kam. Bisacc. im Amurath. p. 386. Dieser Tod ist des Nachts /als der Printz geschlaffen / geschehen / dahero Chiàh Abbàs allezeit ihm 7. oder 8. Bette zubereiten ließ /und bald in diesem / bald in jenem Sicherheit wegen zu schlaffen pflegte. Pietro della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 6. p. 130. nell. lett. 5. da Spahàn. n. 21. p. 559. berichtet er: daß Chiàh Abbàs den Chizil-Basci sehr feind gewest / weil durch sie sein ältester Bruder Hamzà Mirzà bey Lebzeiten des Vaters / so wie auch seine Mutter wäre ermordet worden. Also ließ auch Abas Myrsa seinem Bruder Ismael III. Könige in Persien durch den Barbier Chudi Telak die Gurgel abschneiden: daß er zur Krone kam. Erasm. Francisc. Trauer-Saal. Histor. 28. p. 505. seqq.


37 Die Tartern hatten diesen zu ihrem Haupte erwehlet / und den vorigen Cham Cantimiro Laidira verjaget / der sich auf der Insel Rhodis aufhielt / biß im1628. Jahre Sultan Amurat ihn wieder mit Gewalt einsetzen wolte; Als nun aber viel Tartern von obigem Cham Mehemet Chiran ab- und zum Cantimir fielen / jener auch geschlagen und nebst seinem BruderChain Chiran in dem Tartarischen Sitze Balteza belägert ward / machte er mit dem Könige in Pohlen wider den Türcken ein Bündnüß / gab ihm auch seine Tochter zur Geissel / welche durch die Cosacken denCantimiro zwungen / auß der Tartarey sich nach Sinope zu flüchten / und dem andern das Reich zu lassen. Bisaccion. p. 384. Dergleichen Zwistigkeiten haben die Türcken mit den Tarterschen Chan mehr gehabt. Pietro della Valle lett. 5. da Spahàn. n. 19. pag. 543. Und vom Scihinghire Chan, welcher sich im 1619. Jahre zum Chiàh Abbàs geflüchtet / erzehlet er n. 31. pag. 644. e.n. 32. p. 646. 647.


[229] 38 Wie die Cosacken dem Türcken auf dem schwartzen Meere grossen Schaden gethan / die Städte Sinope / Trapezunt und Caffa eingenommen / ja biß an eine Meile an Constantinopel geplündert und angezündet / ist auß Bisacc. p. 256. 363. und Pietro della Valle nell. lett. 4. da Ferhabàd. n. 16. p. 310-312. zu sehen.


39 Daß vor alten Zeiten bey den Thürmen des schwartzen Meeres von Europa biß in Asien über die Enge des Meeres ein Kette gezogen worden / man auch noch im Meere Seulen sehe / welche die Kette gehalten / bezeugt P. della Valle. p. 1. lett. 2. da Constantinop. p. 45.


40 Nach Bethlen Gabors Tode ward erstlich seine Wittib / hernach sein Bruder Istuan zum Fürsten in Siebenbürgen erwehlet / und vom Sultan Amurath bestätigt. Alleine wie dieser durch List das Hefft erlanget / also verworffen ihn die Stände bald wieder / und erwehlten den George Ragotzy. Ob nun wohl dieser dem Amurat: daß er es mit dem Römischen Käyser halten dürffte / weil er viel Güter in Ungarn hatte /verdächtig war; so durffte er es doch nicht wagen sich den Siebenbürgern zu widersetzen / sondern bestätigte den Ragotzy an statt des Istuans, welcher auß Liebe des Vaterlands das Fürstenthumb gutwillig abtrat. Bisacc. p. 400. 401.


41 Käyser Mahumed III. hatte vier Söhne. Den Selim / welchen er nebst seiner Mutter tödten ließ. Den Jachias / welchen er von einer überauß schönen Griechin Helena / die er Lalpare nennte / erzeuget. Den Achmet und Mustafa. Als Jachias den 26. Wein-Monats-Tag im 1585. Jahre auff dem Felde unter einem Gezelte (dahin sie sich wegen eines Erdbebens begeben) gebohren worden / schickte Sultan Mahumet die Helena mit ihrem Vater / Mutter und Kinde in Magnesia und gab ihr einen beschnittenen Bulgar Namens Hastà Mehemed zu / mit der Verordnung /daß / wenn sein des Sultans Mahumeds damahls noch lebender und regierender Vater gestorben seyn würde / sie wieder nach Constantinopel kommen solte. Als aber sie von dem zum Regiment gekommenen Mahumed höreten: daß er alle seine Brüder umbbracht hätte; besorgten sie: daß auch dieses Kind Jachias / weil es nicht der Erstgebohrne Sohn wäre / nur zum ermorden auferzogen würde; dahero stellten sie sich an: als wenn das Kind in Blattern gestorben wäre / und gaben es nahe an der Stadt / nach zum Schein gehaltenen Leichbegängniße / einer Griechin zu verpflegen; endlich entflohen sie gar heimblich in Griechischer Kleidung nebst dem Beschnittenen nachCalamata in Morea; durch welche Flucht / die Falschheit des außgesprengten Todes offenbahr ward. Nach vielem umbziehen ward das Kind von dem Bischoff zu Nilo und Abbte St. Michaelis zu Atomatos eine Tagereise von Thessalonica im siebenden Jahre getaufft / und Simon nach dem Tauff-Tage genennet /zum Scheine aber hies man ihn Constantinus, und ward dieser Simon daselbst bis ins funffzehende Jahr vom Beschnittenen in ritterlichen Übungen / vom Abte aber im Studiren [230] unterwiesen. Hierauf verkleidete sich der Beschnittene in einen Dervis und zohe mit ihm in klein Asien / in Meynung durch die Aufrührer daselbst was nützliches außzurichten. Weil sie aber daselbst den Mord des ältesten Bruders Selim / und bald darauf des Vaters Mahumed / wie auch: daß des Beschnittenen vertrauter Bruder Dervis Bassa unter dem Sultan Achmet wäre Groß-Visier worden / erfuhren / zohe der Hastà nach Constantinopel / lies den Jacchia zu Cogna in einem Dervis-Kloster und brachte den Groß-Visier / den Mufti / den Janitscharen Aga / die Beglerbei von Griechenland und andere auf seine Seite / und diesen Schuß: daß sie den Sultan Achmet umbbringen / und dafür den Jacchia erwehlen wolten. Dieser Anschlag aber ward verkundschafft und von einer Ebreerin dem Achmet offenbaret. Als nun dieser sich mit ihm zu berathen / den Groß-Visier Dervis zu sich fordern ließ / und anfing: Lebet der Hund (den Jacchias meynende /) noch? meynte Dervis: er wäre verrathen / grieff also zum Sebel den Achmet zu tödten; allein es wurden ihm von den Umbstehenden alsbald die Schenckel verhauen / er aber vom Sultan selbst erwürget. Durch diesen Tod blieben die Mitverschwornen verschwiegen / und Jacchias flohe noch selbigen Tag von Constantinopel /kam auch nach langen umbziehen nach Prage / und hernach nach Florentz; allwo er von dem Römischen Käyser / von Spanien / Pohlen / Franckreich / ja gar in Asien. mit Rath des Groß-Hertzogs Hülffe suchte; aber vergebens / biß er endlich selbte von den Cosacken und Tartern (welche ihn Alexander hiessen) erlangte / und mit ihnen Sinope und Trapezunt angrief /die Türckischen Schiffe anzündete / aber endlich geschlagen / und anfangs in Zaporovia / hernach gar in Welschland zu kehren / veranlasset ward; endlich nahm der Wallstein sich seiner ernstlich an / schickte ihn auch nach Neapolis. Bisacc. im Achmet p. 263. 264. 265. Sonsten erzehlet auch Spandugino f.m. 198. daß Mahumet II. kurtz vor seinem Tode auch sich auf den Christlichen Glauben gewendet habe /durch Unterweisung eines Mönchs / welcher Scolario geheissen.


42 Nehmlich das Kind / welches auf einer Galee von den Malteser Rittern bekommen worden; weßentwegen viel starcke Muthmassungen gewest: daß es des Sultans Sohn sey / und von ihm nach Arabien auß dem Seraglio durch den Kister Agà zu sein und seiner Mutter Sicherheit verschickt habe. Dieses Kind ist einem getaufften Juden und fürnehmen Kauffmanne zu Lion zu erziehen anvertrauet worden. Bisaccioni im Ibrahim p. 500. 501.


43 Wie die Stadt Aden im glücklichen Arabien am Munde des rothen Meeres auf Sultan Solymanns Befehl vom Solyman Beglerbeg zu Alcayr durch Betrug eingenommen / und der Arabische König an einen Mast-Baum gehencket worden; beschreibet Erasm. Francisci im ersten Theil des Trauer-Saals / in der31. Geschicht. Daß aber die Araber selbte Stadt / so wie auch die Abyßiner [231] die Stadt Habeleh oder Hustrebit den Türcken wieder abgenommen; bezeugt Ricaut. livr. 1. chap. 12. p. 186. 187.


44 Der Türckische Käyser ändert die hohen Aempter sehr offt / das zu Alcayr alle drey Jahr / und verkaufft selbte andern überauß theuer. Für Alcayr und Bajadet muß jeder drey oder vier Tonnen Goldes Reichsthaler zahlen; ohne mit was noch des Sultans Mutter und die Verschnittenen bestochen werden müssen. Ricaut. l. 1. c. 17. p. 260. 261.


45 Sonst haben die Türcken ein Grund-Gesetze: daß keiner Sultanin von einem Bassa gezeugte Kinder einigen hohen Reichs-Ampts fähig sind; denn ihre höchste Staffel ist die Auffsicht über des Sultans Pforte des Capagibachi. Ja wenn sie sich ihrer Käyserlichen Ankunfft rühmeten / würden sie als Auffrührer gestrafft. Ricaut. l. 1. ch. 16. p. 243. 244.


46 Die Sultane lassen niemanden eine reiche Erbschafft zufallen / und daher nennen sie sich die älteren Brüder aller hohen Personen / umb bey ihrem Absterben sich zu ihrer Erbschafft zu ziehen. Hiernechst gebrauchen sie tausend Künste den Bassen ihre Federn außzupflücken / so gar daß sie den Visier zu Alcayr /als den reichesten unter allen / ins gemein tödten / und sein Vermögen einziehen lassen. Unter diesen Erfindungen ist nun insonderheit die Vermählung der Käyserlichen Töchter an die Bassen und Beglerbecken /welche selbte / wenn sie schon nur 4. oder 5. Jahr alt sind / alsbald in köstlichen Pallästen aufs kostbahrste unterhalten müssen; und wenn jene sterben / nimmt seine offt noch unberührte Wittib eine Tonne Goldes Reichsthaler zu ihrem Kabin oder Abstattung / das übrige der Sultan weg. Ricaut. livr. 1. chap. 9. pag. 131. chap. 16. pag. 242. chap. 17. pag. 267. Die Bassen machen durch solche Heyrathen sich zu völligen Sclaven ihrer Weiber / denn sie dürffen kein ander Frauenzimmer mehr sehen; ihre vorige Weiber /mit denen sie gleich Kinder gezeuget / müssen sie verstossen / und ihnen mehr als Knechte verächtliche Ehrerbietung bezeigen; dahero sie meist wider ihren Willen solche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 245.


47 In gantz Türckey hat kein Mensch nichts eigenthümliches / alle Gründe und Güter sind des Sultans /außer die Geistlichen Güter. Diese rühret der Sultan durchauß nicht an / also gar: daß / wenn gleich ein schon wegen verletzter Majestät überwiesener Bassa etwas zu einer Mosquée verehret / der Sultan nichts davon entziehen kan. Dahero wohl das dritte Theil des Käyserthumbs in geistlichen Gütern bestehet /und die gefundenen Christlichen Stifftungen haben die Sultane noch vermehret. Ja ungeachtet sie sonst alle Zinsen von vorgeliehenem Gelde verfluchen; so mögen sie doch die Kirchen und Wäysen nehmen. Ricaut. livr. 1. chap. 2. p. 11. 12. & livr. 2. chap. 7. p. 390. 399.


[232] 48 Es ist fast kein Sultan gewest / der nicht bey seiner Herrschafft einen neuen Schatz gesammlet / und über das Behältnüß-Gemach mit güldnen Buchstaben habe schreiben lassen: Hier ist der Schatz dieses Sultans. Ricaut. livr. 1. chap. 12. pag. 193. Diese Schätze werden als eine heilige Sache vom Haznadar Bachi oder Ober-Schatz-Meister verwahrt /und außer der äußersten Noth nicht angerühret. Dahingegen über den gemeinen Schatz / worauß die nöthigen Außgaben und der Kriegs-Sold genommen wird / der Testerdar gesetzt ist. Ricaut. livr. 1. chap. 9. pag. 120.


49 Wenn sich der Sultan in seinen Gärten mit seinen Dirnen / die so denn durch allerley unzüchtige Geberden und Stellungen sich bey ihm einlieben wollen / ergetzen wil / rufft man im Schlosse: Helvet; alßdenn entäußern sich alle Menschen der Gärten; und verwürget derselbe den Kopff / der sich der Garten-Mauer nähert. Ricaut. p. 128.


50 Die Türcken glauben: daß nichts vom Menschlichen freyen Willen / sondern alles von der unveränderlichen Versehung Gottes herrühre. Worauß sie ferner erzwingen: daß ihre Glückseligkeit ein Zeichen des wahren Glaubens sey; und das Kriegs-Volck /gleichsam blind in den Augenscheinlichen Todt zu rennen / anfrischen. Ricaut. livr. 2. chap. 8. Hierwider aber hat Kadaris ein Araber eine gantz widrige Lehre / welche den gantzen freyen Willen des Menschen wider die Versehung behauptet / aufbracht. Und des Schapmestahis gantz neue aber allerbeste Secte erkennet unsern Heyland für den warhafftigen Erlöser der Welt; welchem fast alle / die weiße Bünde tragen /beypflichten / und bereit ihrer viel hierüber Märterer worden sind. Ricaut. livr. 1. chap. 11. pag. 437. 438. & chap. 12. pag. 453. 454.


51 Die Türcken glauben: daß nichts vom Menschlichen freyen Willen / sondern alles von der unveränderlichen Versehung Gottes herrühre. Worauß sie ferner erzwingen: daß ihre Glückseligkeit ein Zeichen des wahren Glaubens sey; und das Kriegs-Volck /gleichsam blind in den Augenscheinlichen Todt zu rennen / anfrischen. Ricaut. livr. 2. chap. 8. Hierwider aber hat Kadaris ein Araber eine gantz widrige Lehre / welche den gantzen freyen Willen des Menschen wider die Versehung behauptet / aufbracht. Und des Schapmestahis gantz neue aber allerbeste Secte erkennet unsern Heyland für den warhafftigen Erlöser der Welt; welchem fast alle / die weiße Bünde tragen /beypflichten / und bereit ihrer viel hierüber Märterer worden sind. Ricaut. livr. 1. chap. 11. pag. 437. 438. & chap. 12. pag. 453. 454.


52 Die Sultane lassen niemanden eine reiche Erbschafft zufallen / und daher nennen sie sich die älteren Brüder aller hohen Personen / umb bey ihrem Absterben sich zu ihrer Erbschafft zu ziehen. Hiernechst gebrauchen sie tausend Künste den Bassen ihre Federn außzupflücken / so gar daß sie den Visier zu Alcayr /als den reichesten unter allen / ins gemein tödten / und sein Vermögen einziehen lassen. Unter diesen Erfindungen ist nun insonderheit die Vermählung der Käyserlichen Töchter an die Bassen und Beglerbecken /welche selbte / wenn sie schon nur 4. oder 5. Jahr alt sind / alsbald in köstlichen Pallästen aufs kostbahrste unterhalten müssen; und wenn jene sterben / nimmt seine offt noch unberührte Wittib eine Tonne Goldes Reichsthaler zu ihrem Kabin oder Abstattung / das übrige der Sultan weg. Ricaut. livr. 1. chap. 9. pag. 131. chap. 16. pag. 242. chap. 17. pag. 267. Die Bassen machen durch solche Heyrathen sich zu völligen Sclaven ihrer Weiber / denn sie dürffen kein ander Frauenzimmer mehr sehen; ihre vorige Weiber /mit denen sie gleich Kinder gezeuget / müssen sie verstossen / und ihnen mehr als Knechte verächtliche Ehrerbietung bezeigen; dahero sie meist wider ihren Willen solche Ehen belieben. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 245.


53 Wie nach Sultan Ibrahims Tode der Bassa zu Alepo Hassan Aga sich wider itzigen Sultan / und insonderheit wider den hier redenden Kiuperli oderKupriuli empöret / hierdurch seine Anschläge in Siebenbürgen verhindert / und biß nach Scutari sein Kriegs-Heer angeführet / hernach aber durch den Bassa zu Bagadet Mortaza sein Leben eingebüsset habe / beschreibt Ricaut. l. 3. c. 6. p. 639. seqq.


54 Dieser auffrührische Bassa machte im Jahr 1624 und folgendes / unter dem Schein: daß ihm der Prophet Mahumed erschienen wäre / und ihm des Sultan Oßmanns Tod zu rächen anbefohlen hätte / dem Türckischen Reiche grosse Händel / und wütete grausam wider die Janitscharen / biß er sich endlich mit dem Amurath IV. außsöhnte / und zum Captàn und Haupte Boßniens gemacht ward. Bisacc. im Amurat. p. 359. seqq. p. 383. 384.


55 Dieses sind die überbliebenen Christen in Syrien. Wiewohl das Widerspiel / und daß für dem zerstörten Christlichen Reiche zu Jerusalem unter dem Guido Lusignan daselbst die Drusen oder Trusken gewesen /Horn. Arc. Noæ p. 274. [233] behauptet; wie mit denen sich Fürst Fakardin in die Hölen gezogen / endlich aber auf gewisse Bedingung sich den Türcken ergeben / beschreibt Bisacc. p. 420. 421.


56 Dieser Saracenische Fürst / zu Zeiten Constantini Pogonati, ist wegen Geitzes der Schweiß der Steine genennet worden. Elmacin. Histor. Saracen. l. 1. c.. 8.


57 Die Albanischen Gebürge sind so schwer zu ersteigen: daß die Türcken noch zur Zeit ihre Einwohner noch nicht gar überwältigen können. Ricaut. l. 1. c. 4. p. 83.


58 Wie Ibrahim durch diesen Bassa im 1641. Jahre diese an der Meotischen Pfütze gelegene und von den Cosacken ritterlich beschirmte Festung so unglückselig belägert; also: daß dafür 7000. Janitscharen /7000. Tartern und 3000. Spahi / und sonst viel Walachen und Moldauer / zusammen über 20000. Mann sitzen blieben / und der Bassa sich nicht einst in Constantinopel zu kehren / getrauet; beschreibet Bisacc. im Ibrahim p. 487. 488. Als aber das folgende Jahr ein ander Bassa sich mit einem grössern Krieges-Heere wider Asac rüstete / die Cosacken aber vergebens bey Moscau Hülffe suchten / der Groß-Hertzog auch den Frieden mit dem Türcken nicht brechen wolte / ob schon die Cosacken ihm diese Festung in seine Hände zu liefern gedachten / plünderten und äscherten sie selbst die Stadt ein / welche aber von den Türcken alsbald wieder besetzt und befestigt ward. Bisacc. p. 491. 492.


59 Als im 1627. Jahre Sultan Amurath durch seinen Groß-Visier Afis Mehemed die Stadt Babylon oder Baghdad belägerte / kam der Bassa von Alepo Murat durch Sturm schon in die Stadt. Der Groß-Visier aber ließ auß Scheelsucht: daß dieser nicht den Ruhm der Eroberung haben möchte / vom Sturme abblasen /vorwendende: es sey seines Käysers Befehl / die Stadt nicht zu verderben; ja er ließ hernach diesem Bassa den Kopff / mit Beschuldigung: Er habe sich selbst zum Visier machen wollen / abschlagen. Bisacc. imAmurat. p. 378. 379.


60 Amurath belägerte den 9. Novembr. Baghdad /und eroberte sie den 22. Decembr. im 1638. Jahre durch Sturm / in welchem er selbst die Soldaten bis an Graben anführete / der Groß-Visier Mehemet und der Janitscharen Aga selbst blieben dafür todt. Bisacc. 469. 470.


61 Die grünen Fahnen werden vom Türcken für ein besonder Heyligthumb gehalten / und in wichtigsten Feldzügen gebraucht / als welche noch von ihrem Propheten Mahumet herkommen sollen. Derogleichen haben die Christen in Ungern im 1594. Jahre dem Simon Bassa mit der Türcken höchster Verbitterung abgenommen. Vita Mahometi III. præmissa Vitis Bisacc. p. 99. Diese Fahne des Mahumets wird mit grossem Aberglauben getragen / siehet gantz anders auß als andere / und wie eine zugespitzte Seule mit allerhand Zierrathen. [234] P. della Valle nella lett. 6. da Constantin. §. 2. p. 186. Ja auf der Spitze dieser Seule und Stange sol ein silbern Hertze seyn / in welchem die Haare vom Barthe Mahumeds aufgehoben werden. Della Valle §. 4. p. 108. Sie nennen sie eine himmlische Fahne / weil sie der Engel Gabriel dem Mahumed zum Zeichen seines unfehlbaren Sieges wider die Christen gebracht haben sol. Welch Aberglaube auch so gar die Kinder / und die auf der Grube gehenden Türcken / ja die Weiber veranlasset / für die Beschützung einer so heiligen Sache zu sterben. M. Ricaut l. 1. c. 4. p. 77. 78.


62 Wenn der Türckische Käyser selbst zu Felde ziehen wil / so stecken sie einen Pusch Haare / welches ein Pferde-Schwantz seyn sol / auf; wie diß geschehen / als Oßmann wider Pohlen zog. Bisacc. imOsman. p. 301. Als Ibrahim wider Malta im Jahr1645. den Krieg eröfnete / und hernach Candien anfiel / wiewohl Ibrahim selbst nicht mit zu Felde zog.Bisacc. im Ibrahim p. 503. Sansouin. fol. 101. am Ende cap. 48. meldet: daß / wenn der Sultan selbst zu Felde zeucht / sieben Fahnen mitgenommen werden /an welchen statt des Zeuges / eine weiße Sache / wie ein Pferde-Schwantz / angemachet ist; welches aber von einem Fische seyn sol; auf der Spitze der Stangen aber sind Mohnden. Pietro della Valle nella lett. 6. da Constantin. §. 2. p. 185. meldet in Beschreibung des Feld-Zuges im 1615. Jahre wider Persien: daß solcher drey Fahnen dem Groß-Visier Mahumed fürgeführet / und daß diese Arth daher rührte / weil einsmahls ein Soldat in einer Schlacht / da die Fahne verlohren worden / den Schweiff abgehauen / und selbten statt der Fahne auf eine Lantze gesteckt habe. Andere wollen diß für eine Geschicht der Römer halten / und daß dieses die Türcken nur nachthun. V. Horn. Are. Noæ. p. 470.


63 Sansovin. fol. 34. pr. meldet: daß die Mahumetisten im künfftigen Leben / ihrem Glauben nach /Frauen von 15. oder 20. Jahren zu ihrer Lust haben würden / welche auch niemahls älter / auch alle Tage Jungfrauen seyn würden / diese nennen sie Uri, oder gläntzende Frauen. Die Männer würden auch immer im 30. Jahre bleiben / und von einem Angelsterne zum andern sehen können. Noch mehr erzehlt hiervon Bellon. l. 3. c. 9. p. 417. v. Horn. Arc. Noæ. p. 466.


64 Wenn der Türckische Käyser ins Seraglio kömmt /werden alle seine Weiber (also heisset er alle seine Beyschläfferinnen. Busbeqv. Epist. 2. p. 144.) in Ordnung gestellet / welche ihm nun gefällt / der legt er ein Tuch auf die Achsel. Diese muß hernach kommen /ihm das Tuch wiederbringen / und ihm beyschlaffen.Sansov. f. 49. p. 1. in fin. wie die dergestalt Beglückte solch Tuch gleichsam für Freuden entzückt und für dem Sultan auf die Knie fallende empfange / solch Liebes-Pfand tausendmahl küsse; wie das andere Frauenzimmer sie hierüber [235] selig preise / sie wasche /bade / einbalsame / mit dem köstlichsten Schmucke ziere / und mit unzehlbaren Freuden-Gethöne in des Sultans Schlaffgemach begleite / ein Verschnittener sie an der Tür bewillkomme / sie aber auf dem Bodeme ins Bette krieche; hernach sie in die Hände derKadan Kahia oder Hoffmeisterin wieder geliefert /gebadet / ihr ein anständiges Gemach eingeräumet /und ihr der Tittel Hunkiar Asa-Kisi oder des Sultans Beyschläfferin gegeben / wenn sie aber so glückselig ist / einen Sohn zu gebähren / sie Hasaki Sultana genennet / und mit einer güldenen Krone geschmücket werde / beschreibet umbständlich Ricaut. livr. 1. chapitr. 9. p. 129. 130.


65 Die Türcken haben eine berühmte Weißagung vom Untergange des Türckischen Reichs; deutsch also lautende: Unser König kommt / nimmt eines Ungläubigen Reich ein / empfänget einen rothen Apffel /und bringet ihn unter sein Joch. Wird nun im siebenden Jahre nicht ein Ungläubiger sein Schwerd wider ihn außziehen / so wird er biß ins zwölffte Jahr ihr Herr seyn / Häuser bauen / Weinberge pflantzen /Gärte umbzäunen / Kinder zeugen. Nachdem er aber zwölff Jahr den rothen Apffel in seiner Gewalt wird gehabt haben / wird der Christen Schwerd sich hervor thun / und den Türcken in die Flucht jagen. Dieses beschreibet und leget auß Sansovin. dell'Origine de Turchi. fol. 61. 62. Olearius im Ende seines Schich Sadi. Was den rothen Apffel anreicht / wird Rom so wohl von Türcken als Persiern Chizil almà oder der rothe Apffel genannt. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhab. n. 24. p. 381. Von der Türcken Untergange aber haben auch die Abyssiner eine berühmte Weißagung. Qu' il sera un temps, que les villes de la Mecque, Medine, Caras, Sicabe, Jambut, Zidem, Para, Aden & autres, qui sont en Arabie heureuse, seroient destruictes, ne demeurant en icelles pierre sur pierre. Que le tombeau de Mahomed seroit demoli, de fonds en comble, & la poudre de ses os espars, & qu'autant en aviendroit à Oclan, Homar, Hubachar, Zeid, Abdalla, Motalif, Asserus, Haleanserus, Huphea, & Ali tous Compagnons ou disciples du sudit Mahomet. Ils adjoustent, que tout cela se fera par la force & vaillance d' un gran Roy ou Prince Chrestien, natif des parties septentrionales, entre les mains & sous la puissance duquel demeurerà la Judée, Ægypte, & le Royaume & ville de Jerusalem. M. Duret. Tresor des Langu. chap. 51. p. 575. Die Christen in Morgenland glauben auch feste gewissen Weissagungen: daß durch fromme Europeer der Türcke werde gestürtzet werden. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhabad. n. 12. p. 289.


66 Die Türcken haben eine berühmte Weißagung vom Untergange des Türckischen Reichs; deutsch also lautende: Unser König kommt / nimmt eines Ungläubigen Reich ein / empfänget einen rothen Apffel /und bringet ihn unter sein Joch. Wird nun im siebenden Jahre nicht ein Ungläubiger sein Schwerd wider ihn außziehen / so wird er biß ins zwölffte Jahr ihr Herr seyn / Häuser bauen / Weinberge pflantzen /Gärte umbzäunen / Kinder zeugen. Nachdem er aber zwölff Jahr den rothen Apffel in seiner Gewalt wird gehabt haben / wird der Christen Schwerd sich hervor thun / und den Türcken in die Flucht jagen. Dieses beschreibet und leget auß Sansovin. dell'Origine de Turchi. fol. 61. 62. Olearius im Ende seines Schich Sadi. Was den rothen Apffel anreicht / wird Rom so wohl von Türcken als Persiern Chizil almà oder der rothe Apffel genannt. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhab. n. 24. p. 381. Von der Türcken Untergange aber haben auch die Abyssiner eine berühmte Weißagung. Qu' il sera un temps, que les villes de la Mecque, Medine, Caras, Sicabe, Jambut, Zidem, Para, Aden & autres, qui sont en Arabie heureuse, seroient destruictes, ne demeurant en icelles pierre sur pierre. Que le tombeau de Mahomed seroit demoli, de fonds en comble, & la poudre de ses os espars, & qu'autant en aviendroit à Oclan, Homar, Hubachar, Zeid, Abdalla, Motalif, Asserus, Haleanserus, Huphea, & Ali tous Compagnons ou disciples du sudit Mahomet. Ils adjoustent, que tout cela se fera par la force & vaillance d' un gran Roy ou Prince Chrestien, natif des parties septentrionales, entre les mains & sous la puissance duquel demeurerà la Judée, Ægypte, & le Royaume & ville de Jerusalem. M. Duret. Tresor des Langu. chap. 51. p. 575. Die Christen in Morgenland glauben auch feste gewissen Weissagungen: daß durch fromme Europeer der Türcke werde gestürtzet werden. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhabad. n. 12. p. 289.


67 Die Türcken haben eine berühmte Weißagung vom Untergange des Türckischen Reichs; deutsch also lautende: Unser König kommt / nimmt eines Ungläubigen Reich ein / empfänget einen rothen Apffel /und bringet ihn unter sein Joch. Wird nun im siebenden Jahre nicht ein Ungläubiger sein Schwerd wider ihn außziehen / so wird er biß ins zwölffte Jahr ihr Herr seyn / Häuser bauen / Weinberge pflantzen /Gärte umbzäunen / Kinder zeugen. Nachdem er aber zwölff Jahr den rothen Apffel in seiner Gewalt wird gehabt haben / wird der Christen Schwerd sich hervor thun / und den Türcken in die Flucht jagen. Dieses beschreibet und leget auß Sansovin. dell'Origine de Turchi. fol. 61. 62. Olearius im Ende seines Schich Sadi. Was den rothen Apffel anreicht / wird Rom so wohl von Türcken als Persiern Chizil almà oder der rothe Apffel genannt. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhab. n. 24. p. 381. Von der Türcken Untergange aber haben auch die Abyssiner eine berühmte Weißagung. Qu' il sera un temps, que les villes de la Mecque, Medine, Caras, Sicabe, Jambut, Zidem, Para, Aden & autres, qui sont en Arabie heureuse, seroient destruictes, ne demeurant en icelles pierre sur pierre. Que le tombeau de Mahomed seroit demoli, de fonds en comble, & la poudre de ses os espars, & qu'autant en aviendroit à Oclan, Homar, Hubachar, Zeid, Abdalla, Motalif, Asserus, Haleanserus, Huphea, & Ali tous Compagnons ou disciples du sudit Mahomet. Ils adjoustent, que tout cela se fera par la force & vaillance d' un gran Roy ou Prince Chrestien, natif des parties septentrionales, entre les mains & sous la puissance duquel demeurerà la Judée, Ægypte, & le Royaume & ville de Jerusalem. M. Duret. Tresor des Langu. chap. 51. p. 575. Die Christen in Morgenland glauben auch feste gewissen Weissagungen: daß durch fromme Europeer der Türcke werde gestürtzet werden. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhabad. n. 12. p. 289.


68 Die Sternseher setzen die Stadt Constantinopel unter den Krebs. Im Krebse aber läuffet die Sonne zurücke / also: daß die Länge des Tages bey uns abnimmet.


69 Der Türcken einiges Zeichen ist der Mohnde / welches sie auf ihre Kirchen / Thürne / Schiffe / Fahnen /und andere Orthe zu setzen pflegen. Diesen aber sollen sie erst nach Eroberung Boßniens gebraucht haben / als dessen Könige vorhin schon den Monden und einen Stern zum Wapen geführet. Sansovin. c. 48. fol. 101. circ. fin.

Zur Andern Abhandlung.

70 Diese Zueignungen der Göttlichen Majestät / wie sie der Engel Gabriel dem Mahumed offenbaret haben solle / nebst andern Abergläubischen Thorheiten erzehlet Sansovin. fol. 12. Petr. Bellon. lib. 3. cap. 7.


71 Welcher Getsalt die Türcken gegen Mittage außgeschuhet / gebadet / gegen Gott mit Küssung der Erde oder Teppichte ihr Gebete verrichten / erzehletTheodoro Spandugino fol. 125. p. 2. Wenn sie aber in Wasser-mangelnden Orten reisen / hat Mahumed ihnen verstattet / Haupt / Hände und Füsse / an statt des Wassers mit Staube der Erden zu besprengen.Bellon. l. 3. c. 31. p. 459.


72 Die Türckischen Pilgramme nach Mecha pflegen sich vorhero / ehe sie des Mahumeds Grab besuchen /auf dem Berge Arcfatagi gantz nackend zu entkleiden / hernach sich biß in den Halß in dem nahe Flusse einzutauchen / vorgebende: daß Adam daselbst auch eben solche Busse gethan / als ihm hernach GOtt Vergebung ertheilet habe. Sansovin. fol. 30. p. 2. Massen sie denn auch sonst sich durchs baden in gemein von Sünden zu reinigen vermeynen. Bellonius lib. 2. c. 71. p. 316. & lib. 3. c. 16. p. 434. Gleicher Gestalt pflegen auch die Benjanen in Indien / wenn sie bethen wollen / sich zu baden. Pietro della Valle lett. 3. da Spahàn. n. 3. p. 114. und die Persianer meynen / mit vierfacher [236] Waßer-Besprützung alle Sünden abzuwaschen. Pietro della Valle lett. 3. da Spahàn. n. 16. p. 164.Von einem Volcke in America erzehlet Hornius in Arca Noæ. p. 530. daß selbte ihr Ychuiri so lange mit einem Stein auf den Rücken schlage / biß sie ihre Sünden bekennen / hernach treten sie in ein Fuß-Wasser / und beten: Lieber Fluß / nimm meine Sünden mit ins Meer: daß sie nicht mehr erscheinen; endlich werden sie von einem Pücklichten mit Nesseln gepeitscht.


73 Die Türcken dichten: daß Adam auf Gottes Befehl das Grab Mahumeds zu Trotz des Teufels gebauet /und darauf einen Marmelstein gefunden habe / welcher sich von sich selbst zu solchem Grabe verfüget. Diesen rühren mit den Augen an und küssen die Mahumedischen Pilgramme / vorgebende: daß er auf den Jüngsten Tag der Steig in Himmel seyn würde / auch ein Anfangs dem Adam und Eva zugegebener Engel gewest wäre; welcher sich nach ihrer Verbrechung in einen Stein verwandelt hätte. Sansovin. fol. 31. p. 2.


74 Der Türcken Opffer werden nicht verbrennet / sondern sie geben von einem geschlachteten Thiere das Fell / den Kopff / die Füsse / und das vierdte Theil des Fleisches dem Priester / das ander Theil den Armen / das dritte den Nachbarn. Sansovin. fol. 71. p. 1. Fürnemlich aber schlachten sie in ihren Ostern oder Bairan viel Widder zum Opfer / gläubende: daß solche Widder alle am Jüngsten Tage ins Paradiß kommen / und für die Opfernden bethen würden. Bellon. l. 3. c. 6. p. 409. An statt der Widder oder Lämmer schlachten die Persianer an ihren Ostern mit vielen Ceremonien ein Cameel / weil sie glauben: daß Abraham an statt seines Sohnes Ismael / (denn diesen / nicht den Isaac hätte er opfern wollen /) ein Kameel geopffert habe. Pietr. della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 27. p. 183-188.


75 Mahumed hat gedichtet: GOtt habe Sonn und Monden in gleichem Glantze geschaffen / der Engel Gabriel aber habe hernach mit einem Flügel an den Monden angestrichen / und selbten auf einer Seite verfinstert. Sansovin. fol. 12. p. 1.


76 Die Türcken halten so viel von Träumen: daß sie auch wachende ihnen gläuben. Einen Monat für seinem Falle träumete dem Sultan Oßmann: daß er auf einem Kamel nach Mecha reisete / dieses Thier aber flüge ihm unterm Leibe weg: daß ihm der leere Zaum in Händen blieb. Dieser Traum ward ihm dergestalt außgeleget: Das Kamel wäre sein Reich / welches ihn abwerffen / und ein ander Käyser für ihn erwehlet werden würde. Bisacc. im Mustafa. p. 346. 347.


77 Perillo leggiero. Wie dieses langsame Thier in den Kasten Noæ kommen / besihe Hornium Arc. Noæ p. 22. 23.


78 Athenæus schreibet: daß auf der Insel Tenos oderHydrusa ein Brunn sey / deßen Wasser sich mit dem Weine nicht mischen lasse.


[237] 79 Die Türcken halten darfür: daß kein Weib ins Paradiß kommen werde / sondern / die wohl gelebet /würden in einem Orth / wo ihnen weder wohl noch übel wäre / die Bösen aber ins höllische Feuer kommen. Spandugino fol. 127. p. 1. Wiewohl Ricaut. livr. 2. chap. 21. p. 527. meldet: daß die Türckischen Weiber wegen ihrer bösen Thaten im andern Leben keine Bestraffung fürchteten / und daher in der Wollust ihre gantze Vergnügung suchten. Deßwegen denn auch bey den Türcken die Weiber so verachtet: daß sie nicht einst bey ordentlichem Gottesdienste in den Kirchen / sondern nur für den Thüren liegen und bethen / in andern Stunden aber wohl in selbte gehen dürffen. Pietro della Valle p. 1. nell. lett. 2. da Constantin. p. 39. deßen Ursache hat Mahumed gegeben: weil sie unbeschnitten wären. Bellon. l. 3. c. 16. p. 432. dahero auch die Beschneidung der Türcken nicht in den Meßkiten geschehen kan. Bellon. l. 3. c. 28. p. 451. bey den Persiern aber werden die Weiber auch beschnitten / und dürffen dahero in ihre Kirchen gehen. Ja auch die Abyssiner / welche doch Christen sind / beschneiden den Mägdchen die Hymenæa. Bellon. d.l. 3. c. 28. p. 452. Claude Duret Tresor des Langues. chap. 51. p. 575. Besiehe auch Pietro della Valle lett. 5. da Spahan. n. 24. p. 590. 591. Nichts desto weniger pflegen die Persianer auch das Frauenzimmer Haram, das ist / Verfluchung / zu nennen /weil sie den Männern zu sündigen die gröste Ursache wären. Pietr. della Valle nell. lett. 3. da Spahan. n. 16. p. 163. 164.


80 Ob wohl die Türcken ins gemein die Mönche und Nonnen: daß sie nicht heyrathen / verlachen / auch die Widerstrebung dem Gesetze: Wachset und mehret euch / für einen grossen Irrthumb halten / und dahero so viel Weiber / als ihnen beliebet / nehmen; Spandug. d.l. so hat es doch unter ihnen eine gewisse Secte der Calender. Dieser Regel ist: Caedanormac, dil resin cusciunce, alchachecciur. Wer in diesen heiligen Orden treten wil / muß in der Jungfrauschafft leben. Diese tragen nur Pferdehaarne Kleider / sind auff dem Kopfe kahl / haben an den Ohren / umb den Hals und Armen / eiserne / an der Vorhaut silberne Ringe. Sansovin. fol. 28. p. 2. Phil. Lonicer tom. 1. lib. 2. part. 2. c. 11. Ihr Uhrheber ist gewesen Santon Kalenderi, ein Arabischer Einsiedler / der Tag und Nacht nach dem Schalle seiner Flöte (ungeachtet sonst alle Music beym Gottesdienste im Alcoran verboten ist) den Nahmen GOttes nennte. Seine Nachfolger aber sollen unter dem Schein der Helligkeit rechte Schüler des Epicurus seyn / und ihre Vergnügung in allerley Uppigkeit suchen. M. Ricaut. livr. 2. chap. 17.


81 P. Alvaro Semedo nella Cina berichtet auch p. 151. 153. 154. daß niemand von Ansehn in dem Königreich China dem Könige gerne seine Tochter verheyrathe; weil selbte zu vorhero von zwey Frauen am gantzen Leibe müssen besichtiget / und ohne einigen Fleck befunden werden. Dahero die Königinnen offtmahls gemeiner Handwercker Töchter wären.


[238] 82 Die Türcken glauben: GOtt werde den Außerwehlten daselbst süsse Aepffel zu essen gelben: da an statt eines abgebrochenen zwey andere wachsen würden /nach Arth des güldenen Zweiges beym Marone l. 6. Æneid. daselbst würden sie auch auß Chrystallen-hellen und Zucker-süssen Bächen trincken; worvon ihnen Augen und Verstand also würde geschärfft werden: daß sie von einem Ende des Himmels biß zum andern würden sehen können. Sansov. in fol. 33. in fin.


83 Daß des Musti Tochter auß dieser Ursache dem Ibrahim Lieb und Heyrath abgeschlagen / bezeugetBisacc. im Ibrahim p. 517. 518. daß aber der zum Reich kommende älteste Bruder die andern ins gemein hinrichte / ist auß hundert Exempeln bekand /auß welcher Furcht denn Giangir des Suleiman Sohn sol kranck worden und gestorben seyn; als er seines Brudern Mustafa Tod gehöret. Busbequ. Epist. 2. p. 145. und Pietr. della Valle nell. lett. 2. da Viaggi erzehlt p. 61. daß in des Sultan Murat Begräbnüße 17. seiner Söhne legen / welche von ihrem ältesten Bruder ermordet / und auf einen Tag mit dem Vater begraben worden. Diese Grausamkeit hat Bajazeth angefangen /wiewohl sie bey den letztern Käysern etwas nachgelassen. Maßen nach dem Achmet / sein Bruder Mustafa / nach dem Amurath sein Bruder Ibrahim zum Regiment kommen. Achmet aber gleichwohl / der dem Mustafa geschworen hatte: Er wolte ihn nicht tödten /setzte ihn in Kercker / ja er hätte ihn auch erwürget /wenn er nicht theils durch schreckliche Träume /theils durch ihn überfallende Ohnmacht der Hand / als er auf ihn schon einst den Bogen gezogen / wäre abgehalten worden. Darauf Mustafa auch ein Dervis worden. Bisacc. im Osman. p. 284. 285. des itzigen Türckischen Käysers Mahumed drey Brüder sind auch noch lebend; aber so unbekand / als wenn sie nicht in der Welt wären. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 255. 256.


84 Als Mahumed III. alleine den Wollüsten nachhing / unterwand sich seines ältesten Sohnes Mutter für der Zeit ihren Sohn auf den Stuhl zu bringen / und von des Mahumeds Regimente übel zu reden. Mahumed dieses wahrnehmende / ließ alsbald in seiner Gegenwart die Mutter tödten / den Sohn erwürgen / und noch andere vierzehen Personen enthäupten. Hernach vorgebende: der Sohn wäre nicht geschickt gewest Kinder zu zeugen. Vita Mahumedis III. præmiss. Bisacc. p. 197. 198.


85 Bey den Türcken geben die Männer den Weibern ein gewiß Heyrath-Gut. Sansovin. f. 20. p. 2. Hingegen bringen die Weiber in Morgenland nichts zu /also: daß es für ein grosses gehalten wird / wenn der König in Persien mit einem seiner Weiber / wenn er sie nach Gewohnheit einem andern verheyrathet /1000. oder 2000. Ducaten mit giebt. Pietr. della Valle nell. lett. 4. di Pers. da Cazuin. n. 26. p. 417.


[239] 86 Daß das Frauenzimmer in Morgenland allezeit mit verdecktem Gesichte gehe / ist gemein. Ob nun wohl diß ins gemein dafür gehalten wird: daß es auß Schamhafftigkeit / oder: daß es wegen der Männer Eyfersucht geschehe / so ist doch vielmehr wahr: daß sie sich mehr auß Hochmuth verdecken / und sich nicht iederman wollen beschauen lassen; nach der Arth der alten Adelichen Frauen in Arabien / und der Grichischen. Dahero die Mahumetischen Weiber sich auch für einer höhern Person als sie sind / zu entdecken pflegen. P. della Valle lett. 3. da Spahàn. p. 165.-167. Wiewohl: daß diese Entblössung auch für dem Sultan nicht allemahl geschehen müsse / auß der Todes-Geschichte des Ibrahims Mutter Kiosem zu sehen ist; denn des itzigen Sultans Mehemet Mutter ward im Zimmer des Sultans von denen Ichoglans für die Kiosem gehalten und angefallen / also daß sie ihr Gesichte entdecken / ihrem Sohne zu Fusse fallen und ruffen mußte: Sie wäre nicht Ibrahims / sondern Machmets Mutter. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 67. 68.


87 Wenn ein Türcke einem Frauenzimmer seine Liebe und Begierde sie zu heyrathen / eröfnen wil / fühlet er ihr an die Gurgel / denn dadurch bekennet er sich ihr Sclave zu seyn. Und da sie hierein willigt / bleibt sie stehen oder küßet ihm die Hand. Bellon. observ. lib. 3. c. 16. p. 432.


88 Wenn ein Türcke einem Frauenzimmer seine Liebe und Begierde sie zu heyrathen / eröfnen wil / fühlet er ihr an die Gurgel / denn dadurch bekennet er sich ihr Sclave zu seyn. Und da sie hierein willigt / bleibt sie stehen oder küßet ihm die Hand. Bellon. observ. lib. 3. c. 16. p. 432.


89 Die grüne Farbe ist bey den Türcken die fürnehmste und heiligste / als ein Wapen und Gedächtnüs des Mahumeds. Sansovin. fol. 90. p. 2. dahero allein die Sultane und des Mahumeds Anverwandte selbten tragen dürffen / weßwegen sich Suleimann auch noch im Alter damit bekleidet. Hingegen ist bey ihnen die schwartze Farbe verhaßt und schimpflich. Busbequ. Ep. 1. p. 100. Wiewohl Bellon. l. 3. c. 24. p. 447. auch berichtet: daß die / welche zwey oder dreymahl nach Mecha gewalfahrt hätten / auch grüne Farbe tragen möchten. Diese Mahumeds-Anverwandten führen auch in Feldzügen die grüne Fahne. P. della Valle nell. lett. 6. de Viaggi §. 2. p. 184. Sie sind daher so verehrt; daß wer Hand an sie legt / sie verlieret. Ihr Obrister Nakib Eschrel aber hat über ihr Leben und Tod Gewalt. Der nechste nach ihm heist Alemdar, der stets die grüne Fahne trägt / wenn der Sultan wo aufzeucht. Ricaut. livr. 2. ch. 6. Also ist Morgenroth die eigene Farbe der Könige in China / die niemand anders tragen darff / und des Königs Kleider sind mit Drachen gestückt. Alvaro Semedo nella Cina. part. 1. c. 22. p. 151. Deßhalben heissen ihn die TarternAltun Chan, das ist den güldnen König. Hornius Arca Noæ p. 248. Sonst dürffen auch allein die Türcken umb ihre Bünde weiße Binden tragen / als ein Zeichen ihres Glaubens / also: daß wenn ein Jude oder Christ dergleichen trüge / er entweder sterben /oder Türckisch werden müste. Pietro della Valle p. 1. lett. 5. p. 150. e. part. 2. lett. 4. p. 208. Bellonius lib. 2. c. 36. p. 248. Hingegen mögen in Persien alle Christen und andere Glaubens-Genossen wie die Mahometisten mit Bünden gehen / und die grüne Farbe so gar an [240] Schenckeln tragen. Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhabad. n. 5. p. 235. die Indianischen Mahumetisten aber gebrauchen die grüne Farbe unter sich auch / für ein Zeichen des Mahumeds Nachkommen. Valle nell. lett. 5. da Spahàn. n. 7. p. 493. Der Benjanen ihre Bünde auf dem Haupte sind Saffran-farbicht / und in ihren Festen tragen sie weiße Kleider / auf der Brust und Rücken mit gelber und rother Farbe eingesprengt. Pietro della Valle nell. lett. 3. da Spahàn. n. 2. p. 110. Zu Xeguaguara einem Lande Americæ färbet sich allein der König mit schwartzer / andere aber mit rother Farbe. Horn. ibid. p. 506.


90 Bey diesen Barbarischen Völckern ist es gemein: daß auf ihres Fürsten Befehl die in Ungnade fallende selbst die Köpffe darreichen / und überschicken müssen. Wie Horn. Arcâ Noæ p. 496. von denen Canariern bezeuget: daß sie auf solchen Befehl ohne einige Einwendung abstürtzen. In Japan müssen auf diese Arth auch die Größesten ihren Bauch aufschneiden.


91 Ob wohl des Musti altes Ansehen / da nehmlich von ihm / wie auß der Dodonischen Eiche / Wahrsagungen geholt worden; Busbequ. Ep. 3. p. 264. sehr gefallen / so wird er doch selten getödtet / oder / wenn diß ja wegen Verrätherey geschehen sol / vorhero abgesetzt / und so denn in einem Mörsel / der zu dem Ende im Gefängnüße der sieben Thürme mit Fleiß aufgehoben wird / Fleisch und Beine zu einem Muß zerstampet. Ricaut. livr. 2. chap. 4. p. 371. 378.


92 Spandugino fol. 113. p. 2. lehret: daß des Mufti Würde die allergrösseste sey; ja: daß wenn der Mufti den Käyser besuche / er ihm entgegen gehe / empfange / und ihm im Sitzen die Ober-Stelle gebe.


93 Dieses ist: daß die Kinder ihre Eltern ehren / und ihnen niemahls widersprechen sollen. Sansovin fol. 17. p. 2.


94 Frantz Redi hat zu Florentz angemerckt: daß das Gifft der Nattern weder in Zähnen noch im Schwantze / noch in der Galle / sondern in zwey Bläßgen an den Zähnen stecke; auß welchen eine gelbe Feuchtigkeit sprütze / wenn sie beissen. Insonderheit: daß an der Natter oder Vipern nichts tödte / wenn es gleich verschlungen werde / sondern nur wenn der gifftigsten Thiere Safft in die Wunden kommt / und sich mit Blute vermische. Wozu er anzieht den Orth des Lucani:


Noxia serpentum est admisto sanguine pestis,

Morsu virus habent, & fatum dente minantur,

Pocula morte carent.


95 Die Türcken sind zwar zwistig / wo der Verstorbenen Seelen biß zum [241] Gerichts-Tage sind / jedoch glauben sie: daß kein Mahumedist ewig in der Hölle seyn werde. Sie setzen aber den Gottlosen eine Straffe des Grabes auß / die sie Azabe-Kabari heißen; da nehmlich der Todten Leib und Gebeine gantz und gar sollen zerquetscht / alle Ritze des Grabes verstopffet werden. Hierentgegen sollen die Frommen auß ihren Gräbern ein Fenster haben ins Paradiß umb GOtt in seiner Herrligkeit zu schauen. Ricaut. livr. 2. chap. 12. p. 452. 453.


96 Busbequius Epist. 3. p. 211. erzehlet: daß die miteinander badende Weiber bey Türcken sich offt in einander hefftig verlieben / daselbst meldende: daß ein Weib zu Constantinopel auß hefftiger Liebe gegen ein Mägdgen sich für einen Chiaus verkleidet und selbte geheyrathet; weßwegen sie aber der Janitscharen Aga ersäuffen lassen.


97 Die Platonischen Welt-Weisen haben gelehret: es könne ein schöner Leib so wenig ohne einen herrlichen Geist / als ein Zirckel ohne Mittel-Punct seyn. Und also halten auch die Türcken für unmöglich: daß eine Knechtische Seele in einem schönen Leibe wohnen solte. Weßwegen sie die schönsten Knaben dem Sultan zu seinen Ichoglans außlesen. Ricaut. livr. 1. chap. 5. p. 93. 94.


98 Die Mahumedisten dichten: GOtt habe zwey Engel Haroth und Marot deßhalben auf die Erde geschickt /die Menschen zu lehren: daß sie nicht tödten / nicht unrecht richten / nicht Wein trincken sollen. Diese habe eine mit ihrem Manne strittige Frau als Richter zu sich erbeten / und in Speisen ihnen Wein einbracht / davon sie truncken worden: daß sie der Frauen beygeschlaffen / und auß Liebe sie dieselben Worte gelehret / mit derer Hülffe man in Himmel und wieder herab fliegen kan. Hiermit habe sie sich alsbald in Himmel erhoben / darauf sie GOtt in Morgenstern verwandelt / die Engel aber für Gerichte gefodert / und ihnen entweder dieser oder künfftiger Zeit Straffe zu erwehlen aufferlegt. Darauf die Engel jene erkieset / also: daß sie biß zum jüngsten Gerichte an eisernen Ketten im Pful Bebil mit dem Kopffe stecken müssen. Sansovin. f. 15. p. 1. Diesen Traum der Mahumedisten erzehlet auch Pietr. della Valle nell. lett. 17. de Viaggi p. 614. meldet aber dabey: daß die zwey Engel bey dem eingefallenen Thurme zu Babylon in eine Höle wären eingesperret / und biß zum Tage des Gerichts mit den Haaren der Augenlieder aufgehencket worden. Und nebst andern Bellonius lib. 3. c. 6.


99 Die Türcken dichten ihnen auch eine Göttin der Liebe / die sie Assih nennen. Sansovin. fol. 70. p. 1. Für des Mahumeds Zeit haben die Saracenen die Venus, welche sie Kabar genennet / angebetet. Kirch. Oedip. Ægypt tom. 1. Syntagm. 4. c. 16. §. 3. p. 346. seqq. Selden. Synt. 2. c. 4. Horn. Hist. Philos. lib. 1. cap. 9. pag. 51. Ja pag. 349. meldet Kircherus, daß die Türcken noch heute zu Tage den Stein Brachta, auf den ein Venus-Bild eingehauen / anbeten / entweder: daß Abraham auff selbtem die [242] Agar beschlaffen /oder daran sein Kamel angebunden haben solle / als er den Isaac opfern wollen.


100 Die Freyheit viel Weiber zu nehmen / ist von dem Mahumed verstattet; wie auch außer den Ehweibern sich anderer Beyschläfferinnen zu gebrauchen.Bellon. l. 3. c. 8. p. 415. Gleichwohl ist die Zahl der Weiber biß auf vier eingeschrenckt / und wird es nur für eine Freyheit der Heyligen gehalten: daß Mahomed ihrer neun / Hali vierzehn gehabt. Ricaut. livr. 1. chap. 21. p. 524. 525. Sonsten pflegen die Türckischen Käyser keine mehr recht zu ehligen; maßen /außer dem Suleiman (welcher von Roxelanen durch Zaubereyen derogestalt eingenommen worden: daß er ihr ein Heyrath-Gut / als das Kennzeichen der Eh außgesetzt / auch hernach keinem andern Weibe mehr beygeschlaffen hat) seit dem Bajazeth keiner eine geheyrathet / weil selbter in des Tamerlanes Gefängnüße allzu grosse Schmach an seiner Gemahlin Despina sehen müssen. Ricaut. livr. 2. chap. 21. p. 533. 534. Pietro della Valle nelle lettere 2. p. 85. meldet: Es geschehe die grosse Kosten / die eine geehlichte Käyserin erfordern würde / zu ersparen. Wiewohl meist die Sultane eine einige für den andern hochhielten /wie Sultan Achmet die Kiosem. Daß aber Sultan Oßmann wider dieses Grund-Gesetze ein Weib geheyrathet / sol eine der fürnehmsten Ursachen seiner Ermordung gewesen seyn. Ricaut. livr. 2. ch. 21. p. 535. Sonsten haben die unehligen Kinder bey den Türcken eben die Würde und Erbrecht / als die ehligen. Busbequius Ep. 1. p. 58. 59. 122. Jedoch lehretRicaut. l. 2. chap. 21. p. 530. daß wenn ein Vater seine mit einer Beyschläfferin gezeugte Kinder im letzten Willen nicht freyläßt und abstattet / sie Knechtisch und unter der Gewalt seiner ehligen Kinder bleiben.


101 Der Alcoran beschreibet das ewige Leben mit eitel solchen irrdischen Wollüsten. Die Secte derEschraki legt aber alles diß verblümter Weise auß /und lehrt: daß die ewige Freude allein im Anschauen der Göttlichen Majestät bestehen werde. Ricaut. livr. 2. chap. 12. pag. 471.


102 Daß des Musti Tochter auß dieser Ursache dem Ibrahim Lieb und Heyrath abgeschlagen / bezeugetBisacc. im Ibrahim p. 517. 518. daß aber der zum Reich kommende älteste Bruder die andern ins gemein hinrichte / ist auß hundert Exempeln bekand /auß welcher Furcht denn Giangir des Suleiman Sohn sol kranck worden und gestorben seyn; als er seines Brudern Mustafa Tod gehöret. Busbequ. Epist. 2. p. 145. und Pietr. della Valle nell. lett. 2. da Viaggi erzehlt p. 61. daß in des Sultan Murat Begräbnüße 17. seiner Söhne legen / welche von ihrem ältesten Bruder ermordet / und auf einen Tag mit dem Vater begraben worden. Diese Grausamkeit hat Bajazeth angefangen /wiewohl sie bey den letztern Käysern etwas nachgelassen. Maßen nach dem Achmet / sein Bruder Mustafa / nach dem Amurath sein Bruder Ibrahim zum Regiment kommen. Achmet aber gleichwohl / der dem Mustafa geschworen hatte: Er wolte ihn nicht tödten /setzte ihn in Kercker / ja er hätte ihn auch erwürget /wenn er nicht theils durch schreckliche Träume /theils durch ihn überfallende Ohnmacht der Hand / als er auf ihn schon einst den Bogen gezogen / wäre abgehalten worden. Darauf Mustafa auch ein Dervis worden. Bisacc. im Osman. p. 284. 285. des itzigen Türckischen Käysers Mahumed drey Brüder sind auch noch lebend; aber so unbekand / als wenn sie nicht in der Welt wären. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 255. 256.


103 Daß des Musti Tochter auß dieser Ursache dem Ibrahim Lieb und Heyrath abgeschlagen / bezeugetBisacc. im Ibrahim p. 517. 518. daß aber der zum Reich kommende älteste Bruder die andern ins gemein hinrichte / ist auß hundert Exempeln bekand /auß welcher Furcht denn Giangir des Suleiman Sohn sol kranck worden und gestorben seyn; als er seines Brudern Mustafa Tod gehöret. Busbequ. Epist. 2. p. 145. und Pietr. della Valle nell. lett. 2. da Viaggi erzehlt p. 61. daß in des Sultan Murat Begräbnüße 17. seiner Söhne legen / welche von ihrem ältesten Bruder ermordet / und auf einen Tag mit dem Vater begraben worden. Diese Grausamkeit hat Bajazeth angefangen /wiewohl sie bey den letztern Käysern etwas nachgelassen. Maßen nach dem Achmet / sein Bruder Mustafa / nach dem Amurath sein Bruder Ibrahim zum Regiment kommen. Achmet aber gleichwohl / der dem Mustafa geschworen hatte: Er wolte ihn nicht tödten /setzte ihn in Kercker / ja er hätte ihn auch erwürget /wenn er nicht theils durch schreckliche Träume /theils durch ihn überfallende Ohnmacht der Hand / als er auf ihn schon einst den Bogen gezogen / wäre abgehalten worden. Darauf Mustafa auch ein Dervis worden. Bisacc. im Osman. p. 284. 285. des itzigen Türckischen Käysers Mahumed drey Brüder sind auch noch lebend; aber so unbekand / als wenn sie nicht in der Welt wären. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 255. 256.


104 Daß des Musti Tochter auß dieser Ursache dem Ibrahim Lieb und Heyrath abgeschlagen / bezeugetBisacc. im Ibrahim p. 517. 518. daß aber der zum Reich kommende älteste Bruder die andern ins gemein hinrichte / ist auß hundert Exempeln bekand /auß welcher Furcht denn Giangir des Suleiman Sohn sol kranck worden und gestorben seyn; als er seines Brudern Mustafa Tod gehöret. Busbequ. Epist. 2. p. 145. und Pietr. della Valle nell. lett. 2. da Viaggi erzehlt p. 61. daß in des Sultan Murat Begräbnüße 17. seiner Söhne legen / welche von ihrem ältesten Bruder ermordet / und auf einen Tag mit dem Vater begraben worden. Diese Grausamkeit hat Bajazeth angefangen /wiewohl sie bey den letztern Käysern etwas nachgelassen. Maßen nach dem Achmet / sein Bruder Mustafa / nach dem Amurath sein Bruder Ibrahim zum Regiment kommen. Achmet aber gleichwohl / der dem Mustafa geschworen hatte: Er wolte ihn nicht tödten /setzte ihn in Kercker / ja er hätte ihn auch erwürget /wenn er nicht theils durch schreckliche Träume /theils durch ihn überfallende Ohnmacht der Hand / als er auf ihn schon einst den Bogen gezogen / wäre abgehalten worden. Darauf Mustafa auch ein Dervis worden. Bisacc. im Osman. p. 284. 285. des itzigen Türckischen Käysers Mahumed drey Brüder sind auch noch lebend; aber so unbekand / als wenn sie nicht in der Welt wären. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 255. 256.


105 Daß des Musti Tochter auß dieser Ursache dem Ibrahim Lieb und Heyrath abgeschlagen / bezeuget Bisacc. im Ibrahim p. 517. 518. daß aber der zum Reich kommende älteste Bruder die andern ins gemein hinrichte / ist auß hundert Exempeln bekand /auß welcher Furcht denn Giangir des Suleiman Sohn sol kranck worden und gestorben seyn; als er seines Brudern Mustafa Tod gehöret. Busbequ. Epist. 2. p. 145. und Pietr. della Valle nell. lett. 2. da Viaggi erzehlt p. 61. daß in des Sultan Murat Begräbnüße 17. seiner Söhne legen / welche von ihrem ältesten Bruder ermordet / und auf einen Tag mit dem Vater begraben worden. Diese Grausamkeit hat Bajazeth angefangen /wiewohl sie bey den letztern Käysern etwas nachgelassen. Maßen nach dem Achmet / sein Bruder Mustafa / nach dem Amurath sein Bruder Ibrahim zum Regiment kommen. Achmet aber gleichwohl / der dem Mustafa geschworen hatte: Er wolte ihn nicht tödten /setzte ihn in Kercker / ja er hätte ihn auch erwürget /wenn er nicht theils durch schreckliche Träume /theils durch ihn überfallende Ohnmacht der Hand / als er auf ihn schon einst den Bogen gezogen / wäre abgehalten worden. Darauf Mustafa auch ein Dervis worden. Bisacc. im Osman. p. 284. 285. des itzigen Türckischen Käysers Mahumed drey Brüder sind auch noch lebend; aber so unbekand / als wenn sie nicht in der Welt wären. Ricaut. livr. 1. chap. 16. p. 255. 256.


106 Daß Amurath IV. im 1637. Jahre seinen Sohn erwürgen lassen / weil er beym Seraglio einen Tarter getödtet / und selbst seinen noch übrigen einigen Sohn von drey Jahren umbbracht / lehret Bisacc. imAmurath. p. 455. 458.


107 Sultan Achmet verordnete im Testament: daß ihm nicht sein zwölffjähriger Sohn Oßmann / sondern sein Bruder Mustafa im Reiche folgen solte; umb hierdurch entweder seinem Bruder die langerdultete Gefängnüs zu belohnen / oder durch dessen Thorheit desto grössere Leibe gegen seinem Sohne Oßmann zu wege zu bringen. Bisaccioni im Osman. p. 283.


108 Als Amurath IV. Bagadet eingenommen hatte /schlachtete seine Mutter diese seine [243] zwey von einer andern Mutter gebohrne Brüder ihm auf sein Siegs-Fest ab. Bisaccion. im Amurath. p. 442.


109 Als Amurath IV. Bagadet eingenommen hatte /schlachtete seine Mutter diese seine zwey von einer andern Mutter gebohrne Brüder ihm auf sein Siegs-Fest ab. Bisaccion. im Amurath. p. 442.


110 Daß bey den Türckischen Käysern die Schwestern wenig / die Mütter aber viel gelten / gleichwohl aber auch offt auf Heisch der Soldaten / ins alte Seraglio gesperret werden / lehret Bisaccion. im Amurath. pag. 387. Wie viel aber auch des Suleimans Gemahlin Roxelana gegolten / ist weitläufftig zu sehen beym Busbequio Epist. 1. pag. 61. 67. 145. 156. So große Gewalt hat auch eine Weile gehabt des Chiàh Abbas erste Gemahlin / Zeinèb Begùm eine Tochter desChiàh Tahamàsp seines Groß-Vaters. Pietr. della Valle lett. 5. da Spahàn. n. 38. pag. 683. n. 48. pag. 729. Und als Sultan Ibrahim erwürgt / Machmet erhoben worden / hat Kiosem als Groß-Mutter das gantze Türckische Reich nach ihrem Willen beherrscht. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 37.


111 Acciolin nahm in Welschland Bassano ein / tödtete darinnen das Haupt Johan. Baptista de la Porta, und kriegte darinnen Bianca de Rossy seine Gemahlin gefangen. Als dieser nun lange vergebens umb den Genüß ihrer Liebe Ansuchung gethan / wolte er sie nothzüchtigen; aber sie erreichte das Fenster / sprang hinunter / fiel ihr eine Schulter auß / und brach den Arm. Der Tyrann lies sie heilen / und versuchte nochmahls alle Mittel / sie zur Liebe zu bewegen; endlich lies er sie an eine Tafel anbinden / und nothzüchtigte sie. Hierauf lief sie auf ihres Ehgemahls Grab / und gab darauf auß Betrübnüß ihren Geist auf. P. Pierre de Moyne la Galerie des femmes fortes. p. 317.-320.

Zur Dritten Abhandlung.

112 Als Amurath IV. auf dem Todbette lag / bereuete er: daß er seine zwey Brüder Orcan und Bajazeth hatte tödten lassen; befahl hierauf auch zwar: daß man den Bruder auß dem Kercker für ihn bringen solte / alleine seine Mutter verhinderte es / besorgende: daß dem Ibrahim auß seiner Gegenwart der Tod oder ander Unheil begegnen dörffte. Hierauf ließ Amurath die Mutter vom Bette weg / die Bassen zu sich kommen / und weil er nicht wolte: daß einem tapffern Amurath ein schlimmer Ibrahim folgen solte /musten sie ihm eydlich versprechen: daß nach seinem Tode nicht sein Bruder / sondern der Tarter Cham Stul-Erbe seyn solte. Allein so bald Amurath die Augen zudrückte / bewegte sie die Bassen (welche ohne diß keine Lust zum Tarter hatten /) theils durch gute / theils herbe Worte: daß sie den Ibrahim zum Käyser erwehlten. Bisacc. p. 475. 476. 479. 480.


113 Als Amurath IV. auf dem Todbette lag / bereuete er: daß er seine zwey Brüder Orcan und Bajazeth hatte tödten lassen; befahl hierauf auch zwar: daß man den Bruder auß dem Kercker für ihn bringen solte / alleine seine Mutter verhinderte es / besorgende: daß dem Ibrahim auß seiner Gegenwart der Tod oder ander Unheil begegnen dörffte. Hierauf ließ Amurath die Mutter vom Bette weg / die Bassen zu sich kommen / und weil er nicht wolte: daß einem tapffern Amurath ein schlimmer Ibrahim folgen solte /musten sie ihm eydlich versprechen: daß nach seinem Tode nicht sein Bruder / sondern der Tarter Cham Stul-Erbe seyn solte. Allein so bald Amurath die Augen zudrückte / bewegte sie die Bassen (welche ohne diß keine Lust zum Tarter hatten /) theils durch gute / theils herbe Worte: daß sie den Ibrahim zum Käyser erwehlten. Bisacc. p. 475. 476. 479. 480.


114 Hierauf giengen die Bassen nun für des Ibrahims Kercker. Alleine er verriegelte sich inwendig / und wolte durchauß nicht aufmachen / sich des Lebens besorgende / und auf Anbietung des Reichs allezeit antwortete: daß er zu herrschen nie gedacht [244] hätte / er wäre ein Sclave seines Bruders Amurath / biß endlich seine Mutter selbst für den Kercker kam / ihm zuredete / und ihm des Amuraths Leiche zeigete. Bisacc. 486.


115 Suleiman ließ seinen ältesten Sohn Mustafa auf Anstifften und Beschuldigung der Roxelana: daß er dem Vater nach dem Regiment stünde / erwürgen: damit sie hierdurch ihren langsamer gebohrnen Kindern auf den Thron hülffe. Busbequius Epist. 1. pag. 58.-65. Den Sohn Bajazeth / (welcher sich auf Anstifften seiner Mutter Roxelana und Rustans / dem ältern Sohne Selim fürzückte / mit selbtem / nach erster Außsöhnung beym Vater / schlug / hernach sich in Persien flüchtete /) erkauffte er von dem Könige in Persien / und ließ ihn durch seinen dahin gesendetenBassa Hassan erwürgen; also: daß er nicht einst zuvor seine vier Söhne küssen durffte / welche / wie des Mustafa Sohn / auch sämptlich erwürget worden.Busbequ. Ep. 4. p. 408.-410.


116 Daut Bassa / der den Sultan Oßmann zu tödten Befehl ertheilet / und des Sultan Mustafa Schwester zur Eh hatte / ward schlüßig / den Mustafa und das gantze Oßmannische Geschlechte aufzureiben. Dahero befahl er dem Capi Aga den Amurath IV. in ein ander Gefängnüs zu bringen / umb selbten zu tödten. Aber dieser ward auf Schreyen und Weigern des Mißtrauenden Amuraths von den Zulauffenden getödtet; Daut aber sich weg zu flüchten genöthigt; endlich auch an eben dem M Orthe / wo Oßmann / erwürget; Hierauff wigelte des Amuraths Mutter die Soldaten auf: daß sie den Mustafa absetzen möchten. Diesem zu begegnen / gieng des Mustafa Mutter nebst andern den Amurath umbzubringen / der aber schon an einen sichern Orth gebracht war; darüber sie sich verzweiffelnde selbst erhencken wolte: sie ward aber von einem Verschnittenen verhindert. Bisacc. im Mustafa p. 347.-354.


117 Dieser dritte Sohn ward dem Ibrahim den 22. Mertz im 1642. Jahre / als gleich Tag und Nacht gleiche waren / gebohren; daher die Perser und andere von ihme wahrsagten / daß er sehr glücklich seyn würde. Bisacc. im Ibrahim p. 494.


118 Dieser dritte Sohn ward dem Ibrahim den 22. Mertz im 1642. Jahre / als gleich Tag und Nacht gleiche waren / gebohren; daher die Perser und andere von ihme wahrsagten / daß er sehr glücklich seyn würde. Bisacc. im Ibrahim p. 494.


119 Die Mahumedisten gläuben: daß GOtt eines jeden Menschen Verhängnüß auf seine Stirne / oder in ein im Himmel verwahrtes Buch Narsip oder Tactir alles / was ihm Gutes oder Böses begegnen sol / und er durch keine Klugheit oder Widerstrebung vermeiden kan / aufgeschrieben habe. Ricaut. livr. 2. chap. 8. p. 402.


120 Im Alcoran redet Mahumed also hiervon: Meine Vorbitte wird gehen für diejenigen auß meinem Volcke / die schwer gesündigt haben / womit sie zwar nach der Größe ihres Unrechts gestrafft / aber hernach auß Barmhertzigkeit ins Paradiß [245] mögen aufgenommen werden; weil es unmöglich ist: daß sie mit den Ungläubigen in den ewigen Flammen immer bleiben sollen. Denn es ist uns offenbahret: daß wer nur vom Glauben einen Sonnenstaub im Hertzen behalten wird / nach außgestandener Feuer-Straffe doch werde erlöset werden. Ricaut. livr. 2. chap. 11. p. 442.


121 Sie gläuben: daß / wenn sie auß dem Feuer über eine glüende Brücke in Himmel gehen werden / würden ihren Fußsolen alle auffgehobene Papiere und Rosen-Blätter / welche von dem Schweiße des Mahumeds allererst sollen entsprossen oder bepurpert seyn / ankleben / und sie für allem Brande behüten.Ricaut. d.l.p. 443. 444. Balsac. Entretien. 5. chap. 2. p. 134.


122 Arabisch Tochm-escens, ist eine wohlriechende und süsse Frucht bey den Morgen-Ländern. Pietr. della Valle lett. 3. da Spahàn. p. 137.


123 P. Athanas. Kircher. führet in Itiner. Exstat. Itinere in Solem, auß: daß zwar alle bewegliche und unbewegliche Sterne durch ihre Außdampfungen Cometen / die Sonne aber die meisten hecke.


124 Bey Eroberung der Stadt Constantinopel ward eine Griechin / Irene genannt / gefangen / diese aber fieng wegen ihrer Schönheit durch Liebe dergestalt den Mahumed II. daß sie ihn gäntzlich beherrschete. Als er aber merckte: daß seine Soldaten solche Liebe übel empfunden /hieb er sie aufs köstlichste gekleidet für dem gantzen Kriegs-Heer in Stücke; zu bezeugen: daß er nichts weniger seine Begierden als seine Feinde überwinden könte. Pierre de Moyne la Galerie des Femmes fortes. p. 399.

Zu der Vierdten Abhandlung.

125 Wenn einer zum Sultan erkläret wird / begiebt er sich für die Stadt in die Kirche Ejub, oder Jobyian Sarai, in der ihm der Degen umbgegürtet wird. Von dar auß hält er seinen Einritt; in welchem der lange Zeit gefangen gesessene Ibrahim sich allen Zuschauern mehr zum Gelächter als Frolocken fürstellete. Bisacc. p. 481. Ricaut. livr. 1. chap. 4. p. 36.


126 Ibrahim ließ sich wie ein Weib von Weibern putzen / schminckte ihm das Gesichte / und hörete am liebsten; wann er für einen schönen Mann gerühmet ward. Bisacc. p. 506.


127 Der Mufti berathschlagte mit den Cadi den Amurath IV. abzusetzen / weil er verstattete: [246] daß der Caimecan sich in die Gesetz-Sachen einmischte / und sonst viel wider das Gesetze handelte / fürnehmlich aber daß er so viel Muscateller-Wein tranck. Dieser Rathschluß aber konte deßwegen nicht werckstellig gemachet werden / weil kein Geld im Schatze war /umb nach Gewohnheit bey Veränderung der Käyser damit die Soldaten zu beschencken. Bisacc. im Amurath p. 396. Warumb aber das Weintrincken den Türcken so ein Greuel sey / sol daher rühren: daß Mahumed anfangs zwar / als er auf einem Gastgebott gesehen: daß die selbten getruncken / so freundlich mit einander umbgegangen / ihn gesegnet / hernach aber als er erfahren / daß die davon truncken worden / einander verwundet / verflucht habe. Busbeqv. Ep. 3. p. 300. Ricaut. l. 2. c. 25. p. 570. 571. Am allermeisten aber ist in ihrem Romazan, oder der Fasten / und in Feldzügen das Weintrincken verbothen / also: daß beym ersten die Sünde für unvergeblich geachtet / im letzten aber der Verbrecher getödtet wird. Ricaut. d.l. livr. 2. c. 23. p. 552. & l. 3. c. 11. p. 688. Gleichwohl verwehren sie den Christen den Wein nicht / pflegen auch selbst Weintrauben und Most zuläßig zu gebrauchen. Busbequ. Ep. 4. p. 346. 347. Ja wenn sie schon einst den Wein gekostet / sauffen sich die Türcken gantz voll / weil sie es doch für eine und gleiche Sünde halten / viel oder wenig trincken. Busbequ. Ep. 1. p. 28. 29. allwo er von einem alten Türcken dieses lächerliche erzehlet: daß als er Wein trincken wollen /er die Seele mit grossem Geschrey ermahnet: daß sie sich / umb nicht vom Weine befleckt zu werden / entweder in einen Winckel des Leibes verfügen / oder gar auß dem Leibe weichen solle.


128 Es ist die gröste Unehre / mit zerrissenen Kleidern auß dem Seraglio gestossen werden. Ricaut. l. 1. c. 7. p. 113.


129 Nicht nur die Türcken / sondern die meisten Morgenländischen Völcker haben derogleichen blinden Gehorsam: daß sie auf Befehl der Könige ihre Köpffe ohne einige Wider-Rede schicken. Und erzehlet Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 22. p. 148. daß die fürnehmsten Chinesischen Herren auf derogleichen Befehl ihnen selbst die Ketten / gleich als ob sie gülden wären / umb den Hals legten. Ja der Türcken Gehorsam ist gegen ihren Sultan so blind: daß sie mit nichts eine herrlichere Märterer-Krone / welche sie geraden Weges ins Paradiß versetze / zu erwerben vermeynen / als wenn sie entweder eigenhändig oder auf des Sultans Befehl / sterben. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26.


130 Welcher Gestalt Sultan Mahumed darumb: daß er des Groß-Visier Achmets Frau genothzüchtiget / seinen eignen Sohn Mustafa habe erwürgen lassen; erzehlet Theodor. Spandugino fol. 198. p. 2.


131 Als Ibrahim todt und sein kleiner Sohn Machmet Käyser ward / maaßte sich Kiosem Ibrahims Mutter der Herrschafft alleine an. Diese Gewalt / und insonderheit ihre Bündnüs mit den Janitscharen / kam des Machmets Mutter / [247] die ihres erwürgten Ehe-Mannes Beyspiel täglich für Augen hatte / sehr verdächtig für / also daß sie auch für des Machmets Leben in Sorge stand. Dahero verband sie sich mit den Spahis /Bassen und Bejis / wider die Janitscharen; verursachte auch: daß die Spahi in Asien unter dem George Nebi mit ziemlicher Macht gegen Scutari anrückten / und die Köpffe derselben foderten / die an Ibrahims Tode Schuld hätten. Der Groß-Visier Morat, als ein Freund der Janitscharen / und der selbst zu Ibrahims Tode geholffen / zohe den Spahi entgegen; die Gerichts-Häupter aber brachten es theils durch gute Worte / theils durch Bedreuen: man würde durch einNesiraum alle Türcken wider sie in Waffen bringen /so weit: daß sich die Spahi zertrenneten. WorauffBectas, der Janitscharen Aga, der Kul-Kiahia und sein Anhang alles nach Belieben anordneten / und den Nebi vom Bassa in Natolien durch einen Pistol-Schuß ermorden liessen. Dieses erregte abermahls die Spahi / viel Bassen / einen Cirasier Ipsir: daß sie in Asien allen Janitscharen Armen und Nasen abschnitten / und des Bectas Verfälschung der Müntze brachte das Volck zu einem Auffstande; worüber der Groß-Visier Melek Ahmet ab- und Siaus Bacha an seine Stelle gesetzt ward. Dieser trachtete den Bectas, als für welchem der Groß-Visier Morat sich in Griechenland hatte flüchten müssen / mit seinem gefährlichen Anhange außzurotten; die Kiosem hingegen warnete die Janitscharen / gab alle Schuld des Machmets Mutter / und rieth an statt des schwachen und ungesundenMachmets den wohlgestalten Suleiman zum Sultan zu machen. Bectas versammlete alsobald die Janitscharen in ihrer Kirche Orta-giami, dahin sie auch den Groß-Visier berufften / welchem er nach schlechter Ehrerbietung andeutete: Suleiman solte Käyser seyn. Der Groß-Visier pflichtete mit großer Verschwerung allen bey; kehrte aber ins Seraglio, deßen eiserne Pforte er auf Befehl der Kiosem eröffnet fand / weil sie sich darauß flüchten wollen. Der Visier entdeckte alles alsbald dem Obersten Verschnittenen Soliman Aga, und andern; welche der Kiosem Obersten Cämmerer Capa-Oglar einen Dolch in Leib stißen / die andern Verschnittenen verjagten / und die Kiosem durch des Sultans Verschnittene verwahren ließen. Hierauf weckten sie des Sultans Mutter auf / welche dem Machmet zulieff / schreyende: Wir sind verlohren! Dieser fiel dem Solyman Aga zu Füssen / mit Bitte / ihn zu retten; welcher den Sultan in die Hosada führte / ihn auf den Thron setzte / und allen Großen die Gefahr eröffnete. Diese liessen den Sultan alsbald einen Befehl unterschreiben: daß der Bostangis Bassa, der als ein Verräther das Seraglio offen gelassen / abgesetzt seyn solte / weckten die Ichoglans auf / und stellten sie in Waffen. Unterdessen hatte der Groß-Visier Anstalt gemacht: daß alle Bassen und Beglerbegs sich mit einer grossen Menge Gewaffneter herbey fügten / ja die Stadt allenthalben voller Kriegs-Volck war / wiewohl auch die Janitscharen sich und ihren Anhang rüsteten. Auf den Morgen drungen die Ichoglans und Baltagis in des Sultans Zimmer / mit Begehren: daß man die Feindin des Sultans und Mahomets Kiosem tödten solte; einer auß ihnen Jalche Saferli zerspaltete auch dem Verschnittenen / der sie daran hindern wolte / den Kopff. Nach diesem drangen [248] sie auf den neuen Mufti: daß er überKiosem ein Todes-Urthel schreiben muste; welches der Sultan besiegelte. Ob nun zwar verordnet ward /sie durch die Vogel-Pforte auß dem Seraglio zu führen / und daselbst hinzurichten / so lieffen doch dieIchoglans in das dißmahl wider Gewohnheit alles Lichtes beraubete Frauenzimmer; woselbst sie anfangs die ihnen mit einem Pistol begegnende und sich für die Sultanin außgebende Närrin anfielen / hernach die Kiosem lange vergebens suchten / biß endlich einer Delli Dogangi sie in einer Almer versteckt fand; und ungeachtet sie iedem Ichoglans dreytausend Reichsthaler / ihme aber grössere Geschencke für ihr Leben versprach; auch viel Gold unter sie außschüttete / sie mit den Füssen herauß zog. Ali Bostangi riß ihr ihre Ohrgehäncke / welches zwey einer Nuß groß Diamanten mit einem untersetzten Rubin / ein Geschencke Sultan Achmets und eines jährlichen Einkommens von Alcayr werth geschätzt waren / von Ohren / welcher sie aber für 16. Ducaten dem Solyman Aga einhändigte. Die andern beraubten sie / zerrissen ihre Zobel in tausend Stücke / und schleppten sie nackend biß zur Vogel-Pforte / daselbst hielt sie Dogangi / daß die andern ihr den Strick umbschlingeten / welche / ob sie zwar als ein über achtzig Jahr altes Weib keinen Zahn mehr hatte / ihn mit den Gläven in seinen lincken Daumen so lange hefftig bieß /biß er ihr mit dem Dolche einen Stich übers Auge versetzte. Vier andere würgten an ihr; wie sie aber schon geruffen hatten: Sie wäre todt / reckte sie noch erst den Kopff empor; worauff sie denn sie endlich mühsam ersteckten / die verschnittenen Mohren aber ihren Leib mit grosser Ehrerbietung in die Königliche Moschée trugen. Vierhundert ihrer Sclaven begleiteten sie mit viel Thränen / und rissen ihnen die Haare auß. Der Groß-Visier steckte des Mahomets Fahne oben auf. Ob nun wohl Bectas die Janitscharen unter dem Vorwand: daß man sie gar außrotten wolte / zu Anzündung der Stadt und Gegenwehr bereden wolte / so waren sie doch untereinander gantz zwistig. Hierüber kam einer vom Sultan / ruffende: Wer sich nicht unter die Fahne stellt / ist ein Heyde; warff auch einen Brief unter sie / des Innhalts: Bectas ist zum Bassa von Boßnien / Kara Chiaus zum Obersten übers Meer /Kul-Kiahia zum Bassa in Temeswar / und Kara Hassan Ongle zum Janitscharen Aga gemacht. Kurtz hierauf zohen die Spahi und Jebegis mit grossen Stücken gegen die Janitscharen; welche aber mit ihrem neuen Aga sich zu der Fahne verfügten. Bectas verkleidete sich in einen Albanier / ward aber folgenden Tag erkennet / auf einem Maul-Esel schimpfflich herumb geführet und erwürget. Kul-Kiahia flohe in Albanien / ward aber durch Verwechselung einer güldenen Müntze verrathen / erschossen und sein Kopff dem Sultan geschickt; Kara Chiaus erwürget. Ricaut. l. 1. chap. 4.


132 Wenn der Groß-Visier oder sonst ein Mächtiger iemanden grosses Unrecht thut / dieser also seine Sache an den Sultan ziehen wil / legt er Feuer auf den Kopff / und laufft hiermit ins Seraglio zum Sultan. Da ihn denn kein Mensch für ihn zu kommen [249] und seine Noth zu klagen / aufhalten darff. Welches Mittels sich so gar der Englische Gesandte Thomas Bendysh bedienet. Die Persier pflegen bey solchen Fällen in einem weißen Papiernen Kleide für ihren König zu gehen / gleich als daß ihnen angethane Unrecht sich auf solch Papier nicht schreiben liesse. Ricaut. l. 1. c. 11. p. 151. 152.


133 Im Munde des Bosphors gegen dem schwartzen Meere stehet auf einem Felsen noch heute zu Tage eine Seule von weißen Marmelsteine / des Pompejus Seule genennet; in der von Zeit und Wellen verwischten Uberschrifft ist gleichwohl noch der Nahme des Käysers Cajus zu lesen. P. della Valle. p. 1. lett. 2. da Constantinop. p. 43.


134 Der Trauer-Saal Erasmi Francisci p. 392. 393. erzehlt: Mustafa habe im Traum einen Propheten in weiß-gläntzenden Kleidern gesehen / welcher ihn mit der Hand in einen lustigen Pallast geführet / meldende: alhier haben die reinen Seelen ihren Wohnplatz /die in ihrem Leben eine Abscheu für Blutstürtzung und Sünden gehabt / und genüßen also der ewigen Seeligkeit. Gleichergestalt zeigete er ihm die Bösen und Gottlosen / welche in Pech-Flüssen getaucht und endlich ersteckt wurden. Ob nun wohl sein Geistlicher den Traum als böse außdeutete / und ihn / sich vorzusehen / warnete / so trauete er doch seiner Unschuld /reisete zum Vater / und ward erwürget.


135 Daß Chach Abas seinem eigenen Sohne habe lassen den Kopff abhauen / erzehlet Bisacc. im Amurath. p. 386. und mit mehrern Umbständen Olearius in seiner Persischen Reife l. 5. c. 32. wie auch Pietro della Valle nell. lett. 4. di Persia da Ferhabàd. n. 25. p. 405. seqq.


136 Ob wohl Daut Bassa einen Zettel fürbracht: Krafft deßen er wäre befehlichet worden vom Sultan Mustafa, den Oßmann hinzurichten / so ist er doch /weil er solchen Zettel durch die Sultanin erlangt / von den Visieren zum Tode verurtheilet worden. Als dieser nun am Rande eines Brunnens saß / den Streich /der ihm den Kopff abschlagen solte / erwartende /kam eine Menge der Spahi / und befahl dem Hencker inne zu halten. Hierauff ward er auf eben dem Wagen / worauf man den Oßmann geführet / in das Gefängnüs zu den sieben Thürmen geschleppet / und den folgenden Tag eben an demselben Orthe / wo Oßmann / erwürget. Gebegi Bassa aber / der dem Oßmann ein Ohr abgeschnitten hatte / enthäuptet. Bisacc. im Mustafa. p. 351.

Zu der Fünfften Abhandlung.

137 Amurath IV. wolte im 1625. Jahre diesen Cham der kleinen Tartern / weil er seinem Befehle nicht gehorsamet / ab- und einen andern einsetzen / schickte auch einen Bassa mit dreyssig Galeen dahin. Alleine die Tartern / welche den [250] Machmet Gerci lieb hatten /wolten sie weder anlenden noch außsteigen lassen /ob sich schon der Bassa zu Caffa darumb sehr bearbeitete. Diesem nach schickte Amurath diesem Mahemet ein Kleid und einen Sebel / zum Zeichen: daß er ihn in seiner Würde bestetigte. Alleine er wolte dieses / ihm auß wenig guten Gemüthe kommende Geschencke / unter dem Vorwand: daß es ihm nur durch einen schlechten Galeen-Hauptmann geschickt würde / nicht annehmen / ließ auch den Überbringer ins Gefängnüs werffen / und dräuete / sich mit den Polen zu verbinden. Bisacc. im Amurath. p. 370.


138 Als Amurath IV. zum Reiche kam / und hörte: daß Abassa fast alle Janitscharen habe umbbringen lassen / die Stadt Caraisàr eingenommen / und mit40000. streitenden Männern / 25. Stück Geschütz recht auf Constantinopel zu zog / both er ihm eine Sebel und Kleid / auch ein hohes Visier-Ampt an /dafern er sich beruhigen wolte. Dardurch denn auch für dißmahl er in Natolien stille stehen blieb. Bisacc. p. 357.


139 Als Amurath IV. vernahm: daß die Cosacken so mächtig an den Gräntzen des Euxinischen Meeres worden / verdroß es ihn so heftig: daß er den Caimecan in die Augen schlug / worvon ihm die Nase blutete; befahl auch: Man solte den Hencker hohlen / ihn zu erwürgen. Die Käyserliche Mutter aber erbath ihm das Leben. Bisacc. p. 394.


140 Amurath IV. ließ nebst andern dem Mehemet Bustaim Bassa von Cairo den Kopff abschlagen / weil sie von den Unterthanen viel Geld erpresset. Bisacc. p. 357.


141 Weil der Bassa von Caffa der Tartarische Mufti und der Cadi daselbst dem Tarter Cham verwiesen: daß er dem Türcken zu gefallen im 1636. Jahre nicht wider den Persier mit wolte zu Felde ziehen / ließ er sie alle 3. erwürgen. Dieses aber umb bey der Ottomannischen Pforte nicht zu sehr anzustossen / entschuldigte er darmit: daß sie diß wegen ihrer Ungerechtigkeit und Geldaußpressungen gelitten hätten.Bisacc. p. 452. 453.


142 Im 1633. Jahre ließ Amurath IV. einst den Mufti wegen wichtiger Sachen zu sich fordern. Weil dieser aber sich: daß er wegen Alters und Kranckheit nicht kommen könte / durch seinen Sohn entschuldigte /ließ Amurath anfangs den Sohn / hernach den Mufti erwürgen.


143 Von diesem Weibe Chequer Paré erzehlet M. de Monconys in seinen Reisen p. 391. 392. daß der junge Sultan Machmet durch seinen Groß-Visir ihr Vermögen einziehen lassen; darunter sich funfffzechen Tonnen Goldes Reichsthaler / ein gantz güldener Tisch / und unzehlbare Köstlichkeiten befunden hätten. Von ihr habe man zwar gesagt / sie wäre erwürget und ins Meer geworffen worden; es habe sich aber hernach ereignet: daß man sie nach Cairo verwiesen /sie aber hernach zurück kommen.


[251] 144 Als unterm Mahumet III. das Regiment allenthalben so übel bestellet ward / versamleten sich im1603. Jahre Janitscharen / Spahi / und eine grosse Menge Volcks / drangen in des Sultans Burg / und /nachdem sie vom Assan Bassa verständiget wurden: daß daran des Sultans Mutter / der Capi Aga und der oberste Verschnittene / Schuld trügen / begehrten sie mit dem Käyser selbst zu reden / hielten ihm auch seine nachlässige Regierung für. Der Käyser entschuldigte sich: daß er von denen übelen Zuständen im Reich von niemanden einige Nachricht erlanget hätte. Hierauf forderten sie den Orologier Bassa für / dieser berichtete: der Capi Aga hätte ihm verwehret / dem Käyser die verdrüßlichen Sachen fürzutragen / es würde auch diesen Unordnungen anders nicht / als durch Hinrichtung der Sultanin / des Capi Aga und obersten Verschnittenen abzuhelffen seyn. Hierauff begehrten sie: der Käyser solte ihnen dieser dreyer Köpffe liefern / oder sie wolten ihnen selbst helffen /und gar einen andern Käyser machen. Ob nun wohl Mahumet sie bescheidete: es solte über sie erkennet /und / was recht erschiene / vollzogen werden; so antworteten sie ihm doch: hätte er seine unschuldige Brüder ohne Erkäntnüs hingerichtet / müsten es diese Schuldige nicht besser haben. Ward also der Käyser gezwungen / des Capi Aga / des Assan Bassa / und des Obristen Verschnittenen Köpffe ihnen zu gewehren und zu versprechen: daß er die Mutter verweisen wolte. Vita Mahumetis III. præmiss. Bisaccion. p. 195. 196.


145 Als die Freunde des Groß-Visirs Kara Mustafa einsmahls seine grosse Glückseligkeit preiseten; sagte er: Ja / er habe sein Gelücke zur höchsten Staffel bracht / es mangelte ihm aber noch zur Vollkommenheit der Käyserlichen Gnade und seiner Ehren der heilige Märterer-Krantz und das Gelücke: daß er auf des Sultans Befehl sein Leben auffopferte. Ricaut. l. 1. c. 3. p. 25. 26.


146 Im 1626. Jahre empörten sich die Janitscharen /nöthigten den Mufti: daß er sich ins Seraglio nachScrutari begeben muste / und begehrten von Amurath IV. die Köpffe seiner Mutter und des Caimecan Mehemed Gorguin. Amurath meynte sie zu bestillen /ließ von diesem die Siegel (die er in Abwesenheit des Groß-Visiers verwahrte) abfordern / (welches die Entsetzung des Amptes bedeutet Pietr. della Valle nell. lett. 2. p. 87.) und gab sein Ampt dem Regel Bassa; ins Regels Ampt aber setzte er den Imrahul Bassa. Alleine sie bestillten sich hiermit gar nicht / ob schon er ihnen 200000. Sultaninen / und des Käysers Mutter auch so viel verehrete. Denn hierdurch errettete diese zwar das Leben; Amurath aber sich selbst zu erhalten / muste seinen 68. jährigen treuen Diener / welcher dreymahl die Groß-Visier-Stelle vertraten hatte /erwürgen / und für das Seraglio werffen lassen /allwo sie ihm noch Nase / Ohren / Augen und Zunge außschnitten. Bisaccioni p. 373.


147 Sultan Oßmann entschloß sich die Janitscharen (als welche sich nicht wohl im Kriege wider [252] Polen gehalten hätten /) außzurotten / und statt ihrer Araber anzunehmen. Weil aber der Groß-Visier Dilaver meynte: daß diß zu Constantinopel sich nicht würde thun lassen / wolte er den Käyserlichen Sitz entweder nach Damasco oder Alcayr verlegen / gab also für: Er hätte ein Gelübde gethan / nach Mecha zu reisen. Als aber auf die Galeen der Käyserliche Schatz / ja so gar die Kleinodien auß der Grufft von dem Bunde seines Vaters auffgeschiffet wurden / muthmaßten sie ein viel anders; liessen also durch die Cadileschier (derer sind drey / einer über Europa, der ander über Natolien, der dritte über Africa, und diese sind bey den Türcken diß / was bey den Christen die Patriarchen.Spandugin. fol. 11. p. 1. 2.) den Oßman / aber vergebens / abmahnen / als welche er schimpfflich von sich ließ. Hernach schrieben sie ihm durch den Mufti einen Zettel / darinnen enthalten war: daß er ohne Gefahr des Reiches / ohne Verletzung des Gesetzes / nicht nach Mecha ziehen könte. Alleine Oßmann zerriß ihn. Hierauf versamleten sich die Janitscharen und Spahi /brachten auch einen Brief herfür / worauß zu sehen war: daß Oßman den Sitz nach Alcayr verlegen wolte / zwangen hierauf den Mufti: daß er vom Sultan die Köpffe derer / die ihm zur Reise gerathen / fordern solte. Wiewol er nun verhieß: daß die Reise nachbleiben würde / schryen sie doch nach den Köpffen des Dilaver / des Chisler Aga / des Käysers seines Hoffmeisters / und des Feftarda: vergnügten sich auch nicht daran: daß Oßmann den Dilaver ab / und in seine Stelle den Ussaim Bassa setzte; sondern sie schnitten dem Dilaver und Chisler Aga die Köpffe ab / erbrachen den Kercker / zoten den halbtodrenMustafa mit Strängen herauß und erklären ihn zum Käyser. Diesem nach nahmen sie dem Oßman (welcher sich in einen Spahi verkleidet und in des Chisler Aga Hauß verstecket hatte /) setzten ihn auff einen Wagen nebst den Obersten Hencker / und führten ihn in das Gefängnüß zu den sieben Thürmen. Endlich befahl der Groß-Visier des Mustafa, Daut Bassa ihn zu erwürgen / und ihm ein Ohr abzuschneiden / welches er als ein Zeichen seines Todes dem Mustafa einhändigte. Bisaccioni im Osman. p. 336.-344. Dieses alles sol fürnemblich durch den Halil Bascià Serdàr und den Chan von Caffa des Mustafa grosse Freunde verursacht worden seyn. P. della Valle lett. 5. da Spahàn. n. 45. p. 723. 724.


148 Wie Sultan Achmet diesen seinen Eydam verdacht: daß er mit dem Könige in Persien zuhielte /und mit eigener Faust umbbracht / erzehlet Bisaccioni im Achmet p. 257. Noch außführlicher beschreibet dieses Groß-Vifirs Lebens-Lauff und Tod. Pietro della Valle ne Viaggi in lettera. 2. da Constantinopoli §. 11. p. 83.-100.


149 Dieses ist die Art bey denTürcken. Insonderheit müssen die Groß-Visir offt vom Berge in ein Thal herunter rücken. Wie denn der [253] Vorfahr des Groß-Visiers Kiuperli (der des jetzigen Visiers Achmet Vater war /) nur zum Bassa in Canischa / welches die niedrigste Verwaltung ist / gemacht ward. Ricaut. livr. 1. chap. 11. p. 155.


150 Sultan Mustafa machte den Selictar Aga seinen Degenträger zum Bassa von Alcayr / und seinen Mantelträger zum Bassa von Damasco / ob schon diese im Seraglio waren erzogen / und nichts anders / als Marmol zu glätten / und Mährlein zu erzehlen / waren gelehret worden. Ja er wolte den Groß-Visier absetzen /und selbige Würde seinem hierzu gantz ungeschickten Verwandten geben; er verkauffte auch das Ampt desCapitan Bassa. Hierauf empörte sich der Bassa über das Meer / brachte den Mufti auf seine Seite / und so viel zu wege: daß Sultan Mustafa / als er im Seraglio seine Mutter besuchte / darinnen verschlossen / Oßmann zum Sultan erwehlet / und Mustafa in seinem alten Gefängnüsse von zwey alten Weibern und einem Mohren als seinen Auffwärtern verwahret ward. Bisaccioni im Osman. p. 289. 290.


151 Das Siegel / in das der Nahme des Sultans gestochen / ist das eigentliche Kennzeichen des Groß-Visiers / der das Haupt des Divans und Krieges ist / und unterm dritten Amurath mit dem Lala Schabin aufkommen ist. Sonst trägt er auch zwey mit Diamanten versetzte Reiger-Federn auf dem Bunde; wie der Sultan drey. Und für ihm trägt man auff langen Stangen unter einem güldenen Knopffe drey Pferde-Schwäntze für; derer zwey aber auch die Visiere zu Alcayr / Bagadet und Ofen in ihrem Gebiete ihnen mögen fürtragen lassen. Ricaut. livr. 1. chap. 11. p. 142.-146. In diesen Dingen / wie auch in Titteln und Ehrerbittungen machen die Türcken überauß genauen Unterschied; in welchen allen der Sultan des Groß-Visiers Anleitung folget. Sonderlich wird unterschieden / wer dem Sultan die Hand / oder den Saum des Kleides /oder den Ermel / und dergleichen küssen dürffe. Ricaut l. 2. chap. 24. p. 562.


152 Das Siegel / in das der Nahme des Sultans gestochen / ist das eigentliche Kennzeichen des Groß-Visiers / der das Haupt des Divans und Krieges ist / und unterm dritten Amurath mit dem Lala Schabin aufkommen ist. Sonst trägt er auch zwey mit Diamanten versetzte Reiger-Federn auf dem Bunde; wie der Sultan drey. Und für ihm trägt man auff langen Stangen unter einem güldenen Knopffe drey Pferde-Schwäntze für; derer zwey aber auch die Visiere zu Alcayr / Bagadet und Ofen in ihrem Gebiete ihnen mögen fürtragen lassen. Ricaut. livr. 1. chap. 11. p. 142.-146. In diesen Dingen / wie auch in Titteln und Ehrerbittungen machen die Türcken überauß genauen Unterschied; in welchen allen der Sultan des Groß-Visiers Anleitung folget. Sonderlich wird unterschieden / wer dem Sultan die Hand / oder den Saum des Kleides /oder den Ermel / und dergleichen küssen dürffe. Ricaut l. 2. chap. 24. p. 562.


153 Dieser aufrührische Bassa gab für: Es wäre ihm der Prophet Mahumed erschienen / habe den ermordeten Sultan Oßman bey den Händen gehalten / ihm befehlende: daß er des Oßmans Tod rächen solte. Dahero er auffs grausamste auf die Janitscharen gewütet /und wo er eine schwangere Frau eines Janitscharen oder Spahi bekommen / ihr die Frucht auß dem Leibe schneiden lassen. Bisaccioni p. 359. 360.


154 Nachdem im 1640. Jahre der Divan wahrgenommen: daß zur Kriegs-Zeit die Gold- und silberne Müntze biß über die Helffte ihres ersten Werths gestiegen / setzte selbter das Geld wieder in den ersten Werth / also: daß das Volck und die Soldaten (wiewol diesen das Geld allezeit in unverändertem Preise bezahlet [254] werden muß) umbs dritte Theil gefähret worden. Bisaccioni im Ibrahim p. 484.


155 Unter dieser Vorstellung des geringen Soldes reitzete Percennius auch die Römischen Legiones in Pannonien zum Aufruhr an. Tac. 1. Annal. 17. denis in diem assibus animam & corpus æstimari, hinc vestem, arma, tentoria, hinc sævitiam Centurionum & vacationes munerum redimi.


156 Sultan Ibrahim setzte im 1645. Jahre diesen ab /dem Könige in Polen zu gefallen / weil er der Tartern Raubereyen in Polen nicht verwehret hatte / der König in Polen aber ihm mit seinem eigenen Sebel Recht verhalff. Bisaccion. im Ibrahim. p. 497.


157 Ali Bassa der König zu Tunis schickte dem Sultan Ibrahim 40000. Dublonen / und 20000. Ducaten; die er in dem Grauße der Festung Goletta gefunden hatte / und noch von der Zeit des Großmächtigen Käysers Carls des fünfften daselbst versteckt blieben waren. Bisacc. p. 507.


158 Daß dieser Saracenische Fürst / als er in die Schlacht geritten / ein gantz Pfund Musch außgetruncken / berichtet Elmacin. Hist. Saracen. lib. 1. c. 12.


159 Alvaro Semedo nella Cina part. 1. c. 3. p. 23. 24. meldet hiervon dieses: La Provincia di Honam hà per proprio il Muschio. Questo è umbilico d'un Animale come piccolo Cervio, la cui carne serve per cibo, e solamente quella parte si toglie con quella pretiosa materia. Von des Ambra und Musch Beschaffenheit besiehe Olearium in des Mandelslo Ost-Indischen Reise p. 1. c. 19.


160 Dieser treue Diener seines Herren Lazari Fürsten in Servien erstach im 1373. Jahre bey erlangter Verhör den Amurath dritten Türckischen König. Wolf. Dresler. in Chron. Sarac. Leuenclau. Annal. Turc. c. 47. p. 15. der Thäter hieß Vilvo, und des Sultans Hoff-Prediger / welcher hernach einen absondern geistlichen Orden gestifftet / warnete ihn vorher / aber vergebens. Ricaut. l. 2. chap. 19. p. 513. 514. Von selbter Zeit an werden alle Abgesandten mit den Armen gehalten und zu den Türckischen Käysern geführet. Busbequ. Epist. 1. p. 112.


161 Daß ein Dervis den Mahumed II. tödten wollen /und den Käyser Achmet mit einem Steine geworffen /erzehlet Bisaccioni im Achmet. p. 235. 236. daß ein Dervis auß der Secte der Calender im Jahr 1492. den Käyser Bajazeth mit einem Sebel auf dem Wege vonManastiro nach Adrianopel angetastet habe / aber von dem Ischender Bassa mit einem Pußdigan zu Bodem geschlagen / hernach in Stücke zerhauen worden / erzehlet Leuenclau. Annal. Turc. c. 171. 172. p. 56.


162 Die Türcken haben von der hohen Würde der Groß-Visiere [255] ein Sprichwort: Sie wären den Ameißen gleich / welchen GOtt nur zu dem Ende Flügel gebe /daß sie darmit ihren Untergang beschleunigten. Ricaut. l. 1. chap. 11. p. 161.


163 Dis ist bey den Türcken so viel als ein Zwang des Gesetzes / welches den Sultan selbst verknüpffet sich für den Richterstul zu stellen. Bisacc. im Ibrahim p. 520.


164 Der Mufti / der Visier und die andern hohen Häupter ließen gleicher Gestalt im 1623. Jahre im Herbst-Monat den Käyser Mustafa in Divan fordern umb den Unterthanen Rechenschafft zu thun. Als ihm aber seine Mutter solches zu thun verwehrete / schrie das Volck: Es lebe Sultan Amurat / Mustafa ward auch hierauf in sein altes Gefängnüß geführet. Bisacc. im Amurath. p. 356. 357.


165 Dieses: daß des Ibrahims Mutter diesen guten und wachsamen Diener erwürgen lassen / weil er ihr wenig Leides gethan / berichtet Bisacc. im Ibrahim p. 496.


166 Dieser Groß-Visier kam beym Sultan Amurath in Verdacht: daß er durch Empörung der Janitscharen dem Ibrahim den Zepter zuschantzen wolte: ward dahero in ein Garten-Zimmer beruffen: Allwo von ihm Anfangs der grosse Siegel-Ring abgefordert / hernach er von dreyen erwürget ward. Viel aber meynten / es sey nur umb einen grossen Schatz auf drey Millionen Golds zu bekommen geschehen. Bisacc. im Amurath. p. 410.


167 Als im 1638. Jahre Amurath IV. Bagadet belägerte / und er weder genug Wollensäcke noch Reisicht / die Stadt-Graben außzufüllen / hatte / ließ er auß jeder Fahne durchs Loß drey Soldaten nehmen /und sie in Graben werffen. Bisacc. p. 469. 470.


168 Beim Guicciardini l. 6. fol. 169. redet der Spanische Feld-Hauptmann Consalvus also: Desidera l' huom magnanimo più tosto d' haver al presente la sepultura un palmo di terreno piu avanti, che col ritirarsi à dietro poche braccia allungar la vita cento anni.


169 Diß ist in Morgenländern eine gemeine Arth iemanden zu fluchen. P. della Valle lett. 5. da Spahàn. p. 593.


170 Diese werden von den Türcken ins gemein / wie bey den Christen die Strauß-Federn zur Pracht getragen. Der Sultan trägt ihrer drey / der Groß-Visier zwey. Ricaut. l. 1. c. 11. p. 145. Der Stiffter des Mogolischen Reiches Zingiz Chan gab unter andern seinen Tartern ein Gesetze: daß sie musten Nacht-Eulen-Federn als ein Zeichen der Glückseeligkeit tragen.Haitho c. 16.


[256] 171 Alle hier beschriebenen Ceremonien sind auch bey Erwehlung des Amuraths IV. im 1623. Jahre dergestalt verrichtet worden. Bisacc. p. 356.


172 Die klugen Persier und andere Mahumedisten eignen jeden zwölff Jahren / zwölff gewisse Thiere zu / nach derer Eigenschafft iedes Jahres Zufälle sich begeben sollen. Das 1618. Jahr hat das Pferd ihm zugeeignet gehabt. P. della Valle, lett. 3. da Spahàn. n. 24. p. 196. Sonst setzen die Sternseher Rom unter das Zeichen des Löwen. Daß aber der Löwe das Hauß der Sonne / der Krebs das Haus des Monden sey / ist zu sehen auß Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 2. class. 7. c. 5. p. 189.


173 Daß der Mufti den neu-erwehlten Sultan umbarme und segne; daß dieser sich in die Vorstadt zu Constantinopel an einen alten Heiligen dem Hiob gewidmeten Orth verfüge / daselbst das Mahumedische Gesetze zu beschirmen / schwere / die Bassen die Erde und seines Rocks Saum küssen / lehret Ricaut. l. 1. c. 2. p. 18. 19. allwo er lächerlich anmerckt: daß die ungelehrten Türcken den Hiob für Salomons Hoferichter / den grossen Alexander für seinen Feldhauptmann halten.


174 Selim I. der jüngste Sohn Sultan Bajazeths empörte sich wider diesen seinen alten Vater / ließ seine Brüder und ihre Kinder erwürgen. Und ob er zwar Anfangs bey Chiurli aufs Haupt geschlagen ward: daß er mit Noth auf seinem Pferde (das er Carobouluk oder schwartze Wolcke nennte) entkam / und zu seinem Schweher dem Tarter Cham fliehen muste.Busbequ. Epist. 1. p. 53. 54. zwang er doch endlich seinen Vater: daß er für ihm fußfällig werden / und ihm das Reich abtreten muste / ließ ihn auch nach falschen Liebes-Bezeugungen endlich auf dem Wege nach Adrianopel durch einen Juden mit Gifte hinrichten. Cambini dell' origine de Turchi. lib. 3. nel fine. Wolffgang. Dresler. Chronic. de reb. Saracen. & Turcar. Anno 1511.


175 Daß des itzigen Sultans Mutter eine von den Tartern gefangene Circaßierin sey / berichtet Ricaut. l. 1. c. 3. p. 30. daß sie aber ein erhobenes rothes Tuch göttlich verehren. Schult. Geogr. l. 2. c. 2. p. 386.


176 Die Türcken pflegen die Stummen zu ihrer Ergötzlichkeit zu haben. Im Seraglio sind ihrer ins gemein vierzig / die des Nachts in denen zwey Kammern der Ichoglans / des Tages sich bey ihrer Kirche aufhalten. Ob sie schon meist stumm und taub / können sie doch durch die stille Sprache ihrer Gebehrden alles einander zu verstehen geben / ja einander gantze Geschicht erzehlen. Die neun Eltesten wachen in derHosada des Sultans. Ricaut. l. 1. c. 8. p. 116. fürnehmlich aber werden sie zu Erwürgung grosser Herren gebrauchet / wie Suleiman durch sie seinen Sohn Mustafa erwürgen lassen. Busbequ. Ep. 1. p. 64. 65. und hier dem Ibrahim geschehen. Bisacc. p. 521.


177 Die Abergläubischen Mahumetisten dichten: daß am Ende der Welt Seraphiel auf Befehl Gottes zu Jerusalem mit einer Posaune blasen werde. Bey dem ersten Blasen würden [257] alle Seelen in der Welt herumb schwermen / und ihre Leiber suchen / als zu welcher Zeit sich auch alle Beine der Verstorbenen versamlen müsten. Nach viertzig Jahren bey dem andern Blasen würden die Todten-Knochen wieder Fleisch und Adern bekommen. Nach viertzig Jahren beym dritten Blasen würden alle Seelen in ihre Leiber kehren / und ein Feuer auß dem Niedergange sie alle nach Jerusalem treiben / alldar sie 40. Jahr in ihrem Schweiße würden schwimmen müssen; biß endlich / nachdem sie Adam / Noe / Abraham / Mosen / JEsum Christum (den sie für den Geist / das Wort und Kraft Gottes halten) vergebens / den Mahumed aber als den letzten Propheten fruchtbarlich umb Erlösung angeflehet /durch den Engel Gabriel für das Antlitz Gottes würden geführet / hernach auf einer über die Hölle gehenden Brücke iedes Menschen Thaten auf einer Wage gewogen / die Frommen darüber geleitet / die Bösen aber in die Hölle gestürtzet werden. Sansovin. fol. 16. Oberwehnte Höllen-Brücke / glauben auch die Einwohner der Insel Formosa, über welche die Frommen ins Paradieß giengen / die Bösen aber von der Brücke / welche auß dickem Reht gemacht / rund wäre /und sich umbdrehete / in einen schrecklichen Pful geworffen würden. Olear. in Itin. Ind. orient. Mandelslo l. 3. p. 235.


178 Die Mahumetisten gläuben: daß die Verdammten in der Hölle derogleichen siedende Peche und Feuer-Träncke werden zur Speise haben. Sansovin. fol. 15. p. 2. Bellon. l. 3. c. 7. in fin.


179 Ferner dichten sie: daß ieder Verdamter seinen Namen auf der Stirne geschrieben haben / und seine Sünden auf dem Rücken tragen / auch über eine eiserne dreissig Meilen lange Brücke in die Hölle (bey welcher Eingange eine grausame Schlange liege) wandern werde. In der Mitte der Hölle stünde ein reicher Baum / welcher Aepffel wie Teufels-Köpffe trüge /und Zoaccum Agacci oder der Baum der Bitterkeit hiesse / und im Feuer allezeit grün bliebe; von diesen Früchten labeten sich die Verdammten / welche von den Teufeln in glüenden Ketten herumb geschleppet und gepeiniget würden. Jedoch solten nur die Verzweifelnden in der Hölle immer bleiben / die Seelen aber / welche einmahl den Namen Gottes zur Hülffe ruffeten / würden nach vielen Jahren auch ins Paradiß kommen. Sansovin. f. 34. p. 1. Und f. 15. p. 2. erzehlet er diese Fabel des Mahumeds: GOtt würde nach tausend Jahren die Verdammten / welche ihn in der Hölle anrufften / und auff ihn hofften / für sich fordern und fragen: warumb sie ihn mit ihrem Ruffen beunruhigten? Hierauf würden sie ihn umb Barmhertzigkeit ferner anflehen / aber doch wieder in die Hölle verstossen werden; darinnen sie ihn noch immer anbethen würden; bis GOtt endlich sie die Engel würde in einem Brunnen waschen heissen / darvon sie außer an der Stirne gantz weiß werden / aber im Paradise von den Außerwehlten verächtlich gehalten werden würden. Endlich würde auf ihre Klage GOtt befehlen: daß sie die Engel noch fünffmahl im Brunnen waschen solten / und hierauff die Stirne [258] weiß / und sie den andern Außerwehlten gantz gleiche werden. Sonst erzehlet von den Türcken Busbequ. Ep. 1. p. 94. 95. Solent Turcæ procul comportatis ingentibus Saxis sepulchra suorum alioqui inania, nullâ injectâ terrâ tegere; eâ quidem de causâ: ut malo Dæmone accusante & rationem vitæ à mortuo exigente (nam ita credunt) defendente verò bono Geniô, locus sit, ubi mortuus sedere & se caussæ commodius dicendæ possit erigere.

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TextGrid Repository (2012). Lohenstein, Daniel Casper von. Dramen. Ibrahim Sultan. Ibrahim Sultan. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1DB3-C