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Ich bin befreit, mein Weh hat sich gewendet,
Und ich empfind es: ich bin nicht allein; –
Der seine Strahlen durch das Weltall sendet,
Er strahlt mich an durch diesen Totenschrein.
Getrennt bin ich von meinem herben Leiden,
Ich bändige den Leib mit starkem Mut;
Wie wildes Meer, von dem ich mich will scheiden,
Laß brausen ich mein krank und siedend Blut.
Ja, toset nur, ihr ungetreuen Wogen!
Ich übersing euch, wie ein Ferg am Strand!
Lange genug bin ich mit euch gezogen:
Nun tausch ich euch an festes Blütenland.
Es ist noch gut geworden, und geschlagen
Hat mich der Herr mit einem Rosenstab;
Geläutert will ich meine Seele tragen
Zu ihm empor aus diesem Erdengrab.
Weil ich so sehr geliebt die grüne Erde,
Lebt ich so bang und tief in sie hinein; –
Wie ich in ihrem Schoß noch leiden werde:
Sie soll mein lieblichstes Gedenken sein!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Gedanken eines Lebendig-Begrabenen. 18. [Ich bin befreit, mein Weh hat sich gewendet]. 18. [Ich bin befreit, mein Weh hat sich gewendet]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9CC4-3