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Da hab ich gar die Rose aufgegessen,
Die man mir in die starre Hand gegeben!
Daß ich noch einmal Rosen würde essen,
Ich hab es nie geahnt in meinem Leben.
Ich möcht nur wissen, ob es eine weiße,
Ob eine rote Rose das gewesen?
Am letzten Blatt, das spielend ich zerreiße,
Möcht ich es fühlend mit den Fingern lesen.
Wie vielen Gärten voller Knospenprangen
Bin ich gedankenlos vorbeigezogen!
Voll Geigen hat der Himmel mir gehangen –
Nur fand ich nicht den rechten Fiedelbogen.
Blühn wohl auch Rosen an des Himmels Bächen? –
Was kümmert's mich? Noch will ich es nicht wissen!
Will erst noch dieser Erde Rosen brechen!
He! laßt mich los aus diesen Finsternissen!
Ich will nicht sterben! Jung sind meine Sehnen
Und rasch noch die Gelenke meiner Knochen;
Ahnt niemand meine zornig-heißen Tränen?
Auf! holla! schlechter Kasten, sei zerbrochen!
[110]
– Wie Felsen halten diese Bretterstücke,
Und keine Fuge weicht, wie ich mich dehne;
Erschöpft und keuchend lehn ich mich zurücke,
Die nassen Haare voller Hobelspäne.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Gedanken eines Lebendig-Begrabenen. 13. [Da hab ich gar die Rose aufgegessen]. 13. [Da hab ich gar die Rose aufgegessen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9939-6