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Ins Innre jedes Sarges sollte man
Hell von Metall 'nen Spiegel schlagen an,
Der, wie man sagt, in tiefster Dunkelheit
Getreu die Leichenzüge konterfeit.
Das wär ein Schatzfund, wenn aus Gras und Kraut
Man grauend diese Bilder dann erschaut',
Wie hingehaucht, vom Rost leicht überwebt,
Unheimlich hell vom Sonnenlicht belebt!
Die man lebendig einst zu Grabe trug,
Gesunden Herzens in die Erde schlug:
Mit den zerrißnen Zügen wären sie
Die Perlen einer Totengalerie.
Wenn irgendwo ein reicher König praßt,
Der Licht und Leben und die Jugend haßt,
Doch heuchlerisch um tote Musen freit:
Ihm wär ein solcher Kunstschatz dann geweiht!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gedichte. Gedanken eines Lebendig-Begrabenen. 5. [Ins Innre jedes Sarges sollte man]. 5. [Ins Innre jedes Sarges sollte man]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9915-5