Johann Paul Friedrich Richter,
auch: Jean Paul
(1763–1825)

Jean Paul (Gemälde von Heinrich Pfenninger, 1798)

Biographie


1763

21. März: Johann Paul Friedrich Richter wird in Wunsiedel (Fichtelgebirge) geboren. Er ist der erste Sohn des Lehrers, Organisten und Hilfsgeistlichen Johann Christian Christoph Richter und seiner Frau Sophia Rosina, geb. Kuhn.


1765

August: Der Vater wird Pfarrer in Joditz an der Saale und beginnt den erst zweijährigen Jean Paul durch bloßes Memorieren in Latein und im Katechismus zu unterrichten.


1776

Januar: Übersiedlung nach Schwarzenbach an der Saale, wo der Vater Pfarrer wird.


1778

Erste Exzerpthefte.


1779

Februar: Jean Paul besucht das Gymnasium in Hof. Er lebt bei den Großeltern.

April: Der Vater stirbt.

Oktober: Schulrede »Über den Nutzen des frühen Studiums der Philosophie«.

Fraundschaft mit Lorenz Adam von Oerthel, Johann Bernhard Hermann und Georg Christian Otto.


1780

Tod des Großvaters. Durch Erbauseinandersetzungen gerät die Familie Richter in finanzielle Not.

Die »Übungen im Denken« entstehen (bis 1781).


1781

»Abelard und Heloise«, ein Roman in Briefen, entsteht.

Mai: Beginn des Studiums der Theologie, später der Philosophie in Leipzig. Jean Paul finanziert seinen Lebensunterhalt durch Privatunterricht.

Entstehung von »Lob der Dummheit« (bis 1782).


1783

Die »Grönländischen Prozesse oder Satirische Skizzen« (2 Bände) erscheinen.

Kurzfristiges Verlöbnis mit Sophia Ellrodt.


1784

Wegen völliger Mittellosigkeit muß Jean Paul das Studium aufgeben und zieht auf der Flucht vor den Gläubigern zu seiner Mutter nach Hof (bis 1786).


1786

Einige Aufsätze Jean Pauls und seiner Freunde erscheinen anonym in der von Pfarrer J. S. Völkel aus Schwarzenbach herausgegebenen Aufsatz- und Satirensammlung »Mixturen für Menschenkinder aus allen Ständen«.

Oktober: Tod des Freundes L. A. von Oerthel


1787

Januar: Jean Paul wird Hauslehrer des jüngeren Bruders seines verstorbenen Freundes Oerthel in Töpen bei Hof.


1789

April: Freitod von Jean Pauls Bruder Heinrich.

Juni: Rückkehr nach Hof.

Unter dem Pseudonym J. P. F. Hasus erscheint die bereits 1786 geschriebene Satirensammlung »Auswahl aus des Teufels Papieren«.


1790

Februar: Tod Johann Bernhard Hermanns.

Jean Paul gründet eine Elementarschule in Schwarzenbach, deren Leiter er bis 1794 ist.


1792

Juni: Beginn des Briefwechsels mit Karl Philipp Moritz.

Beginn der Arbeiten am »Hesperus« und am »Titan«.


1793

Sommer: Reise nach Bayreuth, Neustadt an der Aisch und Erlangen.

Verlobung mit der 15jährigen Karoline Herold.

Unter dem Pseudonym Jean Paul erscheint das erste größere Werk, der Erziehungsroman »Die unsichtbare Loge« (2 Bände).


1794

Mai: Umzug zur Mutter. Jean Paul wird Erzieher und Schriftsteller in Hof.

September: Erneute Reise nach Bayreuth.

Trennung von Karoline Herold.


1795

Beginn der Arbeit an den »Flegeljahren«.

Ein weiterer, unter dem Einfluß von Sterne, Fielding und Wieland entstandener Erziehungsroman, »Hesperus oder 45 Hundsposttage« (3 Bände), erscheint.

September: Beginn der Arbeit am »Siebenkäs« (bis Juni 1796).

Dezember: Beginn des Briefwechsels mit Friedrich von Oerthel.


1796

Jean Paul veröffentlicht den Roman »Quintus Fixlein«, der als fiktive Biographie des Lehrers Fixlein ein Gegengewicht zum »Hesperus« darstellt.

Der humoristische Roman »Siebenkäs« (3 Bände, 1796–97) erscheint.

Juni: Auf Einladung Charlotte von Kalbs Besuch in Weimar und kurzer Aufenthalt in Jena. Freundschaft mit Johann Gottfried Herder.

Bekanntschaft mit Karl Ludwig von Knebel, Christoph Martin Wieland und der Herzogin Anna Amalia. Goethe und Schiller halten sich auf Distanz.


1797

25. Juli: Die Mutter stirbt.

November: Übersiedlung nach Leipzig. Beziehung zu Emilie von Berlepsch und Freundschaft mit Friedrich von Oerthel.


1798

Januar: Verlobung mit Emilie von Berlepsch, die bereits Ende Februar wieder gelöst wird.

Mai: Jean Paul reist nach Dresden, wo er die Antikensammlung und die Gemäldegalerie besucht. Bekanntschaft mit Karoline Schlegel.

Juli: In Halberstadt Begegnung mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim.

August: Erneute Reise nach Weimar und Jena, wo Jean Paul mit Herder, Wieland und Johann Gottlieb Fichte zusammentrifft.

Oktober: Jean Paul zieht nach Weimar um, wo er engen Kontakt zu Herder pflegt.

Briefwechsel mit Friedrich Heinrich Jacobi.


1799

August: Jean Paul erhält den Titel eines herzoglichen Legationsrats.

Oktober: Verlobung mit Karoline von Feuchtersleben (bis Mai 1800).

November: Erstes Treffen mit Ludwig Tieck und Novalis.


1800

Mai-Juni: Reise nach Berlin. Bekanntschaft mit Josephine von Sydow, Henriette von Schlabrendorff und Rahel Levin.

Königin Luise lädt Jean Paul nach Potsdam ein.

Jean Pauls Hauptwerk »Titan« (4, Bände, 1800–03) beginnt zu erscheinen.

Oktober: Übersiedlung nach Berlin. Verlobung mit Karoline Mayer. Begegnung mit Fichte, Schleiermacher, Friedrich Schlegel, Tieck, Bernhardi.


1801

27. Mai: Heirat mit Karoline Mayer.

Juni: Besuch in Weimar.

Beginn der Niederschrift der »Flegeljahre«.

Jean Paul siedelt nach Meinigen über, wo er freundschafliche Beziehungen zu Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen pflegt.


1802

Juli: Reise nach Weimar.

20. September: Geburt des ersten Kindes Emma.


1803

Juni: Übersiedlung nach Coburg.

9. November: Geburt des Sohnes Maximilian.

18. November: Herder stirbt.

Dezember: Tod Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningens.


1804

Mai: Reise nach Bamberg und Erlangen.

August: Jean Paul siedelt nach Bayreuth über.

Die in Coburg von Herbst 1803 bis Sommer 1804 geschriebene dichtungstheoretische Abhandlung »Vorschule der Ästhetik« erscheint.

Der Roman »Flegeljahre« (4 Bände, 1804–05) wird veröffentlicht.

9. November: Das dritte Kind Odilie wird geboren.


1805

Mai: Besuch Fichtes.

Juni: Jeans Pauls »Wechselgesang der Oreaden« wird aufgeführt.

August: Herzog Paul von Württemberg besucht Jean Paul.

Wegen zunehmender materieller Probleme Gesuch um eine Staatspension an Friedrich Wilhelm III. von Preußen, das jedoch abgelehnt wird.

Mitarbeit am »Morgenblatt für gebildete Stände« (bis 1824).


1807

Die Erziehungslehre »Levana« (2 Bände) erscheint.


1808

»Friedenspredigt an Deutschland«.


1809

April: Jean Paul wird Ehrenmitglied des Frankfurter »Museums« und erhält von nun an ein Jahresgehalt von Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg, ab 1815 von der bayerischen Regierung.

»Dr. Katzenbergers Badereise« (Roman, 2 Bände).

»Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz« (Erzählung).


1810

»Herbst-Blumine, oder gesammelte Werkchen aus Zeitschriften« (3 Bände, 1810–20).

August: Jean Paul reist nach Bamberg und begegnet dort E. T. A. Hoffmann.


1811

Juni: Reise nach Erlangen und Nürnberg.


1812

»Leben Fibels, des Verfassers der Bienrodischen Fibel« (Erzählung).

Mit Cotta Verhandlungen über eine Ausgabe der sämtlichen Werke.

Juni: Reise nach Nürnberg. Begegnung mit Friedrich Heinrich Jacobi und Hegel.


1814

»Mars' und Phöbus' Thronwechsel im Jahre 1814. Eine scherzhafte Flugschrift«.


1816

Jean Paul wird korrespondierendes Mitglied der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache.

August: Auf Einladung Dalbergs Reise nach Regensburg.


1817

Juli-August: Reise nach Heidelberg, Mannheim und Frankfurt am Main. Freundschaft mit Heinrich Voß d. J. Zusammentreffen mit Tieck, Hegel und Uhland.

Beziehungen zu Sophie Paulus.

Die Universität Heidelberg verleiht Jean Paul die Ehrendoktorwürde.


1818

Juni: Reise nach Frankfurt am Main und Heidelberg. Zusammentreffen mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel.

Jean Paul verfaßt die autobiographische »Selbsterlebensbeschreibung«, die Fragment bleibt.


1819

Juni-Juli: Reise nach Stuttgart.

September: Auf Einladung der Herzogin Dorothea von Kurland Aufenthalt in Löbichau.


1820

»Der Komet« (Roman, 3 Bände, 1820–22).

Juni-Juli: Jean Paul besucht seinen in München studierenden Sohn Maximilian.

Audienz bei König Maximilian I. Joseph. Jean Paul wird Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.


1821

April: Reise nach Bamberg.

September: Tod des Sohnes Maximilian.


1822

Mai-Juni: Aufenthalt in Dresden.

Oktober: August Voß stirbt.


1823

April: Beginn der Augenkrankheit grauer Star.

Arbeit an dem letzten, unvollendet gebliebenen Werk »Selina oder die Unsterblichkeit«.


1824

Zunehmende Erblindung.


1825

Jean Paul stellt die ersten fünf Kapitel von »Selina« (2 Bände, postum 1827) fertig.

September: Reise nach Nürnberg.

Oktober: Der Verleger Georg Andreas Reimer in Berlin macht ein Angebot für eine Gesamtausgabe. Noch im gleichen Monat beginnt Jean Paul mit den Vorbereitungen.

14. November: Jean Paul stirbt in Bayreuth.


Sylvia Zirden


Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Jean Paul. Biographie: Jean Paul. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8D64-1