Ulrich von Hutten
Gespräch büchlin

[3] Vorred Vlrichs van Hutten

Dem edlen, hochberümpten, starckmütigen, vnd ernuesten Frantzen von Sickingen, Key. ma. rat, thiener vnd haubtman, meinē besondern vertrawten vnd tröstlichen gůten freünd, entbeut ich Vlrich von Hutten meinen freüntlichen grůß vnd willigen dienst.


On vrsach ist das sprichwort ›In nöten[Rand: Ein fründ / in noten ] erkennt man den freünd‹ nit in gebrauch kommen. Dann worlich darff nyemant sagen, daz er mit einem freünd verwaret sey, er hab dann den in seinen nottürfftigen anligenden sachen, der massen, das er jn innwendig vnd außwendig kenne, versůcht vnd geprüft. Wiewol nun der glückselig zůachten, dem nye von nöten ward, einen freünd dißer gestalt zu probieren, mögen doch auch sich die der gnaden gots berümen, so in iren nöten bestendige vnnd harthaltende freünd erfunden haben. Vnder welchen ich mich dann nit wenig, gott vnd dem glück zů bedancken hab. Dann als ich vff daz ausserlichst an leib, eeren vnd gůt, von meinen feyhenden genötiget, so vngestümigklich, daz ich kaum freünd anzůrüffen zeyt gehabt, bist du mir, nit (als offt geschicht) mit tröstlichen worten, sonder hilfftragender that begegnet. Ja mag ich (als das sprichwort ist) sagen:[Rand: Fründ zu / guten zeiten] von himel herab zůgefallen. Hyerumb ist wol die freüntschafft, deren die sich zů gůten vnd glückhafftigen zeyten beweisen (wiewol die mer ein lustige geselschafft, dann wore freüntschafft genennt werden mag) dannocht nitt zů verwerffen. Aber ich hab vnder den zweyen[Rand: Verglychnuß] eben den vnderscheydt, den die ärtzt vnder den speißen, denen etzliche allein süß vnd schmackhafftig, etzliche auch darzů gesundt vnd heylsam seint. So [3] ist es mir darzů kommen, daz ich nit lustigs geschmacks, sonder heylsamer[Rand: Frantz Hutten / beystendig.] artzney, nit frölichs beywesens, sonder gewärtiger hilff bedörfft, hab alsdann dich (ich achte auß göttlichem zůschicken vnd versehung) funden, der nit geachtet, was ein yeder von meiner sachen rede, sonder wie die an ir selbs gestalt, behertziget. Hast dich nit durch schrecken meiner widerwertigen, von vorfächtung der vnschuldt abzyehen lassen, sonder auß liebe der warheit, vnd erbarmnuß meiner vergewaltigung, für vnd für über mir[Rand: was Frantzen / bewegt] gehalten. Vnd do mir auß grösse der far, die stätt verschlossen gewest, als bald deine häußer (die ich auß der vnd anderen vrsachen willen, Herbergen der gerechtigkeit nennen mag) auffgethan, vnd also die[Rand: Frantzen heuser / herbergen der / gerechtigkeit.] angefochten vnd veriagte warheit, in die schoß deiner hilff entpfangen, vnd in den armen deiner beschirmung gantz kecklich gehalten. Darauß dann geuolgt, daz ich in meinem fürsatz, den auch du erber vnd redlich nennest, nit wenig gesterckt, alle gelerten vnd kunstliebenden Teütscher nation (den dann auch[Rand: Alle gelerten / teutschen] nit weniger dann mir selbs an dißer sachen gelegen) sich in freüden vnd frolocken erhaben, vnd gleich als nach einem trüben wetter, von der freüdenrichen sonnen erquicket worden. Dargegen die boßhafftigen[Rand: Curtisanen] Curtisanen, vnd Romanisten, die mich verlassen gemeynt, vnd der halben nahet einen triumph von mir gefürt hettenn, do sye gesehen, daz ich mich (im sprichwort ist) an ein veste vnerschütte wand gelänet hab, iren stoltz vnd übermůt gegen mir, etzwas nidergelassen, sich vast jngethon, vnnd kleines lauts worden. Für solche deine wolthat, dir genůgsamen[Rand: Huttens danckbar / gemyet] danck sagen, hab ich nit mangel an gemüt vnd willen, sonder am glück vnd vermögen gebrechen. Würt mir aber ye ein bessere zeyt erscheinen, vnd sich anderung des glückes (als dann mein freye hoffnung zů gott) begeben, wil ich dir allem meinem[4] vermögen nach, dermassen wider thienen, das du ye vffs wenigest mich keinen fleiß, dir danckbarkeit zů erzöigen, gespart haben, spüren solt, vnd mitler zeyt, mit dem, das mir kein freuel noch gewalt, kein trotz noch übermacht, kein armůt noch ellend benemen mag, das ist, mit krefften meiner synnen, vnd vermögen der verstäntnuß, trewlich vnd fleißiglich thienen,[Rand: was Huttens / höchst vermögen.] auch dir yetzo, wie ettwan Vergilius den zweyen woluerthienten jünglingen, zůgesagt haben;


Wo etzwas mein geschrifft vermag,
Dein lob můsß sterben keinen tag.

Wiewol, ob du dich schon gegen mir der massen (wie obberürt) nit gehalten,[Rand: Frantzen / tugent] hettest du dannocht on das, mit deinen ritterlichen eerlichen gethaten, verthient (als ich vnd alle, deren vermögen ist, gegenwertige oder vergangene ding, durch behelff der geschrifft, in erkantnüß zůkünfftiger zeyt bringen) deinen namen vß dunckelem vergesß, in das lyecht der ewigen gedächtnuß setzeten. Dann on schmeychelen[Rand: Frantzen lob.] vnd liebkoßen zů reden, bist du der zů dißer zeyt, do yederman bedaücht Teütscher Adel hette etzwas an strengkeit der gemüten abgenommen, dich der masßen erzöigt, vnnd bewißen hast, das man sehen mag, Teütsch blůt noch nit versygen, noch das adelich gewächs Teütscher tugent, gantz außgewurtzelt sein. Vnnd ist zů wünschen, vnd zů bitten,[Rand: Frantzen halben / zu winschen] das gott vnserem haubt keyßer Carlen, deiner tugenthafftigen vnerschrockenen můtsamkeit, erkantnuß jngebe, damit er dich deiner geschicklichkeit nach, in hohen trefflichen seinen händlen, das Römisch Reich, oder auch gantze Christenheit betreffend, so mit rat, vnd der that brauche. Denn als dann würde frücht deiner tugent zů weiterem nutz kommen. Fürwar einen solichen můt solt man nit růwen lassen, noch innwendig bezyrcks[Rand: Frantzen mut.] kleiner sachen, gebraucht werden lassen. Aber ich hab mir nit fürgenommen, in dißer vorred dein lob [5] zůbeschreiben, sonder ein mal meinem hertzen, das gesteckt voll gůter gedäncken vnd freüntlicher gůtwilligkeit, die ich gegen deinen vnwidergeltlichen an mir begangenen wolthaten, die doch du noch täglich ye mer vnd mer überhauffest, trag, einen lufft geben, schenck dir zů dißem newen jar, die nachfolgende meine büchlin, die ich in nechst verschinenen tagen, in der gerechtigkeitt (wie vor genannt) herbergen, eylendts, vnd ön grösseren fleiß verteütscht hab. Vnnd wünsch dir damit,[Rand: Was Hutten / Frantzen / winschet] nitt als wir offt vnserenn freünden pflegen, ein fröliche sanffte rů, sonder grosße, ernstliche, dapfere vnd arbeitsame geschäfft, darinn du vilen menschen zů gůt, dein stoltzes heldisch gemůt brauchen vnd üben mögest. Darzů wöl dir gott glück, heyl vnd wolfarn verleyhen. Geben zů Ebernburgk, vff den heyligen newen jars abent, im jar nach Christi geburt M.CCCCC. vnd einvndzweintzigsten.

Zu dem leßer dißer nachfolgenden büchlin

[6] Zů dem leßer dißer nachfolgenden büchlin Vlrich von Hutten

Die warheit ist von newem gborn,
[Rand: Vuarheit]
Vnd hatt der btrugk sein schein verlorn,
[Rand: Betrug ]
Des sag Gott yeder lob vnd eer,
Vnd acht nit fürter lugen meer.
Ja sag ich, Wahrheit was vertruckt,
ist wider nun härfür geruckt.
Des solt man billich gnyessen lon
Die darzů haben arbeit gthon.
Dann vilen es zů nutz erscheüßt,
wiewol es manchen auch verdreüßt.
Die faulen pfaffen lobents nit.
[Rand: Die faulen / pfaffen.]
Darumb ich yeden frommen bitt,
das er gemeynen nutz bedenck,
vnd ker sich nit an loße schwenck.
Es ist doch ye ein Bapst nit gott,
[Rand: Bapst.]
dann auch jm ist gewisß der todt.
Ach fromme Teütschen halt ein rat,
[Rand: Vermanung.]
das nun so weyt gegangen hat
dasß nit geeh wider hindersich.
Mit trewen habs gefordert ich,
vnd bger des anders keinen gnyesß.
Dann wo mir gschäh des halb verdryesß,
[Rand: Huttens / beger]
das man mit hilff mich nit verlasß,
So will ich auch geloben, das
[Rand: Huttens / zusag.]
von warheit ich wil nyemer lan,
das sol mir bitten ab kein man.
Auch schafft zůstillen mich kein wer,
kein bann, kein acht, wie vast vnd seer
man mich darmit zůschrecken meynt.
Wiewol mein fromme můtter weynt
[7]
do ich die sach hett gfangen an.
Gott wöll sye trösten, es můsß gan,
[Rand: Es muss gon.]
vnd solt es brechen auch vorm end,
wils Gott, so mags nit werden gwend,
darumb wil brauchen füß vnd hend.
Ich habs gewagt.
Vlrich von Hutten.

Das erst Feber

[8] Gespräch büchlin her Vlrichs von Hutten
das erst Feber genant.
Vnterreder Hutten, vnd das Feber

Hutten. Gingestu hinweg, wer mir vil lieber, wölchen dich so mügsamen gast, ich doch des ersten tags hett sollen auß treyben. Hörstu nit? gee hinweg, fluchs. heb dich.

Feber. Es wer aber doch deiner gütygkeit gemäß, so ist auch sunst der[Rand: Der teutschen / gastmiltigkeit.] Teütschenn gebrauch nach her kummen, daz so du mich außtreybst, doch zuvor in ein ander herberg weysest. wie wol ich dich aber mals bit, mag es gesein, daz du mich (die weyl ich nit weisß wa auß) doch diesen winter nit auß iagest.

Hutt. Ich sag dir erstlich, gee hinweg. Darnach als du mich bittest der herberg halben, siehstu dort jhene pforten? daselbst hinauß gehstu recht.

Feb. Lieber so für mich doch ettwa zů einem der nach lustigem gůtem leben[Rand: Wo das Feber /gern hauset.] tracht, der mächtig reich sey, der pferd, vil diener, nachgenger, ein groß gesind, hüpsche kleyder, lüstig gärten vnd bäder habe.

Hutt. Zů dem ich dich füre ist selbs hye ein gast, aber jm mangelt solcher ding nit, gebraucht sich auch der. Vnd sieh dort jhens hauß,[Rand: Caietanus Cardinalis. / s. Sixti.] dorin helt sich der Cardinal sant Sixten, mit einem grossen hoffgesind, ist von Rom herauß kummen, das er gelt von vns teütschen auffbring, darmit die Römer ein weyl zů zeren haben (ich glaub) wider den Türkken,[Rand: Turcenkrieg.] über den sye abermals mit grossem gebreng ein hertzug fürnemmen. dann es sindt gar erfaren geübt kriegßleüt, vnd an das ein volck das dir gemeynlich vnderwürffig ist. Hör mich, vnnd nim dir diesen für, du [9] würdst in dort geborgen, rühen finden, an einem scharlachen talar, hinder vil vmbhengen. Er ysset nůr auß silber, trincket auß gold, aber[Rand: Des Cardinals / schleckhafftigkeit.] so schlelckhafftig, daz er nit wil das inn teütschen landen leüt seyen die des geschmacks verstandt habenn. Er veracht auch die hiygen feldthüner vnd kramatßvögel, spricht sye seyen den wälischen im geschmack vnd sunst gantz vngleich. So widersteht im vnser wiitpret, sagt das brot vnschmackhafft sein, vnnd wann er dieses weyns trinckt, so geen jm die augen über, vnd schreyet als dann: ›O Italia, O Italia‹, den gůten wälschen Curß anruffend. vnd zůuorderst vmb der vrsach willen, nennet er[Rand: Der deutsch /weyn den / Cardinal] vns grob vyesch vnd truncken leüt. Sagt auch, er hab in vier Monaten sein gelust nit künnen büssen, dweyl er gůt schlecklin, vnd rechtsafftige bisszlin hye nit bekummen möge.

Feb. Solchs liedlin singestu einer tauben.

Hutt. Wie? gefelt er dir dann nit zů einem wirt? Nü wen möchtestu doch ein grössern fürsten hye finden, gegen den man mer gebreng, verneygens, vnd bückens braucht?

Oder meinstu daz er des Febers nit würdig sey?

Feb. Ja, auch des Podagrams.

Hutt. Nů warumb gfelt er dir dann nit?

Feb. Da ist er mager, dürr, schwanck als ein bintz, hat keinen safft hinder im,[Rand: Caietanus /uon leyb.] er henckt den kopff, ist ettwann ein münich vnd keßiäger gewesen, yetzo ein newer Cardinal, sunst in andern dingen alt, er darff wol drey heller zů eim mal verbrassenn. Des koch ich offt ein halb vntz fleisch vom marckt[Rand: Kargheit des / Cardinals] heim sich tragen.

Hutt. Ey, du verkerest alle ding. Ich sag dir es ist der groß geachtest, der aller erwirdigst, der von der seyten, den man nennet a latere zů welchen man redt, Ewer heilicheit vnd gnad, ewer vätterlicheit, ewer fürstlich miltigkeit. von dem nit zu glauben, daz er nit kostlich [10] oder wol leben solt. dweyl er doch die Teütschen nit reychlich oder zierlich gnůg achtet.

Feb. Wie er für sich selbst lebe streit ich nit. Aber wie wolt er mich wol halten, der all die seinen übel speyset vnd kleydet? Dann[Rand: Das Feber fur /des Cardinals / thier.] als ich iüngst vor seiner thür klopfet, vnd ein tag oder etliche herberg begerte, grayn mich der thorwart an sagend: ›hörestu nit das gepölder?‹ ›Ja ich hör es wol‹, sprach ich. Dann ich hört ein geklöpff gleich als ob man etwaz haben wölt. Do sprach der pfortner: ›Es hat diße gestalt, vnser gesind das yetzů geessen hat, fordert brot.‹ Sprach ich: ›Wie? brot? gibt man dann so kärglich hye in speiß das auch des brots nit gnůg dargelegt würdet?‹ ›Ja‹, sagt er, ›eben so kerglich. So seint auch kein küsselin, nach pflumfeder, oder einiche weyche wat hye in, außgenummen die, da sich der[Rand: Gewalt des / Cardinals.] selbs auffstreckt, dorinnen er seinen lust hat. Aber er ist warlich wider dich gewappent mit vermaledeyung, würt dich in bann thůn, als bald du einen fůß her inn setzest. Er ist ein Legat Bapst Leonis, vnd steet in seinen gewalt einen darnach er übels oder gůts verdient hette, oder wie es im gefelt, zů behalten oder zů verdammen.‹ Das ließ ich mir gnůg gesagt sein. Vnd im hingeen, hab ich dich wol ein bessern würt funden.

Hutt. So můst ich (als ich merck)[Rand: Massigkeit mit / essen und / trincken.] bißher auch schmäler geessen haben, wolt ich dein anders überhaben bliben sein. Nun wolan, du solt mich (ich vorgessz dann mein selbs) füro nimer fünden bey den grossen herren also überflüssig essen. Aber die handtwercker vnd das gmein volck, halt ich, seint ouch nit für dich.

Feb. Onzweiffel. dann zum teil veriagent sye mich mit hunger. zum teil vertreiben sye mich weit von jnnen mit harter arbeit.

[11] Hutt. Wie, wann ich dich aber zů[Rand: Die reychen.] der fürsten oder der reichen heuser fürte,[Rand: Die Fucker.] oder daz ich dir auch die grossen kaüffleüt vnd die Fucker anzeygte?

Feb. Ey nichts. als ich ettwan zů jm gangen bin, hab ich sye alweg mit einer schar der ärtzt vmbgeben funden, deßhalb ist bey jnen kein stadt. für mich ein ander ortt, des bit ich dich, vmb alter gůtthät willen.

Hutt. Durch waz gůtthät? waz sagst du mir da für ein gedicht? Lieber meinst du das denen gůtthät beweisest, bey den du herbergst?

Feb. Ja, vnd dir am meysten. Ist es dir vergessen, wie ich vor acht iaren dich als lernhafft, gedultig, zame, vnd gotsförchtig machte,[Rand: Wo zu das Feber / nutz.] da ich viertäglich bey dir was, doch nit über sechs monat lang?

Hutt. Ja worlich, da du mich also hart plagtest, vnd ich dein so gar můd was daz ich anders nit schaffen mochte, da sassz ich vleyssig über den büchern. Aber ich erkenn yetz dein behelff. dann als mich bedunckt zeügstu dich auff einen deiner beschirmer, der dich diße red gelernt hat, die du brauchest bey[Rand: Phauorinus der / philosophus.] denen, die du nit ein genügen hast, mit der kranckheit zů plagen, sunder speyest sye noch mit sollichen vnnd dergleichen worten, nympst dich an, als ob du einen vleissig, tugentlich vnnd geschickt machest. Wann nů das war ist, das der selb dein beschirmer von dein gůtthaten schreibt, nemlich welcher vom viertäglichen Feber, ein mal[Rand: Das viertaglich / Feber.] wider geneße, das der dornoch gesünder sey dann vor ye, warumb hast du mich dann nit auch gesunder darnach gemacht? Aber ich bin die selbigenn jar alle nach deinem abscheiden kranck gewesen, dann mit dißem, dann mit jhenem on vnderlassigen gebrechen.

Feb. Das ist darumb, das mein will noch nit gewesen, dich gar zů verlassen. dann als ich das selb mal von dir schid, was mein fürsatz, bald widerumb zů dir zů kummen. [12] Vnd wil dir eben itzů gesagt haben, wo du mich nit in ein gůt herberg hinfürest, bin ich entschlossen dich noch nit zů begeben, wann du gleich seer zürnest, vnd sechs oder syben gantzer jar (lust michs anders) bey dir sein.

Hutt. So kan ich doch wol, wie der Cardinal vndertagen vmb drey häller[Rand: Was gut wider / das Feber.] zeren, vnd ein nüchters leben füren.

Feb. So kan ich dich dargegen wol schleckhafft machen vnd anreytzen, das du mancherley vnnd verbotten ding begeren würdest.

Hutt. So wil ich dir ärtzt übern hals[Rand: D. Heinrich / Stromer.] füren, vnd eben mit sonderm vertrawen doctor Heinrichen Stromer.

Feb. Ja wol ärtzt, ia wol den Stromer, als ob ich dein weiß nit wüste. Du[Rand: Huttens weis / wen er kranck / ist.] werest lieber ein gantz iar kranck, ehe du ein mal oder zwey Reubarbarum, Niß wurtz, oder sunst einer purgatz nur zwen scrupel jnschlundest. viel mer für den über mich, der ein haber korn in einem harnglaß sahe, vnd meint der selbig kranck hette ein pferd fressen.

Hutt. Da wil ich wol vor sein, vnd dich nüw zů andern wirten hinfüren. Vnd dweyl du gern mit schleckhafftigen zůthůn hast, so volg mir nach, wir wöllen hingehen zů den München, die[Rand: Die Munch.] mit allen dingen sanfft leben. als dann gůt anzeygung gibt, das sye veist sein, vnnd wolgemester heüte, leben lüstlich vnd im sauß. So wonen sye stets in den zellen vnd haben selten (das dir dann zůwider wär) zimliche leybs übung, auch[Rand: Leybs ubung.] sauffen sye wein, vnd essen visch vff das vnmäsigst. Sich zů, das ist eben ein recht herberg für dich.

Feb. Neyn, du bringst mich mit den[Rand: Die Minch in / der Beycht.] worten nit von dir. Dann sye hören die alten weyber zů beycht, vnd lernent vil segen, darmit sye als weit sye mich sehen, hinwegk treyben.

[13] Hutt. Wiltu dann zů den Thůmhern, den der gleich auch nit mangelt,[Rand: Thum herren.] sunder überflüssig haben. allein, das sye zů zeyten außreyten vnd jagen vmb übung vnd lust willen? Ich meyn es solt gantz vor dich sein, dieweyl du doch safftig vnnd wolgemeste begerst, die da gantz köstlich essen, sueßlich ruhenn, sanfftlich müssig gehen, da darffestu nit förchten das sie[Rand: Der Tum herren / frey leben.] sich vorwaren mit ärtztenyen. Dann so sye leben gar on sorg, zeygen die feigen den artzten die du (ich weiß nit war umb) so übel forchst, bey den Fuckern, so doch gemeynlich mer kranck seyen, bei welchen die ärtzt[Rand: Die Sachsen. ] wonen, dann die Sachsen, die on ärtzt leben, Wo du sie aber jhe förchten wilt, so nimm war, die von den ich gesagt hab vorachten die ärtzt, über das, so ligen sye gemeynlich am rücken, vnd haben ire kurtzweyl im bad, vnd brassend stets, sitzen da vnder den schönen metzen, offt die[Rand: Was uon prasserey / kumpt. ] gantz nacht, darauß volgt das sye böße rohe vnd vntewige mägen überkummen.

Feb. Solchs fürwar were ein geschikt volck zům Feber, vnd auch wol werdt, das ich ine lang beywonte. Ich förcht aber, das vil ander[Rand: kranckheite der wollustigen.] kranckheiten bey den selben mir vorkummen seyen, bey der weiße die sye füren. Glaubstu auch das einer vnder denen noch nit kranck sey? den nit newlich das Podagram besessen hab, oder der stein, die wassersůcht, das gesůcht, das hüfftwe, oder der nit aussetzig sey, oder mit der gelsůcht, dem fallenden siechtag, mit dem malfrantzoß, oder sunst mit den bösten geschweren behafft, als dem krebs, dem wolff, der fistel, mit der hals geschwülst. oder auß lang herbrachter füllerey vnd trunckenheit, an henden vnd füssen zittere? oder sich in der seyten klage, oder wie er sunst geplaget ist, deßhalb ich Feber destminder stat[Rand: Gebresten der / kuchen nach / uolgende.] [14] haben mög? Dann ydie etz erzelten, vnd sunst andere vnzalbarlich gebrechenn, volgend auch so wol als ich der küchen nach, vnd sůchen warlich die tisch vnd den praß, haben ein freud bey den feysten vnd schleckhafftigen zů wonen, zů der vülle und mancherhandt der richt vnd zum schlemm (eben wie ich auch thůn) flyessent sye hauffend weiß zů.

Hutt. Lieber getraw mir darumb, sye sindt noch nit alle kranck, vnnd zůuorderst[Rand: Von einem freyen / Curtisanen.] der Curtisan der iüngst wider von Rom kummen, nach dem er bey einem Cardinal daselbst gelernt weychlich zů leben, hat er sich yetz gar mitten inn braß geworffen, vnd lebt gantz über auß frölich.

Feb. Trickt er auch weyn?[Rand: Weyn.]

Hutt. Ja, er schlucket den.

Feb. würtzet er auch mit pfeffer.[Rand: Gewurtz.] zymedrören, ingber, vnd negelin?

Hutt. Gantz geüdisch.

Feb. Hat er weyche bedt, hüpsche[Rand: Weyche bedt.] tappet, pflumfedern, pfülblin, haubt küssenn, vnd seyden wat?

Hutt. Auffs kostlichst.

Feb. Isset er dann auch fisch?[Rand: Fische.]

Hutt. Ja freylich, er schluckt sye, aber nůr die besten vnd tewersten, so helt er auch vil von den felthünern vnd Phasanen, vnd wann er eins hasen ysset meint er bald hübscher[Rand: Hasen.] dauon zů werden, in bedunckt auch der winter lang sein, das die Spargen[Rand: Spargen.] nit zeytig wöllen werden.

Feb. Badet er etwann?[Rand: Baden.]

Hutt. Vber maß gern vnd offt.

Fen. ist er nit bey weylen karg?

Hutt. nein sunder auffs geüdischt reychlich.

Feb. behilfft er sich auch mit den ärtzten?

[15] Hutt. Er hasset die veintlich, vnd sagt man sält sye des teütschen lands[Rand: Ertzet. ] veriagen.

Feb. Geht er auch in beltzen röcken,[Rand: Kleydung. ] oder ist er sunst wol gekleydet?

Hutt. Ja wol, eben wie einer dauon[Rand: Martialis ] Martialis schreibt:


Frost, regen, schne er wünschen thut,
Sechshundert schauben hatt er gůt.

Feb. Ich förcht das er mich nit lang leiden möge bey dem wesen.

Hutt. Da sich du zů, dann warumb woltestu einen bald vmmbringen, den du wol lang brauchen magst?

Feb. Eben auß der vrsach, wo er mir zů vil gůtlich thätt. Aber hörstu hat er auch spil leüt?[Rand: Spielleut.]

Hutt. Ja, vnnd schalcks narren dorzů.

Feb. hat er nit auch ein schöns metzlin das vnser pflege?

Hutt. Ja worlich, ein glats, zarts[Rand: Frawen. ] vnd früntlichs.

Feb. hat er ein grossen bauch?[Rand: Ein grosser / bauch.]

Hutt. Er wechst im schon daher.

Feb. Wann er mich aber nit annäme wo woltestu mich dann hinfüren?

Hutt. Dann wil ich dich vmbfüren,

Feb. So wil ich dich durchächten.

Hutt. So wil ich dich verachten.

Feb. So erwürg ich dich.

Hutt. So bescheyß ich dich.

Feb. Wer? du mich?

Hutt. Ja, ich dich. verlassend mich auff hilff des hungers, zimlicher leybs[Rand: Vertrostung / wider das Feber.] übung, nüchterkeit, vnd eins harten lebens in allen dingen.

Feb. Nůn hin ich würdt den Curtisanen versůchen, darnoch wider nach dir dencken.

Hutt. Wie du wilt, ich wil mich auß dem staub heben.

[16] Das Feber zům Curtisanen.

Herr Curtisan ich wünsch eüch grüß.
In ewerm hauß ist überfluß.
Drumb kumm ich eüch zůwonen bey.
Tragt essen trincken auff, seyd frey.
Doch erst ein bad man wörmen sol.
Vnd vnser dorinn pflegen wol,
Mit reyben, iueken, warm, vnd kalt.
Darauß wir gehn zům essen bald.
Do werd ein schön pancket gemacht.
Mit grossem kosten, reychem pracht.
Das were biß nach mitter nacht.
Do müssen vil gerichten sein,
Fisch, vögel, wiltpret, bir vnd wein
Kein wurtz man sparr, noch spetzerey.
Schadt nit, ob das schon tewer sey,
Obs sey geholt auß India,
Gewachsen in Arabia.
Kumm auß der newen Insel her.
Tragt auff, die fucker bringens mer.
Mit essen drincken schafft ein můt.
Mit vollem bauch ist schlaffen gůt.
Ob dann schon ich bin auch im spil,
Hatt wol sein fug, ist nit zů vil.
Ein ides wesen hat sein zil.

Ich habs gewogt.

Das ander Feber

[17] [19]Gespräch büchlin her Vlrichs von Hutten
das ander Feber genant.
Vlrich von Hutten.

Do ich das Feber hätt gemacht,
Von pfaffen ward ich balt veracht.
Die worffen grossen zorn auff mich,
Mich scholten vngestůmicklich.
Ich sprach, Ir herren nun fart schon.
So übel ist noch nit gethon,
Ob einer ligt am Feber kranck.
Ich meint vmb eüch wolt verdienen danck.
Kein antwort mich do helfen mocht.
Als was ich redt, zů nichten docht.
Darumb mich dunckt der beste rat,
Dem Feber geben ander stat.
Ein ider pfaff sein Feber hat,
Deß pfleg er nach dem willen sein.
Offt itzig freüd ist morgen peyn.
Also hab ich sye Absoluiert.
Ein ider deß wol jnnen würt,
Ob er itz besser sey geziert.

Ich habs gewogt.

Gesprächbüchlin VI. Von Hutten (Feber das Ander). Vnterreder, Hutten, das Feber, vnd Huttens Knab.

Hutten. Hörestu dißes anplatzen? Horestu den schall der gestossenen thür? Wiltu vns lossen die thür zerbrechenn? Aber hör eins, sich zů dem fenster hinnauß vnd [19] würstu ettwas vnbequemes jnnen so sprich ich sey nit do heymet.

Feber. Du seyst nit doheymet? Den ich doch diße wort reden hör. Vil mer laß auff thůn, vnnd mich auß dem windt kelt, vnd regen hineyn weychen.

Knab. Es ist das Feber. Hilff got. hilff du ewiges heil. wie wöllen wir vns vor dem übel waren? Wiltu das ich es mit steynen hinwegk treyb? mit pfeylen? Vnd aller handt woffen?

Hutt. Erstlich vorschleüß das fenster, das es vns nit wie etwan vor, ein gifftigen lufft einer blaß. Schleüß zů, vnd mit fleyß.

Feb. Mach auff.

Hutt. Mit nichten.

Feb. Diße thüer pflag mir vnerfordert offen zů stehenn.

Hutt. Aber itzo ist sye zů geschlossen.

Feb. Des ich mich verwondert,[Rand: Hutten des / Febers wirt.] vnnd hierumb mach auff wirt, mach auff.

Hutt. Das ist eben geraten als ob du sprechest, wirt, hencke dich, hencke dich.

Feb. So wiltu dem Feber nimmer auff thůn?

Hutt. Wo ich anders zůschliessen kan.

Feb. Du aller gastmiltester wirt, durch die freüntschafft alter beywonung schleüß auff.

Hutt. Vmb gedächtnüß willen derselbigen haß wirdigen beywonung, ausschliesse ich dich vilmer.

Feb. Aller freüntlichster, aller gütichster wirt, wiltu mir nit hineyn gůnnen, vnnd diße thür auffthůn?

Hutt. Ich gar nit.

Feb. Ein wollust aller künstiger[Rand: Delitium Musarum / pestis / studiorum.] mach auff.

Hutt. Zerstörung gůts studirens gehe hinwegk.

Feb. Mach auff, mach auff Hutten, ich binn das Feber.

Hutt. Das pleyb.

[20] Knab. Sprich jm härter zů, anders würdt es die thüer zerbrechen, vnnd dißes hauß erstürmen. Wie zittern die palckenn, treyb ab. Schelt, vnnd flüch.

Hutt. Schlagk für einen rigel, vnnd bald dißen zweischüigen. Was wiltu vnser, die plegest grosse herren vnd die wollüstiger zů süchen? Sein also gar kein pfaffen mer oder kauffleüt?

Feb. Dich sůche ich zů vörderst.

Hutt. Vnd dich flüch ich zů vörderst.

Feb. Ist vrsach.

Hutt. Auch hye.

Feb. Darumb ich dich sůche.

Hutt. Darumb ich dich flühe.

Feb. Verkündige dir etwas.

Hutt. Ich hör nit.

Feb. Mir ist nodt dich anzů reden.

Hutt. Aber mir ist des nit nodt.

Feb. Ettwann warestu ein ander man.

Hutt. Recht. dann gern sehe ich mich besser.

Feb. Laß mich vnder dach auß der kelt, auß dem regen.

Hutt. Wie offt můß ich dir sagen, ich thů das nit?

Feb. Darumb würt vnbillich von dir gesagt, du seyst gůttick, freüntlich, Hutten giettig. vnnd herbergst gern.

Hutt. Gegen andern bin ich wol der selbig.

Feb. Vnd mich schleüssestu auß?

Hutt. Wie du sichst.

Feb. Vnuordinter sach.

Hutt. Vordinter sach.

Feb. Argkwönigklich hye hestu mich vnd vnbillich.

Hutt. Mich dunckt anders.

Feb. Mich aber, das ich dir nie leyds gethon hab.

Hutt. Desto weniger fůgen wir zůsammen, Zweytrechtiglich vrteylende.

Feb. So wil ich dir zůfallen, vnd vörter sprechen, wol mög sein das ich dir ettwan leydes gethan, aber nůn wil ich dir libs thůn.

[21] Hutt. Würst kein danck vorthinen.

Feb. Wie weystu das?

Hutt. Wie? Ein alter wirt des Febers[Rand: Mancherley / feber.] auß langwiriger gewonheit viller weiß, des virtäglichen, des täglichen, des drütäglichen, des scharffen, der gewönlichen, vnd ander der namen mir vergessen.

Feb. Ich hab ein ander weyß an mich genummen.

Hutt. Mag ich wol leyden.

Feb. Vnd läst mich eyn?

Hutt. Vorwar lasse ich dich daussenn.

Feb. Nit weyter dann zů gespräch.

Knab. Erschrecke es.

Hutt. Auch nit zů gesicht.

Knab. Wiltu, das ich ein bůchsenn abschiesse?

Hutt. Ehe würff jme lynßen entgegen, Feber, meiner güttikeit nach vff[Rand: Lynsen. ] das du nit hunger leyden dörffest, schließe ich dich auß. vnd sende dich wider zů den wollüstigern, vff dastu nit klagest, ich hab dich übel gehalten.

Feb. Bey dir libt mir, wie du mich auch haltest, zů sein.

Hutt. Aber mir weyt von dir, wie du dich auch erzeygest.

Feb. Fleichstu eynigs gespräch?

Hutt. Deynes vor allen.

Feb. wie gar hastu dich verwandlet. Nit mer dann drey wort wil ich dir sagen.

Hutt. Ich hör nit.

Knab. Du, die wolust, pancket, überflüssigkeit, vnd roheyt sůchest, dißes ist am nechsten vnser speyß gewesen.[Rand: Hutten speysz.]

Feb. Ich sehe wol lynsen.

Knab. Das ist vnsere kost dann[Rand: Pythagorici.] wir sein itzo Pythagorici.

Feb. Aber gestert asset ir Pythagoram selbst, wo anders der fabeln nach, die seel Pythagorae in dem hanen waß.

Knab. Wir sein verdorben. Dann das Feber hat vns sehen hüner essen.

Hutt. Den hanen (Feber) haben wir getödtet, vmb das er auch lynsen assz.

[22] Feb. Vnd gleich als ob der han in lynsen, nit die lynsen in hanen verwandelt weren, habt ir gessen?

Hutt. Was ist es dann mehe?

Feb. Vnd den most miltiglichen getruncken?[Rand: Weyn trincken.]

Knab. Wir truncken wasser.[Rand: Wasser trincken.]

Hutt. Gekocht wasser.

Feb. Es sey also. Ich meyd auch nit die wasser trencker, vnd hab itzo gelernet bey inn sein.

Hutt. Darumb gehe zů den nechsten hütlin, deß würt in zwentzig jaren kein weyn nie versücht.

Feb. Wann ich dir zů vor die drey wort hab gesagt.

Hutt. Hast gereydt wol sechs hundert gesagt, doch sag die drey, vnnd gehe dann hin wegk.

Feb. So ich eyn gelossen bin.

Hutt. Geschicht nit. sag mirs daussen.

Feb. So sich herauß.

Hutt. Ich hör nit mit den augen.

Feb. Werd dich aber ansichtiglich mehe bewegen.

Hutt. Ich beger doch von dir nit bewegt werden.

Feb. Wil dir des Curtisans halber, wie ich den gehalten, vnd er mich tractieret hab, rechenschafft geben.

Hutt. Do frag ich nit vil nach.

Feb. Aber vor dißer zeyt, fragstu wol darnoch.

Hutt. Vff das ich dein loß würde, die auch noch, wöltest meynem radt[Rand: Der Curtisanen.] volgen, bey dem Curtisanen blibest.

Feb. Ich hab in schon verlassen.

Hutt. Sůch in widerumb.

Feb. Das kan nit geschehen, dann er nun andere kranckheit zů im genummen hat, zů vorderst die frantzosen, mit den er elendichlich behafft ist. So waß jn auch nehest der reysend stein an kummen, darzů hat er die glidsucht vnd das gicht, Vber das ist[Rand: Der Curtisan / uerarmet.] nottürfftikeit im hauß.

Hutt. Hatt er dann nit mehe Schalcksnarren, hund vnd pferde?

Feb. Nit ein meüßlin.

[23] Hutt. Vnnd hat auch sein freündin, das hüpschs dirnlin verlassen?

Feb. Neyn. sunder sye hat jn verlassen, auß nödtlicher vrsach das nit mehe da was.

Hutt. Aber dann warumb hast dich die andern kranckheit vertreyben lassen?

Feb. Das ich nit im armůt sein wil, vnnd süch die küchen.

Hutt. Darinn rauch ist.

Feb. Vnd darinn lüstiger fratem vnd geschmack ist.

Hutt. Sollich sein doch bey mir nit.

Feb. Werden aber sein, wann du nůn (als man sagt thůn wollest) ein weyp nimbst.

Hutt. Ja wol weyp. vil mer hab acht vff des Curtisanenn dirnlein, wo es hin kumme, dann ich glaub es werde in ein feyste herberg wenden.

Feb. Es ist zů einem alten Thůmherren kummen, der hat das zipperlin,[Rand: Ein alter unflatiger / pfaff.] vnd ist gebrochen, an das vnlüstig stinckend, langweylig, verdrißlich, vnflätig, vnd vnder seins gleichen ein saw.

Hutt. Den es mag lieb haben?

Feb. Des gelt es lieb hat.

Hutt. Desto bequemlicher würstu bey im sein. Dann dieweil das dirnlinn des geldes wartet, so wartestu sein.

Feb. Mich erbarmet aber sein. Dann er souil pein von ir hat, das er des Febers wol entbiret.

Hutt. Aber mein hatt dich nie erbarmet.

Feb. Do warestu mit dem übel[Rand: Ein zuhelterin / im hausz.] nit beladen. Dann du weist nit wie ein großes übel ist, ein zůhälterin im hauß.

Hutt. Ein übel? So doch die pfaffen solliche nit allein mit fleiß, sunder auch mit zanck begeren. Vnd wol so sere vmb sye krigen, als zů Rom vmb die geystlichen lehen.

Feb. Vmb der vrsach willen ist auch das übel desto grösser, das es mit[Rand: Ein willig ubel.] willen vnd begir kumpt.

Hutt. Magk dann einer vbel mit seinem willen haben?

[24] Feb. Ab das ander leüt mögen, weyß ich nit, vorwar die pfaffen mögen das.[Rand: Die pfaffen.]

Hutt. Das sye an ire zůhelterin freüntlichen fleyß kören, vnd etwan vmb deren willen von synnen kummen, weiß ich wol, das jnn aber das ein vbel sey, ist vber mein verstentnüß. Dann ich kan nit vormercken wann es jne ein übel wer, wie sye das mit gůttem willen zů in ziehen wörden.

Feb. Ich vorstehe es aber wol, vnd auß langer gewonheit hab ich das gelernet.[Rand: Der pfaffen lieb /zu den / zuhelterin.] Zům ersten haben sye inbrünstigklicher lieb zů den, dann die ehemänner zů iren hausfrauwen.

Hutt. Das weiß ich wol.

Feb. Aber die hinwider haben ein weder gar kein, oder aber ein ser kalte lieb zů den pfaffenn, vrsach das sollich weyber vff ein zeit vil[Rand: Lieb der / zuhelterin zu den / pfaffen.] zů gleich liep haben, ein teil vmb früntliches beywesens willen, andere das sye reich, etliche das sye gůts vermögens sein.

Hutt. wen man den eine fünde, die ire lieb nit zerteylet, sunder alweg einen liep hette, wer auch von der selbigen vbel?

Feb. Mit nichten wän man eine fünd. dann ein solch vnder den pfaffen kelnerin, ist wie der vogel phoenix seltzam, dann wie kan[Rand: Verlust der eeren / unwider bringlich.] eine die einmol ir eer, ein vnwider bringlich ding verloren hat imer ab schanden entsetzung haben?

Hutt. Du wilt sagen, die selbigen frauwen, achten vorter mer leycht vff das, das sye der massen verlorenn habenn das es nimmer wider braht werden magk?

Feb. Eben also. Vnnd darumb die ein mal sich vff den platz ergeben hatt, wil darnach alwegen freylich vff dem selbigen vmbgehen. Vnd seyte mal sye vor gewiß hat, das sich niemandt eren zů ir versicht, acht sye klein gerücht, vnd leymundt. Der[Rand: Schneden nuz / machen.] halben gebraucht sye sich der angenummen schand. Vnnd wo ir geburen magk schafft sye ir lust mit fleyß der männigfeltikeit. Dann verlust der eren (dem lüstiger gebrauch anhengt) ist nit wie andere ding.

[25] Hutt. Sollichs ist aber ein bößer gebrauch.

Feb. Da von disputier ich nit. Aber fürwar vnter sollichenn frauwen welch nit vil männer sücht, allein die meint ir eer mit schaden[Rand: Ergetzlicheit / der verlornen / eeren.] verloren haben. Dann zů ergetzlicheit der verloren eeren, ist erfunden, das sye an vil örtern ire gelust erfüllen. Deren auch etzlich ein böß leben angehenn, vmb das in an einem man nit genüget. Welchenn mannen nůn solliche zůhelterin werden, haben grosse[Rand: Eyferen.] marter von eyferen.

Hutt. Ist das selbig nit auch in der Ee?

Feb. Zů zeyten auch, vnnd sein wol eheweyber die der gleichen auch sündigen, aber solliche fallen in die schar der losen frauwen, vnd bleyben nit teilhafftig der ehelichen würdikeit. Dann die frummen enthelt erstlich schamm. Dornoch bezwingt sye[Rand: Was frumme / frauwen / bedencken.] gewissenn Ehelicher pflicht, vnnd ansehens irer kinder, inwendig den endenn der erberkeit, derenn ding die loßen nit acht haben dörffenn. Dann sye sich on sorge erlüstiren. Vnd ie geneigter sye zů dem seind, ie sorgfeltiger ir liebhaber bey jnn leben, die werden erbermklicher weiß gepyniget. Darumb das sye sehen mit solchem irem schaden sich veracht werdenn.

Hutt. Mit welchem schaden?

Feb. Vilfeltigem. Dann über das die, so in der vnee sitzen, vff das sye iren zůhalterin behäglich leben, ire selen (das edelst teyl ires[Rand: Schaden von / den zuhalterin.] lebens) verderbenn. so müssen sye auch angehaltens fleyß, mit wol essen vnd trincken, vnd köstlicher kleydung, vil vortzeren, vnd mit überiger vnreinigkeit, die kräfft ires leibs schwächen. Neben dißem achtet [Rand: Vorlust und / ubergebung /Eeren und guttes.] ein itzlicher sollicher gar gering, sein gůt gerücht, do mit er ires gefallens lebe, in far zů setzen.

Hutt. Darauß ich nim dein meinung, das, die pfaffen so [26] zůhalterin haben, all das ire, leyb, seel, eer vnd gůt verliren?

Feb. Wo sye sich denn angezeygter massz ergebenn, sehe ich nichtes das sye behalten.

Hutt. Bald würdestu mich überreden,[Rand: Die pfaffen / unsalig.] das ich spräch sye weren vnsälich.

Feb. Das du sprächest? Wer ist vnseliger, dann die also leben, das sye bey sollicher verlisung irer güter nimmer gerůglichen oder fridsamen müdt haben, die weil sye kein trew vmb sich sehen.

Hutt. Das unter dem grossen haußgesind der pfaffen selten imants der sye[Rand: Der pfaffen / hausgesind.] mit trewen meine, erfunden werd, hab ich gůt wissen, welches ist aber die vnrüwe mit der sye beladen?

Feb. Nit eine. Vff das ich dir aber mit kurtzen worten bericht gebe, sag ich, bey den ist die peynigung vnd fülterey, von den der Poet Plautus wil verstanden werden, do er den buler also redend einfurt.


Mit marter, peyn ich übertriff.

[Rand: Der Buler / marter.]
All leüt, in meinem hertzen tieff.
Mein sinn gerückt würt hin vnd dar,
Gekreütziget zerstossen gar.
In einem radt mich lieb vmb trebt.
In todes far mein leyp vmb schwebt,
Ich werd gezogen, vnd geziert,
gedert, zurrissen, vnd gespert.
Von mir hat sich geteylt mein sinn,
Von witz ich gar verlassen binn.
Do ich itz bin, do bin ich nit,
Do ich nit bin, mein seel da wyt.
Manchfaltig ist mir mein gedanck
Vff fürsatz allerley ich wanck.
Itz liebt mir das, dann jhens ich wil.
Mit mir die lieb treybt affen spil.
Wegt, zwingt, stösst, iagt mich hin vnd her.
Das ich itz jhens dann das beger.

[27] Das wiewol in einer gemein von allen bůlern so in lieb wüten gesagt, mag es doch zů vorderst dißen vnsern zů geben werden. Dann erstlich[Rand: Hertzlich / bekumernis / der pfaffen.] fressen sye sich in iren hertzen, das, wiewol sye ire frauwen vff das allerinbrünstigest liep haben, mögen sye doch dergleichen von jnn widerumb nit erlangen. Ab sye jnn dann schon libten, wäre jnn doch solliche lieb mit vil andern gemein. Die[Rand: Lieben mit / gemeinern.] weil dann lieb ein ding ist, das es keinen gemeiner leydt, ist ire sorgfeltigkeit so vil desto grösser das sye ire lieb an die leüt kären, den einigklich lieb nit annemlich ist. Ob dann nun ein bůlerin von natur vnfreüntlich, oder auch häderisch vnd zanckhafft ist, wer mit der in lieb behafft, dem ist bekummerlich[Rand: Ein unfreuntlich / zuhelterin.] das er nit gůte wort, ich gschweyg der thaten, von ir haben mag. Ist aber ein freüntlich, vnd macht sich gantz holtsälich,[Rand: Ein freuntliche / zuhelterin.] so macht sye einen verdacht vnd argwon, dann er nit glauben darff, das sye einweder solchs auß hertzen oder aber einem andern nit auch thů. Mein wirtt, so offt in das meidlin freüntlich anlachte, lieplich vmbfing, ir mündlin bodt, sprach er,[Rand: Wie der Curtisan / zum Elslin.] mit einem seüffzen: ›O mein liebs Elßlin, wölt got du meinest mich mit trewen, vnd diße deine ertzeygte lieb wär dir im hertzen.‹ Antwort sye: ›Wie dann anders, mein ich dich dann nit mit trewen? Oder ist mein lieb nit von hertzen? Kennestu mich also?‹ Dann warff er ir für einen von den iünglingen, die täglich pflagen in sein hauß zů gehen, die er etwann sach, das meydlin küssen, oder aber sunst freüntlicher dann im zů leyden gebůren wolt haltenn. Do erhub sich ein gerüff, ein hadern, ein schelten. Vnnd zeiten ein langwirige zerteylung. Dann Elßlin rüff, es het mit so langem freüntlichem beywesen anders nichs vmb jnn verdinet dann das er böß [28] vordacht vff sye hab. Sprach ›die pfaffen ein vntrew argwenig volck sein‹, vnnd fragt: ›wo sein nun die dapffere[Rand: Pfaffen untrew.] verheissungen? die großgemachte hoffnung, die du mir eingesprochen? Ist dißes der danck das do ich fürstlicher lieb teilhafftig sein möcht, vnnd ward von vil reichern beworben, hab ich dich vor alle gesetzt, mein wollust, mein schimpf, vnd mein iunges leben, dir allein vnthergethon. hab dich also lieb gehapt, das ich den reychen iüngling, der mich zů der Ee genummenn, vnnd zun eeren bracht hette, übergeben hab. So mag in dißer gantzen stat kein sein, die also einen glauben halt, Die also heußlich vnd dem gůt verstendig.[Rand: Elslin ein gute / huszhelterin.] Ich hab das jhene so andere zerstrewen gesamlet, das andere vorwüsten behalten‹, vnter sollichem ward sye weynend, vnd treyb dem armen auch zehern auß sein augenn. Also gar nit verstund er ire betrücknüß.

Hutt. Was sye dann nit ein solliche?[Rand: Elslins wesen]

Feb. Das wil ich dir sagen, wie sye was. zehen andere liephaber hätte sye, also heimlich, das sye die offt alle zů einer maltzeit geladen. Dann sye zwang den pfaffen wie offt sye wolt die zů heyschenn, eins an dißem, das ander an jhenem lobende. Sye kunten vff der lauten pfeüffen, sprüch dichten, etzlich tantzen, ein teil schimpflich geschwätz treyben, itzlicher was vff ettwas gůt. Ab dann schon einer ettwas nit wol kant, genoß er doch ires angeben. Vnnd offt vberredt sye den pfaffen, einer kant das er nie gelernet hatte. Dann nütz was ein yeder, der ir wol gefiel. Aber ire liebhaber hilt sye vngleycher weyß.[Rand: Wie elslin ire / liebhaber hilt.] von etzlichen nam sye, gab den andern, vor allen dingen leret sye das hauß.

Hutt. Dißes was, als ich sich, der ander grad seiner vnsäligkeit.

Feb. Ist die äusserlichen güter verlieren ein vnsäligkeit. Weyn vnd getreyde hin tragend, vnnd das selbig nach irem [29] gelüst außteylend, hatt in der vorstadt ein heüßlin, darein sye drug, was sye[Rand: Wie elslin / austrug.] behalten wolt, befalch das einem alten frewlin, das sich meysterlich wol vff der bůlerey verstund. Des selbigen geschefft was, new kundtschafft vnnd lieb zů bewerben, wo es mocht etwa einen schönen oder wolhabendenn[Rand: Ein alt weib.] iüngling funden, er wär gleich frembd oder landßrnann.

Hutt. Als ich sihe ist er an dem vnsäliger gewest, das er das übel mit solchem seinem schaden gehalten, dann das er ir lieb nit erworben hat. Dann der lieb halben, hat er daran genůg gehabt das er geglaubt, sich von ir gelibt werden. Seytemal, als in vil andern[Rand: Glaub in der / lieb.] dingen glaub in der lieb grosses vermögens ist.

Feb. Es ist wie du sagst. Aber vmb den glauben hat es diße gestalt, das ie mer es einem nach seinem willen geht, ie mer förcht er[Rand: Forcht in der / lieb.] mittele zůfell die im die geglaubten lieb benemen. Darumb do der Curtisan kranck ward erstlich durch mein anzündung.

Hutt. Also verderbstu den frawen ire rnänner?

Feb. Verstör mich nit mit eynreden. Erstlich durch mein anzůndung, darnach als in der stein an kam, und nach dem andere kranckheite, eine nach der andern, vnd er sich, sye ires gelustes zů erstaten gebrechlich befandt, zittert er so offt er einen sach ins hauß gehen, Elßlin grüssen, vmbfahen, oder im freüntlich wincken, förchtende, das es im nit einer die weyl er kranck wär abspannet.

Hutt. Ich glaub er hab den turn[Rand: Der turn /Danaes.] Danaes gewünst, dareyn er sye schlüssen möcht.

Feb. Nit. Sonder vil mer plag er ires willens. Dann Elßlin wolt vnuerschlossen sein, waz gern bey vil geselschafft, also das es sich meint allein sein wen es zwüschen drey oder vier starcken iünglingen zů dischs saß. Do der [30] pfaff nun sollichs vermerckt (dann er must eygentlich acht habenn, wa zů sye geneügt wär, ir das zů bestellenn) macht er offt pancket,[Rand: Der Cur. must / uff elslin warten.] darzů er leüdt von allen orten, wer künd freüd oder kurtzweil machen, vff das er den gebrechen an im, mit vorwesung anderer erfüllet. Sprechend: ›mein Elßlin schaff dir ein gůtenn můdt, vnd gebrauch dißes lebens bis es besser mit mir würde.‹ Dann er verhieß ir, nach wider erlangter gesuntheit, ein säligs leben.

Hutt. Sach er vnder dißem nit das im sein hauß gelert ward?

Feb. Die bůler sehen nichs, dann[Rand: Amor ist blindt.] die lieb ist blind.

Hutt. Mercket er das auch nit?

Feb. Weniger wann ein kind.

Hutt. Do solt man in vormanet haben.

Feb. Er was nit gehörig, dann als Menander der greckischs Poet spricht. Natürlich yeder bůler hat verstopffet orn gein weisem radt.

Hutt. Darumb seint die von Thespien vnsinnig gewest, das sye gleych wie Joui, also auch Amori spil machtenn, so anders sollicher vnradt[Rand: Die buler horen / nit rat.] von der lieb kumpt.

Feb. Es kumpt den jhenen die ir lieb nit wol anlegen, vnnd allein gestalt[Rand: Lieb wol und/ ubel anlegen.] des leibs vor augen haben. Dann anders ist es mit der tůgent liebhaber gethon.

Hutt. Das seind die jhenen so ir eeliche weyber liephaben?

Feb. Es seind ir etzliche.

Hutt. Ich verstehe das es ein grosse pein ist etwas liep haben das nit lieplich ist, vnd doch liephaben gezwungen werden.

Feb. Vnd also gezwungen werden das einer sein sinn darüber verleüst.

Hutt. Wie werden sye aber also sinloß, das sye solliche torheit thůn?

[31] Feb. Darumb das Amor ein kind ist, geboren kintlich alle bůler, vnd darumb das die lieb leicht ist vnd flihen, vormeyden die buler alle[Rand: Amor ein kind.] dapfferkeit, vnd gehen mit leichtuertigkeit vmb.

Hutt. Darumb auch gleich wie die kinder lieber mit nüssen, dann mit gelt vmbgehen, also auch die vff das hefftigst liephaben, dieweil[Rand: Amor flihen.] sye irer narheit nachgehen, versaumen sye ir gesuntheit, ir heil, ir freüntschafft, ir gůt, ir hauß, Er, gerucht, vnd alles das nit allein nit zů mangeln, sunder mit schweyß[Rand: Wie sich die / buler verseumen.] vnd erbeit zů erwerben ist.

Feb. Vff ein nadelspitz nahe hastu hinzů getroffen. Dann vff das sye ettwan ein gůte nacht haben mögen, ein frölich pancket, tantz, oder schimpff, kumpt jnn nit in ire gemüdt, was erlich oder nütz sye.

Hutt. Als mich aber bedunckt, habenn sye dannoch den nutz dar gegen, das sye in der bůlschafft eriüngen, vnnd alweg einen leichten[Rand: Die buler iungen.] frölichen můt haben.

Feb. Du wilt sagen das sye alweg narren seindt, vnd leben in irtumb, ir wesen vff keinen grund setzend. Sunder, als Seneca spricht, alweg anheben sye zů leben, dann solliche leüt vortreyben ire zeit, in dem müssig gang.

Hutt. Meinstu dann das niemant sein leben grunduestige dann der ein[Rand: Ein gegrindt / bestendig leben.] eeweip hab?

Feb. Fürwar die selbigen haben ir leben in bestand gesetzt.

Hutt. Wiltu dann das ich Eelich werde?

Feb. Das wil ich nit.

Hutt. So wilt auch nit das ich meinem leben einen grundt setz?

Feb. Das wil ich aber vff ein ander gestalt.

Hutt. Das ich mit einer zůhelterin haußhalt?

Feb. Mit nichten. Sunder das du on ein weip lebst.

[32] Hutt. Des hab ich keinen willen. Sag mir aber warumb verbeütestu mir ein weip zů nemmen?

Feb. Erstlich deinenthalben vmb[Rand: Hutten soll kein / weip nemmen.] das sye dir mühe machen vnnd kein rüwe lassen, dich an deinem studieren verhindern würdt. So rat ich es auch meinenthalben nit, dann die Eeweyber leyden das Feber nit, mit fleyß ausschlissende von iren mannen deren wartung sye sorgfeltiglicher, dann not ist, pflegen.

Hutt. Mit den worten machstu mich eines weybs noch me, wider vor, begirig, aber vergiß der red von den bůlern nit.

Feb. Alles was nötlich ist achten sye nit, haben allein fleyß auff ire[Rand: Was die buler / achten.] geucherey, die sye doch nimmer volkummentlich zů gefallen erlangenn. Dann ob es jnn schon ettwan wol vff der bůlschafft zu stehet, ist das doch ein kurtze freud vnd sey wie jm wöll so haben sye das nit zů eygen. Dann die weil solliche frauwen einen vmbfahen, dencken sye an den andern, haben zů keinem rechte lieb. Sunder dencken nůr, wie sye viler mannen teylhafftig mögen werdenn. Nit an grosse fürsichtikeit, dann sye ir hinlauffend zeit bedencken, zelen offt ire jar vnnd ettwann stroffen sye sich selbst, das sye jnn nit mit so vil mannen, als wol müglich gewest wär, lust geschafft haben. Vnnd mer seind sye der zeit karck dann keines andern dinges, zuvorann wo gewinst ist. Dann vmb gelts willen machen sye sich vnterthon, vnd lassen sich damit bewegen.

Hutt. Sag mir eins, werden sye mer durch gelt, dann durch wolgestalt bewegt?[Rand: Gelt wolgestalt.]

Feb. Die weysern lassen sich mer gelt bewegen. Dann welche ire lieb vnweyßlich[Rand: Welche bulerin / weis oder / unweis.] anlegen, sein den hüpschen also geneigt, das sye den offt gelt zů gebenn.

Hutt. Auß deinen reden volget das zwey geschlecht sein der bůlerin, etzlich bůlen nützlich, etzliche lüschtlich.

[33] Feb. Noch ist das dritt, die beyder[Rand: Dreierlei / bulerin.] gestalt bůlen.

Hutt. Als das elßlin, das einem gab, von dem anderen nam, jhenen vmb gestalt willen, dißen des gelts halben lieb habend.

Feb. Als noch vil vnnd on zal thůn. darumb hab ich offt die pfaffen vor forcht zittern gesehen, wann man bey jnn ettwann von einem sagt der vil geldes[Rand: Was die pfaffen / betriebt.] hätte, oder sunderliche hüpsche von gestalt wäre.

Hutt. Ich hab der gleichen selbs gesehen, wie wol ich noch nit all ding gesehen.

Feb. Noch vil mer, wo im ein reycher oder ein wolgehalter iüngling jns hauß kam.

Hutt. Nit on vrsach, wo anders das glick also vil in der lieb vermagk.

Feb. Gleübt man den von Egira so vermagk es mer, dann gestalt, darumb[Rand: Die von Egira.] hatten bey jnnen die zwen götter, Amor vnd Fortuna, einen tempel.

Hutt. warumb ließ dann der pfaff die jhenen so der massen geschick waren, nit außwendigs hauß?

Feb. Er het es wol gethon, het er[Rand: Wie die paffen / ire zuhelterin / ferchten.] gedörfft.

Hutt. Als ich sehe, müssenn die pfaffen ire zůhelterin förchtenn.

Feb. Mer dann ie kein vnterthonen einen Tyrannen.

Hutt. Warumb stossen sye die dann nit von jnn, wen sye nit ires gefallens leben?

Feb. Sye thäten es wol, wann sye die nit lieb hetten.

Hutt. Ein iämmerlich wesen zeygstu mir an, sye nit dörffenn iren nutz schaffen, oder zům besten kören, vnnd zů irem schaden[Rand: Was man an den /frawen fercht.] gezwungen werden, was habenn aber die freulin an jnen selbs, das also zů förchten ist?

[34] Feb. Den zorn in dem sye schelten, flüchenn, schenden, hadern, vnnd sich zeyten gar von den pfaffen kören.

Hutt. Von dannen ist solliche forcht?

Feb. Von dannen. Wann in irem zorn dörffen sye wol alle heimlicheit sagen, vnd vnuerschampt allen schimpf vnnd ernst, wie sye den[Rand: Frawen zorn.] mit den pfaffen getriben, offenbaren. vnd ob die pfaffen irget ettwas geredt, oder gethon, des sye helung nimpt, der keines verschweygen sye.

Hutt. bescheyd mich, förchten dann nit auch die Eemänner ire weyber?[Rand: Eeleut.]

Feb. Vmb die selbigen hat es gar ein ander gestalt, dann die forcht, von der ich sag, ist gemeiniglich in der verbottenen[Rand: Hercules forcht / Omphalen.] lieb, gleich wie Hercules forcht sein bůlschafft, das meydlin Omphalen, vnd was ir in allerley dinst zů willen, aber sein Eeweyp Deyaniram forcht er nit, vnnd wart von ir nit zům rocken vnnd der spindeln getribenn.

Hutt. Democrates spricht: Einem mann mag grösser spott nit widerfaren, dann das er sich ein weyp zwingen lest. hat er nun, als zů vorstehen, sollichs in der Ehe vor schand geacht, wie lästerlich ist es dann bey den bůlern? Darumb hat die eehelich lieb ein grosse sicherheit, do band jnn sein durch welche zwey also verstrickt werden, das die obgemelte forcht nit bey jnn ist.

Feb. Du solt aber darumb kein weyp nemen.

Hutt. Da wil ich nach dencken. Far du vortan.

Feb. Mit dißer notforcht dringen sye den pfaffen ab gelt, kleyder, kleinote, dinstmägte, vnd der gleichen, was sye wöllen, trawende[Rand: Der pfaffen mit / notforcht / zwingen.] wo sye jne sollich ding nit verschaffen hinwegk zů zihen. Ist dann irget einer vngedůltiger, dann sich dem ort gebürt, vnnd wil jnn widerbellen oder als man etzliche findt, sye schlagen, zů dem spricht eine: ›weistu nit pfaff das ich etzlicher ding wissen hab, itzo wil ich das von dir sagen‹, leufft da mit auß dem hauß, derhalb er in grosse forcht kumpt. Dann er weiß, das sye magk, ob sye wil, worlich vnser Elßlin[Rand: Wie Elslin offt / ein lermen / machte.] hub allen tag ein newen krieg an. [35] Itzo hatten andere weyber bessere kleyder dann sye, denn hatte sye ring oder gesteyn bey einer gesehen, der andern gehen .xxv. mägt nach, aber sye müß altzeit allein vnd vngeschmückt gehen, darüber macht sich ein rüffens, vnd ward er bewegt, ab kein gelt do was, wein oder korn zů verkauffen, oder aber vff wucher vmb die Juden entlehen.

Hutt. Das hat er mit schaden gethon.

Feb. Ander hab ich sehen stelen auß der kirchen vnnd anderßwo, vff das sye zů geben hettenn Nemlich einen münch der bůlet mit einer zů vil köstlichen dirn, der er golt vnnd silber auß der sacristien bracht.

Hutt. O du heilige geistlicheit. Thůn das auch die münch?

Feb. Münich? Gleich als ob ettwas[Rand: Minnich.] wär das nit auch münich thäten, so wol als ander leütte. Noch mer hab ich etzliche[Rand: Was ubels in der / lieb geschicht.] gesehen meyneydig vnd trewloß werden, mit vorgifft morden, verräterey zů richten, wider alle gůte sitten vnd glauben handlen.

Hutt. Fürwar die sich sollicher ding schuldig wissen, bůlen mit grossen sorgen[Rand: Buler megen /nit schweygen.] vnd forcht. Warumb vorhelen sye aber nit den weiben ire heimlicheit?

Feb. Das sye liep haben, vnd kein bůler magk schweygen. dann Cupido geht nacket vnd bloß.

Hutt. Derhalben entblössen sich die bůler auch vnd halten nichtes vordeckt?

Feb. Ja die der massen bůlen.

Hutt. Mit irem grossen schaden als ich acht, darumb ist dißes ein ferlich bůlschafft.

Feb. Wie du sagst. dann die lieb der zůhelterin ist vnstet, so haben sye kein gewissen, vnd schewen nit zucht oder Eer, dann sye haben die schon vber geben, derhalbenn sye dem nechstenn offenbarenn, was sye von andern gesehen oder gehort haben, etzliche auß eygener gebrechlicheit weyplicher natur, das sye nit wol schweygen künnenn, etzliche vff das sye danck vnd gunst erwerben, vmm die, den sye solliche ding offenbaren. Etzliche den, die sye besorgen, [36] zů wider. wann sye über die erzörnt sein. Vnnd gar leychtlich thůn sye das, wenn sye außgetriben werdenn.

Hutt. Die weyl du mir, worumm die zůhälterin nit bald außzůtreyben seynd erkläret hast, binn ich weyter vngezweyfelt, das ein armsälig leben fůren,[Rand: Wie die pfaffen / in not bezwangk / sitzen.] die mit sollichenn notbezwangk inwendig iren hausen vorstrickt sein. Dann itzo dunckt mich wie ich sehe vnd hör sye alle ding reden vnd thůn vmbder weyber willen.

Feb. Auch freünd vnd feind den zů gefallen machen vnd haben.

Hutt. Vnd offt iren nutz vnd frummen, vff das sye den zů willen seyen, vbergeben.

Feb. Sich aller leichtuertigkeit fleyssen, nichtes dapfers angehen.

Hutt. Vnd was die geystlicheit[Rand: Wie ietz die / pfaffen geystlicheit / achten.] antrifft so vil als ein bonen achten.

Feb. billicheit vnd vnbillicheit zů gleych achten.

Hutt. Wie gar mit nichten gezimpt den geystlichen sollichs leben, dann so jnn geystliche ding also gar hefftigk befolhen sein, das sye der halben, alle weltliche sachen zů růck schlagen söllen, ist es ein groß verkerung bey jnn, also grossen fleyß vff eytel vnnd vnnütze ding legen, das sye der geystlicheit die weyl vorgessen. wie wol sye der nit gantz vorgessenn. dann ich sye vmb geystlich[Rand: Warumb / die pfaffen gein Rom / lauffen.] zů werden, geyn Rom lauffen, vnnd da selbst schwär vnd vernichtlich dinst thůn gesehenn.

Feb. das thůn sye nit vmb geystlicheit willen, das sye besser, sunder vmb der pfründen willen, das sye reycher werden.

Hutt. So ist all ire sorg reych zů werden, aber geystlich zů sein, achten sye nit?

Feb. Wie die geystlicheit an ir selbs ist, achten sye der gar nit, aber allein den namen, vmb das der grossen gewinst mit jm bringt, fleyssen sye sich mit aller ůppikeit zů erwärbenn. Dann sichstu nit,[Rand: Der geystlicheit / Namm.] wie vil grosser bůben sich mit dem erlichen namen decken?

Hutt. Jetzo erst erkenn ichs.

[37] Feb. Das hastu mir zů dancken.

Hutt. ist war.

Feb. Hirumb lästu mich ein?

Hutt. Das binn ich noch nit bedacht.

Feb. Noch nit? Vnnd woltest also vndanckbar sein, dastu mich, die dich weyß mache, nit herberigst?

Hutt. Ich mag dich nit leydenn, wie wol du würdig werest von einem geherbrigt werden, wann du nit also vil bößes bey dir hettest.

Feb. Wie vil?

Hutt. Mer dann mir anzůnemmen.[Rand: Huttens vorsatz / in seiner iugent.]

Feb. Du bist zů mal zart vnd vnleydlich worden. Ettwann hettestu du dir vorgesätzt, alle bitterkeit vmb der künst willen zů leydenn.

Hutt. Mich hastu nun genůg vnderweyst, hernach ler die pfaffen, das die den rechten weg gehen, dann ich sehe nichtes das sye mit Christo gemeyn haben.

Feb. Ich hab dir doch gesagt, sye haben übels an das genůg, derhalben ich Feber nit stadt bei jnnen hab. Darumb auch Jupiter, als er[Rand: Der pfaffen /Feber.] jnnen ward des pfaffen lebens, mit iren frauwen, sprach er: ›Dißes sol der pfaffen Feber sein.‹ Vnd hieß mich bey andern leüten herbrigen.

Hutt. Bey welchen andern?

Feb. Erstlich bey dir, wo ich dir aber nit gefiell, sölt ich zů den kauffleütten, vnd reychen burgern in den stetten, die in freuden vnd wollust leben, gehen.

Hutt. Do nun Juppitter solch ding mit dir redet, sagt er nit auch, wie jm gefiel das gestifft des Bapstes Callisti, das die pfaffen nit mer Eeweyber haben söllen? Daucht in auch billich der geystlichen leben, von dem Eelichen stand[Rand: Das pfaffen nit / Eeweyber haben.] (des gots selbs ein anfenger) zů einer büberey vnd huren leben geraten sein?

Feb. Das daucht in gar nit. Sprach auch, man hette in vmb sollichs nie gefragt, vnd vff die zeit das gesätz gemacht, wär er nit im rat[Rand: Nota.] gewest. Sein meinung sey auch, man [38] söll das abthůn, vnd den pfaffen wider als ettwan Eheweyber geben. Vff das sye nit morgens, von dem vnreynen bedt auffstehend, mit befleckten henden vnnd gemüten, das heiligthům handelen.

Hutt. Das rate ich auch, vnnd besunder vmb deynent willen, das du wider stat bey jnnen hapst. Dann die weil sye in der vnee sitzen, vorsehe ich mich, du wölst mit jnn nichts zů thůn haben.

Feb. Nichtes. Dann Jupiter hat mir das verbotten, so haben sye auch an das andere kranckheiten bey jnn.

Hutt. Die haben sye von irer fresserey?

Feb. Auch von den zůhelterin, welche offt vmb gewinß willen die krancken[Rand: Wo her den / pfaffen kranckheit.] visitierenn, es sey einer aussitzigk, wassersüchtig, oder hab die frantzosen, oder andere der gleichen kranckheiten, die sye von dannen heimet mit in bringen, vnd vff ire beyschläffer schütten.

Hutt. Das ist auch ein groß teil irer vnsäligkeit.

Feb. Wie du sagst.

Hutt. Welch pfaffen dann keine zůhelterin haben, wiltu auch die selbigen verlassen?

Feb. Auch die selbigen. Dann mit[Rand: Geytzige / pfaffen.] geytzikeit (das ein grosse, vnd vnuorgleichliche kranckheit ist) seind sye beladen.

Hutt. Die dann auch nit an geytzikeit siechen, waz wiltu mit den machen?

Feb. Die seind arm, vnnd ire bederfflicheit[Rand: Arm pfaffen.] treybt mich von jnn.

Hutt. Allerley vrsach süchestu, vff das du bey mir herberigen mögest. Aber es würdt nichts dor auß.

Feb. So würde auch weyßheit bey dir nit herbrigen.

Hutt. Wer hindert das?

Feb. Dein geilheit, die allein ich preydeln kan.

Hutt. Du schwechst die macht des körpers.

Feb. Ich mer die krafft des gemůts.[Rand: Krafft des / Febers.]

Hutt. Du verbrennest das geblůt.

[39] Feb. Ich lesche auß die prunst der vnkeüscheit.

Hutt. Du krenckst das hertz.

Feb. Ich mach weißlich die sinn.

Hutt. Du bringst schmertzen.

Feb. Ich treyb auß vnreinigkeit.

Hutt. Wie? Bistu nit, die offt verhinderest vil redlicher tathen der menschen?

Feb. Wie? Bin ich nit, die vil sünden vnterlauffe?

Hutt. Mit der weiß weren alle kranckheiten gůt, dann sye auch wie du den leyp schwächen, vnd verzeren die krafft.

Feb. Nit wie ich, dann deren etzliche stincken, vnd werden vermiten, machen vngestalt mit geschwer, vnd etzliche fressen das fleysch[Rand: Das Feber / uber andre / kranckheit.] hinwegk, verkrempfen die senadern, vnnd lämen, derens keins in dem Feber ist.

Hutt. Das felt, dann in etzlichen Fibern sein auch sollich gebrechen. Vnd ob der schon keiner wär, so seind doch magerheit, bleyche, vnd der tod selbs nit weyt.

Feb. Des todes halben antworte ich vnd sprich, das keiner, der mich zů[Rand: Ob das Feber / totlich.] halten weyß, am Feber stirbt. Aber mager sein vnd bleych, ist das böß?

Hutt. Als mich bedunckt.

Feb. Wiltu dann einen qualster bauch haben, dastu so vil dest ehe wassersüchtigk werdest? Oder wiltu rot farb habenn, das yederman sprech du studierest nichts?

Hutt. Ein lüstigk dingk ist das Feber. Du würst mich aber nit überreden das ich vmb ser studieren ansehens willen, beger bleych zů[Rand: Bleych sein.] sein.

Feb. Aber etwann begertestu das, vff das deine meyster sprächen du werest fleyssig. doch villeicht bistu nun ein bůler, vnnd dastu den frauwen behagest, wiltu rotfärbig sein. daran du irrest. dann mer würstu jn bleych gefallen, dann sye werden sprechen, es kumme dir von vil studieren.

[40] Hutt. Welch seind die?

Feb. Die lieb haben vernunfft vnnd kunst.

Hutt. Ja wol vernunfft vnd kunst, als ob irget weyber werent die nach[Rand: Was den weybern / liebe] künsten vnnd studieren fragten, dann gestalt vnd reychtumb liebt den weybern.

Feb. Du bist nit recht weyß, auß keiner andern vrsach, dann das du nit das Feber hast. Den frauwen ist vordächtlich die hübstheit der mannen. Es sey dann das eine auß iugent oder vnerfarnheit nit wiß was sye lieb habenn sölle. Die weysen aber sehen an das gemüdt der mannen, vnd nit das angesicht.[Rand: Weys frawen.]

Hutt. Aber reichtumb haben sye lieb.[Rand: Reychtumb.]

Feb. Die selbig kranckheit ist frawen vnd mannen gemein.

Hutt. Der halben ist zů förchten das, die weyl ich nit reych binn, wo du mich darüber auch vngestalt machest, das ich beyderlei halben verworfen werd, vnnd neme mich kein weyp.

Feb. Wo ich dich vngestalt mach? Seind dann die bleychen vngestalt? Hastu also behalten was dich Ouidius leret, do er spricht:


Bleych sol ein yeder bůler sein.

[Rand: Der buler farbe.]
Dann bleycheit macht ein bůler fein.

Hutt. Es was mir vergessen. Aber eins wil ich dir sagen: Ich wil kein bůler sein, so wil ich auch nit bleych sein. Aber von dir förcht ich zů vorderst schwacheit des leybs.

Feb. Nun wil ich dir doch dein krafft nit nemmen, dann virtäglich wil[Rand: Das viertaglich / Feber.] ich bey dir sein.

Hutt. Darzů virtäglich? du behagst mir nit.

Feb. So bedenckstu nit was von mir geschriben ist, das ich den, bey dem ich virtäglich gewesen bin, hernach stercker mache vnd vermöglicher dann er ye gewesen sey.

Hutt. Du bist vormals auch virtäglich bey mir gewest, aber hast sollichs nit bewisen. was sol ich dir dann glauben?

Feb. Zur selbigen zeit, waren auch andere kranckheiten bey dir, darumb[Rand: Wie das feber /Hutten wil zu / richten.] [41] ich nit vollen gewalt vber dich hette. Aber itzo so ich allein bey dir, würd ich dich gantz hurtigk machen, vnd erfrischen.

Hutt. Mit welcherlei weiß?

Feb. Erstlich wil ich dich schwanck vnd dünne machen dastu behend werdest, dann syeder du am leib zů genummen, hat man dich der trägheit vnd faulheit verdacht. Darnach wil ich dir auch ein[Rand: Ernstlich sehen.] ernstlich angesicht machen, das mann dich nit vor leichtuertig achte, dann mir dein vil lachen, vnd schimpflich sein nit gefelt.

Hutt. Sag woltestu mir das lachen vnnd den schimpf benemmen? So hettestu mir doch alles, das den frauwen liebt benummen. Darumb ist dir diße thür gezeychnet, vnnd[Rand: Heb dich Feber.] steht daroben geschriben: ›Heb dich Feber‹.

Feb. Zörn nit. Ob ich dir sollichs schon näm, wölt ich es dir darnach mit den krefften des leybs wider geben.

Hutt. Mitler zeyt, sol ich abermals wie vor zeyten sechs monat kranck sein?

Feb. Ich meinet du soltest mir. xij. monat bey dir vergünnen, das wer volkummiglich ein jar, vff das ich dich gantz entlich weyß mächte, abziehend dir dein geilheit, vor der du ietzo lang her nit hast ernstiglich können geberen.

Hutt. Heb dich Feber. heb dich Feber.

Feb. Ruff nit ietzo wil ich hin zů den wassertrenckern.

Knab. Heb dich, Feber, heb dich, die mir pflegest meinen herren vnlůstigk vnd zornig zů machen so offt du bey im hausest. Heb dich.

Feb. Laß auch du dein rüffen. Jetzo wil ich gehen, vnd eben sich ich einen kauffman vberflüssiglich pancketirenn, der würd mich meiner zůuersicht annemen, er hat schon von der gesterigen[Rand: Der reich / kaufman.] vnuordeweten fresserey, einen rohen magen bekummen. Ich wil an jn.

[42] Hutt. Villeicht so hat er ertzt.[Rand: Ertzte.]

Feb. Die hat er, aber von dem gemeinen hauffen, die pfropfen im täglich ein etwas auß Arabia bracht, oder das in jndien gewachsen.

Hutt. Waz pfropfet aber er jnn wider ein?

Feb. Sein wolbereyte vnnd künglich zůgericht speyß, zwäntzig gericht vff ein maltzeyt, Rebhüner, krämetuögel, pfawen, phasanen,[Rand: Des kaufmans tisch.] fisch, mermüschelich, vnd waz man dem golt gleich wigt.

Hutt. derhalben auch sye selbst sich dir vorflichtigen durch ire fresserey.

Feb. Vorwar. vnd ich hab auch itzo acht vff sye.

Hutt. Doran thätestu mir einen dinst wann du der selbigen ärtzt sechshundert hinwegk nämst. Vormanen sye in aber nit in der fresserey, das er sich vor kranckheit hütte?

Feb. Sye manen in altzu vil, mit seinem schaden. dann sye schreyben jm[Rand: Nach der ertz / regiment leben.] ein regiment vor, das er sich nach der artzteyen regulen halte.

Hutt. Aber die füllerey vorbieten sye im nit?

Feb. Sye verbieten im die wol, aber sye übersehen jm doch ettwas, vnnd lassens hingehen. dann wan er nit also lebt müsten sye hunger leyden. Vnd leychtlich sehen sye im durch die finger, vmb gewinnes willen. Dann wo von wolten die Ertzt leben,[Rand: Von den / krancken leben / die Ertzte.] wann nit krancken weren?

Hutt. Sye würden villeycht leben, aber sye můsten hacken vnd arbeyten.

Feb. So weren sye kein Ertzte.

Hutt. So wären sye aber bauwern. Vnd vil besser stund es im teütschen[Rand: Alle ertzt / austreiben.] land, wann mann die gantzen schůl der ertztey, mit iren Rabarbaro vnd Coloquintide außtrib.

Feb. Auch den Stromer? Coppen? Ebeln? vnd Ritium? vnd ander Ertzte die du lieb hast?

Hutt. Die selbigen nit. Dann es sein redlich leüt, vnd deßhalben seind sye offt desto weniger Ertzte.

[43] Feb. Sye wären noch vil redlicher, wann sye dir zů einem mol .xij. pfund[Rand: Niszwurtz.] nißwurtz eyngäben.

Hutt. wie so vil, mein Feberlin?

Feb. Das sye dich von der torheit, ein weyp wöllen nemmen, purgireten, der zů stůdieren vil baß geschickt bist, dann das weyp[Rand: Ein weyp / nemmen.] würt dir kein ruwe lassen, vnd in dem fleyß der weyßheit würd sye dich hindren.

Hutt. Ein weyp zů nemmen binn ich noch vnentschlossen, wie wol ob ich eines näm, in dem keinen irtumb erkändt. Aber du bedörfftest wol nißwurtz, außzůtreibenn die vnsinnigkeit, mit der du ander auch vnsinnig machest.

Feb. Ich mach gelert vnd fleyssig.

Hutt. Heb dich Feber. heb dich Feber.

Feb. Ruff nit. ietzo soltu des Febers, vff das andere kranckheiten stadt bey dir haben mögen, mangeln.

Hutt. Heb dich, Feber. Dann alle die also studieren, das sye an das nichtes[Rand: Studiren und / sunst nichtes / thun.] thün, sein vnnützig vnd werden fantasten.

Feb. Mit den worten wirstu vil gelerten wider dich reytzen. Zum ersten der heyligen geschrifft gelerten.

Hutt. Die weysen werden nit über mich zörnenn.

Feb. Aber die sich weyß duncken.

Hutt. den du ire köpff also hast auß geholt vnd ir yeder leycht ein halb vntz hirnes mer hat.

Feb. Vor war dir wölt ich das lästerlich hirnleyn außschäpffenn, lissestu mich eynes schuchs breyt hiereyn.

Hutt. Das hab ich versehen vnd darumb gehe hinwegk, du schwätzerin.

Feb. Vmb der dreyer wort willen?

Hutt. Vmb deines tödlichen beywesens willen, mit dißen deinen vnentlichenn fabeln, zů den pfaffen, zů den bůlern, zů den trenckern, zů den Fukkern,[Rand: Des keysers / Maximiliani / schreiber.] zů den Kauffleüten, zů den Ertzten, oder wo es dir gefelt, zů des keysers Maximiliani schreybern.

Feb. Die mer dann zů vil bey jm gewunnen, reych werden, vnd yetzo in füllerey vnnd wollust hachfertig sein?

[44] Hutt. Eben zů den selbigen oder zů wemm du sunst wilt, vff das du von mir seyst.

Feb. Ich gehe. Ade.

Hutt. Hör mich, Stehe ein kleyns, ich wil dein etzwas.

Feb. Ich wist wol das du des Febers bedörfftest.

Hutt. Also viel bedarff ich dein, noch eins zů frogen.

Feb. Was ist das?

Hutt. Sag mir was vrsach dißes verkerten[Rand: Vrsach des / vorkerten lebens / der geistlichen.] lebens der geystlichen?

Feb. Das ist müssigkgangk vnd des selbigen narung reychthumb.

Hutt. Ob nůn die teütsch nation dißen rat fünde, das sye jnn erstlich ire pfründ geringer mächt, hieß sye darnach Ecker bauwen, vnd als ander thůn, gůt mit schweyß süchen, würden wir darnach frumme geystlichen habenn?

Feb. An meiner stadt antwort dir Ouidius:


Wůrstu meyden müssig gangk,
Bey dir gar bald die lieb würt kranck.
[Rand: Miessig gangk.]
Wer müssig geht hat nichts zů schaffen,
Auß dem macht bald die lieb ein affen.
Wer ernstlich aber zůschaffen hat,
Cupido da sein schiessen lat.
Vnd ist sein fackel sunder hitz.
Bey můssig gon ist selten witz.
Vnd an einem andern ort spricht auch der selbig Poet:
Wie wol zů bösem reychtůmb kerdt,
[Rand: Reychthumb.]
Yedoch mans tieff grebt auß der erdt.

Hutt. Sag an, meinstu das sollichs die teütschenn jmer thůn werden?

Feb. Solt ichs nit meinen?

Hutt. Wie bald aber?

Feb. Vber nit lang, wen sye nit mer werden leyden künnen, also vil tausent pfaffen, des merern teyls müssiggenger, vnnd zů nichtes nutz, dann zů essen vnnd trincken. So bald yerget ein tewerung kumpt vnnd dapfere redliche leüt verdrüß haben werden, das sye billicher gebraucheten, disen tregen, vnwissenden[Rand: Die vnwissenden / tregen pfaffen.] vnnd vnnützen leüten, in wollust vorzeret werden.

[45] Hutt. Dein rechnung helt, das als Virgilius von den fruchtbaren, vnd honigmachenden binen schreibt, wie sye die weßben vnnd hummeln, von den nit honig kumpt, sunder die doch honig[Rand: Ein hiebsch /gleychnus.] essen, von iren binstöcken mit gewalt abtreiben, also werden auch etwan die weysen, nützlichen, vnd deren mann nottürfftigk ist, die tregen vnnützen, müßiggenger auß treyben vnd iagen.

Feb. Anders nit.

Hutt. Sye werden aber ires müssiggangs entschuldigung haben, sprechend in[Rand: Der pfaffen /schuldigung.] sye der müssigang von nöten, vmb weyß zu werdenn. Dann Aristoteles spricht, Sitzend vnnd růwend würt die seel des menschen weyser.

Feb. Das mag mann vß iren wercken erkennen, wie sye iren müssiggangk anlegen vnnd sag dir yetzo sye wären zů leyden, wen sye als Plutarchus leret ire rů, vnnd mussiggangk vff übung der künst vnnd weyßheit setzeten.

Hutt. Ich sehe das du gůtte vormanung gibst.

Feb. Darumb nim mich auff.

Hutt Ich näm dich vielleicht auff, wann ich nit bedächt das die fürsten der teütschen nation deines radts bedörfften, vff das[Rand: Wie teutscher / nation zu raten.] sye das reych zů einem bessern stand bringen möchtenn, das vnmässig vnzelig gelt, das die můssigen geistlichen vorzeren, eines teyls vff redliche auffrichtige krieg, eines teyls vff enthaltung gelerter leüd wendend vnd außteylend.

Feb. Wiltu das Carolus sollichs[Rand: kienig Carolus.] thü?

Hutt. Kan er es on dich thůn, so wil ichs.

Feb. Ich meint du soltest mich zů Carolo geschickt haben.

Hutt. Ich wil dich nit zů im schicken. Sunder an deiner stat wil ich im selbs dißen rat geben.

Feb. So werden dir die pfaffen das Feber fluchen.

Hutt. So wil ich in das zipperlin,[Rand: Der pfaffen / wunschen.] das gicht, das glidwe, oder vor alle eins, die aller grösten kranckheit (wie du sagst) das sye mit zůhelterinn behangen seyen, wünschen.

[46] Feb. So werden sye dich erwürgen.

Hutt. Carolus würd sye Ee haben gedemütiget dann sye meines radts jnnen werden.

Feb. Als ich sich, dir stedt so vil[Rand: Das hutten farhs / zu gewarten hab.] vnglücks zů, das du des Febers nit bedörffen würst.

Hutt. Do laß mich fürsorgen. Vielleicht werdt ich gedultiglich vnnd gůtwilliglich vbel entpfahen vff das ich nůr Carolum sollichs vberrede.

Feb. Das er die pfaffen lassz vortilgen?

Hutt. Mit nichten. Sunder das er sye von dem müssiggang, von der trägheit, vnkeüßheit, von der füllerey, von der eytelkeit, vnnd ander irem bösen lebenn ziehe, vnnd heyß sye prister sein, also das sye allein geystlicher ding pflegen, vnd sich der weltlichen gar entschlagen, sye weysen, das sye nit auß der geystlicheit ein teuscherey machen, allein vff gewinst denckenn, ir vnkeüscheit außlesche, vnd ir schändlich vnerlich leben abthů.

Feb. Vff waz geschrifft wiltu dich ziehen?

Hutt. Vff die spriche: ›Her deine priester sollen angethon werden mit gerechtikeit‹. Dann sunst schreibt der selbig prophet von[Rand: Ezeych. xxx.iijj.] jnn sprechend: ›in irem mund ist kein warheit, ir hertz ist vnnütz‹. So schreyt vber sye ein ander prophet mit dißen worten: ›we den hirtenn Israhel weytenden sich selbs‹.

Feb. Du bist vff dem rechten sinn, aber durch mein eingebung, was wiltu aber zům ersten vorgeben, wann du Carolo dißen radt gibst?

Hutt. Den weytzen des herren wil ich inn heyssen reinigen, vnd seinen[Rand: Den weitzen / gottis reynigen.] weyngarten wider vmb anrichten, von dem er durch den propheten sagt, Viel hirten haben meinen weyngarten verwüstet, mein erbteil haben sye zertrettet. Darnach wil ich jnn vnterweysen, das sollich von im beschehen müssze, wölle er anders teütsch land in einen friden setzen, vnd den bösen verhinderung [47] thůn, das sye nit an stadt der gůten gehaltenn werden. Dann einem gerechten öbersten regirer gehör nit zů, leyden das mit schaden des[Rand: Was einen / regierer gebiert.] gemeinen nutzes werden in den müssiggangk vnd tragheit gehalten loße vnnütze leüt, vnnd werden nit allein erneret, sunder auch vor öbersten vnd heübter des regiments gehalten. Dann sichstu wie gantz stölziglich[Rand: Die pfaffen haben / die oberkeit.] ziglich sye herschen, die, wie wol der merer teyl eines aller bösten lebens ist, nennen sich doch die heyligen Christenlichen kirchen. vnnd gleich als ob sye weren von der seyten gottes, wöllen sye Clerici geheyssen sein. So doch niemans äusserlicher von Christo lebt dann sye,[Rand: Clericken.] aber sye gebrauchen sich der titel, vnd pflegen einer Tyranney, vber die fürsten[Rand: Angenumner / gwalt der pfaffen.] der welt. Vnnd haben jnn das Christenlich volck also gar vnterwürfflich gemacht, das es den minsten vnter jnen[Rand: All pfaffen / herren.] her grüssen müß.

Feb. Jetzo sehe ich das du genůg gelert bist, vnd vortan darffstu des Febers nimmer, Aber man muß zů voran Rom, sollicher[Rand: Rom.] ding ein heupt reynigen.

Hutt. Also muß man.

Feb. Darumb biß vormüglich.

Hutt. Wiltu in dem gůten?

Feb. Ich mein in vilen kranckheyten, vnvnterleßlich.

Hutt. Heb dich, du böße bedeütnüß, zů den bösen, mich bewar Christus.

Hutten zů den Lesern.

Ein pfaff, der treybt das Feber auß,
Vnd helt dar nach mit huren hauß,
Der hat einn bösen wechsel gethon.
Wie ich das hye beschriben hon.
Drumb wölt ich das sye dächten nach,
Der geystlicheit, das wär ir sach.
[48]
Doch möchtens Eelich leben wol.
Der Eelich stand ist Eeren vol.
[Rand: Eelich standt.]
Den hat got selbs zů gůtem gesätzt,
We dem der anders hat geschwätzt.
Vnd weyser meint dan got zů sein.
Drumb wünsch ich jm der hellen peyn.
Vnd allen die das stifften ye,
Das schand vor Eer solt gehen hye.
Wär besser nit, ein priester stünd
Des morgens auff, on alle sünd.
[Rand: Eelich priester.]
Von seinem weyb, vnnd tryb sein ampt,
Dann das mans sicht so vnuorschampt,
Mit beflecktem leib, vnreinem synn,
Offt lauffen zů der kirchen hin?
Sye haben all nit schult dar an.
On fleisch der mensch nit leben kan.
Die aber machten diß gebott,
Vorwar an jnn wils rechen Got.
Drumb denck ein yeder was er thü,
Mag er an weyber haben rü,
So sey er pfaff, vnd leb on schand.
[Rand: Gottes krafft.]
Vorwar es ist die gottes hand,
Die straffet als was übel gschicht.
Das sol kein man vorachten nicht.
Got wil sein kirchen haben rein.
Ist allen gesagt, nit eim allein.
So solten, die den namen han
Der geystlicheit, vns füren an.
Vnd geben andern gůtte leer.
Von hohem stand sol kummen Eer.

Ich habs gewogt.
[49][51]

Vadiscum oder die Römischen Dreyfaltikeit

[51] [53]Das Büchlin spricht
Ich binn ein büchlin, wie man sicht,
An sondre arbeit zůgericht,
Vnd grüß einn yeden der mich list,
Wo anderß mein ein leser ist.
Ee mich der tichter fertigt ab,
Den radt ich jm mit trewen gab,
Das er doheim mich lenger bhilt;
Von jm wart ich als bald gestilt,
Vnd gtrieben auß in fremde landt,
Zů werden weit vnd breyt bekandt.
Ich můst wol thůn waß er mich hieß,
Wie wol das villen thůt vordrieß.
Des muß er abentewer stan,
Daruor ich jn gewarnet han.
Auch hab mein selbs zů sorgen ich,
Das mans nit laß entgelten mich:
Ich kenn der Römer regiment,
[Rand: Die Remer.]
Der gleichen habens vil vorprent:
Das mir ein solchs nit widerfar,
Ich wett, sye beyten nit ein iar,
So werdens füren mich zů gricht.
Wer ist der dann hin wider ficht?
Itz geben vil mir tröstlich wort,
Wenß aber kumpt an jhenen ort,
So forcht ich, wenig werden sein,
Die wöllen sich annemen mein.
Dem sye nun, wie im würt, vnd ist,
Ich leer der Curtisanen list,
[Rand: Inhalt dieses / Biechlins.]
Vnd sag gantz freylich vnuorhelt,
Wie yetz mit sitten Rom gestelt,
Wer do regirt, vnd wie man lebt,
Wie schand sich mer vnd mer erhebt.
Wie die vns solten geben leer,
Vnß schicken böß exempel heer,
Vnd würt vorkaufft des hymmels thron,
Ab den got selbs eynwonet schon.
[53]
So ist der schinderey kein zal,
[Rand: Schinderei / der remer.]
Do mit sye scheren blat vnd kal,
Vnd nemen stets von teütschen gelt,
Dahin ir prattick ist gestelt.
Vnnd finden täglich neüwe weg,
Das gelt man in den kasten leg.
Do kummen teütschen vmb ir gůt.
Ist niemant den das rewen thůt?
Vorwar es ist erbärmlich ye,
Das ir nit mögen behalten hye,
Was ewer gůt, vnd eygen ist,
Vnd mercket nit den falschen list,
Do mit man eüch beraubt vnd schindt:
Bißher sein teütschen gewesen blindt,
Die heyß ich thůn ir augen auff,
[Rand: Nutz dises / biechlins.]
Das sehen möge der gantze hauff
Der Römer trüg, vnd behendigkeit,
Vnd wie der hirt sein schäfflin weydt,
Vnd sorget vor der selen heyl,
Wie man vnß beütt den hymel feyl,
Vnd würt got selbs dabey vorkaufft.
Wie mancher narr gehen Rom hin laufft
[Rand: Gehen Rom / lauffen.]
Zů holen aplaß vnnd genat,
Wie mans volck vberschwetzet hat,
Zů glauben dasß ein teyl der Sündt
Außwendig Rom nit büssen kündt.
Von solchen, vnd der gleichen vil,
Ich frey vnd teütschlich sagen wil.
Das här ein yeder demß gelibt,
Ob schon mir Rom nit aplaß gibt,
Vnd wil vmb warheit hassen mich,
So wil ichs leyden gedultiglich.
Wer weyß, was noch mag begeben sich.
Villeychfr ob leyd mir widerfert,
Würt funden werden hand vnd Schwerdt,
Vnd gegen solchem gewalt gekert.
Vorred
[54] Vorred VI. von Hut. Die Römische dreyfaltikeit

Dem Strengen vnd Ernuesten her Sebastian vom Rotenhan Ritter meinnen lieben Schwager entbeüt ich Vlrich von Hutten Poet vnd Orator meinen freüntlichen grůß.


Freüntlicher lieber Schwager vnnd freünd, in deiner nechsten mir zůgeschickten schrifft, fragstu mit grossem fleyß, waz ich doch itzo schreybe Oder ob ich auch etwas vor handen hab. Vff diße zwifaltige frag, dancke ich dir erstlich deines gegen mir ertzeygten fleyß, darnach wondert mich das du zweyfelst ob ich etzwas zu schreiben oder tichten vörhabe, gleich als ob du mich ye nichtes schreybend gefunden hettest, auch do ich noch zů hoff was, jn vorsamlung vnd vnrů. Hab ich nůn sollichs am hoff, do doch vil verhinderung ist, nit vnterlassenn,[Rand: Hutten schreibt /alweg ettwas] wie zweifelstu dann, ob ich hye vff dem schloß, do ich allein vnd in rů bin, feyer vnd müssig gehe? vff das du aber sehest, das ich so lang nit gantz an frůcht alhye gesessen hab, schicke ich dir hye ein gespräch bůchlin das ich Vadiscum oder die Römischen dreyfaltigkeit nenne, vnnd in dißen bergen beschribben hab, würt dir das gefallen, so würstu auch on zweyfel, meiner meinnung, das ich mich vom hoff gethan, nit entgegen sein. Aber das Büchlin schicke ich dir nit, als etzwas guttes, dann es hatt nichtes gůts in im, mer ist sein inhalt[Rand: Das dieses / biechlin gut sey.] schand laster, vnd alles übel, sunder als ein erzeygung meiner angebornen freyheit. Vnd glaub, es werde dir deßselbigen[Rand: Huttens angeborne / freyheit.] halben nit vngenäm sein. Vorwar auß solcher vrsach hab ich selbs einen gefallen darzů löse auff, der teütschen freyheit, die gebunden, vnnd mit Bäpstlichen stricken vorhäfft was. Ich bring wider herfür, die Christlichen warheit, die man ins ellend vorschickt, vnd weyter dan die Indianer oder Garamanten von hinnen wonenn, außgetriben hatte. Vmb solliche meine woltat (als ich die künlich vnd an schew nemen darff) beger ich nit, das mir vnser vaterlandt gemein teütsch Nation ein [55] erliche belonung gebe, allein bitte ich ob[Rand: Was Hutten / umb sein arbeit / zu lon begere] mich yemant vmb außgebner vnd beschribenen warheit willen, veruolgen wölt, das als dann alle frummen teütschen sich mein annemen, vnd mich gegen gewalt vnd vnrecht entschützen. Dißes sey mein lon. dißes sey mein vorgeltnüß. Biß got beuolhen. Geben zům Steckelberg am XIII. tag des hornungs jm iar nach christ geburt M.ccccc. im xix.

Vadiscum oder die Römischen Dreyfaltikeit
[56] Vadiscum oder die Römischen Dreyfaltikeit.
Unterredner Ernholt vnd Hutten.

Ernholt. Als ich sehe Hutten, bistu doch zů letst wider ein mal, zů vns gein franckfurt kummen, von[Rand: Meintz guldene.] Meintz das du pflegst gülden zů nennen.

Hutten. Vnd nit vnbillich gulden. Dann auch noch mein bedůncken ist, daz vnter allen stetten teütscher Nation, die man einweder lusts halben irer gelegenheit, oder aber vmb gesuntheit willen des lufftes, lobt, möge Meintz den fürgangk vnd preyß behalten. Dan bessern lufft hab ich in keiner Stadt nie funden, so ist es on massen lüstig gelegen, bey der vermischung zweyer grossen schiffreychen wasser, darumb man leychtlich vnd on grossen kosten hin vnd wider spatziren, vnd alweg bald was an allen örten newer mer sein, wissens bekummen mag. So bin ich gantz der meinung, das vor einen[Rand: zu Meintz gut / studieren.] yeden der Studieren vnd sein synn brauchen wöll, Meintz ein gewünschte wonung sey. vnd mag dir vorwar sagen, das, so offt ich außgewesen vnd wider vff meintz reyße, wen ich noch die Stat nit in gesicht hab, geht mir ein erfrischung meines gemüts vnd der sinnen entgegen, kan auch zů Meintz nimmer genůg lesen oder schreiben. Vber das, bedunckt mich, ich hab an keinem ort besser zůfal in meinem tichten.

Ernh. Ich bin nit on wissen, sollichs, wie du gesagt, also sein, hette aber doch gemeint, du habst Meintz auß einer anderen vrsach gulden genent.

Hutt. Auß was vrsach?

[57] Ernh. Das die pfaffen do selbst vil gulden haben, vnd die zů samlen mer fleyß dann auff ire geistlichen ämpter anlegen.

Hutt. Auß sollicher vrsach solt ich noch billicher ewer franckfurt gulden[Rand: Franckfurt.] nennen, dann bey eüch ist das gelt in überflüssikeit vnd alhye treybt man golt händel, mer dann an keinem ort. Hye her kummen auß allen landen, die do kauffen vnd verkauffen. hie bringen die kauffleüt ir gelt zů samen, hie haben die fucker gantze berg von golt ligen. Aber Meintz hab ich[Rand: Die Fucker.] gulden genendt, als man flegt ein ding das vor andern schön vnd lüstig ist, oder darzů wir ein sundere lieb vnd begir haben, vnd das vns zů vorderst wolgefelt.

Ernh. Warumb hastu er dann nit perlin genendt?

Hutt. Das mir das nit im synn gewesen, doch magstu wissen, daß dißer zůnam nit new oder von mir erfundenn ist, sunder kumpt auß einem alten rům, gleich wie sich auch Cöln lest sälig nennen.[Rand: Colonia felix.] Vnnd helt hart bey dem selbigen namen.

Ernh. das sagt man, du weyst aber auch wol, das alte sprichwort: ›Meintz[Rand: Meyntz.] von anbeginne schalckhafftig‹.

Hutt Ich lob die statt, aber von den leüten darinnen disputi ich nit. Wiewol yetzo Meyntz sein eygen eyngebore volck nimmer hat. Ist auch gantz seines alten regime ts beraubt vnd hat sein gewönliche gerechtikeit verloren.

Ernh. Wir wöllen von gedechtnüß alter ding lassen. Sag mir waz neüwer vnd lüstiger mer bringestu vns von Meyntz?

Hutt. Ich bring wol ettwas das ist new, aber nit lüstig.

Ernh. Das bitt ich dich mir zů sagen. Ist dir etwaz vnlüstigs in der guldenen stat widerfaren?

Hutt. Ja gentzlich ettwas, doch felt mir yetzo in gedancken, ein seer lüstig vnd lächerlich geschicht, das mann mir von Cöln gesagt.

[58] Ernh. Was ist das?

Hutt. Wie doselbst ein alter, überschwencklich[Rand: Von einem alten / geitzigen pfaffen.] reycher, vnd an massen geytziger pfaff gestorben sey.

Ernh. Dunckt dich das so lüstigk sein?

Hutt. Nit das, sunder das er so vngern sein leben gelassen. hat so offt vor sein gelt vnd schätz beschawet, die er auch alle wol zehen tag vor seynem tot zů im hat bringen lassen, vnnd vnter sein heüpt setzen, als wölt er sye (achte ich) mit jm in jhene weit nemen. darnach hat er weyt vnd breyt nach ärtzten[Rand: Nota.] geschickt, den selbigen groß gelt verheyssen, wo sye in gesunt machen. Do er aber zů letst gesehen, das es gethon, vnd kein hoffnung mer sey, hat er bitterlich geweynet, sich gantz übel gehaltenn, doch mitler zeit im sein gelt, vnd was er liebs gehapt, zeygen vnd offt zů gesicht bringen heyssen, sein rechen bücher hören lesen, vnnd jm lassen sein gewinn vnnd wucher rechnen. Ja do er mitten im tot gelegen, hat er wol sechß hundert mal außgeschrien: ›O mein gelt. O mein wonung vnd güter. O mein lehen‹. dann hat er einn grewlichen anplick gebenn, den vmbstendern, die er wiste, balt nach seinem tot alles sein gůt hinwegk nemen vnd im des kleinen danck nach sagen werden. da im auch die augen gebrochen waren, vnnd er seines gesichts beraubt, hat er noch so lang er gemöcht, mit beyden händen zů seinen schätzen gegriffen. Ist das nit zů lachen? Oder ist yemant, den erbarm, das einer nach einem sollichen leben ein sollich end näme?

Ernh. Mich erbarmet es gar nit. binn deiner meinung. Vnd wünsche allen[Rand: Was den / geytzigen zu /wunschen.] geytzigen geltfressern, das sye mit irem grossen schmertzen vorlassen müssen, was sye mit so grosser begir gesůcht und erworben. vnd das sye sollicher vorlust in irem hertzen peynig, vnd martere. Wär ich auch bey dißem pfaffen, do er starb, gewesen, ich wolt im sein gelt kasten vor seinen oren geschüttelt, vnd erklengt haben. Vff das, wann er sein gelt nit mer hette sehen mögenn, das selbig doch biß zů außgangk seiner selen, hören müssen. Also wenig sölt mich seins iamers erbarmet haben.

[59] Hutt. Du sagst recht. Vnd wer ich bey im gestanden ich wölt es selbst gethan, vnd an vnderlaß seiner vnsinnigen geytzigkeit noch weyter anreytzung gebenn, die in vilerley maß erwegt habenn.

Ernh. Das wer alles wol hingangen. Sag mir aber nun was ist dir vnlustigs zů Meyntz widerfaren?

Hutt. Das man mir den historien schreyber Cornelium Tacitum, deß etzliche[Rand: Cor. Ta.] bücher newlich herfürkummen, vnnd zů Rom getrůckt sein, nit hat wider trücken wöllen. Dann da ich sollichs dem trůcker angab, hat er gesprochen, er gedörff es nit thůn, vmb einer bullen willen, die der Babst deßhalben hat lassen[Rand: der Bapst / vorbeut Cor. Ta. / zu trucken.] außgehen, darinnen er vff das der Römisch trůcker desto mer gewinne, vnd auß keiner anderen vrsach, vorbeut, das man genanten Tacitum in zehen iaren nit wider söll trücken.

Ernh. Muß nůn Teütschland also lang sich lesung desselbigen buchs enthalten? Dann ich weis wol das die bücher, die man zů Rom trückt, werden selten in teütschland gefüret.

Hutt. Das hat mich auch verdrossen, vnd betrübt mich täglich mer vnd[Rand: Aberglauben / der teutschen.] mer, das ich sich vnser volck also harte in seinem aberglauben vorharren vnd daruon sich nit abzihen lassen, so gantz närrisch, das etliche meinen, sye müssen vff ein sollich bullen, die vns von guten künsten, vnd scherpffung vnser vornünfft abfordert, etzwaz gebenn, hierumb do ich sah den mißglaubenn deß trückerß, das er meinte, sich schon des teüfels sein wo er mir, allen gelerten, vnd künstbegirigen zů gůt vn wolgefallen, den Tacitum[Rand: Ein hiebshe / disputation.] trücket, fragt ich inn, Ab irget ein neydischer Bapst sein würde, der vns teütschen bey dem bann verböte, weyngarten hinfür zů arbeiten, vnd golt zů sůchen, ab er auch meynte, das wir angesicht sollichs gebots, wasser trincken, vnd das gelt hinwerffen [60] würdenn? Antwort er: ›nein, es würd nit geschehen.‹ ›Meinstu dann‹, sprach ich, ›wen vns einer gůte kůnst (das ein ding ist, besser vnd mer zů begeren, dann weyn oder golt) vorböte, vnd vns hinfůr nit mer studieren wölt lassen, wörden wir vns auch vörter sollicher siessikeit enthalten, oder mit billichem schmertzenn der Bäpstlichen bullen widerrůffen, vnd vns ye trötzlich entgegen setzen?‹ Vnnd als er meinte wir wörden das letste thůn, sprach ich zů im: ›warumb hastu dann ein abschewens, Tacitum zů licht, vnd vor der teütschen[Rand: Cor. Ta. schreibt / von den / teutschen.] augen zů bringen, so doch kein historien schreyber mer von vnserm volck geschriben, vnd vnsere alten lob höchlicher gepreist hat?‹ Mit sollichen worten vnd disputation, hatte ich in über redt, das er das bůch zů trůcken angenummen, wär nit gwest des Bapstes Legat der yetzo zů Meintz ist, der selbig hat in wider abgeschreckt, die sach vast häfftig machend, vnnd gesagt, wo einer sollichs thät, wie seer vnd harte er den Bapst erzörnen würde. Dißes hat mich (als billich) hertziglich betrübt, vnnd in zorn erwegt.

Ernh. Nit vnbillich, vnd ist wol ein iämerliche sach das, vnnd dergleichen vil so wir teütschen leyden vnnd tragen. Dann, wenn wil es[Rand: Ein iamerlich /Clag.] doch ein end nemen, mit den Bischoffs mänteln, mit den Annaten, pension, vnd an zal der gleichen raubereyen? Wenn wöllen doch die Römer ein mal iren dingen maß geben? Ich förcht wir teütschen werdens nit lenger leyden mögen. Dann ir vnbillich vornemen,[Rand: Der Remer / furnemen.] darmit sye vns vorgwaltigen, nimpt täglich zů. Vnnd hat ire geltforderung kein auffhören weyß noch maß.

Hutt. Wie du sagst. Sye geben iren dingen kein gestalt, vnd halten in irem leben kein masse, so lasse ich mich beduncken, teütsch Nation hab widerumb augen bekummen, vnnd erkenne yetzo,[Rand: Teutschen / werden wider / sehen.] wie gantz vnbillicher weyß, sye biß her vmbgefůrt, vnnd betrogen gewest, wie man das volck so fälschlichen geplendt hatt. Ein freye streytbare Nation, ein starckmütig volck, [61] vil stoltzer edelleüt, vnd fürsten vorschmächt, vnd vorachtung gesätzt. Dann ich hör yetzo jr vil gar seer freymütigklich dar von reden, vnnd sich auch stellen, als wöllen sye das ioch vnser dinstbarkeit abwerffen.

Ernh. Wölt got sollichs geschäch, vff das wir nit lenger von außlendern vnd vnseren nachbauren voracht würden.

Hutt. Mich betriegen dann alle meine sinn, so würt es geschehen. Dann ich sehe an allen örten nach freyheyt gedacht, vnd vorbüntnüß darzů gemacht werden. Auch was vom adel ist, oder sunst ein erber gemüdt hat, tragen ein groß mißfallen vnd vngedult darinnen, das die güter, so vnsere ältern ettwan auß gůter Christlicher meinung vnd andacht zů den kirchen gebenn, yetzo gehen Rom, ich weyß nit wem gefallen, vnd das man alle iar zů etzlichen malen new schatzung vff vnns teütschen legt, mancherley weyß vnd weg, damit man, was wir nach von gelt haben, von vns bringe, erdencket. welche künheit vnnd freuel dahin kummen ist, das sye yetzo,[Rand: Wie uns die /Remer zu / schrecken meinen.] von den sye mit betrug, gleyßnerey, vnd listen nichtes bringen mögen, durch schrecken vnd traw mit gewalt zů nemen understehen. Ist das nit ein vngehörter vnbillicher gewaltsam? Oder wie möcht man vnß mer, vnnd höher beschweren? Wie möcht man vorächtlicher vnnd schmälicher vntertrucken ein volck, dem die gantzen welt zů regirn gebürt, vnd geben ist? Gleych[Rand: Hoffnung auff /zukunfft.] als hetten sye vns mit woffen vnd dem krieg bezwungen, vnnd jnn zinßbar gemacht. Derhalben ich ein grosse hoffnung hab, dieweyl es yetzo am höchsten ist, vnnd villeycht weyter nit auff steygen mag, es werde brechen, vnd wir werden erlöst.

Ernh. Meinstu der new künig werd[Rand: kienig Carolus.] das thůn?

Hutt. Das, vnd noch vil mer, dißer nation genieß, dem Reych, seinen ältern, vnd seynem geschlecht gebürlich. Dann wie mächt er leyden, sich voracht, die seinen beraubt, vnnd noch darzů von den man stetes vil nimpt, dieselbigen am meysten vorlacht, vnd in gespöt gehalten werden? Ist irget ein volck,[Rand: Wie teütschen zu / Rom vorspott / sein.] [62] das spötlicher vnnd verächtlicher zů Rom gehalten werde den die teütschen?

Ernh. Vorwar keines, dann zů Rom vorlachen vnns die kinder vnd alten, weyber vnd männer, hantwercker, Kauffleüt, Pfaffen, Leyen, Edlen, Vnedlen, Herren, Knecht, vnd die summ daruon zů reden, die Juden (gefangen aller Nation) haben zů Rom macht die Teütschen zů vorspotten. Do selbst hat man auch eygene sprich wort von den Teütschen, damit man sye heymlich vnd offentlich berüfft, vnd vorvolget, als albere geüch mit der nasen vmbfüret, mit fingern anzeyget, mit schandlichen zů namen außschreyet, in schimpff vnd ernst als törichte narren[Rand: War inn / teutschen narren / sein.] vexiret. Wie wol sye vnns doch anderß keiner narheit schuld geben mögen dann das wir ire vorspottung nit mercken wöllen, das wir zů vil glauben, vnd vns in einem aberglauben vnser gůt, das man vns vor zeyten mit woffen vnd krieg nit hat nemen mögen, yetzo spötlich ab schwätzen vnnd gaücklen lassen, auch das alweg also vil teütschen zů Rom thinen, vmb keinen andren lon, dann das sye ir vätterlich erb (dann wie sol ich anderß nennen die vnmäßlichen überschwencklichen miltigkeit[Rand: Der kirchen gut / in teutschen / land.] vnser vörfaren, da mit sye die kirchen vil zů höchlich begabt haben) mit grosser bitt vnd flöhen erlangen mögen.

Hutt. Darumb magstu wol mit mir hoffen, vnd iren zůkünfftigen fall erkennen.

Ernh. Seytemal du mich deß weyß gemacht, vnd mir ein gemüdt eyn gesprochen hast.

Hutt. Du glaubst nit, wie vngedultiglich vnd mit grossem zorn am nechsten reychstag etzliche fürsten zů Augspurgk sein bewegt gewest, durch des Bäpstlichen Legaten red. Der selbig,[Rand: Pracht der /geistlichen in / teutschem land.] als man im ein lange proceß der geystlichen hat angezeygt, vnnd er den grossen pracht, vnd Eer (darinnen wir vnser geystlicheit halten) erkente, ist er, als ob das höfflich geredt wär, vff diße wort kummen: ›Ey wie schön stalknecht haben wir zů Rom.‹ Mit wölchen worten er vns vnsere narheit [63] vorgeworffen, das wir die ein solliche macht haben vns zwingen lassen, den Cardinälen vnd Bischöffen zů Rom ire mülessel krawen,[Rand: Vnser geistlichen / der Romer / stalknecht.] vnnd jn schmäliche dinst thůn. Do ich nun sahe, ettliche über solliche wort ire zeen zůsammen beyssen, vnnd murren, hab ich mich auch freylich erzeygt, vnd offentlich geklagt, das es nit billich oder recht sey, auch dißer nation vngebürlich, vns von sollichen leüten nit allein überwunden, sunder auch als in einem triumph gefüret werden. Dann es ist kein gewalt vordrißlicher[Rand: Wie teutschen zu / irem schaden / noch uorspottet.] vnnd vnleydlicher, dann wo man des vorgwältigten noch darzů spottet, vnd jn zů seinem vnglück, übet vnd trötzet.

Ernh. Wölt got, er redet offt solliche wort, vnnd erhüb sich in seinem übermůt, damit wir Teütschen zů letst vns schämeten, vnd sag, er hatt die warheit geredt. dann wie er gesagt, geschicht es zů Rom. So sicht man vor augen, das yetzo schir keiner in teütschland ein gůte pfründ hat, er[Rand: Wie ytzo alle / pfrund erworben / werden.] hab den zů Rom darumb gethinet, oder aber die mit gifften vnd gaben erworben, oder vmb gelt von den fuckern erkaufft. Hat man aber den Legaten vmb sollicher[Rand: Die Fucker.] freuelichen red willen nit mit worten oder that gestraffet?

Hutt. Wie ich gesagt, wurden etzliche in zorn bewegt, vnd ist wol ein gemümmel gewest, heymlich, aber doch also, das man erkandt die sachen vorstanden werden, vnd die Teütschen sich irer schand schämen, wiewol er nichts daruff gegeben, Sunder yetzo noch hat er den hymel feyl, vnd hoffet täglich gelt von vns zů lösen. Ja vff das du wissest wie frey vnd trötzlich er in seinem fürsatz[Rand: Wie der Legat /Caietanus / Carolum gescholten.] bleyb, hatt er nechst in einer vorsamlung der fürsten Carolum gescholten, jn (als zům keyserthům) an leyb, vnd gemüdt vntüglich angezeygt, vnd allen fleyß dahin gewendt, das er vns ein frantzösisch ioch aufflegte, des Reychs würde vnd herlicheit von vns näme, vns in ein vnbillichen bezwangk vnnd dinstbarkeit brächt.

[64] Ernh. O zeyt. O sitten. Sol dem edlen iüngling, zů dem yederman alles gůt vorhoffen ist, ein sollicher gewalt widerfaren? Sollen die hochberümpten Teütschen ein sollich relation mit gedult hören? Darff ich auch glauben das es also geschehen?

Hutt. Wie ich sage.

Ernh. Vnd ist der wolff nit in einen[Rand: Sprichwort.] strick gefallen?

Hutt. Er ist außgerissen.

Ernh. Hat er auch in sollicher far sich geförchtet?

Hutt. Nit ein har. Ja mer hatt er sich selbst willigklich zů sollicher botschafft dargeben. Vnd (als man sagt) anders nit ist sein vorsatz[Rand: Des Legaten Caietani vorsatz.] gewest dann Sinonis, von dem Vergilius schreybt:


Mit freyes můts bestendigkeit,
Zů eynem zweyer weg bereydt,
Eintweder zů verfügen not
Eim andern, oder gon inn tot.

Ernh. Wo du nůn würdest von den dingen reden oder schreyben, lassz ich mich beduncken, du möchst vil leüt bewegen.

Hutt. Ab sye nit gereyd bewegt seyn. dann der Römer trügerey (die[Rand: Der Ro. trug bisz / her uordeckt.] bißher vordeckt gewest vnd nit iderman bekendt) hat yetzo iren deckel verloren, so treyben sye ire schalckeit so gar offentlich, so künlich vnd on alle massen, geben dem auch kein gestalt, das es jn nit wol lenger mag außgehen. Etwan do ich zů Rom sollichs[Rand: Wie H. zu Rom / mit einem / gerett hat.] mit einem von den aller grösten bůben geredt hab, jn vormanend, das er sich in dißen handel ein wenig geschickter vnd zimlicher hielte, hör was er daruff gesprochen, wie hönlich vnd mit grosser vorachtung er antwort gab. ›Man sol‹, sprach er, ›nit[Rand: Lex Gratiani /Imp. ex Codice / l.iiij. tit. lxiij.] allein den Barbarischen kein golt geben, sunder auch wo man golt bey in fünde, das selbig mit list vnd behendigkeit von in bringen. Vff solche sein vnuorschömpte wort hab ich mich [65] nit erhalten mögen, sunder im auß freyem gemüdt, mit dißen worten begegnet:‹ Achtestu dann vns teütschen zů dißen zeyten vor barbarisch?[Rand: Wer Barbarisch / mog geheissen / werden.] Oder wie darffestu vns sollichen gewalt thůn? Dann wiltu die Barbarisch nennen, die ein grob, vntzüchtig vnd vihisch leben füren, sich vnfreüntlich halten, vnd kein miltigkeit bey in haben, so sein wir weyt von dannen. heystu aber Barbarisch alle die jhenen die außwendig Christen glauben leben, als Gratianus in den obuerzelten worten vorstanden würt, so magstu ye kein volck anzeygen, das sich bestendiger in dem glauben, vnd härter vber Christus gebotten halte,[Rand: Teütschen alweg / guts glaubens.] dann vnsere Nation. So sein alweg die teütschen von allen völckern der welt vör getrew, redlich vnd gastmilt geacht gewesen, haben in geystlicheit vnd forcht gottes alweg alle Nation übertroffenn. Auß was vrsach magstu vns dann mit einer sollicher annännung behönen, vnd sprichst man söll das golt von vns nemen? Oder meinstu eüwer wesen zů Rom dann das vnser besser sein? Die ir[Rand: Der Remer / wesen.] (als got weyß) ein sollich leben füret, das billich, die gantze weit, vmb eüch her, als zů außleschung eines gemeinen fewers, eüch zů straffen vnd vordämpffen auffstünde? Vff das aber der bößwicht nit meinet, das bürgerlich recht mir gantz vnwissen sein, hab ich weyter zů im gesagte: ›weistu auch was in dem selbigen rechten auch von eüch geschriben stedt?‹ Vnd als ich hat lassen das bůch Codicem herbringen, weyset ich im das gesätz, daz der Keiser Leo von den, die durch gab oder geschenck zů Bistůmb, oder geystlichen lehen kummen, geben hat.

Ernh. Es ist wol ein hüpsch vnd heylich gesätz, vnd wie wol es zů dißen zeyten nit gehalten, sunder vff das aller schmälichst zů ruck geschlagen vnnd vorworffen, wär doch billich das es vmb seiner nutzbarkeit willen in ewigem gedächtnüß blibe.

Hutt. Dieweyl ich mich vorsich dastu es außwendig bůchs sagen könst, so sag es her, das wir hören, wie ich dem geltfraß begegnet binn.

[66] Ernh. »Ob yemant in dieser künglichen stadt Constantinopel, oder in andern vnsern landen, die in aller welt zerstrewet sein, zů[Rand: Lex impe. / Leonis Cod. / Lib. i. titul. vi.] Bischofflichen wirden, auß gots geschick gefordert würde, der selbig sol auß reynen gemüdten der menschen, auß blossen gewissen der wal, auß lauterer volmeinung vnd achtung meniglichs dohin gefordert werden. Niemant sol den pristerlichen stand mit gelts bezalung erkauffen. Sunder sol ein yeder seinen tugenden vnd nit dem gelt oder gaben nach geacht werden. Dann welcher stand wär sicher, welche sach mocht behalten oder beschirmet bleyben, wo die wirdigen kirchen gottes durch gelt erfochten solten werden? Wie mocht man redlicheit vermauren, trew vnnd glauben vorzeunen, wo der verflucht hunger des geldes inwendig die erlichen gottes gemach schluffen würde? Ja was möchte zůletst sicher sein, oder an farhe, wo die vnuorserte gottis heyligkeit sich vorseren vnd ergern liß? Hör vff du vorbante begir der Geytzikeit, dich zů den heyligen altaren nehen. Abgetriben werde von geystlichen stäten das peynlich laster. Vnd hirumb sol man bey vnsern zeyten einen keüschen demütigen Bischoff weyhen, der, wohin er kumme, durch frumkeit seines lebens, alle ding reynigen vnd zů besserung weysen müge. Vnnd sol hinfür nit durch geschenck, sunder mit angelegte bit ein Bischoff geweyhet werden. Der selbig sol so weyt von dem Eergeytz sein, das er sich darzů lasse sůchen vnnd zwingen, das er gebeten entweyche, gefordert entfliehe, das man jn so hefftigklich darzů bitte, daz er mit keiner andern, dann angezeygter not entschuldigung, sich des bistůmbs entschlagen möge. Dann warlich vnwirdig ist ein yeder des ampts, er werde dann wider seinen willen geweyhet.«

Hutt. Ja als ich jm das gesätz also weyt gelesen hatte, sprach ich zů jm: ›Confirmirent ir Römer vns teütschen dißer zeyt auch solliche Bischoff? Oder würt der eüch mit dem meysten gelt überschüt, am ersten auch darzů gefordert, vnd bestätiget?‹ Antwort er: ›ir Teütschen habt doch frey einen iden bischoff[Rand: Wal der Bischoff / in teutschland.] zů wölen.‹ Sprach ich: ›das ist wol war, sye müssen aber nit Bischoff sein, sye [67] kaüffen dann vorhin zů Rom einen mantel. wie mag das dann ein frey wal geheyssen werden? Ja billich möcht man es nit eynes Bischoffs erwelung, sunder ein anzeygung des, der eüch gelt zu geben wirdig oder tüglich sey, genennet werden. Darumb gib mir[Rand: Die Romer / grosser feind / Christi dann / tiercken.] antwort vff ein frage: Mag man auch billicher Türcken (die mit vns vmb land vnnd leut kriegen) feyhande Christi nennen, dann eüch zů Rom, welche die wirdigen gottes kirchen mit gelt überwindtlich machent? Ja welche ir yetzo die hymel verkauffet, hapt durchbrochen die mauren der redlicheit, nider gerissen die vmbzeünung der trew vnnd des glaubens, welcher vnersätliche golts begir, nit mer verhelents in die heyligen gottes heüser schlüfft, sunder auch yetzo inwendig den selbigen, mit trotz vnd übermůdt regiret. Ir hapt die vnuorsereten heyligkeit vorseret, die reinigkeit der iungfrewlichen kirchen geschendet, vnnd vorunreyniget. ir hapt zů einer mordt grůben gemacht das hauß des gebettes, auß welchem, wan ye Christus wider vff diße welt zů vns abher käm, eüch vil zornigklicher dann er etwan die keüffer vnd vorkeüffer treyben würde. Dann die selbigen hatten allein schnöder vnd vorächtlicher ding einen marckt auffgericht. aber ir bringt zů kauff alle geistlicheit, die kirchen lehen, Christum selbs, vnd die gnad des heyligen geystes. Sölt man dann nit grössern fleyß haben eüch dann die Türcken zůbekriegen, vnd weyt hinweg zů treyben, die ir feyl habt got, die altar, die Sacrament, die hymel, vnnd alle der gleychen? Die ir auch mit ewerm ergerlichen schalckhafftigen leben vrsach[Rand: Der geystlichen / halben werden / die vngleubigen / nit christen.] seyt, das nit vngleubigen nit Christen werden, dieweyl sye eüch, die andern die säligkeit zů geben vormeynt, in sollichen bösen sitten leben sehen. Auch so sein wir von den Türcken allein farhe des kriegs (dem vns leycht ist zů widersteen) gewarten. Es mag vorwar niemant also on synn vnd vornunfft sein, der, wan er euch also leben, vnd doch über geystlicheit regiren sicht, nit lieber wölle bey seinem alten irtůmb bleyben, dann inn ein newes mißleben vornemen. Hyerumb ire, die eüch mit worten vor schäffer vnd hirten der gottes[Rand: Die Ro. nit / hirten sunder / wolff.] [68] hert außgebt, seyt in scheyn der warheit reüber des Christlichen volcks. Dann ir nit wie die Aposteln, auß breytet das Euangelium, sunder treybt gelt zůsammenn. Vorhütt nit (als eim hirten gebůrt) die beuolhene hert, sunder wie die reyssende wölff pflegen würget vnd vorwüstet ir die schaff, vnd seyt yetzo nit mer (wie eüch gebüren wölt) fischer der leüte, sunder[Rand: Wie die Ro. / fischen.] denckt ir reychtumb zů fahen, golt zů eriagen, vnd stellet nach gewinst, halt fleyß fremde erb anzůfallen, vnd meinet doch waz Got sant Petro gewalts geben[Rand: S. Peters / gewalt.] hat, freuelich vff eüch zůzihen. macht den Christlichen namen, mit ewerm ligen vnd trigen, mit ewern auffsätzlichen bösen stücken, vnd bibereyen, der gantzen welt schmälich vnd vorhast. Hyerumb bekeret eüch zům[Rand: Vormanung.] rechten weg, vnnd besseret ewer sitten. Bindet diße ewer geytzikeit. Treybt ab von den heyligen gots heüsern das peynlich laster. lebt keüsch vnnd geistlich, vff das andere eüch zů einem beyspil haben, volget nach Christo, vff das andere euch volgen gedörffen. Dann die weyl ir eüch also haltet, das ir auch die kürbiß (wenn sye eüch gelt gäben) Bischoff liesset sein, werdenn alle der sach vorstendigen eüch hassen, die aber ewerm irtumb nach volgen, ire seel verthümen. So stet eüch auch auffsehens zů haben, das nit ein mal die Barbarischen teütschen weyß vnd vorstendig werden. Dann vil zů vil mißbrauchet ir eüch vnserer eynfeltikeit, also das ir keinen genůgen habt, vnns des gelts zů berauben, sunder auch vber das ir vns vnrecht vnd gewalt thůt, spottet ir vnser noch darzů, meret den schaden des gůttes, mit behönung der wort. Vnd die ir gewaltiglichen beraubt vnd geplöndert hapt, den sagt ir noch sollichs in spötlins weyß vnd mit lächerey vor, vns schmälich vorachtend.‹

Ernh. Mich bedunckt schon, wie ich deß bůben angesicht sehe, der sich gegen sollicher deiner straff gantz entferbet hab, vnd verbleycht sey.

Hutt. Ja wol erbleycht. weniger hatt ich in bewegt, dann (als Virgilius sagt)


[69]
Ein starcker felß im meer stet vest,
Kein windt noch flůt sich wegen lest.

Solch tratz vnd künheit ist bey inn. Hast[Rand: Scham zu Rom.] aber du ye gemeint, das man sich zu Rom auch der schanden schäme, vnd dargegen entferbe?

Ernh. Ich weyß wol das sich die Romanischen nit vast schämen, was antwort er aber auff deine wort?

Hutt. Anders nit, dann dißes gesätz sey von einem Keyser, der über keinen[Rand: Ein keyser / unterm Bapst.] Bapst yetzo macht hab, sunder den auch ein Bapst zů dißen zeyten vnder seiner gehorsam halte, gegeben. Hyerumb sey es vnmächtig vnnd werd nit angesehen. Darneben treyb er noch vil vnuorschämpter vnbillicher wort.

Ernh. Lag jm da nit dein faust vff dem gefreß?

Hutt. Vorwar hette sye jm müssen dar vff ligen, wär es nit zů Rom gewesen.

Ernh. Werden sye sich nit noch selbs, mit sollicher weyß zů vnglück vnd vorderbnüß bringen, würt es mich wunder nemmen.

Hutt. An zweyfel werden sye, als sye auch selbs vormercken vnnd sich beduncken lassen. dann sye sehen yetzo, das man täglich von irem mißleben, übermůt, vnd Tyranney sagt, vnnd schreybt. Hastu nit gehört, was Vadiscus (der nechst auch hye gewesen[Rand: Vadiscus uon / Rom kummen.]) von irem regiment gesagt? Derselbig, jn zů grossen schanden vnnd schaden, offenbaret alles das er zů Rom gesehen. Vnd erweckt den Curtisanen vnd irer geselschafft eynen grossen hasß bey allen menschen?

Ernh. In selbs hab ich nit gehörtt. Aber der Burgermeyster Philips hat mir vil von seinem gespräch, vnnd wie freymütiglich er sollichs treyb, gesagt. Derhalben ich willens was jn zů hören, do fyl mir, ich weyß nit was geschäfftes dar zwischen. Mitler zeyt ist er hinwegk gereyset.

Hutt. Du hettest wunder gehört vnd nit allein hette dir seyn red wolgefallen, sunder auch hettestu wunder darab gehapt, wie zierlich vnd mit scharpffen synnen er das wüste an zůgeben. dann er braucht in dem ein newe weyß, vnnd seltzame art.

[70] Ernh. Lieber, wie?

Hutt. Do wer vil von zů reden, so ist die zeyt kurtz, vnd ich werde noch zů hoff gehen müssen.

Ernh. Sag mir vor von dißen dingen.

Hutt. Ich hab nit zeyt.

Ernh. Nit zeyt? Als ob du also zů hoff dinest, das du dich stetes binden lassest, vnd nit etwan ein stund oder zwo zů deinem studio, oder aber gůter geselschafft brauchest. Lieber, sag her, vnd lassz dich nit lang bitten.

Hutt. Wiltu dann auch in meiner sach, als du wol weyst, fleyß haben?

Ernh. Ja warlich ernstlichen fleyß.

Hutt. Vnd meinest mir jhens zů wegen zů bringen?

Ernh. Wo es müglich ist.

Hutt. Du wilt es aber vnterstehen?

Ernh. Mit allem fleyß vnd arbeit. Was darff es aber vil wort? So du wenig zeyt hast, wollen wir die nit vnnützlich vorlieren. Hyerumb heb an die vorgenommen red.

Hutt. Ich hab es aber nit alles, wie ich von jm gehört, behalten.

Ernh. Sag so vil du weyst.

Hutt. Wir haben nit tags genůg darzů.

Ernh. Meinstu das?

Hutt. Du würst ein lange red hören.

Ernh. So vil desto lieber wil ich sye hören.

Hutt. Vff das du dann sehest, das ich gantz kein beschwernüß hab dir zů thinen, so wil ich mich daruff verlassen das ich ein gnädigen fürsten habe, vnd dißen gantzen tag biß in die nacht, deinem willen vnd gefallen ergeben, vnd dir die gantzen sach vorzelen.

Ernh. Yetzo erst kumpstu zů dir selbs. Vnd yetzo erkenn ich den alten Hutten bey dir.

Hutt. Erstlich, waz er von den Römern (wie die dann yetzo Römern seint. dann er nennet sye Romanisten) zůsagen wöste, hat er vff ein dreyfaltikeit gezogen. Vnd was sein red also gestalt, das alles, so yetzo zů Rom bößlich, sündlich oder mißbrauchlich geschicht, in gedritts weyß vorzelet würde.

Ernh. Ich wil es gern hören.

Hutt. Eins wil ich dir aber zůuorsagen. Es seind vil [71] seltzamer wort darinnen, die latinische sprach nit wol leyden mag, da lassz dir nit ab grawen.

Ernh. Ach grawen. Als ob ich so zarte oren hette, das ich böß latin nit hören möcht. Oder nit wüste das die Römer vnd Curtisanen nit[Rand: Die Ro. konnen / nit uil latin.] vil latins können. Hyerumb sag an von den Curtisanen, von den Copisten, kamerfegern, von den lehen die man Curat, vnd die man nit Curat nennet. Von iren faculteten, gratien, reseruation, regresß, annaten, auch von dem Creütz gelt, ob du wilt, von iren außsprüchen, die sye in rota lassen gehen. Von patronen recht, vnd dergleychen. Ich hab des alles keinen verdrieß.

Hutt. ›Drey ding‹, sprach er, ›behalten Rom bey seynen wirden, Authorithät[Rand: Wirde der / stat Rom.] oder ansehen des Bapstes, heyligthůmb, vnnd kauffschatz des aplaß.‹

Ernh. Fragstu dann nit, ob er auch meynte, die selbigen würde, an einem yeglichen andern orte, wo auch ein Bapst die wonung hette, sein werden, ob der schon geyn Meyntz oder Cölen von der kirchen gesätzt würde?

Hutt. Ja über das, meynte er, einen yeden Bischoff in seinem Bistůmb[Rand: Bischoffs / gewalt.] gleych macht haben, als sye ein Bapst zů Rom, sprach, Christus hette alweg die vorgleychung liep gehapt, sey ein feindt gewest des ergeytzes. Auch so begaben sich vil red gegen einander. Dann zwischen dem gedritten fragt ich villerley, wie ich dir das dann auch sagen wil. Du solt aber diße red nit mir, sunder Vadisco zů geben. Dann was ich von jm gehört, werde ich dir vorzelen. Vnd ist sein meinung. Es hab vmb den aplaß gar nit[Rand: Aplasz.] ein solliche gestalt, als die Römer vorgeben. Dann wenn der also grosse krafft hette, als sye sagen, möcht man jn nit vmb gelt kauffen. So sey auch sant Peter nit volkumenlicher zů Rom, dann an einem yeden ort, do man sein mit andacht gedenckt. Er sprach auch mer, es sey nit einem yeden gůt geyn Rom zů wanderen. Dann gemeynklich alle, so geyn[Rand: Was man uon / Rom ausbringe.] Rom ziehen, bringen dreyerley wider mit jn herauß.

[72] Ernh. Welche drey?

Hutt. Ein vorlypt gewissen, einen bösen magen, vnd leren seckel.

Ernh. O wie geschicklich hat er diße drey zůsamen bracht, vnnd ist die warheit. dann die weyl ich zů Rom mit essen vnd trincken anderst dann mein gewonheit, mich gehalten, hab ich noch vff dißen tag einen vntewigen magen. So sehe ich niemants weniger got förchten, eyde vnd pflicht halten, Eer vnd frumkeit achten, dann die sich Rom gebrauchen, do selbst mit den geystlichen lehen die keuffend vnd vorkeuffend vmbgehen, als seint die Curtisanen. Auch darff niemant zweyfelen, wie tewer vns Teütschen Rom täglich ankumme. Dann keiner von hinnen on grosse zerung, schweren kosten geyn Rom zeügt. Vffs wenigst můß er deß ye ettwas schaden haben. Meynethalben mag ich wol sagen wie in dem gedritte, ich bin mit lerem seckel wider von dannen kummen.

Hutt. Von mir wil ich schweygen. Aber Vadiscus sagt, er hab den seckel mit dem gelt aldo gelassen. ›Vnnd wer ich lenger da bliben‹ (sprach er) ›ich glaub ich hette müssen on kleyder, ia an har abscheyden.‹ Du weyst Ernholt, das du vnnd ich, wie[Rand: Hutten und / Ernholt zu Rom.] wol wir nit vmb geystlicher lehen willen zů Rom gewesen, dannoch vil gelitten haben, aber doch on vnsern grossen schaden. Dann den grösten schaden achte ich der jhnen, die von bösen meystern zů Rom gelernet, haben ein weybisch gemüt bekummen, oder in ire frumkeit verkeren lassen, ire gewissen vorgifften.

Ernh. Als jhener Schwab, der von dir gescholten, das er sich von einem[Rand: Zu Rom sein.] eyde hette absoluieren lassen, sprach: ›lieber, bedenck das wir zů Rom sein.‹

Hutt. Vnd der Cölner der sich offentlich berümpt, er hette on sünde falsche sygel vffgedruckt. dann es wer dem Bapst zů gůt geschehen.

Ernh. Als noch vil andere, die wir dergleychen wircken gesehen habenn. Aber far du vort mit den gedritten.

Hutt. Er sprach auch, Rom sey zů fliehen, vmb das es dreyerley, die vor[Rand: Warumb Rom / zu fliehen.] allen ein yeder frummer vnuorseret [73] behalten sol, ertöte, vnnd zů nicht mache. Gůt gewissen, andocht zů got, vnd den eyd. Vff dasselbig fiel mir in gedächnüß, daz dreyerley,[Rand: Was die Romer / uorlachen.] wen man der gedenckt, die Römer vorlachen: gůt beyspil der alten, sant Peters Babstůmb, vnnd das iüngst gericht.

Ernh. Das reümet sich gantz wol gegen einander. Dann wen man yetzo einem den Eyd gibt, hat er die Römischen sitten angenummen,[Rand: Eyd schweren.] schlecht er den nit auß. Dann er ist gewisß, das wenn er wil, jm von dem Bapst solliche knotten auffgelöset werden mögen, daruff er meins bedunckens zeügt, das er sagt, sye ertödten den eydt.

Hutt. Ja es ist wol die selbige meynung. Dann was man hinwegk nimpt das ist nit mer, vnd würt vor tot geacht. so gibt man dem Bapst durch einen mißglauben zů, er möge was geschehen sey, als wer es nit geschehen machen. Wer ist dann vnter den Römern,[Rand: Was man zu / Rom achtet.] der geystliche andacht, so vil als ein har achte? Oder keret man zů Rom seinen fleyß vif anders, dann gelt vnd gewin zů sůchen?

Ernh. Wer sätzt jm dann zů Rom vör gůten beyspilen der alten zů volgen?

Hutt. Wol hab ich gesehen zů Rom die, gleych wie etwan Symon, Domitianus, Nero, vnd der gleychen, gelept haben, ein weyß an namen, aber keinen, der gedächt, sich zů richten nach den alten heyligen vätern. Dann wer zů Rom ein wort sagt von sant Peters leben, vnd seinem Bistůmb, des red helt man vor[Rand: Zwo kirchen / machen die Ro.] ein lächerliche fabeln. So haben sye zwo kirchen gemacht: die anfängklichen, darinn die heyligsten gelebt haben, die sye aber achten als ein vorbildung vnd schatten; die andern, die sye, als vor einen körper des schatens, vnd recht lebendig halten. die selbig ist gantz schön, gantz guldene, vnd an allen orten volkummen. Dann sye ist von eytelen auffsätzigen betriegern, von dieben,[Rand: Die yetzig / kirch.] kirchen reübern, gefälschten notarien, Symoneyschen Bischoffen, des Bapstes schmeychelern, vnd von anders keinen leüten. Dann ob [74] schon irget ein frummer Bischoff oder Cardinal zů Rom wär, den sündern die andern weyt von jnn, halten jn außwendig der kirchen. Vber das berümen sye sich einer alten, vnd etwan von jn selbs erdichten[Rand: Die ubergebung / Constantini.] übergäbung, die jn Keyser Constantinus söll gethan haben, der halben sye das gantz Römisch Reych gegen niderganck der sunnen, als an sye gehörend, fordern, vnd haben nach inhalt des selbigen priuilegij in gewaltigem beseß die stat Rom, einen stůl vnd wonung des[Rand: Rom.] Römischen Keysers (wo einer wär) vnd ein haupt des Reychs. So schlagen sye nit auß (als etwan Petrus gethan) weltliche herschung, vnd regiment. Ja sye füren krieg darumb zů wasser vnd landt, machen vffrůr, vorgiessen blůt, vnd morden mit gifft.

Ernh. Von irem gifft morden wüste ich wol zů sagen.[Rand: Bapst Iulius / der ander.]

Hutt. So hastu auch gesehen, bey Julius gezeyten, was sye vor krieger seindt.

Ernh. Ja vorwar, da er also vil tausent menschen vmbs leben bracht. O got was mensches, Ja was wunders. Sein augen grewlich, sein angesicht erschrockenlich. Er mit aller weyß vnd geberden, grawsam, mürrisch, vnd vnmenschlich.

Hutt. Wiewol er aber ein sollicher was, vnd anfing einen schweren krieg, des gleichen in Italien zů vnsern zeyten nie gesehenn ward, als darin alle Christliche Künig vnnd fürsten verwicklet, vnnd zůsamen geknöpffet hette, machend sye sich vnter ein ander auffarbeyten, yedoch hat jm sollichs niemant vnbilligen gedörffen, noch entgegen reden, auch nůr mit worten, der gleychen als sye jm Virgilio Drances zům Turno sagt:


O haupt vnd vrsprung aller sach
Die vns han bracht in vngemach,
Wenn hörest auff, in offne not
Das volck zů füren vnd den tot?

Ernh. Das ist war, niemant hat es gedörffen sagen. Dann zů der zeyt, forcht yeder man Julium. Hat aber Constantinus den Bäpsten das reych des nydergangks gegeben, [75] so hat Carolus zů förchten, das jm nichtes werde, weder von den landen die er ererbt, noch auch, zů der regirung man jn nechst erwelet hat.

Hutt. Sol es noch der aller erwirdigsten zů Rom meynung ergehen, so würt jm nichtes werden. Dann alle diße reych seind der kirchen.

Ernh. Als ich dann vorstehe, sein die vörigen Bäpst ser milt gewesen, die[Rand: Warumb die / Bapst diser / ubergebung nit / besesz haben.] nit aller ding, so jn gegeben, beseß haben nemen wöllen, sunder an einem teyl genůg gehapt, das ander den Künigen gelassen, vnd leyden mögen, daz ein Keyser in dißem seynen teyl, wiewol das nit vast groß ist, bleybe.

Hutt. Es ist nit von miltikeit geschehen, sonder vnuormögenheit. Dann do sye erst diße übergebung gedicht, haben sye förchten müssen, wo sye als bald alles eynnänien, vnd nit ein teyl nach liessen, das alle Künig vnd fürsten sich eynträchtiglich zůsamen würffen, vnd wider sye sätzeten, den hetten sye dann nit mögen widerstan.[Rand: Das die ubergebung / erdicht / und gelogen sey.] Das aber der betrug auß Bäpstliches geytzes anreytzung vnd bewegnüß erdicht sey, ist doher abzůnemen, das wo die Bäpst vnd pfaffen, zů der selbigen zeit von sollichen sitten, als yetzo, gewest, hetten sye jn vorwar nichts entzihen lassen. seint aber die Bischoff zůr selbigen zeit (als ich keinen zweyfel hab) eines geistlichen frumen lebens gewest, hetten sye solliche vngebürliche gab nit angenummen. haben nun die selbigen Constantinum, als der jn vngebürliche ding anbitte, mit seiner übergebung nit zůgelassen, mit was rechtes mögen dann ire nachkurnmen wider fordren, das ire vorfarn jn nit gemeß geacht, vnd darumb den übergebern willigklichen wider zůgestalt, ia sye villeycht gebetten sollichs nit auff sye zů anderen? War ist, das kein Bapst nie zů beseß des virtenteyls der land die sye sprechen jn von Constantino gegeben sein, kummen ist. Vnd das ich deß andern geschweyge, die stat Rom, die sye beuor nie ingehapt, haben sye erst etzliche[Rand: Besesz der / stat Rom.] hundert iar nach Constantinus zeyten eyngenummen. Also langsam sein sye [76] kummen zů beseß des minsten teyles, von dißer so alten (wie sye sprechen) übergebung. Vber das, hetten sye ye wöllen, das man jn gegeben, wider mit freyern willen von jnn stellen, wer das auch on mittels brieff vnnd sygel, die sye von den Künigen vnd fürsten darüber genummen hetten beschenen? Haben sye nůn das priuilegium Constantini, als sye anzeygen, also fleyssiglichen bewart, wer wil dann glauben, das sye gezeügnuß irer miltigkeit also verwarlost? Es seind schwenck. Ja das ich sag wie mir zů hertzen, so halt[Rand: Wie der briff / diser ubergebumg / geboren sey.] ich gäntzlich, das priuilegium Constantini sey also geboren. Als etwan vff ein zeyt ein geytziger Bapst einen forteyl ersehen, dardurch er hatt vorhofft Italien vnter sich zů bringen, hat er erstlich ein teyl angefallen, do jm nůn das selbig als ein nützlich ding wolgefallen, vnd sich doch nit do mit (als dann des geytzes fleyß nymer zů ersätigen ist) begnügen hat lassen, sunder gedacht weyter vmb[Rand: Des geytzes / fleysz.] sich zů greyffen, vnnd die zeyt villeycht also gelegen ist gewesen, das er in ansehens kleinmütigkeit vnd mißglauben der menschen, hoffnung gehapt seynen willen zů schaffen, vnd gedacht durch einfältikeit des gemeinen volckes, vorseümung der fürsten vil zů überkummen, hat er sein gebit erweitert. Dem haben dann sein nochkummen gevolget, vnnd ist des raübens gebrauch von eines künheit zů der andern aller gewonheit erwachsen. Biß zů letst ein ser weyser Bapst kummen der gemeint der kirchen einen grossen nutz zů schaffen, wo er dißen sachen ein beuestigung mächt, hatt er das götlich priuilegium vff ein alt pergamen, oder aber, daz er zu vor jm staub geweltzt hat, oder sich mit schimel über ziehen lassen, geschriben, on zweyfel etzliche hundert iar nach Constantinus zeyten.

Ernh. Wo aber das vnangesehen, der Bapst Leo solliche übergebung von Carolo fordern würd, was meynstu dann zů geschehen?

[77] Hutt. Was anders, dann das er[Rand: Wie sich Carolus / halten sol.] Carolus dargegen von dem Bapst hinwider seine gerechtikeit fordere, vnd bedencken werde, das er ein Künnig vnd teütscher sey.

Ernh. Vnnd werd darumb einen krieg anfallen? Weyt vnnd breyd alles durch ein ander werffen, vmbkeren, vnd vorwüsten?

Hutt. Do sey got vor. Es sol darzů nit kummen.

Ernh. Darnach die Römer auch iren dingen maß vnnd gestalt geben werden. Wem möchten sye aber vorschonen, die sich auch gegen den Römischen Keysern schmähens vnd verspottens nit[Rand: Entpfahung der / keyserlichen / kronen.] enthalten? Dann der Bapst läst keynen Keyser sein, er fal jm dann vor zů fůß, vnd entpfahe die Keyserlichen Kronen von seynen füssen ab, vorschwere jm auch das Italianisch Reych vnnd die stat Rom.

Hutt. Der Bapst Innocentius hat Carolum (der ein Behem gewesen) in[Rand: Wie Ca. der virt / gekronet ist.] keiner anderen gestalt zů Keyser krönen wöllen, dann er sich jm mit dem eyd verpflichte, im selbigen iar auß Italien zů ziehen. Wiewol er jn on das so gar voracht hatt, das er nit gewölt zů jm in gespräch kummen, hat jm einen Cardinal mit der kronen entgegen geschickt, vnd gebotten geyn Rom nit zů kummen. Er hat jn auch noch weyter, vmb etzliche stät, die er jm hat müssen übergeben, geschätzt.

Ernh. Der ist nit vff erden zů leben, ich geschweyg Keyser zů sein, wirdig gewest, der solliche vnbillicheit gelitten. Aber die Romanisten, als ich mercken kan, glauben nit das die drey ding die sye so erbärmlich hye ermorden, am iüngsten tag wider auffersteen vnd sye von den selbigen rechenschafft geben müssen.

Hutt. Sye vorlachen doch das iüngst gericht.

Ernh. Ich glaub sye ermorden es auch mit andern.

Hutt. Nit. Dann wie sölten sye das ermorden wöllen, das sye nit glauben etwas sein? Anderst hetten sye auch wie ander leüt gewissen.

Ernh. Vnd wären nit so vil heymlicher gifft mörder zu Rom.

[78] Hutt. Darumb sprach Vadiscus, drey ding wären überflüssigklich zů[Rand: 5. Waz uberflissig / zu Rom.] Rom, alte gesicht, gifft, vnd zerbrochene mauren. Dar vff ich sprach, so seynd freylich auch drey ding auß Rom ins ellend vertriben: eynfältikeit, mässigkeit, vnd frumkeit.

Ernh. Wol gesagt. Dann die sitten[Rand: 6. Waz ausz Rom / uortrieben.] der stat Rom leyden nit einfältigkeit. so fürt niemant zů Rom ein mässigs leben. wer ist dann daselbst frum vnd redlich?

Hutt. In der warheit selten einer, aber auß achtung der leüt, ein yeder der[Rand: Frumm zu Rom.] vil gelts hat, oder seer reych ist.

Ernh. Wie du sagst. Sollichs ist aber ein böse achtung, vnd wer Rom vil nützer, die selbige von ir vortreyben dann das gifft der scorpion, schlangen, vnd taranten, das allein dem körper des menschen tödlich ist. So ist sich auch über Rom vil iner zů erbarmen, das es von tůgenden, dem strengen eerlichen leben,[Rand: Wie sich uber / Rom zu erbarmen.] vnd gůten gewonheiten der alten Römer gewichen ist, dann das so vil überscheynlich hůbscher bäw darinnen zerfallen, so vil schöner vnd wolgebaweter heüser zerbrochen sein. Ja vorwar mehr ist das zů erbarmen. Mann sol auch billicher beweynen vnd beklagen, das an stat der alten Scipion, Marcellen, Maximen, Caton, Metellen, Ciceron, vnd Marien geyn Rom kummen seind eytel Vitellien, Othen, vnd mer dann Nerones, oder Domitiani, werckmeyster vnd künstiger aller vnkeüscheit, ergebene[Rand: Die yetzigen / Romer.] knecht der geytzikeit, zeytlicher Eer begirigen, die sich durch grimmikeit vnd Tyranney bekandt machen, von allen tugenden, aller vornunfft verlassen. Mer sag ich ist sollichs zů beweynen, dann das die stat, so etwan von märmelstein vnd sylber scheynberlich gewest, yetzo von gebachenen steynen vnd leymen in vorachtung kummen ist.

Hutt. Du hast ein scharff vorstäntnüß.[Rand: 7. Kaufschatz / der Ro.] Wie gefeit dir aber, das er weyter sprach: ›die Römer handlen mit dreyerley kauff schatz, Christo, geystlichen lehen, vnd weybern?‹

[79] Ernh. Wölt got allein mit weybern, vnd giengen nit offt auß der natur.

Hutt. Vil wolt Vadiscus do selbst von gesagt haben, das er schamm halben vnterwegen ließ. Wiewol sich die Römer selbst irer schand gar nit schämen. dann sye an allen orten daruon reden, als sich der rümend, vnd vff das die abbildung irer gemůd bleybe, schreyben sye verß vnd reymen da von. vnd das wir vns ab dem so zů Rom geschicht desto weniger wondern, waz haben offt ire Legaten, vnd geschickte hye in teütschen landt, vor vnsern augen betriben? Yedoch meint Vadiscus drey ding sein den Römern[Rand: Was den R. / erschrockenlich / zu horen.] beschwerlich vnd erschröckenlich zů hören: von einem gemeinen Concilio sagen, einer reformation des geistlichen standts gedencken, vnd das die teütschen yetzo augen gewinnen. Vnd darneben sye auch drey ding besorgen vnd förchten: der Christlichen fürsten einigkeit, vorstand vnd merckung des volcks,[Rand: 9. Was die R. / forchten.] vnd daz ire list vnd trügerey an tag kummen.

Ernh. Vorwar der kennet Rom wol. dann möcht es yemer zů einem freyen Concilio kumen (welchs sye allein vorhinderen, vnd auffhalten. dann sye schmirtzet noch die wund, die sye in Concilio Niceno entpfingen) oder doch einmal vorgangk gewünn der geystlichen Reformation, von der man lang, vnd vil gesagt, vnnd jn offt darmit getrewet hat, oder aber vnsere teütschen erkennen wölten, wie man mit jnen vmb gaht, oder die fürsten der Christenheit ein bestendige eynikeit vnder jn machen vnd halten würden, oder das gemein volck vnderscheydlich zů erkennen wüste rechten Christlichen glauben vnd aberglauben, oder yederman mit augen sehen möchte, vnd im hertzen vorstehen, die grossen schande vnd schalckheite, so die Romanisten täglich betreyben, vorwar so möchte es dohin kummen, das man nit mer sehen würde Christum, die hymel, das ewig leben, vnd der selen säligkeit im kauff stehen. Sye würden auch nit mer die geystlichen lehen vorkauffen gedörffen, vnd glaub sye würden ein mässiger leben fůren.

Hutt. Anders nit.

Ernh. Aber dem Concilio sein sye [80] so gar wider, das ich höre, der Bapst[Rand: Nota, ein vnuorgleichlich / ketzer stuck.] zwinge alle teütschen Bischoff in der Confirmation, jm zů got vnd den heiligen zů vorschweren, das sye nimmer daran sein wöllen, oder das forderen, das ye ein Concilium mer werde.

Hutt. Man sagt es.

Ernh. Ist es dann also, so möcht doch grösser sünd vnd schand nit geschehen.

Hutt. Das bekenn ich, aber Vadiscus meint drey ding mögen Rom gegen allen seynen gebrechen helffen, vnd jm heylsam sein.

Ernh. Welche?

Hutt. Bekerung des aberglaubens,[Rand: 10. Wie Ro. zu / helffen wer.] hinwegknemung der officien, vnd vmbkerung des gantzen wesens zů Rom.

Ernh. Mit dem letsten wär es allein genůg. dann wär der Romanisten regiment, vnd ir böses leben vmbgekeret, vnd vorandert, so möcht auch der mißglaub nit stat haben. wo dann ire schandhafftigen bösen gewonheiten (das got bald gebe) zů besserung bracht, würden nit mer officia sein,[Rand: Officia zu Rom.] die sye yetzo also gar nit dencken ab zůthůn. das man auch dem Bapst Julio vor ein grosses lob rechnet, das er die zal der selbigen gemert hab. Wir söllen aber wünschen, das anstat der officien zů Rom, die (als wir sehen) werckstät sein aller betriegerey, vntrew, schanden, vnd lasters, darinnen man, als in einer schůl, lernet verfierung, auffsätzlicheit, vnnd aller hand böse stůck, darinnen man als in einem krämerladen, alle vnfrumkeit vnd boßheit feyl hat, in gebrauch kummen sollich officia, als von denen die weysen vnd[Rand: Officia tugent.] gelärten vil geschriben haben, die auch der menschen gemůt zyren, vnd werden sunst tůgent genennt.

Hutt. Drey ding helt man zů Rom[Rand: 11. Was zu Rom / in grossem werd.] in grossem werde: hüpsche frawen, schöne pferd, vnd Bäpstliche bullen.

Ernh. O frawen, o pferd, vnd o Bapst. Soll man vff solliche ding grösser fleyß haben, dann vff den Christlichen [81] friden, vnsern glauben, die euangelischen warheit, vnnd, die summa daruon zů reden, dann vff die Christlichenn liebe? Wenn ist aber das Christi vnsers herren meinung oder gedanck ye gewesen, einen nach jm zů lassen, der sein gotlich gesätz vnnd ordenung zůrückschlüg, ein newes vnchristlichs leben fürte, die gantzen welt mit aplas vnd Bullen vexiret, vnd belästiget? So auch ein Bapst oder Bischoff ist zů einem hirten der selen gesätzt, was darff er dann einem, dem er das ewig leben oder hymmel[Rand: In gscheft der / selen bedarf man / keiner brief.] gibt, ein bullen darauff schreyben, oder vorsygelen, so doch in geschäfft der selen weder brieff, noch ausserlichs gezeügknüß von nöten ist, sunder eines gůten gewissens, welches got der massen kent, daz er, als menschlicher gedancken erfaren, niemants anzeygens noch beweysung darüber bedarff. Was thůt dann mit hüpschen pferden ein Vicarius Christi, der nit mer dann zů einem mal, vff einem vngestalten esel gesessen ist? Wil er krieg füren? Vorwar Christus hat die[Rand: Wie Christus ein / reuter gewest.] krieg gescholten, vnd růhesam leben gelobt, zů dem friden geraten, den er auch seynen nachkummenden als zů erbteyl[Rand: Der frid gottes.] gelassen hat. So ist es vast weyt von Christus meynung oder leer, die weyber vor allen dingen liephaben, durch vnkeüscheit lusts pflegen, vnd das selbig beschenen von denen, die er gäntzlich nach dem geyst hat leben heyssen, vnd jn auch kaum in der Ee wollust des leybs zůgelassen. Oder hat der Bapst Callistus[Rand: Die pfaffen uon / der Ee.] darumb den pfaffen die Ee verbotten, das sye dardurch vor andern zů bůbischem vnzüchtigen vnfrommlichen leben gefreyt, vnd der geystlichen sach, von der heyligen Ee in einer schändlichen vnd lästerigen büberey geandert würde?

Hutt. Drey ding (sagt Vadiscus)[Rand: Was in /gemeynen / gebrauch zu / Rom.] sein in gemeinen brauch zů Rom: fleyschlich wolust, köstlich kleyder, vnd hochfart, oder übermůt.

Ernh. Vorwar sein die drey vast gemein. Aber nit allein hat man zů Rom vnkeuscheit, vor ein regirerin menschlichs [82] lebens, sonder auch legen die Romanisten ire syn daruff, wie sye in mancherley[Rand: Der Ro. / unkeuscheit.] gestalt, vnd vff seltzame art, auch wönderlicher weyß, vnd wie vor nye gehört vnkeüscheit pflegen, damit sye auch den keyser Tyberium, vnd seine künstiger, die er Spintrias nennet, übertreffen. In der summ dauon zů reden, schlechter gestalt vnnd gewönlicher weyß vnkeüscheit treyben, vorachten sye, vnd heyssen es bauren werek. Dann zů Rom thůt man ding, der wir vns hye zů reden schämen.

Hutt. So ist ye auch ein grosser[Rand: Kleydung / zu Rom.] pracht aldo mit kleydung.

Ernh. grösser dann an keinem ort.

Hutt. Vnd nit allein kleydet man zů Rom die leüt zirlich, es müssen auch die mülesel geschmuckt sein, als mit golt gezeümet, mit purpur, seyden vnd samet behencket. Wie grossen stolz vnd übermůt[Rand: Der Ro. stoltz.] tragen dann die Romanisten!

Ernh. Also grossen, das sye billich von yederman dar vmb vorhasset werden.[Rand: Diocletianus.] Der halben mich offt wondert das man dem heyden Diocletiano, darumb das er edel gestein in seiner kleydung gehapt, vnd der erst vnter allen Römischen Keysem ein Künigkliche Kron getragen, den grösten hochmůt zů schreybt, so wir yetzo sehen, einen Christlichen Bapst seinen schettel mit einer dreyfältigen Kronen zieren, vnd die fürsten der[Rand: Des Baptes / zirung.] welt jm seine füß küssen lassen.

Ernh. Ich weyß wol das Christus der seinen füß geweschen hat.[Rand: Des Baptes / fiesz kussen.]

Hutt. Ist dann das nit ein übermässige hochfart, benammung der sälikeit annemen, vnd sich den allerheiligsten[Rand: Den Bapst aller / heyligst vnd / seligst nennen.] grüssen lassen, der noch im körper lebt, vnd villeycht nit vast wol sonder vorkerlich lebt? Dann wem gedenckt eines frummen, ich geschweyg heyligen Bapstes,[Rand: Ba. Leo schreibt / sich einen widerbringer / des / fridens.] zu vnsern zeyten? Außgenummen das sich yetzo Leo der zehend, einen widerbringer des frids schreibt?

[83] Ernh. Nit allein mag vns keines sollichen gedencken, sonder auch hör ich nit von den alten, das bey iren zeyten einer gewesen. Mer finde ich auch in keinen schrifften vnd historien, das in ettlichen hundert iaren ein redlicher oder tüglicher Bapst gelebt hab. Wol sein ir vil grosse krieger gewesen, haben stät vnd schloß zerstöret, nach gelt vnd gůt gestalt, dem vordampten geytz dinstlich gelebt. der aber hitzigk in götlicher lieb, in den euangelischen schrifften scheynbarlich gelert, oder mit jnbrünst seines hertzens zů warer geystlicheit gericht oder gesindt gewest sey, můß man weyt hinter sich rechnen, biß einer funden werde.

Hutt. Hyerumb solten sye den namen billich fliehen.[Rand: Nota.]

Ernh. Also solten sye. Sag mir aber eins: wie reümet es sich, das die kirch vor einen, der sich last aller säligst nennen, bitte das er sälig werde? Dann also singen wir in der kirchen. ›Wir bitten vor vnsern Bapst Leo. Got wol jn fristen, erquicken, vnd sälig machen vff der erden.‹

Hutt. Wie sich auch andere ire sachen reümen vnd fügen.

Ernh. Ist aber vor ein kleyne hochfart[Rand: Die keyserlichen / kronen von des / bapst fiessen / entpfahen.] zů rechnen, das zů vnsern zeyten der Vicarius Christi (als er sich nennet) einem Römischen Keyser jm die Keyserlichen kronen von seinen füssen ab entphahen heyst?

Hutt. Vor allen groß vnnd überschwencklich.[Rand: K. Carol.] Ich hör aber von etzlichen, die meynen, Carolus werde solliche vnbillicheit nit leyden vnnd werde die Bäpstlichen füß nit küssen wöllen.

Ernh. Wo dem also, was würde er dann vordint haben?

Hutt. Das man jne hoch vorstendig achte, vnd spreche, er kenne sich selbs,[Rand: Sich selbs / kennen.] vnd laß die Christlichen warheit nit fälschen, die herlicheit des Reychs vnd seines standts nit zů vorachtung kummen.

Ernh. Vnd das jn die aller gelärtesten lob zů schreyben?

Hutt. Ja mit gantzen büchern.

[84] Ernh. Vnd das jm die kriechen ein[Rand: Ein essen in / Prytaneo.] essen in Prytaneo zůrichten?

Hutt. Ja vnd das jn yedermann grüsse einen widerbringer der teütschen freyheit, vnd jm wo er wandlet entgegen vnd nach rüffe: ›du aller starckmütigster, du aller gerechtester, du aller freyester Keyser,‹ vnd jn nenne den recht geystlichen, und ware Christlichen regirer. Wir kummen aber von der Römischen dreyfaltigkeit.

Ernh. So fah wider an, was sagt Vadiscus mer?[Rand: 13. Waz miessiggenger zu / Rom thun.]

Hutt. Dreyer ding pflegen die müssiggenger zů Rom, Spatziren, Bůlen, vnd prassen.

Ernh. Das ist war. vnd anders pflegen sye nichtes. Dann die andern zů Rom, die man nit vor müssiggenger achtet, synnen, dencken, trachten, wie sye mit schreyben, reden, bitten vnnd schmeychlen, verräterey, dieberey, rauberey, fälscherey, vnnd allerley betrug zůrichtenn mögen.

Hutt. Drey gericht essen die armen[Rand: 14. Der armen / essen zu Rom.] zů Rom (spricht Vadiscus): kraut, zwibel, vnd knoblauch. Herwider auch drey die reychen: Schweyß der armen, gůt mit[Rand: 15. Der reychen / essen zu Rom.] wůcher vnd trug gewunnen, vnd den raub des Christlichen volcks.

Ernh. Das gesegen jn der teüfel.

Hutt. Es sein auch dreyerley Burger zů Rom: Simon, Judas, vnd das[Rand: 16. Burger / zu Rom.] volck von Gomorra.

Ernh. Das ist wol erschrockenlich zů hören, aber doch war, wiewol sye die Simoney mit worten höchlich vordammen,[Rand: Simony zu / Rom.] aber mit wercken also üben vnd brauchen, das zů Rom gemeyner nichtes ist.

Hutt. In dem sye sich zů voran vorhasszt machen bey vns teütschen, die sye so gar thůmb vnd on hirn meynen sein, daz wir zů überreden seyen, wen man gelt vmb etzwaz gebe, daz sollichs njt gekaufft heysse. Wiewol sye das doch so offenlich thůnd,[Rand: Die fucker haben / furkauf in geystlichem / kaufschatz.] [85] das sye auch die Fucker lassen mit den geystlichen lehen, wie mit anderer kauffmanschatz handelen, vnd fürkauff haben. Ich selbs (wiewol das eine kleine sach ist) hab etwan vmbs gelt von jnn gekaufft, das ich vff vasten tage butter vnnd milch essen möcht. vnnd als ich darnach geyn Rom kummen, hab ich ein gantze vasten auß[Rand: Buter brief.] nie kein fleysch banck zů schlissen gesehen. Ja mer speyseten etzliche Cardinäl, die selbigen zeyt über, fleysch in iren höfen, on vnterscheid.

Ernh. Sollichs haben wir zů Rom gesehen, was ist aber nechst hye zů Franckfurt geschehen? Mit was grosser beweglicheit hat das volck[Rand: Des Bapstes / botschaff.] des Bapstes geschickte kuchen vorflucht? Dann sye hilten sich nit nach Christlicher ordenung, sonder assen die vasten über allerley speyß. vnangesehen was geboten oder verbotten ist.

Hutt. Als sye das selbig thaten, liessen sye auch desto weniger butterbrieff von jn kauffen?

Ernh. Nichtes desto weniger. Dann in dem behilten sye ire weyß vnd gewonheit, nichtes denckend, ob sich das volck ab iren bösen sitten ergeren möchte. Dann hetten sye sollichs ansehen wöllen, sye wären also scheynbarlich nit über die gesätz getretten.

Hutt. Haben sye auch vmb sollichs red gehört?

Ernh. Ja von etlichen, vnd es ist mit rüffen gesagt worden.

Hutt. Was antworten aber sye?

Ernh. Die teütschen fisch wolten iren mägen nit bekummen.

Hutt. Was sagt das volck darzů?

Ernh. Es glaubt vil mer das sye karckheit halber fleysch essen. Dann die fisch waren tewer.

Hutt. Das reümet sich eben. wiewol ich das nit vast bey jnn zů schelten weysß, so sye doch ire beüch zů Füllen gedencken, ob sye das mit dißem oder mit jhenem thůn. Es [86] ist auch die meynung Christi nie gewest, vnterscheyd in der speyß zů haben. Dann er heyst seine Aposteln, was man jnn vorsetze, essen,[Rand: Vnterscheid in / der speysz.] wahin sye kummen, so ist das nach jm auch sant Paulus ernstliche meynung gewest, der spricht: ›Mit der speyß mögen wir got nit thinen.‹ Vnd an einem andren ort spricht er: ›Esset alles das man am speyßmarckt[Rand: Der bapst / gestifft.] feyl hat, nichts fragende des gewissens halber.‹ Die weyl aber Bäpste sollich gesätz haben gemacht, solten sye vnd die iren, vns ye do selbst vorgehen, vff das sye vns ein beyspil vnnd anweysung wären, der ordenung, die sye gestifftet. So ist es gantz ein vnform, was sye selbst vffgesätzt haben, das selbig übertretten, vnd andern zů übertretten vmbs gelt erlauben. Aber wir wöllen wider an die Römischen dreyfaltikeit. Du weyst wol vff waz art sich die Cardinäl zů kleyden pflegen, wie sye in langen scharlach, das jn dar hinten nach schleüfft, reyten. darüber sich auch eygener thiner halten, die nichtes anders zů schaffen haben, dann das sye den Cardinälen, wenn sye gehen, die schwäntz hinten nach tragen, vnd werden darumb Caudatarij, das mögen wir schwäntzträger heyssen, genendt. Vff das selbig schimpfet Vadiscus, vnd[Rand: Caudatarii.] sprach: ›die Cardinäl schleüffen drey schädliche schwäntz nach jnn, den einen an iren röcken, damit sye offt durch[Rand: 17. Der Cardinel / schwentz.] auffweckung des staubs in gantz Rom, der menschen augen beleydigen, den andern ire gesindt vnd dinst volck. dann das selbig ist gemeynlich von[Rand: Der Cardinel / hofgesind.] lautern buben, gassentrettern, rüffiäneren, heymlichen mördern, buseronen, vorrätern, schalckhafftigen Curtisanen, oder aber von leüten die sunst übel gesitt, vnd einen vorleümpten befleckten hauffen.‹

Ernh. Was besinnestu dich?

Hutt. Ich hab des dritten schwantzes vorgessen. Aber yetzo kumm ich[Rand: Der Cardinel / narung.] wider daruff: der drit schwantz ist ire [87] narung vnd einkummens. dann dieweyl das selbig anders nichtes ist, dann betrügerey, rauben, stelen, vorschleüffen vnnd außkeren sye manchem biderman sein armůt mit sollichem schwantz, der gleych als ob er gifft bey jm hette, was er anrüret vorlippet vnd letziget. Dann du weyst wol, wo von die Cardinäl leben.

Ernh. Das sye nit von den iren weysß ich wol, hab auch im vorgangen iar gar ein jämerlich geschrey gehört über des Bapstes Leonis creaturen.[Rand: Des Bapstes / Leonis Creaturen.] Einen vnd dreyssig gantzer Cardinäl hat er auff einen tag geschaffen, ich glaub auß einem ey gebrütet, dann sye nenneten all ein můtter, die kirchen.

Hutt. Vnd als er die selbigen hatte geschaffen, zieret er so bald yetzlichen mit newen schwäntzen, teylend unter sye die land, diß seyten des gebirgs, darinnen sye liegen, triegen, vnd bescheyssen möchten, das ist geystliche lehen vorkauffen, oder new pension vff setzen. Von welchen dingen als Vadiscus ein lange red hett gethan, vnd jn einer fragt, so der Bapst den Cardinälen die land also zů berauben vndergäb, waz dann er dieweyl jm vorbehalte, da er vor sich raubte? Antwort Vadiscus: ›Vber das der Bapst eigene stät vnd land, ein groß[Rand: Wo von sich der / Bapst neret.] vnd weyt gebit innhat, so seind noch gratien, vnd der selbigen etzliche die man expectatiuas nennet, es ist auch die vorbehaltung im hertzen, pectoralis reseruatio genennt, der vnzimlichst, schalckhafftigst lasterlichst trug so ye erdacht, oder vörgewendt ward.‹

Ernh. Wenn ich die selbigen reseruation nennen hör, werde ich zů seüfftzen bewegt. Also ein grosses übel sagt man das sein.

Hutt. Vorwar als mich bedunckt, hat kein landbetrieger oder falsirer, einen schandtlichern betrug ye erdacht, kein zauberer ein lästerlicher gespenst ye vorgewendet. Dann sye überwindet alle trügerey, geet vor alle lügen, übertrifft alle boßheit. Aber ehe ich daruon sage, wil ich dir zůuor in der kürtz vile ding, damit Rom diße nation höchlich beschwert, anzeygen, nit wie das von Vadisco beschenen ist (dann der selbig hat nichtes außgelassen) sunder so vil mein gedächtnüß tragen hat mögen.

[88] Ernh. Lieber, sag her. dann ich hab mir vorgesätzt, meinen magen, der solliches grawens schon entwonet was, widerumb vff ein newes zů belästigen, damit wir kürtzlich diße vnlüstige speyß vorschlicken, vnd den ruf, damit die alte wund überzogen was, widerumb abklawben. Sagt nit Vadiscus in sollichen, zům ersten von den Curtisanen?

Hutt. Von den Curtisanen sagt er wol vil. Aber erstlich was sein red, was der Bapst, vnd was andere raubten. Dem Bapst gehören zů[Rand: Des Bapstes /raub.] die Bischoffs mäntel was er darauß erkauffen mag. auch ist sein eygen was von aplaß gefelt, vnd was man vor die dispensation geyn Rom gibt. Item was seine Legaten von der seyten, im namen des Türckischen kriegs, in teütschem land eynsamlen. Vnnd was er mag auß allerley Bullen lösen.

Ernh. Du darffst hye nit die vnderscheid anzeygen. Dann was ist von nöten zů wissen waz ein yeder vns abnäme, oder wie sye vnser gůt vnter sich teylen. Allein söllen wir vnsern schaden bedencken, vnd die gemeyne erbarmnüß mit jnbrünstigem schmertzen behertzigen, auch gegen dem vnrecht vnd gewalt, so vns von den Romanischenn geschicht, ob wir nit mit rache abkörung erlangen mögen, sye doch mit klagen vnd entgegen rüffen, die bitterkeit vnsers schmertzens bezeügend, widerstreben. Vnd sag erst von den Curtisanen, was dir Vadiscus ein prediger dißer Tragedien gesagt, auch von dem Römischen wesen vnd stand, als wir auch selbs zům teyl gesehen haben, vnd offt (nit on grosse farhe) vns dargegen hören lassen. Was wiltu aber von ersten, vnd was hinten nach vorzelen? Vnnd dieweyl des dings vil ist, was ordenung wiltu halten?

Hutt. Ah ordenung. Als ob in sollicher vorkerung ein ordenung gehalten werden möge. An das mich eines am meysten bewegt vor allen, darumb ich von dem selbigen erstlich sagen werde.[Rand: Ein Bull Concordata / principum / genant.] Vnd ist, das sye sprechen, vns geschehe nit vnrecht von jm. zeygen an ein Bullen Concordata principium genandt. welche, ob schon nach allem irem innhalt vorstanden vnd gehalten, vnd ir auch an keinem ort entgegen gethan würde, noch dannocht möcht man sprechen, vnns kündt kein schwerer [89] joch, oder schandtlicher bezwangk auffgelegt werden. Nůn aber wir sehen, sye noch weyter greyffen, vnd außwendig der selbigen, mer dann überflüssigen vnbilligkeit, vns beschweren, wie mögen wir den sagen, sye in irer boßheit einige maß halten, oder yemer dencken, das sye ye vff einem zil, wie weyt jn das auch gelegt würde, bleyben werden?

Ernh. Vorwar sag ich, sye sein nit teütsches namens, ich geschweyg fürstlicher eeren werd gewesen, die anfänglich die selbigen zwiträchtigen eintracht, mit den Römischen Bischoffen gemacht haben. Aber wir seyn dreyfaltige narren, die, ob vnser[Rand: Irtumb der / alten.] vorfarn etzwas geirret haben, das wir keren mögen, vnns dahin schwätzen lassen, das wir bey lebendigen leyben, mit gesunten augen, vnd freyem willen, zů vnserm grösten schaden, desselbigen entgeltung tragen. vnd das nit allein, sonder auch lassen wir vns nach täglich mer vnd weyter mit[Rand: Wie wir zu / sollichen / beschwerungen / kummen.] beschwärungen überladen. Ich achte aber, das sye erstlich nit mit gewalt oder vngestümmiglich, sonder mit einer listigkeit, vnd kunst, zů sollichen sachen kummen sein.

Hutt. Wie du sagst. dann mich auch bedunckt, der erst weg zů betriegen sey gewest, angenommene gottes lieb, vnd fälschlich vorgewendte andacht. Dann sye haben vorgeben, es sey von nöten die kirchen in einigkeit zů behalten, vnd vff das selbig die oberkeit zů dißem irem Römischen Bischoff geschoben. dem haben sye erstlich macht gegeben, alle bistůmb vnd fürstliche lehen der kirchen hye aussen, ob die vorweser zů Rom stürben, zů vorleyhen haben, ob die aber bey iren kirchen abgingen, zů Confirmiren, vnd erstlich on gelt, darnach dort nach pension, hye aussen nach des mantels bezalung[Rand: Die Bischofs / mantel kauffen.] denckend, welche sye dann mit der zeyt beyde erlangt, vnd an sich bracht haben. mit dißem bedacht das sye erstlich so ein geringes gelt darauff gesätzt haben, das es vorächtlich hat sein mögen, das selbig darnach ye mer vnd mer ersteygt, also das zů letst alle ding zu vilfältiglich auffgewachsen sein.

[90] Ernh. Mit sollicher schalckheit haben sye es dahin bracht, das deß Meyntzischen Bischoffs mantel, yetzo noch so vil, als vorzeyten gilt.

Hutt. Das heyssen sye ein straff, dann in vorgangen iaren als ein redlicher Bischoff, vnd der eeren wol wirdig, gewelet ward, vnd[Rand: Von einem redlichen /Bischoff / zu meyntz.] leyden mocht, daz jn ein Römischer Bischoff confirmiret, wolt jm aber keynen mantel abkauffen, bleyb auch bestendigklich vff der selbigen meynung, hat jn der Bapst seiner zeyt mit dem bann geschossen, aber alle seine nachkummen, umb das der stifft Meyntz in sollichen vngehorsam (also nennen sye vnsere billigkeit) eins mals verwilliget hätte, zů einer ewigen straff auffgelegt, hin für[Rand: Den meintzischen / mantel musz / man duppel / bezalen.] alwegen das Pallium, oder Bischoffs mantel duppel zů bezalen. Dann wie man von ersten hat .x. tausent gulden geben, forderen sye yetzo .xx. tausent. daruon sye jn also gar nichtes abbrechen lassen, das noch auch von nöten ist, alle die jhenen zů Rom, die sich in der sachen brauchen lassen, als die vorhär thůn, antwort geben, zwey wort schreyben, die bullen vnd das bley zů richten, auch die das selbig hüpsch mäntelin nehen, mit grossen geschencken vnnd gaben behäglich zů machen, darzů ein grosse herliche Legation, mit schwärem vnnd vnträglichem kosten geyn Rom zů schicken. Ob nůn das selbig, in hundert oder zweyhundert iaren eynest geschäch, sölt es doch vmb der ketzerischen verflüchten newerung willen, im Christen glauben nit gelitten werdenn. So hatt man nechst im bistůmb Meyntz funden einen alten, dem gedenckt, mit dem yetzigen herren Albrechten acht Bischoff zů Meyntz. Also vil mäntel sein in einem Bistůmb,[Rand: Wie der stifft / meintz / vordorben.] in eines menschen gedächtnüß gekaufft wordenn. Vnnd ist derhalbenn das Fürstenthůmb also zů mercklichenn grossen schulden kummen, der gemeyn man so offt geschätzt worden, das yetzo ein Bischoff kaum so vil jnkummens hatt, das er seinen stand daruon erhalten mag.

Ernh. Ob es nůn geschäch, das yetzo das selbig Bistumb widerumb lär würde, meynstu auch, die weyl der stifft [91] sollicher massen vorderbt ist, das man widerumb einen mantel zů Rom kauffen würde?

Hutt. Got behüt den frummen Fürsten. wo sich aber ein fal begäbe, weysß ich fürwar, man würde wider einen mantel kaüffenn. Ach got man würde jn kauffen.

Ernh. Es wär aber nit gelt do, vnnd das volck würde nit mer steweren wöllen.

Hutt. Lieber, der mißglaub ist so groß, das sich die leüt selbes schetzen[Rand: Wie die mantel / gekauft werden / missen.] würden. Wo sye den schon nit eintrechtiglich in ein schatzung vorwilligen wölten, würd man bald einen finden, der vff das jm das Bistůmb zůgestalt, den mantel von seynem eygen vnd Erb keüffen würde.

Ernh. So würt die wal nit stat haben?

Hutt. Nit. dann der Bapst würt den armen vnd bedörfftigen erwelten, als Bischofflicher Eeren vnwirdig, nit confirmiren oder[Rand: Nota, von den /thumherren.] bestätigen wöllen, aber dißen wolhabenden zůlassen. wiewol ich sehe, das sich vnsere thůmbheren in sollichen vast weyßlich halten, die vorkummen das der Bapst nit gescholten werde.

Ernh. Mit was rat?

Hutt. Wen sye sehen, das der stifft nit gelt hatt, vnd die gemeyn sich der stewer halben beschwert macht, finden sye den weg, das sye ettwan einem reychen, der die sach zů vorlegen hab, ob er schon nit vast geschickt ist, welen.

Ernh. Derhalben würt vns billich vorgesagt, das wir vns můtwilligklichen in solliche schandliche dinstbarkeit vnd bezwangk ergeben, vnd vns vnsere freyheit nemen lassen. Es mag auch nit gewalt oder vnrecht genennet werden, das einer von freyem willen thůt.

Hutt. Wie du sagst. Aber mer, vorweyssen vnns die Romanisten noch ire gůt[Rand: Der Ro. gut / thut gegen uns / teutschen.] hät, sagen von dem fleyß, den sye vnsere seel zů versorgen tragen müssen, vnnd wie sye ein einsehens haben, das kein vnwirdiger zů Bischoff gewelet werde. dißen vordinst (als ob er von jnen beschäh) werffen sye vns vor, vnd wöllen mit [92] der weyß, die sye mit beschwerung überladen, noch mit wolthat begabt haben, gesehen werden.

Ernh. Ob man dann dißen rad fünde, daz sich das volck im stifft den thůmherren entgegen sätzte, vnd der adel wölt einen frommen wolgeschickten Bischoff haben, der nit allein nit gelt hette, sonder des auch nit begerte, saget auch den thůmherren das sye gedächten nit einen pfennig geyn Rom vor den mantel zůschicken, sye nämen oder samleten das gleych wo sye wölten, würd nit sollichs andern Stifften beyspil geben, vnd also die beschwerd abgelegt?

Hutt. Es würd keinen nutz bringen. dann man würd Fürsten finden, die den mantel bezaleten, vnnd sich den Bapst liessen bischoff machen. Die würden dann das selbig recht fürwenden, das gemeyn volck vnd den adel zwingen, vnd also wider aller willen mit gewalt herschen. Wie dann noch bey vnserer alten gezeyten zů Meyntz sich auß sollicher vrsach ein[Rand: Wie Meintz / gewonnen und / uorderbt ist.] vast schädlicher krieg erhaben hatt, als in zwitracht zweyer bischöff, der einen die thůmherren gewölt, den andern der bapst bestätiget, die arme stat mit gewalt überzogen, gewonnen, vnd geplündert ward, der stifft in grossen verdörblichen vnrat kame.

Ernh. Ich merck wol durch welchen weg die bäpst es dabey behalten, das wen sye wöllen, bischoff sey in Teütschen landen, vnd jne von den selbigen nit weniger dann ire geytzigkeytt erfordert, gewinstes komm.

Hutt. Kein gewinst ist jnn aber gnůg. vnnd auß der vrsach ist alweg der letzter mantel tewerer dann der vörig, vnnd steygt von tag zů tag ye mer vnnd mer auff, was die Romanisten hye pflegen einzůfordern.

Ernh. Hyerumb kann ich dencken, ein artztey sein, damit man dißem schaden helfen möge, wo alle teütschen einträchtiglich mit[Rand: Wie disen sachen /zu helffen.] strengem vorsatz, vnd der teütschen art gebürlicher bestendikeit, daz Römisch ioch abwürffen, sich der bürden, die nit allein schwer zů tragen, sonder auch schandtlich zů gedulden, entlüden, dnd widerumb ire alten freyheit annämen. Ich förchte aber, vas sollichs der aberglaub nit zůlassen werd. dann der selbig [93] gar tieff in das hertzen der teütschenn gewurtzelett hat.

Hutt. Es würt doch geschehen. Ja darff ich sprechen, mit dem selbigen[Rand: Hoffnung einer / besserung.] joch werden wir auch den aberglauben hynwerffen, vnd werden nachuolgens teütschen vorstehen, wie ein grosser vnterscheid sey, zwischen des waren gottes eer, vnd der Bäpstlichen tyranney dinstbarkeit, sehend, waz wir also überflüssiglich den Romanisten geben, nit[Rand: Wie es angelegt / was wir geyn / Rom geben.] vff geystlicheit gewandt, sunder zů erhaltung des vordampten, aller sundtlichsten lebens, viller schandtlicher böser bůben gebraucht werden. Es werden auch die leüt nit mer, wie zů vorwenen, vnsere miltikeit, die wir in sollichem außgeben erzeygen, wol angelegt oder behalten sein. dann sye offentlich sehen, von der selbigen vnnützen geüdischeit nichtes zů gots dinst, oder dem gemeynen nutz, sunder zů anrichtung viller lästerlicher schandtlicher böser wercken, mit vnserm grossen spot vnd schaden, auch böser nachred vnd schand des gemeynen Christlichen glaubens, bey heyden vnd Türcken gefallen. Dann was möchten die vngläubigen an vns schelten,[Rand: Wo auff uns die /ungleubigen / schelten.] wen sye vns nit der Romanisten leben vorwürffen? Sprechend, so das die heüpter des Christen glaubens, vnd also kranck sein, wie mögen sich dann andere glid des selbigen körpers gehaben?

Ernh. Ist böß genůg. Meynstu aber auch, den körper, ob wir daz siche haüpt abschlügen, bey leben bleyben mögen?

Hutt. Es kan nit wol ein körper on haüpt leben, so ist auch nit von nöten das haupt abzůnemen, sonder mag man was siechs ist, daruon scheyden, die kranckheit heylen, vnd dem gebrechen[Rand: Ein gleichnusz.] ärtztey thůn. Gleycher weyß als ein gůtter artzt pflegt, erstlich die vrsach des sichtůmbs hinweg nemen, vnnd seine wurtzel dauon der wechst außziehen, vff das darnach der gebrechen, wen er kein narung, oder grundt mer hat, vorlassen von seiner macht, mit der zeit selbs vorschwinde, vnd sich vorzere. Denn dißes haupt (wiewol das on grossen schmertzen,[Rand: Artztey damit / den geystlichen / zu helfen ist.] [94] von wegen der bitern artztey nit wol geschehen mag) ist dannoch noch zů heylen.

Ernh. Das vorstehe ich also, das du meynest, wen man die geystlichen von iren überflüssigen leben zöge, zů der waren geystlicheit keret, vnd sye ires ampts warten hyeß, auch vff das sye an irem geystlichen leben kein vorhinternüß mer haben, vnd aller bösen anreytzung abkommen, von jnen näme den grossen überflüssigen reychtůmb, des gleichen auch ire vorkerlichen bösen freyheit, darauff sye sich zů vil verlassen, vnd sye wider sätzte in die eynfaltigen bedörfflicheit, in das vnschultig armůt. Dann vorwar als der krichisch Poet sagt:


Wär nit so vil des nämens ein,
So möcht offt einer frömmer sein.

Hutt. Anders nit. Aber du würst den meynsten teyl der pfaffen finden, die vmb süssigkeit willen dißer kranckheit, angezeygte ärtztey[Rand: Der pfaffen / kranckheit.] nit werden annemen wöllen, sonder alweg kranck bleyben.

Ernh. Man würt jnn aber das nit gestatten. Dann dißes ist ein solliche kranckheit, das sye den, so doran syechen, wol thůt, aber allen bey den die selbigen krancken wonen, schaden, nachteyl, vnd vordörbnüß bringt.

Hutt. Hyerumb ist artzney not, ob die schon den krancken nit behäglich wär.

Ernh. So werden aber vil wen man sye der massen nit mer wil kranck sein lassen, vört an nit wöllen pfaffen sein.

Hutt. Das würt auch nutz gůt, vnd yderman erschißlich sein. Dann also[Rand: Wen weniger / pfaffen weren.] werden weniger müssiggenger, vnd der jhenen die yetzo niemants nütz, aber vilen schädlich vnd verdrißlich sein.

Ernh. Das geb der säligmacher Christus, das es bald geschehe.

Hutt. Es würt geschehen. Dann der trug ist vffs höchst gestigen, vnd die weyl es weyter nit kummen mag, můß es von nöten fallen.

[95] Ernh. So würt aber, wo yetz hundert pfaffen, darnach kaum einer sein.

Hutt. Vnd ir wären auch überig genůg, wen von hundert einer bliebe. Es würt aber als dann ein andere rechnung gewinnen.

Ernh. Wie das?

Hutt. Ich weyß es selbs nit eygentlichen, sonder laß mich etwas beduncken. So meynt Vadiscus, es werd darzů kummen, das man[Rand: Wie die pfrund /an zu legen.] hinfür einen yeden redlichen, vnd wolgesitten werde mit pfründen vorsehen. Der nit dieweyl er do hin gewelt sey, sich müssig gehens befleysse, sunder vmb das man sein vornunfft vnd geschicklicheit erkandt hatt, würt er zů sollichem stand erwelt werden. Darumb würt jm auch beuelh geschehen, das er sich im gemeynen nutz brauchen lasse. vnnd würt von andern mit nichtes vnterschiden sein, dann das er eins bessern lebens, vnnd mer vor die gemeyn sorgen würt.

Ernh. So würden als dann auch die pfaffen weyber haben.

Hutt. Wo sye wöllen, vff das sye[Rand: Die pfaffen / weyber haben.] desto weniger zů vnerlichem leben vorursacht werden.

Ernh. Das behagt mir vast wol. Dann wo es darzů kumpt, so mögen darnach auch du vnd ich pfaff werden.

Hutt. Das halt ich auch. Vnnd spricht Vadiscus, er wöll ehe nit geystlich werden, dann zů der selbigen zeyt. Also vast mißfelt jm alles was die pfaffen thůnd, zů vor an Rom, das er der gleychen ich nye gehört hab, zierlich schelten kan. vorwar mit seynen worten, hat er mir vil dings, wider in gedächtnüß bracht, des mir schon vergessen was. Als dißes. Noch bey menschen gedächtnüß pflagen die bäpst allein bischöff zů Confirmieren, vnnd Fürstliche lehen der kirchen vorleyhenn, aber[Rand: Wie der Ba. / schatzung sich / gemeret und / noch.] yetzo haben sye einen weg funden, das sye auch der pröbsteyen sich annemen, wöllen nun mer auch etzwas von den Dechaneyen, vnnd thůmhern pfründen schätzen, vnd das selbig nit allein in des bapstes monaten, [96] die sye jnn erstlich zů geeygt hatten, sunder auch wenn die ordinarien zů leyhen haben. in welchem sye gar feyn halten, die kostlichen bullen, Concordata principium genandt. Von dißer sachen wüst[Rand: 18. Dreyer ding / megen die Ro. / nit ersattiget /werden.] Vadiscus gar hofflich zů reden, vnnd sprach: ›Dreyer ding mögen die Romanisten nimmer ersättiget werden, bischoffs mäntel, bapsts monat, vnd annaten.‹

Ernh. Vnd mich widerspils bedunckt, sollicher ding jnn mer dann zů vil geraten.

Hutt. Aber sye nit, dann ir geytz ist nit zů ersättigen, wo sye dann ein genüg hetten, an der bischoffs Confirmation, griffenn sye nit weyter zů kleinen prelaturen, vnnd wo jn sechs monat genůg weren zů irer rauberey, fyelen sye nit mit gewalt in die freyen zeyt, wo sye auch an den Annaten, so durch absterbung[Rand: Annaten.] der geystlichen gefallen, ein genügen hetten, erdächten sye nit so vil seltzamer weg damit sye annaten auffbringen. dann sye bedunckt nit, das genůg pfaffen in[Rand: Die Curtisanen] teütschland sterben. vnd haben in sollichen dingen, die Curtisanen den grösten gewin. Die selbigen braucht der Römisch stůl, als schäffner, vnterhandler, kuntschaffter, anreger, fürbringer, forderer, vnd ratgäber, in allen dißen sachen, aber zůuoran beweysen sye iren fleyß vnd getrewen[Rand: Privilegium der / Romischen / thiner.] dienst in dem priuilegio der Romanischen thiner. Dann seytemal die Bäpst ein gewonheit haben auffbracht, vnd die in Concordata principum geschriben, das alle die jhenen, so ins Bapstes, der Cardinäl, oder eines yeden Calfactors, oder stallknechtes zů Rom dinst benendt würt, wer selbig sterbe, das als dan alle seyne lehen oder pfründen der Bapst zů leyhen habe, vnd dann auß sonderem geytz, vil sich dohin richten, das sye mögen thiner genendt werden (dann wer thiner ist, hat einen forteyl vor andren, etzwas zů Rom zů erwerben) ist es darzů kommen, das on zal thiner sein. [97] das dann zů grossem nutz den Romanisten, vnns dargegen zů vnuorgleichlichem schaden vnd nachteyl reycht. Vnd ist der Curtisanen beuelch, die selbigen zů Rom, vff das nichtes vorschwigen bleybe, anzůgeben vnd vorratten. Also würt Rom reyche gemacht.

Ernh. Nun hab ich doch gesehen, das die thiner gewest, so wol als andere haben müssen lehen kaüffen, vnd ir sach mit gelt außrichten.

Hutt. Das ist wol war. Dann wer mag zů Rom etzwas on gelt erwerbenn? Weren sye aber nit thiner, würden sye zů sollichem kauff nit zůgelassen.

Ernh. Also hat allein Rom ein priuilegium Symoney zů treyben? Dann[Rand: Symoney allein zu / Rom zu gelassen.] anderßwo ist das vor ein grosse vnd vnuorgleychliche ketzerey gehalten. Wo aber vil thiner zů einem mal vmb etwaz bitten, wer scheydt die dann voneinander? Das gelt? Dann ich achte, wer das meynst gelt geb, oder aber die höchste pension vff sich legen lasse, der hab den vorgang.

Hutt. Er hat wol, wie du sagst, den vorgangk, aber dennoch geht sollichs langsam zů. Dann wo der bapst das lehen vilen zů gleych[Rand: Der Bap. gibt /uilen ein ding / zu gleych.] hat zů gesagtt, můß man die sachen vorhören vnd erkantnüß darin geben, welchen das am billigsten volge. Als sich dann auch begibt so offt der Bapst[Rand: Gratien.] gratien hat geben. das selbig ist eyn sollicher betrüg, daz ich nit finden mag, wie ich den nennen, oder wo ich dem stat geben soll. Offt hab ich gesehen, das einem zů dreyen malen sein gratien geben, vnnd so offt auch widerrüfft. Vnd als dann erdicht jm der allerheyligst ein vrsach, warumb er sein außgebene miltigkeit widerumb zů jm zöge, vnd die vorschlüsse. Aber vor allen dingen ist dem[Rand: Zu Rom rechten / nutz dem Bapst.] Bapst nutz das vil zů Rom gehadert werde. Dann die sachen, die geyn Rom kommen, vnd alda rechtlich außgetragen werden, meren on massen den Römischen schatz. Darumb ist es Rom ein [98] angenäm dingk, wan vil das recht daselbs sůchen. Dann sye bringen alle etzwas mit jnn. Wo aber einer nichtes brächt, der würt ein böse sach haben. Vnd nit allein würt jm alsdann zů Rom nichtes geben, sonder auch das er hat, benommen. Der halben [Rand: 19. Zu Rom / rechten.] spricht Vadiscus, wer zů Rom handelen hab, dem seyent drey ding von nöten: gelt, vorschrifft, vnd lügen.

Ernh. Aber mich bedunckt, es sey allein an dem gelt genůg.

Hutt. Genůg. Wo des einer die menig hatt. Dann so bald einem des gebrist, ist not, liegen, triegen, tichten, vorheyssen, zůsagen, schweren, vnd meyneyd schweren, damit er sollichen gebrechen erfülle. Hat er aber vorschrifft, so ist not, das die etwaz grösser zůsag, vnd gewisser hoffnung inhalten. Sunst schaffen sye nit vil. Dann wo solliche schrifft von einem kummenn der reych von gelt, oder mechtig von gewalt, so ist sich wol etzwas darauff zů verlassen. Dann drey ding fürderen alle[Rand: 20. Furdernusz / der sachen zu /Rom.] sachen zů Rom: gab, gunst, vnd macht, vnter den můß man die gunst auch mit gelt erwerben. Dann wer gündt dem andern gůtes zů Rom, er wisse sein dann zů genyessen?

Ernh. Das wir zwen zů Rom zů erwerben gedachten, dar zů dorfften wir keines bösen menschen gunst. Aber sunst haben wir andere vil gesehen in grosser vorachtung daselbst leben, das sye mit geltt, wo sye das gehapt, wol hetten wider keren mögen.

Hutt. Vff die selbigen meinung spricht Vadiscus: ›Drey ding einen[Rand: 21. Was zu / Rom erhebt.] yeden zů Rom erheben, gelt, künheit, vnd vnuorschampt sein.‹

Ernh. Ich sehe wol das alweg gelt mit geht, wie wol künheit auch etwas[Rand: Kunheit.] ist, das einer ein that darff thůn, vmb der willen man jn des lands vorweyßen, oder im kercker halten sölt. vnd die selbige künheit begreifft vil böser stuck [99] in ir. Wer aber zů Rom auff kummen wil, darff nit vast schewen, ein groß böß wichts stuck zůthůn. Hyerumb můß man zů Rom vnuorschampt sein, vnd vor keiner begangen schand bald rot werden. Wie aber schonheit des leybs, vormag die nit auch etzwas zů Rom?

Hutt. Etzwas. Vnnd hierumb sprach Vadiscus: ›drey ding mögen an gelts stat[Rand: 22. Was zu Rom /an gelts statt in / brauch.] zů Rom gebraucht werden, schonheit des leybs, betrüglicheit des gemüts, vnd der beyder gedult.‹

Ernh. Das seynd sye, ah got, das[Rand: Wolgestalt des / leybs zu Rom.] seind sye. Dann welchen hat schönheit (wo er sich der anders hat wöllen gebrauchen, vnd ist die iugent gewest) zů Rom nit erhaben?

Hutt. Einen nit weyt von hinnenn (den du wol kennest, von dem man auch sagt, vmb daz er sich zů Rom nit mänlich gehalten hab, sey er yetzo hye vast reych) hat sye sälig gemacht. Dann frawen vnd mannen mag wolgestalt zů Rom nutz sein. Hyerumb sol vns billich der Teütschen nation erbarmen, die von solicher reüdigkeit der Romanisten, nit ein wenig sich hatt[Rand: Teutschen von / den Romeren / verunreyniget.] verunreynigen lassen. Aber durch scham sollen wir vil, das wir wol wissen, nit sagen.

Ernh. Das meyn ich auch.

Hutt. Welche betrügen, auff sehen, abschweren, meyneyd schweren, wort geben, ein farb anstrychen, einem das maul schmyeren,[Rand: Betryegen.] btrug einmischen, glauben brechen, vnd allerley betrug üben, die mögent vnder den die gůt zů Rom erwerben, nit mit den letsten gezalt werden.

Ernh. Wol mit den ersten.

Hutt. Vnd die gedultig seind, vnd arbeit leiden mögen, vff daz sye gebrechen[Rand: Gedult.] des gelts, mit dienst vnd arbeit erfüllen, die schaffen auch wol etzwas, müssent aber grossen vnabläßlichen fleyß vnd arbeit haben. Dann zů Rom můssz man vmb klein gelt groß[Rand: Schmehliche / dienst zu Rom.] arbeit thůn. Derhalben man auch sycht vil edeler jüngling, sich in verächtliche [100] vnd schmähliche dienst begeben, vnd haben des kein schamm, bedenckent auch nit, daz es jnen übel anstehe.

Ernh. Vmb daz sye hoffen etzwas dardurch zů gewinnen. Derhalben bey jnen wol statt haben mag das gemeyn sprichwort. Einen armen ist nit nutz daz er sich schäme.

Hutt. Fürwor.

Ernh. Was du noch gesagt, ist alles wol geschickt vnnd bedacht gewesen, aber vnder anderen eines můssz ich wider in gedächtnuß bringen, ein grosses laster (als mich beduncket) vnd zůuoran von einem Bapst, daz du sagest, er pfleg offt ein ding vilen zůgleich zůgeben oder zůsagen, vnd darnoch leiden, daz die mit solicher hoffnung vorwenet seindt, vntereinander darumb kryegen.

Hutt. Ja wol ist es ein grosses laster, vnd das Teütschen so lang nitt gelitten hetten, wo sye nit der närrisch mißglaub erbärmklichen[Rand: Misglaub der / teutschen.] verblendt hette. Dann durch soliche verstopffung haben sye bitzhär, was jn vnbillicher weiß geschicht, nitt sehen mögen, seint in dem irrthumb gewest, das sye geglaubt, dem Bapst gezäm allerley, ob er schon etzwaz seer vnbillichs stifftet, vnd sey ein vnbůßlich sünd, wider des Bapstes tyranney ein wort reden. Nun fleücht Rom kein schand, sonder durch schand volget es dem gewin nach, verlassend sich darauff, daz ob einer schon ein grosse mißsethat oder schalckheit beging, mög der bapst schaffen, das solichs nit sünd sey. Dem gebent auch Concordata principum zů, das man alle lehen, der einer durch bäpstlichen gewalt[Rand: Wen der bapst / einē ein lehen / nimpt.] beraubt ist (als dann geschicht, so offt der hyrt zorn oder vngenad vff sein schäfflin würfft), widerumb zů Rom von[Rand: Wie die Curtisanen / die pfaffen / uexieren.] jm erwerben můssz. Do habent die Curtisanen vil zůschaffen, das sye wer jn gefelt anbringen, vnd dargeben.

Ernh. Dohär kompt die gemeyn klag, das sye vile vnbillicher weiße anfechten, vnd offt den aller vnschuldigesten zů schicken machen.

Hutt. Doselbst ist dann aber ein ander betrug. Also: In den Concordaten ist vnter anderen begriffen, das, wo ein lehen darumb zů[Rand: Lehen die zu / Rom in gezenck / steen.] [101] Rom ein kryeg ist, in der zeyt, dieweyl der kryeg noch wäret, loß würde, sol das gen Rom fallen. Nun finden die Curtisanen dißen weg, daz wo sye yerget, einen reichen alten wissen, oder der schwach von leib ist, citieren sye den vorsätzlich gen Rom, förchtend, daz wo er hye aussen nit in des Bapsts monaten stürb, käm die sach nitt gen Rom. In solichem fal hab ich vil gesehen, als sye vff die citation gen Rom zyehen wolten, vff dem weg sterben. Vnd geschicht diser gewalt vast den[Rand: Vrsach daz man /einen gen Rom / citiert.] aller redlichsten, vnd vnschuldigsten. Man erdicht aber ein vrsach, wo mit er verwürcket hab, villeicht das er irregularis sey worden, oder sunst sich nit recht gehalten, oder würt ein weg funden, jm, das er nit recht zů seinem lehen habe, zůuerweissen. Dem sey nun allem wie jm wölle, so grüblet man ein vrsach auß, derhalben[Rand: Warumb die / Curtisanen gern / zu Rom / handelen.] sich ein kryeg zu Rom erhebe. Nun ist den Curtisanen vil gelegener zů Rom, dann an keinem ort mit pfründen zůhandlen, oder haders pflegen, ob sye schon grossen kosten darauff wenden, oder auch geschenck geben müssen, oder etwas gäntzlich käuffen. Dann zů Rom mag man sich aller schalckheit vnd bößwichts stücken, das an anderen ortenn nit gezämen wolt, behelffen. Do här zeugt Vadiscus, das[Rand: 23. Warumb vil / geen rom zyehen.] vmb dreyer ding willen vil gen Rom zyehen. Das erst, ist der römisch namm, vnd daz man vil wunderlicher ding von Rom schreibt vnd sagt, die selbigen zůsehen vnd erkennen.

Ernh. Das selbig ist vns die gröste vrsach gewest, Rom zůsehen.

Hutt. Das ander, gewinst. Das dritt, freyheit übel zů thůn.

Ernh. Dise zwey bewegen die Curtisanen. Das hab ich aber vor nit[Rand: Bapsts / monaten.] gewisszt, daz den ordenlichen monaten also vil abgebrochen würt.

Hutt. Fürwor also vil, das den Romanisten vnd dem Bapst schier nichts doran gelegen ist, ob etwas in oder [102] außerthalb den bäpstlichen monaten gefalle, dann man kan alwegen rat finden, daz es von hynnen gen Rom komme. Vber das, so darff[Rand: Merck ein / grossen betrug.] auch kein ordinarius hye aussen, ein verfallen lehen, in einem gantzen monat nach des vorigen tod hjnleyhen. vff waz meynung? Fürwor vff das man zeit hab, solichs gen Rom zuuerkünden, vnnd einen weg zu finden, wie man etzwas herab gen Rom bringe. Hyerumb ist vns Teütschen gar nichts mit beholffen, das jar in zwey teyl geschiden sein. Dann sye zyehent das doch gar zům Bapst. Was sollen wir aber von Bischöff postulieren[Rand: Bischoff / postulieren.] halten? Dann so offt das geschicht, můssz der postuliert Bischoff, was er im vorigen bistůmb hat, alles gen Rom fallen lassen, vnd das darnoch von newen an wider von dem bapst kauffen. Also ist es kurtz hyeuor geschehen, daz inwendig einem jar, ein pallium zwyr zů Rom gekaufft warde. Dann der selbig bischoff můst des ersten bistůmbs pallium, das er noch nitt ein gantzes jar gehabt, als er zů dem anderen mol postuliert ward, widerumb kauffen, vnd vff ein newes lößen. doran ward jm nit ein[Rand: Gratiae /expectatiuae.] pfennig nachgelassen. So offt dann gratie expectatiue gegeben werden, das selten geschicht (dann der Bapst achtet das für ein große gůthät, die er den Teütschen thů) als dann geht man stracks wider die Concordaten. Dann vil lehen die auß vermögen der Concordaten von der römischen[Rand: Die reichen / kloster an / commenden / geben.] tyranney solten frey sein, werdent vnder die gratien gezogen. Auch fallen sye yetzo die rychen klöster in teütschland an, plünderen die äbte, vnd hebt sich schon an die Römisch gewonheit, daz man den Cardinälen vnd Bischöffen, die äbtey in commenden (als sye das nennen) gibt. Welches ist ein rechter weg, vnd grosse bequemheit, die klöster zů verwüsten. Nim war ein anders. Etwan was gewonheit, wann der Bapst schon ein mol etzwas verlyhen hatt, das es doch darnoch wider an den ordinarien fyele. das[Rand: Regressz.] hyessz man Regressz, vnd was ein einiger [103] trost in der vilfältigkeit römischer tyranney. Das habent sye yetzo auch gewaltigklich ab geschnitten vnd vns benommen. Vnd was sye ein mol in die zän bringen, das lassen sye nit bald mer darauß. ja nyemer mer lassen sye daz von jnen, vnd vff daz es nit wider zů seiner freyheit komme, vorfechten sye das mit irem bann vnd vermaledeyung. Wie dann Annaten?[Rand: Von den / Annaten.] das seind die frücht des ersten jars von einem yeden lehen. Ist es nit auch ein gůter feyßter raub? Vff daz aber in dem selbigen nit geirret werd, vnd man zů Rom gründtlich wisse, was hye eins yeden lehens einkommen sey, haben sye ein gesätzt gemacht, das zů Rom soll geschetzt werden, wie vil auffhebens ein yeder hye von seiner pfründen hab. Aber die selbig schätzung hat ihre wurtzelen auß dem römischen geytz, vnd nitt gestalt der sachen. Darumb sye offt zů Rom jn selbs zů gůt ein ding etwas höher dann es reychen mag, schetzen. Do[Rand: Vsspruch zu / Rom in Rota.] seind Decisiones rote (das ein vnwidersprächlicher außspruch ist) gar gůt zů. Ob sich dann einer beklagen würd, als gescheh jm vnrecht, der thůt das gantz vnbillich. die wyl in den Concordaten klarlich außgetruckt ist, ob einer sagen wölt, man hette sein lehen höher dann es sey geschetzet, daz man von Rom in Teütschland, das zůerkunden, schicke.

Ernh. Wann schicken sye dan här?

Hutt. Wenn hat einer gedörfft klagen? Dann es ist nit ein kleine farhe den gewaltigen zů Rom, in einem kleinen ding geschäfft machen. So förcht ein yeder in sachen die den Bapst betreffen, jnred zůhaben. vff daz es nit dem aller heyligsten verdryeß[Rand: Mitt wie / mancherley weysz / uns unsere freyheit / benummen / wirt.] thü. Auch sagt Vadiscus, ein gantzer tag wer jm nit genůg zeyt, wenn er alle fünd vnd list, dardurch die freyen lehen, vnd die hye aussen verluhen solten werden, der Bapst von vns gen Rom zeücht, verzelen solte. Vnd als er lang vnnd vil daruon geredt hatt, sprach, er hette noch erst ein wenig obenhyn berürt. Dann er meynt gantz nichtes von den Romanisten vnterlassen sein, damit sye iren nutz schaffen [104] mögen. Darumb sye offt wider alle billicheit, was vorhin gehandelt, zů nicht machen, alte gewonheit ablegen, compact vnd vereynung vfflößen, die gesätz verschlagen, christliche vnd geystliche ordenung abtilgen, alle ding vmbwenden vnd verkeren.[Rand: Kinde werden /pfrund geluhen.] Man lyhet auch yetzo kinderen pfründen, offt die noch nit reden können. darüber ein dispensation vmbs gelt zů Rom erkaufft würt. Vnd ist kein schand so groß, kein übelthadt so arg, kein so verkörlich laster, das vns die Römer nit gern erlauben, vff das sye vmb dispensation[Rand: Wie man weiben / pension ins / Welschland / gibt.] gelt haben mögenn. Wiewol sye selbs on dispensation sündigen. Weistu auch, daz einer zů Mentz, einem weyb zů Florentz pension von seiner pfrůnden gibt?

Ernh. Ich hab es nechst gehört.

Hutt. Vnd was hat ein weyb mit geistlichen lehen zůthůn? besonder ein wälhin mit den vnseren?

Ernh. Nichtes. Ja bey dem woren Christ nichtes, dann daz ich hör, der florentinerin sey die selbige pension zůgeeygnet.

Hutt. Hyerumb meynstu auch einichen gewalt erdocht werden mögen, darmit sye vns nit angeen gedörffen?

Ernh. Nun vörter glaub ich nit daz einer sein werde. Dann ich sich sye alle ding thůn.

Hutt. Es seint etzliche lehen, die man auß alter stifftung vnser vorfaren,[Rand: Pfrunden uff / doctores gestift.] allein denen verleyht, die einen namen einer würdikeit haben, als do einer Doctor würt. do mit nun die Romanisten mit einem schein der billicheit[Rand: Romische / Doctores.] solicher stifftung auch entgegen geen, so machen sye yetzo auch Doctores zů Rom, leüt die des doch gar nit würdig. In welcher gestalt ich hab gesehen einen Thůmherr zů Regenspurgk werden, dieweyl er vor doctor zů Rom worden was. sunst hett er das nit sein mögen. dann ire statuten halten, keinen vff den thům genommen werden, der nit entweder von geschlecht edel, oder aber durch kunst mitt einem eeren namen gezyeret [105] sey. Aber wiewol dißer phisicant kein kunst nye gelernt, sonder das doctorat mit gelt erkaufft, ist er dannoch seinem willen, wiewol wider ordenung der statuten, nachkommen. Dann wen man die also außlegen solt, so möchten wir auch hye vnsere esel thůmherren machen, das aber villicht, ob wir schon möchten, doch nit thůn wolten. Aber Rom scheühet kein vngeheür oder übel, sonder allein vnder allen stetten, macht sye ir anderer leüt sünden nutz. Do kan auch kein so hefftige[Rand: Anderer leut / sunden komment / rom zu nutz.] verhindernuß sich begeben, man findt einen weg hindurch. Es hat auch der bapst zů leyhen alle lehen der jhenen die zů Rom, oder zwo tagreyß von dannen, es geschäh gleich in welcher gestalt es[Rand: Lehen der jhenen / die in Rom / sterben.] wöll, sterben. Was kan man doselbst mit gyfft schaffen? was mit anderen dingen, die zů Rom vast gemeyn?

Ernh. Fürwar vil. Hyerumb haben du vnd ich zů Rom in grosser sicherheit gelebt. Dann dieweyl wir nit geistliche lehen hatten, stůnd vns nyemant nach.

Hutt. Wenn die lehen ledig werden, haben der Bapst vnd seine Cardinäl ein grossen trost von den Curtisanen. die bringent das[Rand: Wie die curtisanen /dem Bapst dienen.] sobald an. Wo dann ein reicher beneficiat, vnd doch nit alt, auch nit kranck wer, also daz zůbesorgen, er möchte lang leben, finden die Curtisanen ein vrsach, das sye jn gen Rom citieren, geben jm dises oder jhenes schuldt, domit sye etzlichen gelt abschrecken, etzliche durch anfechtung vnd bekümernuß zů dem tod bringen. Vnd ist solichs wol ein grosser jamer zůsehen. wenn sye die frommen vnd vnschuldigen (daz sye dann[Rand: Wie die / vnschuldigen /priester zu rom / vexiert werden.] am meysten pflegen) der massen fürnemen, sprechend, einer hab symoney getriben. welches laster die romanisten vnuerdampt nit lassen, wiewol man daz[Rand: Symoney / zu Rom.] zů rom on sünd vnd straff triben mag. Dann man darff keinen (der zů rom [106] mit geistlichen lehen kauffmanschatz tribt) der symoney zyhen. Offt auch wenn sye einen zů wöllen, sprechen sye er sey im bann. Nun sein der vrsach vnd[Rand: De facto in / Bann kommen.] weiß, dadurch man de facto (als sye es nennen) in bann kompt so vil, daz offt einer nit weissz, ob er im bann ist oder nit. vnd kompt mancher in bann, der sich keines übels noch einicher missetat schuldig weissz. Als yetzo wir, darumb daz wir Vadiscus red widerumb ertzelen, seind wir der römischen verkörung noch im bann, ob vns schon nyemant citiert oder beklaget hett.

Ernh. O Christ herr. Sol man ein menschen vnuerhört, vnentschuldiget verdammen?

Hutt. Ja ee er zů der antwort kommen mag, ist das vrteil über jn gangen.

Ernh. Das lassen sich die überreden, in deren köpffen kein hyrn meer ist. Wir aber wollen disen zäuberischen misszglauben nyemer zůlassen.

Hutt. Vnd sye die Romanisten bey dem gemeynen volck, geben das vor ein große geistlicheit vß, vnd machen auß der christlichen senfftmütigkeit, ein rechte fülterey, vnd diephenckers werck. Vnd wiewol sye auch selbs gantz übel vnd sündtlich leben, lassen sye doch niemant selig sein, er hab das dann vorhin von jnen erkaufft. Do seind Casus papales, das ist, bäpstlichs gewalts vorbehaltung. die Vadiscus auch für ein[Rand: Casus Papales.] vnuerschampte lugen helt. Dem sey nun wie jm wöll, so scheint es ye nit Christus meynung gewest sein. Dann er hat seinen apostelen alle ding zů gleich geben, vnd keinem[Rand: Der Apostel / gleich macht.] meer gewalts dann dem anderen. Es ist auch ettwan, do die Kirch noch gesundt vnnd vngeergert gewest, in einem Concilio, einem römischen Bischoff die oberkeit vnder allen bischöffen angebotten. der hatt die abgeschlagen, vnd nit wöllen annemen. Wo här kompt[Rand: Der bapst ein / knecht aller / knecht christi.] dann, das die Bäpst sich schreiben, knecht aller knecht Christi? Haben nit die alten in solichem bedocht die meynung Christi, daz ein yeder in der kirchen, ye geringer er sich selbs acht ye höher auff geworffen sol werden? Vnd das allen [107] anderen dienen, sey über all andere regieren. Aber die vnseren yetzo, mit was stöltze seind sye auffgeblasen? Ist aber ein yeder ye mer er sich mit weltlichen dingen bemühet, vnd die geistlichen gar nit, oder gering achtet, ye weyter von Christo abgesündert, in wie vilerley gestalt mögen dann dise für vnchristen, ich geschweyg für christliche Bischöff, vnd der Kirchen öbersten gehalten werden? Doch möchten wir sye villicht leiden, wenn sye allein übel lebten, vnd nit auch ander leüt an irem[Rand: Ergernusz von / den Romeren.] leben ergerten. Aber nun von denen, wir der selen heyl entpfahen solten, komt vns verderbnuß aller dingen. Hyerumb wie mögen wir lenger leiden, daz die vns vor zeyten das gelt vnd gůt abschmeychelten, daz selbig yetzo mit gewalt zů rauben vnderstehen? Vnd nemen yetzo der kirchen erb, das sye vor zeyten von vns erbettelt, almůß geheyssen haben. Aber sye haben ein[Rand: Das geystlich / recht.] geystlich recht geschriben, in ansehen des selbigen můssz man alle soliche gewaltsam leyden, vnd stillschweigend gedulden. Wiewol sye kein genügen haben Canones zůschreiben vnd decret, mer haben sye noch paleas, extrauagantes, vnd declaratorias darzu gesetzt,[Rand: Wie sye der / warrheit entgegen /gestellet / haben.] vff das in allen wegen der warheit entgegen gegangen, wo sich die hjnwegt, bestelt, wohjn auß sye wölt, beschlossen werde. Wie mögen nun yemer, die in so mancherley weyß vnd gestalt der menschen seel tödten, Christi vicarien genennt werden? Warinn seind sye jm doch gleich, oder gemäß? Do etwan Christus Petrum ansahe, sprach er zů[Rand: Christus / zu Petro.] jm: ›Petre weyd meine schoff.‹ Was thůnd diße? Auß lären sye nit das christlich volck, vnd zwingent das mit irer rauberey zů armůt vnd hunger? Schynden sye nitt die schoff Christi bitz vff das leben? Weyter hatt er auch zů Petro gesprochen: ›Vnd du solt dich auch etwan vmbkeren, vnd deine brüder stercken.‹ Eben dißes thůnd auch vnser bäpst. Ja täglich aussetzen, lär machen, vnd schwechen sye vns ye mer vnd mer, etwan auch zerknütschen vnd ertödten sye vns gar [108] mit der krafft ires tonderschlags. Dann[Rand: Die bapst / sel morder.] vmb mancherley vrsach willen werdent aie seelen der menschen ertödtet, wo man nit zů Rom beychtet. Gleich als ob einer[Rand: Sich zu rom / absolvieren lassen.] an dem ort er krancket, nit auch geheylet werden möge, vnd an dem ort einer sündiget, daselbst nit möge gnad vnd barmhertzigkeit vor seine sünd vmb gott erwerben, vnd sey von nöten hjn vnd hjnwider zůlauffen, oder als ob einem die statt, vnd nit sein eygen gewissen solichs bring. Wenn aber dißes von jnen nit erdocht were, wie möchten dann so vil penitentier, so vil bullen schreiber, vnd sigeler zů Rom sich enthalten? So würd nyemants einichen ablaß kauffen, wenn man die leüt nit überredt hette, alles vnser heyl in dem gelegen sein. Es wären auch alle bullen vnwerdt vnd veracht, hetten sye nit mit irem zauberischen gespensten, die augen aller Christgläubigen menschen der massen verblendt, daz man wänet, ire vorwesung vnd macht not sein zů der selen heyl. Welche meynung dann so gar in das närrisch volck kommen ist, daz ettliche die nit gelt zůgeben haben, sich vor dem Creütz zů Rom mit růten[Rand: Zu Rom vor dem / kreutz gen.] schlagen lassen. Hyerumb, welcher Tyrann hat ye ein freye statt schmählicher vndertruckt, dann diser knecht aller knecht, ein nation die nit allein frey, sonder auch der weit regiererin sein sol? Ist das die leichte bürde Christi? Ist das das süß joch? Oder meg man das nit nen nen veruolgung der heyligen Christlichen kirchen, newe gesätz die dem gebott Christi entgegen, auff setzen?

Ernh. Du sagst vil, daruff nit not ist ja zůsagen. Dann es ist so wor, daz es keiner bezeügung darff beuestiget werden.

Hutt. Aber von der vorbehaltung im hertzen, hab ich dich vil zůlang vffgehalten.[Rand: Vorbehaltung in / des bapsts / hertz.] was mag aber nach grosse des dings gnůgsamlich gesagt werden? Oder welche wort mögen einer solichen schalckheit vß zůssprechen gemäß erfunden werden? So es [109] an jm selbs so vnmäßlichen groß ist, das ich keine strick, kein galgen, kein marter, kein feür (ob das schon so groß were als das letste darinnen die welt zergeen würt) das zů peinigen genůg achte.

Ernh. Vnd sye ist doch des bäpstlichen[Rand: Des bapstes hertz.] hertzens?

Hutt. Des selbigen allein, das innwendig so weyt, vnd so viler lehen begrifflich ist, das einem yeden, wie er auch ein lehen erlangt hat, zů förchten ist, daz es nit vor der aller heyligest im hertzen behalten hab.

Ernh. Vff wie vilerley gestalt vnd massz vorbehaltet er jm aber die lehen?

Hutt. Etwan hatt das maß, zyel, vnd zal, yetzo ist es on end vnnd bezirck. Ja offt würt durch geschicklicheit der Curtisanen gedicht, er hab etwas vorbehalten, doran er nye gedocht hatt.

Ernh. Zürnet er dann nit über die solichs thůnd?

Hutt. Solt er zu solichem seinem nutz zürnen? Vil mer bezeügt er das, lobt ire geschicklicheit. Als dann die Curtisanen solichs[Rand: Nota geschicklicheit / der / curtisanen.] sehen, erfragent sye sich an allen enden, nach alten reichen pfaffen, erwerben darnoch mit gelt vmb den Bapst, das er, so bald die selbigen sterben, spricht, er hab ire lehen im hertzen vorbehalten, vnd leyhe die jnen. Offt auch wenn einer gereyd tot ist, erlangen sye das selbig dannocht. in welchem der vicarius Christi gar frölichen durch die finger sycht. Also weyt ist es von dannen, das er solt beschwerde tragen. Ja meer thůt jm der gewinn so wol, daz er offt in solichem fal, ein lehen zweyen, dreyen, oder noch meren zů gleich verkaufft. Dann diße hertzliche[Rand: Die hertzlich / uorbehaltung.] vorbehaltung ist ein leichts, behends vnd schlupferichs ding, des glichen kein betrügnuß nye gesehen ward. wider das hilffet auch kein wölung, kein patronen recht, kein alt härkommen, kein lands gewonheit, kein priuilegium, kein vorgangk achtung oder ansehens der fürsten. Dann gegen dem gyfft, das auß dem hertzen dempfet, mag kein artzney bereit werden, vnd würt an keinem anderen ort sicherer behelff der boßheit gefunden. Damit sich dann decken vnd beschirmen alle die [110] jhenen, denen sunst kein trug, kein list, kein gremplerey, kein auffsatz, kein hinterlist, kein nachstellung, oder eincherley betrugnuß oder behendigkeit hat glückseligklich wöllen von statt geen.

Ernh. Hilff gott, welhe ein wonderlich gespenst, welhe einen hauffen großes übels ertzelest du.

Hutt. Mir ist beschwerlich daruon zůreden, solt es dann nit bitter sein zůtragen vnnd leiden?

Ernh. Was hinderet vns nun lenger?[Rand: Das zcyt wer die / Romer straffen.] Hat Teütschland nit eyßen? hatt es nit fewer?

Hutt. Wöllen Teütschen nit, so werdents aber Türcken haben.

Ernh. Es wer aber besser die roch vnd straff durch vns selbs, dann einiche außländische macht beschehen.

Hutt. Besser. Von nöten ist aber, daz soliche bald kommen. dann ir übermůt vnd gedörstigkeit sich zů gar weyt vnd übermässigklich[Rand: Ein bull bapst / Iulij wider die / Venediger.] erstreckt. Du hast ein Bullen des bapsts Julij, ein edele vnd von den Curtisanen höchlich berümpt bullen. darinn er die eytrauaganten des bapsts Pii des anderen, wider alle so zů einem zůkünfftigen Concilio apellieren beuestiget, gesehen. O vnsterblicher gott, welh ein freüntlich fürnemen beyder, Pij, der das erst gestifftet, Julij, der das ander bestätiget. Soll man einen solchen spott gegen den augen vnd hertzen aller christgläubigen[Rand: Zu dem Concilium / appellieren.] üben? Sye haben aber gemeynet mit solichem irem gestifft, vff eynmol hinweg zůnemen den gantzen schrecken, damitt sye offt, von den jhenen so gegen irer vorgewaltigung zůflucht des Concilij (das man zů Rom vast förchtet) gesůcht haben, angefecht seind. Es würt aber die selbige bull, wie böß die ist, nun mer vnter anderen bäpstlichen constitutionen gezalt, vnd hat den Venedigern stätt vnd land abgetrungen.

Ernh. Nit die selbig bull (hab ich recht verstanden) sonder der Frantzosen vnd Teütschen waffen. Dann was meynstu, leüt in weißheit vnüberwindtlich, ein statt mit [111] gůtem rat in allen gegenfällen geschickt[Rand: Venediger.] vnd bereyt, ein solich schandthafft gedicht hetten achten werden, wären nit so vil künnig, so vil gemeynen, so vil gewäpneter höre gegen jn gewesen? Sye hätten worlich der vnnützen fabelen die feygen gewysen.

Hutt. Dem sey also. Wie aber, daz der leütbetrüger Julius, die selbigen[Rand: Iulius beryempt / sich des heyligen / geyst.] bullen, als durch mitwürckung des heyligen geists, von jm beschriben, hat außgegeben? Als ob sich der geist aller weißheit vnd gewissen gottes, in dem rat solicher bößwilligkeit vermische. Vnd man nennet nun mer die rott des selbigen mörders Julij, die heyligen Kirchen, so es doch ist die grausamest veruolgung der christlichen kirchen, so ye erkennt, gewesen.[Rand: Veruolgung der / Kirchen durch /die bapst.] Dann wie böß seint die heyden so etwan in veruolgung Christi, allein die leib der menschen gemartert haben, zůachten? Diße tyrannen, mitt iren aller schädlichsten gesätzen, das lyecht der warheit verfinsterend als mit einem rauch der hellischen vff dempfung, haben die göttlichen leer Christi, in der vnser glaub gegründt, die heylig christlich kirch beuestiget, alles heyl des menschlichen geschlechts verwurtzelet, verstickt vnd ermördet. Andere veruolgung haben durch bestendigkeit vnd stereke der natur, den glauben gemert vnd bestätiget, diße verderbt vnd vertilget den durch fleiß viler bößer stück vnd thaten.

Ernh. Auß hin Rom, die du keinen glauben haltest, sonder der geytzigkeit[Rand: Ausz hin Rom.] (eim gestifft des teüfels) anhengst. Auß hin Rom, ein wurtzel aller sünd vnd laster, von dannen auß wechßt gemeine verderbnuß Christlichs glaubens. Auß hin.

Hutt. Meynstu aber auch, diße hyrten, wo ir von nöten würd, ire seelen für die schoff setzen, vnd sich strengklich erzöigen werden?

Ernh. Solten ire seel verlieren, vnd[Rand: Was sich zu den / romeren / zuuersehen.] das leben für die härt wogen, die vmb gelts willen die schoff ertödten? Ja ob heüt die Türcken Rom belegert hetten, vnd man Italien beschützen sölt, der nechst von vns Teütschen gelt, damit [112] mit man die Türcken kryeg gefordert hat, würd der erst von dannen flyehen, der erst Italien verlassen, vnd, mich betrygen dann alle meine sinn, wo man jn ychts erschrecken würde, auch den glauben verläugknen. Vnd haben doch bitzhär so offt mit dem selbigen gedicht, daz christlich volck betrogen. dann sye wöllent nit[Rand: Geltt zum / Turcken kryeg / forderen.] den Türcken kryegen, wenn sye in dem namen gelt forderen, sonder sye wöllen zů leben haben, vnd in lust schaffen.

Hutt. Also meyn ich auch. Sye wöllen haben dauon sye wollust pflegen, darmit sye ir vnkeüsch leben erhalten, dahär sye jnen ein sanffte wartung bestellen. Das ist ir beger. Da hin dencken[Rand: Der Turcken / schuert.] sye. Zů dißen sitten aber, vnd dißem der statt Rom standt, meynstu nit der Türcken schwerter not sein?

Ernh. Wo die Christen nit einsehen wöllen, vnnd sich selbs ires rats gebrauchen, wöllen in irem aberglauben bleiben, vnd die übelthat nit straffen, so halt ich, wir werden ir bedörffen.

Hutt. Vadiscus spricht: ›Drey ding mögen Rom wider zů seinem rechten, vnd aller besten stand bringen: Der teütschen Fürsten[Rand: 24. Wie Rom / wider zu jm selbs / kommen mocht.] ernst, Christlichs volcks vngedult, vnd ein gegenwertig hör der Türcken.‹

Ernh. Was ernsts?

Hutt. Diweyl offt gesagt, die Teütschen werden ein mal ein redliche that thůn, vnd es doch bitzhär keinen fürgangk gehabt, halt mans für gespött zů Rom bey den Römischen wollüstigern, wenn einer sagt, die Teütschen werden noch Rom reformieren.

Ernh. Die gedult des volcks ist vil zů langk, vnd wenn meynstu die ein end haben werden?

Hutt. Wenn die gemüt vom aberglauben zů gůter vernunfft gekommen. das ich gentzlich hoffe, bald geschehen werden.

Ernh. Wo dann diße zwey dem gebrechen zůhilff kämen, würd man noch der türcken woffen bedörffen?

Hutt. Vadiscus meynt, man werd der noch bedörffen. Dann er spricht: ›Wenn die drey schon alle zůsamen die [113] Romanisten übergeben, werdent sye noch kaüm genůg sein, ire böße sitten zůstraffen, vnd die Kirchen zů reformieren.‹ Aber ich halte, Teutschland, wenn es die sach erkennen, vnd darein sehen wölt, vil vermögen. hoffe

auch, es werd darein sehen, vnd dißen[Rand: Hoffnung der / teutschen halb.] nöten rat geben. werd auch an statt des aberglaubens, den rechten glauben annemen. Als ich dann auß vilen anzöigungen vernim.

Ernh. Das schaff Gott. Solt es aber ein göttlich geschick vnd straff über die christliche welt sein, daz von Christen leüten diße reformation nitt mer zůuerhoffen wär, so wölt ich wünschen, daz die Türcken schon Rom vnd die Romanisten darinn gewunnen vnd gefangen hetten, sye auch weyt vnd breyt metzleten, vnd zů todt schlůgen. nitt das vnschuldig völcklin (dann do vor sey Gott der seligmacher) sonder diße gemeyne ergernuß gůter sitten, dise wol angesehene meister des lebens, die vns mitt grosser schand des gantzen Christlichen glaubens, zů gemeyner verderbnuß füren.

Hutt. Darumb sol nyemants sich verwunderen, ob schon die Behemen[Rand: Der Behemen / handlung.] etwas gethon haben, so sye noch täglich solich vrsach vnd glimpff zů irer veruolgung geben.

Ernh. Wir, die auch der Behemen sach nit gäntzlich loben, haben dannoch kein wunder dorab. Dann als die leüt sich halten, sölten sye noch grösseren übeln vrsach geben.

Hutt. Was sprichet do Vadiscus zů? Drey ding (sprach er) haben[Rand: 25. Warumb / Teutschs land / also lang / verblendt gewest.] Teütschland bitzhär nit weyß lassen werden. vngeschicklicheit der Fürsten, vnbekantnuß der geschrifft, vnd aberglaub des volcks.

Ernh. Ja fürwor das seint verhindernuß gewest, fürwor Hutten es seint. Des aberglaubens halben, haben sye die Romanisten noch[Rand: Erkantnis der /schrift bey den / Teutschen.] gůte vorwärliche hoffnung. von den Fürsten hastu ein tröstliche züsag gethon. Erkantnuß der geschrifft, ist schon bey vns auffkommen, vnd steet in sicherheit.

[114] Hutt. Das verdreüßt sye auch. Und ich müssz übel verderben, wo sye nit irer boßheit noch, meynen wir wissen schon zůuil in gůten künsten, haben all zů grossen fleiß in dem studio. Wiewol wir vns noch vast gebrechlich in solchen erkennen.

Ernh. Fürwar wie du sagst, vnd glaub auch jnen seer übel gefallen, daz Teütschen yetzo bücher schreiben.

Hutt. Wir sollen aber nichts dest weniger schreiben. Die warheit an tag[Rand: Die warheit / verkynden.] bringen, vnd zů sollichem sollen wir ein andächtig vnnd christenlich vertrawen haben. angesehen wie strengklich vnd vnabläßlich vnser seligmacher Christus solichs gepflegen, der täglich wider die fürsten der priester,[Rand: Christus] vnd schrifftweysen gerüffen. In welches fůßstapffen wir trettend, sollen vns beherten wider die, so sich des geistlichen namens zů irem gewinn mißbruchen. haben an statt der leer Christi, menschliche gebott auffgesetzt, yetzo letst weder recht lerend, noch wolthůnd. Diße haben auch verwandlet die gottes warheit in gedicht, heissen vns fürderlicher thinen der creatur, dann dem schöpffer. Sein nit eingangen als hirten, durch die thür, sonder als ein dieb vnd[Rand: Der schafstal / Christi.] reüber anderßwo hinjn gestigen. Dann die durch betrug vnd geytz eingehen, die gehen nit durch Christum ein. dann er ist die thür, dardurch man in den schaffstall gehen můssz, in welchem, wo man hineyn kompt, gebürt sich die schaff Christi zů weyden, nit stelen,[Rand: Der hirten ampt.] schinden vnd mörden. Wider solliche můssz man neben Vadisco růffen, vnd on vnderlaß schreyen, biß so lang wir yemans, mit klagen vnd gelfen dahin bewegen, das er etzwas mit vns vnderstehe gegen denen, die nit als jn gebürt mit sanfftmütikeit vnd fridsam[Rand: Wie die bäpst / Christo noch / volgen.] wie ettwan Christus, die jm befolhen seyn biten, sonder mit trewung der verdamnuß, vnd schrecken der verderbnuß zwingen. die wir doch, wo sye also geschickt, daz [115] sye einen geistlichen somen vnder vns würffen, vnd die zeyt wär, das es vns von nöten sein gedeücht, leyten möchten, von vns dargegen zeytliche frucht abschnyten. Aber die schalckhafftigen betrüger, geben vns jhens nit, vnd hören doch nit auff dieses zů nemen, blasen vns ein vnnutzen rouch entgegen, haben jnen ausserlich ein betrugliche farb angestrichen, vnd nemen vns mit solichem trug vnser gegenwürtig gůtt, verheyssend zůküniftige ding, die weder sye haben, noch auch in menschlichem gewalt seint. yedoch haben wir nun ein[Rand: Wie wir bisher / hofnung / gekaufft.] lange zeyt här, die selbige hoffnung mit grossem gelt gekaufft. Vnd wiewol wir mit gewalt, vnd auch spott rnanigfaltiglich von jn verletziget sein, so wöllen wir vns doch nit mit beschirmung oder wider wer entgegen setzen.

Ernh. Fürwar ir die solcher tyranney entgegen, habt ein rechte gůte meynung. Euch wil aber groß von nöten sein, gantz weyßlich üch vor irer nochtrachtung zů waren, vff das üch nit etzwas,[Rand: Farhe in diser / sachen.] das ir doch nit verschuldet, widerfaren. dann sye seint nit zů verachten.

Hutt. Das weyssz ich wol. Aber ey ein grosse löbliche that wil nit on forht geschehen.

Ernh. Fürwar ist dises ein grosse erliche that, mit raten mit vermanen, mit anreytzen, mit treyben, schreyen, verschaffen, das vnser vatter land seinen schaden, vnd vnwirs erkenne, vnd sich richte sein alte angeborne freyheyt wider zůerwerben, wo es nur einer möcht außfüren, vnd volbringen.

Hutt. Ob es dann einer schon nit volbrächt, so hat dannocht auch, der es vndersteht, etzwas verdient. Vnd villycht werdent andere ein beyspil doher nemen vnd der glichen auch vnderstehen. Vnd möcht noch die welt sich bewegen lassen, also das teütsch land witzig würde. Welhes, als mich bedunckt,[Rand: Wie teutschen / gott und der / kirchen thinen / möchten.] Christo vnserem sälichmacher, vnd auch der heyligen Christlichen kirchen bassz nit thienen möcht, dann wenn es[116] die gelt forderung vnd schatzung vndernäm, behielt das gelt hie aussen. dann als denn würden die prothonotarien vnd copijsten zů rom hungers halber sterben.

Ernh. wölt got du möchtest yederman überreden.

Hutt. Ich wil es ye vnderstehen.[Rand: Huttens uorsatz.]

Ernh. Die warheyt zů sagen?

Hutt. Ja, wiewol sye mir woffen vnd den dot trewen.

Ernh. Dargegen werden sye gar vil fünd erdencken.

Hutt. So wil ich auch hilf zů mir zyhen. vnd mich mit verwarung auch schicken.

Ernh. Da geb dir got glück zů. Wir lassen aber alzů lang von der dreyfaltikeit.

Hutt. Vadiscus hat der glichen weniger nit gethon, der auch offt mit vilen worten neben außgieng. Aber so vil als ye an einem ort, zürnet er, so offt sich begab von den absolutzen, relaxation, das ist, milterungen, vnd dispensation, das ist nachlassungen. thett jm grossen zorn, das man ein soliche vngleichung vnder den priestern[Rand: Priesterlicher / geualt.] erdichte, vnd das jm die romanisten vil zů vil macht zůgeben, von dem eyd domit sich einer vörpflicht hat, erledigend, compact zertrennend, bündnüß auff lösend, vnd erloubend alles das wider den glauben, Christus ler, vnd gůtte sitten ist. Weyter goß er auß vil bitterer scharpfer wort, wider das geystlich recht, das soltestu als[Rand: Das geistlich / recht.] des selbigen vörstendig gehört haben. Fürwar er gefiel mir wol. Dann er leget auß, wie sye darinnen sich mit abflucht vörsehen haben. Wie sye trug vnd list zůsammen getragen, sich vff behelff geschickt, dardurch man sye. ob man etzwas hingegen vörsůchen oder gedencken wurd, entschlüffen mögen. Sprach, was ist yetzo das weltlich recht? Wie mit grossem gewalt ist es durch der[Rand: Das weltlich / recht.] bäpst constitution vertruckt? Vnd das selbig ist der beste weg, Christlicher freyheit hand an zůlegen, gewest. Dann seytenmal drey ding seint, da mit Rom alle ding vnder sich bringt, Gewalt, betrug, vnd angenomene[Rand: 26. Wo mit / Rom zuing.] heylikeyt, ist dises ein ser grosser gewalt, der aber doch nichtes [117] schaffen möchte, wo sye den nit mit dem betrug vörmischet hetten, daz sye leüt vberredten, alle ire stiftung, so sye täglich setzen, sein auß vörwilligung der gantzen Christlichen kirchen gemacht.

Ernh. Der eines ist, daz sye Carolo nechst vorworffen, es sol kein künig zů[Rand: Nota ein eerlich /gesetz.] Neapolis yemer zu Römischen keyser erwölt werden.

Hutt. Vnd wer ist der nit vörsthet, wo nach sye do selbst mit stellen? Wie wol der glichen irer gesatz on zall sein, die sye auch von vns angebettet haben wöllen. dann fürwor, sye wöllen das wir offenlich glauben einen bůchstaben in irem geystlichen rechten, mer thůn,[Rand: Wie hoch sie / das geistlich / recht achten.] dann sechs hundert gesätz der Römischen keyser, oder der alten recht gelerten. Zyehen auch ire stifftung vor das euangelium, die bäpstlichen decret für Christus ler, weniger gott dann die leüt erend. Bey welchem sye auch so hart halten, das sie nit vor ein gering missethat achten, was ein mol ein bapst gesätzt hat, wider das selbig etzwas auß dem euangelio auch murmelen. Wie machen sye aber ire constitution? So offt ein[Rand: Wie die bäpst ir / gesatz machen.] bapst etzwas newes stifften wil, fordert er einen oder zwen von den cardinelen, oder seinen prothonotarien, oder deren so vil als er jm verpflichtet hat, oder aber seines willens, in dem das er vernimpt, weyssz. Dornoch, was er also zymmert, es sey was es sey, oder auch so böß es ymer wöll, beuestiget er mitt der macht vnnd authorität christlicher Kirchen. über solichs rüfft mancher: ›Die kirch hat es gestifft. die kirch mag nit irren. Man sol vnd můssz in die heyligen kirchen glauben.‹ vnd achten sollich[Rand: Wo mit uns die / R. schwigen.] geschrey für genůg. Stopffen yederman den mund. dann niemant darff ettwaz entgegen vermanen. vnd wöllen, das man es jm nit für kätzerey achte. das yetzt also gemeynlich geschicht, das sich besser ist für übel thůn, dann ketzer werden zů hüren. Als [118] sye nun erstlich das christen volck, mit disem anstrich vnd falschem schyn betrogen,[Rand: Wie bäpstlich / tyranney vff / gewachsen ist.] hat darnoch als bald der hirt die zůnämung des allerheyligsten angenommen, sich auch nit mer geschämpt das man jn aller säligest grüsse. Nachuolgendts seint kommen der demütig kussz seiner säligen füß, vnd forcht der christlichen fürsten, gegen dem getröweten bann. Balt darauff hat hauffens weyß gevolgt, die gantze tyranney. Als nun in erhaltung sollicher macht gelts not gewest, damit sie iren kosten der etzwas[Rand: Wie die Ro: / gelt vff bringen.] grösser dann künnigklich ist auß füreten, haben sye dreyerley rat funden dardurch sye gelt von den außlenderen brächten. Erstlich einen ablaßmarckt zůgericht. Darnoch sich eines zugs wider die Türcken angenommen. Zům dritten iren legaten, die sye herauß geschickt, facultates gegeben.

Ernh. Nie hat einer disse ding schicklicher zůsammen gelesen. Vnd[Rand: Der Rö. / fischerey.] fürwor seint dises ire fürnemlichsten fischerey.

Hutt. Es ist aber nit wunder, ob S. Peters nochkommen sich fischens fleyssen.

Ernh . Sye solten aber noch den selen der menschen, nit noch eines yden gelt fischen. Dann es ist ye nit wol verglichen, das über das[Rand: Sanct Pe: / fischerey.] Christus hat gesagt, ich wil eüch machen fischer der menschen, ist in gebrauch kommen die aller schändlichste gelt iacht.

Hutt. Sye fischen doch auch noch leüten. Dann sye bezwingen vnd machen jnen zinßbar, nit wie vormols das gemeyn christlich volck, sonder yetzo die künig vnd fürsten selbs.

Ernh. Das ist auch weyt von Christo gewesen. dann er hat seine apostelen geheissen, jm durch den gepredigten glauben, die selen der[Rand: Was Cristus / seinen apostolen / beuolhen.] menschen gewinnen. Das sye aber reychtumb sůchen, weltlichen gewalt erkriegen, künigrich vnd fürstenthumb [119] anfallen, ist sein will nye gewesen. hyrumb ist dises Christo ein grosse schmoch, vnd wöllen doch christen nit vörstehen, wie gantz die euangelisch warheyt verköret vnd gefälschet ist. Dann der selbigen nach seindt menschliche reychtumb ein groß verhindernüß[Rand: Die Euangelisch / warheyt.] in dem seligen leben. diße aber versprechen allein den gelt habenden den hymel. Christus spricht, sein reych sey nit von disser weldt, vnd do jn das[Rand: Das reich / Christi.] volck wil zum künig machen, fleücht er von dannen. disse aber sein so vast irdischer reych begirig, das sye vmb deren willen andere mit eysen vnd feüer überfallen, vnd vnnachläßlich kriegende, leüt vnd land betrüben vnd vnrüwig machen, himel, erden, vnd das mör (als[Rand: Zweyen herren / dienen.] man im sprichwort sagt) durch einander werffen vnd vermischen. Christus hat auch vermanet, wir mögen nit zweyen herren zů glich dienen, sprach, ir möget nit got vnd dem reychtumb thienen. Aber disse denken nit beyden zů thienen, sonder habent sich dem einen herren so gar vndergeben vnd vörpflicht, das sye mit dem allein vmbgehen, vnnd jme anhangen. Wie mögent nun Christus vnnd Belial vbereyn kommen? Aber die nerrischen leüt, wellen nit erkennen, das, wenn der Romanisten regiment gerecht wär, die reychen (die seind kinder der welt) vil ehe möchten sälig werden, dann die[Rand: Wen der römer / vorgeben war / wer.] bedörfftigen, die jm gott erwelt hat. Dann die reichen mögen mer geben, mer ablaß kauffen, manigfaltiglicher mit den faculteten handlen. Aber die meynung Christi ist gantz anders gewesen. Er hat die armen sälig außgerůffen,[Rand: Die armen sälig.] vnd gesprochen, der selbigen sey das reich der himel.

Hutt. Nun schliessen doch die[Rand: Aplaskremer.] aplaßkremer arme leüt auch nit auß.

Ernh. Ich weiß es wol. Sye haben nechst den selbigen weg erfunden, damit sye dem volck jnsprechen, sye füren [120] den aplaß nit vmb gelts willen, vnd sagen, sye forderen nit gelt von den die des nit haben, sonder von den wolhabenden, wöllens den armen vmb sunst geben. Aber mit dem selbigen rat nement sye mer hynweg, dann jnen sunst worden wär. Dann das närrisch volck glaubt nit daz es volkommenlich aplas hab, es gebe dann gelt. Wie wol sye auch die aplaß brieff nymants, er sey[Rand: Aplas brieff.] reych oder arm, vmb sunst geben. So würt es vor ein gering gelt geacht, das ein yeder gibt. Wann man es aber von allen in ein summ vnd zůsamen rechnet, würd es vnmäßlich groß vnd vil schynen. Mit der kunst haben sye ire rauberey leydlich gemacht. Hyerumb wil yderman alhie etzwas geben, er neme es auch wo er wöll. Dann auß verachtung (die den Romanisten an solichem ort zů grosser steür kompt) spricht mancher, wer vormöcht nit also vil? Vnd meynen die törechten menschen, gottes huld vnd genad do mit zů erwerben, das sye ir gelt, zů gütigem geystlichem gebrauch[Rand: Wie das volck / betrogen wurt.] geben. Dann sye glauben gäntzlich es sey wol angelegt. Vnd zů voran die güten freülin, die dann erbärmlich aldo betrogen werden, vnd mitt wunderlichen zůsagungen, durch die beychtiger[Rand: Wie die frouen / in der beycht / betrogen werden.] überschmeychlet. Die selbigen melcken von jnen so vil sye wöllen. Vnd meynen die gůtten frommen weyblinn, sye mögen doran nitt sündigen, ob sye schon von iren mannen pflöcken, iren kinderen abnemen, das hauß lären, damit sye den göckelkrämern etzwas zů geben haben. Ja mer, nennet man sollichs[Rand: Nota grose / buben stuck] einen gots dienst, vnd werck der barmhertzigkeyt. Vnd wissen die aplaß prediger das in den hymel zůheben, vor allen anderen tugenden. Dann freüliche zucht vnuorsert behalten, ist nitt so vil. Die kinder frommklich vnd zů heyligem leben ertzyehen, ist nit so vil. So vil ist auch nit die ee treülich halten, vnd einträchtiglich dar inn biß vff den letsten athem leben. In der summ: nichts ist so vil. Stelen, domit man aplaß löße, überwindt [121] alle tugent vnd wolthat. Hat das Christus gewölt? oder mag etzwas richtiger wider seine leer gefunden werden?

Hutt. Ich meyn du habst Vadiscum auch gehört.

Ernh. In hab ich nit gehört, diße ding aber hab ich selb gesehen vnd erkandt.

Hutt. Er hatt doch nohet diße wort gebraucht. Sprach auch: ›wo ist nun das saltz der welt, do von Christus zů seinen iüngern geredt[Rand: Saltz der erden / seind apostelen / und bischofe.] hat, ir seint ein saltz der erden? Wo aber das saltz verschwindet, vnd entgeht, wo mit wil man dann saltzen?‹ Nun meyn ich, es sey ye zů diser zeyt verschwunden, vnnd entgangen, vnd an statt des rechten saltzs, dißes gefelschet vnnd vnschmackhafftig einbracht. Vnd wär, achte ich, zeit, das man das selbig, wie Christus gesagt, hinweg würffe vnd mit füssen vertrette. Aber die faculteten wiewol das anders nichts ist, dann wie[Rand: Von den / faculteten.] ich auß Vadiscus red gesagt, erlaubnuß geben, alles übel vnd vnrecht zů thůn, so gibt man die doch leychtlich, offt, vnd auch in grosser menig. Etwan haben syes alleyn inwendig der Römischen mauren gehaben, do selbst müst die, wer sye haben wolt holen, vor nit vil ioren. Aber dieweyl sye bedaucht nit genůg leüt gen rom kommen, solich war zekauffen, haben sye angefangen legaten herauß zů schicken. die selbigen verhengen vmbs gelt alles daz götlich vnd menschlich gesatz verbieten. Das nennet man facultates. Aber aldo ist nichtes zů achten, das man einem[Rand: Vasten speisz / halben.] erlaubt die fasten über fleisch, milch, buter, oder eyer zů essen. dann sollichs haben sye selbs gebotten, darumb mögen sye es aüch wider abthůn. Sonder mag vmb die legaten erkauffen, ob einer[Rand: Nota grobe / stuck.] etzwas gelobt hett, das jn darnoch ruwet, vnd wolt es gern nit erfüllen, oder einen eyd gethan, der jm nit behäglich zů halten, oder begert ein weyb zů der ee die jm die gesätz verbieten, das jm sollichs vnd der glichen zů thůn erloübt sey. Oder das ein pfaff zwentzig lehen, die vff sel versorgung gestifft, bey einander haben mög, vnd dörff doch nit priester sein. Dann vil pfaffen, [122] vnd zů voran im teütschem land, haben verdrieß, schämen sich auch messz zů halten. Ja noch mer. Ob du ein böß that zů thůn willen hettest, kanstu von den legaten erwerben, daz dir die zů volbringen gezäme. Dann so groß ist nit, ob du yemant etwas mit vnrecht genomen hettest, dasselbig nit mer zů widergeben dörffen, macht erkauffen.

Ernh. Soliche legaten, wenn wir die alhye einlassen vnnd auffnemen, ist[Rand: Die bapstlichen / legaten glich / dem Troyanischen / pferdt.] es auch anders zůachten, dann do die von Troy das leydig pferd, darinnen die Kriechen verschlossen waren, inwendig ire mauren namen, vnd vff die verstörung zogen?

Hutt. Es ist gleich gethan. Aber mer werden von sünden reyn, durch die facultet, alle übeltäter. ob schon einer ein menschen getödt hette, oder seinen vatter entleybt, oder, das ires sinnes noch grösser ist, ob eyner auß rot des teüfels (als sye das nennen) einen clericken oder geweyheten hett geschlagen. Oder ob[Rand: Einen gewyhten / schlagen.] einer sich mit seiner eygen můtter, schwester oder tochter vermischet hett, oder (das am aller höchsten von jnn geschätzt würt) ob einer im bann wär, auch des vicarien gottes, oder was einer mag gethon haben, kan[Rand: Im bann sein.] alles durch die facultates widerbracht, vnd zů vngethan gemacht werden.

Ernh. Wie? Solt man dann vff solliche sünd nit genad erwerben mögen?

Hutt. Gäntzlich. Man sol die aber nit kauffen. Vnd sye mag hye auch von einem yeden priester zůgesprochen werden. Dann ein rewig[Rand: Absolutz sol man / nitt kouffen.] vnd gemütigt hertz wil got nit verschmähen. Hyrumb hab ich vor gesagt, Vadiscus hab verdrieß dorab, das sye die absolutzen staffel weiß geordenet haben, vnd fäll doruß beschreiben, deren sye etzliche, bischöfliche[Rand: Wie die fell / erdocht sint.] fäll, etliche bäpstlich nennen, vmb genieß, vnd gewinnes willen. Dann wie kan das ein andere vrsach sein?

Ernh. Ich glaub selbs, daz dises die vrsachen sein.

[123] Hutt. Vnd von dannen werden facultates zůsamen geflackt, vnd bringen vns nit allein die legaten facultates her, sonder man läst[Rand: Vorkauff in den /faculteten.] auch etzlichen den vorkauff darinnen. Dann die bettel münich treyben höcken werck damit. Kauffens zů Rom, vff daz sye die wider hie aussen mögen verkauffen, vnd vff das tewerst on werden,[Rand: Bettel münich.] auch andere örden, vnd gestifft. Aber zů vor an die bettel münich. dann die selbigen wissen die auß zůbringen. Versorgen dem bapst sein geschäfft getrewlich, das volck wonderlich ding überschwätzend, von dem aplas, vnd besonder die[Rand: Nota von der / beicht.] weyber, welher ja vnd nein sye gantz regieren, vnd haben sye nach allem irem willen, durch behelff der beycht.

Ernh. Als ich sehe, ist gantz keyn vnderscheyd, vnder anderen kauffleüten, vnd den so mit den faculteten handlen.

Hutt. Es ist auch keyn vnderscheyd. dann, das gelt vmb aplas geben heyst nit kauffen. Dann[Rand: Gelt vmb aplas / geben heist nit / kauffen.] wo das also hieß, wurde ir übelthat offenbar, vnd möchten als dann durch ire handlung verhasszt werden.

Ernh. Ob es dann schon nit den namen hat, ist es darumb an im selbst nit darfür zů achten? Oder wän haben dise zeüberin also verblendt, das er gelt für etzwas geb, vnd meinet das doch nit gekaufft sein?

Hutt. Das gemeyn einfaltig volck, vnd etzliche trunckene vnwitzige fürsten. Vnd ist dißes ein grosse geschicklicheit von jnen, als sye auch im namen des Türckischen kryegs, nun zům offtern mol[Rand: Gelt zum / Türcken krieg.] gelt von vns gefürt, welicher krieg doch (soltu fürwar glauben) wo yetzo auß gemeyner verwilligung aller Christen angefangen, wurden allein diße vermaner vnd anrichter, vff das er nit fürgangk behielt, ein vrsach sein. Dann jnn ist nutz, das Türcken sein vnd bleiben auß[Rand: Den Ro. sein / turcken nutz.] vilen vnd dapferen vrsachen, aber am[124] fürnämlichsten auß der, vff das sye von Teütschen gelt forderen mögen. Dann von Italianern heyschen sye keyns, auch selten von andern nation. Allein Teütschen beduncken sye jn eben sein,[Rand: Teütschen die / besten narren.] die sye so lang, vnd in so manicherley gestalt äffen. Wie aber ein anders? Heyligen canoniziren, das ist, verstorbene[Rand: Heyligen / machen.] leüt in die schar der heyligen setzen, wie grossen gewinn haben sye darinn gesůcht, vnnd auch funden?

Ernh. So würt yetzo niemant vmb sunst heylig?

Hutt. Niemant, als du sichst. Es wär aber vil besser, das einem sein selbs gůte werck, vnd verdienst heylig mächten, dann durch frembd gelt, den leüten soliche meynung jngesprochen werden. Kurtz hieuor, als die[Rand: Wie Die prediger / munich einen / heyligen gemacht.] Prediger münich einen auß jrem orden, Antonium genendt, heylig haben wolten, hatten sye von dem keyser Maximiliano ein fürgeschrifft an den bapst Leonem, domit jre sach gefürdert wurde, die sye doch zů letst mit gelt (man weissz wol wie vil) durchbracht haben. Aber der vngenähet rock den man vor wenig jaren zů Tryer außgegraben[Rand: Der rock Christi / zu tryer.] hat, das er mög der rock Christi sein, ist also heymlich vom bapst erkaufft worden, das noch ein teil des geldtes, so die bilgeram (die den zů schawen dohin kommen) opferen, dem bapst geyn Rom gefelt. Ehe verlüren Italianer was sye hetten, dann sye sich vff ein solliche närrische meynung vnd aberglauben bringen liessen. Der halben auch, wenn sye sehen vns Teütschen[Rand: Italianer.] sollichs überedt sein, verlachen sye vns bitz zum keychen.

Ernh. In Italien hab ich nymants gesehen, sollicher ding etzwas thůn, die vnser Teütschen so mit grossem gemeinem, vnd auch eygenen schaden zůlassen. Dann sye kauffen kein aplaß. Ja kaum nemen sye den vmb sunst. So geben sye auch nit gelt zům Türcken krieg, vnd wissen, das [125] facultates sein funden, die barbarischen darmit zů plonderen, halten die auch darumb für frembd, vnd sye nit betreffend. Mer geben sye zů den kirchen paüwen wie wir, nit ein pfenning?

Hutt. Damit ermanest du mich eines anderen gedrittes. ›Drey ding‹,[Rand: 27. Was man / zu rom ymer /thut, und niemer / uolbringet.] sprach Vadiscus, ›thůt man stetigs zů Rom, vnd volbringt die doch nyemmer: sälig machung der selen, auff richtung der nidergefallenen kirchen, vnnd den zug wider die Türcken.‹

Ernh. Vnnd das seint auch die drey, vnder denen sye, als vnder einem schanddeckel gelt von vns forderen.

Hutt. Das seint es. Als nechst, schicketen sye ein gantz göttlichen aplaß her in Teütschland, mit erlogenem vörgeben, das gelt so auß[Rand: Gelt zu sanct /Pe. Münster.] sollichem aplaß erkaufft würde, geyn Rom zů volbringung sanct Peters münster (des fundament der bapst Julius gesätzt) gehören.

Ernh. Ob das dann schon wär, vnd sollich gelt zů nichtes anders gebrucht wurde, warumb solt man Römische kirchen mit vnserem gelt bawen? Habent wir hieaussen zů wenig kirchen, ob die verfallen, widerumb auff zůrichten, vnd in wesen zů halten? Schämet sich nit ein bapst sollichs an vns zů langen lassen?

Hutt. Er müst sich des schämen,[Rand: Zu Rom schämet / sich nyemants / der schanden.] wo yemants zů Rom sich einiger schand schämet. Wann geet aber der zugk in türcken für sich?

Ernh. Ja wie offt ist er wol in seinem fürgangk durch die bäpst verhindert worden?[Rand: Die selen selig / machen.]

Hutt. Wie säligmachen sye denn, die selen?

Ernh. Solten sye anderleüt seien sälig machen, die selbs so weyt von sälikeyt leben? Ja die also gar von eeren vnd frommkeyt verlassen sein?

Hutt. Yetzo rürestu ding die nit[Rand: 28. Was nit warheyt / leyden mag.] warheyt von jnn gesagt werden.

Ernh. Welche sein die?

[126] Hutt. Als Vadiscus sagt drey: der bapst, aplaß, vnd vnfrommkeit, domit sich ein yeder zů Rom erneeret.

Ernh. Nichs destor weniger, wöllen wir die worheyt sagen. Vnd die weil sye sich nit mit gütigen vnd brüderlichen vermanungen in Christlicher lieb beschenen, erwegen lassen, wöllen wir zů letst, als jm auch Vadiscus fürgenommen hat, wie Virgilius spricht:


Mit trotz sye schelten offenlich,
Vnd geben manchen bittern stich.

Zů welcher sach (ich hoffe) wir werden nit wenig mithelffer haben, nit allein im gemeynem volck. do schon gereyt die bullen vnwerder[Rand: Verstentnus des / gemeynen volcks.] seindt dann zů vor, do man auch lenger ye weniger aplas kaufft, do die bäpstlichen legaten nit mer angenem, do vngedult der geltforderung von tag zů tag grösser wurt, da man auch nit als vor zeyten den schnellen donnerschlag des bannes förchtet, da wenig mer dispensation kauffen, sonder auch vnter den fürsten vnd herren, die nun mer (als du sagst) frey von sachen reden, auch zeyten[Rand: Verstentnus / der fursten.] mit der that sich frey erzeygen, die nit lenger wöllen leiden, den gantz freyen vnd gantz vneinträglichen gewaltt des Römischen bischoffs, den er jm selbs zůgibt, die auch eines concilij begyrig seint, vnd yetzuo seümlicher weder vor anbetten den vnuorschämpten abgot, des Römischen stuls. Die von dem ersamlichen geystlichen vnd vnprächlichen[Rand: Der Römisch / abgot.] leben der alten bischöff zů sagen wissen, vnd mit grosser vngedult sehen, diße vormommeten bischöff, leüten in geytz vnd überfluß verderbt, sich des geystlichen namens, zů irer hoffart vnd tyranney mißbruchen. Vnd begeren hinfür die geystlichen lehen in Teütschen landen, nach irem willen denen alhie die des würdig weren verlihen werden. vff das außlendischer geytz destor weniger stat haben möcht, die selbigen mit vnsern schanden vnd spott, eintweders für sich also zů verschlinden, oder aber andern (die der villeycht gar [127] nit würdig) verkauffen, die auch ein groß mißfallen tragen, das hinfür sollen, wie biß her die häder vmb geystliche lehen, geyn Rom gezogen werden, vnd begeren jnbrünstiglich vnd von hertzen, das die öbersten der kirchen, für die sitten so sye ytzo haben, als torheyt, müssiggang, überflüß, geytz, rauberey, meyneydigkeit,[Rand: Sitten der / verkerten geystlichen.] trunckenheit, betrug, vnkeüscheit, übermůt, gezäncksůchung, vntrew vnd auff sätzung, gewalt vnd vnrecht, bößwicht stuck, vnd wüterey, etwan an[Rand: Sitten warer / geistlichen.] sich nämen diße gegen tugent, fürsichtikeit, wachen in gůtter übung, emsigkeit, benügung der notturfft, mässigkeit, trew, redlicheit, nüchter leben, einfaltigkeit, keüscheit, bestendigkeit des gemüts, eintracht, glauben, gerechtigkeit, andacht, sanfftmütigkeit, vnd barmhertzigkeit. Deren meynung auch ist allen Christen nutz sein werden, das die statthalter vnd vicarien sein wöllen Christi, in des[Rand: Vicarien / Christi.] selbigen fůßstapfen tretten. Wiewol sye auch also das zů sein nit bitten oder begeren solten, sonder bezwenglich dar zů gefordert werden.

Hutt. Es ist wol hoffnung, daz solliche ding gescheen. Dann etwan ist (als das sprichwort sagt) auß einem trägen esel, ein arbeytsam baldlauffend pferd worden. Wo sich aber die vnseren sollichs vnderstehen, was meinst sye entgegen gedencken werden?

Ernh. Ich acht sye werden sanfftmütiger, vnd als Virgilius sagt:


Des kriegs vnd bzwangks nit fürter mer
Sich brauchen, sonder bitt vnd bger
Zum friden wenden fast vnd ser.

Hutt. Nit ein har, sonder mit grossem trotz werden sye sich weren, harnisch, leüt, vnd pferd zůrüsten, vns mit vnserm eygen gelt[Rand: Der Ro. letste / zuflucht.] kriegen. Vnd wo sye an eygener macht verzagen, werden sye (wie offt hyeuor) zůflucht bey den Frantzosen sůchen, allerley vnderstehen, vnd (als man spricht) einen yden stein vffwegen, ehe dann [128] sye sich reformyeren lassen. Da werden sye über vns rüffen, wir seien veruolger der kirchen (dann also nennen sye alle die jhenen, so einen finger gegen jnen auffheben) wir seyen schismatici, das ist, abtrinnigen, werden auch schreyen wir wöllen den vngenäheten rock Christi zertrennen, mit bannen[Rand: Der Ro. were.] vnd maledeyung vmb sich werffen. Dann wer altere historien nit weissz, was etwan vil redlicher teütschen Keyser (die sye darnoch mit iren sprew decreten besprengt, vnd geschendt haben, trewloß, meyneydig, grimmig, vnd ketzer schultent) von jnen gelitten haben, vnd wie vnglücksälich es denen (betrugs vnd listigkeit der feind halben) gegangen, den sol die freuelich vnsinnige bull Julij (daruon wir vor geredt[Rand: Die bull Iulij / wider die / venediger.] haben) wes von jn zů gewarten, vermanen. Welche, do erstlich von jm außgangen, vnd er dar innen alle die wider jn vnd die kirchen, als er das nennet, wären, dem teüfel gegeben, herwider die vnter sein banir rucketen, den selbygen den himel, vnd ob etzwas noch höcher dann der himel wär, verheissen vnd zůgesagt hette. Wen hatt er nit bewegt, vnd entweders durch die selbige zůsag an sich gezogen, oder aber durch angehenckte trew vnnd schrecken, in flucht vnnd vertzagheit bracht? Ja er allein hat so vil künig, so vil land nach allem seinem willen regirt. Zů welchem er sich mit[Rand: Wie jderman / Iulium förchtet.] bündtnuß geschlagen, den hat er so lang sein freüntschafft geweret, sigen lassen. So bald er aber (als sein gewonheit was) das bündnuß zerschnitten, vnd vff die gegen seiten gefallen ist, hat er dasselbig teil auch auffgericht. Wo er sich hin gekert, hat er sig, oberkeit, vnd herschung mit jm gebracht.

Ernh. Das weissz ich alles wol. Aber im Julio hat fürwar nit die selbig seine bull, noch auch sein eygen vermögen, sonder, gelegenheit[Rand: Was Iulium / gefurdert hat.] der zeit, vnd ein wunderliche schickung vnd bequämnuß aller ding, zů sollichem handel geholfen. Wiewol ich hoffe, er söll der letst gewesen sein, dem ein sollich glück widerfare. Dann ich meyn ye nit, das es einem mer geraten soll.

[129] Hutt. Aber sye herwider haben ein grosses vertrawen. Vnd darumb sagt Vadiscus, sye pflegen zů verachtung vnser Tütschen zů sprechen.[Rand: Was Rom / beuestiget.] Drey ding beuestigen Rom, seychte gräben, zerbrochne muren, vnd nidere thürn. Als ob sye sprechen solten. Wiewol Rom gar nichts zů der wör gebawen, sey es dannocht wol gesichert vnd frey vor den Teütschen. Dann sye meynen, es dörff wider ein barbarisch volck (das sye wol mitt worten, vnd brieffen kriegen können) nit vil verwarung, vnd sey ein schlechte macht genůg. Also gar wenig förchten sye vor vns der statt dorinnen dryerley öbersten das regiment haben: hůrenjäger, Curtisanen, vnd[Rand: 30. Wer zu / Rom regiere.] wůcherer.

Ernh. Ja bey Christo. Dann allein die haben wir zů Rom in eren gesehen.

Hutt. Ist aber nit ein stat, die von solichen leüten besetzt, geschickt zů einem haupt der kirchen?

Ernh. Als mich bedunckt, ser vnbequäm.

Hutt. Wie lebt man dann in einer stat, darinnen die leüt drey ding vngern[Rand: 31. Was man zu / Rom ungern / thut.] thůn: Glauben halten, Lieb vnnd dienst thůn, vnnd von dem weg weychen?

Ernh. Solliche sitten sein der Christlichen vnschuldt vnd sanftmütigkeyt doch gar entgegen. Dann so die am meysten an dem gelegen ist, was einer jm selbs widerfaren wölt, dasselbig einem andern thůn, seind die Römer so gar einer andern meynung, daz sye auch vom weg weychen für beschwerlichen achten. Aber glauben halten, miltiglich, freüntlich, vnd dinstlich geberen, seindt grössere vnd götlichere tugent, dann das die zu Rom stat haben mögen.

Hutt. Aber die stat, darinnen drey ding, hůren, pfaffen, vnd schreiber, ein müssig gehend, vnd gar zů nichtes nützlich volck, also hauffecht[Rand: 32. Was on / zal zu rom.] seind, das deren kein zal gefunden mag werden, wie mit grossem schaden, der jhenen, von den man diße zů erneren vnd enthalten rupfft vnd raubt, mag die gelitten werden?

[130] Ernh. Bey glauben mit vnlydlichein schaden. Dann das ich anderer geschweyg, sehen wir ytzo was es allein Teütschs land entgilt.

Hutt. Vnd das du nit auß einem oder wenig stucken, wie die Römer gesitt seind erkennest, so spricht Vadiscus: ›Drey ding begeren[Rand: 33. Was iderman /zu Rom begeret.] alle menschen zů Rom, kurtz messen, alt gold, vnd ein wollüstiges leben.‹

Ernh. Darauß ab zů nemen, das sye keiner geystlicheit pflegen, sonder dem geytz vnd müssiggang anhangen.

Hutt. Welchen lastern die gantz statt Rom vnterworffen vnd zůgeignet ist, die on daz vor anderen stetten drey ding allein[Rand: 34. Was Rom / allein hat.] hat, den bapst, alt gebew, vnd geytzigkeit.

Ernh. O welch ein haupt der kirchen haben wir. Meynstu aber auch müglich sein, das wir die oberkeit der kirchen abnemen, von einer statt, die mit so vil gifft verlipt, mit so vil kranckheiten beladen, mit so vil beschwerungen leib vnd sel behafft ist?

Hutt. Es ist aber gůtt, daz solliche[Rand: 35. Was zu Rom / vnd sunst nirgen / gemein.] oberkeit sey an dem ort do drey ding, die man sunst nyergen findt gemeyn sein.

Ernh. Welche die?

Hutt. Leüt auß allen landen, allerley müntz, vnd gemeynschafft allerley sprachen.

Ernh. Besser wär, das pestilentzisch Rom verdürb mit seinen frembden gesten, mit seinen vilen müntzen, vnd mancherley sprachen, dann das es vnsere sitten lenger verletzigen vnd ergeren solt.

Hutt. Den Römern ist aber nutz, das wir Teütschen in bösen sitten leben. Vnd darumb nach dem Rom drey ding feyhentlich hasset,[Rand: 36. Was Rom / feyhentlich / hasset.] Patronen recht, als sye es nennen, freye wal der bischöff vnd prelaten, vnd der teütschen nüchterheit, so ist es doch diesem dritten am aller geferlichsten gramm vnd wider. Würt es auch lenger nit leyden, sonder ehe ein gebot lassen auß gehen darinn trunckenheit gelobt vnd villeicht mit ablas begabt werde,[Rand: Den Ro. wer nit / nutz, das / teutschen / nyechter weren.] [131] vff das nit, wo teütschen nüchter wären, jre bösen stück vnd trügerey desto ehe erkenneten. Dann welche Teütschen wenig trincken, pflegen wider soliche ir vnreyn leben vnd geytzigkeit, freyer dann sye meynen billich sein, zů reden vnd sprechen, ein yder patron (das ist einer der ein lehen gestifft hat) vnd seine erben oder nochkommen, haben dasselbig zů lyhen, vnd sey auch von alter her kommen, daz alle prelaturen söllen durch die wal versehen werden. Dises mag Rom nit leyden.

Ernh. So mögen auch wir hinwider nit leyden Römische gewalt, betrug, vnd schalckheit.

Hutt. So würt aber tzier vnd herrlicheit der Statt Rom vil abgebrochen.

Ernh. Welcher tzier vnd herrlicheit?

Hutt. Welcher? Als ob solicher scheyn nit bekant wär. Dann erstlich seindt es diße drey, die yederman zů Rom vor augen hat, vnd[Rand: 37. Was yedermann / zu Rom / begegnet.] einem yeden wo er geht begegnen: reytende, brieffträger, vnd gebenedeyung.

Ernh. Die seind also gestalt, das ich ir keynen nutz weissz.

Hutt. Dar noch diße, die man auch an allen örten zů Rom in gesicht hat: heylige stätt, vnreyne[Rand: 38. Was allenthalben / zu Rom / asichtig.] reyne frawen vnd etliche anzeygung halben alter geschicht vnd händel.

Ernh. Aber ich achte die stätt nit heylig, vff den man sollicher sitten[Rand: 2. mach. 5.] pflegt. Vnd glaub daz wol geschriben stehe, gott erwele nit das volck vmb der statt willen, sonder die statt vmb des volckes willen. Ob dann Christus Rom lieber hette, dann[Rand: Wenn got Rom / vor anderen / stetten lyeb / hette.] einige statt in Teütsch land, oder auch in dem letsten Ißlandt, fürwar so würde er es ye von sollichen vngeberden, schanden, übeltaten, vnd vnchristlichem leben, reyn behalten. Vnd als dann würde er es yetzo mit einem donnerschlag gar außbrennen.

Hutt. Vnd darinnen sollichen lust, vnd geschmuck?

[132] Ernh. Ja, vnd alle prothonotarien, schreiber, pfaffen, copisten, pedellen,[Rand: Nota das Römisch /gesynd.] außkerer, schwäntzträger, bischöff, altarthiner, wücherer, rüffianer, vnd den selbigen hauffen der auch der gantzen Christenheit beschwerlich ist.

Hutt. Du bist gantz gestrenglich vff Vadiscus meynung. Daz wir aber wider auff zyer der statt Rom kommen, seindt drey ding zů[Rand: 39. Was man zu /Rom kostlichen / kleydet.] Rom, die man kostlich kleyden můssz: pfaffen, maulesel, vnd gemeyne frawen.

Ernh. Lassz sye sich kleyden vnd zyeren. So lang daz vnsälich Teütschland in seiner torheit bleybt, haben sye genůg, dauon sye sollichen pracht füren. Würt es aber ein mal auff wachen, vnd seinen schmertzen fůlen, so werden sye darnach kerglicher leben müssen, weniger hoffgesindt haben, vnd noch dem jre zynß gemindert, werden sye von den vergülten eseln steygen, vnd zů fůß gehen. Darnach würstu nit mer die Cardinäl in scharlach gekleydt sehen, mit hoffgesind als künig haben solten, ausspatzieren. Als dann werden auch[Rand: Rat zu einer / grossen besserung.] weniger müssigenger sein, weniger betrug, vnd boßheit, aber vil mer heyligs lebens, ersamkeit, andächtiger gebet, vnd sye werden wol durchwachen vnd vasten, mager von leib werden, aber durch nüchterheit, vnd mäßlich leben, gesundt, auch durch vnschultt vnd gůt gewissen, an jren gemüten zůnemen. Vnd werden sye schon jres reychtůmbs vnd weltlicher überflüssigkeit berümbt, so würt jn doch dargegen an eren vnd[Rand: Priesterliche / eeren und / würde.] priesterlihen würden zůgehen. vnd man würt sye sehen in herrlihkeit, irem stand gebürlich vnd gemäß. Wölt got ich möcht den tag erleben das ich solt sehen, angezeygte ergernuß abgethan, vnd yetzbenente tugent, bey dem haupt der kirchen (in welcher statt daz auch sein würde) gehalten [133] werden. Fürwar soliche bischöff müsten mir behagen, nit (als der poet sagt) die,


Am leib bekleydt mit reynem wat,
Das man mit purpur gmalet hatt.
[Rand: Weych wybische / bischoff.]
Im hertzen träg, vnd faulheit vol,
Doch dantzen springen thůt jnn wol.

Hutt. Aber nit allein seind sye weych, weybisch, vnd wollüstig, sonder auch betrüglich, vnd vff das ausserlichst diebisch vnd räubisch.[Rand: Betrüglich, / diebische vnd / reüberisch.] haben so grosse begir anderen leüten daz jr zů nemen, vnd sye zů plondern, daz sye der geytz verkeret, vnd gantz widersinnigs leben heist. Als die von den geschriben:


Zů newen raub stets haben můt,
Vnd leben von geraubtem gůt.

Ernh. Das gröst übel aber, das ich an jnen befind, ist, das sye alles so sye[Rand: Vff dje heylig / kirchen rauben.] mit rauben, betryegen, vnd schinden erwerben, der kirchen vnd gottes dienst wöllen zůbringen gesehen werden. Vnd wo jn ymants etwa ein wenig von dannen nimpt, den schreyen sye auß für einen kirchen diep, sprechen, er hab ein gottes hauß beraubt, vnd halten inn für einen feind gottes. vnd[Rand: Wie disze reuber / got auch beut mitgeben.] also rauben allein sye on sünd. Ja sye wöllen noch vmb ire übelthat belonung von gott haben, vnd achte daz sye eben sprechen als die reüber von den Virgilius schribt:


Wir fyellen es mit woffen an,
Die gött vnß batten bey zůstan,
Drurnb söltens auch beüt mit vns han.

Hutt. Sye nemen vns doch nit mit woffen.

Ernh. Pley ist auch woffen, weissz keyn vnterscheid, ob Teütsch land mit[Rand: Wir werden mitt /pleyen waffen / geschlagen.] eysen, pley, oder anderm metall überwonden werde, dann das sich zů schämen ist, vns die auch gegen stahel vnd [134] eysen, vnüberwindtlich bleiben solten, mit pleyenen schwerten gezwungen werden.

Hutt. Was verbeüt aber bulla Cene[Rand: Ein Bull die man am / gryenen / dornstag zu Rom / liszt.] domini alda?

Ernh. Alles das ein bull mag.

Hutt. Man förcht aber die selbigen mer dann jchtes anders?

Ernh. Was ist es nun mer? Man weissz das vff iren reychtumb, den sye also erworben haben, etzliche hoffnung, etzliche forcht haben, vnd das sye die gantzen Christenheit, doch zů vor an teütsch land mit einer falschen beferbung vnd jrem gespenst betöret vnd geäffet vnter jnn halten. Das sye auch vnsere[Rand: Wie unsere / Fursten auch / betöret seint.] fürsten nahet zů einer lauteren vnsinnikeit bracht haben, also, das wenn sye den jre geweyhete rosen, schwerter, vnd hüt, zůschicken, hilff gott wie grossen danck verthinen sye domit, welche schenck vnd gegennutz entpfahen sye hinwider. Die bäpstlichen botten aber, die sollliche gaben herbringen, wie mit grossem gepräng, vnd eren můssz man die tractieren. Du hast wol nechst ein legätlin gesehen ein rosen in Sachsen füren. Das selbig närlin wolt die nit überantworten, es[Rand: Von einem Römischen / legätlin.] hielt dann ein fürstlicher bischöff messz darzů. Also můssz man bäpstlich göcklerey, vnd den Römischen aberglauben, in einer pomp, vnd erlichem gebreng außlegen. Doch wär es gering zů achten, wenn sollichs allein hye aussen geschäch, vnd man nit noch dar zů mit grossem kosten vnd tzerung geyn Rom züg, dem Bapst seine füß aldo zů küssen, vnd ich weissz nit was zů holen.

Hutt. Auch ich weissz nit was, anders dann oben angezeygte ding, von Rom mit jnen bringen, die dahin ziehen. Eygentlich sagt[Rand: Was die fyeszlecker / uon Rom / bringen.] Vadiscus, drey ding sein verbotten, die yemer auß Rom zů tragen, vnd wär doch sollichs zů verbieten nit von nöten gewest. Das erst: heyligthumb, das man[Rand: 40. Was nyemant / darf us Rom / tragen.] (vmb zweyfels willen, den yederman an der Römer glauben hat) fürwar nit [135] weissz, ob das darfür sye es außgeben vnd weisen, sey oder nit. Das ander: grosse stein, die on das nymant bald von dannen tragen würd. Das drit: andacht, die doch gantz kein in Rom ist.

Ernh. Offenlich ist keine aldo. Aber heymlich, möcht man noch bey etzlichen frommen gotförchtigen fräulin andacht finden. Die[Rand: Andacht / zu Rom.] Romanisten aber, zweyfel ich gantzlich, ob vnder hunderten einer mög erfunden werden, der nit mer dann mittelmässig recht glaube.

Hutt. Da hin hab ich gewolt. ›Drey ding‹, spricht Vadiscus, ›glauben gantz wenig leüt zů Rom: vnsterblicheit der selen, gemeynschafft[Rand: 41. Was wenig / in Rom glauben.] der heyligen, vnd peyn der hellen.‹

Ernh. Daz hat er mich schon überredt. Dann ich halt es gantz darfür, wo sye glaubten die sel vnsterblich sein, es würden ir ye ettliche ire seelen mit tugenden zyeren, vnd den zů gůt leben. Aber sye hangen also fleißigklichen wollüsten des leibs an, daz sye die seel in allerley weg beschwären vnnd überladen. Halten sye dann etzwas von gemeynschafft der heyligen, begereten[Rand: Gemeynschafft / der heyligen.] sye on zweyfel der selbigen teylhafftig zůsein. Aber peyn der hellen, oder des fegfewers, wer da von ein wörtlin sagt, [Rand: Peyn der hellen.] vnter den dapferen Römern, des red halten sye für ein alt weyber gespräch.

Hutt. Yedoch nichs destor weniger nemen sye sich einer andacht, vnd gůtes glaubens an, die sye dann äusserlich fürgeben, vnd wissen gar Christlich daruon zů reden. Der halben spricht Vadiscus: ›Drey ding, wiewol[Rand: 42. Was man sich / falschlich zu Rom /beryembt.] in Rom nit sein, berümbt man sich, der doch mer aldo, dann an einigen ort: Andacht, glaub, vnd vnschuld.‹

Ernh. Fürwar seind die in Rom nit. Aber ire berümung scheynt gleich sein dem wunder, daz Virgilius beschreibt:


Erst ists ein menschlich angesicht,
Schön wie ein jungfraw zů gericht,
Biß auff ir scham. dann gleycht es sich
Eim grossen fisch erschrockenlich.

[136] Hutt. Widerumb seind auch drey ding fürderlich zů Rom vnd werden doch selten vnd wenig gesehen: Alt golt (dann die Curtisanen,[Rand: 43. Was gewiss /zu Rom, und / doch selten / gesehen wyrt.] pfaffen, vnd wůcherer halten daz selbig hinter jn) Der bapst (dann vff daz der auß seltzamkeit, dem gemeynen volck eerlicher erscheine, thůt er sich selten auß) schöne frawen (dann wer die hat, verschleüst sye, vmb grosser freyheit des ebruchs willen).

Ernh. Die weyl Vadiscus alle ding zů Rom dreyfältig macht, so sag mir,[Rand: 44. Was am / teuresten zu / Rom sey.] welche ding seindt am teüresten zů Rom?

Hutt. Drey, daz seint officia, gerechtigkeit, vnd ware freüntschafft, vmb seltzamkeit willen. Dann nahet ist der selig zůachten, dem diße ding zů Rom gebüren.

Ernh. Ich glaub es gantz, vnder so bößen leüten, so verkerten sitten. Wiewol sye lyederlich freüntschafft einander entbyeten, vnd wissen die selbigen vast schynbarlich dar zů geben. Dann[Rand: Falsche früntschaft / der Rö.] wer begegnet vns zů Rom von bekanten, der vns nit mit armen vmbfieng vnd küsset? Aber sye küssen offt zů Rom einen mit dem mundt, von dem sye doch mit hertzen gantz gefrembd seint.

Hutt. Dreyerley (meynt Vadiscus)[Rand: Was man zu / Rom küsset.] küssen die leüt zů Rom: händ, altar, vnd backen.

Ernh. Wie? küssen sye dann nit mer füssz?

Hutt. Ja dem babst, vnd wenig, die etwan von grossem stand oder[Rand: Des bapstes / füss küssen.] wesen, vnd wem der aller heyligst wol will.

Ernh. Als ich syh, seint offt drey ding zů Rom die bößlichen geschehen, oder mißgläublich gehalten werden. Hat aber Vadiscus nit yergent auch etwas gůts zů Rom funden?

Hutt. So wenig, daz er kein gedritts darauß hat machen können. wiewol er mich ein mol in wartung bracht, daz ich etwaz gůts von jm hören würd, do er sprach: ›Drey seind [137] werck der barmhertzigkeit zu Rom.‹ dann ich meynt gäntzlich er würd von heyligen dingen sagen.

Ernh. Was sagt er aber?

Hutt. ›Werck der barmhertzigkeit[Rand: 46. Werck der / barmhertzigkeit / zu rom.] seint zů Rom: die zynß der reichen klöster vnd äbteyen den Cardinälen in commenden, thůmherren pfrůnden, vnd alle feyßte lehen, wo die auch seind, dem bapst (daz er die zůuerleyhen hab) zůstellen, vnd die gemüt christlicher menschen, so durch vnussprechlichen mißglauben vnd zäuberische gespenst in verzweyflung kommen seind, mit artzhey des ablaß vnd bäpstlicher gnaden wider erquicken.‹

Ernh. Ich syh kein werck der barmhertzigkeit. Geytz vnd vnußwüschlichen trug syh ich.

Hutt. Auch ich.

Ernh. Warumb lässt sich nun die welt so lang blenden vnd verzauberen? Oder was ist die verhinderung, daz man die nit vmbkeret, die alle ding verkeren? Vnd ist ye zů erbarmen, daz wir überredt sein sollen, vns gebür nit, vff daz dem gantzen leib desto bassz sey, das süchtig haubt hinweg zůthůn.

Hutt. Fürwar dem Bapst mögen wir ye nit absetzen, ob schon die gantz welt sich das vß[Rand: Den bapst sol / man nit mögen / absetzen.] vilen vrsachen vndersteen wolt, vmb fürchsichtigkeit willen der decret, damit sye sich verwart, vnd des geystlichen[Rand: Das geystlich / recht.] rechtens, damit sye alle anfechtung, auch das Concilium überstreiten.

Ernh. Welch ein armselig wesen Christlicher gemeyn, die glaubt, man dörff wider so vil grosser vngebür, vnd übelthaten, nichts versüchen, nichts vndersten. Ich hoff aber, vnser seligmacher Christus, soll noch den leüten einen andern rat jngeben. namlich, daz sye erstlich die selbigen Decret, darnoch deren stiffter vnd dychter, als seint Copisten, vnnd Notarien, fürsten der Römischen kirchen, von grund an vmbkeren vnnd außreüten.[Rand: Was keyser / Constantinus den / bäpsten geben.]

Hutt. Das sye auch hinweg nemen, was jn Constantinus geben hat?

Ernh. Was hat er jn geben?

[138] Hutt. Erstlich hoff diener, trabanten, pferd, kronen von reynem lauterem gold, schöne deck vnd zeüg vff ire pferd, wägen,. ritter gürt, purpur, gulden stuck, haubttzyerung, gefächlete infulen, vnd andere der gleichen. Darnoch fürstenthůmb, stätt, vnd das gantz Reich.

Ernh. Daz ist ein alte fabel, vnd mir nit glaublich. Hyerumb sprich ich also, seint soliche ding zů Rom, vnd in der Romanisten gewalt, so sol man sye mit jn, vnd alles das sye haben vmbkeren.[Rand: Rom reformieren.] den Bapst aber mit seinen Cardinälen, in ein ordnung bringen, zů der alten bischöflichen mässigkeit vnd vnschuld, oder (als man spricht) an sein alte kryppen weißen.

Hutt. Sye förchten sich noch nit vast, vnd haben ein trötzigs vertrawen.

Ernh. Wie daz?

Hutt. Vmb daz man drey ding zů[Rand: 47. Was man zu / Rom für gewiss / haltet.] Rom für gewissz hatt, der Römer macht, der Walhen trug, vnd der Teütschen vntůglicheit.

Ernh. Verlassen sye sich darauff?

Hutt. Darauff, vnd meynen sich derhalben sicher sein.

Ernh. Der Römer macht haltt man vorauß gestorben vnd vergangen, so gar, daz auch ein sprichwort, so etwan vff die Milesier geredet, yetzo auff die Römer gezogen würt. das ist: ›ETWAN WAREN ROMER‹.

Hutt. Sye haben aber ein andere meynung, vnd zyehen die zyer des Römischen namens, auch das lob der alten, als einen erbteyl an sich. Vnd allein der namm Römischer maiestat tröstet sye.

Ernh. Wie übel werden beschirmet sein, die ire zůflucht vff nammen haben. Aber list der alten[Rand: List der / Italianer.] ist wol etzwas. Dann offt haben sye vnser grosse her mit betrug verfüret.[Rand: Teutschen / vntüglich.] So hoff ich nit, das wir Teütschen alwegen vntüglich sein werden.

Hutt. Aber sye hoffen es. Sunst würden sye vnsere macht förchten.

Ernh. Sye söllen die nit förchten, sonder fülen, in einer grossen klag der gantzen weit über sye.

[139] Hutt. Weystu was die Christenheit yetzo billich von dem Römischen regiment klagen solt, wenn sye weyß wär?

Ernh. Ich weissz wol vil beschwerlicher ding, glaub aber der gedritten meister Vadiscus, hab die vff ein sonderliche art zůsamen gereymet. Sag was?

Hutt. Zů forderst drey ding: Erstlich, daz die aller boßhafftigst sect der Florentiner yetzo Rom regiert. Darnoch, daz den bapst[Rand: 48. Was yetz von /Rom zu klagen.] sein schmeychler für einen gott außgeben. Zům dritten, das sich der bapst all zů grosses gewalts annimpt, in gnaden des ablas, vnd straff des banns.

Ernh. Vast lob ich Vadiscus scharpff sinnigkeit, mir gefelt auch dein fleiß, vnd einig verwonder ich mich über dein gedächtnuß. Sag mir aber, der alle ding zů Rom dreyfältig macht, gibt er[Rand: 49. Drey schwertt / des bapsts.] auch dem bapst drey schwert zů? Dann er hat sich bitzhär nit mer dann zweyer, des geystlichen, vnd des weltlichen berümpt?

Hutt. Nun mer hat er drey kronen. Dann jm ist das dritt auch worden. damit der selbig hyrt, vnnd gotts vicarius, seine härt scheren möge. vnd ob die schoff etwan reüdig wären, vff das nit eins das ander verunreynige, den gebrechen abhawbe.

Ernh. Thůt er das dann nit mit einer scheren, wie andere hirten?

Hutt. Er thůt es mit dem schwert, zů einem schrecken. Sunst wölten sich die schaff nit scheren lassen. Auch so můssz er zeyten eins ertödten, das kan er bassz mit dem schwert thůn?

Ernh. O schwert, hirt, scheren, vnd abschneyden. Wie gar nit kompt dißes wesen mit Christo überein, der hatt seinen Aposteln verlassen,[Rand: Ein swert hat / Christus seinen / iüngeren / verlassen.] das schwert des heyligen geystes, das ist, daz wort gottes. Hyerumb müsse er mit dem schwert geschlagen werden, der domit schlecht, das geb Christus. Aber ich, vnter so vilen gedritten, vff Rom zůsamen gereümpt, wünsche dem vnreynen hauffen, als einer ergerung gantzer welt,[Rand: 50. Drey übel.] [140] vnd gemeyner vergifftung, auch dreyerley übel: pestelentz, hunger, vnd krieg. Dißes sey mein gedritt.

Hutt. On das ist Rom dreyerleyen kranckheitten vnterworffen (als Vadiscus[Rand: 51. Kranckheiten / zu Rom.] sagt) dem feber, dem armůt, vnd dem trug.

Ernh. Wol seindt das kranckheiten, die zů Rom vast haußen. Vnd fürwar lagen wir zwen am armůt, schwerlich kranck, auch ein mal oder zwey am feber. Aber am trug, haben wir etliche vnserer geselschafft mit grossem schmertzen verderben gesehen.

Hutt. Noch sagt er von dreyen[Rand: 52. Römische / übel.] übelen, die Rom hab: teüre zerung, meyneydigkeit, vnd bösen lufft.

Ernh. So der bapst leichtlich alle ding verbannen kan, vnd hat gewalt über hymel vnd erden, warumb treibt[Rand: Bäpstlich / bannen.] er nit solliche übel auß seiner stat, vnd nimpt hinweg die gemeyne verletzung vnd kranckheiten? Oder wie gedarff er sich eines gewalts über die selen berümen, der solliche noch nit über die körper bewisen hatt?

Hutt. Ich achte, könt er eines, so könt er auch das ander. Darauff schimpfet Vadiscus gar höfflich, sprach: ›Rom verbannet drey ding[Rand: 53. Was Rom von / jm verbannet.] von jm: Armůt, regiment der anfänglichen kirchen, vnd verkündung der warheit.‹

Ernh. Ich glaub, es wölt daz noch mer alle andacht vnd gottes forcht, all redlicheit, vnd erberkeit, mit sampt was Christus gelert hat, von jm außgeschlossen sein, vff daz es desto freyer in allen sünden vnd schanden regiren möcht.

Hutt. Wir seindt aber nun vast weit in die nacht kommen, vnd achte wol dein haußfraw wart deiner do heymet, des gleichen auch Stromer meiner. dann er meynet sich allein am hoff sein,[Rand: Doc. Heinrich /Stromer.] wenn ich nit bey jm bin. Wie wol ich auch nit weniger begir zů jm hab, als einem gesellen, dem ich vnter allen, so hye seindt, am frölichsten beywone. hyerumb gehe heym, so du auch von den gedritten[141] ersöttiget bist, vnd hast einen bewegten zornnigen magen über Rom bekommen, so vast, daz ich glaub du werdest noch do heymet, von solicher roheit etzliche grollen faren lassen. ich hab dißen tag verloren.

Ernh. Verloren? Ach wie gern wolte ich, das du vil tag der massen verlürest. Aber mein haußfrauwe hab ich alle zeyt, dich mag ich kaum selten gebrauchen. Wir wöllen diße nacht alhye beyeinander bleiben, vnd die boßhafftigen gedritt der Romanisten beschlaffen.

Hutt. Das mir din weyb morgen (wo ich dich über nacht alhye behielt, vnd[Rand: Frawen erzürnen.] ir also abzug) die augen außkrätzet?

Ernh. Daz würt sye mit nichten thůn, ja mer sye würt nit ein wörtlin sagen.

Hutt. Ich kenn der frauwen art wol. Villicht wölt sye dencken, ich hätte dich yrget zů einer brasserey vnnd vff die bůlschafft gefürt. Ich will dich nit haben. Gehen wir hin, du zů deiner haußfrawen, ich geyn hoff zů Stromern, der noch frey, vnnd frewlichem verdacht vnvnterworffen ist. Geen wir?

Ernh. Weystu dann kein gedritt mer?

Hutt. Es seindt noch etzliche vnachtbar, die mag ich nit vertzelen.

Ernh. Aber ich mag sye wol hören, wie vnachtbar sye auch sein.

Hutt. Vnterwegen wil ich dir sye sagen. Drey seindt der Römischen[Rand: 54. Der Römer / werckgezeüg.] geyzigkeit instrument oder werckgezeüg: Wachs, pergamen, vnd pley.

Ernh. Recht.

Hutt. Vnd drey ding seind in grosser verachtung zů Rom: armůt, gotts[Rand: 55. Was zu Rom / ueracht ist.] forcht, vnd gerechtikeit.

Ernh. Erbärmlich.

Hutt. So kan man drey ding so meisterlich an keinem ort, als zů Rom[Rand: 56. Was Rom am / basten kan.] üben: schlemmen, glauben brechen, vnd in mancherley gestalt vnkeüscheit treiben.

[142] Ernh. Hettestu diße drey außgelassen, man möcht sprechen du hettest nichtes von Vadisco gelernet. Dann dißes seindt die drey gifft, damitt Rom erstlich andere nation, yetzo auch Teütsch land, als mit einem pestilentzischen anblaß vnartzneylich verlipt hatt. Dises ist der brunn viler grossen übel, darauß diße vnsere kranckheit quellen, diße verunreynigung flyessen. Vnd kurtz dauon zů reden, daz ist gantz Rom, ein teyl aller schanden vnd laster, ein gesamlette pfütz aller vnreynikeit,[Rand: Roma.] ein vnusschöpflicher pful aller sünden vnd übeltaten, welche zů vorwüsten, solt man nit auß allen landen, als zů vßreütung einer gemeyner verdörbnüß zůsamen lauffen? Solt man nit mit pferden, vnd segeln eylen? Mit eysen vnd feüer zů fallen? Wir sehen sye im Teütschen land, von[Rand: Romanisten und / Curtisanen in /teütsch land.]den ein gerůcht geht, sye haben mit schandtlichē lästerlichem dienst ire pfrůnden zů Rom erworben. Wir sehen auch die Curtisanen hye handelen, das vor vnserer nation vnbekandt, vnd man nit gemeynt hette, das teütsch sitten solliche laster möchten yemer annemen. Wir sehen auch den aplas (der anders[Rand: Aplas.] nichts ist, dann nachlassung gůtter wercken) dißes schaffen, das yetzo vil meynen, jnn sey bößlich zů leben erlaubt. O Rom du bist das gemeyn schawhauß der gantzen[Rand: Rom ein schauhuss / der christenheit.] Christenheit, darinnen was gesehen würt, meynet man sey recht vnd billich. Du bist die weyt rüchtig scheüer der welt, darein man fürt vnd zůsamen [Rand: Rom ein scheür / der welt.] tregt, was man von yederman geraubt vnd genomen hat, darinen mitten sitzt der vnersättlich geytzworm, der vil[Rand: Der Römisch / geytzworm.] verschlindt, vnd stets einen grossen hauffen gůtter frücht vertzeret. Vmbgeben von seinen mitfressern, die vns erstlich vnser blůt außgesogen, darnach vom fleysch gefressen, biß sye vns yetzo (ach Christ herr) an das marck [143] kommen, zerbrechen vns die innerlichsten beyn, vnd was noch überig ist wöllen sye auch verzeren. Sůchen hie Teütschen nitt woffen harfür? Gehen sye die nit mit eysen vnd flammen an? Das[Rand: Ein beuegliche / klag.] seindt reüber dißer nation, die vergangener zeyt vnd etwan, allein auß anreytzung irer begir, yetzo aber mit künheit vnd grimm, berupfen vnd berauben, ein volck der welt regirer, sauffen auß den schweyß vnd blůt der armen Teütschen, erfüllen iren geytzigen hunger, erhalten ir vnreyn leben mitt dem yngeweyd vnsers armůts. Den geben wir gelt. Die halten pferde, hund, maulesel, vnd (pfuch der schanden) ire weyber vnd ander, mit vnserem kosten. Die steüren irer boßheit mit vnserm gelt schaffen jnn ein gůttes leben, kleyden sich mit purpur, bawen hewser von lauterem märmelstein. Die, so sye solten der geistlicheit[Rand: Wie der geystlicheit / würt / uorgestanden.] vorsten, vorseümen sye die nit allein (das doch übel genůg von jnn gethan wäre) sonder auch verachten vnd verschmähen sye, ja mer schwechen, beflecken, vnd schenden sye die. Vnd die selbigen pflagen erstlich, domit sye gelt von vns melcketen, vns mit lügen, tichten, vnd triegen, als mit einem vögelleym verwenen vnd näschafft machen. Nun aber berupffen vnd berauben sye vns, mit trewung, gewalt, vnd übermacht,


Als reyssend wölff ins nebels dampf,

[Rand: Verglychung / Römischer / rauberey.]
Die grosser hunger treybt inn kampff.
Vnd das sye iren welfen speyß,
Heym bringen mögen, thůnd sye fleyß.
Do schewens keiner that nach far.
Vom grimm sye seindt erblindet gar.

Den müssen wir liebkoßen vnd hofiren, dörffen sye nit etwan stechen oder zucken, ja auch nit bewegen oder anrüren. Ey wöllen wir nit weyß werden, vnd vnsere schand [144] erkennen, vnsern gemeynen schaden[Rand: Kläglich.] rechen? Etwan haben wir das vß achtung der geystlicheit, vnd eer gottes vnterlassen, yetzo nun zwinget vnd treibt vns die not.

Hutt. Ich schick deiner f rawen einen zornigen man heym.

Ernh. Solt ich nit zürnen? Oder wer ist so gedultig, den diße ding nit bewegen?

Hutt. Du würst dich aber dannoch lassen milteren?

Ernh. Mich wondert daz du in einer so ernstlichen sach schimpfen magst.

Hutt. Würt es ye darzů kommen, das man mit der handt an die sachen wil, du solt mich nit mehr schimpfen sehen.

Ernh. Vnd wilt dich mit sollicher grammschafft, als ettwan wider den Schwäbischen Tyrannen, richten?

Hutt. Mit vil grösserer. Dann daz selbig was ein eygene, heymliche, vnd nur mein vnd meiner gesipschafft sach. Diße aber ist gemeyn, vnd des vatterlands.

Ernh. Weystu dann gar kein gedritt mer, daz wir sye vollend verschlinden?

Hutt. Ich hab noch die hefen von[Rand: 57. Was in / grosser mennig / zu rom.] den gedriten. Drey ding sind in grosser menyg zů Rom: Mulesel, Bullen, vnd procuration.

Ernh. Warlich.

Hutt. Vnd drey tragen manicherley farben: knecht, 58 weyber, vnnd münich. Es haben auch drey ding traßen zů Rom: pferdzäüm, männer gürtel, vnd der Curtisanen 59 däschen. Do hastu es alles, daz ich auß Vadiscus red, in gedechtnüß hab behalten mögen.

Ernh. Also haben wir dißen verdrieß mit der hefen (als man spricht) außgetruncken.

Hutt. Darzů hastu mich gezwungen.

Ernh. Dir sol nymmer sollich ding zůthůn beschwerlich sein. So darff ich auch wol einen freünd vmb eines sollichen nutzes willen bemühen. Vnd sag dir freüntlichen danck, daz du disen vnlust bey mit auß gespyhen hast.

Hutt. Hyerumb biß gesegnet.

Ernh. Vnnd auch du. Aber hör was wiltu daz ich den Curtisanen diße nacht wünsche?

[145] Hutt. Was anders, dann daz sye die pfrunden yemerhin begeren, vnd[Rand: 60. Ein wunsch / den Curtisanen.] doch nit erlangen, bitten, vnd doch nit erwerben, sůchen, vnd doch nit finden, vnd das sye in solcher begir, sorg vnd fleiß sich selbs armsäliglichen fressen vnd verzeren.

Ernh. Vnd sol meiner haußfrawen solichs vorsagen, das sye es auch mit mir wünsche?

Hutt. Wie dir gelyebt.


Zu dem leßer von dißer Römischen dreyfaltigkeit.


Hye syhst du leßer, wie drey ding
die niemant achten soll gering,
von Rom auß äffen land vnd leüt,
vnd schmähen Gott, als ist bedeüt.
Hy syhst du, wie sanct Peter auß
[Rand: Petrus.]
getriben ist, vnd haltt nun hauß
zů Rom der ketzer Symon gnandt,
[Rand: Symon.]
der alles hatt in seiner handt.
Hye syhst du wie man schimpff vnd spott
mit Christo treibt, dem waren gott.
Wie man des Bapstes dieberey
[Rand: Bäpstlich / dieberey.]
die er dann trotzlich übt vnd frey,
ein heylig weßen nennen můssz,
vnd gibt jm darumb seinen grůssz.
Hye sychst du wie die welt verblendt,
[Rand: Die welt / uerblendt.]
all erberkeit zů bösem gwendt,
Wie Rom thůt lyegen mer vnd mer,
vnd heisszt das nennen göttlich ler.
Hye syhst du wer Teütsch land beraubt,
[Rand: Teutsches lands / beraubeng.]
vnd stäts von vns den pfennig klaubt.
Hye syhst du mit was kunst vnd list
die welt bitzhär betrogen ist,
[146]
Wie vnterm schein der geystlicheit
sye hond getriben üppigkeit,
vnd haben vns ir fallen gstellt,
darinn sye manchen frommen gfellt.
Hye syhst du das in keiner statt
[Rand: Glaub der / Römer.]
geringer glaub sich finden lat,
dann yetzt zů Rom, das man wol kennt,
vnd doch ein haubt der Kirchen nennt.
Hye syhst du wie manch heylig gsätz
[Rand: Göttliche gesätz / und bäpstliche / stifftung.]
můssz weychen hjn des Bapstes gschwätz.
Die doch gericht all vff betrug,
der werden gschriben mer dann gnůg.
Hye syhst du wie man handlet gott,
[Rand: Gottes schmach.]
der můssz offt leiden zwangk vnd nott,
das nur der Bapst treib seinen gwin.
Drumb auch er schickt den himel hin,
[Rand: Des himels / kauff.]
verkaufft den vmb der armen gelt.
Drumb würt all redlicheit zerfellt.
Dann wer dem Bapst den pfennig gibt,
[Rand: Ergernusz / uon Rom.]
der mag für leben wie jm glibt,
darff halten nitt gelübd, noch eydt,
nit glauben, bündtnuß. ist gott leydt.
des namm do in verspottung gat,
[Rand: Gottes namm.]
da durch ein yeder gschworen hat,
Dann wil man, das sprech yederman,
nit gschehen sey, das ist gethan,
Der Bapst all ding durchein vermengt,
[Rand: Verursachung / zum übel.]
Sünd, laster schand vmbs geldt verhengt.
[147]
Vnd das die summ ich red daruon,
die Bullen so von Rom här gon,
[Rand: Bullen.]
verkeren sitten weyt vnd breyt,
dardurch würt bößer som gespreyt.
Dieweyl es nun ist so gestalt,
[Rand: Ratgebung.]
so ist von nöten mit gewalt,
den sachen bringen hilff vnd rat,
Herwider an der lugen stat
[Rand: Göttliche / warheit.]
die göttlich warheit füren ein,
die hat gelitten schmach vnd pein,
Den falschen Symon treiben auß,
[Rand: Symon. ]
daz halt sanct Peter wider hauß.
[Rand: Petrus.]

Ich habs gewagt.
Trias Romana.
Drei ding findt man zu Rhom,
wye das buchlein zeygeth an.
Wiltu etwas newes haben,
Laß diß büchlein nit vorüber draben,
Auff das du lernest, wye es zů Rhom zů gehet,
Vnd auch itzundt leyder in der geistlickeit stehet.
Von dreyen dingen wirt es genandt,
Wye offenbar wirdt werden alzuhandt.
Argumentum et Prologus.
Drey ding zeygen in dißem bůchleyn an,
Was die Rhömer vill gutter tugent han.
Rhom will diß bůchleyn preysen,
Nach dem seyn bůchstaben außweysen:
Reuberey, hůrey zu Rhom am grösten ist,
Oberkeyt an recht, darzů mit argem list,
Mißhandelung aller stend ist zu Rhom keyn sünde.
Ach gott, wers nit, fürwar es besser in der welt stunde.
[148] Scena.

Drey ding halten Rhom in wirden, heyltumb, Pabst, vnd ablaß.

Drey ding seyn kostlich gehalten zu rhom, frawen, roß, vnd brieue.

Drey ding seynd wolfeyl zu Rhom, fiber, pestilentz, vnd arme leüt.

Drey ding bringt man gewönlich von Rhom, böße gewissen, bößen magen, leren seckell.

Drey ding seyn noth zu rhom solicitanti, vil geldes, vil vorschrifft, vil lügen.

Drey ding findt man zu rhom in allen gassen, heylige stete, zurprochen seulen, vnd putanas.

Drey ding hatt rhom am meysten, alte türm, vorgifftig würm, schendliche kirchen.

Drey ding seyndt zů rhom nicht seltzam, tewrung, bößer lufft, vnd vntrew.

Drey ding bringen eynen idern gen rhom, gewin, wunder, vnd freyheit.

Drey ding seyn im brauch zů rhom, fleischlich wollust, köstlich kleydung, Nymandt achten.

Drey ding seyn im ban zů rhom, fasten, feyren, warheit sagen.

Drey ding seyn vill zů rhom, Eselschluff, tüchen fenster, vnd zurteilte hoßen.

Dreyerley falsche fische gibt man zů rhom, Frosche, Canker, vnd Scorpion.

Drey seind wol gecleydet zů rhom, pfaffen, maulesel, vnd meretrices.

Drey ding seind bloß zů rhom, hoßen, wammes, vnd Fides.

Drey ding seyn gemeyn zů rhom, reyten, gittersehen, vnd brieffe tragen.

Drey ding thut das volck zů rhom, meßhören, collacion machen, schalantzen gan.

Drey ding isst die gemeyn zů rhom, menester, zwifeln, vnd knobloch.

Drey ding seyn Closterspeiß zů rhom, salat, pitentzelein, vnd poctie de vin.

Drey ding seyn ganghafftig zů Rhom, allerley volck, allerley müntz, allerley sprach.

[149] Drey sein burger zů rhom, Symon, Judas, populus Gomorre.

Drey tragen mancherley farben zů rhom, Monche, Frawen, vnd Knechte.

Drey schedlicher schleyff hat eyn ider Cardinal, am mantel, am gesinde, am intradt.

Drey ding haben vill gefrenß zů rhom, Manß gurtell, Walen taschen, vnd roßzaume.

Drey ding wil yderman haben zů rhom, kurtze messen, gute müntze, bon tempo.

Drey ding hat rhom vor aller welt, alte gebew, Pabst, vnd geitz.

Drey ding seyn tewr zů rhom, ampter, recht, vnd liebe.

Drey ding küsset man zů rhom, hende, backen, vnd altaria.

Drey ding sicht man selten zů rhom, alt golt, Pabst, vnd humilitatem.

Drey ding seyn one zal zů rhom, kluffe, pfaffen, vnd schreyber.

Drey ding fordern eynen zů rhom, geschencke, gunst, vnd gewalt.

Drey ding thut man nicht gerne zů rhom, bethen, zahlen, vnd weichen am wege.

Drey ding seynd vorpotten zu tragen auß rhom, heiltumb, stein, vnd andacht.

Drey ding leuthen glocken zů rhom, pallast, luchen, vnd Seumröß.

Drey seyndt groß zů rhom, herren, schelck, vnd stein.

Drey ding befestigen rhom, dieffe graben, hoche turm, gantze mauren.

Drey ding tziren rhom, krum gassen, alte fenster, keyn ordnung.

Drey ding glaubet rhom nit fast, der selen vnsterblichkeit, der todten auffersteung, vnd die helle mit den Teuffeln.

Drey ding sein rhom zu wenigk, bischoffs mentel, pabst manat, vnd annaten.

Drey ding hasset rhom, Jus patronatus, frey election, vnd das die Deutzschen noch ein pfennigk haben.

Drey ding seind rhom erschrecklich zů hören, General concilij, reformatio, vnd das die Deutzschen sehen werden.

[150] Drey ding seind rhom leid, der Fürsten einigkeit, des volckes rechter vorstandt, und das yhr buberey wirdt erkandt.

Drey Reuber vber alle reuber seyn zů rhom, pergament, wachs, vnd bley.

Drey ding weren rhom heylsam, des keisers vnd der fůrsten ernst, aller Christen vngedult, vnd des Türcken aller scherffste rutten.

Drey werck der barmhertzigkeit treybet rhom vber auß, reiche Closter vnd commenden vorwustet, alle weltliche lehen vnd stifft vorderbt, vnd mit vnträglichen gesetzen die selen vordammet.

Drey ding seindt kleglich vber rhom, das der Florentzer secke die Christenheit regiren, den Pabst vor eynen kautzen auffsetzen, vnd das die Deutschen glauben das der Durckesch krig eyn ernst sey.

Drey ding sein zů rhom groß sunde, armut, forcht (gottes), frumkeit.

Drey ding helffen den leuthen fort zů rhom, gelt, künheit, vnd hoffart.

Drey ding lernet man zů rhom, nymmer fasten, luxurieren, vngehorsam.

Drey ding sein da mit rhom alles vnder brengt, gewalt etwan, aber itzundt simulata sanctitas, vnd astucia.

Drey sein der anschleg zů rhom gelt zu vber kummen, zuck wider den Turcken, ablaß zu kirchen baw, vnd facultates.

Drey lassen yhn zů rhom nicht eyn reden, Pabst, ablaß, vnd eynes idern nutzlich bößheit.

Drey ding helt man vor warheit zů rhom, der Rhomer heiligkeit, der wallen weyßheit, vnd der teutschen vnwitz.

Drey war seindt da mit man handelt zů rhom, Christus, geistliche lehen, vnd weyber.

Drey ding weren rhom am besten, der gesetze minderung, ambter abgang, vnd gantz vmbkerung.

Drey haben diß geschriben, Ernst, Not, vnd Warheyt.

Drey nutz gibt diß buchlein, erfarung, lere, vnd warnung.

Drey sollen behuten eynen iderman vor Rhom, lernung des vbels, vorletzung der gewissen, vnd vahung bößer Exempell.

[151]
Callipius.
Drey ding wolt ich wünschen Rhom,
Dan ich befurcht es werde empfahen seyn lohn,
Zustorung wye vormalß geschehen ist
Zu zweyen malen, wye ir wol wist,
Von gotthen vnd Sarracen,
Die keyn baw gantz han lassen sthen,
Vnd was vorbrandt der schalck Neron,
Vnd was dye Galli habent thon,
Die nhesten stedt vnd Burger krigk
Zum dickern mal, dauon ich swigk,
Wan wu ichs alles beruren wolt,
Ob syeben mal ich sprechen solt.
Dauon mich nicht groß wunder nympt,
Das Rhom mit stuck im koth vmb schwimbt.
Gott mag es lenger leyden nitt,
Er sthosts zu boden, es hilfft keyn bitt.
Wan boßheit in der gantzen welt werhe
Vnd keme gen Rhom, man hilt es vor erhe.
Drey ding hab ich rhom mussen gůnnen,
Da durch es möcht kummen zu frummen,
Doch mag ich nicht sweygen, ßo ich merck,
Das Symon, Venus, vnd das werck
Der eyteln erh vnd pompen groß
Sich haben gemerth an alle maß,
Des gleichen die reseruation mentall,
Das ist die buberey vber all zu mal,
Do mit man mag die leut betrigen
Vnd in selbst den gewin zufügen.
Heut gibt man waß vnd nimpt das gelt
Morgent reuocirt mans vnd zur welt
Spricht man, es gehe mit vrsach zu,
Gelt zu gewinnen macht es ßo.
Als dann schlag der Teuffell darein,
Het ich meyn gelt, ich ließ es seyn.
Newe fundlein findt man alle zeyt,
Macht iderman des geldes queidt,
Vnd nimpt vber hand alle missetadt.
Zum ersten hört, das ist meyn radt,
[152]
Den Symon müß man mit ruthen auß iagen,
Vnd Venus casteyt die magt mit hungrigem magen,
Erlöst Rhom aus aller nodt,
Dartzu von dem ewigen Todt,
Dartzu die pomp vnter dye füsse herunder legen,
Wy der herr vns hat gegeben
In seynen lerhen manigfalt,
Da er gepredigt von dem gewalt:
Szo möchts alß dan baß bestan;
Sunst (glaub mir) mags nicht an plage abgan:
Der sunde seyn worden vill zu vill,
Rhom, ker widder, du bist vbers zill.

Die Anschawenden

[153] Dialogus oder gesprech bůchlin herrn Vlrichs von Hutten die Anschawenden genant.
Vber das nachfolgend Büchlin zů dem leßer.

All ding der Bapst sich vnterwindt,
so törlich, das offt merckt ein kindt,
sein geben auß gelogen sein,
als ob er meynt der Sonnen schein,
vnd ander ding am himel hoch
zůzyehen vnder bäpstlich joch.
Drumb würt hye angezeygt in schimpff,
daz er der sachen hab kein glimpff,
vnd nimpt sich an das er nit kan,
Als dann kan mercken yederman.
drumb můssz er diße scompen han.

In das nachfolgend Gesprächbüchlin herr Vlrichs vom Hutten, die Anschawenden genant, vorred vnd außlegung.

Nach dem diß nachfolgend büchlin, etzwas mer dann die vorigen, vff poetische art zůgericht, ist zůmercken, daz hye werden eingefürt als vnterredner, Sol, das ist, die Sonn, oder der Sonnen gott. den die heyden[Rand: Sol.] auch Apollinem vnd Phebum nennen. Des sůn ist Phaeton, vnd würt hye den[Rand: Phaëton.] poetischen fabelen noch, für der Sonnen fůrman dar gegeben. Von dißem sagen die poeten, das er ettwo in seiner iugent, als ein vnerfarner fürwitziger iüngling, seinen vatter gebetten hat, jn lassen den Sonnen wagen einen tag auß regieren. Der jm das erlaubt. Dieweyl er aber [154] den wagen vnd die pferd nit zů regieren wisszte, irret er am himel, fůr zů nider, vnd zündet das gantz erdtreich an. Darumb jn Jupiter, als er das ersah, mit dem tonder niderschlůg, vnd in Pad (ist ein wasser in Italien) warff. Da ward er, als etzliche gedicht haben, zů einem schwanen; als aber Lucianus sagt, ist er in der Sonnen reich, von seinem vatter zů einem regierer vnd gubernator gesetzt, vnd nun mer ein vnsterblicher gott worden. Dißes hat alles seinen sonderen verstandt. Aber hye würt Phaeton, der Sonnen fůrman genennt.

Ein sůn der erden würt im sprichwort genennt, einer der von so gar dunckelem[Rand: Der erden sun.] vnd vnbekanntem vrsprung ist, daz er auch seine vatter vnd můter kaum oder gar nit kennet.

Centhauri seind gewesen ein volck in Kryechen landt, so gar rauch, harte vnd[Rand: Centhauri.] vnfreüntlich, daz man, die weyl sye on das gůte reüter gewesen, von jn geschriben, hatt sye auch also gemalet, als seyen sye halb pferd, vnd halb leüt. Vnd noch wenn ein reüter grob, fyehisch vnd vngütig ist, so nennet man jn ein Centhaurum, vnd sein leben Centhaurisch, als dann yetzo vil seindt.

Ettwan seindt vff einer hochtzeit vnd würtschafft in Kryechen land die Centhauri, vnd ein ander volck Lapithe genennt, als sye truncken[Rand: Lapithae.] wurden, zůsamen kommen, vnd haben sich jämerlich vnder einander mit grosser blůt vergiessung geschlagen. Dohär ist ein sprichwort kommen, daz man ein hochtzeit oder würtschafft, daruff leüt vneyns, vnd zů auffrůr kommen, der Centhauren würtschafft oder tzech nennet. Als in Teütsch land vnder den vollen bauren offt geschicht, daz sye ire kyrb zů einer Centhaurischen würtschafft machen.

Leontini seind ein volck in Sicilien, die so gar sich vff prassen vnd würtschafft[Rand: Leontini.] pflegen gelegt, daz man ein sprichwort von jn gemacht: Allweg stecketen Leontini hinder den fleschen.

Ein purgatz von nießwurtz pflegen etwan zu nemen die sich [155] vnuernünfftig oder vnsinnig zů werden[Rand: Ein purgatz von / nyeszwutz.] besorgten, dann die artzney scherpfft die sinn des menschen.

Von der Sonnen, die von oben här allen dingen krafft gibt, kompt gůter vnnd bößer lufft, darnach sye den jngibt. Darumb tichten die poeten, wann pestilentz regier, so schyessz der Sonnen gott Apollo, mit pfeylen herab zů vns, als ertzürnet über das menschlich geschlecht. Darauff würt gezogen, was hyerinn von der pestilentz geredt.

Dialogus oder gesprech bůchlin herrn Vlrichs von Hutten die Anschawenden genant.

Vnterredner: Sol, die Sonn. Phaeton sein sůn. Caietanus, des bapsts legat.

Sol. Seit wir mitten an himel kommen vnd nun gemächer faren mögen, o Phaeton, so wöllen wir, dieweyl sich die pferd wider erholen, etzwas mit einander schwetzen.

Phaeton. Ob es dir gefelt vater, vnd auch, daz wir diße wolcken hinweg thün, vnd die geschäfft der menschen, so gegen mittnacht wonen, anschawen. Dann yetzo lang här haben wir die händel sterblicher menschen gar nichts, wie doch vnser gewonheit was, geacht, vnd stätigs ein menige der wolcken fürgezogen,[Rand: Törliche / geschäfft der / menschen.] daz wir sye desto minder sehen hin vnd wider lauffen, etzliche schiffend, ein teil sich auch mit kryegen vermischen, vnd offt vmb eins nichtigen dings willen, als do einer dem anderen einen vnnützen titel fürwitzigklich entzogen, bald grosse hör außfüren, vnnd sich also vnder einander ertödten.

Sol. Du sagst war, dann ich hatte die ding fürt er mer zů schawen verdryessz, vmb daz ich sehe, sye auch der ding darinnen sye irren, nit geschicklich pflegen. Vnder denen die Italianer, in kryegs sachen doch gantz vnerfaren, also das man kaum[Rand: Italianer.] einen oder zwen, sich recht wäppenen [156] können, findt, die harnesch recht füren, die spieß reüterisch schwingen, ordenung wissen, sich vnder dem fänlin halten, oder zů etzwas das die kryegs ordenung innheldt, vnsträfflich geschickt sein. daz einer (in bedacht der alten Römer) wol sprechen möcht, es were kein Italianer in Italien vnd von dem somen wälsches stammes, bitz vff diße zeyt, nichts überbliben sein; on, das man noch bey den Venedigern ratschlägig leüt findt, vnd[Rand: Venediger.] der eyn Columneser, sich nechst redlich bey Veron gehalten, do er, was jn die[Rand: Marcus Antonius / de columna.] Teütschen gelert, vast schickerlich gebrauchet hat.

Phaeton. Aber ich hab noch weniger von den Teütschen gehalten. Dann mich bedunckt, sye künnen nichtes dann wenn sye trincken vnd voll seint, außrichten. So syh ich ein teyl vngestümigkeit[Rand: Teütschen.] bey jnen, die sye im anhab der sachen mit grosser hitz brauchen, aber darnoch so baldt die hitz erkaltet, werden sye vnnütz. Vnd darumb hinderkam sye der Venedisch haubtman Bartholomeus del Viano, gar wonderlicher[Rand: Bartholomeus / del Viano.] weiß, do er sye tzechend, vnd ein ander zehen oder zwentzig Walhen zůtrincken fand (dann sye meynten die Venediger weren schon geschlagen) vnd also bey vier tausent mann, daz sye sich schandtlich ergeben můsten, bezwang.

Sol. Nach thett er an dem nit recht daz er sye hinden nach, wider zůgesagten glauben, blossz vnd on wör, wie das fyeh zů tod schlůg. Dann er hat jnen gelobt, wo sye ire wör ablegten, wölt er sye sicher von jm lassen, auch vor dem landt volck, das von allen örtern zů drang, bitz in die keyserischen landtschafft geleyten. Do sye sich aber also entblösszt hetten, schlůg er sye zů todt.

Phaeton. Das lassz ich jn verantworten. Warumb triben sye aber schimpff in einer ernstlichen sach, vnd belustigeten sich mit[Rand: Leychtfertigkeit / der Teütschen.] zůtrincken in der feynd land, ehe sye zům hauffen kamen, hetten irer sachen nit acht? Vber das, syh ich sye vil mit einer grossen vngestümigkeit anfahen, vnnd nichts volbringen.

[157] Sol. Solichs ist wol, wie du sagest, ein gebrech an jn. aber nichts desto weniger seind sye in kryegs läuffen weyter dann vff disen tag, kein nation erfaren, vnd mit woffen vnüberwindtlich. Wiewol[Rand: Teütschen / streytbar.] sye zů regieren vngeschickt. Dann sye genüget doran, wann sye andere überfallen, jagen, verwüsten, vmbstossen, berauben, vnd außbrennen.[Rand: Wie teütschen / kryegen.] Darnoch habent sye ein frölichen můt, dencken nit weyter, stätt vnd flecken die sye also gewinnen, zůbehalten. Vnd ist ir will, frembde gebyet bezwingen, seind das auch zůthůn vermüglich, aber zůbehalten vnd verfechten, haben sye kein weytere sorg. Also können sye überwinden, wissen sich aber der überwindtnuß nit zů brauchen.

Phaeton. Das hat man in kurtz verschinen jaren an Padua, Vincentz, vnd Teruiß wol gesehen, welche stätt sye wol behalten mochten, vnd lyessent sye doch on besetzung steen; derhalben die von den Venedigeren on arbeit wider erobert.

Sol. Wie weißlich hyelten sye dann Veron?

Phaeton. Ja wie vnweißlich verloren sye das? Was haltestu aber von den[Rand: Hispanier.] Hispaniern? was seindt das für kryeger?

Sol. Sůn, vor allen seindt es fleissige dieb, aber im feld redlich, wie yemant ander. Dann sye seind geübt, des kryegs erfaren, vnd über das hertzhafftig vnd trotzig. Yetzo aber wöllen wir Teütsch land beschawen. dann daselbst ist ein grosse vffrůr wie vormals ye gewest. Treib die wolcken hinweg. Ich syh schon[Rand: Der Rein.] den Rein, ein grosse antzeygung meiner macht. Alle nation gegen mittnacht möchten den ser grossen fluß nie mit einer brucken breydelen, ich hab den in wenig stunden nahet gar[Rand: Die fabel / Phaetontis.] vß gebrennt, ettwan do du noch vnerfaren, disen wagen zů regieren vnderfangen, die gantze welt hast angezündt.

Phaeton. Ach vatter, wie magstu mich meines vnglücks wider ermanen?

Sol. Vmb des willen, das du in dem zů einem gott worden bist. Dann hettest du zůr selbigen zeyt nit geirret, [158] darumb du in den Pad geworffen, vnd also dich ernewert, wisstest du noch vff disen tag der Sonnen wagen nit gewisszlich zů regieren.

Phaeton. Das lassz ich sein. Was ist aber für ein vffrůr im Teütschen land? Ettlich syh ich gewapnet, etliche eylen, die andern nemen jn wol der můssen. aber alle kommen sye zůsamen. Vnd[Rand: Der reichstag zu / Augspurg. 1518.] daselbst syhe ich ettliche gereyt on alle sorgen schlemmen vnd prassen; ein teil ratschlagen von dapffern dingen; die andern pflegen der beyder zů gleich, oder eins nach dem anderen.

Sol. Es ist ein versamlung zům rat der Fürsten, vnd gemeyner Teütschen nation.[Rand: Rathschlagung / der Teütschen.]

Phaeton. Hui, weih ein rat! Oder pflegen sye, wie im kryeg der schlachten, also auch im friden des rates bey trunckenheit?

Sol. Eben also. Du syhst aber auch vnter des etzliche nüchtern alle ire sachen außrichten, vnd darumb werden sye von anderen iren[Rand: Ettliche nüchtern /Teütschen.] landsleüten als außlender gehalten, vnd veracht.

Phaeton. Ich glaub von denen, die ich syh wolgekleydt, vnd in gefärbtem wat, mit gebüfften horen vnd guldenen halßbanden. Vatter, die mit den langen schenckelen, die auch groß von leib, vnd an zůsehen wolgestalt.

Sol. Ja von den selbigen, vnd dem gantzen trunckenen hauffen.

Phaeton. Warumb treiben dann nit diße nüchtern, die selbigen vollen auß, erstlich, vmb daz sye in solchem vnlust leben, dar noch auch, daz sye den weißen vnd vernünfftigen verhindernuß thůn?

Sol. Wie möchten wenig die merern? Doch straffen sye die mit worten, vnd nit on frucht. Dann ir vil bekeren sich, dieweyl sye sehen, sich an gesuntheit irer leib durch die füllery beschädigt werden.

Phaeton. Vmb daz jnen ire leib geletzt, bekeren sye sich. daz jnen aber das vnmäßlich leben ire gemüt vnd vernunfft verderbt, bewegt sye nit?

[159] Sol. Sye verstehen es noch nit. Dann dißem volck ist leychter des körpers[Rand: Verstand der / Teütschen.] sachen, dann was zům gemüt gehört zůerkennen.

Phaeton. Ist sich aber zů versehen, daz sye yemer auch die gütte des gemůts verstehen werden?

Sol. Gäntzlich. Dann sye sich gereyt[Rand: Vernünfftige / teütschen.] viler scharpff sinniger ding vnderstehen, vnd nyeten sich zyerung der gemüt. Nim war, das gering leibigen, vnd magern, die wol von leib schwach, aber von synnen mächtig vnd vnüberwindtlich, brauchen sich in behenden vnd subtilen künsten, bey wasser trinken. dann sye haben ein scharpff verstäntnuß.

Phaeton. Ich syh sye von erleüchten synnen, vnd darumb würdig, das sye von den trunckenen vnbelästiget bleiben, vnd alles verdryessz überhaben weren.

Sol. Es seind etzliche von den Fürsten, die auch selbs von synnen geschickt, über jn halten, aber wenig, als einer oder zwen. Wiewol[Rand: Ansehung der / gelerten in / Teütsch land.] auch die vollen den gelerten vnd nüchteren eer ertzeigen. Vnd ob sye schon noch, waz an jn zů erheben sey, nit begrifflich, halten sye die dannocht beuor vnd in grossem ansehen. Dann von anderen nüchteren haben sye gehört, es seyen geschikte grosse leüt.

Phaeton. Gott behüt die kleinen grossen. Aber wir wöllen vnsere augen[Rand: Kleyne grossen.] wider zů der versamlung wenden. Hilff gott, weih ein gepölder vnd gereüsch, welhe saufferey, wie groß vnd verdrießlich geschrey. Was ist aber jhens für ein grossz menig volcks, das dort mitten jnhär gat? Vnnd sag mir erstlich, wie heisszt die statt?

Sol. Die statt heisszt Augspurg, dahin versamelen sich die Fürsten des Reichs, von grossen dingen sich zů beraten. Aber die versamlung des volcks, ist ein procession vnnd fürt den bäpstlichen[Rand: Procession.] Legaten auß seiner herberg.

Phaeton. Welhen legaten, vatter? oder wo füren sye den hjn? Vnd dieweyl du alle ding weisst, vnd dir niemant [160] nichts verhälen kan, so sag mir, was werden sye doch, wenn sye nun wol beschenckt, vnd von dem wein erwörmet seind ratschlagen?

Sol. Den Legaten füren sye auff das Rathauß, da er inn auß beuelh des[Rand: Caietanus des / bapsts Legat.] Bapstes relation thůn würt. So ratschlagen sye, wie man einen kryeg anfahe wider die Türcken. Welhen bapst[Rand: Bapst Leo.] Leo der zehend, mitt verhoffnung eines gewinns vndersteet, vnd schicket darauff disen Caietanum dahin, zů verschaffen,[Rand: Kryeg wider /die türcken.] damitt die Teütschen nichts anders, noch fürderlicher, dann den selbigen kryeg fürnemen.

Phaeton. Was gewinnes ist er dann verhoffen? Würt villeicht mit gegen dem Türcken zyehen, vnd verhofft etzwas daselbst zů rauben?

Sol. Nichts. sonder von den Türcken redt er allein, sein gedäncken aber seind[Rand: Meynung des /bapstes.] weyt von dannen. Dann in rechter warheit, tracht er nach der Teütschen gelt, hatt jm fürgenommen, die zů plünderen, vnd was sye noch von gelt haben, abzůdringen.

Phaeton. Doran thůt er vnrecht. Württ er das aber auch vermögen, ein so streitbar vnd trätzig volck?

Sol. Daz er solichs thůt, da hat er recht zů. Er würt es auch vermögen,[Rand: Kunst der / Römer.] wiewol mit kunst, die er an statt des gewalts brauchet.

Phaeton. Das verstehe ich nit.

Sol. Er gibt sich für einen hyrten auß, wie ettwan Christus gewest. spricht, alle Christen seyen seine schoff, zůuoran vnd mer dann andere diße Teütschen, zů denen er yetzo dißen Legaten schickt, jm sein schoff zů scheren, vnd die wollen mit jm wider über das gebürg zů füren. Hat er do vnrecht?

Phaeton. Bey glauben, vatter, nein.[Rand: Die schof Christi / weyden.] wo sye anders seine schoff seind, vnd er sye weydet.

[161] Sol. Er weydet sye aber mit lauterer göucherey, das sye doch ein weyd sein bedunckt?

Phaeton. Ist daz aber genůg daz es sye also sein bedunckt?

Sol. Inen ist es genůg.

Phaeton. So scher er sye, schynd sye auch wo es jm gefellt, diewyl sye also gar die geücherey annemen.

Sol. Er thůt es auch vnd yetzo[Rand: Die schaf Christi / scheren.] schyrt er sye bitz auff das leben, der geytzig scherer.

Phaeton. Lassen sye sich aber also scheren, vnd schinden?

Sol. Fortan werden sye jnn nit mer wöllen lassen. dann sich an, wie sye jre grimmige augen auff jn geworffen. Vnd kenne ich sye recht, so würt es nit weyt daruon sein, daz es jm übel ergehe. Dann sye seind jm feynd, vmb daz sye seine boßheit wissen,[Rand: Caietanus.] wiewol er sich gantz geystlich vnd bider, als ob er das wär, dar gibt.

Phaeton. Das thůt er fürwar, der betriger, verwandlet sich wie ein goückler,[Rand: Caietani /gleissnerye.] mit etzlichen verblendungen, also, das wer jn sicht, nit dencken möcht, er böß wär, dann er alle seine geberden, der fromkeit zů verglichen weyssz, seine stirn, augen, schültderen, red, ganck, vnd alles.

Sol. Noch werden sye jn nit leyden. Dann vor jm haben vil der glichen auch gethan. Darumb wiewol Teütschen von natur einfaltige[Rand: Die teütschen /mercken.] leütt seind, haben sye doch den trug so offt befunden, das sye sich nun mer betrogen werden verstehen.

Phaeton. So ist dißer scherer nit bey zeyten kommen.

Sol. Wie du sagst. Dann wär er zů rechter zeyt kommen, möcht er reych von dannen ziehen. Aber nun seind jm vil andere vorkommen, vnnd mag sein betrüglicheit nit stat haben.

Phaeton. Mich bedunckt er mercke selbs, das er vmb sunst arbeite.

Sol. Nit heymlich.

[162] Phaeton. Sehe jn derhalben trawrig, vnd betrübt, als dem man das brot auß den zenen gerissen hat. Darumb můssz er einen andern weg finden.

Sol. Yetzo thůt er daz, dicht, sůcht, vnd tracht, so es vff dißē weg nit außgangen[Rand: Caietani / listikeit.] ist, wie er es vff ein andern bring. Vnd villeycht würt er rat finden vnd list ankeren, ist von einer hoffnung gefallen, hyerumb richte er sich auff ein andere. Fürwar er würt einen behenden trug erfinden.[Rand: Caietani / fürsatz.] Sterckt alle seine kräfft dohin das er das gemeyn völcklin erwege, ist jm schon daz golt entflogen, er wurt jm wider nochuolgen. Ist etzlich gelt zerstrewet, er wurt es zůsamen treiben. Etzliche schlaffen, er wurt sye auffwecken. Der aberglaub ist kalt worden, er wurt jn widerumb anzinden. Mit vorsichtigen erforschhungen, vnd sitlichem nachgehen wurt er etzwas zů wegen bringen.

Phaeton. Nun mer sehe ich jm an, das er etzwas sollichs vntersteht. Sag mir aber (bitte ich) ist er von gůtem geschlecht, oder eines[Rand: Caietanus von / geschlecht.] redlichen erbarn gemůts, das in Rom vor andern außschickt?

Sol. Von nöten ist nit edel sein, wer zů Rom groß wurt, auch nit von tugenden erleücht, sonder mag jn helffen, weissz er sich mit betrug vnd bösen dücken herfür zů thůn. Ich glaub das dißer kaum seinen eygen vatter kenne, noch kompt er mit einem sollichen gepreng von Rom, über das gepürg, andere sälig[Rand: Caietanus mitt / gepreng.] zu machen, hat vil aplaß bey sich geschürtzet, vnd läst jm watsäckt vnnd gepäckt vol facultät nachfůren.

Phaeton. Drumb wurt er auch lär außgestossen werden. Dann ich achte, ob schon Teütschen ir gelt gen Rom schicken wölten, daz sye[Rand: Ein Sun /der Erden.] es dißem sůn der erden nit vertrawen wurden.

Sol. Wie du sagst. Noch darnoch ist er außbindig zům [163] handel geschickt, vnd wurt etzwas versůchen. Dann yetzo dicht er nach wunderlichen künsten. Vnd der bößwicht zimmert etzwas betrugs, daz den Teütschen hoch von nöten sein wurt, rat zů finden, wie sye seinen listen entweychen.

Phaeton. Ob er nun, daz alle völcker gegen mitnacht, in den Türckischen krieg einträchtiglich[Rand: Gelt zum / Türckenkrieg.] verwilligten, erlangte, wurt er auch weyter etzwaz vnterstehen?

Sol. Er denckt doch vff nichtes weniger, dann den selbigen krieg zů füren. Es ist jm vmb golt zů thůn, dem thienet er, das begeret er. Vnnd yetzo schwür er, das selbig, wo man es jm gebe, anders nit dann vff den türckischen kryeg zů wenden. Aber so[Rand: Nota.] bald er das hette (dann ich sag wie es die warheit ist) so würd er es der Römischen brasserey fürsetzen.

Phaeton. Lieber, so sag mir, wie lang würt er solichs spiles pflegen?

Sol. Bitz die Teütschen weiß werden, die yetzo durch der Römer betrug[Rand: Teütschen weisz / werden.] gantz zů narren gemacht, vnd voller, misszglauben überredt seindt.

Phaeton. Ist es aber nahet dabey, daz sye weiß werden?

Sol. Nahet. Dann vnder allen legaten ist dißes der erst, den sye lär von jn widerkeren lassen, in grossem schrecken der statt Rom. Dann man hett nit geglaubt, daz die barbarischen solichs thůn dörfften.

Phaeton. Seind dann Teütschen nach für barbarisch geacht?

Sol. Als Rom vrteylet, nit weniger dann auch Frantzoßen, vnd alle andere[Rand: Barbari.] völcker außwendig Italien. Wil man aber gůte sitten, vnd achtung freüntlicher[Rand: Teütschen.] beywonung, auch fleyß der tugent, beständigkeit der gemüt vnd redlicheit ansehen, so ist dises ein wol gesitte nation, vnd dargegen die Römer mit der aller ausserlichsten[Rand: Römer.] barbarey verstallt. Dann erstlich seind sye von weychmůtigkeit, vnd weybischem leben verdorben leüt. Darnoch ist bey jnen grosse wanckelmütigkeit,[164] vnd mer dann weybische vnbeständigkeit, wenig glaubens, betrug vnd boßheit, damit sye allen fürtreffen.

Phaeton. Mir gefellt wol, was du von Teütschen sagst, vnd ist zů wünschen, das die sunst also geschickt, von der trunckenheit lassen.

Sol. Ettwan werden sye auch nüchter, vnd meyn gantz, solichs baldt geschehen. Dann ich syh sye ye lenger ye weniger trincken, vnd[Rand: Teütschen / nyechter werden.] die jhenen so vnder jn stätz voll seind, von den anderen, die dannocht auch nit gantz nüchtern, veracht werden.[Rand: Truncken / Fürsten.]

Phaeton. Sag mir eins, trinckent auch ire Fürsten?

Sol. Wär diße vngebärd nit in dem Fürstlichen standt, die gantze geselschafft der trunckenen wer lang zergangen. Die selbigen mit bößen beyspilen bestätigen dißes mißleben, vnd habent mit grosser macht an jnen hangen die Sachßen, die du dort syhst, der trunckenheit sich gantz ergeben haben. Dann allein die[Rand: Sachszen.] auß allen Teütschen, haben noch von irer alten weiß nichts abgelassen. Setzent sich wider alle vermanung, vnd beschirment ir vätterliche weiß.

Phaeton. O himel vnd erden, welh ein geselschafft syhe ich da, welhe trünck, welhe grollen, welh spewen. Da frisszt vnd saufft man vnzüchtigklich, überhaufft die gericht, tregt auff das brot[Rand: Der Sachszen / lüst.] mit grossen körben, den tranck in schweren fläschen, schreyet, rüfft, singt, vnd heület. Also mag ich von den sagen, vnd auch wie der poet Lucilius gesprochen,[Rand: Lucilius.]


Also gebärt ir vollen beüch,
Ir schlucker, vnd auch ir weinschleüch.

Diße brasserey mag sich auch wol vergleichen der würt schafft, die ettwan zwey völcker Centhauri vnd Lapithe mit einander gehabt.[Rand: Centhauri und / Lapithae.] Hyerumb můssz man yetzo nit, wie zůuor die Kryechen, von den Leontinern in irer sprach ›Allweg stecken [165] die Leontiner hinder den fläschen‹, sonder[Rand: Leontiner hinder / der fleschen.] nun mer in latein, daz es jederman verstehe von den Sachßen, ›Allweg stecken die Sachsen hinder den fläschen‹. fürwar müssen sye vil weins verderben.

Sol. Sye trincken nit wein.

Phaeton. Wie? werden sye dann von wasser voll?

Sol. Ja von wasser.

Phaeton. Haben sye dann auch wie man in Paphlagonia findt, brunnen bey jn, von den die leüt truncken werden?

Sol. Auch nit, dann wo das wär, wurden sye von trincken zerbresten. Sonder kochen sye etzliche kreüter, vnd frücht, vnd von dem selbigen[Rand: Byer.] tranck werden sye voll.

Phaeton. Das ist wol erfunden. Dann wo wölt man denen die also schlurcken, genůg weins finden?

Sol. In Teütsch land nit.

Phaeton. Haben aber auch diße,[Rand: Der Sachsen / vernunfft.] wie andere leüt, sinn vnd vernunfft?

Sol. Wie andere, vnd ein gůten verstandt.

Phaeton. Vnd speyen was sye getruncken, also on schaden wider von jn?

Sol. Also. Dann bey keinem volck findest du alda, die stät wol regiert werden, yeder man in sicherheit leben von außlendischem gewalt behüt sein, vnd[Rand: Sachszen kryegs / leüt.] seind die Sachsen vnüberwindtliche kryegß leut.

Phaeton. Meynest du aber, daz sye yemer werden von der vollen weiß lassen?

Sol. Da zweyfel ich vast an.

Phaeton. Oder wo sye von trunckenheit liessen, ob sye dann auch die anderen gůten weiß behalten würden?

Sol. Wo sye die behalten möchten, vnd darbey nüchter leben, wüsszte ich kein nation für sye zů setzen.

Phaeton. Wie seind sye von leib?

Sol. So gesund, starck, wolgeschickt[Rand: Sachszen gesund / vnd starck.] vnd vermüglich, als keine anderen. Ja allein diße von den Teütschen wissen nichtes von den ärtzten. dann sye on[Rand: Ertzt.] [166] das selten kranck seind. Aber die Juristen[Rand: Iuristen.] jagen sye mit geschrey vnd grosser verachtung von jnen.[Rand: Recht in / Sachszen.]

Phaeton. Wie sprechen sye dann recht?

Sol. Nach alter gewonheit, vnd weyßlich. Dann man findt an keinem ort weniger yemant gewalt oder vnrecht widerfaren. Dann an statt geschribener rechten, brauchen sye alt härkommen.

Phaeton. Wunder ist, wo du es nit darfür hältest, daz sye von trunckenheit besser werden.

Sol. Das sag ich nitt, aber dißes weißet sich also auß, das sye vil ding[Rand: Der Sachsen / regiment.] ratlicher thůn, vnd weißlicher außrichten, dann yergent an einem end die nüchteren. Halten sich nach einem sprich wort, das bey jn gemeyn: ›Abents[Rand: Sprichwort der / Sachszen.] zechen, morgents ratschlagen.‹ Dann noch dem abent essen trincken sye bitz in die weyte nacht, morgens geen sye nüchtern zů rat, handelen von dapferen, vnd gemeynen nutz betreffend geschäften.

Phaeton. Also syh ich, daz jn ir trincken nichts schadt, vnd villeycht ist jn dise gewonheit zů einer natur geraten. daz zů förchten, wo sye sich des trinckens mässigten, würden sye auch recht zů leben auffhören.

Sol. Das möcht geschehen.

Phaeton. On diße, haben mir nie truncken leüt gefallen. Aber wir wöllen die anderen auch anschawen. Dort syh ich etzliche vermischt[Rand: Baden in /Teütsch land.] vnd nacket vnder einander baden, frawen vnd männer, vnd glaub das on schaden irer zucht vnd eer nit zůgeen.

Sol. On schaden.[Rand: Küssen bey / teütschen.]

Phaeton. Ich syh sye sich doch küssen.

Sol. Freylich.

Phaeton. Vnd freüntlich vmbfahen.

Sol. Ja sye pflegen etwan auch beyeinander zů schlaffen.

[167] Phaeton. Villeycht habent sye die[Rand: Vff glauben / beyschlaffen.] gesätz Platonis angenommen, daz sye die weyber gemeyn halten.

Sol. Nit gemeyn, sonder in dißem beweißen sye iren glauben. Dann an keinem ort, do man der frawen hüt, magst du weypliche scham vnuerserter finden, dann bey dißen, die deren kein wartung,[Rand: Weyblich zucht / beyn Teütschen.] noch vffsehung haben. Es ist auch nyergent weniger eebruch, vnd würt die Ee an dem ort am strengklichsten vnd vesten gehalten.

Phaeton. Sprichest du sye neben küssen, vmbfahen, auch beyeinander schlaffen nichtes weyter begynnen? vnd darzů bey der nacht?

Sol. Ich sprech: ja.

Phaeton. Vnd geschicht das auch on allen verdocht? Vnd die ire iungen[Rand: Vnuerdocht beyn /Teütschen.] weyber, vnd meydtlin, von anderen also gehandlet werden sehen, förchten die nit der selbigen eeren?

Sol. Auch kein gedencken haben sye des. dann sye getrawen einander wol,[Rand: Gut vertrawen / der Teütschen.] vnd leben in gůter trew vnd glauben, frey vnd redlich, on allen trug vnd vntrew; sye wissen auch von keinem hinderlist.

Phaeton. O ein volck, das nyemer böß zů achten. Dann die Italianer sycht man zů allen zeiten hässig, karg vnd geytzig sein, vil begeren, nach gewinn[Rand: Der Italianer / untreu.] stellen, betryegen, glauben brechen, vnd hinderlist üben, sich in hassz vnd misszgunst vntereinander selbs verdecken, heymlich mörden, gifft geben, allweg nach betrug dencken, vnd mit vntrew vmbgehen, irer keiner den anderen glauben, nichts öffentlich oder auffrichtlichen thůn, vnd[Rand: Italianer bleych / uon angesicht.] glaub daz sye darumb bleych von farben seint.

Sol. Etzliche vmb der, etzliche vmb anderer vrsach willen. Villeycht thůt es auch der lufft.

Phaeton. Fürwar seind ye die Teütschen rotfärbig. Dann sye leben in[Rand: Teütschen frölich / und lychtsinnig.] freüden, vnd gůtem vertrawen. Enthalten[168] sich der ding die das gemüt verbrennen, das hertz betrüben, das blůt minderen. Dann ich sehe sye nit vil sorgen, in ängsten mager[Rand: Kein gemeyner / schatz bey / Teütschen.] werden, oder sich selbs fressen. Nim war, sye haben auch keinen gemeynen schatz. glaub sye volgen alter gewonheit, der von Lacedemone, daz sye, wenn ein kryeg vorhanden ist, eintzlich zůsamen steüren, vnd yeder etzwaz zu des kryeges verlegung gebe.

Sol. Das ist auch hübsch von jn. Dann sye leben also gar frey, daz sye weder in der rů vff geschäfft dencken, noch im friden vor kryeg sorgen. Vnd in der selbigen sicherheit betrachten sye kein far, noch glückes fal.

Phaeton. Vnd ratschlagen nit zůor[Rand: Ratschlagung / der Teütschen.] vff die kryege?

Sol. Mitten im kryeg ratschlagen sye. Dann offt gerat jnen ire künheit vnd verwegenheit zů grosser weißheit.[Rand: Teütschen / on trug.] Wissen von keinem betrug, brauchen den auch nit in iren schlachten, sonder handlen mit offenlicher that.

Phaeton. Billich sol man die ser loben. Aber damit mir nichts vnwissen sey, so bericht mich[Rand: Der teütschen / regiment.] kürtzlich, wie sye doch in iren oberkeiten regieren.

Sol. Erstlich ist ire natur vnd eygenschafft, daz sye nit mögen vnterworffen sein. Vnnd lassen sich auch nit regieren. Was aber von fürsten vnter jnn ist, den thienen sye mit freymütikeit, vnd in grossem glauben, einer dißem, der ander jhenem. Aber all in gemeyn erkennen sye jhenen alten, der von jnn Keyser genant würt, für jren herren. Den selbigen, die weyl er jnn recht thut,[Rand: Der keyser.] haben sye jn in eren, aber nit in forcht. Vnd seind jm der halben nit vast gehorsam. Darumb sich auch offt auffrůr vnd zerteylung vnter jnn erheben. vnd ist daz die vrsach, das[Rand: Vngehorsam der / Teütschen.] sye sich nit vast vmb den gemeynen nutz bekümern.

Phaeton. Yetzo ratschlagen sye doch daruon.

Sol. Aber auß vneynikeit, werden sye nit rat finden. [169] Dann jre gewonheit ist, offt vil monat[Rand: Reychstag bey / Teütschen.] von einem ding ratschlagen, vnnd nichtes beschliessen. Mitler zeyt halten sye paneket, prassen, vnd treiben schimf, hingelegt den ernst.

Phaeton. Das gebürt gar nit den, die über andere regiren sollen.

Sol. Mit nichten gebürt es jnn, aber sye thůnd es doch.

Phaeton. Hyerumb tawen sye gar nit zů regieren, villeycht bassz zů anderen[Rand: Teütschen vntöglich / regierer.] dingen. Dann vil ire verwegene, thaten überwinden der anderen weyßliche ratschläg.[Rand: Fürsten in / teütschland.]

Sol. Wie du sagst. Vnter den fürsten aber seind etzliche von geburt edel. etzliche durch die wal auff geworffen, als[Rand: Bischof.] seind die bischöff, vnd geystlichen.

Phaeton. Vnd als mich bedunckt, seind die selbigen am gewältigsten.

Sol. Das seind die auch. Dann sye in der zal übertreffen, auch mit reychtumb vnd macht obligen. Mag fürwar sagen, daz mer dann[Rand: Teütschland von / pfaffen besessen.] halb Teütschland von pfaffen besessen würt.

Phaeton. Wie haben es jre alten darzů kommen lassen?

Sol. Etwan do sye den Christen glauben angenomen, haben sye allzů geüdisch, vnd mer dann nutz vnd billich gewest, von dem jren zů den kirchen geben.

Phaeton. Dardurch jre nachkommen in armůt gefallen.

Sol. Ja, vnd müssen herren haben,[Rand: Gekaufft herren.] die vmb ir vätterlich erb gekaufft seind.

Phaeton. Darzů hat sye achtung[Rand: Achtung der / geystlicheit.] der geystlicheit bracht?

Sol. Fürwar achtung. dann es ist ein lautere mißglaubung gewest, die sye hyr jnn verfürt. es seind auch zwischen[Rand: Zwittracht der / teütschen.] jrenFürsten zwiträcht, vnd stetes heymlich krieg, in welhen sye sich verderben.

Phaeton. Mag dann der Keyser die nit stillen?

[170] Sol. Sölt der sye stillen, so sye jm nutz seind? Dann wo sye sich nit also vntereynander verderbten, wären sye jm vil zů mächtig.

Phaeton. Wer geht nechts nach den fürsten?

Sol. Die sye graffen nennen. Die selbigen seind weniger dann fürsten,[Rand: Graffen.] vnd doch mer dann gemeyner adel, einen gegen dem anderen zů rechnen.[Rand: Der gemeyn / Adel.]

Phaeton. Was ist aber der gemeyn Adel?

Sol. Daz ist der reütter orden, ein grosse macht vnd stercke Teütscher nation. Dann jr seind vil vnd geübt in kriegen, vber das, sicht man noch bey jnn einen scheyn alter tugent, gůte gewonheit, vnd den Teütschen angeborne redlichheit. Dißen gefelt[Rand: Redlicheit noch / bey dem adel.] felt noch die alte Teütsch weyß, vnnd hassen alle frembde sitten, wo die bey jn eynbrechen.

Phaeton. Ich sehe aber wol, das sye vilen verdrieß thůn.

Sol. Das thůn sye.

Phaeton. Vnd anderen das jr mit gewalt nemen, krieg vnd auffrůr erwecken, auch wider die fürsten. Aber zů voran vnd vor allen vervolgen sye kauffleüt.

Sol. Dardurch machen sye jnn auch vil feyhende. dann sye die vngütig[Rand: Kauffleüt.] schelten, vnd vmb jrer rauhen weyß willen, vnzůleiden achten.

Phaeton. Warumb treyben sye die dann nit auß?

Sol. Darumb, das ein teyl das nit wöllen thůn, ein teyl es nit vormögen, ob sye gern wölten.

Phaeton. Welche wöllen das nit thůn?

Sol. Die Fürsten. Dann sye einig die zů beschirmung ires gewalts brauchen. Ja mag ich sagen, vff den steht die macht aller[Rand: Fürsten.] fürsten. Darumb auch vnter jnn welcher dem anderen feindt, nimpt diße zů jm, mit den er sich, als mit woffen weret.

Phaeton. Also helt sy einer dem andern zů verderbnuß?

Sol. Also.

[171] Phaeton. Vnd ist auß der vrsach[Rand: Rauberey bey / teütschen.] solliche rauberey bey den Teütschen, vnsicherheit, anfallung? Vnd werden die strassen verlegt? Vil vnfridens gemacht?

Sol. Am meynsten auß der, wie wol auch auß einer anderen vrsach.

Phaeton. Welches ist die?

Sol. Auß hassz der kaufleüt, vnd[Rand: Kaufleüt vom / adel verhasset.] freyen stätt, als sye die nennen.

Phaeton. Warumb hassen sye kaufleüt?

Sol. Vmb das sye außlendische war zů jnn bringen, als spetzerey, seyden, purpur, vnd andere, die zů nichtes, dann einen vnnutzen pracht vnd überfluß gebrauchlich, verkeren die besten vnd manlichen sitten irer nation, mit einbringung außlendischer gewonheit, vnd eines weychen lebens, dem die Teütsche art von natur wider, vnd nit vnbillich, gehassz ist.

Phaeton. Sye haben vrsach. Dann ich kan selbs dencken, die weyl ir vil sich also zart vnd weychlich halten, das bey wenigen bleyb[Rand: Weych leben zu /den teütschen.] achtung strenger tugent. So dann ir alte gewonheit, vnd angeborne tugent, also abgeht, mag bald newerung vnd außländischer brauch bey jnn aufkommen. Dann mich bedunckt schon etzliche von jnn seyen jnn selbs vnänlich, besonder mit der kleydung. darauß on zweyfel zů vermůten, das es jnn nit wol anstehenn wurt, wo sye jre[Rand: Vorwandlung / teütscher sitten.] sitten also verwandlen.

Sol. Sye seindt schon vast verwandlet.

Phaeton. Aus angezeigter vrsach berauben sye die. Warumb vorvolgen sye aber die freyen stätt? Villeycht das etwa die edlen in stetten gewonet, seind von den gemeynen außgetriben, darumb meynen sye sich hinfür also ewigklichen an jnn zů rechen?

Sol. Der Adel deß orts hatt nie in stätten gewonet, sonder ist alwegen, wie[Rand: Der adel nie in / stätten gewest.] auch yetzs, vff dem land zerstreut gewest. Das aber die edelen den stättischen feyndt seind, ist ein andere vrsach.

[172] Phaeton. Die begere ich von dir zu hören, vnd vrsach irer widerspännikeit erkennen.

Sol. Du solt es hören. Anfänglich seind keyne stätt gar im Teütschen land gewesen, alle bew von ein ander abgesündert, vnd hat ein[Rand: Stät bey / teütschen.] yder seine wonung für sich vnd allein gehapt.

Phaeton. Das weissz ich wol.

Sol. Zů den selbigen zeytten kamen keine kauffleüt zů jnn, die jnn etzwas[Rand: Alt gewonheit / der teütschen.] frembdes brächten. Sye begerten des auch nit, sonder brauchten sich des jhenen so bey jnn wüchssze, vnd des selbigen allein. Dann jre kleydung was von heüten vnd fellwerck der wilden bey jnn. Ire speyß auß vaterländischer erde gewachsen, vnd in jrem lufft erzogen. Sye wüsten nichtes von frembden güteren, vnd ward zůr selbigen zeit nymant von den krämern vnd kaufleüten betrogen. Allein was ein strenge erberkeit, noch der helt[Rand: Strenge / erbarkeit.] sich yderman. Gelt waz bey jnn vngesehen; hatten kein silber noch golt.

Phaeton. Daz ist die beste zeyt der teütschen gewest.

Sol. Nachvolgens haben sich die außländer von tag zů tag mer vnd mer bey jnn zůgethon, vnd erstlich bey denen, so am gestaden des möres gewonet, angefaren, mit jnn zů handelen angefangen. Darnoch seind sye auch weyter kommen, so lang, biß daz erstlich den vntüglichen trägen vnd fürwitzigen, die newen ding gefallen, vnd ist gewonheit des überflusses von gemeyenem hauffen angenommen. Das hatt jnn anreytzung[Rand: Stät in / teütschen landen.] erstlich dörfer, darnoch auch stätt zů bauwen gegeben, die sye nachuolgens mit muren, polwercken, türnen vnd gräben beuestiget, vnd sich also darein verschlossen. In welche versamlung alle trägen, faulen, vnd vnstreitbaren[Rand: Weych leüt in / den stäten.] verwilliget. Was aber von Edlem stamm, oder dapferen gemüten, haben verstocklich bey irer vätterlichen weyß vnd gewonheit [173] gehalten, sich gantz trötzlich wider angezeygte ergernuß gesätzt, für vnbillich geacht, ein schandtliche veranderung der sitten,[Rand: Absonderung des / adels von stäten.] bey jnn zůgelassen werden, mit fürsatz, gebrauch der alten vest vnd hart zů hanthaben, vnd von eygener natur nit abweychen. Wer dißer meynung gewest, dem haben krieg geliebt, hat daz gelt veracht, sich mit iagen geübt, kein rů leiden mögen, die stille gehasset, den müssigangk gescholten vnd jm wider gewest. Da her ist zertrennung kommen. Dann die stättischen haben sich newer[Rand: Die Stät.] ding geflissen, die Edlen dar gegen, als wider ein solliche vnbillikeit, ob dem[Rand: Der adel.] alten herkommen gehalten.

Phaeton. In welher beweglicheit es zů woffen, bey den sye noch gegen ein ander schwitzen, ist kommen?

Sol. Als du sichst. Dann die starckmütigen haben verdrieß, daz ein zartes leben bey jnn aufkommen, vnd fleiß des überflusses geübt würt. Vber daz seind auch in den stätten kaufleüt vnd[Rand: Feintschaft /der stät.] allerley künstiger, die zů dem überfluß helffen. Darumb sye die Edlen hassen.

Phaeton. So treiben sye die hinweck.

Sol. Das hätten sye vor langest gethan, wären sye nit mit muren vnd vestigungen vmbringet gewest. So nun die müssiger sich des selbigen behelfs gebrauchen,[Rand: Vrsprung der / rauberey.] ist allein der wege sye zů beleydigen überbliben, wo einer außwandlet, das sye den überzucken, vnd beropfen.

Phaeton. Meines bedunckens, ist nit vnnütz, daz die weychen wollüstiger also in forcht gehaltenn, vff das sye nit auß alzů grosser sicherheit noch erger werden.

Sol. Sye sprechen aber, es sey nit für den gemeynen nutz, sonder bringe dem gantzen land schaden.

Phaeton. Ach deß schadens. Als ob nit Teütschem land geholfen vnd geraten wär, wo vff einen tag, alles daz die kaufleüt außwendig hineyn bringen,[Rand: Frembde war / bey teütschen.] vnd auch sye mit der selbigen frembden war, zů äusserlicher verderbnuß kämen. Dann ich syhe, daz sye vrsach viler übel seindt.

[174] Sol. Hinwider berümen sich die jres verdinstes gegen dem vatterland, vnd hassen die edlen, dencken die auch zů vertilgen. vnd etwa vff ein mal zů gleich, allen adel außreüten. Vnder den die Fucker reychtumb, gantze hör daruon zů halten,[Rand: Die fucker.] vnd künigklichen kosten zů füren, mer dann genůgsam, gesamlet haben.

Phaeton. Meynstu dann nit das sye mit sollichem gůt, vnd eintracht, darmit sye vnter einander verwicklet seind, noch zů letst überwinden werden?

Sol. Sye würden überwinden, wenn nitt diße sach also gestalt, das die trägen[Rand: Purger und / Edlen.] vnd vntüglichen, mit den frischen, starcken, vnd streytbaren kriegeten.

Phaeton. Seind dann alle so inn stätten wonen vntüglich? Vnd ist keyn stercke oder geystlicheit bey jnn?

Sol. Ja es ist auch bey inn. Vnd nit[Rand: Sitten in / Stätten.] sag ich, daz man nit redliche leüt in stätten finde, aber als der welt lauff ist, weichen die wenigen redlichen vilen vntüglichen.

Phaeton. Vnd das künigklich gelt, von deß wegen doch alle ding geschehen, vermag so vil nit bey jnn, das es die geschicklicheit der widerwertigen überwinde?

Sol. Bey andern nation vermöchte es das wol. Aber Teütschen haben noch[Rand: Gelt bey / Teütschen.] die redlicheit bey jnn, das sye tugent in grössern eren vnd achtung, dann das gelt haben. Sye haben auch (wie dann[Rand: Reych selten / redlich.] billich) alle reichen in einem verdacht, vnd werffen jnn das sprichwort für, das die reychen selten redlich sein.

Phaeton. Fürwar ist ye noch abbildung der alten tugent, bey dißen edlen. Wiewol ich die rauberey (vnangesehen, das es ein manliche vnd hertzenhafftige vnfrommkeit genent[Rand: Rauberey.] wurt) nit lobe. So behagt mir auch eines nit, das sye also rauch, vnd vnfrüntlich[Rand: Der adel rauch.] seind, vnd haben ein Centaurische hertikeit [175] an jnn. Vast wölt ich sye aber loben, wenn sye möchten rat finden, damit sye alle die zarten verweneten, vnd wollüstiger, von den sich andere ergeren, die auch Teütschem land ein böses geschrey machen, bezwungen, das sye entweders von dem weychen leben liessen, vnd ein besser wesen an sich nämen, oder aber baldt auß dem land weichen müsten, ehe dann die reüdikeit irer ergernuß weyter vmb sich griffe. So ist[Rand: Frembde gewonheit / ab zu thun.] es gäntzlich irer gebür zů achten, domit der werckzeüg des überflusses abgenommen werd, alle frembde ding vnd gewonheit, hin zů nenien, vnd ab zů thůn. Dann mir selbs übel gefelt, das ich etzliche, ir so zartlich warten sehe, vnnd vätterliche gewonheit zů ruck geschlagen, außländische weyß, vnd böse sitten in gebrauch lassen, sich des fleyssen, das sye lieber wöllen, außländischem mißleben volgen, dann angeborne tugent behalten. Vber das werden sye von sollichem überfluß, vnd vngewönlichem leben, nit allein an leben schwach, sonder auch an gemüten[Rand: Vberflusz bey / teütschen.] weych vnd vntüglich. Nim war, ich sehe auch etzliche, wider landßgewonheit vntrew vnd trugenhafftig, die vast geschickt seint, andere zů betriegen, vnd[Rand: Etzlich untrew / teütschen.] vervntrewen; die achte ich, wo sye jre sitten nit anderen, vnwirdig daz sye teütschen genennet werden. Dann sye bringen den löblichen namen in ein böß geschrey, vnd verfinsteren die klarheit teütsches gerů ches.

Sol. Wie aber die geystlichen? Die noch vil schnöder dann diße. Dann von[Rand: Geystlichheit bey / teütschen.] jn kompt gar kein nutz, es ist auch ir gantz kein gebrauch in gemeyn; vmb daz sy gantz müssig gehen, der fresserey, dem schlaff, vnd der vnkeüscheit thienend. pflegen stäts würtschafft vnd pancket zůhalten;[Rand: Der pfaffen / leben.] schlemmen, prassen, bůlen, vnd haben schmeichler bey jn; essen vnd trincken schleckhafftig vnd wol; haben sich dem wollust vntergeben, vnd seind durch böße anreytzung weybisch worden, durch vnkeüscheit verderbt; leben wie die vnuernünfftigen thyer, [176] vnd nahet gantz anders dann menschen pflegen. Diße geben jn einig zů den überflussz, weych leben, zarte rů, vnd ein lustigs wesen. Sye wöllen[Rand: Zartheit der / pfaffen.] auch in allen dingen sicherheit, vnd das an keinem ort anders dann nach irem lust vnd gefallen gehe, haben. Dann härtigkeit mögen sye nit leiden, flyehen arbeit, vnd vmbgeen alle beschwärung. Was hartt, scharpff, oder rauch ist, macht jn vngedult. Sye hassen nüchter vnd erber leben, meyden alle vnrů, vnnd seind von gemüten also zartt, daz sye auch ein klein bekümernuß nit leiden[Rand: War für die / pfaffen sorgen.] mögen. Einige sorgfeltigkeit haben sye, wie es wol in keller vnd küchen stehe, vnd daz inen ye wol außgewartet werde. Hyerumb sye, außgeschlagen alle andere sorg vnd gedencken, pflegen allein ires glusts, thienen dem schleck vnd der fresserey, gedencken wie sye sich füllen, vnd stäts vol gůtter schmackhafftiger speiß pfropffen. Ire[Rand: Geschäfft der / pfaffen.] geschäfft ist auch ins bad gehen, sich mit gůtem geroch belüstigen, vnd vff dem rucken ligen. Diße mögen kein gebrechen leiden. Vnd all ding müssz überflüssig bey jn sein, zůuoran, wie das sprichwort innhelt,[Rand: Bischofliche / pancket.] Bischöffliche pancket.Dann waz ligt jn doran, daz sye von solichem vnmäßlichem, vnordenlichem leben, grob, vnd fyehische sinnen bekommen? daz sye stumpff an vernunfft,[Rand: der bauch der / pfaffen got.] vnd dumm von köpffen werden? der bauch ist doch ir gott.

Phaeton. Ich sehe sye wol glatt vßgestrichen, hübsch, reyn, wolgewartet, bätzicht, feyßt, safftig, gleyssend, zart, vnd überauß weych. Aber vnder des schwach von leib, vnd mich betryeg dann alles mein beduncken, seind sye vilen kranckheiten[Rand: Kranckheit / der pfaffen.] vnterwürfflich, gleich wie der von dem der kryechisch poet sagt:


Podagrisch, bäüchich, feyßt, vnd schwer,
Mit gschwollen schenchlen, gsuntheit lär.

[177] Vnd kompt jnen sollichs villeycht von irem vnmässigen, überflüssigem, vnd vnkeüschem leben.[Rand: Die pfaffen / verstellen teütschlant.] Fürwar ist dißer ord ein verstellung vnd vnzyer der gantzen nation. Warumb leiden aber Teütschen diße bey jn?

Sol. Gott, vnd der geystlicheit zů eeren.

Phaeton. Kein weßen möcht gerichter der alten Teütschen gewonheit entgegen sein. Der halben das sprichwort (darinnen man sagt: Ländtlich sittlich, oder: Die sitten arten sich nach dem[Rand: Ländlich sitlich.] land) bey dißen nit statt haben mag. Dann sye haben nichts teütsches an jn, wiewol sye für andern das lustigest wesen haben, am reichsten vnd gewaltigsten[Rand: Geytzikeit / der pfaffen.] seind. Mich bedunckt sye seyen auch geytzig vnd gelthungerig.

Sol. Mer dann kein andere.

Phaeton. Die aber mitt kleydung vnderschyden seint, der ich auch vil in Italien sehe, do man sye brüder nennet, der seint auch mer[Rand: Die Münich.] in Teütsch land dann anderßwo. Sych, wie lauffen sye hin vnd wider, als ob sye vil zů schaffen hetten, vnd machen sich an allen örteren zůthätig.

Sol. Das seind auch volle fleschen, vnnütz, träg, kläffer, lugenträger, vnd loße fischer.

Phaeton. Noch seint sye aldo wol gehalten.

Sol. Vast wol. Vß vrsach, daz sye dem gemeynen volck vil misszglauben jnsprechen, damit sye dann, als mit einer bezauberung, die[Rand: Wie sich die /münich zuthun.] gemüt der menschen betören, äffen, vnd außwendig rechter sinnlicheit verleyten vnd verfüren.

Phaeton. Was bedeüt dann, daz ich jn etzliche sehe in die oren murmelen, wie auch anderen pfaffen?

Sol. Das heissen sye beychten. Dann es würt für ein geystlich vnd gotts förchtig ding angesehen, das ein yeder was er gesündet[Rand: Von der beychte.] hab, dißen zů erkennen gebe, vnnd nit allein was er mit der thatt begangen, sonder auch was jm in gedencken gewest.[Rand: Den Münichen / heymlicheit / offenbaren.] [178] Vnd also můssz yederman, diße aller seinen heymlicheiten mitwissend haben.

Phaeton. Mag yemant des überredt werden, daz er disem loßen gesellen seine heymlicheit offenbare?

Sol. Alle mentschen thůn das, auß ordenungen vnnd aufsätzungen der geystlichen, auch alter gewonheit.

Phaeton. Wenn sye aber heymliche ding also erfaren, offenbaren sye die nit weyter?

Sol. Darnoch ein yeder gehäb vnd verschwigen ist, oder herwider loß vnd schwatzhafftig, würt es behalten oder außgeschutt.

Phaeton. Sere ist es aber färlich, heymlicheit dißen entdecken, vnnd sye verborgener sachen bekündigen, zů voran, so sye gern wein[Rand: Wie münchen / zu vertrawen.] trincken vnd voll seint. Wie aber, das ich sye auch die weyber beycht hören sehe? Fürwar diße gewonheit můssz ich[Rand: Wyber beycht / hören.] schelten. Den sye aber ire heüpter begriffen, was machen sye auß den selbigen?

Sol. Reyn, lauter, vnschuldig, vnd[Rand: Absolutz.] frey von allen sünden.

Phaeton. Ob sye schon vorhin befleckt, schuldig, vnnd in banden der sunden, verstrickt gewesen?

Sol. Ja die selbigen. Vnd das heyssen sye absoluiren.

Phaeton. Was sagstu yemer, die selbs also erlich leben, andere mögen vß gefängnüß der sünden erledigen?

Sol. Das gibt der glaub.

Phaeton. Ich lobe es nit. Darumb würt disem land einer reformation, vnd besserung gemeyner sitten von nöten sein. Vnd ist[Rand: Daz teütschland / einer reformation / bedörffe.] nit zů leyden, daz also vil müssiggänger seind, die der andern gůt vnd hab verprassen, vnd doch sye keinen nutz noch frucht geberen. Vnd wär den Teütschen[Rand: Müssiggenger.] heylsam vnd gůt, das sye mit angehengtem fleyssz fern vonn jn triben, den frembden überfluß, vnnd die außländischen weyche des lebens, ir wesen widerumb zů der vorigen starckmütikeit, vnnd alten tugend brächten.

[179] Sol. Es seind aber Teütschen von alter her trüncker, vnd der fullery geflyssen.[Rand: Füllerey bey den /Teütschen.] Ist auch bey jnn nye schand gewesen, truncken sein.

Phaeton. In dem selbigen einig söllen sye von alter gewonheit weichen, sunst die in allen stucken gestrenklich halten.

Sol. Teütschen würden vil zů groß vnd löblich, wo du sye dar zů brächtest. Dißer gebrechen ist[Rand: Der teütschen / naturlich / gebrechen.] jnn angeborn, als den Italianer betrug, Hispaniern dieberey, Frantzosen stoltz vnd übermůt, anderen andere mängel.

Phaeton. Müessen sye dann ye ein gebrechenn haben, so wölt ich jnn noch lieber dißen, dann der einen, die yetzo genent, zů lassen. Wie wol ich hoffe, die zeyt, die alle gebrechen der menschen hinnimpt, werde jnn dißes auch abbringen. Also wöllen[Rand: Die zeyt.] wir nun wider an den reychs tag, vnd des Bapstes Legaten. Der selbig (nym war, vatter) ist zů vnwillikeit bewegt, vnd erhitzet durch zorn. Dann er rüfft etzwas auß der procession herauff, vnnd ich glaub gäntzlich, er sey über vnß erzürnet. Dann er sycht gegen vns.

Sol. Ja er zürnet über mich. Darumb hör doch was das mänlin sagt, wie[Rand: Der legat zornig / über die Sunnen.] es mir mit gerüntzeleter styrnen, vnd gantz stöltzlich trewet.

Caietan. Der du soltest vff mein erstes wincken, ich geschweyg gebot, auch klarer, vnd häller dann du sunst pflegest, erschinen.

Sol. Was sagstu, legat? Waz sagstu? Redestu diße wort zů mir?

Caietan. Zů dir? Als ob du dich nit einer grossen missethat schuldig wüstest.

Sol. Fürwar weyß ich nichts, du sagst mir dann waz ich übels begangen hab.

Caietan. Ich sprich also. Gehestu zů letst ein mal herfür, du böswicht? vnd erschinest der welt? der du solltest vff mein erstes[Rand: Der legat schilt / die Sunnen.] wincken (ich schweyg gebot) auch klarer vnd heller, dann du pflagst, erschinen.

[180] Sol. Noch sehe ich nit, was ich übels gethan hab.

Caietan. Sychstu es nit? der du in zehen gantzen tagen, nit einen strimen deines scheyns bewisen, hast mütwilliklichen allen wolcken für dich gezogen, als ob du der welt daz liecht vergundest.

Sol. Daz ist der Astrologen vnd sternengucker schult, wo es anders schult ist, dann die haben[Rand: Die sternen / gücker.] in jren practiken also gesetzt, daz ich diße zyet nit scheinen söll.

Caietan. Du soltest aber mer gedocht haben, was eins Bapstes Legat wölle, dann was den sternenguckern gefalle. Weystu nit do ich aus Italien zohe, was ich dir trawet, wo du nit mit grosser hitz Teütsch land, das zů vnzeyten kaltt ist, erwörmest, vnd mir das gantz summerisch mächtest? vff daz ich nit wider in Italien begeren dörfft.

Sol. Gar nichts nam ich acht, was du mir gebotest, so hab ich auch nit gemeynet, das ein tödtlicher mensch über die Sonnen gebyeten mög.

Caietan. Hast du das nit gemeynet? vnd dir ist vnbekant, einen Römischen bischoff (der[Rand: Bäpstlich / macht.] dann yetzo alle seine macht in mich seinen Legaten, gegossen hat) in himelen vnd vff erden, was er wöll binden vnd lößen mögen?

Sol. Wol hab ich daruon gehört, glaubt aber nit, daz es also wär, wie er sich berümpt. Dann ich noch nye gesehen hab, einen sterblichen menschen, etzwas hye oben verwandelen.[Rand: Die sunne / ein ketzer.]

Caietan. Wie? Glaubstu das nit? O bößer christ, den man vmb daz du ein ketzer bist, verbannen, vnd dem teüfel geben soll.

Sol. Woltest du mich vom himel werffen, vnnd dem teüffel geben? vnd (als man spricht) die Sonnen von der welt nemen?

Caietan. Fürwar wil ich es thůn,[Rand: Die Sunn musz / beychten.] wo du nit bald einem von meinen schreiberen beychtest, vnd bittest ein absolutz von mir.

Sol. Wann ich dann also gebeycht hab, was wilt du darnoch vß mir machen?

Caietan. Dann wil ich dir ein bůssz auff setzen, daz du [181] ettwo mit vasten erhungerest, oder yerget ein schwäre arbeit thůest, oder[Rand: Die sunnen /absoluieren.] dich mit walfart besůchung ermühest, oder aber almůß gebest, oder etzwas zů dem Türckischen kryeg jnlegest, oder gelt gebest in den Ablaß, daruon man sanct Peters münster, das zů Rom verfallen, widerumb bawen wil, oder wiltu das gelt sparen, das du dich für deine sund lassest mit růten schlagen.

Sol. Das ist eine harte sach. Was würstu aber darnoch mit mir thůn?

Caietan. Dann werde ich dich vnschuldig sprechen, vnd gantz reyn machen.[Rand: Die Sunen / erleuchten.]

Sol. So würstu dem sprichwort nach, der Sunnen liecht geben?

Caietan. Ja wie du sagst, wo es mir gefelt, auß krafft meyner facultäten, die mir der zehend Lew gegeben hat.

Sol. Welche geücherey höre ich do. Meynstu yemant, auch von den tötlichen menschen, so närrisch sein, das er dich dißes vermögen glaubt? Ich geschweig der sunnen, die alle ding von oben herab übersicht. Laß dir ein purgatz von niswurtz eyn geben.[Rand: Ein purgatz von / niszwurtz.] Dann mich bedunckt, du werdest vnsinnig.

Caietan. Vnsinnig? Du bist de facto im bann. Dann du hast vnersamlich zů des bapstes legaten geredt, darmit du in grosse vnd vnaußläschliche[Rand: De facto / im bann.] vermaledeyung gefallen bist. Der halben ich dich auch über nit lang offenlich, vnd mit einem gepreng, in einer grossen versamlung, vmb das du[Rand: Die Sunnen / uerbannen.] mich erzürnet hast, als einen verbanten man verkündigen wil.

Phaeton. Vatter, dißen trawworten solt ich entgegen fartzen. Dann was solt ein armes[Rand: Redt als ein / furman.] menschlin gegen den vnstärblichen creaturen vermögen?

Sol. Vil mer wöllen wir jn verachten. Wie wol sich zů erbarmen, das er von kranckheit also vnsinnig worden ist.

Phaeton. Von was kranckheit?

Sol. Er ligt am geytz kranck. Die weyl jm nun sein [182] sach in Teütsch land, das er sich erfülle, nit für sich gehen wil, ist er in einen[Rand: Des legaten /kranckheit.] grimm kommen, vnd nachvolgens zů vnsinnikeit bewegt. Aber ich wird sein weyter spotten. Was sagstu, heyliger[Rand: Der bäpst /verdampnusz.] vatter? Woltestu mich also vnverhört vnnd on schuld verdammen?

Caietan. Wie ich gesagt. So läst man sye auch nit alle zů verantwortung kommen, die durch den Bapst vnd seine Legaten verdampt werden.

Sol. Das wer aber vnrecht, wenn es nit von eüch beschäch. Aber mir (bitt ich) wölltestu dißes mal genädig sein, vnd meyne sünd vergeben.

Caietan. Yetzo erst redestu recht. Dann wer nit verdampt sein wil, můssz genad biten. hyrumb gebiete ich dir, dastu mein hinfür[Rand: Der legat gebeut /der Sunnen.] acht nemest, ich sey wo ich wöll. vnd yetzo, die weyl ich in Teütsch land bin, so mach schöne tag, vnd mit krafft deiner wörme treyb auß die kelt, die mich yetzo noch mitten im heumonat anfichte.

Sol. Warumb verbannestu denn nit[Rand: Ein stich vff / den legaten.] die kelt?

Caietan. Da lassze mich nach dencken. Du warte deß, so ich dir yetzo beuelhe.

Sol. Ich hette es vor langem gethan, so bedachte ich dastu vil heymlicher ding beginnest, die du nit wöltest, das gemeyn volck der Teütschen von dir sehen. Der halben ich forchte, wo ich klar erschine, vnd die selbigen deine heymlicheiten, den augen der menschen anzeygte, das es dir nit wol außginge.

Caietan. Wie möchtestu mein heymlicheit andern anzeygen, so du die selbst nit weyst.

Sol. So ich die nit weyß? Meynstu ich wisse nit, daz du yetzo künig Carlen verhinderen wilt, daz er nit nach dem willen seines Anherren,[Rand: Nota keyser /Karlen.] zů Römischem künig gewölet werde? Das du dich auch sunst vil vnterwindest, das wo die Teütschen wüsten, thäten sye nit mer darzů, würden sye doch vffs wenigst feyntlich hassen.

[183] Caietan. Lassz sye mich hassen,[Rand: Oderint dum / metuant.] noch dannoch müssen sye mich dar neben förchten.Wiewol ich nit haben wolt, das du solliche ding offenbarest. Thůstu es dar über, so bissz im bann.

Phaeton. Welch einen tyrannen höre ich da.

Caietan. Auch gebiete ich dir, das du pfeil zů richtest, vnnd den Teütschen pestilentz vnnd gehen tott zů schiessest. vff das vil[Rand: Pestilentz in /teutsch land zu / machen.] pfründen vnd geystlicher lehen ledig werden, damit sich pension begeben, gelt geyn Rom gefalle, vnnd auch mir[Rand: Nit genug / pfaffen sterben.] alhie etzwas werde. Dann es seindt yetzo lange zeyt her nit genůg pfaffen im Teütschen land gestorben. Hörestu waz ich dir sage.

Sol. Fleyssiglich.

Caietan. Aber erstlich scheüssz zů denn Bischöffen, das die Pallia gekaufft werdenn. Vnd triff[Rand: Des bapstes / Creaturen new / Cardinel.] die pröbst vnnd reichen prelaten, vff das die newen creaturen des Bapstes zů leben haben. Dann man můssz die ye jrem stand nach bedencken, daz sye nichtes mangelen.

Sol. Sol ich dann pestilentz machen, so ist von nöten das ich ein gewölck einfüre, nebel über die erden sprenge, den lufft betrübe; derhalben ich förchte, daz vngewitter werd dir misszfallen.

Caietan. Am fürnemlichsten wil ich das pestilentz sey, damit pfründen ledig werden. Des lufts halben, den betrübe, so wenig du yemer magst; kanstu es aber nit vmb geen, so thůn das besser, vnd nutzlichst.

Phaeton. O du verflůchter bößwicht. Yetzo erst hör ich wo jn der schůch truckt, was jm wol, vnd was jm übel thůt, was jn traurig,[Rand: Des legaten / gebrechen.] vnnd was jn frölich macht. Ginge es jm mit dem aplas nach seinem willen, so möchte er allerley lufft, kelt, vnd vngewitter leyden. Ich wil jn ansprechen. Höre mich du vnglückhafftiger man: ›Ein hirt sol seine schoff[Rand: Hirten ampt.] weyden, nit ermorden.‹

Caietan. Was sagest du kirchen diep? Was sagest du boßhafftiger fürman? Den ich mit vermaledeyung zertretten [184] vnnd zerknitschen sol, bald yetzo. Woltestu mir meine sachen verhinderen?

Phaeton. Fürwar ob ich kan, wil ich es thůn. Dann warumb wiltu noch ertöten die, von den du on das vff alle weg das gelt dringest?

Caietan. Du vermaledeyeter, du[Rand: Vermaledeyung / des legaten.] übeltäter, du verdampter, ein sün Sathanas, wie darfstu mir widerbellen? Ist vnrecht, das ein hirt seine schoff schirt?

Phaeton. Das er sye schirt, ist nit vnrecht. Dann es thůnd es auch die gůtten hirten, aber die selbigen schinden vnd ertödten die nitt. Das magstu deynem bapst Leo sagen, vnd auch, wo er[Rand: Warnung an / den bapst.] nit vortan mässigere legaten ins Teütsch land schikte, werde er etwa sehen ein zůsamen schwerung der schoff, wider einen vngerechten, vngütigen, vnd blůt dorstigen hirten, vnd sye villeycht auch ein billiche, vnd jnn gebürliche that thůn. Fürwar singen vnd sagen sye schon yetzo von deyner weyß, vnd lassze mich beduncken, sye werden dich lenger nit dulden, ob du schon wägen vol verbannung über das gebürg gegen jnn würdest füren lassen.

Caietan. Du meldest ding, von den man nit reden sol. hyrvmb bissz verbannet. diße straff lege ich dir an vmb deme vnhöfliichen vnversunnen red, die du mir gethan.

Phaeton. So schencke ich dich den Teütschen, die du beraubest, zů einer spötterey, das sye dich mit verspottung, gespey, vnd verlachung[Rand: Stroff uber den / legaten.] von jnn iagen, villeycht auch übel tractiren. Vnd dich der massen halten, das alle nachkommen, ein beyspil von dir nemen. Bissz verspottet. Also wil ich dich gestrafft haben.

Sol. Lassz von dem vnflat. Es ist zeyt, das wir den wagen abwertz byegen, vnd dem abent sternen statt geben. Lassz jn liegen, triegen, stelen, rauben vnnd plönderen, vff sein abentewer.

Phaeton. Der teüfel füre jnn hin. Also treybe ich die pferde zů tal, vnd füre vnß gegen nidergangk.


Ich habs gewagt.

[185] Zu den Leßeren dißer gesprächbüchlin, herr Vlrichs vom Hutten beschlusß red.

Ich hab eüchs gsagt, ir habts gehört,
[Rand: Teutschen / weyß worden]
wir seind gewesen lang betört,
bitz daz vns doch hatt gott bedacht,
vnd widerumb zů synnen bracht.
Ich weisß nit wie ich kumm ins spil,
[Rand: Was hutten / bewegt.]
Allein ich eins veriehen wil
vnd schweren bey der letsten not,
als warlich müsß mir helffen Gott,
daz mich kein lon noch nutz bewegt,
do ich mich erst zům handel legt.
Vnd bger auch noch des keinen gnyesß.
Allein mir schalckheit thůt verdryesß,
darmit die welt betrogen würt
[Rand: Trügerey der / geystlichen.]
vnd mancher jämerlich verfürt.
So wär es auch on schaden mir,
ob dißer, oder der regir.
[Rand: Bäpstliche / herschung.]
Ob sey der Bapst ein herr der welt,
vnd im das gott hab zůgestelt.
Ob alles, das ein yeder leügt,
mit keiner waren schrifft bezeügt,
für wor mög werden gsehen an.
Allein ich alles hab gethan.
dem vatterland zů nutz vnd gůt.
Die warheit mich bewegen thůt.
[Rand: Warheyt.]
do kan ich nyemer lassen von.
Hab ich des nye entpfangen lon,
ja mer zu schaden kommen binn.
Dann farh vnd not ist mein gewinn.
Das steet nun mer in Gottes handt,
dem alle hertzen seind bekandt
Vnnd ich mein sach nit bergen kan.
Wie wol die weisß auch yederman
[186] [Rand: Huttens sach / offenbar.]
also, das nymants widerspricht,
er habs dann schandtlich vor erdicht.
Als dann ich weisß einn pfaffen frech,
kan ich, ich werds noch an jm rech.
hatt heymlich hinter meinem ruck
[Rand: Hutten / gescholten.]
vff mich gesagt vil böser stuck.
Dran leügt er als ein Curtisan.
so wil ich jn gescholten han.
Doch bin ich hoffen auch der zeyt
(dann gůt, vnd böß, got nimpt vnd geyt)
das ers müsß wider fressen ein,
vnd sprechens als gelogen sein.
Ich wölt auch hören gern den man,
der mich dörfft frölich sehen an,
vnd schelten so auß billicheit.
Hyerrumb ich wart vnd bin bereitt,
[Rand: Was Hutten / wartet.]
zu hören yeden, was er sag,
damit die warheit komm an tag.
Dann sölt ich andern sagen war,
vnd mögen selbs nit hören gar
der gleichen auch, so wär ich werd,
das mich nit lenger trüg die erd.
Die warheit müsß herfür, zů gůt
dem vatterland, das ist mein můt.
[Rand: Hutten mag / warheit hören.]
Kein ander vrsach ist noch grund,
drumb ich hab aufgethan den mund,
vnd mich gesätzt in armuts not
Das weysß von mir der ewig gott.
Der helff mir bey der warheit sach,
laß gehen auß seine götlich rach,
[Rand: Huttens beryeff.]
da mit der böß nit triumphir.
Vnd das auch werd vergolten mir,
ob ich villeycht on fůg, vnd glimpf,
hett gfangen an ein solchen schimpf,
der nyemant grössern schaden bringt
dann mir, als noch die sach gelingt,
dohin mich gott, vnd warheit dringt.

Ich habs gewagt.

[187] M. Luther Vlr. von Hutten

Warheit die ich red Vmb Warheit ich ficht,
kauff des neyd an mich. niemant mich abricht,
Gott geb mir den lon, es brech, oder gang,
hab ichs falsch gethon. gots geist mich bezwang.

Laeta Libertas
[188]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hutten, Ulrich von. Dialoge. Gesprächbüchlein. Gesprächbüchlein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8974-0