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Als der Zeit ganz angemessen
Seh' ich's gegenwärtig an
Nach der Schenke auszuwandern,
Und da froh zu weilen dann.
Nur ein Buch und eine Flasche
Sei dort freundlich mir gesellt,
Dass ich listige Genossen
Nie erblicke auf der Welt.
Nach dem Weinpocale greifend,
Such ich Heuchlern fern zu sein,
Wähle nämlich mir hienieden
Nur ein reines Herz allein.
In befleckter Kutte prahlte
Gar zu sehr mit Tugend ich,
Schäme d'rum vor Schenkenwangen
Und vor färb'gem Weine mich.
Alle werd' ich überragen,
Frei wie der Zipressenbaum,
Glückt es mir von Weltgelüsten
Abzuziehen meinen Saum.
Unbild deckt mein Herz mit Staube;
Doch, o Gott, gestatte nicht
Dass sich je mein Spiegel trübe,
Der da glänzt wie Sonnenlicht.
Viel zu eng' ist ja mein Busen
Um zu tragen Seinen Schmerz;
Nicht gewachsen solcher Bürde
Ist mein gramerfülltes Herz.
Sei ich Zecher in der Schenke,
Sei ich in der Stadt Hafis,
Bin die Waar' ich die du schauest;
Und noch schlechter überdies.
Beim Ăssāf steh' ich in Diensten:
Mich zu kränken hüte dich!
Denn, wenn ich ein Wort nur spreche,
Rächt er selbst am Himmel mich.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 22.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2DE0-5