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Der Frömmler, der nur Äuss'rem fröhnet,
Begreifet meine Lage nicht,
Und nimmer werd' ich ihm verargen,
Was in Bezug auf mich er spricht.
Was auf dem Ordenspfad dem Wand'rer
Entgegen kömmt, das frommt ihm nur:
O Herz, auf dem geraden Pfade
Verliert man nie des Weges Spur.
Wie wird sich wohl das Spiel gestalten?
Ich rücke mit dem Bauer an:
Das Schachbrett, das dem Zecher dienet,
Ist keines König's Tummelbahn.
Was soll dies hohe Dach bedeuten,
So glatt und voll von Bildern doch?
Kein Weiser auf dem Erdenrunde
Erklärte dieses Räthsel noch.
O Herr, welch' eine Seelenruhe
Und weise Kraft ward mir bescheert!
Ich leide an geheimen Wunden,
Und jedes Ach ist mir verwehrt.
Es scheint, als ob mein Divanshälter
Nicht wüsste, was man rechnen nennt:
Die Formel: »Auf die Rechnung Gottes«
Fehlt ja auf diesem Document.
Ein Jeder, der da will, erscheine
Und spreche, wie für gut er's fand,
Denn Wächtertrotz und Pförtnerhochmuth
Sind ganz von diesem Hof verbannt.
Es trägt mein Wuchs, der ungestalte,
Der formenlose, alle Schuld:
Zu kurz sind sonst für keinen Menschen
Die Ehrenkleider deiner Huld.
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Den Weg hin nach der Schenke Pforte
Geh'n Männer Einer Farbe nur,
Denn, wer sich selbst verkauft, den führet
Zu Weinverkäufern keine Spur.
Ich diene einem greisen Wirthe,
Dem es an Gnade nie gebricht;
Allein des Scheïch's und Frömmlers Gnade,
Bald ist sie und bald ist sie nicht.
Verschmäht' Hafis den Sitz der Ehren,
Hat er's aus Hochsinn nur gethan:
Ficht ja den zechenden Verliebten
Kein Geld und keine Würde an.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Erster Band. Der Buchstabe Te. 9.. 9.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2D55-1