[253] [255]18.

Vierzig Jahre und darüber
Prahle ich mit stolzem Sinn
Dass ich von des alten Wirthes
Dienern der Geringste bin.
Durch des alten Weinverkäufers
Segensvolle Huld geschah's,
Dass von glänzend reinem Weine
Niemals leer sich fand mein Glas.
Hoch in Würde durch die Liebe,
Glücklich durch der Zecher Schaar,
Sitz' ich auf dem Ehrenplatze
In den Schenken immerdar.
Gib doch, weil ich Hefe trinke,
Keiner üblen Meinung Raum!
Denn befleckt ist meine Kutte,
Aber rein bewahrt mein Saum.
Herr! Da ich ein edler Falke
Auf der Hand des Kaisers bin,
Wesshalb trieb man mir die Sehnsucht
Nach dem Neste aus dem Sinn?
Schade ist es, lebt ein Sprosser,
Ähnlich mir, auf dieser Flur:
Trotz der süssen Zunge muss ich,
Gleich der Lilie, schweigen nur.
Persiens Luft und Wasser nähret
Wunderbar gar manchen Fant;
Wer begleitet mich? Ich schaffe
Mein Gezelt aus diesem Land.
Leerst du unter'm Mönchsgewande
Länger noch das Glas, Hafis,
Lüft' ich deiner Thaten Schleier
Bei des Meisters Fest gewiss,
Tūrănschāh's, des Hochbeglückten,
Dessen Huld auf eine Art
Sich gesteigert, dass zum Ringe
Sie an meinem Halse ward.

Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 18.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2A14-5