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Meine eig'ne Hand, die kurze,
Lastet schwer auf mir,
D'rum erröth' ich vor den schlanken
Hochgestalten hier.
Fasst kein Freund mit Kettenhaaren
Meine Hand, o dann
Heb' das Haupt ich in die Höhe
Wie ein toller Mann.
Frag' mein Auge, willst du wissen
Was der Himmel macht,
Denn des Nachts zähl' ich die Sterne
Bis der Tag erwacht.
Dankbar küsse ich des Bechers
Vollgefüllten Rand,
Denn mit des Geschickes Räthsel
Macht er mich bekannt.
Meinem eig'nen Arme bin ich
Minder dankbar nicht,
Weil zur Peinigung der Menschen
Mir's an Kraft gebricht.
Wenn ich für die Weinverkäufer
Fromme Wünsche sprach,
Komm' ich nur – was ist es weiter? –
Schuld'gem Danke nach.
Mich vom Boden aufzuheben
Bist du nicht gewillt,
Wenn mir auch statt jeder Thräne
Eine Perl' entquillt.
Trink' ich Blut auf diesem Felde,
O so schilt mich nicht!
Denn tatar'schen Moschusrehen
Geb' ich Unterricht.
Ein berauschtes Haupt besitz' ich,
Gleich Hafisen, zwar,
Doch auf jenes Hohen Gnade
Hoff' ich immerdar.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 37.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-28FF-9