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Wie mach' ich es möglich, o Götze,
Den Gram deiner Liebe zu tragen,
Und soll ich den Gram wohl noch länger
Ergiessen in nächtlichen Klagen?
Mein Herz, wie von Diwen besessen,
Ist, ach, durch kein Mittel zu retten,
Es sei denn ich machte zur Stelle
Dein lockiges Haar ihm zu Ketten.
Das Ganze der eig'nen Verwirrung,
Mit der deines Haares verbunden,
Im Einzelnen treu zu beschreiben
Hat Niemand noch möglich gefunden;
Und wollte ich, was ich gelitten
Seitdem du mich grausam verlassen,
Dir schildern – vergebliche Mühe! –
Kein Buch wär' im Stand' es zu fassen;
Und wenn ich die eigene Seele
Begierig zu schauen verlange,
So mal' ich mir treu vor die Blicke
Das Bild deiner lieblichen Wange;
Und wüsst' ich das Mittel gelänge
Dich mir zu vereinen in Liebe,
Verspielt' ich das Herz und den Glauben,
Wobei ich im Vortheil noch bliebe.
O Prediger, bleib' mir vom Leibe,
Und sprich nicht vergebens, gleich Thoren!
Denn Jener nicht bin ich der wieder
Den Lügen verschliesset die Ohren.
Die Hoffnung, Hafis, ist entschwunden
Der bösen Gewalt zu entrinnen;
So hat es das Schicksal beschlossen:
Was kann ich dagegen ersinnen?

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 40.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2789-8