Caspar Friedrich Gottschalck
(1772 – nach 1836)

Biographie

Herzoglich-Anhaltinischer Assistenzrat zu Ballenstedt und Bibliothekar, Herausgeber einer frühen Sagensammlung und Herausgeber von Reisehandbüchern.


1814

Die neben Otmars (d.i. Johann Carl Christoph Nachtigal) und Johann Gustav Büschings wichtigste Sammlung von Sagen und Märchen, die vor Erscheinen der Grimmschen »Deutschen Sagen« (1816/18) herauskommt, erscheint unter dem programmatischen Titel »Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen« in Halle. Die Sammlung firmiert als Band 1 einer geplanten Reihe, die allerdings nicht fortgesetzt wird. Gottschalck ist vor allem als Reiseschriftsteller, besonders durch sein mehrbändiges Werk über Ritterburgen und Bergschlösser »Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands« (Halle 1810–31), bekannt. Die Sagen- und Märchensammlung von 1814 enthält 50 Texte in bunter Folge, die Gottschalck mit kleinen Kommentaren und Quellenangaben versehen hat. Besonders interessant ist das neunseitige Vorwort, in dem er sich über die romantische Idee des Aufsammelns von Volkspoesie (Rettungsgedanke) äußert und für eine Bewahrung vor dem »Vergessen« plädiert. »Mit dem Heimgang des Mütterchens. das sie [die einheimischen Mythen] jetzt noch weiß, wird wohl die Kunde dahin seyn« (S. V). Im Hinblick auf die Bedeutung und den Wert der Volkssagen beruft er sich auf Otmars Überlegungen und Feststellungen und verweist im übrigen auf die im Anschluß an die Vorrede folgenden Überlegungen seines Freundes Ludolph Beckedorff. Dieser, ein Arzt und späterer Leiter des sachsen-anhaltinischen Volksschulwesens (1778–1858), nimmt ausführlich zu Fragen Stellung, die folgende Gebiete betreffen: (1) Sagen als Gattung/Genre/Textsorte, (2) Ursprung, Lokalisation, (3) Einteilungs- und Klassifikationsprobleme, (4) Nutzen, Funktionen, Weltbild. Beckedorff gelingt es, die seit dem späten 18. Jahrhundert vor allem bei den Vorgängern und in literarischen Zeitschriften diskutierten Fragen zur Volksdichtung und ihrer Bedeutung innerhalb literarischer Zeugnisse überzeugend darzustellen. Viele dieser Gedanken finden sich dann auch im Vorwort der »Deutschen Sagen« der Brüder Grimm wieder, ohne daß allerdings ein direkter Einfluß Beckedorffs nachgewiesen werden kann. Gottschalck schöpft aus Naubert, Otmar, Georg Henning Behrens’ »Hercynia curiosa« (zuerst 1703), Büsching, Justinus Kerner, zitiert die »Badische Wochenschrift« und beruft sich auf »mündliche Mitteilung« (knapp 20%). Der Stil ist zum Teil etwas ausladend und romanhaft (Ritterromanstil, auch kritisiert von den Brüdern Grimm). Die Sagen werden zum Teil historischen Ereignissen zugeordnet, obwohl Gottschalck im Vorwort betont, Sagen dienten primär der Unterhaltung und seien keine historischen Zeugnisse.

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Notes
Autor der Biographie: Prof. Dr. Hans-Jörg Uther
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TextGrid Repository (2012). Gottschalck, Friedrich. Biographie: Gottschalck, Friedrich. Biographie: Gottschalck, Friedrich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E376-1