Die Wahl

Könnt ich nur, wie Orpheus, spielen,
Alle Knaben solltens fühlen,
Und wenn ich ein Stükk gespielet,
Und wenn sie den Reitz gefühlet,
Sollten sie bei Spiel und Singen
Alle tanzen, alle springen;
Könnt ich, wie Apelles, schildern,
O so sollt es meinen Bildern
Nicht an Reitz und Schönheit fehlen,
Lauter Knaben wollt ich wählen;
Könnt ich künstlich, wie Propheten,
Menschen wekken, Menschen tödten,
O so wollt ich Geist und Leben
Allen Knaben wieder geben.
Aber könnt ich meinen Willen
Durch ein mächtig Wort erfüllen,
Einer sollte nach dem andern
Wieder zu den Todten wandern;
Vieler Knaben Schildereien
Sollten brennend mich erfreuen;
Viele sollten, unzufrieden,
Gleich vom ersten Tanz ermüden,
Stille sitzen, stille stehen
Und die andern tanzen sehen.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Die Wahl [1]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D984-9