An Herrn Gleim

Nimm mich mit, geliebter Damon,
Nimm mich mit auf deine Fluren.
Laß mich dort den iungen Früling,
Und den Glanz der Morgenröte,
Und die Thäler voll Violen,
Und den Thau auf müden Blumen
Und die frühe Venus sehen.
Schweig! es lispelt schon ein Zefir,
Ein vergnügter Freund des Lenzen.
Sieh! er wälzt sich auf dem Grase,
Und im Wälzen küßt er Blumen,
Und die wankende Narzisse
Wird verliebt und küßt ihn wieder.
Komm, wir wollen ihn erhaschen,
Und es soll sein sanftes Säuseln
Uns bis in den Busch begleiten,
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Wo wir seinen Freund, den Früling,
Unter Linden suchen wollen.
Komm, sobald wir ihn gefunden,
Wollen wir, in seinen Armen,
An dem weichsten Ufer schlummern;
Bis uns ein vergnügtes Mädchen,
Welches unser Schlummer ärgert,
Durch ein Schäferlied erwekket.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. An Herrn Gleim. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D91C-6