Pamphilus Gengenbach
Die .X. Alter dyser Welt

Vorrede

[54] Hie facht an die vorred in die zehen alter.

DER EINSIDEL.
Nvn hören zů mein lieben fründ
Wʒ ich eüch kürtzlich hie verkünd
Darzů mich bwegt all mein gemüt
So ich betracht die groffe gůt
Die vnß gott selber hat gethon
Als er bschůff Hymel, Erd, Su , Mon
Vnd köstlich ziert das Paradyß
Den menschen macht mit gantzem flyß
Das doch der selb wenig ansach
Durchs teüfels rot er gar bald brach
Die gbot gots, nämendt eben war
Do vnß kumpt da die erbsünd har
Vnd do mit vnderwürfflich gmacht
Dem teüfel vnd auch siner macht
Das hat gewert vyl tausent jor
Biß das ain iunckfraw rein vnd clor
Vnß gbar Jesum das kindlin gůt
Das vnß erlost mit sinem blůt
Das er vergoß vmb vnser sünd
Noch sind wir also toub vnd blind.
Vnd wend von sünden noch nit lon
All vppigkait thůt jetz vff ston
Sicht man bim kind bis an den alten
Wie sich ain jeder jotz thůt halten
Paulus vnß das gar clorlich schreibt
So sich nohen die letsten zeit
Werden gar vyl vom glouben wichen
[54] Den tüfelschen leren sich verglichen
Kain warheit wirt man da nit finden
Als Petrus vnß auch thůt verkünden
Judas deßglich fürt auch ain clag
Wa sich nohen die letsten tog
Wirt vyl geuärlicheit vff stan
All tiranny wirt fohen an
Vnd halten nüt vff gottes gbot
Allein so wirt das gelt sin gott
Vbermütig hoffertig vnd ouch schweren
Vnghorsam vatter můter nit eren
Vndanckbar, vnkeüsch, kain friden haben
Nach frumkait man wirt wenig fragen
Rouben brennen ist da recht
Da reckt sich das magogisch gschlecht
Die boßhafftigen man da thůt loben
Ouch werden die bösen fürhär zogen
Gerächtigkait wirt vndertruckt
All fromkait můß da sein geschmuckt
Der gaistlich stand der wirt veracht
Hoffart wirt han allein den bracht
Vnküscheit v auch vbermůt
Nyd, haß vnd vnfertig gůt
Wirt gantz vnd gar da sin gemein
Ein jeder da betracht allein
I sinen sack das er vol werd
Da ist kain trüw vff diser erd
Deß gmeinē nutz man da nüt acht
Darumb ain jeder selber btracht
Eygentlich yn sin gwisne gang
Ob noch biß vff die zeit sey lang
Die vnß sant Paulus hat erklärt
Welcher das selb zů wissen bgårt
Der merck vff diß zehen person
Wie sie da nach ain ander ston
Sind jetz die alter dyser welt
Merckt eben wie sich jedes helt
Ouch war vff es doch sy geneigt
[55] Sähen wie sich das kind erzeigt
Wie üppiglichen es do stott
Leider es niemandt zů hertzen godt

X. Jor ein Kind

DAS KIND.
Wie solt ich mich anders erzaigen
Nach miner art thůn ich mich naigen
Vatter vnd můter schlach ich nach
Zů aller boßhait ist mir gach
DER EINSIDEL.
O liebes kind das solt nit thon
Solt ee vatter vnd můter lon
So würstu dem Thobia glich
Dem Isaac auch solt mercken meich
Dem Joseph vnd ouch Samuel
Joas deßselben glich Daniel.
DAS KIND.
Das mag worlichen nit gesin
Ich volg vatter vnd můter mein
So bald als ich gieng auß der wiegen
Lartens mich schweren, schlecken, liegen
Dar nach fieng ich all boßheit an
Hatten sie als für wol gethan
Hand mir darzů anzaigung gäben
Vor mir gefürt ain üppigs läben
Mit füllen prassen tag vnd nacht
Deß ich genomen hab gůt acht
Vor mir tribens all üppigkait
Mit worten, wercken, vnküscheit
Detten vor mir nit schämen sich
Das selb gelernet hab ouch ich
Bätten man mich det wenig leren
Gott vnd sein helgen auch nit eren
Deß ich hie also üppig stand
Vatter vnd můter zů eir schandt
DER EINSIDEL.
Do sind ir elteren schuldig an
Die ire kind on stroff lond gan
[56] Vnd wisens weder zucht noch eer
Wa ir volgten Thobias leer
Dörfft üwere kind solichs nit klagen
Von gott ain gůte leer sond haben
Den kinden von Israel er gebot
Das sie ir kinder frů vnd spot
Larten die grossen ding gar schon
Die er yn allzyt hat gethon
Dar durch er allzyt wurd geert
Vnd auch der glaub i yn gemert
Iacob sin sun strafft ouch deß glich
Mathatiam söllt nämen für üch
Do Dauid wolt sein geist vffgeben
Ein gůte leer die dett er geben
Sinem sun Salomon
So lon ir üwre kind jetz gon
On all vnderwysung vnd auch stroff
Recht wie für den hirten gond die schoff
Das ir vffs lest mit iomer klagen
Adonias wär nit zů tod erschlagen
Wa Agith yn gestraffet hät
Salumit hät iren sun behbt
Vmb das sie yn nit strafft nim war
Verstainget yn der iuden schar
Vmb das er lestert got merck eben
Nempt acht wie jetz die kind thůnd läben
Wa man sie all jetz straffen sot
Die tag vnd nacht lesteren got
So behielt kain vatter me sin kind
O gott wie sind wir jetz so blind
Vnd sehen doch wie grosse clag
Von kinden kumpt jetz nacht vnd tag
Das es worlich zerbarmen ist
Ein gewonheit ist jetzund zer frist
Das man die kinder zücht vff kriegen
So bald als sie gond vß der wiegen
Müssen sie degen an yn han
Vnd vff das bübist inher gan
[57] Das vor zyten was ain grosse schand
Deß laufft vol bůben jetz das land
Darumb eüch got wirt gen den lon
Als er dem Hely hat gethon
Der was gerecht vnd läbt on sünd
Darumb das er nit strafft sein kind
Deß strafft yn gott das er mit clag
Starb vnd sein sun vff ainen tag
Die wils das kind wigts als gering
Was mag da thůn der iüngling
DER EINSIDEL.
Dů bist ain schöner iüngliug stoltz
Vff gschossen wie ain feiges holtz
Vnd bist yn dyner bösten iugendt
Die do nüt leren solt da tugendt

XX. Jor ein Jüngling

DER JÜNGLING.
Die tugendt die ich leer vnd kan
Ich dir gar bald erzelet han
Spilen, prassen, frölich sin
Vnd sitzen tag vnd nacht bim win
Vatter vnd můter bößlich das ir verzeren
Das sind die tugendt die ich leren
DER EINSIDEL.
Jüngling so soltu mercken eben
Do mit so kürtzest du din läben
Da wiltu lang vff erden gan
Solt vater vnd můter yn eren han
Von christo solt nämen ain leer
So bütst du vatter vnd můter eer
DER JÜNGLING.
Wa ich solt volgen diner leer
So wär ich dyser welt vnmär
Es ist jetzund worlich der sit
Wa eir jetz godt zum gsellen nit
Vnd leit nit tag vnd nacht bim win
So halt man yn für ain begin
Wa einer da nit dapffer schwert
[58] Vnd vff der gassen godt zerzert
Und bochen kan mit jederman
Spricht man gar bald er sey kain man
Wa ich mich da solt anders ziehen
So můst ich von der wält jetz fliehen
Vnd sin von jederman veracht
Dyr leer ich worlich wenig acht
Ich wil mich ziehen nach der welt
All üppigkait mir wol gefelt
Es sy mit spylen, zeren, prassen
Des nachts so louff ich vff der gassen
All bübary die fach ich an
Wo ich iunckfrawen bschyssen kan
Gang ich yn nach beid tag vnd nacht
Vatter vnd můter wenig acht
Was sie mit arbeit gwunnen hand
Verthůn ich yn mit grosser schand
Vff flůchen, schweren bin ich geschwindt
Täglich man mich bin mätzen findt
Vff minen got kein acht ich hab
In der kilchen gang ich vff vnd ab
All bübary richt ich do vß
Wo ich bin glägen yn der luß
Ouch wie ich die nacht hab vertriben
Mit spilen prassen vnd mit wyben
Vnd ouch mit manchem gsellen gůt
Der auch das sin mit mir verdůt
Vnd macht mir tag vnd nacht gůt gschier
Das sind die tugend die ich leer
An din straff ich mich wenig ker
DER EINSIDEL.
Jüngling solt worlich glouben mir
Vier grosser ding ich hör von dir
Vatter vnd můter du nit erst
Auch iunckfröwlichen stand zerstörst
Din got du nit vor ougen hast
Dem tüfel bist ain werder gast
Von füllerey wilt du nit lon
[59] Merck vff mein aller liebster son
Gott durch den Moysen gebot
Man jeden sun verstaingen sot
Welcher nit vatter vnd můter art
Jonathas zum tod verurtailt wardt
Das er vbertrat seins vatters gbot
Dar zů es clorlich gschriben stot
Wär vatter vnd můter widerseit
Der wirt verflůcht yn ewigkeit
Merck aller liebster iüngling sin
Do kam verspot den vatter sin
Deß ward i i nit gen der sägen
Holefernes hät bhalten sin läben
Hät yn der win nit vbergangen
Sichem nach Dinam hat verlangen
Dar durch er sie mit gwalt betort
Deß volgt här nach ein grosser mort
Vnd ward erschlagen mancher man
Darumb ich rat du last dar van
Was sagst du mir dryßiärig man.

XXX. Jor ein Man.

DER .
XXX. JERIG.
Du machst vnß worlich lange wyl
Die straff bekümmert mich nit vyl
Was gat mich dyser iäner an
Die ich dir jetz nit nämen kan
Als du hast gseit dem iüngling gůt
Ich bim auch noch ein iunges blůt
Dar zů erst kommen yn die Ee
Do entpfündt ich nüt da ach vnd wee
Grinen grannen ist mir nit thür
Grossen hunger vnd nüt bim für
Ouch all stund schlahen rouffen
Das darff ich vmb kain grämper kouffen
Ich hab sin also gnůg im huß
Das mir vor angst die hor gond vß
Solt ich also füren ein läben
Mein geist den můst ich bald vffgäben
[60] Wa ich also do heim solt sitzen
Die finger saugen nägel spitzen
Ouch haben weder fröüd noch můt
Hußhalten mir worlich wee thůt
DER EINSIDEL.
O gůter fründ ich wil dich leren
Mit diner arbeit solt dich neren
Da gott selber gesprochen hot
I dinem schweiß so nüß din brot
So wirt dir hie vnd dört wol werden
Du wirst sunst zů eim bättler werden.
DER .
XXX. JERIG.
Oho deß nim ich wenig acht
Wem meinst der spital sey gemacht
Een gänsen die nit trincken win
So magstu wol ein thor sin
Was darffst von arbeit sagen mir
Ein frischen trunck den bring ich dir
Den nim vnd laß din grosses sorgen
Wa hab ich hüt es kumpt ouch morgen
Darumb wil ich do heim nit bliben
Mein iungē tag wil ich vertriben
Mit gůten gsellen vnd bim win
Ein fryer prasser wil ich sin
Wa ich das min verzeret han
So wird ich erst zum kriegs man
Eim andern thůn ich das sin ouch nämen
Do mit hab ich all zyt zů schlemmen
Min fraw laß ich and kunckel schmecken
Die füß auch nach der deck in strecken
Semlichs mich worlich wenig irt
Ob sie schon zů eir thörin wirt
Hoppo han das ist mein wåsen
Ich kan dir mit vyl fäder läsen
DER EINSIDEL.
Ach aller liebster gselle gůt
Für war du kränckest mir den můt
Das du also vorwägen bist
[61] Weist nit das clorlich gschriben ist
Kain ander gschelschafft sol man han
Da die fraw irn eelichen man
Deßglichen auch der man sein wyb
Es sind zwo seel vnd ist ain lyb
Lot was gar ein frommer man
Do er böß gschelschafft an sich nam
Verlor den stryt vnd ward gefangen
Machabeo ist auch also ergangen
Josaphat bschach ouch deß glich
Von Annon wil ich bschaiden dich
Hot er mit Jonadab kein gselschafft ghan
Hät er so groß vbel nit gthan
Das er sein schwester hät geschwecht
Des doten yn Absolons knecht
Darumb darffst mirs nit fast bringen
Dir dörfft wol ouch also gelingen
Auch meinst dich raubens stälens neren
Exodus thůt dichs nit leren
Du meinst es sy der rauber sitt
Gott wirt dirs worlich schencken nit
Hät Achan nit gnomen vom roub
Wer versteinget nit worlich mir gloub
Das sag ich dir on allen spott
Hör vff was dir thůt sagen got
Auch allen den die jetzund kriegen
Ouch witwen weisen thůnd betrůben
Wil sin zorn vber sie lon gan
Darumb ich rat du last dar van
Was seit vnß der viertzytiärig man

XL. Jor Stilstan

DER .
XL. JERIG.
Mein anligen ich dir bald sag
Do si vnd btracht ich nacht vnd tag
Nach üppigkait als mancher thůt
I hoffart vnd ouch vbermůt
Do mit ich tägglich für här brich
Dar durch ich mich an menchem rich
[62] Vnd gang do här recht wie ain stier
Verglich mich gantz eim wilden thier
Zů dem sich niemandt nahen thar
Im eebruch soltu nåmen war
Zier ich zů aller zeit mein lyb
Vnd beschiß manch biderbman sin wyb
Die Ee die thůn ich krümmen biegen
Mit minem wyb hab ich kain bnügen
Allein ich sin zun eren spar
Meins huß nim ich gar wenig war
Sich auch nit an mein gůten fründ
Ob ich verderb mein klainen kind
Röck, schuben, mäntel, henck ich yn an
Vnd loß mein frawen nackend gan
DER EINSIDEL.
Ein rechter laur magstu wol sin
Du lystts im kot recht wie ein schwin
Das macht dein groß vnluterkait
Wirt dir vffs lest noch werden laidt
Waist nit welch got zůsamen hat gegeben
Sol niemandt schaiden merck mich eben
DER .
XXXX. JERIG.
Du seist mir von der lesten zyt
Das mir nit vyl zů schaffen gyt
Do hin mag ichs wol alles sparen
Da wirt air mit dem andern faren
Nun glich ich doch Salomon
Aristoteli, Vergilio vnd Samson
Die wißsten stercksten gwesen sind
An wyben auch waren erblindt
Solt ich da anders triben ouch
So wär ich wol ain grosser gouch
Dar zů würd ich täglich bericht
Das man sie setzt yn rot vnd gricht
Ouch kan nit anders sähen hören
Wa die es selber solten weren
Die wend sin haben grosse eer
Als ich täglichen von yn hör
[63] Das eir nit sey ain redlich man
Welcher sein ee nit brächen kan.
Du magst worlich wol fürbaß gan
DER EINSIDEL.
Vier hast mir nach einander gnandt
Hand all gelitten grosse schandt
Auch soltu mercken hie mit flyß
Durch eebruch kam der schön Paryß
Vmbs läben, durch dschön Helena zart
Die stat Troy zerstöret ward
Vnd kam Priamus vmb sin läben
Ach gůter fründ nun merck hie eben
Durch vnküscheit ließ got dwelt zergon
Do Dauid hat ein eebruch gton
Ließ im verkünden durch Nathan gott
Das er yn kläglichen stroffen wot
Wer Thamar nit vom eebruch gschant
So wär sie nit zum für erkant
Din hoffart thůst ouch beschaidē meich
Bracht Nabuchodonosor vō sim reich
Balthasar wär nit zů tod erschlagen
Fůnfftziäriger was thůst du vnß sagen

L. Jar Wolgethon

DER .
L. JERIG.
Das wil ich dir worlichen sagen
Ich bin yn minen bösten tagen
Im alter heiß ich wol egthan
Ain erber wäsen solt ich han
An vernunfft weißhait solt ich zů nämen
Vor der wält so můß ich mich erst schämen
Das ich das min als hab verthon
So ich jetz bin ins alter kon
Vnd solt mich ziehen den frommen glich
So thůt all welt erst hassen mich
Dar zů auch han ain ersamen stand
So louff ich erst auß alle land
Meyland, Napels, Franckenreich
Vnderstand erst wider werden reich
[64] Kisten fägen thůn ich mich nit schämen
Eim biderbman das sin zů nämen
Das mir als ist ain eben spyl
Wolt gott das ich sein nun het vyl
DER EINSIDEL.
Fründ solichs soltu nit begären
Die zähen gbot thůnd dichs nit leren
Da durch das böß vnfertig gůt
Vergüßt manch christen man sin blůt
Vnfertig gůt solt mercken recht
Strafft gott biß in das nünd geschlecht
Da solich gůt můst wider gäben
Zwifach solt du mercken gar eben
Saul wär von sinem rich nit kon
Hät er das best von roub nit gnon
DER .
L. IARIG.
Ein gůte sach die wurdstu haben
Wa du das seitest vnsern knaben
Sie dörfften dich wol schlagen gnůg
Da kriegen ist allein ir pflůg
Rouben, stälen, laß ich bliben
Vnd was man jetz im krieg thůt triben
All böse stuck fohen wir an
Hett man jetz als für wol gethan
Als bald dan eim also gelingt
Das er zů huß vyl kronen bringt
Man fragt nit wie ers gwunnen hab
All wält den hůt zücht gen im ab
Vnd spricht zů im als bald gnod herr
Von yn hab ich gnomen die leer
Laß ligen was ich nit kan finden
Die armen bauren thůn ich schinden
Clöster vnd kilchen ich beroub
I meir Conscientz so bin ich toub
Christen blůt thůn ich vergiessen
Vnd hoff zů lest ich werdts geniessen
wittwen weissen schetz ich gering
Vff das ich nun vyl kronen bring
[65] So bin ich mit den höchsten dran
In gericht vnd rot so můß ich gan
Vnd würd do mit zogen här für
So ich sunst blib hinder der thür
Vnd hab meir boßhait grosse eer
Was soll ich dir nun sagen meer
Du machst mir worlick klaine fröüd
Far hin du hast ouch mein bescheid
DER EINSIDEL.
Din bscheid kan ich gar wol verstan
Dir boßheit du ouch eer wilt han
Des todtschlags du thůst brümen dich
Deß soltu hie wol mercken mich
Gott wil die sünd vngstrafft nit lon
Do Dauid hat todtschleg gethon
Was er nit würdig das es sot
Buwen ein tempel sinem got.
Das Joas ließ schantlich erschlagen
Zachariam, ward er nit begraben
Nach sinem tod yn künglichs grab
Ein gůte leer hie von mir hab
Wa du als erdtrich hetst verbrant
Vnd auch deß hymels zier zertrant
Dar zů beroupt das paradiß
Wär nit als böß merck vff mit flyß
Als wa du tödtsch ain christen man
Den got mit sinem blůt gewan
Dwil Chains todschlag was so groß
Eb das Christus sin blůt vergoß
Das er yn hymel růfft zů gott
Solt jederman gedencken dran
Was seit vns der sächtz järig man

LX. Jor Abgon

DER .
LX. JERIG.
Ein man bin ich vō sächzig iaren
Mein stand darff ich wol offenbaren
Mein wäsen stadt allein vff gůt
Vnd han kain ander fröüd noch můt
[66] Wa kriegen ist mir jetuund glägen
Nach wyben thůn ich wenig sträben.
Win trincken will mich nümme liden
In der kilch mag ich die leng nit bliben
Ich btracht allein nach gůt vnd eer
Frag nit wie es ioch kumme här
DER EINSIDEL.
Du hast worlich ein schweren stand
Dar durch verderbet wirt manch land
Timotheus spricht yn diser zyt
Kain böser wurtzel sy da gyt.
Ecclesiasticus hat dirs ouch wol erzalt
Wer stelt nach eer wirt selten alt
Du verkaufft yn můter lyb das kind
Judas wer worlich wol dyn fründ
DER .
LX. JERIG.
Was darffst von Judas sagen mir
Wa sind all die sin fründ gloub mir
Die also gůt nend wider recht
Worlich so ists ain groß geschlecht
Da aigen nute vnfertig gůt
Manchem jetzund gar wol thůt
Dar zů ouch ander heimlich gelt
Das man jetz nimpt i aller welt
Dar durch verraten wirt land lüt
Ich sich nit das man yn thůt üt
Wa sie ein klain wil mögen schwigen
Dsach heimlich vnderm hütli triben
Vnd lassen red für oren gan
Hand sie bald gschweigt den armen man
Vnd blybt er dannocht by dem brät
Die wyl die weit also jetz läbt
Was wolt ich da nüwes fohen an
Ferfürt hab ich ouch manchen man
Das er ist kon vmb lyb vnd läben
Dar durch ich mag yn richtůmb streben
Min kind zů grossen eren bringen
Die pfaffen laß ich, läsen singen
[67] Gdenck nit fast an min arme seel
Ob sie dar vmb můß liden quel
Min seel thů ich an ein nagel hencken
Hoff got werd mirs vffs lest als schencken
Vnd mir mein seel mit gnoden zieren
Das ist das läben das ich füren
DER EINSIDEL.
Ain verflůchtes läben hast an dir
Durch aigen nutz solt glouben mir
Der Römisch gwalt zergangen ist
Die kriechisch zung in kurtzer frist
Ward ouch zerstört solt nämen war
Demetrius btrůbt ein grosse schar
Bracht er zů wegen durch sin gůt
Semey vergoß dar durch sin blůt
Durch gyt so soltu mercken recht
Ward Giezi maltzig vnd als sin gschlecht
Nabal durch gyt verlor sin lyb
Den doch erlost Abigail sein wyb
Do Ananias, Saphyras gytig worden
Als bald des gähen tod sie storben
Gytigkait die recht verkert
Dorumb Jetro Moysen lert
Das er kain näm yn sinen rodt
Der got nit forchte frü vnd spot
Ouch nit hät lyb das zytlich gůt
Darumb so lůg hab dich yn hůt
Und laß von der gytigkait ab
Sie volgt dir nach sunst biß ins grab
Bedenck daß hie sind kurtze tag
Die man nit wider bringen mag
Sybitziäriger was ist din sag

LXX. Jor. Din Seel Bewar

DER .
LXX. JERIG.
Ich kan dir worlich nit vyl sagen
Du hast dem gseit von kurtzen tagen
Der nim ich worlich wenig acht
Hab ouch nit druff mein rechnung gmacht
[68] Wie wol das ich jetz hab vff mir
Sibentzig ior das sag ich dir
Vnd solt mein seel jetz thun bewaren
So wolt ichs gern noch lenger sparen
Wa mich truckt erst der haß vnd nyd
Kain menschen ich me vmb mich lyd
Wie wol ich bin ein alter gryß
Vnd mir das hor ist grow vnd wiß
Mag ich die zytlich eer nit lon
Ich sich wie mancher me hat gton
Wie wol er was der ioren alt
Noch det im wol der zytlich gwalt
DER EINSIDEL.
Für einen grossen thoren ich dich halt
So du nit btrachtst das aller gwalt
Vnß kumpt allein von oben ab
Von got der dir das läben gab
Vnd bist so gar ein grosser thor
So du bist kon vff dine ior
Wilt stellen erst noch grossem gwalt
Vnd sichst das selten keir wirt alt
Ouch ist geschriben merck mich eben
Ein jeder gwalt eins kurtzen läben
Welcher ouch thůt erhöhen sich
Der wirt genidert von got ich sprich
Die wält soltstu jetzund verlon
Allein bätten vnd zkirchen gon
Vnd sähen an wie schnell der todt
Jetz manchen alten gnomen hott
Der on bycht vnd bůß ist gächling gstorben
Gar wol darffstu auch dran erworgen
DER .
LXX. JERIG.
Wa jederman dar an gedächt
I gericht vnd rot man wenig brächt
Wa gunst vnd miet die gond do für
Das selb auch bildet jetz yn mir
So ich nun glert hab schwartz vnd wyß
I i frogen brauch ich gůten flyß
[69] Meins glichen weiß ich vber zkommen
Mein wort machen gar manchen stommen
Die alle volgen miner sag
Wa ich da ainen stüpffen mag
So gib ich i i ain nater stich
Niemandt darff reden wider mich
Drumb ich den gwalt yn henden han
Vyl nüwer satzung foch ich an
Do mit der arm man wirt beschwert
Den witwen weisen bin ich hert
Säß ich nit also nach bim brät
Mancher es nit dest böser hät
Schmeichlen strichen mir wol gfalt
Do mit ich manchen bösen bhalt
Vnd manchen frommen vndertruck
Mein gůter brůder fürbaß ruck
DER EINSIDEL.
Du alter gryß solt wissen das
Nüt grössers ist da nyd vnd haß
Durch nyd der tüfel kam vff erdt
Der jedes menschen seel begärt
Der nyd ain böse wurtzel ist
Durch nyd ward gmartert Jesu christ
Durch nyd ward Abel zdot erschlagen
Grossen nyd dettent Palestini tragen
Drumb Isaac von got den sägen erlangt
Vß nyd Achitophel sich selb erhangt
Darumb ich rat du last dar van
Das dir nit gschäch als dem Aman
Vmb nyd den er zů Mardocheo hat
Durch nyd zerstöret wirt manch stat
Wo nyd den burgern wonet by
Do godt bald ab ir polucy
Der glichnüß wolt ich dir vyl sagen
Den alten narren můß ich ouch fragen

LXXX. Jor der Welt Narr

DER .
LXXX. JERIG.
Das kan ich gar kum sagen dir
[70] Wa ellend ist mir vor der thür
Mein altes hertz das thůt mich btriegen
Dar zů thůnd mir min si ouch liegen
Die mich manen and alten schwenck
So ich hinder vnd für mich gdenck
Was ich hab gtriben mein iungen tag
Do ich allzyt der bůlschafft pflag
Vnd was allzyt ain werder gast
So bin ich jetz ein vberlast
DER EINSIDEL.
Warlich du bist ain grosser gouch
Ich merck dir thůt noch wol der rouch
Wie wol du bist ain vnwerd gast
Vnd schindtmässer im arßloch hast.
DER ALT NARR.
Schindtmässer hin schindtmässer här
Hüpsche fröwlin sind mir nit vnmär
Wie wol ich zwifach inher gang
Vnd mir ouch ist der otem lang
Krachen mir dbein vnd trüfft mir dnaß
Mir gdenckt wol das es besser was
Můß erst am stecken leren gon
Das ist mir worlich vngewon
Im lyb bin ich ouch nit gesundt
I der kilchen bill ich wie ein hundt
Der tüfel hats alter erdacht
Das mich hat also ellend gmacht
Vnd mir vßgfallen ist min hor
Vor zyt trůg ich den kopff embor
Das selb ich jetzund faren lan
Ich gang sitz oder wo ich stan
Můß ich dannocht die fröwlin grüssen
O gott möcht ich min sünd so büssen
Für wor ich wurd ain sälig man
Was ich yn der iugendt triben han
Das selb noch yn mir regen thůt
Dar zů wer mir das hertz noch gůt
[71] Hät sunst der hagel nit drin gschlagen
Du magst gar wol ein andern fragen
DER EINSIDEL.
Frylich du bist ein alter thor
Vnd hast vff dir jetz achtzig jor
Vnd wilt erst sin der mätzen knecht
O gott wie ist din si als schlecht
Der dich hat also gar verk \rt
Paulus hat dichs worlich nit glert
Spricht schamhafft, mässig sond sie sin
Spürt man nit an den worten din
All thorecht red thůt er dir weren
Der iungen schwenck solt ouch nit bgeren
Die yn der iugend hast getriben
Du můst sunst dört groß pin drumb liden
Oder dir gschäch als den alten man
Die Susannam wolten btrogen han.
Darum ich rot kör dich zů gott
was seit vnß da der kinder spot

XC. Jor. Der Kinder Spott

DER .
XC. JERIG.
Gar wol bin ich geplogt von gott
Das ich erst bin der kinder spott
So ich bin kon vff nüntzig ior
Halt mich die welt erst für ein thor
Ist mir worlich ein grosse clag
Wa ich bedenck mein iungen tag
I den ich mit fröuden rang vnd sprang
Ouch allzyt frölich was vnd sang
Ans alter ich gar wenig gdacht
Von mir ward es gentzlich veracht
Das ichs mocht weder sähen hören
Was mich mein elteren detten leren
Was mir als sandt ain bitter dranck
Zyt wyl was mir by ynen lanck
Ouch waren mir vatter vnd můter mein
Ein schwäre burd vnd grosse pein
[72] Mir gsiel nit wol ir wyß vnd perd
Ich gdacht allein lägens im härd
Allzyt treib ich auß yn mein spot
Das selb mich jetz ouch troffen hott
Was ich mein tag ye hab gehaßt
Hat mich jetz gantz vnd gar vmbfaßt
DER EINSIDEL.
Hettstu vatter vnd můter geert
So wär es dir jetz ouch beschert
Wie yn hast gmessen solt glouben mir
Deßglich din kind ouch messen dir
DER .
CX. JERIG.
Das selb ich worlich wol entpfind
Mich haßt jetz all mein huß gefind
Knecht, mägt, die kinder ouch
Allein bin ich ir alter gouch
Eim bin ich taub dem andern blind
Pfü dich alter du schnöder wind
Wie machst so manchen starcken man
Das er můß an zwo kruckē gan
Worlich du bist ein b \ser gast
All diser welt ain vberlast
Wie wol din jederman begert
Noch wa du kumpst so bist vnwerdt
Vnd bist so gantz veracht ich sprich
Es möchten seichen dhund an dich
Das ich hab gar wol innen worden
O gott wer ich vor lengst gestorben
Dörfft ich nit solchen kummer han
Vnd aller welt zum gspött hie gan
DER EINSIDEL.
Den tod i i niemandts wünschen sol
On anfechtung kranckheit merck mich wol
Mag niemandts gon ins ewig rich
Job vnd Thobiā nim für dych
So bstost du wol gen got gloub mir
Hundert järiger din standt sag mir

[73] C. Jor nun Gnod dir Got

DER .
C. JERIG.
Ein ellend wäsen worlich ich hab
Mein körpel bgert nun yn das grab
Kain fröüd ich meer vff erden hon
Ach gott hät ichs nun vberkon
Da ich der wält gantz nüt mer sol
Ein kůles erdtrich thät mir wol
Hät ich min arme seel bewart
So grußt mir nit ab dyser fart
Mich hilfst jetz weder richtumb gůt
Auch das ich bin von edlem blůt
Dar zů ouch alle mine fründ
Für ainen miten mir nütz sind
Erst rüwen mich min iungen tag
Die ich nit widerbringen mag
Wa ich hab glebt wol hundert ior
Vff diser erd sag ich für wor
Vnd hab noch nie betracht das end
Deß bin ich jetz so gar ellend
Von aller dyser welt verlon
Mein boßhait sich ich vor mir ston
Die ich getriben hab mein tag
Darumb ich für ein grosse clag
DER EINSIDEL.
O gůter fründ du thurest mich
So ich also hör clagen dich
Mich wundert was dich btrogen hat
So weißt das clorlich gschriben stadt
Kein bliblich stat ist hie vff erdt
Als vnß erklärt Paulus der werdt
V wir es täglich ouch wol sähen
Ecclesiasticus der thůt ouch iähen
Ein jedes flaisch solt mercken mich
Wirt alten dorren dem hew gelich
Bringst auch vffs lest nüt me dar von
Da gůte werck die du hast gton
[74]
DER .
C. JERIG.
O gott das selb ich gar wol sich
Mein sünd die thůnd erst rüwen mich
Die ich mein tag ye bgangen hon
So ich yetz gern wolt bůß drumb thon
Dorüber haben rüw vnd leit
Hat mir mein hertz, zung, mund, verseit
Das schafft das ich nit reden kan
Im hertzen ouch kain rüw mag han
Min füß wend mich auch nümme tragen
Mein iomer kan ich niemandt clagen
All richthůmb, eer, gwalt, hat mir gfält
Pfü dich du schnöde böse welt
Du hast mich glon vff gůtem won
Deß ich yn grossen nöten ston
Vnd allzyt gottes vrtheil wart
Hilff mir Maria iunckfraw zart
DER EINSIDEL.
Du fürst worlich ain grosse clag
Hätst duß betracht din iungen tag
Vnd hätst gott allzyt gfolget noch
So gschäch dir glych wie dem Enoch
Isaac, Helyas Abraham
Kain böses läben selten nam
Ein gůtes end sond mercken meich
Dorumb bit ich die all geleich
Die dyses spyl läsen vnd h \ren
Das sie es nit wellen verkeren
Vnd lassen es im yn synem stodt
Ir sähen wol wie es jetz godt
Ob ich vyl hab dar y gelogen
Oder ob mich paulus hab btrogen
Als ich i i anfang hab erclärt
Wie wol Lucas mirs ouch bewert
Vnd spricht solt mercken hie gar schon
Ein folck gern andern wirt vff ston
Ouch ein rych wider das ander sträben
Vyl teürung, hunger, wir got gåben
[75] Erdtbidumb, krieg, werden wir hon
Vyl zeichen sehen i su vnd mon
Als da erschynt zů diser frist
Was trübsal jetz vff erden ist
Vnder fürsten, herren, arm vnd rich
Der geistlich stand deßselben glich
Hat sich ouch gantz v gar verkört
Kain gůtz vff erden man jetz hört
Als schnöd vnd böß ist jetz die welt
Allein ir sach stot vff nun vff gelt
Der vnß das selbig brechte här
Worlich er vnß got wilkum wär
Er sy bapst, kaiser, künig fry
Dem selben wir dan stünden by
Sähen die grechtigkait nit an
Darumb es můß so vbel gan
Das ich worlichen sprechen mag
Es nohe sich dem iüngsten tag
Deß ich eüch jetzundt all herman
Lond eüch das selb zů hertzen gan
Vnd macht eüch den vō Niniue glych
So wirt got vber vnß erbarmen sych
Ouch all trübsal von vnß hyn nän
Vnd glück und heil täglichen gen.

Pamphilus Gengenbach


Hie enden sich die zehen alter, welche sind zůsamē gesůcht vnd i rymē gesatzt durch Pamphilum Gengenbach, Zů lob vnd eren den Ersamen Burgern einer loblichen stat Basel.


SRF

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TextGrid Repository (2012). Gengenbach, Pamphilus. Dramen. Die zehn Alter dieser Welt. Die zehn Alter dieser Welt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C4B7-2