Ilse Frapan
(1849–1908)

Ilse Frapan (Fotografie, aus: Der neue Postillon, Zürich, 1903)

Biographie


1849

3. Februar: Elise Therese Levien wird im Hamburg als Tochter des Instrumentenmachers und späteren Pianofortefabrikanten Carl Heinrich Eduard Levien und seiner Frau Maria Therese Antoinette, geb. Gentzsch, geboren. In späteren Selbstauskünften macht sie sich um drei oder sechs Jahre jünger und behauptet, aus einer Hugenottenfamilie zu stammen.

Gefördert vom Vater, absolviert sie eine Ausbildung zur Lehrerin, die sie mit dem Examen abschließt.


1868

Beginn der Arbeit als Lehrerin am Hamburger Paulsenstift, einem Mädchenlyceum, wo sie vor allem Naturwissenschaften lehrt.


1879

Aufgabe des Lehrberufs. Arbeit als freie Schriftstellerin.


1881

Briefliche Verbindung zu Wilhelm Raabe und Theodor Storm, die sie ermutigen und ihre Arbeiten loben, ihre Publikationsabsichten jedoch nicht unterstützen können.


1882

Frühjahr: Besuch bei Theodor Storm in Hanerau.

Die Novelette »Erste Liebe« erscheint unter ihrem Geburtsnamen im »Deutschen Dichterheim«.


1883

Herbst: Übersiedlung nach Stuttgart (bis 1890), um im Wintersemester 1883/84 bei Friedrich Theodor Vischer am Polytechnikum als Gasthörerin Vorlesungen über Literatur des 19. Jahrhunderts zu hören. Beginn der Lebensgemeinschaft mit der Porträtmalerin Emma (eigentlich: Esther Hinda) Mandelbaum.

Arbeit an Übersetzungen aus dem Englischen (Robert Burns, Alfred Tennyson) und aus dem Russischen (Tjutschew) sowie an literaturkritischen Aufsätzen (über Bret Harte, Mark Twain, Theodor Storm, Gottfried Keller und Wilhelm Jensen). Für die Veröffentlichungen wählt sie das künftig beibehaltene Pseudonym »Ilse Frapan«.


1886

Beginn der Verbindung zu Paul Heyse, der im folgenden Jahr ihre Novelle »Die Last« in dem von ihm herausgegebenen »Deutschen Novellenschatz« publiziert.


1887

Ihre erste Buchveröffentlichung »Hamburger Novellen« erscheint.

14. September: Tod Vischers. Ilse Frapan veröffentlicht im folgenden Jahr den Band »Vischer-Erinnerungen. Äußerungen und Worte«.

23. Dezember: Tod des Vaters.


1888

Durch die Vermittlung von Heyse entsteht ein Kontakt zu Julius Rodenberg, dem Herausgeber der »Deutschen Rundschau«. Rodenberg gewinnt sie zur ständigen freien Mitarbeiterin seiner Zeitschrift. Über Rodenberg entsteht die Verbindung zum Verlag der Gebrüder Paetel in Berlin, bei dem ab 1890 nahezu alle Buchausgaben ihrer Werke erscheinen.


1890

Anfang: Beginn der Arbeit am »Hamburger Roman« (vermutlich identisch mit »Erich Hetebrink«, veröffentlicht 1907).

April–Juni: Reise nach Italien gemeinsam mit Emma Mandelbaum. Anschließend Übersiedlung nach Hamburg.

»Zwischen Elbe und Alster« (Novellen).


1891

Frühjahr: Erste persönliche Begegnung mit Julius Rodenberg in Hamburg.


1892

Januar: Rodenberg lehnt ihren »Hamburger Roman« ab und treibt sie damit an den Rand des Ruins, zumal auch die Bilder von Emma Mandelbaum keine Käufer finden. Entscheidende Lebenswende.

Mitte April: Umzug nach Zürich gemeinsam mit Emma Mandelbaum. Beginn der Korrespondenz mit Isolde Kurz in Tübingen.

Herbst: Ilse Frapan beginnt ein Studium der Botanik und Zoologie mit dem Ziel, innerhalb von zwei Jahren zu promovieren und anschließend ein Amt in Hamburg zu übernehmen. Außerdem belegt sie Vorlesungen in Staatsrecht und setzt sich mit dem Sozialismus auseinander. Beginn des Engagements für Veränderungen im Frauenrecht und im Jugendschutz.


1893

Ilse Frapan begründet gemeinsam mit ihrer Freundin Emilie Kempin-Spyri, der Nichte von Johanna Spyri, den schweizerischen Frauenrechtsschutzverein, der (weitgehend erfolglos) für eine Reform des Frauenrechts des Bürgerlichen Gesetzbuches kämpft. Später gründet sie die Zürcher Vereinigung für Kinderschutz.

Abbruch des Kontaktes zu Paul Heyse.

Bekanntschaft mit Käthe Schirmacher


1894

»Zu Wasser und zu Lande« (Novellen).


1895

Verkehr mit Ricarda Huch, Franz Blei, Karl Henckell, Julius Hart, Wilhelm Bölsche, Anita Augspurg.

»Querköpfe« (Novellen).


1898

Mit ihrem Aufsatz »Schutz dem Kinde!« setzt sie sich für die Gründung einer schweizerischen Organisation »zur Verhinderung der Grausamkeit gegen Kinder« ein.

Ihr Roman »Wir Frauen haben kein Vaterland« erscheint in der liberal-demokratischen »Frankfurter Zeitung« (Buchausgabe 1899).


1899

»Hamburger Bilder für Hamburger Kinder« (Erzählungen).

Liebe zu dem 20 Jahre jüngeren Iwan Akunoff (Pseudonym: »Akunian«), einem armenischen Emigranten, der sich als Lehrer, Journalist und Schriftsteller betätigt.

Gemeinsam mit Wadum Tronin übersetzt sie Lew Tolstois Roman »Auferstehung«.


1900

Reise mit Iwan Akunoff und Emma Mandelbaum nach Armenien, Besuche in Baku und Tiflis. Ilse Frapan verarbeitet die Erfahrungen der Reise in mehreren Erzählungen, u.a. in der Novelle »Die verfluchte Stelle« (1900).


1901

Beginn des Zusammenlebens mit Iwan Akunoff (bis 1907). Ilse Frapan nimmt den Namen »Frapan-Akunian« an. Entgegen ihrer eigenen Angabe hat sie Akunoff jedoch nie geheiratet.

September: Übersiedlung nach Genf. In den folgenden Jahren unternimmt sie zahlreiche Reisen nach Deutschland und Frankreich sowie in den Kaukasus zur Familie von Iwan Akunoff.


1902

Der Roman »Arbeit mein Opium« erscheint in gekürzter und zensierter Form in »Westermanns Monatsheften« (vollständige Buchausgabe unter dem Titel »Arbeit« 1903).

September: Uraufführung ihres ersten Dramas »Phitje Ohrtens Glück« (nach ihrer 1900 veröffentlichen gleichnamigen Novelle) am Altonaer Stadttheater.


1903

Beginn des (auch finanziellen) Engagements für Armenien. In zahlreichen öffentlichen Vorträgen klagt sie die Unterdrückung durch die Türken an.


1905

Frühjahr: Erneute Reise nach Armenien.

»Die Retter der Moral« (Drama).


1906

»Auf der Sonnenseite« (Novellen).


1907

Oktober: Iwan Akunoffs Vater wird in Baku ermordet. Iwan kehrt zur Unterstützung seiner Familie nach Armenien zurück. Ilse Frapan und Emma Mandelbaum leben wieder allein zusammen.


1908

2. November: Ilse Frapan erfährt, daß sie unheilbar an Magenkrebs erkrankt ist.

2. Dezember: Die Lebensgefährtinnen wählen den gemeinsamen Freitod: Ilse Frapan stirbt durch einen Pistolenschuß ihrer Freundin Emma Mandelbaum, die sich anschließend selbst tötet.


Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Frapan, Ilse. Biographie: Frapan, Ilse. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B281-B