Der Beter

Der wache Wald begrüßt den stillen Strand
Mit erstem Vogelruf. Die Morgenwelle
Wäscht blanke Kiesel, spielt mit weißen Muscheln.
Kein Laut ringsum, der den Gebeugten stört,
Den Hingebeugten, der den braunen Nacken
Anbetend neigt, bis in den Sand die Stirn.
Und strahlend kommt der Tag her übers Wasser,
Die Wellen hüpfen unter seinem Schritt
Und leuchten. Sanft erglühn die strengen Wipfel
Des schwarzen Haines und erschauern leis.
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Ein heller Schrei. Vom höchsten Eichenast
Löst sich ein Kranich, schweren, breiten Fluges,
Und steuert meerwärts! Seine Schwingen leuchten,
Die Wellen leuchten, die bewegten Wipfel,
Der braune Leib. Und Schweigen rings, kein Laut.
Nur Licht und Glanz, nur Licht und Glanz.

Notes
Aus »Neue Fahrt«, Erstdruck: Berlin (Schuster und Loeffler) 1897.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Der Beter. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A4C2-A