9.
Beydes den Magen und das Gemüthe
An Herrn Matthæus Apelles von Leuenstern

Die Lerche, so das Garn kan unterm Stoppel decken,
Als Meiner Stellung Raub, hört man ein Lob erwecken
Um des Appeles Tisch: Sie wollen ingemein
Des Koches süßer Spieß und zarte Lantze seyn.
Ihr Bürger meines Gutts, so man mir eingerißen,
Da wo Fürst Bolco vor sein Aecker wolte schlüßen,
Geht hin und bringet es des Phoebus Küchen bey,
Daß Eures Herren Leid nicht weit von seinem sey.
Die Ställe stehn ohn Vieh, ohn Vorwerck sind die Auen,
Die Scheunen ohne Korn, nichts ist, wie vor zu schauen:
Als der Gefangne Sachs und mit ihm Torsten Sohn
In diesem Hause lag, war dis mein Danck und Lohn.
Doch was ist Gut und Haus, wenn Städte selber brechen,
Pest Menschen, Metzger Vieh, und Steller Vogel stechen:
Nihm nur die Aäßer hin, so gut sie immer seyn,
Und scharr' in deine Kehl ihr edle Leiber ein.
Das Grab sey Mund, die Hand die Baar', und Wein die Zähren,
Ihr Andenckmahl der Schmack und was du wirst begehren:
So recht, also muß es den Indianern gehn,
Die beßer auff dem Tisch als wüsten Aeckern stehn.
Die Götter laßen ja den Phoebus meine Gaben,
Vor andern lieb und werth vor meinetwegen haben:
Es schmeck' ihm meine Tracht, dem sonst nichts schmecken kan,
Als was nach Weißheit schmeckt und ihr ist beygethan.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Czepko von Reigersfeld, Daniel. 9. Beydes den Magen und das Gemüthe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5BB5-9