Ignaz Franz Castelli
Die Sauglocke

[3] Die Sauglocke.

Strozend, steif empor gerichtet,
Steht der Schwanz in stolzer Kraft,
Deine Jungfrauschaft zernichtet
Er, und heilt mit Lebenssaft.
Aus dem Schwanze heiß
Sprizt es in die Gaiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Nur recht tüchtig nachgeschoben.
Zum Werke, das wir nun bereiten,
Geziemt sich ein belehrend Wort:
[3]
Jedweden Stoß mußt Du begleiten,
Dann fließt die Sauce länger fort.
Mit heil'ger Scheu' mußt Du betrachten,
Was durch des Schwanzes Kraft entspringt,
Kein Tropfen ist da zu verachten,
Weil jeder neue Wollust bringt.
Das ist's ja, was den Menschen zieret,
Ich weiß, Dir sagt es Dein Verstand,
Und hast Du's einmal nur verspüret,
Entlockst Du's wohl mit eigner Hand.
Greifet ihr zum Sammethanse,
Laßt ihn groß und strozend seyn,
Traur'ges Surrogat vom Schwanze,
Ohne Leben, Fleisch und Bein.
'S ist nicht einerlei,
Welch ein Glied es sey,
Denn die wahre Himmelsspeise
[4]
Fließt nur nach der rechten Weise.
Was in der Votze tiefer Grube
Du Dir entlockest mit der Hand,
Es fließt aus Deiner Brunnenstube
Verächtlich fort als Controband.
Es wird dich reun' in späten Tagen,
Und kommt es zu der Menschen Ohr,
So wird, statt schmerzvoll Dich beklagen,
Verachten Dich der Männer Chor.
Nur was dem Mann, dem Erdensohne,
Entladend aus der Spritze fließt,
Ist werth, daß es des Weibes Krone
Mit wollustreichem Saft begießt.
Bis an Nabel muß er springen,
Ist der edle Saft im Fluß,
[5]
Durch die Adern muß es dringen,
Kommen muß es Guß auf Guß.
Doch vom Tripper rein
Muß das Säftchen seyn,
Daß das Mädchen ohne Sorgen
Vögeln kann, wie heut, so morgen.
Es wird dem Knaben angst und bange,
Noch schüchtern ist das liebe Kind,
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es zu mopseln nun beginnt;
Ihm ruhet noch in seiner Schelle
Gefühl des Himmels und der Hölle,
Denn bisher machts ihm wenig Sorgen,
Wenn er ihm stand an jedem Morgen;
Gailheit erwachet pfeilgeschwind.
Zum Mädchen sehnt sich hin der Knabe,
[6]
Und schüchtern nur greift er sie aus,
Daß er an ihrem Blick sich labe,
Blockirt er fast des Liebchen Haus.
Denn herrlich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit Fieberglut erfüllten Wangen
Sieht er das Mädchen vor sich steh'n.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Den Jüngling, Gailheit wirkt allein,
Vor Wollust kann er kaum noch stöhnen,
Sie lehrt ihn rasch und muthig seyn.
Die Hand folgt der Begierde Spuren,
Sie naht sich dem, was uns beglückt;
Die Seligkeit–sie liegt im Huren,
Er findet dies–und ist entzückt.
Mit leeren Träumen nicht und Hoffen
Verdirbt er mehr die goldne Zeit,
[7]
Sein Auge sieht den Brustlaz offen,
Er schwelgt das Herz in Seligkeit.
O! daß es stets im Guße bliebe,
Das Resultat prosaischer Liebe!
Wie die Säfte sich vereinen,
Steck ich meinen Schwanz hinein!
Zitterst Du an Arm und Beinen,
Wird's zum Guße zeitig seyn.
Juck, mein Liebchen, frisch,
'S giebt ein gut Gemisch,
Wenn das Steife mit dem Weichen
Sich vereint im guten Zeichen.
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Votze sich und Spitz sich paarten,
Ist mir für beide nicht mehr bang;
[8]
Nur prüfe, wer sich so verbindet,
Ob nicht ein weißer Fluß sich findet,
Die Freud dau'rt kurz, der Tripper lang.
Möchtest Du ein Mädchen locken,
Rauben ihr den Jungfernkranz,
Von der Spinnstub' von dem Rocken
Hole sie, führ' sie zum Tanz;
Und wenn sie erhitzt vom Walzen
Schmachtend an die Brust Dir sinkt,
Mußt Du feurig sie umhalsen,
Denn das Schäferstündchen winkt.
Der Saft entflieht,
Die Kraft muß bleiben,
Das Kränzchen verblüht
Noch vor dem Beweiben.
Du nimmst sie hinaus
[9]
Aus dem bunten Leben,
Und mußt Dich bestreben
Den Schwanz, den schlaffen,
Empor zu raffen,
Die Kraft muß erwachen,
Ihn stehend zu machen.
Und nun im Sturme die Keuschheit geno ien,
Und fühlt mit Entzücken das Mädchen es ko ien,
So juckt sie, und stöhnt sie, und dehnet sich aus.
Von nun an seufzet
Die adevant Jungfrau
Nach ihrem Geliebten
Und sehnt sich nach ihm.
Es träumet das Mädchen
Vom rüstigen Knaben,
Sie ruft sich die Scene
Der himmlischen Wollust,
[10]
Des höchsten Entzückens
Beständig zurück.
Und Wollust umnebelt die trunkenen Sinnen,
Jezt naht der Geliebte, sie fühlt ihn beginnen.
Er grubelt und kitzelt zuerst mit dem Finger,
Da wird ihr klein Frizchen dicker und länger;
Sie öffnet seufzend den blühenden Schofs,
Jezt fühlt sie des Schwanzes kraftvollen Stofs,
Der Augenblick naht sich – es hebt sich die Brust
In seliger Lust.
Und nun mit mattem, sterbendem Blick,
In leisern Seufzern der Brust entwunden,
Stöhnet sie freudig, jezt hab ich empfunden
Die himmlische Wollust, das irdische Glück.
Wohlthätig ist des Schwanzes Kraft,
Wenn sich der Mensch bezähmt bawacht,
[11]
Und jeden Fuchs, den er vollbracht,
Verdankt er seiner eignen Kraft;
Doch wehe, wenn venerischer Saft
Den Weg zum Schwanze sich verschafft,
Bald zeigt sich seine gift'ge Spur
Selbst an der kräftigsten Natur.
Wehe, wenn Du angestecket
Von irgend einem Saumensch bist,
Nur der Schmerz wird noch erweket,
Und die Freud entschwunden ist;
Denn wenn auch den Tripper nur
Du verdankest einer Hur,
Fühlst Du Qualen,
Nicht zu malen.
Immer stärker schwillt der Schwanz,
Und genöthiget zum Seichen
Will kein Tropfen Dir entweichen,
[12]
Und Du fühlst den Schmerzen ganz.
Ach, und nur zu Deiner Plag
Steht er Dir den ganzen Tag.
Oder wenn ein Schanker Dich
Faßte, frißt er gleich um sich,
Und Du mußt Dich schnell bequemen
Mercurium dulcem einzunehmen,
Welcher, Gott sey es geklagt!
Dir Dein halbes Ich zernagt,
Wenn nicht bald ein Speichelfluß
Dir zur Kur verhelfen muß.
Aber nicht trostlos, mit zagendem Herzen
Nehme die Pulver, und dulde die Schmerzen,
Laß ihn nicht sinken, den fröhlichen Muth.
Siehst auf die Neige die Pulver Du gehen,
Wird auch der Schwanz Dir im Augenblick stehen,
Und auch das Vögeln, es geht wieder gut.
[13]
Traur'ge Wochen sind verfloßen,
Keine Freud hast Du genoßen
In der langen, langen Zeit.
Frisch fang wieder an zu huren,
Und die Salben und Mixturen
Seyen dem Spital geweiht.
Im Vögeln giebts Verschiedenheiten,
Nicht jede mopselt jedem recht,
Die will die Stöße nicht begleiten,
Und jene juckt, und 's geht doch schlecht;
Die and're liegt gleich einem Klotz,
Und spürt den Schwanz kaum in der Votz.
Drum sey behutsam in der Wahl,
Und wähle keine Virtuosen,
Nimm aus der Dilettanten Zahl,
Mit diesen läßt sich trefflich kosen.
[14]
Behandle sie nach ihrer Art,
Dann mehrst Du ihr und Dein Vergnügen;
Ist Votz und Arschloch nah' gepaart,
So rath' ich nicht auf sie zu liegen
Willst Du ihr bis in's Leben spritzen,
So laß sie in den Schwanz Dir sitzen;
Drück sie herab und stoß zumal
»Nachborend bis an's Keft den Stahl,«
Und bore hin und bore her,
Bis daß sie seufzt, ich kann nicht mehr,
Und Dir an d' Brust sich stöhnend legt,
Und alle Viere von sich streckt.
Und nun laß die Fontaine steigen,
Dann hängt der Himmel voller Geigen,
Sie wird mit Posa Dir gesteh'n:
»O Gott! das Leben ist doch schön!«
[15]
Jezt fällt er heraus
Aus dem niedlichen Kaus,
Und hängt wie ein Tropf
Melankolisch den Kopf,
Als wär's mit ihm aus.
Doch stolz erhebt er auf's Neu' sein Haupt,
Wenn das Mädchen ihn eingeschlu iert glaubt,
Und oft noch empfängt mit gieriger Kast
Die Votz ihren stets willkommenen Gast.
Oft zieht ein Mann im Augenblick,
Wo es ihm kommt, den Schwanz zurück,
Als wollt' die Votz er öffen;
Ein and'rer wünscht ein derbes Kind,
Und stoßt da capo im Moment,
Und glaubt es nun zu treffen;
Doch ob die Säfte sich vereint,
[16]
Ist ungewiß, und wenn man meynt,
Getroffen sey der Zweck genau,
So schoß man oft in's Blau'.
In den Bauch ist's aufgenommen,
Glücklich ist die Votz gefüllt;
Wird's auch schön zu Tage kommen,
Daß es Lust mit Lust vergilt?
Wenn der Fuchs mißlang?
Wenn kein Jung's gelang?
Ach vielleicht, indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.
Hocherglüht mit trunk'nen Sinnen,
Steigst Du auf, um zu beginnen,
Und Dein Stoß dringt bis ans' Herz.
Sie, mit Seufzen, Stöhnen, Jammern,
[17]
Sucht Dich fester zu umklammern,
Doch Dich faßt ein tiefer Schmerz.
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Kampf,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Ist Eine mit dem Mutterkrampf.
Denn sie kann nicht loß Dich laßen,
Und als ob Dich Zangen faßen,
Fühlst Du eingeklemmt den Spitz.
Leichter ist's, Dukaten scheißen,
Als den Schwanz heraus zu reißen
Aus dem krampfgeschloßnen Schlitz.
Wie die Hunde zappelnd hangen,
So auch ist Dein Spitz gefangen.
Sey die Kraft auch noch so groß,
Nimmer läßt die Votz ihn los.
[18]
Eher noch wird man entdecken
Votzen, die wie Rosen schmecken,
Einen Schwanz von Pferdekraft,
Der als Dampfspitz immer schafft,
Einen Pabst ganz frei von Sünden,
Alles kannst Du eher finden,
Als den Mann, der siegt im Kampf,
Hat die Sau den Mutterkrampf.
So kann es dann leicht geschehen,
Daß Dein Schwanz nicht mehr will stehen,
Und statt, daß sie Dich beklagt,
Spottet wohl das Mensch, und sagt
»Daß an Deiner alten Schelle
Einen Seckel sie gefunden,
Der gebeugt und hülflos zwar,
Aber doch noch Seckel war,
[19]
Den sie aber jezo findt'
Eingeschrumpft und impotent.«
Freude hat mir Gott gegeben,
Seht, mein Schnickel, schwach und klein,
Steht nun wieder, hart wie Stein,
In ihm regt sich neues Leben.
Herein, herein,
Ihr Kuren alle, schließt den Reihen,
Daß wir den Lümmel taufend weihen.
Bordelspitz soll sein Name seyn.
Er soll vor keinem Loche bangen,
Und öfter stehen noch als hangen;
Er sey zum Vögeln stets parat,
Stänk auch die Votze desperat.
Und dies sey fortan sein Beruf,
[20]
Wozu der Meister ihn erschuf.
Nur Euren wohlerfahren Dingen
Sey sein verschwieg'ner Mund geweiht,
Tief in Euch selber soll er dringen,
Daß Ihr vor Wollust Wunder schreit.
Der Blöden auch lüpf er die Zunge,
Selbst herzlos, doch mit Mitgefühl,
Bereite er mit seinem Schwunge
Des Lebens wonnevollstes Spiel.
Doch wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend oft erschallt,
So lehre er, daß nicht bestehet,
Und daß der Steifste endlich fallt.
Jezo mit den Fingerspitzen
Weckt den Schwanz aus seiner Ruh',
[21]
Soll er edlen Saamen spritzen,
Taugt er Cummlich nicht dazu.
Ha! nun geht es loß,
Feurig, Stoß auf Stoß,
Nur recht tüchtig nachgejuckt,
Frisch den Saamen eingeschluckt,
Ein Bube sey sein erst Produkt!

[22] Räthsel.

Kennst Du das Bild auf zartem Grunde,
Zuweilen schmückst der Perlen Glanz,
Er spaltet sich gleich einer Wunde,
Und dennoch ist es frisch und ganz.
Im engen Raum ist's ausgeführet,
Ein sanftes Buschwerk faßt es ein,
Doch alle Größe, die Dich rühret,
Kennst Du durch dieses Bild allein, –
Ihm gleicht an Werth kein Edelstein.
Es kann ganz leicht das Waßer halten,
Und einen Boden hat's doch nicht,
Man sah Franzosen es entfalten
Von denen keiner fränkisch spricht.
[23]

Will Euch das nicht behagen,

Habt Ihr das Recht, gesittet pfui zu sagen.

Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen,

Was keusche Herzen nicht entbehren können.


Göthes Faust.


[3] Scene

aus der Oper

Schlande und Lumpella.

Lumpella wird aus dem Zuchthaus entlassen, worinn sie wegen Concubinats mit ihrem Schlande war, der Zuchtmeister ruft ihr nach:


Ihr eilet ja, als wenn ihr Flügel hättet, 1
Laßt diese Straf Euch eine Warnung seyn!

Lumpella.


Laßt mich der neuen Freiheit genießen,
Laßt mich ein Kind seyn, seyd es mit,
Und auf dem grünen Teppich der Wiesen
Prüfen den leichten, geflügelten Schritt! 2
[3]

[3] (Sie prüft ihn durch Tanzen, wozu sie singt:)

Mit Dir und mit mir in's Federbett,
Mit Dir und mir auf's Stroh,
Sticht Di und mi kein Feder net,
Beißt Di und mi kein Floh.

(Lumpella geht nun langsam, den Blick wehmuthvoll auf die Gegend geheftet, und spricht nach einer kurzen Pause:)


Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften,
Ihr traulich stillen Thäler, lebet wohl,
Lumpella wird nun nicht mehr auf euch wandeln,
Lumpella sagt euch ewig Lebewohl. 3

(Indem sie sich den Hintern reibt:)

Den Abschied, den man mir allhier gegeben,
Vergeß ich nicht in meinem ganzen Leben.

[4] Lumpella.

Zu hart ward ich behandelt.
Ich habe menschlich, jugendlich gefehlt,
Das Aergste weiß die Welt von mir; doch ich
Kann sagen, ich bin beßer, als mein Ruf; 4
Denn der ist schlecht. Doch konnt' ich anders?
Sollt' ich's ihm wehren? Konnt' ich's, da ich ihn
So brünstig sah? Ihm wehren! Eher hätt' ich
Den Schwanz mit eigner Hand hinein gedrükt
Und bin ich strafbar, weil ich lüstern war?
Ist Gailheit Sünde? 5
(Pause)

Warum mußt' ich ihm auf die Hosen seh'n? 6
Und steif ihn schaun' bei offnem Hosenlaz!
Mit meinem Blick fieng mein Verbrechen an. 7
[5]
Da war kein Widerstand und keine Wahl, 8
Als sich sein Athem mischte mit dem meinem, 9
Da fühlt ich's klar auf einmal in mir werden,
Dies sey das Loos des Schönen auf der Erden. 10
Und dafür mußte Jahre lang ich büßen!
Mit Abschied wurde schmählich ich entlaßen.
Konnt' es der Wille meines Schöpfens seyn,
Daß man Geschlecht in mir beleidigt werde,
Der Männer rohe Hände mich berührten? 11
Wie? Ich! der Liebe Priesterin,
Fühl meinen Arsch von Hieben brennen!
Darf ich's der keuschen Sonne nennen,
Und mich vernichtet nicht die Scham? 12

(Lumpella wendet sich nun gerührt gegen das
Zuchthaus, und singt:)

[6]
Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über diesem Ort! 13
Wohlan, ich will den Ort verlaßen,
An dem ich Jahre lang geweilt,
Lumpella, suche dich zu faßen,
Da Schlande dir entgegen eilt!
Ein süßer Trost ist mir geblieben, 14
Mein Schlande wird mich ewig lieben.
(Lumpella ko it an einen Hohlweg und spricht:)

Durch diese hohle Gaße muß er kommen,
Es führt kein andrer Weg zum Zuchthaus hin. 15
Ich fühle mich von neuer Lieb' entglo ien,
[7]
Es ist so lang schon, seit ich von ihm bin.
Auf diese Bank von Stein will ich mich setzen, 16
Erinnerung an ihn soll mich ergötzen.

(Sie sezt sich, und verfällt in Nachdenken, wobei sie etwas Käse ißt.)

Recitativ.

Es giebt im Menschenleben Augenblicke,
Wo man bei weitem gailer ist als sonst,
Und hadern möchte mit dem harten Schicksal.
Solch ein Moment war's als ich in der Nacht,
Die jenen folgenreichen Tag vorangieng,
An dem ich Schlande sah zum erstenmal,
[8]
Im Bett mich wälzte. – Gailer ward ich stets,
Und lüsterner; da sagt' ich also zu mir selbst:
Den möcht' ich wißen, der den größten hat
Im ganzen Dorfe, und den diksten auch.
Gieb mir ein Zeichen, Schicksal. Der soll's seyn,
Der an dem nächsten Morgen mir zuerst
Entgegen kommt mit offnem Hosenlaz!
Und dieses bei mir denkend schlief ich ein;
Und mitten in das Dorf ward ich geführt
Im Geist In Reihen stand die Jugend da,
Und salutirte mit dem bloßen Schwanz,
Und defilirte dann an mir vorbei 17
[9]
Auf 30 Schritte ungefähr. Da fühl
Ich plözlich sanft mich angehaucht,
Und als verwundert ich nun vor mich sah,
Seh ich des Schlands ungeheuren Schwanz
Auf mich gerichtet herrlich vor mir stehen;
Und wie aus einer Spritze sich entladend
Goß Wollust er in meinen reinen Schoß,
Daß schnell die Sinne mir vergehen.
Und als ich neu gestärkt erwache, 18
Seh ich den Schlande vor mir stehen
Mit offnem Latz an jener Lache.
Und sollt ich mich dem Manne nicht ergeben,
[10]
Der in der Welt allein sich an mich schloß!
Denn ausgesezt ward ich in's fremde Leben,
Als mich entwand der mütterliche Schooß; 19
An einer Hecke wurde ich geboren,
Die Mutter floh', und ich hab sie verloren.
Nicht kenn' ich sie, und will sie ni ier kennen;
Die sich die Stifter meiner Tage nennen; 20
Konnt' sich die Mutter von dem Säugling trennen,
So werd' ich nicht die Welt nach ihr durchrennen.
[11]
Wenn mich ein Gensd'armeerspähte,
Voll von Feinden ist die Welt,
Arglist hat auf allen Pfaden,
Ihr betrüglich Netz gestellt.
Grauend hab ich's schon erfahren, 21
Als ich, weil ich keinen Paß
Ungefähr vor sieben Jahren
Einige Zeit im Thurme saß.

(Lumpella sieht Schlande kommen)

Lumpella.

Wer kommt? Was seh' ich? O! ihr guten Geister,
Mein Schlande! 22
Schlande.

Lumpella!
[12] Lumpella.

Ist es möglich?
Ist's wahr! Ist's wirklich! Bist Du's?
O Du bist's,
Ich drük' an meine Seele Dich. Ich fühle
Die Deinige allmächtig an mir schlagen. 23
Schlande.

Ja, ich bin's, Du Unglücksel'ge,
Ja, ich bin's, den Du genannt,
Bin's, den jene Wälder kennen,
Den Canaillen Bruder nennen, 24
Bin des alten Schlande Sohn.
Doch jezt sag mir, alter Besen!
Wo Du denn bisher gewesen?
Lumpella.

Du sahst mich in der Jugend Prangen, 25
[13]
Wie ein Gebild aus Himmels Höhn',
Mit züchtigen verschämten Wangen 26
Von Dir, mein lieber Schlande, gehn'.
Ich gieng ohn' alles Gut und Kabe,
In's Leben irrt' ich wild hinaus, 27
Und bat um eine milde Gabe
In manchem Ort, in manchem Haus.
Da kam auf einmal ein Gensdarme,
Und nahm mich züchtig an dem Arm.
Erröthend folgt' ich seinen Spuren, 28
Er brachte mich in's Zuchthaus nun,
Da hieß es, daß ich wegen Huren
Drei Jahre lang soll Buße thun.
Die Zeit ist aber jezt vorbei,
Gottlob, ich bin nun wieder frei,
Drum nimm mich wieder zur Liebsten an.
[14] Schlande.

Die Treue ist doch kein leerer Wahn, 29
Wohlan, so sey es auch wieder,
Und nun, Lumpella, lieg nieder!

(Lumpella sträubt sich.)

Lumpella ist ein edles Weib,
Es gürtet Scham den keuschen Leib; 30
Doch mir springt fast der Hosenlatz,
Drum thu' es nur, mein lieber Schatz,
Enthülle Dich!
Ha! wie es in meinem Herzen reißt
Zu neuen Gefühlen,
Alle meine Sinnen sich erwühlen,
Du mußt, Du mußt, und kostet es mein Leben. 31

(Lumpella breitet ein Nastuch auf dem Boden aus.)

[15]
Es ergreift mir die Seele mit Himmelsgewalt,
Aus den Augen blizt es ihr kühn,
Wie schön sie erröthet, die holde Gestalt! 32
So liege, Lumpella, doch hin!

(Lumpella hat sich halb entkleidet und legt sich.)
Schlande.

Und ein Arm, und ein glänzender Nacken wird blos, 33
Lumpella, o mach auch dein Mieder los!

(Schlande betrachtet sie mit Wohlgefühlen und spricht:)

Du schönstes Bild von einem Weibe, 34
[16]
Ist's möglich? ist das Mensch so schön!
Muß ich an diesem hingestrekten Leibe
Den Innbegriff von allen Himmeln seh'n! 35
Und ach, das Busens wunderschöne Fülle,
Der runden Schenkel reinen Alabaster,
Und sanft schattirt von dunkelbraunen Haaren,
Des Paradieses himmlisch schöner Eingang.
Was ist das Leben ohne Liebesglanz! 36
Lumpella.

Was eine Votze ohne Schwanz!

Schlande.
(Indem er den Hosenlaz öffnet.)

[17]
So komm hervor, du Bringer süßer Schmerzen!
Mein theures Kleinod, stets mein höchster Schatz, 37
Ich finde an Lumpellas reinem Herzen
Dich führet ihre Hand an deinen Platz.

Duett. Andante furioso.

Und er legt sich nieder,
Und streket die Glieder, 38
Und Lumpella jakt wieder,
Und athmete lang, und athmete tief, 39
Und Wollust verzog ihr Gesicht.
Mit Frohlocken es eines dem andern rief, 40
Den Dank, Schatz, begehr ich nicht.
[18]
Sie aber stöhnt mit erloschenem Blick:
Du Hei-lige! ru-fe-Lum-pella zu-rück,
Ich ha-hab-habe geno-ßen das irr-dische Glück, 41
Mein Schlande-hat-mich ge-mop-selt!

Fußnoten

1 Maria Stuart.

2 desgl.

3 Jungfrau von Orleans.

4 Maria Stuart.

5 Jungfrau von Orleans.

6 Jungfr. v. Orleans.

7 Jungfr. v. Orleans.

8 Braut v. Messina.

9 Jungfr. v. Orl.

10 Wallenst. T.

11 Maria Stuart.

12 Jungfr. v. Orl.

13 Die Glocke

14 Die Glocke

15 Wilh. Tell.

16 Wilh. Tell.

17 Wallensteins Tod.

18 Kampf m. d. Drachen.

19 Braut von Messina.

20 Braut von Messina.

21 Braut von Messina.

22 Don Carlos.

23 Don Carlos.

24 Ahnfrau.

25 Die Glocke.

26 Die Glocke.

27 Die Glocke.

28 Die Glocke.

29 Bürgschaft.

30 Gang n. d. Eisenh.

31 Göthes Faust.

32 Der Taucher.

33 Der Taucher.

34 Göthe's Faus.

35 Göthe's Faust.

36 Wallensteins Tod.

37 W. Tell.

38 d. Handschu.

39 D. Taucher.

40 D. Taucher.

41 Des Mädchens Klage.

[19] Parodie

auf Th. Körners Gedicht:

»Die Wunde brennt, die blaßen Lippen beben«


Der Tripper brennt, die gelben Tropfen kleben,
Ich fühl mit jedem neuerwachten Tage
Die unausstehlich schmerzenvollste Plage;
Gott! wie du willst, dir hab ich mich ergeben.
Viel schöne Mädchen sah ich um mich schweben,
Und als ich einem Verlangen klage,
Legt sie sich schnell in die bequemste Lage,
Und tief stoß ich den Schwanz ihr bis ins Leben
Und als sie mich als starken Mann erkannte,
Und sie mit neuer Gluth für mich entbra te,
[20]
Sah meinen Spitz ich sieben mal noch stehen.
Ich vögle sie, daß ihr die Sinn' vergehen,
Sie stöhnt und furzt vor Lust, und ich muß sehen,
Daß bei dem Saumensch ich den Spitz verbrannte.

[21] An meinen Spitz.

Eingeschrumpfter Batzenstrik!
Zipfel nur von einem Stük!
Miserabler, schlechter Tropf,
Warum hängst denn stets den Kopf?
Bist doch ein erbärmlich Wesen,
Anders bist doch sonst gewesen.
Nicht so unscheinbar und klein,
Nicht so lummlich, welk und schlaff,
Früher wus'lig, wie ein Aff,
Jezt heilt Butter dich hinein.
Bist ein kleiner Eigensinn,
Und hast deinen eignen Kopf,
Will ich, daß er steht, der Tropf,
Hängt er bis zum Arschloch hin
[22]
Will ich, daß er lummlich sey,
Ist er hart, wie ein Stück Blei.
Wart', ich führ dich doch noch an,
Weiß, daß ich dir schmeicheln kann;
Nun, ich laß mich schon erweichen,
Laß dich kitzeln, sanft dich streichen.
So, mein Spitzle, – stehst jezt doch?
Wart' – jezt mußt du erst in's Loch!

Abbildungen

[Titel]
[Titel]
Sauglocke
Sauglocke

Greifet ihr zum Sammethunse, laßt ihn groß und strozend seyn, -⋼ Traur'ges Surrogat vom Schwanze, ohne Leben Fleisch und Bein.⋼
Greifet ihr zum Sammethunse, laßt ihn groß und strozend seyn, –
Traur'ges Surrogat vom Schwanze, ohne Leben Fleisch und Bein.

»Er grubelt und kitzelt zuerst mit dem Finger.
»Er grubelt und kitzelt zuerst mit dem Finger.

Willst du ihr bis ins Leben spritzen, so laß sie in den Schwanz dir sitzen,⋼ Drück' sie herab und stoß zumal nachbohrend bis an's Keft den Stahl,«⋼
Willst du ihr bis ins Leben spritzen, so laß sie in den Schwanz dir sitzen,
Drück' sie herab und stoß zumal nachbohrend bis an's Keft den Stahl,«

Wie die Hunde zappelnd hangen »so auch ist dein Spitz gefangen«.
Wie die Hunde zappelnd hangen »so auch ist dein Spitz gefangen«.
Seh' ich des Schlande's ungeheuren Schwanz⋼ Auf mich gerichtet herrlich vor mir stehen.⋼
Seh' ich des Schlande's ungeheuren Schwanz
Auf mich gerichtet herrlich vor mir stehen.
So komm hervor du Bringer süßer Schmerzen.
So komm hervor du Bringer süßer Schmerzen.
[Schluß]
[Schluß]
[23]

Notes
Erstdruck: (o.O.) 1840. Die Gedichte erscheinen anonym in lithographierter Schreibschrift. Die Paginierung beginnt bei der Szene »Schlande und Lumpella« von Neuem.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Castelli, Ignaz Franz. Die Sauglocke. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4B19-8