Molly fehlt

Warum reizt dieser Hain, warum die schöne Wiese,
Die er bekränzt, uns halb nur? fragen wir.
Nicht viel entbehrt zu einem Paradiese
Dies Lustgebüsch – doch Molly fehlet hier.
Der Freude Götterchen, die sie gedrängt umschließen,
Belauscht ich jüngst an diesem Ort.
Von ihr allein, hieß es, gilt jenes alte Wort:
Sie sehen oder sie vermissen!
Entwickelt war in unsrem Kreise
Des Geistes Anmut, dämmert wo und tagt
Ein Stral des Lichtes, strebt und ragt
Bald hier bald da des Ausdrucks Ton und Weise,
Dann spricht der lobende ganz leise:
Viel feiner, treffender und weniger gewagt
Hätt unsre Molly das gesagt.
Der Scherz, die Musen im Geleite
Der Huldgöttinnen stehn ihr immerdar zur Hand.
Sie leiht dem Spotte selbst ein attisches Gewand,
Und liebenswürdiger wird Tiefsinn und Verstand,
Erscheinen sie an ihrer Seite.

Notes
Entstanden 1794. Erstdruck in: Musenalmanach für 1796, hg. von J.H. Voß, Hamburg (Bohn).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Boie, Heinrich Christian. Molly fehlt. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3A97-F