Aloys Blumauer
(1755–1798)

Aloys Blumauer (Stammbuchblatt mit Silhouette des Dichters, 1782)

Biographie


1755

22. Dezember: Aloys Blumauer wird als Sohn von Catharina und Melchior Godthart Blumauer, eines Eisenwarenherstellers, in Steyr (Oberösterreich) geboren.


1767–1772

Er besucht auf Wunsch seiner gläubigen Eltern das Jesuitengymnasium in Steyr.


1772

Anschließend geht er nach Wien und tritt als Novize in den Jesuitenorden ein.


1773

Dort lernt er Karl Leonhard Reinhold, Lorenz Leopold Haschka, Josef Franz von Ratschky und Michael Denis kennen und eignet sich breite Lektürekenntnisse an. Dies bezeugen die handschriftlich überlieferten »Adversarien aus meiner Lektüre«.

Während seines Studiums an der philosophischen Fakultät verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Hofmeister.


1774

Er beginnt ein Studium. Nachdem 1773 der Jesuitenorden durch den Papst aufgehoben wird, verdient Blumauer seinen Lebensunterhalt mit Privatunterricht.


1775

Blumauer verkehrt im Haus des Hofrats Franz von Greiner, in dem er Josef von Sonnenfels kennenlernt. Dieser regt die Abfassung seines literarischen Erstlingswerks, eines Trauerspiels mit dem Titel »Erwine von Steinheim« (erschienen Wien 1780), an.


1777

»Aloys Blumauer: Gesammelte Schriften«.


1780

Blumauers einziges Bühnenwerk »Erwine von Steinheim, Trauerspiel in 5 Aufzügen« wird mit großem Publikumserfolg am Burgtheater uraufgeführt.

Josef von Sonnenfels und Ignaz von Born nehmen ihn in ihre intellektuellen Zirkel auf und geben ihm eine Stelle als außerordentlicher Mitarbeiter der Hofbibliothek.


1781

Er gibt gemeinsam mit Ratschky (1793–1794 allein) den »Wienerischen Musenalmanach« heraus.


1782–1784

Blumauer ist Redakteur für die aufklärerische »Realzeitung«. In der Realzeitung veröffentlicht Blumauer den Aufsatz »Beobachtungen über Österreichs Aufklärung und Literatur« in Fortsetzungen.

Blumauer wird der Herausgabe der »Schwarzen Zeitung« verdächtigt, einer der ersten Boulevard-Zeitungen.


1782

»Beobachtungen über Österreichs Aufklärung und Litteratur«.

»Glaubensbekenntniß eines nach Wahrheit Ringenden«.

»Gedichte« (Anhang 1783; erweitert um Teil II 1787).

19. April: Blumauer erhält vom Präsidenten Gottfried van Swieten der Studienhofkommission das Ernennungsdekret zum Bücherzensor.

Seine amtliche Tätigkeit läßt Blumauer viel Zeit und Muße für eigene literarische Tätigkeiten.

Herbst: Er wird (zu dieser Zeit noch Student an der Wiener Universität des Naturrechtes) in die von Ignaz von Born und Sonnenfels geführte Freimaurerloge »Zur wahren Eintracht« aufgenommen.


1783

»Die Wiener Büchl-Schreiber«.

»Abentheuer des frommen Helden Aeneas, oder Virgils Aeneis travestiert«.

Blumauer hat mit seiner Travestie einen beachtlichen Publikumserfolg. In siebenjähriger Arbeit entsteht die in vier Bücher unterteilte, Fragment gebliebene travestierte Aeneis nach Vergil (»Die Abentheuer des frommen Helden Aeneas« oder: »Das zweyte Buch von Virgil's Aeneis. Erstes Buch. Travestiert« (Wien 1782), »Virgils Aeneis travestiert von Blumauer« (3 Bände, Wien 1784–1788).


1784–1786

Er wirkt als Redakteur des »Journals für Freymaurer«. Für die Freimaurerloge und die Loge »Zur Wahrheit« verfasst Blumauer meist für besondere festliche Gelegenheiten eine Menge von Freimaurergedichten, Trinkliedern und Reden.


1784

»Virgils Aeneis travestirt von Blumauer« (Erster Band. Wien bey Rudolph Gräffer).

»Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß« (Wien, Verlag von Moritz Stern).


1784 und 1785

Er reist nach Klagenfurt in den Kreis der Erzherzogin Maria Anna und des bedeutendsten Aufklärungsliteraten Kärntens, Wolfgang Anselm von Edling, sowie nach Salzburg.


1785

»Virgils Aeneis travestirt von Blumauer« (Zweiter Band, Wien bey Rudolph Gräffer).

Ende des Jahres: Blumauer erkrankt lebensgefährlich an der Wassersucht und gerät in eine schwere Lebenskrise.

Joseph II. führt die Staatspolizei ein und erläßt das Freimaurerpatent, wodurch die Freimaurerei staatlich geregelt werden soll. Diese schwere Krise führt Blumauer letztendlich in eine Phase der Resignation und politischen Apathie, die ihn veranlaßt, sich aus öffentlichen Ämtern und allem Engagement zurückzuziehen.


1786

»Freymaurergedichte«.

»Die Abentheuer des frommen Helden Aeneas« (Zweiter Teil).

Ende des Jahres: Er schließt einen Sozietätsvertrag mit seinem Verleger Rudolph Gräffer.


1787

»Gedichte« (2 Teile).

Er reist, im Höhepunkt seiner literarischen Karriere, nach Berlin und Weimar, wo ihn Wieland und Bertuch freundschaftlich empfangen.

Blumauer wird Kompagnon des Buchhändlers Rudolph Gräffer, der schon 1784 und 1785 seine Aeneis verlegt hat.


1788

Er wird zum Mitglied der Kurpfälzischen deutschen Gesellschaft in Mannheim ernannt.


1791

Blumauer betätigt sich als Antiquar, der unter anderen »Annonces hebdomadaires des livres rares et prétieuses« herausgibt.


1792

Aloys Blumauer übernimmt die Wiener Buchhandlung Rudolph Gräffer & Comp. vollständig und eröffnet ein Antiquariat.


1793

Blumauer wird als Bücherzensor mit Pension entlassen und widmet sich ab sofort seinen Studien im Antiquariat und einem Diskussions- und Freundschaftszirkel im Haus seines Freundes Franz Hackel.

Franz Hackel unterstützt Blumauer finanziell.


Mitte 1794

Blumauer wird mehrmals von der Polizei verhört und der Mitgliedschaft in der Jakobinerbewegung verdächtigt.

Blumauer bittet Wieland brieflich um Ankündigung der vollständigen Aeneis-Ausgabe im Teutschen Merkur. Der vierte und abschließende Band fällt aber der politisch-kulturellen Repression zum Opfer. Ein Hochstapler namens »Professor« Schaber verfaßt einen vierten Band im Stile Blumauers.

Der Diskussionskreis um Hackel, dem Personen wie Hebenstreit, Gilowsky, Prandstetter, Riedel, Bielleck, Jeline, Strattmann, Gotthardi und Martinovics angehören, wird als große Wiener Jakobinerverschwörung ausgehoben.


1796

»Gedichte« (2 Teile).


1798

17. März: Blumauer stirbt an Lungenschwindsucht. Blumauers Schädel befindet sich in der Gallschen Sammlung, Paris.


Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Blumauer, Aloys. Biographie: Blumauer, Aloys. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3779-D