[71] Ein Herbstlied

zur Begleitung des Faßtrichters.


Nun klärt sich im Fasse der neue Wein,
Doch draußen wird es trübe,
Nur manchmal thut der Sonnenschein,
Als ob er den Nebel hübe;
Das Feld behauptet stolz allein
Die brave Zuckerrübe,
Doch auch ihr scheint es frostig zu Mute zu sein:
Ach, kochte man bald mich zu Zucker doch ein!
Ach, wenn man doch balde mich grübe!
King Thanatos sitzt auf dem Thron
Und übt sich im Regieren;
Mit Reichsschwert, Scepter, Reichsapfel und Kron
Sieht man ihn emsig jonglieren;
Sonst würd es des Winters selbsteigenen Sohn
An höchstseine Hände frieren;
Blitzblau sind ihm Backen und Nase schon.
Jetzt ist der Trichter mein Bombardon,
Und ich gehe den Neuen probieren.

Notes
Erstdruck in der ersten Auflage des »Irrgartens«, 1901.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Ein Herbstlied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3422-9