Ein Pfingstlied

Den Maien führ ich an meiner Hand,
Den Degen an der Seiten,
Pfingstjunker bin ich zubenannt
Und will in das gelobte Land
Auf einem Schimmel reiten.
Auf einem Schimmel blührieselweiß
Mit seidenen Schabracken.
Der Mai ihn wohl zu führen weiß
Mit einem Apfelblütenreiß.
Stolz trägt er seinen Nacken.
Doch nicht allein ich reiten mag,
Mag nicht alleine reiten,
Mich soll durch Tag und Nacht und Tag,
Mich soll durch Feld und Wald und Hag
Ein Mädel jung begleiten.
Ein Mädel jung, das soll mit mir
Auf meinem Schimmel schacken.
Hui da, du helle Maienzier!
Durchs Grüne galoppieren wir,
Der Wind bläht die Schabracken.
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Nun gehe, Mal, und klopfe an,
Wo liebe Mädel hausen,
Und sag, ich bin ein rischer Mann,
Der seinen Schimmel reiten kann
Und im Galoppe sausen.
Führ her zu mir an deiner Hand
Die lieb mich will begleiten.
Der Schimmel scharrt schon in den Sand,
Ich muß in das gelobte Land
Mit einer Holden reiten.

Notes
Erstdruck in: Erlebte Gedichte, Berlin (Issleib) 1892, bzw. in: »Nemt, Frouwe, disen Kranz«. Ausgewählte Gedichte, Berlin 1894.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Ein Pfingstlied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-31BA-D