Doppelte Liebe

Mündlich.


Nicht lang es ist,
In Fastnacht-Frist,
Hab ich mir auserkoren,
Zwey Jungfraun zart,
Von guter Art
Und tugendlich geboren.
Am Abend spat
Schneeweiß ihr Waat,
Durchaus ganz wohlgezieret,
Ich ihnen gern
In Zucht und Ehrn
Gefällig hätt' hofieret.
Doch durft ich nicht,
Dieweil es Sitt
Ein jeder Zeit zu halten;
Nach Klagens Brauch
Darum ich auch
Den lieben Gott ließ walten.
Und schmückt mich sehr,
Als ob ich wär,
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Ein Sohn der armen Frauen,
Mit kleinem Ruhm,
Recht wie die Blum
Den Winter in der Auen.
Vor beyder Thür
Ich stehe hier,
So zwischen beyden Frauen,
Ganz grämlich schier,
Wies Müllerthier
Zwey Bündel Heu mag schauen.
Schleich auf den Zehn
Zum Schlafen gehn,
Vor großem Leid und Kummer;
In dem bedacht
In selbig Nacht
Den schön und edlen Sommer.
In kurzer Zeit
Er breitet weit
Die Blum auf grüner Heiden,
Manch schönen Strauch,
Darin ich auch
Mich hoff mit Lust zu weiden.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Doppelte Liebe. Doppelte Liebe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1170-2