Mit dem Dolch rühr' ich die Zither

»Mit dem Dolch rühr' ich die Zither,
Gift ist meiner Stimme Hauchen;
Doch sie tobt, nicht wie Gewitter,
Bebt nicht, wie Vulkanes Rauchen:
Lieblich weiß sich in den Tönen
Zorn und Rache zu versöhnen.
Sinke Schlummer auf Entzückte!
Ach, dies wünschet der Verückte;
Dies Erheben im Vergeben
Kann Verrath euch nicht erstreben
Und der Liebe, die sich so verklärt,
Wird noch höh're Lust gewährt.«
»Nur die Lust der Melodieen,
Nicht des Worts verhaltne Schmerzen
Dringen durch der Küsse Glühen;
Denn sie liebt nicht mit dem Herzen.
Ja, ihr geht es, wie dem Kinde,
Ihr verfliegt das Wort im Winde.
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Keinem ist die Schönheit eigen,
Allen möchte sie sich zeigen,
So in Worten wie in Werken,
Um durch Beifall sich zu stärken;
Lobst du sie, so ist sie doppelt schön,
Sie ist nichtig, wenn sie ungesehn.«

Notes
Aus »Raphael und seine Nachbarinnen«, Erstdruck in: Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1824, hg. von A. Wendt, Leipzig 1823.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Mit dem Dolch rühr' ich die Zither. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0DCB-4