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Ein einfacher und deutlicher Ausdruck der sogenannten Lichtpolarisation steht in der Recension des Biot, traité de Physique in der Halleschen Litteratur-Zeitung, Ergänzungblätter Octr 1827 ungefähr so:

Jedes unbelegte Spiegelglas, auf welches Licht in einem ∠ von 35° fällt, läßt davon einen Theil durch und wirft den andern zurück, das Licht wird also gleichsam gespalten. Fängt man diesen zurückgeworfenen Theil mit einem andern Spiegelglase auf, so verhält er sich nicht mehr so wie das ursprüngliche Licht, wird nicht wieder theils durchgelassen, theils zurückgeworfen und abermals gespalten; sondern in 2 bestimmten Lagen wird alles Licht zurückgeworfen, und in 2 andern um 90° davon verschiedenen, wird alles durchgelassen. Der durchgelassene Theil wird nun ferner von allen Spiegelgläsern auf die er noch in einem ∠ von 35° fällt ganz durchgelassen und nichts davon reflektirt, also verliert er, durch so viele Spiegelgläser er auch noch gehn mag, nichts mehr von seiner Intensität. Dieser bei der Polarisation durch Spiegelung nicht reflektirte sondern durchgegangene Strahl heißt polarisirtes Licht. Solches wird aber noch auf eine ganz andre Art gewonnen, nämlich durch den Isländischen Doppelspath. Die bei seiner doppelten Refraktion auseinander gegangenen Stralen sind polarisirt, und zeigen dies dadurch, daß sie, durch einen 2ten Isländischen Krystal gehend nicht ferner sich verdoppeln, und bei der Spiegelung im ∠ von 35° ungetheilt durchgehn: ein durch die Spiegelung polarisirter Strahl wird durch den Doppelspath ebenfalls nicht getheilt. Das polarisirte Licht kann also auf 2 Wegen gewonnen werden, und zeigt allemal dieselben Eigenschaften, wie oben beschrieben. Siehe Mem: de l'acad: année 1811. p. 132. und année 1812 p. 5. - Die entoptischen Farben entstehn, wenn zwischen 2 in gewissen Winkeln (ich glaube 110°) gegen einander gerichteten unbelegten Spiegeln ein schnellgekühlter Glaswürfel steht, so daß seine parallelen Flächen gleiche Winkel mit den Spiegelgläsern[359]machen, in den Spiegeln zeigt sich nun ein schwarze Kreuz, mit gefärbten Punkten und Kreisen in seinen Winkeln. *) [FN: *) Darüber Göthe's Posthuma Bd. 15. und Sen{ilia} 7.]

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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. vor 31. Dezember 1827. Schopenhauer: Foliant II. Z_1827-12-31_w.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-5C44-E