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[15r]

{Betrift}
die Unterstützung des Doctors
med. Johann Müller von hier
Behufs einer Reise in's Ausland zur
Förderung wissenschaftlicher {Zweke}.

Euer Excellenz werden durch den
Geheimen Regierungsrath Reh-
fuess
in Bonn bereits von der
Bitte des daselbst sich aufhaltenden,
aus hiesiger Stadt gebürtigen
Doctors der Medizin, Johann
Müller

ihn Behufs einer wissenschaft-
lichen Reise in's Ausland, beim
Mangel an eigenem Vermögen,
aus Staatsfonds zu unterstützen,

unterrichtet seyn. Der p Müller
hat gegenwärtig wegen Gewäh-
rung dieser Bitte auch meine Ver-
wendung in Anspruch genommen,
und das hiesige Collegium medicum
das Gesuch dringend bevorwortet.
Euer Excellenz wollen beides aus
den Original Anlagen mit Meh-
rerem zu ersehen geruhen.

Der Bittsteller verdient auch,
nach Allem, was mir über ihn
bekannt geworden, in jeder Be-
ziehung wohlwollende Berücksich-
tigung. Er hat sich mir vor
einiger Zeit persönlich vorge-
stellt, und ich habe in ihm einen
sehr anständigen, gehaltenen
und gebildeten jungen Mann
gefunden. Ueber seine aus-
gezeichneten Talente und die
bereits in seinem Fache erwor-
benen Kenntnisse ist bey allen
Medizinern und Naturhistori-
kern nur eine Stimme; besonders
verspricht er in einem der
wichtigsten, und bisher am wenig
[15v]sten cultivirten Zweige der Na-
turwissenschaft
, der vergleichenden
Anatomie
, welcher er sich bisher
mit sichtbarem Erfolg und beson-
derer Vorliebe gewidmet hat,
dereinst vorzügliche Leistungen.
Seine moralische Führung ist ohne
allen Tadel, und das, was er
über seine beschränkten Vermö-
gensumstände angeführt hat,
völlig gegründet. Er ist des-
halb und seiner Talente wegen
auch bereits auf der Universi-
tät
aus öffentlichen Fonds unter-
stützt worden, und da ich die
zuversichtliche Hoffnung hege,
daß der Staat in ihm einen eben
so treuen und nützlichen Unter-
than, als die Wissenschaft einen
vorzüglichen Gelehrten finden
wird, erlaube ich mir, sein Ge-
such

um Unterstützung während
seines Aufenthalts in Paris,
Behufs seiner fernern Aus-
bildung,

Euer Excellenz angelegentlichst
zu empfehlen, die Bestimmung
der ihm jährlich zu bewilligenden
Summe lediglich Hochdero wohl-
wollendem Ermessen anheim
stellend.

Ingersleben
An
Ein Königliches Hohes Ministerium
der Geistlichen- Unterrichts-
und Medizinal-Angelegenheiten
zu
Berlin
CC-BY-NC-SA-4.0

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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 18. Februar 1823. Ingersleben an Altenstein (Ausfertigung). Z_1823-02-18_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-4129-A