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[69r]
An
des Königlichen Würklichen Geheimen-
Staatsministers Herrn Freyherrn von Al-
tenstein
Excellenz.

(Ew.)Eure Excellenz werden aus meiner ehrerbie-
tigsten Eingabe vom 28sten May (l. J.)laufenden Jahres zu ent-
nehmen geruht haben welchen gedeihlichen
Fortganges ich bey meinem Unternehmen über
die göthesche Farbenlehre öffentliche Vorträge
an der hiesigen Universität zu halten, mich in
Folge der mir zu diesem Behuf gnädigst
gemachten Verwilligungen zu erfreuen
habe. Ganz besonders förderlich ist mir da-
bey der Gebrauch eines der nach Süden ge-
legenen, früher vom Herrn Professor Tralles
bewohnten Zimmers im Universitätsgebäude
1,
und ich habe mich dessen bisher unbefangen
zu meinen Demonstrationen bedient, ohne
zu ahnden daß dadurch die Erreichung
anderer wissenschaftlichen Zwecke ein Hinder-
niß begründet werden könne. - Da ich in-
deß in diesen Tagen äußerlicher Weise Kennt-
niß davon erhalten habe, daß das in Rede ste-
hende Zimmer zu denjenigen gehört welche für
das zoologische Museum der Universität be-
stimmt sind und daß die verzögerte Einräumung
dieses Zimmers vom Herrn Professor Lich-
tenstein
unangenehm empfunden wird, so habe
ich es für Pflicht gehalten mich sofort selbst
zum gedachten Herrn Professor zu begeben
und ihm meine Bereitwilligkeit zu erklären
mich noch vor Eingang einer diesfalsigen höheren
Verfügung, sogleich mit meinen Instrumenten und
Geräthschaften so einzurichten daß für die be-
zweckte Erweiterung des zoologischen Museums
durch mich kein Aufenthalt veranlaßt wird. -
[69v]Der Herr Professor Lichtenstein hat sich dem
zu Folge auf eine überaus wohlwollende
Weise dazu erboten das fragliche Lokal in
diesen Tagen mit mir gemeinschaftlich in Au-
genschein zu nehmen und sich vorläufig dahin
erklärt daß ich, ohne seinen Zwecken in
den Weg zu treten, das gegenwärtig von
mir benutzte Zimmer ohne Bedenken bis zum
Schluß meiner Vorlesungen auch fernerhin
benutzen könne und daß es seines Erachtens
thunlich seyn werde mir auch für die Zukunft
eines der beyden gegen Süden gelegenen Eck-
zimmer zum Behuf meiner chromatischen Vor-
träge zu überlassen. -

(Ew.)Euer Excellenz habe ich nicht verhehlen wollen
hiervon unterthängste Anzeige zu erstat-
ten und zweifle ich nicht daß Höchstdieselben
mir bey meinen wissenschaftlichen Bestrebun-
gen auch ferner Ihren hohen Beystand, so-
weit es die Umstände gestatten, huldreichst
angedeihen lassen werden. Ehrerbietigst
verharre ich

(Ew.)Euer Excellenz
 unterthänigster Diener
Leopold von Henning. Dr. Phil.
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 25. Juli 1822. Von Henning an Altenstein. Z_1822-07-25_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-3F81-9