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[10r]
Euer Excellenz
{Hochgebiethender}
mir in Gnaden gewogener Herr!

Ich nehme mir die Ehre Ihnen mein zweites Bändchen
über das subjective Sehen zu übersenden. Ich darf
die {Uiberzeügung} hegen, daß der Gegenstand {neü} ist,
und daß er in der Geschichte der Wissenschaft einen
bleibenden Werth haben wird; obgleich ich von der anderen
Seite, selbst am gegenwärtigen Bändchen die Erfahrung
machen mußte daß er lange noch nicht an der Tagesordnung
ist. Mein einziger Trost bleibt, daß eine hoch aufgeklärte
höchste Regierung mein Bestreben erkennt, was mich einzig
ermuthigt weiter zu schreiten, und auf eine bei andern Ge-
genständen schneller sich bewegende Celebrität voritzt Verzicht
zu leisten. Ich arbeite gegenwärtig in den frühen Morgen-Stunden
[10v]am dritten Bändchen welches von dem Gesichtssinne in seinen
höheren psychischen Beziehungen handeln wird.

Es war mir stets ein Bedürfniß, meinen Arbeiten einen
mir gemüthlich wichtigen Namen vorzusetzen. (Ew.)Euer Excellenz
haben mir erlaubt den Ihrigen an die Stelle des dritten
Bändchens zu stellen.
Es wird mir eine große Anei-
ferung seyn, mich dieser Ehre würdig zu erweisen.

Schließlich lege ich ein Schreiben des liebenswürdigen Jubel-
greises Blumenbach bei, weil ich glaube, (Ew.)Euer Exzellenz
damit ein Vergnügen zu machen, und weil es mir wohlthut,
von seinem Urtheile {beleüchtet} in dero Augen zu erscheinen.

(Ew.)Euer Excellenz Gnade
mich empfehlend
bin ich in tiefster Ehrfurcht Dero
unterthänigster Diener
JEv. Purkinje
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 4. Dezember 1825. Purkinje an Altenstein. Z_1825-12-04_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-5A6F-1