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[34r]
An
das (Königl.)Königliche Ministerium
der Geistlichen- Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenheiten

Einem hohen (Königl.)Königlichen Ministeri
um
habe, dem gnädigsten Auftrage
hochdesselben gemäß, über die im
verflossenen Sommerhalbjahr von
dem D. von Henning über meine Vor-
lesungen abgehaltenen Repetiti-
onen, gehorsamen Bericht abzu-
statten.

Die zwey Vorlesungen, die ich gehalten,
waren,

  • die eine über Logik und Meta-
    physik
  • die andere über ReligionsPhilosophie.

D. von Henning hat über jede derselben,
zwey Stunden wöchentlich, die Repetiti-
on veranstaltet,

  • die eine in den Stunden von 3 bis 4 Uhr
    Mittwochs und Sonnabend
  • die andere in den Stunden von 6 bis 7 Uhr
    Abends

Dann hat er besondere Stunden für münd-
liche Unterredungen ausgesetzt.

  • An der Repetition der Logik haben
    27,
  • und an der über Religionsphiloso-
    phie haben 22 Zuhörer theilgenommen.

In den mehrfältigen Besuchen,
die ich in diesen, mit unausgesetztem
Fleiße gehaltenen Repetitionen
gemacht habe, habe ich ein aufmerk-
sames Interesse von Seiten der Zuhö-
rer, das sich bis ans Ende erhalten hat,
zu bemerken Gelegenheit gehabt,
und von Seiten des Lehrers konnte ich
eine gründliche Durchdringung der Sache
[34v]und eine zweckmäßige Abhandlung
derselben, so wie einen lebhaften und d[eut-]
lichen Vortrag, und durchaus erns[te]
Application in diesem Geschäfte, w[ahr-]
nehmen. Die in meiner Gegenwar[t]
abgehandelten Materien gaben m[ir]
gleichfalls Veranlassung, gelegent[liche]
Erläuterungen dabey zu machen.

Ich darf daher hier, auch nach der Erf[ah-]
rung des verflossenen halben Jahres,
meine gegen das (Königl.)Königliche Ministeri[um]
früher gemachte Äusserung mit vollk[om-]
mener Überzeugung wiederhohlen, daß
ich die Veranstaltung dieser Repetitio[nen]
der hohen Intention desselben, das Stud[ium]
der Philosophie auf hiesigen (Kön.)Königlichen Uni[ver-]
sität
zu beleben, für gantz entspreche[nd]
halte, und glaube, daß indem die Jugen[d]
so sehr ohne Vorbereitung und ohne die
Bekanntschaft und Gewohnheit, mit fa[ch-]
lichen Gedanken umzugehen, auf d[ie]
Universität zu kommen pflegt, ei[n]
wahrhaftes Bedürfniß auf diese W[eise]
in etwas ausgefüllt werde.

Ich glaube noch hinzufügen zu dür[fen,]
daß, indem ich dergleichen Repetition[en]
für ein vorzügliches Bildungsmitte[l]
für das Lehramt, ansehen zu können [er-]
achte, auf die Übung im Vortrage, die
D. von Henning bey jenem Geschäfte ge[habt]
und auf die mit demselben verbunden[e]
Veranlassung, eine Wissenschaft sys[te-]
matisch und genau durchzumachen,
ein Theil des guten Erfolgs gerech[net]
werden möge, den derselbe bey sein[em]
Versuche, vorigen Sommer zum ersten[mal]
als öffentlicher Lehrer aufzutreten, [und]
dem zahlreichen Versuche seiner Vorlesu[n-]
[35r]gen, und in dem Beyfall seiner Zuhö-
rer, gefunden hat.

Mit schuldiger Ehrerbietung
verharre
Eines hohen (Königl.)Königlichen Ministe-
riums

  gehorsamer
Hegel, Prof. (p.)publicus (o.)ordinarius
an (hies.)hiesiger (Kön.)Königlichen Universität.
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 26. Oktober 1821. Hegel an Kultusministerium. Z_1821-10-26_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000F-3DB8-E