[ Abgebildet ist ein Werbeplakat für das 3. Deutsche Versehrten-Sportfest vom 7. bis 8. September 1952 in List auf Sylt. Die Informationen über den Titel sowie Datum und Ort sind am oberen und unteren Ende des Plakats platziert. Den Hauptteil nimmt eine Zeichnung eines lachenden Wassersportlers ein, von dem nur der Oberkörper zu sehen ist. Seine Arme hebt er in die Luft. Sein Unterkörper ist von Wellen verdeckt und nicht zu sehen. Im Bildhintergrund sind Möwen und der berühmte Leuchtturm am Sylter Ellenbogen zu erkennen. ]

Im September 1952 trafen sich auf der Insel Sylt etwa 700 Versehrtensportler – darunter zehn Frauen – zum bis dahin größten Treffen behinderter Sportler in Deutschland. Die Veranstaltung diente der noch jungen, bundesweiten Versehrtensportorganisation nicht nur als Sportevent; darüber hinaus fanden sich alle maßgeblichen Funktionäre und Sportärzte in List ein, um den weiteren Aufbau von Verbandsstrukturen zu planen. Bei den meist leichtathletischen sportlichen Wettkämpfen selbst stand mehr der Ausdruck von Lebensfreude, denn der tatsächliche Leistungsvergleich im Vordergrund. Diese Schwerpunktsetzung transportierte bereits das hier abgebildete Werbeplakat: Dem Versehrtensportler ist keinerlei körperliche Beeinträchtigung anzusehen – diese wird bewusst von den Wellen überdeckt. Im Kontext der zeitgenössischen Interpretationen von Behinderung und Versehrtensport kann diese Darstellung als typisch gelten. Im ‘Wettkampf der Freude’ rückt die als Leid und Makel empfundene körperliche Beeinträchtigung zumindest für eine kurze Zeit in den Hintergrund.

Literaturhinweise:
  1. Sebastian Schlund: Kompensation des "Makels"? Der organisierte Sport kriegsversehrter Männer in der Bundesrepublik Deutschland 1950 bis 1968, in: Bernhard Gotto/Elke Seefried (Hrsg.): Männer mit "Makel". Männlichkeiten und gesellschaftlicher Wandel in der frühen Bundesrepublik, Berlin 2016, S. 49-61.

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TextGrid Repository (2018). Quellensammlung zur Geschichte von Menschen mit Behinderungen. Freizeit. D3 - Kommentar. Geschichte-MMB. Sebastian Schlund. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000B-D1D3-A