Unterschiedliche Organisationen vornehmlich jüngerer Menschen mit und ohne Behinderungen bildeten sich nach den Aufbrüchen von 1968 und forderten Selbstbestimmung und Teilhabe. Diese Organisationen gaben auch regelmäßig Zeitungen heraus, wie die Luftpumpe – Zeitung für Behinderte und Nichtbehinderte. Das Titelblatt aus dem Februar 1981 verdeutlicht die Standpunkte der Bewegung: Zum einen verweist der ironische Text der abgebildeten Todesanzeige auf das Repertoire der Aktions- und Ausdrucksformen der Neuen Sozialen Bewegungen. Zudem finden sich Andeutungen wie die Floskel der ‘klammheimlichen Freude’, die 1977 nach der Ermordung des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback durch die ‘Rote Armee Fraktion’ von einem Göttinger Studenten in einem Artikel veröffentlicht wurde. Zum anderen markiert diese stilisierte Todesanzeige die Position der Behindertenbewegung, die sich gegen Bevormundung und Bemitleidung – wie durch die Aktion Sorgenkind und deren Vorsitzenden Hans Mohl – zur Wehr setzten.

Literaturhinweise:
  1. Gabriele Lingelbach: Konstruktionen von ‘Behinderung’ in der Öffentlichkeitsarbeit und Spendenwerbung der Aktion Sorgenkind seit 1964, in: Elsbeth Bösl/Anne Klein/Anne Waldschmidt (Hrsg.): Disability History. Konstruktionen von Behinderung in der Geschichte - eine Einführung, Bielefeld 2010, S. 127–149.
  2. Dieter Rucht: Linksalternatives Milieu und Neue Soziale Bewegungen in der Bundesrepublik. Selbstverständnis und gesellschaftlicher Kontext, in: Cordia Baumann (Hrsg.): Linksalternatives Milieu und Neue Soziale Bewegungen in den 1970er Jahren, Heidelberg 2010, S. 35–59.

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TextGrid Repository (2018). Quellensammlung zur Geschichte von Menschen mit Behinderungen. Interessenorganisationen. E9 - Kommentar. Geschichte-MMB. Jan Stoll. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000B-D1FF-A