Der Freimaurer


Der Sohn eines wohlhabenden Bäckers in einer schwäbischen Stadt soll seine Wanderschaft antreten. Sein Nachbar rät ihm: »Gib dich für einen Freimaurer aus, und sie werden dich in der Fremde freundlich aufnehmen.« – »Woran aber kann ich die Freimaurer erkennen?« – »Sie zeigen sich gegenseitig die Zungenspitze.« – Anderntags macht der Wanderbursche zu Waiblingen im Gasthof »Zum Adler« die Probe aufs Exempel. Er schiebt, den Landrichter starr ansehend, der neben ihm am Stammtisch Platz genommen hat, die Zungenspitze zwischen die Lippen. Da der vermeintliche Freimaurer nicht darauf reagiert, kommt die Zunge immer weiter heraus. Der Landrichter glaubt sich verhöhnt und verabreicht dem Jungen eine kräftige Maulschelle. Dieser, sich den Backen reibend, ruft: »Aha! Das ist keiner!«

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Notizen
Fliegende Blätter, München (Braun und Schneider), 1859, Nr. 714: S. 75.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Der Freimaurer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-21A7-2