[291] [293]Zueignung

Mutig schäumt empor die Quelle,
Sprudelt silberhelle,
Hingezogen
Schimmern durch das Grün die Wogen;
Mächtig dehnt der Strom sich, reißend schnelle;
Kühner umgebogen,
Daß die Flut so reicher schwelle,
Bis zum Meere hin die stark' entflogen,
Wo dann endlos rauscht die Welle,
Brausend ew'ge Fluten durch einander wogen.
Also, die vom Himmel stammen,
Auch die Liebesflammen
Im Gemüte,
Spielen erst um Frühlingsblüte;
Mutiger das Böse zu verdammen,
Wie es wild auch wüte,
Schlagen Herzen dann zusammen
Kühn, wer frei dem Vaterland erglühte;
Bis noch reiner sie entflammen,
Mitverschlungen in das Meer der ew'gen Güte.
Diese Lieder und Gesänge,
Lieber Jugend Klänge,
Erst nur Spiele
Streben bald zu lichterm Ziele;
Kühn empor sich windend aus der Enge
Spielender Gefühle;
Abwärts von der blöden Menge,
Neu entzündend mut'ger Herzen viele,
Reißt vom irdischen Gedränge
Aufwärts der Gesang den Geist zum Flammenziele.
Die in Liebe du entzündet,
Ewig mir verbündet,
Lust und Klagen
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Teilend, alles wolltest wagen;
Liebe ist es, was das Lied verkündet,
Wie in Frühlingstagen
Schöne Freude sich entzündet.
Höher noch beginnt der Mut zu schlagen,
Wenn die Hoffnung, neu begründet,
All' uns will vereint zum Meer der Liebe tragen.
Als die Zeit in Haß entbrannte,
Keinen Frieden kannte,
Fern vertrieben,
War es nicht dein treues Lieben,
Wo der Mut zur Hoffnung sich ermannte?
Sind umhergetrieben,
Ehrend was die Welt verkannte,
Wir nicht folgend unsers Herzens Trieben,
Welchen Wahn man immer nannte,
Treu dem rechten Vaterlande stets geblieben?
Was von Lust und Schmerz bezwungen,
Mutig ich gesungen,
Was dem vollen
Herzen schöpferisch entquollen;
Was sich spielend erst durchs Tal geschlungen,
Dann zum Strom erschwollen
Um das Vaterland geschwungen;
Soll den Dank der Liebe freudig zollen,
Weil durch Liebe nur gelungen,
Was auf kühner Fahrt zum Ziel uns führen sollen.
Fahrt, die wir vereint bestanden,
Sieg und Rettung fanden,
Hohem Leben,
Ew'ger Liebe hingegeben;
Daß befreit nun von des Zwiespalts Banden,
Höher stets das Streben,
In des Friedens sel'gen Landen,
Auf zu jenem Licht sich kann erheben,
Dem die Treuen sich verbanden,
Milde Ruh die Sieger linde mag umschweben.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Zueignung. Zueignung. Zueignung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D660-D