[60] Herbstlese

Schon blicken rothe Wipfel
Aus fahlem Laub hervor,
Leis' um der Berge Gipfel
Wallt lichter Nebelflor.
Schon folgt dem Schnitterreigen
Des Jägers rascher Schuß –
Doch reift's noch an den Zweigen
Im letzten Sonnenkuß.
Bald nahen frohe Hände,
Sie schütteln Ast um Ast,
Sie brechen vom Gelände
Der Trauben süße Last.
Denn so ist's allerwegen:
Daß für des Sommers Fleiß
Mit köstlich reichem Segen
Der Herbst zu lohnen weiß.
[61]
Doch was ist dir beschieden,
Der du die Zeit verträumt,
Der du, zu sä'n hienieden,
Zu pflanzen hast versäumt?
Da du im Frühlingshauche
Nach Rosen nur gesucht:
So pflück' vom dorn'gen Strauche
Dir jetzt die herbe Frucht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Aus schweren Tagen. Herbstlese. Herbstlese. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AD97-B