[78] Ein Sterbehauch

O sag' mir! hast du je empfunden
Wie seltsam es das Herz beschleicht,
Wenn uns in seinen Sterbestunden
Der Lenz noch eine Gabe reicht? –
Wenn aus der Schaar der Waldessänger,
Die rasch sich nach dem Süden schwingt,
Vor'm Herbste fliehend, ihrem Dränger,
Ein letztes Lied noch zu uns klingt? –
Wenn, bald dem rauhen Nord erlegen,
Der sie entblättert und verstreut,
Die Blume, wie zum Liebessegen
Noch ihren letzten Duft uns beut? –
[79]
So wisse: dieses Deingedenken,
Das Heil auf dich herniederruft,
Dieß sanfte mich in dich Versenken,
Ist meines Herzens letzter Duft.
Und dieses Lied, als Seelenkunde
Zu dir hintönend liebevoll,
Es ist ein Gruß von einem Munde,
Der bald im Tod verstummen soll! –

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Paoli, Betty. Gedichte. Neue Gedichte. Ein Sterbehauch. Ein Sterbehauch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-69EB-4