[381] An die Eifersüchtige 1

Ist es möglich, daß du weinest?
Ist es möglich, daß du meinest,
Daß ich dich verlassen kann?
Ei, so schaue doch von fernen
Auch einmal bei andern Sternen
Dich, o Sonne, selber an!
Dein erhobnes Angesichte
Machet allen Glanz zu nichte,
Der die blinde Welt bethört.
Phyllis selbst muß mit Betrüben
Sich in deinen Mund verlieben,
Wenn sie deine Lieder hört.
Alle junge Schäferinnen
Fliehen ohne Haß 2 von hinnen,
Wenn sie dich, o Wunder, sehn.
Zephyr steigt aus seinen Höhlen,
Deinen Busen 3 zu beseelen
Und von neuem anzuwehn.
Venus wird von Zorn entzündet,
Weil sie Alles an dir findet,
Was ihr sonst allein gebührt;
[382]
Wie sollt' ich denn, schönste Nymphe,
Dir zu Trotz und mir zum Schimpfe
Hassen, was die Götter rührt?
[382]
Denke selbst, ich bin getrieben;
Ich will, soll und muß dich lieben,
Nichts reißt meinen Vorsatz ein.
Denn was du einmal geboren,
Muß, geht Alles gleich verloren,
Dennoch unvergänglich sein.

Fußnoten

1 Die erste Str. ausgel.

2 mit geduld.

3 brüste.

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TextGrid Repository (2012). Neukirch, Benjamin. Gedichte. Gedichte. An die Eifersüchtige. An die Eifersüchtige. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-60E8-7